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Individuell angepasste Kommunikation zur aktiven Beziehungsgestaltung in der Pflege. Ein Pilotprojekt zum Einsatz des Process Communication Model® in der Langzeitpflege. Wissenschaftlicher Projektstab: Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer Mag. Eva Zojer Schulungsleitung: Luzia Fuchs-Jorg Jessica Folkes Fördergeber: SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH

Individuell angepasste Kommunikation zur aktiven ... · positive Effekte für die geschulten Pflegepersonen durch die Kenntnis des PCM (persönlich) • Entlastung − Verschiebung

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Individuell angepasste Kommunikation zur aktiven Beziehungsgestaltung in der Pflege.

Ein Pilotprojekt zum Einsatz des Process Communication Model® in der Langzeitpflege.

Wissenschaftlicher Projektstab: Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer

Mag. Eva Zojer

Schulungsleitung: Luzia Fuchs-Jorg

Jessica Folkes

Fördergeber: SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH

Page 2: Individuell angepasste Kommunikation zur aktiven ... · positive Effekte für die geschulten Pflegepersonen durch die Kenntnis des PCM (persönlich) • Entlastung − Verschiebung

• „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick, 1969)

• Kommunikation in der Pflege = − Schlüsselqualifikation und Erfolgsfaktor für die professionelle Versorgung

pflegebedürftiger Menschen (Elzer & Sciborski, 2007)

− Grundlage für die Gestaltung von Beziehungsprozessen (Bauer, 2001)

• Misskommunikation führt zu: − verstärkter Abhängigkeit − Isolation − Förderung von Depressionen − Rückgang des körperlichen, kognitiven und funktionellen Zustandes

(Williams et al., 2002)

• Process Communication Model mögliches Instrument um: − Misskommunikation zu vermeiden, − Belastungen zu reduzieren, − Beitrag zu einer professionellen Beziehungsgestaltung zu leisten

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• Entwicklung: 70er Jahren durch Psychologen Taibi Kahler PhD

• = Persönlichkeits- und Kommunikationsmodell für den beruflichen und privaten Alltag zur Gestaltung von Kommunikationsprozessen

• Ermöglicht auf Verhalten angemessen zu reagieren und unproduktivem Verhalten (Misskommunikation) adäquat zu begegnen

• Ziel = Qualität in Kommunikationsprozessen und in der Zusammenarbeit von Menschen zu verbessern

(Feuersenger, 2011)

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• Sechs Persönlichkeitstypen nach PCM − Empathiker Gefühl − Logiker Denken − Beharrer Meinungen/Werte − Rebell Reaktion − Macher Aktion − Träumer Reflexion/Inaktion

• Unterschiede je nach Persönlichkeitstyp:

− Wahrnehmung, − Kommunikationsverhalten, − psychische Bedürfnisse, − Stressverhalten

• Entwicklung eines psychologischen Tests (zur Feststellung der Persönlichkeitsarchitektur) (psychometrische Testung: Kahler, 1982) (Kahler, 2008)

Reaktionen(Vorlieben/

Abneigungen) Meinungen

Überlegungen

GefühleGedanken

Handlungen

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1. Pädagogik

2. Beratung & Coaching

3. Psychologie

4. Gesundheitsbereich

„Unberührter Forschungsbereich“ Einsatz von PCM im Langzeitpflegebereich

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Ist PCM ein praktikables Tool für den Einsatz im Langzeitpflegebereich? 1. Welche Distress-Situationen treten im Langzeitpflegebereich auf? − Wer sind die Beteiligten?

2. In welchen Situationen kann es von den Pflegekräften eingesetzt werden (bzw. wird

es eingesetzt)? − Spezielle Verhaltensweisen bei Menschen mit Demenz (herausforderndes Verhalten)? − Ist es möglich die unterschiedlichen PCM-Typen bei anderen zu erkennen

(Fremdeinschätzung bzw. Frage der Umsetzbarkeit)?

3. Welche Effekte können beobachtet werden? − Bei den AnwenderInnen selbst? − In der Interaktion mit anderen?

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Zeitraum: Mai 2012 – Dezember 2012 Erhebungsort: 2 Pflegeeinrichtungen (SeneCura) Stichprobe: 8 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Pflegebereichen:

– Pflegestation – Wachkoma – Seniorenbetreuung

Förderung: SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH

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Aktionsforschung − Praxisentwicklung steht im Vordergrund

− partizipativer Ansatz

− phasenhafter, zirkulärer (spiraliger) Verlauf

Planung - Aktion – Beobachtung – Reflexion – Neuplanung

1. Explorationsphase 2. Interventionsphase 3. Evaluationsphase

(Meyer, 2010)

Reflexion

Aktion

Planung

Beobachtung

Aktion

Reflexion

Neuplanung

Neuplanung

Beobachtung

Fragestellung

möglicher Fokus

Problemerkennung (Datenerhebung)

Ergebnisse

Feedback

Reflexion

Aushandlung des Fokus

Festlegung der Baseline- „Messung“

Analyse,

Messung

(Identifikation)

von Effekten und

Reflexion

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1. Explorationsphase : Leitfadeninterviews teilnehmende Beobachtungen

2. Interventionsphase PCM-Fragebogen/Test Basisschulung PCM Fallreflexion + Schulung I Praxis I Fallreflexion + Schulung II Praxis II Fallreflexion + Schulung III Praxis III Reflexion + Ausblick

3. Evaluationsphase

Fokusgruppe

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Welche Effekte konnten beobachtet werden?

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• positive Effekte für die geschulten Pflegepersonen

durch die Kenntnis des PCM (Reflexionsgespräche) - Persönlich - Beruflich

• positive Effekte für BewohnerInnen, Angehörige und

Teamarbeit durch die Anwendung des PCM (teilnehmende Beobachtungen)

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positive Effekte für die geschulten Pflegepersonen durch die Kenntnis des PCM (persönlich) • Entlastung

− Verschiebung von persönliche auf sachliche Ebene (Abgrenzung) − Weniger innere Unruhe & mehr Gelassenheit − Aktiver bewusster Umgang mit dem eigenen Stressverhalten − Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit

• Verbessertes Selbstverständnis & Selbstfürsorge − Verstärkte Selbstreflexion − Besseres Verstehen des eigenen Verhaltens und der Persönlichkeit

• Perspektivenerweiterung

Gefahrenpotenzial:

• PCM als Rechtfertigung für eigenes Stressverhalten

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positive Effekte für die geschulten Pflegepersonen durch die Kenntnis des PCM (beruflich)

• Professionelle Beziehungsgestaltung

− Mehr Toleranz & Verständnis (Akzeptanz)

− Bewussterer Umgang mit Gegenüber(Reagieren, Kommunizieren, Handeln)

− Individualität rückt in den Vordergrund

− Bewusstere/sensiblere Wahrnehmung

− Differenzierter Zugang zu Menschen

• Integration von PCM in den Pflegeprozess

• Stressreduktion

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positive Effekte für BewohnerInnen, Angehörige und Teamarbeit durch die Anwendung des PCM

• Entschärfung von Stresssituationen

• Verbesserung der Beziehung zueinander

• Steigerung der produktiven Gesprächsbasis

• Wiedererkennung von eigenen Potenzialen

• Vermehrte Beteiligung an Pflege und Aktivitäten

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Praktikabilität:

• PCM-Fremdeinschätzung kann im Kontext der Langzeitpflege durch PP realisiert werden

• Schulung stufenweise, Fallarbeit, Prozessbegleitung (Reflexion in konkreten praktischen Situationen)

• Wird von den PraktikerInnen gut angenommen (als sinnvoll gesehen)

• breite Anwendungsmöglichkeit

• Grenzen der Anwendbarkeit: wo keinen verbale Kommunikation möglich ist

Forschung:

• Fokus auf spezielle Situationen

• Partizipative Forschungsdesigns und fallbezogene Auswertungsformen sind zu bevorzugen

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Informationen und Fragen zum Projekt: www.univie.ac.at/pflegewissenschaft

[email protected]

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„Wenn Du willst, dass die Menschen Dir zuhören,

dann sprich ihre Sprache“

(T. Kahler)

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Bauer, R. (2001). Grundlage pflegerischer Beziehungsarbeit. In: Psychiatrische Pflege, 7, 309-314. Elzer, M. & Sciborski, C. (2007). Kommunikative Kompetenz in der Pflege. Theorie und Praxis der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Bern: Verlag Hans Huber. Feuersenger, E. (2011). Prozesskommunikation. Der Schlüssel für konstruktive Kommunikation. Weilheim: Verlag Kahler Communication, KCG. Gerrish, K., Lacey, A. (2010). The research process in nursing. Sixth Edition. Oxford: Wiley-Blackwell. Kahler, T. (1982). Personality Pattern Inventory Validation Studies. Little Rock: Kahler Communications. Kahler, T. (2008). Process Therapy Model. Die sechs Persönlichkeitstypen und ihre Anpassungsformen. Weilheim: Verlag Kahler Communication, KCG. Meyer, J. (2010). Action research. Chapter 22. In: Gerrish, K., Lacey, A. (eds). The research process in nursing (Sixth Edition). Oxford: Wiley-Blackwell. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D. (1969). Menschliche Kommunikation. Bern, Stuttgart, Wien: Verlag Hans Huber. Williams, K., Kemper, S., Hummert, M. L. (2002). Improving Nursing Home Communication: An Intervention to Reduce Elderspeak. In: The Gerontologist, 43 (2), 242-247.