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Inhalt von: Hennings Philatelistische Mitteilungen Kurztitel/Autor Titel anonym Baden Bimbach, Heinrich Baden-Landpostmarken Ehret, Karl Theodor Baden-Fehldrucke 31.05.95 Liman Literaturmanager Seite 1

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Inhalt von: Hennings Philatelistische Mitteilungen

Kurztitel/Autor Titel

anonym Baden

Bimbach, Heinrich Baden-Landpostmarken

Ehret, Karl Theodor Baden-Fehldrucke

31.05.95 Liman Literaturmanager Seite 1

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MICHAEL ULLRICH

fUretMiH'T "P/u/'MturntLe Mf$ßiüiu9 &m JM

58

i Die Marken der altdeutschen Staaten waren von jeher das bevorzugte Sammelgebiet der deutschen und aller ausländischen Philatelisten.An Hand kurzer Berichte werde ich in meiner Fortsetzung das zum Abdruck bringen, was für den Allgeineinsainmler von besonderem Interesseist und beginne mit

Baden.

Aasgabe der badischen Postwertzeichen erfolgte am 1. Mai 18,r>l, die Einführungdagegen schon im Jahre 1850, die Gesamtauflage der I. Kommission (s. Aullage) warbereits am 23. Febr. I8.">1 fertiggestellt.

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WertstuleAusgabe

Tag und JahrAuflagehöhe

Stück

Katalogwert. O

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1 Kreuzer briiunl.

1 „ sämischü 2 | 291 780 100.— 85.—

100.- 100.—

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MICHAEL ULLRICH

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AusgabeTag und Jahr

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dunkelgelb1. VI. 1861 1 849 700 -.20

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18.-

40.-

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gelb 159 IHK) 1.50 2500.-

Orilf'W Maiken des GrofJhcrzogtun:s Baden wurden von dem llolbuchdiuckerL/I ULI\. Kasper in Karlsruhe gedruckt. Begonnen wurde Ende Dezember 1850.Der diesbezgl. Vertrag mit Kasper wurde seitens der Badischcn Regierung am 30. November 1850 unterzeichnet.

FVIi i lioi f cmorl/ m olo s'"«' '"-'' l'e" Ausgaben I8~'l—57 festgestellt und zwarJ-A.lillll.llälllll MIlclIL bei der Schrift, den Fekverzicrungen, außerdem sindauch Siecherzeichen vorhanden, welche durch piinklarligc Einschnitte des Bogenkreiscsoberhalb und unterhalb der Wertziffer ersichtlich sind.

P'i Icr'li! mrrrin '•'" reiches Ausbeutungsgcbiet Ihr die Fälscher waren von jeherI cUäL-liUllJ^CII. tue Marken Badens Die Marke Nr. 1 findet man olt als sogenannte Teilfälschung, indem man die eine Kreuzermarke der Ausgabe 1S53 (Nr.'5) oftmittels Kaifee braun gefärbt hat. — Von der I.andpostuiarke \2 Kreuzer ist eine Fälschung bekannt, welche durch die grobe Ausführung der l.inieneinfassuug ohne weiteresauffällt. Ferner 'findet man oft die sogenannte Stockach-Ausgabe (Nr. 16 A) nachgemacht,indem die gezähnte Marke verschnitten wurde. -- Seltener anzutreffen ist der Fehldruck der 9 Kr.-Maike grün (Nr. 10), welche durch chemischen Einfluß rur violcllrosaen9 Kr.-Marke verfälscht winde. — Unzählig sind die Falschsteinpcl, welche besondersbei den I« Kr. und 30 Kr. festzustellen sind Außerdem sind 9J"„ aller gestempeltenLaudpostmarken mit falscher Abstempelung im Handel.

NJpi \c\ ri \c\( P wurden amtlich in den Jahren 1866/67 hergestellt, welche unler-1VCUUI UL.K.C .schiedlich gegenüber den Originalen in abweichenden Farben undauf dickerem Papier gedruckt sind. Fs sind folgende Werte bekannt:

Michel Nr. 1 2a 3a 5 6 7 8

Ktg.-Preis M~k. 5,- 5,— 6,— 5,- "6- 3,50 6,— Mk7RoIt Irin !/-»!/ r\ Ueber den Fehldruck (Nr. 4a) und der Stockach-Marke (Nr 16 A)1 UIIUrilCKt. berichte ich später.

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MICHAEL ULLRICH

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Baden-Fehldrucke.Von Prof. Dr. Karl Th. Ehret. Offenburg. Bd.

marken von Baden". Merlin l«U. Vorlag l»r. Umii-ken -Handbuch. 11. Aufl.. KohlH Vertag. Kerlln.

Handelt es sich doch um Schätze, die wirals Eigentum nie werden für unsere Sammlung erwerben können, es sei denn durchGtückszufall und da ist auch heute

noch manches möglich.Der Fehldruck Baden 9 Kr. grün —

Die meisten Sammler kennen die Existenzdieses Fehldiucke» wohl nur aus den Kata

loger, die ihn als Baden 4» und mit irgendeiner mehrstelligen Zahl als Preisbewegungaufführen Daß sich diese Zahl zwischen4000 und 10000 Goldmark herum bew-gt »),ist sehr nebensächlich; man dürfte getrostein Vielfaches annehmen, ohne den Selten-heilagrad zu überschätzen.

FortaeUuiiff Salto I.

Kenatzte Literatur: <'. Lindenbertr. „IMe llrlefdick«. - Kolil» Hrlefinni

In unserer materiellen Zeit, die «ich, besonders während der schweren Heimsuchungder Inflation, ausbeutend auf das Gebiet derPhilatelie gestürzt hat. scheint es nicht gut.neue Seltenheiten aulzuzrigen, und so demernsten Sammler ohne den gioÜen Geldbeuteldas Leben noch saurer zu machen.

Indes, was im folgenden besprochenwird, — dem Spezialisten seit langem keinGeheimnis, dem, der es weiden will, wertvolle Fingerzeige, — kommt dem „Speku-lalionsaammler" nicht zugute, («en groa-Auf-ksuf" ist unmöglich), bedeuiet demnach keineSchädigung „de* kleinen Mannes", also jenerSammler, zu denen wir uns zumeist zählen.

•) Kohl 7500. — Heß 100C0. — Mich.l 4000.

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MICHAEL ULLR

MEE03S3S1Damit wäre getagt, daßder Fehldruck 6 Kr- 8T"nnicht nur die aeltemleBadenmatke natürlich,»ondern eine der se'tens-ten Marken überhaupttat. die alle Raritäten beiweitem an Weit über-trifft u. in Schatten »teilt.

Sie darf neben die Mauritius Posi-Office ges'ellt werden, zumal e» «ich auchkünstlerisch um eine schöne Marke in Zeichnung und Papier (das feine dunkle Blaugrün)handelt Eine allererste Seltenheit also: sinddoch einwandfiei nur bekannt geworden:

1. ein lose» Stück (bezw. auf knappem,keine weiieren Anhaltspunkte gebendemBfiefstück sitzend — praktisch in unseremFalle also lose) mit Nummernstempel 2Achern

2. ein Ganzbrief mit der besprochenenMarke: sie Irägt den Nummernstempel 10bOrschwrier. und ist auf dem Biief mit Kaslen-stempel (eirigcf <Gter Lang.tempel zweizeilig)„Orschweier 20. Jul. 51." datieit es ist diesder Brief, wie ihn unsere Abbildung zeigt:er befindet sich im Reichsposimuaeum.

ORSCHWEIER.20.Jul.51.

3. ein Ganzbriel mit dem gleichen Fehldruck, der diesmal den Nummernstempel 41Ettenheim zeigt, und als Aufgabe Ortstempel(Doppelkreis) „Ettenheim 25. Aug 5'." angibt. Der Brief nebenstehender Abbildung.

Es soll aus der Ferrari-Sammlung stammenund von Herrn K. in Pf erworben wirden•ein. befindet sich demnach ebenfalls indeutschem Eesitz.

Einwandfrei blieben 80 : ein Ganzbrief ausOrschweier, ein zweiter aus Ettenheim, dazudas knappe Briefstück aus Achern, im ganzenalso drei Stück, — gewiß Grund genug, Baden4° als allererste Seltenheit auszusprechen t

Was sonst als Fehldruck 9 Kr. grün gezeigt oder auf den Markt gebracht wordenist, hat sich nicht zu behaupten vermocht.

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Allerjüngst hat man dem losen Stück derFerra'i-Sammlung (abgebildet und besprochenMarken- und Ganzsachenzeitung, vgl. Nr. 2/319^3 s S. 31/32) die Echtheittglone genommen, das schon dadurch als gerichtet erscheinenmußie. weil es ohne jegliche Sonderauf-Kihrung in einem ..Sammellos" aller Baden(übrigens ein Kapitel für sichl) — einigehundert Slück — »ein kümmerliches Daseinfristete.

So blieben mit die eindeulig beschriebenen, oben genannten drei Stücke näher zubringen.

Da» lose Stück (bezw. knappe Btief-stück) lag i. J. 1894 cirm damaligen Landgerichtsdirektor. Heirn Lindenber.-, zur Begutachtung vor, der die Matke aus den verschiedensten Gründen für echt und einenbislang unbekannten Fehldruck halten mußte,wenngleich er auch zunächst eine Erklärungdalür nicht finden konnte.

Die beiden unter 2 und 3 betch-iebenenBliefe wurden nur wenige Tage später demBetltner Phi'at-Iislen-Club vorgelegt, und sindebenfalls verbürgt echt.

Beide gehen an die aus der Abbildung ersichtliche Adresse nach Karlsruhe (es war der spätere badi.che Gesandte in Berlin), und sind abgesandt vomv. Türckheimschen Familiengut in Altdorf.Amt F,"enheim, Baden. Ort und Gut Altdorf heyen n.ir wenig wei er von der Bahn- .s'alion Orschweier einerseits, als von derPoststation Ettenheim andererseits entfernt.Als etwa gleich 'weiten Weg nach beidenAufgabeorten nahmen die Altdoifer bald dennach Ettenheim (Nummernstempel 4t), baldjenen nach Orschweier (Nu-nmernstempellüb), zur Aufgabe ihrer Briefe Daher dieVerschiedenheit der Nummernstempel auf denaus dem gleichen Orte stammenden Briefen.Da das Porio. sowohl von Orschweier wieauch von Ettenheim. nach Karl.ruhe sechsKreuzer betrug, und die fraglichen Briefeunter vielen anderen derselben Adresse— aber mit blaugrünen Sechsern frankierten ! I — gefunden wurden, bleibt nur anzu-t ehmen, daß die grünrn Neuner a'a grüneSechser ahnungs'os verw.n-tet waren, unddiese Unsumroigkeit auch von d-n Postbeamten weder des Aufgabe- noch des Bestimmungsortes bemerkt, geschweige dennbean-tandet wo'den ist. Das Augenfälligste,die Farbe, war ja das dem Auge geläufigeGrün für das Fernporto (6 Kreuzer hlaugrün),und die 9 sah der 6 (umgedreht I) in derForm überaus ähnlich. Eine auf dem Briefkopfstehende Marke konnte den Beamtennicht stören; denn für kopfstehende blaugrüne 6 Krz.-Marken durfte er solche grüneNeuner gehalten haben.

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MICHAEL ULL

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So viel über die Verwendung der Marke.Wie ist nun die Entstehung de« Fehldruckszu erklären? Schon Lindenberg lehnt dieAnnahme ab, daß ein SatzstJck der 9 Kreuzer versehentlich in die Druckplatte der 6Kreuzer gekommen sein könnte. Ein solcherImum wäre zweifellos alsbald entdeckt undbehoben worden, weil ja in diesem Falle dieganze Druckauflage den Fehld uck hätte enthalten müssen, also im ganzen 8036 Stückdie auf das ganze Land verteilt wordenwären. Der Fehldruck müßte also dochetwas häufiger als nur in drei Stücken vorkommen und könnte mit den verschiedenstenNurom«-rslempeln auftreten. Weder das

eine noch das andere trifft indes zuAuch die Möglichkeit, wonach wohl ein

kleiner Teil solcher grüner Neuner zunächstunbeanstandet hinausgegangen und veiwen-det worden wäre*), daß später aber danndie Entdeckung de« Fehlers zu Entfernungder restlichen „fehlerhaften" Stücke geführthätte, ist höchst unwahrscheinlich. Vor allemwäre eine solch einschneidende Mnünuhme

sicher zu den Akten genommen worden. Esfehlt indes jede amtliche Notiz hierüber, wieüber den Fehldruck überhaupt. Da fernerkeine größeren Originaldog*nteile der ungebraucht schon als Einzelstück überaus sehe-nen blaugrünen 6 Kreuzer-Marke vorhandensind, wird der Gegenbeweis auf diesemWege auch nie zu erbringen sein. Sonstkönnte man ja immerhin auch noch aufsolche Lösung warten

Demgegenüber scheint es sicher, daßein oder mehrere Bogen der 9 KreuzerKrüri gedruckt wurden st-.tt rOSO, d. h. dieNeunerlypen wurden (umgekehrte Sechser!)veisrhentlich auf das für die 6 Kreuzer-Marke

bestimmte bläugrüne Papier gedruckt.Unterstützt und begünstigt wuide dieser

Irrtum durch die Ungeübtheit der Druckersowie der Kontrollbeamten; erstere vor allemunierlagen derTäuschung, hervorgerufen durchdie Zifferähnlichkeit, und dann wurde ja derWertbetrag allein nach der Farbe der Markebeurteilt; die gleiche Fahrlässigkeit, die beiAusgabe in den Verkehr den „Schallerbeamten**, den abstempelnden (meist derselbe I),und zuletzt den zustellenden Besmten nicht

zur Entdeckung des Fehlers kommen ließ.Die« wäie sonst unbedingt aktenmäßig bekannt geworden; wiederum ist an keinerStelle hiervon die Rede, denn wie gesagtwurde der Fehldruck erstmalig im Jahre 1894als solcher eikannt.

Waa nun bei uraprünglichem Vorhanden-aein mehrerer Bogen aus den übrigen grünenNeunern geworden ist, vermag vorerst niemand zu sagen.

Eine Vorfrage hierzu wäre immer wieder: wieviele Stücke oder Bogen wurdenüberhaupt in der Fehlfarbe gedruckt} AlsStückzahl atanden je 90 Marken auf einemBlatt. — Und da fällt mir eine Aktennotiz

atark auf, die auch Lindenberg an einer Stellekurz erwähnt, ohne daß er aber weitereSchlüsse daraus gezogen hätte. Diese Notizlautet ungefähr:

Bei Feststellung der Bestände an gedruckten Marken wurden am 25. 2. 1851gezählt;6VM Blätter mit ie 45 Marken zu 1 Kr. • 791 7B0Slck

306U , . _ 90 - _ 3Kr. »27SS260 .B0J6 . , , 90 _ _ 6Kr. • 72*-2«0 .5076 „ . - 90 . . 9Kr - 4J6&40 „

Ausgerechnet von <len blau^rünen 6 Kr -Marken enthslt nun diese Zusammenstellunggegenüber dem amtlichen Berichte des Münzrates Kachel vom 17. 2. 1851 drei Bogen zuwenig. Auch über diese Unstimmigkeit sagendie Akten nichts, während sonst wiederkleinste Mängel aktenmäßig sofort festgelegtwurden.

Sollten am Ende gar diese drei fehlenden Bogen die Fehldrucke gewesen aein. oderwenigstens ihr Nichtvorhandensein bei derAufstellung im Zusammenhang stehen mitden grünen Neunern ? Wohl bin ich mireines gewissen inneren Widerspruchs bewußt,wenn ich diese Hypo heso vertrete. Daßetwas nicht stimmt, steht fest; wie aber erklären, ohne neue Schwierigkeiten, neue Widersprüche zu schaffen - Persönlich bin ichmit erfahrenen Sammlern, denen ich meineWahrnehmung mitgeteilt habe, unbedingt derAnsicht und des Glaubens, daß ein Zusammenhang bestehen muß, der allerdings erstder Erklärung und des Aufschlussea bedarf.Denn ein abaichtliches Totschweigen einesursprünglich erkannten Irrtums von seileneines Beamten ist völlig undenkbar, und hätteja den Fehldruck erst recht nicht in den Verkehr gelangen lassen.

Es ateht also nicht fest, wieviele 9 Kr.grün überhaupt vorhanden waren, noch weniger, wieviele durch die Poet gingen. Diemeisten verwendeten Stücke werden dasSchicksal anderer aller Markrnsch«tre geteilthaben und mit den Briefen der Vernichtunganheimgefallen aein Die Tatsache, daß keinungebrauchtes Stück bekannt ist**), aagtanaich,bei der Seltenheit der eigentlich vorliegenden

*} la unteren Fall«» beiden Postanstelten Achern (Sto. 2l. Eiienheim (Stp. 41} und Orschweier(Slp. 106) — wenn man nicht Frankiemng schon auf der » Türckheimschen Kanzlei annimmt, die er.Marken in größeren Mengen bezogen und vorrätig gehabt haben könntet

••) Die in der Sammlung de« Herrn Tr. in Ch. befindliche ungebrauchte 9 Kr. srrün kenne ichnur vom Hörensagen. Gelegentlich der letzten Ausstellung in Berlin wurde das Stück Gegenstand begreiflichen Erstaunens. Ein abschließende« Urteil scheint noch nicht gefällt. Ich selbst habe die Markenicht gesehan; Herr Tr. schreibt aber wegan erfolgter Angriffe auf seine Marke eine Berichtigung andie Sammler-Woche, deren Kopie Herr Hennig mir vorlegte, und sagte vortröstlich t -Nun ist aber dieausgestellt gewesene Marke von gelbgrüner Farbe . . ." Ist die Marke gelbgrün Istalt blaugrünlj. sohat sie ja überhaupt mit unserem Fehldruck nichts zu tun; gelbgrüne Faiba brachte erst die zweite Pa-piareuflage der I, Emission, Begreiflich, daß das Stück vor den Kritikern der Ausstellungsobjekte keineGnade gefunden hat.

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MICHAEL ULLRICH

Marke 6 Kr. blaugrün (an diese müssen wirja immer denken I) in ungebrauchtem Zustande sehr wenig, erhärtet indes die Vermutung, daß alle vorhanden gewesenen Fehldrucke reatloa aufgebraucht wurden, zumalüber Außerkurasetzung der badiachen Ziffernmarken nichts bekannt ist. Letztere laufen

noch lange neben den Wappenausgaben her,und zieren auf Ganzbrief als interessante

Mischfrankatur manche Sammlung Außerkurssetzung (Kohl. Handbuch Seite 157 nenntden 31 Dez. 1871) scheint ertt bei Aufhebungdes badischen Poatregals sozusagen automatischeingetreten zu aein (vgl. Lindenberg S. 125 ff).

Noch dunkler liegt allea bei einem zweiten Fehldruck, der vorhanden aein aoll: eineZiffrrnmarke 6 Kreuzer, entstanden im Jahre1852 oder 1853. und zwar dunkelgelb stattblaugrün, d h. 6 Kr.-Type auf dem für diedunkelgelbe 3 Kreuzer-Matke bestimmtenPapier.

Da nun Ende 165 ^ mit «iner neuenMarkenauflage auch ein Wechsel in der Farbedes Papieres für die unteren drei Weitstufen(9 Kreurer b'ieb rosa) vorgenommen wurde,konnte dem Sammler ein Fehldruck dieserArt, wenn er tatsächlich voihanden geweaenwäre, leicht verborgen bleiben, weil er mit

der 6 Kreuzer gelb der 1853 er Ausgabe — vongeringer Farbabatufung abgesehen — zuaam-menfie'c. Er könnte ja loae nur — alsMarke entwertet mit Ortstempel und genauemDaum (mit Monat«- und Jahreszahl i, — odereinwandfrei auf Ganzbrief, vor Herbst 185 *(Ausgabezeit der II. Emission) daiier'. undzwar als dunkelgelbe Marke in der Papierfarbe der 3 Kreuzer dunkelgelb, eindeutig a'sFehldruck fesUettellc weiden.

Meines Wiaaens aind nun alle Versuchegescheitert, das schon alte (vgl. LindenbergS 3"l) Bemühen, ein Beletratück für diesenFeh'druck zu linden, mit Erfolg zu krönen.Auch Herr Rud Siegel, Berlin, iat den Lcsctnseiner — leider inzwischen cinnegan. enen —ganz ausgezeichneten „Marken- und Ganz-sachenzeilung" (vgl ebendiese, Jahrgang 1921,Nr. I Seite 16), wonach ein solcher B.ief fat-aächlich existiere, der aber noch c nsehendsterPrüfung bedürfe, das erlösende Wort schuldig geblieben. — — —

Die näheren Betrachtungen über dieseFrage, die Gründe und Anlässe zur Rechtfertigung der Annahme dieses Fehldruckes,werden die Aufgabe eines weiteren Artikelseiner der nächsten Nummern unserer Zeitschrift sein.

Anmerkung der Redaktion. Als einwandfrei echt festgestellt sind nur die vorstehenderwähnten 3 Baden-Fehldrucke, Alle anderen wiederholt aufgetauchten Exemplare habenaich ala Fälschungen eiwiesen, resp. aind wegen de«:n Echtheit Meinungsverschiedenheitenentstanden.

In Nr. 2 finden alle Leser und Sammler an der gleichen Stelle einen ausführlichenArtikel über

1. den ungebrauchten Fehldruck der Trübabach-Sammlung,2. den von Herrn Dr. Munk geprüften Fehldruck einer weltbekannten amerikanischen

Sammlung.3. den Fehldruck, welcher kürzlich von einer Mühlhauaen(Elsaß)-Zeitung gemeldet

wurde.

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MICHAEL ULLRICH

iKortHOUuntr.)

Die als Thema gewählte Uebersdiriftunserer Artikelfolge paßt nun lür die vorliegende Fortsetzung streng genommen nurnoch auf den bereits angeschnittenen Gegenstand, der eine rasche Erledigung lindenkann, .der vermutete Fehldruck i> Kr. gelb,vom Jahre 1-jJfi'J oder I8f>!l". Wenn dieungezähnte Stockachmarke und der Kehrdruck Baden, 1 Kr. '653, ebenfalls unterdem Titel .Baden-Fehldrucke" besprochenwerden, so ist dies, streng wissenschaftlichgenommen, auch nicht schlimmer, als wennPlatteniehler, verdorbene Plattenabzüge.Abklatsche auf der Markenrückseite — beiBaden alles häufige Erscheinungen — inZeitschriften und Listen als Fehldrucke geführt sind.

Das Seltsame und für die meistenUneingeweihten fremd Anmutende einesbadischen Kehrdrucks, wie auch das Auftreten einer Geschnittenen in der Reiheder gezähnten Marken mag billigerweisefür diese Außenseiter die an sich nichtzutretfende Bezeichnung .Fehldruck" alsSammeltitel entschuldigen, wenn auch vonFehlern - mindestens beim Kehrdruck —keine Rede sein kann.

Es wären also für den lediglich .auiGrund eines amtlichen Briefwechsels vermuteten" Fehldruck GKr. gelb die Gründeund Anlässe anzuführen, die die Annahmeauch dieses Fehldruckes neben dem 9 Kr.grün rechtfertigen. Hierzu schreibt Lindenberg:

.Am 14. Februar 1853 überreichte dasPostamt in Adelsheim der General-Direktion einen Brief mit einer gelben t> Kr.-Marke. Es erging hierauf die Antwort,daß die Farbe durch irgendeinen Umstand, vermutlich durch Nässe etwas geändert sei. War die Marke tatsächlichgelb, so kann man sich mit dieser Erklärung kaum zufrieden geben; denn esist nicht anzunehmen, daß durch irgendeinen Zuiall die grüne Farbe in einerein gelbe verwandelt ist."

Es gibt bei badischen Marken bekanntlich eine sehr häufig vorkommendeFarbenzersetzung, die dem Laien unterUmstanden geiährlidi sein kann alsschädigende Fälschung: Grün in Blau(falsche Nr. S aus Nr. til); eine Zersetzungursprünglich anderer Farbe ins Gelbe istindes ohne chemische Kunstmittel schlechterdings unmöglich. Es muß also ein Irrtumoder eine Ungenauigkeit im amtlichen Brietwechsel dieser durdi den Rückbescheid alserledigt geltenden Angelegenheit vorliegen,oderspäteren Forschungen wirklich gelingen, |

GS -

V Baden-Fehldruckevon Prolcssor Dr. Karl Th. Ehret, Ollenburg. Baden.

eii Belegstück zutage zu fördern. Solltedas von Herrn Siegel zitierte Stack auiBrie! identisch sein mitdemjenigcn. das demverdienten Badenforscher. Herr-, Kanzleirat Melzger. dem Altmeister unseres Spezialgebietes*), vorgelegen hat. so trüg: es dertrügerischen Anzeichen ülUuvielo, um nidiiv in vornherein ais geriditet zu gelten. Eswurde mir folgendermaßen beschrieben:Marke <i Kr. gelb. Ziffertype auf Brief:Mürke ar.sdieir.end einwandfrei. Doch jetztkommt der Pferdefuß: Entwertung- Schriit-stempel, Brudisal und Datum — .'.rd zvrtreine Ar: Zierschriftstempel ä la J'. '.arge "-also eine ganz vorsdiriitswidrige Entwertungsari und dazu eine Stempeltype, wiesie nickt vorkommt. Zum L'c-bvrllu'3 sollder Brief — und dies schlägt dem Kali de:'Boden aus — einen, man höre und staune.Uhrradstempel ('.:) tragen, verrät dadurchalso eine Zeit, die reidilich spät liegt:hängen dodi diese kleinen -Stempel von\2 mm Durchmesser mit einem äußerenZackenkreis und einer inneren -3 mm großenZahl" eng zusammen mit der Errichtungder Landpost, die indes erst am I.Mai !&•!'in Baden ins Leben gerufen worden ist.(Ausgabe der Landpost-Porto-Marken erstlÖü'i).

Nun sollte aber doch gerade dieser Brietein besonders frühes Gebraudisdatum in sichsdiließen — welch bittere Ironie! Dennwenn schon zuweilen die beiden erstenZifferemissionen mit Uhrradstempeln zutreuen sind, so beweist dies lediglich eineverhältnismäßig späte Verwendung soidierMarken, also nach Frühjahr ISMI — dasGegenteil sollte aber doch bewiesen werden, Verwendung des gelben Sedisers vorHerbst lö:"io!

Dodi nun zu Baden Nr. I-S ungezähnt,sogenannte Stockadi-Marke.

Sie ist nur in wenigen Stücken bekanntund aussciiließlidi — so hieß es bisher —•in Slockach gebraucht worden. Leider zeigtder Entwertungsstempel (runder Orts-Stempel) keine Jahreszahl, was allerdingsganz normal ist, wenn man sidl auch gerne,um klarer zu sehen, die Jahreszahl wünschenmöchte, wie sie ab und zu ein Ort in dieserZeit noch aufweist (z. B. .Ueberüngen" 'u. a,). Als Monat der Verwendung zeigtdiese Stockatiimarke durchgängig Dezember.Es ist somit nicht festzustellen, ob dieseUngezähnte eine Abart der — übrigens grenzenlos stiefmütterlidi in Preisbewertungbehandelten — überaus seltenen"*) Eng-gezähnten vom 20. März 1862 darstellt.oder ob sie der gewöhnlichen 3 Kr.-Marke

•) Hon- Kanxleirat Mcirger i-t in. \V. am-li ilcr V*crf.i»i r ilo* vnrtrr-fillclioii. anrli von LiKilcuhr-ririlfiliult zliieiten raimii) iiipii .\nisaivt>>- im .laliruai'i; IMH >'•••<• „Dfiusclu- llrietmaikt-Ji-Zi-ltinn;".••< Auflacchiike nur -.'CUOOn Stück!

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beizugesellen ist. deren früheste Lielerungals Weitgezähnte auch nodi in das Jahr MSßSlzurückreicht, >venn auch um .Monate später.Es wurden nämlich geliefert im Sommer IS"'.'öMiiO Blatt = 5010000 Stück als frühesterote Dreikreuzermarken nach der Eng-gezähnten. Die nächsten, und zwari i."; uuti btü€;. iolgten erst Im Sommer •{">•''•.um dann nodi weitere Nadilielurungen folgenzu seilen bis zum Sommer '.Vi,", wo dieletzten 53C3300 Stück die Gesamtsummevor. 2G-iSG-i00 Stück voll machten.

Wollte nan die Ausgabezeit dieserUngezähnten nun mangels jeglicher direkterAngaben an Jahreszahlen auf Stempeln derOriginale (Ganzbriefe fehlen) an Hand dervielen Farbabstufungen dieser Marke festzustellen suchen — ein an sich recht gang*bsrcrWeg —so ergäbe sich iürdie Stockach-tnarke, die ais Farbenbezeldinung .ein sehrmattes Rcsa" führt, keinesfalls die Zeit-genossc-r.schai: mit der Enggezähnten, denn.die ersten Auflagen zeichnen sich durchein tiefes schönes Karminrosa aus" (idikenne indes recht blasse Enggezähnte).während die späteren Autlagen von 1>6:>und besonders die des Kriegsjahres 14:66oft schlechten Druck und matte, verschwommene Farbe zeigen.

Der Farbtönung nach wäre die Stodtadi-marke also den späteren Lieferungen beizuzählen. Ich selbst bin nun nicht Anhänger dieser.Farbenlehre", denn idi glaubeeinen natürlicheren Weg zur Erklärung dieses.Zähnungsfehlers", der die Geschnittenesdiut. zu sehen.

Nach manchem Hin und Her hatte diebadische Postverwaltung im Benehmen mitder württembergisdten Postdirektion aufgeteilte Kosten der beiden Länder eineburchlochungsrnaschine zur Periorierungder bad. und württbg. Freimarken bestellt,und aus Wien im Dezember 1659 geliefertbekommen. In Oesterreidi war man näm-lich bereits zur Periorierung der Markenübergegangen, so daß das Handelsministerium in Wien den Liefcrungsaultrag erhalten hatte. Die Probe bestand dieseMaschine aui der Münze recht gut.'Infolge der etwas schwierigen Handhabungund der ganzen Neuartigkeit des Betriebesstellten sich indes wiederholt Störungenein, von denen allerdings die badischenMarken weniger als die württembergischenbetroiier. wurden: bei letzerer. finden sichhäufiger Unreinheiten in der Zähnung alsbei den badischer., die — eben mit Ausnahme der Ungezähnten — an Fehlernhöchstens da und dort auflallend sdilechtzentrierte Studie, ganz selten audi einmaleine doppelt gezähnte Alarke gebradit haben.

Bis in den Sommer ISG'J hinein hattediese Maschine, philatelistisch ausgedrückt,

nach Zähnung 13'': gearbeitet. Die Erstlieferung der oben aufgeführten 200000 Stck.Dreikreuzermarken vom 2i>. März 1802 istnodi bei dieser Masdiinencinstcllung entstanden, also .eiiggezähnt", obwohl sie.wie das Wappen aui weißem (nidit sdiraf-fiertem) Grund zeigt, bereits der neuenMnrkcnserlc vom Entwurf mit unliniiertemWappcngruild angehören. Sdion im Sommer des gleichen Jahres erscheiner. aberjetzt und für immer weitgezähnte Marken(frühest belegtes Datum der als erste inneuer Zähnung ersdiienenen 3 Kr.-Markeist der I!'. Juli IM), woraus hervorgellt, daßdie.Maschine jetzt von, Periorierungsanlage"13'/. aui 10 umgestellt ist. Amtlicherseitswurde dieser Aenderung so wenig Beachtunggesdienkt. daß sie nirgends aktenmäßigerwähnt ist. Bekannt ist aber, daß dieohnehin sdiwer zu handhabende Maschineim Jahre I8ü"2 — angegeben wird dasFrühjahr — einer umfassender. Unter-sudiung und Reparatur unterlag. Es kannsich nur um die Zeit zwisdien Ende März(Ablieferung der letzten enggezähntenMarken) und .Mittejuli (frühestesGebrauchsdatum einer weitgezähnten Marke) handeln;dies war also eine Epodie, in der Ungezähnte am leiditesten hätten hinausgehenkönnen.

In diese Zeitspanne möchte idi nun dieAusgabezeit der ungezähnten 3 Kr.-Markegerne unterbringen; doch nicht die Stockadi-Marke allein, die zu frühest den MonatDezember als Gebrauchszeit zeigt, sondernvor allem jenes

,Unikum 3 Kr. rosa, ungezähnt (geprüft Thier, Reitmeister), die sog. Stockachmarke, aber mit Stempel Carlsruhe, daseinzige bekannte Stüdt dieser Marke mitStempel Carlsruhe."(Auktionskatalog des Marken- und

Ganzsachenhauses. Berlin).Diese ungezähnte .Carlsruhe" fand sich

unter Ausschnitten im Besitze des Verlegersunserer philat. Mitteilungen. Herrn KarlHennig. Weimar, der es zur Versteigerungnadi Berlin weitergab.

Im Gegensatze zur eigentlichen Stockadi-Marke, deren Farbe allgemein als mattesRosa bezeichnet wird, ist diese „Carlsruhe"im Tone etwas lebhafter, so daß auf siedas Charakteristisdie der Farbensdiattierungder Erstdrucke viel eher zuträfe, als auidie in Stockach gebrauchten matten Marken.Wenn nun der aui dem Carlsruher Entwertungsstempel angegebene Monat Augustauch noch der des Jahres 1-62 wäre, sostimmte für diese .Carlsruher' neben demFarbenmerkmal audi nodi die Gebraudis-zeit vorzüglich zu dem oben begrenztenZeiträume, in weldiemdieZähnungsmaschinearbeitsunfähig war, denn die kleine Spanne

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MICHAEL ULLRICH

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von der Ausgabezeit bis zur betr. Verwendung der Marke darf man ruhig geltenlassen. Auch die „Stockacher Ausgabe",wenngleich erst im Dezember abgestempelt,also noch später verwendet, möchte idi alsaus dieser Uebergam.szeit der Gebrauchsunfähigkeil der l.ochungsmasdiine herausgeboren ansprechen, wennsdion sie derFarbe nadi einer anderen Lieferung angehören kann.

Daß wirklich ungezähnte .Marken indieser Zeit herausgekommen sein können,besser als zu irgendeiner anderen Stunde.ist doch wohl das Einleuditendste; ein-tad;er und natürlicher wird sidi kaum eineErklärung linden lassen, wenn anders überhaupt ceren Echtheit feststeht, und da gibtes keinen Zweifel, schon wegen der Zeugnisse der Prüler. besonders im Falle der.Carlsruher" deren Namen alle Gewährbieten. Wenn nun dodi Stimmen lautwurden, die an der Carlsruher Zweite!hegten, so lag dies in jedem Falle, überden ich ins Gespräch gezogen war, daran,daß man sich sträubte, neben der .Stockach"nodi eine zweite, die .Carlsruhe". gesondertannehmen zu sollen. Und dies müßte m. E.künftig unterbleiben: die beiden. .Stockach"wie „Carlsruhe", dürften nach allem Gesagten ein und dasselbe sein: eine Notausgabe der allergangbarsten Markensortean Postanstalten (in unserem Falle Stockadiund. — wenn nidit Verwendung einer zuStockadi erstandenen Freimarke in Karlsruhe angenommen wird — audi dieseStadt), deren dringender Bedarf keinenAuisdiub duldete.

Wenige drei Jahre vorher kannte manja ohnehin nichts anderes als Gescinittene,häufig wurden diese damals nodi nebenGezälinten aufgebraucht: warum sollte denndie vorübergehende Ausgabe einiger nicht-perforierter Markenbogen etwas Erschütterndes für die Amtsstelle sein, wo es sidi dochdazu nodi darum handelte, einer Postanstaltden vielleicht dringend geforderten, gangbarsten Freimarkenwert zu liefern — umihr den letzten — schrecklichen — Wegeiner Halbierung vorhandener Sediser zuersparen . . . Spaß und Ernst, denn audiBaden kennt Halbierung: senkredite unddiagonale, quersdiräge der 12 Kr. Landpost.

Sollte sich die Ungezähnte wirklich mitiortsdireitender Forschung als Notausgabeim obigen Sinne erweisen, dann müßtenatürlidi auch die Unterscheidung zwisdien„Stockach- (Abart der Enggezähnten. Katalog Nr. 16a) einerseits und .Carlsruhe"

1 (Abart der gewöhnlichen. Katalog Nr. lSa)i andererseits schwinden: fallen müßte end-

lidi vor allem die durch gar nidits geredit-fertigte Preisverschiedenheit, die für dieStockadi eine höhere Notierung darstellt

als für die Carlsruhe, obwohl das Umgekehrte (Carlsruhe bis jetzt Unikum) verständlich, wenn auch nicht innerlich begründet wäre.

Lediglich der Vollständigkeit halberführe ich nodi einen Sstz aus Lindenherg,anläßlich seiner Besprechung der roicr.Dreikreuzermarken, an: .Die Marke soliübrigens verschiedenen Mitteilungen zufolgeauch ungezähnt vorkommen: gesehen hr.beidi ein solches Stück nie." Diese: S:.-.zist übernommen aus dem Werkdren. dasbereits i>9-i erschienen ist: seither sinddem um die gesamte Philatelie, vor allemaber um unser Sondergebiet hochverdientenHerrn Oberlandesgerichtspräsidenten C. Lin-denberg gewiß manche derartige S:i:-.':evorgekommen, so daß eine Umstellung desangeführten Satzes nötig fiele. Ob aberauch der aui Seite 111 desselben Werkesaufgestellte Satz „Von der Marke zu 3 KR.hat man einmal ein gänzlich undurchloditesStück gefunden" heute noch Gültigkeit hat.wäre allen Spezialisten wissenswert —wohlgemerkt, es handelt sich um die KR..also die Ausgabe von I6ö8. Von dergleidier. Marke habe idi seibst ein eng-gezähntes Stück in der Sammlung einesder allerbedeutendsten und ältesten Badenspezialisten unter unbedingtem Eindruckder Zähnungsechtheit gesehen — vielleichtmeldet er sidi selbst zu Wort, denn wieangedeutet.erfolgen die letzten Anführungennur ganz ausschließlich der möglichst umfassenden Vollständigkeit wegen, zumal sieweder iür Leser nodi Verissser eine Vereinfachung des behandelten Gegenstandesbringen.

Eine weitere und in unserer Betrachtung die letzte Abnormität unter den sidisonst gar nicht durch stärkere Abweichungenauszeichnenden Badenmarken bildet dersogenannte.Kehrdruck" von Nr. 5.1 Kreuzerweiß. Ob die Bezeichnung Kehrdruck hiertrefiend gewählt ist. möchte ich iürs ersteverneinen; deshalb verneinen, weil jeder.der unsere Abbildung des Kopp-Dieten-bergerschen Stückes nidit kennt, von einemKehrdruck eine andere Vorstellung hat. sidiein anderes Bild im Geiste macht, als dasOriginal oder nebenstehende Abbildung eswirklich zeigt. Mit dem Wort .Kehrdruck"bezeidinet man Drucke, bei denen infolgeverkehrt in die Druckplatte eingesetzterSatzstücke oder Klischees eine richtig- undeine kopfstehende Marke nebeneinander zustehen kommen, und die infolgedessen nurals Paare oder im Block gesammelt werdenkönnen. Z. B. Bayern Nr. 1. diese jedodiimmer nur ungebraucht (Drudrtmakuiaiur?)oder neueren Datums Stücke in Automatenoder Markenheftdienzusammenstellungen.Unser .Kehrdruck" scheint nun aui den

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ersten Blick diese Bedingungen dem Beobachter nicht zu erfüllen: und seineMeinung, die er beim unbefangenen Be-irad'.ten als ersten Eindruck empfangen hat.ist auch die riditige. Es handelt sidi. wiedie Abbildung zeigt, bei den zwei I Kr.weiß nicht schlechtweg um eine richtig- undunmittelbar danebensitzende kopfstehende.Marke, sondern ein breiter Steg (Bogen-rand) trennt die beiden gleichartigen, aberzueinander tete-beche stehenden Stücke.I>ie>er ca. 11 mm breite Abstand, der alsSteg oder Zwisdienbogenrand die beidenMarken trennt, ist uns der Beweis, daß essich nicht um einen Kehrdruck im gewöhnlichen Sinne handelt. Letzterer verdanktja seine Entstehung der versehentlich verkehrter. Einlage eines Satzstückes; unserbesprochenes Stück zeigt aber, daß zwei(einzeln unter sidi zwar normalstellende)Fünfziger-Gruppen im Kehrdruck zueinander standen, durch den J1 mm breitenSteg getrennt. Demnach haben wir es hiermit einem .Kehrdruckbogen", vielleichtbesser noch „Bogenkehrdruck" zu tun. alsomit etwas noch weit Seltenerem als es dergewöhnliche Kehrdruck ist. Der. Bogenkehr

druck' konnte nämlidi nur dann als solcherbestehen bleiben, wenn ein ganzer Druckbogen nicht in Sdialterb'lgen zersdir.ittenworden war: solche Teilung war natür-lidi viel häufiger geschehen, als die Trennung zweier Marken. Ein Marken -Kehrdruckpaar kann demnach den Seltenheitsgrad eines Paares im Bogenkehrdruck nieerreidien.

Weitere Einzelheiten über Bogenan-ordnung der badischen Marken, die indiesem Zusammenhang widitig ist. findetder Leser bei Lindenberg S. .''•''•—iß. fernerbei Kohl, Handbuch S. 153 ff., wo auch der„Kehrdruck Dreierstreifen Nr. ö" derSchwarz-Sammlung besprochen wird. Ergalt lange als einzig bekanntes Belegstückeines badischen Kehrdrucks, bis in allcr-jüngster Zeit das schon einmal in Nr. 1 desJahrganges 192! der philatel. .Mitteilungenvon Herrn Hennig besprodiene. nebenstehend abgebildete Briefstück mit Zusatzfrankatur in den Beständen der FirmaKopp & Dietenberger. Freiburg i. Br. voneinem der Herren Teilhaber entdeda undals zweites Kehrdrucke.xemplar der Sammlerwelt bekanntgegeben wurde.

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MICHAEL ULLRICH

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„Kehrdruck" sog. Brücke der Kreuzer-Marke. Katalog Nr. 5.Abgebildetes Briefstück wurde von Herrn Dietetiberger-Freiburggefunden. Es existiert noch ein zweites Exemplar als Dreier-slreifen in der Schwarz-Sammlung mit Stempel Ion (Weingarten).

Abbildungen zu dem Baden-Artikelvon Herrn Professor Ehret-Offenburg

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Das berühmte Stoclcach - Provisorium

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MICHAEL ULLRICH

V Baden-Landpostmarkenvon Direktor Heinrich

Als im Oktober I8G2 die Baden-Land

postmarken, die als Porloniaikcu (Nachzahlung) gedacht waren, in Verkehr kamen,war überhaupt von Porlomarkeii so gutwie nichts bekannt. Es gab lediglich eineeinzige Portomarke, und zwar die durchFrankreich im Jahre ltf59 verausgabte1 Centimes-Marke. Diese letztere kann,

tatsächlich als eigentliche Portomarke an-'.gesehen werden, wie sie bis in der letztenZeil zur Verwendung gekommen sind, undzwar werden seit jeher die Portoniarkenerst bei der Poststelle des Empfängersaui dem Brief aufgeklebt und das Portogelangt dadurch zur Einziehung. Die Porlomarkeii der badischen Landpost sind jedoch als eine Eigenart für sich anzusehenund können also nicht mit den sonstigenseither in verschiedenen Ländern der ganzen Welt verausgabten Porlomarkeii verglichen werden. Diese Portoniarken wurden

nämlich gemäß der noch zu besprechenden Verordnung gleich bei der Aufgabeder Briele auf diese aufgeklebt, und sodann vom Empfänger ohne irgendwelcheNachzahlung (Strafporto) eingelöst. DieLandpOSl selbst wurde am I. Mai 1859 inBaden eingerichtet. Der Zweck dieserI.andpost war, wie es in der Verordnungvom 24. Februar 1859 heißt, der, den Landgemeinden des Großhcrzogtums, so weit

Birnbach, Berlin.

dies noch nicht der Fall war, die Wohltateines regelmäßigen und gesicherten Post-verkehrs zu gewähren. Zu diesem Behufwurden in allen Gcnieindebezirkeil Briefkästen aufgestellt, in welchen die Briefe,sofern die Frankierung nicht ausdrücklichvorgeschrieben war, unfrankiert eingelegtwerden konnten. Die Landorte, in denensich keine Poststellen befanden, wurdenin Botenbezirke eingeteilt, welche in derRegel von den Postorten aus in einer bestimmten Reihenfolge durch die Postbotenbegangen wurden Näheres über die Einführung der badischen Landpost ist ersichtlich aus der Verordnung vom 21. Februar 1859, sowie der Vollzugsvcrordntingvom 29. Milrz 18f>l) (siehe Dr. Kalckhoff,„Die Badische Landpost und ihre Wertzeichen" in der Illustrierten Briefmarken-

zeitung vom Jahre 1893).Für die Philatelie wird die Landpost

erst am I. Oktober 1862 wichtig. An diesem Tag wurde die Brieltaxe für den inneren Verkehr Badens einheitlich auf .:l kr.

festgesetzt und die Bestellgebühr aufgehoben. Im Anschluß hieran erließ der

Direktor der großherzoglichen Verkehrsanstalten eine auf Seite 2-18 des Verord

nungsblattes abgedruckte Verfügung vom20. 9. 1802, durch welche die Rechnungs-vorschriften für den Landpostdienst vom

sjo (I ff

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1ICHAEL ULLRICH

1. April 1859 aufgehoben wurden. Maßgebend für die uns interessierenden l.and-postmarken ist lediglich der§-:ldieser Verordnung, welcher folgenden Wortlaut hat:

Porlomarkeii:

j „Das Postporto von unfrankiertenBriefen, und das Postporto samt denNebengebühren vonunfrankierten Fahr»Postsendungen, welche auschliußlichder Landpostbcförderiing unterliegen,mit alleiniger Ausnahme derjenigenNebengebüliren, welche in vorstehendem Paragraphen unter 1) aufgeführtsind, ist gleich bei der Aufgabe jenach dem Falle von den Großherzog-lichen Poststellen, Postablagen undLandpostbnlen mit Porlomarkeii, welche auf die Rückseite der fraglichenSendungen aufzukleben sind und aufderen Grund die betreffenden Beträgevom Empfänger erhoben weiden, zudecken.

Bei den der gewöhnlichen Poslbe-fürderung unterlegenen Fahrpostsen-dungen nach Landorlen, wofür die Bestellgebühr bei der Aufgabe nicht bezahlt wurde, hat die Abgabeposlstelleden der Bestellgebühr entsprechendenBetrag von Portoniarken auf die Rückseite aufzukleben und auf deren Grunddiese Gebühr von dem Empfänger erheben zu lassen.

Wenn jedoch bei solchen Fahrposl-iSendungen die Bestellgebühr bei derAufgabe der Sendung bezahlt und derAbgabestelle daher schon als Weiler-franko vergütet wurde, so hat dieselbe Iden dieser Gebühr entsprechenden Betrag von Freimarken auf die Rückseileder Sendung aufzukleben."

Zugleich erging eine in dem Verordnungsblatt Seite 253 abgedruckten Verfügung, welche die näheren Bestimmungenüber die Einführung von Portoniarken betrifft. Diese Verfügung hat folgendenWortlaut:

„Nr 27, 817. Die Verbesserung desLandpostdienstes, hier insbesonderedie Ausgabe von Postmarken betr.

Um die Verrechnung des Poslportosund der Nebengebüliren für die ausschließlich der Landpostbefordcrtuigunterliegenden unfrankierten Briefe undFahrposlseiidungen möglichst zu vereinfachen, hat man beschlossen, Porlomarkeii zu 1, 3 und 12 kr. das Stückeinzuführen, welche im Format der Freimarken, jedoch auf hellgelbes Papiermit schwarzem Druck hergestellt sind,

und die in dem Mittelfelde oben dasWort „Land-Post", in der Mitte die

Zahl „1" (3, Vi) undunten das Wort „Porto-Marke" tragen, behufsdes Aufklebens auf derRückeiiseite mit Klebestoff versehen sind.

Die GroßherzoglichenPoststellen, Postabla

gen und Landpostboten haben in Ge-mäßheit des § 3 der neuen Vorschriftenüber die rechnerische Behandlung derSendungen nach und von Landorlenauf die ausschließlich der LandpOSl-beförderung unterliegenden unfrankierten Briefe und Fahrpostsendungcn,welche sie aus den Händen des Aufgebers oder aus der Brieflade erheben,gleich bei Empfangnahme die zurDeckung des Postportos und bezw.der Nebengebüliren erforderliche Anzahl dieser Portoniarken auf die Rückseite aufzukleben.

Außerdem ist nach dein gleichenParagraphen auch auf Fahrpostsendungen nach l.andorteii, welche dergewöhnlichen 'Postbcförderung- unterlegen sind, zur Deckung der Bestellgebühr im Porlofalle die entsprechendeAnzahl von Portoniarken von der Ab-nabepoststclle auf die Rückseile zukleben.

Die inspizierenden Beamten derdiesseitigen Verwaltung haben sich jeweils davon zu überzeugen, ob dieserVorschrift pünktlich nachgekommenwird, und die Poststellen, Postablagenund Landpostboten, welche mit einemBrief oder einer Fahrpostsendung ohne-die nötigen Portomarken betroffen werden, haben strenge Bestrafung zu gegenwärtigen.

Der Bezug und die Verrechnungder Portoniarken hat in gleicher Weisewie der Bezug und die Verrechnungder Freimarken und Freicoiiverten zugeschehen.

Karlsruhe, den 2Ü. September 1802.Direktion der Großherzoglichen

Verkehrsanstalten.Zimmer vdt. Schneider

Es ist also aus beiden hier abgedruckten Verordnungen ersichtlich, daßdie unfrankiert aufgegebenen Briefe gleichbei der Aufgabe mit den vorgeschriebenen Lamlposlinarkcn zu verseilen waren,und zwar zur Deckung des Postportosebenso der Nebengebüliren. Die in derVerfügung vom 20. September vorgesehenen Vorschriften, daß die Porlomarkeii

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MICHAEL ULLRICH

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stets auf der Rückseile des Briefes auf

geklebt werden müssen, sind nicht immereingehalten worden. Bei den meistenBriefen kommen allerdings die Markenauf der Rückseite vor. Es sind aber bis

jetzt ungewöhnlich viele Briefe mit Marken aller 3 Werte frankiert auf der Vorder

seite des Brieles, oft aber auch auf beidenSeiten aufgefunden worden. Die Landbriefträger, die zumeist die Frankatur vor-i'i'nomiiiiMi haben, scheinen sich au diese

nebensächliche Bestimmung nicht gehalten zu haben. Aus den drei hier abgebildeten Briefen (Fordcningszcltcl), beiden aus Waldshill ist eben ersichtlich,daß der Brief Nr. 1 (12 Kr) samtlicheMarken auf der Vorderseite, dagegen derBrief Nr. 2 (I bis 3 Kr) die Marken aufder Rückseite enlhält. Für die Philatelie

bei den ßaden-Landposlmarkeii ist amwichtigsten die Abstempelung, weil ebendiese Landpostnvarkcn, wie wir später

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MICHAEL ULLRICH

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ausführen werden, nur sehr wenig verwendet wurden. Vielmehr wurde der ganzeVorrat als Reslbestand verkauft, SO daßdadurch' ein großer Anreiz zu Stempel«Fälschungen gegeben wurde. Wir werdenuns im [nächsten Artikel noch eingehendmit den Abstempelungen der BadischenLandpost befassen. Heute wollen wiruns nur auf eine Besprechung des hierunter I abgebildeten Landpostbriefes (For-deruiigszcttet) mit 0 Stück 12 Kr.-Land-poslmarken beschränken. Dieser Brief istin der Philatelie seit Jahrzehnten bekanntund ist schon des öfteren in verschiedenen

Zeitschriften dieses Briefes Erwähnunggetan worden Bisherige Nachforschungenüber den Ursprung dieses Briefes reichenvorläufig bis zum Jahre 19ÜÖ. In diesemJahre wurde die weltberühmte Koch-Sammlung, die auch diesen Brief einhielt,in Paris versteigert. Der Brief ging dannin die Holtsclier-Sainmliing über. Vondiesem erwarb ihn Karl Franz in The-

resicnland Im Jahre 191-1 wurde er wiederum von Kühler versteigert und warzuletzt im Besitze des Herrn Kommcrzicn-

rates Taußig in Wien. Alle die hier aufgeführten Sammler zählen in der PhilatelieZU den hervorragendsten Maikeiikeiinern.Der Brief wurde auch auf verschiedenen

Ausstellungen ausgestellt und mit goldenen Medaillen sowie auch mit dem Ehren

preis (München) ausgezeichnet Zuletztwurde der Brief nebst anderen ähnlichen

Briefen auf der Berliner Ausstellung außerWettbewerb ausgestellt Doil winde ervon zwei kleinen Händlern angezweifelt:

I. weil für Landposliuaiken angeblichBleisliftentwertung vorgenommen sei,

2 weil in derselben Ausstellung auchgleich ein zweiter Brief ausgestellt war,dessen 12 Kr-Lnndposlmarken die gleicheAbstempelung trugen. Herr Dr. Mnnck,der in der Philatelie als erste Koryphäegilt und zufällig bei der Beanstandungdurch die zwei kleinen Händler auf derAusstellung anwesend war, hat die Beanstandung gleich an Ort und Stelle ineiner Weise widerlegt, daß sie sich alsvollkommen haltlos erwiesen hat. Zugleich

hal Dr. Muuck auch ein schriftliches um

fangreiches Gutachten über diesen Briefniedergelegt. Wir beschränken uns, ausdiesem Gutachten Nachstellendes hervorzuheben :

In Bezug auf die Behauptung, daß dieLandposlmarken 12 Kr. nur mit Farbstiftentwertet waren, führt Di Muuck au:

„Meines Wissens bestand hinsichtlich der Entwertung der Landposlmarken überhaupt keine besondere Verfügung. Vermutlich deswegen nicht,weil dieselben ja keine Frankaliirkraftbesaßen und daher vom Publikum überhaupt nicht zum Schaden der Postnochmals benutzt werden konnten DieVerhältnisse lagen also ähnlich, wiebei den Poslmarkeii von Bayern, überderen Behandlung im Kohl-HandbuchSeile 230 das Nötige gesagt ist. Tal-sächlich findet man auch Briefe außerLandposlmarken, die mit Farbstift entwertet sind, sowohl solche mit Steni-peleiitwerlung, wie ohne jede Entwertung. Wenn aber die Behandlungder Landposlmarken mehr oder weniger dem Belieben der einzelnen Beamten überlassen war, so ist es mehrals wahrscheinlich, daß dieselben Beamten am selben Tag die Landpostmarken der von ihnen beförderten Postauch in der gleichen Weise behandelthaben werden, d. II. der eine hal vermutlich alle mit Farbstift entwertet, einanderer alle mit Poststempel usw. Derjenige Postbeamte, der in Waldshut am13. Januar I8Ü9 die zahlreichen aufgelieferten Schreiben des Kreises betreffsKreiSlinilage zu erledigen hatte, hat nunoffenbar die Landposlmarken abgestempelt, und das Vorkommen des gleichenWaldshutssiempel mit gleichem Datumaui verschiedenen Kreiskassenbriefenmit 12 Kr.-Marken spricht deswegennicht gegen,sondern für die Echtheit derAbstempelung. Tatsächlich gibt esdann auch noch mehrere Nachnahmebriefe des Kreises Waldshut mit Vordruck 10. Januar 1809, die sämtlich mitdem gleichen Waldslititsteinpel und Datum entwertet sind. (Vgl. z. B. die Abbildung eines solchen Briefes in demkleinen Baden-Katalog von Holte undGiebeler, Danzig). Eine Gefahr liegtsogar umgekehrt gerade darin, daßauch Fälscher diesen Zusammenhangerkannt haben, und deswegen 12 Kr.-Maiken mit falschem Waldshillstempelvom 13. Januar 1809 in den Handel gebracht werden können."

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MICHAEL ULLRICH

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Der hier in Fragekommende Waldshut-slempel befindet sichauch tatsächlich aufgeführt in dem Stcmpel-verzeichnis von Glasewald als Doppelringmit einem Durchmesservon 22 '/r mm.

Der hier in Frage kommende Waldshutstempel befindet sich auch auf dem

gleichfalls abgebildeten ForderungszcttelNr. 3 vom 25. Februar 1808, und zwar ist die

ser Forderungszcttel abgestempell:Walds-luit 5. März. Da indessen dieser Stempelum nahezu ein Jahr älter ist als der Walds-hutstempcl auf dem Brief Nr. 1, so ist esselbstverständlich, daß derselbe auch weni

ger abgenutzt und auch weniger Beschädigungen aufweist als der spätere Stempel.Es ist klar, daß noch altere Waldshut-

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MICHAEL ULLRICH

— 25 —

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BUMtnl tn 16. Sqroln 1868

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Stempel gar keine Veränderung oder sonstige Beschädigungen aufweisen, lieberder Vergleichung dieser hier abgebildetenzwei Waldshut-Steinpel äußert sichDr. Munck wie nachstehend:

„Beim Vergleich in der Stellung usw.der Lettern und Linien fand ich keinerlei verdächtige Unterschiede, und kleineAbweichungen zeigen alle eine gewisseinnere Logik. So halle sich z. B. indem Stempel vom 13. Januar in denBuchstaben „Hut" anscheinend etwasStempelfarbe verfilzt, so daß der Stempel hauptsächlich mit der rechten Eckeaufschlug, woraus sich wieder der verdächtig dünne und zittrige Abdruck der

linken Stempelseitc erklärt, die übri-• gens in der Einfassungslinie, die cha

rakteristische Lücke zwischen W und aaufweist."

Nun wurde von dem gleichen Kritikerauf der Ausstellung auch der ganze Brief,d II. die ganze amtliche Urkunde als gefälscht bezeichnet mit der Behauptung, esseien Überhaupt keine solchen Nachnahme-zellel versandt worden. Der Inhalt dieser

Forderungszettel ist ersichtlich aus derOriginalabbildung unter Nr. 2 und 1. Umjedoch einen genauen amtlichen Beweisüber [die Richtigkeit und Echtheit dieserForderungszettel zu erhallen, wandten wir

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MICHAEL ULLRICH

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uns direkt an die maßgebende Stelle, undzwar an die Kreiskasse Waldshut, derwir diese beiden Forderiingszetlcl vorgelegt haben. Die Kreiskasse Waldshut hatsich darüber in einer Zuschrift vom f>. Januar 1925 geäußert, welche nachstehendenWortlaut hat:

Waldshut, den 5. Januar 1025.„Kreiskasse Waldshut.

Auf Schreiben vom24. Dezember 192».

Wir teilen Ihnen mit, daß nach derRechnung des Kreises Waldshut vom|ahre 1807/1808 von der GemeindeIlohenschwand 0 fl 31. Kr Kreisumlageund nach der Rechnung des Jahres1808/0'J von der Gemeinde Bierndorf71 fl. 0 Kr. Kreisumlagen angefordertund auch bezahlt wurden.

Die Forderungszettel und Quittungenvom 25. Februar Iöoh und 1>-. Dezember1808 sind hiernach von der KreiskasseWaldshut damals richtig ausgestelltworden. Der damalige Kreiskassiererhieß jedoch „Knoeli" und nicht, wieirrtümlich dort gelesen, „Rock".

gez. Unterschrift.Herrn

Heinrich Birnbach,Berlin W. 02, Kleiststr. 3')."

Daraus ergibt sich einwandfrei, daßdie Forderungszettel richtig sind und daßdie Nachnahmebeträge eingefordert undauch bezahlt wurden, somit also, daß diebeiden Briefe echt gelaufen sind.

Außer dem Gutachten des Dr. Munck

liegen über diesen Brief noch eine ganzeReihe Gutachten von anderen, ebenso anerkannten Autoritäten auf diesem Gebiet

vor, wie z. B von II. Reitineister in

Buckow, der wohl als der bedeutendsteBaden-Sammler gilt und auch das umfangreichste Material, besonders in Abstempelungen auf ganze Briefe besitzt.Reitmeister kommt zu nachstehendem Ergebnis:

, Der Brief ist mit 0 Stück Baden-Landposl 12 Kr. frankiert. Ein Stückdavon ist ungebraucht geblieben. Dieanderen .'• Stück tragen den Ortsslem-pel Waldshut 13.Januar, der sich außerdem nochmals auf dem Umschlag befindet. Daß diese 0 Waldshulstempelauf dem Umschlag vollkommen echtund aus der damaligen Zeil sind, wirdhiermit bescheinigt."

Reilmeister kam zu diesem Ergebnis durchVcrgfcicliuiig dieses Briefes mit seinemumfangreichen Briefmaterial von Waldshut, das genau denselben Stempel aufweist.

Auch Professor Ehret in Offenburg,ebenfalls eine Koryphäe auf diesem Gebiet, bezeichnet den Brie! als einwandfrei.

Heinrich Kühler, gleichfalls eine anerkannte Autorität und wohl einer der

besten Markenprüfer, hat ein umfangreichesGutachten über diesen Brief abgegeben

Köhler äußert sich in seinem Gut

achten u.a. wie nachstehend:

„Der Stempel ist meines Erachlensunbedingt echt. Er zeigt die charakteristischen Bruchstellen des Wnldshut-stempels. Wie fast bei allen bekanntenWaldshutbriefen sind die 12 Kr.-Mar-ken mehr oder weniger stark lädiert.Am 13 I. 180'J ging an Sämtliche Gemeinden der sogenannte „Forderungs-Zellel" über die Umlage zu den Krels-verbandskOSten pro 1808/0'J. DieseUmlage betrug für den Kreis Waldshut 11030, 10 Kr., die unter sämtlicheGemeinden verteilt wurde. Es sindan diesem 13. Januar viele HunderteBriefe befördert worden und mußle derBeamte bei dein spröden Papier derI-' Kr.-Marken und der wahrscheinlichgroßen Hast, mit der die PostStückcbeklebt werden mußten, dann reißen,mehr oder weniger eingerissen oderzerrissen haben. Es ist gewissermaßenein Charakteristikum für die Walds-hulbiiefe. die, wenn echt, meist dasDatum 13. Januar (18G9) tragen oderaber das Datum der ersten Umlage,gestempelt vom 5, 8. 1808. Auf demvorliegenden Brief befindet sich eineweitere 12 Kr.-Marke, welche ungestempelt ist. liier liegt die Möglichkeit vor, daß der Beamte zuerst 12 Kr.zu wenig aufklebte und nach der Abstempelung die fehlende 12 Kr. nach-geklebt wurde. Unwahrscheinlicher,daß diese ungebrauchte 12 Kr. hinzugeklebt wurde, weil vielleicht eineMarke abgefallen war. Die Nachnahmebetrug 71 Gulden 0 Kr., zu der 72 Kr.

I Gulden 12Kr als Porto hinzukamen,zusammen Vi Gulden 18 Kr, was dieblau aufgeschriebene Zahl erklärt.Hierzu ist zu bemerken, daß tatsäch

lich die Nachnahmegebühr I Kr. Provisionfür jeden angefangenen Gulden vorgeschrieben war (vgl. Kohl-Handbuch SeiteIft8).

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MICHAEL ULLRICH

die blaue Aufschrift ebenso übeiein, wie bei dem Brief Nr. I. Hierbetrug die Umlage 0 Gulden 31 kr., plus Porto 3 kr, plus 7 kr. Provision für die.Nachnahme, macht zusammen 0,11 genau wie die blaueAufschrift aufweist.

(KuriMiilKinii; liilcl'in nUcliüIur Niiiiiinui'.i

Bacleii-I.ijritlposlfrankiert uiii u Hielt, vz Kreuxer

Uouluer: llulnr, Uiriibacli, Uerllii

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MICHAEL ULLRICH

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itot^j^^iMeirur

VI. JAHRGANG Weimar, März 1925.

Abnnneineaupreta "ir In- und Ausland 10.- .Mk. ;iro .l.ilirincl. Porto. I'ostsebeek-Konio: Leipzig w43f.Nachdruck nur mit uonauer Quullonaugabo gestattet

Jährlich 15 Summern.

,' Baden-Landpostmarken

V von Direktor Heinrich Birnbach-BerlinII. Kapitel.

Aufstellung aller bekannten, echt gebrauchten12 Kreuzer Landpostmarken.

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NUMMER 3

Bei den farbigen Abbildungen sind absichtlicheinige der raffiniertestenFälschungen(mit) gebrachtworden. Beachten Sie dieErläuterung des'Artikels,besonders die j reichhaltigen Photos ^im Text.

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MICHAEL ULLRICH

r Aufrufan alle Sammler, Händler und Besitzer von

Baden-Landpost 12 kr. gebraucht.

fS^^ LAjrp.fOIT

Der von unserem Mitarbeiter. Herrn Direktor Birnbach. Berlinin Nr l begonnene Arlikel über Baden-Landposl 1-'kr. ist nicht nurim Inland, sondern auch im Ausland mit Begeisterung aufgenommenworden und wird jetzt in England und Amerika veröffentlicht HerrDirektor Birnbach hat sich entschlossen, den Artikel so auszubauen,dar. er in Form einer Broschüre dann abgedruckt wird. Hierbeisollen in Kunstdruck die Lichtbilder von allen im Handelbefindlichen echt gebr. B a d e n - L a n d p o s t 13 kr. auf

werden. Die Abbildungen von mehr als der Hälfte aller imHandel befindlichen echten Stückt- hal sich Herr Direktor Birnbach durch seine Geschäftsfreunde bereits besorgt

Wir ersuchen hiermit alle Besitzer von derartigen echten Marken, schleunigst jeeine Abbildung in genauer Original-Gr6ße (bei Briefen oder Forderungs-Zetteln mder Grolle des ganzen Briefes oder des Forderungs-Zettels) an Herrn Direktor Birnbach. Berlin W. B".', Kleiststr HO oder an uns einzusenden, wenn ihnen daran gelegenist, dal', auch ihre Marken in diesem Standardwerk mit aufgenommen werden. DieNamen der Besitzer werden auf Wunsch nicht genannt.

Weimar, den 'Jh. Februar l'.'Vii

Die Redaktion der „Phllatellslischen Mittellungen*.Dil! l-'i.n-.l/.iiiii: ili-H ton liin-klMi ll.-lni. llniil..-11-li M-i-f.-iUi.-n Artikel* llmlrn-l,im.l|...~l.

um .I.-..I-I. Al.ili.i.l, in Nr I .li-r .l'llilnli'liHliscIlcii MitMIlilWil" Iii-l-.iii.--ii minli-, loliil in«l.-r .\i I. .-I.i-iiI.-iIN .In- Sp.'/.i.-il.-ii I.i-Ii ii.ii l'riif, |tr. Kliri'l, Iilli-iilniru

g e n o m in e n

Baden-Landpost 12 Kreuzer.Spczialabhandlung von Direktor Heinr. Birnbach. Berlin.

Auf der UrnSChlagselte der vorliegenden Niimmer ü finden dieverehrl. Leser eine Anzahl Baden-Landposl Vi Kreuzer abgebildet.

Die einzelnen Abbildungen wurden zu einer Zeit zusammengestelltund auch der Umschlag selbst gedruckt, bevor Herr Direktor Birnbachdie Bearbeitung dieser Marken zu übernehmen sich bereit erklärt halte.

Die in der heutigen Nummer gebrachten Abbildungen erübrigensich, weil in der ausführlichen Abhandlung des vorgenannten Herrnin der April-Nummer auf jede bekannt gewordene, echt gestempelte

12 Kreuzer-Marke besonders eingegangen werden wird.Die Herrn Direktor Birnbach in großer Anzahl vorliegenden Belegstücke ge

langen selbstverständlich, und zwar in sauberen Photos, zur Abbildung.Der von Herrn Birnbach eingerichtete Ueberwachuiigsdienst fand noch nicht

allseitig Beachtung, daher bitte ich nochmals alle Besitzer von gestempelten 12 Kreuzer-Landpostmarken, diese mir zu melden oder aber Herrn Direktor Heinrich Birnbach,Berlin W. 62, Kleiststr. .'10 Nachricht, möglichst unter Beifügung eines Photos, wenn

G)a^s)_t/M(£U?y' :. J.VD . pobt•<£

nicht des Originals selbst, zukommen zu lassen.Karl Hennig.

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MICHAEL ULLRICH

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Wie nützlich die Kenntnisse der einschlägigen Bestimmungen, sowie insbeson-ders die Vorschriften über die Nach

— 103 —

Baden-LandpostmarkenVon Direktor Heinrich Birnbach, Berlin.

Nachdruck nur mit Ciciiehnilgiing des Verfasser» gestaunt.nahmeprovision usw. sind, geht aus nachstehendem Sachverhalt hervor:

Es -v.irde uns kürzlich ein amtlicher

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MICHAEL ULLRICH

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Forderungszetlel in ähnlicher Ausstattung vorgelegt,wie der im vorigen Artikel abgebildete bekannte Badenbrief mit i! Stück Badeii-I.andpost 12 kr. Dieses Stück,welches wir vorstehend unter Abb. .'> abgebildet haben,enthält, wie ersichtlich, 2 ganze Baden 12 kr., sowieeinen Teil einer solchen und außerdem auf der Rückseite 3 Stück zu il und 2 zu 1 kr. Der ganze Brief istso zusammengesetzt, daß er wie ein einheitlicher Briefaussieht. Bei näherer Untersuchung war es indessenauffällig, daß die mit Blaustift vermerkten Brultonach-nahinegcbührcn mit 71 Gulden 10kr. angegeben waren.Die links unter dem Vordruck eingetragenen Nachnahmegebühren betragen aber, wie aus der Abbildungersichtlich, 70 Gulden und h kr. Wie bereits im vorigenArtikel ausgeführt, beträgt die Nachnahmeprovision1 kr. für jeden angefangenen Gulden. Bei 70 Gulden

fr kr. müßte also die Nachnahmeprovision 71 kr. gleich1 Gulden II kr. ausmachen. Dies ergibt einen Gesamtbetrag von 71 Gulden Hl kr. Da auf dem Briefnur 3 Stück 12 kr. (eine davon lädiert) und für 11 kr.kleine Werte enthalten sind, sofehlten eigentlich noch 21 kr. ,Wir haben infolgedessen aufGrund des bei uns nachträglicheingegangenen Materials weiternachgeforscht, und richtig entdeckten wir die Abbildung desursprünglichen Originalbriefes,nämlich noch in dem Zustand, mit den von uns alsfehlend festgestellten weiteren2—12 kr. Marken. Unter Abb. (ibilden wir hiermit die Vorderseite des Fordcrungszettols indiesem ursprünglichen Zustand Uli

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den 5Slück 12 kr. Baden (einschließlich der einenlädierlen) ab. Das Porto stimmt also genau, wie aus dem mit Blaustift vermerkten Gesamlnachnahmebelrag von 71 kr.(f> ä 12, 8 a 3 und 2 a I kr.) hervorgeht.Der Originalbrief war bereits vor etwa2ii Jahren in diesem Zustand im Auslandversteigett worden. In den späteren Jahren sind dann die unteren 2 - 12 kr. Marken verkauft worden und der ausgeschnittene Teil wurde so künstlich hergerichtet,daß er wie ein Originalbrief aussah. Unter Abb. 7 bilden wir auch die Rückseitedieses Fordernngs-Zcttels ab. Der Inhaltist ungefähr der gleiche wie bei deinForderungszetlel in dem vorigen Arlikelunter Abb. 2, und zwar bei der Ausgabevom Jahre lÖliö.tiO. Die Nachnahme, dienur um 1 kr. niedriger ist als bei demoben erwähnten Forderungs-Zettel, gingdiesmal nach Oberalpfcn. Nach derganzen Ausstattung und der Handschriftstammt auch dieser Forderungs-Zettel vondemselben Beamten Knoch, der in demGutacluen der Kreiskasse Waldshut vomf>. Januar 11)28 erwähnt ist. Nach den bisherigen Nachforschungen sollen alle ähnlichen Briefe überhaupt nur von dem Kas

Abb. ii.

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•:

sierer Knoch herrühren, und zwar stammendie Forderungszcttel, die mit 12 kr. frankiert sind, durchweg vom.13 Januar 1800,aus Waldshut. Der bis jetzt mit dergrößten Frankatur festgestellte Biief istder in unserem Besitz befindliche mehrfach erwähnte Brief mit (i Stück 12 kr.Marken, der auf zahlreichen Ausstellungenmit Preisen gekrönt wurde. Die zweitgrößte bis jetzt bekannt gewordene Frankatur enthüll eben der hier unter Abb. (Igebrachte mit •> Stück 12 kr. (einschließlich der lädierlen) frankierte Brief, deraber leitler, wie schon eiwähnl, nur nochzur Hälfte existiert. Trotz der vielfachenAufforderungen in den Sammlerzeitschrif-ten ist es uns bis heule nicht gelungen,einen weiteren ähnlichen Brief mit einer sohohen Frankatur festzustellen. Wir setzenindessen unsere Nachforschungen fort.

Bezüglich der Fchlhcit des im vorigenArlikel beschriebenen Briefes verweisenwir auf die verschiedenen Aeußerungen inder Fachpresse, die mit unserer Ansichtin bezug auf die Echtheit der Abstempelung übereinstimmen. Ganz besonders beziehen wir uns auf den Arlikel in Nr. 3 der„Deutsch. Sammler-Zeitung' (wahrscheinlich aus der Feder des Herrn Amtsgerichts-

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MICHAEL ULLRICH

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nm 23. SRoöeniBet 18C8 bejdjioffcn, eine Umlage von J Jivcitjtitb jioav n) für bic ©trafen« 3 Tr.,

b) für bic jTvciöuenunftimg 1 fr.

ijjröei Slblfjetfuiigen: Januar 1869 uub September 1809f< je

fctifeü SffiaftflfjlÖ betragen im ©oiijhi 42,107,770 fl. imb

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rat Priewe .vorgeht, daß bezüglich dieses Briefes derNachweis der Echtheit einwandfrei als erbracht anzusehen ist.

Hervorzuheben sind noch die Ansichtenvon verschiedenen prominenten Persön

in 18G9 ciiigcrja

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..- ©Illbcil-

Abb. 7.

icriühicnd), aus dem her lichkeiten in der Philatelie. So äußertesich z. B. in einem Schreiben vorn 30. Märzd. Js. Herr E. D. Bacon, Präsident tlerRoyal Philatelie Society in London, tlerauch die Sammlung des Königs von England und des Briitscheu Museums ver-

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wallet, daß er unser Studium über dieseMarken als sehr interessant erachtet, zuseinem Bedauern aber mitzuteilen genötigtsei, daß ihm kein Sammler in Groß-Bii-tannien bekannt wäre, der ein echtes Stückder Baden-Landpos! 12 kr. gebraucht besitze. Auch andere englische hervorragende Philalelisten interessieren sichjetzt für diese bis jetzt Jahrzehnte langvernachlässigte Europn>Rarität.

Unsere Nachforschungen, die daraufabzielten, annähernd festzustellen, wievielechte Stücke von der Baden-Landpost12 kr. O überhaupt bis jelzt im Handel vorgekommen sind, sind noch nicht abgeschlossen. So weit wir bis jetzt übersehen können, kommen im In- und Auslandetwa 18 Stück mit Orlsstempel Waldshutin Frage und vielleicht 10 bis 12 Stückmit anderen Stempeln, meistens Ring-Stempel, abgesehen von den sogenannten.Halbierten", auf die wir noch zu sprechen kommen werden. Hierbei sind bereits alle Auktionen, die iu Deutschlandin den letzten lf> Jahren und in Frankreichin den letzten .10 Jahren stallgefundenhaben, berücksichtigt worden. Wenn manin Betracht zieht, daß die Zahl der bisjetzt entdeckten Maurilius-Posl-Of-fice-Marken sich ungefähr in dem gleichen Verhältnis bewegt und daß eine Markevon Maurilius-Posl-Oflice mit hOOUO Markgehandelt wird, so muß man annehmen,daß der bisherige Katalogpreis für einegebrauchte Baden-Landpost 12 kr von ungefähr 2000 Mark nur darauf zurückzuführen Ist, daß sich niemand bis jetztMühe gegeben hal, den tatsächlichen Werldieser Wellrarität festzustellen und weiletwa iu den letzten drei Jahrzehntenniemand sich ernstlich die Erforschungdieser Maike hat angelegen sein lassen.Allerdings spielen bei der Festsetzungdes llandelswertes einer Seltenheit verschiedene Momente eine wesentliche Rolle.In erster Reihe kommt natürlich die Zahlder im Handel überhaupt vorhandenenStücke in Frage, in der zweiten Reihedie Zahl der vorhandenen und zahlungsfähigen Käufer und in dritter Reihe dieBeliebtheit tler in Frage kommenden Seltenheit. Nicht zuletzt spielt natürlich dieLokalfrage eine Hauptrolle. Die meistenbis jelzt vorgefundenen Mauritius-Markensind, wie nicht anders zu erwarten ist,im Besitz von englischen Sammlern. Dagegen besitzen diese, wie aus der maßgebenden Auskunft des Herrn Bacon hervorgeht, nicht ein einziges Stück Badcil-Laildpost 12 kr. In Deutschland dürftesich das Verhältnis umgekehrt gestalten.Während die meisten bis jelzt aufgefundeneII Baden-Landpost 12kr. in Deutschland

anzutreffen sind, dürfte wohl mit Ausnahmeder in der Sammlung des Reichspost-museums In Deutschland befindlichenExemplare kaum ein Stück der Mauritius-Post-Öfflce vorhanden sein. Das großeMißverhältnis in dem Preis zwischen Mauritius-Post-Office und Baden-Landpost12 kr. besteht aber nicht nur in dem Umstand, daß die britischen Sammler materiell potenter sind als die deutschen, sondern zum großen 'Feil auch darauf, daß,während über Mauritius- Post-Office eineumfangreiche Literatur und auch sonstigeunzählige Zeilschriften-Abhandlungen inmehreren Sprachen bestehen, von Baden-Landpost 12 kr. so gut wie gar nichts iuder alten und noch viel weniger in derneuen Literatur zu finden Ist. Dabei darfnicht übersehen weiden, daß bei denMauritius-Posl-Office-Marken einwandfreifeststellt, daß 1000 Marken gedruckt undrestlos verbraucht wurden, während beiBaden, wie wir in einer späteren Statistiknachweisen weiden, es noch gar nichtsicher ist, ol) auch nur einige HundertExemplare wirklich in den Verkehr gekommen sind.

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß gegendie Baden-Landposl 12 kr. eine Voreingenommenheit besteht, weil angeblich diemeisten vorkommenden Stücke, wie es iuder allen Literatur heißt, falsch gestempelt sein sollen. So z B. behauptet selbstLindcnborg, der Altmeister der Deutschen Philatelie, in seinem Badenwerk.daß

„von hundert gebrauchten Landposlmarken '.hl einen falschen Stempel trügen.Dies gilt insbesondere von den Markender 12 kr., von denen nur ein verschwindend kleiner Teil in Verkehr gekommen zu sein scheint".Wir hallen diese Lindcnbergsche Be

hauptung für etwas übertrieben und werden in einem späteren Arlikel noch ausführlich auf die Abstempelungen zurückkommen. Bereits hier sei aber bemerkt,daß nach unseren Forschungen es geradebei diesen Abstempelungen viel wenigerFälschungen gibt als von allen sonstigen.Die Tatsache erklärt sich daraus, daß dieseMaiken schon seil jeher mit Rücksichtauf ihren sehr hohen Preis und dem Mangelan Literatur überhaupt nur dann gekauftwurden, wenn sie von anerkannten Stempelautoritäten geprüft worden sind. Ausdiesem Grund haben sich bei dieser MarkeFälschungen gar nichtrentiert. Die meistenSchriftsteller übersehen eben, daß dieHerren Fälscher zumeist nur vom praktischen Standpunkt ausgehen und nursolche Marken oder Stempel fälschen, beidenen tlie Aussicht auf einen rentablen

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MICHAEL ULLRICH

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467-Absatz bestellt. Dagegen pflegten beisolchen Marken, die selbst im echten Zustand ungern gekauft werden, weil maudabei Fälschungen befürchte!, die Fälschersjch damit entweder gar nicht oder nurselten abzugeben. Das beweist eben dieauffällig geringe Zahl von Fälschungenbei Baden-Landpost 12 kr., die uns während unserer langjährigen Nachforschungenvorgekommen sind. Abgesehen von demberühmten Fälscherprozeß des Bahnverwalters Riegel in Donaueschingen in den90er Jahren, sowiein den bekannten mehrfachen Prozessen gegen Schcnibcr imJahre 1898, wo durch den Sachverständigen Metzger 2 falsche Baden-Landpost 12 kr. festgestellt wurden, sind keinerlei Fälle bekannt geworden, wo einegrößere Anzahl dieser Marke als Fälschungen zu verzeichnen sind. In tleralten Literatur finden wir nur die beidenbewährten Altmeister der deutschen Philatelie, Lindenberg und Glasewald,die sich mit diesem Thema befaßt haben.In dem Lindenbergschen Werk, welchesbereits im Jahre 1891 erschienen ist, wirdzwar über verschiedene Arten von Baden-Fälschungen berichtet, aber gerade überdie Baden-Landpost-Steinpelfälscliungcnwird nur kurz Erwähnung getan, ülase-wald dagegen hat in seiner MitteldeutschenPhilatelisten-Zeitung, abgesehen von denBelichten der oben erwähnten zwei Prozesse gegen Riegel und Schember,auf die wir bei Besprechung der Abstempelungen noch später zurückkommenwerden, nur ab und zu die Feststellungeines falschen Stempels auf den Landposlmarken erwähnt. Wir schätzen dieFälle, wo ausführlich über eine richtigeFälschung dieser Marke berichtet wurde,alles in allem auf vielleicht etwa sechs.Aber auch in den bekannten großen Fäl-scliuiigssaininluiigcn ist, abgesehen vonganz harmlosen Dilcttanlenfälschungeii,die gar nicht in Frage kommen, nur selteneine gute Fälschung dieser Marke zusehen. Auch in unserer nicht unbedeutenden Fälschungssanimliiiig, die durchEinverleibung der berühmten Fälsehungs-sammlung David Colin, Berlin, die innerhalb dreißig Jrahe zusammen getragenwurde, sind kaum zwei Siiick dieser Fälschungen, und auch diese nicht besondersgut ausgeführt, zu finden, im Gegensatzzu den ersten Moldaufälschungen, wovonsich bei uns Hunderle im Laufe der Jahreangesammelt haben. Danach ist dieFabel von den massenhaften Fälschungenunzutreffend, und die Voreingenommenheit gegen diese Rarität (vielleicht dieseltenste auf der ganzen Welt) unberechtigt.

Wir wollen nun zu der eigentlichenMaterie über die Baden-Landpost-Markenzurückkehren. Wie aus der bereits abgedruckten Verordnung vom 2ti. September18(12 ersichtlich ist, wurden drei Werteä 1,3 und 12 kr von diesen Marken inBuchdruck hergestellt. Der Druck erfolgtedurch die Hasper sehe Biichdruckerei inKarlsruhe. Jeder Bogen enthielt 100 Stck.mit schwarzem Druck auf gelbem Papier.Es gibt zwei Papiersorten, blaßgelb unddunkelgelb. (Siehe auch Kohls Handbuch S. 158.)

Was die Gummierung anbelangt, sowar dieselbe eine äußerßt mangelhafte undvon minderwertiger Qualität, wodurch dieMarken zumeist brüchig wurden, weshalbauch leider eine außergewöhnlich großeZahl von lädierten 12 kr. Marken zu verzeichnen ist. Gerade dieser Umstandsollte doch den Schwarzsehern zu bedenken geben. Es mag ja sein, daß nacheinem beliebten Fälschertrick häufig einzelne Fälschungen absichtlich beschädigtoder sogar repariert werden, um denKäufer von dem Verdacht abzulenken, erhabe eine Fälschung vor sich. (Ueberdieses Thema werde ich noch ausführlichin meiner Monographie über Moldau-Marken bzw. in meinem demnächst, erscheinenden Arlikel über Moldau-Fälschungen zurückkommen.) Bei denBaden-Landpost 12 kr. Marken könnenaber solche Fälscherlricks nicht in Fragekommen. Ungebrauchte Maiken gibt esdurch die ungeheuren Reslbesiände mehrals genug und da gerade die vorgefundenen bis jetzt von uns beschriebenen amtlichen Forderungszetlel, deren Echtheitaußer jedem Zweifel festgestellt wurde,größtenteils beschädigte Marken enthalten,so unterliegt es keinem Zweifel, daß dieseBeschädigungen infolge des außerordentlich dünnen Papiers und der mangelhaftenGummierung schon bei der Frankierungvorgekommen sind Man kann sagen, daßvon den aufgefundenen 12 kr. Marken dieüberwiegende Mehrzahl lädiert ist. Inbeziig auf die Gummierung ergibt sichauch aus dem Spezialweik über die Briefmarken von Baden von C Lindenberg,daß sie eine sehr mangelhafte war. Soheißt es in diesem Werk an einer Stelle:

„Der Gummi hatte sehr schlecht getrocknet und es gingen vielfach Berichtevon Postanstalten ein, wonach die Markenbogen zusammengeklebt und unbrauchbar geworden seien".

Auch noch an verschiedenen anderenStellen wird iu dem Lindenbergschen Werkan der Gummierung Kritik geübt. Wirnehmen an, daß die Beschädigung der

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1ICHAEL ULLRICH

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zahlreichen Bögen dieser Marke größtenteils auf die mangelhafte Gummierungzurückzuführen ist.

In bezug auf die notwendige Anzahlder Landpostmarken und die Verwendungderselben durch die einzelnen Landpostämter hat sich die Badische Posldirektionsehr stark verrechnet. Es sind nämlichweit mehr als anderthalb Millionen Stückangefertigt worden, und im Verlaufe vonneun Jahren, während welcher diese Marken in Verkehr waren, ist kaum ein Drittel davon verwendet worden Hiervonentfallen auf die 12 kr. Marken kaum mehrals etwa 300 Stück Diese Marken wurden fast ausschließlich für amtliche Sendungen benutzt, wie Steuer- und Umlageerhebungen (Forderungs-Zetlel, wie diehier abgebildeten), Militär- und Wahlan-gelegenheiten usw. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Gemeinden sich vielfach besonderer Boten bedienten und dieHilfe der Landposl bei Beförderung derBriefschaften nur selten in Anspruch nahmen. Man findet deshalb auch Briefe mitLandpostmarken nur ungemein selten vor.

Uebcr die Zahl der tatsächlich verwendeten Landposlmarken und über dieRestbestände dienen nachstehende Zahlen:

.1 kr.. Marken. Nach Lindenberg sindim .Laufe von neun Jahren von diesenMarken 210300 Stück verbraucht worden,wozu noch eine geringe Zahl der bei derersten Verteilung der Marke im Jahre 1862der Postanstalten überwiesenen " Stückehinzukommen. An Restbestand verblieben323000 Stuck.

3 kr. Marken. Verbraucht sind -101300Stück. Restbestand 445000 Stück.

12 kr. Marken. Die tatsächlich verbrauchte Zahl dieser Marke läßt sich überhaupt nicht feststellen. Bei der vorgenommenen Zählung der Bestände ergabsich zwischen den Jahren 1863 und 1807ein Abgang von 1100 Stück 12 kr. Marken.Als aber im Jahre 1870 die Marken außerKurs gesetzt wurden, strömten die meisten,fehlenden 12 kr. Marken wieder zurück.Offenbar waren sie in den Händen derLandbriefträger unverbraucht geblieben.Die meisten Poslaiistalien. die für dieseMarken keine Verwendung hatten, sandtensie wiederum an die Postdirektion inKarlsruhe und verlangten dalür die klei

nen Werte zu 1 und 3 kr. Die Postdirektion sah erst später, daß von diesen Marken in ganz unnötigerweise große Mengengedruckt wurden. Dies veranlaßte auchdie Postdirektion zu wiederholten Malen,einen Teil dieser Marken zu vernichten.Ungeachtet dessen verblieb hiervon Ende1872 noch ein Re-tbestand von 160000Stück. Nachdem Ende Juli 1873 alle vorhandenen Frankomarken an die FirmaGebr. Senf in Leipzig verkauft wordenwaren, entschloß man sich schließlich imSeptember 1873, auch die noch vorhandenen Landpostmarken zu verkaufen. Eswurde an alle Händler, die sich bei demVerkauf der Frankomarken gemeldet hatten (Julius Goldner. E. Bredmeyer,Beddig und Senf) je eine Aufforderungversandt, ein Gebot für die zum Verkaufgelangenden Reslbestände abzugeben, bestehend aus Landpostmarken, und zwar

320000 Stück a 1 kr440000 „ a 3 kr. und160000 „ a 12 kr.

Verkaufstermin war: 1. Oktober 1873.Den Zuschlag erhielt Julius Goldner,

Hamburg, zu1000 Reichsmark

für das ganze Quantum. Der Kaufpreisvon 1000 Mark für den Restbestand von920000 Marken, die wohl noch in denmeisten Sammlungen fehlten, erscheintauffällig gering. Man muß aber in Betracht ziehen, daß die Marken gerade vonJulius Goldner erstanden wurden. Denalten Händlern ist noch in Erinnerung,mit welcher Gewiegtheit Goldner ansWerk ging, wenn es sich darum handelte,Restbestände „billig" zu erwerben. Erwar überhaupt einer der größten Spezialisten jener Zeil in Erwerbung von Restbeständen. Im konkreten Fall schaffte ersich seine Konkurrenten dadurch vomHalse, daß er sie veranlaßte, nicht mitzubieten, „um die Marken nicht unnötigerweise zu verteuern". Als Entschädigunggab Goldner seinen drei KonkurrentenSenf, Bredmeyer und Beddig „kostenlos"einen kleinen Posten der von ihm nunmehr spottbillig erstandenen Restbestände.Auf diese Weise gelang es ihm, den ganzen Vorrat Landpostmarken um etwa Vi«Pfennig per Stück zu erwerben.

Fortsetzung folgt. K.cU .'