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Hegels Reisen und Umzüge 1 Inhalt I. Einleitung .. . ' .......................... ........................................... 227 11. Das Transport- und Verkehrswesen zur Zeit Hegels 229 a) Personenbeförderung - Normale Post - Diligencen - Extrapost - Hauderer - eigene Wagen 229 b) Warenbeförderung - Post - Fuhrleute - Verpackung 246 c) Preise .......................................... 251 111. Hegels Umzüge von Tübingen nach Bern - von Bern nach Frankfurt über Stuttgart - von Frankfurt nach Jena - von Jena nach Bamberg - von Bamberg nach Nürnberg - von Nürnberg nach Heidelberg - von Heidelberg nach Berlin ••••••••••.• 253 IV. Fazit .................................................... . _ ................. . " ......... 272 V.. B i b 1 i 0 g rap h i e ...... ......- ........... ' ........ ........ '. .. .. ., .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... 273 1. Für Hinweise sind wir Herrn Dr. Probst vom Fürstlich Thurn und Taxisschen Zentralarchiv in Regensburg, dem Bundespost-Museum in Frankfurt am Hain, dem Stadtarchiv der Stadt Bern und dem PTT-Mu- seum in Bern zu Dank verpflichtet. 226

Inhalt - philosophie.uni-muenchen.de · Das deutsche Fuhrwerk hat einige Ähnl ichkei t mit dem ... Sitzen, oft bey schwüler Luft, das langsame Fortrutschen mit phleg ... Rehbein:

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Hegels Reisen und Umzüge1

Inhalt

I. Einleitung .. . ' .......................... ........................................... 227

11. Das Transport- und Verkehrswesen zur Zeit Hegels 229

a) Personenbeförderung - Normale Post - Diligencen -

Extrapost - Hauderer - eigene Wagen 229

b) Warenbeförderung - Post - Fuhrleute - Verpackung 246

c) Preise .......................................... 251

111. Hegels Umzüge

von Tübingen nach Bern - von Bern nach Frankfurt über

Stuttgart - von Frankfurt nach Jena - von Jena nach

Bamberg - von Bamberg nach Nürnberg - von Nürnberg nach

Heidelberg - von Heidelberg nach Berlin ••••••••••.• 253

IV. Fazit .................................................... . _ ................. . " ......... 272

V.. B i b 1 i 0 g rap h i e ...... ...... -........... '........ ........ '. .. .. ., .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... 273

1. Für Hinweise sind wir Herrn Dr. Probst vom Fürstlich Thurn und Taxisschen Zentralarchiv in Regensburg, dem Bundespost-Museum in Frankfurt am Hain, dem Stadtarchiv der Stadt Bern und dem PTT-Mu­seum in Bern zu Dank verpflichtet.

226

I. Einleitung

Will man sich eine Vorstellung von dem Umfang von Hegels

Nachlaß und von der Art der in ihm enthaltenen Papiere

und Dokumente machen, so gewinnt die Frage Bedeutung,

welche Motive Hegel bewogen haben können, den Bestand

seiner Papiere zu Lebzeiten zu reduzieren. Neben rein

persönlichen Motiven2 können für eine solche Reduzierung

objektive Zwänge eine Rolle gespielt haben, so etwa der

Zwang, einen Umzug aus finanziellen Gründen nur unter

Mitnahme einer geringen Menge Umzugsgut bestreiten zu

können. In diesem Zusammenhang wird die Frage bedeutsam,

unter welchen Umständen Hegel seine Umzüge durchgeführt

hat, und im besonderen die Frage, ob er bei diesen

Umzügen alle seine Papiere mitführen konnte, oder ob er

etwa angesichts der Kosten und Mühen, die mit ihrem

Transport verbunden gewesen wären, gezwungen war, einen

Teil seiner Papiere vor dem Umzug zu vernichten.

Um zu klären, ob dies ein mögliches oder gar ein zwin­

gendes Motiv für die Vernichtung von Papieren sein

konnte, haben wir die folgende Untersuchung über das

Umzugs- und Reisewesen der Zeit um 1800 in Rücksicht auf

mögliche Umstände von Hegels Umzügen angestellt. Von

besonderem Interesse war dabei die Klärung der Frage,

wie jemand von geringem Einkommen sein Hab und Gut, das

er in einigen wenigen Kisten verstaut hatte, bei einem

Umzug über weite Strecken transportieren lassen konnte.

Eine große Erschwerung dieser Untersuchung war, daß es

offenbar keine etablierte verkehrshistorische Forschung

über die Bewegung von Gütern in Hegels Zeit gibt. Wir

konnten deshalb nicht von wissenschaftlichen Veröffent­

lichungen auf diesem Gebiet profitieren und mußten

versuchen, aus einzelnen Informationen, die wir aus

2. Man weiß von Goethe, daß er zeit seines Lebens verworfene Manuskripte und private Dokumente und Briefe in fast periodischen Abständen vernichtete. Er führte als Motiv dafür den Wunsch nach Reinheit, mit der man einen neuen Lebensabschnitt beginnen mUsse, an und nannte dies: "die alte Schlangenhaut abstreifen." So vernichtete er 1779 und 1797 große Teile seiner Korrespondenz "aus entschiedener Abneigung gegen Publikation des stillen Gangs freundschaftlicher Mittheilung".

227

Stadtgeschichten, Handelschroniken, Reiseberichten,

Gesetzen und Verordnungen zur Güterbestellung, Briefen

und Berichten von Zeitgenossen Hegels und anderen Quel­

len bezogen, ein allgemeines Bild des damaligen Trans­

portwesens zu zeichnen. Aus diesem G~unde halten wir es

auch für angebracht, ausführlicher als üblich aus den

herangezogenen Quellen zu zitieren.

Es mag scheinen, daß eine solche Untersuchung eine

Vielzahl von praktischen und sozialen Faktoren zu be­

rücksichtigen hat, die heute schlechterdings nicht mehr

zu rekonstruieren sind, da das Wissen um sie, sobald es

obsolet wurde, verlorengegangen ist. Im Falle der Umzüge

Hegels wird eine solche Untersuchung jedoch durch einige

günstige Umstände erleichtert:

Vier der sieben Umzüge Hegels, nämlich die Umzüge von

Tübingen nach Bern, von Bern nach Frankfurt, von Nürn­

berg nach Heidelberg und von Heidelberg nach Berlin

wurden von Hegels künftigen Arbeitgebern bezahlt. Für

einen fünften Umzug schließlich, dem Umzug von Bamberg

nach Nürnberg, ist dies, auch wenn es keine verbürgte

Quelle dafür gibt, anzunehmen. Es bleibt also in diesen

fünf Fällen lediglich die Aufgabe, zu prüfen, ob die

Hegel für diese Umzüge zuerkannten Summen so bemessen

waren, daß sie ihm auch erlaubten, alle seine Papiere

mitzunehmen.

Im Falle der Untersuchung der beiden anderen Umzüge

Hegels, nämlich der Umzüge von Frankfurt nach Jena und

von Jena nach Bamberg ist es möglich, sich auf die

Betrachtung von Quellen aus einem eng begrenzten Zeit­

raum zu konzentrieren und damit aus der Vielzahl der

vorhandenen Quellen die für diesen Zeitraum repräsenta­

tiven gezielt auszuwählen.

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11. Der Personen- und Warentransport zur Zeit Hegels

a) Der Personentransport

Die Möglichkeiten, die für eine Reise zu Lande zur

Verfügung standen, waren eine Reise zu Fuß, eine Reise

mit der fahrenden Post, mit der Schnellpost, mit der

Extrapost und schließlich mit der eigenen Kutsche und

eigenen Pferden.

Von einer Fußreise abgesehen war eine Reise mit den

Wagen der fahrenden oder ordiniire Post die kostengün­

stigste Art des Reisens. 3 Zugleich war sie jedoch auch

die bei weitem anstrengendes te und langsamste.

Von den Postverwaltungen erlassene Vorschriften regelten

die Laufzeiten der Postwagen und die Tarife für die

Personen- und Frachtbeförderung aufs genaueste: die

Postwagen der ordinären Post verkehrten nach einem

festen Fahrplan zu bestimmten Tagen und zu bestimmten

Zeiten auf festgelegten Routen. Die Fahrpläne und Pos­

trauten wurden in sogenannten Posttabeiien oder Postzet­

tein veröffentlicht. 4

Die Postwagen waren große und schwere, meist ungefeder­

te, vierrädrige Wagen, denen vier bis sechs Pferde 5 vorgespannt waren. Auf jeder Poststation wurden diese

3. cf. Reicha~d(1801), p. 118: "Nicht eines jeden Beutel erlaubt dem Passagier mit Extrapost zu reisen, und doch wünscht er, wegen seiner Geschäfte, schnelle Förderung. Die findet· er denn, um ein geringes Geld, auf dem Postwagen, und wenn er gleich nicht immer auf den Punkt bestimmen kann, um die und die Zeit an Ort und Stelle einzutreffen, so wird doch die Differenz nie beträchtlich ausfal­len. C ••• ' Da alles auch reguliert ist und seine Tarif hat, so entgeht der Reisende allen Verdrießlichkeiten wegen mehrerer Pfer­de, höherer Zahlung u.d.gl. denen der Extrapostreisende ausgesetzt ist." 4. Dies geschah durch Anschläge in den Poststationen, aber auch durch Wiedergabe in Jahreskalendern und Zeitungen. 5. Eine drastische Beschreibung eines Postwagens findet sich in John Russells 'Reise durch Deutschland in den Jahren 1820, 1821 und 1822', Leipzig 1825, p. 21 - 24: " ••. das, was die Deutschen einen Postwagen nennen, der durch diese himmlische Gegen sich langsam fortbewegt. So sehr wir uns auch des Lachens nicht erwehren können bei dem Anblick der dürren Klepper, des mit Stricken zusammengeknüpften Geschirrs, und des schleppenden Ganges dieser Maschinen, welche in Frankreich diesen Namen führen, so haben doch die Franzosen ihre weniger rüstigen Nachbarn in Allem übertroffen, was Nettigkeit, Bequemlichkeit und schnelle Abferti-

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Pferde gegen frische ausgetauscht und wurde Fracht

abgeladen, andere zugeladen.

Die Geschwindigkeit der Postwagen war in der Regel 6 äußerst gering. Das Auf- und Abladen von Fracht und

der Pferdewechsel auf jeder Station, der meist sehr

schlechte Zustand der Straßen und Wege, und schließlich

die starke Beladung der Wagen hatten zur Folge, daß eine

gung betri·ff t. Das deutsche Fuhrwerk hat einige Ähnl ichkei t mit dem französischen, ist aber weit ungeschickter und unbehülflicher ein­gerichtet. Die Bagage, welche bei weitem den größern Tei I der Last ausmacht, ( ••. ) ist nicht oben, sondern hinten angebracht~ Hinter dem Wagen ragt ein Verdeck über die Achse der Hinterräder hervor, welches eben so lang und breit als das ganze Fuhrwerk ist. Hierin ist eine Festung von Kisten und Kasten, und aller nur ersinnl icher Bagage aufgebaut, die gemeiniglich über die Räder sich erstreckt, und sich weit über die Decke des Wagens emportürmt. Die ganze Last wird so viel wie möglich durch starke Ketten vermehrt) welche dazu dienen soljen, den Festungsbau gegen alle Anfälle von hinten zu sichern; denn die Bedeckung wird gleich ihrem Kameraden in Frank­reich sich wohl hUlen, dem Wind und Wetter sich auszusetzen, son­dern zieht sich in den Wagen zurück, um daselbst sich ungestört der Ruhe zu überlassen, und überläßt das ganze Gebäude, welches mit so viel Anstrengung und bewundernswürdiger Geschicklichkeit aufgeführt worden ist, gänzlich seinem Schicksal. Sechs Passagiere, falls sich so viele Wagehälse finden lassen, werden inwendig hineingestopft; zwei, weniger glücklich oder beherzt, pflanzen sich in das Wägel­chen bei der Bedekkung. ( ••. ) Vor dieser ungeheuren Masse, einem wahl'en Fl ickwerk von Postkutsche und Fuhrmannskarren, sind vier dürre, lumpige Klepper gespannt, und die ganze Maschine treibt nun so auf den schönsten Straßen, ungefähr etwas mehr als drei engli­sche Meilen in einer Stunde, den Aufenthalt unterwegs mit einge­schlossen, fort. Jede Art von Erfrischung wird jedesmal mit wahrer menschenfreundlicher Gemächlichkeit besorgt, und in jeder ansehn­lichen Stadt muß eine Lücke in der Bagagenburg gemacht, und diesel­bige sodann wieder aufgebaut werden. Eine halbe Tagesreise in einem SIllehen Fuhrwerke ist hinreichend, einem dasselbe auf Lebenslang zu verleiden." Eine ähnliche Beschreibung ·findetsich in Krünitz' Oekonomisch­technologischer Encyklopädie, Bd. 57, unter dem Stichwort 'Kutsche'. 6. cf. ReichardCI801), p. 118: "Reisen mit dem Postwagen oder der Landkutsche sind beschwerlich und angreifend. Das unbequeme, enge Sitzen, oft bey schwüler Luft, das langsame Fortrutschen mit phleg­matischeen oder schlafenden Postillonen, die oft schmuzzige und schlechte Zusammensetzung der bunten Reisegesellschaft, wo man nur dann und wann durch eine angenehme, interessante Bekanntschaft entschädigt wird, sind lauter Dinge, an die sich ein Reisender mit dem Postwagen gewöhnen muß. Dazu kommt der Verlust der Zeit. In allen Städten, Landflecken, Statianen wird abgeladen, aufgeladen, registriert; das nimmt viele Stunden weg. Man muß oft an einem unbedeutenden Orte so liegen bleiben; man muß über das Warten Geld verzehren; man hat zu viel und zu wenig Zeit, denn man kann weder weggehen noch schlafen, weil man am Postwagen bereitstehen und auf seine Sachen Acht haben soll."

230

Reise mit dem Postwagen, auch wenn Tag und Nacht gefah­

ren wurde, sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Man rechne­

te, die Aufenthalte auf den Poststationen eingeschlos­

sen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit de~ Postwa­

gen von nur sieben Kilometern. 7

Ein Fahrgast der ordinären Post mußte sich einige Zeit

vor der Abfahrt des Postwagens in der Posthalterei ein­

finden, um vorab die Passagiertaxe zu bezahlen und um 8 sein Gepäck zu deklarieren und aufzugeben. Er erhielt

dann ein großformatiges Blatt, den sogenannten Perso­

nenschein, auf dem sein Name, der von ihm belegte Platz

und das Gewicht seines Gepäcks ve~merkt waren. Auf dem

Personenschein waren ferner die umfangreichen Bestimmun­

gen aufgezählt, denen sich jeder Postreisende zu unter­

werfen hatte. 9

Die Kosten, die fUr eine Fahrt mit dem Postwagen anfie­

len, summierten sich aus dem Postgeld, eventuellen

GebUhren fUr überfracht, den Wegegeldern, den Kosten fUr

Pässe und Zölle, den Trinkgeldern, den Zehrkosten und

eventuellen Kosten fUr Reisekleidung.

1. Das Postge I d

Unter dem Postgeld war im Falle der ordinären Post die

Passagiertaxe zu verstehen. Das Postgeld war in jedem

Staat durch die in den Posthäusern angeschlagene, ge-

7. Cf. Rehbein: Zu Wasser und zu Lande (1984) , p.12, allerdings "( ••. ) betrug die Reisegeschwindigkeit einer gewöhnlichen Postkut­Ea:::he se 1 t.en mehl" als sieben Ki lometer inder Stunde. Ei n Fracht­fuhrwerk bewältigte in der Regel gar nur ganze dreißig Kilometer am Tage" • 8. Reichard(1801>: "Wer mit dem Postwagen oder der Landkutsche reisen will, ·muß sich auf dem PostbUreau dazu einschreiben lassen. Das thue man denn immer bey Zeiten, weil die Pl~tze nach der Reihe des Hinschreibens vergeben werden. ( .•• ) Da man Tag und Nacht auf solchen Postwägen fortreiset und aller Witterung ausgesetzt ist, so hat sich ein Reisender dagegen, durch einen zweckmäßigen Anzug, zu verwahren. Ein Schirm gewährt auf den offenen Postwägen, gegen· Sonnenbrand und Regen, einen sehr willkommenen Schutz." 9. AuszUge aus diesen Bestimmungen sind zitiert in: Th.Götze: Mit der Postkutsche. Lauenburgs Post im 17. und 18. Jahrhunde~t. in: Deutsche Postgeschichte, Bd. 2, 1940.

231

druckte Taxe bestimmt. W Die Summe des Postgeldes er­

rechnete sich nach der Anzahl der mit dem Postwagen

zurUckgelegten Meilen. Um die Strecke, die ein Fahrgast

bis zu einem bestimmten Ort zurUckzulegen hatte, ermit­

teln zu können, verfUgten die Postbediensteten Uber

sogenannte Postkarten, auf denen alle Strecken, auf

denen Postkutschen verkehrten und die Entfernungen

zwischen den einzelnen Stationen auf diesen Strecken

verzeichnet waren. Gerechnet wurde in Posten, einer

Strecke von 2 deutschen Meilen, ungefähr 15 Kilometern.

Durch Meilen-, Halb- und ViertelmeiJens.uJen~ auch

DistanzsMuJen genannt, waren auf jeder Poststrecke die

Entfernungen markiert.

2. Die GebUhren fUr 'Ueberfra·cht'

In den meisten Staaten waren 40 bis 60 Pfund Gepäck

frei." FUr Gepäck~ das dieses Limit Uberschritt~ mußten

dieselben GebUhren wie diejenigen fUr Postpakete ent­

richtet werden.

10. Reichard<1€IOO, p. 123: 1IAuf den Reichspostenzahlt man 20 Kreuzer rheinisch; im Preußischen, Schlesischen, Hessischen~ 6 Groschen die Meile; im Sächsischen, Braunschweigischen, Hannöveri­schen 5 Groschen; in den österreichischen Staaten 22 1/2 Kreuzer ff •

In 'Postrouten durch Deutschland' (1826), p. 103, heißt es: "Das Personengeld beträgt in den sämmtlichen Königl. Preußischen Provin­zen auf die MeUe, einschließlich des Postillon-Trinkgeldes, in den Postwagen 6 ggr., in den Postkutschen 8 ggr." 11. Reichard(1801), p. 123: 1IJeder Passagier hat eine bestimmte Zahl Pfunde am Gepäcke frey: gewöhnlich ist dies sein Felleisen. Was darÜber ist. oder was sein Koffer wiegt, bezahlt er nach dem in jedem Lande herkömmlichen Tarif, so und so viel vom Pfund, und nach der Natur' des Gepäckes. Auf den Reichsposten hat der Passagier 40 Pfund, im Preußischen, Hessischen, Hannoverischen, Braunschweigi­sehen t Oesterreichischen, Hollsteinischen,50 bis 60 und 70 Pfund Gepäcke frey. Im Französischen auf den Deligencen nur 10 Pfund. Ist jedoch das Uebergewicht nicht gar zu beträchtlich, so wird es mit ein paar Pfunden auf und zu, ni~gends allzugenau genommen." Postgeheimnisse(1803), p. 14: ffDieses Uebergewicht, welches ein Reisender auf der ordinären Post, außer der bewilligten Pfundezahl, mit sich führet t heißt in der Postsprache: Ueberfracht und auch das dafür zu erlegende Geld selbst wird Ueberfracht genannt. Fast bei allen Posten wird es jedoch mit dieser Ueberfracht nicht zum strengsten genommen. theils wird auf einige Pfunde, wenn es die Umstände gestatten, nicht geachtet, theils wird auch die Ueber­fracht selbst bei den meisten Posten nur nach der geringeren Victualien- und Büchertaxe, welche gewöhnlich 1/4 oder 1/2 geringer ist, als die Taxe für andre Waaren, genommen und bezahlt."

232

Wegen des häufigenUmpackenswares ratsam, nicht zu

viele einzelne GepäckstUcke mit sich zu fUhren.~

3. Die Trinkgelder 13

FUr die Trinkgelder fUr die Postillione, also die Fahrer

der Postwagen, gab es Mindestsätze, die nicht unter­

schritten werden durften. 14 Auch die Wagenmeister, das

waren diejenigen Bediensteten der Poststationen, die fUr

die Abfertigung und das Verstauen des Gepäcks zuständig

waren, und die Kofferschieber, die das Gepäck der Rei­

senden abholten und zur Poststation brachten, erwar­

teten Trinkgelder 15• Die Trinkgelder mußten, da die

Postillons und Wagenmeister von Station zu Station

wechselten, stationsweise gegeben werden. In den meisten

Post- und ReisehandbUchern wird jedem Reisenden empfoh­

len, die Trinkgelder i~ eigenen Interesse reichlich zu

12. Postgeheimnisse (1803), p. 22: ftAuSer dem Koffer noch viele andere kleine Packete, Schachteln und dergi. auf der Post bei sich zu fUhren ist nicht rathsam. theils weil diese leicht beschädigt und nicht gut verwahrt werden können, theils auch weil sie gewöhn­lich dem Reisenden zur Last sind." 13. in Preußen, Schlesien und den ästerreichischen Staaten war das Trinkgeld der Postillione bereits im Postgeld inbegriffen. 14. Reichardt(1801), p. 122: "Im Reiche ist die Taxe des Trinkgel­des der Postillione bey den Postwagen 6 Kreuzer von der einfachen Station; in Sachsen, Hessen, Braunschweig, Hannover 2 Groschen. In Preußen, Schlesien, den österreichischenStaaten, ist das Trinkgeld schon mit in dem Postgeld inbegriffen." Postgeheimnisse(1803), p. 17f.: ftWenn man grade nicht weiß, wie viel man einem solchen Manne geben muß; so kann man ihm sicher 2 Ggr. bieten und froh seyn, wenn man damit loskömmt." ebda., p. 21: "Kömmt man auf der Reise zu einer andern Poststation, wo die Pferde gewechselt werden; so hat man sich mit dem Postillon, der bis dahin gefahren hat, abzufinden, indem man ihm ein Trinkgeld reichen muß, welches derselbe mit einem gewissen Rechte fordert, und welches gewöhnlich auf eine Station von 2 bis 3 Meilen in 2 Ggr. best.eht. ft 15. cf. Reichard<180U, p. 123: ftDies mag jedoch im Reglement stehen oder nicht, so tut einReisender wohl, gegen diese Leute, die ihm oft reelle Gefälligkeiten erweisen können, sich nie karg finden zu lassen." Pilstgeheimnisse (803), p. 18: "Gewöhn I ich erhäl t der Kofferschie­ber nach Maaßgabe der Entfernung, woher er die Bagage geholt hat, 2, 3, 4 auch 6 Ggr., der Wagenmeister 2 und der Mann an der Treppe [sc. des Postwagens] 1 ~gr."

233

16 bemessen •

4. Die Wegegelder (Chausseegel~, BrUckengeld, Wasser­

geld)

Die Instandhaltung der meisten Straßen und BrUcken war

Sache der Gemeinden, auf deren Gemarkung sie verliefen.

Diese Gemeinden erhoben deshalb von allen Durchfahren­

den einen Anteil der Kosten der Instandhaltung der

passierten Wege und BrUcken, das sogenannte Wegegeld

bzw. BrUckengeld. Neben den gewöhnlichen Wegen gab es,

in SUddeutschland weit mehr als in Norddeutschland,

einige wenige Chausseen mit einem festen Unterbau und

Belag, auf denen man wesentlich schneller und komforta­

bler als auf nicht ausgebauten Wegen vorankam. Sie wur­

den gewöhnlich von den Staaten, durch die sie verliefen

unterhalten. Auch fUr ihre Benutzung wurde Wegeg~ld, das 17 sogenannte Chausseegeld erhoben.

16. Cf'. 'Postgeheimnisse', p. 19: " ••• denn außer dem taxmäßige Passagiergel~e, belaufen sich die Ausgaben an Trinkgeldern fUr Wagenmeister, Kofferschieber, Postillons etc. wohl eben so hoch."

Cf. Reichard (1801>, p. 122f.: "So wie es Uberhaupt Rege 1 tUr den Postwagen-Reisenden seyn muß~ nicht karg oder knickerig gegen die Postillions zu seyn: gewöhnlich giebt man statt 6 Kreuzer, deren 8 bis IO~ statt 2 Groschen, deren 3. Eine Kleinigkeit Uber die Taxe macht sie willig und fördert auch besser auf den Stationen, weil einer es dem andern wieder sagt. Dem Schaffner oder Kondukteur ist man eigentlich nichts schuldig, man giebt ihm aber gern etwas, wenn er sich manierlich und sorgsam beträgt. [m Hannöverischen, Braun­schweigischen, Hessischen, Preußischen, muß dem Wagenmeister an den Orten t wo frisch gepackt wird, ein Trinkgeld von ein paar Groschen gezahlt werden." 17. ReichardC1801J, p. 1471.: "Nichts klingt schlimmer in des Reisenden Ohren als die Nachricht: hier hört die Chaussee auf! In Ansehung dieser' Dammwege, hat das sUdl iche Deutschland vor dem nördlichen, wesentliche VorzUge voraus. Man kann im sUdlichen Deut.schland von Frankfurt bis Wien, von da bis Italien und die Schweiz, und aus der Schweiz wieder bis Frankfurt in allenmögli­chen Richtungen fahren, ohne andere als Dammwege, d.h. gute Wege anzutreffen: die Bayerischen, Fuldaschen, WUrzburgsehen, Wirtember­gischen, Bayereuthschen Chausseen gehören unter die herrlichsten, (wenn sie nicht seitdem durch dia vielen HeerzUge und Kriegsfuhr­werke ruinirt worden sind) und an ihnen schließen sich die Oester­reichischen, Baadenschen, Maynzschen an. Die Kursächsischen, Meiningschen, Weimarschen, Gotha.' schen Chauseen, die seit ei ni gen Jahren in sehr gutem Stande angelegt worden, lassen uns hoffen, daß mit Einschluß der Chauseen, in einigen Hannäverschen und Hessischen Strichen, diese Wohlthat fUr Land und Reisende, in Deutschland

234

FUr die Benutzung von Fähren zum übersetzen Uber FlUsse

oder Seen wurde ebenfalls eine GebUhr erhoben, das

sogenannte Wassergeld oder Fä"hrgeld.

5. Die Kosten von Pässen und Zölle, Mautgeld

6. Die Kosten fUr Unterkunft und Verpflegung, die soge­

nannten Zehrungskosten oder Zehrkosten

In den ReisehandbUchern finden sich Schätzungen der fUr

Unterkunft und Verpflegung anfallenden Kosten. So

schreibt H.A.O.Reichard: "Der große Gewinn des Extra­

postreisens ist Ersparung der Zeit und der Zehrkosten.

Eben darum sind Reisen mit eigenen Pferden oder Lohnkut­

schen langweilig und kostspielig. Die Zehrung in Wirts­

häusern beträgt bei 1 Person u. 1 Bedienten: ca. 2 Spe­

eiesgulden pro Tag, höchstens 1/2 alten Louis d'Or."W

Dies entsprach einem Betrag von 2 bis 3 schweren Gulden.

Reichard fährt fort: "Bei Reisen in die Schweiz gilt:

Diejenigen, die allein, ohne FUhrer oder ohne einen

Menschen, der die nothwendigsten Sachen trägt, zu Fuß

reisen wollen, dUrfen 2, höchstens 2 1/2 Gulden täglich

re i ehen. ,,19

Goethe rechnete fUr sich 2 TalerfUr Verpflegung und

Übernachtung auf Reisen, was 2 schweren Gulden und 16 20 Kreuzern entsprach.

Die Zehrkosten dUrften also mindestens 2 schwere Gulden

oder 2 leichte Gulden und 24 leichte Kreuzer betragen

haben.

7. Eventuelle Kosten fUr spezielle Reisekleidung und

fUr Reisekoffer

immer ausgebreiteter werden möchte. Wer zahlt nicht die paar Groschen oder Kreuzer gern, sobald man sie nicht fUr blo&eSchlag­bäume mit. der Chaussee in petto, sondern fUr eine wirkliche Wegver­vollkommnung der Art hingiebt!" H3. 1801, p. 419 19. ebda. 20. CL H.Wolff= Wie Goethe reiste, p. 988

235

Ebensowenig wie es den Autoren der 'Post- und Reise­

handbücher' möglich und sinnvoll schien, alle Kosten im 21 voraus genau zu berechnen, ist es heute möglich, alle

Kosten, die bei der Durchführung einer bestimmten Reise

von einem bestimmten Ort zu einem bestimmten anderen Ort

anfielen, zu rekonstruieren. Wir halten es deshalb für

angemessen, die Praxis der Autoren dieser Handbücher

nachzuvollziehen und für alle Umzüge Hegels einzelne

Oberschlagsrechnungen anzustellen. Diese Oberschlags­

rechnungen sollen ergänzt werden durch die genaue Angabe

der jeweils zu entrichtenden Passagiertaxe, als Basis

der Gesamtkosten, und der Angabe der Kosten für die Ver­

schickung von Paketen auf dieser Strecke, soweit sie

sich eruieren ließen.

Die genannten Oberschlagsrechnungen bestehen zum einen

aus einem Voranschlag der Postgelder mit allen Trink­

und Wegegelder, zum anderen aus einem Voranschlag der zu

erwartenden Zehrkosten.

Das wegen seiner Verläßlichkeit sehr geschätzte im Jahre

1801 erschienene Reisehandbuch von H.A.O. Reichard

schätzt die durchschnittlichen Stations- oder Postgelder

einschließlich der Trinkgelder und Wegegelder auf 8 gute

Groschen oder 30 schwere Kreuzer oder 36 leichte Kreuzer

pro Meile~, ein anderes zwei Jahre später erschienenes

Handbuch auf 6 bis 8 Ggr. pro Meile 23• Man darf also

einen Betrag von durchschnittlich 8 guten Groschen pro

Meile annehmen.

21. Cf. 'Die Postgeheimnisse ••• ', p. 19: "Oberhaupt will ich jedem Reisenden den Rat geben, die Reisekosten nicht genau vorher zu bestimmen und festzusetzen. Denn ob gleich bei den Posten alles seine bestimmte Taxe hat; so kännen beim Reisen doch Fälle eintre­ten, WIJ die Nebenausgaben sich nicht vorher bestimmen lassen. ( .•• ) weil das Fahren mit der Post ..• auch gewöhnlich mit mehr Kos­ten vernknüpft ist, als man sich einbildet, denn außer dem taxmäßi­gen Passagiergelde, belaufen sich die Ausgaben an Trinkgeldern für Wagenmeister. Kofferschieber. Postillons etc. wohl eben so hoch, die Zehrungskosten, wozu man oft durch die Reisegesellschaft veranJaßt wird, ungerechnet. n

Cf. F. Sebastian: Thurn und Taxis. 350 Jahre Post, p. 126: "Die Tra.nsi tgebühren heute nachzurechnen und zu kontroll ieren, ist fast unmöglich. Aber erst die Gewichte!" 22. Reichard< 1800, p. 29 23. Postgeheimnisse(1803), p. 19

236

Die Zehrkosten dUrften je nach AnsprUchen und Geldbeutel

eines Reisenden zu bemessen sein. Wir nehmen, wie oben

schon vermerkt, einen Betrag von 2 schweren Gulden als

Schätzwert an. 24

Schnellpost (Geschwindkutschen, Diligencen)

Neben der ordinären Post verkeh~ten auf bestimmten

Strecken auch besondere, ausschließlich der Personenbe­

förderung vorbehaltene KutschenT die sogenannte Schnell­

post oder Diligence. Bevorzugt wurde die Schnellpost auf

Chauseeneingesetzt. Die Passagiere hatten weniger

Gepäck als mit den normalen Postkutschen frei und fUr

Überfracht wurde ein höherer Zuschlag als gewöhnlich

erhoben. Auch wa~ die Schnellpost teurer als die no~male

fahrende Post.

Extrapost:

In allen ReisehandbUchern wird dringend davon abgeraten,

längere Strecken mit dem eigenen Wagen und eigenen

Pf d .. k I 25 D' Pf d . t er en zuruc zu egen. a eIgene er e mels nur an

das ZurUcklegen kleinerer Strecken gewöhnt und deshalb

den Strapazen einer längeren Reise nicht gewachsen

waren, riskierte man, daß die eigenen Pferde krank

wurden oder lahmten. Es erwies sich zudem, wie in ver­

schiedenen Quellen berichtet wird, oft als schwierig und 26 teuer, Futter fUr die Pferde zu besorgen '. Schl.feßI ich

lief man Gefahr, sich in fremden Gegenden zu verirren

oder Umwege zu gehen. Aus a~l diesen GrUnden war es

24. Bei W.Lotz: Verkehrsentwicklung i~ Deutschland seit 1800,p. 21, wird ein überschlag der durchschnittlichen Gesamtkosten pro Meil e wiedergegeben: "Das Reisen war fUr Leute, die nicht zu Fuß wandern wollten, Überaus kostspielig, besonders zu Lande und auf größere EnUerungen. BUsch 2.B. rechnet, daß ein Reisender mit sehr bescheidenen AnsprÜchen, ohne Diener, etwa 1 Rthlr. 12 GI'. pro Meile bracht. 1t Dies entspricht einem Betrag von 2 leichten Gulden. 25. Reichard(1801): "Das Reisen mit eigenen Pferden ist immer kost.bar. Man muß das Futter theuer bezahlen, man muß öftere Mit­tagshalte und Nachlager machen; der Kutscher weiß den Weg nicht, man muß also oft. Boten nehmen; das Risiko des Krank- oder Lahm­Werdens der Pferde nicht zu erwähnen; dazu kommen noch die Weg­Brückengelder u.s.w. 1t

26. Es kam vor, daß die Posthalter der Poststationen keinen Hafer für fremde Pferde abgaben.

237

wesentlich günstiger, etappenweise Postpferde mitsamt

einem Postillion zu mieten. V ~

27. Heinrich von Kielst stellte in einem Brief an seine Schwester Ulrike vom 1.4.1801, in dem es um eine geplante Reise von Berlin nach Paris geht, einen genauen Vergleich der Kosten für eine Fahrt von Berlin nach Paris und zurück mit einem eigenen Wagen und der Kosten dieser Fahrt mit der Extrapost an:

"Ich schreibe Dir hier folgende Berechnung auf, welche du während Deiner Herreise prüfen kannst. 1. Die Pferde sind, da das Frühjahr und der Marsch(denn es rücken von hier einige Regimenter ins Feld) zusammenkommen, sehr theuer und wir können rechnen, daß 2 Pferde jetzt wenigstens 10 Fr.d'or mehr kosten 1 als sie unter günstigeren Umständen gekostet haben würden. Sie sind bei unsrer Rückkehr, wo der Winter (und vielleicht auch der Friede) eintrit, sehr wohlfeil, überdieß auch nach der Wahrscheinl ichkeit schlechter geworden; also kann man rechnen, da·ß wir wenigstens bei ihrem Verkauf 20 Fr.d'or daran verlieren. 2. Sie kosten uns monatlich (mit dem Kutscher) wenigstens 6 Fr.­el'or, mach tur 6 Monate 36 Fr.d'or. 3. Man kann Unfälle nach der Wahrscheinlichkeit in anschlag bringen und etwa annehmen t daß von 10 Reisen durch Krankwerden und Fallen der Pferde eine verunglückt. Han müßte also für jede Reise den lOt theil des Pferdepreises in Anschlag bringen, macht, die Pferde zu 50 Fr.d'or gerechnet, 5 Fr.d'or.

Also 20 Fr.d'or 36

5

Summa 61 Fr.d'or. 4. Dagegen kann man rechnen, daß man zwar, durch die Chikane der Postbedienten, der Wagen mag noch so leicht sein, nach der Regel 3 Extr'a-Post-Pferde zu nehmen gezwungen ist; es muß· aber durch Geschicklichkeit oft gelingen, (besonders in Frankreich, wo man, wie ich häufig höre, sehr wohlfeil reisen soll,) mit 2 Pferden wegzukommen; auch kann man gelegentlich mit Bauernpferden reisen. gesetzt nun, man müßte die Hälfte der ganzen Reise nach Paris,das heißt 60 Meilen, 3 Pferde bezahlen, macht (in preuß. Staaten a 12 Gr., in Frankreich aber weit wohlfeiler a 8 Gr., also das Mittel a 10 Gr.) 60x30 = 1800 Gr., zweimal genommen (nämlich hin- und zurück) 3600 Gr. = 150 Rthlr. Gesetzt endlich, man könnte nur das letzte Viertel der Reise mit Bauernpferden a 6 GI'. fahren, macht 30x12x2 = 720 Gr'. = 30 Rthlr.

Also 150 Rthlr. 50 30

230 Rthlr. Gesetzt, da Alles wohlfeil gerechnet, auch das Viergeld für Postil­lione vergessen ist, die ganze Reise kostete 70 rthlr. mehr, als dieser Anschlag, so würde doch der Betrag nicht größer sein, als 300 Rt.hl r. Dazu kommt, daß wir schneller nach Paris kommen, wo wir uns wohl­feil einmiethen können, also in den Wirthshäusern nicht so viel

238

Dies war auf den meisten von Postwagen der ordinären

Post befahrenen Strecken möglich. Die Einrichtung, daß

man auf Poststationen Postpferde mieten konnte, wurde,

da sie im Gegensatz zur ordinären Post keinen festen

Fahrplänen folgte, Extra-Post genannt. 29 Gemeint war die

Fahrt auf den normalen Postrouten mit einem eigenen oder

einem gemieteten Wagen und mit gemieteten Postpferden

und einem Postillion als Fahrer. Die Pferde wurden von 30 Station zu Station gewechselt. Da das Auf- und Abladen

ausgeben. Endlich ist auch das BetrUgen des Kutschers in einem fremden Lande und der Ärger, dem man auf diese Art ausweicht, in anschlag zu bringen. Willst du doch nicht ohne Bedienung reisen (indem wir, wenn wir auf der Hinreise den brocken besteigen, oder ~ie herrliche Wasserfarth von Mainz nach Coblenz machen t doch Jemanden bei dem Wagen und den Sachen zurücklassen auch in Paris Einen haben müssen, der uns die Stube und Kleider reinigt, Essen holt etc. etc.) so will ich die Hälfte hinzuthun, macht etwa 6 Fr.d'or für jeden, wobei wir, bei der EJ'sparl.lng der Biergelder', nicht viel mehr verl ieren als die Hälfte. " 28. Wolff: Biedermeier: "Mit Postpferden fuhren die, die keine eigenen Pferde hatten, oder solche, die ihre eigenen Pferde schonen wollten. Es war durchaus Sitte, sich, wenn man auch eigne Pferde hatte, der Post zu bedienen - besonders bei schlechtem Wetter und schlechter Straße. n , p. 351

29. In 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 23f., wird folgende Defini­tion der Extra-Post gegeben: "Extra-Post ist dadurch von ordinären Post.en verschieden, daß wie letztere immer an gewissen Tagen und in bestimmter Zeit, es mögen sich Reisende dazu angefunden haben, oder nicht, abgehen oder ankommen, erstere alsdann nur fährt, wenn es von Reisenden besonders verlangt wird und die dabei erforderlichen Kost.en von denselben bezahlt werden. Ordinäre Posten gehen auf Kos­ten der Landesherren; sie müssen immer zu der einmal bestimmten Zeit abgefertigt. werden, auch wenn einmal kein Passagier sich dazu eingefunden hätte, oder sonst keine Ladung, auch nicht einmal ein Brief vorhanden wäre. Die dabei erforderlichen t einmal festgesetz­ten Kosten werden aus der Postkasse bestritten. E~tra-Posten gehen aber blas auf Verlangen und zur Bequemlichkeit einzelner Reisenden. Die Postkasse hat gewöhnlich davon keine Einkünfte. Das Extra-Post­wesen ist lediglich eine besondere Polizei-Einrichtung eines Landes, worin schon ordinäre Posten sind, wodurch Reisende, welche mit den ordinären Posten nicht reisen wollen und können, auf eine postmäßige Art, von Station zu Station, durch die, für ordinäre Post.en best.immten Pferde und Postil Ions, unter der Direction der Postmeister, für ein landesherrlich bestimmtes Fuhrlohn und für festgesetzt.e Gebühren, fortgeschaft werden." 30. Reichard(1801), p. 12S:"Die bequemste, geschwindeste und angenehmste Art des Reisen ist das Reisen mit Extrapost. Man ist Herr von sich, seiner Zeit, seinem Aufenthalt, und das verdrieß­lichst.e. was einem begegnen kann, ist allenfalls hier und da die

239

von Fracht entfiel, gestattete das Fahren mit der Extra­

post eine deutlich höhere Geschwindigkeit~~ als die

ordinären Postwagen. Die Tagesleistung einer Extrapost­

Kutsche wird auf 65 bis 85 Kilometer geschätzt.~ Neben Postpferden konnte man fUr das Reisen mit der

Extrapost auch Wagen zu mieten. Doch da gemietete Wagen

wie die Pferde von Station zu Station gewechselt werden

mußten und deshalb auf jeder Station das Gepäck vom

alten auf den neuen Wagen verladen werden mußte, da die

zur VerfUgung stehenden Postwagen meist unbequem und

nicht mit einem ausreichenden Wetterschutz versehen

waren, und da ihre Miete recht teuer war, war es vorzu­

ziehen, mit dem eigenen Wagen zu fahren und nur die

Pferde zu mieten.~

Prellerey um ein Pferd mehr, als man nach der Beschaffenheit seines Fuhrwerks benöthigt gewesen wäre. ( ••. ) Man hat entweder seinen eigenen Wagen oder nicht. Im letztern Falle erhält man ihn von Station zu Station vom Postmeister gegen eine bestimmte Vergütung. Diese ist gewöhnlich auf die Meile zu 4 Gro­schen oder 20 Kreuzern bestimmt. ( ••• ) Allein das lästige und beständige Auf- und Umpacken, un den dadurch verursachten, auf Reisen so hoch in Anschlag zu bringenden Zeitverlust nicht zu erwähnen, so sind auch die Postkaleschen gewöhnlich so schlecht beschaffen, so stoßend, und so wenig vor Wind und Wetter geschirmt, und die Kosten dafür, zumal auf einer weiten Reise, doch immer so beträchtlich, daß der Reisende unendlich an Zeit, Bequemlichkeit und selbst Kostenaufwand gewinnt, wenn er seinen eigenen Wagen bey sich hat." 31. im 'Handbuch für Reisende'(18 •• ), p. 628, heißt es: "Gewöhnlich legt man eine einfache Station in 1 1/2 Stunden zurück. - Das ununterbrochen schnelle Fahren und die Geschwindigkeit, womit man gefördert wird, setzt Reisende im Stande, in einem Tage ohne große MUhe 15 bis 18 deutsche Meilen zurückzuJegen, welches im nördlichen Deutschland ganz unglaublich scheinen muß. Am schnellsten wird man i 11 Ba.yern gefördert und gefahren." Reichard(1801), p. 141, zitiert eine Vorgabe der Preußischen Extrapostverordnung: "Die Meile auf der Chaussee soll in 1 Stunde auf gutem ordinairem Wege in 1 1/4, und auf schlechten Wegen in 1 1/2 Stunden zurückgelegt werden. tl

Wilhelm Heinrich Wackenrodel' berichtet in seinen 'Reisebriefe' über eine Fahrt mit der Extrapost von Erlangen nach Bambert im Jahr 1793, (Berlin: Lambert Schneider, o.D., p. Illf.) folgendes: "Um 8 3/4 a.bends fuhr ich in einer Kalesche ab, um3 1/4 morgens kam ich an. Die Entfernung wird 5 Meilen gerechnet, beträgt aber wohl nur 4." Wackenrodel' hatte also in 6 1/2 Stunden 4 bis 5 Meilen zurück­ge legt. 32. H.Wolf': Biedermeier ••. , p. 353 33. Reichard <1801>, p.129 - 139, bietet genaue Beschreibungen der gängigen Wagen.

240

Die Menge der Pferde, die man zu mieten hatte, wurde 34 nach dem Gewicht desWagens\, der .Beschaffenhei t der

Wege und dem Zustand der Pferde bemessen.

Wie bei Fahrten mit der ordinären Post fielen Postgel­

der, Trinkgelder, Wegegelder und Zehrkosten an. Jedoch

verteilten sich diese Kosten anders als bei Reisen mit

der ordinären Post.

1. Stations- oder Postgeld mit den Trinkgeldern und

Wegegeldern

Es war in jeder Postordnung eine bestimmte Taxe fUr die

Inanspruchnahme eines Extrapostpferdes pro Meile festge-35

legt. Diese Taxe wurde oft vom aktuellen Preis des

34. ReichardCI801)~ p. 140fl.: "In den meisten deutschen Postregle­ments ist die Anzahl der Pferde bestimmt, welche dem Reisenden, nach VerhäJtniß seines Gepäckes und der Anzahl der Personen, vorgespannt werden sollen. ( .•• ) Im Braunschweigischen soll ein viersitziger Wagen mit 4 Per'sonen, 2 Bedienten und höchstens 300 Pf. Gepäcke, mit 4 Pferden; einer mit 3 Personen, 1 Bedienten und 200 Pfund, mi t 3 Pferde.n; einer mit 2 Pers. 1 Bedient. und 150 Pfund, mit 2 Pferden; eine Halbschaise mit 3 Pers. den Bedient. unbegdffen, und 150 Pfund, mit 2 Pferden gefahren werden." 35. Reichard (1801), p. 29, schätzt das Postgeld "pro Meile bei Extrapost mit 2 Pferden~ 1 Person und 1 Bediensteten auf 1 Laubtha­Ier, und mit 3 Pferden und 3 Personen auf 1 1/2 Laubthaler." ebda., p. 139: "Das Postgeld wird in Deutschland vor der Abfahrt, und in Ländern, wo ein Unterschied zwischen Conventions- oder Kassengeld und Currentgeld gemacht wird, jederzeit in der erstern Sorte bezahlt. Man zahlt von der Meile fUr jedes Pferd in Kursach­sen, Preußen, Hessen 10 Gr., sonst 8, in Hannover und Braunschweig 12 Groschen, sonst 8." in 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 25, heißt es über die Taxe für ein Extrapostpferd: "Diese Taxe ist nicht Uberall und immer gleich, sondern sie wird in den verschiedenen Ländern von den Landesregie­rungen gewöhnlich nach Maaßgabe der Korn- und Futterungspreise festgesetzt, und da sie ehemals, bei niedrigeren Preisen, vom Pferde auf die Meile 6 - 8 Ggr.[Gute Groschen] betrug; so ist sie hingegen jetzt hir und da auf 10, 12 - 14 und mehrere Ggr. erhöhet. Die Anzeige von der Taxe des Extrapostgeldes und der GebUhren fUr Wagenmeister und PostUlons ist gewöhnlich in den Posthäusern öffentlich angeschlagen." 'Postrouten durch Deutschland' (1826), p. 89ff.: "In Baden, Baiern, Frankfurt am Main, dem Großherzogthum Hessen, Hessen-Homburg und Nassau und im Würtembergischen werden fUr ein Extrapostpferd per einfache Station gewöhnlich, und je nachdem die Fourage [das Pferdefutterl im Preise stehet, 1 fl. 1& kr., 1 fl. 30 kr., 1 fl. 45 kr. bezahlt." Dieselbe Taxe findet sich auch in ~em 'Handbuch fUr Reisende durch das Königreich Bayern't p. 463ff., angegeben.

241

Futters fUr di& Extrapostpferde abhängig gemacht. Sie

war in der Regel deshalb im Winter und im FrUhjahr höher

als im Sommer und Herbst.

2. Trinkgelder.

Wie bei der ordinä~en Post erwarteten die Postillione

bestimmte Trinkgelder. 36 Zusätzlich ·mußte man den Wagen­

meistern, die die Wagen inspizierten und bei Bedarf

reparierten, ein Trinkgeld, das sogenannte Schmiergeld, 37 geben. In einzelnen Staaten waren weitere Trinkgelder

zu geben. 38

3. Wegegelder

Wie fUr die ordinären Postwagen wa~en auch fUr alle per

36. Reichard (1801), p. 144f.: "Wer gut schmiert, der fährt auch gut! Diese Wahrheit ist weniger von der Achse, als vielmehr vom Posti! Ion zu verstehen. Unter allen Trinkgel~ern, die ein Reisender auf seinem Wege ausgiebt, ist keines besser angewendet, als das, welches er dem Schwager, (wie der Postillon in Deutschland gewöhn­lich genannt wird) in die Hand drückt. Wer hier knickert, ist noch nicht viel gereiset, oder Feind seines eigenen Interesses. ( ..• ) Die meisten Postordnungen regulieren das trinkgeld des Postillons, allein das ist eine Norm, die der Reisende nie, sondern nur ~ann befolgen muß, wenn er Ursache hat, mit seinem Schwager unzufrieden zu sein. (. •• ) Da.s übl iche oder herkämml iche Trinkgeld in Deutsch­land, ist im Reiche von der 2- oder 3meiliten Station ein Gulden rheinisch, und in Sachsen, Preußen, Hannover etc. ein Conventions­gulden. Sind die Stationen länger, so versteht sich eine billige Erhöhung von selbst. ff 37. Reichard(1801), p. 143: ffDas Schmiergeld ist an vielen Oertern das Accidenz des Wagenmeisters, oft auch des Postmeisters. Im Reiche zahlt man 12 Kreuzer rheinisch, im Oesterreichischen 14 Kreuzer für die Schmiere, und 6, wenn man seine eigene bey sich hat. Jn Kursachsen~ Preußen, Hannover, Hessen etc. zahlt man nicht unter 3 - 4 Groschen. ff 'Postrouten durch Deutschland', p. 89: "Für die Schmierung der Postehaisen oder Postkaleschen sind 12 kr. zu vergüten, und eben so viel fUr die eignen Wagen der Reisenden." In einem erhaltenen Voranschlag einer 1816 von Goethe geplanten Reise von Weimar nach Karlsruhe mit der Extrapost finden sich neben dem Chaussee-und dem Trinkgeld auch zwischen 18 und 24 Kreuzer Schmiergeld pro Poststation veranschlagt. (Cf. H. Wolff: Wie Goethe reiste, p. 987). 38. Reichard(1801), p. 144: ffEs giebt in einigen Ländern, außer dem Schmiergelde, noch Nebenspeesen. Z.B. in Hamburg erhält der Wagen­meister 1 Hark für Bestellung der Extrapostpferde; im Braunschwei­gischen für die Bestellung von 3 ~ 4 Pferden Z Groschen, von 6 Pferden 6 Groschenff •

242

Extrapost fahrenden Wagen Wegegelder zu entrichten. Es 39 gilt deshalb das schon oben Uber Wegegelder Gesagte •.

4. Die Zehrungskosten

Ein nicht unwesentlicher Vorteil des Reisens mit der

Extrapost war, daß man durch den Gewinn an Zeit auf

einer Reise weniger oft in Wirtshäusern einkehren mußte,

und sich deshalb die Ausgaben fUr Verpflegung und über­

nachtung erheblich reduzieren"ließen.~

5. Die Kosten von Pässen und Zölle, ,Mautgeld

In Goethes Nachlaß hat sich der Voranschlag der Kosten

einer im Jahre 1816 geplanten Fahrt mit der Extrapost

von Weimar nach Karlsruhe erhalten. Dieser Voranschlag

bezog sich auf das Postgeld und die Trink- und Wegegel­

der bei einer Fahrt mit der eigenen Kutsche und drei

Extrapostpferden. Den Hauptteil der Kosten beanspruchte

das Postgeld mit einem Anteil von ungefähr 70 Prozent,

den Res t die Wege- und Tl' i nkge I der. Im Durchschni t t

waren 0,34 Gulden pro Meile angesetzt. 41

Die Fahrt mit einem Lohnkutscher

In der Regel war es möglich, Fuhrwerke mitsamt einem

Kutscher und den Pferden tUr eine bestimmte Strecke zu

mieten. Die Lohnkutscher, auch Hauderer 42 genannt, waren

39. H.WoIff: Biedermeier ••• , p. 356, gibt folgende Schätzung: "Die Chausee-, Zoll- und Brückengelder müssen die Reisenden zugleich mit dem Extrapost-Geld entrichten; sie betragen je nach der Entfernung und der Zahl der zu passierenden Stellen 1/2 - 2 Thaler." 40. Reichard (1801), p. 419: "Der große Gewinn des Extrapostreisens ist Ersparung der Zeit und der Zehrkosten. Eben darum sind Reisen mit eigenen Pferden oder Lohnkutschen langweilig und kostspielig." 41. Cf. H. Wolff: Wie Goethe reiste, p. 988 42. Die 'Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste' von Ersch und Gruber gibt folgende Erläuterung des Ausdrucks: "Hauderer. So hießen ursprUnglich in östreich leichte offne Wagen, worauf Sitze von Stroh angebracht waren, und eine Decke von ge­flochtenen Weiden vor Wind und Wetter schützte. In der Folge wurden diese Wagen immer geschmackvoller eingerichtet, und zuletzt selbst in Riemen gehangen: in ersterer Gestalt blieben sie allein dem reichen Bauer. Auch die Fuhrleute wurden Hauderer genannt, und jetzt benennt man sowohl im südlichen als im nördlichen Teutschland

243

vor allem in größeren Städten ansässig, von wo aus sie

bestimmte Strecken, meist die großen und vielbefahrenen

Handelsrouten, bedienten. 43

die Lohnkutscher Hauderer." Im 'Deutschen Wörterbuch' von Jakob und Wilhelm Grimm heißt es entsprechend: "Hauderer 1 m. tohnkutscher , mietsfuhrmann". 43. In P.Holtze: Bilder aus Berlin vor zwei Menschenaltern, in: Schr-Uten des Vereins für die Geschichte Berl in, Heft 35, 1895, p. 80, heißt es: "Während der damals noch stark besuchten Messen in Leipzig und in Frankfurt a.O. machten Hauderer aller Art der Post eine starke, wahrscheinlich auch willkommene Konkurrenz; denn sie verfügte wohl nicht über die genügende Zahl von Postillonen, Pfer~ den und Wagen, um Hunderte von Menschen an einem Tage zu beför­dern. Diese Hiet.hsfuhrwerke legten die 12 Meilen nach Frankfurt ohne Pferdewechsel in 3/4 Tagen zurück. Nach Leipzig fuhren sie zwei Tage mit Nachtquartier in Wittenberg." Bei Reichard (1801 )., p. 103 - 105: "Bei den Reisen mi t Lohnkutschern trift dasselbe ein 1 was oben von dem Reisen mit eigenen Pferden gesagt ist: daß sie wegen des nothwendigen Haltmachens zu Mittag und Abend, und wegen der dadurch verursachten Zehrungen, Zeit- und Geldsplittrig sind. Unterdessen sind sie doch weniger kostbar als die Reisen mit eigenen Pferden; denn die Lohnkutscher, d.ie eine Straße gemeiniglich mehrmals befahren, sind da schon bekannter, wissen die Gelegenheit besser, <ein großer Vcrtheil), fahren nicht so oft irre wie ganz fremde Kutscher, und die Wirthe, bey denen sie einkehren, verderben es nicht gern mit ihnen durch Uebertheuern ihrer Herrschaften, aus Furcht, um ihre Einkehr zu kommen. ( .•• ) Wer keinen eigenen Wagen hat, und doch mit Familie oder vielem Gepäcke reiset, thut am besten, sich einen Lohnkutscher zu miethen. Es giebt Städte in Deutschland, wo man Lohnkutscher nach allen Gegenden antrifft: in Hamburg, Leipzig, Dresden, Braunschweig, Frankfurt am Main, Gotha, Wirzburg, Bamberg, Nürnberg, im ganzen Reiche und in allen Schweizer-Städten. Im Hannöverschen und Hessi­sehen hält es aber schwer, andere als Postpferde zu bekommen. Oft kann man mit Lohnkutschern so schnell wie mit Extrapost gefordert werden. Nemlich in Gegenden, wo man fast von Stadt zu Stadt solche Hauderer, wie man sie nennt, bekommen kann, indem entweder die Wirt.he selbst eigene Pferde zur Förderung der Passagiere halten, oder sie doch gleich in der Stadt verschaffen. Z.B. ~uf der Route zwischen Frankfurt und Leipzig .• in Frankfurt, Fulda, Gotha, Weimar. ( ••. ) Hier folgen einige Regeln. Man miethe nie einen Lohnkutscher zu weit, sonst ist er zuletzt so fremd wie wir. Man erkundige sich genau, ob er die Strasse, die man fahren will, schon gereiset ist oder nicht; im letzteren Falle nehme man ihn nicht. Man lasse sich die Zeit des Unterwegesseyn, d.i~ die Tagereisen, Nachtlager, die täglich zurückzulegenden Meilen, angeben und im Accord bestimmen. Man übernehme nie für's Futter zu sorgen, sondern accordire dieses, so wie die SChmier-Weg-Chaussee-Geleite-Gelder, mit in der Haupt­summe ein. ( .•• ) auf großen und besuchten Straßen, in großen Städ­ten, in Bädern, zur Meßzeit, trift man immer Retourkutscher an, mit denen man einen billigen Accord abschließen~ und weil sie lieber den kleinen Gewinn auf ihrer RUckkehr einstecken als leer und ohne Verdienst fahren wollen, für eine Kleinigkeit, oft für das bloße Trinkgeld oder die Zehrung, die Reise nach dieser oder jener Stadt, die auf unserm und des Kutschers Wege liegt, zurücklegen kann."

244

Die Preise fUr die Inanspruchnahme eine~ Hauderers

schwankten in weit größerem Maße als die Preise der

ordinären Post und der Extrapost. Sie waren von den

Preisen der Lebens- und Futtermittel, die abhängig von

der Jahreszeit stark schwankten, von der Witterung, vom

Zustand der Wege, und von den zu entrichtenden Zöllen

und Wegegeldern und vor allem von Angebot und Nachfrage

abhängig U, so daß es fUr beide Seiten mit einem gewis­

sen Risiko behaftet war, sich im voraus auf die Bezah­

lung eines bestimmten Preises fUr eine Fuhre festzule­

gen. Die Preise fUr die Beförderung mußten, wie aus

allen Quellen hervorgeht, von Fall zu Fall ausgehandelt

werden. Vereinzelt waren durch städtische oder ~taatli­

ehe Verordnungen Richtp~eise fUr kleinere Fuhren vor ge-45 geben. Es finden sich deshalb fUr die Preise der

Hauderer fUr lange Strecken keine Quellen, die als

repräsentativ gelten können~.

44. J.N.MUller: ?Versuch einer .•• ', empfiehlt, "daß sowohl den Frachtfuhrleuten, als auch den Landkutschern eine bestimmte Taxe gesetzt werde, L •• ) daß man hiebey auf den Preis der Lebensmittel und des Futters, so wie auch auf die guten und bösen Wege, und auf die Sommer- und Wintermonate; desgleichen auf die unterwegs viel oder wenig zu entrichtenden Zölle und Wegegelder Rücksicht nehmen müßte. ( ••. ) Allein eben diese genannten Dinge ändern sich fast jeden Augenblick, und machen daher jede Vorausbestimmung sehr unsicher und ungewiß." 45. Die "Hessen-Hanauische Taxt der Lehnkutschen vom Jahre 1780" lautet etwa wie folgt: ftI. Fuhren zu weiten Reisen bleiben zu gütlicher Übereinkunft ausgesetzt. j I. Fuhren zu kleinen Reisen •• i) Für eine mit vier Pferden bespannte wohlverwahrte viersitzige Kutsche mit geringem, nicht Uber einen Centner schwerem Gepäck a) in einem Tag hin und zurück 4 fl. b) eine Nacht auszubleiben weiter 2 fl. c) mehrere Nächte ausbleiben: nach Vereinbarung. Alles mit Einbegriff des StaUgeldes, Futters und der Zehrung für Kutscher oder Knecht." (nach J.H.L.. Bergius: Sammlung auserlesener teutschen Landesgesetze welche das Policey und Cameralwesen zum Gegenstande haben. 7. Alphabet, 3. Theil, Frankfurt 1785, p. 202ff.) 46. Die folgenden beiden Quellen haben deshalb nur den Wert von Beispielen, die Uber das Preisniveau keine Aussage erlauben. Wilhelm Heinrich Wackenrodel' berichtet über eine Fahrt mit einem Hauderer von Erlangen nach Bayreuth (in: 'Reisebriefe'. Berlin: Lambert Schneider, o.D. p.165.) das folgende: "Mittwoch Mittag, den 14. August 1793 fuhren wir von Erlangen ab.

245

bl Warentransport

Um Waren an einen entfernten Ort transportieren zu

lassen, gab es zum einen die Möglichkeit, diese in einem

Paket wie Briefsendungen mit den Postwagen der ordinären

Post zu verschicken, zum anderen, sie einem Fuhrmann

anzuvertrauen, der Fracht nach diesem Ort oder wenig­

stens in dessen Nähe beförderte.

Die Beförderung von Waren mit der Post war direkt mit

der Briefbeförderung verbunden: Briefe und Pakete wurden

gemeinsam mit den Postwagen der normalen fahrenden Post,

die auch Passagiere beförderten, zu einem geringen Teil

auch durch Kuriere transportiert. Sie waren deshalb bei

der Posthalterei, von der die fahrende Post und die

Kuriere abgingen, aufzugeben. Sofern das Frachtaufkommen

es erforderte, verkehrten für die Frachtbeförderung

neben den Wagen der fahrenden Post spezielle Fracht-47 wagen, auch Post.beiwagen genannt.

Ebenso wie das Porto der Briefsendungen war auch das

Porto der Paketsendungen vom deren GewichtW~ von der

zurückzulegenden Entfernung und von deren Inhalt abhän-

wir waren 4 Personen, und bezahlten dem Hauderer (Mietkutscher), der uns mit 2 Pferden rasch und gut fuhr, täglich 5 Gulden. (Es sind in Erlan~en an 12 Hauderer, die Tag fUr Tag Einheimische, Studenten, oder Fremde fahren. Außerdem sind aber noch einige besondere Fuhrleute hier, die Knechte haben. Die Hauderer fahren immer selbst. Die Fuhrleute bringen Reisende oft mehrere Meilen weit. Nach NUrnberg gehen täglich 2 Wagen, außer der ebenfalls täglichen Post." I m Regest eines Br'iefes VIJn Fichte aus Tepl Hz vom 26.8.1809, das sich in einem Autographenkatalog fand, heißt es: "Fichte äussert seine Wünsche über Reisebeförderung nach Berlin und erwähnt dabei die Bedingungen, die die Dresdener Mietkutscher für eine solche Fahrt nach seiner Kenntnis zu stellen pflegten. Sie nähmen etwa 30 Rthlr., wohl preußisch courant, dafUr und verpflegten sich dann selbst." (Katalog NI'. 73 der Autographenhandlung Henrici, Berlin, Auktion vom 17./18.10.1921, NI'. 234) 47. Postgeheimnisse(1803), p. 21 48. 'Die Postgeheimnisse' (1803),p. 42: "Auf den Preußischen und einigen andern ständischen Posten muß fUr jedes Loth, welches ein Brief wiegt, das einfache Porto bezahlt werden, z.B. wenn ein einfacher Brief nach einem gewissen Orte 2 Ggr. kostet; so kostet er, wenn er4 Loth wiegt 4 Ggr. ( .•• ) Bei denta~ischen Reichspo­sten steigt die Erhöhung des Porto tur solche dicke Briefe von 1 bis 3, von 4 bis 7, von 8 bis 11 Loth etc. welches aber auch bei den folgenden Preußischen Posten der Fall ist."

246

gig. Es gab unterschiedliche Tar·ife fUr den Transport

von Geld und Wertsachen, von Kaufmannswaren, von Manu­

skripten und SchI' i ftsätzen 49. und schi i eß }.ich von Vi k­

tualien und BUchern. W

Der Preis, der ·fUr die Versendung eines Briefes oder

eines Pakets zu ent~ichten war, galt, wie aus vielen

Quellen hervorgeht, als sehrgering.~ Dies läßt sich

49. In 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 43, heißt es: "Auf den mehrsten Posten müssen auch die Proceßschriften der Advocaten, Gerichte und Partheien, desgleichen die l1anuscipte der Gelehrten und buchhändler gleichfalls hi:iheres Porto tragen. Die sogenannten P~sttaxen geben zwar hiervon keinen Grund an, worauf sie sich aber überhaupt bei ihren Bestimmungen wenig einlassen; die Ursache soll jedoch wahrscheinlich darin liegen, daß gedachte Schriften einen besonderen Werth haben und daher auch von der Post vorziiglich verwahrt und in Aufsicht genommen werden müßten. Ob solches nun wirklich geschieht ( •.• ) bleibt noch problematisch. ( ••• ) Die Hanuscripte der· Ge lehrten müssen frei I ich, als die kostbarsten Erzeugnisse des Menschen, Ausnahmen machen, und es wäre auch wirklich gewissel'maßen wünschenswerth, wenn der verschiedene Werth derselben, schon zur Erleichterung der Critik, durch die Post taxirt würde, oder doch wenigstens schlechte Producteeiniger Scribenten dadurch unterdrückt würden, um die Buchhändler und das Publikum vor größerm Verlust zu verwahren. Dieses würde man unter die noch unbekannten Wohlthaten des Postwesens rechnen können." 50. O.C.Eltester: 'Nachweisung der Ortentfernungen nach den Post­kursen, nebst einer allgemeinen Portoberechnung', Berlin 1791, p. 15, findet sich eine Liste~ die zur ttBerechnungdes Paketporto von 1 bis 100 Pfund" dient. Dabei wird, je nach Entfernung, "von dem berechneten Porto gerechnet vom Pfunde Kaufmannswaaren 10 Pfennig, und Victualien 7 und einen halben Pfennig." In Postgeheimnisse (1803), p. 14, ist die Rede von "der geringeren Victualien- und Büchertaxe, welche gewöhnlich 1/4 oder 1/2 geringer ist, ais die Taxe für andre Waaren". In Reichard (1806) finden sich drei Tabellen, in denen die Porti für den Transport von "Geld und Pretiosen", von "kleinen Paketen und Kaufmanns-Waaren" und von "Centner-Gut", jeweils nach Meilen gerechnet, angegeben ist. Bei Th.Götze (1807): 'Mit der Postkutsche .• ', p. 274, heißt es: "( •.• ) wobei Kaufmannsware um 1 Pf. je Pfund teurer berechnet wurde als Viktualien, Bücher und andere Sachen." Cf. E. Sax: Die Verkehrsmittel ••• , Bd. 2, p. 288: "Diese Tarifklas­sen bestanden über 200 Jahre." 51. cf. 'Die Postgeheimnisse' (1805), p. 39: "Ueber den Preis des Briefporto's, oder der Brieffracht, läßt sich im allgemeinen nichts Bestimmtes sagen. Er beruhet größtentheilsauf Taxen, welche vor langer Zeit eingeführt und die im ganzen ziemlich billig sind, zumal wenn man bedenkt, daß seit jenen Zeiten die Preise und Kosten fast aller andernDinge gestiegen und zum Theil verdoppelt sind. Nur beim Briefporto ist gröstentheils seit der ersten Einrichtung des Post wesens in Deutschland keine Erhöhung vorgenommen,wenig­stens nicht bei den Reichsposten. Man kann es wirklich nicht anders, als sehr wohlfeil finden, wenn man einen Brief von Hamburg

247

indirekt auch daraus schließen, daß selbst Waren von

geringem Wert Uber weite Entfernungen mit der Post 52 verschickt wurden. Das Paketporto war entfernungsab-

hängig, es wurde nach der Anzahl derzurUckzulegenden

Stationen berechnet.

Dennoch war der Transport eines Pakets du~ch die Post im

Vergleich mit seinem Transpo~t durch Fuh~leute wesent-:'3 lieh teurer, in der Regel allerdings geschah er auch

wesentlich schneller. Man verfuhr deshalb so, daß man

Waren mit einem geringen Gewicht und leicht verderb­

liche Waren mit der Post schickte, alles schwere Trans­

portgut aber, sofern es möglich war, mit Fuhrleute.

Es folgen einige Beispiele fUr die Preise rUr den Trans­

port eines ein Pfund schweren Pakets Uber eine Strecke

von 1 bis 4 Meilen, also eine Poststation weit:

178354: 1 1/2 Pfennige, Kaufmannsware 2 Pfennige

1779~ 3 Kreuzer

1784W: 2 Pfennige

179157 : 1 1/2 Pfennige

bis Frankfurth am Hayn für 3 Ggr. und von Leipzig bis Hamburg für 2 Ggr. senden kann. so ist verhältnismäßig überall das Porto bei diesen Posten und auch bei denen ständischen Posten, welche mit jenen in Verbindung stehen. Hingegen ist es in einigen Ländern, z.B. im MeckJenburgischen, Preußischen, Oesterreichischen, Hessi­sehen etc. etwas höher." 52. Catharina Elisabetha Goethe schickte ihrem Sohn Johann Wolf­gang, wie sich aus ihren Briefen genau ersehen läßt, regelmäßig Waren, die nur einen geringen Wert gehabt haben können und die sicher auch in Weimar zu erhalten waren. Mit dem Postwagen schickte sie etwa Noten, Türkisches und welsches Korn, Rapunzeln, Bücher, "ein Kistgen Nordamerikanischer Holtzarten", Winterkleidung, "ein Kistgen bepact mit Christgeschenken", und "2 Kistger 12 Pf. Crone­burger Castanien", durch einen Fuhrmann, der offenbar regelmäßig nach Weimar fuhr, ebenfalls Kastanien, außerdem Bücherkisten, "eine Kiste mit drey Lüstern", "12 Bouteilien vom alten Tyrannen Blut -und 6 ditto von verschiedenen Sorten", ein Kasten mit Gerät und einer Decke, 50 und wenig später noch einam "30 Bouteillien Spaa­wasser" fUr eine Trinkkur. (Catharina Elisabetha Goethe: Briefe an ihren Sohn Johann Wolfgang, an Christiane und August von Goethe. Stuttgart: Reclam 1971, pas­sim) 53. Nach einer Auskunft des Bundespost-Museums 54. J.F.T.: Der Postwagen in Deutschland, 1 J. Bd., 1783 55. nach dem Geogr. Hand- und Postbuch, 1779. 56. nach I.F.T.: Der Postwagen in Deutschland, Bd. 11: Die Königli­che Preußi sehe Pos t-Ordnung, 1784. 57. nach O.C.Eltester: Nachweisu%~er Ortentfernungen ••• , 1791

1802~: 2 Pfennige

184659 : 3 Pfennige, Kaufmannsware 4 Pfennige

Der Warentransport durch Fuhrleute

Die zweite Möglichkeit die Waren als Beifrachtdurch

Frachtfuhrleute transportie~en zu lassen war deutlich

billiger OO als ein Transport durch die Post.

Die Frachtfuhrleute waren, im Unterschied zu den Lohn­

kutschern, den Hauderern, auf die Spedition schwerer

G""t . l' .. t 61 S' . I I ß H u er spezla lSler •.. lewaren In a en grö eren an-

deIsstätten seit dem Mittelalter in ZUnften und lnnungen

organisiert. Der Frachtbeförderung lag stets ein Beför-62 derungsvertrag und eine Frachtrechnung zugrunde.

Auch die Frachtpreise waren jahreszeitlich unterschied­

lich. Im Sommer, da Pferde wegen der Ernte und der

Reisesaison knapp waren, wa~en sie in der Regel höher

als im Winter.~ Sie waren im wesentlichen von drei

Faktoren abhängig: von der zurUckzulegenden Entfernung,

vom Gewicht der Sendung und von deren Inhalt. Dazu kamen

Spesen fUr Trinkgelder, Zölle und GebUhren.

58. Kläbe, J.G.A.: Allgemeiner Unterricht zum Gebrauch bei allen Waaren .•• , Dresden 1802, 59. H.Wolff: Die Postkurse zur Zeit des Biedermeier, p. 350 60. Heinrich von Kleist schreibt an Henriette von Schlieben am 29.7.1804: " ... ob sich Gelegenheit fände, diesen meinen Koffer mit einem Frachtwagen [von Dresden 1 nach gu I ben bei Cottbus (. •. ) zu schicken? Wenn dies nicht möglich ist, so bitte ich ihn geradezu dorthin auf die Post zu geben." (KIelst: Briefe, Brief Nr. 76, p. 3111. 61. H. Voelker: Frankfurt am Main. Die Stadt Goethes, p. 128f.: "Nicht minder umfangreich [als der Gtitertransport mit Schiffen] war der Güterverkehr zu Lande. Eine gewichtige Persönlichkeit war der Fuhrmann. Er war Eigentümer des Geschirres, des Wagens und der Pfer'de und betrieb sein Gewerbe mit Hi Ife von Knechten. Er besaß die Fuhrmannsgerechtigkeit, das Recht, auf einer bestimmten Strecke zu fahren. Die Zahl der Fuhrleute in Frankfurt war nicht allzugroß, größer war die Zahl der fremden Fuhrleute. Am bekanntesten war in Frankfurt die Fuhrmannsfamilie Fay, in ihrer Hand lag fast der gesamte Verkehr nach Straßburg und Basel. ( ••. ) Sie hatten häufig 6 bis 8 Wagen, von denen jeder mit 9 Pferden bespannt und schwer beladen war. ( ... ) Von Oberdeutschland bewegten sich ganze Wagenzü­ge über die Mainbrücke durch die Fahrgasse." 62. Cf. Willy Königs: Im Namen und Geleite Gottes •.. , p. 4: "Nur eine geringe Za.hl von Fuhrmannsbriefen und anderen Transportdoku­menten sind überhaupt erhalten." 63. Cf. E. Sax: Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft, Bd. 2, 1879, p. 287.

249

Wollte man durch einen Fuhrmann allerdings Waren an

einen abgelegenen oder an einen sehr weit entfernten Ort

transportieren lassen, so war es, wenn dieser Ort nicht

gerade eine Messestadt war, sehr unwahrscheinlich, daß

sich ein Fuhrmann finden ließ, der ein Paket als Bei­

fracht direkt an diesen Ort transportieren konnte.~ Man

mußte man deshalb den Weitertransport eines solchen

Paketes von dem Zielortdes Fuhrmannes, der es als

Beifracht beförderte, sicherstellen~

Die Verpackung

Eine grDße Rolle spielte bei jeder FDrm desWarentrans­

ports die sorgfältige Verpackung der verschickten Wa-65 ren. Da Pakete z.T. in offenen Wagen transportiert

64. In ihrem Brief an ihren Sohn Johann Wolfgang vom 26.7.1794 spricht Catharina Elisabetha Goethe davon, daß sich die Verschik­kung von drei großen Kisten verzögert hat, und sagt: ffder mangel an Fuhrleuten die gerade nach Weimar gehn war die Ursacheff (ebda., p. 56). 65. Reichard (1801), p. 19, gibt folgende Empfehl~ng zur Verpackung von Papieren: "Papiere und Schriften werden am besten verwahrt, wenn man sie aufrollt, in hartes Papier wickelt, und nachdem man ihren Inhalt kurz darauf notiert hat 1 zu unterst in den Koffer legt. ff In 'Postgeheimnisse' (1803) heißt es: ffBei großen Geldversendungen pflegt man das Geld in Fäßer zu thun. Allein es ist nothwendig, das Geld nicht blas in die Fäßer zu schütten, sondern es in Beuteln verwahrt, in die Fäßer zu legen, weil der Fall sehr oft eintritt, daß solche Geldfäßer, wegen ihrer eigenen Schwere aufspringen oder zerbrechen, zumal wenn das dazu genommene Holz schwach oder schad­haft ist. ( .•. ) Beim Verschicken von Waaren in Packeten sind ähnliche Vorsichtsre­geln zu beobachten. Hauptsächlich kommt es darauf an, die Waaren gut einzupacken und mit hinlänglicher Emballage zu verwahren, damit sie gegen Näße geschützt sind und nicht durchscheuert und zerschabt werden können. Dieses wird ohnehin in allen Postverordnungen den Absendern zur Pflicht gemacht und die Post kann bei der gegenwärti­gen Beschaffenheit der mehrsten Postwagen, nicht alle Packe te gegen Näße und Reiben schützen, zumal da so viele Packete von sehr ver­schiedener Gestalt und Beschaffenheit zur Post gegeben werden, die also nicht immer paßlich gepackt werden können. ( .•• ) Es kann nicht Statt finden, daß man auf Koffer, oder andre große Packete, welche man mit der Post versenden will, die Briefe selbst nagle oder hefte. Nein; die Briefe und Adressen mUssen besonders und los aufgegeben, und die Koffer, oder Packe te mit einem Zeichen versehen werden. Dieses Zeichen muß man auch auf den Brief machen und zu­gleich dabei angeben, in welche emballage das Packet geschlagen ist."

250

wurden und da sie oft umgeladen und dabei recht unsanft

behandelt wurden, wurde allgemein empfohlen, Waren zur

Versendung in Wachs tücher zu ~ickeln und sie sodann in 66 Fäßer zu packen • In den großen Handelsstädten gab es

spezielle Handwerker, die für das Verpacken, Wiegen und

Auf- und Abladen der Waren zuständig waren.

c) Preise

Hegel verdiente 1797 als Hofmeister in Frankfurt 400

Reichsgulden, 1807 als Redakteur in Bamberg 1300 Reichs­

gulden plus großer Einkünfte aus dem Verkauf von Bü­

chern, als Rektorin Nürnberg 1000 Reichsgulden plus

einiger Naturalien, als Professor in Heidelberg 1300

Reichsgulden plus einiger Naturalien und schließlich in

Berlin 2000 Taler jährlich. Die Frage, was es für Haus­

lehrer, Lehrer oder Professor damals bedeutete, ein

solches Einkommen zu haben, ist nicht einfach zu beant­

worten. Zum einen änderte sich die Preisstruktur außer­

ordentlich schnell. Die Preise für einzelne Waren und

Dienstleistungen änderten sich, abhängig von vielen

ökonomischen, politischen und regionalen Faktoren,

rapide und in ganz unterschiedlicher Weise. Zum anderen

ist für die Beurteilung eines bestimmten Einkommens

seine relative Stellung zu allen anderen Einkommen von

wesentlich größerer Bedeutung als seine reine Kaufkraft.

Es ist deshalb sinnlos, MUnzen und ihren Kaufwert in

einen Vergleich zur heutigen Währung bringen zu wollen.

Nur wenige Prozent der Beschäftigten dürften seinerzeit

ein Einkommen erreicht haben, .das dem HegeIschen ent­

sprach. Ein einfacher Arbeiter verdiente etwa einen

viertel Gulden täglich, ein einfacher Lehrer 120 bis 160

66. Die Post beförderte alles gemünzte Geld bar in Rollen, da man vom bargeldlosen Geldverkehr, von Wechseln abgesehen, noch weit entfernt war. So reiste Hegel, wie er in einem Brief an Frommann berichtete, im November 1806 Hin Gesellschaft von einem halben Dutzend Geldfäs­gern" von Jena nach Bamberg. Ein Teil des Umzugsguts, das von Heidelberg nach Berlin befördert wurde, umfaßte auch Fäßer, in denen Hausrat verpackt war.

251

Gulden j~hrlich bei freier Wohnung und gewissen Natural­

zuwendungen, ein Handlungsgehilfe in einem Handelshaus

ungef~hr 400 bis 500 Gulden j~hrlich.~

Die Preise fUr Postdienste, um die es uns hier vor allem

geht, scheinen jedoch, wie oben schon einer Quelle zu

entnehmen war, Uber sehr lange Zeitr~ume stabil geblie-

b . 68 en zu seln.

67. Nach Fritz Verdenhalven: Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt a.A. 1968 68. Der Rezensent von Eggers' Bemerkungen auf einer Reise durch das südliche Deutschland ••• in den Jahren· 1798 und 1799, 1. Bd., in der AU bemerkt.: ftnachS. 130 ist das Postgeld in allen Ländern erhöhet worden, nur in Holstein nicht; im J. 1799 fand es aber Rec. in Holstein von 16 auf 24 Schillinge erhöht, dahingegen es in einigen deutschen Provinzen noch wie vor 50 Jahren bezahlt wurde."

252

111. Hegels Reisen und Ulli~UgG

Von Stuttgart nach Bern im Jahre 1793

Durch einen Pachtvertrag war die württembergische Post

1775 in die Verwaltung von Thurn- und Taxis übergegang­

en. In diesem Vertrag war unter anderem festgesetzt

worden, daß die vier Landkutschen dem Fürsten von Thurn­

und Taxis überlassen werden sollten. Dazu gehörte auch

die Landkutsche von Stuttgart über Tübingen nach Schaff­

hausen. Außer den bestehenden sollten noch wöchentlich

ein bis zwei zusätzliche Geschwindkutschen von Stuttgart

nach Schaffhausen verkehren. 69

70 Wollte man von Stuttgart aus mit dem Postwagen nach

Bern fahren, so war die Route über Schaffhausen die

direkteste. Auf dieser Route mußte man drei verschiedene

Postwagen in Anspruch nehmen: von Stuttgart nach Schaff­

hausen die ordinäre Post, von dort nach Brugg die Extra­

Post und weiter nach Bern eine Diligence.

71 Die Route von Stuttgart nach Schaffhausen führte über 72 Waldenbuch , Tübingen, Hechingen, Bahlingen, Aldingen,

Tuttlingen, Engen nach Schaffhausen73• Auf ihr verkehr­

ten sowohl Thurn- und Taxissche Postwagen als auch

69. Nach Krämer: Beiträge zur Postgeschichte Tübingens, p. 51 70. Wir gehen bei den folgenden überlegungen davon aus, daß Hegel seine. Reise nach Bern in Stuttgart und nicht in Tübingen antrat. Es scheint wahrscheinlich, daß er vor dieser Reise Teile seiner per­sönlichen Habe, wie etwa Bücher und Manuskripte, in Stuttgart bei seiner Familie deponierte und daß er Wert darauf legte, sich von sei ner Farni I ie zu verabschieden. 71. Die Beschreibung einer Reise mit der Dilligence von Stuttgart über TUbingen und Schaffhausen in die Schweiz im Jahre 1806 findet sich in: 'Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Herrnann von PUckler-Muskau. Hrsg. von Ludmilla Assing. Bd. 2. Reisetagebücher und vermischte Aufsätze. 1. Band. Hamburg 1873, p. 100 - 127. 72. Soweit sie sich ermitteln ließen geben wir alle Ortsnamen in heutiger Schreibung an. 7~3. Nach den PostbUchern von F.M.Diez (1795) und Haysdorf(1794>' H.A.v.Halem nahm bei einer Reise in die Schweiz folgende Route: Stuttgart - Schaffhausen - Zürich - Bern. (Cf. H.A.v.Halem: Blicke auf einen Theil Deutschlands •.. , 1791 und die Rezension dieses Buches in der 'Allgemeinen Literatur-Zeitung')

253

wUrtembergische Landkutschenn . Sie maß ungefähr 18

Meilen oder 9 Posten~. Die gesamten Kosten einer Reise mit dem Postwagen auf

dieser Route lassen sich wie folgt veranschlagen:

Postgeld: 9 Posten ä 20 kr. N

Postillionsgeld ä 6 kr. pro Station77

78 Chausseegeld

180 kr.

54 kr.

ca. 10 kr.

3 fl. 44 kr.

Eine Oberschlagsrechnung fUr alle bei einer Fahrt mit

der ordinären Post auf dieser Strecke entstehenden

P t I d . bt 79 os ge er ergl :

18 Meilen ä 36 kr. = 648 kr. = 10 fl. 48 kr.

Es waren 40 Pf. Gepäck frei, zusätzliches Gepäck kostete

1 1/2 kr. pro PfundOO und Meile. Die Abfahrt des Postwa­

gens von Stuttgart erfolgte am Donnerstag Vormittag81•

Der Postwagen erreichte TUbingen am Donnerstag Abend,

Bahlingen am Freitag Vormittag, Schaffhausen am Samstag.

Die Strecke von Schaffhausen nach Brugg war mit der

Extra-Post zurUckzulegen. Sie fUhr te Uber Waldshuth und

Zur zach nach Brugg82 • Die Fahrzeit betrug 10 Stunden.

74. Nach Haysdorf(1794) verkehrten auf dieser Strecke "Kaiserliche Reichs-Postwagen und Landkutschen". 75. Nach F.M.Oiez (1795) und Haysdorf(1794). Beide rechneten für die Strecke 9 Posten = 18 Meilen. 76. errechnet nach der auf allen Reichsposten gültigen Taxe. Man zahlte pro Posten 20 Kreuzer Reichsgeld, zusätzlich 6 Kreuzer Reichsgeld pro Station Trinkgeld für den Postillion. 40 Pfund Gepäck hatte man frei. 77. bei 9 Stationen einschließlich der Abfahrts- und der Ankunftsstation. 78. F.M.Diez(1794), p. 420: "Auf dieser Route ist durchaus Chaussee." 79. Nach Reichar'd (1801). CL p. 236 80. Ein Pfund hatte in Süddeutschland schon damals dasselbe Gewicht wie ein Pfund nach dem heutigen Maßsystem. 81. nach F.M.Diez(1795) 82. in den 'Nachl'h:hten für Reisende in der Schweiz', Bern, Basel

1796 heißt es auf der Seite 41: "Will man von Schaffhausen auf Bern, so nehme man die Extra-Post bis Brugg; dort schreibt man sich in die Diligence ein, welche in der Woche 2mal abfährt: Montags Abends um 4 Uhr, und Donnerstags. Der Postweg von Schaffhausen

254

Die Strecke über Brugg hinaus bis nach Bern war 15 Mei­

len lang.~ Die Abfahrt in Schaffhausen erfolgte Montag

und Donnerstag morgens um 8 h. Das Postgeld, zu dem noch

das Trinkgeld des Postillons kam, betrug 13 fl. 20 kr.~ Eine Taxe für übergewicht ist nicht bekannt.

Auf der Strecke von Brugg nach Bern über Arau, Arburg,

Büzberg, und Kirchberg verkehrte eine Diligence, mit

der man in 18 Stunden85 in Bern war. Die Abfahrtszeit

dieser Diligence war auf Montag und Donnerstag abends 4

Uhr OO , ihre Ankunftszeit auf Dienstag und Freitag Mor-87 gens festgelegt. Das Postgeld betrug ausschließlich

dem Postillonsgeld 12 Livres 88, was ungefähr einem 89 Betrag von 4 fl. 90 kr entsprachen.

Somit lassen sich die Kosten einer Reise von Stuttgart

nach Bern wie folgt überschlagen:

gehet über Zurzach, und der Preis bis Brugg ist 13 Gulden 20 Kreu­zer Reichsgeld; ( .•. ) (Man rechnet von Schaffhausen auf Brugg 10 Stunden; von Brugg auf Bern 18 Stunden, und zahlt 1 Louis d'or).ff 83. Nach den 'Nachrichten ••. ', p. 11, nach Haysdorf(1794) jedoch, je nach Streckentührung 13,5 oder 12,25 Posten. 84. Cf. die 'Nachrichten für Reisende .•• ' und die 'Instruktionen fUr die Reisenden. in Betreff der Berner Dilligencen von Anno 1794' im Archiv des PTT-Museums Bern, Signatur 'BE 1794 A', wo es heißt: ~Die Abreise von Brugg nach Bern, Montag und Donnerstag Abends. ff 85. Nach den 'Nachrichten für Reisende ••• ', s.o. 86. Nach den 'Nachrichten für Reisende ... ' und der 'Instruction für die Reisenden .•. ' 87. Nach der 'Nachricht wie kÜnftig die Reisenden ••• ' 88. Gemeint sind Französische Livres. Cf. Reichard (1801), p. 245: ~Französisches Geld war von jeher das am meisten kursirende in der Schweiz." 89. ReichsgeJd, nach dem 24-(iuldenfuß. Diese und alle folgenden Umrechnungen und Vergleiche von Währungen, und Maßeinheiten orientieren sich an folgenden übersichten: - Verdenhalven, F.: Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deut­schen Sprachgebiet, Neustadt a.A. 1968 - Reichard, H.A.O.: Der Passagier auf der Reise ••. , 1801, 'Geldkurs und Münzwesen in Deutschland und einigen angränzende Ländern', p. 237ft. ; - Alig. Post- und Reise-Handbuch durch Deutschland ••. , Nürnberg 1805, 'Uebersicht und Berechnung der vorzüglichsten Münzen in EUfopa-. p. 363ft. - Wolff, H.: Wie Goethe reiste •.• , p. 987

255

Postgeld: Stuttgart - Schaffhausen:

Schaffhausen - B~ugg:

Trinkgeld

Brugg - Hern:

Trinkgeld

Zehrgeld für 5 Reisetage

a 2 Gulden 24 kr.

zusammen:

ca. 10 f I • 48 kr.

13 f1. 20 kr.

ca. 1 fl.

11 f1.

ca. 1 f1.

12 f1.

--------------

49 f1. 8 kr.

----------------------------In seinem Brief an von Rütte vom 11.9.179300 bestätigte

Hegel den Empfang eines Wechsel über 5 Louis d'Or und

kündigte zugleich seine Ankunft in Bern für Anfang 91 Oktober an. Da Hegel auch für den Umzug von Hern nach

Frankfurt am Main noch vor Reiseantritt einen festen

Betrag für die entstehenden Reisekosten erwartete und

auch erhielt, kann man vermuten, daß dies auch schon bei

seiner übersiedelung von Tübingen nach Bern der Fall

war, und daß es sich also bei dem empfangenen Betrag von

5 Louis d'Or um einen Abschlag auf die Kosten der Reise

von Tübingen nach Bern handelte. 5 Louis d'Or entspra­

chen 55 Gulden. Bezieht man diesen Betrag auf die oben

angestellte überschlagsrechnung, so kann man davon

ausgehen, daß Hegel mit dem ihm gewährten Reisegeld ohne

Schwierigkeiten ausgekommen ist und zudem die Möglich­

keit gehabt hat, etwa anfallendes übergepäck zu bezah­

len.

Wenn Hegel, wie von ihm angekündigt, "zu Anfang, etwa in 92 den ersten Tagen des folgenden Monats" in Bern ankam,

so muß er am Donnerstag, dem 26.9. oder dem 3.10.1793,

in Stuttgart abgereist und am Dienstag, dem 1.10. oder

dem 8.10.1793 in Bern angekommen sein.

90. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Bd. 1, Brief NI'. 3. Im folgenden wird nur die Nummer genannt, die Hoffmeister jedem abgedruckten Brief gegeben hat. 91. "Den Wechsel' 5 Louis d'Or habe ich richtig erhalten. ( ... ) Da ich~ ehe ich abreisen kan~ noch von dem herzoglichen Consistorio examiniert werden mus, welches zu Ausgang dieses Monats geschieht, so wird es mir nicht eher möglich seyn, nach Bern zu kommen, als zu Anfang, etwa in den ersten Tagen des folgenden Monats." 92. Brief NI'. 3

256

Von Bern nach Frankfurt/Main Ende 1796/Anfang 1797

Im Juli 1796 waren die französischen Revolutionsheere

in Oberdeutschland eingedrungen und hatten rasch die

Truppen der süddeutschen Fürsten besiegt. Dabei hatten

sie sich auch des Postwesens bemächtigt~, das seitdem

unter französischer Verwaltung stand.

Für den Umzug von Bern nach Frankfurt benutzte Hegel

zunächst die Route, die er auch schon für den Hinweg

benutzt hatte, nämlich die Route von Bern über Brugg und

Schaffhausen nach Stuttgart.

Die Strecke von Bern nach Brugg wurde wie auch schon im

Jahre 1793 von einer Diligence versehen94• Sie benötigte

für das Zurücklegen dieser Strecke 18 Stunden%.

D P t I d f 1 L . d' 0 I' h 11 f I .96 oder as os ge war au OU1S· r, g elC

16 Livres festgesetzt. 30 Pfund Gepäck waren frei. Die

Abfahrt in Bern war laut Fahrplan 12 1/2 nachmittags,

die Ankunft in Brugg 3 h morgens. 'di Den Weg von Brugg nach Schaffhausen konnte man mit

der Extrapost in 10 Stunden zurücklegen. Das Postgeld

93. nach Krämer, p. 49 94. er. die 'lnstruction fUr die Reisenden, in Betreff der Berner Diligencen von Anno 1794': "Diligence nach Brugg. Abfahrt um 12 1/2 Uhr nachmittags. ( •.• ) Ankunft in Brugg 3 Uhr (morgens) ( ••. ) sie fährt wöchentlich zweimal ab, nämlich Sonntag und Donnerstag, und hat auch fünf Plätze, ( ••• ) Bei jeder Station wird dem Postil­lion 4 Kreutzer bezahlt." 95. auch nach den 'Nachrichten fUr Reisende ••• ', p. 41 96. cf. 'Nachrichten für Reisende •.• ', p. 41 97. cf. die 'lnstruction fUr die Reisenden, in Betreff der Berner Diligencen von Anno 1794': "Noch ist zu bemerken, daß diejenigen Reisenden, so von arugg ihre Reise nach Zürich und Schaffhausen fortzusetzen wünschen, alle Gelegenheit dazu finden, ••. nach Schaffhausen um 13 fl. 20 kr. t wofür sie sich bey Hrn. Joh. Rud. Schmid zum roten Haus in Brugg anzumelden haben." und die 'Nachrichten fUr Reisende in der Schweiz', Bern, Basel 1796, p. 11: "Bern. Reiserouten. W1J I man von Bern über ZUrich nach Schaffhausen gehen; so sind es 16 Meilen. Auch Uber Brugg und Zurzach gehet es leichter, und man kann höchstens 15 Meilen rechnen." p. 12: "Von Bern nach Schaffhausen 28 Stunden, gehet die rechte Seite tiber Sur - Lenzburg - Kayserstuhl. Ueber Brugg ist es JangwUriger; denn oft wird man bey der Ueberschiffung (in der Stille) lange aufgehalten; diese Route ist also gar nicht die vorzüglichste, der Postweg fUhrt dadurch."

257

dafür betrug 13 fl. 20 kr •• Dazu kamen je 24 kr. 'Was­

sergeld' für das übersetzen über den Rhein und die

Stille, zusammen 48 kr., und 16 kr. 'Postillions­

geld,98. Die gesamten Kosten, ausschließlich der Zehrko­

sten beliefen sich also auf 14 Reichsgulden 24 Kreuzer.

Die Extrapost fuhr in Brugg Montag und Donnerstag mor­

gens ab. Für die Reise von Schaffhausen nach Stuttgart

mi t der fahrenden Pos t benöt i gte man 30 Stunden99• Di e

Route führte mit den angegebenen Stationen nach Tübingen

und von da über Waldenbuch nach Stuttgart. Die Entferung

wird mit 18100, aber auch 20 Meilen101 angegeben.

Das von Schaffhausen bis nach Frankfurt zu entrichtende

Postgeld belief sich auf 13 fl. 20 kr •. 50 Pf. Gepäck

waren frei. Für übergewichtiges Gepäck wurden pro 100

Pf. 6 fl. 39 kr.l~ berechnet. Die Abfahrt in Schaffhau­

sen war auf Mittwoch morgens 7 h, die Ankunft in Stutt­

gart auf Freitagl~ festgesetzt. Man benötigte also für

die Reise von Bern nach Stuttgart mit der Diligence und

fahrender Post etwas mehr als zwei volle Reisetage.

Die Route der fahrenden Post von Stuttgart Richtung

Frankfurt führte über Ludwigsburg, Bietigheim, Heil­

bronn, Fürfeld, Sinsheim, Mauer, Heidelberg, Weinheim,

Heppenheim und Darmstadt nach Frankfurt. Ihre Entfernung

wurde mit 12 Posten gleich 24 Meil~nW4 angsgeben.l~

98. nach dem 'Fahrplan ••. ' 99. cf. 'Nachrichten fUr Reisende •.• ', 1796 p. 40: "Reiserouten und Reisegelegenheiten. Schaffhausen. ( ••. ) Hingegen ist der gerade Weg auf Stuttgard Uber Engen, Duttlingen, Hechingen, TUbingen, 30 Stunden. ( ••.. ) Nach Mannheim und Frankfurt fUhrt der Postweg gleichfalls Uber Stuttgard. Der deutsche. Kayser I iche PCIstwa.gen, gehet Mi ttwochs frUh um 7 Uhr ab. Man muß sich Dienstags bey Zeiten melden, und die Bagage abge­ben. Er ist. zu 8 Personen eingerichtet. Der Passagier hat 50 Pfund frey. Man zahlt nach Stuttgard, wo man Freytags ankommt, fl. 6 4 h. und fUr 100 Pfund Uebergewicht fl. 4. Nach Frankfurt 14 Fl., fUr 100 Pfund [UebergewichtJ: 6 fl. 39 Kr .• Die Ankunft dort ist Montags." 100. nach Haysdorf(1794) 101. nach GUssefeldt(1796) 102. 'Nachrichten fUr Reisende •.. ', p. 40 103. ebda .• p. 41 104. nach Haysdorf(1794); Diez(1795) GUssefeldU1796) rechnet zusammen 13 Posten.

258

Die Abfahrt in Stuttgart war Freitags oder Samstags, die

Ankunft in Frankfurt Montags oder Dienstags.

Somit kann folgende Oberschlagsrechnung über die gesam­

ten Kosten einer Reise mit dem Postwagen von Bern nach

Frankfurt am Main angestellt werden:

Postgeld:

Bern - Brugg:

Brugg - Schaffhausen:

Schaffhausen - F~ankfurt:

Zehrkosten für 7 Reisetage

a 2 fl. 24 kr.

11 f I •

14 f1. 24 kr.

14 f I .

16 f I. 48 kr.

56 f I. 12 kr.

Bei den Verhandlungen über Hegels Anstellung im Hause

Gogel in Frankfurt spielte, wie aus dem Briefwechsel

Hegels mit Hölderlin vom Oktober und November 1796

ersichtlich ist, neben der Höhe des zu erwartenden

Gehalts die Erstattung der anfallenden Reisekosten eine

Rolle. Hegel veranschlagte offenbar noch in Bern die

anfallenden Reisekosten auf maximal 10 Karolinsw W6 Ende

November teilte ihm Hölderlin mit, Gogel sei bereit, die

Reisekosten erstatten und ihm dafür, wenn nötig, vorab

einen Wechsel nach Bern zu schicken. W7 10 Karolins

entsprachen dem Wert von 110 Reichsgulden.

105. ReichardC180U, p. 124: "Die Person zahlte noch vor ein paar Jahren von Frankfurt am Main bis Suttgard 5 rthlr.". 106. HIJHmeister-, J.: Briefe von und an Hegel Brief Nr. 19, Hölderlin an Hegel, 24.10.1796 : "Weniger als 400 fl. bekömmst Du schwerlich. Das Reisegeld würde Dir bezahlt werden, wie mir, und Du kannst wohl auf 10 Karolin rechnen." Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 20, Hegel an Hölderlin, November 1796: ~Wa.s die Reise betrifft, so sehe ich voraus, daß die Kosten dersel­ben nicht über 10 Karol ins kommen werden, ( ••. )". 107. HoHmeister-, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 21 Hölderlin an Hegel, 20.11.1796: ~Du bekommst t wie ich voraus wußte, 400 fI., hast freie Wäsche und Bedienung im Hause, und die Reisekosten will Herr Gogel vergüten, wenn Du hieher kämmst oder, wenn Du es nöthig finden solltest, Dir den Wechsel nach Bern schicken."

259

Zwischen den festgestellten Kosten einer Reise von Bern

nach Frankfurt am Main über Stuttgart106 und den von

Hegel vorab veranschlagten Kosten für diese Reise be­

steht also eine erhebliche Differenz. Wenn unsere Bere­

chung korrekt ist, so muß man deshalb annehmen, daß

Hegel von vornherein die Mitnahme einer großen Menge

übergepäck nach Frankfurt plante, sei es, daß er etliche

Dinge, die er während seines Berner Aufenthaltes erwor­

ben hatte, mitnehmen wollte, sei es, daß er etliches,

das er in Stuttgart deponiert hatte, nach Frankfurt

mitnehmen wollte.

Hegel dürfte, wenn er seine Ankündigung wahr gemacht

hat, Mitte Januar 1797100 in Frankfurt eingetroffen

sein. Es wäre für ihn sicher einfacher und weniger

kostenaufwendig gewesen, von Bern über Basel durch das

Rheintal nach Frankfurt zu reisen, doch wollte er, wie

Rosenkranz berichtet, in Stuttgart seine Familie wieder-110 sehen.

Von Frankfurt am Main nach Jena im Januar 1801

Die Strecke von Frankfurt nach Weimar und von dort

weiter nach Jena war mit einem Postwagen der Thurn- und

Taxissehen Reichspost auf folgendem Kurs zurückzulegen:

Frankfurt, Hanau, Gelnhausen, SaalmUnster, Schlüchtern,

Neuhof, Fulda, Hünfeld,

E f t W • J 111 r ur, elmar, ena .

108. ohne Obergepäck!

Vacha, Burka, Eisenach, Gotha,

Die Entfernung betrug 32 Mei-

109. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 20, Hegel an Hölderlin, November 1796: "So leid es mir tut, nicht sogleich mich auf den Weg machen zu können, so ist es mir doch unmöglich, eher als gegen das Ende des Jahres das Haus, in dem ich mich befinde, zu verlassen, und vor der Mitte des Januars in Frankfurt einzutreffen." 110. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 80: "Im Herbst 1796 ging er von Bern zunächst nach Stuttgart, die Seinigen wiederzusehen. Dem Bericht seiner Schwester zufolge war er ( .•. ) Im Januar 1797 trat er seine Hofmeistersteile in Frankfurt bei dem Kaufmann Gogel an. 1t

111. nach Jäck: PostKarte von Deutschland ••. (1801) und Postcurs von Deutschland ••. (1801). Das im Jahr 1801 noch gültige 'VerzeichniS Derer bey dem hiesigen Kayserl.Reichs-Erb-General-Obrist-Post-Amt zu Frankfurt am Mayn akommend und abgehenden Posten' von 1794 nennt diese Stationen fUr den ffSächsischen Cours. ( .•. ) Nach Jena,

260

112 len • Naoh Weimar benötigte ein Postwagen nach dem 113 Fahrplan 70 Stunden , also fast drei volle Tage.

Die gesamten Kosten einer Reise mit der Reichspost von

Frankfurt am Main nach Jena können wie folgt überschla­

gen werden: 114

für Postgeld:

32 Meilen mal 36 schwere Kreuzer

für Zehrgeld für 3 Tage a 2 fl.

19 fl. 12 kr.

6 f 1.

25 f I. 12 kr.

Es waren 50 - 60 Pf. Gepäck frei, zusätzliches Gepäck

kostete 1 kr. pro 1 Pf. und Meile.

Aus Hegels Brief an Schelling vom 2. November 1800 geht 115 hervor , daß Hegel den Wunsch hatte, sich vor der

Ankunft in Jena "durch einen Aufenthalt an einem dritten

Ort [zu] stärken". In diesem Brief bittet er Schelling,

ihm so bald wie möglich dafür Ratschläge zu geben. Er

hat Bamberg, Erfurt und Eisenach für einen solchen

Aufenthalt ins Auge gefaßt. Wie Karl Rosenkranz 1U be­

richtet, ließ Hegel "sich bestimmen, von Frankfurt

sogleich nach Jena zu gehen. ( .•• ) In diese Lage der

Dinge <in Jena) traf Hegel im Januar 1801 ein. ,,117 Hegel

Weimar, Erfurt, Got.ha, Eisenach" usw. Die Abfahrtszeiten waren Montag, Dienstag, Freitags und Samstags um 5 Uhr abends. 112. Jäck(1801) rechnet 33 Meilen; Güssefeldt(1807) und Reichard (1801) rechnen 32, das Allgemeine Post- und Reisehandbuch schließ­lich 31,5 Meilen. 113. Nach dem 'Verzeichnis derer bei dem hiesigen Kayserl. Reichs­Erb-General-Obrist-Post-Amt zu Frankfurt am Mayn ankommenden und abgehenden Posten', Frankfurt 1798, Fürstlich Thurn und Taxissches Zentralarchiv Regensburg, 1125, Produkt 56, 'Sächsischer Kurs'. ]0 He)mut. Wolff: Die Post kurse zur Zeit des HBiedermeier H, p. 350, heißt es: "Von Frankfurt am Main nach Leipzig brauchte die ordinäre PI)St. um 1810 82 Stunden (vier Tage und drei Nächte für 390 km!)." 114. nach Reichard(1801) 115. Brief Nr. 29 116. Hegels Leben, p.147f. 117. Rosenkranz gibt weder den Grund für Hegels Meinungsänderung an, noch nennt er die Quelle dafür, daß Hegel "im Januar 1801" in Jena e int.raf. Alle folgenden Biographen Hegels stützen sich ausschließlich auf

261

dürfte also, wenn er mit dem Postwagen nach Jena gereist

ist, die oben beschriebene direkte Route von Frankfurt

nach Jena zurückgelegt haben.

Nach dem Tod seines Vaters im Januar 1799 hatte Hegel

ein beträchtliches Vermögen geerbt. 1Y Man kann deshalb

annehmen, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereitete,

den Umzug von Frankfurt nach Jena zu finanzieren und daß

er deshalb nicht aus finanziellen Gründen daran denken

mußte, Teile seiner Papiere vor diesem Umzug zu vernich-

t 119 en.

diese Angaben von Rosenkranz. So heißt es bei Rudolf Haym in 'Hegel und seine Zeit', p. 123: "Es war, wie es scheint, die Antwort Schelling's auf diesen Brief, welche Hegel bestimmte, statt nach Bamberg, unmittelbar nach Jena zu gehen. Im Januar 1801 traf er an letzterem Ort ein." Haym scheint dabei ausschließlich das bei Rosenkranz Angeführte verwertet zu haben. 10 dem genannten Brief an Schelling vom 2. November 1800 ersucht Hegel Schelling "um baldige Antwort." Wenn Schellings Antwort bald erfolgt ist und wenn Hegel kurze Zeit nach Erhalt von Schellings Brief Frankfurt verlassen hat, so muß er sich zwischen seiner Abreise in Frankfurt und seiner Ankunft in Jena im Januar mindes­tens einen Monat an einem anderen Ort aufgehalten haben. In diesem Falle würde RgJsenkra.nz' Behauptung, daß Hegel sich bestimmen ließ, "von Frankfurt sogleich nach Jena" zu gehen, der Behauptung, daß er im Januar in Jena eintraf widersprechen. Man könnte vermuten, daß Hegel wenn nicht Bamberg, Erfurt oder Elsenach seine Heimatstadt Stuttgart für den geplanten Aufenthalt "an einem dritten Ort" gewählt hat, daß er also über Weihnachten nach Stuttgart gefahren und von dort nach Jena weitergereist ist. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da sein Vater und seine Mutter beide gestorben waren und da er zudem erst im Frühjahr 1799 in Stuttgart gewesen war. Es bleibt festzuhalten, daß ein Aufenthalt Hegel an einem dritten Ort zwische der Abreise von Frankfurt und der Ankunft in Jena nicht ausgeschlossen werden kann, und daß die zitierte Stelle bei Rosen­kranz die einzige Quelle für die Annahme ist, daß Hegel bereits im Januar 1801 in Jena eintraf. 118. Cf. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 142 119. In Hegels Brief an Mehmel vom 26. August 1801 (Brief Nr. 31) heißt es: "von Herder muß ich den alten Gott vorher zu Handen bekommen, da ich mein EKemp)(ar] noch nicht hier habe". Im darauf folgenden Brief an Mehmel vom 26. März 1802 dann: "ln ein paar Tagen erha) te ich endl ich B.llCh die erste Ausgabe von Herders Gott." Otto Pöggeler hat deshalb in seinem Aufsatz 'Sinclair-Hölderlin­Hegel' (in: Hegel-Studien, Bd. 8, p. 23) folgende Annahme gemacht: "Noch 1801/02 scheint er [Hegel] Bücher - er nennt die 1. Auflage VIJn Herders GIJtt - in Frankfurt gehabt zu haben. (Jedenfalls hatte er sie nicht in Jena.)" Es bleibt festzuhalten, daß ein mögliches Motiv dafür, daß Hegel beinahe ein Jahr nach seinem Umzug von Frankfurt am Main nach Jena noch BUcher in Frankfurt hatte, nicht sein konnte, daß er bei

262

Von Jena nach Bamberg im Jahre 1807

Die fahrende Post hatte auf der Strecke von Jena nach

Bamberg folgende Stationen: Uhlstädt, Saal feld, Greifen­

thaI, Judenbach, Coburg, Gleussen, und schließlich

Battelsdorf. Die Entfernung betrug 20 Meilen~O. Das Postgeld läßt sich für diese Zeit nicht nach den

üblichen Posttabellen errechnen, da das gesamte Postwe­

sen unter französische Verwaltung gestellt worden

war1ß

, und da aus diesem Grunde etliche alte Postver­

ordnungen außer Kraft gesetzt worden waren. Mit der

Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 hatte auch

das R . h t f h"" t bestehen. 122 elC spos wesen au ge or zu

Wir müssen uns deshalb mit einer Schätzung der unge­

fähren Kosten einer Reise von Jena nach Bamberg begnü­

gen. Nach Reichard(1801) betrugen die ungefähren Kosten

einer Reise mit der Reichspost über 20 Meilen:

für Postgeld:

20 Meilen a 36 schwere Kreuzer 123 für Zehrgeld für 2 Tage a 2 fl.

12 f I •

4 f 1.

18 f I •

Bereits im Oktober 1806 war Hegel auf eine Einladung

Niethammers hin schon einmal von Jena nach Bamberg

. t 124 D . R' h B b d t d I gerels. • le else nac am erg auer e ama s, wie

diesem Umzug nicht über ausreichende Mittel verfügte, um auch seine Bücher mit nach Jena zu nehmen und daß er hoffte, in Jena bald das Geld fUr eine Nachsendung seiner BUcher erübrigen zu können, da er, wie gesagt, in dieser Zeit über ein gros ses Vermögen verfügte. Es scheint jedoch möglich, daß Hegel, da seine Aussichten, in Jena eine Anstellung zu erhalten, unbestimmt waren, zunächst Teile seiner Habe in Frankfurt zurückließ und sich diese erst als ein längerer Aufenthalt in Jena gesichert war, nachschicken ließ. 120. Die Neueste PostKarte von Deutschland(1807) und das Allgemine Post- und Reise-Handbuch(1805) geben 19 Meilen an, Güssefeldt(1807) 19,5 Meilen, Reichardt(1801) 20 Meilen. 121. Cf. Französische Sauvegardes für die Posten zur Zeit der Schlacht bei Jena 1806. in: Archiv für Post und Telegraphie, 21. Jg., Berlin 1893. 122. cf. Wolff: Die Postkurse •.• , p. 346 123. Kaisergulden 124. Hegel an Niethammer, 18.10.1806 (Brief Nr. 76) "Montags (20.10.) geht die erste Post, sowohl fahrende als reiten­de, wieder ab. ( ••• )

263

Hegel Frommann nach Jena berichtetel25 • "2mal 24 Stun­

den". Bereits Ende Dezember 1806 muß Hegel allerdings

trotz seines Plans, einen Teil des Winters in Bamberg zu

verbringen, bereits wieder in Jena gewesen sein, da ein

Brief von ihm an Schelling vom 3. Januar 1807 aus Jena

überliefert istl~. Hegel übersiedelte dann Anfang März

nach Bamberg. Am 13. März schrieb Niethammer an Schel­

ling, Hegel sei "seit gestern abend wieder hier bei " 127 uns •

Da Hegel in Bamberg ein für seine Verhältnisse außerge­

wöhnlich hohes Gehalt erwartete und da die Umzugskosten

gemessen an diesem Gehalt relativ gering waren, ist zu

vermuten, daß er die Kosten des Umzugs von Jena nach

Bamberg nach Zahlung eines Abschlags auf sein Gehalt

leicht tragen konnte. Es scheint auch möglich, daß

Niethammer, der sich für Hegels Anstellung als Redakteur

der 'Bamberger Zeitung' verwendet hatte, Hegel bei der

Finanzierung des Umzuges unterstützte.

Von Bamberg nach Nürnberg im Jahre 1808

Mehrere Faktoren dürften dazu geflihrt haben, daß der

Umzug von Bamberg nach Nürberg für Hegel keine allzu

große Belastung darstellte:

1. Die Entfernung zwischen beiden Städten ist gering.

( •.. ) da ich hier geplUndert bin ( ... ) so denke ich wenigstens einen Teil des Winters dort (in Bamberg) zuzubringen ( ..• ) freilich haben die Kerls meine Papiere wie Lotterielose in Unord­nung gebracht, so daß es mich die größte Mühe kosten wird, das Nötige herauszufinden.\t Hegel an Niethammer, 22.10.1806 (Brief Nr. 77) \t( .•• ) sobald ich Geld habe, - und dies wird in wenigen Tagen geschehen - und NB die Postwagen wieder gehen, gedenke ich Ihrer Einladung zu folgen und zu Ihnen zu kommen (. •. )" 125. Hegel an Frommann aus Bamberg, 17.11.1806: \tAuf der Reise bin ich jedesmal beim Umpacken an die Vorsichtigkeit Ihres Leipziger Komissärs erinnert worden, denn ich reiste in Gesellschaft von einem halben Dutzend Geldfä5sern, denen 50 wenig etwas begegnete als mir. ( •.. ) Die Wege sind die eines Gebirgslan­des, aber unendlich besser als z.B. die von Jena nach Leipzig. ( ..• ) Sagen Sie Herrn und Mde Seebeck, daß ich mich unterwegs ihrer aufs dankbarste erinnert habe - (ich habe 2mal 24 Stunden darauf zugebracht)". 126. Brief NI'. 82 127. Schelling: Briefe. Hrsg. von M. Fuhrmans, Bd. I, p. 379

264

Eine Chausseel~ führte von Bamberg über Forchheim und

Erlangen nach Nürnberg. Man rechnete für die Strecke 8

M • I 129 elen . 130 2. Wie aus den Nürnberger Schul akten hervorgeht ,

bekamen sowohl Hegel Nachfolger im Amt des Rektors des

Egidiengymnasiums Johann Adam Götz als auch sein Kollege

Pfaff beim Antritt ihrer Stelle ein Aversum auf die zu

erwartenden Umzugskosten. Auch wenn sich Entsprechendes

nicht in Hegels Dienstakten findet, liegt es doch nahe

anzunehmen, daß auch ihm die Kosten seines Umzugs von

Bamberg nach Nürnberg erstattet wurden.

3. Es kommt hinzu, daß Hegel durch die sehr gut bezahlte

Tätigkeit als Redakteur der Bamberger Zeitung ein gewis­

ses Vermögen angehäuft hatte, und deshalb leicht in der

Lage gewesen sein dürfte, auch Dinge, deren Mitnahme von

einer eventuellen Erstattung der Umzugskosten nicht

betroffen war, mitzunehmen.

Hegel dürfte sich, auch um seinen ganzen Hausrat mit­

nehmen zu können, einen Fuhrmann angeheuert haben, da

die Strecke recht kurz war und durch etliche Fuhrleute

bedient wurde. Rosenkranz lM berichtet, daß er "im Laufe

des Novembers 1808" von Bamberg nach Nürnberg reiste.

Von Nürnberg nach Heidelberg im Jahre 1816

Ein wichtiger Gegenstand der Verhandlungen Hegels mit

dem Badischen Innenministerium über seine Anstellung in

Heidelberg war, wie aus Hegels Korrespondenz mit Daub

und Paulus vom Sommer 1816 hervorgeht, die Erstattung 132

der Umzugskosten.

128. Nach der Neuesten Postkarte von Deutschland(1807) war diese Route Chaussee 129. in der Postkarte von Güssefeldt(1807) werden 7 1/2, bei Rei­chardt(1801) und bei Diez(1809), p. 85, 8 Meilen Entfernung für diese Strecke angegeben. 130. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, M Inn 19 547/111, Produkt 129, M Inn 19 623, M Inn 19 625 131. Hegels Leben, p. 247 132. Hegel an Pau}us, 20.7.1816: tt( ••• ) nämlich wieviel ich Reise­geld fordern dürfte." (Brief Nr. 273)

265

Paulus, der einige Jahre zuvor ebenfalls von Nürnberg 133 nach Heidelberg umgezogen war, berichtete Hegel :

"Für Reisekosten akkordierte ich 500 f. Ich verlor dabei sehr wegen der vielen BUchel'. auch ists nötig, wenn man die Aversen annimmt, daß man sich Freiheit von Zoll und Akzise bei der Einfuhr bedinge. Sonst kostet auch dies wieder. Berechnet man aber die Auslagen, so ist's leich­ter abgeta.n."

Schließlich bestätigte Daub Hegel in einem Brief vom 134 13. August :

"Statt eines Aversums für die Zugkosten kann ohne An­stand der Ersatz des wirklichen Betrages zugesichert werden."

In Hegels Ernennungsurkunde zum Professor in Heidelberg,

die vom 19.8.1816~5 datiert ist, heißt es dann:

" •.• mit einem, von nächstfolgenden 23. Oktober anfangen­den jähr I ic;hen Gehal t VIJn Fünfzehn Hundert Gulden, in Geld, nebst Vergütung der Zugskosten von Nürnberg nach Heidelberg t goädigst zu ernennen. ( ••• )

Auch ist die Universitäts-Rezeptur durch die ökonomie­Kornission zur Besoldungs-AuszahlP,ig und der zu beschei­nigenden Zugskosten anzuweisen."

Für den Umzug nahm man die Dienste eines Lohnkutschers

in Anspruch. Hegel berichtet darüber in einem Brief an

133. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 276 134. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 285 Weitehin sind folgende Briefe in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Daub an Hegel am 30.7.: (Brief NI'. 277) "Für die Zugskosten hierher wird Ihnen, wie mir gechrieben worden, entweder ein billiges aversum bewilligt, oder, wenn Sie es lieber wünschen, könnten Ihnen die wirklichen Auslagen dafür ersetzt werden." Hegel an Daub am 6.8.: (Brief Nr. 279) "Wegen der Zugkosten würde ich in Verlegenheit sein, wie ich das Aversum vorschlagen sollte. Da Sie bemerken, daß mir die wirklichen Auslagen dafür ersetzt werden könnten, so würde ich dieses vorzie­hen und Sie gehorsamst ersuchen, den Antrag hierauf zu stellen." Hegel an Paulus am 8.8: (Brief NI'. 281) "Wegen der Zugkosten habe ich gleichfalls von Ihrer Erfahrung mich leiten lassen." 135. Lebensdokument NI'. 94 136. In den Akten der Universität Heidelberg im Badischen Landesar­chiv in Karlsruhe findet sich die Bescheinigung über die Umzugsko­sten nicht.

266

Paulus vom 13.10.1~: "Schon war der Kutscher auf den 11ten bestellt, und in dem Augenblicke, worin ich dies schreibe, wären wir Ihnen C •. ) bei weitem näher als Nürnberg, wo wir noch stecken, ( .•• ) Meine Frau, durch die Anstrengung des Einpackens angegriffen, hat eine frühzeitige Niederkunft gemacht. ( ... ) Herrn Oswald habe ich gleichfalls darüber geschrieben u. ihn um Besorgenlassen der Abladung und Bergung sowie Bestreitung kleiner Ausgaben ersucht. e ••• ' Die Fracht hat der Fuhrmann hier zu erheben. Wir wollten an demselben Tag mit dem Wagen eintreffen~ ( .•. ) - ausgepackt soll nichts werden. ( ••• ) Was möchte nun der terminus rigorosus sein, der mir nicht nachteilig wäre? Frühestens könnte meine Frau den 21. oder 22. abreisen, und wir den 24. oder 25. eintref­fen. Dies würde etwas spät sein. Sehe ich in etlichen Tagen voraus, daß meine Frau bis dahin nicht mitkann, so reise ich frUher allein, ohne Ihre Antwort abzuwarten."

Der Umzug Hegels und seiner Familie von NUrnberg nach

Heidelberg dUrfte also folgenden Verlauf genommen haben:

Da Hegels Frau kurz vor dem vorgesehenen Umzugs tag eine

FrUhgeburt erlitt, war es nicht möglich, daß Hegel und

seine Frau zusammen mit dem Lohnkutscher nach Heidelberg

reisten. Der Kutscher wurde deshalb alleine von NUrn­

berg nach Heidelberg geschickt und Hegel fuhr, da sein

baldiges Erscheinen in Heidelberg erwUnscht war, einige

Tage später ohne seine Frau mit der Postkutsche mit

einem Umweg Uber WUrzburg nach Heidelberg, wo er am 19.

Oktober wenige Tage nach dem Kutscher eintrafl~. Seine

Frau reiste in Begleitung ihrer Mutter nach und trafen

sm 17. November in Heidelberg ein.l~

137. (Brief Nr. 310) Entsprechend heißt es auch in Hegels Brief an Niethammer vom 10.10. (Brief NI'. 309): "Die erfreuliche Aussicht, Sie ( .•• ) auf unserer Reise, die auf den I1ten festgesetzt war und die uns somit den 13ten nach Weinsberg geführt, daselbst anzutreffen, ist seit vorgestern leider zunichte geworden." 138. Cf. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 299: "Durch eine unzeitige Niederkunft erkrankt, ward Hegel's Frau zunächst in Nürnberg noch zurückgehalten und er mußte allein rei­sen. Unterwegs besuchte er in Würzburg, das ihm außerordentlich gefiel, einen alten Freund Lichtenthaler. Am 19. Oktober traf er in Heidelberg ein." 139. Tagebucheintrag Sulpiz Boisserees am 17.11.1816 (Tagebücher, Bd. 1, p. 369): "Hegels Frau mit ihrer Mutter, Frau v. Tucher, gekommen."

267

Da Hegel sämtliche anfallenden Umzugskosten ersetzt

bekam und da er dies bereits einige Zeit vor dem Umzug

wußte, dürfte er sich nicht veranlaßt gesehen haben, vor

diesem Umzug Manuskripte auszusondern und zu vernichten,

um die Kosten dieses Umzugs gering zu halten.

Von Heidelberg nach Berlin im Jahre 1818

Auch für seine Anstellung in Berlin machte Hegel die

Erstattung der entstehenden Umzugskosten zur Bedingung.

In einem Brief Hegels an Altenstein vom 24. Januar 1818

h . ßt 140 e 1 es:

"Indem Euer Excellenz zugleich die Zusicherung einer angemessenen Entschädigung der Kosten der Reise hinzufü­gen ( ••• ) daß ich soeben erst eine neue häusliche Ein­richtung mit großem Verluste machen zu müssen im Falle gewesen und nach kurzem Zwischenraume einen abermaligen Aufwand dieser Art bevorstehend haben sollte. Dieser Umstand legt mir auf ( ••• ) sogleich eine Summe namhaft zu machen, daher, wenn ich dieselbe jedoch nur nach der von hiesiger Regierung zugestandenen Entschädigung und der gräßern Entfernung bei einem bevorstehenden Umzuge nach Berlin bemesse, Euer Excellenz um gnädige Ausset­zung von 200 Friedrichs d'Or gehorsamst zu ersuchen."

Das Preussische Kultusministerium sicherte Hegel darauf­

hin in einem Schreiben vom 16. März 18181Ü zu, seine

Anstellung

"( .•. ) mit einem Gehalte yon zweitausend Talern jährlich und Zusicherung einer Summe von eintausend Talern als Vergütung der Reise-, Umzugs- und Einrichtungskosten zu genehm i gen (. •. )".

Hegel hat wohl von vornherein geplant, die Reise von

Heidelberg nach Berlin mit der eigenen Kutsche und mit

gemieteten Extrapostpferden durchzuführen. Dafür spricht

eine Bemerkung in einem Brief, den Hegel nach der An­

kunft in Berlin an Frommann richtete. Darin heißt es:

"Ihr guter Rat mit den Mietpferden hat mir auf der 142

ganzen Route mit zwei Pferden durchgeholfen."

Da abzusehen war, daß eine Kutsche nicht die vier Perso­

nen der Familie und dazu noch sämtliches Umzugsgut würde

140. Brief Nr. 328 141. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 331 142. Brief NI'. 351

268

transportieren können, schickte Hegel vorab einige

'Effecten', d.h. Umzugsgutl~, mit der Post von Heidel­

berg nach Berlin. Dieses in Koffern und Kisten verpackte

Umzugsgut ist in Briefen Hegels an das Preußische Kul­

tusministerium, von dem er sich Zollfreiheit für alle

Umzugsgüter erbat, genau aufgeführt. 1U Es handelte sich

143. Mit ' Effekten' sind in diesem Fall Umzugsgüter gemeint. Cf. Krüni tz, Bd. 10, p. 110: . "Effecten~ Fr. Effets, ein Theil des wirklichen Vermögens einer Privatperson, es möge in beweglichen oder unbewetlichen Gütern bestehen. 1nsbesondere das Vermögen eines Kaufmanns an Waaren, Activschulden und Gütern." Der Begriff findet sich in dieser Bedeutung auch in den Briefen Nr. 310, 345 und 559. 144. Dies geht aus folgenden Briefen hervor: Hegel an das Preussische Kultusministerium, 10.9.1818 (Brief Nr. 345) : "In dem ministeriellen Erlasse vom 16ten März d.J. ( ••. ) ist mir die impostfreie Einbringung meiner Effekten mit der Weisung gnä­digst zugestanden worden, daß ich beizeiten eine Eingabe der Zahl der Kolli, worin sie verpackt sind, einzusenden habe. Indem ich dieser Weisung nicht eher Folge leisten konnte als nach geschehener Verpackung, nehme ich nun die Freiheit, die Liste der bereits auch von hier a.bgegangenen hier zu verze lehnen:

1 Faß Bettung und Hausgeräte n. 1, wiegt 336 Pf. 1 dito n. 2, wiegt 264 Pf. 1 Kiste Bücher n. 3, wiegt 586 1/2 Pf. 1 Kiste Bücher n. 4, wiegt 382 Pf. 1 Koffre Kleidung und Weißzeug n. 5, wiegt 172 Pf.

und beizufügen, daß ich 1 Faß mit Betten und Hausgeräte pp. n. 6 von derzeit noch unbestimmtem Gewichte,

abzusenden auf den Tag meiner Abreise von hier, die ich den 18ten oder 19ten dieses [Monats) bewerkstelligen werde, anstehen lassen, auch einen Teil der Effekten in einem Reisekoffre mit mir nehmen muß." Hegel an das Preussische Kultusministerium, aus Frankfurt, 19.9.1818 (Brief Nr. 348) "( .•. ) nehme ich gehorsamst die Freiheit, anzuzeigen, daß ich mich bei Verpackung meiner letzten Effekten genötigt gesehen, außer den bereits am 9ten Sept. angezeigten Kolli und Koffre noch ein Kist­chen mit Kleidungsstücken und Geräte[nl, dessen Gewicht sich auf circa 50 Pf. belaufen wird, und mit PHE n. 7 gezeichnet werden soll, besorgen zu lassen und daher das Königliche Ministerium gehorsamst zu ersuchen, daß dasselbe die bereits für die andern Colli erbetene Veranstaltung treffen möge, damit die mir gnädigst zugesh:::herte impostfreie Einbringung meiner Effekten ihre Wirkung erhalte." Preußisches Kultusministerium an Hegel, 30.9.l818(Entwurf) (Brief Nr. 349) "Euer Wohlgeboren übersende ich anliegend ergebenst den für die impostfreie Einbringung Ihrer Effekten von dem Königl. Finanzmini­sterium ausgestellten Freipaß. Der Minister pp. Altenstein"

269

im einzelnen um

drei Fässer, eine Kiste und einen Koffer mit Betten,

Weißzeug, Kleidung und Hausgeräten, mit einem Gewicht

von zusammen mehr als 822 Pfund, und

zwei Kisten mit Büchern mit einem Gewicht von zusammen

968 Pfund.

Das vorweg nach Berlin geschickte Umzugsgut bestand also

zur einen Hälfte aus Hausrat und zur anderen Hälfte aus

Büchern.

Es ist auffallend, daß Hegel keine Manuskripte aufge­

führt hat. Entweder hat er also auch Manuskripte in den

vorab weggeschickten Kisten, Fässern und Koffern ver­

packt, hat sie jedoch nicht deklariert. Dafür könnte

sprechen, daß er sich vom Preußischen Innenministerium

erbat, "zu bewirken, daß die von mir ankommenden Kolli

bis zu meinem Eintreffen unerbrochen niede~gelegt ( ••• ) 145 werden" • Oder Hegel hat seine sämtlichen Manuskripte

während der Reise nach Berlin mit der Extrapost mitge­

führt. Daß er seine Manuskripte vor oder nach dem Umzug

in Behältnissen, die nicht in seinen Briefen an das

Preußische Innenministerium aufgefüh~t sind, nach Berlin

geschickt hat, scheint jedoch weniger wahrscheinlich, da

er diese Behältnisse nicht unter Aufsicht hatte, da er

keine Garantie dafür hatte, daß sie ohne seine Erlaubnis

nicht geöffnet wurden und da er in diesem für sie wohl

hätte Zoll entrichten müssen.

Hegel dürfte die Route von Heidelberg über Frankfurt am

Main, Jena, Weißenburg und Leipzig nach Berlin genommen 146 haben • Am 19. September 1818 traf man in Frankfurt am

145. Brief Nr. 345 146. Die genaue Route dürfte nach den Poststationen die folgende gewesen sein: Heidelberg, Weinheim, Heppenheim, Darmstadt, Frank­furt, Hanau, Gelnhausen, Saalmünster, Schlüchtern, Neuhof, Fulda, Hünfeld, Vacha, Berka, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Naum­burg, Weißenfels, Leipzig, Düben, Wittenberg, Jüterbock, Potsdam, Berlin. (Nach der Postkarte von Deutschland .•. () und der PostKarte von Deutschland(1820). Die ungefähre Entfernung dürfte 76 Meilen betragen haben. (Die PostKarte von Deutschland .•• (ca. 1820) rechnet 38,5 Meilen, das Allgemeine Post- und Reisehandbuch(1816}· 37,75 Posten, die Postrouten durch Deutschland 38,75 Posten und schließlich J.G.Fick (1820) 38 Posten.)

270

Main einl~, dUrfte also am 17. oder 18. September Hei­

delberg verlassen haben, am 23. September erreichte man

Jena, wo man im Hause Frommann einen Rasttag einleg-146 te , war am 25. in Weißenfels, am 26. in Leipzig, am

27. in Wittenberg und wenig später schließlich in Ber­

linl~. Am 4. Oktober forderte Hegel das Preußische

Kultusministerium auf, die Auszahlung der Umzugskosten-

t tt f -- 10(} ers a ung zu ver ugen •

147. Hegels Brief an das Preußische Kultusministerium vom 19. September 1818 (Brief Nr. 348) stammt aus Frankfurt. 146. Immanuel Hegel schreibt in seinen 'Erinnerungen aus meinem Leben', p. 5f.: " ( ..• ) und schon im Jahre 1818 folgte er [sc. mein Vater] dem Ruf als Fichte's Nachfolger an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Bei dem Umzug dorthin wurde ein Rasttag in Jena gemacht und ich erinnere mich, daß mein Geburtstag am 24. September 1818 im Hause des befreundeten Buchhändlers Frommann gefeiert wurde." 149. Hegel an Frommann, 7.10.1818 (Brief Nr. 351>: " ( •.• ) Sie zu benachrichtigen, daß wir glücklich hier angekommen, und vornehmlich unsern herzlichen Dank für die Aufnahme zu machen, die wir bei Ihnen, theurer Freund, gefunden. Dieser gemütliche und heitre Ruhepunkt war es vornehmlich, der uns für die übrige Reise gestärkt hat. In Weißenfels sind wir von Ihnen aus übernachtet, von da bald in Leipzig eingetroffen, des andern Tags um 10 Uhr abge­reist und noch bis Wittenberg gelangt, von da konnten wir auch erst um 8 Uhr wegkommen und erreichten auf lauter vortrefflicher Chauss­ee bei guter Zeit Berlin. Ihr guter Rat mit den Mietpferden hat mir auf der ganzen Route mit zwei Pferden durchgeholfen. Seit vorge­stern sind wir in unserer eigenen Wohnung, ( ... ) Die Kinder haben die Reise gut ausgehalten. ( •.• ) Alex. Bohn hat uns in Leipzig besucht; Ludwig hat ihn aufgespürt und ist gar stattlich von ihm traktiert worden. ( ..• ) Einen Brief an Mde Bahn, den ich in Jena hätte abgeben sollen, - vom guten Wagen, - schicke ich hier nachträglich." 150. Hegel an das Preußische Kultusministerium, 4.10.1818 (Brief Nr. 350) : "Die Königliche Redantur der Hauptkasse der hiesigen Königl. wis­senschaftlichen Institute hat mir gestern zu erkennen gegeben, daß sie vom Königl. Ministerium zur Einnahme der mir gnädigst bewillig­ten Reise-, Umzugs- und Einrichtungskosten, ingleichen meiner Besoldung vom 1. Jul. - 2. Dez. d.J. bereits vom 25sten Mai beauf­tragt, jedoch für die Auszahlung dieses Betrags an mich auf weitere gnäd[ige) Verfügung gewiesen worden."

271

IV. Fazit

Nach dieser Untersuchung aller Umzüge Hegels läßt sich

feststellen:

- Bei fünf Umzügen Hegels, nämlich den Umzügen von

Tübingen nach Bern, von Bern nach Frankfurt, von Bamberg

nach Nürnberg, von Nürnberg nach Heidelberg und von

Heidelberg nach Berlin, mußte Hegel sich in keiner Weise

um die Finanzierung dieser Umzüge sorgen. Die Vernich­

tung von Papieren vor diesen Umzügen aus finanziellen

Gründen kann damit weitestgehend ausgeschlossen werden.

- Für HegelsUmzug von Jena nach Bamberg kann angenommen

werden, daß Hegel sich die Mittel für einen Transport

auch größerer Mengen von Manuskripten leicht hätte

beschaffen können.

- Auch für den Umzug von Frankfurt am Main nach Jena

scheint es schließlich nicht wahrscheinlich, daß für

Hegel hohe Transportkosten ein zwingendes Motiv für eine

Vernichtung von Papieren gebildet haben können. Wie im

zweiten Teil dieser Untersuchung dargestellt, war es, da

die Transportkosten gemessen an den normalen Lebenshal­

tungskosten relativ gering waren, gang und gäbe auch

Güter von eher geringem Wert über große Strecken zu

verschicken. Zudem verfügte Hegel während der Zeit des

Umzugs von Frankfurt nach Jena über ein beträchtliches

Vermögen.

Es kann also mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlos­

sen werden, daß Hegel vor Umzügen aus finanziellen

Gründen gezwungen war, Teile seiner Papiere zu vernich­

ten. Eine mögliche Aussonderung von Papieren muß des­

halb, wenn sie stattgefunden hat, andere als finanzielle

Motive gehabt haben.

272

V. Bibliographiel~um Umzugswesen und zur Verkehrsge­schicht.e etc.

1. Topographie, Geographie, Statistik

a) Atlanten, Karten, Pläne, Lexika, allgemeine Literatur

Büsching, Anton Friedrich: Erdbeschreibung. 11 Bde. Hamburg 1754 - 1792

Cha.mphm und Baumann: Karte von Europa, mi t Beyfügung der Straßen, nach den neuesten politischen Verhältnis-sen. Leipzig 1810

Chauchard, C.A.: A General Map of the Empire of Germany, Holland, the Netherlands, Switzerland, the Grisons, ltaly. Corsica, and Sardinia. London: Stockdale 1800

Crome: Geographisch-statistische Darstellung der Staats­kräfte von den sämmtlichen zum deutschen Staatenbunde gehörigen Ländern. 4 Teile. Leipzig 1828

Gradmann, Robert: Sü~deutschland. 2 Bde. Stuttgart 1931, 1961 (= Bibliothek länderkundlicher Handbücher)

Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb: Historisch-stati­stisches Handbuch von Deutschland. 2 Theile. Gattingen 1801 - 1803

Hock, Johann Danie I Al bert: Po li ti sehe, statistische und geographische Tabellen. Amberg 1805

Hock, Johann Daniel Albert und Winkopp, P.A.(Hrsg.): Magazin fUr Geschichte, Statistik, Literatur und Topo­graphie der sämtlichen deutschen geistlichen Staaten. 2 Bde. Zürich 1791 - 1792

Lüdtke, Gerhard u. Mackensen, Lutz: Deutscher Kulturat­las. Berlin 1928 - 1938

151. Da wir uns bei dieser Untersuchung hauptsächlich auf zeitgenös­sische Reisehandbücher und Reiseberichte stutzen, haben wir, um deren Quellenwert einschätzen zu können, versucht, Rezensionen dieser Schriften zu ermitteln. Solche Rezensionen sind im folgenden immer dort angeführt, wo sie eine Aussage über die Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der gebotenen Berichte enthalten.

273

Pölitz, earl Heinrich Ludwig: Teutschland in geogra­phisch-statistischer Beziehung seit den letzten 1000 Jahr-en. Leipzig 1814

b) Topographie und Geographie einzelner Städte und Regionen

Tübingen~

Roder, Philipp Ludwig Hermann: Geographie und Statistik Württembergs. 2 Teile. Laybacb/Ulm 1788/1804

Bern, Kanton Bern, Schweiz: Coxe, W.: Briefe über den natürlichen, bürgerlichen und politischen Zustand der Schweiz. 3 Bde. Zürich: Drell, FUßli u. Cie. 1781 - 1792

Faesi, J.G.: Genaue und vollständige Staats- und Erdbe­schreibung der- ganzen Helvetischen Eidgenossenschaft, derselben gemeinen Herrschaften und zugewandten Orten. 4 Bde. Zürich: Drell und Geßner 1765 - 1768

Meiners, Christoph: Briefe über die Schweiz in 6 Thei­len. Berlin: Spener 1790152 , 1791 - 17922

Frankfurt/M., Hessen: Belli-Gontard, Maria: Leben in Frankfurt am Main. Auszü­ge der Frage- und Anzeigungs-Nachrichten (des Intelli­genz-Blattes) von ihrer entstehung an im Jahre 1722 bis 1821. 10 Tle. in 2 Bdn. Fra.nkfurt./M. 1850 - 1851

Fichard, J.C.v., gen. Baur von Eyseneck: Die Entstehung der Reichsstadt Frankfurt, und der Verhältnisse ihrer Bewohner. Frankfurt/M.: Andreä 1819

Voelker, Heinrich (Hrsg.): Frankfurt am Main. Die Stadt Goethes. Frankfurt/M. 1932

152. in der Rezension des dritten Teils in der ALZ vom März 1792, p. 569 - 574, heißt es: "Die Fortsetzung eines Werks, über dessen vorzüglichen Wert unter den vielen Schweizerreisebeschreibungen des vorigen Jahrzehnts die allgemeine Stimme des Publikums längst entschieden hat. ft

274

Bamberg und Nürnberg. Bayern: Daisenberger, J.M.: Geogr. HancHexikon vom ..• Kgr. Baiern, Augsburg und Regensburg. 0.0. Selbstverlag 1811 Götz, Wilhelm: Geographisch-Historisches Handbuch von Bayern. München 1903

Riedl t A.v.: Reise Atlas von Bajern oder Geogr.-geometr. Darstellung aller bajerischen Haupt- und Landstraßen mit den daranliegenden Ortschaften und Gegenden. 2 Bde. München: Verlag des Verfassers 1796 - 1806

Neues Ta.schenbuch von Nürnberg. Enthäl t eine topogra­phisch-statistische Beschreibung der Stadt. 2 Bde. NUrnberg: Riegel und Wießner 1819 - 1822

Heidelberg. Baden: Geographisch statistisch, topographische Beschreibung von dem Kurfürstenthum Baden. 4 Teile. Karlsruhe: Ch.F.Müller 1804

Berlin: Leonhardi: Erdbeschreibung von Preußen. 7 Teile. Halle 1791

2. Verkehrswesen:

a) Bibliographien:

Müller, W.: Schrifttum zur Verkehrsgeschichte Frankens und der angrenzenden Gebiete. (= Nürnberger Forschungen Bd. 9:1 Nürnberg 1965

Verzeichnis der an der Hochschule für Verkehrswesen 'Friedrich List' eingereichten Diplomarbeiten, 1964 zusammengestellt von der Hochschulbibliothek. Dresden 1964

b) Allgemeine Literatur

Als die Schranken fielen. Der deutsche Zollverein. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz zur 150. Wiederkehr der Gründung des deut­schen 201 !vereins 1834. Katalog' iS3 Mainz: von Hase und Koehler 1984

Feuchtinger, Max Erich: Der Verkehr im Wandel der Zeiten seit. d •• lahre 1000. Dissertation. Stuttgart 1937

153. cf. Gotta, F.: Mit Peitschenknall in eine neue Zeit. Am 1. Januar vor 150 Jahren wurde der Deutsche Zollverein Wirklichkeit. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.1983, p. 13

275

Fischer, F.C.J.: Geschichte des deutschen Handels und der Schiffahrt, Erfindungen, KUnste etc .•• 4 Teile. Hannover 1785 - 1792

Gül ieh 1 Gustav 'Ion: Geschichtl iehe Darstell ung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaus der bedeutendsten handel treibenden Sta.aten unserer Zeit. 2 Bde. Jena: Frommann 1830

Griept W. und Jäger, W. (Hrsg.): Reisen im 18. Jahrhun­dert. Neue Untersuchungen. (= Neue Bremer Beiträge, Band 3) Heidelberg: Winter 1987

Heeren: Ideen über die Politik, den Verkehr und den Hande1 der vornehmsten Völker der alten Welt. Göttingen 1815

Lotz, W.: Die Verkehrsentwicklung in Deutschland von 1800 - 1900. (= Aus Natur- und Geisteswelt, Bd. 15) Leipzig 1920

Perrot, H.: Zur Geschichte des Verkehrswesens. Rostock 1871

Sax, E.: Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirt­schaft. 2 Bde. Wien 1878 - 1879

Schadendorf, Wulf: Zu Pferde, zu Wagen, zu Fuß. 1000 Jahre Reisen. München 1958

Schedei, Joh. ehr.: Hist. Handbuch fUr Kaufleute oder darstellendes Gemälde des Handels und Verkehrs, die jetzt Europa mit den übrigen Weltteilen unterhält. Lübeck 1793

Staedler, A.: Verkehrsleben im Zeitalter Goethes. in: Deutsche Verkehrszeitung, 1932, Ausgabe A, p. 245ff.

Weis9 t Alfred: Vom Wildpfad zur Motorstraße. StreifzUge durch die Geschichte des Verkehrs. Berl in 1933

Wolff, Theo: Vom Ochsenwagen zum Automobil. Geschichte der Wagenfahrzeuge und des Fahrwesens von ältester bis neuester Zeit. Leipzig 1909

c) Literatur zum Verkehrswesen in einzelnen Regionen, Städten etc.

Tübingen, Würtemberg: Beiträge zu den ältesten Wegen und Strassen, Posten und Poststrassen. in: Blätt.er des Schwäbischen Albvereins 15, p. 189 -192, und 17, p. 215

276

Haas, F.: Beiträge zur Geschichte des Altwürttembergi­sehen Verkehrswesens. Stuttgart: Kohlhammer 1918 Pfaff t Kar): Beiträge zur Geschichte des Strassenbaus, des Post- und Botenwesens in Würtemberg. in: WUrtembergische Jahrbücher 1859, 2, p. 89 - 129

Frankfurt, Hessen: Dietz t A.: Frankfurter Handelsgeschichte. Bd. 3, Frankfurt/M. 1910

Bamberg und NUrnberg. Bayern: Hald, Karl: Alt-Nürnbergs Verkehrswesen seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Nürnberg 1929

Karzendorfer. Adalf: Bayerischer Verkehrsgeschichte­atlas. in: Al"chi'! fUr PIJst.geschichte in Ba.yern, Jg. 1931

Nürnberger, G.A.: Sammlung einiger nürnbergischen Han­delsgewohnheit.en ••• Nürnberg 1846

Baden: Löffler, K.: Geschichte des Verkehrs in Baden von der Römerzeit bis 1872. Heidelberg: Winter 1910

3. Transport-, Fracht- und Speditionswesen

a) Bibliographie:

Das Schrifttum des Speditionswesens und benachbarter Gebiete. Verein deutscher Spediteure, Anlage zum Ge­si::häftsbericht 1929/30.

b) Allgemeine Literatur:

Biedermann. K.: Deutschland im 18. Jahrhundert. Bd. 2 Leipzig 1867, Aalen 1969

Bleibtreu: Lehrbuch der Handelswissenschaft. Karlsruhe 1830

BUsch t J.G.: Sämtliche Schriften Uber die Handlung, Bd. 5. Hambul"g 1826

Ersch, J.S. und Gruber, J.G.: Allg. Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Ber 1 in 1818 -Artikel 'Hauderer' in der Il. Section, 3. Theil.

Franek, Fritz: Gütertransport und Spedition im Wandel der Jahrhunderte. Wien 1961

277

Gerstner, F.A.: Zwei Abhandlungen über Frachtwagen und Straßen. Prag: Calve 1813

Hald, Karl: Zur Geschichte des Spediteur-Rechts. in: Speditions- und Schiffahrts-Zeitung, 1928, p. 859

Handwärterbucb der Staatswissenschaft, hrsg. von L. Elster, Bd. 8. 1928 Artikel 'Transportwesen'

Herfeldt, Johann von: Die Transportwissenschaft oder Versuch das Transportwesen nach edlen Zweigen, in Rück­sicht auf Gesetzgebung, Einrichtung und Verwaltung, als eine eigene Wissenschaft darzustellen. Frankfurt/M. 1834

Körner~ K.: Die Entwicklungsgeschichte des Speditionsge­schäfts. in: Speditit:ms- und Schiffahrts-Zeitung, 1927, p. 345

Kröncke, R.K.: Versuch einer Theorie des Fuhrwerks, mit Anwendung auf den Straßenbau. Gießen: Ferber 1811

Krünitz, J.G.: Qekonomisch-technologische Encyklopädie. 242 Bde. Berlin 1782 - 1834 Artikel 'Brief' in Bd. 6, p. 658 - 704 ~Effekten' in Bd. 10, p. 110 'Fuhre', 'Fuhr-Mann'etc. in Bd. 15, p. 425ff.; • Haudern' in Bd. 22, 1781, p. 261; 'Koffer' in Bd. 42, p. 366 - 377 ·Kutsche' in Bd. 57, 1792, p. 234 - 610; 'Post' in den Bdn. 115 u. 116; ·Reise' in Bd. 122; 'Spedition' in Bd. 157, 1833, p. 43 - 56; 'Transport· in Bd. 187, 1845, p. 1 - 50.

Meyer, E.: Frachtbuch für Kaufleute und Spediteure. Weimar 1801

Müller, J.N.: Vom Fuhrwesen'2 Gijttingen 1787, Leipzig 1801

Müller: Geschichte des modernen Speditionswesens. Wien 1912

Mjjnt.eJ'~ C. E.: r.as Frachtfahrer-Recht. 2 Tei le. Hannover 1798

PIJppe. J .H.M.: Die Fuhrwerke, ihJ'e verschiedenen Arten, ihr Bau nach den besten Grundsätzen und neuesten Erfah­rungen nebst mancherlei Einrichtungen derselben zur Kraftersparniß, Sicherheit und Bequemlichkeit. Stuttgart.: Hoffmann 1828

278

Preißler, J.: Noth- und Hilfebüchlein für Fuhrleute zu Hause und auf der Reise. Nebst einem Anhang, enthaltend das Nöthigste über Straßen-, Fuhrmanns- und Frachtrecht. IlJl\enau: Voigt 1825

Real, J.: Die Transportmittel der alten Zeit bis zum Aufkommmen der ersten Eisenbahnen. in: Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern, 20, o.J.

Rössier, H. und Günther, F.: Sachwörterbuch zur deut­schen Geschichte, Münc:hen 1958 Artikel 'Transport'

Der Spediteur. Darstellung seiner Geschäftsführung, seiner Rechte und Pflichten. Nürnberg 1841

Taschenbuch für Fuhrleute und Kutscher. Stuttgart: Cotta 1892

Thö}: Das Transportgewerbe. Leipzig 1880

Vadnai~ E.: Die Geschichte des Speditionsgeschäftes. Von den Uranfangen bis zu seiner heutigen Gestaltung. Budapest 1925

Wengier, F.A.: Beitrage zu der Lehre vom Speditionsge­schäfte für Juristen und Kaufleute. Chemnitz 1860

Zangen, C.G.v.: Kurze Erörterung der Frage: Was für eine Klage wider einen Fuhrmann statt finde, welchem die zum Transport und (zur) Ablieferung bedungenen Sachen wegge­kommen? 154 Gießen: Heyer 1798

c) Literatur zum Transport- und Speditionswesen in einzelnen Regionen, Städten etc.

Bolte~ J.H.: Anleitung zur Kenntniß des öffentlichen Geschäftsgangs in den Preußischen Staaten. Berl in: Hei nburg 1784~ 1804, 1805, p. 244 - 252: 'Beförderungsmittel des Handelsverkehrs'

Kjjnigs~ WU ly: im Na.men und Geleite Gottes. Eine Studie über Fuhrmannsbriefe des 18. und 19. Jahrhunderts. Nürnberg 1967

154. Rezension in der ALZ vom März 1799, p. 655f.

279

Rauers, F.: Bremer Handelsgeschichte im 19. Jahrhundert. Bremer Handelsstatistik vor dem Beginn der öffentlichen administrativen Statistik in der ersten Hälfte des 19. J ahI' hundel'ts. Bremen 1913

Rotb. J.F.: Geschichte des Nürnbergisches Handels. Tei I 4 155 Leipzig 1802

4. Postwesen

a) Bibliographien:

Schrifttum über das deutsche Postwesen, 0.0., o.D.

Wolpert, H.: Schriften über das deutsche Postwesen. Münc:hen 1937

Wolpert, H.: Bibliographie der würtembergischen Postge­schichte 1563 - 1953. Ein Versuch. in: Archiv für deutsche Postgeschichte 1954, Heft 2, p. 34 - 51; 1955, Heft 1, p. 40 - 50

b) Allgemeine Literatur

Aus der Geschichte der Post. München 1924

Baedecker, Dietrich: Zur Geschichte des Reisehandbuchs. in: Wagner, Karl: Georgraphische Ausstellung des deut­schen Buchgewerbevereins. Leipzig 1921

Cotta, : Fragment über das neuere deutsche und ältere, besonders römische Postwesen. Wetzlar 1786

Geschichte der deutschen Post. Teil 1 (19. Jahrhundert). R.v.Deckers Verlag 1928

Handwtirtel'buch des Postwesens. Berlin 1927

Kla.gen von zwey Reisenden über das Postwesen in einigen Deutschen Gegenden. in: Schlcizer's Sta.atsanzeiger, 4. Heft, p. 229

155. rezensiert in der ALZ vom Juli 1803, p. 172 - 173. Dort heißt es: " .•• es gibt der Angaben viele, die nicht nur bisher weniger bekannt sind, sondern auch für das größere Publikum nicht unbedeutend sind. ( ... ) Die Berichtigung einiger unbedeutender Fehler, auch einige Ergänzungen ••. schließen den letzten Band dieses für den Ausländer nicht unwichtigen, für den Einheimischen aber fast unentbehrlichen Werks."

280

Piendl, M.: Thurn und Taxis 1517 - 1867. Zur Geschichte des fürstlichen Ha.uses und der Thurn und Taxisschen Post. (= Archiv fUr deutsche Postgeschichtel/67) Frankfurt/M.: Gesellschaft fUr deutsche Postgeschichte 1967

Pütter, J.S.: El·jjrteJ·IJngen des deutschen 5taats- und FUrstenrechts. 1. Heft: Vom Reichspostwesen. GiltUngen: Vandenhoeck und Ruprecht 1790 cf. dazu: Ober das Taxissche Postwesen gegen Putter. Hildburghausen 1792

Radclw~ Hans: Handwörterbuch des P'JS t.wesens. 2. Auf I. Frankfurt/M. 1953 - 1956

Reinbold, P.F.C.: Ober das PIJst.wesen und die Art und Einrichtung desselben in Hinsicht auf das allgemeine Best.e, den Nutzen und die

1.equemJichkeit des Publikums.

Göttingen: Dieterich 1803

Sebastian, F.: Thurn und Taxis. 350 Jahre Post. Hannover: Wilkens 1948

Stephan, H.v. und Sautter, K.v.: Geschichte der deut­schen Post. Teil 1. Geschichte der preußischen Post. Nach authentischen Quellen bis 1859 bearbeitet. Neubear­beit.et bis 1868. Berlin: R.v.Decker 1859, 1928

Ober das Geheimnis der Posten. Frankfurt/M. 1788

Vom deutschen Postwesen. in: Gothaische Handlungszeitung, 1794, p. 329

Wolff. HelJmut.h: Die Postkurse zur Zeit des 'Biedermei-er' . in: wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther­Universität Halle Wittenberg, Ges.-Sprachw., Jahrg. V, Heft 3, p. 345 - 358, Ha 1I e 195.6

c) Das Postwesen in einzelnen Regionen, Städten etc.

TUbingen. Würt.emberg: Boxler, F.: Eine Reise durch 3 Jahrhunderte. in: Postgeschichtliche Blätter aus WUrtemberg, 1964, p. 11 - 14

156. rezensiert in der ALZ vom November 1803, p. 213f.: "Diese Schrift enthält zwar nichts, was nicht schon kundigen Postofficianten bekannt und in den Ländern, wo ein regelmäßiges Postwesen eingerichtet ist, ausgeführt wäre; sie kann jedoch den Vorgesetzten der PDstdirektorlen und Regierungsglieder, welche Postsachen zu behandeln haben, in vielen Fällen Auskunft geben •.. "

281

Die württ. Post vor 100 Jahren. :in: Schwäbische Chronik, 1906, NI'. 3, p. 5

Krämer: Beiträge zur Postgeschichte Tübingens. :in: Archiv tür Post und Telegraphie, 50. Jg., Berlin 1922

Reisen und Wandern in Württemberg vor 120 Jahren. in: Schwäbische Chronik, 1922, Nr. 45, p. 7f.

Rübsam: Alte Verodrungen Uber die Beobachtung des Post­geheimnisses im Württembergischen. :in: All'dliv tür- PIJSt und Telegraphie, 1893, No. 16

(Schaufelin, W.F.L.:) Württembergisches Chaussee-Gelds­Büchlein. Zur Belehrung fUr inn- und ausländische Passa­giere, ingleichen für Güter- und Landfuhrleute, welche sich der durch das Herzogthum WUrttemberg chausseemäßig angelegten Haupt-Post- und Kommerzialrouten bedienen. Stuttgart: Mäutler 1791

Scholl(e), F.A.: Das württembergische Postwesen, eine systematische Darstellung der Organisation der wUrtt. Postanstalt .•• , nebst einer Sammlung der auf das Postwe­sen sh:h beziehenden Gesetze, Verordnungen und Norma li­en' so wie einer Geschichte des württ. Postinstituts. Stuttgart: Metzler 1838

Wolpert, H.: Zeittafel zur Geschichte des würtembergi­sehen Post- und Fernmeldewesens. in: Archiv für deutsche Postgeschichte, 1953, p. 69 -7·3; 1954, p. ~36 - 41

Schweiz: Das schweizerische Postwesen bis zum Jahre 1812. Zotingen 1912

Hanse}ma.rm t F.: Das F'ost- und Ordinarienwesen in Schaff­hausen bis 1848. Sehaffhausen 1918

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Artikel 'Fischer'sche Post' und ·Postwesen l

Jezler, R.: Das Post-Patent des Stadtstaates Schaffhau­sen die Post-Regale des Kantons Schaffhausen und Nico­laus Klingenfuss, Wiederbegründer des Schaffhauser Postwesens. Sehaffhausen: Selbstverlag 1978

Mosel', M.: Das Schaffhauser Postwesen. Tha.yugen 1949

282

Jena, Weimar: Französische Sauvegardes fUr die Posten zur Zeit der Schlacht bei Jena 1806. in: Archiv fUr Post und Telegraphie, 21. Jg., 1893, p. 404 - 407

Bamberg und Nürnberg. Bayern: Hart, A.: Die Übernahme der Taxis'schen Reichsposten in Bayern durch den Staat. München 1925

Heidelberg. Baden: Englram, M.: Das Postwesen in der Rheinpfalz seit 1816. Speyer: Privatdruck 1913 Verordnungen über den Postverkehr im Großherzogtum Baden. in: Die Sammler-lupe, 29, 1974, p. 691 - 694

Weidlich, Hans A.: Thurn- und Taxissehe Lehnspost in Baden. in: Die Sammler lupe, 29, 1974, p. 288 - 289

Berlin, Preußen: Matt.hias, W.H.: Dar'stellung des Post.wesens in den König­lich preußischen Staaten. 3 Teile. Berlin 1812 - 1817

Holtze, : Bilder aus Berlin vor zwei Menschenaltern. in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlin, Heft. 35, 1895, p. 67ft.

d) 'Post- und Reise-Bücher', Reisehandbücher, Postrou­tenverzeichnissse. Pos~ucher, Post verzeichnisse, Post­reisebestimmungen etc.

vor 1790: Privilegirtes geographisches Hand- und Postbuch, oder geographisches Hand- und Postbuch .•• lngl. dem gesammten Publikum nöthigen und nützlichen Postcours und Spediti­onsnachrichten in 3 Theilen. Wien 1779

Neues Hand- und Reisebuch zur Unterweisung nützlicher Kenntnisse für Reisende. Nijrd l i ngen 1780

157. Geordnet nach dem Jahr des Erscheinens der ersten Ausgabe. Alle folgenden Ausgaben sind zusammen mit der ersten Ausgabe verzei I::hnet. Um den Quellenwert der Post- und Reisehandbücher beurteilen zu können, haben wir Rezensionen von ihnen zu ermitteln versucht. SIJfern sich Rezensionen finden ließen, sind diese im folgenden mit auf geführt.

283

Haubold: Topographisches Reise-, Post- und Zeitungs­Lexikon von Deutschland •.• 2 Teile. Leipzig 1782

Reichard. H.A.O.: Umständliche Nachrichten von dem Postwesen eiI5bger Länder, und der Art sie zu bereisen. Leipzig 1785

Neue Reisebemerkungen in und über Deutschland. Halle 1786 - 1791

Posttabelle, oder Verzeichniß der Poststraßen von Deutschland, und einigen andern Ländern, aus den besten Postcharten zusammengetragen. Frankfurt/M. 1786

Heidegger, Heinrich: Handbuch für Reisende durch die Schweiz. Zürich: Drell, Gessner, FUssli 1787 - 1790, 1791, 1796

Heidegger, Heinrich: Ueber das Reisen durch die Schweiz, oder kurze Anleitung für Ausländer, welche sich mit Zeit- und Kostensparung einige der merkwürdigsten Alp­Gegenden bereisen wollen. Bey trag zum Handbuch für Reisende. Zürich: Drell, Gessner, FUssli 1787, 17911W

Eltester, O.C.: Nachweisung der Ortentfernung nach den Postkursen, nebst einer allgemeinen Portoberechnung von Berlin ab auf alle Handlungsplätze Deutschlands, und auf die vornehmsten Städte in Europ~. 1.798. 3160 Berlin: Selbstverlag 1789, 17910,

1790: Diez 1 r.M.: Allgemeines Post-Lauf- und Strasenbuch durch das ganze Heilige Römische Reich u. einige angränzende Länder ••• Frankfurt/M. 1790, 1791, 1795, 1809

158. cf. Baedecker: Zur Geschichte des Reisehandbuchs .•. , p. 21: "Den praktischen Bedürfnissen einer schneller lebenden Zeit entsprachen elie Reisehandbücher des Gothaischen Kriegsrats H.A.O. Reichard (1751 - 1828), eines vielgereisten und noch mehr belesenen Mannes: Handbuch fUr Reisende, Der Passagier auf der Reise in Deutschland und einigen angränzenden Ländern (1801, ••• 19. Auflage 1861). Die französische Obersetzung des Passagiers wurde in den napoleonischen Kriegen von vielen Offizieren der französischen Armeeen benutzt." 159. in der Rezension der zweiten Auflage dieses Buches in der ALZ vom November 1792, p. 299 - 303, heißt es: "Der Verfasser ••. verdient, sowohl für die äußerst mühevolle Einrichtung, als auch für die in dieser Ausgabe angebrachten Verbesserungen dieses Handbuches von jedem Reisenden wahren Dank, indem dasselbe, ungeachtet seiner fast unvermeidlichen Mängel, jedem, der die Schweiz besuchen will, fast unentbehrlich ist. ff

160. Der Rezensent in der ALZ vom Dezember 1790; p. 718 - 720, lobt die große Zuverlässigkeit der Nachrichten in diesem Buch.

284

1791: Elwe~ J.B. und Langeveld, D.M.: Volkomen reis-atlas van geheel Duitschland ••• Benevens eene zo beknopte als volledige'Geographische beschrijving van het gantsehe Duitsche Rijk. Amst.e:rda.m: EI we 1791

Gilbert, L.W.: Handbuch für Reisende durch Deutsch­land .•. , 3 Tei le. Leipzig 1791 - 1795

Le guide des VoyageHns en Suisse. Paris und Genf 1791

Post-Tabellen oder VerzeichniS derer Post~Strassen von Deutschland und einigen anderen Ländern. Frankfurt/H. 1792

Taschenbuch für Kaufleute, welche die Leipziger Messe besuchen. Bremen 1792

1793: Allgemeiner Wegweiser oder Post- und Reisebuch durch Deutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz und andere angränzende Länder' 2 Nürnberg 1793, 1801

Ebel, J.G.: Anleitung auf die nützl ichste und genußvoll­ste Art in der Schweiz zu reisen. 21~eile. Zürich: Orell, Gessner. Füssli 1793

Güssefeld, F.L.: Wegweiser durch ganz Deutschland .•• Nürnberg 1793

Reichard, H.A.O.: Guide des voyageurs en Europe. 2 Bde. Weimar 1793, 1802, 1805, 1807, 1810, 1813,1818, 1819, 1828

1794: Alig. Post- und Reisebuch. nebst einer richtigen Anzeige aller in ganz Europa gangbaren Münzsorte, Gewichte und Eil enmassfs ••• Wien 1794

161. Rezension in der ALZ vom Januar 1792, p. 130 - 134. Der Rezensent "wünscht gar sehr, daß die Distanzen besser und sicherer angegeben wären". "Sollte jed dieser Gudie du Voyageur, ••• ins Deutsche übersetzt, oder, welches er immerhin verdient, von Reisenden gebraucht werden; so hofft Rec. durch die Anzeige einiger eingeschlichenen Fehler, nichts überflüssiges zu thun." 162. Rezension in der ALZ vom Oktober 1794, p. 221ff.

285

Erhardt. F.G.: Nachweisung der Ortentfernungen nach den Postkursen nebst einer allg. Portoberechnung von Leipzig ab. auf alle Handlungsplätze Deutschlands ••• Dresden: Churfürstl. Hofbuchdruck 1794

Itinerarisches Handbuch oder ausführliche Anleitung die merkwürdigsten Länder Europas zu bereisen, nebst einer Obersicht der gewöhnlichen Reiserouten und Postcourse. BeI' lin 1794

Sammlung verschiedener Postrouten für Reisende von der Residenzstadt München. MUnc:hen: Fr'anz Seraph HUbschmann 1794

1795: Almanach ZtH' KenntnU~. der Pr'eue.. Staaten für Reisende und Einheimische. Berlin: Spener o.J. (1795)

Post- und Reise-Geographie von ganz Sachsen und dessen angr-änzenden Ländern. Leipzig: Schladebach 1795

1796: Allgemeines Post- und Reisebuch von Deutschland und Einigen Angrenzenden Ländern. Frankfurt/M.: Streng 1796 Lenz. A.: Neu bearbeitetes Post und Reisebuch ••• Wien 1796, 1810

Leonhardi: Handbuch fUr Reisende durch die sächsischen Lande mit einer Landeharte. Le i pd g 1796

Nachrichten für Reisende in der Schweiz. Bern. Basel. ZUrich. Schaffhausen, St. Gallen 1796

Riedl. A.v.: Reise Atlas von Bajern •.• München: Selbstverlag 1796

Tägliches Taschenbuch für alle Stände für das Jahr 1796. Gotha: Ettinger 1796 p. ~i - 69: Poshouten; p. 70 - 74 Post-Nachrichten

1797: Grüner, Christoph Siegmund: Reisen im Vaterlande. 3 Teile. Kijnigsberg und Leipzig 1797

Schwarzrock. Joseph: Postwagens Reisebuch. Kla.genfur't 1797

1798: Postbuch von Deutschland und etlichen andern Ländern. Braunschweig: Schräder 1798

286

Verzeichnis der Poststrassen, auf welchen man von Stutt­gart aus nach den merkwUrdigsten Städten Deutschlands und der angränzenden Länder kommt. St.uttgal't.: Ebner 1798

1799: Tägliches Taschenbuch fUr alle Stände für das Jahr 1799. Gotha 1799 p. 2 - 77: 772 Postrouten

1800: Fick, J.C.: Taschenbuch für Reisende jeder Gattung durch Deutschland auf das JarrlSt800. Erlangen: Wal t.her 1800

Handbuch für Reisende mit Anzeige der vorzüglichen Reisel'lluten. Leipzig 1800

Tägliches Taschenbuch fUr alle Stände auf das Jahr 1800. Gotha 1800

1801: Krebel, G.F.: Die vornehmsten europäischen Reisen. 4 Bde. 16 LUneburg 1801

Reichard, H.A.O.: Der Passagier auf der Reise in Deutschlan~ und ~i~~gen angränzenden Ländern. 1801, 1804 t 1806

1802: Da LlJca' 50 neuestes Reisebuch. Entha.J tend die Postcourse nach den vftffinehmsten Städten und Handelplätzen ... Wien: 1802

163. Der Rezensent der ALZ vom Juni 1800, p. 711f., schreibt: "Die Nachrichten von etwa 200 deutschen Städten nehmen hier, wie in der frÜhern Ausgabe, den grHßern Teil des Werkchens ein, und sind so brauchbar, daß der Reisende schwerlich irgendwo so viel Unterricht auf einem so kleinen Raume finden wird. Aber der Verbesserungen ungeachtet finden sich auch in dieser neuen Ausgabe Irrungen in Menge." Die Ausgabe von 1809 befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem 01'. Herrn Seebeck hinterlassenen BUcher-Sammlungen •.. , Berlin 1832, Sectio I, VI. Vermischte Schriften, NI'. 1539. 164. Rezension in der (Jenaischen) ALZ vom Dezember 1807, p. 1207f., Der Rezensent hält Kritik nur "hier und da im Detail" für nötig. 165. 1n der- Rezension in der ALZ vom JuI i 1803, p. 79f., heißt es: "Wenn dies eine verbesserte Auflage ist, so möchte Rec. wohl die erste sehen, die doch noch mehr Fehler haben muß, als die gegenwär­tige, in der sich hin und wieder unverzeihliche Nachlässigkeiten finden. Niemand wird Rec. zumuthen, so ein Werk ganz zu lesen •.• "

287

Kläbe, J.G.A.: Allgemeiner Unterricht zum Gebrauch bei allen Wa.aren, .•• Hit Nachrichten für Reisende, wodurch es zugleich als Post- und Refsebuch zu gebrauchen ist. Dresden: Hilscher 1802, 1809

1803: BeckeJ'1 ICA.: Ne\S~s Post- und Reise-Taschenbuch. Jena: Stahl 1803

Lantier, E.-F.: Les voyageurs en Suisse. 3 Bde. Paris: Buisson 1803

CRaabe1 A.H.:) Die Postgeheimnisse oder die hauptsäch­lichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versen­dungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Ver­lust zu vermffi}den. Leipzig 1803

1804: Tägliches Taschenbuch für alle Stände auf das Schaltjahr 1804. GIltha. HW4

1805: Bischof, J.: Allgemeines Po.st- und Reise-Handbuch durch Deutschland, Frankreich, Holland, Helvetien, Italien und andere a.ngrenzende Lib~der. Nürnberg: 1805, 1816

Nouveau Voyage dans le Nord et le Midi de J'Allemagne. Paris-Nurembourg 1805

Post U. Reise-Handbuch Hit Nachrichten tiber Volksmenge, Sehenswürdigkeiten .•. Leipzig: Leo 1805

166. In der Rezension in der ALZ vom September 1803, p. 688, wird betont, daß dieses Postbuch in "dem, was sich bloß auf Jena be­zieht, die Sachsen-Weimarsche. und die Kurftirstlich-Sächsische Postordnung" sehr tauglich, sonst aber zweifelhaft und veraltet ist. 167. In der Rezension in der ALZ vom Januar 1803, p. 39f. heißt es: "Die Klagen Klagen und Beschwerden über Postwesen und Postbedien­stet.e, und die Verdrüs 1 ichkeiten, Zänkereyen und Streiti gkeiten zwischen den Post-Officianten, den Reisenden und denen, welche mit der Pelst et.was versenden oder empfangen, wiederholen sich bis zum Ekel. Es war daher ein nützliches Unternehmen, das Publicum tiber die die Verfahrungsweise zu belehren, so wie es in der vorliegenden Schrift unter dem angeblichen Druckorte, höchstwahrscheinlich selbst aus der Feder eines grtindlich unterrichteten Post-Offician­ten, jedoch mit Unparteylichkeit, ausgeführt worden." 168. 1n der' Rezens ion der ersten Au f I age von 1805 inder ALZ vom November 1807, p. 942 - 944, wird anerkannt, daß die Angaben in diesem Buch ~vollständiger, umfassender, richtiger und zweckmäßi­ger" als in dem herangezogenen von Dietz sind, es wird aber betont, daß ffdennoch dieses Werk nichts weniger als vollendet ist. Viele Angaben sind nicht bloß unrichtig, sondern auch unvollständig."

288

Taschenbuch fUr Fremde in Leipzig .•• nebst einem Anhange, we I ehe r Pos t - und Re i se routen von Le ipz i g ... ent hä I t. Leipzig: Weigl 1805

1806: Jäger, H.A. und Dietze, K.E.: Das neueste und vollstän­digste Post- und Reise-Handbuch durch ganz Deutsch­land ••• Leipzig o.J. (1806)

Reiehard, H.A.O.: Kleiner deutscher Städte-Atlas. Ent­haltend die Grundrisse von dreissig Städten. Nebst einem Textet als Beilage die Posteinrichtungen betr. Hamburg 1806

1807: Engel mann, J.B.: Taschenbuch für Reisende durch Deutsch­land und die angränzenden Provin~n (Länder). Frankfurt/M.: Wilmans 1807. 1821

1813: Kleines Reistasehenbuch oder die Post- und Reiserouten durch Deutschland nach Frankreich, Holland, Preußen, ltaJien und die Schweiz. Leipzig: Hinrichs 1813

1818: Taschenbuch für Reisende durch Deutschland. Berlin: Schlesinger 1818

Heidemann, [.W.: Handbuch der Post-Geographie von Deutschland. Ersther Theil, diejenigen Länder enthal­tend. in welchen Fürstl. Thurn- und Taxis'sche Posten sich befinden. Sondershausen : VI)! gt 1822

1819: Postkalender der Preußischen Staaten nebst Anliegern fUr das Jahr 1819. Berlin: Dümmler 1819

1820: Fick, J.G.: Neues Handbuch tUr Reisende jeder Gattung. NUrnberg: Campe 1820

1821: Handbuch für Reisende durch das Königreich Bayern. 4 Bde. Münc:hen 1821

169. Rezensiert in der (Jenaischen> ALZ, 1807, p. 1091f .• Nach Meinung des Rezensenten "hat Hr. E., was er hier liefert, aus andern BUchern weder zweckmäßig noch richtig abgeschrieben. Die Postrouten sind weder vollständig noch richtig. ( .•• ) Eine Menge Namen ist ganz entstellt."

289

Postrouten durch Teutschland und die angrenzenden Län­der. Frankfurt/M.: Wilmans 1821

1826: PI)SlrclUten durch Deut.schland und die angränzenden Län­der. Fra.nkfud.: Wi Imans 18263

e) Postkarten (in der Reihenfolge ihres Erscheinens):

1786: Nouvelle earte Geographique des Postes d'Allemagne et des provinces limitrophes ••. Nurnberg: Homan 1786

1793: Cart.es des Postes d'Allgemagneet des Etats voisins. o. O. 1793

1794: Neue Geographische Garte der Kayserlichen Reichs- und angrenzenden Posten. Augsburg: Haysdorf 1794

1795: Diez, f.N.: Neue Post.karte von Teutschland, zum allge­meinen Postbuch von Teutschland. Frankfurt!H. 1795

1796: Gussefeldt, F.L.: Neue und vollständige Postearte durch ganz Deutschland und die benachbarten Länder nach den bewährtesten Nachrichten. Weimar: Geographisches Institut 1796

P')slkarte dur.;-h ganz Deutsch land. Wien 1796

1800:... Diezsch, W.: Neue Post Karte von Deutschland und dessen angrenzenden Ländern.

1801 : Matthias, W.H.: Post Karte von Deutschland und dessen angrenzen~en Ländern in Absicht der Post-Course in den Preussischen Staaten berichtigt im August 1801 von ..• Berlin: Jäck 1801

Pi)stcurs lIon Deutschla.nd. o. O. 1801

1803: Neueste Post Karte von Deutschland. Augsburg: Walch 1803

290

1805: Pongratz, J.: Neueste Allgemeine Postkarte durch Europä­ischen Staaten .•. Wien: Moll 18G5 t 1807

Neue Postkarte von Deutschland nebst angrenzenden Län-dern.

1807: Güssefeldt, F.L.: Posteharte von Teutschland neu entwor­fen und berichtigt. Weimar: Geographisches Institut 1807

Neueste PostKarte von Deutschland. Augsburg: KB Kriegsministerium 1807

1813: Weiland, C.F.: Allgemeine Post Charte von Teutschland in 50 kleinen Sektionen .•. Weimar: Geographisches Institut 1813

1814: Knittel, Johann Ernst: Neueste Post Karte von Deutsch­land und den angrenzenden Ländern. NUrnberg: Friedrich Campe 1814

1816: Post Karte von Deutschland. Nürnberg: Steinsehe Buchhandlung 1816

GUssefeldt. Fr/rr': Die Königreiche Preußen und Polen. Nürnberg 1816

1818: Pflummern. L. Baron von: Postkarte von Deutschland und den angrenzenden Ländern. NUrnberg: Schneider und Weigel 1818

1819: Streit, F.W.: Charte von Teutschland nebst Angabe aller Poststraßen und Stationen nach den neuesten Begränzungen entliof foen und geze iffinet. .. 0.0.: Hinrichs 1819

Postkarte von Deutschland und den angrenzenden Laendern. Wien: Molla o.J.

170. Diese Karte befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem Dr. Herrn Seebeck hinter­~assenen BUcher-Sammlungen .••• Berlin 1832, Sectio I, VII. Landkar­ten, Nr. 41. 171. Auch diese Karte befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem Dr. Herrn Seebeck hinterlassenen Bücher-Sammlungen ••. , Berlin 1832, Sectio I, VII. Landkarten, Nr. 10.

291

f) Berichte über Reisen mit der Post.

Kleist, H.v.: Brief vom 1.4.1801 an Ulrike von Kleistin

Lichtenberg, G.C.: Vermischte Schriften nach dessen Tilde. Bd. 1, p. 85 - 92

Weiße, C.F.: Briefwechsel der Familie des Kinderfreun-des, Tei J 8 173 Reutlingen 1792

5. Reiseberichte

a) Bibliographien Beckmann, J.: Litteratur der älteren Reisebeschreibun­gen. 2 Bde. Göttingen 1807 - 1809

Fordham, H.G.: Les guides routi~res, itinerarires et cartes routitres de l'Europe 1500 - 1850. Lilie 1926

b) Allgemeine Literatur: Heilbronn, Ernst: Deutschlandreisen in alter Zeit. Frankfurt1M. 1934

Handbuch für junge Reisende des Handelsstandes. Darmstadt 1808

Schedel: Der Kaufmann auf Reisen. Leipzig 1784

c) Reiseberichte: Abegg, J.F.: Reisetagebuch von 1798. Frankfurt/H.: Insel 1976

Baader, K.A.: Reisen durch verschiedene Gegenden Deutschlands in Briefen. 2 Bde. Augsburg 1808

DibdLn, T.F.: A Bibliographical Antiquarian and Pic­turesque Tour in France and Germany. 3 Bde. Londcm: Pa.yne and Foss 1821

Eggers, C.U.D.: Bemerkungen auf einer Reise durch das sUdliche Deutschland, den Elsass und die Schweiz in den Jahren 1798 und 1799. ~. 4 Kilpenhagen: Prost 1803

172. enthält die Berechnung der Kosten einer Reise mit der Extra-Post von Berlin nach Paris 173. enthält auf den Seiten 151 - 156 und 174 - 195 die Beschreibung einer Reise mit der Post. 174. Rezension in der (Jenaischen) ALZ vom Dezember 1807, p. 1177 -1189.

292

Gley, G.: Voyage en Allemagne et en Pologne. Paris: Gide 1816

Halem, H.A.v.: Blicke auf einen Theil Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs, bey einer Reise vom Jahre 1790. 2 Teile. Hamburg: Bohn 1791

Heß, J~L.v.: DurchflUge durch Deutschland, die Nieder­lande und Frankreich. 4 Bde. Hamburg 1793 - 1797

Heß, J.L.v.: Fortgesetzte Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande .••• 3 Bde. Hamburg 1798 - 1800

Huber, H.: Wie Goethe reiste. in: Blätter für Literatur, Belehrung und Unterhaltung; Wochenschrift der Bayer. Staatszeitung, 1931, Nr. 22, p. 168ft.

Lavater, J.C.: Tagebuch seiner Reise durch das südliche Deutschland nach Kopenhagen.

Lijwentha.l, Max: Skizzen a.us dem Tagebuch einer Reise durch Frankreich, Großbritanien und Deutschland. 2 Bde. Wien: Wallishauser 1825

Maschek, F.: Goethes Reisen. Reichenber'g 1887

Meermann, J.: Reise durch Preussen, Oesterreich, Sicili­en und einige an jene Monarchie grenzende Länder ..• 2 Bde. Braunschweig: Schulbuchhandlung 1794

Nicolai, F.: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781. 12 Bde. 1783 - 1796 cf. Friedrich Micolai: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781. in: Tübinger Blätter, 17, 1922 - 1924, p. 3 - 12

Pückler-Muskau, H.v.: Briefwechsel und Tagebücher. Bd. 2: Reisetagebücher und vermischte Aufsätze. Hrsg. von L. Assing Hamburg 187·;3

Reindl, J.: Goethes Reisen mit dem Postwagen in Bayern. in: Archiv für Postgeschichte in Bayern, Jg. 8, 1932, p. 116ft.

(Röder, P.L.H.:) Reisen durch das südliche Teutschland und einen Thei! von Italien. 3 Bde. Leipzig und Klagenfurt: Crusius und Walliser 1789 - 1791

293

Rotenstein, G.E.v.: Lustreisen durch Bayern, Württem­berg~ ffa[z~ Sachsen, Brandenburg .•• in den Jahren 1784 - 1791. 3 Teile Leipzig 1792 - 1793

Russe!l, J.: Reise durch Deutschland in den Jahren 1820, 1821 und 1822. Leipzig 1825

Varnhagen vO~5Ense, K.A.: Tagebücher, Bd. 3. Leipzig 1861

Vulpius, W.: Goethe in Thüringen. 1955

Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Reisebriefe. Berlin: Lambert Schneider o.D.

Wahl ~ Ha.ns: GI)ethes Sl~hweizerreisen. Gotha 1920

Wigand~ J.H.: Meine Reise von Hamburg tiber Berlin, Leipzig usw. nach Heidelberg. Frankfurt/M. 1815

Witt, B.: Goethe als Tourist. in: Reise und Verkehrs-Zeitschrift, 1932, Nr. 6, p. 20ff.

Wolff, Hellmuth: Wie Goethe reiste. in: wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther­Universität Halle Wittenberg. Ges.-Sprachw., Jahrg. V, Heft 6, p. 967 - 1014, Halle 1956

175. p. 202f. über eine Reise mit Extrapostpferden.

294

Arbeitsergebnisse des Projekts 'Idealismusforschung' - Aufklärung der

Geschichte von Hegels Nachlaß

He 68/11-3

Inhalt

I. Dokumente zur Geschichte des Nachlasses

von G.W.F.Hegel ................................... 1

von Eduard Gans ................................... 153

von Karl Ludwig Michelet ..••••....••••.•.... 165

von Karl Rosenkranz ..•.•..•.•••...•...•.•... lS8

von Johannes Schulze ....••••..•.•..•••••••.. 174

Weitere Dokumente zur Geschichte von Hegels

Nachlaß und der Nachlässe seiner Schüler ......• 178

Die Erscheinungsdaten der einzelnen Bände der

'Freundesvereinsausgabe' und die Rezensionen

dieser Ausgaben ................................. 199

Die Nachkommen Hegels ..••.•••.••••.••••••••••.• 209

Zur Textgesta 1 tung .••...•...••••••..•...••..•.. 217

Personenregister .................. " .................. 219

I I. Untersuchungen zu Hege 1 s Umzügen •.•...•........ 226

erstellt von Stephan Saur