52
In Boden und Stein D ENKMÄLER IM W ALD 3. Auflage 2012

In Boden und Stein - Bayern€¦ · Denkmäler gefährdet werden. Die Menschen, die im und mit dem Wald arbeiten, haben daher eine besondere Verantwortung. Dass die Broschüre „In

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

In Boden und SteinDENKMÄLER IM WALD

3. Auf

lage

2012

2

Inhal t

Titelfoto: Burgruine Rumburg, 1361 urkundlich erwähnt, war Mittelpunkt einer kleinen Ritterherrschaftim Altmühltal und ging 1540 bei einem Brand in Flammen auf (Foto: J. Hamberger).

3

4

5

6

8

10

12

14

16

18

20

22

23

24

26

28

30

32

34

36

38

40

42

46

48

49

51

51

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Seite

Vorwort ……………………………………………………………………………………………………………………………………….…..

Grußwort …………………………………………………………………………………………………………………………………………

Einführung ……………………………………………………………………………………………………………………………………….

Höhlen und Felstürme ……………………………………………………………………………………………………………………

Grabhügel ……………………………………………………………………………………………………………………………………….

Keltische Viereckschanzen ………………………………………………………………………………………………………………

Keltische Stadtanlage auf dem Michelsberg bei Kelheim ……………………………………………………………….

Der Limes ………………………………………………………………………………………………………………………………………..

Burgen ……………………………………………………………………………………………………………………………………………..

Wüstungen und landwirtschaftliche Reliktfluren …………………………………………………………………………….

Kirchen im Wald ………………………………………………………………………………………………………………………………

Kohlgruben und Meilerplatten …………………………………………………………………………………………………………

Kalköfen, Pechöfen ………………………………………………………………………………………………………………………….

Wald und Glasherstellung ……………………………………………………………………………………………………………….

Bergbau und Hüttenwerke ………………………………………………………………………………………………………………

Steine und Gräben …………………………………………………………………………………………………………………………..

Steine und Grenzzeichen ………………………………………………………………………………………………………………..

Wegespuren …………………………………………………………………………………………………………………………………….

Kanäle und Floßteiche …………………………………………………………………………………………………………………….

Wegkreuze, Marterl, Bildstöcke ……………………………………………………………………………………………………...

Orte der Erinnerung ………………………………………………………………………………………………………………………..

Neuere Zeit ……………………………………………………………………………………………………………………………………..

Gefährdung und Störung …………………………………………………………………………………………………………………

Schutz und Erhalt der Denkmäler ……………………………………………………………………………………………………

Nachhaltigkeit – Brückenschlag von Gestern nach Heute und Morgen ………………………………………..

Denkmalschutzgesetz und Ansprechpartner …………………………………………………………………………………..

Bildnachweis ……………………………………………………………………………………………………………………………………

Impressum ……………………………………………………………………………………………………………………………………….

Headl inesJede Zeit braucht und nutzt Ressourcen. Fast im-mer stand dabei der Wald im Mittelpunkt der Ver-sorgung. Das hat Spuren hinterlassen: Wegebün-del, Kohlplatten, Abraumhalden, Schürfgruben undmehr. Auch Siedlungsreste und jahrtausendaltekultische Relikte wie Grabhügel – einst im baum-freien Gelände gelegen – hat sich der Wald im Laufder Zeit zurück geholt. Unter dem dichten Be-wuchs sind viele dieser Relikte bis heute erhaltengeblieben.

Bayern ist ein Land in dem sich Kultur und Naturaufs Innigste verbinden. An der Nahtstelle steht derWald. Die Menschen in Bayern wissen und schät-zen das. Deshalb war es auch nicht verwunderlich,dass nach weniger als sechs Monaten die zwanzig-tausend Exemplare der ersten Auflage dieser Bro-schüre vergriffen waren. Auch die kostenlose, digi-tale Version wurde mehrere zehntausend Mal vomNetz herunter geladen. Weit über die Landesgren-zen hinaus hat das Thema Aufmerksamkeit erzieltund wurde von Presse, Hörfunk und Fernsehenaufgegriffen. Den Autoren Dr. Joachim Hamberger,Dr. Walter Irlinger und Dr. Grietje Suhr ist es her-vorragend gelungen, mit interessanten Bildern undfundierter Textinformation den Blick der Leser aufdiese oft unscheinbaren Zeitzeugen zu lenken.

Die Bayerische Forstverwaltung bietet inzwischenzu diesem Thema auch Fortbildungen an. In engerZusammenarbeit mit den Autoren werden Forst-praktiker geschult, um die oft unscheinbaren Denk-mäler zu erkennen und welche Maßnahmen hel-fen, diese „Archive im Boden“ zu schützen. Auch

die Bayerischen Staats-forsten, als Bewirtschaf-ter des Staatswaldes stel-len sich ihrer Verantwor-tung, indem sie in derNähe von Bodendenk-mälern besonders vor-sichtig wirtschaften, denDruck dieser Broschüreunterstützen und aucheigene Faltblätter darausabgeleitet haben.

Wir alle sind der Nachhaltigkeit verpflichtet. Dasgilt sowohl für die natürlichen als auch für die kul-turellen Ressourcen. Letztere erneuern sich näm-lich nicht von selbst. Gerade deshalb müssen wirsensibel mit ihnen umgehen. Es ist wichtiger dennje, dieses geerbte Kulturgut möglichst unversehrtan die kommenden Generationen weiterzugeben– eine Aufgabe, die ich voll unterstütze.

Ein altes Sprichwort sagt: „Nur was man kennt, dasschätzt man. Und nur was man schätzt, das schütztman.“ In diesem Sinne wünsche ich auch der drit-ten Auflage eine rege Nachfrage.

Helmut Brunner, MdLBayerischer Staatsminister fürErnährung, Landwirtschaft und Forsten

Vorwort

3

Die Landschaften in Bayern werden bis heute ingroßem Maße von ihrer Vielfalt und den regionalenKulturlandschaften geprägt. Wichtige Elemente bil-den dabei die Denkmäler. Die historisch gewach-senen Stadtbilder, Kirchen, Klöster und Burgen,aber auch die Bürger- und Bauernhäuser werdenals typisch wahrgenommen. Neben dem baulichenErbe prägen aber auch die Bodendenkmäler in be-sonderem Maße unsere heimischen Landschaften.Diese Hinterlassenschaften reichen weit in dieMenschheitsgeschichte zurück und geben uns mitden Höhlenfunden an Altmühl und Donau diefrühesten Zeugnisse für menschliches Leben inBayern. Spuren neuzeitlicher Wald- und Landnut-zung und die Reste von Befestigungsanlagen bildendie zeitlich jüngsten Denkmäler.

Gerade die oft eher unscheinbaren Bodendenk-mäler sind einer ständigen Gefährdung ausgesetzt.Die intensive Landwirtschaft, einhergehend mit dennegativen Auswirkungen auf die Böden sowie einstetig steigender Flächenverbrauch durch Wohn-oder Industriegebiete und Infrastrukturmaßnahmenführen in immer größerem Umfang dazu, dass dieBodendenkmäler verebnet oder zerstört werdenund damit unwiederbringlich verloren gehen.Denn Denkmäler sind einmalig und wachsen nichtnach.

Die Wälle ehemaliger Befestigungen, die rundenErhebungen von Grabhügeln, aber auch die Spu-ren der mittelalterlich/neuzeitlichen Landnutzung,um nur einige wenige Beispiele zu nennen, habensich bis heute in den Wäldern sehr gut und in ein-malig großer Zahl erhalten. Die Wälder haben so,auch durch die schonende Form der Bewirtschaf-tung, eine Funktion als Archiv für die Zeugnisse der

Menschheitsgeschichte.Moderne Arbeitsmetho-den in der Forstwirt-schaft können aber auchdazu führen, dass diebislang gut geschütztenDenkmäler gefährdetwerden. Die Menschen,die im und mit demWald arbeiten, habendaher eine besondereVerantwortung.

Dass die Broschüre „In Boden und Stein. Denkmä-ler im Wald“ nun bereits in der 3. Auflage gedrucktist, belegt, dass das Interesse an den Themen Waldund Denkmal sehr hoch ist. Ziel der Broschüre istes daher, über die Vielfalt der Denkmäler im Waldzu informieren, typische Erscheinungsformen zubeschreiben, aber auch Problembereiche zu be-nennen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.Sie soll aber auch anregen, gemeinsam Strategienzum Schutz und Erhalt zu erarbeiten. Denn es giltdas Motto „Nur was man kennt, schätzt man undnur was man schätzt, schützt man“.

Bernd Sibler, MdLVorsitzender des Bayerischen Landesdenkmalrates

Grußwort

4

Bayerns Wälder sind eine der bedeutendstenQuellen für unsere Geschichte. Unter dem dichtenBewuchs gut geschützt haben sich über Jahrtau-sende die unterschiedlichsten Bodendenkmäler er-halten. Bis heute sind die Relikte von Siedlungen,Bestattungsplätzen, Befestigungsanlagen, Landwirt-schaft und Industrie im Wald gut erkennbar. Zudem reichen Denkmalbestand in Bayerns Wäldernzählen berühmte historische Stätten wie dasUNESCO-Weltkulturerbe Limes, mächtige Burg-ruinen, prähistorische Höhlen und bronzezeitlicheGrabhügel, aber auch auf den ersten Blick wenigerleicht erkennbare Reste von Wegen, Äckern undfrüher industrieller Tätigkeit, wie z.B. die Glashüt-ten oder die Köhlerplätze. Allen diesen Denkmä-lern gemeinsam ist ihre große historische Aussage-kraft. Dieses Kulturgut gilt es auch für zukünftigeGenerationen zu bewahren.

Eine Gefährdung der Bodendenkmäler kann jedochvon der Forstwirtschaft bei unsachgemäßem Ein-satz schwerer Maschinen ausgehen. Wälle undGräben, Grabhügel und alte Wege können dabeibeschädigt oder komplett verebnet werden. Eineschonende Waldwirtschaft, und hierbei vor allemein behutsamer Maschineneinsatz, ist der besteSchutz für die Bodendenkmäler.

Waldbesitzer und Forstleute sind bereit ihren Bei-trag zum Erhalt der alten Anlagen zu leisten. Aberoft wissen sie nichts über die Existenz von Boden-denkmälern auf der von Ihnen bearbeiteten Fläche.Hier setzt diese Broschüre ein. Sie will das Inter-esse an den archäologischen Denkmälern weckenund ein Bewusstsein für ihre historische Bedeutungund die Notwendigkeit ihres Erhalts vermitteln. Umdies zu verwirklichen, ist die enge Zusammenar-beit von Forstwirtschaft und Denkmalpflege wich-tig. Dabei ist es das gemeinsame Ziel, vor OrtLösungen zu finden, die sowohl denkmalverträg-lich sind als auch die ungehinderte Durchführungwald- und forstwirtschaftlicher Maßnahmen erlau-ben. Mit der vorliegenden Broschüre erhalten SieInformationen zu den unterschiedlichen Formenvon Denkmälern im Wald, aber auch zu den Pro-blemen, die zu einer Gefährdung dieser Denkmä-ler führen.

Bodendenkmäler sind aus kultureller, wissenschaft-licher und touristischer Sicht unbedingt erhaltens-wert. Sie gehören zur historischen Kulturlandschaft,prägen das Aussehen einer Region aus historischerWurzel und wirken damit identitätsstiftend. Ge-schützt und für die Erholung genutzt werden kön-nen sie jedoch nur, wenn sie bekannt sind. Dazuwill diese Broschüre beitragen.

Olaf SchmidtPräsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Prof. Dr. Egon Johannes GreiplGeneralkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege

Einführung

5

Egon Johannes Greipl Olaf Schmidt

6

Höhlen und Felstürme

In Bayern sind insbesonders entlang der Tallandschaften nördlich der Donau, wie etwaaus dem Unteren Altmühltal, zahlreiche Höhlen und Abris bekannt, die bereits in derAltsteinzeit (Paläolithikum) genutzt wurden.

Ein Abri (von franz. Unterstand,Schutz, Obdach) ist ein durchErosion entstandener Felsüber-hang, der zumeist in Tälern vonBuntsandstein oder Jurakalkge-bieten liegt.Oft wurden diese Halbhöhlenin der Steinzeit genutzt undweisen Spuren menschlicherAnwesenheit auf.

Markante Geländestellen wie Höhlen, Berge,Quellen oder Flüsse dienten in vorgeschicht-licher Zeit auch zur Ausübung religiöser Prak-tiken.

Schon immer brauchte der Mensch Wohnplätze. So war es auch in der Steinzeit. Dazu wur-den natürliche Plätze, Höhlen und dachartige Felsüberhänge (Abris) genutzt. Die Menschenlebten als Jäger und Sammler. Zur damaligen Tierwelt gehörten Höhlenbären, Mammuts,Wollnashörner und Riesenhirsche, die heute ausgestorben sind. Auch Rentiere wurden damals in Bayern gejagt.

In und vor den Höhlen finden Archäo-

logen Spuren menschlicher Besiedlung, wie z.B. Feuerstellen, Werkzeuge aus Stein, Knochen und Geweih sowie Speiseabfälle.

7

Hoch über die Baumwipfel ragt der Rabenfels bei Auerbach in derOberpfälzer Frankenalb empor. Funde von Keramik auf dem Gipfel und am Fuß des Monolithen lassen vermuten, dass hier während derBronze- und Eisenzeit über rund 1000 Jahre Speisen und Getränke als Opfergaben für die Mächte des Himmels niedergelegt wurden.

Skizze des Rabenfels von der Seite. Mit 37 Metern weist er eine eindrucksvolle Höhe auf. Auch die Menschen derVorzeit haben das Besondere dieses Felsens wahrgenommenund ihn als Opferplatz genutzt.

8

Grabhügel

Rekonstruierte Grabhügelgruppe der Frühlatènezeit (750-500 v.Chr.) bei Litzendorf-Naisa (Lkr. Bamberg). Die Größe der Grab-hügelfelder kann beträchtlich voneinander abweichen. Nebenkleinen Gruppen gibt es Nekropolen, die weit über 100 Hügelaufweisen. Unterschiede in den Durchmessern und Höhengeben Hinweise auf die soziale Stellung des Bestatteten.

Wald bedeckte und bewahrte die bronzezeitlichen Grabhügelbei Unterbrunnham (Lkr. Traunstein) drei Jahrtausende. Bei derAusgrabung fand sich ein Ring der äußeren Steinbegrenzungund im Zentrum eine kompakte und massive Steinabdeckung,die das Grab schützt.

Unter runden Aufschüttungen aus Erde oder Steinen haben die Menschen früherer Zeitenihre Toten bestattet. Diese Grabhügel wurden über Brand- oder Körperbestattungen errichtet.Sie wurden hauptsächlich während der mittleren und späten Bronzezeit (1600-1200 v. Chr.)und der frühen Eisenzeit (750-500 v. Chr.) angelegt.

In die Hügelaufschüttungen können aber auch Be-stattungen aus jüngeren Perioden eingetieft sein.Gelegentlich lässt sich der Bau von Grabhügelnwieder in der frühen und mittleren römischenKaiserzeit sowie im frühen Mittelalter nachweisen.Durch Ausgrabungen ist bekannt,dass sich zwischenden Hügeln kleine Brandgräber befinden. In die-

sen Gräbern wurden die Toten entweder in Urnenniedergelegt oder die Beigaben und der Leichen-brand in eine Grube geschüttet. Diese Bestattun-gen besaßen meist keine sichtbare Kennzeichnungund sind daher heute im Gelände obertägig nichtmehr sichtbar.

Idealrekonstruktion eines Grabhügels: In der Hügelmitte befin-det sich die Holzkammer, in die der Tote mit seinen Grabbei-gaben niedergelegt wurde. Darüber wurde eine Steinpackungeingebracht und mit dem Erdhügel überdeckt. Am Hügelfußkann sich ein Steinkranz befinden, der zur Stabilisierung desErdreiches diente. Nach außen begrenzt ein Kreisgraben denHügel.

9

Exkursion im Grabhügelfeld bei Grafrath (Lkr. Fürstenfeldbruck): Der hier abgebildete Grabhügel wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts vonLaien von oben her angegraben. Es entstand ein typischer Trichter, in dessen Mitte die Person im Vordergrund steht.

Grabhügel aus der Frühlatènezeit (5. Jh. v. Chr.). Er liegt bei Heroldsbergim Nürnberger Reichswald, der von den Bayerischen Staatsforsten be-wirtschaftet wird. Bei der Ausgrabung fanden sich Reste mehrererBestattungen, die die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg verwahrt.

Die Kelten siedelten in unserem Raum vom 8./7. vor-christlichen Jahrhundert bis um Christi Geburt.Wir haben keine schriftlichen Überlieferungen vonihnen, aber wir wissen, dass sie unterschiedlicheHandwerke ausübten, die Glasherstellung kanntenund Münzen prägen konnten.Die ältesten Funde weisen auf eine soziale Oberschichthin. Befestigte Höhensiedlungen, Herrenhöfe undmächtige Grabhügel mit reichen Beigaben belegendies. Später scheint die starke soziale Differenzierungihre Bedeutung verloren zu haben, denn die Totenwerden in Flachgräbern beerdigt. Schließlich bildetsich im 2. Jh. v. Chr. das erste „frühstädtische“ Gesell-schaftssystem heraus. Es entstehen urbane Zentrenund Fernhandelsbeziehungen. Durch den Alpenfeld-zug 15 v. Chr. gerät Süddeutschland endgültig in denEinflußbereich des römischen Reiches.

10

Die keltische Viereckschanze bei Sallach (Lkr. Straubing-Bogen) ist mit ihren bis zu vier Meter hohen Wällen ein beeindruckendesDenkmal im Wald.

Exkursionsgruppe auf dem Wall der Viereckschanze von Holz-hausen 2 (Lkr. Fürstenfeldbruck). Die einheitliche Strukturbelegt die gute Erhaltung der Anlage im Wald.

Kelt ische Viereckschanzen

Die Verbreitung der Viereckschanzen reicht vonder Atlantikküste bis nach Böhmen. Die meistengibt es in Bayern und Baden-Württemberg.Der Grundriss ist meist rechteckig, kann aber auchquadratisch oder trapezförmig sein. Der Innen-raum wird stets von einem Wall und Graben ein-gefasst, wobei der Graben keine Unterbrechungenaufweist. Als Eingang diente jeweils nur ein Tor,das aus einer Brücke über den Graben und einemTorbau besteht. Er liegt meist im Osten, seltenerim Süden oder Westen. Nie befindet er sich imNorden.Die Bebauung folgt häufig einem gewissen Grund-schema. Oft befindet sich ein großer, zentraler Bau-körper gegenüber dem Tor. Die anderen Gebäude,wie Speicher oder Umgangsbauten wurden meistentlang der Seiten oder in der Nähe der Eckenerrichtet. In den Anlagen finden sich Brunnen, diewohl der Wasserversorgung dienten. Vieles deutet darauf hin, dass die Schanzen einewichtige Funktion als zentraler Siedlungsplatz in

keltischen Siedlungslandschaften einnahmen, etwaals zentraler, durch Wall und Graben besondersbetonter Bereich innerhalb einer Siedlung.

Bayern weist derzeit mit 275 Viereckschanzen die weitaus größteZahl auf. Davon sind heute noch 169 im Gelände erhalten. Derüberwiegende Teil der heute sichtbaren und gut erhaltenenAnlagen findet sich in Waldgebieten.

Wald

Wiese

Ackerland

überbaut

Obertägige Viereckschanzen (gesamt 169 Anlagen)Verteilung nach Lage

Zwischen dem 3. und 1. Jahrhundert v. Chr. errichteten die Kelten Viereckschanzen, derenErdwälle die Erosion von über zwei Jahrtausenden überdauert haben. Mehr als zehn Baum-generationen sind auf den Resten dieser mächtigen Anlagen herangewachsen und wiedervergangen. Die Seiten der Schanzen weisen meist Längen von 80 bis 120 m auf. Wenigemehrteilige Anlagen besitzen Seitenlängen von bis zu 640 m.

95

42

22

10

11

Luftbild der Viereckschanze von Dornstadt (Lkr. Donau-Ries). Im Vordergrund ist eine Ecke der Anlage gut zu erkennen. Im Innenraum stehenNadelbäume, der Wall wird durch das herbstliche Bunt der aufgepflanzten Lärchen und Laubbäume sichtbar.

Idealrekonstruktion einerViereckschanze mit Zugangstor,der Bebauung im Innenraumund der zugehörigenAußensiedlung.

12

Keltische Stadtanlage auf dem Michelsberg bei Kelheim

Tor der keltischen Stadtanlage im äußeren Wall. Es handelt sich dabei um ein so genanntes Zangentor. Dabei biegt der Wall,der die ehemalige Stadtmauer markiert an beiden Seiten fast rechtwinklig in den Innenraum ein. Es entsteht eine Torgasse, anderen Endpunkt der eigentliche Torbau liegt. In der Modellrekonstruktion wird das ehemalige Aussehen anschaulich (oben).

Die größte keltische Stadtanlage Europas liegt auf dem Michelsberg bei Kelheim, der dieDonau und Altmühl um 126 m überragt. Ihr Name ist Alkimoennis wie uns der antike Geo-graph Ptolemäus überliefert hat. Die mit Wällen befestigte Anlage besitzt eine Fläche vonetwa 600 Hektar, die zum größten Teil in einem Naturschutzgebiet liegt, das von denBayerischen Staatsforsten gepflegt wird. Heute ist der Michelsberg vor allem durch dieBefreiungshalle über Kelheim bekannt, die im 19. Jahrhundert dort erbaut wurde.

Die Hochfläche zwischen den beiden Flüssen wirdvon drei Wällen gequert, während die Steilhängezur Altmühl und zur Donau einen natürlichenSchutz bilden. Sie weisen in ihrem Inneren Stein-mauern auf. Die äußere Befestigung besitzt eineLänge von 3,2 km. Von den über 2000 Jahre altenBauwerken sind heute nur noch die Erdwälle sicht-bar, diese sind jedoch weitgehend vollständig inihren imposanten Ausmaßen erhal-ten. Als Eingänge in die Stadt dien-ten mehrere Tore. Für den Bauder gewaltigen Befestigungenwurden 8.000 Baumstämme,17.000 Kubikmeter

Plattenkalkstein und 35.000 Kubikmeter Erdreichverarbeitet. Zwischen den Wällen befinden sich große Arealekeltischer und mittelalterlicher Schürfgrubenfelderund Abraumhalden. Sie nehmen mehr als die Hälf-te der Hochfläche ein. Hier wurde Eisenerz abge-baut, das vor Ort verhüttet wurde, was durchOfenreste und Holzkohle belegt ist. Besiedlungkann dagegen auf dem Michelsberg kaum nachge-wiesen werden. Anscheinend standen in diesemBereich der keltischen Stadt der Bergbau und dieWeiterverarbeitung der Rohstoffe im Vordergrund.

Die eigentliche Wohnbebauung lag entlangder Altmühl.

Headl ines

Auf dem Michelsberg finden sich ausgedehnte Bereiche, indenen der Waldboden förmlich umgegraben ist. Unterschied-liche Schürfgruben mit kreisrunder bis länglicher Form undHalden mit Aushubmaterial markieren die Stellen, an denenseit der keltischen Zeit Eisenerz abgebaut wurde.

Der Wall, der die keltische Stadtmauer markiert, ist auf weitenStrecken als markante Linie im Gelände erhalten.

Plan der keltischen Stadtanlagevon Kelheim, die zwischenAltmühl und Donau liegt.

Auf dem Donnersberg in der Pfalz befindet sich eine Rekons-truktion einer Pfostenschlitzmauer. Die keltische Stadtanlage dort ist auch ein gutes Beispiel für den Denkmalschutz, denndas großräumige Areal wurde schon früh vom bayerischenKönigshaus erworben und durch Wald geschützt.

Idealrekonstruktion der keltischenPfostenschlitzmauer von Kelheim.Vor einem 11 m breiten und 6 mhohen Erdwall befand sich eineSteinmauer. Die Mauer bestandaus senkrecht stehenden Pfostenzwischen denen Kalksteinplattenlose aufgeschichtet waren. Um dem Druck des Erdwalles standzuhalten,war die Mauer durch Erdanker im Damm verbunden.

13

Keltische Stadtanlage (lat. Oppidum)Im 2. Jh. v. Chr. bildet sich ein „frühstädtisches“ Wirt-schafts- und Gesellschaftssystem heraus, das als Oppida-Zivilisation bezeichnet wird. Große befestigte Stadtanla-gen, ein eigenes Münzwesen, weitreichende wirtschaftli-che Kontakte sowie ein stark differenziertes Handwerkführten zu einem komplexen Wirtschaftssystem. Bis umdie Mitte des 1. Jahrhunderts. v. Chr. prägt diese Strukturdie keltische Lebensweise. In Bayern kennen wir insgesamt vier Oppida. Das nörd-lichste liegt auf dem Staffelberg bei Bad Staffelstein inOberfranken. Manching bei Ingolstadt und Kelheim lie-gen an dem wichtigen Handelsweg Donau. Die Fent-bachschanze bei Weyarn im Lkr. Miesbach bildet diesüdlichste Stadtanlage.

14

Der Limes

Der Limes verläuft durch die Bundesländer Baden-Württem-berg (164 km), Bayern (158 km), Hessen (152 km) undRheinland-Pfalz (75 km).

Rund 55 km (= 44% der bayerischenGesamtlänge) des Limes finden sich imWald. Hier hat sich der Wall - anders als in der freien Landschaft - auf weitenStrecken gut erhalten.Die Überreste der steinernen Mauer, vonder man viele Jahrhunderte lang nicht wusste wer sie plante und warum sie errichtete wurde, haben die Phantasie der Menschen beschäftigt. Man erklärtesie zu einem Werk des Teufels und nanntesie Teufelsmauer.

Das längste Bodendenkmal nach derChinesischen Mauer liegt in Deutschland.Es ist der 550 km lange Limes, der in derAntike das Römische Reich von den germa-nischen Stammesverbänden abgrenzte.Vom Beginn des zweiten Jahrhundertsnach Christus bis zur Mitte des drittenJahrhunderts schützte er den römisch be-siedelten Süden und Südwesten des heuti-gen Deutschland vor den Einfällen der Ger-manen. 52 km verlaufen im Main als sogenannter nasser Limes. Zum allergrößtenTeil ist der Limes aber eine künstlich überLand gezogene Linie.

Der römische Limes in Deutsch-land wurde in das Welterbe derUNESCO aufgenommen. Dazuwird er neu vermessen und de-tailliert beschrieben. Die Limes-Initiative der bayerischen Staats-regierung versucht dieses ein-malige Kulturdenkmal auchtouristisch in Wert zu setzen.

15

In regelmäßigen Abständen war der Limes durch rund 900Türme gesichert. Im Hinterland finden sich 60 größere Kastelleentlang dieser wichtigen Grenze.

Ausgegrabene Grundmauern einesLimes-Wachturms bei Gunzen-hausen. Die Steine wurden von der örtlichen Bevölkerung über

Jahrhunderte hinweg abgebrochenund zum Hausbau genutzt.

Rekonstruktion eines Wachturms bei Kipfenberg: der Eingangbefand sich in Wirklichkeit im ersten Stock, der wahrscheinlichauch als Aufenthaltsraum für die Soldaten diente. Der zweiteStock war für den Wachtdienst bestimmt.

Der Limes war keine undurchlässigeGrenze, er besaß Passierstellen. Damit konnte der Verkehr vonPersonen und der Warenaustauschzwischen den Räumen überwachtund kontrolliert werden.

16

In der Nähe von Amberg liegt, eingehüllt in hohen Laub- undNadelwald, die mittelalterliche Burgruine Roßstein.

Im frühen, z.T. noch im hohen Mittelalter, wurden Burgen ausHolz und Erde errichtet. Nur wenige Bestandteile waren inStein ausgeführt. Daher sind sie heute in der Landschaft meistnur noch an Wällen und Gräben zu erkennen, wie hier beiTaching (Lkr. Traunstein).

Idealbild einer Burgruine. Oben: Wälle, Gräben und Bauteileals sichtbare Reste. Unten: Profil durch dieselbe Burgruinemit den in der Erde verborgenen Bauresten, einer Zisterneund einem Keller, die beide verfüllt sind.

Im Hangbereich unter dem Gipfelplateau des Kulch (Lkr. Lichten-fels) befindet sich ein massiver Graben der mittelalterlichenBefestigung.

Burgen

Seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. wurden Burgen zu-nehmend aus massivem Mauerwerk gebaut. Vielewurden nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648)aufgegeben, da sich die Waffentechnik (Kanonen)so entwickelt hatte, dass die Burgen nur noch ge-ringen Schutz boten. Zahlreiche Anlagen verfielenund wurden als Steinbrüche genutzt.

Mittelalterliche Burgen dienten als Herrschaftszentren. Sie wurden in Niederungen undHöhenlagen erbaut, die für Handel und Verkehr von Bedeutung waren. Von diesen zentra-len Punkten aus regierten und verwalteten die Burgherren eine Region.

Headl ines

Burg Sulzberg um 1200 als Modell im Museum des Burgvereins,das sich im Bergfried der Burg befindet.

Sulzberg, südlich von Kempten, war einst der Stammsitzder Herren von „Sulciberch“. Später fiel die Anlage an dasFürststift Kempten, die sie als Pflegamt (Verwaltungssitz)nutzte. 1648 wird die Burg als Amtssitz aufgegeben unddem Verfall überlassen.

Der BurgvereinSulzberg (bei Kemp-ten) bemüht sichaktiv, die Reste derBurg zu erhalten,die dem Ort denNamen gegeben hat.

17

Die Gebäudereste bei Oberhausen (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) gehören zur sogenannten Kaiserburg,die spätestens seit dem 17. Jahrhundert als Steinbruchgenutzt wurden.

18

Wüstungen und landwirtschaftliche Reliktfluren

Die alten Höfe und Stallungen wurden durch Wind, Wetter oderdurch den Verkauf als Baumaterialien abgetragen und die frühe-ren Gemarkungsgrenzen durch Feldbereinigungen verwischt. In allen Regionen Bayerns sind diese Zeugen eines harten landwirt-schaftlichen Lebens im Wald zu finden. Hier die Reste eines Vieh-stalls bei Ringelai (Lkr. Freyung-Grafenau) im Bayerischen Wald.

Um Felder anzulegen wurde gerodet und Hänge terrassiert, umhangparallel zu pflügen. Das erleichterte die Arbeit und vermin-derte die Erosion. Werden solche Ackerflächen aufgegeben,werden sie im gemäßigten und humiden Klima Mitteleuropasim Laufe der Zeit wieder von Wald besiedelt.

Auch nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) kames zur Aufgabe von Dörfern. Noch heute findensich im Wald Reste von Tausenden dieser unterge-gangenen Siedlungen. Verfallenes und versunkenes Mauerwerk, aberauch Flur- und Wegenamen künden von diesenlängst verschwundenen Weilern und Höfen. Künst-liche Abstufungen und Terrassen sowie Raine oderzusammengetragene Feldsteine zeugen von frühe-rem Ackerbau und Bodenbearbeitungen. Heutesteht dort Wald.

In Chroniken und Urkunden finden sich Namen und Beschreibungen von zahlreichen heuteverschwundenen Siedlungen. Die Bevölkerung in Deutschland verdreifachte sich vom Jahr1000 bis 1350. Deshalb musste zusätzlicher Wald gerodet werden, um Siedlungs - und Wirt-schaftsfläche zu schaffen. Aber schon bald wurden viele Dörfer wieder aufgegeben.Seuchen, wie der Pest, rafften mehr als ein Drittel der Menschen hin. Das führte zur Ent-völkerung ganzer Landstriche.

Durch den Gebrauch von Pflügen, deren eiserneSchar fest eingestellt war und die Scholle nurnach einer Seite wendete, entstanden Wölbäc-ker. Die Scholle wurde stets zur Mitte des Ackersgekippt, der dadurch in der Mitte aufgewölbtwurde. So wurde die humose Bodenkrume zulänglichen Hügeln zusammengepflügt. Das kamder Bodenfruchtbarkeit zugute, denn die Bödenin den spät besiedelten Mittelgebirgen warenkarg. Solche Wölbäcker sind noch heute gut imWald zu erkennen. Im Hochmittelalter wurdendie Mittelgebirge besiedelt, weil in den tieferenLagen kein Platz mehr war.

19

Neben Fundamenten der Gebäude gibt es inOberberghausen auch noch Kellerreste derehemaligen Bauernhöfe.

Ein Teil der ehemaligen Ackerfläche wird wegendes Landschaftsbildes als Wildwiese offengehal-ten. Würde nicht immer wieder gemäht, würdeauch hier Wald entstehen.

Der Weiler Oberberghausen (Lkr. Freising) wurdeerst im Jahr 1884 aufgegeben, die Äcker undHöfe von der Staatsforstverwaltung aufgekauft.Sämtliche Gebäude wurden abgetragen. Nurdie Kirche St. Clemens und der romantischeFriedhof mit den schmiedeeisernen Kreuzenblieben erhalten.

Die Felder wurden mit Douglasien und Roteichen aufgeforstet,die heute zu mächtigen Bäumen herangewachsen sind. Heutebetreuen die Bayerischen Staatsforsten diese Flächen.

20

Kirchen im Wald

Am Christenstein bei Sesslach (Lkr. Coburg) sollen sich nachalten Quellen „ in der Heidenzeit heimlich Christen getroffenhaben“. In Höhlen wie dieser lebten immer wieder Eremiten imWald.

Die barocke Buschelkapelle bei Ottobeuren(Lkr. Memmingen) liegt auf einem mittelalter-lichen Burghügel. Nach der Säkularisation

wurde sie in ein Jagdschloß umgewandelt undwird seit 1852 wieder als Kapelle genutzt.

Mittelalterliche Eremiten lebten in der schützen-den Abgeschiedenheit des Waldes in Höhlen.Der Sebalder Reichswald bei Nürnberg ist nacheinem solchen Eremiten benannt. Der Hl.Sebaldus wird mit dem Pilgerstab und derNürnberger Sebalduskirche dargestellt.

Der Passauer Fürstbischof Leopold ließ 1618 ein Walddorf anlegen, demer seinen Namen gab: Leopoldsreut. Aufgabe der Siedler war dieSicherung der Grenze gegen Böhmen und die Instandhaltung desGoldenen Steiges, eines Handelsweges nach Böhmen. Die Leopoldsreuter lebten unter harten Bedingungen von einer kargenLandwirtschaft (Viehhaltung mit Waldweiderecht) und Holzarbeit. Nachdem zweiten Weltkrieg wurde die entlegene Höhensiedlung aufgege-ben, die Häuser abgebrochen und die Gründe aufgeforstet.Als Denkmal aus alter Zeit steht noch die St. Nepomuk-Kirche. Sie ist mit 1108 m die höchstgelegene Kirche des Bayerischen Waldes.

Häufig blieben die Kirchen als letzte Reste ehemaliger Siedlungen erhalten, während dieWohn- und Wirtschaftsgebäude aufgelassen und abgetragen wurden. Heute liegen dieseGebäude oft malerisch in der Landschaft und sind Ziel von Erholungssuchenden.

21

Die Markuskapelle bei Schollbrunn (Lkr. Main-Spessart) wurde im Bauernkrieg 1525 erstmals zerstört und im 30-jährigen Krieg ganz aufgege-ben. Sie diente dann zeitweise als Viehstall. Im 19. Jahrhundert wollten umliegende Gemeinden mehrfach das vorhandene Mauerwerk für denHausbau oder den Straßenbau verwenden. Das wertheimische Fürstenhaus Löwenstein und seine Forstmeister wehrten diese Versuche jedochab und achteten darauf, dass die romantische Ruine erhalten blieb.

Luftbild der Grabung in der ehemaligenWallfahrtskirche St. Salvator bei Rauenzell(Stadt Herrieden) im Lkr. Ansbach. Die langen Schatten der Bäume kommen von der Aufnahme des Bildes am frühenVormittag.

22

Kohlgruben und Meilerplatten

An vielen Orten im Wald gibt es Reste von runden,meist künstlich eingeebneten Plätzen von sechs biszehn Metern Durchmesser. Die Bodenoberfläche istmit Holzkohlenresten durchsetzt, in tieferen Schich-ten finden sich Anreicherungen von Holzteer.Oft befindet sich eine größere Zahl von Meilerplät-zen an einer Stelle, da der Köhler mehrere Meilergleichzeitig betreute. Der Betrieb sollte sich wirt-schaftlich lohnen. Während ein Meiler brannte und

beobachtet wurde, konnten andere aufgeschichtet,mit Erde abgedichtet und wieder andere ausge-räumt werden.War alles Holz im Um-kreis gefällt und ver-kohlt, zogen die Köhlerweiter und legten an-dernorts neue Kohl-plätze und Meiler an.

Meilergrube im Forstmühler Forst (Lkr.Regensburg). Sie stammt aus dem frühen

Mittelalter. Die Grube wurde mit Holz befüllt,ein Schacht in der Mitte zum Anzünden aus-gespart. Mit Farnen und Erde wurde sie abge-deckt. Nach zehn Stunden war der Verkoh-

lungsprozess abgeschlossen.

Die Technik derstehenden Rund-meiler kam erst imspäten Mittelalterauf. Noch heutewerden bei Wald-und KöhlerfestenMeiler betrieben,um den MenschenGeschichte lebendignahe zu bringen.

Holzkohlestückegeben Auskunftüber das Alter des Meilers und über die Holzarten. Sie sind eine wichtige Quelle für die Vegetations-geschichte einer Region.

In geneigtem Gelände sind Meilerplätze rückwärtigin den Hang eingegraben, wie hier an den Einhän-gen der Schondra zwischen Detter und Heiligkreuzin der Vorrhön (Lkr. Bad Kissingen). Die weiße Liniegibt den Verlauf des Geländes wieder. In vielenFlurnamen wie Meilerhütte oder Kohlstatt ist dasalte Waldgewerbe noch lebendig.

Die Köhlerei war in früheren Zeiten ein weit verbreitetes Gewerbe im Wald. Holzkohle istleichter zu transportieren als Holz und erzeugt eine größere Hitze. Sie wurde im Wald her-gestellt und mit Karren zu den Hüttenwerken und Eisenhämmern gebracht, wo Erzegeschmolzen und Metalle verarbeitet wurden. Urbane Zentren wie Nürnberg hatten einengewaltigen Bedarf an Holzkohle für Schmiede und Handwerker aller Art.

23

Unter diesem unscheinbaren Hügel am Waldrandbei Wiesau (Lkr. Tirschenreuth) verbergen sich dieReste eines Pechofens.

Im Freilichtmuseum Glentleiten wurdeein historischer Kalkofen nachgebaut.In der Brennkammer sindKalksteinbrocken aufgeschichtet. EinBrand dauerte vier bis fünf Tage.

Ausgegrabener Pechofen im Egertal vor und nach der Ausgrabung (Lkr. Wunsiedel). Schon 1368 werden Pechöfen im Egertal imZusammenhang mit der Eisenverarbeitung erwähnt.

Kalköfen, PechöfenIn unseren Wäldern finden sich als Überreste weiterer Waldgewerbe verschiedene Ofenty-pen. Leicht können sie mit Grabhügeln verwechselt werden. Oft finden sich in der Näheaber Brandspuren, die auf den einstigen Zweck hinweisen. Ofenhügel die von Kalköfenstammen, liegen meist in der Nähe von Kalksteingruben.

Gebrannter KalkDurch Erhitzen („Brennen“) vonKalkstein (Calciumcarbonat) ent-weicht Kohlendioxid, gebrannterKalk entsteht. Wird dieser mitWasser vermischt, entwickelt sicheine starke Wärme. Dabei bildetsich gelöschter Kalk. Er gehtdurch langsame Aufnahme desKohlendioxids der Luft wieder inCalciumcarbonat über.

In Teer- und Pechöfen wurde aus Holz Teer gewon-nen, das in einem weiteren Arbeitsgang zu Pech ver-arbeitet werden konnte. Als Schmiermittel brauchteman es in großen Mengen in Hammerwerken, alsDichtungsmittel im Schiffsbau und in den Braue-reien. Man verschloss damit die Ritzen zwischenden Planken und Löcher in den Fässern. Aber auchals Klebstoff und Heilmittel wurde es eingesetzt.Aus 10 Kubikmetern Buchenholz konnten gut 100Liter Teer und 1,5 Tonnen Holzkohle gewonnenwerden. Der Verschwelungsprozess brauchte etwaeine Woche.In Kalköfen erzeugte man gebrannten Kalk, der vonalters her durch Beimischung von Sand zur Herstel-lung von Mörtel verwendet wurde und für die Bau-tätigkeit aller Epochen unabdingbar war.

24

Wald und Glasherstel lung

Ab dem 14. Jahrhundert werden die Fenstervon Wohnhäusern mit runden Glasscheibenverglast, die mit Bleistegen zusammengehaltenwerden. Produktionsbedingt haben sie eineVerdickung in der Mitte, die Butze, weshalbman von Butzenglasscheiben spricht.

Glas war bis weit ins Mittelalter hinein einLuxusartikel, der vor allem für die Herstel-lung von Schmuck, aber nur wenig fürGlasgefäße Verwendung fand. Trinkgefäßeaus Glas wurden erst nach und nach zueinem festen Bestandteil der Tischkulturder adeligen Bevölkerung.

Die ältesten Glasfenster Bayerns sind diePropheten im Augsburger Dom, sie stam-men von Ende des 11. / Anfang des 12.Jahrhunderts. Vor allem in der Gotik

wurden bunte, monumentale Glasfensterin Kirchen immer beliebter.

Die großen abgelegenen Waldgebiete Bayerns wurden lange Zeit vom Menschen nicht ge-nutzt. Erst als der Bedarf nach Rohstoffen stieg, verlegte man energie- und rohstoffintensiveNutzungen wie die Glasherstellung in diese Waldregionen.

Die Herstellung von Glas ist ein rohstoffverzehren-der Industriezweig. Zur Produktion wird Quarz-sand, Holz als Energieträger und Pottasche benö-tigt. Pottasche wird durch Verbrennen v.a. von Laub-holz gewonnen. Sie war als Fließmittel notwendig,um die Schmelztemperatur herabzusetzen.

In Bayern konzentriert sich die Herstellung vonGlas v.a. auf Gebiete im Bayerischen Wald, imFrankenwald und im Spessart. Hier waren die Vor-aussetzungen in der Natur ideal. Die ersten Glas-hütten in Frauenau und Rabenstein wurden vor fast600 Jahren gegründet.

Noch heute gibt es Orte, deren Namen auf dieAnsiedlung von Glasmachern hindeuten, so z.B.Rupperthütten im Spessart und Spiegelau im Baye-rischen Wald. Auch Flurnamen wie z.B. Aschen-tiegel oder Glasleite deuten auf die frühereNutzung hin.

Headl ines

25

Glasbrocken mitSchlackenresten aus einerhistorischen Glashütte desBayerischen Waldes.Zur grünlichen Farbe desalten Waldglases kommtes durch den Eisengehaltdes Quarzgesteins. Späterfand man Möglichkeitenum das Glas zu entfärbenund weißes Glas zuschmelzen.

Darstellung eines Glasofens und des Glashüttenbetriebesim Bergbaubuch des Georg Agricola aus dem 16. Jahr-hundert. Herz einer Glashütte war der Schmelzofen, deraus handgefertigten Ton-Schamotte-Ziegeln gemauert war.

Ausgrabung einer Pro-terobas-Glashütte imFichtelgebirge bei Neubau,Gemeinde Fichtelberg (Lkr.Bayreuth). Der schwarzeBodenfleck zeigt, wo sichder Brennraum befand.Viele Glashütten bestan-den nur kurze Zeit, wurden dann nicht mehrgenutzt, verfielen undgeben heute als Boden-denkmäler Zeugnis vonder frühen wirtschaftlichenNutzung des Waldes.

Glashütten verwüsteten den WaldFür die Herstellung von 1 kg Glas wurde ca. 1 RaummeterHolz benötigt v. a. für die Herstellung der Pottasche. Der Holz-bedarf einer einzigen Glashütte betrug jährlich 2.000 bis 3.000Festmeter Holz, was etwa einer Menge von 2.800 bis 5.200Raummetern entspricht. Hierfür wurden pro Jahr 20 bis 30 haWald abgeholzt. Wegen dieses immensen Holzbedarfs konn-ten beispielsweise im Spessart auch nie mehr als 10 Waldglas-hütten gleichzeitig betrieben werden. Eine solch intensiveNutzung veränderte das Waldbild massiv.

26

Bergbau und Hüttenwerke

Um das Gestein in den Gruben aufzubrechen wurde Feuergesetzt. Dadurch entstanden Spannungen im Gesteinsinneren,die es zum Bersten brachten, wie hier im Bergbauspiegel von1700 dargestellt.

Weil manche unterirdische Hohlräume mit derZeit einbrachen entstanden Trichter, wie hier beiSommerkahl (Lkr. Aschaffenburg).

Mit den aufkommenden Gewerben und dem Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaftim Hochmittelalter stieg die Nachfrage nach Edelmetallen. Schon im 13. Jahrhundert wurdean vielen Orten im Wald nach Rohstoffen im Boden gesucht. Vor allem das 16. Jahrhundertwar eine ressourcenhungrige Zeit, intensiv wurden neue Abbaumöglichkeiten erprobt. Vorallem die Edel- und Buntmetalle wie Silber und Kupfer, Blei und Kobalt, aber auch Eisenwaren begehrt.

Im Kahlgrund im Spessart gab es 42 Bergwerke, mitgroßen Stollensystemen. Schon 1542 ist Bergbau inSommerkahl (Lkr. Aschaffenburg) urkundlich nach-gewiesen. In der Gemarkung „Pochrain“ erfolgteder Kupferabbau in etwa 100 m Tiefe. Erst vor 80Jahren wurden die letzten Gruben stillgelegt. Bereits 1387 gab es in der Oberpfalz 77 Hammer-werke, hier stand Eisenerz in großem Umfang zurVerfügung. Rasch entwickelte sich die Region zumprosperierenden Industriegebiet, das Energie ausHolzkohle (Schmelze des Erzes) und Wasserkraft(Bearbeitung des Eisens) nutzte. Zahlreiche Gewäs-ser waren zu Mühlteichen aufgestaut, an derenDämme Hammerwerke arbeiteten, die mit Wasser-kraft betrieben wurden.An der Ostabdachung des Fichtelgebirges gewannman im Mittelalter obertägig Zinn. Zinngraupenwurden aus dem Verwitterungsschutt des Gesteinsmit Hilfe umgeleiteter Bäche ausgewaschen. In gro-ßen Arealen ist bis heute der Boden durchwühlt,von Gräben zerfurcht, Erdmaterial verlagert und zuHalden aufgeschüttet.

Pochwerke und HämmerJeder der oberpfälzer Eisenhämmer verarbeitetejährlich ca. 130 t Erz, wofür jeweils 500 t Holz-kohle benötigt wurde. Daraus wurden 34 t Roh-eisen hergestellt. Mit dem Ochsenkarren, demTransportmittel der damaligen Zeit, waren 1400Fuhren nötig. So erklären sich tief ausgefahreneHohlwege in der Nähe dieser ehemaligen Verhüt-tungsplätze (vgl. S. 32 u. S. 33).

27

Auch die Kelten bauten Erz ab.Hier eine Trichtergrube im Staats-forst bei Hienheim (Lkr. Kelheim),in der sie vor über 2500 Jahrenobertägig Eisenerz schürften.

Auch Spezialerden und Tone wurden abgebaut. Die Tiegeltonlöcher imSebalder Reichswald bei Nürnberg

hatten für das Metallhandwerk eine her-ausragende Bedeutung, weil dieser Tonaußerordentlich gut für die Herstellungvon Gussformen der Erz- und Messing-gießerei geeignet war. So begehrt war der Ton, dass der Rat der Stadt dieAusfuhr stark beschränkte und sogar

Kaiser Maximilian I. nicht ohne Weiteres50 Tonnen jährlich für seine Messing-hütte in Innsbruck bewilligt bekam. Weil der Ton kaum Wasser versickern

lässt sind viele der Tiegeltonlöcher heuteFeuchtbiotope.

Schlackenhalde am Mordgraben bei Kupferberg (Lkr. Kulmbach). Hierwurde vom 14. bis zum 20. Jh. Kupfer gewonnen. Auch Reste vonBergwerksanlagen und Verhüttungsplätzen finden sich im Gelände.

28

Steine und Gräben

Der „Dreiwappenstein“ zwischen den Landgerichten Lauenstein (LL) undTeuschnitz (LT) des Königreiches Bayern (KB) sowie dem Amt Sonneberg(AS), Sachsen-Meiningen (SM), jetzt die Landkreise Kronach und Sonne-berg/Thüringen, wurde 1821 als Ersatz für den Vorgängerstein, einemDreiherrenstein, gesetzt.

Grenzgräben wurden ausgehoben, um den Verlauf der Grenzeeindeutig und dauerhaft zu markieren. An ihnen stehen zusätz-lich Grenzsteine, wie hier im Frankenwald an der Grenze zwi-schen den früheren Herrschaftsgebieten des Bistums Bambergund der Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth.

Die Rothenburger Landhege grenzte als Graben einst das Hoheitsgebietder freien Reichsstadt ab. Sie wurde um 1430 erbaut und hatte eineLänge von 56 km. Damit sollten Gebietsansprüche gesichert und feind-liche Übergriffe erschwert werden. Reiter überwachten die aus Gräbenund Wällen bestehende, bis 24 m breite Anlage. Die Landhege hatteauch eine ökonomische Funktion: der Warenverkehr wurde dadurch aufdie Straßen gezwungen, an denen beim Passieren der Grenze Zoll erho-ben wurde.

Das heutige Bayern ist aus vielen verschiedenen Kleinstaaten des Hl. Römischen Reicheshervorgegangen. Es gab Fürstbistümer, Reichsklöster, unabhängige Grafschaften und Ritter-schaften sowie freie Reichsstädte. Die Grenzen dieser Territorien wurden mit behauenenSteinen markiert, die oft heute noch im Wald zu finden sind.

Neben den Territorialgrenzsteinen gibt es auch Stei-ne, die die Gemarkung der Siedlungen scheiden,oder spezielle Nutzungsrechte markieren, z.B. Jagd-,Weide- oder Fischereigrenzsteine.Die ersten, noch im Mittelalter gesetzten Grenz-steine waren nur grob behauen und höchstens mitschlichten Zeichen, wie Kreuzen oder Buchstabenversehen. Erst im 15. Jahrhundert werden Grenz-steine von Steinmetzen gefertigt. Sie sind aufwän-diger gestaltet und tragen oft Jahreszahlen, späterauch fortlaufende Nummern. Daneben erscheinenbeidseits kunstvolle Wappen bzw. Symbole derGrundherren, Anfangsbuchstaben der Gemeindenoder Grundeigentümer.

29

Nach der Neuordnung der deutschen Kleinstaaten aufdem Wiener Kongress 1815 schwand der Bedarf an neuenGrenzsteinen merklich. Die Grenzsteinsetzung reduziertesich zu einer eher formalen behördlichen Angelegenheit.Auch rein äußerlich änderte sich ihre Gestaltung: die

Hoheitssymbole verschwanden; an ihre Stelle tra-ten die Abkürzungen für die jeweiligen Territorial-herrschaften. „KB“, das für „Königreich Bayern“stand, grenzte den Staat nach außen ab.

Am Dreiherrenstein bei Weitramsdorf (Mitte) trafen drei Herrschaftsgebiete aufeinander, das Herzogtum Sachsen-Coburg, das HerzogtumSachsen-Meinigen und das Königreich Bayern. Jacob Grimm berichtet, dass sich an solchen „Dreiherrensteinen“ gelegentlich die drei Fürstentrafen, einen Tisch aufstellen ließen und jeder auf seinem Hoheitsgebiet sitzend, zusammen speisten. Heute stoßen hier die Länder Bayern und Thüringen mit den Landkreisen Coburg und Hildburghausen aneinander. Die beiden anderen Steine im Bild grenzten Jagdhoheit und Cent-Bezirke voneinander ab.

30

Als Material für die Grenzsteine verwendete manbis ins 19. Jahrhundert den je nach geologischenGegebenheiten regional vorkommenden Stein. Erstim 20. Jahrhundert verdrängte der witterungsbe-ständigere und insgesamt robustere Granitstein diebis dahin üblichen lokalen Gesteinsarten. Das lagan den verbesserten Transportmöglichkeiten.

Heute werden Grenzen mit moderner Technologieeingemessen und sind in digitalen Karten doku-mentiert. Grenzsteine haben als Grenzzeichenweitgehend ausgedient. Sie stehen aber heutenoch als Zeichen unserer Vorfahren im Wald, diedamit die Ressourcen für ihre Dorf- oder Staats-gemeinschaft sichern wollten.

Ste ine und Grenzzeichen

Der alte Dreifrankenstein steht im Wald bei Kleinbirkach undmarkierte bis zur Gebietsreform 1972 den Berührungspunkt derdrei fränkischen Regierungsbezirke. Heute liegt der Berührungspunkt der drei Franken 7 km südöst-lich und außerhalb des Waldes.

Für die Gemeinde Ringelaiist dieser historische Bezugso wichtig, dass sie einenGrenzstein als zentralesElement in ihr Wappen auf-genommen hat.

Diese beiden Grenzsteine bei Ringelai (Lkr.Freyung-Grafenau) grenzten das Gebiet desFürstbischofs von Passau vom KurfürstentumBayern ab. Heute sind sie als Kulturdenkmalin einen beschilderten Rundwanderweg ein-gebunden.

Ein Schüler visiert den Grenzzug an. Er steht auf einem BB-Grenzstein (Bistum Bamberg), der zu einem KW-Steinumgemeißelt wurde. Davor liegt der frühere Feldstein.

KW bedeutet „Königlicher Wald“ und markierte die Grenzen des Staats-besitzes nach 1806 im Inneren. Steine mit diesem Kürzel finden sichheute noch häufig an den Grenzen des Staatswaldes. Seit Abschaffungder Monarchie 1919 werden an dieser Stelle neu gesetzte Steine mitStW, „Staatswald“, bezeichnet. Die Bayerischen Staatsforsten bewirt-schaften diesen seit 1.7.2005.

31

Hier wird an der Grenze zwi-schen den beiden FreistaatenBayern (Lkr. Kronach) und

Thüringen (Lkr. Saalfeld-Rudol-stadt) am 11.11.1994 ein neuerLandesstein an der Stelle einesehemaligen Wappensteines mit

den Feldgeschworenen aus Oberfranken und Thüringen

feierlich gesetzt.

Grenzsteinsetzungen....sind feierliche Akte, denen Vertreter der angrenzenden Grundeigentümer, die Feldgeschworenen der zustän-digen Gemeinden und die Landvermesser beiwohnen. Oft wurden früher auch Kinder mitgenommen, die sichdurch dreimaliges „Stauchen“ mit dem Gesäß auf dem Stein, Ziehen an den Ohren oder Haaren um den Steinherum oder durch Ausgabe von Leckereien den exakten Standort besonders deutlich einprägten. Damit solltedas Wissen um den Origi-nalstandort des Steines auchin die folgende Generationübergehen. Denn es kamimmer wieder vor, dassSteine versetzt wurden.

32

Häufig befinden sich an Hangkanten mehrere, tiefin die Landschaft eingeschnittene Gräben, die un-mittelbar nebeneinander liegen und durch Gelän-derippen voneinander getrennt sind. Es sind Relik-te von Hohlwegsystemen. Sie weisen auf alte Ver-kehrlinien hin, die heute ihre Funktion als Verbin-dung zweier Orte verloren haben. Man sprichtdaher auch von Verkehrswüstungen in Anlehnungan aufgelassene Orte, die Wüstungen (s. S.18). Durch Erosion wurden die Fahrspuren zu Hohl-wegen ausgeräumt. Im Wald sind die Erhaltungsbe-dingungen für historische Wege deutlich besser alsim freien Feld, wo sie vom Pflug bis zur Unkennt-lichkeit verschleift wurden.

Wegespuren

Ein mächtiges Hohlwegesystem führt zur Wallfahrtskapelle Maria Eck(Lkr. Traunstein). Generationen von Pilgern sind zu der hoch über demChiemgau gelegenen Kapelle gewallt. Die tief eingeschnittenen Wegewurden mit Füßen, Krücken und Hufen ausgetreten, aber auch schmale,eisenbeschlagene Reifen von Wägen, auf denen Wirtschaftsgüter undKranke transportiert wurden, haben dieses Bild geformt.

Auch in felsigem Untergrund konnten Fahr-spuren sich eintiefen. Diese römische Fern-straße führte von Augsburg über den Brennernach Verona. Die Spuren sind mehr als ein-einhalb Jahrtausende alt und liegen südlichKlais, Lkr. Garmisch-Partenkirchen.

Zur römischen Zeit war die Landschaft von einemdichten Straßennetz durchzogen. Der geradlinige

Verlauf der Via Claudia Augusta nördlich vonLechbruck (Lkr. Ostallgäu) markiert den Verlauf

der Straße, die von Italien nach Augsburg führte.

Dieses römischeGrabmal ausAugsburg zeigteinen Leiterwagenmit zwei Wein-fässern, der vonzwei Ochsen gezogen wird.

Siedlungen waren immer durch Wege verbunden, auf denen die Menschen zu Fuß mitTieren oder mit Fahrzeugen unterwegs waren. Über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweghinterlässt das Spuren im Boden. Besonders im Wald und hier vor allem an Hanglagenlassen sich die vom Verkehr früherer Zeiten geschaffenen Eintiefungen oft noch gut imGelände erkennen.

Headl ines

Triebsteine markiereneinen Weg, auf demausmärkische Bauern

Vieh durch den IphöferWald treiben durften(Lkr. Kitzingen). In

Flurbezeichnungen hatsich der Begriff „Am

Trieb“ vielerorten nocherhalten. Der von denHufen ausgetretene

Weg ist im Bild gut zuerkennen.

Schmalspurige Räder mit Metallreifen übten einen sehr hohen Druckauf die Bodenoberfläche aus, es kam zu Geleisbildung. Dabei wurdeder Boden durch die Hufe der Zugtiere aufgewühlt (Foto von 1926 beiRosenheim).

Bis ins 19. Jahrhundert produzierte die Forstwirtschaft v.a. Brennholz,das meist auf zweirädrigen Karren über Erdwege aus dem Wald geholtwurde. Während der Industrialisierung wurde dann aber auf Bauholz-erzeugung umgestellt. Die alten Erdwege wurden mit Steinlagen(Makadam-Bauweise) befestigt, um die höheren Lasten tragen zu können. Die Aufnahme zeigt Waldarbeiter bei Ruhpolding, die noch in den 1950er Jahren diese Wege von Hand bauten.

Der Böhmweg zählt zu den ältesten Verbindungen zwischenDonau und Moldau. Er führte wohl schon in der Keltenzeit alsausgetretener Fußweg über den Nortwald. Im 18. Jahrhundertwurde er mit Granitplatten befestigt, damit er von Kaufleutenmit Planwagen befahren werden konnte.

33

Wie Hohlwegebündel entstanden:Radspuren konnten sich nur eintiefen, wenn Wege immerwieder spurgetreu befahren wurden. War erst eine be-stimmte Eintiefung erreicht, wurde dieser Weg auf denvorgegebenen Geleisen eingehalten (Spurzwang). Warein Weg zu tief eingeschnitten und dadurch nicht mehrfahrbar, entstand daneben ein neuer, der sich ebenfallsnach und nach eingrub und so zu neuem Spurzwangführte.Je häufiger ein Weg befahren wurde, je größer das Ge-wicht des Fahrzeugs, je steiler das Gelände und je locke-rer das Ausgangsmaterial war, desto leichter setzten dieKräfte der Erosion an und tieften die Fahrsohle ein.

34

Kanäle und Floßteiche

Der Ludwig-Donau-Main-Kanal zwischen Kelheim und Bambergwurde 1845 fertiggestellt. Ein großer Teil des 178 km langenBauwerks liegt im Wald. Mit Pferden wurden die Schiffe überdie europäische Wasserscheide gezogen. Heute wird diesestechnikgeschichtliche Denkmal von Erholungssuchenden gerngenutzt, wie hier an der Schleuse bei Nürnberg-Worzeldorf.

Kanäle sind ein wichtiges Element der Industriali-sierung und ein Beleg für die intensive Nutzungvon Waldgebieten. Die künstlichen Wasserstraßen,wie der Ludwig-Donau-Main-Kanal, ermöglichtendas Herbeischaffen von Rohstoffen und denAbtransport von fertigen Produkten. Zweck desWimmerschen Kanals im Bayerischen Wald war es,große Mengen Holz in die Donau zu triften undvon dort weiter ins rasch wachsende und energie-hungrige Wien des 19. Jahrhunderts zu flößen.Im Frankenwald wurden für den Holländerholz-handel seit dem 16. Jahrhundert Floßteiche, Wehreund Floßgräben angelegt, die das Landschaftsbildbis heute mitprägen.

Holz ist als Rohstoff ein begehrtes aber auch ein sperriges Gut. Während sich in den dichtbesiedelten Gegenden mit wachsender Bevölkerung zunehmend ein Mangel auftat, gab esin den schwer zugänglichen Gebirgen Holz im Überfluss. Schon früh hat man das Wasserzum Transport von Stämmen und Scheiten genutzt, entweder in natürlichen Bach- undFlussläufen oder in Kanälen, von denen viele im 19. Jahrhundert gebaut wurden.

Bei der Flößerei wurden Baumstämme zusam-mengebunden und über die Flüsse zum Bestim-mungsort bewegt. So hat man aus dem Franken-wald viele Stämme bis Rotterdam transportiert,wo sie im Hafen verbaut wurden. Die riesigenFlöße, oft bis zu 200 m lang, dienten sowohldem Transport anderer Materialien als auch demvon Personen.Die Trift (von treiben) fand auf den Bächen derMittelgebirge und der Alpen statt, die zu wenigWasser für die Flößerei hatten. Man zersägte dasHolz in sehr kurze Abschnitte und warf es unge-bunden ins Wasser. Auch auf Kleingewässernwurde getriftet, indem man künstliche Hochwäs-ser erzeugte. In Klausen (Stauweihern) wurdedas Wasser gesammelt, das Holz ins Bachbettunterhalb des Sees geworfen und dann miteinem Schwall zu Tale gespült. Triftholz dienteals Brennholz.

Flößer im Frankenwald um 1900. Über die Rodach, denMain und den Rhein wurde das Holz bis in die Niederlandegeflößt. Mit zunehmender Wassermasse flussabwärts wurdendie kleinen Flöße zu größeren Flößen verbunden, die dannbis zu 30 m breit und 200 m lang waren. Sie stellten einwichtiges Transportmittel für Menschen und Güter dar.

35

Im Unteren Bayerischen Wald bei Freyung und Waldkirchen verbirgt sichder Wimmersche Kanal - ein technikgeschichtliches Denkmal. Schon zurZeit seiner Erbauung im Jahr 1805 galt der etwa „11 Stunden“ langeHolzschwemm- oder Triftkanal als eine Besonderheit.

Die Triftklause Seehaus wurde in den Jahren 1765/66 errichtet. SteinerneKlausen waren wichtige Stauwerke im Salinen-Forstbezirk um Reichen-hall. Durch die Öffnung der Klausentore konnte das Holz mit einemSchwall zu Tal gelassen werden. Das in den Wäldern um Seehaus ein-geschlagene Holz wurde von hier bis Traunstein getriftet und diente der Saline als Brennholz für die Salzgewinnung. Holztrift war in denAlpen weit verbreitet. Die letzte Trift fand am Seehaus am 15. Juni 1896statt.

Wie die Trift über dieIlz und ihre Neben-flüsse im BayerischenWald organisiert war,kann man auf dieserholzgeschnitzten Tafelsehen. Das Fluss-system ist mit Klausenund Kanälen ergänzt,um das Holz mit künstlichen Hoch-wässern zu transpor-tieren. Am Zielpunktfingen Rechen dieScheite auf.

Der Schwarzenbergische Schwemmkanal - hier eine Aufnahmeaus dem Jahr 1900 - verlief vom Böhmerwald nach Wien. Erwurde bis 1961 genutzt. An der ganzen Kanalstrecke standen Tagund Nacht Trifter bereit, um die Holzstücke mit langen Stangenweiter zu treiben und um ein „Verspießen“ zu verhindern.

Im Frankenwald, hier der Landleitenbach bei Rothenkirchen,wurden im Verlauf der Jahrhunderte fast alle Floßbäche so stark verbaut, dass sie streckenweise noch heute den Eindruckvon kleinen Kanälen machen. Durch Uferbefestigung ausBruchsteinen und stellenweise sogar Pflasterung der Bachsohlesind die Bäche auf Teilstrecken regelrecht „versteinert“.

36

Wegkreuze, Marterl , Bi ldstöcke

Meist sind diese Wahrzeichen aus örtlichem Natur-stein errichtet, manchmal auch aus Holz. Viele sindsäulenförmig und tragen in einer Nische eine Heili-genfigur, ein Relief, ein Gemälde oder ganz schlichtnur ein Kreuz. Zum Schutz vor Regen sind sie oftüberdacht. In katholischen Gegenden zeigen siehäufig Maria. Bildstöcke, die das Leid (= Marter/Martyrium) Christi zeigen, werden auch „Marterl“genannt. Meist stehen die Marterl, die zum beteneinladen, an Wegen und Wegkreuzungen oder ander Stelle eines Unglückes, wie es bei der winter-

lichen Holzabfuhr, z.B. in den Alpen, häufig ge-schah. So erinnern diese Bildwerke wie Grabsteinean die Verunglückten.Wo Pilgerwege durch den Wald führen, z.B. nachAltötting oder auf den Kreuzberg in der Rhön, findetman besonders häufig diese frommen Wegbeglei-ter. Vor allem in der Barockzeit, aberauch im19. Jahr-hundert wurden viele Marterl errichtet.Bildstöcke gelten als Kulturgut, das oft in Karten ver-zeichnet ist und so auch als Orientierungspunkt inder Landschaft dient.

Kein Waldgebiet in Bayern, in dem sich nicht Marterl oder Bildstöcke fänden. UnsereVorfahren haben diese Zeichen an den Wegen zur Erinnerung an Unglücksfälle oder ausreligiösen Gründen errichtet.

Als Orientierungspunkte für Wanderer und als kulturelleAnkerpunkte in der Natur finden Bildstöcke das Inter-esse von Wanderern (Heiliges Kreuz bei Thalhausen,Lkr. Freising).

Kreuzwege sind eine Art Kurzpilgerweg, der mit14 Stationen versucht, die Leiden Christi nachvoll-

ziehbar zu machen. In vielen Wäldern findensich solche Stationen, die oft auf Anhöhen

führen, auf denen ein Kreuz oder eine Kapellesteht. Hier in Neubrunn (Lkr. Würzburg) sind die

Bildstöcke aus Buntsandstein gefertigt und stammen aus der späten Barockzeit.

37

Gedenkkreuz für den Spessart-Wilderer Johann Adam Hasenstab, deran dieser Stelle 1773 von einem Revierjäger erschossen wurde. SeineGetreuen setzten ihm hier im Kropfbachtal bei Altenbuch (Lkr. Milten-berg) diesen Gedenkstein. Waldführer Norbert Köhler legt zum Geden-ken einen frischen Bruch auf das Kreuz.

Bildstock bei Bischbrunn (Lkr. Main-Spessart). In den uraltenStock aus Buntsandstein wurde eine moderne Kreuzigungs-gruppe eingefügt.

SühnekreuzeIm Mittelalter konnte ein Mord oder ein Totschlag nach damaligem Recht durch eine gütliche Einigung zwischen Tä-ter und den Hinterbliebenen des Getöteten gesühnt werden. In ausführlichen Sühneverträgen wurden dem Verbre-cher verschiedene weltliche und kirchliche Bußen auferlegt, um die Blutfehde zu beenden. Dazu gehörte meist auchdas Errichten eines Steinkreuzes am Ort des Verbrechens. Oft ist die Mord-

waffe oder ein berufstypisches Gerät desGetöteten in den Stein gehauen. Als KaiserKarl V. im Jahre 1533 die Halsgerichtsord-nung einführte, wurden private Abmachun-gen nicht mehr geduldet. Ordentliche Ge-richte hatten die Täter jetzt nach geschriebe-nem Recht zu verurteilen. Damit waren Süh-nekreuze überflüssig geworden. Der Brauchsie aufzustellen lebte jedoch je nach Landes-sitte noch bis zum 17. Jahrhundert fort.

Im Nürnberger Reichswald, südlich vonHeroldsberg, befinden sich zwei Stein-kreuze von 1567, die an die Ermordungdes Nürnberger Reiterhauptmannes Esaiasvon Verss und seines Begleiters SebastianOeffelein durch markgräfliche Soldatenerinnern. Ob sie als Buße vom Anführerder Mordtruppe aufgestellt wurden, einemBeamten des Markgrafen, oder vom Ratder Stadt Nürnberg, ist unklar.

Um das Steinerne Kreuz bei Weitramsdorf (Lkr. Coburg) ranken sich viele Legenden. Sicherist, dass es schon 1599 stand, wahrscheinlich aber viel älter ist. Die Legende berichtet, dassein Findelkind, zur blühenden Jungfrau herangewachsen, drei Freier zum Kampf um sie er-mutigt habe. Als sich alle drei gegenseitig erdolcht hatten, soll der Ziehvater das Mädchenerschlagen und seinen eigenen Hof angezündet haben. Darauf sei er auf Nimmerwieder-sehen verschwunden. Das Kreuz sollen Freunde den drei Burschen gesetzt haben.

38

Orte der Erinnerung

Bis in die 1930er Jahre stand hier die 600 Jahre alte Wolfsbuche, an derder kurmainzische Revierjäger Johann Mantel im 18. Jahrhundert denletzten Wolf im Spessart zur Strecke gebracht haben soll. Als die Bucheeinging, wurde diese Sandsteinpyramide errichtet (bei Altenbuch, Lkr.Miltenberg). Sie liegt im Bereich der Bayerischen Staatsforsten.

Bronzebüste für den Natur- und WalddichterJoseph von Eichendorff. Die Landsmannschaftder Schlesier stiftete die Plastik 1959 zum Dank für die freundliche Aufnahme der Ver-triebenen im Lkr. Ebersberg und zum Geden-ken an den berühmten Landsmann. Sie stehtauf dem Aussichtshügel von Ebersberg: imRücken den kühlen Wald, vor sich die hügeli-ge, grüne Voralpenlandschaft.

Sarkophag des königlich preußischen Feldjägers Carl Weinreich undseines Begleiters Philipp Pfaffenberger, die 1806 von Wilderern an

dieser Stelle ermordet wurden. Der Berliner Weinreich hatte segens-reich in den Wäldern um Bayreuth gewirkt, das damals zu Preußen

gehörte. Wegen seiner forstlichen Verdienste wurde ihm die Ehre einerBestattung im Wald zuteil. Limmersdorfer Forst (Lkr. Kulmbach)

Schon seit Jahrtausenden wird der Wald vom Menschen genutzt undverändert. Alle Generationen haben Spuren ihres Wirkens hinterlassen,unbewusst und manchmal auch bewusst. Mit Denkmälern wird angeschichtliche Ereignisse und alte Nutzungen, an lokale Besonderheitender Natur und der Kultur erinnert. Sie laden ein zum Innehalten und zumNachdenken. Aus der Vielfalt seien einige Beispiele herausgegriffen:Vogler-Denkmäler erinnern an den Fang von Singvögeln, eine beliebteBeschäftigung vergangener Zeiten. Wolfsmartern zeigen auf, wo in derRegion der letzte Vertreter seiner Art erlegt wurde. Es gibt Denkmäler, die

erinnern an Sturmkatastrophen imWald und wieder andere an die Auf-forstungsleistungen von Förstern undWaldarbeitern. Die Wälder Bayernsbergen eine kaum überschaubareVielfalt dieser Erinnerungszeichen,die ebenfalls für die Zukunft erhaltenwerden sollen.

Der Eulenstein (Lkr. Erlangen-Höchstadt) wurde um 1980 imNürnberger Reichswald aufgestelltund soll an die Vielfalt derVogelarten im Wald erinnern.

Auch in Steinen und Mahnmalen, mit denen Menschen zu allen Zeiten auf Außergewöhn-liches im Wald aufmerksam machen wollen, kommt die besondere Stellung des Waldes zumAusdruck.

39

Die wiedererrichtete Waldgrenzsäule bei Heroldsberg (Lkr. Erlangen-Höchstadt) zeigt die Grenze zwischen den ehemaligen ForstbezirkenNeunhof, Dormitz und Tennenlohe an (vgl. S. 45).

Seit 1835 gibt es den Judenfriedhof in Memmelsdorf (Lkr. Hassberge). Der Friedhof ist von einer massiven Steinmauer umgeben. Etwa 100 Grabsteine sind auf dem Friedhof erhalten.

Der Irrhain bei Nürnberg wurde 1676 angelegt und ist zugleichKultur- und Naturdenkmal. Eine seit der Barockzeit bestehendeDichtergesellschaft nutzt ihn seit 336 Jahren zum Lustwandelnund für Lesungen. Zahlreiche Denkmäler unter den mächtigenBäumen erinnern an Dichtergrößen.

40

Neuere Zeit

In manchen Mittelgebirgen dienten Waldeisenbahn-en bis in die 1960er Jahre dazu, das geschlageneHolz aus dem Wald zu transportieren. Später wur-den die Schmalspurbahnen durch Wegebau undLKW ersetzt. Viele ehemalige Trassen werden heuteals Wanderwege oder Forstwege genutzt. Auch alteBrücken und Wälle sind von den Eisenbahnstreckenzurückgeblieben.

Kampfspuren aus dem letzten Krieg, wie Schützen-gräben oder Bombentrichter liegen oft in der Nähegroßer Städte oder bei Militäreinrichtungen. Restevon Gefangenen- und Zwangsarbeiterlagern sowieProduktionsstätten bilden Erinnerungsorte.

Freilegen einer Waldbahn-weiche bei Finsterau imBayerischen Wald. Die Wald-bahn wurde hier bis 1960genutzt.

Lange Zeit haben Schmalspurbahnendas Holz aus dem Wald gebracht.Erst seit den 1950er Jahren hat sie

der LKW ersetzt.

Die Schwarzachenklammbahn bei BadReichenhall (Lkr. Berchtesgadener Land)transportierte zwischen 1927 und 1957Holz aus dem Wald, das zuvor auf dem

Wasser angetriftet wurde. Die Streckenlängebetrug ca. 7 km. Längst sind die Gleiseabgebaut, die alten Schwellen sind zum

Teil noch vorhanden und werden von denBayerischen Staatsforsten unterhalten.

Rund 100 Jahre fuhr die Bahn von Lohr nachWertheim durch den 730 m langen Betting-bergtunnel (bei Trennfeld, Lkr. Main-Spessart).Seit 1979 ist die Strecke stillgelegt und dieGleise abgebaut. Der Wald erobert sichTerrain zurück.

Jede Zeit hinterlässt ihre Spuren im Wald. Auch aus dem 20. Jahrhundert finden sich vomMenschen geschaffene Zeugnisse als Gegenstände auf dem Waldboden oder als Spuren imWaldboden.

41

Das „Grüne Band“ zwischen Bayern und Thüringen an der ehemaligeninnerdeutschen Grenze ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier ist der

einstige „Eiserne Vorhang“ historisch erlebbar. Zugleich ist der ehemaligeGrenzstreifen ein unberührtes Refugium für seltene Tiere und Pflanzen.

Betonbogen, der als Rest eines Rüstungsbunkers aus dem ZweitenWeltkrieg im Mühldorfer Hart steht (Lkr. Mühldorf am Inn).

Betonobjekt mit unbekannter Zweckbestimmung im Bereich eines ehe-maligen KZ-Außenlagers im Mühldorfer Hart.

Bifänge

In den 1950er und1960er Jahren wurdeauch auf besondersnährstoffarmen Bö-den, v.a. in der Ober-pfalz, nach der Holz-ernte der Boden miteinem Waldpflug to-tal umgebrochen undzu Bifängen aufgepflügt: ähnlich einem Kartoffelackernur in größerem Maßstab. Dadurch entstanden Wälle,in deren Kern Humus mit Mineralboden vermischt warund auf die die jungen Bäume gepflanzt wurden.

Dieser Bombentrichterim Reichswald beiNürnberg ist heute ein Feuchtbiotop.Bombentrichter imWald entstanden häu-fig dadurch, dass alli-ierte Flugzeuge ihreLast einfach ausge-klinkt haben, um fürden Heimflug eingeringeres Gewicht zuhaben.

42

Durch Abgrabungen eines Walles sind im Profil die Steineder ehemaligen Burgmauer zu erkennen.

Der Weg durchschneidet den Wall einer mittelalterlichenBefestigung. Im Profil des breiten Durchstichs sind zubeiden Seiten die Steine der Mauer nun gut zu erkennen.

Gefährdung und Störung

Sind Bodendenkmäler mit Wald bestockt, wird dieOberfläche des Bodens nicht gestört, anders als beianderen Landnutzungsarten. Dies wirkt sichbesonders günstig auf ihre Erhaltung aus.

Umgang mit Wall und Graben

Die Reste ehemaliger Befestigungen gehören zuden auffälligsten archäologischen Strukturen in un-seren Wäldern. Häufig bilden sie markante, mehre-re Meter hoch erhaltene Linien, die ganze Gelän-deplateaus queren. Innerhalb der heute als Erd-riegel erhaltenen Befestigungen befinden sich meistEinbauten aus Stein und Holz. Die Geländelinien, die aus einer Kombination voneingetieftem Graben und massivem, erhöhten Wall

bestehen, erschweren häufig die Zugänglichkeitund wirtschaftliche Nutzung ganzer Waldpartien.Der Bau von Rückegassen oder Forstwegen, dieWälle durchstoßen oder Gräben überqueren, ist einmassiver Eingriff in die Substanz der Bodendenk-mäler und rechtlich nicht zulässig.Auch das Verfüllen der Gräben mit unterschied-lichen Materialien ist nicht erlaubt. Beispielsweisewird der Wimmersche Triftkanal (S. 35), ein überviele Kilometer gut erhaltenes Großbauwerk,immer wieder als Müllkippe für Bauschutt undGartenabfälle missbraucht.

Bodendenkmäler sind einzigartige Kulturgüter im Wald. Sie sind sehr empfindlich und beiVerlust oder Beschädigung nicht wiederherstellbar. Sie existieren in den Wäldern seitJahrhunderten, manche sogar seit Jahrtausenden und gehören zum Charakter und zurGeschichte einer Landschaft. Dadurch wirken sie identitätsstiftend für eine Region. EineZerstörung oder Beschädigung ist immer auch ein kultureller Verlust, den es aus Respektvor der Geschichte und den Menschen einer Region zu vermeiden gilt.

Headl ines

Durch das Ablagern von Bauschutt entlang eines Waldweges wird der Graben einer mehrteiligen Anlage immer stärker verfüllt und dasAussehen verändert.

Im Winter sind die tiefen Fahrspuren im Innenraum einerSchanze deutlich zu sehen (rechts der Wall). Die oberstenBodenschichten werden durch Befahrung verdichtet. Die imWaldboden geschützten Reste der ehemaligen Bebauung werden so verändert und verlieren ihre Aussagekraft.

43

Der durch Bäume sehr gut geschützte Wall wurde fast rechtwinkligdurchstoßen. Durch den künstlich angelegten Weg sollte der außerhalbder Anlage liegende Wald leichter für die Nutzung erreichbar sein.

44

Mitten in einen Grabhügel wurde ein Schacht abgeteuft, um die Grab-beigaben entnehmen zu können. Die in den Schacht geworfenenSteine belegen, dass ehemals eine massive Abdeckung über derGrabkammer vorhanden war (vgl. S. 8). Die Raubgräber waren sichsehr sicher, dass sie nicht entdeckt würden. Sie verzichteten darauf,die Stelle nach der Plünderung zu tarnen.

Durch die Abdeckung mit Fichtenreisig wurde versucht, eineillegale Grabungsstelle zu tarnen. In der Hügelmitte befindetsich ein breites Loch, das bis auf die Höhe der Bestattungenund Beigaben reicht. Der beschädigte Grabhügel ist heute im

Gelände kaum mehr zu erkennen.

Umgang mit Grabhügeln

Viele Grabhügel sind im Gelände nur als geringeBodenerhebungen wahrnehmbar. Wenn sie als sol-che nicht erkannt werden, kann es leicht zu Befah-rungen mit Maschinen kommen. Große Grabhügel,die gut sichtbar sind, bilden Anziehungspunkte fürRaubgräber und Sondengänger.

Beeinträchtigung durch forstliche Maßnahmen

Befahrung mit Forstmaschinen führt zu tiefen Spur-rillen und Erosion, zu Verdichtung und Beschädi-gung der sich im Boden befindenden Strukturen.Weil die meisten Hügel von kleinem Durchmesserund geringer Höhe sind, ist die Zerstörung oft voll-ständig.Schwere Holzerntemaschinen, die sich innerhalbvon Grabhügelgruppen bewegen, können die we-nige Zentimeter unter der Waldoberfläche liegen-den Bestattungen massiv beeinträchtigen. Brand-gräber, in denen sich auch Keramiken befindenkönnen, sind durch unkontrollierte Befahrung inbesonderer Weise gefährdet.Die strenge Einhaltung von Erschließungslinien,eine schonende Waldwirtschaft und vor allem einbehutsamer Maschineneinsatz, sind Basis für einenachhaltige Forstwirtschaft und auch der besteSchutz für die Bodendenkmäler.

Beeinträchtigung durch Grabräuber

Illegale Ausgrabungen finden besonders in denWaldgebieten statt. Von den Raubgräbern werdendabei häufig Grabhügel aufgesucht und unwieder-bringlich zerstört. Meist wird dabei auf dem höchs-ten Punkt ein Loch ausgehoben und dieses bis aufdas Niveau der Bestattung nach unten getrieben.Dort werden Schmuck und Grabbeigaben ausMetall, sowie Reste von Gefäßen, Wagen oderKeramiken erwartet. Besonders große Hügel, dienoch keine Spuren ehemaliger Ausgrabungen auf-weisen, sind gefährdet. Die geraubten Stücke sindbei Sammlern begehrt und erzielen im illegalenKunsthandel z.T. hohe Preise.Weil Bäume den freien Blick verstellen ist in Wäl-dern das Risiko gering, während der Raubgrabungentdeckt zu werden. Nur durch die Aufmerksam-keit von Waldbesitzern, Forstleuten, Waldarbeiternund Jägern sind Kontrolle und Schutz der Boden-denkmäler möglich.

Auf einem Grabhügel wurde eine Hütte errichtet. Durch das Planieren der Hügeloberfläche sind die Befunde und der Hügelaufbau stark inMitleidenschaft gezogen. Das gesamte Grabhügelfeld liegt in Unterfranken, es weist 71 Hügel auf. Funde belegen eine Datierung in die früheEisenzeit.

45

Diebstahl und Vandalismus

Es kommt immer wieder vor, dass be-sonders schöne Grenzsteine von Samm-lern ausgegraben werden, die sie dann inihrem privaten Umfeld aufstellen. Da-durch geht der historische Kontext verlo-ren und die Region verliert ein StückGeschichte.Jüdische Friedhöfe, die im Wald oder amWaldrand liegen, werden immer wiedergeschändet und Grabsteine irreparabelzerstört. Dabei sind sie ein wichtigesZeugnis jüdischer Kultur (vgl. S. 39).

Vandalismus: dieser historische Reviergrenzsteinwurde mutwillig umgestoßen, die Täter nie ent-deckt. Da der Stein nicht mehr zu restaurieren war,ermöglichten es Sponsoren einen neuen Stein zusetzen (vgl. S. 39). Ein schwacher Trost.

Immer wieder finden sich Presseartikel, indenen von Raubgrabungen berichtet wird. Weil die Befunde im Boden zerstört unddie Grabbeigaben entnommen wurden,kann das Bodendenkmal nicht mehr

ausgewertet werden. So wird eine Regionihrer Geschichte beraubt.

46

Wall und Graben einer keltischen Viereckschanze mit Baum-bestand, 2005, im Lkr. Fürstenfeldbruck. Hier wurde in vorbild-licher Zusammenarbeit von Denkmalschutz und BayerischenStaatsforsten ein schonender Eingriff geplant.

Dieselbe Anlage nach Abschluss der Holzerntearbeiten, 2006.Windwurfgefährdete Bäume wurden gefällt, denn herausgerisseneWurzelteller würden den Wall stark beschädigen. Das Borkenkäfer-nest wurde großzügig ausgeräumt, offene Träufe an windexponier-ten Stellen wurden vermieden. Um den Boden zu schonen, wurde bei Frost aufgearbeitet und eine Reisigmatratze gelegt.

Schutz und Erhalt der Denkmäler

Um diese oft unscheinbaren Denkmäler schützenzu können, muss ihre Lage und Ausdehnung be-kannt sein. Schon im 19. Jahrhundert begannenForstleute mit der systematischen Erfassung vonBodendenkmälern in ihrem Bereich. Von derDenkmalpflege wurde 1978 ein nachrichtliches Ver-zeichnis aller zum damaligen Zeitpunkt bekanntenobertägigen Bodendenkmäler erarbeitet. DieseDaten sollen auch in die Waldfunktionsplanungeinfließen, die bis 2009 neu erarbeitet wird.In den „Archäologischen Kreisinventaren“ desBayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wer-den die Denkmäler in ihrer Art und Lage beschrie-ben. Eine erste Information zu archäologischenDenkmälern kann auch im BayernViewer-denkmalunter www.blfd.bayern.de abgefragt werden.Fallen Forstarbeiten im Bereich von Bodendenkmä-lern und deren räumlichen Umfeld an, ist eine früh-zeitige Absprache und enge Zusammenarbeit vonForst und Bodendenkmalpflege wichtig. Es geht da-bei darum, ein denkmalverträgliches Vorgehen zuerarbeiten und den jeweiligen örtlichen Gegeben-heiten anzupassen. Forstwirtschaftliche Maßnahmensollen nicht verhindert werden, sondern behutsaman die jeweilige Situation angepasst werden.

Bitte melden Sie den Denkmalbehörden auch,wenn Sie beim Straßenbau oder im Wurzelwerksturmgeworfener Bäume Keramikscherben findenoder wenn Raubgräber in ihrem Bereich Grabhügelangeschnitten haben!Durch größer gewordene Reviere und Verantwor-tungsbereiche oder durch Spezialisierung auf Fach-aufgaben ist vielfach der Ortsbezug und die Orts-kenntnis des Forstpersonals verloren gegangen.Der Erhalt der archäologischen Denkmäler hängtaber ganz wesentlich davon ab, dass Menschen siekennen und notwendige Wirtschaftsmaßnahmenso planen, dass dieses Kulturgut geschützt wird.Nahezu alle Beschädigungen geschehen aus Un-kenntnis und nicht aus Absicht!Deshalb sind die Kenntnis der Denkmäler, ein Be-wusstsein für deren Bedeutung und die Kommuni-kation mit den Denkmalbehörden entscheidendeGrößen für den dauerhaften Erhalt dieses Kultur-gutes.Der Wald ist der beste Schutz für Denkmäler, wennnachhaltige, bodenschonende Forstwirtschaft be-trieben wird und Waldbesitzer und Forstleute einBewusstsein auch für die kulturelle Dimension desihnen anvertrauten Ökosystems haben. Die BaySFbeispielsweise wollen durch tageweise Schulungenihrer Forstleute den Grundstein für ein solches Be-wusstsein legen.

In Bayerns Wäldern hat sich bis heute der größte und vielfältigste Bestand an sichtbarenBodendenkmälern erhalten. Er ist Sammelbecken alter Relikte und macht Geschichte greif-bar und erlebbar. Schon immer haben sich Forstleute bemüht, diese kulturellen Spuren zuerhalten, denn auch zukünftige Generationen sollen Geschichte anschaulich erleben können.

Ausschnitt aus einem Waldfunktionsplan aus der Nähe von Eichstätt (Stand 1996). Von den drei Kelten-schanzen im Bildzentrum wurden damals nur zwei in die Schutzkategorie L (=wichtig für Landschafts-bild) aufgenommen. Im Augenblick werden die Waldfunktionspläne überarbeitet und aktualisiert undmit den Daten der Denkmalpfleger ergänzt.

Lageplan von Grabhügeln bei Thal-hausen (Lkr. Freising) aus einemForsteinrichtungswerk von 1911.Schon damals wurden Lage und

Zustand von Denkmälern von Forst-leuten beschrieben, denn auch

schon damals galt: nur die Kenntnisschützt die Objekte.

Der Wald ist mehr als Bäume undNatur: Er ist ein kulturelles Archivunserer Gesellschaft. Forstleute undWaldbesitzer tragen Verantwortungdafür. Sie sind gleichsam „Gelände-archivare“. Wichtig ist, dass auch der forstliche Nachwuchs einBewusstsein dafür entwickelt.

Auf der topographischen Karte 1:50.000 sind viele Bodendenkmälereingetragen. Hier ein Beispiel aus dem Raum Eichstätt, auf dem derLimes, römische Wachtürme und auch Grabhügel eingetragen sind.

47

48

Unser Land ist geprägt von einer innigen Verbin-dung von Kultur und Natur. An der Nahtstelle stehtder Wald. Denn dort finden sich neben Natur-schönheiten auch einzigartige Kulturgüter aus unter-schiedlichen Epochen. Diese Denkmale gehörenzur Geschichte der Landschaft, sie prägen ihrenCharakter.Über viele Baumgenerationen hinweg erhält derWald Denkmale in einmaliger Vielfalt. Im Wald sindsie frei zugänglich und können besichtigt, begangenund erlebt werden. Menschen, die sich des Reichtums der eigenenHeimat bewusst sind, übernehmen auch Verant-

wortung für die Erhaltung und Gestaltung diesesLebensraumes. Kultur und Natur geben Identitätund Orientierung, das ist Voraussetzung für langfris-tiges Denken und nachhaltiges Handeln. Aus derVerwurzelung mit der Heimat wächst auch beiKindern achtsamer und toleranter Lebenstil, reiftRespekt vor dem Gestern und dem Morgen.Zukunft braucht Herkunft, das ist die Kernformelzukunftsfähiger Kultur.

Dr. Joachim HambergerVorsitzender des Vereins für Nachhaltigkeit e.V.

Tief im Wald findet man geheimnisvolle Dinge.Spuren aus vergangenen Tagen, dicht im Unterholzversteckt. Sie bieten Einblicke in das Leben unsererVorfahren, das sehr viel mehr vom Wald beeinflusstwar als heute: Der Wald wurde gerodet um neueSiedlungen und Dörfer zu schaffen, sein Holz dien-te als Baumaterial, als Werkzeug, als Brennstoff undoft auch als Waffe. Seit mehr als 500.000 Jahren ist das Gebiet desheutigen Bayerns von Menschen besiedelt. Ent-sprechend vielfältig und reich sind die kulturellenErbschaften bis heute. Mal sind das natürlicheFormationen, die von unseren Vorfahren genutztwurden: Felsen als Opferstellen, Hügel als bevor-zugte Lage für Gräber, Verwerfungen als Schanzen.Mal wahrlich imponierende Bauvorhaben, wie dervon den Römern erbaute 550 km lange Limes,heute ein Weltkulturerbe. Es können auch Zeichenvon Herrschaft und Frömmigkeit wie Burgen,Kirchen und Kapellen sein. Und wenn man davonweiß, findet man überall im Wald die Zeugnisse desalltäglichen Lebens aus vergangenen Tagen: Öfen,Glashütte, Bergwerke, Köhlereien.Oftmals sind die Spuren der Vergangenheit offen-sichtlich. Eine alte Burgruine oder eine verwitterteWaldgrenzsäule stehen auch nach Jahrhundertenimposant im Wald. Ein historisch wertvolles Hügel-grab aber dagegen schmiegt sich ganz unscheinbarin die Landschaft, ohne groß Aufmerksamkeit aufsich zu ziehen. Genauso wie alte Pechöfen oderKohlemeiler. In einem kleinen Buckel im Waldboden

können sich wahre historische Schätze verbergen.Die ca. 65.000 Bodendenkmäler in Bayern stehenunter gesetzlichem Schutz. Aber auch aus demeigenen Selbstverständnis heraus, nehmen dieBayerischen Staatsforsten bei der Waldbewirtschaf-tung besondere Rücksicht auf diese Schutzgüter,damit Wälle, Gräben, Grabhügel oder alte Wegenicht beschädigt werden.Um das Wissen über die Relikte aus früheren Zeitenzu erhalten, arbeiten die Bayerischen Staatsforstenneben einem intensiven Austausch mit Kreis- undBezirksheimatpflegern eng mit dem BayerischenLandesamt mit Denkmalpflege zusammen. So wur-de eine gemeinsame Vereinbarung zu Grabungenund archäologischen Erkundungen getroffen. DieDenkmalschützer liefern die Daten der erfasstenBodendenkmäler für die forstlichen Planungen undKarten im bayerischen Staatswald.Mit Hilfe eines sogenannten „Web Feature Service“werden wir so zukünftig den direkten Zugriff auf dieDatenbanken des Landesamtes bekommen und sotagesaktuell Informationen zu bekannten Boden-denkmäler abfragen können. Mit einem nicht uner-heblichen Aufwand tragen die Bayerischen Staats-forsten so dazu bei, die Bodendenkmäler imStaatswald zu bewahren. Damit auch kommendeGenerationen die Spuren der Vergangenheitentdecken und erleben können.

Dr. Rudolf FreidhagerBayerische Staatsforsten

Nachhalt igkei t –Brückenschlag von Gestern nach Heute und Morgen

Unter www.blfd.bayern.de kann der Text desBayerischen Denkmalschutzgesetzes in stets aktu-eller Fassung eingesehen werden. WeiterführendeInformationen und Erläuterungen zum Denkmal-schutzgesetz gibt der Band „BAYERISCHES DENKMAL-SCHUTZGESETZ. KOMMENTAR UNTER BESONDERER BERÜCK-SICHTIGUNG FINANZ- UND STEUERLICHER ASPEKTE. 6. AUF-LAGE 2007“, von Wolfgang Eberl, Dieter Martin undEgon Johannes Greipl.

Der BayernViewer-denkmal bietet dieMöglichkeit, per Inter-net unterwww.blfd.bayern.deInformationen überDenkmäler abzurufen.

Bei Fragen und Hin-weisen zu Denkmä-lern können Sie aufunterschiedliche An-sprechpartner zurück-greifen, die Ihnen Er-läuterung und Informa-tionen geben können.

An den 47 Bayerischen Ämtern für Landwirtschaftund Forsten liegen die Waldfunktionspläne vor, indenen nachrichtlich auch die Bodendenk-mälererfasst sind. Sie können auch über Fragen der scho-nenden Waldbewirtschaftung kompetent Auskünfteerteilen.

In allen Landkreisen und kreisfreien Städten inBayern gibt es Untere Denkmalschutzbehörden,die für die praktische Umsetzung des Denkmal-schutzgesetzes zuständig sind und ebenfallsAuskünfte erteilen.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege istals zentrale staatliche Fachbehörde Ansprechpart-ner für alle Belange der Denkmalpflege.

Bayerisches Landesamt für DenkmalpflegeHofgraben 480539 Münchenbzw. Postfach 10 02 0380076 München

Dienststellen der archäologischenDenkmalpflege in Bayern

Abteilungsleitung Praktische Denkmalpflege,BodendenkmalpflegeDr. C. Sebastian SommerTel. (089) 2114-293 (Sekretariat)

Abteilungsleitung Denkmalerfassung und -forschungDr. Walter IrlingerTel. (089) 2114-252 (Sekretariat)

Die Namen der aktuellen Ansprechpartner erhal-ten Sie unter www.blfd.bayern.de

Referat B I Oberbayern/MünchenDienststelle MünchenHofgraben 480539 Münchenbzw. Postfach 10 02 0380076 MünchenTel. (089) 2114-203 (Sekretariat)

Dienststelle IngolstadtUnterer Graben 3785049 IngolstadtTel: (0841) 1638 (Zentrale)

Denkmalschutzgesetz und Ansprechpartner

49

Steine aus Nagelfluh bilden eine äußere Schutzmauer um dieHöhlenburg von Stein an der Traun (Lkr. Traunstein). Für Kindersind solche Denkmäler immer ein eindrucksvolles Erlebnis.

50

Auskunft und Beratung erteilen auch folgende Kreis- und Stadtarchäologien

Städtische Kunstsammlungen - Römisches Museum/ Stadtarchäologie AugsburgDominikanergasse 15, 86150 AugsburgTel. (0821) 3244130

Kreisarchäologie Deggendorf Landratsamt DeggendorfHerrenstraße 18, 94469 Deggendorf Tel. (0991) 3100301

Stadtarchäologie DeggendorfFranz-Josef-Strauß-Straße 3, 94469 DeggendorfTel. (0991) 2960-590

Kreisarchäologie Dingolfing-LandauObere Stadt 13, 84130 DingolfingTel. (08731) 393855

Kreisarchäologie ForchheimLandratsamt ForchheimOberes Tor 1, 91320 EbermannstadtTel. (09194) 723405

Kreisarchäologie KelheimGrabungsbüro RiedenburgHemauerstr. 2, 93339 RiedenburgTel. (09442) 9911541

Kulturamt-Archäologie Kempten (Allgäu)Memminger Straße 5, 87439 Kempten (Allgäu)Tel. (0831) 2525-448

Landratsamt Passau, KreisarchäologiePassauer Straße 39, 94121 SalzwegTel. (0851) 9496019

Stadt Passau, StadtarchäologiePostfach 2447, 94014 PassauTel. (0851) 396416

Stadt Regensburg, Amt für Archiv undDenkmalpflege, Abteilung DenkmalpflegeNeue-Waag-Gasse 2, 93047 RegensburgTel. (0941) 5072451

Gäubodenmuseum StraubingFraunhofstraße 9, 94315 StraubingTel. (09421) 97410

Kreisarchäologie Straubing-BogenKlosterhof 1, 94327 OberaltaichTel. (09422) 505650

Referat B II Niederbayern/OberpfalzDienststelle RegensburgAdolf-Schmetzer-Straße 193055 RegensburgTel: (0941) 595748-10 (Sekretariat)

Referat B III Mittelfranken/SchwabenDienststelle ThierhauptenDienststelle ThierhauptenKlosterberg 886672 ThierhauptenTel. (08271) 8157-33 (Sekretariat)

Dienststelle Nürnberg Burg 490403 NürnbergTel. (0911) 23585-11 (Sekretariat)

Referat B IV Oberfranken/UnterfrankenDienststelle Schloss SeehofSchloss Seehof96117 MemmelsdorfTel. (0951) 4095-40 (Sekretariat)

Alle nach Süden und Südwesten entwässernden Täler des Franken-waldes, dienten der Flößerei. Die Hauptflüsse Haßlach, Kronach undRodach sowie ihre Quellbäche, wie hier die Teuschnitz, wurdengefasst, Floßordnungen wurden erlassen (vgl. S. 34/35).

Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan (ZWFH)und Verein für Nachhaltigkeit e.V.

Text: Joachim Hamberger, Walter Irlinger, Grietje Suhr

Redaktion: Joachim Hamberger unter Mitarbeit von Victoria Hamberger und Tobias Bosch

Titelbildgestaltung: Petra Winkelmeier, Freie Kreatur, Ebersberg

Layout: graphic design Gerd Rothe, Wang

Druck: Appl-Sellier Druck, Freising

Auflagen: 1. Auflage: 20.000 2. Auflage: 12.000 3. Auflage: 17.000

Erscheinungsdatum: Januar 2012 (Ersterscheinung 2/2008)

Erscheinungsort: Freising

Bezug: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 1, 85354 FreisingTel./Fax: 08161/71-4881 /[email protected] oder [email protected]

Die Broschüre findet sich auch digital unter www.forstzentrum.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,sowie fotomechanische und elektronische Wiedergabesind erwünscht, aber bitte nach Rücksprache und schrift-licher Genehmigung durch die Herausgeber. Gleiches giltfür die Einspeicherung oder Verarbeitung in elektronischerForm.

Impressum

spezialISSN 1865-8709

51

Die Autoren der Broschüre in einem alten Hohlweg bei Kranzberg: Links: Dr. Joachim Hamberger, Forstwirt, Vorsitzender des Vereins für Nachhaltigkeit e.V.Mitte: Dr. Walter Irlinger, Archäologe, Abteilungsleiter im Bayerischen Landesamt für DenkmalpflegeRechts: Dr. Grietje Suhr, Archäologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin

S. 6 ro BLfD, Rekonstruktion Abri: Erwin Keefer, Steinzeit (Stuttgart 1993) 69; S. 6 lu M.M. Rind,Kreisarchäologie Kelheim Kreisarchäologie Kelheim; S. 6 l BLfD, Tiere: Arno Semmel, DerNaturraum und seine Veränderungen. In: Fritz-Rudolf Hermann/Albrecht Jockenhövel (Hrsg.),Die Vorgeschichte Hessens (Stuttgart 1990) 31 Abb. 9; S. 7 o E. Lantz, BLfD; S. 7 u BLfD, Zeich-nung Rabenfels: Silvia Codreanu-Windauer u.a. (Hrsg.), Amberg und das Land an Naab und Vils.Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland Band 44 (Stuttgart 2004) 181.; S. 8 o H.Voß, BLfD; S. 8 m BLfD, Zeichnung Grabhügel: Rainer Christlein/Otto Braasch, Das unterirdi-sche Bayern (Stuttgart 2004) S. 93 Abb. 89; S. 8 u BLfD, Ortsakten; S. 9 o J. Hamberger; S. 9 uT. Bosch;

S. 10 l T. Bosch; S. 10 r W. Irlinger, BLfD; S. 11 o Günter Wieland (Hrsg.), Keltische Viereck-schanzen. Einem Rätsel auf der Spur (Stuttgart 1999) Tafel 12/13.; S. 11 u K. Leidorf, BLfD,Luftbildarchäologie; S. 12 o Susanne Sievers, Manching – Die Keltenstadt (Stuttgart 2007) 110Abb. 113; S. 12 u M.M. Rind, Kreisarchäologie Kelheim Kreisarchäologie Kelheim; S. 13 lmB. Engelhardt, Ausgrabungen am Main-Donau-Kanal. Archäologie und Geschichte im HerzenBayerns (Buch am Erlbach 1987) 104 Abb. 59; S. 13 or, W. Irlinger, BLfD; S. 13 rm W. Irlinger,BLfD; S. 13 ru J. Hamberger; S. 13 lu B. Engelhardt, Ausgrabungen am Main-Donau-Kanal.Archäologie und Geschichte im Herzen Bayerns (Buch am Erlbach 1987) 106 Abb. 61; S. 14 roM. Horn, LDA Baden-Württemberg; S. 14 m BLfD; S. 14 lu J. Hamberger; S. 15 o; S. 15 lmTh. Fischer, Die Römer in Deutschland (Stuttgart 1999) 90.; S. 15 rm J. Hamberger; S. 15 ruM. Streckfuß; S. 16 lo G. Suhr, BLfD; S. 16 lu Idealbild einer Burgruine: Joachim Zeune, Burgen– Symbole der Macht (Regensburg 1996) 121; S. 16 ro E. Lantz, BLfD; S. 16 ru B.-U. Abels, BLfD;S. 17 lo J. Hamberger; S. 17 u J. Hamberger; S. 17 ro J. Hamberger; S. 17 ru J. Hamberger; S. 18lu J. Hamberger; S. 18 ro Archäologie in Deutschland 2, 1995; S. 18 ru Christiane Grapentin;S. 19 lo J. Hamberger; S. 19 lm J. Hamberger; S. 19 lu J. Hamberger; S. 19 r J. Hamberger;

S. 20 lo Christiane Grapentin; S. 20 lu J. Hamberger; S. 20 m J. Hamberger; S. 20 r, J. Hamberger;S. 21 o K. Leidorf, BLfD, Luftbildarchäologie; S. 21 u J. Hamberger; S. 21 rm J. Hamberger; S. 22lo www.bayern-fichtelgebirge.de; S. 22 lu A. Henig; S. 22 ro J. Hamberger; S. 22 rm BLfD;S. 23 lm L. Breinl, BLfD; S. 23 lu BLfD; S. 23 mo J. Hamberger; S. 23 ro J. Hamberger; S. 23 ruBLfD; S. 24 l W. Störk; S. 24 m J. Lorenz; S. 24 r BLfD; S. 25 lo aus De Re Metallica von Georg

Agricola 1557; S. 25 ro T. Bosch; S. 25 u BLfD, Das Archäologische Jahr in Bayern 2004, S. 167Abb. 183; S. 26 l Bayerische Forstverwaltung; S. 26 r aus Bergbauspiegel von Balthasar Rößler,1700; S. 27 lo J. Hamberger; S. 27 ro M. Jandejsek, BLfD; S. 27 u J. Hamberger; S. 28 loG. Walther; S. 28 lu B. Mall; S. 28 r, G. Walther; S. 29 Anke Schäfer;

S. 30 lu Christiane Grapentin; S. 30 m Gemeinde Ringelai; S. 30 ru J. Hamberger; S. 31 loJ. Hamberger; S. 31 mo J. Hamberger; S. 31 ro G. Walther; S. 31 u A. Müller; S. 32 l J.Hamberger; S. 32 ro E. Keller, BLfD; S. 32 rm Römischer Alltag in Bayern. Das Leben vor 2000Jahren. 125 Jahre Bayerische Handelsbank in München (München 1994) 358.; S. 32 ru OttoBraasch, BLfD, Luftbildarchäologie; S. 33 lo Archiv LS Arbeitswiss.; S. 33 lo Archiv LS Arbeitswiss.;S. 33 ro J. Hamberger; S. 33 rm J. Hamberger; S. 33 ru J. Hamberger; S. 34 l J. Hamberger;S. 34 r, aus: Keweloh, 1985, S. 122; S. 35 lo H. Kerscher, BLfD; S. 35 lm J. Hamberger; S. 35 luChr. Grapentin; S. 35 ro Fritz Lange, Von Böhmen nach Wien. Der SchwarzenbergischeSchwemmkanal (Erfurt 2004) Sutton Verlag; S. 35 ru Christine Dorn; S. 36 l T. Bosch; S. 36 r,J. Hamberger; S. 37 lo J. Hamberger; S. 37 lu Anke Schäfer; S. 37 ro J. Hamberger; S. 37 ruJ. Hamberger; S. 38 lo J. Hamberger; S. 38 lu J. Hamberger; S. 38 mo J. Hamberger; S. 38 luH. Bär; S. 39 lo J. Hamberger; S. 39 u J. Hamberger; S. 39 ro J. Hamberger;

S. 40 lo Th. Harban; S. 40 m Archiv LS Arbeitswiss.; S. 40 lu J. Hamberger; S. 40 ro R. Sliwinski;S. 41 lo J. Hamberger; S. 41 lm G. Suhr, BLfD; S. 41 lu G. Suhr, BLfD; S. 41 ro J. Hamberger;S. 41 rm G. Suhr, BLfD; S. 41 ru Anke Schäfer; S. 42 l W. Irlinger, BLfD; S. 42 r W. Irlinger, BLfD;S. 43 o W. Irlinger, BLfD; S. 43 lu W. Irlinger, BLfD; S. 43 ru W. Irlinger, BLfD; S. 44 l, M.M. Rind,Kreisarchäologie Kelheim Kreisarchäologie Kelheim; S. 44 r BLfD; S. 45 o Süddeutsche Zeitung;S. 45 m BLfD; S. 45 u J. Hamberger; S. 46 l W. Irlinger, BLfD; S. 46 r W. Irlinger, BLfD; S. 47 loLWF; S. 47 lu Topographische Karte 1:50.000, ©Landesamt für Vermessung und GeoinformationBayern, 4878/06; S. 47 ro StA München, Forstamt Freising, o. Sign. (abg. 1994), "Denkmäler";S. 47 ru J. Hamberger, nach einer Skizze von Martin Suda; S. 48 l BLfD; S. 48 r J. Hamberger;S. 49 r Christine Dorn, LfD; S. 51 r T. Bosch.

Anmerkung: l= links, r=rechts, m=mitte, o=oben, u=unten (d.h. lu bedeutet links unten usw.)

Bi ldnachweis

Rückseite: Der 1805 erbaute Wimmersche Kanal im Bayerischen Wald ist ein technikgeschichtliches Denkmal, das zuden größten und bedeutensten Objekten seiner Art in Bayern gehört (vgl. S. 34/35).

52

Eine Broschüre der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft,des Zentrums Wald Forst Holz Weihenstephan und des Vereins für Nachhaltigkeit e.v.

Ein Archiv der MenschheitsgeschichteBayerns Wälder sind reich an Denkmälern: Grabhügel, der Limes, mittelalterlicheBurgen, sowie Relikte neuzeitlicher Industrie u.a. haben sich hier erhalten. Seitvielen Jahrtausenden sind Wälder ein sicherer Schutz für Bodendenkmäler.Aber diese Denkmäler sind bedroht. Unkontrollierter Maschineneinsatz und illegaleAusgrabungen stellen eine große Gefährdung für dieses Kulturgut dar. Um diesegeschichtlichen Waldorte für kommende Generationen zu sichern, ist daher eineenge Zusammenarbeit von Forstwirtschaft und Denkmalpflege erforderlich.Diese Broschüre will das Wissen über den kulturellen Reichtum der Wälder bekanntmachen und Interesse daran wecken. Denn der beste Schutz für unsere Denkmälerist das Wissen über ihre geschichtliche Bedeutung, ihr Aussehen und ihre Lage.Kultur und Natur geben Identität und Orientierung, das ist Voraussetzung für verant-wortungsvolles Handeln. „Zukunft braucht Herkunft“ ist die Kernformel einer Kulturder Nachhaltigkeit.