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In doppelter Hinsicht ein besonderer Jahrgang Mehrere Rekorde an der Landesfinanzschule Ansbach ANSBACH (clk) – Die Absolven- ten des aktuellen Jahrgangs wer- den der Landesfinanzschule Bayern in Ansbach wohl in doppelter Hin- sicht in Erinnerung bleiben: Nicht nur brachen sie Punkterekorde bei den Prüfungsergebnissen. Auch werden die Verwaltungs- und Fi- nanzwirte unter anderem wegen Camping auf dem Schulgelände während der zweijährigen Ausbil- dung so schnell nicht in Vergessen- heit geraten. Schulleiterin Andrea Knoll bescheinigte ihnen „beachtli- che Ergebnisse“. „Absolute Traumwerte“ seien quer durch die Bank erreicht worden. Zur Qualifikationsprüfung seien 37 Prüf- linge im Bereich Staatsfinanz und 374 im Bereich Steuer angetreten. Dabei habe es Durchfallquoten von „nur 5,4 Prozent bei den Verwal- tungswirten“ sowie 7,7 Prozent bei den Finanzwirten gegeben. Beson- ders im Bereich Steuer seien abso- lute Rekordwerte erreicht worden: 38 Prozent der Noten waren „gut“. „Es ist unwahrscheinlich, dass die- ses Ergebnis jemals von einem Jahr- gang getoppt werden kann“, befand die Leiterin. Als möglichen Grund für die starken Leistungen nannte sie augenzwinkernd die Sonnenfinster- nis im März dieses Jahres – die fand kurz vor der Abschlussprüfung statt. Doch vielleicht war es auch die gu- te Balance zwischen Lernen und Spaß an der Landesfinanzschule. So- wohl Andrea Knoll als auch die Ver- treter des Jahrgangs, Manuela Galli und Markus Winter, erzählten von einem legendären Herbstball mit „freischwebendem Kunstwerk vor der Mehrzeckhalle“ und erwähnten Camping auf dem Sportplatz samt Bierbänken und Lagerfeuer. Dass das Lernen trotzdem nicht zu kurz kam, zeigen die Prüfungser- gebnisse. Im Prüfungsjahrgang Steuer bestanden 345 Frauen und Männer auf Anhieb. Die Beste war Anita Essenwanger vom Finanzamt Günzburg mit 585,42 von 600 mögli- chen Punkten – die „höchste Punkt- zahl aller Zeiten“ laut Andrea Knoll. Es folgten Julia Saurer, Sarah Made- leine Botzenhart, Anna Lerpscher, Daniel Fischer, Eva Herbst, Magda- lena Weißenbach, Luisa Hertel, Lisa Konrad und Barbara Forsthofer. Ins- gesamt 20 Finanzwirte erreichten ein „Sehr gut“. Der Beste im Bereich Staatsfinanz, André Sebald (Landesamt für Fi- nanzen, Bayreuth), holte 564,98 von 600 möglichen Punkten – ebenfalls Rekord. Ihm folgten Martina Metz- ger und Christian Schindler. Auf die angekündigte Festrede von Staatsminister Dr. Markus Söder musste der Rekordjahrgang aller- dings verzichten – sein Büro hatte zwei Stunden vor der Feier abgesagt. An seiner Stelle trat Dr. Roland Jüpt- ner ans Mikrofon. Der Präsident des Bayerischen Landesamts für Steu- ern bescheinigte den Absolventen, „eine richtige Entscheidung getrof- fen“ zu haben. Sie hätten einen kri- senfesten Beruf gewählt, stünden al- lerdings durch eine kommende Pen- sionierungswelle vor einer großen Herausforderung. „Wir müssen si- cherstellen, dass jeder ausscheiden- de Beamte ersetzt wird.“ Er warb bei den Nachwuchskräf- ten um Verständnis dafür, dass „nicht jeder dort ankommen wird, wo er hinwill“. Es gebe aus Sicht der Steuerverwaltung eben „mächtig Bedarf“ in den Metropolregionen München und Nürnberg. Der Frei- staat Bayern, so stellte Dr. Jüptner fest, sei ein guter Arbeitgeber. Von Minister Dr. Söder richtete er Grüße und Gratulation aus. Sprang für Dr. Markus Söder ein: Dr. Roland Jüptner, der Präsident des Bayerischen Landesamts für Steuern. Die Leiterin der Landesfinanzschule Bayern, Andrea Knoll (Mitte), umringt von „ihren“ Besten: vorne zwei der drei Staatsfinanz-Prüfungsbesten, hinten zehn der 20 Steuer-Prüflinge, die mit „sehr gut“ abschlossen. Fotos: Kleinschrot „Katastrophale Preise“ für Milch und Fleisch FLZ Nr. 252 Samstag, 31. Oktober 2015

In doppelter Hinsicht€¦ · Kreuzt Gypsy-Jazz, osteuropäische Folklore und einiges mehr mit bayerischem Dialekt: Die Chiemgauer Band „Djan-go 3000“. Am Donnerstag rockte sie

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Page 1: In doppelter Hinsicht€¦ · Kreuzt Gypsy-Jazz, osteuropäische Folklore und einiges mehr mit bayerischem Dialekt: Die Chiemgauer Band „Djan-go 3000“. Am Donnerstag rockte sie

Achterbahnfahrt durch die NachtDie Folkpop-Querdenker von „Django 3000“ drehen in den Ansbacher Kammerspielen auf

ANSBACH – Eine Partyband –aber was für eine: Das ChiemgauerQuartett „Django 3000“ brachte dieAnsbacher Kammerspiele zum vir-tuellen Kopfstand. Mit Musik, diegewiss keine simple Feiermucke ist.

Bezeichnenderweise heißt die ak-tuelle Tour der vier oberbayeri-schen Pop-Querdenker – Leadsän-ger Kamil Müller, Kontrabassist undCo-Frontmann Michael UnfriedFenzl, Geiger Florian R. Starflingerund Schlagzeuger Jan-PhilippWiesmann – „Bonaparty“. Und er-innert, bei aller spielerischen Ironiedieses Namens, dank eines globalenDenkansatzes tatsächlich an dieWeltherrschaftspläne des durchge-drehten korsischen „Empereur“.

„Django 3000“ erobert die Herzendes Publikums freilich nicht mitFeuer und Schwert, sondern miteingängigen Ohrwürmern undschier unglaublichem musikali-schen Abwechslungsreichtum. DieBand läuft gleichsam permanentSlalom zwischen den Stilen, wobeidie gnadenlos groovende Tanzbar-keit der Stücke zum gemeinsamenNenner wird.

Ansonsten bittet die Band, die indiesem Jahr schon das Taubertal-Festival rockte und nicht nur in denSpiellisten der Independent-Radio-sender für vordere Plätze gut ist, zur

atemlosen Achterbahnfahrt durchdie Nacht. Dabei hat der Gypsy-Jazzder osteuropäischen Metropolenebenso seinen Platz wie die Hoch-zeitstänze der Balkanländer, dieStampfnummern der Russendiskooder die Wiegebewegungen des bri-tischen Ska der 1980er Jahre. Zu-dem wird konsequent im „boari-schen“ Dialekt gesungen, was eineCoverversion des Rolling-Stones-Klassikers „Paint It Black“ zur wit-zigen Paraphrase auf den Beat derSechziger werden lässt – „Django3000“ macht kein Hehl daraus, werdie Vorbilder sind.

Dass sich diese Band mit demSüdtiroler Herrenvierer „Mainfelt“eine dezidierte Folkrock- und Blues-Combo als Vorband leistet, kommtnicht von ungefähr: Bei „Django3000“ pflegt man zwar das Quer-denken und den Crossover, zeigtsich aber andererseits da, wo essinnvoll erscheint, durchaus derTradition verpflichtet.

Den überwiegend jungen Kon-zertgästen in den praktisch ausver-kauften Kammerspielen taugt die-ses bunt schillernde Konzept ganzohne Frage: Es wird getanzt, gelachtund mitgesungen – und geflissent-lich ignoriert, dass die Strickmusterder Songs sich bisweilen arg äh-neln. Was der guten Laune keinenAbbruch tut. HANS VON DRAMINSKI

Kreuzt Gypsy-Jazz, osteuropäische Folklore und einiges mehr mit bayerischem Dialekt: Die Chiemgauer Band „Djan-go 3000“. Am Donnerstag rockte sie die Ansbacher Kammerspiele. Foto: Draminski

In doppelter Hinsichtein besonderer JahrgangMehrere Rekorde an der Landesfinanzschule Ansbach

ANSBACH (clk) – Die Absolven-ten des aktuellen Jahrgangs wer-den der Landesfinanzschule Bayernin Ansbach wohl in doppelter Hin-sicht in Erinnerung bleiben: Nichtnur brachen sie Punkterekorde beiden Prüfungsergebnissen. Auchwerden die Verwaltungs- und Fi-nanzwirte unter anderem wegenCamping auf dem Schulgeländewährend der zweijährigen Ausbil-dung so schnell nicht in Vergessen-heit geraten. Schulleiterin AndreaKnoll bescheinigte ihnen „beachtli-che Ergebnisse“.

„Absolute Traumwerte“ seien querdurch die Bank erreicht worden. ZurQualifikationsprüfung seien 37 Prüf-linge im Bereich Staatsfinanz und374 im Bereich Steuer angetreten.Dabei habe es Durchfallquoten von„nur 5,4 Prozent bei den Verwal-tungswirten“ sowie 7,7 Prozent beiden Finanzwirten gegeben. Beson-ders im Bereich Steuer seien abso-lute Rekordwerte erreicht worden: 38Prozent der Noten waren „gut“.

„Es ist unwahrscheinlich, dass die-ses Ergebnis jemals von einem Jahr-gang getoppt werden kann“, befanddie Leiterin. Als möglichen Grundfür die starken Leistungen nannte sieaugenzwinkernd die Sonnenfinster-nis im März dieses Jahres – die fandkurz vor der Abschlussprüfung statt.

Doch vielleicht war es auch die gu-te Balance zwischen Lernen undSpaß an der Landesfinanzschule. So-wohl Andrea Knoll als auch die Ver-treter des Jahrgangs, Manuela Galliund Markus Winter, erzählten voneinem legendären Herbstball mit„freischwebendem Kunstwerk vorder Mehrzeckhalle“ und erwähntenCamping auf dem Sportplatz samtBierbänken und Lagerfeuer.

Dass das Lernen trotzdem nicht zukurz kam, zeigen die Prüfungser-gebnisse. Im PrüfungsjahrgangSteuer bestanden 345 Frauen undMänner auf Anhieb. Die Beste war

Anita Essenwanger vom FinanzamtGünzburg mit 585,42 von 600 mögli-chen Punkten – die „höchste Punkt-zahl aller Zeiten“ laut Andrea Knoll.Es folgten Julia Saurer, Sarah Made-leine Botzenhart, Anna Lerpscher,Daniel Fischer, Eva Herbst, Magda-lena Weißenbach, Luisa Hertel, LisaKonrad und Barbara Forsthofer. Ins-gesamt 20 Finanzwirte erreichten ein„Sehr gut“.

Der Beste im Bereich Staatsfinanz,André Sebald (Landesamt für Fi-nanzen, Bayreuth), holte 564,98 von600 möglichen Punkten – ebenfalls

Rekord. Ihm folgten Martina Metz-ger und Christian Schindler.

Auf die angekündigte Festrede vonStaatsminister Dr. Markus Södermusste der Rekordjahrgang aller-dings verzichten – sein Büro hattezwei Stunden vor der Feier abgesagt.An seiner Stelle trat Dr. Roland Jüpt-ner ans Mikrofon. Der Präsident desBayerischen Landesamts für Steu-ern bescheinigte den Absolventen,„eine richtige Entscheidung getrof-fen“ zu haben. Sie hätten einen kri-senfesten Beruf gewählt, stünden al-lerdings durch eine kommende Pen-

sionierungswelle vor einer großenHerausforderung. „Wir müssen si-cherstellen, dass jeder ausscheiden-de Beamte ersetzt wird.“

Er warb bei den Nachwuchskräf-ten um Verständnis dafür, dass„nicht jeder dort ankommen wird, woer hinwill“. Es gebe aus Sicht derSteuerverwaltung eben „mächtigBedarf“ in den MetropolregionenMünchen und Nürnberg. Der Frei-staat Bayern, so stellte Dr. Jüptnerfest, sei ein guter Arbeitgeber. VonMinister Dr. Söder richtete er Grüßeund Gratulation aus.

Sprang für Dr. Markus Söder ein: Dr.Roland Jüptner, der Präsident desBayerischen Landesamts für Steuern.

Die Leiterin der Landesfinanzschule Bayern, Andrea Knoll (Mitte), umringt von „ihren“ Besten: vorne zwei der dreiStaatsfinanz-Prüfungsbesten, hinten zehn der 20 Steuer-Prüflinge, die mit „sehr gut“ abschlossen. Fotos: Kleinschrot

„Katastrophale Preise“ für Milch und FleischViehvermarktungsgenossenschaft versammelte sich – Auernhammer: Stimmung nicht gut

HERRIEDEN (ubr) – Über ein zu-friedenstellendes Geschäftsergeb-nis im Jahr 2014 wurde bei der Ver-treterversammlung der Viehver-marktungsgenossenschaft (VVG)Nordbayern berichtet. Der Vor-standsvorsitzende der Genossen-schaft, Wolfgang Zoll, beklagte al-lerdings die schlechten Rahmenbe-dingungen für die Landwirtschaftund sprach von „katastrophalen“Preisen für die Erzeuger – vor allemfür Milch und Schweinefleisch.

Die Landwirtschaft befinde sichaktuell in einer Krise, meinte Wolf-gang Zoll. Noch schlimmer als dieniedrigen Erzeugerpreise seien die„unqualifizierten“ Angriffe von Tier-schützern, Nichtregierungsorganisa-tionen und Politikern der Grünen aufdie Landwirtschaft. Auf solche An-griffe dürfe man nicht nur immer re-agieren. „Wir müssen mehr tun“, rief

der Vorsitzende die Genossenschaftmit ihren derzeit etwas mehr als 3000Mitgliedern dazu auf, in der Diskus-sion über die Landwirtschaft selbstAkzente zu setzen. „Wir müssen ler-nen, unsere Produkte entsprechendzu bewerben, und den Angriffen vonLeuten, die keine Ahnung von derLandwirtschaft haben, etwas entge-gensetzen“, sagte Zoll.

„Unsere Genossenschaft ist finan-ziell nicht auf Rosen gebettet, aberwir sind der Situation gerecht ge-worden“, stellte Dr. Rainer Pflugfel-der fest, der Geschäftsführer der ge-meinsam von der VVG Nordbayernund der VVG Württemberg gehalte-nen operativen Viehvermarktungs-gesellschaft NVG-bovex GmbH ist.2014 seien rund 436000 Nutztierevermarktet worden und damit über25000 mehr als im Vorjahr. Der Um-satz bei der Vermarktung habe etwa105 Millionen Euro betragen.

Der CSU-BundestagsabgeordneteArtur Auernhammer – als Landwirtist er selbst Mitglied der VVG Nord-bayern – sagte, genossenschaftlicheVermarktungsorganisationen seienwichtiger denn je, um den bedenkli-chen Strukturen der Schlachthöfeund des Lebensmitteleinzelhandelsmit den bäuerlichen Organisationenetwas entgegenzuhalten. Das gelteumso mehr, als die Märkte nicht er-freulich seien und damit die Stim-mung in der Landwirtschaft ver-ständlicherweise nicht gut. Bei denderzeitigen Preisen für die Erzeugermüsse man sich Sorgen machen, obdie heimische Ferkelerzeugung nocherhalten werden könne. „Wir sindkomplett den Weltmärkten ausgelie-fert“, so Auernhammer.

Deshalb sei es jetzt umso wichti-ger, am Weltmarktgeschehen aktivteilzunehmen. „Ich denke, wir habenChancen mit unseren landwirt-

schaftlichen Produkten auf denWeltmärkten als Alternative zu un-seren Handelsstrukturen.“ Dafürseien auch Handelsabkommen wie

das TTIP wichtig, die aber demokra-tische Strukturen nicht aushebelndürften, erklärte der CSU-Bundes-tagsabgeordnete.

Beklagte schlechte Rahmenbedin-gungen für die Landwirtschaft: Vor-standsvorsitzender Wolfgang Zoll.

Findet TTIP wichtig: Der CSU-Bun-destagsabgeordnete Artur Auern-hammer. Fotos: Brühschwein

FLZ Nr. 252 Samstag, 31. Oktober 2015

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