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Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-1
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
II Eigenschaften von Böden
1 Struktur von Böden
1.1 Boden und Fels
Boden – im bautechnischen Sinne – ist die oberflächennahe nicht verfestigte Zone der
Erdkruste. Die Bestandteile sind miteinander nicht oder nur in so geringem Maße
mineralisch verbunden, dass diese Verbindung die Eigenschaften des Bodens nicht prägt
(„Lockergestein“).
Fels ist jene Zone der Erdkruste, deren Bestandteile miteinander mineralisch fest
verbunden sind. Seine Eigenschaften werden durch diese Verbindung sowie durch Systeme
von Trennflächen bestimmt („Festgestein“).
1.2 Kornform und Kornrauhigkeit
Man unterscheidet die Kornformen: kugelig (1), gedrungen (2), prismatisch (3), plattig (4),
stäbchenförmig (5), plättchenförmig (6) sowie die Kornrauhigkeiten: scharfkantig (1),
kantig (2), rundkantig (3), gerundet (4), glatt (5).
1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5
Kornform Kornrauhigkeit
Abb. II-1 Kornform und Kornrauhigkeit
Bei grobkörnigen Böden sind Kornform und Kornrauhigkeit von der Gesteinsart sowie der
Transport- und Verwitterungsgeschichte abhängig. Zunehmender Transportweg führt zur
Rundung der Kanten und Glättung des Korns. Verwitterung kann die Kornrauhigkeit
wieder steigern.
Bei feinkörnigen Böden ist die Kornform allein von der Mineralart abhängig. Eine nach
allen Raumrichtungen annährend gleichmäßige Mineralfestigkeit ergibt im Endzustand
kubische bzw. kugelige Kornformen, bei anisotroper Mineralfestigkeit entstehen plattige
Formen. Quarz, Kalk und Dolomit sind gedrungen bis prismatisch, Tonminerale in der
Regel plättchenförmig, Halloysit stäbchenförmig.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
1.3 Entstehung der Lockergesteine
Die Gesteine Nordamerikas und Europas bestehen zu 66,9 % aus Feldspäten, 22,2 % aus
Kalken, Dolomiten und Salinargesteinen und zu 10,9 % aus Quarz.
Nach MILLOT (1970) unterliegen alle Gesteine einem kontinuierlichen
Umwandlungsprozess: Lockergesteine entstehen durch physikalische und chemische, in
sehr geringem Umfang auch durch biologische Verwitterung; sie enthalten die Bestandteile
der Ursprungsgesteine in etwa der gleichen prozentualen Häufigkeit.
1.3.1 Physikalische Verwitterung
Bei der physikalischen Verwitterung wird das Gestein durch mechanische Prozesse
aufgelockert und zerkleinert wobei die chemische Zusammensetzung des Gesteins dabei
erhalten bleibt. Die physikalische Verwitterung setzt bei den weichsten Bestandteilen des
Gesteins an. Am Beispiel Granit ist das der Glimmer. Der Glimmer besitzt eine
Wasseraufnahmefähigkeit von 0,2 % bis 0,5 %. Bei Frosteinwirkung kann das
aufgenommene Wasser zum Sprengen des Gesteins führen. Beim Transport im Wasser
werden die im Vergleich zu Quarz weicheren Feldspäte abgerieben und ausgewaschen. Die
Quarzkörner können wegen ihrer Härte vom Wasser nicht unter einen gewissen
Durchmesser zerkleinert werden; sie sedimentieren zu Quarzsand und Quarz-Grobschluff.
1.3.2 Chemische Verwitterung
Unter chemischer Verwitterung versteht man Umwandlungs- und Lösungsvorgänge, die
zur Zersetzung des Gesteins führen. Als Beispiel für einen Umwandlungsprozess sei hier
die Entstehung von Gips bei Einlagerung von Wasser in Anhydrit angeführt.
Lösungsvorgänge finden bei Sedimentgesteinen bei der chemischen Umsetzung von Kalk,
Gips oder Salzen statt. Eine besondere Form der chemischen Lösung ist die Lateritbildung
infolge Hydrolyse. Sickerwasser löst die negativen Ionen aus dem Gestein, bis
Aluminiumoxide und Eisenoxide übrig bleiben. Diese Form der chemischen Verwitterung
findet überwiegend in Regionen ohne Frost statt, z.B. in tropischen Regenwäldern.
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1.3.3 Biologische Verwitterung
Bei der biologischen Verwitterung wird das Gestein durch Pflanzen oder Tiere zerstört. Es
wird zwischen physikalisch-biogenen und chemisch-biogenen Verwitterungsprozessen
unterschieden. Erstere erfolgen zum Beispiel, wenn Pflanzenwurzeln in Gesteinsklüfte
vordringen und diese durch ihr Dickenwachstum erweitern (Wurzelsprengung). Die
chemisch-biogene Verwitterung tritt beispielsweise auf, wenn sich bei der Zersetzung von
Organismen minerallösende Humin-, Kohlen- und Schwefelsäure bilden. Auch saure
Ausscheidungen von Bakterien, Pilzen, Algen, Flechten usw. lösen Minerale und zerstören
somit das Gefüge des Gesteins.
1.4 Tonminerale
Die Neubildung von Tonmineralen in der Sedimentationsphase ist dadurch bedingt, dass
die Feldspat-Abkömmlinge sich zu Ketten und Netzen verbinden. Diese Kettenmoleküle
haben noch keine elektrisch ausgeglichenen Oberflächenladungen und sind deswegen nicht
stabil. Sie lagern sich daher zu zwei- oder dreischichtigen Kristallformen zusammen.
Das Wassermolekül ist zwar elektrisch neutral, kann aber wegen seiner unsymmetrischen
räumlichen Struktur elektrisch gerichtet und gebunden werden (Van-der-Waals-Kräfte).
Im Ergebnis bestehen Tonminerale generell aus unterschiedlichen Wechselfolgen von zwei
verschieden strukturierten Schichten (Schicht- oder Phyllosilikate). Die erste Schicht ist
ein aus SiO4-Tetraedern zusammengesetztes Netz, wobei die Tetraederspitzen stets in die
gleiche Richtung zeigen. Je 6 Tetraeder bilden einen Tetraeder-Ring und die Ringe bilden
das Netz (Abb. II-2). Maximal jedes zweite Siliziumion kann durch ein Aluminiumion
substituiert werden.
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Sauerstoff O2-
Silizium Si4+
SiO -Tetraeder4 Tetraeder-Sechsring
Abb. II-2 Tetraeder-Sechsring als Schichtsilikat-Struktur nach GRIM (1968)
Die zweite Schicht setzt sich aus Oktaedern zusammen, deren Eckpunkte aus
Sauerstoffionen oder aus OH-Gruppen (Hydroxyl) gebildet werden. Die Mittelpunkte
(oktaedrische Lücken) der Oktaeder in einer solchen Schicht enthalten Al3+, Fe3+ oder
Mg2+, Fe2+ als Kationen (Abb. II-3).
Kationz.B. Al
3+
Sauerstoff bzw. HydroxylO bzw. OH
2- -
Oktaeder Oktaederschicht
Abb. II-3 Oktaederschicht als Schichtsilikatstruktur nach GRIM (1968)
Aus der Art der Verknüpfung der Tetraederschichten mit den Oktaederschichten sowie der
Besetzung mit verschiedenen Kationen lässt sich eine Vielzahl von Tonmineralen ableiten.
Tetraeder- und Oktaederschichten bilden stets eine feste chemische Verbindung. Die
Schichtpakete sind nach außen hin nicht elektrisch neutral. Sie binden sich gegenseitig
über elektrostatische Kräfte. Dabei liegen die Abstände der Schichtpakete zueinander in
einer Größenordnung von wenigen Å (Ångstrøm: 10-10 m).
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1.4.1 Kaolinit
Die zweischichtige Kristallform des Kaolinits besteht aus einer Tetraeder- und einer
Oktaederschicht in fester chemischer Verbindung: Al2O3 · 2SiO2 · 2H2O. Ein Kaolinit-
Tonteilchen besteht aus einem Verband solcher Doppelplättchen. Da sich in der
Kontaktfläche zwischen Tetraeder- und Oktaedergitter positive und negative
Oberflächenladungen gegenseitig neutralisieren, bleibt der Gitterabstand konstant.
Dadurch ist das Kaolinit-Mineral gegen äußere Störungen relativ unempfindlich.
1.4.2 Halloysit
Halloysit, auch als 10-Å-Halloysit bezeichnet, ist ein hydratisierter Kaolinit. Das heißt,
zwischen den Doppelplättchen aus je einer Tetraeder- und einer Oktaederschicht befindet
sich ein Zwischenschichtpaket aus Wassermolekülen. Diese Wassermoleküle können die
Struktur beim Erhitzen auf über 50°C verlassen. Entwässerter 10-Å-Halloysit wird auch als
7-Å-Halloysit bezeichnet. Die chemische Formel des Halloysits lautet:
Al2Si2O5(OH)4 · 2H2O.
1.4.3 Illit
Das häufigste Endprodukt der Verwitterung des Granits ist das Dreischicht-Mineral Illit
mit seinen verschiedenen Modifikationsformen. Die Grundeinheit ist dieselbe wie beim
Montmorillonit mit dem Unterschied, dass einige Si4+-Ionen durch Al3+-Ionen ersetzt sind.
Damit würden eine Ladungsdifferenz und ein elektrisches Ungleichgewicht entstehen.
Dies wird durch K+-Ionen in den Zwischenschichten kompensiert. Diese das System
stabilisierenden Ionen bewirken, dass Illite trotz ihres Dreischicht-Aufbaus im diagenetisch
verfestigten Zustand wesentlich weniger quellfähig sind, als die Montmorillonite und einen
vergleichsweise konstanten Gitterabstand von 10 Å besitzen. Es ist allerdings zu beachten,
dass sich Illite in jungen Sedimenten noch in ihrer Bildungsphase befinden und deswegen
noch unverfestigte, "offene" Strukturen besitzen. Bei Illiten handelt es sich nicht zwingend
um Neubildungen durch Sedimentation, sie können auch unmittelbare Verwitterungs-
produkte sein, die aus dem Glimmer unter Wasseraufnahme und Abgabe von Alkali-Ionen
entstanden sind. Bei dieser Transformation haben auch Fe2+- bzw. Fe3+-Hydroxide große
Bedeutung. In diesem Zusammenhang seien die Keupertone genannt, die hauptsächlich aus
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Illiten bestehen und ihre Rot- bzw. Grünfärbung aus den eingelagerten Fe-Verbindungen
(Hämatite) erhalten. Eine grüne Illit-Art, bei der die Al-Ionen teilweise durch Fe-Ionen
ersetzt sind, ist der Glaukonit.
1.4.4 Montmorillonit
Unter geeigneten Bedingungen (s.a. MILLOT, 1970) können sich entweder am
Verwitterungsort diagenetisch oder während des Sedimentierens dreischichtige Kristalle
aus zwei Tetraederschichten und einer dazwischen liegenden Oktaederschicht bilden. Ein
Beispiel für diese Kristallform ist der Montmorillonit: Al2O3 · 4SiO · nH2O. Die
gegenüberliegenden Gitter-Oberflächen des Montmorillonit haben Ladungen von gleichem
Vorzeichen, sie stoßen sich ab. Die Neutralisierung dieses Abstoßungseffekts wird durch
Dipole und positive Ionen (Kationen) bewirkt, die in der Kontaktzone absorbiert sind.
Dieses System reagiert empfindlich auf Störungen und thermische Änderungen, so dass
der Bestand an polarisiertem Wasser stark schwankt und damit auch die Teilchendicke
zwischen 9,6 und 21 Å liegen kann. Der Montmorillonit hat deshalb ein beträchtliches
Quellvermögen. Die Montmorillonit-Teilchen sind wesentlich kleiner als die des Kaolinits,
weil die für die Bildung größerer Kristallstrukturen entscheidenden Ionen vollständig aus
den Zwischenzonen herausgelöst sind (vollständige Degradierung).
1.4.5 Chlorit
Ein weiteres häufig anzutreffendes Dreischichtmineral ist der Chlorit, der den prinzipiellen
Aufbau des Illits hat und sich nur darin unterscheidet, dass die Stabilisierung in der
Zwischenschicht nicht durch Alkali-Ionen, sondern durch Ionen in Form einer singulären
Oktaederschicht (Mg · Al)6 (OH)12 zustande kommt. Chlorite können durch
Transformation aus Illiten entstehen und umgekehrt. Sie gehören mit zu den für die
Keupertone typischen Mineralarten.
Es gibt zwar in der Mineralogie neben den hier genannten Hauptmineralen der Tone noch
zahlreiche weitere, doch ist diese Vielfalt nur scheinbar, da sich aus den Grundelementen
viele Mischformen aufbauen lassen. Schon während der Entstehung hängt die Formgebung
der Kristalle im Einzelnen vom Ionen-Angebot, vor allem der Na- und K-Ionen ab. Da ihr
Ionen-Radius verschieden groß ist, wirken sie sich unterschiedlich strukturierend aus. In
der Abb. II-4 sind die wichtigsten Tonminerale und deren Aufbau zusammengestellt.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Struktur-Modell Symbol der Schicht
Si-O-Tetraeder- Si-Tetraeder-Schicht Einheit Oktaeder-Schicht Oktaeder-Einheit mit Al als Kation (Gibbsit) Oktaeder-Schicht Si mit Mg als Kation (Brucit) O bzw. (OH)
Al3+ oder Mg2+
1 2 3 4 5 Tonmineral Struktur-Symbol Bindung Form des Bemerkung
Minerals 1. Kaolinit O-OH fest 6-eckige Plättchen 2. Halloysit
O-OH Stäbchen zwischen (Röhrchen) Doppelschichten
2 oder 4 H2O
3. Illit K fest Plättchen "Glimmerartiges Tonmineral"
4. Mont- O-O dünne Quellfähig morillonit sehr schwach Plättchen 5. Chlorit sehr fest Plättchen
Abb. II-4 Aufbau der Tonminerale
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B GB G
B
B GB G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
G
R
G
G 7,2 A
G
G 10,2 A
G
G
K K
10 A
B G
B
B G14 A
G
G 9,6 A bis
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
1.5 Gefüge des Bodens
Die Art, wie die Bodenkörner sich aneinander fügen, ist von der Entstehung des Bodens
sowie der Größe und der Art der Körner abhängig. Bei Kies und Sandkorn sowie bei
Korngrößen des Grobschluffs spielen molekulare Anziehungskräfte und elektrische
Ladungskräfte gegenüber dem Eigengewicht eine untergeordnete Rolle. Sedimentierende
Körner rollen in die Hohlräume bereits abgelagerter Teilchen und bilden ein
Einzelkorngefüge (Abb. II-5, (1)).
Tonminerale, die am Rand positiv und an ihren Seiten negativ geladen sind, rollen
aneinander nicht mehr ab, sondern haften mit Ecke und Kante an den Seitenflächen
anderer Teilchen und bilden ein kartenhausähnliches Gefüge (Wabengefüge). In dieser
Form lagern sich Süßwassersedimente ab (Abb. II-5, (2)).
Im Salzwasser bilden sich bereits beim Sedimentieren aus mehreren flächig haftenden
Teilchen Aggregate, die gemeinsam absinken und ein noch lockereres Flockengefüge
aufbauen (Abb. II-5, (3)). Die Flockenbildung wird durch hohe Elektrolytkonzentrationen,
hohe Temperatur und geringe Wasserstoff-Ionenkonzentration (saures Verhalten) des
Wassers begünstigt. Diese lockeren Strukturen können auch in Verwitterungsböden durch
Auslaugung (Hydrolyse) entstehen.
Bei Zusammendrückung regeln sich die Teilchen des Waben- und des Flockengefüges
bevorzugt senkrecht zur Druckrichtung, durch Scherbeanspruchung parallel zu den
Scherbändern ein.
Das Gefüge kann durch Betrachten präparierter Bodenoberflächen (bei Felsflächen
geschliffener Schnittflächen) unter dem Mikroskop oder dem Elektronenmikroskop
untersucht werden.
1
Einzelkorn
2
Waben
3
Flocken
Abb. II-5 Gefüge des Bodens
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
2 Mehrphasensystem Boden
2.1 Porenanteil und Porenzahl
Der Boden ist ein Mehrphasensystem, das sich aus den folgenden 3 Phasen
zusammensetzt:
Feststoff
Flüssige Phase, i.a. Wasser
Gasförmige Phase, i.a. Luft
gasförmig
fest
flüssig
V
Vs
Vp
Vw
Va
V : Gesamtvolumen
: Volumen der Poren
: Volumen der flüssigen Phase
: Volumen der gasförmigen Phase
: Volumen der festen Phase
V
V
V
V
p
a
w
s
Abb. II-6 Mehrphasensystem Boden
Porenanteil: pa wVV VVolumen der Poren
nGesamtvolumen V V
(Gl. II-1)
Porenzahl: pa w
s s
VV VVolumen der Porene
Volumen der festen Phase V V
(Gl. II-2)
Sättigungszahl: wr
p
VVolumen der flüssigen PhaseS
Volumen der Poren V (Gl. II-3)
Für die Sättigungszahl Sr = 1,0 liegt ein Zweiphasensystem vor.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
�s
�w
1
1-n
nnw
na
ea
ew
e
1
n : Porenanteil
n : Porenanteil der gasförmigen Phase
n : Porenanteil der flüssigen Phase
e : Porenzahl
e : Porenzahl der gasförmigen Phase
e : Porenzahl der flüssigen Phase
: Dichte der flüssigen Phase
: Dichte der festen Phase
a
w
a
w
w
s
�
�
Abb. II-7 Definition von Porenanteil und Porenzahl
Porenanteil: en
1 e
(Gl. II-4)
Porenzahl: a wa w
n nne ; e ; e
1 n 1 n 1 n
(Gl. II-5)
sw
w
e w
(Gl. II-6)
2.2 Dichten und Wichten
Die Korndichte s ist die auf das Kornvolumen einschließlich etwaig eingeschlossener
Hohlräume Vk bezogene Masse der Körner md. (Bestimmung der Korndichte: siehe
Kap. XV.5)
ds
k
mg cm³
V (Gl. II-7)
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Gestein Korndichte [g/cm³]
Sand (Quarz) 2,65
Ton 2,70-2,80
Schluff 2,68-2,70
Torf 1,50-1,80
Basalt 3,00-3,15
Tonschiefer 2,80-2,90
Kalkstein 2,70-2,90
Sandstein 2,64-2,72
Tab. II-1 Mittelwert der Korndichten verschiedener Gesteine
Dichte des Bodens bezeichnet das Verhältnis der Masse des feuchten Bodens mf zum
Volumen des Bodens einschließlich der mit Flüssigkeit und Gas gefüllten Poren V.
(Bestimmung der Dichte siehe Kap. XV.4)
fmg cm³
V (Gl. II-8)
Als Trockendichte des Bodens d wird das Verhältnis der Trockenmasse md zum Volumen
des feuchten Bodens V definiert.
dd
mg cm³
V (Gl. II-9)
Zwischen der Dichte ρ und Trockendichte ρd gilt die Beziehung:
d g cm³1 w
(Gl. II-10)
mit: w Wassergehalt des Bodens
Die Wichte des Bodens ist die lotrecht wirkende Gewichtskraft bezogen auf das
Volumen. Man erhält sie durch Multiplikation der versuchstechnisch ermittelten Dichte
mit der Erdbeschleunigung. Die Wichte ist bei erdstatischen Berechnungen eine der
maßgebenden Bodenkennwerte.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Es wird unterschieden zwischen
Wichte des feuchten Bodens:
s s
1 w(1 n) (1 w) kN m³
1 e
(Gl. II-11)
Wichte des trockenen Bodens (Trockenwichte):
d s s
1(1 n) kN m³
1 e
(Gl. II-12)
Wichte des wassergesättigten Bodens:
s wr s w d w
e(1 n) n n kN m³
1 e
(Gl. II-13)
Wichte des Bodens unter Auftrieb:
s ws w r w' (1 n) ( ) kN m³
1 e
(Gl. II-14)
mit: s Kornwichte [kN/m³]
w Wichte des Wassers [kN/m³]
2.3 Lagerungsdichte
Mit Hilfe der im Labor bestimmten Extremwerte für den Porenanteil max n und min n
bzw. der Trockendichte max d und min d (siehe Kap. XV.6) und dem Porenanteil n bzw.
der Trockendichte d in natürlicher Lagerung kann die Qualität der natürlichen
Lagerungsdichte D von Sanden und Kiesen beurteilt werden.
Lockerste Lagerung:
d
s
minmax n 1
(Gl. II-15)
s
d
max e 1min
(Gl. II-16)
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Dichteste Lagerung:
d
s
maxmin n 1
(Gl. II-17)
s
d
min e 1max
(Gl. II-18)
Lagerungsdichte:
d d
d d
minmax n nD
max n min n max min
(Gl. II-19)
Bezogene Lagerungsdichte:
d d dD
d d d
max ( min )max e eI
max e min e (max min )
(Gl. II-20)
Verdichtungsfähigkeit:
f
max e min eI
min e
(Gl. II-21)
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2.4 Rechnerische Beziehungen zwischen Bodenkenngrößen
Tab. II-2 Rechnerische Beziehung zwischen Bodenkenngrößen
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
3 Benennung und Klassifikation von Boden
3.1 Benennung nach DIN EN ISO 14688-1 und DIN 4022
Die Benennung von Boden erfolgte bislang nach DIN 4022, diese wurde zum Teil durch
die europäische Norm DIN EN ISO 14688-1 ersetzt. Im Wesentlichen unterscheiden sich
die beiden Normen in der Bezeichnung der Bodenarten. Es ist zu erwarten, dass in der
Praxis die Benennung nach DIN 4022 gebräuchlich bleibt, da zum Teil aktualisierte
Normen die Bodenansprache der neuen Norm nicht übernommen haben. Deshalb wurde in
der DIN 4023 (2006) im Anhang B die Kurzformen nach DIN 4022 aufgenommen. Im
Folgenden wird die Benennung von Boden sowohl nach der aktuellen DIN EN ISO 14688-
1 als auch nach DIN 4022 vorgestellt.
Bereich Benennung Kurzzeichen DIN EN ISO
14688-1
Kurzzeichen DIN 4022
Korngrößen mm
sehr grobkörniger Boden
großer Block LBo - > 630 Block Bo Y > 200 bis 630 Stein Co X > 63 bis 200
Grobkörniger Boden
Kies Grobkies Mittelkies Feinkies
Gr CGr MGr FGr
G gG mG fG
> 2 bis 63 > 20 bis 63 > 6,3 bis 20 > 2 bis 6,3
Sand Grobsand Mittelsand Feinsand
Sa CSa MSa FSa
S gS mS fS
> 0,063 bis 2,0 > 0,63 bis 2,0 > 0,2 bis 0,63 > 0,063 bis 0,2
Feinkörniger Boden
Schluff Grobschluff Mittelschluff Feinschluff
Si CSi MSi FSi
U gU mU fU
> 0,002 bis 0,063 > 0,02 bis 0,063 > 0,0063 bis 0,02 > 0,002 bis 0,0063
Ton Cl T < 0,002
Tab. II-3 Korngrößenfraktionen nach DIN EN ISO 14688-1 und DIN 4022
3.1.1 Reine Bodenarten
Reine Bodenarten bestehen nur aus einem Korngrößenbereich nach Tab. II-3 und werden
nach diesem benannt, z.B. Kies, Feinsand.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
3.1.2 Zusammengesetzte Bodenarten
Zusammengesetzte Bodenarten werden mit einem Substantiv für den Hauptanteil und mit
einem oder mehreren Adjektiven für die Nebenanteile bezeichnet, z.B. Kies, sandig; Ton,
kiesig.
Hauptanteil
Hauptanteil ist entweder die Bodenart, die nach Massenanteil am stärksten vertreten ist,
oder jene, die die bestimmenden Eigenschaften des Bodens prägt.
Definition nach DIN 14688-1
Der Hauptanteil ist bei sehr grobkörnigen Böden die relevante sehr grobe Kornfraktion, die
den Massenanteil am stärksten bestimmt. Die sehr grobe Kornfraktion sollte von der Probe
abgetrennt werden, bevor der feine und grobe Anteil bestimmt wird.
Bei grobkörnigen Böden ist der Hauptanteil die relevante grobe Kornfraktion, die den
Massenanteil am stärksten bestimmt, bei gemischtkörnigen Böden, wenn der Feinkorn-
Massenanteil das Verhalten des Bodens nicht bestimmt.
Anm.: Das Feinkorn bestimmt dann nicht das Verhalten eines gemischtkörnigen Bodens,
wenn der Boden im Trockenfestigkeitsversuch (nach DIN EN ISO 14688-1,
Abschnitt 5.6) keine oder nur eine niedrige Trockenfestigkeit aufweist oder wenn er
bei sinngemäßer Anwendung des Knetversuches (nach DIN EN ISO 14688-1,
Abschnitt 5.8) keine Knetfähigkeit zeigt.
In beiden Fällen wird die Benennung nach den Korngrößenbereichen gewählt, die in Tab.
II-4 den Grobkornbereich unterteilt, z.B. Kies (Gr), Sand (Sa), Mittelkies (MSa), Feinsand
(FSa). Sind bei grobkörnigen Böden zwei Korngrößenbereiche in etwa gleichen
Massenanteilen vertreten, so sind deren Substantive durch einen Schrägstrich zu
verbinden, z.B. Kies/Sand (Gr/Sa), Fein-/Mittelsand (FSa/MSa).
Der Hauptanteil ist bei feinkörnigen Böden die relevante feine Kornfraktion, die das
Verhalten des Bodens bestimmt.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Anm.: Das Feinkorn bestimmt dann das Verhalten eines gemischtkörnigen Bodens, wenn
dieser mindestens eine mittlere Trockenfestigkeit nach dem Versuche (nach DIN
EN ISO 14688-1, Abschnitt 5.6) aufweist und/oder knetbar nach dem Versuch
(nach DIN EN ISO 14688-1, Abschnitt 5.8) ist.
In beiden Fällen wird entweder die Benennung „Ton“ oder „Schluff“ gewählt. Welche von
diesen zutrifft hängt nicht von der Korngrößenverteilung, sondern ausschließlich von den
plastischen Eigenschaften des Feinkornanteils ab. Die Unterscheidung zwischen Schluff
und Ton erfolgt nach DIN EN ISO 14688-1 mit Hilfe von Trockenfestigkeitsversuchen,
Schüttelversuchen, Knetversuchen und Reibe- und Schneideversuchen (vgl. DIN EN ISO
14688-1 Abschnitt 5.6, 5.7, 5.8 und 5.9). Eine genaue Unterscheidung ist nur durch
Laborversuche zur Bestimmung der Fließgrenze Lw und der Ausrollgrenze Pw möglich.
Anm.: Die Mindestgröße einer Bodenprobe, die für eine genaue Benennung und
Beschreibung erforderlich ist nimmt mit dem Größtkorn zu.
Definition nach DIN 4022
Der Hauptanteil ist die nach Massenanteilen am stärksten vertretene Bodenart
bei grobkörnigen Böden, deren Feinkornanteil (Schluff und/oder Ton) weniger
als 5 % beträgt,
bei gemischtkörnigen Böden, deren Feinkornanteil (Schluff und/oder Ton)
5 % bis 40 % beträgt, wenn dieser das Verhalten des Bodens nicht bestimmt.
Anm.: Das Feinkorn bestimmt dann nicht das Verhalten eines gemischtkörnigen Bodens,
wenn der Boden im Trockenfestigkeitsversuch (nach DIN 4022, Abschnitt 8.5)
keine oder nur eine niedrige Trockenfestigkeit aufweist oder wenn er bei
sinngemäßer Anwendung des Knetversuches (nach DIN 4022, Abschnitt 8.7) keine
Knetfähigkeit zeigt.
In beiden Fällen wird die Benennung nach den Korngrößenunterbereichen gewählt, die in
Tab. II-3 den Grobkornbereich unterteilen, z.B. Kies (G), Sand (S), Mittelkies (mS),
Feinsand (fS). Sind bei grobkörnigen Böden zwei Korngrößenbereiche mit etwa gleichen
Massenanteilen vertreten (40 % bis 60 %), so sind deren Substantive durch ein „und“ zu
verbinden, z.B. Kies und Sand, Fein- und Mittelsand.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-18
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Der Hauptanteil ist die Bodenart, welche die bestimmenden Eigenschaften des Bodens
prägt:
bei feinkörnigen Böden, also bei Böden, deren Feinkorn-Massenanteil mehr
als 40 % beträgt,
bei gemischtkörnigen Böden, wenn der Feinkorn-Massenanteil das Verhalten
des Bodens bestimmt.
Anm.: Das Feinkorn bestimmt dann das Verhalten eines gemischtkörnigen Bodens, wenn
der Boden im Trockenfestigkeitsversuch (nach DIN 4022, Abschnitt 8.5)
mindestens eine mittlere Trockenfestigkeit aufweist und/oder im Knetversuch (nach
DIN 4022, Abschnitt 8.7) knetbar ist.
In beiden Fällen wird entweder die Benennung „Ton“ oder „Schluff“ gewählt. Ob es sich
um einen Ton oder um einen Schluff handelt, hängt nicht von der Korngrößenverteilung,
sondern ausschließlich von den plastischen Eigenschaften des Feinkornanteils ab. Um
einen Ton handelt es sich, wenn der Boden im Plastizitätsdiagramm (Abb. II-8) über der
A-Linie liegt und wenn die Plastizitätszahl IP > 7 ist. Liegt er unterhalb der A-Linie oder
ist IP < 4, so handelt es sich um einen Schluff. (Bestimmung der Plastizitätszahl: siehe
Kap. XV.2)
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50
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Fließgrenze wL [%]
Tone
Schluffe
Tone, schluffig
Zwischenbereich
A - Linie IP = 0,73 (wL - 20)
Schluffe, tonig
leicht mittelplastisc ausgeprägt plastisch
Abb. II-8 Plastizitätsdiagramm zum Benennen von Bodenarten nach DIN 4022
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-19
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Nebenanteile
Definition nach DIN EN ISO 14688-1
Bei der Benennung von Nebenanteilen ist zu unterscheiden, ob es sich um feinkörnige oder
grobkörnige Nebenanteile handelt. Die Adjektive der Nebenanteile werden in der
Reihenfolge ihrer Bedeutung dem Substantiv des Hauptanteils beigefügt, z.B. Kies, sandig
(saGr); Schluff, feinsandig, grobsandig (fsacsaSi).
Sind grobkörnige Nebenanteile in besonders geringem und besonders starkem Umfang
vertreten, so wird dem Adjektiv das Beiwort „schwach“ oder „stark“ vorangesetzt. Ist die
Körnungslinie bekannt, so sollten die Massenanteile bei weniger als 15 % als „schwach“
und bei mehr als 30 % als „stark“ benannt werden (z.B. Kies, stark sandig bzw. sa*Gr;
Sand, stark kiesig, tonig bzw. clgr*Sa).
Bei Böden deren Verhalten vom Feinkornanteil geprägt ist, wird auch das Vorhandensein
feinkörniger Nebenanteile aufgrund der plastischen Eigenschaften nach den Versuchen der
DIN EN ISO 14688-1 in Abschnitt 5.6, 5.7, 5.8 und 5.9 als Schluff oder Ton beurteilt (z.B.
Schluff, tonig, schwach sandig bzw. sa‘clSi; Sand, stark tonig, schwach feinkiesig bzw.
gr’cl*Sa). Bei feinkörnigen Anteilen wird dem Adjektiv das Beiwort „schwach“ oder
„stark“ vorangesetzt, wenn sie von besonders geringem oder besonders starkem Einfluss
auf das Verhalten des Bodens sind. Derartige Unterscheidungen sind aber nur bei
grobkörnigen Böden und bei gemischtkörnigen Böden möglich, deren Verhalten nicht vom
Feinkornanteil geprägt wird (z.B. Kies, sandig, schwach schluffig bzw. si‘saGr; Sand,
stark tonig, schwach feinkiesig bzw. fgr’cl*Sa).
Definition nach DIN 4022
Bei der Benennung von Nebenanteilen ist zu unterscheiden, ob es sich um feinkörnige oder
grobkörnige Nebenanteile handelt. Die Adjektive der Nebenanteile werden in der
Reihenfolge ihrer Bedeutung dem Substantiv des Hauptanteils nachgestellt.
Sind grobkörnige Nebenanteile in besonders geringem und besonders starkem Umfang
vertreten, so wird dem Adjektiv das Beiwort „schwach“ oder „stark“ vorangesetzt. Ein
Anteil unter 15 % wird als "schwach", ein Anteil zwischen 30 % und 40 % als "stark"
bezeichnet (z.B. Kies, stark sandig bzw. G, s*; Sand, tonig, stark kiesig bzw. S, t, g*).
Um einen feinkörnigen Nebenanteil handelt es sich, wenn der Anteil an Feinkorn die
bestimmenden Eigenschaften des Bodens nicht prägt. Ein Ton ist „schluffig“ und ein
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-20
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Schluff ist „tonig“, wenn die Plastizitätszahlen IP im Plastizitätsdiagram (Abb. II-8)
weniger als 3 % über oder unter der A-Linie liegen (z.B. Schluff, tonig, schwach sandig
bzw. U, s‘, t; Sand, stark tonig, schwach feinkiesig bzw. S, fg‘, t*). Bei feinkörnigen
Nebenanteilen wird dem Adjektiv „tonig“ oder „schluffig“ das Beiwort „schwach“ oder
„stark“ dann vorangesetzt, wenn sie von besonders geringem oder besonders starkem
Einfluss auf das Verhalten des Bodens sind. Derartige Unterscheidungen sind aber nur bei
grobkörnigen Böden und bei gemischtkörnigen Böden möglich, deren Verhalten nicht vom
Feinkornanteil geprägt wird (z.B. Kies, sandig, schwach schluffig bzw. G, u‘,s; Sand, stark
tonig, schwach feinkiesig bzw. S, fg‘, t*).
3.1.3 Organogene und organische Böden
Neben den anorganischen Böden unterscheidet man organogene Böden, d.h. unter
Mitwirkung von Organismen gebildete, aber in der Substanz anorganische Böden wie
Kalksande, Seekreide, Kieselgur, und organische Böden, die teilweise aus Pflanzen- und
Tierresten bestehen. Zu diesen gehören Gemische organischer und anorganischer Schweb-
und Sinkstoffe, wie Mudde oder Faulschlamm sowie die aus überwiegend pflanzlichen
Zersetzungsprodukten bestehenden Torfe, die einen hohen Glühverlust und Wassergehalte
von bis zu 1500 % aufweisen können.
Tab. II-4 Organische Bodenarten und Beimengungen
Der Gehalt an organischer Substanz wird durch den Glühverlust Vgl bestimmt (siehe
Kapitel XV.8). Böden mit hohem organischem Anteil sind i.d.R. gründungstechnisch
schwierig zu handhaben, da starke Baugrundverformungen aufgrund im Boden
stattfindender Zersetzungsprozesse auftreten können.
Kalk trägt in Böden zur Bildung feiner Strukturen bei, die die Festigkeit stark beeinflussen
können. Kommt es zur Entkalkung kann sich das bodenmechanische Verhalten der Böden
verändern. Beispiel hierfür ist die Entkalkung von Löss, bei der tonige Reste – der
Benennung organische Bestandteile Bemerkung
Torf pflanzliche Reste rein organisch
Mudde pflanzliche und tierische Reste
mit anorganischen Bestandteilen durchsetzt
Humus pflanzliche Reste, lebende Organismen und deren Ausscheidungen
bildet mit anorganischen Bestandteilen Oberboden (Mutterboden)
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-21
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Lösslehm – zurückbleiben. Im Hinblick auf diese Veränderung ist die Kenntnis des
Kalkgehalts VCa bei Inanspruchnahme organogener Böden stets von Interesse (siehe
Kap. XV.9).
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-22
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Abb. II-9 Vorgehensweise beim Benennen von Bodenarten nach DIN EN ISO 14688-1
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Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-23
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Abb. II-10 Vorgehensweise beim Benennen von Bodenarten nach DIN 4022
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-24
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
3.2 Auszug aus DIN 4023, Kurzzeichen und Farbkennzeichnungen für
Bodenarten und Fels
1 2 3 4 5 6 7
Benennung Kurzzeichen Zeichen Farbkennzeichnung
Bodenart Beimengung Bodenart Beimengung Farbname
Farbzeichen nach
DIN 6164 Teil 1
Kies kiesig G g
gelb 2 : 6 : 1
Grobkies grobkiesig gG gg
Mittelkies mittelkiesig mG mg
Feinkies feinkiesig fG fg
Sand sandig S s
orange 6 : 6 : 2
Grobsand grobsandig gS gs
Mittelsand mittelsandig mS ms
Feinsand feinsandig fS fs
Schluff schluffig U u
oliv 1 : 4 : 5
Ton tonig T t
violett 14 : 5 : 4
Torf, Humus torfig, humos
H h
dunkelbraun 5 : 2 : 6
Steine steinig X x
gelb 2 : 6 :1
Blöcke mit Blöcken Y y
gelb 2 : 6 : 1
Vulkanische Asche
- V - grau N : 0 : 5,5
Braunkohle - Bk -
dunkelbraun 5 : 2 : 6
Tab. II-5 Kurzformen, Zeichen und Farbkennzeichnung für Bodenarten
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-25
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
1 2 3 4 5
Benennung Kurzzeichen Zeichen Farbkennzeichnung
Farbname Farbzeichen nach DIN 6164 Teil 1
Mutterboden Mu Mu
gelblichbraun 4 : 5 : 3
Verwitterungslehm, Hanglehm
L
grau N : 0 : 5,5
Hangschutt Lx
grau N : 0 : 5,5
Geschiebelehm Lg
grau N : 0 : 5,5
Geschiebemergel Mg
violettblau 15 : 6 : 4
Löß Lö
oliv 1 : 4 : 5
Lößlehm Löl
oliv 1 : 4 : 5
Klei, Schlick Kl
lila 11 : 4 : 4
Wiesenkalk, Seekalk, Seekreide, Kalkmudde
Wk
hellblau 17 : 5 : 2
Bänderton Bt
violett 14 : 5 : 4
Mudde (Faulschlamm) F
lila 11 : 4 : 4
Auffüllung A A
- -
Kreidestein Krst hellblau 17 : 5 : 2
Kalktuff Ktst hellblau 17 : 5 : 2
Tab. II-6 Kurzformen, Zeichen und Farbkennzeichnungen für gebräuchliche nicht-
petrographische Bezeichnungen von Boden und Fels
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-26
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
1 2 3 4 5
Benennung Kurzzeichen Zeichen Farbkennzeichnung
Farbname Farbzeichen nach DIN 6164 Teil 1
Konglomerat Ko gelb 2 : 6 : 1
Brekzie Br gelb 2 : 6 : 1
Sandstein Sst orange 6 : 6 : 2
Schluffstein Ust oliv 1 : 4 : 5
Tonstein Tst violett 14 : 5 : 4
Mergelstein Mst violettblau 15 : 6 : 4
Kalkstein Kst dunkelblau 17 : 5 : 4
Dolomitstein Dst dunkelblau 17 : 5 : 4
Anhydrit Ahst gelbgrün 23 : 6 : 3
Gips Gyst gelbgrün 23 : 6 : 3
Salzgestein Sast gelbgrün 23 : 6 : 3
Verfestigte vulkanische Aschen (Tuffstein)
Vst
grau N : 0 : 5,5
Steinkohle Stk dunkelbraun 5 : 2 : 6
Quarzit Q
rosa 9 : 3 : 2
Vulkanit (z.B. Basalt) Vu
rot 8 : 7 : 2
Plutonit (z.B. Granit) Pl
rot 8 : 7 : 2
Massige Metamorphite Mem
rot 8 : 7 : 2
Blättrige, feinschichtige Metamorphite (Glimmerschiefer, Phyllit)
Meb
violett 14 : 5 : 4
Tab. II-7 Kurzformen, Zeichen und Farbkennzeichnungen für Felsarten
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-27
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Zeichen Benennung
Proben
Probe Nr. 2, entnommen mit einem Verfahren der Entnahmekategorie A z.B. aus 19,0 m Tiefe = NN + 352,1 m
Probe Nr. 1, entnommen mit einem Verfahren der Entnahmekatregorie B z.B. aus 5,2 m Tiefe = NN+ 114,8 m für Untersuchungen ausgewählt
Probe Nr. 1, entnommen mit einem Verfahrend der Entnahmekategorie C z.B. aus 15,5 m Tiefe = NN + 475,7 m
Wasserprobe Nr. 8 z.B. aus 11,9 m Tiefe = NN + 56,9 m
gekernte Strecke
Angaben zum Grundwasser
Grundwasseroberfläche ( beim Aufschluss angetroffen ) z.B. am 20.09.2003 in 8,9 m unter Gelände angebohrt
Grundwasserstand nach Beendigung der Bohrung oder bei Änderung des Wasserspiegels nach seinem Antreffen jeweils mit Angaben der Zeitdifferenz in Stunden (z.B. 3 h) nach Einstellen der Ruhe z.B. am 20.09.2003 in 8,9 m unter Gelände angebohrt
Ruhewasserstand z.B. am 10.05.2003 bei NN + 118,0 m in einer Grundwassermessstelle
Grundwasseranstieg während oder nach der Aufschlusstätigkeit z.B. am 10.05.2003 Grundwasser in 15,8 m unter Gelände = NN + 355,7 m angebohrt, Anstieg des Wasser bis 5,8 m unter Gelände = NN + 365,7 nach 10 Stunden
Wasser versickert z.B. am 10.04.2003 in NN + 11,7 m
Angaben zum Trennflächengefüge
Fallrichtung und Fallen von Trennflächen z.B. 25 ° nach SE: 135/25
Tab. II-8 Zeichen für einige wichtige Eigenschaften, die links der Säule eingetragen
werden
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-28
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Benennung Zeichen
nass (Verwässerungszone oberhalb des Grundwassers)
klüftig
Konsistenz feinkörniger Böden
breiig
weich
steif
halbfest
fest
Lagerungsdicht grobkörniger Bödena
locker bis sehr locker
mitteldicht
dicht
sehr dicht
Verwitterungsstufen nach DIN EN ISO 14689-1
frisch (Stufe 0)
schwach verwitter (Stufe 1)
mäßig bis stark verwittert (Stufe 2 bis 3)
vollständig verwittert (Stufe 4)
a Nicht direkt aus dem Bohrvorgang bestimmbar.
Tab. II-9 Zeichen für einige bautechnische wichtige Eigenschaften, die rechts der Säule
eingetragen werden
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-29
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
3.3 Klassifikation von Böden nach DIN 18196
Nach DIN 18196 werden Bodenarten in Gruppen mit annähernd gleichem stofflichen
Aufbau und ähnlichen bodenphysikalischen Eigenschaften zusammengefasst. Die
Einordnung von Bodenarten in Bodengruppen ist allein nach der stofflichen
Zusammensetzung und unabhängig von Wassergehalt und Dichte des Bodens
vorzunehmen. Sie wird nach den im Folgenden näher beschriebenen Merkmalen
vorgenommen.
3.3.1 Korngrößenbereich
Bei der Bodenklassifizierung werden nur Korngrößenbereiche bis zu einem Größtkorn von
63 mm Durchmesser berücksichtigt.
Ein grobkörniger Boden (Schlämmkornanteil < 5 Gew.-%) wird nach der
Korngrößenverteilung (Kap. II.3.3.2) klassifiziert.
Bei einem feinkörnigen Boden (Schlämmkornanteil > 40 Gew.-%) sind für die
Klassifizierung ausschließlich die plastischen Eigenschaften (Kap. II.3.3.3) maßgebend.
Ein gemischtkörniger Boden (5 Gew.-% < Schlämmkornanteil < 40 Gew.-%) wird sowohl
nach der Korngrößenverteilung, als auch nach den plastischen Eigenschaften eingestuft.
3.3.2 Korngrößenverteilung
Bei der Bodenklassifikation grobkörniger und gemischtkörniger Böden ist anhand ihrer
Korngrößenverteilung der Hauptbestandteil festzustellen.
Hauptbestandteil Kurzzeichen Massenanteil des Korns 2 mm
Kieskorn (Grant) G bis 60 %
Sandkorn S über 60 %
Tab. II-10 Hauptgruppen nach den Hauptbestandteilen
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-30
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Nach Feststellung des Hauptbestandteils sind grobkörnige Böden anhand der
Ungleichförmigkeitszahl Cu und der Krümmungszahl Cc in eng gestufte, weit gestufte und
intermittierend gestufte Böden zu unterteilt (siehe Kap. XV.3.4).
Benennung Kurzzeichen Cu Cc
eng gestuft E < 6 beliebig
weit gestuft W 6 1 - 3
intermittierend gestuft
I 6 < 1 oder > 3
Tab. II-11 Unterteilung grobkörniger Böden in Abhängigkeit von der
Ungleichförmigkeitszahl Cu und der Krümmungszahl Cc
Gemischtkörnige Böden werden nach Tab. II-12 nach den Massenanteilen des Feinkorns
weiter unterteilt. Zur Unterscheidung, ob es sich bei dem Feinkornanteil um einen Ton T
oder einen Schluff U handelt, sind die plastischen Eigenschaften des Bodens zu
untersuchen.
Benennung Kurzzeichen Massenanteil des Feinkorns
gering U oder T 5 - 15 %
hoch U* oder T* über 15 bis 40 %
Tab. II-12 Unterteilung gemischtkörniger Böden nach dem Massenanteil des Feinkorns
3.3.3 Plastische Eigenschaften
Die Bodenklassifikation feinkörniger (und gemischtkörniger) Böden erfolgt anhand des
Wassergehaltes an der Fließgrenze wL und der Plastizitätszahl Ip mittels
Plastizitätsdiagramm in die Hauptbestandteile Ton und Schluff (Abb. II-11). Oberhalb der
A-Linie handelt es sich um einen Ton, unterhalb um einen Schluff.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite II-31
II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Abb. II-11 Plastizitätsdiagramm mit Bodengruppen
Die feinkörnigen Böden werden anhand des Wassergehaltes an der Fließgrenze wL weiter
unterteilt.
Benennung Kurzzeichen wL
leicht plastisch L < 35 %
mittelplastisch M 35 - 50 %
ausgeprägt plastisch A > 50 %
Tab. II-13 Einstufung feinkörniger Böden in Abhängigkeit vom Wassergehalt
an der Fließgrenze wL
0
10
20
30
40
50
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Fließgrenze wL [%]
Pla
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ität
szah
l IP [
%]
mittelplastische Tone TM
ausgeprägtplastische Tone TA
Tone mit organischenBeimengungen organogene Tone OT und ausgeprägt zusammendrückbare Schluffe UA
leicht plastische Tone TL
Sand-Ton-Gemische ST
Zwischenbereich
A - Linie IP = 0,73 (wL - 20)
35
4
7
Schluffe mit organi-
schen Beimen-gungen und organo-
gene Schluffe OUund mittelplasti-
sche Schluffe UMSand-Schluff-Gemische SUleicht plasti-
sche Schluffe UL
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
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Tab. II-14 Bodenklassifikation für Bautechnische Zwecke
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Spalte 10 Spalte 11 Spalten 12 bis 15 Spalten 16 bis 21
-- sehr gering -- sehr schlecht -- sehr groß -- ungeeignet
- gering - schlecht - groß - weniger geeignet
-O mäßig -O mäßig -O groß bis mittel -O mäßig brauchbar
O mittel O mittel O mittel O brauchbar
+O groß bis mittel
+O gut bis mittel +O gering bis mittel +O geeignet
+ groß + gut + sehr gering + gut geeignet
++ sehr groß ++ sehr gut ++ vernachlässigbar klein ++ sehr gut geeignet
Tab. II-15 Bodenklassifikation für Bautechnische Zwecke, Legende:
Bedeutung der qualitativen und wertenden Angaben
3.4 Boden- und Felsklassen nach DIN 18300 und DIN 18301 (VOB, Teil C)
Zur Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) gehören Normen, die das
Vertragswesen zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern regeln. Dabei handelt es sich
um Allgemeine Technische Vertragsbedingungen (ATV DIN). Sie sind für Vergaben
öffentlicher Aufträge zwingend und stellen auch für privatrechtliche Verträge ein
ausgewogenes Normativ dar. In den zugehörigen Normen DIN 18300 (Erdarbeiten) und
DIN 18301 (Bohrarbeiten) sind Bodenklassen festgelegt, die den Aufwand beim Lösen
und Laden, Bohren und beim Vortrieb klassifizierend berücksichtigen.
DIN 18300 unterscheidet die folgenden 7 Bodenklassen:
Klasse 1: Oberboden
Oberste Schicht des Bodens, die neben anorganischen Stoffen, z.B. Kies-,
Sand-, Schluff- und Tongemischen, auch Humus und Bodenlebewesen
enthält.
Klasse 2: Fließende Bodenarten
Bodenarten, die von flüssiger bis breiiger Beschaffenheit sind und die das
Wasser schwer abgeben.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Klasse 3: Leicht lösbare Bodenarten
Sande, Kiese und Sand-Kies-Gemische mit höchstens 15% Massenanteil an
Schluff und Ton Korngröße kleiner 0,063 mm und mit höchstens 30%
Massenanteil an Steinen mit Korngröße über 63mm bis 200mm.
Organische Bodenarten, die nicht von flüssiger bis breiiger Konsistenz sind,
und Torfe
Klasse 4: Mittelschwer lösbare Bodenarten
Gemische von Sand, Kies, Schluff und Ton mit mehr als 15 % der Korngröße
kleiner als 0,063 mm.
Bodenarten von leichter bis mittlerer Plastizität, die je nach Wassergehalt
weich bis halbfest sind und höchstens 30% Massenanteil an Steinen
enthalten.
Klasse 5: Schwer lösbare Bodenarten
Bodenarten nach den Klassen 3 und 4, jedoch mit über 30 % Massenanteil an
Steinen.
Bodenarten mit höchstens 30% Massenanteil an Blöcken der Korngröße über
200 mm bis 630 mm.
Ausgeprägt plastische Tone, die je nach Wassergehalt weich bis halbfest sind.
Klasse 6: Leicht lösbarer Fels und vergleichbare Bodenarten
Felsarten, die einen mineralisch gebundenen Zusammenhalt haben, jedoch
stark klüftig, brüchig, bröckelig, schiefrig oder verwittert sind, sowie
vergleichbare feste oder verfestigte Bodenarten (z.B. durch Austrocknung,
Gefrieren, chemische Bindungen).
Bodenarten mit über 30 % Massenanteil an Blöcken
Klasse 7: Schwer lösbarer Fels
Felsarten, die einen mineralisch gebundenen Zusammenhalt und eine hohe
Festigkeit haben und die nur wenig klüftig oder verwittert sind, auch
unverwitterter Tonschiefer, Nagelfluhschichten, verfestigte Schlacken und
dergleichen.
Haufwerke aus großen Blöcken mit Korngröße über 630 mm.
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
DIN 18301 unterscheidet bei Lockergesteinen zwischen nichtbinden, bindigen und
organischen Böden. Eine feinere Klassifizierung wird durch Einführung von Zusatzklassen
in Abhängigkeit der Volumenanteile von Steinen und Blöcken zwischen 63 mm bis
200 mm sowie zwischen 200 mm bis 630 mm vorgenommen. Festgesteine und
vergleichbare Böden werden nach einaxialen Druckfestigkeiten und Abstand vorhandener
Trennflächen klassifiziert.
Kriterium Klasseneinteilung
Böden
nichtbindige Böden BN bindige Böden BB Organische Böden BO
Zusatzklassen für BN, BB, BO aufgrund von Steinen nach dem Volumenanteil der Steine und Blöcke
Korngrößen
63 - 200 mm 200 - 630 mm
bis 30 % BS1 BS3 über 30 % BS2 BS4
Fels
Verwitterungsgrad
Trennflächenabstand
bis 10 cm> 10 cm
bis 30 cm> 30 cm
zersetzt In Klasse BB oder BN einzustufen entfestigt FV 1 angewittert FV 2 FV 3 unverwittert FV 4 FV 5 FV 6
Zusatzklassen für die Felsklassen FV 2 bis FV 6
Einaxiale Druckfestigkeit [MN/m2]
bis 20 FD 1 über 20 bis 80 FD 2 über 80 bis 200 FD 3 über 200 bis 300 FD 4 über 300 FD 5
Tab. II-16 Klassen nach DIN 18301
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
3.5 Beurteilung der Frostempfindlichkeit von Böden
Die Frostempfindlichkeit von Böden spielt im Erdbau eine besondere Rolle. Frost führt in
bindigen Böden dazu, dass kapillar angezogenes Wasser friert und sich Eiskristalle bilden,
die unter Druckausübung und Verdrängung anwachsen. Nach dem Abtauen des Eises und
unter Belastung brechen die entstandenen Hohlräume zusammen. Die Bundesanstalt für
Verkehr gibt in den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für
Erdarbeiten im Straßenbau (ZTV E-StB 09) folgende Klassifizierung im Hinblick auf die
Frostempfindlichkeit vor:
Frostempfindlichkeit Bodenart (DIN 18196)
F 1 Nicht frostempfindlich GW, GI, GE SW, SI, SE
F 2 Gering bis mittel frostempfindlich TA OT, OH, OK ST, GT SU, GU
F 3 Sehr frostempfindlich TL, TM UL, UM, UA OU ST*, GT* SU*, GU*
*) Zu F1 gehörig bei einem Anteil an Korn < 0,063 mm von 5 Gew.-% bei U 15 oder 15 Gew.-% bei U ≤ 6. Im Bereich 6 < U < 15 kann der für eine Zuordnung zu F1 zulässige Anteil an Korn < 0,063 mm linear interpoliert werden.
Tab. II-17 Beurteilung der Frostempfindlichkeit nach ZTV E-StB 09
Abb. II-12 Beurteilung der Frostempfindlichkeit nach ZTV E-StB 09
*)
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Zur Beurteilung von Böden hinsichtlich ihrer Frostsicherheit ist eine Einordnung in die
Bodengruppen nach DIN 18196 auf Grundlage der folgenden Laborversuchen erforderlich
(siehe Kapitel XV):
Korngrößenverteilung nach DIN 18123
Zustandsgrenzen nach DIN 18122
Glühverlustes nach DIN 18128 und
Kalkgehaltes nach DIN 18129
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
Literatur:
[1] Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten
im Straßenbau (ZTV E-StB 09) (2009)
Bundesministerium für Verkehr · FGSV Verlag GmbH, Köln
[2] DIN 1055-2:2010
Lastannahmen für Bauten; Bodenkenngrößen, Wichte, Reibungswinkel,
Kohäsion, Wandreibungswinkel · Beuth, Berlin
[3] DIN 4022-1:1987
Benennen und Beschreiben von Boden und Fels · Beuth, Berlin
[4] DIN 4023:2006
Baugrund- und Wasserbohrungen – Zeichnerische Darstellung der
Ergebnisse · Beuth, Berlin
[5] DIN 18196:2011
Erd- und Grundbau – Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke · Beuth,
Berlin
[6] DIN 18300:2012
VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV);
Erdarbeiten · Beuth, Berlin
[7] DIN 18301:2012
VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV);
Bohrarbeiten · Beuth, Berlin
[8] DIN EN ISO 14688-1:2011
Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden, Teil 1: Benennung
und Beschreibung · Beuth, Berlin
[9] Grim, R. E. (1968)
Clay Mineralogy, 2. Auflage, McGraw-Hill Inc, New York
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II Eigenschaften von Böden 17.09.2013
[10] Kézdi, Á. (1973)
Handbuch der Bodenmechanik Band 3, VEB Verlag für Bauwesen Berlin
[11] Millot, G. (1970)
Geology of Clays, Springer-Verlag Berlin Göttingen Heidelberg
[12] Press, F. (1995)
Allgemeine Geologie, Spektrum Akademischer Verlag