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Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn | Katechetik | Altenbergstrasse 66 | Postfach | 3000 Bern 22 Telefon Zentrale+41 31 340 24 24 | Katechetik +41 31 340 24 63 | [email protected] | www.refbejuso.ch Im Land des Goldes: Porträt eines Jungen aus Burkina Faso Wir reisen zusammen nach Afrika. Dort gibt es ein Land namens Burkina Faso. Im Boden dieses Landes gibt es Goldvorräte. Was glaubt ihr, wie es den Menschen in diesem Land wohl geht? Sind die Menschen dort reich? Wie leben sie wohl? (TN äussern Vermutungen) Wir gehen heute zu Besuch zu Oumarou. (Bild 1) Oumarou lebt dort. Sieht er aus, als ob er sehr reich wäre? Aber hört ihm doch zu: Ich heisse Oumarou und bin 9 Jahre alt. Ich lebe in Afrika, in Burkina Faso, mit meinen Geschwistern und meinen Eltern. Der Ort, wo wir wohnen, heisst „neu Bissa“. Wir mussten hierher ziehen, weil unser altes Dorf zerstört wurde. Eines Tages kam eine Baufirma und hat uns von unserem Land weggejagt. Sie wollten Löcher in den Boden graben, um das Gold aus dem Boden zu holen. Unser Dorf und unsere Felder waren ihnen im Weg. Sie bauten Strassen, damit die Lastwagen und die Baumaschinen gut durchfahren konnten. (Bild 2) Als wir im alten Dorf wohnten, ging es uns noch gut. (Bild 3) Mein Vater hatte 10 Kühe und 10 Ziegen. Wir hatten genug Land, um Mais, Hirse, Reis, Sesam und Maniok anzupflanzen. Zudem hatten wir sauberes Wasser im Dorf. Einige Männer haben schon damals von Hand nach Gold gegraben. Wir haben für sie Mais und Bohnen und Reis gekocht. Ich konnte ihnen manchmal helfen. (Bild 4)

Im Land des Goldes: Porträt eines Jungen aus Burkina Faso¤t-Ouma… · Gold herauf zu holen. (Bild 10) Dort ist es sehr gefährlich. Die Luft ist sehr stickig. Man kann fast nicht

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Page 1: Im Land des Goldes: Porträt eines Jungen aus Burkina Faso¤t-Ouma… · Gold herauf zu holen. (Bild 10) Dort ist es sehr gefährlich. Die Luft ist sehr stickig. Man kann fast nicht

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn | Katechetik | Altenbergstrasse 66 | Postfach | 3000 Bern 22 Telefon Zentrale+41 31 340 24 24 | Katechetik +41 31 340 24 63 | [email protected] | www.refbejuso.ch

Im Land des Goldes: Porträt eines Jungen aus Burkin a Faso Wir reisen zusammen nach Afrika. Dort gibt es ein Land namens Burkina Faso. Im Boden dieses Landes gibt es Goldvorräte. Was glaubt ihr, wie es den Menschen in diesem Land wohl geht? Sind die Menschen dort reich? Wie leben sie wohl? (TN äussern Vermutungen)

Wir gehen heute zu Besuch zu Oumarou. (Bild 1) Oumarou lebt dort. Sieht er aus, als ob er sehr reich wäre? Aber hört ihm doch zu: Ich heisse Oumarou und bin 9 Jahre alt. Ich lebe in Afrika, in Burkina Faso, mit meinen Geschwistern und meinen Eltern. Der Ort, wo wir wohnen, heisst „neu Bissa“. Wir mussten hierher ziehen, weil unser altes Dorf zerstört wurde. Eines Tages kam eine Baufirma und hat uns von unserem Land weggejagt. Sie wollten Löcher in den Boden graben, um das Gold aus dem Boden zu holen. Unser Dorf und unsere Felder waren ihnen im Weg. Sie bauten Strassen, damit die Lastwagen und die Baumaschinen gut durchfahren konnten. (Bild 2)

Als wir im alten Dorf wohnten, ging es uns noch gut. (Bild 3) Mein Vater hatte 10 Kühe und 10 Ziegen. Wir hatten genug Land, um Mais, Hirse, Reis, Sesam und Maniok anzupflanzen. Zudem hatten wir sauberes Wasser im Dorf. Einige Männer haben schon damals von Hand nach Gold gegraben. Wir haben für sie Mais und Bohnen und Reis gekocht. Ich konnte ihnen manchmal helfen. (Bild 4)

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Für meine Arbeit habe ich sogar bis zu 40 Franken im Monat verdient. Das Geld habe ich jeweils meiner Mutter gegeben. Sie hat damit mein Schulgeld bezahlt und Kleider gekauft. Bei uns müssen die Eltern Geld bezahlen, dass wir zur Schule gehen dürfen. Wer arm ist, hat kein Geld und kann deshalb die Schule nicht besuchen. Viele Kinder müssen arbeiten gehen, damit die Familie überleben kann. 2 km von unserem Dorf entfernt haben sie uns neue Häuser gebaut. (Bild 5)

Von aussen sehen die neuen Häuser viel schöner aus. Aber sie sind ganz anders als die Häuser, die wir uns gewohnt sind. Die Nachbarn sind weiter weg. Zudem haben wir nur noch wenig Land mit sehr trockenem Boden, weil es fast nie regnet. Es wachsen nur noch Mais, Hirse und Sesam. Zwei Monate im Jahr gibt es nur zwei Mahlzeiten am Tag. Es leben nur noch zwei Kühe und drei Ziegen und die sind auch ganz dünn, weil sie oft nicht genügend zu fressen haben. (Bild 6)

Das ist unser Vorratsspeicher mit Mais, Hirse und Sesam. (Bild 7) Die Betreiber der Goldminen haben uns Arbeit versprochen. Es arbeiten viele Leute für sie, auch Kinder. Die Arbeit ist sehr schmutzig und es ist sehr heiss. Dieses Mädchen muss den ganzen Tag mit einem Eisenhammer Steine zerkleinern. (Bild 8)

Kinder, die in den Minen arbeiten, können die Schule nicht besuchen. Sie arbeiten von morgens früh bis Sonnenuntergang. Niemand schützt sie vor der Sonne. (Bild 9) Ganz schlimm ist es, wenn man durch ein schmales Loch tief in den Boden herabsteigen muss, um Gold herauf zu holen. (Bild 10)

Dort ist es sehr gefährlich. Die Luft ist sehr stickig. Man kann fast nicht atmen. Die Wände können jederzeit einstürzen und die Goldgräber unter sich begraben. Ein Goldgräber verdient heute in drei Monaten ungefähr 31 Franken, also viel weniger, als ich im alten Dorf verdient habe. Die Leute brauchen das Geld, sonst müssen ihre Familien hungern. Deshalb arbeiten sie dort.

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Kürzlich fuhr ein Auto mit zwei Männern in unser Dorf. Sie stiegen aus und sagten uns, unser Brunnen sei vergiftet. (Bild 11)

Seither muss ich nach der Schule jeden Tag eine Stunde zu Fuss zum Nachbardorf gehen, mit dem Esel und einem Fass auf dem Wagen, um Wasser zu holen. Wenn ich müde im Nachbardorf ankomme, muss ich lange anstehen, weil schon viele Leute warten. Nach ungefähr einer Stunde komme ich endlich an die Reihe. Ich schöpfe Wasser und mache mich wieder eine Stunde auf den Weg nach Hause. Im alten Dorf hatten wir dieses Problem nicht. Aber in den Goldminen wollen sie jedes Goldkörnchen aus den Steinen lösen und deshalb geben sie den Staub ins Wasser und giessen giftige Chemie dazu, damit sich die Goldstäubchen zusammenbinden. In diesem giftigen Schmutzwasser stehen auch Kinder und waschen das Gold heraus. (Bild 12)

Ihre Hände sind voller Wunden. Das Wasser wird einfach weggeleert und vergiftet so unsere Brunnen mit dem Trinkwasser. Ich bin oft traurig. Ich möchte unser altes Dorf zurück. Dann bin ich aber doch wieder glücklich, dass ich wenigstens die Schule besuchen darf und nicht den ganzen Tag in den Minen arbeiten muss. Ich gehe sehr gerne zur Schule. Ich will sehr viel lernen. Damit es uns einmal besser geht. (Bild 13)

Am Abend nach dem Wasserholen spiele ich am liebsten Fussball. Ich träume davon, ein sehr guter Fussballspieler zu werden. Ich möchte in der Nationalmannschaft spielen. (Bilder 14 und 15)

Später möchte ich Krankenpfleger werden, um anderen Menschen zu helfen. Bildquellen:

• Bilder 1, 5, 6, 7, 11, 13, 14 und 15: aus Power Point Präsentation Oumarou Maïga auf www.sehen-und-handeln.ch/katechese

• Bild 2: http://environmentalwatchman.blogspot.ch/2012/10/burkina-fasos-bissa-mine-to-open-in.html

• Bilder 3 und 4: Wikipedia Burkina Faso • Bild 8: occupythinktankwannfri (Kinderarbeit Burkina Faso 776 x 436 – 75 KB – jpg) • Bild 9: watson.ch (Togo gar keine Goldminen 1536 x 1079 – 284 KB) • Bild 10: afrika.info (Ein jugendlicher Goldgräber 240 x 180 – 23 KB – jpg) • Bild 12: neuenhofer.de (Aus Wassermangel worfeln 640 x 480 62 KB – jpg)

Nach Jumi und Kiki, ergänzt von Marianne Wahlen (Original Power Point Präsentation zum Herunterladen: www.sehen-und-handeln.ch/katechese)