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Lautsprecher Magnepan MG 1.7iAutor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

Was verbinden Sie mit dem Wort

„konservativ“? Rückständigkeit?

Stillstand? Eigentlich ist es ja vom

lateinischen „conservare“ abgelei-

tet und bedeutet ganz neutral „be-

wahren“. Ist doch interessant, wie

stark sich die Ursprungsbe deutung

im Laufe eines Wortlebens verän-

dern kann. Mich jedenfalls haben

wunderbar konservative Lautspre-

cher aus Minnesota zur eigent-

lichen Bedeutung des Wortes

zurück geführt.

Zeitgemäße Gedanken über einen zeitlosen Lautsprecher

Das globale Audiokarusell dreht sich zurzeit mit beängstigenderGeschwindigkeit. Während das Gros der musikhörenden Mensch-heit mit sehr bescheidenem Equipment überall noch bescheidene-re Hitparadenkonserven konsumiert, kurbeln sich Preisspiralenim audiophilen Haifischteich in ständig neue, nie gekannteHöhen. Dabei besteht sehr zu unserem Verdruss immer häufigerkein Zusammenhang zwischen hohem Preis und dadurch sugge-rierter Qualität. Deshalb ist es mir eine ehrliche Freude, mich miteinem Produkt wie der Magnepan MG 1.7i zu beschäftigen. DennMagnepan ist eine tendenziell konservative Firma, der die Irrun-gen und Wirrungen renditeversessener Investoren mehr als fremdzu sein scheint. Konservativ ist sie auch wegen der Bewahrungklanglicher Tugenden, verbunden mit einer konstanten, sinnvol-len, da hörbaren Evolution. Firmengründer Jim Winey hat den Grundstein für Magnepan1969 gelegt, im Woodstock-Jahr, in dem Hippies, freie Liebe undRockmusik Amerika dominierten. Aber das kratzte den TüftlerWiney herzlich wenig, denn er war auf seiner ganz eigenen Mag-gie-Mission. Da ich immer an Hintergründen zu den Machern in-teressiert bin, habe ich versucht, etwas über die Ideen und Köpfehinter diesem Produkt zu erfahren. Allerdings spricht man beiMagnepan wohl nur mit amerikanischen Journalisten. Deshalbbediene ich mich aus diversen US-Quellen, um Sie etwas hinterdie Magnepan-Kulissen führen zu können. James „Jim“ Wineywurde nach dem Met-Tenor James Melton benannt und ist, wennman den Chroniken glauben darf, mit einem Vorfahr gesegnet, dervor mehr als 250 Jahren in Philadelphia eine kleine Orgel verkauf-te, was beides auf musikalische Interessen schließen lässt. Bei denWineys zu Hause war Musik gleichbedeutend mit Klassik, und sohörte auch Jim als Teenager jeden Tag nach der Schule mit demRadio seiner Schwester eine ganz bestimmte Klassik-Sendung.Das und sein Geburtsjahr 1934 mögen Hinweise darauf sein, war-um es ihn 1969 nicht nach Woodstock zog und er stattdessen sei-nen ersten eigenen Lautsprecher fertigte. Nach der Armee absol-vierte er ein Ingenieursstudium in Iowa und arbeitete für dieMinnesota Mining & Manufacturing, kurz 3M, einen der größtenamerikanischen Mischkonzerne. 3M ist vor allem durch seine

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kunstoffverarbeitende Sparte und dieBeschichtungstechniken bekannt –Marken wie Scotch Tape und post-ithat sicher jeder schon einmal in denHänden gehabt. Dieses Umfeld hat Wi-ney für seine Folienlautsprecher inspi-riert. In einer Tradition von Machernaufgewachsen, mochte er sein Ingeni-eurs-Studium übrigens nicht beson-ders, sah sich hingegen in einer Traditi-on als „nuts and bolts designer“, alshemdsärmeligen Zupacker, typisch fürFarmer, die auf pragmatische Lösun-gen angewiesen sind. Als er genügend Geld verdiente, kauf-te sich der musikbegeisterte Jim Mitteder 60er-Jahre ein Paar Janszen 600Elek -tro staten im Laden von Bill John-son in Minneapolis. Genau – dem BillJohnson, der wenig später Audio Re -search gründete und dann die erstenMagnepan-Lautsprecher vertriebenhat. Als Winey die Janszen zum erstenMal hörte, wurde ihm ganz anders – daskam ja einem Live-Erlebnis so nah wienichts, was er bislang gehört hatte. Erbesorgte sich Literatur und Patente zumThema und entwickelte schließlich dieIdee für seine ersten Prototypen mit fle-xiblen Magneten, erfuhr sozusagen sei-ne „audiophile Erleuchtung“. Von 1966bis 1968 arbeitete er in jeder freien Mi-nute, bis er die Prototypen schließlichseinem Boss bei 3M vorführen konnte.Der war zwar sehr interessiert, wollteihm aber keine Tantiemen bezahlen,was Winey heute als Glücksfall sieht,

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Lautsprecher Magnepan MG 1.7i

denn sonst wäre er nie sein eigener Herr geworden. 1969 machte ersich mit einem Kredit von 50000 Dollar selbstständig – der Rest istHiFi-Geschichte. Auch wenn Mr. Magnepan seit einem schwerenUnfall 1993 gehbehindert ist, hält er sich für einen der glücklichs -ten Menschen überhaupt, weil er seine Berufung gefunden hat.Nach wie vor arbeitet er viel, hat die Firma aber in die kundigenHände seiner Söhne Mark und Steven gegeben.Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich behaupte, dass jeder Au-diophile schon einmal von den „Maggies“, wie sie im Volksmundheißen, gehört hat. Maggies haben einen Ruf als zeitlose und an-spruchsvolle Wandler, die zur Entfaltung ihrer ganzen Klasse sehrlaststabile Verstärker brauchen. „Der treibt sogar ’ne Maggie“ ist indiesem Zusammenhang ein veritabler Ritterschlag für einen Ver-stärker. So leistungshungrig wie früher sind die Magnetostatenheute nicht mehr und doch ist die 1.7i mit ihrer Transparenzdankbar für Leistung, Kontrolle und Impedanzfestigkeit und gibtnach wie vor ihren allerfeinsten Klang erst mit großen Transistor-oder noch besser Röhrenverstärkern wie den legendären ConradJohnson Premier One preis. Klassische Quad ELS 57 waren meineerste Erfahrung mit einer „Fläche“, wie Elektro- und Magnetosta-ten im HiFi-Volksmund liebevoll genannt werden. Ich war sehrvon dem feinen, losgelöst-schwebenden Klang begeistert und zurselben Zeit genervt von ihrem engen Sweetspot und etwas ent-täuscht von ihrem gar so schlanken Bass. 30 Jahre später durfte ichmein damaliges Urteil begraben: generalüberholte Quads aufhöheren Füßen spielten mit einem sehr speziellen Röhrenverstär-ker mit den alten Stärken und ohne ihre damaligen Schwächen.Auf einmal war da richtig Bass und vor allem hatte sich der engeSweetspot verabschiedet, gestört hat mich nur noch ihr Netzan-schluss. Darauf können Magnetostaten verzichten, da sie ohneÜbertrager auskommen, und aufgrund der fehlenden Hochspan-nung auch keinen Staub anziehen. Waren die ersten Maggies noch Fullrange-Treiber ohne Hochtö-ner, wurden sie bald 2-Wege und dann 3-Wege-Vollbereichsma-gnetostaten ohne die Unterstützung konventioneller Basschassis,wie das zum Beispiel Martin Logan mit seinen Elektrostatenmacht. Eine hauchdünne Mylar-Kunststoff-Folie ist mit Alumini-umstreifen belegt, damit sie sich im Magnetfeld einer größerenAnzahl von Stabmagneten bewegen kann. Jim Winey nennt das„Quasi-Ribbon“, weil die Folie durch die Alustreifen „angetrie-ben“ wird und sich nicht selbst bewegt. Ich hatte das Vergnügen,die 1.7i über viele Wochen im image-Hörraum hören zu können.Ihre gerühmte Vorgängerin 1.6 war ganze 12 Jahre im Programm.

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Dass die 1.7 schon nach vier Jahren ein „i“ hinzubekommt, gleichtfast einem Schnellschuss, der dann aber dadurch relativiert wird,dass sie fast identisch mit ihrer Vorgängerin ist. Reiner Kockotvom deutschen Magnepan-Vertrieb Taurus ist sich allerdings si-cher, die Folien der „i“ seien „irgendwie“ bearbeitet worden. Wieer darauf kommt? Die neuen Magnepan-Modelle klingen jetztfrisch ausgepackt bereits ausgezeichnet, wo sie bis vor Kurzem ei-ne sehr lange Einspielzeit brauchten. Was genau das möglich ge-macht hat, bleibt – Sie erraten es – Firmengeheimnis. Außerdemsoll der Europa-Vertrieb Audionord in Schweden die neue Weicheausgebaut und mit der alten verglichen haben: null Unterschied.Aber pssst, das haben Sie nicht von mir. Ein Upgrade der 1.7 ohne„i“ ist im Übrigen nicht möglich. Im Unterschied zu (ganz) früher sind die Rahmengehäuse in-zwischen deutlich verwindungssteifer, die sogenannte Maggieba-nane – durch die Schwerkraft bedingte Verformungen – gehörtder Vergangenheit an. Außerdem kommt der steifere Rahmen ih-rer Pegelfestigkeit und Dynamik zugute. Bei ihrer Aufstellungmuss man auf eine relativ freie Position im Raum achten, da sie alsDipol dieselbe Schallenergie nach vorne wie nach hinten abstrah-len und dadurch wandnah positioniert mit unerwünschten Re -flexionen zu kämpfen haben. Idealerweise winkelt man sie leichtein und das war’s fast schon. Fast, da die Magnepans spiegelbild-lich aufgebaut sind und man ihre nach oben hin schmaler wer-denden Hochton-Streifen nach außen oder innen platzieren kann.Nach außen erweitern sich Bühne und Sweetspot, nach innenwird ihre größte, sofort hörbare Stärke noch ohrenfälliger: die na-hezu holografische Raumabbildung. Ich bin bei der zweiten Auf-stellung geblieben und das trotz meiner grundsätzlichen Abnei-gung gegen engere Sweetspots. So klingt es, als würde man eineTür schließen oder Umsitzende bitten, den Mund zu halten: Fo-

xxxMitspieler (im image-Hörraum)Analoglaufwerk: Brinkmann Oasis mit Tonarm 9.6 und Tonabnehmer Brinkmann PiCD-Player: Accuphase DP-720 Vollverstärker: Music Fidelity Nu-Vista 800, VivaAudio Solista Vorverstärker: Accuphase C-2820 Phonovorverstärker: GryphonOrestes / Elektra Endverstärker: Accuphase A-70 Lautsprecherkabel: TelluriumQ Black NF-Kabel: Silent Wire Imperial NF, Silent Wire 32 Mk2 Netz: Silent WireAC 16 Mk2 Tuning: Fast Audio, Acoustic System, Audiophil Schumann Generatorxxxx

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Lautsprecher Magnepan MG 1.7i

kus, Dynamik – sämtliche Stärken pro-fitieren und ich kann der Musik mühe-loser folgen. Vor meinen endgültigenKlangbeurteilungen habe ich die 1.7imit unterschiedlichen Verstärkern imHörraum ausprobiert. Zuerst mit demMusical Fidelity Nu-Vista 800. Dankder Leistung des MF sollte das hervor-ragend funktionieren, tat es aber nicht.Es klang uninteressant, langweilig gera-dezu. Wie ein Paar, das eigentlich zu-sammenpassen sollte, sich aber nichtszu sagen hat und nach dem ersten Dateden Kontakt abbricht. Danach kam die Überraschung inForm des Viva Audio Solista. Das ist einfantastischer Röhrenvollverstärker,über den ich in dieser Ausgabe ebenfallsberichte. Allerdings hat er gerade 22-Eintakt-Watt zu bieten. Ein Desaster?

Aber nein, im Gegenteil. Diese Kombination überraschte sogar un-seren Geschäftsführer. Mit dem Viva geht die Maggie gerne aus,sonnt sich und wärmt sich die Hände am Lagerfeuer – bildlich ge-sprochen. Aber wenn sich die 1.7i wirklich von ihrer absolutenSonnenseite zeigen soll, mit etwas weniger Charme vielleicht, dafüraber stramm, schön und ausgewogen, führt kein Weg an so etwaswie der zeitlos-guten Accuphase-Kombi aus C-2820 und A-70 vor-bei und damit habe ich auch meine klanglichen Beurteilungen ge-macht. Kennen Sie die Blue Note Aufnahmen der 60er- und 70er-Jahre? Dynamik war immer ihre Stärke. Was aber auf „Shinjitu“von Elvin Jones´ Album Coalition (Blue Note BST-84361, LP1970) an zusätzlichen Rauminformationen über die 1.7i hörbarwird, erzeugt in mir die Illusion, ich säße im Aufnahmestudio vonRudy Van Gelder in Englewood Cliffs: gespenstisch! Die typischen,meditativen Beats von Elvin bleiben durch die exemplarische Sau-berkeit und Kanaltrennung der Maggie immer vom Rest desKlanggeschehens getrennt und doch vollkommen eingebunden.Natürlich wollte ich auch ihre Bassfähigkeit testen und habe meineGeheimwaffe The Wrecking Ball von Emmylou Harris (Grapevine9902283, CD, 1995) in den CD-Player geschoben. Bei „Deeper

Das Anschlussfeld mit der Weiche hinter der Bespannung. Fürs Feintuning kann man die Sicherung durch eine bessere erset-zen und das Metallstück für die Hochtonanpassung mit einer Kabelbrücke tauschen

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wunderschön, so luftig-leicht und involvierend, dass sich praktischkein Mithörer dieser Mag(g)ie entziehen kann. Die Magnepan MG1.7i ist ein Lautsprecher, wie es ihn eigentlich gar nicht mehr gibt.In seiner knorrigen Eigenständigkeit erinnert er mich an die Har-beth HL5 Super Plus, die ich in Ausgabe 4/2015 besprechen durfte:Begleiter für Musikhörer, nicht für nervöse Durchtauscher undewige Sucher. Man darf eine Maggie finden und mit ihr wachsen.Das Einzige, was man je nach Anlagenkonfiguration austauschenkann, sind die Verstärker. Die Maggie weiß es zu schätzen undwächst mit ihren Partnern. Einen anderen Lautsprecher brauchtman eigentlich nicht mehr. Ist das nicht beruhigend? Ehrlich gesagtliegt mir diese Form von Magnepans konservativem Ansatz, wennso ein toller Schallwandler dabei herauskommt.

Well“ bekommt die große „fellige“Trommel ihre angemessene Größe zu-gemessen und die subsonischen BässeStruktur und Substanz. Natürlich hatdas weder die Energie einer YG Car-mel2 noch die Größe einer Black andWhite von Wolf von Langa. Aber was daist, stimmt in Ausprägung, Farbigkeitund dynamischer Struktur und begei-stert mich durch die extrem holografi-sche Abbildung. Natürlich stand auchKlassik auf meiner Liste. Die Reissuevon Dvořáks Symphonie Nr. 9 „Aus derneuen Welt“ mit den Berliner Philhar-monikern unter Ferenc Fricsay (Clear-audio / Deutsche Grammophon SL-PM138127, LP) ist ein audiophiles undinterpretatorisches Kleinod: Nuancen,Feinheiten, delikateste Tutti, subtilsteTempoverschiebungen, all das vermit-telt die Magnepan 1.7i exemplarischgut. Wie aufgrund der persönlichenVorliebe von Jim Winey nicht anders zuerwarten, liebt sie Klassik geradezu, ver-eint Finesse und Souveränität, kannfeinste Schwingungen abbilden, bei Be-darf aber auch rocken. Sie spielt so

xxxxLautsprecher Magnepan MG 1.7iFunktionsprinzip: 3-Wege-Magnetostatischer Standlautsprecher Frequenzgang:40 Hz bis 22 kHz, +/- 3 dB Impedanz: 4 Ohm Empfindlichkeit: 86 dB bei 500 Hz, 1 m, 2,83 V Ausführungen: weiß, schwarz, grau Besonderheiten: Hochton perWiderstand anpassbar Maße (B/H/T): 49/164/5 cm Gewicht: 19kg Garantie: 2Jahre Preis: 4148 Euro mit Alurahmen, 4248 Euro mit Holzrahmen

Kontakt: taurus high-end gmbh, Garstedter Weg 174, 22453 Hamburg, Telefon040/5535358, www.taurus.net xxxx