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Investor pumpt 1 Milliarde ins Bier-Quartier Hamburgs Parteien und Wähler sind ab sofort bis 2021 im Dauerstress. Ei- ne Wahl jagt die andere. Der Bundestagswahl- kampf läuſt schon. Dafür sind bereits wichtige Wei- chen gestellt. In Hamburg sitzen die Kandidaten in den Startlöchern. Am 24. September ist Wahltag. Danach bleibt den Par- teien nur eine kurze Ver- schnaufpause. 2018 müssen sie die Kandidaten für die Euro- pawahl und die Wahl der sieben Hamburger Be- zirksversamm- lungen aufstel- len. Gewählt wird im Früh- jahr 2019 (einen genauen Wahltermin gibt es noch nicht). Seit 2014 müssen die Bezirksversammlun- gen am Tag der Europa- wahl gewählt werden. Das hat die Initiative „Mehr Demokratie“ durchge- setzt. Das Ergebnis: Bei der letzten Wahl lag die Wahlbeteiligung in den Bezirken zwischen 31 und 46 Prozent. 2011, als die Bezirkswahl letztmalig zusammen mit der Bür- gerschaſt swahl stattfand, noch zwischen 44 und 60 Prozent. Nach Europa- und Be- zirkswahl geht es Schlag auf Schlag weiter. Die Kandidaten-Auf- stellung für die Bürger- schaſtswahl Anfang 2020 wird gerne für innerpar- teiliche Abrechnungen genutzt. Klar ist, dass bei der Bürgerschaſt s- wahl Bürgermeister Olaf Scholz wieder für die SPD antreten wird. Selbst falls die SPD nach der Bundes- tagswahl wieder in Berlin mitregieren soll- te, wird er in der Hauptstadt kein Regierungs- amt überneh- men. „Bundes- minister war ich schon“, sagte er mir. Wer für die CDU als Bürger- meisterkandidat ins Ren- nen gehen wird, ist un- klar. Vielleicht haben die Christdemokraten ja den Mut, mit einer Frau an- zutreten. Ihre Vize-Frak- tionschefi n in der Bür- gerschaſt , Karin Prien, könnte für die Partei Bo- den gutmachen. Egal wie die Bürger- schaſtswahl ausgeht. Für die Parteien und Wähler gibt’s keine Ruhe. Gleich nach der Wahl müssen die Kandidaten für die Bundestagswahl 2021 nominiert und gewählt werden. Hamburg steht vor politisch spannenden Zeiten. HAMBURG BILD HAMBURG 02. FEBRUAR 2017 SEITE 10 Jeden Donnerstag nur in BILD Hamburg Fax (040) 347-23474, E-Mail: [email protected] Warnstreiks im Norden Der Bürgermeis- ter brüskiert die Bür- gerschaft. Dabei ging es doch um das wichti- ge Thema Islam-Vertrag. Früherer Start, kürzere Redezeiten. Aber offen- bar gelten die neuen Re- geln nicht für Bürgermeis- ter Olaf Scholz (58, SPD). Der referierte statt fünf gleich 26 Minuten über den Vertrag mit dem Is- lam-Verband Ditib – un- geachtet von Dauer-Störru- fen aus der Opposition. Seine Bot- schaft: Eigent- lich alles pri- ma, so wie es ist. „Eine lang- weilige Ge- schichtsstunde“, kritisierte FDP-Chefin Katja Suding (41). „Senatoren und dem Bür- germeister ist es jederzei t erlaubt, so lange zu spre- chen, wie sie möchten“, wie- gelte Scholz ab. CDU-Frak- tionschef An- dré Trepoll (39): „Viel zu lang, und völlig am The- ma vorbei.“ Was noch passierte: b Carsten Brosda (42, SPD) wurde mit großer Mehrheit als neuer Kul- tursenator bestätigt. b Auf Initiative der SPD un- terzeichneten etliche Ab- geordnete eine Resoluti- on gegen das inzwischen abgemilderte) Einreise- Verbot von US-Präsident Trump. CDU-Mann Trepoll (39) tat das nicht: „Reine Show der SPD.“ Achtung, Kersting! Bürger- schaft Es berichtet MARKUS ARNDT Mit BILD im Rathaus Kiel Im Tarifstreit im öffentlichen Dienst kommt es heute erstmals auch zu Warnstreiks in Schleswig-Hol- stein. Die Gewerkschaft Ver.di hat dazu die 1400 Be- schäftigten des Landesbetriebs Straßenbau und Ver- kehr aufgerufen. Dazu gehören die Zentrale in Kiel, mehrere Niederlassungen und 26 Straßenmeistereien. BÜRGERMEISTER SCHOLZ HÄLT SICH NICHT AN NEUE REGELN Von JÖRG KÖHNEMANN Altona – Mathias Düs- terdick ist ein Mann mit Ideen, Visionen, Kontakten – und Geld: Eine Milliarde Euro pumpt der 48-Jährige ins Herz von Altona. Mit BILD war der Düs- seldorfer unterwegs im neuen Bier-Quartier. Ende 2015 umstreifte er zum ersten Mal das Brauerei-Gelände zwi- schen S-Bahn und Neu- er Mitte Altona (1600 Wohnungen im Bau). Und erkannte: Hier geht was! Bis Herbst 2021 baut er dort 2000 Wohnun- gen (davon knapp 700 Sozialwohnungen) für 3500 Bewohner. Hotel, Büros (25 000 qm), viel Gastronomie, Läden. Das will der Inves- tor der Gerch-Grup- pe: b Schluss mit historischen Ziegel- Das Bier mit dem schwaren Ritter Auf dem Holsten- Gelände entstehen 2000 Wohnungen Fassaden! Auf der al- ten IBM-Zentrale in Stuttgart zeigte Düster- dick, was er sich auch für Hamburg vorstellen kann: helle Fronten, so- gar eine Seilbahn gibt‘s bei IBM. In den „Hols- ten Quartieren“ könn- ten Elektro-Fahrzeuge rollen. b Fünf bis sie- ben Geschosse sind drin, auch ein Wohn- turm. „Hamburg hat nicht mehr viele Flächen und muss deshalb ver- tikal verdichten“, sagt der Investor. Schöne Nachricht: Der bekannte Holsten- Ritter samt Turm und Sudhaus (steht nicht unter Denkmalschutz) sollen beim Abriss in zwei Jahren verschont bleiben! Altona – Die Holsten-Brauerei wurde im Mai 1879 gegründet. Bier war das Lieblingsgetränk der Hamburger, das Geschäft mit hellem, un- tergärigem Lagerbier war sofort erfolgreich. Der schwarze Ritter war das Markenzeichen – und ist es bis heute. Nach 100 Tonnen Bomben im 2. Weltkrieg muss die Brauerei nach dem Wiederaufbau neu durchstarten. Dann kam die Bier-Flaute – 2003 wurden noch 9,1 Mio. Hek- toliter verkauft – am neuen Standort in Haus- bruch sollen‘s 2018 nur noch eine Million Hek- toliter (heute 1,2 Mio.) sein. Blick aufs Holsten-Gelände in Altona. Der Abriss startet Anfang 2019, der Neubau im Herbst 2019 Foto: SYLENTPRESS Gerch-Gruppen-Chef Mathias Düsterdick (48) auf dem Dach des Julius-Turms – hinter ihm das alte Sudhaus mit Holsten-Ritter Foto: ANDREAS COSTANZO Die Holsten- Brauerei wurde 1879 gegründet, 2004 von Carlsberg geschluckt, 2014 aufgelöst Die Simulation zeigt den renovierten Julius-Turm in den neuen „Holsten Quartieren“ Foto/Simulation: GERCH GROUP Die Holsten-Brauerei mit Lagerhallen und Julius-Turm (r.) – er bleibt erhalten, alles andere wird abgerissen Auf Hamburg kommen spannende Zeiten zu Foto: CARLSBERG/HOLSTEN BRAUEREI Foto: ANDREAS COSTANZO Bromuc ® Schon wieder · Löst den Schleim · Erleichtert das Abhusten · Glutenfrei, sprudelfrei · Rezeptfrei A p o t h e k e I n I h r e r NEU Bromuc ® akut Junior 100 mg / Bromuc ® akut 200 mg / 600 mg Hustenlöser (Ap). Wirkstoff: Acetylcystein. Zur Verflüssigung des Schleims und Erleichterung des Ab- hustens bei erkältungsbedingter Bronchitis. 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In e o pmp 1 Millia de in Bie-Qaiegerchgroup.com/wp-content/uploads/2016/06/20170202_Pressespiegel... · In e o pmp 1 Millia de in Bie-Qaie Hamburgs Parteien und Wähler sind ab sofort

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Investor pumpt 1 Milliarde ins Bier-Quartier

Hamburgs Parteien und Wähler sind ab sofort bis 2021 im Dauerstress. Ei-ne Wahl jagt die andere.

Der Bundestagswahl-kampf läuft schon. Dafür kampf läuft schon. Dafür kampf läuftsind bereits wichtige Wei-chen gestellt. In Hamburg sitzen die Kandidaten in den Startlöchern. Am 24. September ist Wahltag.

Danach bleibt den Par-teien nur eine kurze Ver-schnaufpause. 2018 müssen sie die Kandidaten für die Euro-pawahl und die Wahl der sieben Hamburger Be-zirksversamm-lungen aufstel-len. Gewählt wird im Früh-jahr 2019 (einen genauen Wahltermin gibt es noch nicht).

Seit 2014 müssen die Bezirksversammlun-gen am Tag der Europa-wahl gewählt werden. Das hat die Initiative „Mehr Demokratie“ durchge-setzt. Das Ergebnis: Bei der letzten Wahl lag die Wahlbeteiligung in den Bezirken zwischen 31 und 46 Prozent. 2011, als die Bezirkswahl letztmalig zusammen mit der Bür-gerschaft swahl stattfand, gerschaft swahl stattfand, gerschaftnoch zwischen 44 und 60 Prozent.

Nach Europa- und Be-Nach Europa- und Be-zirkswahl geht es Schlag zirkswahl geht es Schlag

auf Schlag weiter.auf Schlag weiter.Die Kandidaten-Auf-

stellung für die Bürger-schaft swahl Anfang 2020 schaft swahl Anfang 2020 schaftwird gerne für innerpar-teiliche Abrechnungen genutzt. Klar ist, dass bei der Bürgerschaft s-bei der Bürgerschaft s-bei der Bürgerschaftwahl Bürgermeister Olaf Scholz wieder für die SPD antreten wird. Selbst falls die SPD nach der Bundes-tagswahl wieder in Berlin

mitregieren soll-te, wird er in der Hauptstadt kein Regierungs-amt überneh-men. „Bundes-minister war ich schon“, sagte er mir.

Wer für die CDU als Bürger-

meisterkandidat ins Ren-nen gehen wird, ist un-klar. Vielleicht haben die Christdemokraten ja den Mut, mit einer Frau an-zutreten. Ihre Vize-Frak-tionschefi n in der Bür-tionschefi n in der Bür-tionschefigerschaft , Karin Prien, gerschaft , Karin Prien, gerschaftkönnte für die Partei Bo-den gutmachen.

Egal wie die Bürger-Egal wie die Bürger-schaft swahl ausgeht. Für swahl ausgeht. Für schaft swahl ausgeht. Für schaftdie Parteien und Wähler gibt’s keine Ruhe. Gleich gibt’s keine Ruhe. Gleich nach der Wahl müssen die Kandidaten für die Bundestagswahl 2021 Bundestagswahl 2021 nominiert und gewählt nominiert und gewählt werden. Hamburg steht werden. Hamburg steht vor politisch spannenden vor politisch spannenden Zeiten.

HAMBURG BILD HAMBURG ✶ 02. FEBRUAR 2017SEITE 10

Jeden Donnerstag nur in BILD HamburgFax (040) 347-23474,

E-Mail: [email protected]

Warnstreiks im Norden

City – Der Bürgermeis-ter brüskiert die Bür-gerschaft. Dabei ging es doch um das wichti-ge Thema Islam-Vertrag.

Früherer Start, kürzere Redezeiten. Aber offen-bar gelten die neuen Re-geln nicht für Bürgermeis-ter Olaf Scholz (58, SPD). Der referierte statt fünf gleich 26 Minuten über den Vertrag mit dem Is-lam-Verband Ditib – un-

geachtet von Dauer-Störru-fen aus der Opposition. Seine Bot -schaft: Eigent-lich alles pri-ma, so wie es ist.

„Eine lang-weilige Ge-schichtsstunde“, kritisierte FDP-Chefin Katja Suding (41).

„Senatoren und dem Bür-germeister ist es jederzeit erlaubt, so lange zu spre-chen, wie sie möchten“, wie-gelte Scholz ab. CDU-Frak-tionschef An-

dré Trepoll (39): „Viel zu lang, und völlig am The-ma vorbei.“

Was noch passierte:Was noch passierte:b Carsten Brosda (42, SPD) wurde mit großer Mehrheit als neuer Kul-tursenator bestätigt.b Auf Initiative der SPD un-terzeichneten etliche Ab-geordnete eine Resoluti-on gegen das inzwischen abgemilderte) Einreise-Verbot von US-Präsident Trump. CDU-Mann Trepoll Trump. CDU-Mann Trepoll (39) tat das nicht: „Reine (39) tat das nicht: „Reine Show der SPD.“

Achtung, Kersting!

Bürger-schaftEs berichtet MARKUS ARNDT

Mit BILD im Rathaus

Kiel – Im Tarifstreit im öffentlichen Dienst kommt es heute erstmals auch zu Warnstreiks in Schleswig-Hol-stein. Die Gewerkschaft Ver.di hat dazu die 1400 Be-schäftigten des Landesbetriebs Straßenbau und Ver-kehr aufgerufen. Dazu gehören die Zentrale in Kiel, mehrere Niederlassungen und 26 Straßenmeistereien.

BÜRGERMEISTER SCHOLZ HÄLT SICH NICHT AN NEUE REGELN

Von JÖRG Von JÖRG KÖHNEMANN

Altona – Mathias Düs-terdick ist ein Mann mit Ideen, Visionen, Kontakten – und Geld: Eine Milliarde Euro pumpt der 48-Jährige ins Herz von Altona.

Mit BILD war der Düs-seldorfer unterwegs im seldorfer unterwegs im neuen Bier-Quartier.

Ende 2015 umstreifte er zum ersten Mal das Brauerei-Gelände zwi-

schen S-Bahn und Neu-schen S-Bahn und Neu-er Mitte Altona (1600 Wohnungen im Bau).

Und erkannte: Hier geht was!geht was!

Bis Herbst 2021 baut er dort 2000 Wohnun-gen (davon knapp 700 Sozialwohnungen) für 3500 Bewohner. Hotel, Büros (25 000 qm), viel Gastronomie, Läden.

Das will der Inves-tor der Gerch-Grup-pe: b Schluss mit historischen Ziegel-

Das Bier mit dem schwar en Ritter

Auf dem Holsten-Gelände

entstehen2000

Wohnungen

Fassaden! Auf der al-Fassaden! Auf der al-ten IBM-Zentrale in Stuttgart zeigte Düster-dick, was er sich auch für Hamburg vorstellen kann: helle Fronten, so-gar eine Seilbahn gibt‘s bei IBM. In den „Hols-ten Quartieren“ könn-ten Elektro-Fahrzeuge rollen. b Fünf bis sie-ben Geschosse sind drin, auch ein Wohn-

turm. „Hamburg hat nicht mehr viele Flächen und muss deshalb ver-tikal verdichten“, sagt der Investor.

Schöne Nachricht: Der bekannte Holsten-Ritter samt Turm und Sudhaus (steht nicht unter Denkmalschutz) sollen beim Abriss in zwei Jahren verschont bleiben!

Altona – Die Holsten-Brauerei wurde im Mai 1879 gegründet. Bier war das Lieblingsgetränk der Hamburger, das Geschäft mit hellem, un-tergärigem Lagerbier war sofort erfolgreich. Der schwarze Ritter war das Markenzeichen – und ist es bis heute. Nach 100 Tonnen Bomben im 2. Weltkrieg muss die Brauerei nach dem Wiederaufbau neu durchstarten. Dann kam die Bier-Flaute – 2003 wurden noch 9,1 Mio. Hek-toliter verkauft – am neuen Standort in Haus-bruch sollen‘s 2018 nur noch eine Million Hek-toliter (heute 1,2 Mio.) sein.

Blick aufs Holsten-Gelände in Altona. Der Abriss startet Anfang 2019, Der Abriss startet Anfang 2019,

der Neubau im Herbst 2019 Foto: SYLENTPRESS

Gerch-Gruppen-Chef Gerch-Gruppen-Chef Mathias Düsterdick (48) auf dem Dach (48) auf dem Dach des Julius-Turms – hinter ihm das alte Sudhaus mit Holsten-RitterFoto: ANDREAS COSTANZO

Die Holsten-Brauerei

wurde 1879 gegründet, gegründet,

2004 von Carlsberg Carlsberg

geschluckt, geschluckt, 2014 aufgelöst

Die Simulation zeigt Die Simulation zeigt den renovierten

Julius-Turm in den neuen „Holsten Quartieren“neuen „Holsten Quartieren“

Foto/Simulation: GERCH GROUP

Die Holsten-Brauerei mit Lagerhallen und Julius-Turm (r.) – er bleibt erhalten, alles andere wird abgerissen

Auf Hamburgkommen spannende

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Einfach einrühren in Wasser, Tee oder sogar in Smoothies.

Hustenlöser

12 HamburgerAbendblatt Donnerstag, 2. Februar 2017HAMBURG

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gestern Nachmittag in der aktuellen Stunde der Bürgerschaft zu den umstrittenen Staatsverträgen Marcelo Hernandez

AmMittwoch habenwir gefragt:

Ein verurteilter Mörder hat im Gerichtauf zwei Menschen eingestochen und sieverletzt. Glauben Sie, dass die geltendenSicherheitsvorkehrungen ausreichen?

Das Ergebnis:

Ja Nein22 % 78%

Abgestimmthaben2096Leser (20.15Uhr)

Die neue Frage:

Finden Sie es richtig, dass die Bürger-schaftsabgeordneten von SPD, Grünenund Linken sich in einer Resolution gegenUS-Präsident Trump und sein Einreise-verbot fürMillionenMuslime stellen?StimmenSieabaufAbendblatt.de

Harr keen Herrn Wenn etwas unbezahltmitgenommen wurde, hieß es: De harrkeen Herrn, dat heff ik mitnohmen.Freundliche GrüßeHanne Dahl, Bergedorf

Peter Schmacht­hagen: HamburgerWortschatz, 556 S.,24,95 Euro. ImBuchhandel undbeim Abendblatt(abendblatt.de/shopund Telefon040/33 36 69 99)

Vorschläge und Anmerkungen zur Serie senden Siebitte vorübergehend an die E­Mail­Adressehamburgisch@t­online.de. (Betreff: Hamburgisch).

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Scholz verteidigt Hamburgs IslamverträgeBürgermeister hält energisches Plädoyer für religiöse Toleranz. Opposition fordert Aussetzung oder Kündigung der Abkommen

JENS MEYER-WELLMANN

HAMBURG :: Bürgermeister OlafScholz (SPD) hat in einer eindringlichenRede in der Bürgerschaft die zuletzt kri-tisierten Hamburger Verträge mit denIslamverbänden verteidigt – und voreiner Kündigung gewarnt. Mit Blick indie Welt, wie sie sich derzeit darstelle,und auch in die eigene Geschichte seiendie Verträge „kostbar“ – und „wir soll-ten dankbar sein, dass es so weit gekom-men ist“, sagte der Bürgermeister. Da-bei betonte Scholz, dass bei einem Ver-tragspartner, dem Rat der islamischenGemeinschaften (Schura), Schiiten undSunniten und Muslime unterschied-lichster Herkunft zusammenarbeiten,was keinesfalls der Normalfall sei.

Zugleich sagte Scholz, dass es „völ-lig richtig“ sei, dass die Bürgerschaft diezuletzt erhobenen Vorwürfe gegen ein-zelne Vertragspartner debattiere – etwaim Internet verbreitete Karikaturen, indenen ein Weihnachtsmann niederge-schlagen wurde, sowie Bespitzelungs-vorwürfe gegen die Türkisch-IslamischeUnion der Anstalt für Religion (Ditib)oder Aufrufe zu antiisraelischenDemonstrationen. „Wir müssen aberimmer sehr grundsätzlich denken“, sag-

te der Bürgermeister. „Ein Blick in dieGeschichte lohnt.“ So sei die religiöseToleranz keinesfalls immer akzeptiertworden. Reichskanzler Otto von Bis-marck habe im „Kulturkampf“ in den1870er-Jahren noch katholische Geistli-che mit Gefängnis und Festungshaft be-droht, der Kirche Befugnisse genommenund Redakteure ins Gefängnis werfenlassen. Dass der Staat heute mit Reli-gionsgemeinschaften Verträge schließe,zeige seine Neutralität, so Scholz. Die inHamburg seit dem vergangenen Jahr-zehnt mit Kirchen, jüdischer Gemeindeund 2012 mit muslimischen und aleviti-schen Verbänden geschlossenen Ab-kommen seien ein „Zeichen gegenseiti-gen Respekts“.

Zugleich wies Scholz darauf hin,dass im Falle einer Kündigung des Ver-trags die muslimischen Verbände dasRecht hätten, einen eigenen, islami-schen Religionsunterricht an den Schu-len einzuführen. Stattdessen hätten sichdie Vertragspartner darauf eingelassen,von dieser Möglichkeit Abstand zu neh-men und mit den anderen Religionsge-meinschaften einen gemeinsamen Reli-gionsunterricht zu organisieren. In die-sem Zusammenhang dankte Scholz der„dafür unverzichtbaren, großartigen

evangelischen Kirche in Hamburg“. Da-bei betonte Scholz, dass „Hasspredigtenschlimm sind und nicht akzeptiert wer-den dürfen“. Verstöße gegen die Geset-ze seien eine Angelegenheit der Straf-verfolgungsbehörden. Wohl mit Blickauf die Steuerung von Ditib aus der Tür-kei wies Scholz darauf hin, dass auch

Kirchen aus Deutschland weltweit aktivseien und „wir das für richtig halten“.

Alle großen Religionsgemeinschaf-ten hätten den Senat aufgefordert, anden Verträgen festzuhalten, sagteScholz. Natürlich werde es immer wie-der Probleme geben. Die Verträge seienaber „der Beginn einer Kooperation undnicht ihr Ende“, so der Bürgermeister.„Männer, Frauen und Kinder fliehen,weil sie aus religiösen Gründen verfolgt

werden. Hamburg ist Gott sei Dank einBeispiel für religiöse Toleranz.“

Anlass der Scholz-Erklärung warendie Anmeldung des Themas Islamver-träge durch die CDU zur AktuellenStunde und unterschiedliche Anträgezum Umgang mit den Verträgen vonCDU, FDP, AfD und der rot-grünen Ko-alition. CDU-Fraktionschef André Tre-poll warf Scholz vor, dieser habe „lange,aber doch konsequent am Problem vor-beigesprochen“. Trepoll verteidigte denAntrag seiner Fraktion, mithilfe neuerGutachten zu klären, ob Ditib über-haupt eine Religionsgemeinschaft seiund damit Vertragspartner bleiben kön-ne. „Wer feindselige Haltungen gegenChristen und Juden vertritt, ist nichtPartner, sondern Feind unserer offenenGesellschaft“, so Trepoll. „Wer die libe-ralen Kräfte unter den türkischstämmi-gen Mitbürgern stärken will, muss dafürsorgen, dass jeder ausländische Einflussunterbunden wird.“ Deshalb müsse derVertrag mit Ditib „ausgesetzt werden“.

SPD-Fraktionschef Andreas Dresselbetonte, Ditib müsse „seine Hausaufga-benmachen“. Die angespannteWeltlageund die Entwicklung in den USA seienaber „genau ein Argument, an den Ver-trägen festzuhalten“. Ähnlich äußerte

sich Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarksund fügte hinzu: „Was passieren kann,wenn sich Religionen in einer Stadtgegenseitig ausgrenzen und bekriegen,daran wollen wir alle gar nicht denken.“

FDP-Fraktionschefin Katja Sudingsagte, das Verhalten mancher Vertrags-partner störe die Integration. Die FDPforderte die Kündigung – auch weil siegrundsätzlich Abkommen zwischenStaat und Religionsverbänden für über-flüssig hält.

Die Linken-Politikerin ChristianeSchneider sagte, dass es in ihrer Frak-tion keine gemeinsame Position zu demThema gebe. Es sei aber nicht hinnehm-bar, dass „Erdogans langer Arm“ überDitib nach Deutschland reiche. „Ange-sichts eines drohenden weltweiten Kul-turkampfs hätte eine Kündigung derVerträge jetzt aber eine verheerendeWirkung.“ AfD-Fraktionschef Jörn Kru-se nannte die Verträge „naiv“.

Die Bürgerschaft beschloss schließ-lich den Antrag von SPD und Grünen.Darin werden die jüngsten Vorfälle zwarkritisch bewertet – zugleich aber wirdan den Verträgen festgehalten. Der Se-nat wird aufgefordert, über die Vorfälle„Konsultationsgespräche“ mit den Ver-tragspartnern zu führen.

Die Verträge sind kostbar.Die Verträge sind kostbar.Wir müssen immer sehrWir müssen immer sehrgrundsätzlich denkengrundsätzlich denken

Olaf Scholz (SPD),Erster Bürgermeister

Hamburg bietet dieHSH auchaußerhalb Europas zumKauf anBürgerschaft debattiert über geplanten Verkauf der Nordbank

HAMBURG :: Nach HSH-Aufsichts-ratschef Thomas Mirow hat auch Ham-burgs Finanzsenator Peter Tschen-tscher (SPD) Spekulationen genährt, dieHSH Nordbank könnte nach China ver-kauft werden. „Das Marktumfeld füreuropäische Banken ist derzeit schwie-rig“, sagte Tschentscher am Mittwochin der Bürgerschaft. „Andererseits hatdie HSH eine profitable Kernbank undist in einer der stärksten Wirtschaftsre-gionen Europas verankert. Sie stellt da-mit auch eine mögliche Plattform fürinternationale Banken dar, die im deut-schen Markt Fuß fassen und ihr Ge-schäft ausweiten wollen.“ Mirow hattegesagt, er rechne eher mit einem Ver-kauf nach China als innerhalb Europas.

Wie berichtet, müssen Hamburgund Schleswig-Holstein ihre ehemaligeLandesbank auf Druck der EU bis Feb-ruar 2018 privatisieren. Das war die Be-dingung dafür, dass die Bank Ende 2015erneut mit staatlicher Hilfe gerettetwerden durfte, unter anderem, indemdie Länder ihr faule Schiffskredite für2,4 Milliarden Euro abgekauft haben.

Michael Kruse (FDP) kritisierte dieÄußerungen zu möglichen Interessen-ten aus Asien: „Wem nützt denn so eineAussage?“ In Wahrheit versuche der Fi-nanzsenator doch, die HSH der Nord LBin Hannover schmackhaft zu machen.

Thilo Kleibauer (CDU) lenkte denBlick auf den Milliardenschaden, dendie Länder erleiden werden: „Die Frage

ist doch, welche Risiken noch auf dieLänder zukommen.“ Dass die HSH seitkurzem Milliardenbeträge in ein neuesSegment verschiebe, bereite ihm Sor-gen. Offensichtlich werde die Kernbankaufgehübscht, so Kleibauer: „Und dieResterampe mit all ihren Risiken wirddann bei den Bundesländern bleiben.“

Auch der Finanzsenator betonte,dass eine entscheidende Frage sein wer-de, was mit den noch in der Bank ver-bliebenen Milliarden-Altlasten gesche-hen soll: „Niemand kann derzeit wissen,welche Optionen Investoren dafür se-hen.“ Kritik aus der Linkspartei, er habedie Risiken hinsichtlich der Zehn-Mil-liarden-Euro-Garantie der beiden Län-der falsch eingeschätzt, wies Tschen-tscher zurück: „Wir haben schon in derKonzernbilanz 2014 dargelegt, dass wirin vollem Umfang damit rechnen müs-sen, aus dieser Garantie in Anspruch ge-nommen zu werden.“ Mittlerweile giltals sicher, dass dieses Geld weg ist.

Ein Antrag der Linkspartei, das an-gekaufte Schiffsportfolio, das schon340 Millionen Euro an Wert verlorenhat, unabhängig prüfen zu lassen, wurdeabgelehnt. Dazu habe es schon drei Gut-achten gegeben, sagte Markus Schreiber(SPD). Ein Antrag der FDP, keine weite-ren faulen Kredite anzukaufen, soll imzuständigen Fachausschuss diskutiertwerden – ebenso wie das Angebot desSenats, den Rahmen für den Ankauf ab-zusenken. (dey)

BreiteMehrheit für Resolutiongegen Trump imParlament81 von 121 Abgeordneten protestieren gegen Einreiseverbote

ALTSTADT :: Zwei Drittel oder 81 der121 Abgeordneten der Bürgerschaft ha-ben die Resolution unterzeichnet, diesich gegen die Einreiseverbote des US-Präsidenten Donald Trump für Staats-angehörige aus sieben muslimisch ge-prägten Ländern wendet. Der Text, dervon der SPD-Fraktion entworfen wor-den war, trägt das Motto „Hamburg, dasTor zur Welt, sagt Nein!“ Unter ande-rem heißt es: „Das willkürliche Einreise-verbot ist eine Diskriminierung auf-grund von Herkunft und Religion, dieauch durch die notwendige Bekämpfungdes internationalen, islamistischen Ter-rorismus in keiner Weise gerechtfertigtwerden kann.“

Anders als zunächst angekündigt,dürfen nun doch Menschen in die USAeinreisen, die zum Beispiel neben eineriranischen eine deutsche Staatsangehö-rigkeit besitzen. „Das ist ein Schritt indie richtige Richtung, aber er reicht beiWeitem nicht: Noch immer sind vieleHamburgerinnen und Hamburger be-troffen“, heißt es weiter.

Die Abgeordneten von SPD, Grünenund Linken sowie die beiden fraktions-losen Abgeordneten Nebahat Güclü undDora Heyenn haben die erste Anti-Trump-Resolution eines Landesparla-ments unterzeichnet. CDU, FDP undAfD beteiligten sich dagegen nicht. „DieAußenpolitik ist nicht Sache der Bürger-schaft. Dafür ist der Bundestag zustän-dig“, sagte CDU-Fraktionschef AndréTrepoll, der das Thema außerdem im Äl-testenrat der Bürgerschaft zur Sprachebringen will. „Unsere Geschäftsordnungsieht Resolutionen nicht vor. Ich sehedarin den Versuch der Instrumentalisie-rung des Parlaments“, sagte Trepoll.

„Wir hätten gern unterschrieben,aber der Text ist nicht sauber formu-liert, weil der SPD-Abgeordnete Ilkhani-pour, anders als behauptet, nun auf-grund seiner doppelten Staatsbürger-schaft eben nicht betroffen ist“, sagteFDP-Fraktionschefin Katja Suding.

„Ich bedauere, dass CDU und FDPsich bisher nicht zu einer Unterstützungder Resolution durchringen konnten –die Kritik an dem Trump-Erlass hat sichnämlich durch die Herausnahme derDoppelstaatler nicht erledigt“, sagteSPD-Fraktionschef Andreas Dressel.„Ich hätte mir sehr gewünscht, dass dieBürgerschaft dieses Zeichen der Solida-rität heute noch geschlossener gegebenhätte“, sagte Anjes Tjarks (Grüne). DieResolution soll jetzt dem US-General-konsulat übergeben werden. (pum)

„Schnapsidee“ –Was Arbeitgeber überneue Feiertage sagenHAMBURG :: Der Vorstoß von DGBNord und Kirchenvertretern zur Ein-führung eines zusätzlichen Feiertages inHamburg hat ein geteiltes Echo ausge-löst. Der Hauptgeschäftsführer der Ver-einigung der UnternehmensverbändeHamburg und Schleswig-Holstein, Mi-chael Thomas Fröhlich, hält das für eine„Schnapsidee“. Es sei eine „Diskussionzur Unzeit“. Vor dem Hintergrund, dasssich für Hamburg pro Tag eine Wert-schöpfung von durchschnittlich 200Millionen Euro ergebe, schade jederFeiertag einem großen Teil der Wirt-schaft nicht unerheblich, sagt Fröhlich.

Kritik am DGB übt Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger.„Der DGB verwechselt die Diskussionum die Wiedereinführung christlicherFeiertage mit der Forderung nach mehrUrlaubstagen.“ Das sei in einem Landmit einer 35-Stunden-Woche in der Me-tall- und Elektroindustrie unverhältnis-mäßig – gerade angesichts der Heraus-forderungen für die ExportnationDeutschland. CDU-Landeschef RolandHeintze betonte, es sei wichtig, in derDiskussion die Wirtschaft mitzuneh-men. Die CDU verfolge die Debatte mitgroßem Interesse. Ein zusätzliche Feier-tage dürfe nicht als bloßer Zugewinn anFreizeit verstanden werden, sondern alsBeitrag für das Gemeinschaftsleben.„Im Mittelpunkt stehen dabei für michFamilie und Gemeinwohl“, sagt Heint-ze. Die Linken unterstützen derweil dieEinführung des 8. Mai (Tag der Be-freiung) als gesetzlichen Feiertag. (esh)

SPD­Fraktions­chef AndreasDressel gestern inder BürgerschaftMarcelo Hernandez

2000Wohnungenauf Holsten-Geländein Altona geplantALTONA :: Das Holsten-Quartier inAltona ist eines der größten Bauvorha-ben der Stadt – und es könnten dort so-gar bis zu 2000 Wohnungen gebaut wer-den. Bislang war noch von 1500 Woh-nungen die Rede gewesen. „Es könntedort mehr Wohnraum entstehen, weilvor allen Dingen die Nachfrage nachkleineren Einheiten steigt“, sagte Mathi-as Düsterdick, Vorstandsvorsitzenderder Gerchgroup. Die Projektentwickleraus Düsseldorf hatten den Zuschlag fürdas rund 86.500 Quadratmeter großeAreal erhalten, das noch bis 2019 Sitz derHolsten-Brauerei ist, die dann nachHausbruch umzieht.

Inzwischen wurden auch einige Na-men der Büros bekannt, die an dem städ-tebaulich-freiraumplanerischen Reali-sierungswettbewerb teilnehmen. NachAbendblatt-Informationen sind da-runter aus Hamburg der StararchitektAndré Poitiers und pfp-Architekten. Ausdem europäischen Ausland beteiligensich die Büros Dark Architekten aus Oslound Henning Larsen aus Kopenhagen.

Die Entwicklung des Holsten-Quar-tiers hat laut Gerchgroup eine Strahl-kraft weit über Hamburg hinaus: „Wirbauen hier einen neuen kleinen Stadt-teil“, sagte Düsterdick.

Neben Wohnraum sind Flächen fürGastronomie, Einzelhandel, Büros sowieein Hotel geplant. Der Baustart ist für2019 vorgesehen. (ug)

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DW_Dir/DW/DWHH-REG02.02.17/1/Ham3 JFORBRIC 5% 25% 50% 75% 95%

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DIE WELT DONNERSTAG, 2. FEBRUAR 2017 HAMBURG 27

E s war ein dramatischer Fall,der sich am 23. Juni 2015 inund vor einem Einfamilien-haus an der Jenfelder Alleeabspielte. In dem Haus

wohnte der 63-jährige Eigentümer Die-ter B., der dort seinen damals 92-jähri-gen bettlägerigen Vater pflegte. Gegen22.45 Uhr klingelten zwei südländischaussehende junge Männer an der Haus-tür. Sie fragten, ob gerade ein Kranken-wagen auf der Straße vorbeigefahrensei. Der Hauseigentümer verneinte.

VON MARTIN JENSSEN

Etwa 15 Minuten später klingelte eserneut. Wieder waren es die beiden jun-gen Männer, der kräftige Moustapha A.,25, und möglicherweise Bahgdor S. (da-mals 23 Jahre alt). Sie kamen mit keinerguten Absicht, wollten die Hausbewoh-ner berauben. Und obwohl Dieter B. dieHaustür mit einer Absperrkette gesi-chert hatte, ließen sie nicht von ihremPlan ab. Moustapha A. trat dreimalwuchtig gegen die Haustür, sodass dasHolz zersplitterte und die Schließkettezerstört wurde. Die Einbrecher stürm-ten in den Hausflur. Sie waren mit Pfef-ferspray bewaffnet, um ihre Opfer da-mit außer Gefecht zu setzen.

Dieter B. aber hatte sich, weil ihm dieMänner schon beim ersten Besuch ver-dächtig vorgekommen waren, mit einerPistole bewaffnet. Als die Männer in dasHaus stürmten, zückte er die Pistoleund drückte ab. Moustapha A. wurdegetroffen. Die Einbrecher flohen ohneBeute aus dem Haus in Richtung Kuehn-straße. Nach gut 150 Metern brachMoustapha A. auf der Straße zusam-men. Er verstarb an den Folgen derSchussverletzung. Die Kugel hatte seinHerz getroffen.

Es war ein Fall, der lange in den Ham-burger Schlagzeilen blieb, zumal DieterB. keinen Waffenschein besaß. Er zahltespäter ein Bußgeld wegen Verstoß gegendas Waffengesetz. Ansonsten wurdeihm Notwehr zugestanden.

Der zweite Einbrecher war nach derTat verschwunden, er hatte seinen ster-benden Kumpel auf der Straße zurück-gelassen. Doch nun scheint er endlichgefasst. Seit gestern muss sich BahgdorS. für den gründlich schiefgegangenenEinbruch vor dem Hamburger Landge-richt verantworten. Der Vorwurf derStaatsanwaltschaft: Versuchter schwe-rer Raub. Doch das ist nicht der einzigeAnklagepunkt.

Dem Angeklagten wird weiter vorge-worfen, seine ehemalige Lebensgefähr-

tin im Oktober 2016 über zwei Wochenlang in der gemeinsamen Wohnung ein-gesperrt zu haben. In dieser Wohnungin der Straße Bei der Pulvermühle inNedderfeld soll er die junge Frau auchmehrfach geschlagen und beleidigt ha-ben. Am 25. Oktober 2016 soll er seineEx-Freundin sogar so stark gewürgt ha-ben, dass die Frau 30 Minuten ohne Be-wusstsein blieb. Außerdem soll er ge-droht haben, sie umzubringen. Dabeisoll er erklärt haben, er werde ihr dieFinger brechen und ihr Säure ins Ge-sicht schütten.

Diese ehemalige Freundin ist es jetzt,die ihn belastet, der Mittäter bei demversuchten Raub in Jenfeld gewesen zusei. Der Polizei soll sie erklärt haben,dass er ihr die Mittäterschaft gestandenhabe. In seiner Einlassung vor Gerichtstreitet der Angeklagte Afghane beideTaten ab. Zu dem Raub in Jenfeld er-klärt er kurz und knapp: „An der Tatwar ich nicht beteiligt.“

Um so ausführlicher schildert erdann seine Beziehung zu der jungenFrau, die ihn so schwer belastet. Rundeine Stunde lang beklagt er sich vor Ge-richt darüber, dass sie ihn mit seinembesten Freund betrogen habe, währender für einen Einbruch im Gefängnis ge-sessen habe. „Ich habe sie zwar mehr-

fach beleidigt, als Schlampe und Hurebezeichnet“, gesteht er ein. „Aber siehat mich auch beleidigt.“ Die Beziehunghabe am Ende wohl auch darunter gelit-ten, dass er sich mehr mit seinemHandy als mit ihr beschäftigt habe.

Der Angeklagte weiter: „Nur einmalhabe ich sie mit meinem Handy bewor-fen und dabei am Unterarm getroffen.Außerdem habe ich sie einmal aus demBett geschubst. Aber schwere Verlet-zungen habe ich ihr nie zugefügt.“ Ervermutet: „Sie will mich schwer belas-ten, damit ich möglichst lange im Ge-fängnis bleibe.“

Auch wenn er die Mittäterschaft andem versuchten Raub in Jenfeld abstrei-tet, gibt es doch eine Verbindung zuMoustapha A., dem getöteten Einbre-cher, der aus dem afrikanischen StaatNiger stammte. „Moustapha und ichsind in den Jahren 2006 und 2007 zu-sammen in einer Wohngruppe in Lurupaufgewachsen“, gesteht Bahgdor S. aufVorhalt der Staatsanwältin ein. Danachaber hätte er keinen intensiven Kontaktzu dem Nigrer gehabt.

An den kommenden Prozesstagenwerden u. a. die Ex-Freundin des Ange-klagten und Hauseigentümer Dieter B.als Zeugen aussagen. Das Urteil ist fürden 10. März vorgesehen.

Klärt sich das Drama von Jenfeld?Bei einem versuchten Raub in einem Privathaus erschießt 2015 der Hauseigentümer einen Mann. Steht jetzt der zweite Täter vor Gericht? Seine Ex-Freundin belastet ihn schwer, er streitet die Tat ab

Hier geschah der Überfall: Das Haus des damals 63-jährigen Dieter B. in Jenfeld. Als die beiden Männer die Tür eintraten, schoss der Hausbesitzer

DPA/

BERN

HARD

SPRE

NGEL

In wenigen Jahren wird in großen Tei-len Altonas nur noch wenig so seinwie derzeit – nicht nur die Neue Mitte

entsteht dort, sondern nördlich angren-zend auch die Holsten-Quartiere. Aufdem Gelände der Brauerei, die 2019 nachHausbruch umziehen wird, entwickeltdie Düsseldorfer Gerchgroup auf200.000 Quadratmetern ein neues Vier-tel, in dem neben Büros, Gastronomieund Einzelhandel vor allem etwa 2000Wohnungen für 3500 Bewohner entste-hen sollen. Mathias Düsterdiek, Ge-schäftsführer der Gerchgroup, versprichtim „Welt“-Gespräch, dass es keine Ein-heitsarchitektur geben wird: „Es soll hipund urban werden“.

VON JÖRN LAUTERBACH

DIE WELT: Die Holsten-Brauerei hatangekündigt, doch erst 2019 statt 2018nach Hausbruch umzuziehen. Sie wol-len auf dem Areal bauen – ist das einProblem für Sie?MATHIAS DÜSTERDICK: Nein, diese Va-riante war immer schon möglich. So ha-ben wir mehr Zeit für das Bebauungs-planverfahren und die Bürgerbeteiligung,das uns sehr wichtig ist.

Ein erstes Treffen mit den Anwohnerngab es schon. Was sind die größtenWünsche oder Forderungen, die an Sieherangetragen wurden?Einer der häufig geäußerten Wünsche ist,dass eine Sporthalle und weitere Sport-möglichkeiten dort entstehen. Das ist füreinen Investor nicht ganz einfach – zwarkönnen wir problemlos eine Sporthalleoder einen Fußballplatz bauen, aber diemüssen ja auch später betrieben werden.Da müssen also auch Impulse durch denBezirk oder von Vereinen kommen, wiralleine können das nicht entscheiden, lei-ten die Wünsche aber natürlich an dieStadt weiter. Klar angekommen ist aber,dass Sport und Freizeit wichtig sind, unddas können wir auch in dem geplantenGrünzug, der von der Neuen Mitte Altonakommend bei uns fortgesetzt wird, um-setzen – etwa in Form von Bolzplätzen.Was wird noch von Ihnen erwartet?Auch ein Community-Center, also eineArt Bürgerhaus, wurde mehrfach ange-fragt. Aber auch hier wäre der spätere Be-trieb eine hoheitliche Aufgabe. Bauenkönnten wir das natürlich.

Vornehmlich werden Sie Wohnungenund Büros bauen. Darf man hoffen,dass das nicht im neuen langweiligenEinheitsstil für Neubauviertel ge-schieht?Der internationale Architektenwettbe-werb wurde gerade erst gestartet, wirhoffen auf viele kreative Ideen! Wir wol-len generell eine Smart City bauen, auchmit Blick auf die Energieversorgung undElektromobilität.

Der Trend geht wieder zu kleinerenWohnungen, weil sich viele größereWohnflächen in Städten wie Hamburg

nicht mehr leisten können. KommenSie dem nach?Das stimmt. Viele wollen in der Stadtwohnen und verzichten dann lieber et-was auf Größe, um sich das leisten zukönnen. Wir werden aber auch großeWohnungen bauen, wobei wir den genau-en Wohnungsmix erst so spät wie mög-lich festlegen werden, um auf den Marktund die Nachfrage reagieren zu können.Deswegen kann ich jetzt auch noch keineDurchschnittsquadratmeterpreise nen-nen. Sicher ist aber, dass ein Drittel ge-förderter Wohnungsbau entstehen wird,wir sind uns der gesellschaftlichen Ver-antwortung gerade in Altona sehr be-wusst.

Das Gelände ist ja durch die langeHolsten-Tradition auch emotional be-setzt. Wie gehen Sie damit um?Das haben wir immer im Kopf, nicht zu-letzt deswegen wird der neue Stadtteil jaauch Holsten-Quartier heißen. Wir gu-cken uns die Gebäude auf dem Gelände

an, prüfen die Bausubstanz und gehendann an die Planung, was davon erhaltenwerden sollte. Was Identität stiftet undbaulich erhalten werden kann, wird blei-ben. Übrigens wird es auch eine Haus-brauerei mit Erlebnisgastronomie vonHolsten wieder in dem Quartier geben,die Tradition wird also in dem Rahmenfortgesetzt.

Sie schließen direkt an das noch grö-ßere Neubauviertel Neue Mitte Altonaan. Der gesamte Stadtteil verändertsein Gesicht dadurch gehörig.Absolut. Die Renaissance Altonas wirddamit vollzogen. Der Stadtteil ist aberschon jetzt so jung und hip, der wird da-mit gut umgehen können. Sehen Sie: Ei-ne Brauerei mitten in der Stadt ist ein-fach unwirtschaftlich, zudem war es einStück nicht zugängliche Stadt. Die ma-chen wir hier jetzt mit bezahlbaren Woh-nungen, Einzelhandel und Büros zugäng-lich für alle Hamburger.

Welches Flair wünschen Sie sich fürden neuen Stadtteil?Er soll hip und urban werden. Das istauch das Einzige, was dorthin passt. Wirbauen kein Wohngebiet mit einer Mono-struktur etwa nur für junge Familien. DasViertel soll einen guten Aufenthalts-charakter bekommen und interessantsein auch für Menschen, die dort selbstnicht wohnen.

„Die Renaissance Altonaswird damit vollzogen“ Holsten-Quartiere: Investor plant ein „hippes Viertel“

Mathias Düsterdick ist der Geschäfts-führer der Gerchgroup

GERC

HGRO

UP

D ie Sauberkeit des HamburgerHauptbahnhofs werde in Zu-kunft sogar Hausfrauen in Er-

staunen versetzen – das zumindesthofft Rüdiger Siechau, Geschäftsführerder Stadtreinigung Hamburg (SRH).Siechau stellte am Mittwoch das neueReinigungskonzept für den Hauptbahn-hof vor, gemeinsam mit UmweltsenatorJens Kerstan (Grüne) und dem Bezirks-amtsleiter Falko Droßmann (SPD). Abdem 1. Februar kümmert sich die Stadt-reinigung um alle öffentlichen Flächenrund um den Hauptbahnhof, insgesamt25.000 Quadratmeter mit 513.000 tägli-chen Besuchern.

VON MAURUS JACOBS

Zuvor gab es keine so klare Regelung– sowohl Stadt als auch Bahn beschäf-tigten Reinigungskräfte. „Die unter-schiedlichen Zuständigkeiten waren äu-ßert hinderlich“, sagt Droßmann. „DieAufgabe in eine Hand zu geben, ist da-her ein echter Durchbruch. Wir, dasheißt Umweltbehörde, die DeutscheBahn und der Bezirk, haben alle an ei-nem Strang gezogen und konnten unse-ren Plan sehr schnell umsetzen.“

Künftig arbeiten vier SRH-Mitarbei-ter von 6 Uhr bis 22 Uhr in zwei Schich-ten; bei Bedarf helfen drei weitere Mit-arbeiter aus. Die Stadt hat zudem

300.000 Euro in vier Maschinen inves-tiert, moderne Hochdruckreiniger,Kehrmaschinen, Stadtstaubsauger. „Be-sonders wichtig finde ich, dass wir abjetzt eine Nassreinigung haben, umDreck fortzuspülen“, betont Droß-mann. Und auch die Urinale, die in derVergangenheit mehrfach übergelaufenseien und üblen Geruch verbreitet hät-ten, würden intensiver gereinigt. „Wirhaben die Frequenz auf fünfmal pro Taggesteigert, vorher waren es nur dreimal.Außerdem soll eins der Urinale umge-baut werden, damit es sichtgeschützterist.“

Schon seit einiger Zeit war immerwieder Kritik an der Verwahrlosung desHauptbahnhofs laut geworden. „Bürgerhaben zu Recht die Defizite beanstan-det“, sagt Umweltsenator Kerstan.„Sauberkeit ist ein wichtiger Bestand-teil urbaner Lebensqualität und sie isteine öffentliche Aufgabe, die wir ernstnehmen.“ Das Konzept am Hauptbahn-hof sei Teil des umfassenden Projektes„Hamburg – grün und gepflegt“, das zudauerhafter Sauberkeit in ganz Ham-burg führen soll. „Unter anderem habenwir in der Stadt 500 neue Papierkörbeangebracht und wir ahnden Ordnungs-widrigkeiten, etwa das achtlose Weg-werfen von Müll, sehr viel schärfer“, be-richtet Kerstan. „So wollen wir den Be-schwerden gerecht werden.“

Der Bezirk Hamburg-Mitte schiebtseit Oktober 40 Vorhaben an, um denHauptbahnhof innerhalb von zwei Jah-ren attraktiver zu machen. „Wir wollennicht den einen großen Wurf, sondernviele Einzelmaßnahmen“, sagt Droß-mann. „Zum Beispiel reißen wir dieBunker aus dem zweiten Weltkrieg ab,die unterhalb des Bahnhofs liegen. Wirwollen den Gehweg an der Kirchenalleeum etwa 50 Zentimeter verbreitern. Wirplanen mehr Fahrradstellplätze. Undwir haben effiziente und helle LED-Lampen installiert, die die subjektiveSicherheit erhöhen.“ Für Aufruhr hattevor wenigen Tagen das Bahn-Manage-

ment gesorgt, als es Metallzacken auf-stellte, die Trinker und Obdachlose hin-dern sollten, sich hinzusetzen. Aus derPressestelle des Bezirksamts heißt es,ein derartiger Alleingang sei nicht ak-zeptabel. „Inzwischen hat die Bahn dieZacken glücklicherweise entfernt“, soPressesprecherin Sorina Weiland. „Dassetwas getan werden muss, darin sindsich allerdings alle einig. Im Momentwerden Glas- oder Kunststoffscheibendiskutiert, die man anbringen könnte,um zu verhindern, dass Obdachlose he-rumlungern.“

SRH-Geschäftsführer Rüdiger Sie-chau ist optimistisch: „Die ständige Prä-

senz der SRH am Hauptbahnhof wirddie Lage deutlich verbessern. UnschöneDinge wie Tauben- und Hundekot, aberauch Zigaretten sieht man bald wenigerherumliegen. Und wenn ab Januar 2018eine Straßenreinigungsgebühr erhobenwird, können wir unsere Arbeit sogarnoch besser machen.“

Auch Robert Szwejk, Teamleiter derReinigungskräfte, ist gelassen: „Wir ha-ben jetzt sehr viel zu tun, aber ich den-ke, wir kriegen den Bahnhof innerhalbder nächsten drei oder vier Wochensauber. Dann sind wir eingearbeitet,und es geht nur noch darum, ihn auch indiesem Zustand zu halten.“

So soll der Hauptbahnhof sauberer werdenNach Kritik an der Verwahrlosung der Flächen setzt die Stadtreinigung auf mehr Personal, neue Maschinen und eine häufigere Reinigung der Urinale

Im Einsatz: Ein Mitarbeiter der Stadt-reinigung mit einem Elektrosauger

DPA/

DANIE

L REIN

HARD

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