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Photo book by Melchior Imboden containing faces of people of central Switzerland
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Peter Von MattherausGeGeben und MIt texten Von und
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Peter Von Matt
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eIn fotoGraf und seIne landsleute
Innerschweiz? Urschweiz? Zentralschweiz? Niemand weiss so recht, wie sich die drei Bezeichnungen
zueinander verhalten. Wie weit decken sie sich, wie weit markieren sie Differenzen? Zwar denkt man
bei der Urschweiz meist nur an die drei Gründerkantone Uri, Schwyz und Unterwalden, aber der Name
Vierwaldstättersee verweist doch wieder auf vier Waldkantone, zählt also Luzern mit seinem grossen
Seeanstoss auch zum Kernbestand. Für das Sprachempfinden hat die Innerschweiz mit der Urschweiz
mehr zu tun als die Zentralschweiz. Dieser Begriff wird von der Verwaltung und der Wirtschaft vorge-
zogen. Innerschweiz wirkt emotionaler, Zentralschweiz nüchterner.
Die sprachlichen Zweideutigkeiten verweisen auf eine schillernde Identität. Tatsächlich hat sich die
Innerschweiz — ein Gebiet, das vom Napf bis zum Linthkanal, vom Hallwilersee bis zum Gotthard reicht
— stets von unterschiedlichen Gegebenheiten her definiert. Einerseits verstand man sich als die histo-
rische Geburtslandschaft der Heimat, unwiderlegbar bewiesen durch die Schauplätze der Tellsage und
des Rütlischwurs. Andererseits stand man seit den Glaubenskriegen und dem zerschlagenen Sonder-
bund in einem vielfach belasteten Verhältnis zur wirtschaftlich und politisch dominierenden reformierten
Schweiz. Barocke Bilderlust und Genussfreude prallte mit protestantischer Askese zusammen, aber die
katholische Kirche hatte auch ein System des Gewissensdrucks und der Modernisierungsfeindlichkeit
aufgebaut, aus dem es für viele nur den Ausweg eines offenen oder versteckten Bruchs gab. Auch die
Aussenwahrnehmung der Innerschweiz wird bis heute von dissonanten Sehweisen geprägt. Was den
einen als ursprünglich erscheint, halten die andern für hinterwäldlerisch, wobei sich die Sachkenntnis
in der Regel hier wie dort in Grenzen hält.
Für das Werk des Fotografen Melchior Imboden sind die zirkulierenden Klischees über die Innerschweiz
ein Handicap und eine Chance zugleich. Die Gefahr ist gross, dass man in den Bildern spontan nach
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Bestätigungen für vorgefertigte Denkmuster sucht. Wer bärtige Bergler sehen möchte, Erscheinungen
wie aus einer Urzeit, wird sie finden. Er mag sich freuen, dass es das noch gibt, oder sich ärgern über
solche Distanz zu unserer elektronischen Zivilisation und den Normen der urbanen Lebensführung. Er
kann darin ein eindrückliches Festhalten an Herkunft und Überlieferungen sehen oder aber ein heim-
liches Schielen auf die vom Tourismus und der Reklameindustrie gepflegten Vorstellungen von Ur-
sprünglichkeit. Für beide Deutungen gibt es gute Gründe. Und doch verpasst, wer von vorgegebenen
Ideen über die Innerschweiz ausgeht, die grosse Chance dieses Buches. Denn als ein Ganzes, als ein
grossartiges Gesichter-Panorama, widerlegt und verbietet es jede Festlegung der Region auf ideolo-
gische oder ethnologische Schemata. Diese können zwar beim Betrachten plötzlich aufwachen, sie spie-
len gewiss auch in die Erfahrung herein, die ich mit einem bestimmten Gegenüber mache, aber schon
der nächste lebendige Menschenkopf, der mich da anschaut, zwingt mich dazu, ihn wieder ganz anders
zu verorten.
Man könnte es paradox formulieren: Die Leistung dieses Buches ist der Deutungsnotstand, in den es mich
dieser Region gegenüber bringt. Ich kann die vielen Leute nicht auf einen Nenner bringen. Die Kunst
Melchior Imbodens macht jede und jeden zu einer Person, die mir auf eigentümliche Weise nahe kommt.
Dadurch dass sie alle zusammen unter dem Stichwort Innerschweiz stehen, werde ich auf Gemeinsam-
keiten verwiesen, werde ich förmlich aufgefordert, sie zu suchen. Sie entziehen sich mir aber umso zwin-
gender, je gesammelter ich mich auf die Bilder einlasse. Ich könnte darüber gereizt werden, könnte so-
gar dem Fotografen daraus einen Strick drehen und sagen: Du verwischst ja das Typische. Du sabotierst
alle Möglichkeiten, hinter der Vielfalt das Gesetzmässige, also den typischen Innerschweizer, die typische
Innerschweizerin, schliesslich sogar das Wesen der Innerschweiz zu erkennen. Diese Sabotage gehört
tatsächlich zu Imbodens Werk. Sie ist aber ein künstlerischer und intellektueller Akt.
Die Suche nach dem Typus war lange Zeit ein Ehrgeiz der internationalen Fotografie. Man fuhr in ein
Land, eine Gegend, einen Natur- oder Industrieraum und holte die Menschen ins Bild, um ihren über-
greifenden Charakter zu zeigen. Männer und Frauen in einem belgischen Kohlerevier zum Beispiel. Bre-
tonische Fischer. Wanderarbeiter im amerikanischen Westen. Die Bauernwelt in Uri, in Appenzell, in der
Surselva. Hollywood. Der Typus ist die Einheit in einer Vielfalt, das Dauernde im Wechsel. Ästhetisch
betrachtet, ist die Suche nach dem Typus ein klassischer Akt. Das Klassische als künstlerische Position
will etwas zeigen, das immer wahr ist, zeitlos, sei’s in einem Land, sei’s in der ganzen Menschheit. Der
monumentalste Versuch in dieser Richtung war Edward Steichens Ausstellung im New Yorker Museum
of Modern Art, The Family of Man, 1955. Alle grossen Fotografen jener Zeit waren darin vertreten. Die
Sammlung reiste um die Welt und hat die Welt hingerissen. Sie war ein eminentes Ereignis der
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Fotografiegeschichte, aber auch ein massiver ideologischer und propagandistischer Akt. Alle Menschen
sind eine einzige Familie, lautete die Botschaft. Vor dieser Tatsache verschwinden die sozialen Unter-
schiede, die Zwänge von Politik und Ökonomie. Was die Macht unter den Menschen anrichtet, ist be-
langlos angesichts einer Geburt, eines Liebespaars, eines lachenden Lokomotivführers, eines Jägers im
Busch, eines Flöte blasenden jungen Indios. Weil der Typus die Einheit in der Vielfalt sucht und bezwin-
gend vor Augen rückt, kann er auch eine Menge von komplexer Wirklichkeit in dieser Vielfalt verdecken
und zum Verschwinden bringen.
Durch unsere kulturelle Sozialisation sind wir alle darin geschult, im Vielfältigen das Typische zu suchen.
Wir tun es auf Reisen, gegenüber Minderheiten, vor versammelten Kunstwerken. Die Beschreibung von
Typus und Variation ist ein ursprünglich wissenschaftlicher Akt, der in unserem Alltag gewohnheits-
mässig geworden ist. Wir praktizieren dieses Verfahren der Weltbegegnung so selbstverständlich, dass
wir darüber nie weiter nachdenken. Wir reden über die Pariser, die Basler, die Italiener, beschreiben iro-
nisch oder verärgert oder bewundernd ihren angeblichen Charakter, als ob es den Pariser, den Basler,
den Italiener überhaupt gäbe. Es gibt ihn nur in unserem Kopf. Dieser kann uns allerdings so steuern,
dass wir die entsprechenden Gestalten plötzlich leibhaftig vor uns auf der Strasse zu sehen glauben.
Das Werk von Melchior Imboden ist ein kleiner Trainingsplatz, um solche Denkprozesse spielerisch zu
überprüfen. Irgendwann ertappen wir uns bei der Reaktion: „Was soll der, was soll die da in einem Buch
über die Innerschweiz? Den könnte ich ja auch in St. Gallen und die da auch im Zürcher Westend sehen.“
Das ist ein kostbarer Moment, weil genau jetzt ein Klischee zerbricht. Tatsächlich zeigen uns diese
Gesichter aus der Innerschweiz ebenso sehr ein Stück Schweiz, ein Stück Europa, ein Stück der ganzen
heutigen Welt.
Und trotzdem oder gerade dadurch sagen sie auch etwas über die Region zwischen Napf und Linth-
kanal, Gotthard und Hallwilersee aus. Diese ist nicht erst neuerdings aufgemischt worden durch Binnen-
und Einwanderung. Sie war immer schon ein offenes Land, ein Land der Pässe und Handelsrouten,
also auch der Reisenden aus aller Welt . Gab es im 19. Jahrhundert einen europäischeren Berg als
die Rigi ? Die berühmte Satire Mark Twains über die vielen Jodler am Wegrand nach Rigi Kulm zeigt,
wie sehr das Ursprüngliche und Urchige schon damals Inszenierung war — eine Vorführung, um ein
Geschäft zu machen. Der Tourismus, von dem viele Menschen in der Innerschweiz leben, bedarf der
Klischees in den Köpfen der Reisenden. Er muss ihnen diese bestätigen, und dazu müssen die gelegent-
lichen Jodler eben urchiger daherkommen, als sie sind. Mancher von ihnen arbeitet die Woche über
in einer Bank und korrespondiert dort mit der halben Welt, bis er am Wochenende wieder sein „Joli-
hooduliduu“ anstimmt.
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Die Innerschweiz ist von den Annehmlichkeiten und Zerstörungen der modernen Zivilisation so stark
betroffen wie alle andern grossen Regionen des Landes. Ihre Industrie produziert global, so wie ihr
Tourismus seine Netze über alle Kontinente hin auswirft. In der kleinen Stadt Zug drängen sich die
Briefkästen der Weltfirmen. Die Zersiedelung der Landschaft ist so katastrophal wie fast überall in der
Schweiz. Aus solchen Gegebenheiten schliessen kulturkonservative Geister gern auf einen menschlichen
Einheitsbrei, eine Bevölkerung ohne Gesicht. Der Porträtist Imboden beweist das Gegenteil. Er führt uns
in eine bunte Menschenwelt, deren Faszination man sich nicht entziehen kann, gerade weil sie uns zum
Nachdenken und Einordnen zwingt, zu Versuchen, in der Vielfalt Zusammenhänge zu erkennen. Dies tut
jeder nach seinem jeweiligen Vorwissen, sei’s über die Jugendkultur, sei’s über Industrialisierung und
Gewerbe, sei’s über die Urbanität der Kleinstädte, sei’s über die Umbrüche in der Landwirtschaft. Was
immer unsere Zivilisation heute prägt, es spiegelt sich in diesem oder jenem von Imbodens Gesichtern.
Man muss sich nur Zeit nehmen, muss die einzelne Begegnung aushalten und die Fragen zulassen, die
sie in einem aufweckt.
Es gibt Fotografen, die erlegen ihre Beute wie die Jäger. Andere versuchen, die Menschen zu erwischen,
damit sie unverhofft dastehen in ihrer Blösse, schutzlos, entlarvt. Für wieder andere sind die Menschen
nur Material zu formalen Experimenten. Bei Imbodens Werk fällt auf, dass die Porträtierten diesen
Fotografen mögen. Das ist nicht gespielt, das kann man gar nicht spielen, und der Mann mit der Kame-
ra kann diesen Eindruck auch nicht durch einen Trick erreichen. Völlig angstfrei treten die Frauen und
Männer, die Kinder und Jugendlichen ins Bild. Selbst die Schrulligen, die Aussenseiter, denen die Ver-
schlossenheit Gräben ins Gesicht gezeichnet hat, wirken hier, als begegneten sie einem alten Bekannten.
Diese zwischenmenschliche Dimension ist für Imbodens Arbeit elementar. Seine Menschen sind in einer
ganz selbstverständlichen Weise frei. Es gefällt ihnen, die zu sein, die sie sind. Und wenn gelegentlich
eine grimmige Miene auftaucht, bestätigt sie nur das natürliche Vertrauen, mit dem die andern Porträ-
tierten auf uns zukommen.
Natürlich ist auch hier Kunst am Werk. Ganz von sich aus ergibt sich so etwas nicht, auch wenn der
Fotograf ein freundlicher Mensch ist. Die bald vorsichtige, bald offene Herzlichkeit, die der Betrachter
dieses Buches erlebt, ist nicht unabhängig vom Gestaltungswillen des Künstlers. Nicht minder aber hängt
sie zusammen mit seiner persönlichen Vertrautheit mit der Region und ihren Bewohnern. Von dem al-
ten Bauernhaus, in dem Imboden wohnt, wenn er im Land ist, sieht man den See und die Berge, eine
zauberhafte Kontur der weichen und schroffen Linien. Aber man sieht auch direkt auf einen Flugplatz,
wo lange Zeit die Düsenjäger täglich in die Traumlandschaft hineindonnerten und wo jetzt die Pilatus
Porter brummend ihre Probeflüge absolvieren. Man sieht die schönen alten Dampfschiffe durch den See
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pflügen, aber im gleichen Blickfeld liegt die Autobahn Hamburg-Rom, auf der die Eurolaster ohne
Unterbrechung verkehren. Das Crossover von Idylle und Technik, von ragender Ruhe und brutaler
Geschwindigkeit, das der heutigen Welt zeichenhaft aufgebrannt ist, trifft die Innerschweiz härter noch
als andere Gegenden. Dass der Künstler Melchior Imboden dies weiss und dass er sich der Erfahrung
stellt, sieht man seinem Werk an. Es ist ein Buch über die Heimat, geschaffen von einem Mann, der
sich keine Illusionen macht darüber, dass Heimat heute etwas ist, das einem ständig entgleitet und das
man für sich nur retten kann, wenn man es in dieser unaufhaltsamen Bewegung akzeptiert.
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rolf sachsse
Globale haltunGen und reGIonale GesIchter In den fotoGrafIen Von MelchIor IMboden
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IM boden der IrIs: InnerschweIzer
Vom Kupferstecher Daniel Chodowiecki gibt es ein schönes Blatt zum Ursprung der Kunst nach Plinius’
Naturgeschichte: Eine junge Frau zeichnet an einer Wand den Schatten eines ebenso jungen Mannes
nach, der offensichtlich gerade dabei ist, in den Krieg zu ziehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie
ihn nicht wiedersehen, und so behält sie wenigstens sein Bild an der Wand. Hätten die Protagonisten
des Blatts einer animistischen Religion angehört, wäre die Zeichnung ein Garant der Wiederkehr; so et-
was tun Rationalisten als blossen Aberglauben ab. Chodowiecki war nicht der Einzige, der gegen 1780
die bis dahin nur selten dargestellte Szene stach. Um 1810 gab es einen regelrechten Run auf dieses
Motiv, das kurz darauf im Reservoir der Genremalerei verschwand. Der Beginn des 19. Jahrhunderts ist
nicht nur sprachgeschichtlich bedeutend, sondern auch die Periode der Vorbereitung auf ein neues Me-
dium, die Fotografie. Alle notwendigen Erfindungen waren 1772 abgeschlossen, nur deren Zusammen-
führung dauerte bis 1839, und dann gab es gleichzeitig gut zwei Dutzend Erfinder. Chodowiecki thema-
tisierte die Ursprünge der Kunst zu einem Zeitpunkt, als es mit der seinen gerade zu Ende ging.
Für Melchior Imboden und sein umfangreiches Œuvre in der Fotografie gilt die gleiche Voraussetzung:
Als er zu fotografieren begann, waren die Weichen für die Ablösung des alten Verfahrens durch beweg-
te Bilder und digitale Technologien längst gestellt. Und wenn er bis heute weiter in der bewährten Art
fotografiert, dann tut er es mit einer selbstverständlichen Integration neuer und neuester Techniken in
seine alltägliche Arbeit. Gerade weil er sich der zunehmenden Differenz zwischen alten und neuen Me-
dien des Bildermachens so bewusst ist, greift er mit grosser Sicherheit auf die Ursprünge seines Tuns
in Kunst und Handwerk zurück und eben auch auf das wichtigste Thema des bildnerischen Arbeitens:
auf die Kommunikation von Mensch zu Mensch via Menschenbild. Kunst ist Katalysator interpersonaler
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Kommunikation. Genau darum geht es im Porträtschaffen von Melchior Imboden, ganz grundsätzlich,
aber auch mit grosser Freude, rarem Können und vor allem einem tiefen Blick. Im Boden der Iris ist in
Anbetracht von Imbodens Bildern mehr als ein Wortspiel: Seine Augen schauen tief in die Abgebildeten
hinein. Diese spiegeln sich ganz unten auf seiner Retina, selbst wenn das Ergebnis seiner Arbeit, dem
Medium gemäss, papierne Flachware ist.
Zwei junge Frauen, fröhlich vor einer rauen Wand am Bahnhof, einem städtischen Unort. Vor sich zwei
gut gepackte Taschen, nicht vom Shopping, sondern mit Utensilien, vielleicht für den Sport oder für ein
Wochenende mit Party. Beide stehen gerade, aufrecht mit durchgedrücktem Kreuz, die Standbeine spie-
gelbildlich, die Spielbeine locker abgestreckt, die Füsse in Flipflops, die Beine in Röhrenjeans, die Ober-
körper in knappen T-Shirts. Beide halten — wieder spiegelbildlich — je eine Getränkedose in der Hand;
eine raucht, während die andere ihre freie Hand auf die Schulter der einen legt. Beide lächeln, ja la-
chen den Fotografen geradezu an und strotzen vor Selbstbewusstsein. Eine erscheint ein wenig domi-
nanter, die Raucherin mit einem geschmückten T-Shirt, die andere etwas zurückhaltender, sie braucht
die Hand auf der Schulter der einen. Die enge Beziehung der beiden, aus der sich das Stereotyp der en-
gen Beziehung von Zwillingen ablesen lässt, wird durch den knappen Bildraum der Szene unterstrichen:
Die nahe Wand endet unterhalb der Knie mit einem breiten Saumstein; der kurze Boden des Vorder-
grunds ist durch einen diagonalen Strassenstreifen in der Tiefe noch weiter verkürzt.
Das Porträt gilt als Krone der Kunst, und ein wenig wird davon in Plinius’ Geschichte klar: Es geht um
den Tod, um die Erinnerung an Abwesende, um die Lösung des Denkens und Erkennens von körper-
licher Anwesenheit. Dem entspricht im Akt des Porträtierens ein Ritual, das in der Zeichnung Chodo-
wieckis geradezu paradigmatisch aufgehoben ist: Wer porträtiert wird, muss — um den Preis des Über-
lebens im Bild, und viele der hier Abgebildeten sind tatsächlich inzwischen verstorben — für eine Zeit
stillhalten. Das heisst, der oder die Porträtierte/n unterbrechen alles, was sie tun, für mindestens den
kurzen Moment einer ebensolchen Aufnahme. Das Bild eines Menschen kann ohne sein Zutun aufge-
nommen werden, ein Porträt niemals. Damit ein Porträt entsteht, bedarf es einer Kommunikation, einer
mindestens stillen Vereinbarung darüber, dass nun ein Bild entstehe. Mit einem Wort: Porträtieren ist
Vertrauenssache. Dieses Vertrauen herzustellen, ist eine der leichtesten Übungen für Melchior Imboden
— der Rufname Melk, unter dem ihn vor Ort jede/r zu kennen scheint, eröffnet die Kommunikation und
öffnet die Herzen. Der Rest ist ein wenig Technik und eine stupende Beherrschung der notwendigen Re-
geln für die Bildentstehung wie ein ebenso sicherer Umgang mit Licht und Schatten. Mit einem Satz:
Die Innerschweizer Porträts sind zwar jeweils schnell entstanden, aber dennoch wohlüberlegt und in
weiten Teilen von langer Hand geplant, obendrein mit einer ganz spezifischen Mischung aus langsamer
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Annäherung und schneller Reaktion auf das Gegebene. Umgekehrt wird nach langem Schauen, Sammeln
und Sichten der Bilder aus Melk wieder Melchior: Denn jener war von den gnostischen drei Weisen
derjenige, der mit dem Licht auch den Schatten brachte — Fotografie eben auch als Melanotypie, das
Lichtschreiben geht metaphorisch nicht ohne den Schattendruck.
Melchior Imboden ist ein Reisender, immer unterwegs, auch daheim. Der weitaus grösste Teil seiner
Porträts entsteht im Freien — was nicht heissen soll: ohne Lichtregie. Wie jeder gute Reisende lebt Mel-
chior Imboden von der Neugier, die ihn umtreibt, und dadurch von der jeweiligen Situation, auf die er
sich schnell und selbstbewusst einlassen kann: Er ist immer der Fremde, auch im eigenen Land, und er
hält seine Sinne offen, nicht nur die Augen. Wer das Glück hatte oder hat, ihn für einen Tag oder zwei
durch irgendeine Gegend — sei es in der Schweiz, in Europa oder anderswo — begleiten zu dürfen, wird
nicht nur von seiner unendlichen Fürsorge für Menschen in seinem Umfeld begeistert sein, sondern auch
von seiner konstant gespannten Aufmerksamkeit. Es entgeht ihm nichts, was noch einmal Bedeutung
gewinnen könnte, und sei es für ein Bild. Seine formativen Jahre lang war er auf Achse, reiste durch
die Welt — möglichst mitten hindurch, dorthin wo Menschen waren — und stellte am Ende fest, dass er
die mitgebrachten Bilder in eine Ordnung bringen musste, eben in seine Ordnung. Die nächsten Schritte
folgten logisch: Jede Ordnung generiert neue Bilder, die noch gefehlt haben und nun zur Abrundung ei-
nes Vorstellungsbildes dringend gebraucht werden. Zunächst waren es Länder und Kontinente, die den
Anlass einer Ordnung gaben, später kamen Berufsgruppen wie Designer und Musiker hinzu, und vorher
wie nachher war die Idee da, sich den Menschen des eigenen Kantons zu widmen — mit dem Blick des
Reisenden, mindestens mit dem Auge desjenigen, der sich erst zum Reisen aufmacht, dann von fern zu-
rückkehrt und kritisch prüft, was noch da ist oder was sich verändert hat, zum Guten wie zum Schlech-
ten. Alle diese Fragen generieren Serien von Bildern, grössere und kleinere.
Als Figur und mit seinem Schatten exakt im Goldenen Schnitt positioniert, steht ein Mann auf dem
gestampften Boden eines ländlichen Platzes; der Leib einer Kuh im rechten Bilddrittel wie eine Reihe
von Kühen mit prall gefüllten Eutern im Hintergrund vermitteln die Situation eines Viehmarkts. Der Mann
steht gebeugt; das Gesicht schaut mit gespannter Aufmerksamkeit in die Kamera, zwischen Ablehnung
und Zustimmung changierend und in diese Spannung alle Bildbetrachter einbeziehend. Der krumme
Rücken, die rechte Hand in der ausgebeulten Hosentasche, die etwas hochgezogene Hose, die guten
Schuhe und die ordentliche Wolljacke deuten auf eine Sonntags- oder Marktkleidung hin; vor allem aber
signalisieren alle Details eine ungeheure Gespanntheit, die den Mann ganz gegen seinen körperlichen
Anschein geradezu aus dem Bild springen lässt. Was immer er tun mag, er wird es mit derselben
Intensität tun, die der Fotograf ihm im Bild bescheinigt.
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Von Anfang an war die Fotografie ein Medium der Serie, und dies in doppeltem Sinn: Zum einen liessen
sich die Ergebnisse fotografischen Tuns bei gleichbleibender Qualität in prinzipiell unbegrenzter Zahl pro-
duzieren und reproduzieren; zum anderen erzeugte der Akt des Einfrierens von Zeit in ein stilles Bild a pri-
ori den Wunsch, die Gewalt dieses Tuns durch die Bildung von Serien und Sequenzen abzumildern. Der
bildliche Vergleich als Grundlage wissenschaftlichen Sehens war schon in der Druckgrafik des 17. Jahr-
hunderts etabliert worden, insbesondere nach der Erfindung des Mikroskops und der daraus folgenden
Praxis des Präparierens von Objekten zum ausschliesslichen Zweck des Vergleichs. Kaum war die Foto-
grafie erfunden, stürzten sich Wissenschaftler vieler Fachgebiete auf die mit und in ihr gegebenen Ver-
gleichsmöglichkeiten, darunter die Ethnografen und Völkerkundler in einem solchen Masse, dass es das
Fotografieren auf Reisen generell zu diskreditieren begann und das Medium zu einem Bestandteil kolo-
nialer Strategien werden liess. Die gegenläufige Medienstrategie bestand darin, ein ortsfestes Fotostu-
dio zu betreiben, möglichst in einer Metropole wie Paris oder London, und nach einer Weile mit der
Produktion von albums des contemporaines zu beginnen, in denen alle Menschen ver- und gesammelt
wurden, die in irgendeiner Weise als bedeutend zu gelten hätten. Von einem Design-Blogger befragt,
mit welcher der beiden Strategien er es halte und welche er ihm empfehle, hat Melchior Imboden ge-
antwortet, er solle beide versuchen.
Damit sind eine ganze Reihe von Vergleichen der Vergleiche vom Tisch: August Sanders Menschen
des 20. Jahrhunderts, Irving Penns Worlds In a Small Room, Stefan Moses’ Deutsche und dergleichen
mehr — Melchior Imboden kennt sie alle ganz genau, doch für seine Arbeit bedeuten sie (fast) nichts.
Sander und Moses waren in ihrer Fixierung auf Stände und Berufe ohnehin bereits hinter ihrer jewei-
ligen Zeit zurückgeblieben, und Penn musste die Globalisierung erst durch ein Konzept aus der Mode-
fotografie vorwegnehmen: Beide Kategorien hatten sich zum Zeitpunkt, als Imboden zu arbeiten begann,
bereits vollständig erledigt und diskreditiert. Schon sein erstes Projekt, die Nidwaldner Gesichter, bezog
all jene Menschen ganz selbstverständlich ein, die aus irgendeinem Grund in diesem Innerschweizer
Kanton gelandet waren. Doch bereits damals sind seine Auswahlkriterien andere als die der Repräsen-
tativität, die noch für die früheren Bildserien vieler Menschen gegolten haben — das Argument der Bild-
auswahl von Melchior Imboden ist wesentlich subtiler. Indem er sich zum kommunikativen Gegenüber
der Fotografierten macht, indem er Inszenierung wie plötzliche Wahrnehmung zulässt, also den Schnapp-
nie als Fangschuss auffasst, indem er schliesslich ebenso charmant wie selbstverständlich auf die Sub-
jektivität seiner Bild- und Menschenauswahl hinweist, ist er von allen Fragen nach sozio logischen, psycho-
logischen oder ethnografischen Bedeutungen seiner Arbeit befreit.
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Zwei Jungen in weissen Messgewändern stehen vor einem dunklen Busch, der am linken oberen
Bildrand durch ein wenig Gegenlicht aufgehellt wird; schon das Licht markiert den möglichen Ort der
Aufnahme als Pfarrgarten. Der kleine Junge in der linken Bildhälfte hat die Hände hinterm Rücken ver-
schränkt und blickt den Fotografen geradeaus an, mit dem Ausdruck leichter Angst. Der Junge rechts
ist etwas grösser und älter; er schaut mit verkniffenem Mund nach rechts aus dem Bild heraus, sein
Blick ist aufmüpfig, die Hände hält er vor dem Bauch zusammen. Unwillkürlich stellt sich der Eindruck
ein, dass die beiden etwas ausgefressen haben — und sei es bloss die Zustimmung zur Aufnahme im
heiligen Gewand, die ihnen der Pfarrer vielleicht hätte verbieten können.
Zu den — auch fotografisch liebevoll gepflegten — Stereotypen des fremden Blicks auf die Schweiz gehört
die Idee einer ethnischen Erkennbarkeit. Sie lässt sich schwer auf einzelne Merkmale fixieren, weder in
Körperbau noch in Kleidung und Habitus, doch generiert sie gerade in schwarzweissgrauer Fotografie
ein relativ festes Bild von genügsamen, hart arbeitenden und fröhlich feiernden Menschen, die stark von
ihrer klimatisch rauen Umgebung geprägt erscheinen. Dieses Stereotyp ist in mancher Hinsicht von der
Schweizer Fotografie selbst erzeugt worden, die sich in den 1930er- und 1950er-Jahren mit Fotogra-
fen wie Hans Staub, Ernst Mettler, Paul Senn, Jakob Tuggener, Theo Frey, Yan Dalain, Rob Gnant und
anderen intensiv sozialen Themen zuwandte und diese in Magazinen aller Art publizierte. Hier wurde die
sich rational gebende, städtische Angestelltenschicht gern daran erinnert, dass ihre Wurzeln in der har-
ten Welt der Bergbauern mit ihren Mythen und Gebräuchen lagen, und vor allem auch daran, dass noch
immer nicht sämtliche Schweizer am wachsenden Wohlstand teilhatten. Migranten kamen in diesen Bil-
dern nur selten vor, und wenn, dann waren es jene mediterrane Heroen der Arbeitswelt, die in das so-
zialistische Selbstbild der Fotografen und Zeitschriftenmacher passten. Melchior Imboden spielt mit die-
sem Cliché wie mit allen anderen der Schweizer Fotografie und er überwindet es mit dem einfachsten
aller Vorgänge: Er nimmt die Migranten als Innerschweizer auf — wörtlich.
Ein Bild von Magritte’schem Witz, der sich erst im zweiten oder dritten Hinsehen erschließt: Ein Bauer steht
vor einem Viehwagen, Hände in den Hosentaschen, Pfeife im Mund, Blick auf den Fotografen, alles locker
und gelöst, aber mit nötiger Distanz zum Geschehen. Das Gesicht besteht nur aus Augen und Nase, die von
einem dichten Vollbart und einer schwarzen Mütze gerahmt werden, selbst die Pfeife ragt nur kurz aus der
bärtigen Wolle hervor. Nahezu auf Augenhöhe mit dem Mann schaut ein Schaf in die Kamera, selbst eben-
falls von dichter Wolle gerahmt; selbstverständlich steht es im Viehwaggon, und nur sein Kopf schaut he-
raus. Die Schafsschnauze endet im Bild genau dort, wo die Pfeife ihren Kopf hat — so als ob der Pfeifen-
schmauch als Schafsfutter dient. Verstärkt wird dieser perspektivische Trick durch die knappe Fassung
des Bildraums und durch die doppelte Rahmung des Geschehens in einem Holzgestell des Hintergrunds.
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Die neueren Porträtfotoprojekte Melchior Imbodens und insbesondere das vorliegende aus der Inner-
schweiz lassen sich gut mit der Arbeit eines gleichaltrigen Fotografen vergleichen, mit Paul Graham und
seinen visuellen Untersuchungen zur Wahrnehmungsdifferenz zwischen Nationen und Kontinenten in einer
globalisierten Welt. Die Frage nach der Konstitution wie Dekonstruktion von fotografisch fixierten Ste-
reotypen, die Graham umtreibt, wird in gleicher Weise auch von Melchior Imboden gestellt, allerdings
mit ganz anderen fotografischen Mitteln angegangen. Denn seinem Selbstverständnis nach ist Imboden
sicher kein Dokumentarfotograf und schon gar kein Dokumentarist, der die Dokumentationsfähigkeit der
Fotografie als künstlerisches Stilmittel nutzt. Letztlich dokumentieren die Fotografien auch nur das, was
ihre Betrachter aus ihnen machen; der Fotograf notiert eine Begegnung, hält einen glücklichen Moment
von Wahrnehmung und Ereignis fest, fixiert die Erinnerung an eine geglückte Kommunikation — mehr
nicht, aber auch keinesfalls weniger. Den Anspruch der Welterklärung braucht er nicht einmal aufzuge-
ben, er hat — mit Ausnahme einer tiefen Selbstreflexion — in diesem Œeuvre nie bestanden.
Vorderhand ist Melchior Imboden ein Mensch der Oberfläche: Er gestaltet Plakate und Werbedrucksa-
chen, im besten Sinn des Wortes propagandistisches Material. In diesem jesuitischen Begriff steckt mit
paga das Papier, auf das etwas — eine Idee, aber eben auch eine Ideologie — projiziert wird. Also ist
der Gestalter ein Projektor, einer, der Ereignisse, Dinge oder Ideen vergrössert oder verkleinert und aufs
Papier wirft. Zudem ist er Interpret, der zwischen den Medien vermittelt, indem er aus Musik Text, aus
Text Bilder und aus Bildern Flächen macht, so lange, bis mit dem Plakat eine Fläche bedeutend gewor-
den ist. In all diesen Disziplinen ist Melchior Imboden ein wahrer Könner seines Fachs, arbeitet er ge-
radezu altmeisterlich: Man schaue sich einfach seine Ausstellungs- oder Jazz-Plakate an. Da zählt we-
niger die Raffinesse der Typografie, noch wirkt allein ein perfektes Foto, auch nicht ein schräger Schnitt
durch Text und Bild — es ist das richtige Mass der Dinge im Zusammenklang, das die Qualität des gra-
fischen Schaffens von Melchior Imboden ausmacht. Es ist dies eine Qualität, die als Schweizer Grafik
berühmt geworden ist, ganz besonders auch im fotografischen Plakat. Nur: Bei kaum einem Schweizer
Gestalter sind Grafik und Fotografie so weit zusammengewachsen wie eben bei Melchior Imboden.
Die junge Grafikerin Manuela Pfrunder steht auf einem Kiesweg vor einem Gebüsch, das sie in ähnlicher
Weise rahmt wie der Rosenhag die Madonna bei den Kölner Meistern des späten 15. Jahrhunderts. Wie
bei diesen ist das Licht mild und diffus, fällt aber spürbar von links oben ins Bild. Gespannt schaut Frau
Pfrunder in die Kamera, ihre Körperhaltung signalisiert gleichzeitig Anspannung und Lässigkeit — wirklich
angenehm ist ihr das Fotografiertwerden nicht, aber einem Melchior Imboden kann man auch einfach
gar nichts ablehnen. So wird das Bild von einer — unter der weiten Kleidung eher vermuteten denn ab-
lesbaren — S-Bogenform bestimmt, wie sie wiederum Madonnenbildern zu eigen ist; die Ponderation
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gehört zu den Signalelementen der weiblichen Schönheit durch acht Jahrhunderte der Kunst. Sie dient
aber auch dazu die Augen zu führen: Gelesen wird das Bild von unten nach oben, und unweigerlich landet
der Blick auf den Augen der Protagonistin: streng, fest, aufmerksam und hochsensibel werden die Be-
trachter aus dem Bild heraus angeschaut.
Dass Melchior Imboden nach langen Jahren der Bildnerei in Grafik und Fotografie zu seinem Urthema der
Innerschweizer Menschen zurückgefunden hat, wundert nicht: Zutiefst ist seine Weltsicht vom Fokus seiner
Herkunft geprägt, und hier findet er auch Fotografen, deren Einfluss seinen Bildern anzusehen ist, gleich
ob ihm dies bewusst wird oder nicht. Die feuilletonistische Finesse eines Leonard von Matt hat Imboden
geprägt, aber auch die präzise Situationsschilderung des Polizeifotografen Arnold Odermatt. Dem einen
Fotografen hat er als Herausgeber ein sensibles Buch gewidmet, dessen Wert als Denkmal durchaus so
hoch einzusetzen ist wie der einer steinernen Skulptur auf einem Innerschweizer Marktplatz. Mit grosser
Sorgfalt hat Melchior Imboden die fotografische Wiederentdeckung eines Verwandten betrieben, den er
aufgrund seines frühen Todes nicht hat kennenlernen können: Martin Imboden. Immerhin teilen beide
Imbodens zwei wesentliche Eigenschaften: die unbändige Reiselust und eine deutlich erkennbare Vorlie-
be für schöne Frauen. Das grösste Denkmal schliesslich, das Melchior Imboden einem Fotografen gewid-
met hat, besteht aus dem Heben und Sichten des Schatzes der Bilder von Michael Aschwanden, die eine
perfekte Gegenposition zur eigenen Reisefotografie bilden. Wo Melchior Imboden in die Welt fährt, liess
jener die Reisenden zu sich kommen, in die letzte Kurve der Axenstrasse des Kantons Uri, wo er seinen
Sommerkiosk betrieb. Aschwandens Bilder, die Imboden mit dessen Enkelin edierte, führen direkt auf sein
Bild der Innerschweizer zurück: Menschen mit starker Bodenhaftung und dennoch offen für die Welt.
Ein älterer Mann auf einer Strasse, schräg von oben auf die hinter ihm diagonal durch das Bild laufende
Fahrbahn gesehen. Er hält die linke Hand hoch, und am Mittelfinger dieser Hand krabbelt ein Käfer hin-
auf, den der Mann lächelnd anschaut. Er ist der Luftbildfotograf Willi P. Burkhardt, der einmal nicht im
Fliegeranzug mit grosser Kamera vor dem Bauch aufgenommen wurde, sondern in Umkehrung seiner
sonstigen Darstellung: Körper und Sinne widmen sich einem kleinen Tier, nicht einer riesigen Land-
schaft; der Blick geht ins Detail, nicht über den Horizont hinaus. Dennoch sind alle Elemente der
Burkhardt’schen Fotografie auch in diesem Bild enthalten: Die kurvig fluchtende Strasse entspricht den
Blicken von oben, der Käfer nimmt den Platz der kleinen Häuser und Bäume in den Bildern ein, und die
Sportjacke symbolisiert die perfekte Ausrüstung, mit der ein solcher Fotograf seine Arbeit verrichtet. Die
Komposition aus dem nach links schräg gestellten Kreuz von Körper und Armen deutet die wacklige Po-
sition eines Luftbildfotografen im Moment der Aufnahme an. Gleichwohl steht dieser Mann fest auf dem
Boden aller Tatsachen wie eben auch in diesem Bild.
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Die Bildtechnik Melchior Imbodens ist von ähnlicher Bodenständigkeit und Offenheit wie seine Prota-
gonisten: Fotografiert wird mit dem Instrument der fotografischen Avantgarde schlechthin, mit der Lei-
ca. Der Film ist schwarz-weiss, wofür inzwischen eine eigene Vorratshaltung vonnöten ist, wenn die
Qualität nicht in Zweifel stehen soll. Positive werden zunächst analog hergestellt, gern auch vom Foto-
grafen selbst, vor allem wenn es sich um Baryt-Prints für Ausstellungen handelt. Für die Objektivwahl
und den daraus resultierenden Bildausschnitt gilt ebenfalls ein ähnliches Verhältnis von nah und fern:
Der Bildwinkel bei der Aufnahme ist fast immer gleich, das Objektiv meist in normaler Brennweite, was
genügend Schärfentiefe im nahen Gesicht garantiert, aber auch ein mögliches Verfliessen des Hinter-
grunds in grösserer Distanz. Bildausschnitte werden nach der Aufnahme nur sehr behutsam angefertigt;
es gibt aber auch keine Ideologie der Fixierung auf das volle Format des Negativs, gar mit schwarzem
Rand. Ähnliches gilt für die Ratio der Positive: Meist sind es Hochformate im Verhältnis 4:3, das als
Annäherung an den Goldenen Schnitt als besonders angenehm empfunden wird, aber selbst optische
Quadrate lassen sich im Werk finden. Mit dem fast durchgehend verwendeten Hochformat ist Aufmerk-
samkeit und Ausgewogenheit zugleich markiert. Was sich im Prinzip widerspricht, wird bei Melchior Im-
boden zu einer bildlichen Einheit, indem es vergangene Tugenden der Bildkomposition referiert.
Eine der wenigen, eng gefassten Nahsichten des Porträtwerks: Der Kurator und Museumsleiter Jean-
Christophe Ammann sitzt auf einer Treppe und schaut in ein Buch. Der Blick des Fotografen führt von
der Seite oben auf die Stirn und die Schultern des Mannes, dann weiter auf die Arme und die Hände,
die das Buch halten, und von dort die Beine herab, die aber angeschnitten sind und auf die Rundungen
von Knien und Stirn verweisen. Es dauert eine kleine Weile, bis die einigermassen vertrackte Komposi-
tion aufgelöst ist — heraus kommt der Eindruck eines kompakten Denkers, der sich nicht so leicht in die
Karten schauen lässt, obwohl er ein Meister der Selbstinszenierung ist.
Mit wenigen Ausnahmen sind die Bilder von Melchior Imboden in klassischer Tradition des Schwarz-
weiss angelegt: Das rahmende Chiaroscuro ist milde und lässt die Protagonisten plastisch hervortreten.
Harte Kontraste sind eher selten und beziehen sich auch in den Ausnahmefällen fast nur auf Gegenlicht-
konturen am Gesichtsrand oder an den Haaren. Dem Plakatkünstler, Buchautor und Drucksachengestalter
liegt zudem an der Aufmerksamkeitsökonomie der Printmedien, bei denen das Interesse der Betrachter
durch das Hochformat gesteigert werden kann, während das breit gelagerte Querformat — gerade auch
das der Bildschirme und ihrer Angebote — oft zu gelangweilter Oberflächlichkeit in der Betrachtung ver-
führt. Das natürliche Licht, weich oder hart, kommt prinzipiell von links und verschattet den rechten Teil
des Bildes: So lädt die Lichtführung zur intensiven Lektüre aller Bildinformationen ein. Und die sind
reichlich gegeben. Jedes Detail ist, ganz im Sinn einer traditionell betriebenen Abbildungstechnik von
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dokumentarischem Wert, mit gleicher Emphase berücksichtigt, jede Kleinigkeit sichtbar gemacht. Doch
die Summe ist nicht der surreale Wachtraum, sondern liebevolle Reiseliteratur für alle, die sich der Mühe
intensiven Hinschauens unterziehen.
Ein alter Mann, leicht von oben aufgenommen, gekleidet in eine schwere Stoffhose, einen groben Pul-
lover und ein grossflächig kariertes Jackett, schaut distanziert am Fotografen vorbei, fast als ob er bei
Nacht im Gehen durch den Blitz des Fotografen getroffen worden sei. Das Gesicht des Manns wird von
einem Vollbart gerahmt, auf dem Kopf sitzt eine hohe Fellmütze, und um die Schultern hat er einen to-
ten Fuchs geschlungen, dessen buschigen Schwanz er mit der rechten Hand hält, in der linken eine Zi-
garre — und woher der Fuchs kommt, weiss niemand. Bart, Mütze und Fuchs bilden eine Fläche voller
spitzer Haare, die gut ein Fünftel des Bildes bedeckt und durch das Blitzlicht wie eine stachlig abweh-
rende Struktur wirkt. Der Hintergrund ist völlig schwarz, was die Aufnahmesituation völlig dekontextua-
lisiert. Seine Spannung bezieht das Bild aus dem Widerspruch eines nischenhaften Aufbaus, der den
Mann wie eine Heiligenfigur wirken lässt, und des Ausdrucks von Körper und Gesicht, die eine Mischung
aus Distanzierung und Stolz signalisieren.
Wer mit der Fotografie begann, als Zeichnung und Druckgrafik noch die herrschenden Medien waren,
musste sich an die Erzählstrukturen, Formen und Umrahmungen der früheren Vermittler anpassen. Jetzt,
am Ende der klassischen Fotografie, kann mit Melchior Imboden ihre Wirkung besichtigt und vor allem
darauf geschaut werden, wie weitgehend wir Menschen uns weltweit dem inhärenten Diktat der Medi-
en unterworfen haben. Der Fotograf zeigt uns, wo wir wen imitieren, den wir in den Medien erkannt und
uns zu eigen gemacht haben; er zeigt aber auch, wo irgendetwas in uns Widerstand leistet und wir qua-
si unwillentlich ein Konstrukt der Identität vorführen. Der Kampf, in den ein Krieger ziehen muss, um
den Ursprung der Kunst auslösen zu können — und sei es in einem netten kleinen Mythos von zweifel-
hafter Glaubwürdigkeit —, ist einem allgemeinen Vorführen und persönlichen Darstellen aller Menschen
in allen Situationen gewichen, auch in der Innerschweiz. Insofern führt uns Melchior Imboden ebenso
auf den Ursprung der Fotografie und dort ganz besonders auf die Eigenarten Schweizer Fotografen zu-
rück, wie er uns an den Ursprung der Kunst führt: an den Schatten, den wir werfen, hier heute und in
der Geschichte, wie immer sie konstruiert sei. Lichtschreiben und Schattendruck gehen beim Blick auf
die Menschen einer Region wie der Innerschweiz eine ganz besondere Verbindung ein, die von Melchior
Imboden als Blick in die Tiefe des eigenen wie des anderen Auges gezeigt wird. Damit definiert er das
Porträt in der Fotografie einmal mehr als den raren Moment, der nicht vergeht.
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2: Sibel Senyurt, Studentin, Luzern, 2010
5: Raimund Häcki, Landwirt, Stans, 1990
6: Walter Hess, Landwirt, Älpler, Viehmarkt Stans-Oberdorf, 1990
7: Toni Odermatt, Landwirt, Älpler, Stans, 1990
8: Karl Kieliger, Landwirt, Waldarbeiter, Erstfelder Tal, Erstfeld, 1990
9: Gusti Gisler, Landwirt, Altdorf, 1990
10: Anton Käslin, Landwirt, Älplerchilbi Beckenried, 1990
11: Louis Huser, ehemaliger Fremdenlegionär, Älplerchilbi Beckenried, 1993
12: Domini Arnold, Landwirt, Stans, 2010
14: Walter Lussi, ehemaliger Buchhalter, Stans, 2009
15: Pensionär, Schwyz, 2009
16: Anna Krummenacher, Hausfrau, Stans, 2006
17: Anton Flüeler, Bahnangestellter, Dallenwil, 1990
18: Otto Britschgi, Schreiner, St. Niklausen, 1996
19: Schwester Augustina Flüeler, Kulturpreisträgerin, Kloster Sankt Klara, Stans, 1990
20: Albertina Mathis, Landwirtin, Stansstad, 1995
21: Toni Barmettler, ehemaliger Landwirt, Buochs, 1993
22: Melk Odermatt, Landwirt, Stans, 1991
23: Paul Odermatt, Landwirt, Dallenwil, 1990
24: Donato De Donatis, Hilfsgärtner, Buochs, 1996
25: Alois Rohrer, Tierpräparator, Melchtal, 2006
26: Otto Barmettler, ehemaliger Gemeide- und Waldarbeiter, Buochs, 1990
35: Migi Barmettler, Älpler, Buochs, 1990
36: Franz Ambauen, Älpler, Alpabfahrt Buochserhorn, Buochs, 1990
37: Migi Barmettler, Älpler, Ennetbürgen, 2006
38: Toni Odermatt, Landwirt, Kleinviehmarkt Stans-Oberdorf, 1990
39: Bernhard Wyrsch, Älpler, Alp Eggenrüti, Beckenried, 1990
40: Josef Scheuber, Landwirt, Älplerchilbi Stans, 1990
41: Jakob Odermatt, Landwirt, Buochs, 1990
42: Alois Odermatt, Älpler, Alpabzug, Alpnach, 1993
43: Ruedi Gander, Älplerchilbi Beckenried, 1993
45: Jost Mathis, Landwirt, Stanser Märcht, Stans, 1990
46: Dres Gasser, Landwirt, Zuchtfamilien-Viehschau, Buochs, 2009
47: Kari Odermatt, Älpler, Viehschau, Stans-Oberdorf, 1990
48: Büchel- und Alphornbläser, Jodlerfest, Dagmersellen, 2009
49: Bernhard Wyrsch, Älpler, Buochs, 1996
50: Rosalia Berlinger, Burdihemden-Näherin, Beckenried, 1990
51: Beda Durrer, Kunstmaler, Beckenried, 1989
52: Ruth Waeffler, ehemalige Biologin und Naturwissenschaftlerin, Stans, 2009
55: Rachelle Nkou mit Sohn Livian, Schauspielerin, Theaterregiseurin, Luzern, 2006
56: Amanda und Alicia Kuster, Beckenried, 1993
57: Philomena und Chantal Wanner, Luzern, 2004
58: Regula Koch, Lehrerin, Studentin, Fotomodell, Buochs, 1996
59: Modenschau, Pferderennen Luzern, 1997
60: Sherin Geiger, Dentalhygienikerin, Luzern, 2007
61: Vanessa Käslin, Studentin, Fotomodell, Luzern, 2008
62: Vanessa Dorestant, Studentin, Basketballnationalspielerin, Luzern, 2009
63: Miriam, Studentin, Luzern, 2009
64: Sandra Tadross, Kauffrau, Stansstad, 2006
65: Yvonnne Barmettler, Fotomodell, Horw, 1994
67: Friederike Brune, Studentin, Stans, 2006
68: Mittelaltertreffen Luzern, 2009
69: Opal, Littau, 2005
bIldIndex
70: Melanie Kotadia, Studentin, Luzern, 2010
71: Bianca Sissing, Miss Schweiz 2003, Luzern, 2004
72: Antigona Shkoza, Maskenbildnerin, Luzern, 2007
73: Vera Hunkeler, Auszubildende, Luzern, 2011
74: Graciella Huber, Studentin, Fotomodell, Luzern, 2007
75: Nicole Henchoz, Laborantin, Rocksängerin, Weggis, 2006
76: Manuela Pfrunder, Grafikerin, Bern, 2006
77: Caroline Vitale, Mezzosopranistin, Luzern, 2007
78: Lea Lu, Musikerin, Luzern, 2010
79: Regula Mühlemann, Musikerin, Sängerin, Luzern, 2010
80: Karen Fleischmann, Schauspielerin, Fotomodell, Horw, 2005
81: Dilan Kuas, Studentin, Luzern, 2010
82: Sandra Keiser, Krankenschwester, Stansstad, 2006
83: Chantal Stäuble, Studentin, Luzern, 1988
84: Miriam, Luzern, 2009
87: Fränzi Gut, Stans, 1992
88: Internationales Trachtentreffen, Buochs, 1991
89: Laura Mambelli, Stans, 2007
90: Maja Twerenbold, Seebodenalp Rigi, 2009
91: Alpabzug, Buochs, 2006
92: Benno Liem, Viehmarkt Stans-Oberdorf, 1990
93: Delia Herzog, Hergiswil, 2007
94: Christian Lussi, Viehmarkt Stans-Oberdorf, 1990
95: Pirmin Risi, Viehmarkt Stans-Oberdorf, 1990
96: Kleinviehmarkt Stans-Oberdorf, 1991
97: Antonio Pischedda und Marco Achermann, Buochs, 1990
98: Michael Niederberger, Älplerchilbi Stans, 1998
99: Mirjam Gamma, Stans, 1993
100: Asylzentrum Acheregg, Stansstad, 2000
101: Gisela Imboden, Giswil, 2006
102: Antonia Koster, Giswil, 2006
103: Jolanda Imboden, Giswil, 2006
104: Theo Niederberger, Wolfenschiessen, 1995
116: Josef von Zuben, Buochs, 1993
118: Nina Ackermann, Laienschauspielerin, Buochs, 1990
119: Otto Baumgartner, Übersetzer, Dialektforscher, Buochs, 1990
120: Willi Barmettler, Laienschauspieler, Buochs, 1990
121: Angelo Kleinhans, Laienschauspieler, Buochs, 1990
122: Emil Manser, Strassenphilosoph, Luzern, 1995
123: Udine Grafenmeyer, Feinrestaurateurin, Archäologin, Luzern, 2008
124: Zeno Niederberger, Älpler, Stans, 1993
125: Irma Stadelmann, Künstlerin, 2007
126: Alois Bucher, Ethnologe, Alphornbläser, Luzern, 1995
127: Sepp Ambauen, Unspunnen-Steinstösser, Buochs, 1992
129: Angelo Burri, Musiker, Filmemacher, Ennetmoos, 2001
130: Marcel Schöngart, Luzerner Stadtoriginal, Luzern, 2009
131: Konrad Amstutz, Ingenieur, Buochs, 2006
132: Mario Waser, Gastgeber, Werker, Sammler, Vitznau, 2009
133: Mark Schmied, Koch, Sänger, Stans, 2006
134: Luzern, 2005
135: Silvio Wellauer, Luzern, 2006
136: Guido Schneckenburger, Pfleger, Luzern, 2009
137: Peter Grübel, Maler, Hildisieden, 2010
138: Alois Schuepp, Busmechaniker, Luzern, 2009
139: Sonja Stöckli und Denise Fontaine, Pferderennen Luzern, 1997
140: Sir Edward Meckstroth, Luzern, 2001
141: Fritz Zimmermann, Rangierspezialist, Luzern, 2009
142: Otto Odermatt, Lehrer, Transzendentales Center Seelisberg, 2008
143: Werner Odermatt, Alteisenhändler, Ennetbürgen, 2006
144: Josef von Zuben, Buochs, 1999
146: Josef Bieri, Wagner, Horw, 2009
147: Josef Häfliger, ehemaliger Strassenbaupolier, Ennetbürgen, 2010
148: Allegro, Künstler, Luzern, 2005
149: Toni Schmitter, Künstler, Buochs, 1996
150: Flohmarkt Luzern, 2002
151: Josef Lustenberger, Restaurator, Luzern, 2010
152: Hanspeter Heller, Musikant, Ennetbürgen, 2007
153: Horw, 2000
154: Schwester Christina Merkli, Kloster Maria-Rickenbach, Niederrickenbach, 2007
157: Gerda Meyerhof, Fotografin, Hergiswil, 1997
158: Emil Steinberger, Kabarettist, Luzern, 2011
159: Allan Porter, Publizist, Fotograf, Verleger, Luzern, 2007
160: Angela Rosengart, Galeristin, Luzern, 2010
161: Charles Wyrsch, Kunstmaler, Grafenort, 2001
162: Hans Peter Litscher, Ausstellungs-, Filmemacher, Regisseur, Autor, Luzern, 2009
164: Stanislaus von Moos, Kunsthistoriker, Architekturtheoretiker, Stans, 2010
165: Peter von Matt, Professor für Neuere Deutsche Literatur, Autor, Zürich, 2002
166: Fredi Murrer, Filmemacher, Zürich, 2010
167: Erich Langjahr, Filmemacher, Zug, 2000
168: Peter Schärli, Musiker, Luzern, 2009
169: Markus Würsch, Musiker, Luzern, 1996
170: IVO, Musiker, Stans, 2006
171: Noldy Lindinger, Gold- und Silberschmied, Stans, 2006
172: Thurry Schläpfer, Kunstmaler, Fotograf, Luzern, 2008
173: Luke Gasser, Musiker, Filmemacher, Bildhauer, Hergiswil, 2011
174: Carlos Lima, Handballer, Hergiswil, 2011
176: Blondie Chaplin, Rolling-Stones-Backgroundsänger, und
Markus Murer, passionierter Rolling-Stones-Fan, London, 2006
177: Luciano Castelli, Kunstmaler, Basel, 2009
178: Jean-Christophe Ammann, Kunsthistoriker, Kurator, Berlin, 2009
179: Hans Erni, Kunstmaler, Grafiker, Luzern, 2011
180: Josef Reinhard, Fotograf, Sachseln, 2010
181: Arnold Odermatt, Fotograf, Stans, 2011
182: Richard Aschwanden, Fotograf, Altdorf, 1989
183: Micheline Klapproth, Journalistin, Horw, 2000
184: Armin Hofmann, Grafiker, Luzern, 2006
185: Niklaus Troxler, Grafiker, Veranstalter Jazzfestival Willisau, Willisau, 2011
186: Willi P. Burkhardt, Fotograf, Stans, 2007
Die Ortsangabe gibt immer den Aufnahmeort an.
bIoGrafIe Melchior Imboden wurde 1956 in Stans in der Innerschweiz geboren. Er lebt und arbeitet
als freischaffender Fotograf und Grafiker in Buochs.
1972 begann Melchior Imboden eine Ausbildung zum Dekorateur und arbeitete nach dem
Abschluss bis 1984 in diesem Beruf. Während dieser Zeit fing er an, sich mit Gestaltung,
Typografie und Fotografie auseinanderzusetzen und unternahm 1980 eine Reise rund um
das Mittelmeer, auf der die ersten fotografischen Arbeiten entstanden. Weitere Fotoreisen
führten ihn rund um die Welt.
Ab 1984 studierte Melk Imboden in der Grafik-Fachklasse der Hochschule Luzern. Während
diesem fünfjährigen Studium arbeitete er in Designbüros in Italien und der Schweiz. Nach
seinem Abschluss 1989 war Melchior Imboden zwei Jahre als Art Director Assistant in
Zürich tätig.
1991 unternahm er eine ausgedehnte Reise nach Südamerika. Hier entstanden zahlreiche
Schwarz -Weiss-Fotografien, von denen sich heute eine Vielzahl z. B. in der Sammlung des
Fotomuseums Winterthur, im Musée de l´Elysée Lausanne oder in der Bibliothèque Natio-
nale Paris befinden. Seit 1992 arbeitet er als freischaffender Grafiker und Fotograf im In-
und Ausland. Seine Plakate, die vor allem im Kulturbereich positioniert sind, sowie seine
Fotografien wurden vielfach national und international ausgezeichnet.
1998 wurde er Mitglied des Alliance Graphique Internationale (AGI) und war von 2006 bis
2010 Präsident des AGI Schweiz. Melchior Imboden beschäftigt sich laufend fotografisch
mit seiner Umwelt. Es entstanden Fotoprojekte wie Nidwaldner Gesichter, Designerportraits
und Zeitbilder, die mehrfach international ausgestellt wurden. Melchior Imboden war 2000
als Stipendiant der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr künstlerisch in Berlin tätig.
Melchior Imboden lehrt in beiden Bereichen: Er ist als Dozent für Fotografie und Grafikde-
sign in Luzern und Bern tätig. Zudem wurde er zu zahlreichen Gastvorträgen, Workshops und
Jurytätigkeiten im Ausland eingeladen, unter anderem in Beijing, Shantou, Taipei, Moskau,
New York, Paris, Brno, Krakau, Teheran und Hamburg. Ausserdem war er mehrere Semes-
ter Vertretungs- und Gastprofessor für Grafikdesign und Fotografie an der Hochschule für
Gestaltung Karlsruhe. Von 2004 bis 2007 lehrte Melchior Imboden als Gastprofessor an
der UdK Berlin in den Bereichen Grafikdesign und Fotografie.
Melchior Imboden ist Herausgeber und Gestalter mehrerer Fotobücher, u.a.: Nidwaldner
Gesichter (1992), Leonard von Matt (1994), Martin Imboden — Ein vergessener Fotograf
(1996), Franz Troxler (1997), Melchior Imboden — Jazzgesichter (1999), Horw 2000
(2000), Kunstraum Obwalden (2000), Michael Aschwanden — Unterwegs an der Achsen-
strasse (2003), Arnold Zwahlen — Der Dorffotograf (2006), Willi P. Burkhardt — Panorama
(2007), Melchior Imboden — Designerportraits (2007).
Sammlungen:
Sammlung Bibliothèque Nationale, Paris, Frankreich
Sammlung Deutsche Fototage, Frankfurt, Deutschland
Sammlung L. Fritz Gruber, Köln, Deutschland
Sammlung Musée de l´Elysée, Lausanne, Schweiz
Sammlung Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
Sammlung Schweizerische Stiftung für die Photographie, Kunsthaus Zürich, Schweiz
Sammlung Schweizerische Stiftung für die Photographie, Fotomuseum Winterthur, Schweiz
Sammlung Stadt Luzern, Schweiz
Sammlung Kanton Luzern, Schweiz
und zahlreiche Arbeiten in weiteren öffentlichen und privaten Sammlungen
Einzelausstellungen (Auswahl):
1984 Ägypten, Galerie René Liefert, Luzern, Schweiz
1988 Portrait Paris, Galerie Chäslager, Stans, Schweiz
1990 Rom, Foto Forum Luzern, Schweiz
1991 Griechenland, Berner Foto-Galerie, Bern, Schweiz
1992 Nidwaldner Gesichter, Galerie Ermitage, Beckenried, Schweiz;
Galerie Sust, Stansstad, Schweiz; Luwal, Luzern, Schweiz
1993 Nidwaldner Gesichter, Galerie Pendenz, Winterthur, Schweiz
1994 Nidwaldner Gesichter, Nikon Galerie, Zürich, Schweiz
1994 Südamerika, Galerie Sust, Stansstad, Schweiz
1995 Helgenstöckli, Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
1996 Nidwaldner Gesichter, Galerie Chäslager, Stans, Schweiz
1996 Innerschweizer Gesichter, Staatsbibliothek zu Berlin, Deutschland
(In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Stiftung für die Photographie,
Kunsthaus Zürich und der Schweizerischen Botschaft, Aussenstelle Berlin)
1996 Musiker Portraits, Kunstmuseum Luzern, Luzern, Schweiz
1997 Moskau, Rathaus Willisau, Willisau, Schweiz
1998 Moskau, Galerie IHA, Hergiswil, Schweiz
1998 Moskau, Helferei Grossmünster, Zürich, Schweiz
1999 Jazzgesichter, Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
1999 Zeitbilder, Stadtgalerie Kornschütte, Luzern, Schweiz
2000 Nidwalden, Stanserhorn, Stans, Schweiz
2001 Berlin — Zeitbilder, Galerie Benzenholz, Meggen, Schweiz
2002 Designer Portraits, MAZ, Medienausbildungszentrum Horw,
Luzern, Schweiz
2002 Jazzgesichter, Schiffsstation, Sisikon, Schweiz
2003 Zeitbilder, Kunstraum D4, Luzern, Schweiz
2003 Zeitbilder, Visarte Kunstraum Sigrist und Zumbühl, Luzern, Schweiz
2004 Jazzgesichter, Galerie Gunter Rambow, Güstrow, Deutschland
2004 Zeitbilder, Ostalbkreishaus & Kreissparkasse Aalen, Aalen, Deutschland
2005 Nidwaldner Gesichter, 15. Filmkunstfest in Schwerin, MV Fotogalerie, Schwerin,
Deutschland (in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Botschaft Berlin)
2005 Designer Portraits, Art Center Berlin, Deutschland
(in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Botschaft Berlin)
2005 Zeitbilder, DNA Galerie, Berlin, Deutschland
(in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Botschaft Berlin)
2005 Weltgesichter, Restaurant Reussbad, Luzern, Schweiz
2006 Nidwaldner Gesichter, Galerie Seeplatz 10, Buochs, Schweiz
2007 Zeitbilder, Radical Gallery, Zug, Schweiz
2007 Designer Portraits, Kunstraum D4, Luzern, Schweiz
2008 Designer Portraits, Phoenix Cultural Center, Hangzhou, China
2008 Moskau, Galerie Englische Kirche, Meiringen, Schweiz
2010 Zeitbilder, Galerie Vitrine, Luzern, Schweiz
2011 Innerschweizer Gesichter, Sust Stansstad, Schweiz
Gruppenausstellungen (Auswahl):
1982 Jurierte Jahresausstellung Unterwaldner KünstlerInnen, Galerie Chäslager,
Stans, Schweiz
1996 bis 2003 Recontres Internationales de la Photographie, Galerie Arc-en-Ciel,
Arles, Frankreich
1992 SBG Fotopreis 1991, Ein Bild der Schweiz, Stadthaus Zürich, Schweiz,
anschliessend in verschiedenen Schweizer Städten
1993 Jazz Fotos, Rathaus Willisau, Willisau, Schweiz
1995 Rückblick in Bildern aus den Jahren 1990 bis 1995, Finissage Nikon Galerie,
Zürich, Schweiz
1996 Jurierte Unterwaldner Jahresausstellung, Landenberg, Sarnen, Schweiz
1996 Jurierte Jahresausstellung der Innerschweizer KünstlerInnen,
Zwischen Raum 96-99, Kunstmuseum Luzern, Schweiz
1998 L. Fritz Gruber. Eine fotografische Hommage zum 90. Geburtstag,
Galerie Lichtblick downtown — Tina Schnellhorn, Köln, Deutschland
1998 Seitenblicke. Die Schweiz 1848 bis 1998 — eine Fotochronik,
(Herausgegeben von Schweizerischen Stiftung für die Photographie,
Zürich, Schweiz), Forum der Schweizer Geschichte, Schwyz, Schweiz;
Centre Culturel Suisse, Paris, Frankreich
1999 Seitenblicke. Die Schweiz 1848 bis 1998 — eine Fotochronik,
Maison Tavel, Genève, Schweiz; Museo Cantonale d’Arte, Lugano, Schweiz;
Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, Schweiz
1999 Performance-Fotografie, Galerie Apropos, Luzern, Schweiz
1999 Jurierte Unterwaldner Jahresausstellung, Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
2000 Position: Fotografie Zentralschweiz, Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
2000 Ausstellung Visarte, Luzern, Schweiz
2001 Cross Section 2 (fotografische Arbeiten von 17 ausgewählten Künstlern aus den
USA, Deutschland und der Schweiz), Galerie Tiger-Hof, St. Gallen, Schweiz
2002 Jazzgesichter, Aalener Jazzfestival, Rathausgalerie, Aalen, Deutschland
2002 Unterwaldner Jahresausstellung, Spritzenhaus, Sarnen, Schweiz
2011 125 Jahre Automobil, Schloss Fachsenfeld, Aalen
Bibliografie (Auswahl):
1989 Grosser Fotopreis der Schweiz, SBG Fotopreis 1989
1991 Grosser Fotopreis der Schweiz, Jubiläumsbuch der SBG,
SBG Fotopreis 1991
1991 Nidwaldner Trachtenbuch
1992 Nidwaldner Gesichter
1993 Ausstellungskatalog des Jazzfestival Willisau, Fotografien aus den
Vorjahren des Festivals
1998 L. Fritz Gruber, Eine fotografische Hommage zum 90. Geburtstag,
Könemann Verlagsgesellschaft GmbH, Köln, Deutschland
1998 Seitenblicke. Die Schweiz 1848 bis 1998 — eine Fotochronik,
Kunsthaus Zürich, Schweiz
1998 Tadanori Yokoo, New York to Czech, Artist, Designer and Director SCAN,
Rikuyosha Publishing; INC., Tokyo, Japan
1999 Jazzgesichter, Nidwaldner Museum, Stans
1999 Nudes Index 1, Könemann Verlagsgesellschaft GmbH, Köln, Deutschland
2000 Horw 2000
2000 Kunstraum Obwalden, Martin Wallimann Verlag Alpnach
2000 Position: Fotografie Zentralschweiz, Nidwaldner Museum, Stans, Schweiz
2002 Metropolis – Rhythmus der Stadt, Rathausgalerie, Aalen, Deutschland
2007 Schulzentrum Turmatt Stans, Schulgemeinde Stans, Schweiz
2007 SkulpturSchweiz, Stiftung SkulpturSchweiz, Ennetbürgen, Schweiz
2007 Designer Portraits — Melchior Imboden, Hesign, Berlin, Deutschland
Preise (Auswahl):
1989 Grosser Fotopreis der Schweiz
1992 SBG Fotopreis Schweiz
1997 Anerkennungspreis der Schindler Kulturstiftung, Hergiswil, Schweiz
2000 Kunststipendium für Fotografie in Berlin, Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr
IMPressuM © 2011 Benteli Verlags AG, Bern
© Texte bei den Autoren
© Fotografien bei Melchior Imboden
Herausgeber:
Peter von Matt, Zürich
Rolf Sachsse, Bonn (D)
Lektorat und Korrektorat:
Benteli Verlag, Sulgen
Gestaltung:
Melchior Imboden, Buochs & 2xGoldstein, Karlsruhe (D)
Fotolithografie:
Adrian Gabathuler, Heer Druck AG, Sulgen
Druck & Bindung:
Kösel GmbH & Co. KG, Altusried / Krugzell (D)
ISBN 978-3-7165 -1601-0
BENTELI Verlags AG
Bern — Sulgen — Zürich
www.benteli.ch
Herzlichen Dank an
Dr. Leo Odermatt, Stans
Romy Pischedda, Buochs
Foto Luthernauer AG, Kriens
Fotomuseum Winterthur, Winterthur
Mit freundlicher Unterstützung von
Andreas Dummermuth, Arth
Politische Gemeinde Buochs
Ernst Göhner Stiftung, Zug
Theresia Imboden, Buochs
Kanton Luzern
Bildhauer-Hans-von-Matt-Stiftung, Stans
Gemeinnützige Stiftung Leonard von Matt, Stans
Maxon Motor AG, Sachseln
Nidwaldner Sachversicherung, Stans
Raiffeisenbank Region Stans
Raiffeisenbank Vierwaldstättersee-Süd, Buochs
Dr. Annemarie S. Reynolds, Emmetten
Politische Gemeinde Stans
Nick Treuhand AG, Buochs
Victorinox AG, Ibach-Schwyz