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4 / 2012 / K11438 Tansania: Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet – Seite 14 Moldau: Wärme von der Sonne heizt das Badehaus – Seite 20 Griechenland: Medizinisches Zentrum eröffnet – Seite 22 Besuchen Sie uns auf Facebook facebook.com/wortundtat Indiens Kampf gegen Tuberkulose Eine Zwischenbilanz ab Seite 8 Bitte helfen Sie, dass Menschen die Weihnachtsbotschaft hören und eine Liebesgabe erhalten. Jahren aktiv 35 Seit

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4 / 2012 / K11438

Tansania: Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet – Seite 14Moldau: Wärme von der Sonne heizt das Badehaus – Seite 20Griechenland: Medizinisches Zentrum eröffnet – Seite 22

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Indiens Kampf gegen Tuberkulose Eine Zwischenbilanz ab Seite 8

Bitte helfen Sie, dass Menschen die Weihnachtsbotschaft hören und eine Liebesgabe erhalten.

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www.wortundtat.de

www.facebook.com/wortundtat

www.youtube.de/wortundtat1977

Das Magazin als PDF:

Liebe Leser,seit 35 Jahren arbeitet wortundtat nun in Indien. Jedes Jahr habe ich die Projekte und meine Freunde dort besucht. Ich konnte ihnen bei meinen Reisen direkt Ermutigung zusprechen, ihnen persönlich versichern, dass wir uns langfristig mit ihnen verbunden fühlen. Manch einen der Lepra kranken, die ich in Indien treffe, kenne ich nun schon so lange, wie es das Hilfs-werk gibt. Es war immer aufs Neue bewegend, die Freude in den Gesichtern der Menschen zu sehen, wenn sie begreifen, dass Gottes Liebe auch ihren verstümmelten, entstellten Körpern gilt.

Und jedes Jahr habe ich Ihnen, liebe Freunde von wortundtat, von der Reise und meinen Eindrücken berichtet. Und ich bin dankbar, dass Sie diese Arbeit so interessiert verfolgen und dass viele von Ihnen sie auch großzügig unterstützen. In diesem Jahr konnte ich mich jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht auf den Weg machen. Sicher können Sie nachvollziehen, wie es mich bedrückte, dass ich die Menschen, denen ich mich so verbunden fühle, nicht sehen konnte.

Aber mit Psalm 32, Verse 4 und 5, weiß ich unsere Arbeit, die wir in Wort und Tat in Indien und auch in den anderen Projekten leisten, in guten Händen:

„Denn des Herrn Wort ist wahrhaftigund was er zusagt, das hält er gewiss.Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Güte des Herrn.“

So kann ich sicher sein, dass die Mitarbeiter unter dem Segen Gottes ihre Arbeit verrichten und die Hilfe auch im Jahr 2013 die Ärmsten der Armen erreichen wird. Und ich bin dankbar für jeden Leser, der sich unsere Berichte zu Herzen nimmt und unser Tun unterstützt – sei es nun mit einer Spende oder im Gebet.

Herzlichst grüßt IhrDr. Heinz-Host Deichmann

Editorial

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Zeichen der Hoffnung Besuch bei der Capping Ceremony in Visakhapatnam

Sie können helfen Menschen in unseren Projekten sollen die Weihnachtsbotschaft hören und eine Liebesgabe erhalten.

Kampf gegen Tuberkulose Eine Zwischenbilanz der TB-Bekämpfung in Indien

Aus Gottes Gnade Ehemalige wortundtat-Schülerin hilft ihrer Familie.

Grüße aus Indien Schüler schicken Selbstgebasteltes an wortundtat-Gründer.

Zentrum eingeweiht Jugendliche erhalten die Chance, Berufe zu erlernen

Der längste Umweg … Lesenswerte Biografie über KIUMA-Leiter erschienen

wortundtat-unterwegs Laden Sie wortundtat zu sich ein.

Wärme von der Sonne Eine Solaranlage heizt die Duschen in Ceadir Lunga.

Tür auf für die Hilfe! Die Arbeit im neu eingerichteten sozial-medizinischen Zentrum in Athen ist gestartet.

Geistliches Wort

Inhalt

Impressum: wortundtat 4/2012Redaktion: Thomas Brand (Koordination), Ulrich Effing (V.i.S.d.P.), Silke JanssenRedaktionskontakt: wortundtat, Deichmannweg 9, 45359 Essen Telefon: 02 01- 67 83 83, Fax: 02 01- 8 67 64 96 52 [email protected], www.wortundtat.deFotos: Thomas Brand, Rüdiger Fessel, Fred Heimbach, Gert Maichel, Neufeld-Verlag, Sonja Schröder-Galla, wortundtat Designkonzept, Layout und Prepress: Gute Botschafter GmbH, 45721 Haltern am See, www.gute-botschafter.deDruck: Druckpartner Essen

Vom Einzelspender zum Verein mit vielen UnterstützernHeinz-Horst Deichmann, Schuheinzel-händler aus Essen, Doktor der Medizin und studierter Theologe, ist Initiator von wortundtat. Nach einem Besuch in Indien begann er in Kooperation mit der Organisation AMG India (Advancing the Ministries of the Gospel) das Werk auf- zubauen. Durch diese Zusammenarbeit sollte jegliche Unterstützung durch Ein-heimische geleistet werden. Die Über-zeugung dahinter: Menschen aus dem gleichen Kulturkreis können den Betrof-fenen besser helfen als Europäer, die eine ganz andere Vorstellung vom Leben und den Problemen der Kranken und Hilfs-bedürftigen haben. Was 1977 durch das finanzielle Engagement einer Einzelper-son begann, ist heute zu einem Hilfswerk geworden, das von mehreren Tausend Spendern getragen wird. Aber auch wenn die Zahl der Unterstützer stetig anwächst, ist weiterhin jede Hilfe gefragt.

Ein Spendenformular und die Möglichkeit, weitere Informationen anzufordern, finden Sie am Ende des Magazins.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

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Wie wortundtat jungen Frauen

in Indien neue Chancen eröffnet

An den Krankenschwestern-Schulen von wortundtat in Indien

erhalten junge Frauen durch ihre Ausbildung zugleich

eine Perspektive für die Zukunft. Sonja Schröder-Galla

war während einer Reise durch die wortundtat-Projekte

dabei, wie einige Schülerinnen ihr erstes Ausbildungsjahr

abschlossen.

Zeichen derHoffnung

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Die Kappe weist die jungen Frauen als Absolventinnen des ersten Schwestern-schülerinnen-Lehrjahres aus. Sonja Schröder-Galla (2. Reihe, Mitte) und die anderen Besucher aus Deutschland helfen, die Hauben zu befestigen. Nun dürfen die Schwestern- schülerinnen im Kranken- haus arbeiten.

Aufregung, Getuschel, hier und da ein leises Kichern und dann, als es end-lich losgeht, eine große Ernsthaftig-

keit: Es ist ein besonderer Tag für die jungen Frauen, die an der AMG Dr. Satyavedam School of Nursing in Visakhapatnam eine Ausbildung zur Krankenschwester machen. Es ist der Tag der Capping Ceremony. Heute erhalten rund 25 der Schwesternschülerinnen die zu ihrer Berufs–kleidung gehörende Haube, englisch: cap, und legen ihren Eid ab. Die jungen Frauen haben das erste Ausbildungsjahr erfolgreich hinter sich gebracht und dürfen in ihrer weiteren Aus-bildung nun auch mit Patien ten arbeiten. Als Gast an dieser Zeremonie teilnehmen zu dürfen, ist einer der unvergesslichen Momente einer unvergesslichen Reise zu den Hilfsprojekten von wortundtat im indischen Bundesstaat Andra Pradesh.

AMG (Advancing the Ministries of the Gospel) ist die Partnerorganisation, mit der wortundtat die Projekte in Indien umsetzt. Alles begann mit der Hilfe für Leprakranke, die Dr. Heinz-Horst Deichmannn in den siebziger Jahren ins Leben gerufen hatte. Doch da diese Krankheit heutzutage nahezu besiegt ist, hilft wortundtat inzwischen in rund 20 verschiedenen Projekten im Bundesstaat Andra Pradesh. Das Engage-ment reicht von Schulen für Kinder verschie-dener Altersklassen über Krankenhäuser bis hin zur konkreten Unterstützung der Ärmsten der Armen durch Nahrungsmittel oder Kleidung.

Die AMG Dr. Satyavedam School of Nursing, von der es je eine in Visakhapatnam und in Chilakaluripet gibt, ist ein Baustein der Hilfe. Viele der angehenden Krankenschwestern sind zuvor bereits in Schulen der AMG gegangen. Diesen Mädchen und jungen Frauen wollten wortundtat und die AMG eine weiterführende, qualifizierte Ausbildung ermöglichen und er-richteten daher die Krankenschwestern-Schulen.

Einige der Schülerinnen kommen zum Bei-spiel aus der sogenannten Steinbruchschule in Yeleswaram. Sie wurde 1995 errichtet, da-mit die Kinder nicht ihren Eltern bei der Arbeit im nahe gelegenen Steinbruch helfen müssen. Kinderarbeit war damals in den Steinbrüchen rund um Yeleswaram gang und gäbe. Die Jun-gen und Mädchen trugen so zum Lebensunter-halt der Familien bei, die bitterarm sind.

AMG und wortundtat leisteten jahrelange Überzeugungsarbeit, und heute besuchen rund 1.800 Mädchen und Jungen die Schule. 200 junge Frauen lernen zudem in der Nähschule, die zur Steinbruchschule gehört.

Beim Besuch der ausländischen Gäste können die Schüler es kaum erwarten, ihre eingeübten Tänze und Sportdarbietungen aufzuführen, Lieder vorzutragen und ihre Schulprojekte vor-zustellen. Ein Farbenmeer aus Schuluniformen und Gewändern erwartet die Gruppe. Die Gäste werden hier, wie bei allen anderen Projekten, herzlich begrüßt und zum Mitmachen eingela-den. So tanzen sie mit den Kindern den Pfauen-tanz oder assistieren bei Physikexperimenten.

Andere der angehenden Krankenschwestern ha-ben zuvor eine Schule für Kinder von Fischern besucht, die Ichthus School in Vadarevu. Sie wurde 1993 ins Leben gerufen, um den Kindern von armen und ungebildeten Fischern aus der Region das Lernen zu ermöglichen und ihnen so die Chance zu geben, den Kreislauf der Ar-mut zu durchbrechen. Rund 1.600 Jungen und Mädchen gehen inzwischen auf die Ganztags-schule. „Unsere Schule ist ein großes Geschenk für die Fischer“, sagt der Schulleiter heute.

An der Krankenschwestern-Schule in Visakha-patnam treffen junge Frauen aus verschiedenen wortundtat-Projekten aufeinander, für die mit dem Schulbesuch ein Lebensweg mit Zukunfts-

Im Fischerdorf Vadarevu helfen noch immer viele junge Männer ihren Vätern bei der Arbeit. Dank der Schule eröffnen sich ihnen neue Horizonte.

Indien

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perspektive begonnen hat. Junge Frauen aus ärmlichsten Verhältnissen, die es ohne das Engagement aus Deutschland wohl kaum ge-schafft hätten, einen qualifizierten Beruf zu erlernen. Umso bedeutender ist dieser Moment der Capping Ceremony für sie.

Es ist eine zugleich feierliche und fröhliche Ver-anstaltung. Gesang und Gebete wechseln sich mit kurzen Reden und Grußworten ab. „Ihr habt einen Beruf gewählt, mit dem ihr Menschen helft. Andere Menschen sind von eurer Hilfe abhängig. Eure Arbeit sollte aus eurem Her-zen kommen“, gibt Arun Kumar K. Mohanty, Direktor von AMG India, den jungen Frauen mit auf den Weg.

Schließlich erhalten sie ihre Schwestern hauben, und der Besuch aus dem fernen Deutsch-land darf dabei helfen, sie ihnen in die Haare zu stecken. Kerzen werden vor dem Bild von Florence Nightingale angezündet, der Begrün-derin der modernen Krankenpflege. Die Flam-men sind zugleich Symbole der Hoffnung und zeigen, wie wortundtat den Menschen neue Chancen eröffnet.

Dann sprechen die jungen Frauen ihren Eid. Die einen mit einem Lächeln auf den Lippen, die anderen mit geschlossenen Augen, die nächs te ernsthaft und konzentriert. Bald schon werden sie Kranken helfen, vielleicht im gegenüberlie-genden Ruth-Deichmann-Hospital, einem All-gemeinkrankenhaus, in dem Arme und Bedürf-tige kostenlos behandelt werden.

Denn neben dem Bereich Erziehung ist medizi-nische Hilfe ein Schwerpunkt von wortundtat in Indien, sei es in einem Tuberkulose- Krankenhaus, einem Dorf für Leprakranke und deren Angehörigen oder einer Augenklinik. Hin- zu kommt die ganz konkrete Hilfe mit Lebens-mitteln, Kleidung oder Medikamenten für arme und in Not geratene Menschen. Es sind blinde oder an Lepra, HIV oder Tuberkulose erkrankte Menschen, Frauen und Kinder von Gefängnis-insassen oder von Bauern, die Selbstmord be-gangen haben. Es sind die schwächsten Mit-glieder der Gesellschaft, die von wortundtat Unterstützung bekommen.

Die Autorin Sonja Schröder-Galla

ist Journalistin und besuchte im

November die wortundtat-Projekte

in Indien.

In der Schule am Steinbruch führten die Schüler den Besuchern traditionelle Tänze vor.

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* Bankverbindungen finden Sie auf den gesondert beigehefteten Seiten am Ende des Magazins. Sie können auch online spenden: www.wortundtat.de

Hoffnung gebenIhre Spende kommt an!

In diesen Tagen rund um die Weih-nachtszeit ist Schenken und Be-schenktwerden wieder das Thema.

Auch wortundtat nutzt diese Gelegen-heit, um mit den Menschen über Gott, der Mensch wurde, ins Gespräch zu kom-men und ihnen mit einer kleinen Gabe diese Liebesbotschaft auch in der Tat zu überbringen. In den Projekten in Indien, Moldawien und Griechenland richten wir es daher in der Weihnachtszeit ein, dass wir den Bedürftigen einerseits etwas dringend Benötigtes überreichen und ihnen andererseits von der Bedeutung des Festes für Christen erzählen.

Zum Beispiel verteilen wir in Indien je- des Jahr viele Tausend „Bundles of Love“. Das sind je nach Bedarf Kleidung und Schuhe für Schüler, eine Lebensmittel-ration für Leprakranke oder alte Men-schen oder ein Scheck mit Schulgeld für Kinder, deren Ernährer im Gefäng-nis sitzen oder an AIDS verstorben sind. In Moldawien sind es die sogenannten „Geschenke mit Herz“, in denen unter anderem Kleidung, Hygieneartikel und Schulmaterial für Kinder enthalten sind. Und auch in Griechenland bringen wir – zum Beispiel mit warmen Schlafsäcken oder Wintermänteln – auf diesem Weg die Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen.

Sie können uns dabei unterstützen!Bereits mit einer Summe um

10,– Eurokönnen wir Menschen mit dringend benötigten Utensilien ausstatten – egal ob in Indien, Tansania, Moldau oder Griechenland. Wenn Sie uns dabei helfen möchten, spenden* Sie bitte mit dem Verwendungszweck „Weihnachten 2012“.

Das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bestätigt, dass wir mit den uns anvertrauten Mitteln sorgfältig und verantwortungs-voll umgehen.

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Diese Kinder in Moldawien und viele andere Menschen in den wortundtat-Projekten freuen sich über unsere Liebesgaben.

oder

Sie können helfen

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Die Ursachen sind vielschichtig. Profes-sor Konietzko: „Faktoren, die die Aus-breitung der Tuberkulose begünstigen, sind unter anderem der ungebremste Bevölkerungszuwachs, die HIV-/AIDS-Epidemie und das Auftreten resistenter Tuberkulosekeime. Das größte Problem der indischen Gesellschaft freilich ist die Armut.“ Sie ist eine herausragende Ur sache dafür, dass etwa ein Drittel der Inder unterernährt ist. Diese Menschen haben nur mangelhafte körpereigene Abwehrkräfte und leben oft dicht gedrängt in schlecht belüfteten Behausungen – kurz gesagt: unter Bedingungen, die Ansteckung extrem begünstigt.

In einem Vortrag über Chancen und Schwierigkeiten der Tuberkulose-bekämpfung auf dem Subkontinent

sagte Prof. Konietzko, dass Indien die größte Last der weltweit verbreiteten Seuchen tragen würde. Nicht nur, weil etwa jeder fünfte Tuberkulosetote Inder ist, sondern auch, weil die Zahl der Neu-infektionen weiter zunehme. Obwohl Weltgesundheitsorganisation, indischer Staat und zahlreiche Nichtregierungs-organisationen viel Zeit, Geld und Know-how in den Kampf gegen die Krankheit investieren (s. wortundtat-Magazin 4/09), gelingt es momentan nicht, das Übel bei der Wurzel zu packen.

Es fängt mit Müdigkeit, Schwäche oder Appetit-

losigkeit an. Der Kranke verliert etwas Gewicht,

hat leichtes Fieber – nichts, dem ein indischer

Landarbeiter, der jede Rupie zum Überleben

braucht, besondere Aufmerksamkeit schenken würde.

Unbehandelt wächst sich Tuberkulose jedoch bald

zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung aus. Jahr

für Jahr sterben noch immer etwa 400.000

Inder daran. Genaue Zahlen kennt keiner,

wie Professor em. Nikolaus Konietzko

berichtet. Er begleitet die Tuberkulose-

behandlung von wortundtat in Indien seit

vielen Jahren.

IndiensKampf gegen

Tuberkulose

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Gesundheit

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8 | wortundtat 4/2012

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In seinem Vortrag beschreibt Prof. Konietzko die Situation der Tuberkulose-bekämpfung in Indien detailliert. Er er-läutert die Bemühungen von wortund-tat im Bundesstaat Andhra Pradesh, der Krankheit langfristig ihren Schrecken zu nehmen. In seinem Fazit wird deut-lich, wie wichtig dabei die Arbeit von wortundtat ist. Er sagt: „Erst wenn es gelingt, die Armut zu lindern und den wachsenden Wohlstand Indiens sozial gerecht zu verteilen, kann die Tuberku-lose besiegt werden.“ In den diversen Angeboten macht wortundtat immer wieder deutlich, wie wichtig es ist, den notleidenden Nächsten im Blick zu be-

halten. Dass das auch immer wieder gelingt, zeigen die Geschichten von Priyardashini Pallekonda und Pavan Kaylan auf den folgende Seiten dieses Magazins.

Prof. em. Nikolaus Konietzko

war viele Jahre als Lungenfacharzt

in Essen tätig. Heute unterstützt er

wortundtat mit seinem Know-how bei

der Bekämpfung von Tuberkulose im

indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.

Immer öfter reagieren Tuberkulosekranke nicht mehr auf die Behandlung mit herkömmlichen Antibiotika. wortundtat behandelt diese Patienten intensiv in eigens angelegten Isolierzimmern.

Der Vortrag „Indiens Kampf gegen die Tuberkulose, eine Zwischenbilanz“ steht im Internet zum Download zur Verfügung: www.wortundtat.de Indien Gesundheit

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Aus Gottes GnadeDie Mutter von Priyardashini Pallekonda hatte es nicht leicht:

Drei kleine Mädchen galt es Mitte der 1980er Jahre großzuziehen.

Und das in Indien, wo Mädchen meist viel geringer geachtet werden

als Jungen. Da war die wortundtat-Schule eine willkommene Anlauf-

stelle für die christlich geprägte Familie.

Die meisten Mädchen in Indien haben nicht die Chance, eine angemessene Ausbildung zu bekommen. Für sie ist

nach der Sekundarschule Schluss – sofern sie die überhaupt schaffen. Und sind sie erwach-sen, bleibt ihnen nicht viel anderes, als früh zu heiraten, Kinder zu kriegen und Hausfrau zu werden. Priyardashinis Mutter aber wollte, dass die drei Schwestern im Leben mehr erreichen. Eine Privatschule konnten die Eltern von dem kleinen Einkommen des Vaters jedoch nicht finanzieren. „Wir waren auf die Unterstützung von außen angewiesen“, sagt die junge Frau, die seit dem siebten Lebensjahr verschiedene wortundtat-Einrichtungen besuchte.

Mit viel Fleiß, guten Ergebnissen und großer Selbstlosigkeit hat sie es seitdem weit gebracht. Dass sie deswegen auf ihre Mutter verzichten musste, sieht Priyardashini sehr pragmatisch: „Natürlich hat mir meine Mama manchmal ge-fehlt. Aber ohne die Schule wären mir viele Wege versperrt geblieben. Außerdem war wortundtat für mich wie eine Mutter. Dort lernte ich, was einem sonst die leibliche Mutter beibringt.“

Biochemie, Banklehre und PromotionUnd dabei blieb es nicht: Nach dem Schul-abschluss studierte Priyardashini Biochemie, sie arbeitete ein Jahr am wortundtat-College in Chilakaluripet als Lehrerin und parallel bereitete sie ihre Prüfung zur Bankangestellten vor. Nach dem erfolgreich abgelegten Test bekam sie im Frühjahr 2012 prompt eine Stelle bei der State Bank of Hyderabad. Diese sichere Stelle hält sie heute nicht davon ab, noch weiter zu lernen: Zur-zeit schreibt sie an einer Promotion über Brust-krebs und hofft auf eine Anstellung im Kranken-haus.

„Mit 30 habe ich die Zukunft noch vor mir.“An sich selbst denkt die junge Frau dabei kaum: „Ich habe gesehen, wie sich meine Mutter ange-strengt hat, damit aus uns etwas wird. Ich möchte, dass sie im Alter glücklich ist, dass sie sich keine Sorgen machen muss und dass meine jüngeren Schwestern eine gute Ausbildung bekommen. Wenn das erledigt ist, kann ich mich um mich kümmern. Ich bin erst 30 Jahre alt und eine lange Zukunft liegt noch vor mir. Ich kann später drüber nachdenken, was dann wird. Was ich heute habe und bin, das habe ich doch nur aus Gottes Gnade und durch die Unterstützung von wortundtat.“

Diese beeindruckende Selbstlosigkeit kommt nicht nur in Priyardashinis Worten, sondern auch in ih-ren Taten zum Ausdruck: Von dem ersten Gehalt, das sie bei der Bank erhielt, gab sie 10.000 Rupien im wortundtat-Büro in Chilakaluripet ab. Das ent-spricht etwa 145 Euro – einer für indische Lebens-verhältnisse hohen Spende: Das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen in Indien liegt bei etwa 85 Euro und etwa zwei Drittel der in-dischen Bevölkerung müssen mit rund 50 Euro im Monat auskommen. Wenn in Priyardashinis Leben alles weiter so läuft wie bisher, wird sie immer ein besseres Einkommen haben.

Mit der Arbeit bei der Bank verdient Priyardashini Pallekonda genug Geld, um das Leben während ihrer Promotion zu finanzieren.

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Weitere „Erfolgs- geschichten“ finden Sie im Internet:www.wortundtat.de

Indien Früchte der Arbeit

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Mitte Oktober tauchte Pavan Kalyan im Büro des Direktors Arun Kumar Mohanty auf.

Der Junge kommt aus einem abgelegenen Dorf 50 Kilometer von Chilakaluripet. Seine Eltern sind sehr arm. Er besucht die zweite Klasse einer wortundtat-Schule, lebt dort im Internat. In der Hand hielt Pavan eine kleine Packung Kekse. „Das ist ein Geschenk zu Deinem Geburtstag“, erklärte der Dreikäsehoch schüchtern und überreichte dem Direktor die Biskuits. Dass dessen Jahrestag schon im August war, wusste er wohl. Deshalb ergänzte er: „Als Du Geburtstag hattest, hatte ich kein Geld. Jetzt hat meine Mama mir aber Taschengeld gegeben und jetzt hat es für die Kekse gereicht.“

Der Direktor war sehr bewegt von der liebevollen Geste und erzählte seinen Mitarbeitern von dem Ereignis. Arun: „Es erinnerte uns an die Geschichte von Jesus und der Speisung der 5.000: Weil der Junge seine fünf Brote und zwei Fische teilte, konnten viele satt werden.“ Oder anders ausgedrückt: Was wir aus Liebe – und vielleicht sogar trotz eige-nem Mangel – hergeben, kann sich im Herzen der Beschenkten vermehren und viele satt machen.

Freigebiger Schüler

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Grüße aus IndienDie Begegnung mit den Menschen in den Hilfsprojekten

ist wortundtat-Gründer Dr. Heinz-Horst Deichmann seit

jeher ein großes Anliegen. Aus gesundheitlichen Gründen

konnte er dieses Jahr jedoch nicht nach Indien fahren.

Umso größer war daher seine Freude, als ihm Schüler aus

den indischen Projekten mit viel Fantasie gebastelte

Grüße schickten.

Egal ob mit Kindern, Alten oder Kranken, die Begegnung mit den Menschen in den

wortundtat-Projekten in Indien liegt Dr. Deichmann sehr am Herzen.

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Die Grüße, die ihm die Schüler aus Indien schickten, waren ganz besonders liebevoll gestaltet.

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Zentrum eingeweihtJugendliche erhalten die Chance,

Berufe zu erlernen

Dr. Heinz-Host Deichmann, wortundtat-Gründer, war nach Kalulu gereist und traf bei der Eröffnung des Zentrums Sultan Mataka XI. (Mitte) und den Sultan dieses Teils von Tunduru (links).

Kalulu – ein Dorf, direkt am Eingang zum Selous gelegen, einem riesigen Wildpark im Südosten Tansanias. Dort

wohnte seinerzeit die Familie Dr. Matomoras, des heutigen Leiters von KIUMA. Dort hat er als Junge Ziegen gehütet und Besen aus Elefan-tengras gebunden. Von dort aus musste er 16 Kilometer zu Fuß laufen, wenn er den Schulbus-Stopp auf dem Highway erreichen wollte. Seine Eltern hatten ihm den Besuch einer weit entfernt liegenden High-School ermöglicht.

Damals wohnten schon um die 1.000 Menschen in Kalulu, heute sind es etwa 3.000. Sonst hat sich aber wenig geändert: Nach wie vor ist die Straße in einem katastrophalen Zustand und somit in der Regenzeit nicht befahrbar. Über den Fluss, der in dieser Jahreszeit dermaßen anschwillt, dass Matomora dort einmal bei-nahe ertrunken wäre, ist jetzt eine Brücke ge-baut worden, aber sicher fühlt man sich bei der Überquerung nicht.

An manchen Orten im Südosten Tansanias scheint die Zeit seit

Jahrzehnten stillzustehen. Das Engagement von wortundtat aber bringt

immer mehr Bewegung in die Region. Zum Beispiel in das Dorf Kalulu,

wo Dr. Cornelia Krause im Sommer die Einweihung eines Centre of Hope

begleitete und für das wortundtat-Magazin ihre Eindrücke schilderte.

Zu den Zentren der Hoffnung siehe auch den Bericht im Magazin 3/2012.

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Es gab eine etwas bessere Zeit, als ein Projekt der deutschen Gesellschaft für technische Zu-sammenarbeit (GTZ) Ranger für den Wildpark in Kalulu stationiert hatte. Die GTZ ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die Entwick-lungsprojekte betreut. Damals wurde die Straße immer wieder ausgebessert und es gab Einnah-men durch die Kaufkraft der GTZ-Mitarbeiter und so manche Großwildjäger, die von dort aus zur Jagd fuhren. Seit drei Jahren ist die GTZ dort abgezogen, die wilden Tiere aber, die oft die Felder verwüsten und die Ernte vernichten, sind geblieben. Sie halten sich nicht an die von Menschen gezogenen Grenzen.

Anlaufstelle für junge MenschenGut, dass die Menschen in Kalulu nicht verges-sen worden sind: Hier gab es am 29. August 2012 ein großes Fest. Das Centre of Hope wurde eingeweiht. Mitten in dem von allen Tansa-niern vergessenen Kalulu ist eine Ausbildungs-stätte für Handwerker gebaut worden. Endlich haben die jungen Leute dort eine Möglichkeit, vor Ort einen Beruf zu erlernen. Endlich ist dort jemand, den die Menschen in ihrer Not anspre-chen können. Der junge Pfarrer ist mit seiner Familie im neugebauten Haus direkt neben dem Centre of Hope eingezogen.

Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Alle sind gekommen und man wird von ihrer wil-den Freude mitgerissen. Auch der Scheich des Dorfes und der junge Sultan ermuntern die jungen Menschen, sich im christlichen Centre of Hope ausbilden zu lassen – die Hoffnung sprengt die Grenzen der Religion.

Dr. Cornelia Krause verfolgt regel-

mäßig die Fortschritte der wortundtat-

Arbeit in Tansania.

Die Begeisterung der Dorfbewohner ist groß – viele sind gekommen und feiern die Einweihung des neuen Zentrums.

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Der längste Umweg …...führt nach Hause –

Biografie über KIUMA-Leiter erschienen

Es gibt Lebenswege, die eindrucksvoll

davon erzählen, wie Gott uns Menschen

selbstständig gehen lässt – und zugleich

auf allen Wegen und Umwegen an unserer

Seite ist. Die soeben von Hanna Schott

geschriebene und im Neufeld Verlag

erschienene Biografie des KIUMA-Leiters

Dr. Matomora Matomora ist so ein Zeugnis.

Das Vorwort hat wortundtat-Gründer

Dr. Heinz-Horst Deichmann verfasst.

Aus „Matomora Matomora – Der längste

Umweg führt nach Hause“ veröffentlichen

wir das erste Kapitel.

Dr. Heinz-Horst Deichmann (rechts) begleitet und fördert die Arbeit des KIUMA-Leiters Dr. Matomora Matomora seit Beginn des Projekts.

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Die Flughafentoilette war eng. Um sich hier umzuziehen, musste man wendig sein. Matomora war alles andere als

dick, aber mit der Tasche vor dem Bauch konnte er sich kaum drehen. Zwei Paar lange Unter-hosen waren darin und eine zusätzliche Stoff-hose, eine besonders weite, die er gleich über beide Unterhosen streifen würde – und über die Hose, die er schon anhatte.

Er hängte die Tasche an die Türklinke und zog die Schuhe aus. Der Boden war warm. Noch einen kleinen Moment wollte er dieses Ge-fühl genießen, wenn schon nicht barfuß, dann wenigstens in Socken. Außerhalb des Flug-hafengebäudes, in Bengasi, waren es sicher dreißig Grad oder mehr. Auf unbestimmte Zeit war dies hier sein Abschied von der vertrauten Wärme. Bald würde er über dem Mittelmeer sein, und dann, in wenigen Stunden, würde sie ihm entgegenschlagen, die brutale Kälte, von der Frau Dr. Stein gesprochen hatte. Besser jetzt ein bisschen schwitzen, als gleich bei der Ankunft in Europa erfrieren. Matomora nahm die leere Tasche und verließ die Zelle. Vierlagig gegen das feindliche Klima geschützt, ging er ein wenig breitbeiniger als zuvor auf das Gate zu. Mit seinen fast zwei Metern Körpergröße wirkte er von ferne wie ein junger schwarzer Seemann, der bereit war, allem zu trotzen, was ihm begegnen würde.Dar es Salaam – Nairobi.Nairobi – Entebbe.Entebbe – Bengasi.Bengasi – London.London – Köln.

Wer 1966 von Tansania nach Deutschland reiste, war Tage und Nächte unterwegs, musste unzählige Male Pass und Visum vorzei-gen, schlief auf dieser Bank eine Stunde und auf jener eine halbe. Und wenn er end-lich am Ziel war, heilfroh und überglücklich, es trotz aller Hinder-nisse geschafft zu haben, dann hatte er eine Ahnung davon, wie unfassbar groß die Welt sein musste.

Dass man dieselbe Welt schon wenige Jahr-zehnte später als globales Dorf bezeichnen würde … schlicht unvorstellbar.

Frau Dr. Stein hatte es gut gemeint, aber Eng-land lag auch in den sechziger Jahren schon am Golfstrom, und deshalb riss sich Matomora in einer Londoner Flughafentoilette endlich drei der vier Lagen wieder vom Leib. Bis hierhin hatte er es geschafft. Vielleicht war das mit der europäischen Kälte ja auch nur ein Märchen, mit dem man unerfahrenen Afrikanern Angst machen wollte.

Vielleicht aber auch nicht. Es war Januar, und die beiden Männer, die Matomora am Kölner Flughafen hinter der Absperrung entgegen-kamen, waren tatsächlich frostsicher ver-mummt. Den einen hatte er erwartet, aber Matomora musste ein paar Mal hinschauen, bis er ihn unter dem Hut und hinter dem Schal er-kannte: Madevu – der Bärtige. So hatten sie ihn jedenfalls in Tansania genannt.

Tansania

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Elf Jahre alt ist Matomora, als er zum ersten Mal Weiße sieht. Er ist Internatsschüler in Tansania, kommt aus einer muslimischen Familie, Eltern und Geschwister leben polygam, er ist der Einzige, der lesen und schreiben kann. Matomora ist fasziniert von den Fremden und verfolgt von nun an ihre Spur.

Die Weißen sind deutsche Missionare, und sie för-dern Matomora nach Kräften. Doch was wie eine Bilderbuchgeschichte beginnt, endet in einer großen Enttäuschung – jedenfalls für die Missionare. Der begabte junge Mann und frisch bekehrte Christ wird als Medizinstudent in Köln zu einem echten 68er. Er engagiert sich für afrikanische Befreiungsbewegungen und fühlt eine Berufung, die mit dem, was seine Förderer von ihm erwarten, nicht mehr in Einklang zu bringen ist. Auf verschlungenen Wegen wird er den-noch oder gerade deshalb zu einer Figur, die das Leben

Tausender im südlichen Tansania nachhaltig verändert. Und das zusammen mit einem Kölner Studienfreund, der wie er manche Utopie hinter sich gelassen hat, ohne seine Ideale zu verraten.

Die Autorin und Journalistin Hanna Schott hat das Leben von Dr. Matomora Matomora lebendig, einfühlsam und mit einer Prise Humor erzählt. Es ist eine Geschichte vom Suchen

und Finden des eigenen Wegs, von Berufung und Zweifel, von großen Hoffnungen und vorläufigen Enttäuschungen. Kopfüber steigt sie in die spannende Lebensgeschichte ein …

Matomora Matomora

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Matomora Matomora – Der längste Umweg führt nach Hause. Neufeld Verlag, November 2012158 Seiten und Bildteil mit s/w-, Farbfotos und Karten€ € [A] 13,30

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„Karibu, mein Junge! – Willkommen!“ Ja, das war er. Seine Stimme, ganz wie in Tunduru. Matomora umarmte den Mantel, in dem der Freund stecken musste.

„Herzlich willkommen in Deutschland. Ich bin Lehrer in Wiedenest. Bei mir werden Sie Deutschunterricht haben.“ Der zweite Ver-mummte gab ihm eine kalte Hand, von der er zuvor eine dunkle Haut abgezogen hatte. Viel-leicht war es dieses Gefühl, das Frau Dr. Stein meinte?

In einem Auto, das viel kleiner war als alle Autos, die Matomora je gesehen hatte, ging es durch eine vollkommen weiße Welt. Hinaus aus Köln, immer tiefer hinein ins Bergische Land. Was unter dem Weiß steckte? Schwer zu sa-gen. Fremde Häuser, fremde Bäume, natürlich, auch wenn man ihre Form und Farbe kaum ah-nen konnte. Kein Mensch am Straßenrand, nur Blechschilder, die eine Schneemütze trugen.

„Da sind wir“, klang es aus dem Mantelkragen hinter dem Steuer. Das Auto stand. „Hier ist jetzt dein Zuhause.“

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Besuch von wortundtatWir stellen unsere Arbeit gern bei Ihnen vor

Erlebbar und nachempfindbar machen, was durch den schulischen Lehrplan

theoretisch vorgegeben wird – das ist das Ziel unseres Angebots wortundtat

unterwegs: Einer unserer Mitarbeiter kommt dafür zu Ihnen in den Unterricht

und berichtet aus eigener Anschauung über das Leben in einigen der

ärmsten Länder unserer Erde.

Natalie Fakouhi, Lehrerin am Heidelberg College, hatte schon mehrfach den wortundtat-Mitarbeiter Daniel Par-

zany eingeladen. Für den Unterricht im Fach Geografie, Wirtschaft und Gemeinschafts- kunde (GWG) hatte sie ein klares Ziel: „Die Kinder sollen einen Livebericht von jemandem bekommen, der bereits vor Ort war. Sie sollen daran erinnert werden, dass es uns allen hier in Europa sehr gut geht, während andere Hunger leiden, in sehr schlechten Verhältnissen leben und harte Arbeit verrichten müssen.“ Und die Lehrerin hofft, dass die Schüler sehen, was für ein Geschenk es ist, jeden Tag zur Schule gehen zu können, satt zu sein und in geordneten Ver-hältnissen leben zu können.

Offene Ohren und großes InteresseAndere Lehrer, die wortundtat unterwegs be-reits eingeladen hatten, berichten, dass der Be- such oft auf offene Ohren und großes Interesse stößt. So konnte Ute Eckardt von der Ernst-Rietschel-Mittelschule in Pulsnitz berichten: „Der Vortrag über wortundtat hatte eine große emotionale Wirkung auf unsere Schüler. Spon-tan organisierten sie eine große Kleidersamm-lung zugunsten Bedürftiger.“ Und Sylvia Granz von der Albert-Schweitzer-Schule in Lübeck schrieb uns nach dem Besuch: „Es ist bemer-kenswert, wie aufmerksam und interessiert die zehn- bis elfjährigen Schüler dem Vortrag lauschten. Nach dem Besuch von den Schülern angestoßene Aktionen zeigen, dass die Schüler und Schülerinnen Anteil nehmen am Leben der Kinder in armen Ländern. Wenn sie wissen, wie sie helfen können, dann tun sie es auch.“

Wir möchten mit unseren Besuchen junge Leute dafür sensibilisieren, dass es vielen Menschen bei Weitem nicht so gut geht wie uns hier in Mitteleuropa. Den erhobenen Zeige finger sparen wir uns – die Schüler kommen meist von selbst darauf, dass man da nicht einfach wegschauen sollte. Wir wollen ausdrücklich nicht zu Spendensammlungen zugunsten von wortundtat motivieren. Nur wenn wir gezielt danach gefragt werden, geben wir Hinweise, was Schüler machen können.

wortundtat-Mitarbeiter Daniel Parzany berichtet regel-mäßig vor Schulklassen, in Jugendgruppen und bei anderen Anlässen über die Arbeit des Hilfswerks.

Aktuelle Termine von wortundtat-unterwegs finden Sie hier:

Wenn Sie Ihren Schülern oder in der Gemeinde auch einen Vortrag von wortundtat wün-schen schreiben Sie eine E-Mail an [email protected] oder rufen Sie Daniel Parzany an: Telefon: +49 201 8676228

wortundtat intern

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Wärme von der SonneEine Solaranlage heizt die Duschen

Mit dem Einbruch des Winters merken wir in Deutschland wieder, wie

wichtig eine geheizte Wohnung und wie wohltuend eine heiße Dusche ist.

Wegen hoher Energiekosten können sich viele Menschen in Moldawien

weder das eine noch das andere leisten. Wie wortundtat in Ceadir Lunga

zu helfen versucht und dabei auch Energie spart, berichten die

Projektleiter Marion und Gert Maichel.

Paul Wins, Alexander Martel und Grigorij (v.l.n.r.) vor der fertig installierten Thermosolaranlage.

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Ceadir Lunga ist die Kleinstadt mit etwa 19.000 Einwohnern, in der unsere Partnerorganisation Gloria ihr medi-

zinisches Zentrum, das Obdachlosenheim, die Kleiderkammer und viele andere Aktivitäten für die ärmere Bevölkerung anbietet. Leider hat diese Stadt eine Menge Probleme: Die Straßen sind in einem schlechten Zustand, die öffent-lichen Versorgungssysteme sind veraltet und marode und die Stadtkassen sind leer. Viele Erwachsene arbeiten im Ausland und überwei-sen ihren Familienangehörigen das Geld von dort, zahlen aber in der Stadt keine Steuern. Deshalb hat die Stadtverwaltung auch wenig Mittel, um den Zustand zu verbessern.

wortundtat hat gemeinsam mit Gloria aus die-sem Grund für die Öffentlichkeit eine „Banja“ eingerichtet, in der jeder Einwohner von Ceadir Lunga gegen ein geringes Entgelt baden oder duschen kann. Außerdem gibt es dort die Mög-lichkeit, seine Wäsche zu waschen. Für die arme Bevölkerung ist diese Waschgelegenheit kostenlos.

Schließung der Banja drohteDiese Banja wurde bisher von der Stadtverwal-tung betrieben. Nun sah sich die Stadtverwal-tung gezwungen, die Banja zu schließen, weil sie nicht mehr das Geld für das Erdgas und das Personal aufbringen kann, das für den Betrieb notwendig war. Das Erdgas ist ähnlich teuer wie in Deutschland, weil es vollständig aus Russland importiert werden muss. Allerdings ist das durchschnittliche moldauische Brutto-einkommen pro Kopf mit rund 1.550 Euro pro Jahr etwa 22 Mal kleiner als in Deutschland.

Hilfe von FreundenIn dieser Not kam uns die Hilfsorganisation Humedica, Kaufbeuren, zu Hilfe: Ihr war eine größere Thermosolaranlage gespendet worden, die sie uns zur Installation in der Stadt anbot. Solche Anlagen nutzen die Sonne, indem sie über Spiegel das Sonnenlicht konzentrieren und damit einen Wärmeträger erhitzen. Dies ist gerade in Moldawien sehr vorteilhaft, weil dort mit rund 2.000 Sonnenstunden im Jahr die Sonne mehr als doppelt so lange genutzt werden kann wie in Deutschland. Mit großer Freude und Dankbarkeit nahmen wir deshalb dieses Angebot an.

Die Anlage mit Pufferspeichern und Steue-rungsaggregaten zu komplettieren, der Trans-port nach Ceadir Lunga und die anschließende Installation stellten die Organisationskraft von wortundtat allerdings auf eine harte Probe. Aber auch hier bekamen wir Gott sei Dank grandiose Hilfe. So spendete uns die FEG- Auslandshilfe einen LKW-Transport, der die Anlage mit allem Zubehör nach Moldawien brachte. Die Installa-tionsfirma Kreft in Schwerte übernahm die Planung und die Installation und sandte ihren Installateur Alexander Martel, um vor Ort alles richtig aufzubauen. Zehn Tage brauchte er zu-sammen mit seinem Helfer Paul Wins, um die Anlage vom LKW zu entladen, sie zu installie-ren und in Gang zu setzen. Aber dann war es geschafft und so können jetzt die Banja und das Obdachlosenheim mit drastisch reduzierten Kosten für Erdgas rechnen. Dafür sind wir allen Sponsoren und Helfern von Herzen dankbar. Gloria wird nun die Banja selbst betreiben, da-mit die Menschen in Ceadir Lunga wieder zu einer günstigen Dusch- und Badegelegenheit kommen können.

Badeanstalt und Waschsalon können dank der Anlage nun noch weiter von den Bürgern Ceadir Lungas genutzt werden.

Marion und Gert Maichel betreuen

von Deutschland aus das Projekt in

Ceadir Lunga.

Für viele Menschen in Moldawien ist es Alltag, das Wasser zum Waschen aus Brunnen zu holen. Zum Trinken ist es wegen der Belastung mit Schadstoffen eigent-lich nicht geeignet – manche Menschen aber haben keine Wahl.

Moldau

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Arbeit im sozial-medizinischen Zentrum

ist gestartet

Tür auf für die Hilfe

Die Tür konnte gar nicht weit genug aufgehen. Etwa 70 Flüchtlinge –

überwiegend aus Afghanistan kommend – drängelten sich Mitte Oktober in

das neue sozial-medizinische Zentrum in Athen: Dort sollen ab sofort

Mütter mit ihren Kindern Schutz suchen können und Hilfe erhalten.

Zur Begrüßung wurden die Frauen durch die Räume des dreistöckigen Gebäudes geführt, es gab heißen Tee und einen

kleinen Snack. Das Mitarbeiter-Team erläuterte, was in Zukunft die Besucher im Zentrum erwar-ten können. In der Kleiderkammer konnten sie schauen, ob Hosen, Pullover oder Schuhe für ihre Kinder oder Kleider, Blusen und Röcke für sie selbst dabei waren. Später hatten sie die Möglichkeit, sich an einem Gespräch über den christlichen Glauben und die Bibel zu beteiligen. Die Kinder selbst bekamen eine leckere Schnitte, schön dick mit Nougatcreme bestrichen und gingen dann in ‚ihre‘ Etage. Dort gab es Spiele, die Kinder konnten basteln und malen, einige junge Leute beschäftigten sich mit ihnen, soweit das trotz der Sprachbarrieren möglich war.

Angebot wird angenommenEs ist ein großes Geschenk für das Team, das dort arbeitet, dass die Einrichtung nach rund einem halben Jahr Vorlaufzeit nun die Türen öffnete. Auch, wenn noch nicht alles so lief, wie geplant, war der erste, wichtige Schritt

gemacht: Die Flüchtlinge trauten sich in das neue Haus. In den vergangenen Monaten hat-ten wegen der Wirtschaftskrise in Griechenland Misstrauen und Ablehnung zwischen Griechen auf der einen und Flüchtlingen auf der ande-ren Seite zugenommen. Und je angespannter die Stimmung in der griechischen Gesellschaft wird, desto mehr Menschen lassen ihren Frust an den Flüchtlingen aus. Immer wieder berich-teten die Medien von Prügelattacken und Pöbe-leien gegen die zum großen Teil illegal im Land lebenden Menschen. Diese aber haben nach wie vor kaum eine reale Chance, als Asylbewerber anerkannt zu werden oder irgendwie anders der Illegalität zu entkommen.

Viele Kinder sind krankWie nötig die Hilfsangebote daher in dem neu-en Zentrum sind, zeigte sich dann, als Anfang November erstmals eine Kinderärztin zur Visite kam: Fast alle kleinen Patienten, die sie einer gründlichen Untersuchung unterzog, hatten behandlungsbedürftige Erkrankungen. Die Ärztin verschrieb ihnen Medikamente, die ein

Das schmeckt! Zur Eröffnung gab es Nougatschnitten. Wie man den Flücht-lingsfamilien bei der ausgewogenen Er- nährung helfen kann, soll in den nächsten Monaten überlegt werden.

Griechenland

INDIEN

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GRIECHENLAND

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Mitarbeiter später besorgte. Die Dolmetscher, die meist ebenfalls irgendwann als Flüchtlinge ins Land gekommen waren, übersetzten den Müttern, wie die Kinder die Medizin einneh-men sollten.

Frauen vernachlässigen eigene GesundheitAuch die Frauen selbst brauchen dringend medi zinische Hilfe und menschliche Zuwen-dung. Einige erschütternde Beispiele aus den letzten Wochen zeigen, wie sehr sie mit dem rei-nen Überleben auf den Straßen Athens beschäf-tigt zu sein scheinen. Offensichtlich bleibt we-nig Platz für darüber hinausgehende Fürsorge für die Kinder oder gar für sich selbst: So erfuhr eine Frau erst von den Mitarbeitern, dass sie offensichtlich im vierten Monat schwanger ist. Eine andere hatte, obwohl im sechsten Schwangerschaftsmonat, noch keinerlei ärzt-liche Untersuchung bekommen. Und wieder eine andere Frau hatte nach einer Fehlgeburt nicht zu bluten aufgehört und wusste nicht, wie sie an ärztliche Hilfe kommen sollte. Auch ha-ben viele Mütter keine Möglichkeit, ihre Kinder

auch nur ansatzweise ausgewogen zu ernäh-ren. Das aber ist insbesondere bei Kleinkindern unerlässliche Voraussetzung, um auf Dauer schwerwiegende gesundheitliche Folgen von Mangelernährung zu vermeiden.

Was bei der Einweihung des Zentrums und in den ersten Tagen nur in kleinem Umfang ange-boten werden konnte, soll in den kommenden Monaten zu einer regelmäßigen und täglichen Hilfe ausgebaut werden. Noch fehlen dazu ei-nige Genehmigungen und genügend geeignete Mitarbeiter. Auch ist es nicht immer einfach, eine ausreichende Zahl an Dolmetschern zu finden. Bei der Eröffnung halfen daher zu-nächst zahlreiche ehrenamtlich anpackende junge Erwachsene mit. Sie nahmen die Flücht-lingsfrauen und ihre Kinder gastfreundlich auf und bewirteten sie liebevoll. So konnte bei den Bedürftigen auch ohne große Reden die Bot-schaft ankommen, dass sie bei wortundtat will-kommen sind.

Für die medizinische Versorgung haben sich mehrere Ärzte ehrenamtlich bereit-erklärt. Kinderarzt, Gynäkologin, Internist und Zahnarzt wechseln sich in Zukunft bei den Untersuchungen ab.

Junge Erwachsene packen mit an, damit Kinder und Mütter Essen und Trinken erhalten.

Griechenland

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Von indischen und afrikanischen Christen lernen

Postvertriebsstück K11438Entgelt bezahltDeutsche Post AG

wortundtat

Allgemeine Missions-Gesellschaft e. V.

Postfach 110 111, 45331 Essen

Deichmannweg 9, 45359 Essen-Borbeck

Telefon: 02 01- 67 83 83

Fax: 02 01- 8 67 64 96 52

[email protected]

www.wortundtat.de

Vor einiger Zeit veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Ergebnisse einer Studie des Allens-

bacher Institutes für Demoskopie über das, was die Deutschen vor 25 Jahren glaubten und heute glauben. Ergebnis: In Deutschland erleben wir einen schleichenden Anstieg der Naturreligiosi tät. Mehr Leute als vor 25 Jahren glauben an irgendeine höhere Macht, an Wun-der, an Schutzengel und an Seelenwanderung. Dagegen nimmt das Bekenntnis zum Schöpfer, zu Jesus, dem Sohn Gottes, und zur Auferste-hung der Toten auch bei Kirchenmitgliedern ab.

Als ich den Bericht las, musste ich an Dr. George Kovoor denken. Ich lernte diesen faszi-nierenden Inder vor einigen Jahren kennen. Er lebte und arbeitete in verschiedenen Kirchen in Süd- und Nordindien, ist gegenwärtig der Direktor des Trinity College Bristol, einer Uni-versität der Kirche von England. Er ist einer der Chaplains (Prediger und Seelsorger) der Königin von England. Er hielt in Deutschland Vorträge über das provozierende Thema „Kann der Wes-ten bekehrt werden?“ Er zeigte, wie in Europa die Sehnsucht nach einer höheren spirituellen Macht wächst, dass die Menschen überall in der Welt Antworten suchen, dass aber zugleich die sogenannten Christen im Westen immer we-niger von der Bibel und von dem lebendigen Gott wissen, der sich in Jesus geoffenbart hat.

Er provozierte ziemlich scharf und forderte die, die sich Christen nennen, auf, sich zu Jesus Christus zu bekehren.

Es ist heute also nicht so, dass wir aus dem so-genannten christlichen Abendland den christ-lichen Glauben in andere Teile der Welt bringen. Im Gegenteil, in Asien, Afrika und Latein-amerika leben Christen in ihren Gemeinden mit großer Leidenschaft und Hingabe ihren Glau-ben. Die Gottesdienste sind voll und sprühen vor geistlicher Vitalität. In manchen Bereichen sind die Christen Diskriminierungen und Ge-walt ausgesetzt. Aber sie leben mit großer Liebe und Begeisterung in der Nachfolge des Jesus Christus. Wir haben bei wortundtat die Chance, in Projekten für Bildung und in sozialen Diens-ten mit indischen und afrikanischen Christen zusammenzuarbeiten. Wir sollten uns von dem tiefen und echten Glauben unserer Partner an Jesus Christus herausfordern und anstecken lassen. So wichtig unsere finanzielle Hilfe sein mag, alles Wesentliche im Leben kann man nicht kaufen.

Jesus hat unverblümt gesagt: „Hütet euch vor der Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ (Lukas 12,15) Und kurz darauf nennt er einen Reichen, der nicht nach Gott fragte, einen Narren, „der sich Schätze sam-melt und ist nicht reich bei Gott.“ Heftig, nicht wahr?

Pfarrer Ulrich Parzany

Pfarrer Ulrich Parzany

ist ehemaliger

CVJM-Generalsekretär

und Leiter von ProChrist.