Im Reich der Dynurer

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Atlan - Die Abenteuer der SOLNr. 570Das Sternenuniversum

Im Reich der Dynurervon Horst Hoffmann

Auf den Spuren des Schalters

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Schiff kommt.Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kmmert und sie einer neuen Bestimmung zufhrt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den September des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL entscheidende Impulse zu positiven Vernderungen im Leben der Solaner gegeben ganz davon abgesehen, da er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete.Inzwischen hat das Generationenschiff Tausende von Lichtjahren zurckgelegt, und unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, hat lngst eine Normalisierung des Lebens an Bord stattgefunden. Allerdings sorgen unerwartete Ereignisse immer wieder fr Unruhe und Gefahren.So ist es auch im sogenannten Sternenuniversum, in das die SOL durch einen Hyperenergiesto versetzt wurde. Whrend man auf der SOL zu spekulieren beginnt, ob mit der rumlichen auch eine zeitliche Versetzung einhergegangen sein knnte, blenden wir um zu Oggar, dem Trger des Multi-Bewutseins, und Insider, dem Extra.Sie sind dem Schalter auf der Spur und ihre Aktionen spielen sich ab IM REICH DER DYNURER

Die Hauptpersonen des Romans:

Oggar, Sternfeuer und Cpt'Carch - Drei Bewutseine in einem Krper.Insider - Begleiter des Multibewutseins.Hapeldan - Der Schalter auf der Flucht.Chale Bennjyk und Takkar Sours - Zwei dynurische Bergbauspezialisten.Gripec - Ein Ehrlichkeitsjger.

1.

Wir haben ihn verloren, sagte Oggar, aber ich spre ihn. Es ist eine uerst vage Wahrnehmung, aber sie sollte uns zumindest die Richtung weisen, in der wir zu suchen haben. Insider blickte ihn fragend an. Inzwischen hatte er gelernt, allein an der Wortwahl oder einer bestimmten Sprechgeschwindigkeit zu erkennen, wer von den drei im androiden Krper Waggaldans Hausenden gerade zu ihm sprach. Natrlich traf dieser bildliche Vergleich nicht zu. Die Bewutseine von Oggar, Sternfeuer und Cpt'Carch befanden sich im Kopf des absolut menschenhnlichen Krpers und waren vollkommen materielos. Sie standen in geistigem Kontakt miteinander, es sei denn, eines von ihnen zog sich fr eine gewisse Zeit zurck. Jedes von ihnen konnte die Kontrolle ber den Kunstkrper bernehmen und mit dessen Stimme sprechen.Seit wann kannst du das, Oggar? fragte der grnhutige, vierarmige und nur 1,66 Meter groe Extra. Hapeldan spren, meine ich. Du warst eben noch tief bestrzt, als das Mnemodukt erklrte, die Spur sei endgltig verloren.Mit einer Hand deutete er dabei auf die etwa acht Meter groe Kugel, die sich nur in der Zentrale des HORTS bewegen konnte.Vielleicht wre es mir die ganze Zeit ber schon mglich gewesen, meinte Oggar. Nur entdeckte ich diesen Sprsinn nicht, weil wir uns auf die Orter verlieen.Ich mchte bemerken, da ich es war, der unsere schlummernde Fhigkeit entdeckte, meldete sich Cpt'Carch zu Wort.So, seufzte Insider. Und am Ende warst du es auch noch, der sie erst weckte. Carch, ich dachte, du seiest jetzt endlich geboren.Schon, gab der Cpt'Cpt zgernd zu. Aber ganz sicher wei man das nie. Ehrlich gesagt, habe ich in letzter Zeit Zweifel daran. Vielleicht war es doch nur eine halbe Geburt und Die Kunststimme vernderte sich nur in ihrer Heftigkeit:Wir knnen uns nicht mit seinen Problemen aufhalten. Mnemodukt, du richtest den Kurs des HORTS von nun an nach meinen Angaben aus.Oggar gab erste Anweisungen. Insider setzte sich vor einen der groen Bildschirme und beobachtete, wie auf ihm der verwaschene Nebelfleck, als die die Galaxis Pers-Mohandot nur noch zu sehen war, scheinbar zur Seite wegrckte.Nach dem Verschwinden der Landschaft im Nichts hatte sich der HORT an ihrem Rand befunden. Hapeldans Kurs zeigte wider Erwarten von ihr weg in eine Zone hinein, in der weit und breit kein galaktisches System stand.Oggar hatte bereits zu hoffen begonnen, da Hapeldan tatschlich das geheimnisvolle Flekto-Yn anfliegen wrde, den Sitz von Hidden-X. Bestimmte berlegungen hatten Anla zur Annahme gegeben, da dieses im Leerraum lge. Nach den Beobachtungen Atlans und Sannys im Zentralkegel war dies sogar als wahrscheinlich erschienen.Der HORT hatte dem Zentralkegel durch direkte Ortung bis hierher folgen knnen, und nun betrug die Entfernung zu Pers-Mohandot bereits etwa 28 Millionen Lichtjahre.Wir haben uns praktisch in einem fast rechten Winkel zu einer gedachten Linie zwischen Pers- und All-Mohandot von ihr fortbewegt, dachte Insider.Wenn wir die jetzige Flugrichtung beibehalten, sagte Oggar, werden wir Hapeldan frher oder spter wiederfinden. Sobald er seinen Kurs ndert, spren wir es.Weit und breit keine Galaxis vor uns, murmelte Insider. Die Entfernung zur nchstgelegenen drfte ber 30 Millionen Lichtjahre betragen. Es gibt nicht viele solcher Zonen absoluter Leere im Universum. Ich mu zugeben, da Hidden-X sich kaum ein besseres Versteck htte aussuchen knnen.Oggar-Sternfeuer-Carch antwortete nicht darauf. Der androide Krper mit dem Sonnensymbol auf dem Brustteil der hellblauen Kunststoffkombination stand ungewhnlich starr vor den Schirmen.Insider ahnte, was in dem Mischwesen jetzt vorging.Das Multibewutsein war noch nicht vollstndig in sich integriert. Oggar versprte noch die Nachwehen von der Gefangenschaft auf der Landschaft im Nichts. Dominierend aber mute der Ha auf die Macht sein, die sein Volk mit einem Schlag ausgelscht hatte. Er, Wysterein, hatte die Katastrophe als einziger berlebt und war Oggar geworden.Sein Lehrmeister, der Erste Seher Fastrap, hatte die Weichen fr seine Zukunft gestellt und mglicherweise auch die fr ein Wiederauferstehen des Volkes der Pers-Oggaren, indem er von Wysterein und dem Mdchen Auxonia Samen und Keime nahm. In Kltekammern liegend, sollten sie eines fernen Tages, nach dem Sieg ber Hidden-X, eine neue Generation von Pers-Oggaren sprieen lassen. Vielleicht kehrten dann auch die Bewutseine all jener zurck, die im letzten Moment vor dem Untergang ihrer Zivilisation durch den Einsatz des Dislozierungsprojektors gerettet werden konnten.Das stand fr Oggar auf dem Spiel Er lebte und wirkte fr mehr als die Rache. Von seinem Erfolg oder Mierfolg hing eine neue Zukunft ab.Insider fhlte Mitleid mit ihm. Gleichzeitig wute er, da Oggar niemals ruhen wrde. Sternfeuer und Cpt'Carch hatte er gebeten, bis zum Triumph oder der endgltigen Niederlage bei ihm zu bleiben und ihnen versprochen, da sie dann in ihre Krper wrden zurckkehren knnen.Sie hatten ihre Entscheidung fr ihn getroffen, wenngleich sie dabei auch an Atlan und die SOL gedacht haben mochten.Wo ist sie jetzt? fragte Insider laut. Die SOL konnte uns nicht folgen. Wo mag sie sich befinden?Sternfeuer und Carch schienen Angst vor dieser Frage zu haben. Sie versuchten nicht, eine Antwort darauf zu geben. Statt dessen verkndete Oggar dster:Es gengt mir nicht, nur zu wissen, wohin Hapeldan flieht, wenn sich dabei sein Vorsprung immer weiter vergrert. Wir knnen ihm nur mit geringer berlichtgeschwindigkeit folgen, wollen wir seine Spur nicht doch wieder verlieren. Deshalb haben wir uns zu einem Experiment entschlossen.Insider horchte auf.Und zu welchem? fragte er vorsichtig.Oggar lie sich in einen Sessel mit breiten Lehnen gleiten.Wir werden versuchen, uns in einen Zustand der Meditation zu versenken, der es uns erlauben sollte, den Schalter zu finden.Aber du ihr habt seine Spur doch.Nur die Richtung, erwiderte das Mischwesen. Um ihn baldmglichst zu stellen, mssen wir mehr wissen. Ich will ihn sehen.Pltzlich begriff der grnhutige Extra, mit welchem Gedanken das Multibewutsein spielte. Da Oggar in der Mehrzahl sprach, bewies ihm, da die beiden anderen ihre Zustimmung schon gegeben hatten.Es ist gefhrlich, oder? stellte er fest. Du hast diesen Versuch noch nie unternommen, nicht mit anderen Bewutseinen zusammen. Du weit nicht, welche Auswirkungen dieser geistige Kraftakt haben kann vielleicht fr uns alle.Oggar sah ihn nicht an. Sein Blick war starr auf das einen Meter ber dem Zentraleboden schwebende Mnemodukt gerichtet.Der Kraftakt, wie du es nennst, kann kaum Auswirkungen auf den HORT und dich haben, Insider. Unsere psionischen Krfte sind auf Hapeldan gerichtet.Aber du bist nicht sicher!Oggar beendete die Diskussion mit einer energischen Handbewegung.Es mu sein, letztlich auch im Interesse der SOL. Ich wei nicht, was mit uns geschehen wird, daher mut du, zusammen mit dem Mnemodukt, auf den HORT achten. Du tust es ja nicht zum erstenmal.Insider ahnte Unheil, wute jedoch, da er Oggar von seinem Vorhaben nicht wrde abbringen knnen.Er hrte frmlich, wie es im Multibewutsein wisperte: Seid ihr bereit?Insider hatte das schreckliche Gefhl, ganz allein zu sein, in der Nhe von Krften, ber die er nichts wute.

*

Die Welt um Oggar herum hrte auf zu existieren. Es gab nur noch ihn und die beiden Partner. Ihre Sinne vereinigten sich und tasteten vorsichtig hinaus in die Unendlichkeit.Der Versuch begann mit einem Fehlschlag. Gerade als Oggar schon glaubte, die psionische Spur klarer und strker in sich zu spren, erlosch diese mit einem Schlag.Panik griff nach dem Multibewutsein. Carch und Sternfeuer drngten bereits darauf, den Versuch abzubrechen, doch Oggar lehnte strikt ab.Hapeldan existiert nach wie vor! beschwor er die Partner. Wir haben uns nicht behutsam genug an ihn herangetastet und sind ber ihn weggeglitten. In noch tieferer innerer Versenkung werden wir ihn wiederfinden!Es gelang ihm, die Skepsis der Partner zu brechen. Abermals schickten sie ihre geistigen Fhler aus und durchforschten das All. Noch tiefer versanken sie in sich selbst, noch enger wurde die Einheit.Die Zeit hatte aufgehrt, fr sie eine Rolle zu spielen, und so ahnten sie nicht, wie lange Insider bangend darauf wartete, da wieder Bewegung in den Kunstkrper kam.Sie ertasteten die Gezeitenstrme des Universums, lieen sich tragen von Energielinien, sprten das Leben in weit entfernten Sternsystemen. Mehr als einmal war das Multibewutsein in Gefahr, den Verlockungen einer phantastischen Welt zu erliegen, die sich ihm auftat. Doch alle Wunder, die ihnen zuteil wurden, muten ignoriert werden.Oggars Ha auf den Schalter und Hidden-X wies ihnen den Weg, bis endlich die Spur wiedergefunden war.Doch nun war Oggar es, der zweifelte.Er bewegt sich nicht mehr von uns fort! sendete er. Und das Empfinden wird nicht klarer, wie wir gehofft hatten.Wir knnen uns nicht noch weiter von der realen Welt entfernen, ohne uns im Nirgendwo zu verlieren, warnte Sternfeuer. Nein, gab Oggar zu. Das drfen wir nicht. Aber ich kann etwas anderes tun.Sternfeuer und Carch erkannten gleichzeitig, was er vorhatte, und sie gestatteten es ihm nicht.Oggar zog jenen Teil seiner selbst, den er an die Partner abgegeben hatte, zurck und schickte sich an, allein das Multibewutsein zu verlassen, um sich an jenen Ort zu begeben, an dem er Hapeldan ausgemacht zu haben glaubte. Er war schon einmal als bloes Bewutsein gereist, als er nach der mentalen Verstrkung suchte, die er dann auch in den beiden anderen fand, die sich nun mehr instinktiv als bewut gegen seinen Versuch zur Wehr setzten. Oggar gelang es nicht, sich zu lsen. Ein lautloses, verzweifelt gefhrtes Ringen tobte im Multibewutsein. Entsetzt registrierten Sternfeuer und Carch, da es sie alle drei schwchte.Gib auf, Oggar! schrien sie. Es zerreit uns! Wir werden nicht mehr in die Wirklichkeit zurcktauchen knnen, wenn Der Rest verhallte in Oggars psionischem Aufbumen, in Ohnmacht und verzweifeltem Zorn. Ein Wirbel griff nach dem Verbund, ri ihn mit sich, erstickte jegliche Kommunikation und alles bewute Erleben.

*

Kannst du denn gar nichts tun? fragte Insider das Mnemodukt. Du siehst doch, was mit ihm geschieht!Ich bin so machtlos wie du, lautete die Antwort der seelenlosen Stimme.Insider lief in der Zentrale auf und ab. Immer wieder blieb er vor Oggars Krper stehen und rttelte mit allen vier Hnden an dessen Schultern, als knnte er ihn dadurch wieder lebendig machen.Dabei war er nicht wie tot, nicht starr wie immer dann, wenn das Multibewutsein ihn verlassen hatte. Oggar, Carch und Sternfeuer waren noch in ihm, doch ihnen mute Schreckliches zugestoen sein. Der Krper wurde von Zuckungen durchlaufen, bumte sich auf wie unter Stromsten, um sogleich wieder schlaff zu werden.Patsch-uuh! rief Insider. Ich wute doch, da das nicht gutgehen konnte!Und noch etwas setzte ihm zu.Er redete sich ein, da er sich tuschte. Doch immer wieder fiel sein Blick auf die diversen Zeitmesser in der Zentrale. Sie alle zeigten das gleiche an, und doch wurde das Gefhl in Insider immer strker, da etwas mit ihnen nicht stimmte.Oder etwas mit der Zeit an sich!Siebzehn Stunden waren nun vergangen, seitdem das Multibewutsein sich in sich selbst versenkt hatte. Aber Insider kam es so vor, als wren es schon Tage, Wochen oder gar Monate.Der Extra war intelligent genug, um dieses Gefhl so zu deuten, da er die Zeitdehnung nur als solche empfand, weil er verzweifelt und sehnschtig auf Oggars Erwachen wartete.Die Erklrung mochte ihm einleuchtend erscheinen, nur sie befriedigte nicht.Ich habe den Eindruck, wandte er sich, einem pltzlichen Impuls folgend, erneut an das Mnemodukt, da hier an Bord alle Uhren falsch gehen.Worauf sttzt sich dieser Eindruck? wollte das Rechengehirn wissen.Insider zuckte unsicher die Schultern.Es ist ein Gefhl. Ich kann dir keine Beweise liefern, sonst htte ich ja Gewiheit.Du irrst dich, Insider. Whrend du sprachst, habe ich alle Einrichtungen zum Messen der Zeit im HORT berprft. Es ist kein Defekt feststellbar.Im HORT , murmelte der Grne.Wie so oft in den letzten Stunden, starrte er auf die Schirme. Es war auch viel eher so, da es ihm vorkam, als htte sich etwas Undefinierbares zwischen das Schiff und den umgebenden Weltraum geschoben.Du hast wohl recht, Mnemodukt, seufzte er. Das Warten macht mich noch ganz krank.Er a und trank etwas, doch auch das konnte ihn nicht beruhigen. Er sa fr eine Weile im Sessel neben Oggar, als der Krper erneut zu zittern begann. Wollten Oggar, Sternfeuer und Carch sich auf diese Weise bemerkbar machen? Wollten sie ihm etwas sagen und konnten es nicht mehr, weil sie die Kontrolle ber die androide Hlle verloren hatten?Insider hielt es nicht mehr in der Zentrale. Er verlie sie und durchstreifte das Schiff. Erst nach vier Stunden kehrte er zurck. Das Mnemodukt schwebte an der gleichen Stelle, an der er es zuletzt gesehen hatte. Oggar hing schlaff im Sitz.Ich habe etwas entdecken knnen, empfing ihn das Mnemodukt.Von Hapeldan? fragte Insider schnell.Nein, dann htte ich schon Alarm gegeben. Genau in unserer Flugrichtung befindet sich ein Kugelsternhaufen. Wenn wir diesen Kurs beibehalten, werden wir ihn in geringer Distanz passieren.Insider sttzte sich auf ein Pult. Mit wenig Interesse erkundigte er sich:Entfernung jetzt?Achttausendsiebenhundertsechsundsechzig Lichtjahre von unserer Position in diesem Augenblick. Ein kurzer Piepton verdeutlichte, welchen Augenblick die Positronik meinte. Entfernung des Kugelsternhaufens von Pers-Mohandot 11,7 Millionen Lichtjahre.Insider fuhr herum. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er die Kugel an.Sag das noch einmal!Das Mnemodukt wiederholte die Angabe.Aber das ist doch ganz unmglich! rief Insider. Wir hatten uns um 2,8 Millionen Lichtjahre von Pers-Mohandot entfernt, als Oggar mit diesem Wahnsinnsversuch begann. Der HORT fliegt nur mit geringem berlichtfaktor!Du irrst dich. Das trifft fr jetzt wieder zu, aber fr die Dauer von sieben Stunden, siebzehn Minuten und elf Sekunden bewegte er sich mit Maximalgeschwindigkeit.Und das sagst du mir erst jetzt?Es bestand bisher kein Grund fr eine diesbezgliche Erklrung, versetzte das Mnemodukt.Insider verstand die Welt nicht mehr.Dann sagst du mir jetzt geflligst, was du noch alles registriert hast und fr nicht erklrenswert Er sprach nicht zu Ende, denn in diesem Moment begann Oggar sich zu rhren.

*

Insiders Erleichterung wich augenblicklich neuem Erschrecken, als Oggar sich ruckartig erhob und ihn dabei fast zur Seite stie. Das Mischwesen sah um sich, als erblickte es seine Umgebung zum ersten Mal. Erst als es das Mnemodukt erkannte, sanken die Schultern etwas herab.Was ist denn mit dir? fragte Insider. Bist du wieder in Ordnung?Ja, antwortete Oggar nur. Als Insider noch darber rtselte, wer aus ihm sprach, schaltete sich ein Bildschirm ein und zeigte den fernen Sternhaufen in grtmglicher Auflsung. Der Anblick schien das Mischwesen sofort in seinen Bann zu schlagen.Jetzt hrt einmal her! rief der Extra ungehalten aus. Ich mache mir die grten Sorgen um euch, und ihr tut so, als gbe es mich berhaupt nicht mehr. Oggar, Sternfeuer, Carch! Was wird hier eigentlich gespielt? Habt ihr etwas damit zu tun, da der HORT vorbergehend mit Maximalgeschwindigkeit flog? Habt ihr das Fernflugmodul beeinflut?Sternfeuer sprach aus Oggar, ohne da dieser den Blick von dem Bildschirm nahm. So knapp wie mglich berichtete sie ber den im Grunde fehlgeschlagenen Versuch.Dadurch, da wir gegenstzliche Krfte entwickelten, schlo sie, verloren wir die Kontrolle und gerieten in bergeordnete, unbekannte Gezeitenstrmungen, Insider. Erst wieder vollkommen synchron handelnd und denkend, konnten wir ihnen entkommen. Doch Hapeldans Spur ist verloren.Ich bezweifle, da wir ihn berhaupt wiedergefunden hatten, fgte Oggar hinzu. Es war der Wunsch, der uns dies wohl glauben lie. Mnemodukt, von uns ging kein Einflu auf das Fernflugmodul aus, jedenfalls kein bewuter. Wir sehen die eingeblendeten Entfernungsangaben. Was ist dir inzwischen noch ber den Kugelsternhaufen bekannt?Er tat den Verlust der Spur mit einem kurzen Satz ab, doch die Sternenballung schien ihn ungemein zu faszinieren. Insider glaubte zu wissen, warum.Der Sternhaufen existiert nur scheinbar ohne dazugehrige Galaxis, erklrte das Mnemodukt. Ich habe berechnet, da er trotz der gewaltigen Entfernung Pers-Mohandot in einer sehr weit gezogenen Ellipse umkreist und dabei den ersten Umlauf seit der Geburt seiner 121 Sonnen noch nicht einmal vollendet hat.Insider hatte einige Mhe, diese unvorstellbare Information zu verarbeiten. Er sagte nichts, sondern beobachtete Oggars Reaktion.Das Mischwesen schien die Auskunft weit weniger zu berhren als ihn. Ruhig, als htte es nicht noch vor Minuten um seine Existenz kmpfen mssen, fragte es weiter:Spektraltyp der Sterne?Vorwiegend G und K, gelbe und gelbrtliche Sonnen. Sie verteilen sich ziemlich gleichmig auf einen kugelfrmigen Raum von 1,8 Lichtjahren Durchmesser.Einige genauere astronomische Angaben folgten, die Insider nur am Rande wahrnahm.Oggar drehte sich zu ihm um. Ein schwaches Lcheln umspielte seine Mundwinkel.Dann kann es kein Zufall sein, da unser Kurs genau auf den Sternhaufen zufhrt, ebenso wie es einen Sinn haben mu, da der HORT diesen Sprung machte und erst hier, in der Nhe der Ballung, wieder auf die alte Geschwindigkeit zurckfiel. Es mag sein, da es durch unsere Meditation bewirkt wurde, doch auch das Eingreifen einer noch unbekannten Macht kann verantwortlich sein.Du meinst doch eine bekannte Macht nmlich Hidden-X sagte Insider lauernd. Du glaubst, da Hapeldan sich in den Kugelsternhaufen geflchtet hat.Sein Kurs fhrte hierher, solange wir seine Spur verfolgen konnten. Aber er kann ihn natrlich auch wieder gendert haben. Ich fand ihn oder etwas, das ich fr ihn hielt, kurz wieder, aber dabei erhielt ich keinen Hinweis auf diese Ballung. Insider, dies wre der Ort, den sich Hidden-X als Versteck ausgewhlt haben knnte, fern von allen Galaxien.Ich habe es geahnt, seufzte der Extra. Wir werden in den Sternhaufen einfliegen und womglich in eine Falle!Wir sind gewarnt, Insider. Wir werden vorsichtig sein, wenn wir uns Auxonia nhern.Auxonia?Oggar nickte.Ich habe den Sternhaufen nach ihr benannt. Und sollten wir hier auf den Gegner stoen, so wird die Erinnerung an sie in mir sein und uns allen die Kraft zum Sieg geben.Insider zog sich kopfschttelnd zurck.Er verstand nicht, was in Oggar und seinen Bewutseinspartnern vorging. Er wute nur, da er ein waches Auge auf ihn wrde haben mssen. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Die Falle stand weit offen.Und was ntzte es, da man gewarnt war? Gewarnt waren auch die Solaner gewesen, bevor es sie ins Mikrouniversum mit der Landschaft im Nichts verschlug.Auf Oggars Befehl hin nderte das Mnemodukt geringfgig den Kurs des HORTS. Auf den Vorausschirmen war Auxonia zu sehen, dahinter nur die verwaschenen Nebelflecken unendlich weit entfernter Galaxien. Mit erhhtem berlichtfaktor raste der Doppeldiskus bis auf fnfzig Lichtjahre an den Kugelsternhaufen heran. Oggar befahl einen Orientierungsaustritt aus dem Hyperraum. Das Mnemodukt leitete die vielfltigen Meergebnisse der Schiffssensoren in seine Logik- und Auswertungssektoren und erklrte nach nur sechzehn Sekunden:Es gibt keinen Hinweis auf Raumschiffahrt in Auxonia, dafr aber ungeheuer starke energetische Aktivitten zwischen und auf den noch nicht bestimmbaren Planeten der 121 Sonnen.Oggar nickte zufrieden.Hapeldan, der Schalter, floh vor uns und der SOL, Insider, sagte er. Wir waren uns alle darber einig, da sein Ziel nur das Flekto-Yn sein konnte und sein Meister Hidden-X. Ich halte es fr ausgeschlossen, da er wute, da wir ihm noch folgen konnten, nachdem er aus der direkten Ortung verschwunden war. Sonst htte er anders reagiert und den Kurs gendert. Da wir ihn dann doch wieder verloren, kann doch nur heien, da er sich bereits in der Nhe der bsen Allmacht wute und einen Effekt erzeugte, der ihn scheinbar aus unserem Universum verschwinden lie. Er tat dies aus noch grerer Vorsicht, um den Sitz von Hidden-X an niemanden zu verraten, wobei er nicht an uns dachte. Das Mnemodukt II besttigt diese berlegungen. Hapeldan mu fr den Fall der Annherung allgemeingltige Anweisungen haben. Keine Raumschiffe, auch das pat in unser Bild. Hidden-X bentigt keine Raumschiffe, Insider. Wir haben das Ziel vor uns.Oggar, stellte der Extra fest, erging sich in unntigen Wiederholungen von bereits Bekanntem oder Vermutetem. Weshalb?Mute er sich selbst etwas einreden? Belog er sich, nur weil eine Enttuschung fr ihn zu bitter sein mte?Wir gehen vorsichtig nher an Auxonia heran, Mnemodukt, sagte Oggar.

2.

Chale Bennjyk betrachtete die kleine Waffe mit offenkundigem Mifallen.Wenn ich daran denke, da wir im Begriff sind, sie zu benutzen, Granit, sagte sie mit ihrer hellen, zirpenden Stimme, erschrecke ich vor mir selbst.Ihr Partner heftete einige flache Gerte an die Magnetkontakte seiner silbrigblau schillernden Kombination.Hrst du mir berhaupt zu, Granit?Takkar Sours, nicht nur wegen seiner Ttigkeit als Bergbauingenieur Granit genannt, trat zu ihr hin und legte ihr sanft eine Hand auf die zarte Schulter.Nicht wir sind fr die Zustnde verantwortlich, die jetzt zwischen den Sternen herrschen, Chale, versuchte er ihr die Bedenken zu nehmen, obgleich er sie teilte. Was wir tun mssen, dient allein dem Zweck, unser aller Leben wieder ertrglich zu machen. Auerdem teilen jene, die uns am anderen Ende des Raumschlauchs vielleicht erwarten, unsere Skrupel sicher nicht.Was ist nur aus den Dynurern geworden? murmelte sie. Je eher wir es hinter uns haben, desto besser. Ich will froh sein, wenn wir wieder zurck auf Huka-Tin sind.Ja.Takkar drehte sie zu sich um und sprhte ihr aus einem schmalen Zylinder einen hauchdnnen Film ber das schne Gesicht mit den groen, tiefschwarzen Augen, der leicht gebogenen Nase und dem Bitterkeit ausdrckenden Mund, dann ber das silberfarbene, bis auf die Schultern reichende Haar. Wie das Kupfer der Haut und die ebenfalls silbern schimmernden Brauen wurde es von einem schmutzigen Grau berzogen. Zustzlich bewirkte die Chemikalie an bestimmten Stellen ein Zusammenziehen der Haut.Fertig, sagte Takkar, nachdem er die gleiche Prozedur an sich selbst vorgenommen hatte. Entstellt und zum Davonlaufen. Selbst unsere Mtter wrden uns nicht mehr erkennen.Irgendwann, prophezeite Chale, werden die Ehrlichkeitsjger ein Mittel finden, um unsere Tarnung unwirksam zu machen.Irgendwann, antwortete Takkar, wird es keine Ehrlichkeitsjger mehr geben und unser Volk wieder frei sein.Er nahm den eigenen Entzugsschocker aus einer Falte der Kombination, nickte ihr noch einmal zu und betrat die groe Kuppel des Weltennabels.Im Innern der Ankunfts- und Abgleitstation begegneten ihnen keine Dynurer. Die Bergbauspezialisten wuten genau, wann Transporte Huka-Tin verlieen oder Inspektoren ankamen. Sonst verirrte sich nur uerst selten jemand hierher, denn die Kolonialwelt war kein Platz zum guten Leben. Wer sich zu einem begrenzten Aufenthalt als Bergarbeiter auf ihr entschlo, verzichtete auf fast alle Annehmlichkeiten und mute den unbedingten Willen besitzen, seine Zeit durchzustehen. Erst nach Erfllung des Vertrags konnte er dann damit rechnen, reich und gesellschaftlich akzeptiert nach Dynur oder einem anderen der bewohnten 27 Planeten innerhalb der Sterne zurckzukehren. Chale und Takkar vertrauten sich nicht zum erstenmal einem Raumschlauch an, und doch ergriff sie immer wieder eine Art Ehrfurcht vor dieser grten technischen Leistung, die ihr Volk in seiner langen Entwicklungsgeschichte jemals hervorgebracht hatte.Es gab lngst schon keine Raumschiffe mehr, die die Sterne durcheilten. Das Geheimnis, wie die als absolut geltende Grenze der Lichtgeschwindigkeit berwunden werden konnte, war von dynurischen Wissenschaftlern niemals gelst worden. Die ersten Pionierschiffe, die Dynur verlieen, um nach bewohnbaren Welten zu suchen, hatten Jahrhunderte gebraucht, um ans Ziel zu gelangen. Die Tragdien, die sich zu dieser Zeit ereignet hatten, waren Takkar gut bekannt.Man hatte eine bessere Lsung gefunden.Robotsonden erforschten die Sterne und entdeckten die 27 zur Besiedlung geeigneten Welten. Jedes Kind kannte den Namen des grten Genies, das das dynurische Volk je hervorgebracht hatte: Auktan. Er war es gewesen, der die theoretischen Grundlagen fr die Schaffung der Raumschluche geliefert hatte, auf denen aufbauend sptere Generationen das beispiellose Projekt dann verwirklichen konnten.Nun war es eine Selbstverstndlichkeit, sich durch die Raumschluche von einem Planeten zum anderen befrdern zu lassen. Sie standen nicht immer, sondern wurden bei Bedarf geschaltet. Irgend jemand hatte fr die Stationen, die durch sie verbunden wurden, den Namen Weltennabel geprgt. Von diesen gab es auf jeder Kolonialwelt einen, auf Dynur im Zentrum der Sterne sogar zwlf. Daran musste Takkar auch jetzt wieder denken, whrend er und die Gefhrtin darauf warteten, da der Energieschlauch sich fr sie aufbaute. Dieses phantastische Befrderungssystem war von einem einigen Volk geschaffen worden, das keinen Zwist kannte.Doch wie sah die Zukunft aus!Takkar verdrngte die Gedanken daran und konzentrierte sich ganz auf das Zentrum der Inneren Kuppel.Die groe, kreisrunde Platte leuchtete auf. Takkar nahm Chale bei der Hand und stellte sich mit ihr auf die Markierung.Die Robotstimme der vollautomatisierten Station gab das Signal.Takkar sprte Chales Struben, das kurze Aufbegehren, als sich die Kuppelwlbung ber ihnen auflste und blaues Leuchten sie umfing.Fr Augenblicke standen die beiden schlanken, zartgliedrigen Gestalten, Chale 1,67 Meter gro, Takkar 1,81 Meter, im Zentrum der sich nun ungeheuer schnell aufbauenden Energien. Der Durchmesser des Schlauches betrug etwa zwanzig Meter. Die Wnde verfestigten sich. Als Takkar den Kopf in den Nacken legte, sah er ber sich in ein hellblaues Wabern, aus dem gleiende Spiralen sich zu ihm herabzuschrauben schienen.Die beiden Dynurer hielten den Atem an. Das zweite Signal der Abgleitautomatik hrten sie schon nicht mehr. Sie wurden schwerelos und glitten hinein in den Schlauch, vertrauten sich einem Medium an, das dynurische Sinne nicht zu erfassen vermochten. Den fast zeitlosen Transportvorgang erlebten sie als kurzes Emporgerissenwerden in eine Welt phantastischer Farben, als einen kurzen Moment scheinbarer Krperlosigkeit.Dann waren sie auch schon am Ziel.Der Raumschlauch erlosch. Sie befanden sich nicht mehr auf Huka-Tin, sondern acht Lichtmonate entfernt auf dem Planeten Shatmar.Mit einem kurzen Ziehen im Nacken klangen die schwachen Nachwirkungen des Transports ab. Takkar zog die Gefhrtin mit sich aus dem Kreis. Seine Finger umschlossen den Griff der kleinen Handwaffe.Wenn sie uns hier erwarten, sagte er dster, dann drauen.

*

Wie Takkar erhofft hatte, war auch die Shatmar-Station verlassen. Die Geheimorganisation, der er und Chale angehrten, hatte auch hier ihre Mitglieder, die dafr gesorgt hatten, da ihre Ankunft unbemerkt blieb zumindest im Weltennabel selbst.Wie es drauen aussah, stand hingegen auf einem ganz anderen Blatt. Wenn die Geheimpolizei des Varsers inzwischen von einem Unterschlupf der Rebellen auf Shatmar wute und die beiden Spezialisten erwartete, konnten die Helfer ihnen nicht weiter beistehen, ohne sich selbst und damit ihre Sache in Gefahr zu bringen. Es galt als ungeschriebenes Gesetz, da jedes Mitglied der Organisation im Fall einer Bedrohung auf eigene Faust handeln mute.Chale und Takkar lieen sich von einem Laufband bis zur Peripherie der groen Kuppel tragen. Vor einem Schott machten sie halt. Die Stahltr fhrte auf eine der drei aus der Kuppel ragenden Plattformen hinaus, auf denen die Schweber geparkt waren, die jedem Ankmmling zur kostenlosen Verfgung standen.Bleib zurck, flsterte Takkar der Partnerin zu. Du kommst erst nach, wenn ich dich rufe.Er unterband ihren Protest mit einer Handbewegung, prete sich mit dem Rcken an den Rahmen und berhrte die Kontaktflche.Die Stahltr fuhr in die Wand. Takkar wartete, bis sich seine Augen an die drauen herrschende Dunkelheit gewhnt hatten. Dann stie er sich ab und rannte geduckt und mit entsicherter Waffe auf den nchstbesten Schweber zu.Er erreichte ihn unangefochten, lie die transparente Haube ber den Sitzen zur Seite klappen und stieg hinter die Kontrollen. Er sah sich um. Alles war ruhig. In der Ferne waren die Lichter der Stadt zu erkennen. Niemand schien sich um diese Zeit in der Nhe des Weltennabels aufzuhalten.Dennoch blieb Takkar vorsichtig. Erst nachdem er die gesamte Plattform mit den Scheinwerferkegeln des Fahrzeugs bestrichen und immer noch nichts Verdchtiges entdeckt hatte, rief er nach Chale.Im gleichen Moment erkannte er seinen Fehler.Chale hatte gerade den halben Weg zurckgelegt, als von unterhalb der Plattform drei Schatten heraufschwebten und landeten. Takkar schrie eine Warnung. Die drei Gestalten strmten heran. An ihrer Absicht konnte kein Zweifel bestehen. Ein Schu fauchte auf. Chale brach, schon kurz vor dem Schweber, kraftlos zusammen.Von ohnmchtigem Zorn gepackt, gab Takkar zwei schlecht gezielte Schsse ab und sprang aus der Kanzel. Eine schwache Lichtbahn fuhr ber ihn hinweg. Er lie sich fallen und rollte sich hinter eine Kufe des Fahrzeugs. Ganz kurz nur sah er einen der Ehrlichkeitsjger und scho wieder, diesmal mit mehr Glck.Der Dynurer brach zusammen, als er von der anderen Seite her anschleichen wollte.Takkar konnte keinen Triumph empfinden. Er hate sich dafr, auf die eigenen Brder und Schwestern feuern zu mssen.Wo war der dritte?Vorsichtig richtete der Bergwerksspezialist sich auf. Kein Laut war zu hren auer dem klagenden Gesang einiger Sumpfschwalben. Im fahlen Licht der beiden Monde zeigte sich keine Bewegung.Dann aber hrte er die verzerrt klingende Stimme:Komm heraus! Du hast keine Chance! In wenigen Minuten werden unsere Schweber hier sein!Natrlich! durchfuhr es Takkar. Die Hscher des Varsers sind lngst ber Funk benachrichtigt!Er durfte keine Zeit mehr verlieren, wenn er nicht mit Chale in den Wahrheitskammern landen wollte. Takkar versuchte herauszufinden, von wo die Stimme gekommen war. Der Gegner wute nicht, wo er versteckt lag. Wer den anderen zuerst entdeckte Du lgst! rief Takkar zurck, um Zeit zu gewinnen.Das werden wir sehen!Die kurze Antwort gengte dem Rebellen auch schon. Er setzte alles auf eine Karte, sprang auf und rannte in die Richtung, aus der die Stimme kam, warf sich wieder zu Boden, als er das Aufblitzen von Metall direkt neben dem Eingang zur Kuppel sah.Der schwache Lichtfinger zuckte ber ihn hinweg. Takkar scho, noch bevor der Geheimpolizist sich wieder in seine Deckung zurckziehen konnte. Sein Krper fiel schwer auf die Plattform.Takkar stand auf und atmete heftig. Noch waren die Lichter anfliegender Schweber nicht zu sehen. Er sprang ber die beiden bewegungsunfhigen Ehrlichkeitsjger zwischen ihm und Chale hinweg, hob die Gefhrtin auf seine Arme und trug sie zum Fahrzeug.Ruhig, Chale, murmelte er, als er sie auf den Passagiersitz legte und selbst vor den Kontrollen Platz nahm. Wir werden jetzt einige Umwege machen mssen, aber sie bekommen uns nicht.Der Schweber hob ab. Takkar beschleunigte ihn mit Hchstwerten und jagte ihn hinaus in die Nacht. In weitem Abstand umflog er die Stadt, dann ber eine ausgedehnte Moorlandschaft. In kleinen Seen spiegelte sich das Licht der Monde und der wenigen Sonnen der Sterne, die bei dieser Stellung des Planeten zu seinem Gestirn am Himmel zu sehen waren.Und dahinter Das Nichts! sagten die Wissenschaftler, die gefangen waren in jahrtausendealten Anschauungen. Takkar glaubte, es besser zu wissen. Das machte ihn zu einem Frevler. Es durfte nicht existieren, was nicht sein sollte.Vielleicht war dies der eigentliche Grund fr die Tragdie, die sich abzuzeichnen begann. Der Irrglaube, es gbe nur die Sterne und sonst nichts, kam Monzelback Hedhergin sehr gelegen. So fiel es ihm leicht, die Dynurer in Angst und Schrecken zu versetzen mit der Ankndigung, die Ankunft eines fremden Raumschiffs stnde bevor und sei gleichbedeutend mit dem Ende der dynurischen Zivilisation. So brachte er sie dazu, ihm als Varser immer weitere Machtbefugnisse zuzugestehen. Die angebliche groe Gefahr, die von dem fremden Raumschiff ausgehen sollte, trieb die Dynurer, die nie in ihrem Dasein in kriegerische Handlungen verwickelt gewesen waren, zu einem wahnsinnigen Aufrsten an.Dabei sprach jegliche Logik gegen das Erscheinen eines fremden Schiffes. Woher sollte es kommen, wenn, wie die Dynurer glauben sollten, nichts auer den Sternen existierte?Das eigentlich Beunruhigende aber war, da nicht nur der Varser von dieser Bedrohung sprach. Auf fast allen Kolonialwelten tauchten diese Gerchte auf, und es war inzwischen erwiesen, da ein Groteil derjenigen, die von dem fremden Schiff wissen wollten, nicht von Hedhergin oder dessen Ehrlichkeitsjgern beeinflut waren.Diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen, war eine der Aufgaben, die sich die Rebellenorganisation OK gestellt hatte. Dies war einer der Grnde, weshalb Takkar und Chale nun auf Shatmar waren.Takkar schlug eine neue Richtung ein, als er glaubte, jeden mglichen Verfolger abgeschttelt zu haben. Nach einer weiteren Stunde landete er den Schweber in der Nhe eines Moores bei einer stillgelegten Robotfabrik, in der Torf verarbeitet worden war.Takkar schaltete die Scheinwerfer aus und drehte sich zu Chale um. Es war allerhchste Zeit, sie zu beleben.

*

Takkar hielt die Innenflche seiner Hnde solange gegen die von Chale gepret, bis er das leichte Zucken in ihren Fingern sprte. Es war nicht so, da er ihr einfach einen Teil seiner Krperenergie abgegeben htte. Im Gegenteil luden die beiden Dynurer sich gegenseitig mit physischer Energie auf, so wie es unter Angehrigen ihres Volkes nichts Ungewhnliches war. Jeder Dynurer war darauf angewiesen, sich von Zeit zu Zeit einen Partner zur Stabilisierung zu suchen. Kein dynurisches Wesen konnte fr lngere Zeit vllig allein leben, es sei denn, es besa einen tragbaren Speicher, in den die Vitalenergie mehrerer Mnner und Frauen abgegeben worden war.Das war immer so gewesen und hing mit der Entwicklung der Rasse zusammen. Auf Dynur, wo ihre tierischen Vorfahren gelebt hatten, gab die Planetenoberflche eine Strahlung ab, die die gesamte Evolution beeinflut hatte. Frher hatte es des Krperkontaktes nicht bedurft. Doch im Lauf der Zeit waren die Erze, die die Strahlung produzierten, durch blinden Raubbau so stark dezimiert worden, da sie allein nicht mehr ausreichten, um den Energiehaushalt in den Dynurerkrpern stabil zu halten.Das Prinzip der einzigen vom Volksforum zugelassenen und bezeichnenderweise den Ehrlichkeitsjgern vorbehaltenen Waffen bestand in nichts anderem als dem schockartigen Entzug dieser lebensnotwendigen Energien bis auf einen winzigen Rest. Sie lhmten also und tteten nur dann, wenn der Beschossene nicht rechtzeitig genug Krperkontakt mit einem anderen Dynurer bekam oder an einen Speicher angeschlossen wrde.Takkar zog die Hnde zurck und atmete auf, als Chale die Augen aufschlug. Ihre flache Brust hob und senkte sich unter heftigen, allmhlich regelmiger werdenden Atemzgen.Ihr Krper war gelhmt gewesen, nicht ihre Sinne. Takkar brauchte ihr also nur wenige Erklrungen abzugeben.Er deutete auf die Fabrik.Wir sind da, Chale. Ich habe keinen Warnimpuls erhalten, also haben die Ehrlichkeitsjger das Versteck noch nicht entdeckt.Dann la uns gehen, bat sie. Ich hasse diese Gegend, und auerdem beginnt mein Gesicht zu schmerzen.Ihm erging es nicht anders. Der Tarnfilm konnte nur fr eine begrenzte Zeit getragen werden. Immerhin hatte er seine Schuldigkeit getan. Falls einer der drei Geheimpolizisten auf der Plattform eine Mikrokamera bei sich gehabt hatte, konnten die Ehrlichkeitsjger kaum viel mit den Aufnahmen anfangen.Takkar half der Gefhrtin aus dem Fahrzeug. Sie legten den Weg zur Fabrik zu Fu zurck und schlpften durch den gut getarnten Eingang. Sie waren nicht zum erstenmal hier und fanden auf Anhieb, wonach sie suchten.Takkar nahm die Folie erst aus der schwarzen Hlle, in die sie eingeschweit war, als sie wieder im Freien waren und zwischen zirpenden Insekten, trompetenden Moorfrschen und jagenden Sumpfschwalben auf einem umgestrzten Baumstumpf saen. Eine auf das Blatt getrufelte Flssigkeit machte die unsichtbare Schrift lesbar und lie die einzelnen Buchstaben grnlich aufleuchten.Chale legte den Kopf an Takkars Schulter, und gemeinsam lasen sie:Es kann jetzt kein Zweifel mehr daran bestehen, da sich Monzelback Hedhergin zu einem Alleinherrscher aufschwingen und das Volksforum als regierende Instanz ber Dynur und die Kolonialwelten abschaffen will. Er verlangt tglich neue Vollmachten und setzt sie durch. Die verngstigte Bevlkerung ist bereit, ihm alle Macht in die Hnde zu legen, wenn er ihr verspricht, das erwartete Raumschiff zurckzuschlagen. Natrlich gibt es dieses fremde Schiff nicht und wird nie zwischen den Sternen erscheinen. Deshalb ist es nun dringlicher als jemals zuvor, die Ursache der berall aufkommenden Gerchte zu ergrnden. Wenn Hedhergin als Lgner entlarvt werden kann, ist er am Ende seiner Macht. Um der Freiheit unseres Volkes willen, findet heraus, woher die Gerchte stammen!Unter der letzten Textzeile befand sich ein Zeichen, der flammende Kranz einer Sonnenkorona. Es wies aus, wer diese Nachricht verfat hatte.Takkar zndete die Folie an einer Seite an und hielt sie in der Hand, bis die zngelnden Flmmchen fast seine Finger berhrten.Unsere gewhlten Vertreter, sagte Chale erschttert. Jene elf, denen alle Dynurer ihr Vertrauen aussprachen. Selbst Hedhergin wird nicht wagen, sie abzusetzen.Ich habe den Eindruck, er wagt noch viel mehr, antwortete Takkar. Genau wie Zytarr. Irgendwann werden die Ehrlichkeitsjger herausfinden, wer der Kopf der OK ist.OK bedeutete in der Alten Sprache der Dynurer soviel wie Fr die Wahrheit. In der Auslegung dieses Begriffes unterschieden sich die Bewohner der Sterne kaum von jenen anderen, deren Existenz die herrschende Wissenschaft und die Medien, die Politiker wie die Erzieher energisch leugneten, von deren Dasein Chale und Takkar jedoch fast so berzeugt waren wie davon, da es jenseits der Sterne weitere Sterne gab kugelfrmige Ballungen von Sonnen mit Planeten und Monden.Fr die Herrschenden bestand die Wahrheit darin, da es nichts gab auer den Sternen. Fr sie war Wahrheit, da das fremde Raumschiff eines nicht mehr fernen Tages auftauchen und die Planeten verwsten wrde, falls man ihm nicht mit allen zur Verfgung stehenden Mitteln begegnete.Fr die Rebellen hie Wahrheit, die Rume jenseits der Sterne zu erforschen und allen Dynurern die Augen ber das schndliche Spiel ihres Varsers zu ffnen.Zytarr vermutet noch mehr, als er schreibt, sagte Takkar. Es gibt nur zwei Mglichkeiten. Entweder tauchten die Gerchte zur gleichen Zeit auf, zu der Hedhergin mit seinem Propagandafeldzug begann oder schon vorher. Ist letzteres der Fall und knnen wir dies beweisen, drften wir einen groen Schritt weitergekommen sein, Chale. Dann nmlich steht fest, da der Varser sich die schon um sich greifende Unruhe erst zunutze machte, um seine Macht auszudehnen. Die Dynurer wrden ihm diese nie zubilligen, fhlten sie sich nicht von auen bedroht.Zytarr sollte unser Varser sein und wieder ein Reprsentant unseres Volkes ohne politische Gewalt, so wie es frher war. Was kann er aber als einer von elf Mitgliedern des Volksforums schon fr die Wahrheit tun?Noch nichts. Takkar erhob sich und streckte ihr eine Hand entgegen. Sorgen wir dafr, da sich das ndert.Sie gingen zurck zum Schweber und lsten mit einer milden Chemikalie den Tarnfilm von ihren Gesichtern und aus den Haaren. Chale strich sich befreit ber die nun wieder kupferfarben schimmernde Haut.Wie neugeboren, lchelte sie. Und jetzt? In die Stadt?Nach Heyldran! besttigte Takkar. Und vergi nie, da wir nicht auf Huka-Tin sind. Dort genieen wir eine gewisse Narrenfreiheit. Die Bergarbeiter kmmern sich nicht viel um Politik und belcheln unser Hobby nur, die fernen Nebel zu beobachten.Was hat das damit zu tun, da wir als OK-Mitglieder hier sind, um ber ?Heute sind wir schon soweit, da jeder verdchtig ist, der abweichende Meinungen vertritt, auch wenn sie nicht das fremde Schiff betreffen. In Heyldran drfe es von Spitzeln fr die Ehrlichkeitsjger nur so wimmeln.

3.

Heyldran war die einzige groe Stadt auf Shatmar. Hier lebten an die zweihunderttausend Dynurer in komplexen Wohnanlagen, die optimal in das kologische Gefge der Sumpfwelt eingebettet waren. Nur im Zentrum gab es eine Zone von etwa drei Kilometern Durchmesser, in der Beton alles Grn verdrngt hatte. Dort ballten sich Geschftshuser, Verwaltungsbauten und Wohnsilos auf engstem Raum zusammen. Dort hielten sich vorwiegend auch die Besucher auf, die aus anderen Grnden hier waren, als eine landschaftlich noch vllig intakte Welt zu bestaunen.Der Mann, der in einer der acht Musiknischen rund um die kreisfrmige, sich langsam drehende Theke des Lustzentrums hockte und an einem schmalen Glas mit violett schimmernder Flssigkeit nippte, war nur scheinbar in den Genu der Klnge versunken, die aus den unzhligen Lautsprechern drangen. Er hatte die Tonstrke auf ein Minimum herabgeschaltet. Was ihn wirklich interessierte, waren die Gesprche, die an den Tischen hinter den Nischen gefhrt wurden.Sephir Gripec konnte sich, schon ohne es bewut zu tun, jeder nur denkbaren Situation anpassen, sich in jeder Umgebung so verhalten, da kein Dynurer auf die Idee kam, es mit mehr als einem unscheinbaren Gast zu tun zu haben. Doch die pechschwarzen Augen sahen alles, dem trainierten Gehr entging nichts.Sephir Gripec war nicht nur ein einfacher Ehrlichkeitsjger. Er gehrte zu den wenigen Spezialisten, die dem Varser direkt unterstellt waren. Hatten die einfachen Mitglieder der Geheimpolizei dem Volksforum Rechenschaft abzulegen, so bildeten Gripec und die ihm Gleichgestellten Monzelback Hedhergins Elitetruppe. Sie konnten jeden Trupp Ehrlichkeitsjger auf jeder der Kolonialwelten oder auf Dynur bernehmen, Befehle erteilen und Rechenschaft verlangen.So war es kein Wunder, da Gripec ber die Ankunft und Flucht zweier Rebellen unterrichtet war. Er wute von einem noch unentdeckten Versteck irgendwo in den Mooren, wo Nachrichten der OK deponiert und entgegengenommen wurden. Und er war es auch gewesen, der die Verfolgung der Rebellen unterbunden hatte. Irgendwann wrden sie in Heyldran auftauchen und sich verraten, durch eine Geste, ein einziges unbedachtes Wort.Er brauchte nur zu warten. Dabei ging es ihm nur am Rande darum, ihnen die Lage ihres Versteckes zu entlocken. Sein wichtigster Auftrag bestand darin, herauszufinden, wer der Verrter in den Reihen der Volksvertreter war, von dessen Existenz der Varser berzeugt war.Er hatte nicht einmal die Absicht, die beiden festnehmen und in eine Wahrheitskammer schaffen zu lassen. Zu oft schon war es geschehen, da Rebellen den Freitod vorzogen, bevor sie den Namen ihres Anfhrers auf Dynur verrieten.Es hatte nur Sinn, wenn sie ihm freiwillig alles sagten, was sie ber die Organisation und ihren Kopf wuten. Und das wrden sie tun. Das war fr Gripec so sicher wie der bevorstehende Sieg des Varsers ber die Narren, die da immer noch glaubten, nur ein vom Volk gewhltes Forum knnte die Dynurer einer neuen, glorreichen Zukunft entgegenfhren.Er wrde den beiden Rebellen den Weg zurck dorthin ebnen, von wo sie gekommen waren, und sie wrden reden.Er drehte sich so, da er den Eingang des Lustzentrums beobachten konnte. Er hatte Zeit. Der Weltennabel war abgeschirmt. Sie konnten ihm nicht entkommen.

*

Takkar landete den Schweber auf einer Plattform am Rand des Stadtzentrums. Chales und sein Aussehen hatte sich wieder leicht verndert. Takkars kurzgeschnittenes Haar war unter einer elastischen, dnnen Haube verborgen, Chales silberfarbene Pracht war in Wellen gelegt und etwas zerzaust. Quer ber die Oberteile ihrer Kombinationen waren rote und violette Bnder gespannt. Die Haut hatte durch eine Injektion ihren Schimmer verloren. Dies und noch einige andere Manahmen lieen die Bergbauspezialisten von Huka-Tin wie Besucher von einer der anderen Welten erscheinen.Sie hatten sich keinen exakten Plan zurechtgelegt. Natrlich war ihnen klar, da einige Zeit vergehen wrde, bis sie jemanden fanden, der bereit war, einige Ausknfte zu geben und dazu mute er erst einmal etwas ber die Gerchte und ihre Entstehung wissen.Sie konnten nichts anderes tun, als ihr Glck dort zu versuchen, wo die Zunge locker war, in einem der vielen Gasthuser, in einem Lustzentrum, in einem der ffentlichen Parks.Chales Hand fuhr unmerklich ber die Kombinationsfalte, in der die Waffe verborgen war.Es ist widersinnig, oder? fragte sie. Da ausgerechnet jene zum Kampf gezwungen sind, die nichts mehr lieben als den Frieden.Noch hast du nicht schieen mssen.Nein. Weit du, was, Granit? Mir fehlen jetzt schon die Sterne. Ich meine die anderen, die so weit von uns entfernt sind, da ihr Licht ber elf Millionen Jahre braucht, um zu uns zu gelangen.Takkar nickte nur. Ihm ging es hnlich. Auf Huka-Tin hatten sie zwei groe Teleskope zusammengebaut. Das war angesichts des berall herrschenden Mitrauens schwierig genug gewesen. Zwar konnten sie auf der Erzwelt ziemlich frei ber ihr Hobby reden, aber selbst vor denen, die sie belchelten, hatten sie ihre kleine Beobachtungsstation noch geheimgehalten.Sie betrachteten es als einen ersten groen Erfolg, anhand verschiedener Analyse- und Meverfahren die Entfernung eines der Nebelflecken zu den Sternen einigermaen exakt bestimmt zu haben.Oft saen sie stundenlang vor den Teleskopen und gaben sich ihren Trumen hin. Dann versuchten sie, sich die Geschpfe vorzustellen, die in den anderen Sternhaufen leben mochten.Doch Huka-Tin war weit. Sie hatten jetzt Wichtigeres zu tun.Sie lieen den Schweber zurck und stiegen ber eine geschwungene Treppe auf eine der ins Zentrum fhrenden Straen hinab. Sich so unauffllig wie mglich gebend, schlenderten sie Arm in Arm auf die ersten Geschftshuser zu und waren bald untergetaucht im regen Treiben des anbrechenden neuen Tages. Berauschte Mnner und Frauen kamen aus den Lustzentren. Dynurer machten sich auf den Weg zur Arbeit. Auf einer groen Videotafel erschienen die neuesten Nachrichten von den Planeten der Sterne. Chale und Takkar wollten schon weitergehen, als das Gesicht des Varsers bergro auf der Flche auftauchte.Dynurer! hallte Monzelback Hedhergins zirpende Stimme weit in die Straenschluchten hinein. Es gibt neue Hinweise darauf, da das Erscheinen des fremden Schiffes unmittelbar bevorsteht. Ich fordere euch alle zu erhhter Wachsamkeit auf. In wenigen Stunden werdet ihr Verhaltensmaregeln fr den Ernstfall erhalten. Lat eure Empfangsgerte eingeschaltet!Chale schttelte sich. Sie gingen weiter. Erst nach einer Weile fragte die Rebellin:Woher will er das wissen? Was macht ihn so sicher? Es wird kein Schiff auftauchen. Aber wenn er das wei, weshalb geht er das Risiko ein, sich mit seinen lcherlichen Ankndigungen selbst unglaubwrdig zu machen?Zytarr meinte einmal, er knnte ganz einfach eines unserer alten Schiffe so verkleiden und mit Waffen versehen, da jeder Dynurer es fr ein Fremdschiff halten mu. Ein Raumboot wrde zwischen den Sternen im Zeitalter der Raumschluche ja schon fr Aufsehen sorgen.Und wieso redet er immer nur von einem Schiff? Falls wirklich jemand kme, um unsere Welten zu erobern, mte er das mit einer Flotte tun.Takkar bedeutete ihr, zu schweigen, als sie in eine Gruppe von Schaulustigen gerieten, die vor einer Vitrine standen und die neuesten elektronischen Spielzeuge bewunderten.Ich habe seit unserem Aufbruch nichts mehr gegessen, meinte Takkar schlielich. Gehen wir in Was hast du? erkundigte sich Chale alarmiert, als er abrupt verstummte.Wortlos deutete er vorsichtig auf die kleine Gestalt, die vor einem von Unterkunftslosen umlagerten Lichtbrunnen hockte und stumm vor sich hinstierte.Ein Shatmarer! stie Chale berrascht hervor. Die Eingeborenen verirren sich nicht oft in die Stadt, oder? Sie meiden sie.Nicht alle. Einige von ihnen, die keinen Anschlu an ein Nest fanden oder von ihrer Sippe verstoen wurden, versuchen ihr Glck hier. Sie betteln und verkaufen fr eine Rauschwurzel alles, was sie am Tag vorher zusammengestohlen haben.Oder das, was sie wissen, erriet Chale die Absicht des Partners.Oder ihr Wissen, nickte Takkar. Und in der Regel wissen sie viel.Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, als er auf den Shatmarer zugehen wollte, der schon auf sie aufmerksam wurde.Warte, Granit. Sie verkaufen sich. Das wissen auch die Ehrlichkeitsjger.Ganz ohne Risiko erfahren wir hier nie etwas, versuchte Takkar sie zu beruhigen. Auerdem ist das alles eine Frage des Preises.

*

Fr dynurische Begriffe sah ein Shatmarer so aus wie der andere. Sie waren kaum einen Meter gro und ebenso breit. Auf einem fast runden, dicht bepelzten Leib mit zwei kurzen Beinen und dafr um so lngeren Armen mit flinken Fingern sa ein ebenfalls runder Kopf mit zwei bergroen Augen, einer spitz vorstehenden Nase und einem winzigen Mund. Shatmarer besaen nicht an beiden Seiten des Kopfes ovale Gehrmembranen wie die Dynurer, sondern tiefe Gehrgnge, die mit groen Hautlappen verschlossen werden konnten. Der Pelz war dunkelbraun, die freien Stellen des Kopfes etwas heller.Wie andere Stadt-Shatmarer auch, hatte der Eingeborene, der sich nun langsam erhob und einen Ohrlappen aufrichtete, einige Stoffetzen um den Krper geschlungen und eine grell gemusterte Kappe mit breitem Schirm auf. Das sollte als Zeichen dafr gewertet werden, da sie mit den Shatmarern in der Wildnis nichts mehr zu tun hatten. beraus lernfhig, war es diesen ansonsten nur mig intelligenten Wesen sehr schnell gelungen, die Sprache der Dynurer zu verstehen und zu sprechen.Takkar und Chale blickten sich unauffllig nach einigen allzu Neugierigen um, bevor sie vor dem kleinen Kerl stehenblieben.Ihr wollt etwas kaufen? fragte der Shatmarer. Ihr knnt bezahlen? Wusch hat alles, was ihr euch wnscht.Chale mute lcheln. Takkar hatte ebenfalls Mhe, sich ernst zu halten.Wusch heit du also. Gut, Wusch, hr zu. Wir htten schon Interesse an einigen Waren. Aber das Geschft lt sich nicht hier machen.Ich verstehe, versicherte Wusch. Und ich wei auch schon einen besseren Platz. Folgt mir mit etwas Abstand. Bevor die Dynurer einwilligen konnten, richtete sich Wusch vor ihnen zu seiner ganzen Gre auf, stemmte die Hnde in sein Fell und schrie so laut, da alle Umstehenden es hren muten:Was wollt ihr von mir, Rauschgras? Und ich soll euch die Bekanntschaft einiger zweifelhafter Liebesdiener vermitteln? Lat mich nur damit in Ruhe! Ich bin ein ehrlicher Shatmarer! Verschwindet und belstigt mich nicht lnger, oder soll ich die Ehrlichkeitsjger holen?Aber !Fassungslos blickte Chale Wusch hinterher, wie er stolz davonwatschelte und in der Menge untertauchte.Ich glaube, sagte Takkar schmunzelnd, wir haben den Richtigen gefunden. Wenn er so gerissen ist, wie er tut, wird er uns einiges verraten knnen.Na, ich wei nicht Sie folgten ihm. Wusch sorgte immer wieder dafr, da sie ihn kurz sahen. So gelangten sie zurck in die Peripherie des Zentrums und schlielich in eine Tiefgarage, in der nur wenige Schweber geparkt waren. Wusch wartete in einer Toilette auf sie.Takkar zog die Tr hinter sich zu.Also, fragte der Eingeborene. Womit kann ich euch dienen? Kostbare Stoffe, ein kleiner Ausflug in die purpurne Welt der siebten Seligkeit? Wertvolle Steine von Informationen, unterbrach Takkar ihn. Hinweise.Wusch nahm augenblicklich eine andere Haltung ein. Seine Riesenaugen musterten die Dynurer.Ihr seid nicht zum Vergngen hier, oder? Wusch wei alles, aber fr euch nur soviel, wie ihr bezahlen knnt.Takkar griff in eines seiner Tschchen und zog einen funkelnden Stein heraus, ein kleines Abfallprodukt seiner Ttigkeiten auf Huka-Tin.Wuschs Augen wurden noch grer, doch nur fr einen Moment. Sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle und schien sich auszurechnen, was er gegen diesen Stein alles eintauschen konnte. Das Ergebnis schien ihn zufriedenzustellen.Dafr wei ich eine ganze Menge. Also fragt.Das fremde Raumschiff, sagte Takkar direkt.Wusch machte einen Schritt zurck und streckte ihm abwehrend eine Handflche entgegen.Oh nein, Freunde, nicht das. Erstens wei ich bestimmt nicht mehr darber als ihr selbst, und zweitens habe ich keine Lust, mich mit den Ehrlichkeitsjgern anzulegen.Ich meine auch nicht das Schiff selbst, sondern die Gerchte darber. Du sagst mir, wann sie zum erstenmal auftauchten, und du bekommst zwei Steine.Wusch legte einen Finger an den Mund.Zwei, sagst du?Zwei und noch einen, wenn du uns sagen kannst, woher die Gerchteerzhler von diesem Schiff wissen wollen.Das berzeugte den Shatmarer. Er winkte Takkar und Chale ganz nahe zu sich heran und begann zu flstern:Seit drei Jahren wird davon geredet, vielleicht auch seit zehn. Wer den Traum hatte, spricht nur sehr vorsichtig darber. Eigentlich wei niemand etwas, aber alle wissen es doch.Takkar und Chale sahen sich an, nicht recht glcklich ber diese reichlich verworrene Auskunft.Einen Sinn aber ergab sie doch. Zytarr Wenk konnte mit seiner Vermutung also recht haben, und die Gerchte waren aufgetaucht, bevor der Varser sie sich zunutze zu machen begann.Von welchem Traum sprichst du? wollte Chale wissen.Oh, der Traum, den viele hatten. Es begann etwa zur gleichen Zeit auf fast allen Planeten. Manche sahen es auch in wachem Zustand, aber immer zeigte es ihnen das gleiche.Was? r Ein Raumschiff, das aus der Groen Leere hinter den Sternen kommen und die Planeten vernichten wird.Takkars Gedanken berschlugen sich. Noch hatte er die vielleicht entscheidende Frage nicht gestellt, doch das Bild rundete sich ab. Wer diesen ominsen Traum hatte, der sprach nicht darber es sei denn zu einem Freund. Die Nachricht verbreitete sich im Untergrund. Jeder wute von den Trumen, und das schon seit Jahren. Doch sie alle frchteten sich vor der Strafe, die denen drohte, die offen davon sprachen, da es doch etwas jenseits der Sterne gebe. Denn die Existenz eines Raumschiffs setze andere intelligente Wesen voraus in anderen Sternen.Abermals machte dies Takkar den Widersinn dieser ganzen Geschichte bewut.Es bewies aber etwas noch Wichtigeres: Wenn Wusch schon die hinter vorgehaltener Hand gefhrten Gesprche gehrt hatte, dann auch einer von Hedhergins Spitzeln. Der Varser hatte erkannt, welche Gelegenheit sich ihm da pltzlich bot. Erst nachdem Hedhergin vor dem fremden Schiff gewarnt hatte, wagte man, offen darber zu reden. So war der Eindruck entstanden, da der Varser die angebliche Gefahr als erster erkannt habe und dann erst die Gerchte auftauchten.Ein schrecklicher Plan, flsterte Chale. Hedhergin lt unter diesem Vorwand furchtbare Waffen bauen. Sein Kriegspotential reicht jetzt schon aus, um einen ganzen Planeten zu vernichten. Aber er will sie nicht gegen etwas einsetzen, an das er selbst nicht glaubt, sondern gegen uns, Takkar! Gegen alle, die sich seiner Machtergreifung in den Weg stellen!Wusch, sagte Takkar eindringlich. Und wer ist es? Wer zeigte den Trumern das Schiff?Ein kleines Wesen mit einem glatten, grnen Fell, antwortete der Shatmarer und streckte die Hand nach den Steinen aus. Es soll fast so aussehen wie ein kleiner Dynurer, aber es ist keiner. Es hat einen runden Kopf ohne Haare und ist nur halb so gro wie ich. Dieses kleine Wesen erschien vielen Dynurern im Traum und sagte die Gefahr durch das fremde Raumschiff voraus. Wusch nahm die Steine und ffnete die Tr. Als er schon ein Stck gegangen war und die beiden Rebellen sich noch bestrzt anblickten, blieb er noch einmal kurz stehen und drehte sich halb um:Ach ja, und dieses kleine, grne Wesen sagte auch noch, da nur ein starker Varser die Dynurer vor dem Untergang retten kann!Das war mehr als deutlich.Fr Takkar Sours stand nun endgltig fest, da Hedhergin hinter allem steckte, auch hinter den sogenannten Trumen. Er hatte seine angestrebte Machtergreifung seit Jahren schon vorbereitet. Um Dynurern solche Trume einzugeben, gab es recht einfache Mittel und Wege.Wer aber, fragte sich Takkar, ist dieser grne Zwerg? Auch nur eine Erfindung vom Varser?Selbst Wusch htte ihm dazu nicht mehr sagen knnen. Aber der Shatmarer wute, wem er jetzt eine ganze Menge zu erzhlen hatte und das gegen einen frstlichen Lohn.

4.

Als die Entfernung zu den uersten Sonnen des Kugelsternhaufens nur noch etwa zehn Lichtjahre betrug, lie Oggar den HORT vom Mnemodukt bis auf halbe Lichtgeschwindigkeit abbremsen und alle berflssigen Systeme ausschalten, um die Gefahr einer vorzeitigen Ortung zu verringern.Inzwischen hatten die hochsensiblen Instrumente des Doppeldiskus erste Planeten ausmachen knnen. Der Abstand der Sterne zueinander betrug nur wenige Lichtmonate. Das waren an sich ideale Voraussetzungen fr die Entwicklung des interstellaren Raumflugs. Doch was das Mnemodukt bereits angedeutet hatte, war besttigt worden. Nichts wies auf Raumschiffsverkehr zwischen den Systemen Auxonias hin.Dafr begann die angemessene starke hyperenergetische Strahlung Oggar mehr und mehr zu faszinieren, die ber den gesamten Kugelsternhaufen verteilt zu sein schien.Sie steigt sprunghaft an und ebbt sofort wieder auf ein Minimum ab, sagte das Mischwesen. Mnemodukt, wir bleiben vorerst in dieser Entfernung. Hidden-X wird uns nicht mehr entkommen, ob wir nun einige Stunden frher oder spter vor seinem Versteck auftauchen.Die Positronik besttigte und nahm dem HORT weitere Fahrt. Insider starrte Oggar nur an.Er hatte sich daran gewhnt, kaum noch beachtet und schon gar nicht gefragt zu werden. Offenbar waren die drei Komponenten des Multibewutseins so sehr mit sich selbst beschftigt, da sie seine Anwesenheit kaum noch wahrnahmen.Hrt zu, machte er einen weiteren Versuch, diesen Zustand zu ndern. Ich wei, da das Mnemodukt nichts von meinen Gefhlen hlt. Es konnte mich sogar kurzzeitig davon berzeugen, da ich mich irren mute. Aber das Gefhl bleibt und wird immer strker in mir. Etwas stimmt nicht mit der Zeit.Was? fragte Oggar, ber ein Kontrollpult gebeugt. Was soll mit ihr nicht stimmen?Wenn ich das wte! Es ist einfach anders geworden. Und das spre ich, seitdem ihr euren verrckten Meditationsversuch machtet.Oggar drehte sich zu ihm um. Sternfeuer sprach aus ihm:Wir verstehen, da du dich vernachlssigst fhlen mut, Insider. Aber meinst du nicht auch, da dies etwas an dir selbst liegt? Du verschliet dich und hast nichts zu tun als alles, was wir sagen, zu kritisieren. Glaubst du, wir htten keine Angst vor dem, was uns erwartet?Angst ist gar kein Ausdruck, meldete sich Carch.Aber was zu tun ist, mu getan werden, sagte Oggar mit Nachdruck. Fr die Zukunft, fr uns alle.Ihr redet immer das gleiche! begehrte der Extra auf. Ich verstehe euch wirklich nicht. Wie knnt ihr so sicher sein, das Flekto-Yn in diesem Kugelsternhaufen zu finden? Und was noch viel schlimmer ist, ihr tut so, als wartete Hidden-X in einem winzigen Raumschiff auf uns, und wir brauchten es nur mit den Waffen des HORTS zu vernichten. Oggar, du mtest von uns allen am besten wissen, wie mchtig dieser Gegner ist! Ich bleibe dabei, die Uhren an Bord gehen falsch. Und ich sage euch, was ich noch denke: Hidden-X hat uns bereits eine Falle gestellt, eine Zeitfalle!Erwartest du im Ernst eine Antwort darauf? fragte Oggar ungehalten.Insider winkte verrgert ab und setzte sich vor einen Bildschirm. Er hatte keine Lust, weiter nur gegen Mauern zu reden.Hyperenergetische Strahlung wieder im Aufbau, meldete das Mnemodukt. Ortung und gleichzeitige fernoptische Erfassung! Ich schalte auf den Schirm vor euch.Oggar blickte erwartungsvoll auf die sich erhellende Flche. Zunchst war nichts zu sehen als das mittlerweile vertraute Bild der 121 Sonnen. Dann erschien zwischen zweien von ihnen eine schwach leuchtende Linie. Sie erlosch, kaum da Oggar den Blick darauf gerichtet hatte.Aufzeichnung! befahl er dem Mnemodukt.Das Bild wiederholte sich. Ohne besondere Aufforderung schaltete das Mnemodukt danach ein Rasterdiagramm auf den Schirm. Die Sonnen Auxonias erschienen als grne Punkte, die erfaten Planeten als rote.Die blaue Linie zog sich von einer dieser Welten zu einer anderen hin.Der Tunnel entstand mit dem sprunghaften Ansteigen der angemessenen Hyperstrahlung und verschwand in dem Augenblick ihres Erlschens, verkndete die Kugel.Tunnel? fragte Oggar.Die Auswertung lt auf einen energetischen Schlauch zwischen den beiden Planeten schlieen. Die Strahlung wchst wieder an.Und abermals zeigten sich Linien, diesmal jedoch gleich drei, die eine Welt im Zentrum Auxonias gleichzeitig mit drei anderen verbanden.Welchen Sinn soll das haben? kam es von Carch.Ich htte eine Erklrung, antwortete Sternfeuer. Insider dachte ein Dankeschn an ihre und Carchs Adresse. Die beiden jedenfalls schienen mit Absicht die akustische Kommunikationsform zu whlen, um ihn ihre berlegungen mithren zu lassen. Es gibt keine Raumfahrt, aber anscheinend doch Intelligenzen, die fr die von uns beobachteten hyperenergetischen Phnomene verantwortlich sind. Ich knnte mir vorstellen, da sie die Raumfahrt bereits hinter sich gelassen und eine viel effizientere Befrderungsmethode von einem ihrer Planeten zum anderen entwickelt haben eben diese Tunnel.Und das bedeutet, dachte Insider grimmig, da es in Auxonia ein sehr hochentwickeltes Hilfsvolk von Hidden-X gibt falls ihr mit eurer Vermutung recht habt und sich das Flekto-Yn hier befindet.Dieser Interpretation der energetischen Tunnel kann ein hoher Wahrscheinlichkeitswert beigemessen werden, besttigte das Mnemodukt.Insider platzte mit dem Aufschrei heraus:So! Dann rechne mal den Wahrscheinlichkeitswert dafr aus, da die Bewohner der Planeten auf einer technisch hheren Stufe als wir stehen und entsprechende Waffen besitzen, du hirnloses Ei! Rechne mir aus, wie unsere Chancen stehen, die Begegnung mit ihnen zu berstehen, von jemand anderem ganz zu schweigen!Du solltest deine Emotionen besser zu kontrollieren lernen, riet das Mnemodukt. Wenn du es wnschst, kann ich dir ein entsprechendes Trainingsprogramm entwickeln.Ach-uuh!Hast du noch einen Platz in deinem Bewutsein fr mich frei? erkundigte Carch sich vorlaut.Was soll das?Ich mchte zu dir herberkommen, Insider. Ich werde hier laufend berstimmt.Der Extra grinste schwach, ohne es Oggar sehen zu lassen. Da wenigstens eine Komponente des Multibewutseins offenbar noch bei klarem Verstand war, lie wenigstens ein bichen Hoffnung brig. Vielleicht kam auch Sternfeuer noch zur Besinnung und verhinderte mit Carch zusammen Oggars selbstmrderisches Unterfangen.Die Kunststimme ernchterte ihn schnell wieder.Vielleicht knnen wir uns dieses Befrderungssystem zunutze machen, Mnemodukt, sagte Oggar langsam. Rechnest du noch mit weiteren Aufschlssen?Nicht von dieser Position aus. Wir mssen nher heran.Das ist auch meine Ansicht. Wir landen auf einem Planeten einer der ueren Sonnen. Immerhin scheint das Zentrum der auxonianischen Zivilisation mit dem Planeten identisch zu sein, von dem aus gleich mehrere Transporte zu anderen Welten gingen. Wir werden bald wissen, mit wem wir es hier zu tun haben, nicht wahr, Insider?Der Grnhutige warf dem Androiden einen undefinierbaren Blick zu.Ich wei jetzt, mit wem ich es hier zu tun habe, brummte er.

5.

Chale sah Takkar dabei zu, wie er die Folie verschweite und dort deponierte, wo ein Kurier Zytarr Wenks sie finden und mit nach Dynur nehmen wrde und das hoffentlich bald. Die Nachricht sollte Wenk in die Lage versetzen, den entscheidenden Schlag gegen Hedhergin vorzubereiten. Dazu bedurfte es noch einiger Anstrengungen. Zeugen muten gefunden werden, Trumer, die dazu bereit waren, vor dem Volksforum auszusagen. Man brauchte genauere Aufschlsse darber, mit welchen Mitteln der Varser den Betroffenen die Trume eingegeben hatte. Ihm durfte keine Hintertr offenbleiben.Doch das war nicht mehr das Problem der Bergbauspezialisten von Huka-Tin. Takkar klopfte sich den Staub von den Hnden. Er sprach kein einziges Wort, bis Chale und er die Fabrik verlassen hatten und wieder im Schweber saen.Du bist nicht zufrieden, sagte Chale, obwohl wir unseren Auftrag ausgefhrt haben.Etwas stimmt nicht, erwiderte er. Etwas pat nicht zusammen. Wusch erzhlte, da viele Dynurer auf verschiedenen Planeten diese Trume oder Visionen fast zur gleichen Zeit hatten. Wie, Chale? Und vor allem dieser grne Zwerg! Es htte gengt, die Trumer das Schiff sehen zu lassen. Wozu dieser Unsinn mit einem Nicht-Dynurer?Beiwerk, vermutete sie. Hedhergin wollte ganz sicher sein, da keiner plauderte, bevor er nicht selbst das Signal dazu gab.Es mu mehr sein als das.Chale lehnte sich im Sitz zurck und schlo die Augen. Fr eine Weile war das leise Summen des Antriebs das einzige Gerusch in der Kanzel.Wir sollten uns lieber Gedanken darber machen, wie wir ungeschoren nach Huka-Tin zurckkommen, Granit, sagte sie dann. Und wir mssen zurck, bevor irgend jemand aufgrund unserer langen Abwesenheit Verdacht schpft. Diesmal wird der Weltennabel nicht so verlassen sein wie bei unserer Ankunft. Wir hatten keinen Kontakt zu den hiesigen Mitgliedern der OK und knnen nicht auf ihre Untersttzung hoffen. Jede Aktivitt ihrerseits wre in dieser Phase unvertretbar.Das wei ich, aber wir finden schon einen Weg.Etwas in seiner Stimme lie sie erschaudern. Solange sie sich nun kannten, hatte sie ihn noch nie in einer solchen Stimmung erlebt.Wir knnen nicht direkt nach Huka-Tin gleiten, zirpte er. Jeder Ehrlichkeitsjger wte sofort, wohin der Raumschlauch geschaltet war. Wir machen einige Umwege ber andere Planeten.Du weit, da die Ehrlichkeitsjger in der Station auf uns warten, Granit. Du willst mit Gewalt ?Ja!Wtend brachte er die Triebwerke auf Maximalschub. Die im Licht der untergehenden Sonne blutrot wiederscheinenden Smpfe wechselten sich unter dem Schweber immer schneller ab. Schon tauchten die Lichter der Stadt auf, nur wenige Minuten spter die Kuppel.Takkar landete das Fahrzeug hart auf einer der drei Plattformen. Die Kanzelhaube klappte hoch. Takkar drehte sich zu Chale um und machte eine beschwrende Geste.Es gibt keine andere Mglichkeit, hrst du? Auch du wirst von der Waffe Gebrauch machen. Wir tten ja niemanden. Ich will jetzt wissen, ob auch auf Huka-Tin jemand diesen Traum hatte und den Grnen sah!Was versprichst du dir davon? berlassen wir doch Zytarr, was Ich verspreche mir davon, zu wissen, ob es einen Nicht-Dynurer mit grnem Fell gibt oder nicht!Damit sprang er auf die Plattform. Schon jetzt lie sich erkennen, da im Weltennabel reger Betrieb herrschte. Chale folgte dem Gefhrten nur zgernd.Sie trugen jetzt keine Verkleidung mehr. Dutzende von Dynurern von den verschiedensten Kolonialwelten warteten in der riesigen Vorhalle darauf, da sie Shatmar verlassen konnten. Andere programmierten die Raumschluche fr ihren Transport vor. Das alles war kostenlos wie die meisten ffentlichen Leistungen im Bereich der Sterne. Takkar und Chale blieb nichts anderes brig, als sich unter die Wartenden zu mischen. Granit programmierte einen Transport nach Tashal vor, einer der drei Industriewelten, und zog eine gestanzte Karte aus dem Ausgabeschlitz des Zentralcomputers.Die beiden Rebellen setzten sich, die Hnde in den Falten der Kombination und um die Waffen geschlossen. Blickte da jemand neugierig herber? Stie jemand seinen Nachbarn mit dem Ellbogen an?Takkar sprte eine nie gekannte Unruhe. Die Ehrlichkeitsjger waren hier, unter die Passagiere gemischt.Sie knnen keine Beschreibung von uns haben!Hatten sie bereits ihre irgendwo in den Korridoren versteckten Truppen ber Funk informiert? Wann wrden sie zuschlagen? In der Inneren Kuppel oder noch vor dem Energietor der Schleuse?Der Transport ist schneller als jeder Funkspruch! dachte Takkar. Ein Funkspruch wird Monate bis nach Tashal unterwegs sein! Einmal fort von hier, verlieren sie unsere Spur! Viel zu langsam leerte sich die Halle. Gruppen von bis zu zwlf Dynurern passierten die Energieschleuse zur Inneren Kuppel und lieen ihre Karten abtasten. Takkar prgte sich jedes Gesicht ein und verglich es mit denen der neu Ankommenden.Dann endlich war die Reihe an ihm und Chale. So gelassen wie mglich gingen sie auf die Schleuse zu. Ihre Karten wurden abgelesen, im gleichen Moment wurde der Raumschlauch nach Tashal endgltig fr sie programmiert. Alles ging viel zu glatt. Takkars Hand schlo sich noch fester um den Griff der Waffe. Sie warteten in der Inneren Kuppel!Chale drngte sich pltzlich an ihm vorbei und passierte die Schleuse als erste. Der Energievorhang erlosch und bildete sich hinter Takkar neu.Warum hatten sie nicht gewartet?Chale stand vor ihm, beide Hnde in die Hhe gestreckt. Alle jene, die vor ihnen den Warteraum verlassen hatten, standen in einer dichten Traube am Rand der Kuppel zusammengedrngt. Ehrlichkeitsjger in ihren roten Uniformen umringten sie mit vorgehaltenen Waffen.Derjenige, der Chale bedrohte, streckte verlangend die Hand aus.Gib mir deine Waffe, Freund, verlangte er barsch. Deine Partnerin hat es schon getan.Takkar stand wie erstarrt. In diesem Moment konnte er nicht mehr logisch denken. Alle Verbitterung und der so lange in ihm aufgestaute Zorn auf die skrupellosen Hscher des Varsers brachen in ihm durch. Einmal in der Hand der Ehrlichkeitsjger, standen ihm und Chale die Wahrheitskammern und der Verlust der Persnlichkeit bevor, der Verrat ihrer Sache oder der Freitod.Takkar ri die Waffe aus der Kombination, stie Chale zu Boden und scho, bevor der Rotuniformierte begriff. Der Ehrlichkeitsjger brach zusammen. Die etwa zehn anderen in der Kuppel zielten und jagten die schwachen Lichtbahnen ihrer Entzugsschocker auf den Mann von der OK zu. Takkar warf sich neben Chale hin, drehte sich im Sprung und feuerte dabei. Er traf harmlose Reisende, doch auch das nahm er in Kauf. Zwei Ehrlichkeitsjger knickten in den Knien ein. Takkar rollte sich herum, von Chale weg, scho und sprang auf.Er wute, da er keine Chance besa. Bis zu diesem Augenblick hatte er Glck gehabt, nichts weiter. Das berraschungsmoment war vorbei. Die Geheimpolizisten verschanzten sich hinter Passagieren und nahmen sich nun mehr Zeit zum Zielen.Entwaffnet sie doch! schrie Takkar den entsetzt Dastehenden zu.Er konnte noch einen Treffer verbuchen, bevor er in einen Strahl lief und augenblicklich kein Gefhl mehr in seinem Krper hatte. Er versprte nicht einmal Schmerz, als er hinschlug. Doch seine Augen waren weit geffnet. Er konnte sehen und hren, was nun geschah.Chale war gelhmt wie er. Die Rotuniformierten kamen hinter den eingeschchterten Wartenden hervor und nherten sich.Ihr bekommt uns nicht in die Wahrheitskammer! dachte er verbittert. Nicht lebend!Dabei wollte er leben. Er hatte seine Aufgabe fr die OK erfllt, doch es gab noch so vieles zu entdecken, so vieles zu tun Die Verzweiflung ergriff von ihm Besitz. Kraft der Sterne! flehte er, als sich schon die Arme der Ehrlichkeitsjger nach ihm ausstreckten, um ihn in die Hhe zu zerren. Kraft der Schpfung, hilf uns doch!Und es war, als htte das Schicksal ein Einsehen.Ein Mann aus der Traube der Passagiere trat vor und ri eine Waffe aus der gelbgrnen Kombination.Vier, fnfmal kurz hintereinander blitzte es in seiner Hand auf. Die getroffenen Ehrlichkeitsjger sanken zu Boden. Die letzten beiden wirbelten herum, um fr Sekundenbruchteile in das Licht zu sehen, das auch sie lhmte.Der Fremde winkte den Wartenden zu.Steht nicht herum! befahl er. Nehmt sie und tragt sie auf die Markierung!Noch vllig verngstigt gehorchten die Angesprochenen. Chale und Takkar wurden aufgehoben und in den Abgleitkreis getragen. Als sie auf der Markierung lagen, schickte ihr Helfer die Dynurer zurck, stellte sich zwischen die beiden Gelhmten und zog ein kleines, rechteckiges Gert aus einem an der Grtelmagnethalterung befestigten Tschchen. Er sprach etwas hinein, zu leise, als da Takkar es htte verstehen knnen.Das Energietor der Schleuse fiel in sich zusammen. Ein Dutzend Ehrlichkeitsjger erschienen und legten an.Sie kamen um eine Sekunde zu spt.Der Raumschlauch baute sich ber der Abgleitplatte auf und ri die drei Bedrohten fort von Shatmar.

*

Dynur im Zentrum der Sterne war der achte von insgesamt zwlf Planeten der gelben Sonne CAM, in der Sprache der Dynurer das Wort fr Unser Licht. Hier liefen alle Fden des kleinen dynurischen Sternenreiches zusammen. Zwlf Weltennabel konnten Transporte zur gleichen Sekunde zu zwlf Kolonien schicken oder von dort empfangen. Jede bewohnte Welt der Sterne war von hier aus fast ohne Zeitverlust zu erreichen. Von berall dort, wo Dynurer lebten, konnten Nachrichten durch Kuriere innerhalb von Minuten berbracht werden.Alle anderen Planeten des CAM-Systems waren lebensfeindliche Glut-, d- oder Giftgaswelten. Zwei von ihnen wurden als Industrieplaneten genutzt. Wie fr die ffentliche Versorgung, wurden den Dynurern auch fr die ungeheuer energieintensive Befrderung von fertigen Produkten zur Hauptwelt und den Abtransport von Abfllen aller Art hohe Abgaben auferlegt. Sie leisteten sie, ohne zu murren, denn sie waren der Preis fr die Saubererhaltung ihrer Atemluft, das Leben in den Flssen und Meeren und eine wiedererstarkte Natur. Es war nicht vergessen, da Dynur vor nur wenigen Jahrhunderten noch an der Schwelle der Unbewohnbarkeit gestanden hatte, vergiftet und ausgeplndert durch die Gedankenlosigkeit eines von blankem Wachstumswahn geprgten Volkes.Heute sahen die Dynurer ihre Ursprungswelt wieder mit Stolz und Freude. Riesige Metropolen lagen eingebettet in ausgedehnte Waldflchen und Naturparks. Man hatte unter groen Opfern die Fehler der Vorfahren wieder gutgemacht und auf den anderen Planeten erst gar nicht begangen. Die Bevlkerungszahlen wurden konstant gehalten. Es gab auch in dieser Hinsicht keinen Anreiz fr eine weitere Expansion ber die Sterne hinaus, und die wenigen Dynurer, die an andere, weit entfernte Sterne glaubten, wuten, da dies der eigentliche Grund fr die Bereitschaft der groen Mehrheit ihres Volkes war, an die sogenannte Wahrheit zu glauben.Es war ihrer Meinung nach auch der Grund dafr, da niemals wirklich ernsthaft der Versuch unternommen worden war, die Grenze zu berlisten, die der Raumfahrt durch die Geschwindigkeit des Lichtes gesetzt war.Die neue, glorreiche Zukunft, die der Varser dem Volk versprach, bezog sich auf die Vervollkommnung der eigenen Rasse hier, zwischen den Sternen.Monzelback Hedhergin residierte in einem imposanten Palastgebude im Zentrum der Hauptstadt Dynur-On. Nur etwa einen Kilometer entfernt lag die Halle des Volkes, wo die elf gewhlten Volksvertreter tagten. Die zahlreichen Verschnerungen und Anbauten am Varser-Palast dokumentierten auf recht anschauliche Weise den innerhalb nur weniger Jahre erfolgten Machtzuwachs des Mannes, der, wie alle seine Vorgnger, ursprnglich nur reprsentative Aufgaben innegehabt hatte.Das hatte sich nun grundlegend gendert. Das Volksforum war nur noch Statisterie, eine Versammlung von elf Marionetten, die Hedhergins neu erlassene Gesetze abzusegnen und seine Rstungspolitik gutzuheien hatten. Tat jemand das nicht, so war seine politische Karriere innerhalb krzester Zeit beendet, und in Hedhergins Umfeld gab es gengend Ambitionierte, die jederzeit bereitstanden, die Lcke zu fllen.Und doch wute der Varser, da es einen Verrter im Volksforum gab einen, der es mit ihm an Gerissenheit aufzunehmen verstand und im geheimen wirkte, whrend er sich nach auen hin loyal gab.Hedhergin mute seinen Namen haben!Der Varser war fr dynurische Begriffe mit 87 Jahren noch jung. Seine Haut hatte die Blsse der vornehmen Oberschicht auf Dynur. Seine Gestalt war weniger auffallend und imposant als die Gewnder, die er trug. Genau betrachtet, war Hedhergin schmchtig und drr. Sein Hauptmerkmal aber waren die immer etwas stechenden Augen, in die ein gefhrliches Leuchten geriet, wenn er vom Zorn gepackt wurde.Er sa vornbergebeugt in einem hohen, prunkvollen Sessel auf der Empore am hinteren Ende einer groen Halle, deren Wnde mit kostbaren Stoffen berzogen und berst waren mit Gemlden, die meist ihn in allen mglichen Posen zeigten.Vor ihm, auf einer breiten Stufe, stand ein Mann in der roten Kombination der Ehrlichkeitsjger. Nur das Sternensymbol auf seiner linken Brust zeichnete ihn als einen der Hedhergin direkt unterstellten Spezialisten aus.Ich mu wissen, wer der Verrter ist! erregte sich der Varser immer wieder aufs neue. Die Ankunft des fremden Schiffes steht unmittelbar bevor! Wir knnen es uns nicht leisten, da im allerletzten Moment ein Aufrhrer das Volk verblendet und seine Verteidigungsbereitschaft lhmt!Ich denke, sagte der Spezialist khl, wir werden ihn noch heute entlarven knnen.So! fuhr Hedhergin auf. Das denkst du!Ich erhielt soeben eine Nachricht von Gripec, Varser. Es ist ihm gelungen, die beiden Rebellen festzustellen, die auf Shatmar erschienen. Er ermglichte ihnen die Flucht. Sie werden ihn als einen der Ihren betrachten und ihm alles sagen, was wir wissen mssen. Ich erwarte Gripecs Nachricht in den nchsten Stunden.Dann kann es schon zu spt sein, erwiderte Hedhergin. Aber immerhin etwas. Gripec ist ein guter Mann. Ich vertraue ihm, und er wird wissen, warum er die beiden nicht gleich in eine Wahrheitskammer schaffen lie. Hedhergin winkte ab und wechselte das Thema. Sind die neuen Waffen einsatzbereit?Auf Dynur und den Planeten der Sterne, auf denen wir sie installieren konnten, ohne die Aufmerksamkeit der Bevlkerung zu erregen. ' Das ist gut, lobte Hedhergin. Niemand darf ber ihre Existenz Bescheid wissen, bevor wir losschlagen. Da ihr und die einfachen Ehrlichkeitsjger jetzt ber tdliche Waffen verfgt, wird noch hingenommen. Wird aber vorzeitig etwas ber die Planetenforts bekannt Der Spezialist schauderte zusammen. Er selbst hatte die Installation der Planetenfestungen auf Mahad, Slogst und Boytar geleitet. Jene, die sie nach Hedhergins Plnen gebaut hatten, waren ihrer Erinnerung beraubt worden. Die Kanonen auf den Planeten wie auch in den in aller Heimlichkeit konstruierten und auf ihre Bahnen gebrachten Raumfestungen konnten nur vom Regierungspalast aus zentral gelenkt und bedient werden. Es bedurfte keines Personals dazu.Und dennoch gab es Anzeichen dafr, da bereits Gerchte ber die Existenz neuer, schrecklicher Waffensysteme kursierten, vornehmlich unter den Rebellen von der OK.Der Spezialist htete sich, diesen Punkt anzusprechen.Geh jetzt! befahl Hedhergin. Und unterrichte mich sofort, wenn du etwas von Gripec hrst!Der Dynurer verlie den Palast und begab sich in das getarnte Hauptquartier der Spezialgarde.Er war dem Varser treu ergeben, nicht zuletzt deshalb, weil er sich nach der endgltigen Machtergreifung selbst Einflu und Macht an der Seite des Herrschers erhoffte. Er zweifelte auch nicht daran, da das fremde Raumschiff kommen wrde. Er sah keinen Widerspruch darin, da die neuen Waffen auch fr die Machtbernahme gebaut worden waren. Hedhergin wrde zuerst die eine Gefahr beseitigen und danach die Planeten von allen oppositionellen Elementen subern.Manchmal jedoch hatte er Angst vor dem Varser.Dann fragte er sich, woher dieser Mann all das Wissen nahm, um technische Konstruktionen zu planen und zu realisieren, die so vllig anders waren als alles, was die dynurische Wissenschaft je hervorgebracht hatte.Er redete sich ein, da der Varser eine Ausnahmeerscheinung war, ein Genie.Aber tief in ihm blieben die Zweifel.Manchmal fragte er sich, wer Monzelback Hedhergin wirklich war.

6.

Takkar starrte den Fremden an, als dieser seine Hnde nahm und gegen die eigenen Handflchen legte. Er sprte die belebenden Vitalenergien durch seinen Krper zurckstrmen, aber er begriff nichts.Sie befanden sich in der Inneren Kuppel eines Weltennabels. Wo, auf welchem Planeten?Niemand war hier auer ihnen. Weshalb? Die einzige denkbare Mglichkeit war, da der Fremde ebenfalls zur OK gehrte und auf Shatmar bereits auf ihn und Chale gewartet, ja sogar einen Raumschlauch vorprogrammiert und gewut hatte, da die Gegenstation verlassen sein wrde.Irgend etwas warnte den Dynurer. Er wute selbst nicht, was es war.Doch das ungute Gefhl blieb auch noch, als er auf seinen Beinen stand und Chale sich langsam erhob.Es war lcherlich, und doch empfand Takkar Eifersucht auf den anderen, der sie berhrt hatte. Der Krperkontakt war Partnern vorbehalten.Wer bist du? fragte er.Ich heie Tipod und stamme von Dynur, erklrte der Mann schnell. Zumindest dies stimmte. Sein Haar wies den leicht rtlichsilbernen Schimmer der auf der Hauptwelt Geborenen auf, dessen besonderer Glanz bei bestimmtem Lichteinfall sich durch keine Manipulation nachahmen lie. Er winkte mit der Waffe, die er immer noch in der Hand hielt. Alles weitere hat Zeit bis spter. Ich gehre zur OK wie ihr. Unsere Freunde auf Ogan konnten den Weltennabel nur fr kurze Zeit freihalten. Er wird bereits umgepolt, so da uns die Ehrlichkeitsjger von Shatmar nicht folgen knnen. Wohin mt ihr? Beeilt euch. Sofort nach dem Abgleiten werden alle Daten gelscht. Man wird unsere Spur hier verlieren.Huka-Tin! rief Chale aus, noch sichtlich benommen. Takkar verwnschte ihre Voreiligkeit. Doch es war schon zu spt.Wieder sprach der Unbekannte etwas in sein Funkgert, und schon nach wenigen Sekunden baute sich der Raumschlauch auf. Die hellblauen Energiewnde schlossen sich um die drei Dynurer. Sie glitten hinein in den energetischen Tunnel, um fast gleichzeitig die vertraute Umgebung der Huka-Tin-Station zu sehen.Tipod falls das sein richtiger Name war steckte den Entzugsschocker in die Kombinationsfalte und verstaute auch das Funkgert.Ich war noch nie auf dieser Welt, erklrte er. Bringt uns in Sicherheit.Die Ehrlichkeitsjger haben jetzt auch meine Beschreibung. Ich mu fr eine Weile mit euch untertauchen.Das klang alles ganz logisch. Falls Tipod zur OK gehrte, war es selbstverstndlich, da Takkar und Chale ihm halfen.Kommt! sagte Takkar.Ohne Zwischenfall erreichten sie die Parkplattform und nahmen sich einen Schweber. Takkar berlegte kurz, ob sie zur Bergbausiedlung fliegen sollten oder zu einem ihrer vorsorglich angelegten Verstecke. Da man ihn und Chale vermite, spielte nun keine Rolle mehr. Vielleicht waren die Arbeiter schon unterrichtet. Man kannte nun ihre Identitt. Die Ehrlichkeitsjger brauchten gar keine Spur hierher.Takkar hatte gar keine Wahl. Von nun an waren sie Gejagte auch hier. Gehetzte, bis Zytarr Wenk zum Schlag gegen Hedhergin ausholen und dessen Umtrieben ein Ende bereiten konnte.Auch Tipod gegenber hatten sie nichts zu verlieren. Im Gegenteil, Takkar fate den Entschlu, ihn zum kleinen Observatorium zu bringen und ihm die Teleskope zu zeigen. Seine Reaktion wrde darber Auskunft geben, wer er wirklich war.Es war Nacht, als sie die kleine Kuppel auf einem Hochplateau inmitten der steilen und unzugnglichen Jakk-Berge erreichten. Takkar landete das Fahrzeug und stieg als erster aus. Er schlo die ovale Tr auf und lie Chale und den Mann von Dynur an sich vorbeieilen.Tipod stie ein berraschtes Zirpen aus, als er die Teleskope und die an den Wnden hngenden Karten sah, die von Chale und Takkar nach ihren nchtelangen Himmelsbeobachtungen angefertigt worden waren.Alle Achtung! sagte er. Ich wute zwar, da ihr zu uns gehrt, aber nichts von eurem Hobby, erklrte Chale lchelnd. Ja, wir glauben an die Existenz anderer Sterne und katalogisieren sie. Jeder der Nebelflecke am Firmament ist eine Sternenballung wie die unsere.Ja, sagte Tipod langsam. Das glaube ich auch, aber sagt das einmal laut.Wir haben uns noch gar nicht bedankt, sagte Chale mit einem etwas rgerlichen Blick auf Takkar, eher ziemlich unhflich benommen. Du wutest also, da wir ?Wir waren darber informiert, da ihr am Weltennabel auf Shatmar von den Ehrlichkeitsjgern erwartet wurdet, unterbrach Tipod sie. Ich war gerade mit meiner Partnerin von Dynur gekommen, um eure Nachricht abzuholen und sie dem Chef zu bringen. Das tut sie nun. Ich blieb im Weltennabel und unter die Wartenden gemischt. Unsere Freunde, die im Hintergrund bleiben muten, programmierten die Station um. Alles weitere ist euch bekannt. Wenn wir Glck haben, liegt das Ergebnis eurer Nachforschungen dem Chef jetzt schon vor.Ja, sagte Takkar nur.Er fragte sich, weshalb Tipod nur vom Chef sprach und ihn nicht beim Namen nannte? Weil er diesen nicht kannte? Weil er hoffte, da Chale oder er ihn fr ihn aussprechen wrde?Er mute die Partnerin warnen. Offensichtlich vertraute sie Tipod vollkommen. Es mute sich eine Gelegenheit finden, sie beiseite zu nehmen, bevor sie ungewollt etwas verriet.Tipod mute abgelenkt werden.Takkar war bei der Gefhrtin, als sie schon wieder den Mund zum Reden ffnete, und legte ihr eine Hand auf die Schulter.Es sieht so aus, als knnten wir nichts tun, als zu warten. Das kann lange dauern. Zeigen wir unserem Freund doch die Sterne, die wir weit drauen im All entdecken konnten.Du hast recht! rief sie aus. Takkar nickte erleichtert, als sie an eines der Teleskope ging und es justierte. Ein Spalt bildete sich in der Kuppelwandung. Zwei groe Sonnen standen hell am Himmel, zwischen ihnen drei der fernen Nebel.Tipod blieb gar nichts anderes brig, als das Angebot anzunehmen. Schon machte Takkar Chale ein Zeichen, unauffllig zu ihm herber zu kommen, als ihre an Tipod gerichteten Worte alles verrieten.Sieh sie dir nur gut an, Tipod, sagte sie, von der Begeisterung hingerissen, die allein der vertraute Anblick in ihr auslste. Sieh dir die anderen Sterne an, und eines Tages, wenn Zytarr Wenk unser Varser sein wird, wird der alte Irrglaube endgltig vorbei sein, wir Dynurer seien allein im Weltall.Takkar erstarrte.Tipod drehte sich langsam zu ihm und Chale um. Die Waffe in seiner Hand war auf die OK-Rebellen gerichtet. Ein feines Lcheln umspielte seine Mundwinkel.Danke, sagte er langsam. Das war schon alles, was ich wissen wollte. Zytarr Wenk ist also der Verrter im Volksforum.Er scho. Chale und Takkar brachen zusammen.Ihr seid Phantasten! sagte Tipod zu den Gelhmten. Takkar lag auf der Seite und konnte ihn und die Teleskope sehen. Es gibt nur die Sterne, und so wird es fr immer bleiben. Hedhergin wird dafr sorgen, da von euresgleichen keine Unruhe mehr unter die Dynurer getragen wird. Was ihr da durch eure Fernrohre zu sehen glaubt, ist nichts!Er sprach nicht von ihnen, denn das war vllig berflssig geworden. Niemand wrde sie hier finden und mit neuer Vitalenergie versorgen, bevor sie erloschen.Tipod aber schien Zeit genug zu haben, um selbst einen Blick durch das justierte Teleskop zu werfen. Er brachte die Augen an die Linse und fuhr mit einem Aufschrei zurck!Das Schiff! zirpte er, vollkommen auer sich. Das fremde Raumschiff!Er rannte aus der Kuppel. Takkar hrte den Antrieb des Schwebers summen, dann nichts mehr.Takkars Gedanken berschlugen sich. War auch das noch Schauspielerei gewesen? Wollte Tipod ihm und Chale den Tod noch grausamer machen, indem er sie in Zweifel strzte?Es konnte nicht sein! Es gab kein fremdes Raumschiff!Etwas sagte Takkar, da es es doch gab, und da es nun hier war.

*

Mit aller Vorsicht fhrte Oggar den HORT an eine der ueren Sonnen des Kugelsternhaufens heran. Alle Ortungen wurden unmittelbar vom Mnemodukt ausgewertet. Es gab keinerlei Hinweis darauf, da der HORT bis zu diesem Zeitpunkt entdeckt worden war, wollte man nicht das kurze Entstehen eines Weltraumtunnels zwischen dem zweiten Planeten der gelben Sonne und einer 0,8 Lichtjahre entfernten Welt als solchen werten.Doch das war nun schon eine Stunde her, und nichts tat sich. Keine ber die bereits bekannten hinausgehenden Energieemissionen waren angemessen worden. Der Raum zwischen den 121 Sonnen schien absolut leer zu sein.Das hatte Insider zu der Frage bewogen, wo denn das Flekto-Yn nun zu finden sein sollte. Und tatschlich schien Oggar sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher zu sein.Seine Absicht war es nach wie vor, in diesem ueren System zu landen und einen oder mehrere Angehrige des Volkes aufzugreifen, das die Raumtunnel erbaut hatte. Er dachte dabei nicht an den Einsatz des Glaspanzer-Beiboots, der SCHNECKE. Falls es zur vorzeitigen Konfrontation mit den Beherrschern des Sternhaufens kam, wollte er die geballte Feuerkraft des HORTS hinter sich wissen.Wie steht es mit dem zweiten Planeten, Mnemodukt? fragte das Mischwesen.Nur schwache Energieechos, vermeldete die Positronik, nachdem sie die relevanten Daten ber die kleine Sauerstoffwelt aufgezhlt hatte. Offenbar gibt es nur eine kleine Siedlung auf der augenblicklichen Nachtseite. Ich habe eine hohe Wahrscheinlichkeit dafr errechnet, da es sich bei der Welt um einen Erzabbauplaneten handelt. Die Umweltverhltnisse lassen keine dichte Besiedelung zu. Falls die Intelligenzen Auxonias die gleichen oder nur hnlichen Wertvorstellungen und Verwendungsmglichkeiten haben wie wir, befin