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image-hifi 1/2021 - Lautsprecher Boenicke W13 SE+

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Lautsprecher Boenicke W13 SE+Autor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter

Erfolgserlebnisse

… Dann wagte sich der Hersteller aufs Eis, erhöhte den Komple-xitätsgrad und integrierte für das Topmodell W13 einen Aktivbass.Im Folgenden lesen Sie, was das nach sich zog und warum der schonvor Jahren angekündigte Artikel erst mal ein paar Runden drehte.Wer eine Boenicke W13 auspackt und aufstellt, mag zunächstnur Bewunderung für die schiere Schönheit der schlanken Säuleempfinden. Wie sie sich einem entgegenreckt, forsch und elegantzugleich mit ihren klaren seitlichen Kanten und den selbstbe -wussten großen Rundungen der schmalen Ober- und Unterseiten,das besitzt eine einzigartige Formensprache im Lande High End.Einen so großen Erkennungswert und, für mein Empfinden, eineso große gestalterische Stimmigkeit besitzen nur sehr wenige an-dere Lautsprecher. Bei näherer Betrachtung werden sich dann vie-le am Kopf kratzen: Preset-Einstellungen und Pegelregler an derAktiveinheit, Schwingfüße, nach deren Installation sich der Laut-sprecher nur noch schwer verschieben lässt, ein rückwärtig ab-strahlender Hochtöner, mit dem aber kleinste Veränderungen beider Platzierung zu großen klanglichen Veränderungen führen.Was nach einer echten Herausforderung klingt, erweist sich beirichtigem Vorgehen während der Installation jedoch nicht nur alssehr überschaubare Aufgabe. Man erhält während der einzelnenSchritte sogar auch so genaue akustische Rückmeldungen, dassman kaum etwas falsch machen kann, sofern man sorgfältigzuhört, und die Lautsprecher am Ende wie von selbst perfekterplatziert hat, als es einem sonst auf Anhieb gelingt. Wie das? Lassen Sie sich kurz mitnehmen beim Aufbau. Am bes -

ten stellt man die Boxen zunächst ohne ihre Schwingfüße und oh-ne eingeschalteten Aktivbass auf. Mit ein wenig Probieren beimEinwinkeln wird man schnell feststellen, dass die W13 nicht nur ei-ne eminent ausgedehnte Raumweite darstellen können. Sondern inihr zugleich eine brennglasartige Fokussierung auf die einzelnenInstrumente gelingt. Sie können also die beiden Schallwandler umeiniges weiter auseinanderstellen, als Sie es sonst tun würden. Daserste Erfolgserlebnis! Wer eine wirklich große, realistische Bühnemag, die keinesfalls aufgeblasen ist, sondern bei der die Größen-verhältnisse so beeindruckend stimmen wie die punktgenaue Or-tungsfähigkeit – das ist einer der wenigen Lautsprecher, die das

Die Schweizer Lautsprechermanu -

faktur Boenicke wurde jahrelang

gerühmt für ihre extrem pur und

durchsichtig klingenden Modelle.

Ihr präziser, nie auftragender Tiefton

war dem Hersteller immer wichti-

ger als ein möglichst weit hinabrei-

chender Bass…

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Spezialchassis, denen auch Kenner der Materie sonst kaum begegnen:Links: das mehrfach patentierte, langhubige (22 mm) 13-Zoll-Basschassis von JL-Audio stammt aus dem Car-HiFi-Markt. Es istmit seiner extrem harten Spritzgussmembran fu� r Pegelanforderungen konstruiert, die im Heimbereich sicher nicht erreichtwerden. Es spielt mit seinem Zwillingspartner in einem eigenen geschlossenen Gehäuse, wodurch sich Resonanzen gegensei-tig auslöschen sollen.Mitte: Von der Firma Lucky Sound aus Taiwan stammt der 6-Zoll-Bass-Mitteltöner mit der außergewöhnlichen Holzmembran.Die Schwingspule wird für Boenicke speziell gefertigt, ebenso der hölzerne Phase-Plug mit seinem Kupferring. Durch dieWeichheit der Membran agiert sie ähnlich einem Biegewellenstrahler – mit ansteigender Frequenz wird nicht mehr der ganzeKonus bewegt, der Antrieb wird sukzessive immer mittiger.Rechts: Das 3-Zoll-Breitbandchassis wird für Boenicke spezialgefertigt, hier mit einem Spiral-Parallelresonator aus vergolde-tem Kupferdraht.Links davor: der rückwärtig abstrahlende Hochtöner

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können. Als Nächstes hören Sie auf die Fülle undSubstanz im Grundton, und wie dieser eine Einheitmit den Mitten bildet. Sie werden so überrascht seinwie ich: Wenige Zentimeter, manchmal nur eineWinzigkeit vor- oder zurückgeschoben, entscheidendarüber, ob eine Stimme oder ein Cello leer und top-fig und wie verloren klingt oder voll, harmonisch undmit faszinierender Zeichnung im Raum. Das nächste,durchaus verblüffende Erfolgserlebnis, wenn derHauptübertragungsbereich mit einem Mal derart in-tegriert und harmonisch ausgewogen erklingt. An diesem Punkt wird man die Boxen vielleichtauch nicht nur vor- und zurückschieben, sondernnoch mal etwas weiter auseinander oder enger zu-sammen. Am Ende hat man die Abstrahlcharakteris -tik der W13 auf diese Art ideal in den Raum inte-griert und die Boxen zugleich oberhalb desTiefbassbereichs an die Raummoden angepasst. Dierichtige Einstellung der aktiven Basseinheit wirdanschließend leicht gelingen. Zunächst ist aber derZeitpunkt gekommen, die Boxen auf ihre Schwing-basen zu stellen. Diese Entwicklung von Sven Boe-

nicke erstaunt mich bei jeder Installation aufs Neue.Die Trägerplatte auf der Rückseite der Lautsprecherin den dafür vorgesehenen Schlitz schieben, dannseitlich in die Seilbefestigung der beiden Türme ein-hängen. Danach muss nur noch die dazugehörigeMetallkugel vorne unter die schalenförmige Aus-sparung der Boxenunterseite geschoben werden –und schon ist die Box schwingfähig. Mit einem In-busschlüssel lassen sich nun noch die Stahlseile inder Höhe justieren, um die Boxen in die Waagrechtezu bringen (von vorne gesehen). Und jetzt noch maldie zuletzt gehörte Musik anhören. Wow! Alles istwie noch mal neu zum Leben erwacht, Stimmenwerden geschmeidiger und greifbarer, die klanglicheStruktur ist klarer, die Klänge selbst sind sehniger,biegsamer und druckvoller geworden, wie von ei-nem starken Atem mit neuer innerer Dynamik ange-trieben. Erfolgserlebnis Nummer drei!Nun schließt man mit der Feineinstellung der akti-ven Subwoofer-Einheit die Justage ab. Dazu dienenvier vorprogrammierte Presets und ein Pegelsteller.Die ersten beiden Presets liegen bei einer Bass-Ein-

Frei verdrahtet und resonanzarm: Die Weiche ist nicht auf einer Platine aufgebaut, sondern wird auf eineHolzplatte montiert und dann für maximale Schwingungsarmut in das fertige Gehäuse geleimt. Der

Kondensator mit verzinnter Kupferfolie stammt von Duelund

gebotenen Aufwand damals so hervorragend wieheute. Aber sie wollten nicht so recht zünden, je nach

satzfrequenz von 50 beziehungsweise 62 Hz und sindfür größere und große Räume geeignet, die anderenbeiden klinken sich bei 78 und 98 Hz ein (alle mit 12Dezibel Steilheit pro Oktave) und sind eher für klei-nere, stärker bedämpfte Räume gedacht. Mit demPegelregler passt man die Lautstärke der Tieftöneran die Eingangsempfindlichkeit der verwendetenEndstufe an. Danach hört man noch einmal etwasgenauer hin, welche Bass-Einsatzfrequenz einenklanglich bündigen, bruchlosen Anschluss gewähr-leistet. Fertig! Und das nächste Erfolgserlebniskommt gleich mit: Eine so schnelle, ultra-tiefe Bass -wiedergabe, die zugleich große Räume, also etwaKonzertsäle fühlbar machen kann, aber auch einemBass echtes Volumen und spürbares Schwingen er-möglicht, das ist sonst nur mit wesentlich größerenPassivlautsprechern möglich. An dieser Stelle kann ich Ihnen, liebe Leser, endlichein kleines Geheimnis verraten. Vor zwei Jahren hat-te ich bereits eine Boenicke W13 im Test. Sie besaßdie eingangs beschriebenen hervorragenden Attri-bute. Nur an einer Stelle bin ich klanglich trotzdemnicht recht weitergekommen: Den Bass habe ichtrotz aller Versuche nie wirklich rhythmisch flüssighinbekommen, die W13 wirkten auf mich immer et-was hüftsteif. Zweifellos waren es faszinierende Laut-sprecher und den Preis-Gegenwert fand ich für den

xxxMitspielerPlattenspieler: TW Acustic Raven Black Night, Brinkmann La-Grange 2-Arm / RöNt 2, Nottingham Deco Tonarme: AcousticalSystems Axiom, ViV Rigid Float CB 7, TW Acustic Raven 10.5, Not-tingham Anna II, Brinkmann 12.1 Tonabnehmer: Ortofon Century,Grado Epoch, Topwing Suzaku Red Sparrow, Audio Note UK IO Ltd,Ortofon Anna Diamond, Kondo IO-M, Ortofon Cadenza Mono,Sound smith Strain Gauge, Brinkmann EMT ti, Fuuga, London Refe-rence Phonoübertrager: Kondo KSL-SFz, Kondo Sfz (2020), AudioNote UK AN S9 Phonostufen: Kondo KSL-M7, Gryphon OrestesCD-Laufwerk: Jadis JD1 Pro MkII D/A-Wandler: Jadis JS1 MkIVVorverstärker: Kondo M77, Allnic L-10000, Unison ReferenceEndverstärker: Octave Jubilee 300B, Frans de Wit Signature Cen-tury, Jadis JA 80, Gryphon Reference One Vollverstärker: RikeAudio Romy 20SE, Unison Simply Two Lautsprecher: Living VoiceOBX-RW3, ProAc Tablette 50 Signature Kabel: Boenicke IC3 CGPro, Boenicke M2, Kondo KSL-LPz, KSL-SPz2, KSL-ACz Signature,HMS Suprema SLS, Allnic ZL-5000, Audioplan Maxwell U, Frans deWit Signature Origin, Cardas Clear Beyond Zubehör: AFI flat. Plat-tenbügler, Harmonix, Audiophil Schumann Generator, L’Art du Son,Thixar SMD, HRS, TimeTable, Shakti, Shun Mookxxxx

...“Natürlichkeit ist sein Geheimnis, die Kraft des Unmittelbaren, die ihm absolut Zwingendes verleiht. Das ist anders als alles, was ich kenne.“ ...“Der Overture ist dehalb so besonders, weil er alles kann und dabei eben nichts Besonderes macht.“

Andreas Wenderoth, Image HiFi 04/2016 www.bemax-audio.de

gehörter Musik mal mehr, mal weniger.Das ist nun in der aktuellen Aus-führung etwas völlig anderes! Und fürmich das größte Erfolgserlebnis. Wiehat Sven Boenicke diesen großen Ent-wicklungsschritt geschafft? Hauptsäch-lich wohl mit einem beachtlichen Zeit-aufwand: Das DSP der Basselektronikarbeitet bei 48000 Hz, sein Delay lässtsich in 20 Sample-Schritten nach Plusoder Minus verschieben. Und das tatBoenicke auch, er stimmte also Samplefür Sample die Phasenlage im Bassklanglich auf den passiven Lautspre-cher ab, im Millisekundenbereich. Solange, bis es passte, wie er berichtet.Und wie es jetzt passt. Hören wir inFiona Apples fantastisches aktuelles Al-bum Fetch The Bolt Cutters (Epic/CleanSlate USA/EU ‘20, 2-LP) rein. „I WantYou To Love Me“ beginnt perkussiv-groovig, ein groß abgemischtes Pianokommt dazu und schon groovt manmit, von Hüftsteifigkeit kann nun wirk-lich nicht mehr die Rede sein, ganz imGegenteil. Dann dürfte nicht nur ichden Atem anhalten. Denn jetzt setztApples Gesang ein, ihre Stimme stehtvor einem, gar nicht so nah aufgenom-men, aber groß und derart präsent undvibrierend kräftig, mit ihren aus-sdrucksstarken guttural-rauen Unter-tönen, dass die W13 ganz in ihrem Ele-ment ist: den Hörer völlig in einenanderen Raum zu beamen. Gäbe es ei-

Die 350-Watt-Class-D-Bassendstufe mit pro-grammierbarem DSP: Via vier Presets und ei-nem Pegelsteller lässt sich die Elektronik anden Raum und die verwendete Endstufe an-passen. Nach dem Hören das Ausschaltennicht vergessen!

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ne akustische Raumschere, man könnte Apples Gesang direkt drei-dimensional ausschneiden, so präzise fokussiert und umrissscharfprojiziert ihn der Schweizer Lautsprecher in den Hörraum. Nebenden Lautsprechern geht hier auch ein Dank an den großen BobLudwig, der aus den in Fiona Apples Heimstudio aufgenommenenStücken ein klasse Master fabriziert hat. Auch mit dem nächstenTitel „Shameika“ lässt sich leicht zeigen, warum High-End unend-lich faszinierend sein kann – und oft nötig, um wirklich zu hören,was die Musiker aufgenommen haben, was sie wollten: Fiona er-zählt, mit welchen Ablenkungen sie während ihrer Schulzeit ihreZeit verträumt und vertrödelt hat, auf dem Schulweg, in der Klas-se. Und urplötzlich reißt uns ihre Stimme mit intimer Nähe ganzzu sich heran: „Shameika said I had potential“, mehrmals hinter-einander, und wir spüren ganz körperlich, dass sie dieser Satz da-mals getroffen hat wie ein Donnerschlag (obwohl sie noch garnicht wusste, was genau „potential“ bedeuten soll – aber so, wiesich dem Hörer durch die extrem intime Wiedergabe die womög-lich lebensverändernde Brisanz dieses kurzen Satzes verdeutlicht,so hat sie damals seine Tragweite wohl intuitiv erfasst). Wunder-bar, wie das gar nicht so gut aufgenommene Piano zusammen mitdem Drumset und dem Bass einen mitreißenden Groove ent-wickelt. Zum Mitsingen ansteckend bei so einer Wiedergabe, bishin zur kleinen Geräuschorgie am Schluss, sinnbildlich für denWirbel, den der Satz bei der kleinen Fiona im Kopf auslöste. Undselbst diese kurze Kakophonie spielt die W13 SE+ zwar dynamischungezügelt, aber ganz sauber und ungestresst wie immer. Wer mit der W13 SE+ hört und dabei nicht diese außergewöhn-liche Sauberkeit, eine immer wieder erstaunliche Transparenz bisin die tiefsten Tiefen des Aufnahmesettings und eine so sprühendewie feine Klangfarblichkeit feststellt, hat mit großer Sicherheit ent-weder ein Aufstellungsproblem oder Anpassungsschwierigkeitenin seiner Kette. Die halbaktive Konstruktion der W13 bietet großeVorteile gegenüber einer passiven Bauweise (Bass, Raumwahrneh-mung, geringerer Leistungsbedarf), man sollte aber auf ein paarAspekte achten: Der zweite Vorstufenausgang zum Anschluss deraktiven Basseinheiten darf beispielsweise nicht mit gedrehtemPhasengang laufen – manche Preamps tun dies fälschlicherweise,man solle es vor der Installation abklären. Die Verwendung vonRöhrenendstufen sollte im Einzelfall ausprobiert werden. Zwarstellen die W13 keine besonders hohen Leistungsanforderungen,der Gleichstromwiderstand der Schwingspule des Breitbandchassismit der Holzmembran liegt allerdings bei 15 Ohm, der Verstärkersollte also im Mittelton vergleichsweise viel Spannung liefern kön-

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UNSERE VORFÜHRADRESSEN IN DEUTSCHLAND UND WIEN:

Sie ist außergewöhnlich, weil sie klanglich alles an-

dere als „typisch britisch“ auftritt.Sie ist ein bemerkenswert straffes und ehrliches, voller Elan aufspielendes Allroundtalent, das die glorreiche, britische Monitor-tradition in die Gegenwart führt... Und zu guter Letzt erscheint die LS 5/5 irgendwie sexy. – Amré Ibrahim, image hi� 4/2020

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Lautsprecher Boenicke W13 SE+

nen. Bei einem Röhrenverstärker mit weniger Leis -tung wäre damit ein 16-Ohm-Abgriff am Ausgangs -übertrager ideal (bei einigen lässt sich das intern ent-sprechend umlöten). Die für den Testzeitraumverwendeten Endstufen brachten die extreme Durch-sichtigkeit der Schweizer Lautsprecher in aller Prachtans Licht: Die Signature Century Endstufe von Fransde Wit kennt naturgemäß keinerlei Leistungspro-blem, die Octave Jubilee 300B verhielt sich über das8-Ohm-Terminal mustergültig und zeigte auch beihohen Pegeln (zu der die W13 eben wegen ihres im-mer klaren, ungestressten Auftritts verführt) nichtdie Spur von Anstrengung. Schließlich muss bedachtwerden, dass die Endstufen der W13 symmetrischeEingänge besitzen; wessen Vorstufe Cinch-Ausgängehat, sollte sich vom Händler beraten lassen. Als Netz-kabel zum Betrieb der Bassendstufen habe ich Boe-nicke M2 verwendet. Nicht nur, weil sie sehr beweg-lich sind und damit die Swing Bases nicht ihrerpotenziellen Schwingfreiheit berauben. Sie sollenauch eventuelle Netzverschmutzung durch die Class-D-Endstufen verhindern. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, liebe Leser, dassdieser Bericht durchzogen ist von Begriffen wie Klar-heit, Sauberkeit, Transparenz. Anders ausgedrückt:Klangliche Artefakte sind der Boenicke W13 SE+weitgehend fremd, hat man sie erst einmal richtig imHörraum integriert. Ohne das Klangideal des Ent-wicklers selbst wären die Lautsprecher nie so gelun-gen, keine Frage. Doch Sven Boenicke hat sich auf ei-ne Art Hilfe anderer Entwickler – ich möchte sieKlangforscher nennen – geholt, die einzigartig ist aufdem Weltmarkt: Seine Lautsprecher sind geradezuangefüllt mit Tuningmaßnahmen, die alle zu einemsauberen, von vielerlei klangschädlichen Einflüssen(wie Resonanzen, Störstrahlungen, Elektronenrau-schen) freien Ergebnis führen sollen. Früher wurdenmanche dieser Maßnahmen als Voodoo verun-glimpft. Das habe ich immer für Unsinn gehalten,denn wenn ich einen Unterschied höre, und zwarwiederholbar, handelt es sich einfach um angewandteTechnik. Ganz gleichgültig, ob es sofort eine nachvoll-ziehbare Erklärung dafür gibt oder nicht. Halten Sie

sich fest, was Boenicke alles einsetzt: mehrere Quan-tum Purifier von Bybee, in der SE+ Version der W13gegenüber der SE-Version je ein weiterer vor demPlus-Anschluss der Treiber-Terminals. Die QuantumPurifier sollen das Quantenrauschen der Elektronen,das durch deren Wechselwirkung mit Kabeln undBauteilen entsteht, reduzieren. Selbst unhörbar, sollsich die Verringerung des Quantenrauschens etwa inbesseren Klangfarben und dem Erhalt von Feinstsig-nalen wie in der Obertonstruktur niederschlagen.Dann finden sich pro Box vier Serien- und Parallelre-sonatoren von Volker Bajurat (Clockwork Audio, be-kannt geworden durch Modifikationen der SonySACD-Player), und zwar die zu Spiralen eingerollte16 cm lange Sonderversion mit 2 mm vergoldetemKupferdraht, montiert auf Weichen und den Bass-Mitteltönern wie auf dem Breitbänder. Auf den Ma-gneten der Breitbänder sind zusätzlich RS 5700 Tu-ning Basen von Harmonix montiert. Und es gehtweiter: Parallel zum Eingangsterminal setzt BoenickeSpeaker Match Signature von SteinMusic ein, sie sol-len das holografische Klangerlebnis erst ermöglichenund den Hörer wie von einem Klangfeld umflossensein. Besonders wichtig sind dem Schweizer die dreiFirewall Filter von LessLoss, die ganz generell für einauthentisches Klangerlebnis mit intensiver Farblich-keit sorgen sollen. Die Firewalls sollen verhindern,dass die heute allumfassende HF-Verschmutzungüberhaupt in die Komponenten eindringen kann. Ich habe einmal kurz überschlagen, was es unge-fähr kosten würde, wenn ich Lautsprecher mit allendiesen Teilen ausstatten wollte: Etwa 3000 Euro!Rechnet man noch die Chassis hinzu (allein die vierBasstreiber von JL-Audio schlagen im Verkauf mit3600 Euro zu Buche), die DSP-Basselektronik, dieVerkabelung von LessLoss, die Swing Bases, die Boe-nicke sich fertigen lässt (und die für andere Boxenfür 1400 Euro pro Paar erhältlich sind), natürlich dieaus dem Vollen gefrästen Gehäuse … nicht zu ver-gessen der C-37 Lack, mit dem die Rückseite derHolzmembran komplett bestrichen wird, sowie de-ren Schwingspulenträger aus Papier… – dann er-scheint das Paar W13 SE+ tatsächlich im besten

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Wortsinn preiswert. Jedenfalls kenne ich etliche Hersteller, die beieiner ähnlichen Kostenstruktur gänzlich andere Preise aufrufenwürden. Oder in China herstellen lassen würden, statt in derSchweiz, einem Land mit sonst sehr hohen Produktionskosten. Aber lassen Sie uns noch ein wenig Musik hören – und staunen:Auf der herausragenden Aufnahme Be Cool In Munich, Part III(Not on Label, Penck 14, D 1985, LP) bleibt einem vom ersten Tonan der Mund offen stehen mit der W13 SE+. Da spielt AR Pencksein Piano zwar links etwas entfernt, aber präzise definiert, ButchMorris dafür sein Kornett rechts so vor mir, als würde ich direktvor der Bühne sitzen. Jetzt setzt Dennis Charles an den Drums ein,ich zucke ein wenig zusammen, denn die Unmittelbarkeit seinesSpiels in etwa drei Meter Entfernung, die realistische Größe desInstruments, das trockene Anschlagen der Bassdrum, vor allemaber sein ungemein eng gewobenes Spiel mit der Hi-Hat, das ent-wickelt eine fast unheimliche Live-Wirkung. Und dann brichtFrank Lowe mit seinem Saxofon herein, tritt vor seine illustreFree-Jazz-Truppe und bläst mich schier aus dem Sitz, so direkt, sostark sein wuchtiges, stakkatoartiges Spiel mit den typischen knö-deligen Luftausstößen. Das darf man sensationell nennen, wennein Lautsprecher derart nahe an ein Live-Erlebnis herankommt!Und im Gegensatz zu diesem ist es ein jederzeit wiederholbaresErlebnis, das einem die einzigartigen W13 SE+ von Sven Boenickeermöglichen.

xxxxLautsprecher Boenicke W13 SE+Funktionsprinzip: Teilaktiver Lautsprecher mit aktivem Bass und passivem Tief-Mitteltöner und Breitbandchassis Empfindlichkeit: 86 – 89 dB Nennimpedanz: 6Ohm (nominal) Besonderheiten: Rückwärtiger Hochtöner, 2 x 13-Zoll-Tiefbässe ingekapseltem Gehäuse mit 2 x 350 W Class D Verstärker, DSP und vorprogrammier-ter Raumanpassung, LessLoss C-Mark Verkabelung, integrierte Bybee Quantum Pu-rifier, Aufstellung auf Schwingbasen, Spiral-Resonatoren an Tief-Mitteltöner undBreitbandchassis, SteinMusic Speaker Match Signature integriert, Harmonix RF5700 Tuning Bases am Breitbandchassis installiert Ausführungen: Esche, Eiche,Nussbaum, Kirsche (teilweise Aufpreise) Maße (B/H/T): 18/105/39 cm Gewicht:40 kg Garantie: 10 Jahre (außer Chassis) Preis: 36290 Schweizer Franken + MwSt

Kontakt: Boenicke Audio, Ramsteinerstraße 17, CH-7052 Basel, Telefon+41 (0)799590550, www.boenicke-audio.chxxxx

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