11
171 Fachwissen | Anwendung 10 ESTRICH WEIL WIR ALLE DARAUF STEHN Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie Große Sorgfalt im Detail gefragt 1. Einleitung Industriebodenbeläge, die aus Reaktionsharzen hergestellt werden, können in den verschiedensten Industrie- und Gewer- bebereichen eingesetzt werden. Eine besondere Herausforde- rung sind aber Beläge, die im Bereich der Lebensmittel- bzw. der Pharmaindustrie Anwendung finden. Der Grund hierfür ist die besondere Verantwortung, die Hersteller von Lebens- mitteln und Pharmazeutikas für ihre Produkte haben, denn hier geht es um Gesundheit und Leben von Menschen und auch von Tieren. Die „Augsburger Allgemeine“ schreibt am 11. Februar 2012 über die Arbeitsunterbrechung der Großbäckerei Müller-Brot durch die Lebensmittelüberwachung u. a.: „Hygienische Män- gel – Das Landratsamt nannte als unhygienische Produktions- bedingungen Altverschmutzungen, sowie Wand-, Boden- und Deckenschäden in den Produktionsräumen.“ Aus dieser Be- schreibung ergibt sich, dass ein erheblicher Teil von Mängeln durch Wand-, Boden- und Deckenschäden in den Produk- tionsräumen verursacht worden sind. Wie wichtig funktionie- rende Fußböden, aber auch Wand- und Deckenbeläge für eine Produktion im Lebensmittelbereich sind, erschließt sich hier sofort. Jeder kann erahnen, dass ein mangelhafter Fußboden mit Schäden und Verletzungen, Ausbrüchen und Zerstörun- gen nicht dauerhaft hygienisch sauber gehalten werden kann. Löcher in Wand und Boden, Ausbrüche, schadhafte Oberflä- chen können ein vielfältiges „Eigenleben“ entwickeln. Wer Fußboden in der Lebensmittelindustrie und noch mehr im Pharmabereich plant und baut, ist gefordert, einen Fußbo- den funktionsgerecht in bester Qualität zu liefern. 2. Eigenschaften von Industriebodenbelägen Die Anforderungen der verschiedenen Industrien an ihre Fuß- böden sind sehr unterschiedlich. An erster Stelle steht deshalb immer eine präzise Bedarfsanalyse der Anforderungen in ei- nem Gewerbe- oder Industrieobjekt. Leider wird der „Anfor- derungskatalog an den neuen Fußboden“ oftmals unzurei- chend definiert. Die Folge sind dann Fußböden, die für die je- weilige Nutzung nicht optimal geeignet sind. Die Folgen, bis hin zu einer Erneuerung, sind problematisch nicht nur wegen Reaktionsharzbeläge finden in den verschiedenen Bereichen der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie Einsatz. Neben den bei Gewerbe- und Industriebodenbelägen üblichen Anforderungen an mechanische und chemische Belastungen kommen im Bereich Hygiene, Reinigung und Desinfektion besondere Anforderungen hinzu. Lebensmittel- und Pharmabeläge brauchen ein Konzept von der Planung bis zum Einbau. Neben dem Belag selbst ist die Ausführung der Details mit besonderer Sorgfalt vorzunehmen. Industriebodenbeläge für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie der Kosten für die Erneuerung, sondern auch wegen der Fol- gekosten. Die nachfolgende Aufzählung von Eigenschaften, die ihrer- seits wieder in verschiedene Anforderungen unterteilt werden können, stellt eine unvollständige Liste von mehr oder minder notwendigen Eigenschaften dar: Mechanische Beanspruchbarkeit – Fußgänger – Fördergeräte schleifende Belastungen • Chemikalienbeanspruchung Art der Chemikalie – Konzentration – Dauer/Häufigkeit – Temperatur • Wasserbelastung – Häufigkeit/Dauer – Temperatur • Temperaturbeanspruchung – trocken – nass • Reinigungsfähigkeit • Hygiene • Desinfektionsfähigkeit • Rutschhemmung Fugenloser Belag Abriebfeste Oberflächen Porenlose Oberflächen Hygienische Konstruktion (Hohlkehlen, Fugen) • Dichtigkeit • Ebenflächigkeit/Gefälle • Abläufe/Durchdringungen • Schwerentflammbarkeit • Diffusionsfähigkeit Gewässerschutz (WHG) Optische Anforderungen Elektrische Ableitfähigkeit

Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

10E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

Große Sorgfalt im Detail gefragt

1. EinleitungIndustriebodenbeläge, die aus Reaktionsharzen hergestelltwerden, können in den verschiedensten Industrie- und Gewer-bebereichen eingesetzt werden. Eine besondere Herausforde-rung sind aber Beläge, die im Bereich der Lebensmittel- bzw.der Pharmaindustrie Anwendung finden. Der Grund hierfürist die besondere Verantwortung, die Hersteller von Lebens-mitteln und Pharmazeutikas für ihre Produkte haben, dennhier geht es um Gesundheit und Leben von Menschen undauch von Tieren.

Die „Augsburger Allgemeine“ schreibt am 11. Februar 2012über die Arbeitsunterbrechung der Großbäckerei Müller-Brotdurch die Lebensmittelüberwachung u. a.: „Hygienische Män-gel – Das Landratsamt nannte als unhygienische Produktions-bedingungen Altverschmutzungen, sowie Wand-, Boden- undDeckenschäden in den Produktionsräumen.“ Aus dieser Be-schreibung ergibt sich, dass ein erheblicher Teil von Mängelndurch Wand-, Boden- und Deckenschäden in den Produk-tionsräumen verursacht worden sind. Wie wichtig funktionie-rende Fußböden, aber auch Wand- und Deckenbeläge für eineProduktion im Lebensmittelbereich sind, erschließt sich hiersofort. Jeder kann erahnen, dass ein mangelhafter Fußbodenmit Schäden und Verletzungen, Ausbrüchen und Zerstörun-gen nicht dauerhaft hygienisch sauber gehalten werden kann.Löcher in Wand und Boden, Ausbrüche, schadhafte Oberflä-chen können ein vielfältiges „Eigenleben“ entwickeln.

Wer Fußboden in der Lebensmittelindustrie und noch mehrim Pharmabereich plant und baut, ist gefordert, einen Fußbo-den funktionsgerecht in bester Qualität zu liefern.

2. Eigenschaften von IndustriebodenbelägenDie Anforderungen der verschiedenen Industrien an ihre Fuß-böden sind sehr unterschiedlich. An erster Stelle steht deshalbimmer eine präzise Bedarfsanalyse der Anforderungen in ei-nem Gewerbe- oder Industrieobjekt. Leider wird der „Anfor-derungskatalog an den neuen Fußboden“ oftmals unzurei-chend definiert. Die Folge sind dann Fußböden, die für die je-weilige Nutzung nicht optimal geeignet sind. Die Folgen, bishin zu einer Erneuerung, sind problematisch nicht nur wegen

Reaktionsharzbeläge finden in den verschiedenen Bereichen der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie Einsatz. Neben denbei Gewerbe- und Industriebodenbelägen üblichen Anforderungen an mechanische und chemische Belastungen kommen imBereich Hygiene, Reinigung und Desinfektion besondere Anforderungen hinzu. Lebensmittel- und Pharmabeläge brauchenein Konzept von der Planung bis zum Einbau. Neben dem Belag selbst ist die Ausführung der Details mit besonderer Sorgfaltvorzunehmen.

Industriebodenbeläge für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

der Kosten für die Erneuerung, sondern auch wegen der Fol-gekosten.

Die nachfolgende Aufzählung von Eigenschaften, die ihrer-seits wieder in verschiedene Anforderungen unterteilt werdenkönnen, stellt eine unvollständige Liste von mehr oder mindernotwendigen Eigenschaften dar:

• Mechanische Beanspruchbarkeit– Fußgänger– Fördergeräte– schleifende Belastungen

• Chemikalienbeanspruchung– Art der Chemikalie– Konzentration– Dauer/Häufigkeit– Temperatur

• Wasserbelastung– Häufigkeit/Dauer– Temperatur

• Temperaturbeanspruchung– trocken– nass

• Reinigungsfähigkeit• Hygiene• Desinfektionsfähigkeit• Rutschhemmung• Fugenloser Belag• Abriebfeste Oberflächen• Porenlose Oberflächen• Hygienische Konstruktion (Hohlkehlen, Fugen)• Dichtigkeit• Ebenflächigkeit/Gefälle• Abläufe/Durchdringungen• Schwerentflammbarkeit• Diffusionsfähigkeit• Gewässerschutz (WHG)• Optische Anforderungen• Elektrische Ableitfähigkeit

Page 2: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

12E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

Jede gewerbliche und industrielle Nutzung stellt unterschiedli-che Anforderungen an einen Fußboden. Die vorgenanntenPunkte sind deshalb mehr oder minder ausgeprägt für den je-weiligen Einsatz einer Fußbodenbeschichtung.

Vielseitige Anforderungen, denen ein Industriefußboden wider -stehen muss.

2.1. LebensmittelindustrieIn der Lebensmittelindustrie können die Anforderungen aneinen Fußboden sehr unterschiedlich sein, da die Herstel-lungsmethoden von Lebensmitteln sehr unterschiedlich sind.

Beispiele für sehr unterschiedliche Fertigungen der Lebens-mittelindustrie:

• Bäckereien, Mühlen, Brotfertigung, Konditoreien, Gebäck und Lebkuchen

• Küchen, Großküchen• Schlachthöfe, Fleischereien, Geflügel, Wurstherstellung• Molkereien, Milchverarbeitung, Käseherstellung• Brauereien, Getränke, Saftherstellung,

Gemüseverarbeitung• Schokolade, Fett, Süßwaren, Bonbons, Zucker• Convenience Food, „Cook & Chill Food“• Herstellung von Fertiggerichten• Konserven, Speiseeis• Lagerung von Lebensmitteln• Tiefkühllager für Lebensmittel

Betriebe wie z.B. Schlachtereien benötigen ein hohes Maß anHygiene und haben deshalb einen hohen Reinigungsaufwand.Fußbodenkonstruktionen in solchen Bereichen sind deutlichaufwendiger, da zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen u. a. m.erforderlich werden. Weiterhin unterscheiden sich Brauereienund Herstellungsbetriebe für Getränke, da hier eine hoheHeißwasser- und Chemikalienbelastung vorliegt, welche beider Projektierung unbedingt berücksichtigt werden muss.

Die Anforderungen an „trockene Arbeitsbereiche“, wie z. B.eine Backstraße, in der Gebäck oder Lebkuchen hergestellt

werden, sind in der Regel weniger problematisch. BesondereAnforderungen stellen dann Bereiche, bei denen bestimmteEigenschaften und Stoffe in den Fokus der Betrachtung rü-cken, wie z.B. Kühl- und Tiefkühlbereiche (Temperaturunter-schiede), Herstellung von stark fetthaltigen Lebensmitteln(Rutschhemmung), heiße Fette in Fritteusen (Chemikalienbe-ständigkeit) usw.

Die wichtigsten Anforderungen an einen Industriefußbodenallgemein in der Lebensmittelindustrie sollten sein:

1. Mechanische Beanspruchbarkeit durch Fußgänger undFlurfördergeräte

2. Wasser- bzw. Heißwasserbelastung3. Temperaturbeanspruchung4. Reinigungsfähigkeit/Hygiene5. Rutschfestigkeit/Rutschhemmung6. Fugenlose Konstruktion7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten)9. Dichtigkeit einer Konstruktion10. Abläufe bzw. DurchdringungenAls weitere Kriterien sind zu benennen:11. Chemikalienbeständigkeiten12. Richtige Ebenflächigkeit bzw. Gefälle13. SchwerentflammbarkeitBei Bedarf:14. Diffusionsfähigkeit15. WHG-Eignung16. Elektrische Ableitfähigkeit

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist das Aussehen einesBelages entsprechend den Anforderungen der Bauherren. Esgibt einen eindeutigen Trend nicht nur zum funktionierendenFußboden, sondern auch zum optisch ansprechenden Indus-triefußboden, auch bei hohen Belastungen.

2.2. PharmaindustrieSo unterschiedlich wie Produktionsbetriebe in der Lebens-mittelindustrie sind, können auch Produktionsbetriebe in derPharmaindustrie sein. Es werden hier eine Vielzahl sehr unter-schiedlicher Produkte hergestellt, die nach verschiedenstenHerstellungsverfahren gewonnen werden. Ohne Anspruch aufVollständigkeit zu erheben, können hier zum Beispiel folgen-de Verfahren und Herstellungsmethoden genannt werden:• Tablettenherstellung• Herstellung steriler Arzneimittel, biologischer Arzneimit-

tel, radioaktiver Arzneimittel• Impfstoffe• Pflanzliche Arzneimittel• Flüssige Arzneien, Salben, Cremes• Aerosole• Inhalationssprays• Präparate aus künstlicher Herkunft (Blut)

Page 3: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

14E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

• Implantate• Präparate für medizinische Tests• Medizinische Geräte• Verpackungen für Arzneien (Spritzen, Kanülen, usw.)• Herstellung von Wirkstoffen für Arzneimittel

Aufgrund unterschiedlichster Anforderungen entstehen eineVielzahl unterschiedlicher Darreichungsformen von Medika-menten, die alle das Ziel verfolgen, dass Menschen eine Ver-besserung an ihrer Gesundheit erfahren.

Die Pharmaindustrie ist eine sehr leistungsfähige Industrie.Die Pharmaunternehmen unterliegen einer strengen gesetz-lichen Zulassungs- und Registrierungspflicht ihrer Produkte.Bei der Produktion von Arzneimitteln bedarf es in Deutsch-land einer Herstellungserlaubnis.

Wer Pharmaprodukte herstellt, unterliegt der höchsten Sorg-faltspflicht, die sich nicht nur in den Produkten selbst nieder-schlägt, sondern auch in der kompletten Abfolge der Herstel-lung sowie den Umgebungsbedingungen. Pharmaunternehmenfordern üblicherweise ein Höchstmaß von Präzision am Boden,der den externen und internen Qualitätsregelungen genügenmuss. Die Folgen eines nicht intakten Bodens sind erheblich.

3. Gesetze und rechtliche Vorgaben in der LebensmittelindustrieNatürlich muss ein Industriefußboden, wie schon bereits erör-tert, den technischen Erfordernissen genügen. Dazu kommendie besonderen Anforderungen, die speziell im Lebensmittel-bereich erforderlich und notwendig sind.

Es gibt eine Reihe nationaler Vorschriften sowie eine Reihevon EU-Vorschriften für den Lebensmittelbereich, die weitge-hend alle Aspekte der Lebensmittelherstellung behandelt¹ :

• Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)• Hygieneverordnung vom 08.08.2007 (LMHV)• Tierische Lebensmittelhygieneverordnung vom 08.08.2007

(Tier-LMHV)• Lebensmittelrechtliche Straf- und Bußgeldverordnung

(LMRStV)• Vorläufiges Tabakgesetz (LMG 1974)• Gaststättengesetz (GastG)• Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG)

3.1. Liste der wichtigsten EU-Vorschriften aus dem Lebensmittelbereich2

• VO (EG) 178/2002 – Basisverordnung, allgemeine Grund-sätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts

• VO (EG) 882/2004 – amtliche Kontrollen• VO (EG) 852/2004 – Lebensmittelhygiene• VO (EG) 853/2004 – spezifische Hygienevorschriften für

Lebensmittel tierischen Ursprungs• VO (EG) 854/2004 – besondere Verfahrensvorschriften für

die amtliche Überwachung• VO (EG) 2073/2005 – mikrobiologische Anforderungen an

Lebensmittel• VO (EG) 2074/2005 – Durchführungsvorschriften

Von besonderer Bedeutung ist neben der Hygieneverordnungvom 08.08.2007 (LMHV) die europäische Verordnung (EG852/2004 – Lebensmittelhygiene). Diese Verordnung stellt si-cher, dass ein Lebensmittelunternehmer innerhalb seiner Pro-zesskette die dort formulierten und speziellen Hygienevor-schriften einhält. In Bezug auf den Fußboden ist hier im An-hang 2 „Allgemeine Hygienevorschriften für alle Lebens-mittelunternehmer“ Kapitel 1 festgelegt:

Kapitel I „Allgemeine Vorschriften für Betriebsstätten, in de-nen mit Lebensmitteln umgegangen wird (ausgenommen dieAnlagen gemäß Kapitel III)3

1) Betriebsstätten, in denen mit Lebensmittel umgegangenwird, müssen so angelegt, konzipiert, gebaut, gelegen undbemessen sein, dass

a) eine angemessene Instandhaltung, Reinigung und/oderDesinfektion möglich ist, da aerogene Kontaminationenvermieden oder auf ein Mindestmaß beschränkt werdenund ausreichende Arbeitsflächen vorhanden sind, die hy-gienisch einwandfreie Arbeitsgänge ermöglichen;

b)die Ansammlung von Schmutz, der Kontakt mit toxischenStoffen, das Eindringen von Fremdteilchen in Lebensmittel,die Bildung von Kondensflüssigkeit oder unerwünschterSchimmelbildung auf Oberflächen vermieden wird;

c) eine gute Lebensmittelhygiene einschließlich Schutz gegenKontaminationen und insbesondere Schädlingsbekämp-fung gewährleistet ist.“

Spezieller noch wird es im Kapitel II, in dem die Vorschriftenfür Räume, in denen Lebensmittel zubereitet, behandelt oderverarbeitet werden, formuliert sind. Hier:

Kapitel II „Besondere Vorschriften für Räume, in denen Le-bensmittel zubereitet, behandelt oder verarbeitet werden (aus-genommen Essbereiche und die Betriebsstätten gemäß Kapitel III)

1) Räume, in denen Lebensmittel zubereitet, behandelt oderverarbeitet werden (ausgenommen Essbereiche und dieBetriebsstätten gemäß Kapitel III, jedoch einschließlichRäume in Transportmitteln), müssen so konzipiert und an-gelegt sein, dass eine gute Lebensmittelhygiene gewährleis-tet ist und Kontaminationen zwischen und während den

1 www.gesetze-im-internet.de 2 http://eur-lex.europa.eu/de/index.htm 3 Verordnung (EG) Nr. 852/2004 des europäischen

Parlaments

Page 4: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

15

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

thermotec® vereint

alles in einem: Niveau-

ausgleich, Wärme- und

Trittschalldämmung.

DAS ORIGINAL IST ROT

www.thermotec.eu

Thermotec Deutschland GmbH

Am Exerzierplatz 16, D-29633 Munster

Tel.: 0 51 92/98 72 06-0, Fax: 0 51 92/98 72 06-1

E-Mail: [email protected]

Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung.

Arbeitsgängen vermieden werden und müssen insbeson-dere folgende Anforderungen erfüllen:

a) Bodenbeläge sind in einem einwandfreien Zustand zu hal-ten und müssen leicht zu reinigen und erforderlichenfallszu desinfizieren sein. Sie müssen entsprechend wasserun-durchlässig, wasserabstoßend und abriebfest sein und ausnicht toxischem Material bestehen, es sei denn, die Lebens-mittelunternehmer können gegenüber den zuständigen Be-hörden nachweisen, dass andere verwendete Materialiengeeignet sind. Gegebenenfalls müssen die Böden ein ange-messenes Abflusssystem aufweisen.

b)Die Wandflächen sind in einwandfreiem Zustand zu haltenund müssen leicht zu reinigen und erforderlichenfalls zudesinfizieren sein. Sie müssen entsprechend wasserun-durchlässig, wasserabstoßend und abriebfest sein und ausnicht toxischem Material bestehen. Bis zu einer den jeweili-gen Arbeitsvorgängen angemessenen Höhe glatte Flächenaufweisen, es sei denn, die Lebensmittelunternehmer kön-nen gegenüber den zuständigen Behörden nachweisen,dass andere verwendete Materialien geeignet sind.

c) Decken (oder soweit Decken nicht vorhanden sind, dieDachinnenseiten) und Deckenstrukturen müssen so gebautund verarbeitet sein, dass Schmutzansammlungen vermie-den und Kondensation, unerwünschter Schimmelbefall so-wie das Ablösen von Materialteilchen auf ein Mindestmaßbeschränkt werden.“

Weitere Punkte sind hier noch enthalten und nachzulesen un-ter http://eurlex.europa.eu/deindex.htm.

In allgemein verständlichen Worten beschreibt die Verord-nung die Beschaffenheit eines Fußbodens oder eines Wandbe-lages, ohne dabei irgendwelche Prüfverfahren auszuweisen.Dementsprechend gibt es, neben den schon bekannten, stan-dardmäßigen Prüfverfahren, welche auf eine Fußbodenbe-schichtung oder einen Belag angewandt werden, keine speziel-len Prüfverfahren für diese Forderungen.

Im Wesentlichen aber dürften die Grundforderungen in Bezugauf Lebensmittelhygiene folgendermaßen zusammengefasstwerden können:

1. Gute Reinigungsfähigkeit eines Bodens.2. Desinfizierbarkeit eines Bodens.3. Damit einhergehend die Chemikalienbeständigkeit.4. Wasserundurchlässigkeit.5. Abriebfestigkeit.6. Der Fußboden soll aus nicht toxischem Material bestehen.

Für die Werkstofftauglichkeit eines Beschichtungssystems dif-feriert sich nun jeder Hersteller von Beschichtungsstoffenselbst, indem er zum einen die Anforderungen von Baupro-dukten Richtlinie durch CE-Kennzeichnung führt und zum an-deren den Beschichtungsstoff oder das Beschichtungssystemdurch ergänzende Prüfungen in Bezug auf die vorher aufge-führten Punkte durchführt oder durchführen lässt. Damit kanndurch eine Prüfung des Beschichtungssystems in Bezug auf dieLebensmitteltauglichkeit nachgewiesen werden, dass ein sol-

Page 5: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

16E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

ches für die Anwendung im Lebensmittelbereich geeignet ist.Derartige Prüfungen werden in Ermangelung einer offiziellenPrüfung häufig den Bauherren zum Nachweis der Lebens-mitteltauglichkeit gegeben.

Eine Besonderheit im Renovierungs- oder Sanierungsbereichsollte noch erwähnt werden:

Häufiger kommt es vor, dass Beschichtungsarbeiten währendoder nahe eines laufenden Fertigungsbetriebes im Lebens-mittelbereich zu sanieren sind. Die Beschichtungsstoffe sind inihren Ausgangskomponenten teilweise flüchtig und nicht im-mer geeignet, risikolos Beschichtungsarbeiten in Bereichenmit (offenen) Lebensmitteln auszuführen. Insofern ist es vor-her in genauer Weise abzustimmen, unter welchen UmständenBeschichtungsarbeiten ausgeführt werden können und ob indiesem Zeitraum Lebensmittel nahe dem Arbeitsbereich vor-liegen. Es ist hier immer individuell, aber abgestimmt vorzuge-hen, da die jeweilige Situation sehr unterschiedlich sein kann.

Neben den Lebensmittelanforderungen spielt besonders inNassbereichen die Rutschhemmung eine wichtige Rolle. Ge-mäß Arbeitsstättenverordnung sowie auch der Berufsgenos-senschaftlichen Richtlinie BGR181 „Fußböden in Arbeitsräu-men und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr“ müssen Fußbö-den angemessen rutschhemmend ausgeführt werden. DieBGR181 gibt hier Aufschluss über die jeweiligen Bereiche,wobei in Nassbereichen häufig eine Rutschhemmstufe R 11bzw. R 12 gefordert wird. Dies geht natürlich nicht immer ein-her mit der guten Reinigbarkeit, die auf der Lebensmittelhy-gieneseite notwendig ist.

3.2. Gesetze und rechtliche Vorgaben in der PharmaindustrieNeben den in allen Gewerbebetrieben geltenden Vorschriftenhaben die Hersteller von Pharmaprodukten folgende weitererechtliche Regelungen zu beachten:

• AMWHV (Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverord-nung)

Basierend auf der• EG-Richtlinie 2003/94/EG

wurde eingeführt• „die Verordnung über die Anwendung der guten Herstel-

lungspraxis bei der Herstellung von Arzneimitteln undWirkstoffen über die Anwendung der guten fachlichen Pra-xis bei der Herstellung von Produkten menschlicher Her-kunft.

Zusammen heißt das• Arzneimittelgesetz (gültig seit 27.10.2006)

Für die Länder der EG ist zusätzlich zu beachten die• Pharmaceutical Inspection Convention (PIC/S)

Das grundlegende gemeinsame Ziel aller dieser Gesetze, Ver-ordnungen und Richtlinien ist, dass Arzneimittel sicher, wirk-sam und einheitlich sind.

Seit 2006 gilt auch das EU-GMP, eine entsprechende bereitsseit längerem existierende Fassung gibt es auch in den USA. Inder FDA (Food and Drug Administration USA) gelten dieRegeln der GMP seit 1978.

GMP Good Manufacturing Practice steht für gute Herstel-lungspraxis und fasst alle Anforderungen zusammen, die in ei-ner pharmazeutischen Produktion notwendig sind. Diese sindim Wesentlichen ein sehr intensives Qualitätssicherungssys-tem, besondere Voraussetzungen an das Personal, die Räum-lichkeiten und Einrichtung, Hygieneherstellung, die Prüfungund die Dokumentation sowie auch die Selbstinspektion dervorgenommenen Tätigkeiten.

Innerhalb des GMP-Leitfadens 1 wird im Kapitel „Räumlich-keiten und Ausrüstung“ der Fußboden über die Räumlichkei-ten und über die Voraussetzungen in den Räumlichkeiten indi-rekt angesprochen:

Kapitel III beginnt mit dem Grundsatz, „Räumlichkeiten undAusrüstungen müssen so angeordnet, geplant, konstruiert,nachgerüstet und instandgehalten sein, dass sie für die vorher-gesehenen Arbeitsgänge geeignet sind. Ihre Anordnung undihre Ausgestaltung müssen darauf ausgerichtet sein, das Risi-ko von Fehlern auf ein Minimum herabzusetzen und einegründliche Reinigung und Wartung zu erlauben, um Kreuz-kontamination, Staub- und Schmutzansammlungen und ganzallgemein jeden die Qualität des Produktes beeinträchtigen-den Effekt zu vermeiden.“4

Der Fußboden findet sich direkt angesprochen unter 3.9: „WoAusgangsstoffe und primäres Verpackungsmaterial, Zwi -schenprodukte oder Bulkware der Umgebung ausgesetzt sind,sollten die Innenflächen (Wände, Fußböden, Decken) glattund frei von Rissen und offenen Fugen sein. Sie sollten keinePartikel abgeben und sich leicht und gründlich reinigen und,wenn nötig, desinfizieren lassen.“

Letztlich lassen sich aus diesen Gesetzen und Verordnungennachfolgende Anforderungen für Böden, die in Pharmaberei-chen zum Einsatz kommen, zusammenfassend ableiten:

• Ein Fußboden sollte glatt sein.• Er sollte leicht zu reinigen sein.• Er sollte geschlossen (frei von Fugen bzw. Rissen) sein.

4 Leitfaden der Guten Herstellungspraxis, Teil I

Page 6: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

RAPID-FLOOR® Anhydritbinder CAB30zur Erstellung von konventionellen Anhydritestrichen:

Abbinden und Erhärten

...deshalb empfehle ich

Hart und schnell -so hab ich’s am liebsten...

*

* RAPID-FLOOR®

Page 7: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

18E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

• Er sollte abriebfest sein.• Er sollte desinfizierbar (chemikalienbeständig) sein.• Er darf keine Hohlräume aufweisen, die nicht kontrolliert

werden können.• Er darf nicht aus toxischen Materialien bestehen.

Darüber hinaus erfordert eine Pharmaproduktion einen ver-schleißfesten Fußboden, der den dortigen Belastungen ge-wachsen ist.

Über die Anforderungen des GMP-Leitfadens hinaus gilt auchhier die Arbeitsstättenverordnung, welche eine Rutschhem-mung in bestimmten Bereichen vorschreibt, die natürlich ei-nen Widerspruch zu der Reinigungs- und Desinfektionsfähig-keit darstellt.

Häufig werden die Fußböden in Pharmabereichen mit einerRutschhemmstufe von R 10 ausgestattet, R 11 und R 12 sind nurin Ausnahmen geeignet. Darüber hinaus sollten die Beschich-tungen reinraumtauglich sein, was bei üblichen Reaktionsharz-belägen kein Problem darstellt, und sofern Anforderungen anden Gewässerschutz gefordert sind, sollten WHG-Beschichtun-gen, die beim DIBt zuzulassen sind, zur Ausführung kommen.

Emissionsarme Beschichtungen gemäß den Anforderungendes DIBt nach dem Verfahren AgBB sind nicht grundsätzlicherforderlich. Möglicherweise wünscht der Kunde derartigeAusführungen, aber es gibt hier noch Probleme hinsichtlichder Beständigkeitsanforderungen bei Versiegelungen.

Die Anforderungen des GMP-Leitfadens werden auch oftmalsvon größeren Lebensmittelbetrieben übernommen.

4. Geeignete ReaktionsharzbelägeGrundsätzlich werden Reaktionsharzbeläge aus Epoxidhar-zen, Polyurethanharzen und Acrylharzen in diesen Bereicheneingesetzt. Dabei muss man auch hier die Nutzungsbereicheunterscheiden:

Lebensmittel• Glatte Polyurethan- oder Epoxidharzbeläge

– 3-schichtig– bestehend aus Grundierung, Kratzspachtelung und

Deckschicht– trockene Fertigungs- und Lagerbereiche– Schichtdicken 2–4 mm

• Rutschhemmende abgestreute Beläge auf Basis von Epo-xidharz und Acrylharz– 4-schichtig (mind. 3-schichtig, aber auch 5-schichtig)– Grundierung, Kratzspachtelung/Abstreuung, Grund-

schicht/Abstreuung, Kopfversiegelung– Nassbereiche im Lebensmittelbereich– rutschhemmend R 11, R 12, R 13– Schichtdicken 3–5 mm

• Epoxidharz-Mörtelbeläge (Industrieterrazzo)– 4-schichtig (aber auch 5-schichtig)– Grundierung, Mörtelbelag, Porenspachtelung, Versiege-

lung– mechanisch belastbar.– rutschhemmend R 9, R10– Schichtdicken 5-10 mm

• PU-BETON– rutschhemmend 4-schichtig (aber auch 5-schichtig)– Grundierung, Mörtelbelag, Porenspachtelung, Versiege-

lung– mechanisch belastbar.– rutschhemmend R 9, R 10, R 11, R 12, R 13, V4–V12– Schichtdicken 6–9 mm

Pharmabereiche• Glatte hochwertige Epoxidharzbeläge, versiegelt

– 4-schichtig– bestehend aus Grundierung, Kratzspachtelung, Deck-

schicht, Versiegelung

KLB-PU-BETON geeignet auch für Dampfstrahler und Heißwasserbe-lastung.

Page 8: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

23

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

– trockene Fertigungs- und Lagerbereiche– Schichtdicken 2–4 mm– rutschhemmend R 9, R 10

• Dekor(Pharma)-Beläge– 6-schichtig (aber auch bis zu 8-schichtig)– Grundierung, Mörtelbelag, Porenspachtelung, Versiege-

lung– mechanisch belastbar, dekorativ– rutschhemmend R 9, R 10– Schichtdicken 5–8 mm

Die Auswahl des Belages hängt von den Nutzungsbedingun-gen ab. Die Erwartungen und Vorstellungen des Bauherrn,den technischen Möglichkeiten und die Kosten stellen immereinen Kompromiss dar. Eine genaue Analyse der Anforderun-gen an den Boden sollte immer erfolgen, besonders vorteilhaftist es, wenn man auf „Fußbodenerfahrungen“ des Bauherrnzurückgreifen kann, damit wird die Erwartungshaltung an denBelag klar.

5. Belastungen von FußbödenStatische mechanische Belastungen stellen eigentlich seltenein Problem dar. Vielmehr sind die Flurfördergeräte, je nachBereifung und Last, häufiger als Schadensverursacher anzu-treffen. Luftbereifte Stapler sind dabei weniger das Problem,vielmehr führen Elektro-Gabelhubwagen immer wieder zumAngriff von Reaktionsharzoberflächen. Wichtig hierbei ist ne-ben dem planmäßigen Umgang beim Elektrohubwagen eineAnlaufbegrenzung sowie in Pharmabereichen eine helle Be-reifung, denn Reifenspuren stellen ein Problem im Sinne vonGMP dar.

Auch die Reinigung mit Hochdruckreinigern stellt eine me-chanische Belastung dar, welche durch Heißwasseranwendungnoch verstärkt wird. Generell kann eine Hochdruckreinigung

nicht empfohlen werden. Lediglich für PU-BETON kann einederartige Reinigungsmethode empfohlen werden, wobei Ab-stand, Druck und Temperatur die Belastung bestimmen unddiese nicht beliebig verwendet werden können.

Temperaturbelastungen können sehr unterschiedlich sein. Be-sonders in der Lebensmittelindustrie ist die Belastung mitHeißwasser weit verbreitet. Üblicherweise können Epoxid-harzbeläge bis ca. +70 °C belastet werden, wobei dann die Dau-er der Belastung und die Häufigkeit mit zu bewerten sind. Inder Getränkeherstellung reichen diese Belastungsgrenzennicht aus. Durch die Verwendung von PU-BETON, einem 3-Komponenten-System, das ergänzend zu einer Polyurethan-Bindung auch hydraulisch härtende Komponenten enthält,kann die Belastung mit Heißwasser über 100 °C gesteigert wer-den. Trockene Wärme kann in der Regel noch höher bis zu 150 °C eingesetzt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dassdie Erwärmung der gesamten Fußbodenkonstruktion dann er-heblichen Spannungen ausgesetzt wird.

Bei Kühlräumen sind Beschichtungen gefordert, die in derKälte ausreichend Flexibilität aufweisen. Dies erreicht manmit flexibleren Polyurethan-Beschichtungen oder auch mitweichen Acrylharzen.

Die Beständigkeiten gegenüber Chemikalien, Reinigungs- undDesinfektionsmitteln sind gerade in der Lebensmittel- undPharmaindustrie von besonderer Wichtigkeit und werden beider Planung häufig unterschätzt. Während in der Lebens-mittelindustrie die Beanspruchung in Bereichen mit Nassbe-lastung vorrangig ist und damit verbunden natürlich die Reini-gung und die Desinfektion.

In der Pharmaindustrie können je nach Fertigungsbereich dieunterschiedlichsten Chemikalien auftreten. Es ist deshalb ge-nerell zu prüfen, ob ein Reaktionsharzboden beim Einsatz be-stimmter Chemikalien geeignet ist. Auch Reinigungs- undDesinfektionsmittel sind unter Berücksichtigung der Einsatz-konzentration und Anwendungshäufigkeit zu bewerten. Als Desinfektionsmittel werden u. a. Formaldehyd, Alkohole,Phenolverbindungen und organische Ammoniumsalze, aberauch Wasserstoffperoxid und auch Peressigsäure eingesetzt.Wasserstoffperoxid in einer geringen Konzentration ist für vie-le Beschichtungsstoffe geeignet, in konzentrierter Form steigtdie Oxidationswirkung und greift Beschichtungsstoffe an. Be-sonders aggressiv wirken Peressigsäure/Wasserstoffperoxid-Kombinationen, da Wechselwirkungen bereits bei geringerEinsatzkonzentration möglich sind.

Bei der Prüfung der Eignung können die Hersteller behilflichsein, dazu ist es notwendig, dass Chemikalien, Konzentrationund Häufigkeit benannt werden. Schwierig zu bewerten sindMischungen, hier werden dann Versuche an Musterstückenempfohlen.

Hochwertige Schleusenkonstruktion mit Pharmabelag und Hohl-kehlen.

Page 9: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

Fachwissen | AnwendungIndustrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

Den Estrichboy mac

2825

6. Die Details entscheiden

Eine hochwertige Fußbodenkonstruktion zeigt sich an derAusführung der Details, wie Kehlen, Fugen, Bodeneinläufeund Rohrdurchführungen:

6.1. Kehlen (Hohlkehlen, Dreieckkehlen)

Der Wandabschluss eines hygienisch und gut reinigungsfähi-gen Fußbodens soll durch eine Kehle begrenzt werden, die oh-ne Fugen, Nähte, Absätze und dergleichen in den Belag über-

Hohlkehlenkonstruktion bei gedämmter Estrichkonstruktion. Hohlkehle als starre Konstruktion auf einer Betonplatte.

Page 10: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

Fachwissen | Anwendung Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

ht uns keiner nach!45 Jahre Erfahrung am Bau flossen in die Entwicklung des

Estrichboy von Brinkmann ein. Er ist enorm leistungsstark,

extrem ro bust und bietet das dichteste Servicenetz in Mittel-

europa – das macht uns keiner nach!

BRINKMANN,

eine Marke der Putzmeister Mörtelmaschinen GmbH

Max-Eyth-Straße 10 · 72631 Aichtal · Tel. +49 (7127) 599-0

[email protected] · www.estrichboy.de

geht, damit jede Stelle im Übergang zu reinigen und zu desin-fizieren ist. Üblicherweise werden Kehlen vor Ort aus Reak-tionsharzmörteln hergestellt. Fertigkehlen eignen sich nur be-dingt, wenn diese ausreichend belastbar und frei von Hohl-räumen sind. Die Oberflächen sollen glatt und gut zu reinigensein. Auch bei rutschhemmenden Nassbelägen sollen die Keh-len glatt ausgeführt werden.

6.2. FugenDie meisten Reaktionsharz-Beläge können ohne Fugen herge-stellt werden. Fugen werden dann eingebaut werden, wenndiese bauwerkbedingt erforderlich sind oder der UntergrundFugen notwendig macht. Nach den Hygienegrundsätzen müs-sen Fugen die Bodenoberfläche sauber abschließen und dichtsein, damit Flüssigkeiten nicht in die Bodenkonstruktionenlaufen können. Hierzu stehen verschiedene Lösungen wie Pro-file und Konstruktionen mit einem Verguss zur Verfügung.

6.3. Bodeneinläufe (Entwässerungsrinnen, Kastenrinnen,Schlitzrinnen)Während in Lebensmittelbereichen Entwässerungseinrichtun-Rutschhemmender Küchenbelag mit Kastenrinne.Fo

to: A

rchi

v KL

B-Kö

tzta

l Gm

bH.

Page 11: Industriebodenbeläge für die ... - klb-koetztal.de · 7. Abriebfeste und porenlose Oberfläche 8. Hygienische Konstruktion (Fugen, Kehlen, Einbauten) 9. Dichtigkeit einer Konstruktion

171

Fachwissen | Anwendung

26E S T R I C HW E I LW I RA L L ED A R A U FS T E H N‚

Industrieböden für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie

gen gefordert sind, stellen in vielen Pharmabereichen Entwäs-serungseinrichtungen eher ein hygienisches Problem dar.Die Hersteller von Ablaufsystemen, z. B. Edelstahl-TechnikUlm GmbH (www.edelstahl-ulm.de) und Blucher (www.blu-cher.de), bieten eine Vielzahl von Entwässerungssystemen fürverschiedene Anwendungen an. Neben der richtigen Auswahlist die Planung von entscheidender Bedeutung. Auch die An-lage von Gefällen sollte bereits mit dem Unterbau hergestelltwerden. Der sorgfältige Einbau und ein komplettes Unterfül-len der Einbauten sind erforderlich.

Das Anlegen von elastischen Fugen ist bei großflächigen Rin-nen zu empfehlen. Solche Fugen müssen als Wartungsfugenbetrachtet und bei Bedarf erneuert werden.

6.4. RohrdurchführungenMüssen Rohre durch einen Fußboden geführt werden, mussauch hier konstruktiv sichergestellt werden, dass ein Eindrin-gen von Flüssigkeiten vermieden wird. Die Bereiche sind auchso auszubilden, dass diese sauber gehalten werden können.

In der Verlegepraxis zeigt es sich, dass innerhalb der Gruppeder „Fußbodenverleger“ eine Spezialisierung für die jeweili-gen Anwendungsbereiche erforderlich ist, da die Anforderun-gen und Besonderheiten von Lebensmittel- oder Pharmabe-trieben ein Verständnis der jeweiligen Branchen voraussetzt.

Auch während der Baumaßnahme ist der Bauherr zu beteili-gen. Häufig werden aus Kostengründen die Räume nicht, un-zureichend oder provisorisch beheizt. Unzureichende klimati-sche Bedingungen führen einfach zu schlechteren Endergeb-nissen, z. B. in der Belastbarkeit der Oberflächen.

Fußböden sollten soweit möglich „als letztes Gewerk“ einge-bracht werden, da eine vorhergehende Nutzung z. B. durchHandwerker immer wieder zu „unkontrollierbaren“ Schädi-gungen führen kann. Abdeckungen zum Schutz sind hierbeinicht immer eine Lösung, insbesondere bei massiven Abde-ckungen, die längere Zeit verbleiben, da z. B. Nässe und auchunkontrolliert abgelassene Flüssigkeiten zu einer Schädigungder Oberfläche führen können. Der Beschichtungshandwer-ker hat hier besonders sorgfältig zu agieren in Bezug auf Ab-nahme und Gefahrenübergang.

Im Zusammenspiel einer guten Planung mit der Auswahl derrichtigen Komponenten und einem sorgfältigen Einbau ent-scheiden sich die optimalen Nutzungseigenschaften eines Fuß-bodens. Leider kann dies immer nur ein Kompromiss aus derErwartung, dem Machbaren und den Kosten sein. �

Artur Kehrle

Artur Kehrle ist Dipl.-Ingenieur (FH) undGründungsmitglied der KLB Kötztal Lacke +Beschichtungen GmbH. Der Geschäftsführer ist zuständigfür die Bereiche Entwicklung, Technik, Vertrieb undMarketing. Erste Produktideen und -entwicklungen hat erselbst getätigt.

Kontakt: KLB Kötztal Lacke + Beschichtungen GmbH,Günztalstraße 25, D-89335 Ichenhausen, Telefon +49 (0) 8223-96 92-0, Telefax +49 (0) 8223-96 92-33,www.klb-koetztal.com

[email protected]

BuchtippSchallschutz 1 – Anforderungen, Nachweise,Berechnungsverfahren

Der erste Band der Taschenbuch-Reihe zum Schallschutz ver-mittelt einen umfangreichen Überblick über die relevantenNormen. Er beinhaltet Grundlagen wie die DIN 4109-11:2010-05 mit Nachweisen zur Güte- und Eignungsprüfung und de-taillierte Festlegungen zu Messverfahren und Prüftechniken:

• Messung und Bewertung der Schalldämmung in Gebäudenund von Bauteilen

• Messung von Parametern der Raumakustik• Geräuschverhalten von Armaturen und Geräten der Was-

serinstallation• Messung der Schalldämmung von Bauteilen im Prüfstand• Messung der Flankenübertragung von Luftschall und Tritt-

schall zwischen benachbarten Räumen in Prüfständen

Info

DIN-Taschenbuch 35/1Schallschutz 1 – Anforderungen,Nachweise, Berechnungsverfahren

13. Auflage 2011.428 Seiten. A5. Broschiert. 98,00 EUR | ISBN 978-3-410-21771-8

Auch erhältlich als E-Book im Download:98,00 EUR Kombi (Buch + E-Book): 117,60 EURwww.beuth.de