74
ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html Page 1

Im Herzen SENECAS

Embed Size (px)

Citation preview

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Page 1

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    ATLAN 141 Die Abenteuer der SOL

    Nr. 640

    Im Herzen SENECAS von Hans Kneifel

    Die Verwirklichung von Atlans Ziel, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfllen, scheint auerhalb der Mglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfllung seines Auftrages entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.

    Doch Atlan gibt nicht auf! Um sich die verlorenen Koordinaten wieder zu besorgen, folgt der Arkonide einer Spur, die in die Galaxis Xiinx-Markant fhrt, wo die SOL in erbitterte Kmpfe verwickelt wird. Schlielich, gegen Ende des Jahres 3807 Terrazeit, mu die SOL den Sturz ins Nichts wagen, und sie gelangt dabei nach Bars-2-Bars, der aus zwei ineinander verschmolzenen Galaxien bestehenden Sterneninsel.

    Die Verhltnisse dort sind mehr als verwirrend. Doch die Solaner tun ihr Bestes, die Verhltnisse zu ordnen, indem sie die Vlker der knstlichen Doppelgalaxis, die einander erbittert bekmpfen, zum Frieden zu bewegen versuchen.

    Anti-ES ist ber die jngsten Aktivitten der Solaner in Bars-2-Bars informiert. Die Superintelligenz beschliet daher Gegenmanahmen, die den Solanern immer mehr zu schaffen machen. Schlielich operiert der Gegner unerkannt mitten unter ihnen sogar IM HERZEN SENECAS ...

    Page 2

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Die Hauptpersonen des Romans:

    Kerness Mylotta - Der Arsenalfhrer im Herzen SENECAS.

    Vessel Moora und Ryta Bolanc - Zwei Gyranter an Bord der SOL.

    Atlan und Breckcrown Hayes - Die fhrenden Mnner der SOL fhlen sich hilflos.

    Bldel - Der Roboter macht Maske.

    Ostaro Kamill und Gabee Zarina - Zwei Helden wider Willen.

    Page 3

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    1.

    KAMILL, Ostaro, SZ-1, Cafeteria Observatorium-Hill, 01:23:15, 27. Februar 3808: Es sind immer nur die anderen, die auffallen, sagte sich Ostaro, feuchtete seinen Zeigefinger an und tauchte ihn in die feinen weien Kristalle. Zucker! Kristalliner, feinst raffinierter Zucker aus rohrartigen Gewchsen, gebunkert auf Anterf. Kein Zucker aus den Nahrungsmittelmaschinen der SOL. Er leckte den Finger zufrieden ab und begann, Zucker in die Tisch-Dosierungsbehlter zu fllen. Dann grinste er.

    Aber die anderen haben auch weitaus mehr Verantwortung und Probleme als ein kleiner, einfacher Insasse des Schiffes, der bestenfalls von Heldentaten trumte.

    Wo liegt der Vorteil? fragte er sich laut. Ostaro zuckte die Schultern. Er wute es selbst nicht. Trume von Heldentum suchten weder ihn noch seine Freundin heim, jedenfalls nicht hufig. Er war mit seinem Leben zufrieden. Ab und zu wnschte er sich, die SOL wrde endlich wieder die sagenhafte Erde erreichen und dort landen, dann wieder spielte er mit dem Gedanken, sich auf einem der angeflogenenPlaneten aussetzen zu lassen, aber schlielich verwarf er diese berlegungen wieder als unsinnige Idee und sorgte dafr, da in seinem kleinen, wohlorganisierten Reich alles mit perfekter Grndlichkeit funktionierte.

    Seit ber einem Jahr war die Cafeteria sein Reich.

    Er kannte so gut wie jeden seiner regelmigen Gste. Es waren die Frauen und Mnner von SPARTAC, viele derjenigen, deren Wohnkabinen hier in der Nhe lagen und ein stndiger, aber dnner Reigen von Solanern, die wohl nur zufllig in dieser Polgegend etwas zu suchen hatten.

    Vor wenigen Minuten hatte er seine Schicht angetreten. Er bevorzugte die vorwiegend stillen Stunden der Bordnacht.

    Nur wenige strten ihn. Er konnte, zusammen mit den Robots, die Theke, die Sitze und Tische putzen, fr frisches Essen und sorgfltig gepflegte Getrnke und eine Umgebung sorgen, die Ruhe, Sauberkeit und Erholung ausstrahlte. Er hob den Kopf, sah, da der Robot die Scheibe des Interkoms im Hintergrund des Raumes reinigte und rief durch das leere Lokal:

    Schalte die letzen Bordnachrichten ein. Und den Ton strker.

    Die schwebende Allroundmaschine blinkte antwortend und fhrte die Schaltungen aus. Sofort erschienen auf dem Bildschirm in holografischer Wiedergabe die letzten Nachrichten; bebildert, kommentiert, zusammengestellt nach Wichtigkeit und Aktualitt von SENECA, dessen Wirken innerhalb der SOL so selbstverstndlich war wie die Sterne der Galaxis und die Beleuchtung oder die Luftumwlzung. Nur Strungen wurden bemerkt, nicht die Perfektion.

    Ostaro fllte frisches Wasser in die Hydrokultur, zupfte vergilbte Blten und Bltter ab und verfolgte die

    Page 4

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Neuigkeiten, die teilweise keine mehr waren.

    Weiterhin kreuzte die SOL in der Doppelgalaxis Bars-2-Bars.

    berall an Bord wurde nach Mjailam und Mylotta gesucht. Breckcrown Hayes schilderte in einem Insert seine Sorgen. Atlan erzhlte, da er einen kurzen, in seiner Aussage verwirrenden, aber deutlichen mentalen Kontakt mit Tyari gehabt hatte.

    An einigen Stellen der SOL hatte es, ausgehend von der sicheren Vermutung ber SENECAS Teillhmung, Unflle und teilweise ernsthafte Strungen gegeben. In den meisten Fllen konnten Hilfsaggregate schwere Ausflle verhindern. Hundertfnfundzwanzigtausend Kubikmeter Plasma von der Hundertsonnenwelt dieser Name sagte Kamill kaum etwas waren durch die paralysierenden Strahlen Mylottas ausgefallen. Der Eindringling war nicht zu erkennen und von SENECA nicht zu greifen. Es war aber offensichtlich endgltig gelungen, die einstige BANANE, die sich jetzt ARSENALJYK nannte, abzuhngen.

    Prfend sah Ostaro sich um und zhlte die Gedecke, Servietten, das Besteck und die Glser. Sie blitzten im Licht der heruntergedimmten Beleuchtung. Er war zufrieden. Weitere Nachrichten:

    Die Ergebnisse der letzten Ortungen nach Beendigung einer Linearetappe. Es gab in erreichbarer Nhekeine Planetensysteme, auf denen sich eine Landung gelohnt htte. berdies wrde es auch keinen Landeversuch geben, denn die bordinternen Vorgnge hielten mehr als ein Viertel aller Solaner pausenlos in Atem. Nicht nur die Stabsspezialisten und das Atlan-Team. Eine Druckdampfleitung war in der SZ-2 geplatzt und hatte einen Wohnbezirk beschdigt. Die neu eingesetzten Bume, Blumen und Beerenstrucher in den Grnflchen des Solariums, teils von Anterf, zum anderen bizarre Strucher von Duusnorz, gediehen prchtig. SENECAS Schaltungen, nur noch mit dem ungelhmten positronischen Teil ausgefhrt, funktionierte noch immer mit einer Zuverlssigkeitsquote von 91,7 Prozent. Als wollte man den Ernst dieser Aussage unterstreichen, flackerte fr einen Zeitraum von etwa fnf Sekunden die gesamte Beleuchtung. Klickend schaltete sich eine Batterieleuchte ein und etwas spter wieder aus.

    Verdammt! sagte Ostaro Kamill, desaktivierte den Robot, der daraufhin wieder seinen stndigen Platz im Futeil der Theke aufsuchte, und dann entschlo sich der Nachtdienstler, den Interkom eingeschaltet zu lassen.

    Er wute, da die Lage der SOL mehr als bitter ernst war.

    Aber was sollte er tun? Der schmale, kleinwchsige Mann fuhr ber sein kurzes, blondes Haar und hrte auf dem Korridor Stimmen. Dann schwang die Tr auf, und neun Solaner kamen herein. Sie wirkten mde, hungrig und niedergeschlagen. Ostaro hob grend die Hand und wandte sich an die Chefin des Teams aus Sicherheitsleuten. Ich sehe es schon an euren Gesichtern. Ihr habt keinen Erfolg gehabt?

    Sie setzten sich an den grten Tisch der Cafeteria und bestellten, obwohl sie dienstfrei hatten, alkoholfreie Getrnke.

    Page 5

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Nein. Kein Erfolg. Hundert verschiedene Ideen, und keine davon ist wirklich etwas wert. Was hast du heute auf dem Programm, Kchenmeister?

    Kamill nannte ein halbes Dutzend verschiedener Gerichte, die, frisch zubereitet, in den Vorratsbehltern lagerten. Man konnte sie miteinander und mit verschiedenen Zutaten kombinieren. Kamill war stolz darauf, da er immer etwas Besonderes parat hatte. Hrt sich gut an.

    Die Mannschaft nahm ihre Tabletts, er stellte sich hinter das Buffet und teilte aus. Pltzlich machte ihm der Anblick seines eigenen Essens Appetit. Er fllte zwei Schalen, hufte Salatmischung auf einen Teller und setzte sich zu den Sicherheitsleuten. Sie hatten ihre Waffen ber die Sessellehnen gehngt, die Schutzhelme in den Nacken geschoben und die Beine ausgestreckt. Wit ihr etwas Neues? Ich kenne nur die Nachrichten, sagte Ostaro und holte sich ein Glas Wein vom holzverkleideten Fa. Niemand wei, antwortete die junge Frau mit dem entschlossenen, hartgeschnittenen Gesicht, wie sich dieser Kerl in SENECA aufhalten kann.

    Aber ihr mt doch Bauplne haben, aus denen hervorgeht, welche Verstecke es fr Kerness gibt! widersprach Kamill. Haben wir. Aber in einer Kugel mit fnfhundert Metern Durchmesser, geschtzt durch zwei Meter dicken Spezial-Panzerstahl, da gibt es Hunderte von Mglichkeiten. Und ... SENECA? Was tut er?

    Das Kommunikationssystem fr smtliche Kontakte nach drauen, also in unsere Welt, ist ernsthaft gestrt. Er kann uns nicht helfen. Wir haben genug zu tun, um Notabschaltungen wieder zu neutralisieren.

    Atlan?

    Er unternimmt immer wieder Versuche, in SENECAS Reich einzudringen. SENECA scheint aber Freunde und Feinde nicht mehr zu erkennen. Er verweigert sich. Ich verstehe, sagte Kamill. Aber dennoch verfgt er ber gengend Pflichtbewutsein, das Schiff weiterhin mit Energie und wichtigen Schaltungen zu versorgen. Die Sicherheitsleute blickten kurz von ihrem Essen auf, musterten ihn und schttelten dann ihre Kpfe.

    Mann! sagte einer, soviel falsche Sicht der Wirklichkeit bewundernd. Dein Salat ist erste Klasse. Aber lasse die Finger von SENECA.

    Ich habe nicht vor, ihn zu reparieren! versicherte Ostaro Kamill beleidigt. Offensichtlich, sagte er sich abschtzig, war seine Ansicht von SENECA als einem quasi lebendigen Wesen, das besonders viel, schnell und richtig rechnen und schalten konnte, doch nicht ganz zutreffend. Sein Salat schmeckte tatschlich gut; es mochte an der neuen Gewrzmischung liegen, die er gestern zusammengestellt hatte.

    Er entschied sich zu sagen: Ich mchte wirklich nicht Atlans Probleme haben.

    Page 6

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    *

    In derselben Sekunde, im Mittelteil des Schiffes, sagte der Arkonide:

    Und wieder einmal beginnt das Chaos erfolgreich Hand an uns zu legen, Breck! Ich wei nicht mehr weiter.

    Atlan hob verzweifelt die Schultern und sttzte sein Gesicht schwer in beide Handflchen. Seine Ellbogen ruhten auf den Kanten des groen Terminals. Es war das Spezialgert, das ihn mit SENECA verband und neu in SOL-City, im Arbeitsraum des Atlan-Teams, installiert worden war. Damals hatte der Bordrechner seinerseits bei der Einrichtung mitgeholfen. An Bord gab es nur vier Terminals, die einen derart direkten Zugriff zu SENECA hatten.

    Auf dem Bildschirm war in flirrenden Buchstaben ausgedruckt:

    MEIN PLASMA RUHT.

    Niemand wei in diesen Stunden Rat, Atlan, antwortete der wuchtige Mann mit den narbigen Zgen, der neben dem Arkoniden sa. Wir sind ebenso verunsichert wie der verstrte Rest des Rechners.

    SENECA fhlte sich angesprochen und gab ber die akustische Verbindung eine Antwort. Die Vocoderstimme des Rechners klang unendlich mde. Schon seit vielen Stunden verkehrte SENECA auf diese schleppende Weise.

    Ich werde meine Selbstvernichtung einleiten. Dann stirbt auch mein persnlicher Feind Kerness Mylotta.

    Sofort erwachte Atlan aus seiner Erstarrung. Seine Stimme war scharf.

    Nein! Seit der Kiellegung der SOL haben wir gemeinsam Dutzende von hnlichen schweren Zwischenfllen erlebt und berstanden. Jedesmal sind wir klger daraus hervorgegangen. Wenn du die Selbstvernichtungsanlage aktivierst, ttest du nicht nur hunderttausend Menschen!

    SENECAS Denkprozesse liefen mittlerweile mit der Geschwindigkeit eines debilen Hirns ab.

    Nach einer endlos langen Weile antwortete er:

    Du hast wohl recht. Ich bin verwirrt. Ich wei nicht, was logisch ist und was nicht. Ich frage euch, ob ich mich mit meinen eigenen Schaltungen selbst schdige. Kann das sein? Die Meldungen, die in der Zentrale ununterbrochen aus allen Teilen des Schiffes eintrafen, bewiesen es. Neun Minuten und vierzig

    Page 7

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Sekunden lang war die Ortungsabteilung ohne einen Funken Energie gewesen. Automatische Batterielampen hatten verhindert, da sich die Frauen und Mnner die Schdel einrannten. Mehr als fnf Minuten lang hatten Breck und Atlan auf SENECA eingeredet wie auf ein strrisches Kind, dann erst gab er wieder die blockierte Schaltung frei. Sektorenweise fielen Schutzschirme aus. Schleusentore hatten sich geffnet und wieder geschlossen. Ein Hochenergiegeschtz begann unkontrolliert zu feuern. Es war, als wrde Mylotta irgendwo dort drinnen wahllos Tasten drcken die es nicht gab. Das kann nicht nur sein, SENECA, antwortete Breckcrown Hayes nachdrcklich, das ist die bittere Konsequenz. Um wieder arbeiten zu knnen, solltest du die Notschleuse ffnen und Atlan in dein Reich hineinlassen.

    Das ist eine unzumutbare Forderung! chzte der Rechner.

    Ratlos sahen sich Atlan und Hayes an. Seit Tagen fhrten sie Diskussionen mit SENECA, die einander hnelten und von der gleichen Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet waren. Es gab wenige lichteMomente, in denen der Bordrechner ihnen gestattete, ber die berwachungssensorschaltungen Einblick in sein Inneres zu nehmen. Bis zum gegenwrtigen Zeitpunkt hatte keiner von ihnen den seltsamen Saboteur zu Gesicht bekommen. Aber sie wuten definitiv, da er dort eingedrungen war dort, irgendwie, durch die Schleuse oder den sogenannten Todesgang. Mittlerweile lag lngst das komplette Dossier ber den Vierundfnfzigjhrigen vor; alle Erkenntnisse halfen hier, gegenber dem SENECADesaster, nicht weiter.

    Warum unzumutbar? fragte Atlan. Ich wrde dich von Mylotta befreien. Du knntest wieder vollkommen funktionieren. Mylotta kann mit seiner Hochenergie-Krperwaffe, sthnte SENECA voller Qualen, mein Zellplasma zerstren. Gerade davor will ich ihn zurckhalten, erklrte Atlan behutsam. Der Rechner schrieb eine weitere Zeile aus.

    ES BESTEHT EIN UNVERNDERBARES PATT!

    Wieder zuckten beide Mnner hilflos die Schultern und schwiegen bestrzt. Neue Nachrichten wurden bermittelt. Schlechte Nachrichten. Stndig fielen Teile der SOLVersorgung aus. Wichtige und weniger wichtige Unterbrechungen der Versorgung fanden statt, ber lngere und krzere Zeitspannen hinweg. Mittlerweile waren an unzhligen Orten transportable Notaggregate aufgestellt worden, von denen ein Teil der Ausflle berbrckt werden konnte.

    Atlan schaltete sich kurz in die Zentrale. Gibt es irgendwelche Beobachtungen ber Aktivitten auerhalb des Schiffes? fragte er. Nicht im Moment. Du hast zur Kenntnis genommen, da Observatorium, Ortung, Schutzschirme und andere wichtige Zentralen immer wieder ausgefallen waren?

    Das wissen wir. Ich frage nur zur Sicherheit.

    Irgendwelche mechanischen Beschdigungen im Bereich der Hlle wurden weder ber die gestrten Anzeigenleitungen noch ber die Sensoren und auch nicht durch die Sicherheitsteams registriert.

    Page 8

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Atlan stie einen Seufzer aus.

    Es erleichtert mich, das zu hren, sagte er leise. Danke.

    Er lehnte sich zurck und schlo die Augen. Es gab weitere Versuche, SENECAS Verhalten zu ndern, fr die nchste Zeit auf. Vielleicht war es besser, auf den nchsten Zug des Gegners zu warten. Aber unablssig kreisten seine Gedanken und seine technische Phantasie um diese Probleme. Der Name war die einzig przise Note in all dem Chaos. Das SENECA-Desaster.

    Page 9

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    2.

    MOORA, Vessel und BOLANC, Ryta, auerhalb der SOL, 01:47:30:

    Das dnne Tau straffte sich. Ein leichter Ruck ging durch die beiden Krper, die in Raumanzge gekleidet waren.

    Weiter! sagte Ryta.

    Sie packten, als sie nahe genug aufeinander zugeschwebt waren, die Griffe des jeweils anderen Anzugs. Noch immer beherrschten Unsicherheit und Nervositt ihr gesamtes Denken und Fhlen. Seit ARSENALJYK sie abgesetzt und auf einen bestimmten Driftkurs gebracht hatte, war die Unruhe immer strker geworden obwohl sie przise wuten, was sie zu tun hatten.

    Ich glaube nicht, sagte Vessel und legte seinen Raumhelm an den von Ryta, da die Schaltungsausflle programmierbar sind. Fatalistisch antwortete sie:

    Wir werden es merken.

    Vor ihnen, eine Hlfte des Universums ausfllend, schwebte die SOL. Da sie bis auf wenige hundert Meter an den uersten Schutzschirm herangekommen waren, bewies die Planung oder den fragwrdigen Erfolg des Zufalls. Da weder Moora noch Bolanc die geringste Kleinigkeit ber ihre Herkunft wuten, da sie keine bewute Vergangenheit hatten, bedeutete Zufall fr sie ein weitestgehend unausgeflltes Fremdwort.

    Im selben Moment flackerten drei Schirmsegmente auf und fielen zusammen. Die Bordwand des Schiffes lag vor ihnen im schwachen Widerschein der Sterne. Zwei winzige Triebwerke zndeten und trieben die miteinander verbundenen Krper auf die metallene Wandung zu.

    Ein Hindernis weniger, bemerkte der mnnliche Gyranter.

    Eine Minute spter landeten sie, den Aufprall mit Fen und Hnden abfedernd und nach den Montagegriffen fassend, auf der Hlle der SOL. Jetzt waren sie nicht mehr zu orten, selbst wenn die Antennen wieder funktionierten.

    Hinein! murmelte Ryta. Ihre stndige Schweigsamkeit, die andere an ihnen bemerkten, war jetzt von den Eigenarten des Einsatzes bestimmt. Sie durften nicht auffallen. Deswegen verzichteten sie auf Funkverkehr. Ein winziger Scheinwerfer leuchtete auf und glitt ber das spiegelnde Metall. Am Ende einer Reihe von Handgriffen entdeckten sie eine geschlossene Luke mit einer Kennziffer. Schnell und lautlos schwangen sie sich, noch immer mit der Sicherheitsleine verbunden, entlang der Griffe zur Luke. Als Ryta, mit ihrem muskulsen Krper die Krftigere des Gespanns, die Schutzklappe hochkippte und

    Page 10

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    den Hebel in die Hand nahm, sich zugleich gegen die Kante der Vertiefung absttzte, entstand in ihrem Rcken ein irisierendes Leuchten.

    Energie flo wieder in die Projektoren. Die ausgefallenen Schutzschirmsegmente bauten sich schnell und in gespenstischer Lautlosigkeit wieder auf. In diesen folgenden Minuten wnschten sich Vessel und Ryta, da auch in ihren Krpern ein Implantat fr ihre relative Unsichtbarkeit wrde sorgen knnen. Aber die Natur des Einsatzes erforderte es, da diese zustzliche Sicherheit nicht existierte.

    Ryta ffnete die Luke, stie sich ab und verschwand nach unten. Augenblicklich folgte ihr Vessel ins Dunkel. Er tastete nach der Verriegelung und verschlo die Montageluke wieder.

    Wieder flammte der winzige Scheinwerfer auf, leuchtete den Indikator an, der die Werte der SOL-Bordatmosphre zeigte.

    Atembar. Wir sind drinnen.

    Die Luke war geschlossen; mit etwas weniger Nervositt berprfte der Gyranter die Sicherung. Inzwischen hatte Ryta, deren feuerrotes Haar unter der Helmscheibe aufflammte, den Ausgang der winzigen Schleuse gefunden, ffnete ihn und sah sich einer Art Galerie gegenber, die ber den Polrundungen zweier Korvetten verlief. Sie zog Vessel Moora an dem Verbindungsseil aus der Schleuse. Schnell und noch immer schweigend verschlossen sie die Schleuse, leerten einige Taschen der Raumanzge und zogen die Anzge aus. Sie wurden nebeneinander in den Einbauschrnken verstaut, in denen bereits die Anzge irgendwelcher Wartungskommandos hingen.

    Vessel sagte nach einem langen Atemzug: Vergi nicht, da uns die Penetranz ein klares Ziel genannt hat.

    Sie wuten es. Sie sahen aus wie ein Paar beliebiger Solaner. Irgendwo in der Weite dieses Schiffes gab es Personen, die ihnen zumindest stark hnelten. Da Vessel und Ryta sowohl perfekt Interkosmo sprachen als auch den Bauplan des Schiffes kannten, wrden sie zunchst nicht auffallen.

    Jetzt trugen sie die Bordoveralls der SOLInsassen, verstauten ihre Ausrstung in deren Taschen und verlieen langsam die Galerie. Durch eine weitere Personenschleuse, die in einem schmalen Stichkorridor endete, betraten sie endgltig das System von Lifts, Korridoren und Gngen der SOL.

    Leise, mit einem zgernden Lcheln in seinem knochigen, schmalen Gesicht, sagte Vessel:

    Der wichtigste Schritt ist getan. Das Arsenal hat uns sicher an Bord gebracht. Sie orientierten sichschnell. Irgendwo in der quatorgegend der SOL-Zelle-2 hatten sie das Schiff, offensichtlich unbemerkt, betreten. Jetzt war es an ihnen, die Initiative zu ergreifen.

    Page 11

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Also verstndigten sie sich kurz. Sie besuchten zuerst eine Cafeteria, tranken ein Glas Wein und ein kleines Glas Bier und sahen sich kurz um. Unter den etwa eineinhalb Dutzend Solanern, die sich hier aufhielten und die Ereignisse um das SENECA-Desaster diskutierten, entsprach nicht einer den Erfordernissen.

    Wir haben viel Zeit, meinte die breitschultrige Frau mit dem runden Gesicht; mit mehr als hundertachtzig Zentimetern Gre keine unauffllige Erscheinung. Vessel widersprach.

    Trotzdem ist Eile geboten. Sie alle sprechen vom Desaster. Mylotta entfaltet rege Aktivitten.

    Und erfolgreiche berdies, bemerkte Ryta, als der Interkom ausfiel.

    Sie leerten die Becher, verlieen mit einem bewut mrrischen Gru die Imbistube und gingen weiter. Im Verlauf von rund drei Stunden kamen sie durch viele Bezirke dieses Schiffsteils und somit dem Mittelstck immer nher. Der Einsatz der beiden solanerhnlichen Gyranter, von der Penetranz angeordnet und den Arsenalangehrigen untersttzt, war wichtig.

    Ryta Bolanc stie Vessel an.

    Hinterher! Stelle fest, wo er wohnt. Klar? Augenblicklich heftete sich der kleinwchsige Partner auf die Spur eines Solaners, der einige Meter vor ihnen aus einer Werkstatt aufgetaucht war und offensichtlich in seine Kabine ging.

    Ryta ging weiter.

    Der Treffpunkt war festgelegt; die Zeit spielte eine untergeordnete Rolle. Sie fhlte tief in ihrem Innern, wie ihre Unsicherheit abermals nachlie. Wrde sie jemals so sicher sein knnen wie einer dieser Solaner, also eines der Opfer ihrer Mission? Schweigsam setzte sie ihren Gang durch die unterschiedlichsten Bezirke der SOL fort und suchte nach einer Frau, die mindestens hundertachtzig Zentimeter gro, ausgesprochen muskuls und zudem noch rothaarig war.

    *

    ZARINA, Gabee, SZ-2, Plantagenbezirk, 05:65:45:

    Ihr erster Blick galt der Zeitschaltuhr, dann den Strungsanzeigern, schlielich warf sie ihren Kittel ber eine Stuhllehne und murmelte:

    Offensichtlich ist nichts passiert. Es wre nicht auszudenken, wenn SENECA die Ernte ruiniert!

    Page 12

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Eine Wand ihrer berwachungskabine bestand aus einer langen Glassitscheibe. Sie konnte mit einer einzigen Drehung ihres Kopfes feststellen, wie es um ihre grnen Lieblinge stand.

    Jetzt kontrollierte sie das elektronische Band der Vorfalls-Anzeigen. Dreimal waren die Sonnenlampen eingeschaltet worden, obwohl es bis vor wenigen Minuten fr die gesamte Treibhausanlage Nacht gewesen war. In der Dunkelphase sickerten, ber ein vergleichsweise simples System von Rhren mit immer geringerem Durchmesser, Wasser mit genau dosierten Nhrstoffen und Dngemitteln in das Erdreich aus Kunststoff, nhrender Asche, organischen Abfllen und Bodenbakterien. Jetzt, nachdem die Automatik sich auf Tag stellte, erhielten alle Pflanzen die notwendigen Strahlen der Solarlampen, um assimilieren zu knnen, um zu blhen und Frchte zu tragen.

    Gabee las sorgfltig die Werte ab. Die Dosierung der Nhrstoffe war korrekt. Langsam begannen sich die transparenten Sulen zu drehen. Hundert von ihnen, in Reihen zu zehn angeordnet, fllten die Halle aus. Die Lampen, die das gesamte Spektrum einer normalen G-Typ-Sonne abstrahlten, leuchteten im Augenblick mit der Morgen-Intensitt. Ein leichter Nebel wurde in die rotierenden Sulen geblasen undlagerte sich auf Blttern, sten und Frchten ab. Einige der Apfelbume konnten in drei bis vier Tagen geerntet werden. Die Bume hatten notgedrungen die Form exakter Zylinder, da sie in Zylindern wuchsen.

    Gabee machte einen Vermerk fr den Robotspezialisten, dessen Maschine Tausende groer,grnlich-gelb und rotgefrbter pfel sammeln und in die Khlkammer bringen wrden.

    Und die Pfirsiche?

    Einfache Getriebe drehten die durchsichtigen Sulen. Wrme und Licht wurden mit perfekter Gleichmigkeit verteilt. In anderen Zylindern wuchsen Beeren, Tomaten, Auberginen und Melonen; verschiedene exotische Frchte waren darunter, die nicht von der Erde stammten, und sie alle schmeckten entweder besonders kstlich, hatten einen hohen Nhrwert oder wurden wegen ihrer Vitamine und Spurenstoffe geschtzt.

    Die Pfirsiche, sagte sich Gabee Zarina, wrden noch einige Tage mehr brauchen, bis sie gepflckt werden konnten.

    Sie bentigte etwa neunzig Minuten, bis sie die technische Seite dieses Gartens durchgecheckt hatte. Probeweise lie sie ein Aggregat anlaufen, das die Energie fr die Pumpen lieferte und die Trommeln drehte, auch wenn nur wenige Strahler arbeiteten. Die Ernte wird nicht verderben! murmelte sie zufrieden. Sie war eine groe, krftige Frau mit einem gutmtigen, derben Gesicht, das in einer bestimmten Beleuchtung wie aus einem der alten Gemlde wirkte, die in SENECAS besten Tagen auf die zweidimensionalen Schirme projiziert wurden.

    Gabee verlie ihre Zelle, an deren einer Wand Dutzende von Notizen hingen. Magnetplatten hielten sieauf der Metallscheibe fest. berall standen wichtige Hinweise, Rezepturen, Daten und die Abbildungen einiger mglicher, aber mittlerweile so gut wie ausgestorbener Schdlinge.

    Page 13

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Aberglubisch berhrte sie den grn lackierten Messingfinger, der ihr vom High Sideryt in Anerkennung fr ihre Ttigkeit verehrt worden war.

    Gabee bestieg den Korb des programmgesteuerten Lifts. Er hatte sich von der Decke gesenkt, hob sich jetzt wieder und schwebte in der jeweils gewnschten Hhe zwischen den rotierenden Zylindern hindurch, hin und her, auf und nieder. Der Geruch nach frischen, feuchten Pflanzen, nach den therischen len der Blten und den sprieenden Blttern war betubend. ber Gabees Kopf arbeiteten die Umluftgeblse.

    Eine einzelne Biene summte an ihrer Wange vorbei. Ein weiteres Experiment; von der groen Suberung der SOL waren einige kranke Vlker briggeblieben, aus denen drei ltere Buhrlos in mhevoller Arbeit die aggressiven Exemplare ausgesondert und eine neue Zucht aufgebaut hatten lange nach den Monaten, in denen die knstliche Bestubung durch Miniroboter fehlgeschlagen war. Gabee kicherte frhlich.

    In meinem Park arbeitet die Natur nach ihren Regeln, sagte sie heiter. Und summend fliegen meine Bienen herum.

    Es gab an Bord noch andere hydroponische Anlagen, auch solche, die nach anderen Kriterien ausgebaut waren. Auch im Solarium standen einzelne, uralte Obstbume, die reiche Frucht trugen. Aber Gabee Zarinas einhundert Hydroponiksulen waren nach bereinstimmender Meinung die gesndesten undproblemlosesten. berdies war der Ertrag an etwa sechzig verschiedenen Obst- und Beerenarten konkurrenzlos hoch. Gabee hatte nicht nur grne Finger, wie ein altes terranisches Sprichwort fr geschickte Grtner lautete, sondern auch scharfe Augen.

    Sie entdeckte einige Schdlinge und vernichtete sie, indem sie in den Zylindern kleine Schiebefenster ffnete und so den wenigen Vgeln das Einfliegen in die befallenen Gebiete erleichterte.

    Sie entfernte Bltter, kappte nutzlose Triebe, registrierte zwei weitere Stromausflle und erstickte beinahe in der Treibhausatmosphre, die sofort entstand, wenn die Umwlzturbinen ausfielen.

    Aber um 08:30:00 Uhr, als die wenigen Arbeiter der ersten Schicht eintrafen, hatte sie die Inspektion ihrer Anlage beendet. Sie machte in ihrer winzigen Klause fnf groe Tassen Tee, ste sie mit echtem Honig und fgte die hervorragende Kunstmilch hinzu.

    Heute, sagte sie und lchelte glcklich, werden wir uns um die Wurzeln verschiedener Bume kmmern. Auerdem stellt Atlan, nachdem Tyari sie bestellt hat, zwei Palmen in sein SOL-City-Arbeitszimmer. Wir mssen ihm die Prsente bringen und versuchen, seine Abneigung gegen Zimmerpflanzen zu berstimmen.

    Gute Idee, stimmte der jngste Arbeiter zu. Atlan hat immer einen guten Schluck fr einen frhlich Schaffenden brig. Der alte Jooey, Spezialist fr die Mischung der speziellen Hydroponikerde, schttelte den Kopf.

    Page 14

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Nicht heute, Jarn, sagte er bedauernd. Heute gewi nicht. Er hat andere Sorgen. Das SENECA-Desaster.

    Der Junge leerte seinen Becher und murmelte zustimmend:

    Bald wird es das Problem von uns allen sein.

    Die erste Nachrichtensendung, die sie in der Arbeitspause vom Interkom abriefen, besttigte alle ihre schlimmen Befrchtungen.

    *

    MOORA, Vessel, Wohnquartier SA CONCA, A 16, 08:14:55 SZ-2; vor einem schmalen Schott, an dem die flackernde Leuchtschrift Nicht stren! anzeigte: Er blickte langsam, und wie er hoffte, vllig unauffllig nach links und rechts. Der Korridor war leer und lag ruhig da unter dem gelblich getnten Licht der Rasterdecke. Es gab zwei Mglichkeiten:

    Der Solaner war allein. Oder er wohnt hier mit seiner Frau, Freundin oder Familie. Gleichgltig. Vessel Moora zog den kleinen, ungewhnlich geformten Strahler aus der Wadentasche der tuschend nachgeahmten Kombination, packte den Griff der Tr und ri sie zur Seite. Mit einem Sprung war er im hellen Vorraum, sah sich nach rechts und links um und hrte das prasselnde Rauschen der Dusche.

    Zwei Schritte geradeaus, ein weiteres Schott, und dann sah er den Solaner, der ihm den Rcken zuwandte und unter dem Schauer der heien Wasserstrahlen stand und seine Haut mit Seife und einer Brste bearbeitete. Vessel feuerte einen Schu ab, sah den Solaner zusammenbrechen und sprang geradeaus weiter. Der Wohnraum war leer. Es gab niemanden, mit dem der Solaner zusammenlebte. Schnell untersuchte der Gyranter smtliche Fcher und Schrnke und schlo dann das Schott von innen ab. Er desaktivierte nach kurzer Suche die Dusche, schleppte den Besinnungslosen in den Wohnraum und warf ihn auf die Liege. Schweigend studierte er die Gesichtszge des Solaners, verglich sie mit seinem Bild in einem Wandspiegel und fing an, seine Kleidung gegen Teile aus dem Besitz des Mannes zu ergnzen.

    Soviel Tarnung wie nur irgend mglich, dachte er.

    Der Solaner hatte eine fast identische Figur. Bordkombination und Stiefel paten ebenso wie die Unterbekleidung. Der Solaner war ebenso bartlos wie Vessel; dessen Haar war aber zwei Fingerbreit lnger. Mit einem Schergert aus der Toilette krzte er das eigene Haar und vernderte einen Teil seines alten Aussehens. Die Haut des Solaners war gebrunter als seine; zur Betonung der Wangenknochen verwendete er Farbe aus einer winzigen Packung seiner Ausrstung. Nach zehn Minuten war er fertig. Vessel war dem Solaner nach kurzer Suche fand er ein Ansteckbild und weitere Informationen ber dessen soziale Umgebung so hnlich wie nur mglich. Hoffentlich hatte Arnd Cobis keinen Sprachfehler, an dem man ihn erkannte! Der bewutlose Solaner wurde gefesselt und unbeweglich gemacht. Smtliche Schalter oder Tastfelder, die als Notruf gebraucht werden konnten, zerstrte der

    Page 15

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Gyranter. Etwa eine Stunde nach seinem Eindringen versperrte er das Schott von auen, steckte den Impulsschlssel ein und bewegte sich auf den Treffpunkt zu. Anderen Solanern, denen er begegnete, nickte er flchtig zu und gab sich den Anschein, als habe er Wichtiges zu tun.

    *

    Ryta Bolanc, die inzwischen ihr Haar gelst und in eine Innenrolle gekmmt hatte, wartete bereits in der Nhe des Korridors, der zur Hauptzentrale fhrte.

    Du heit also Della Pravin! stellte er fest. Hast du schon jemand von Wichtigkeit kennengelernt?

    Nein. Du auch nicht, Arnd Cobis? Er schttelte den Kopf. Wieder waren sie einen groen Schritt weitergekommen und vllig unbemerkt geblieben. Nun muten sie eine Mglichkeit finden, sich in die Aktionen um die Suche nach Kerness Mylotta einzuschalten. Das Vertrauen Atlans, seiner Freunde und des High Sideryt sollte dringend gewonnen werden.

    Ich habe nicht einmal den Roboter Bldel gesehen, gab er zurck.

    Diese tierartige Intelligenz namens Wuschel ist auch noch nicht aufgetaucht, meinte Della Ryta und deutete auf eine Gruppe bewaffneter Frauen und Mnner, zwischen denen Projektoren und Antigravplatten schwebten. Hinter den behelmten Sicherheitskrften bildeten Roboter, die Spezialprojektoren anstelle von Greifern und Hnden trugen, eine Art Mauer.

    Ryta wandte sich an einen der konzentriert dreinschauenden Solaner.

    Wie weit seid ihr? Dringt ihr ein? Der junge Mann starrte sie abweisend an, dann stimmte er ein hohles Gelchter an. Nicht daran denken! SENECA hat gedroht, sich selbst zu vernichten, um Mylotta auszuschalten!

    Das ist furchtbar! rief Arnd/Vessel. Meint ihr, da Mylotta davon etwas wei? Von dieser Drohung?

    Durchaus wahrscheinlich.

    Arsenalfhrer Kerness Mylotta, dessen drittes Auge Hochenergien oder Lhmstrahlen wie aus einem Waffenprojektor abfeuern konnte, durfte nicht gefhrdet werden. Sie beide waren hier, um ihm zu helfen. Sie wrden in der Wahl ihrer Mittel keineswegs zurckhaltend sein, sahen aber beide im Augenblick keine Gelegenheit, einzugreifen. In ihrer unmittelbaren Nhe befand sich jene Kugelzelle, einen halben Kilometer im Durchmesser, in deren Innern sich das gesamte Geschehen abspielte. Die Vorgnge, die praktisch jeder Solaner beobachten und erleben konnte, waren nur die Folgen davon.

    Page 16

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Die Gyranter wuten auch noch nicht, wie sie Mylotta von ihrer Ankunft verstndigen konnten. Es sollte rasch geschehen. Dort kommt der Robot Nockemanns, versuchte ihnen der Sicherheitstechniker zu helfen. Vielleicht wei er mehr, obwohl ichs bezweifle.

    Zwar waren sie auf den Anblick der seltsamen Maschine vorbereitet worden, aber die Realitt berraschte sie dennoch. Bldel, vier Zentimeter grer als Vessel/Arnd, blickte sie mit einem einzigen groen Auge an, hielt seine dnnen Arme dicht an den zylindrischen Krper gerollt und kam mit zitterndem Schnauzbart aus grnem Plastikgespinst nher.

    Die Klappen an seinem sulenartigen Krper, der sich trotz der scheinbaren Plumpheit schnell und sicher bewegte, waren geschlossen, nur eine davon stand offen. Daraus sah das bakwerische Fremdwesen hervor. Nockemanns Roboter ist einen Versuch wert! stie Della hervor und drngte sich auf die Maschine zu.

    Falls du es schaffst, ihn hinreichend zu motivieren? zweifelte er.

    Durchaus mglich! meinte Della, blieb vor Bldel stehen und sprach zu dessen Wahrnehmungsorganen und den Sensoren, die rechts und links der komplizierten Sehzelle am zylindrischen Kopf verteilt waren. Meister des Scientologen-Teams, sagte sie in schmeichelndem Ton, jetzt sind wir schon drei Exoten, die versuchen werden, Mylotta aufzustbern. Exoten deshalb, weil wir gute Einflle haben, die den Offiziellen bisher nicht zu Ohren gekommen sind. Die bewegliche Hochleistungspositronik fragte zurck:

    Ihr seid aber nicht von den Stabsspezialisten angefordert worden? Euch treibt die echte Sorge um die SOL!

    Nichts anderes, versicherte im Brustton der berzeugung Arnd Cobis.

    Ihr findet in mir, selbstverstndlich auch ohne Kollegen Hage, einen aufmerksamen Zuhrer, Frsprecher und begeisterten Mitmacher, versicherte die Maschine. Della deutete auf den Ausschnitt des kugelfrmigen blauschimmernden Pelzes, der aus einer der mittleren Schubladen des Roboterkrpers hervorsah.

    Wuschel! sagte sie. Als Vortrupp und Lockvogel.

    Die Fhigkeit des Roboters, blitzschnell zu analysieren, war bekannt. Sofort antwortete er:

    Ob er sich allerdings in erreichbarer Zeit durch zwei Meter Spezialstahl fressen kann, wei ich nicht. He, Wuschel!

    Aus dem verhltnismig groen Mund, der pltzlich, von nervs zitternden Beinchen umgeben, sich ber die Kante der Metallade schob, kamen zirpende Gerusche. Der Robot deutete auf Wuschel.

    Page 17

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Wahrscheinlich ist die Schale nicht an jeder Stelle gleich massiv. Ich werde mich entlang der Leitungen vortasten mssen. Aber das ist nur der Versuch eines ersten Schrittes. Habt ihr beide einen ernsthaften Plan?

    Mit deiner Hilfe entwickelt er sich schneller, sagte Della und bewies eine gute Portion Ironie, ber die sie selbst staunte. Zutreffend, denn ich habe beispielsweise den genauen Plan des SENECA-Kugelsektors irgendwann in allen winzigen Einzelheiten gespeichert.

    Es gibt Abwehrmechanismen, denen selbst der Energiefresser nicht gewachsen sein wird. Ebenso mechanische Fallen, warnte der kleingewachsene Solaner.

    Bekannt.

    Wuschels zirpende Stimme, die aus einem Krper mit weniger als fnfunddreiig Zentimetern Durchmesser kam, schien dessen Begeisterung auszudrcken. Dennoch sagte er:

    Soll es heimlich geschehen? Ohne Breckcrowns Wissen?

    Es wre zweckmig, meinte Della. SENECA ist, wie wir wissen, im hchsten Ma mitrauisch. Wenn sich Atlan oder ein anderer verraten, aktiviert er seine Abwehrmanahmen, und schlielich sprengt er sich selbst in Fetzen.

    Ich versuche, das Problem zu analysieren. Kommt mit. Wir brauchen einen Platz, an dem wir ungestrt sind.

    Mglichst einen, in dem sich auch keinerlei Kommunikationseinrichtungen zu SENECA befinden, dachte Arnd.

    Bldel fuhr einen seiner Arme bis zu einer Lnge von mehr als hundertfnfundsiebzig Zentimetern aus, bildete damit einige verschlungene Muster und winkte schlielich seinen neuen Freunden. Von deren Idee schien er frmlich mitgerissen zu sein. Wuschel, sein Schtzling, als Lockvogel fr Mylotta.

    Wie seid ihr ausgerechnet auf mich gestoen? fragte er, whrend er ein Schott nach dem anderen ffnete. Beide Gyranter erkannten anhand ihres eingeprgten aktuellen Wissens, da sie sich der Auenhlle von SENECAS Fnfhundertmeterkugel nherten. Schlielich waren sie in einem Raum voller Wartungsgerte, Werkzeuge und desaktivierter Maschinen allein.

    Weil du dank deines hochleistenden Gehirns, schmeichelte Vessel, aus unzhligen Abenteuern heil hervorgegangen bist. Du hast bewiesen, da deine Strke im schnellen Reagieren auf scheinbar aussichtslose Situationen liegt. Atlan ist berbeschftigt. Breck vor Sorge halb krank. Und wir sind bedeutungslose Insassen dieses Schiffes was lag nher? Bldel fhlte sich geschmeichelt. Es schien,

    Page 18

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    als ob sein grner Bart voller Vorfreude zitterte. Aufgeregt fuhr er seine Arme ein und aus und verknotete sie schlielich auf eine Weise, da Della und Arnd daran zweifelten, da er sie je wieder auseinanderbekommen wrde.

    Das Schott zischte auf, ein Solaner in einem lverschmierten Overall schaute herein und rief:

    Ah! Ihr seid hier. Ich sah die Signale ... Bldel streckte ihm mit hoheitsvoller Geste die Hand abwehrend entgegen.

    Stre meine Schaltkreise nicht, Ehrenwerter. Hier tagt das erweiterte Scientologen-Team. Und es will von trivialen Alltglichkeiten nicht gestrt werden! Mache dich rasch fort.

    Schon gut, brummte der Mann grinsend. Bldels Eigenarten brachten ihn auch noch in dieser verfahrenen, gefhrlichen Lage zum Lachen. Er winkte ab. Pa nur auf, da deine Rhren nicht verschmoren!

    Bldels Hand fhrte Bewegungen aus, als wolle er kleine Tiere verscheuchen. Regungslos warteten die Gyranter. Sie empfanden diesen scheinbar harmlosen Zwischenfall als Gefahr fr ihren noch schwankenden Plan abermals ein Ausdruck ihrer inneren Unsicherheit.

    Rhren! giftete Bldel. Fr dich ist die Robottechnik wohl auch bei Norbert Wiener stehengeblieben. Husch!

    Der Mechaniker schenkte ihm ein noch breiteres Grinsen und verschwand.

    Zusammen entwickelten sie einen Plan. Wuschel sollte von Bldel an eine Stelle gebracht werden, an der er schnell ins Innere kam und smtliche Sperren umgehen konnte. Mylotta, der Wuschels Funktion bis zu dem Zeitpunkt nicht kannte, an dem er ihn zum erstenmal innerhalb SENECAS sah, sollte herausgelockt werden. Dies war das klar erkannte und definierte Ziel.

    Nach einer Reihe technischer Errterungen, whrend der Wuschel und Bldel den mglichen Weg diskutierten und sich schlielich halbwegs festlegten einschlielich strategischer Varianten und Modifikationen , stellte Bldel die Kernfrage.

    Wir nehmen nunmehr an, da Wuschel diesen unfreiwilligen, aber effizienten Saboteur irgendwo findet. Vermutlich an einer Stelle, an der er der systeminternen Eigenberwachung entzogen ist. Klar? Logisch. Und dann? zirpte Wuschel. Della antwortete:

    Dann spricht Wuschel mit ihm. Mylottas Absicht oder Auftrag erscheint klar. Er will SENECA und die SOL vernichten. Er wagt den letzten Schritt nicht, weil dies zu seiner eigenen Vernichtung fhren wrde. Klar? Logisch, sagte die Maschine, zufrieden knarrend.

    Page 19

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Also geben wir ihm das Gefhl, es gbe drauen Personen, die ihn mgen, die ihm helfen, aus dieser selbstgewhlten Klemme herauszukommen. Er ist hochintelligent, das wissen wir, und Stichworte werden gengen. Noch immer logisch, besttigte Nockemanns Wundermaschine.

    Du bist nicht allein, sagte Arnd. Normalerweise bedeutet dies eine Drohung fr Introvertierte. Mit dem Zusatz: Arsenalfreunde warten auf dich bringen wir eine nonrationelle Komponente herein. Merke dir die Worte, Wuschel.

    Kleinigkeit.

    Der Roboter schwieg und verarbeitete diesen neuen Gedankengang.

    Mjailam, Sanny und Tyari gren dich. Sie sind ebenso wie du gefesselt und gezwungen. Du kannst ihnen nur helfen, wenn du SENECA verlt.

    Ein guter Vorschlag. Und ... logisch! lobte der Roboter. Er schien inzwischen von der Richtigkeit dieses Versuchs vllig durchdrungen zu sein. Moora und Bolanc fhlten sich bei jedem weiteren Wort wie auf einem schwankenden Seil ber dem Abgrund, aber das Seilende kam sichtlich nher. Penetrant ist, solltest du ihm sagen, der Versuch, SENECA zu zerstren. Kontakte mit Wuschel dienen der Sicherheit. Von auen, aus Mata St. Felix Welt, sind die Versuche, die SOL zu vernichten, besser. Mehr fllt mir auch nicht ein, meinte Arnd bekmmert. Meinst du, da dieser reichlich verworrene Text zumindest seine Aufmerksamkeit erregt?

    Weil er unlogisch ist mit Sicherheit, meinte Bldel. Bist du schon hungrig? Sprst du schon Appetit auf zweihundert Zentimeter vergteten Spezialstahl, mein kleiner Wuschel?

    Wuschel gab mit der Tonstrke einer elektronisch verstrkten Grille zurck: Eine Aufgabe, die Hungermit Findigkeit, berlebenstechnik mit Leistungsfhigkeit und darber hinaus Einfallsreichtum mit Intelligenz verbindet. Wann fange ich an? Gemach, antwortete der Robot. Zweite wichtige Gegenfrage. Nachdem du mit ihm gesprochen hast, erkennt Mylotta, da er drauen Helfer hat, da er weitaus wirkungsvoller schalten und walten kann, wenn er SENECA verlt. Prmisse eins: Er geht, und SENECA erwacht zu voller Strke. Wie reagiert Mylotta?

    Prmisse zwei, antwortete schnell Della. In dem Augenblick, da klar erkennbar ist, da er SENECA verlt, benachrichtigst du Atlan und seine Freunde. Sie vernichten oder neutralisieren ihn.

    Der Analogieschlu dieses Tages! entgegnete der Robot mit verdoppelter Lautstrke.

    Na also, brummte Arnd. Bringen wir es hinter uns.

    Zunchst bringe ich uns alle in die unmittelbare Nhe des ausgesuchten Zugangs, versprach Bldel.

    Page 20

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Der Robot stapfte unvermittelt los. Arnd und Della folgten ihm. Sie befanden sich zwar bereits unmittelbar vor der kugelfrmigen Sicherheitszelle, aber nicht am vorgesehenen Einstiegspunkt. Der Robot fhrte sie durch ein verschachteltes und verzweigtes System von Gngen, Kammern und Umwegen stets dicht an der Kugelwandung entlang. Hin und wieder trafen sie auf wartende Teams der Schiffsordnung, auf Sicherheitsleute und Gruppen neugieriger Solaner. Jeder wartete auf ein Ereignis besonderer Art und auf einen Erfolg der verantwortlichen Stabsspezialisten. Schlielich standen sie in der Nhe der Schleuse, einem kanzelartigen Vorsprung, der in die Kugelhlle integriert war. Dahinter schlo sich, wie Bldel erklrte, der sogenannte Todesgang an. Es war eine Sicherheitszone, die weder eine Maschine noch ein lebendes Wesen durchqueren konnte, wenn es SENECA nicht zulie.

    Und genau diesen Weg werde ich nehmen, zirpte Wuschel. Aber so, da es nicht einmal SENECA selbst merkt.

    Wieder verschwanden sie in einer Ansammlung einzelner Zellen, Stollen und den Elementen, gegen die jene riesige Kugel gebettet war. Sicherlich wute Bldel etwas, das vielen anderen Insassen der SOL nicht bekannt war. Pltzlich hielt er an, und Wuschel kletterte aus seinem seltsamen Nest. Welchen Weg du auch whlst, ermahnte ihn die Maschine, du darfst keine einzige Leitung berhren.

    Ich werde dir ber jeden Fortschritt berichten, zirpte Wuschel zurck. Das bedeutete, sagten sich die beiden Gyranter, da Wuschel und die Maschine eine Kommunikationsmglichkeit besaen, wahrscheinlich ein Minifunkgert.

    Auf seinen acht Beinen entfernte sich Wuschel in rasender Geschwindigkeit. Er schien an derjenigen Stelle des Bodens, an der die SENECA-Gehusekugel mit dem Boden und dessen Elementen verschmolz, im Stahl zu versinken. Dann kam auch der letzte Rest seines schimmernden Pelzes auer Sicht. Du meinst, fragte Della unsicher, da es Wuschel gelingt, an allen Abwehreinrichtungen und Sensoren vorbeizukommen? Wenn nicht dem Bakwer und mir, dann niemandem!

    Was berechtigt uns zu dieser Aussage? wollte Arnd wissen. Bldel antwortete schnippisch:

    Meine Klugheit, verbunden mit den Fhigkeiten Wuschels. Wir ergnzen uns auf das Trefflichste.

    Nun konnten die Gyranter nichts anderes tun als warten.

    Der Roboter schien auf eine unhrbare Stimme zu warten oder dieser Stimme zu lauschen. Wieder fhlten sich die Agenten der Penetranz unsicher und unruhig. Sie wurden gehindert, aktiv zu sein; sie meinten, da sich unzhlige Beobachtungsgerte wie bohrende Augen auf sie richteten. Sie wuten darber hinaus, da Atlan und andere ununterbrochen mit dem Bordrechner in Verbindung standen und versuchten, den Zustand zu ndern. Und nun bahnte sich ein unbegreifliches kleines Wesen, das Stahl durchfra wie der Wurm eine Frucht, nur um ein Vielfaches schneller und vllig lautlos, einen Weg zu Kerness Mylotta, um ihm zu sagen, da auerhalb seines Verstecks Helfer des Arsenals eingetroffen waren.

    Page 21

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Della zog die Schultern hoch, als friere sie pltzlich.

    Bldel?

    Zu Diensten, Teuerste? fragte die seltsame Maschine.

    Wie lange dauert sein ... Spaziergang noch?

    Schtzungsweise eine Stunde.

    Arnd deutete mit dem Daumen ber die Schulter.

    Wir sind in dem kleinen Kasino, Raum Nulleinundneunzig. Trockene Kehlen und so. Auerdem fngt unser Dienst bald wieder an. Benachrichtige uns, wenn etwas Besonderes passiert.

    Ein Arm wurde ausgefahren, deutete auf einen kleinen Interkomanschlu, dann entgegnete Bldel:

    Ich rufe euch. Aber schon jetzt knnen mindestens einundfnfzig Prozent des Scientologen-Teams sagen, da Wuschels Weg dreidimensional und kurvenreich, unbemerkt und somit erfolgreich verluft. Wie meine duusnorzischen Freunde stets zu scherzen pflegten: Vhoyssa!

    Ratlos blickten sich die Gyranter an, lchelten dem Roboter etwas verzerrt zu und verlieen rckwrtsgehend des Raum.

    Die Spannung drohte sie zu zerreien. Sie sprten eine undeutliche Gefahr, die herankroch wie eine der fingerdnnen Giftschlangen des Arsenalplaneten. Rckwrtsgehend verlieen sie den mit Diagnose- und Wartungselementen gefllten Raum, in dem sie das Vibrieren der gequlten Gedanken SENECAS zu spren glaubten.

    *

    BAKWER, Wuschel, im Innern SENECAS, Mittelteil SOL, 12:09:50, auf dem Weg zum Zellplasma:

    Er machte eine Pause. Wuschel war nicht erschpft, eher traf das Gegenteil zu. Die riesige Menge von Materie und Energie, die seinen kleinen Krper passiert hatte, wirkte berlastend auf seine Zellen.

    Der Bakwer versuchte sich zu orientieren. Er befand sich etwa an der Stelle, an der jener Todeskorridor endete. Es war ihm gelungen, bisher jeden Sensor rechtzeitig aufzuspren und zu umgehen. Keine Abwehrschaltung war in Ttigkeit getreten. Jetzt kroch Wuschel weiter durch ein Entlftungsrohr und hielt

    Page 22

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    an, als er an das elektrostatisch aufgeladene Gitter kam. Er sphte hindurch und sah einen Raum schrg unter sich liegen, der fast ausgefllt war von Rhren, Konvertern, rtselhaften Kastenelementen und den schmalen Stegen, die fr Montagezwecke dazwischen verliefen. Wo war Mylotta?

    Wuschel wute, da sich der ehemalige Chef der Astronomischen Abteilung in keinem der SENECA-Hohlrume befand, die der Selbstberwachung des Rechners unterlagen. Was der lebende Materiekonverter indessen nicht wute, war, um welche Zone es sich dabei genau handelte.

    Auf seinem Weg hatte Wuschel rund zwei Dutzend Sensoren und Linsen bemerkt und die doppelte Anzahl unterschiedlich groer Rume. Er war sicher da Mylotta weitaus tiefer in die Riesenkugel eingedrungen war. Der Dialog zwischen Atlan und SENECA hatte klar ergeben, da SENECA den Fremdkrper nicht sah und nicht wute, wo er war. Er war offensichtlich auch nicht mehr fhig, durch einen Analogieschlu alle jene Hohlrume, in denen Mylotta sich nicht aufhielt, aufzulisten und den Solanern mitzuteilen, welche Sektoren briggeblieben waren. Wuschel eilte weiter.

    Er rannte auf seinen winzigen Beinchen, berwand Kurven und Hohlrume, wich den Leitungsbndeln und einer Unzahl einzelner und zusammengefater Rohre aus, kletterte abwrts und vergewisserte sich immer wieder, da sein Weg nicht den Aufenthaltsort des Gesuchten kreuzte.

    Schlielich raste er im Innern der eigentlichen Positronik dahin, auf einem Wartungskorridor, den SENECA ebenfalls nicht einsah. Vor ihm, etliche zwanzig Meter, lag der Spezialbehlter mit dem Zellplasma, dessen Funktion gelhmt war. Die Wahrscheinlichkeit, da sich Kerness dort aufhielt, war sehr gro, denn mit einiger Sicherheit benutzte er seine krpereigene Waffe zur Lahmlegung des Plasmas.

    Dutzende von Minuten lang tastete sich Wuschel auf seinem Weg weiter. Er meldete an Bldel, wo er sich befand. Ungesehen passierte er eine Batterie von Sensoren; sie waren an dieser Stelle besonders zahlreich und sprachen auf jede Gefahr an, die sich SENECA vorzustellen mochte. Er umging sie in uerster Behutsamkeit.

    Dann befand er sich im toten Winkel, vor der senkrechten Stahlwand des Plasmatanks. Und ... in einer Zone, die ebenfalls nicht von SENECA berwacht wurde. berdies, sagte sich der junge Bakwer, wrde es hchst fraglich sein, ob der Rechner auch verarbeitete, was er sah, oder ob nicht sogar die Leitungen zu seinen eigenen Sinnesorganen weitestgehend aus Grnden der vorrangigen Kapazitt abgeschaltet waren. Er verlie sein Versteck und turnte, eine schnelle, scheinbar stumpfschwarze Dreiviertelkugel, an einer senkrechten Verstrebung abwrts.

    Hier also bist du! wisperte er mit seiner Grillenstimme. Keine zehn Meter vor ihm befand sich Kerness Mylotta.

    Er sa, anscheinend entspannt, die Binde ber seinem dritten Auge hochgeschoben, im toten Winkel zwischen zwei mchtigen, halb federnden Sttzelementen des riesigen Tanks. Zwischen seinen Knien hatte er die Reste einiger Essensrationen und die dnnen Plastikbehlter von Getrnken stehen. Er starrte

    Page 23

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Wuschel an, hob zuerst abwehrend beide Hnde und knurrte dann:

    Wie hast du mich gefunden?

    Ich habe dich gesucht, gab Wuschel zurck. Was ist daran so erstaunlich? Bldel und ich haben zusammen mit der rothaarigen Della und dem schmchtigen Arnd lange berlegt. Nur ich konnte SENECA betreten, weil ich nicht den normalen Weg genommen habe. Mylotta schob in einer fast verlegenen Geste das Tuch wieder ber das durchscheinend dunkelblaue Auge ber der Nasenwurzel.

    Wer sind diese beiden?

    Ich kenne sie nicht. Sie lassen dir sagen, da Mjailam, Sanny und Tyari dich gren. Du bist nicht allein, sagten sie. Du sollst zu ihnen stoen, zu deinen Arsenalfreunden. Ein Schatten der Nachdenklichkeit glitt ber das brtige Gesicht des Mannes. Er hob die Schultern und tat so, als habe er sich verhrt.

    Arsenalfreunde? wiederholte er fragend. Sanny und die anderen, sagten die beiden Solaner, wren ebenso gefesselt wie du. Du kannst ihnen nur helfen, indem du SENECA verlt, sagten sie.

    Jetzt grinste Mylotta. Sein kantiges Gesicht verzog sich, seine buschigen Brauen hoben sich. Die grauen Augen musterten den Pelzball, der aufgeregt vor ihm hin und herlief. Sie alle wollen dir helfen, hier herauszukommen. Du bist in grerer Gefahr, als du ahnst, half Wuschel nach. Der Versuch, soll ich dir ausrichten, SENECA zu zerstren und damit das gesamte Schiff mit hunderttausend Bewohnern ist penetrant. Verstanden? Wuschel meldete an Bldel, da von Mylotta eine geradezu greifbar berlegene Ruhe ausging. Er drckte klar aus, da Mylotta keinerlei Anstalten machte, seinen Platz zu verlassen, darber hinaus, da er sich zu freuen schien; worber, das erkannte Wuschel nicht. Noch nicht. Sein exotischer Verstand arbeitete fieberhaft; er merkte nur, da er offensichtlich von einer total falschen Voraussetzung ausgegangen war ... er und sein metallener Freund Bldel.

    Penetrant, wie? Und das haben sie wirklich gesagt?

    Bldel ist mein Zeuge, erklrte Wuschel leise. Er wartete noch immer auf eine Reaktion von SENECA. Er fhlte sich nicht wohl. Sein Instinkt sagte ihm, da noch ein anderer mithrte abgesehen von Mylotta. Wann schlug der Rechner zu? Zwei unerwnschte, zumindest einer davon, in seinem kostbaren und verletzlichem Innern!

    Das sagte sie!

    Dann, murmelte Kerness Mylotta und schob das Tuch von der bleichen Haut seiner Stirn zurck, wei ich, was ich zu tun habe. Er richtete das seltsame Auge auf den Bakwer.

    Page 24

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Wuschel sprte pltzlich Furcht. Er war sicher, in eine Falle gerannt zu sein. Er ffnete den Mitteilungskanal an den grnbrtigen Robot. Er drckte das Ma seiner Furcht deutlich aus, und er kam der Wahrheit erstaunlich nahe. Das Auge schien zu brennen. Was tust du? fragte Wuschel trotzdem. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen, denn er sprte, wie eine Gefahr auf ihn zukam.

    Ich wei, da meine Helfer drauen, er machte eine reichlich unbestimmte Bewegung, dennoch erkannte Wuschel, da die beiden Solaner und andere, unsichtbare Krfte damit gemeint waren, auf mich warten. Ich bin nicht allein. Gut so. Ich war nahe daran, mich aufzugeben. Jetzt ...

    Eine Art Blitz scho aus seinem Auge. Oder registrierte Wuschel, der fhlte, wie ihn eine lhmende Betubung ergriff, nur eine weitere, fremdartige Form der Energie? ... mu ich einen weiteren Gegner ausschalten. Dich.

    Wuschel erkannte in dem letzten Sekundenbruchteil, der ihm noch blieb, und den er zur Kommunikation mit Bldel benutzte und dazu, einen vergeblichen Fluchtversuch zu unternehmen , da er damit gemeint war. Sein Auftrag war gewesen, diese Nachrichten und Stichworte abzuliefern.

    Dieses Problem hatte er gelst.

    Zum Vorteil des Gegners.

    Eine eiskalte Leere bereitete sich in ihm aus. Er wurde von einem Lhmstrahl voll erfat und verlor das Bewutsein. Er zuckte einmal kurz, dann rollte er einen halben Meter weit bis in eine Ecke der Trgerkonstruktion. Hier blieb er regungslos liegen, unerreichbar fr SENECAS berwachungseinrichtungen. Ebenso wie Kerness Mylotta.

    *

    Bldels Sehzelle flackerte pltzlich wie ein Alarmlicht.

    Er stand starr da und schwieg. In rasender Schnelle verarbeitete er, was er erfahren hatte. Dann lste sich aus seinen integrierten Lautsprechern ein Laut, der wie ein Stck dnnes Blech klang, durch das ein schartiges Vibromesser langsam hindurchgeschoben wurde. Seine Arme fuhren in einer Reihe unkontrollierter Bewegungen bis zu ihrer vollen Lnge aus und zogen sich wieder bis zu den Schultern zurck, zu Stummeln verkmmernd. Dann richtete er sein einziges, hochorganisiertes Auge auf die Stellen, an denen eben noch Della und Arnd gestanden waren.

    Natrlich waren sie verschwunden. Er tappte schwankend, noch immer unter dem Schock, zum Interkom, whlte den Anschlu der vorhin erwhnten Kantine und suchte die beiden Solaner. Sie waren verschwunden. Er hatte nichts anderes erwartet, wollte aber eine logische Entscheidung treffen.

    Page 25

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Er sagte anschlieend nur ein einziges Wort:

    Atlan.

    Mit besser koordinierten Schritten verlie er den Raum, wurde immer schneller, stob schlielich in heller Aufregung durch die aufzischenden Schotte, durch Korridore und Gnge und prete schlielich eines seiner zahlreichen Fingerendglieder auf den Summerkontakt von Atlans Arbeitszimmer. Ohne Rckfrage glitt das Schott auf. Breckcrown und Atlan, die mit rotgernderten Augen vor dem SENECA-Terminal saen, hoben die Kpfe. Es war eine logische Entscheidung des Hochleistungsrobots, da er, ehe er zu sprechen anfing, das Schott wieder zugleiten lie.

    Er wollte und brauchte keine berflssigen Zuhrer. Am allerwenigsten seinen Partner Hage Nockemann.

    Sein erster Satz:

    Breck! Atlan. Ich schme mich zutiefst. Fast verstrt richteten beide ihre Augen auf ihn. Er stand vor dem berdimensionierten Schreibtisch und rang buchstblich Arme und Hnde. Atlan begann fr die Biopositronik dieser Maschine zu frchten. Andererseits kannte er Bldel als qualifizierten Mitstreiter fr die Belange der SOL, als Partner zahlloser bestandener Abenteuer.

    Worber? fragte er, unruhig und mit rauher Stimme.

    ber den Grad meines logischen Unvermgens, oder den hohen Koeffizienten meiner positronischen Uneinsichtsfhigkeit, ihr Solaner nennt es zutreffendermaen Dummheit. Atlan deutete mit einem Anflug von Sarkasmus auf den freien Sessel und sagte: Roboter Bldel! Nehmen Sie Platz! Nehmen Sie weiterhin einen Schluck feinstes Maschinenl, um die Stimme zu schmieren. Und dann berichten Sie, kurz, przise und in logischen Ablufen!

    Wenn Bldel kein Robot, sondern ein Mensch gewesen wre, htte der Arkonide geschworen, da er mehrmals tief Luft geholt hatte. Dann berichtete er, zuerst stockend, dann immer flssiger, was passiertwar. Schweigend in steigender Verwunderung und zunehmendem rger, hrten der High Sideryt und der Arkonide zu.

    Mitten in der Schilderung der Hintergrnde hob Breckcrown Hayes die Hand und sagte schnarrend:

    Halt!

    Er legte den Zeigefinger auf einen Kontakt, murmelte einige technische Anordnungen und war dann, halb mit SENECAS noch funktionierender Hilfe und manueller Schaltungen sowie berbrckender Notverbindungen mit smtlichen Interkomanschlssen in allen drei Schiffsteilen verbunden.

    Page 26

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Zuerst gab er, fast wrtlich Bldels Schilderungen wiederholend, eine Beschreibung der beiden Fremden vermutlich Gyranter! durch, die sich mit derjenigen von Della Pravin und Arnd Cobis deckten.

    Nach ihnen sollte gefahndet werden. Wie ihre wirklichen Namen lauteten, wute niemand. Kommandos aus der Nachbarschaft, wo Cobis und Pravin lebten und arbeiteten, sollten sich um die Originale kmmern. Er uerte die Befrchtung, da beide Solaner umgebracht worden waren. Falls die Gesuchten irgendwo auftauchten, sollten sie festgenommen werden. uerste Vorsicht! Sie waren Abgesandte der Penetranz, Angehrige des Arsenals. Sie waren mehr als gefhrlich. Es war sicher, da sie versuchen wrden, innerhalb der SOL unterzutauchen. Es war nicht sinnvoll fr sie, das Schiff zu verlassen, denn sie galten als strategische Eingreifreserve fr Mylotta.

    Der High Sideryt fgte noch einen Zustandsbericht ber SENECA hinzu und schaltete dann ab.

    Er deutete auf den Roboter.

    Fortfahren! befahl er drhnend. Bldel schilderte auch noch den betrblichen Rest seiner Geschichte. Wuschel war fr ihn verschollen, irgendwo innerhalb des Rechners, wahrscheinlich in der Nhe des Zellplasmas und des Saboteurs.

    Als er endete, blickte sich Breck und Atlan wieder einmal schweigend und betreten an. Schlielich sagte der Arkonide, an sich selbst zweifelnd:

    Vielleicht gebiert die Not einen Einfall. Wir werden ihn nicht anders als verzweifelt nennen knnen. Was dem verschollenen Wuschel und seinem bescheuerten Gastgeber nicht gelungen ist, mu einfach uns gelingen, Breck! Immerhin ist SENECA so gut wie energetisch abgekapselt. Bldel! Du gehst hinber zu Nockemann, dem Einfallsreichen, erzhlst ihm alles und bleibst abrufbereit! Bldel erkundigte sich zaghaft:

    Ich werde nicht, wie der unfrisierte Hage stets sagt, kielgeholt?

    Keine Spur, versicherte Atlan grimmig. Du weit, wie Schrott in der SOL ins Recycling zurckgefhrt wird. Du bist selbst als Schrott noch viel zu wertvoll dazu. Nicht ohne Wrde entgegnete der Roboter: Ich danke fr diese logisch verarbeitbare Auskunft. Ich werde deinen Anordnungen, High Sideryt, unverzglich nachkommen. Er stolzierte hinaus. Atlan desaktivierte mit einigen Griffen alle direkten Kommunikationsmglichkeiten zu SENECA und sagte mit belegter Stimme:

    Wir mssen Mylotta mit einem gigantischen Bluff aus dem Rechner hinauslocken, Breck!

    Sie ahnten es: Sie waren die Schlsselfiguren. SENECA akzeptierte, wenn berhaupt, nur sie beide als Bezugspersonen. Schon vor unendlich langer Zeit war SENECA in einer Weise vermenschlicht worden, die ihnen allen, wenn sie ernsthaft darber nachdachten, fast unbegreiflich geworden war.

    Page 27

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Knnen wir ihm beibringen, da Anti-ES von uns ausgeschaltet wurde? rtselte der High Sideryt.

    Mglich.

    Dann mten wir vorgeben, da auch seine unbekannten Helfer von uns gestellt und vernichtet worden sind, gab der Arkonide zu bedenken. Natrlich drfen weder SENECA noch Mylotta etwas von unserer Planung erfahren.

    Breckcrown berlegte lange. SENECA funktionierte als eigenstndige berwachungspositronik noch immer, und er wrde sich gegen einen offiziell erkannten zweiten Eindringling ebenso wehren wie gegen Mylotta, den er allerdings nicht fand. Die handlungsgeschdigte normale SENECAPositronik, von der die SOL im Moment mehr schlecht als recht versorgt wurde, konnte sich kaum gegen die gelhmte Komponente durchsetzen. Es war alles sehr fraglich. Wir brauchen einen Boten, der Mylotta unsere Erklrungen berbringt, warnte Atlan.

    SENECA wird zweifellos verlangen, da du als kompetente Bezugsperson hineingehst, brummte Hayes. Das lasse ich nicht zu. Wir brauchen dich lebend und nicht als Gefangenen Mylottas.

    Ich habe es auch nicht vor, meinte Atlan, und in seinem Kopf begann ein verwegener Plan zu reifen. Er war irrational, wie jede Phase ihres Vorgehens. Ob der groe Bluff funktionieren wrde, war ebenfalls fraglich. Aber nichts durfte unversucht bleiben. Wir mssen es Mylotta unbedingt beibringen, da er keine sinnvolle Aufgabe mehr hat. Er mu zur Flucht aus dem Rechner frmlich gezwungen oder, noch besser, berredet werden.

    SENECA hat sich so gut wie vllig abgekapselt. Also kann Mylotta auch kein genaues Bild von den Vorgngen auerhalb des Rechners bekommen. Ich vermute allerdings, da es ihm gelungen sein knnte, zur normalen Positronik eine Kommunikationsbrcke herzustellen.

    Atlan deutete auf den Terminal. Hayes blieb skeptisch.

    Deswegen habe ich auch Bildschirm und Linsen abgeschaltet. Versuchen wir also abermals einen holprigen Dialog mit SENECA oder dem, was von ihm noch briggeblieben ist.

    Und wenn Mylotta unser Spiel durchschaut?

    Die Zentrale soll ein Band voller Nachrichten vorbereiten. In entscheidenden Phasen lassen wir diese Meldungen einspielen. Gute Idee.

    Der High Sideryt stand auf, stie einen Fluch aus und stapfte hinber in die Zentrale. Dort sprach er etwa zwanzig Minuten lang mit denjenigen Nachrichtenspezialisten, von denen die Sendungen ber allgemein interessierende Vorgnge zusammengestellt, kommentiert und mit den entsprechenden Bildern unterlegt

    Page 28

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    wurden. Sie strzten sich mit Feuereifer auf diese Aufgabe ohne zu wissen, wozu Hayes die teilweise falschen Texte brauchte.

    Atlan hoffte, da die wenigen arbeitenden Reste von SENECA auf Hilfe von auen rechneten.

    Da Mylotta weiterhin SENECA unter

    Druck setzte, das unersetzliche Zellplasma zu zerstren, konnte der Rechner nicht einmal seine verbliebenen Fhigkeiten voll einsetzen. Immerhin, sagte sich Atlan leise. Wo noch ein Gesprch mglich ist, besteht berechtigte Hoffnung.

    Als der High Sideryt wieder hereinkam, als Zeichen eines kleinen Erfolgs den Daumen der Rechten nach oben drehte, schaltete Atlan wieder den Terminal ein.

    Hier spricht Atlan. Ich rufe SENECA, sagte er bertrieben frmlich.

    Ich hre.

    Die Lautsprecherstimme war schleppend und klang trostlos.

    Erkennst du eine Mglichkeit, zwischen einem Abgesandten des Schiffes und Mylotta zu vermitteln?

    Nein. Ich wei nicht, wo sich Mylotta verbirgt.

    Irgendwo in der unmittelbaren Nhe des Zellplasmas.

    Soviel ich wei. berdies hat Mylotta ein Schaltelement der Positronik angezapft. Er kann also mithren, was wir sprechen?

    Vielleicht. Mglich. Ja.

    Wie gro ist die verarbeitende Wahrnehmungsfhigkeit deiner plasmalosen Positronik?

    Die Antwort kam erst nach einigen Sekunden.

    Stark eingeschrnkt.

    Dann werde ich, wenn du die Sicherheitsschaltungen aufhebst, zu dir kommen und mit Mylotta

    Page 29

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    sprechen.

    Der Bildschirm begann zu flackern. Das Schaltzeichen der autarken Innenberwachungspositronik erschien. Dann zeichneten sich in rasender Schnelligkeit Buchstaben und Wrter ab.

    Die berwachungspositronik gibt bekannt:

    Jeder Eindringling wird neutralisiert. Ich gestatte nicht, da ein weiterer Fremdkrper SENECA betritt.

    Atlan schrieb in die Tastatur:

    Ich, Atlan, bin fr SENECA weder ein Fremdkrper noch eine Bedrohung. Gleichzeitig erklrte der geschwchte Rechner mit ersterbender Stimme:

    Ich werde erreichen, da verhandelt werden kann. Noch kontrolliere ich die berwachungspositronik. Wenn du weit, Atlan, wo Mylotta ist, kannst du mit ihm verhandeln. Im selben Moment spielte die Nachrichtenabteilung es war soeben 14:00:01 Uhr ihren ersten Programmteil auf den Interkomschirm. Die Fachleute hatten erstaunliche Dinge zu berichten. Die erste Nachricht lautete, da zwei Gyranter, Pravin und Cobis waren die Namen ihrer Opfer, nach erbitterten Kmpfen gestellt worden waren.

    Sie hatten in einem Hangar, dessen Inneneinrichtungen berholt wurden, den Sicherheitskrften einen erbitterten Kampf geliefert und waren erschossen worden. Man zeigte effektvolle Bilder von den Kmpfen und den Abtransport der beiden Toten.

    Einverstanden! sagte der Arkonide nicht ohne Verwunderung. Noch vor Stunden war ihm der Eintrittkategorisch verweigert worden. SENECAS Existenzangst oder das rechnerische quivalent mute inzwischen so gro geworden sein, da auch andere Kompromisse zu erreichen gewesen wren. Dieberwachungspositronik druckte aus: Ich stimme zu. Der Arkonide darf durch die Todesgang-Schleuse das Innere betreten. Unbewaffnet.

    Atlan mute damit rechnen, da Mylotta alle Teile der Auseinandersetzung mitverfolgte. Ein zweiter geflschter Nachrichtenblock wurde berspielt. Er schilderte, da der Kreuzer MT-1, die CHYBRAIN, auf einem khnen Vorsto die Krper von Sanny und Tyari im All treibend gefunden hatte. Whrend die Moolatin erstickt war, gab Tyari noch schwache Lebenszeichen von sich und hatte die Botschaft vom auseinandergefallenen Arsenal bermitteln knnen. Der wichtige Kernsatz lautete, da nach der Selbstzerstrung oder der Vernichtung durch bergeordnete Mchte Anti-ES keinerlei steuernde Befehle mehr gegeben hatte.

    Weder Hayes noch Atlan waren sicher, was von all den Eindrcken wirklich zu Mylotta vordrang.

    Page 30

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Ich brauche Zeit, um mich vorzubereiten, sagte der Arkonide schlielich. In fnf Stunden?

    Neunzehn Uhr, besttigte SENECA. Die berwachungspositronik schrieb:

    Ich fhre um diese Zeit entsprechende Schaltungen aus. 19:00:00 Uhr.

    Atlan konnte sich nicht erinnern, jemals einen solch wirren Dialog mit dem Innern dieser Panzerstahlkugel gefhrt zu haben. Trotz vieler Strungen hatte sich SENECA immer noch logisch wie eine Maschine verhalten. Jetzt schienen mindestens vier verschiedene Komponenten entweder miteinander im Streit zu liegen, funktionsuntchtig oder verwirrt zu sein.

    Immerhin! sagte Atlan, nicht unzufrieden. Wortlos stand er auf, winkte Hayes zu sich und ging hinaus in den Korridor. Zwar hatte SENECA das gesamte Schiff mit einem weitverzweigten Netz von Sensoren durchzogen, aber die Wahrscheinlichkeit, hier abgehrt zu werden, war noch geringer. Hage soll Bldel als Atlan verkleiden? fragte Hayes, als habe er den Plan des Arkoniden durchschaut.

    Genau. Bldel scheint die einzige Maschine zu sein, die noch funktioniert, wenn ihr Plasma desaktiviert wird.

    Wir mssen uns davor hten, da die Auenberwachung etwas davon erfhrt. Wo ist Nockemann?

    Er kann nicht weit entfernt sein, antwortete Atlan und fand Nockemann und Bldel in ihren Rumen von SOL-City.

    Sie hielten eine Krisensitzung ab. Thema: das SENECA-Desaster unter besonderer Bercksichtigung von Bldels Fehlhaltung. Atlan und Hayes unterbrachen den Redestrom Hages und sagten nur:

    Bldel soll sofort in einen von SENECAS Sensoren geschtzten Raum gebracht werden.

    Binnen weniger Minuten waren smtliche Angehrige des Atlan-Teams zur Stelle. Bldel ahnte, da es ihm vergnnt war, seinen grandiosen Fehler wiedergutzumachen. In SOL-City gab es Rume fr jeden Zweck, und Insider bereitete eine Art Operationssaal vor.

    Abermals kurze Zeit spter schwrmten die Teammitglieder aus und suchten aus allen Teilen des Schiffes die Spezialisten mitsamt ihrer Ausrstung zusammen. Es war schon einige Zeit her, da man einen Auftrag von solch delikater Art gehabt hatte.

    Die Suche nach Della Pravin und Arnd Cobis ging weiter. Etwa gegen 15:00 Uhr wurde Della in einem Vorratsraum unweit ihrer Kabine entdeckt und befreit. Sie wute von nichts; sie war durch einen schmerzlosen Schu und eine anschlieende Injektion betubt worden. Ein anderes Kommando fand Arnd und brachte den Mann, der in tiefer Bewutlosigkeit lag, ins nchstgelegene Hospital.

    Page 31

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Die beiden Gyranter waren noch nicht gefunden worden.

    Page 32

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    4.

    MORRO, Alberd, SOL-Mittelteil, SOL-City, im Krisenstab, 27. Februar 3808, 17:55:15 Uhr:

    Mit ruhiger, aber autoritrer Stimme sagte der baumlange Spezialist:

    Programmiere deine Bewegungspositronik oder Grobmotorik oder wie du das auch nennst, eisern auf die jetzt vorgegebene Lnge. Klar, Bldel-Atlan?

    Beleidigt erwiderte der Hochleistungsrobot: Man hat mir zwar einen anzglichen Namen gegeben, aber ich strafe denjenigen, der mich taufte, Lgen. Ich bin nicht bld. Ungerhrt machte der Maskenbildner weiter.

    Das ist nicht meine Sache. Du hast jetzt Atlans Arme, und dabei bleibts! Schon gut. Hoffentlich bekommst du auch das Haar richtig hin. Wenn ich schon meine Manneszierde opfern mute.

    Schweige, du zusammengenietetes Ungeheuer! Und bereite dich auf deinen Einsatz vor! drohte Nockemann und fuhr mit beiden Hnden durch sein strubbeliges Haar. Computergesteuerte Maschinen hatten in Minutenschnelle eine Hohlform hergestellt, die bis auf den letzten Zehntelmillimeter genau Atlans Krper entsprach. In diese Form war Bldel gelegt worden. Alle seine Gelenke, der Krper und die Arme, selbst die Rohform des Kopfes war aus weichem Schaum nachgeformt und unauflsbar gemacht worden; mit den zu kurzen Beinen gab es nicht unerhebliche Schwierigkeiten.

    Jetzt sa Bldel, vllig nackt und noch ohne Haut, als Puppe aus feuerrotem Schaum auf dem Spezialsitz. Statt einer Sehzelle hatte er zwei Atlan-Augen, und in der weichen Schicht waren Anschlsse, Sensoren und Taster verlegt worden. Zumindest sah er teilweise wie ein Solaner aus.

    Und, so lauteten seine ersten positronischen berlegungen, als er sich vorbereitete, ich werde ein echtes Atlan-Bewutsein entwickeln. Atlan ist ich. Bldel wird zu Atlan fr SENECA.

    Der zweite Kernsatz seiner Mission stand fest, als er erfahren hatte, worum es ging. Nein. Schon vorher:

    Ich will und mu Wuschel finden und retten!

    Eine Sprhpistole begann zu fauchen und einen Nebel von sich zu geben, der genau der Hautfarbe Atlans entsprach.

    Das schnelltrocknende Prparat legte sich auf die winzigen, roten Blschen des Schaums, berzog sie mit einem dnnen Film, der die Bewegungen nicht behinderte und in der Struktur wie menschliche Haut aussah. Winzige Partikel, auf Knopfdruck in den Spray geschossen, richteten sich auf und bildeten Krperhrchen.

    Page 33

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Jetzt sprach Atlan, der vor wenigen Minuten hereingekommen war und der Prozedur zusah.

    Es ist denkbar, Bldel, da Mylotta die Tuschung erkennt. In diesem Fall wird er seine Krperwaffe gegen dein Plasma richten. Du mut, bevor das geschieht, ein starres Programm entwickelt haben, das er nicht mehr sabotieren kann.

    Mein Programm, sagte Bldel mit einer vagen Imitation von Atlans Stimme, lautet, Mylotta die Sinnlosigkeit seines Vorhabens vor Augen zu fhren, und gleichwertig damit: Ich will dir, Atlan, und der gesamten SOL helfen.

    Ausnahmsweise eine zufriedenstellende Antwort, knurrte Nockemann und sah zu, wie eine Percke auf den kahlen, hautfarbenen Schdel geklebt wurde. Ein Techniker entfernte vorsichtig die Schutzklebepflaster von den Sehzellen, ein anderer setzte Wimpernstreifen an und klappte eine Art Tuschekasten auf.

    Du wirst mir immer hnlicher! bemerkte Atlan suerlich. Wenn ich Mylotta wre, wrde ich mich ber diese Vorbereitungen kranklachen.

    Insider sagte grimmig:

    Dann wrde er einen Arzt brauchen, und unsere Probleme wren bald weitaus kleiner. Atlan klammerte sich fest an die Hoffnung, da die Positronik, die Auenberwachung und jedes andere Instrument, mit dem der Rechner etwas ber die Vorgnge auerhalb seines Bezirks erfahren konnte, ebenso lausig arbeiteten wie der Schaltapparat des Stimmvocoders.

    Beeilt euch! drngte Uster Brick. Atlan riecht im Normalzustand nicht so nach Lsungsmittel wie diese Kopie!

    Den High Sideryt bedrngten andere Fragen.

    Warum war es bis zur Minute nicht gelungen, die zwei Gyranter zu finden? Sie waren geflchtet, nachdem sie von Bldel ber das Schicksal Wuschels erfahren hatten. Strungen in den Schutzschirmen oder ausgefallene Sektoren der Schiffshlle waren seit Stunden nicht mehr gemeldet worden. Wo steckten sie? Normalerweise verrieten sich fremde Eindringlinge innerhalb kurzer Zeit. Diese nicht. Standen sie etwa noch mit Mylotta in Verbindung? Und wenn, auf welche Weise? Bldels neuer Kopf wurde mit perfektem maskenbildnerischem Knnen bearbeitet. Man hatte nicht einmal vergessen, ihm einen Zellschwingungsaktivator umzuhngen. Atlan bemerkte mit geringfgiger Beklemmung, wie Bldel ihm mehr und mehr hnlich sah. Wrde es gengen, SENECA zu berlisten?

    Vielleicht, sagte er sich, gengte es nicht fr Mylotta. Aber fr den Bordrechner mute es reichen.

    Page 34

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Stiefel wurden gebracht, eine Bordkombination, andere Teile der Ausrstung. Bldel schwang sich von dem Sitz und spazierte vor der Gertewand langsam hin und her. Du bewegst dich wie ein kranker Gleiter! schimpfte Nockemann. Nichts vom federnden Schritt Atlans. Gerade das Kreuz! Du bist wirklich eine miese Kopie, die selbst ein blinder SENECA entdeckt!

    Ich brauche noch ein paar Sekunden, um mich auf den Rhythmus einzustellen, verteidigte sich der Robot.

    Whrend der stundenlangen Manipulationen war ihm von einigen Stabsspezialisten erklrt worden, wie seine Mission gnstigstenfalls verlaufen sollte. Das Wissen ber die Probleme und eine Unmenge mglicher Lsungen besa der Robot. Sogar SENECA konnte voraussetzen, da Bldel bei keiner Auseinandersetzung Waffengewalt anwenden wrde; dazu war er unfhig. Dennoch war er ein ernstzunehmender Gegner fr Mylotta. Ich gehe jetzt, verkndete er mit Atlans Stimme. Er war innerlich von seiner Bedeutung durchdrungen und verlie den Raum. Er schaffte es, sich fast wie ein Solaner zu bewegen.

    Dann glitt hinter ihm das Schott leise zu. Nockemann und Atlan wechselten einen langen Blick.

    Jetzt konnten sie nichts mehr tun. Nur noch eines war mglich: Whrend Bldel vor der Schleuse stand und die Kontrollen ber sich ergehen lie, konnte der High Sideryt versuchen, SENECA abzulenken, indem er dem Rechner Probleme stellte. Es war indessen fraglich, welche Wichtigkeit berwiegen wrde.

    Vermutlich vernachlssigte der Bordrechner jedes andere Problem, nur eines nicht, nmlich das seiner eigenen Sicherheit.

    *

    Um 18:56:50 stand Bldel vor dem wuchtigen Schott der Schleuse.

    Es gab nicht viele Solaner, die ihn nicht mit Atlan verwechselt htten. Er bettigte einen Druckschalter und sagte voller Ernst: Hier bin ich. Wir haben eine Verabredung.

    Er ahnte nicht, da eine derart groe Menge von scheinbar voneinander unabhngigen Teilinformationen die Positronik erreicht hatten. Sie errechnete mit einem Prozentsatz, der hher als 51 war, da es sich bei diesem Besucher nicht um den Arkoniden handelte. Ebenfalls ahnte er nicht, da wiederum ein anderer Teil SENECAS keine Abwehrmanahmen ergriff, weil er dringend nach Hilfe schrie.

    Das ist richtig, sagte eine knarrende Stimme. Der Todesgang wird geffnet. Verstanden. Ich komme, wie versprochen, unbewaffnet. Hilf mir, schnell den Weg zum Zellplasma-Tank zu finden.

    Page 35

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    Zugesichert.

    Schutzschirme schalteten sich ab. Das uere Schleusentor bewegte sich. Panzerblenden schoben sich ber die vielfltigen Sicherheitseinrichtungen, ber die Projektoren, die Gasdsen, die Lichtschranken und eine Menge anderer, teilweise vllig unbekannter Schutzmechanismen. Bldel/Atlan ging in die Schleuse hinein, wartete auf das Zugleiten der ueren Tr und passierte dann nacheinander alle anderen Unterteilungen dieses fast unzerstrbaren Sektors. Dann lag, im matten Licht der Notbeleuchtung, der Todesgang vor ihm. Er wirkte vllig harmlos.

    Mit schnellen Schritten berwand der Robot die lange, absolut gerade Korridorstrecke. Bndel von Sensoren und Untersuchungsgerten richteten sich auf ihn. Sie entdeckten innerhalb krzester Zeit aber weitaus langsamer als sonst , da sich unter der hervorragenden Tarnung der sthlerne Mechanismus eines Robots verbarg.

    Lichtzeichen halfen Bldel, seinen Weg, der in gerader Linie etwa hundertachtzig Meter lang war, bis zu einem Liftschacht zu finden, der nach unten fhrte und ihn abermals in einer wrfelfrmigen Kammer entlie. Geradeaus.

    Unter seinen Sohlen wute er die eigentliche Riesenpositronik des Rechners. Er ging unbeirrbar weiter, bis er Kerness Mylotta vor sich stehen sah. Mylotta lchelte und deutete auf einen Bildschirm, der die Vorgnge um Bldels Tarnung zeigte.

    Bldel, als Roboter dem Rechner SENECA hnlicher als jedem anderen Organismus empfand weder ausdrcklich Schrecken noch klare Furcht. Aber in dem Schaltverband aus Zellplasma und positronischen Schaltungen, im gesamten halb lebendigen, halb technischen Organismus breitete sich lhmend die Ansicht aus, abermals versagt zu haben. Mit seiner charakteristisch weichen Stimme sagte Mylotta:

    Du siehst aus wie Atlan, sprichst wie er, bewegst dich wie der Arkonide aber du bist eine schlechte Kopie.

    Er zeigte auf den Interkomschirm, nahm eine Schaltung vor und deutete auf die Diagramme, die von irgendeinem Teil SENECAS produziert wurden.

    Ich stehe mit einem noch funktionierenden Teil SENECAS in Verbindung. Obwohl er wei, da ich sein Plasma auer Funktion gesetzt habe, informiert er mich, denn er kann meinen Standort nicht lokalisieren. Ich sehe und erkenne das alles, erwiderte Bldel und wartete auf den nchsten Schlag. Ich speichere diese Eindrcke. Wir, auerhalb von SENECA, haben allerdings ganz andere Informationen als du. Willst du sie nicht mit uns diskutieren?

    Tatschlich speicherte Bldel auch den winzigsten Eindruck. Er wrde spter eine zutreffende Schilderung geben knnen. Bldel schlo aus den Ereignissen der letzten dreiig Minuten, da SENECA teilweise auch auf der Seite Atlans und der Solaner stand, da es ihm also nicht daran gelegen sein

    Page 36

    http://www.processtext.com/abcepub.html

  • ABC Amber ePub Converter Trial version, http://www.processtext.com/abcepub.html

    konnte, den Robot zu vernichten. Die Testgerte, die sich im Todesgang auf ihn gerichtet hatten, wrden sich von der Verkleidung nicht haben tuschen lassen. Immerhin bedrohte er, Bldel, den Bordrechner nicht im mindesten. Sage mir, warum du, Robot, hier bist? wollte Mylotta wissen.

    Beim Versuch, Mylotta festzunehmen oder festzuhalten, waren vor wenigen Tagen sowohl Wuschel als auch er selbst tdlich gefhrdet worden. Er mute damit rechnen, da Mylotta abermals sein Plasma lhmte. Aber heute war er durch ein przise vorbereitetes Programm nicht zur anschlieenden Bewegungslosigkeit verurteilt.

    Ich oder Atlan, das ist dasselbe, entgegnete der Roboter. Du weit nicht, was drauen vorgeht. Andererseits willst du nicht nach drauen, weil du dich gefhrdet fhlst. Die beiden Gyranter, die mich und Wuschel berlistet haben, sind tot. Wir sind sicher, da Anti-ES ausgeschaltet ist. Es bedeutet fr dich keinen Unterschied mehr, ob du weiterhin ttest oder den Rechner verlt. Die merkwrdige Unterhaltung verlief ruhig, aber dies nahm ihr nichts von ihrer Gefhrlichkeit. Beide Gegner standen sich nahezu unbeweglic