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Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 10 755 BETON- UND STAHLBETONBAU aktuell G.L. BALAZS, E. LUBLOY (Eds.): Inno- vative Materials and Technologies for Concrete Structures. The 7 th Central European Congress on Concrete Engi- neering CCC 2011, Balatonfüred, Hun- gary XI. 496 Seiten und CD. Das vorliegende Buch enthält Kurz- fassungen der Beiträge zum mitteleuropäi- schen fib-Kongress „Innovative Baustoffe und Technologien für Betonbauten“, der 2011 – zum zweiten Mal – in Ungarn stattfand. Behandelt wurden fünf Themen, von angestrebten Betoneigenschaften und Bewehrungen, bis zur Berechnung, Errich- tung und Überwachung von Bauteilen und Tragwerken. Eingeleitet wurde die Tagung mit fünf aus- gewählten Vorträgen ( 33 Seiten) aus den vier mitteleuropäischen Veranstaltungs- ländern: die europaweit erste Brücke aus Spannbetonplatten und Wellblech und die größte Wasseraufbereitungsanlage Mittel- europas – beide in Ungarn, nachhaltige Bauwerke aus Beton plus Stahl in Kroa- tien, eine neuartige filirane Bogenbrücke in Tschechien und die Überwachung der Längsverschiebungen einer Brücke in Österreich. Thema 1 „Maßgeschneiderte Eigenschaf- ten des Betons“ wurden 40 Arbeiten (171 Seiten) zugeordnet. Dabei geht es um alle fünf Komponenten: kornförmige Grund- stoffe (Zuschläge), Bindemittel, Wasser, Zusatzstoffe (möglicherweise latent hy- draulisch) und Zusatzmittel. Wichtig sind u. a. optimierte Packungsdichten der Ge- steinskörner, alkaliempfindliche und gege- benenfalls rezyklierte Zuschläge. Für Spe- zial-, Leicht- und Schwerbetone sind auch andere Stoffe geeignet, sofern sie dem Verwendungszweck entsprechende Festig- keiten, Haftverbund und Beständigkeit sichern und die Erhärtung des Zements nicht stören. Zweckentsprechend kom- men zerkleinerte Neben- und Abfallpro- dukte industrieller Prozesse in Betracht – aus Holz, Glas, Reifengummi und Elektro- nikteilen sowie verschiedene Aschen und Mehle. Als Bindemittel sind resourcen- schonend hergestellte Zemente mit redu- zierter CO2 Emission gefragt. Die Selbst- verdichtung und der Einsatz von Fasern aus Stahl, Kohlenstoff und Propylene er- möglichen hohe Leistungen (z. B. bis zur zehnfachen Festigkeit des Normalbetons), vergleichbar mit denen des Stahls. Der leichte Aerotechbeton mit geodätischer Struktur erfordert eine spezielle Herstel- lungstechnologie. Die Eigenschaften des Betons können mittels mechanischer wie auch tomografischer und interferometri- scher Verfahren bestimmt werden; das Le- benszyklusmanagement gewinnt auch im Betonbau immer mehr an Bedeutung. Thema 2 „Werkstoffe und Technologien für Bewehrung und Vorspannung“ ist mit 14 Arbeiten (64 Seiten) vertreten. Behan- delt werden Stäbe und Fasern, vorwie- gend aus Stahl, aber auch aus Kohlenstoff, Glas und Basalt sowie Sonderbewehrun- gen und entsprechende Bemessungen. Es geht u. a. um die Wahl hochfester Stahlstä- be für hochfesten Beton und um Untersu- chungen an Balken und Stützen. Interes- sant ist die vergleichende Biegebemessung von unbewehrten, stabbewehrten, faserbe- wehrten und kombiniertbewehrten Teilen in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit. In be- stimmten Platten können die Biegestäbe vorteilhaft durch gelochte Stahlplatten er- setzt werden. Auch die Querkraftbemes- sung wird thematisiert sowie die Stoßfes- tigkeit von Faserbeton. Die Schubbeweh- rung von Balken kann mittels, in seitliche Schlitze geklebte, Kohlefaserstreifen ver- stärkt werden. Ebenfalls zur Erhöhung der Querkrafttragfähigkeit und auch des Durchstanzwiderstands wurden spiralartig zu Röhren verwobene Stahlstäbe mit vor- spannähnlicher Wirkung patentiert: für Sandwichwände eignen sich Kohle- fasergitter. Zu „Fortschritte bei Produk- tions- und Konstruktionstechnologien“ als Thema 3 gehören 18 Beiträge (78 Seiten). Neu sind Hohlplatten- und Installations- decken mit effizienter Querbewehrung, statische und seismische Untersuchungen von Stahlbetonwänden verschiedener Bauarten, braune Wannen – mit Bentonit und Textillagen – (als Alternative zu den weißen und schwarzen Wannen) und Fugen wasserdichter Bauteteile. Mehrere Beiträge behandeln diverse Brückenpro- bleme: Computermodelle, vorgefertigte Elemente, perforierte Verbundleisten und Fragen des nachgiebigen Untergrundes. Der untere Ring der Kuppel der hundert- jährigen Jahrhunderthalle in Breslau musste verstärkt werden, eine wirtschaft- liche, automatische Produktion frei ge- formter, bewehrter Bauteile ist auch in Europa ein interessantes Vorhaben. Thema 4 „Fortschrittliche Betonstruktu- ren“ umfasst 10 Arbeiten (42 Seiten), sechs davon zu Brücken und Viadukten. Gleich zwei beziehen sich auf dasselbe slowakisch-ungarische Projekt: die 25 Brü- ckenfelder wurden teils im Taktschiebe- verfahren, teils im Freivorbau ausgeführt. Wirtschaftliche Vorteile gegenüber diesen Lösungen bietet das neuartige österrei- chische Brückenklappverfahren; die Über- wachung des Verhaltens von Brücken bleibt ein aktuelles Problem. Auch in Mit- teleuropa sind „grüne“, energieeffiziente 30 bis 40 geschossige Bauten notwendig; ein wichtiger Aspekt dabei ist die Gestal- tung der Fassaden. Für die Sanierung ei- nes rumänischen Krankenhauses wurden zwei interessante Varianten miteinander verglichen. Allgemein ist die wirklichkeits- nahe Finite-Elemente (FE)-Berechnung von Strukturen aus Faserbeton vorteilhaf- ter als der aus üblichem Stahlbeton. Fra- gen zu „Modellierung, Bemessung und Versuch“ werden in den 20 Beiträgen (86 Seiten) des Thema 5 erörtert. Zur ma- terialgerechten FE-Modellierung vorge- spannter Balken und Stützen, von Ver- bundbauteilen aus Beton und Holz – mit Stahl- und Holzfasern – wurde das be- kannte tschechische Programm ATENA eingesetzt und Vergleiche mit Versuchs- werten vorgenommen. Aufschlussreich ist auch die Gegenüberstellung der Bemes- sung mit Teilsicherheiten (Eurocode EC2) und Globalwerten (Modelcode MC10). Neu sind die Versuche zur Abhängigkeit der Würfelfestigkeit des Betons von der Lagerreibung, zum Bruchverhalten des ul- trahochfesten Betons, zum Frost-Tau Ver- halten des Betons, zu Eigenschaften des Betons mit rezyklierten Zuschlägen, zu Verstärkungsmöglichkeiten verschiedener Bauteile und zur Ermüdung unterschied- licher Platten. Beim Beton kommt es natürlich darauf an wie man ihn macht: normal-, hoch- oder ultrahoch-leistungsfähig, mit optimierten Festigkeiten und einer breiten Nutzung aller Ressourcen. Eine im Vergleich zu an- deren Baustoffen rasante Entwicklung war und bleibt weiter notwendig, da der Beton als das meist verarbeitete synthetische Ma- terial (weltweit 1 m 3 Beton pro Kopf und Jahr) sozial, ökologisch und ökonomisch – also nachhaltig – eingesetzt werden muss. Berufen dazu sind insbesondere die Bau- ingenieure, aber immer mehr auch Spezia- listen anderer Fachrichtungen. Als Über- sicht zu vielen aktuellen Problemen des Betons und für Anregungen zu weiteren Entwicklungen ist diese Veröffentlichung der ungarischen fib Gruppe sehr willkom- men, sowohl für die Praxis wie auch für Forschung und für das Studium; sie sollte auch Studenten zur Verfügung stehen. RICHARD FRIEDRICH, Erlangen BÜCHER Innovative Materials and Technologies for Concrete Structures

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Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 10 755

BETON- UND STAHLBETONBAU aktuell

G.L. BALAZS, E. LUBLOY (Eds.): Inno -vative Materials and Technologies forConcrete Structures. The 7th CentralEuro pean Congress on Concrete Engi-neering CCC 2011, Balatonfüred, Hun-gary XI. 496 Seiten und CD.

Das vorliegende Buch enthält Kurz -fassungen der Beiträge zum mitteleuropäi-schen fib-Kongress „Innovative Baustoffeund Technologien für Betonbauten“, der2011 – zum zweiten Mal – in Ungarnstattfand. Behandelt wurden fünf Themen,von angestrebten Beton eigenschaften undBewehrungen, bis zur Berechnung, Errich-tung und Überwachung von Bauteilenund Tragwerken.

Eingeleitet wurde die Tagung mit fünf aus-gewählten Vorträgen ( 33 Seiten) aus denvier mitteleuropäischen Veranstaltungs-ländern: die europaweit erste Brücke ausSpannbetonplatten und Wellblech und diegrößte Wasseraufbereitungsanlage Mittel-europas – beide in Ungarn, nachhaltigeBauwerke aus Beton plus Stahl in Kroa-tien, eine neuartige filirane Bogenbrückein Tschechien und die Überwachung derLängsverschiebungen einer Brücke inÖsterreich.

Thema 1 „Maßgeschneiderte Eigenschaf-ten des Betons“ wurden 40 Arbeiten (171Seiten) zugeordnet. Dabei geht es um allefünf Komponenten: kornförmige Grund-stoffe (Zuschläge), Bindemittel, Wasser,Zusatzstoffe (möglicherweise latent hy-draulisch) und Zusatzmittel. Wichtig sindu.a. optimierte Packungsdichten der Ge-steinskörner, alkaliempfindliche und gege-benenfalls rezyklierte Zuschläge. Für Spe-zial-, Leicht- und Schwerbetone sind auchandere Stoffe geeignet, sofern sie dem Verwendungszweck entsprechende Festig-keiten, Haftverbund und Beständigkeit sichern und die Erhärtung des Zementsnicht stören. Zweckentsprechend kom-men zerkleinerte Neben- und Abfallpro-dukte industrieller Prozesse in Betracht –aus Holz, Glas, Reifengummi und Elektro-nikteilen sowie verschiedene Aschen undMehle. Als Bindemittel sind resourcen-schonend hergestellte Zemente mit redu-zierter CO2 Emission gefragt. Die Selbst-verdichtung und der Einsatz von Fasernaus Stahl, Kohlenstoff und Propylene er-möglichen hohe Leistungen (z.B. bis zurzehnfachen Festigkeit des Normalbetons),vergleichbar mit denen des Stahls. Derleichte Aerotechbeton mit geodätischerStruktur erfordert eine spezielle Herstel-lungstechnologie. Die Eigenschaften des

Betons können mittels mechanischer wieauch tomografischer und interferometri-scher Verfahren bestimmt werden; das Le-benszyklusmanagement gewinnt auch imBetonbau immer mehr an Bedeutung.

Thema 2 „Werkstoffe und Technologienfür Bewehrung und Vorspannung“ ist mit14 Arbeiten (64 Seiten) vertreten. Behan-delt werden Stäbe und Fasern, vorwie-gend aus Stahl, aber auch aus Kohlenstoff,Glas und Basalt sowie Sonderbewehrun-gen und entsprechende Be messungen. Esgeht u.a. um die Wahl hochfester Stahlstä-be für hochfesten Beton und um Untersu-chungen an Balken und Stützen. Interes-sant ist die vergleichende Biegebemessungvon unbewehrten, stabbewehrten, faserbe-wehrten und kombiniertbewehrten Teilenin den Grenzzuständen der Tragfähigkeitund der Gebrauchstauglichkeit. In be-stimmten Platten können die Biegestäbevorteilhaft durch gelochte Stahlplatten er-setzt werden. Auch die Querkraftbemes-sung wird thematisiert sowie die Stoßfes-tigkeit von Faserbeton. Die Schubbeweh-rung von Balken kann mittels, in seitlicheSchlitze geklebte, Kohlefaserstreifen ver-stärkt werden. Ebenfalls zur Erhöhung derQuerkrafttragfähigkeit und auch desDurchstanzwiderstands wurden spiral artigzu Röhren verwobene Stahlstäbe mit vor-spannähnlicher Wirkung patentiert: fürSandwichwände eignen sich Kohle -fasergitter. Zu „Fortschritte bei Produk -tions- und Konstruktionstechnologien“ alsThema 3 gehören 18 Beiträge (78 Seiten).Neu sind Hohlplatten- und Installations-decken mit effizienter Querbewehrung,statische und seis mische Untersuchungenvon Stahlbetonwänden verschiedenerBauarten, braune Wannen – mit Bentonitund Textillagen – (als Alternative zu denweißen und schwarzen Wannen) und Fugen wasserdichter Bauteteile. MehrereBeiträge behandeln diverse Brückenpro-bleme: Computermodelle, vorgefertigteElemente, perforierte Verbundleisten undFragen des nachgiebigen Untergrundes.Der untere Ring der Kuppel der hundert-jährigen Jahrhunderthalle in Breslaumusste verstärkt werden, eine wirtschaft -liche, automatische Produktion frei ge-formter, bewehrter Bauteile ist auch inEuropa ein interessantes Vorhaben.

Thema 4 „Fortschrittliche Betonstruktu-ren“ umfasst 10 Arbeiten (42 Seiten),sechs davon zu Brücken und Viadukten.Gleich zwei beziehen sich auf dasselbeslowakisch-ungarische Projekt: die 25 Brü-ckenfelder wurden teils im Taktschiebe-

verfahren, teils im Freivorbau ausgeführt.Wirtschaftliche Vorteile gegenüber diesenLösungen bietet das neuartige österrei-chische Brückenklappverfahren; die Über-wachung des Verhaltens von Brückenbleibt ein aktuelles Problem. Auch in Mit-teleuropa sind „grüne“, energieeffiziente30 bis 40 geschossige Bauten notwendig;ein wichtiger Aspekt dabei ist die Gestal-tung der Fassaden. Für die Sanierung ei-nes rumänischen Krankenhauses wurdenzwei interessante Varianten miteinanderverglichen. Allgemein ist die wirklichkeits-nahe Finite-Elemente (FE)-Berechnungvon Strukturen aus Faserbeton vorteilhaf-ter als der aus üblichem Stahlbeton. Fra-gen zu „Modellierung, Bemessung undVersuch“ werden in den 20 Beiträgen(86 Seiten) des Thema 5 erörtert. Zur ma-terialgerechten FE-Modellierung vorge-spannter Balken und Stützen, von Ver-bundbauteilen aus Beton und Holz – mitStahl- und Holzfasern – wurde das be-kannte tschechische Programm ATENAeingesetzt und Vergleiche mit Versuchs-werten vorgenommen. Aufschlussreich istauch die Gegenüberstellung der Bemes-sung mit Teilsicherheiten (Eurocode EC2)und Globalwerten (Modelcode MC10).Neu sind die Versuche zur Abhängigkeitder Würfelfestigkeit des Betons von derLagerreibung, zum Bruchverhalten des ul-trahochfesten Betons, zum Frost-Tau Ver-halten des Betons, zu Eigenschaften desBetons mit rezyklierten Zuschlägen, zuVerstärkungsmöglichkeiten verschiedenerBauteile und zur Ermüdung unterschied -licher Platten.

Beim Beton kommt es natürlich darauf anwie man ihn macht: normal-, hoch- oderultrahoch-leistungsfähig, mit optimiertenFestigkeiten und einer breiten Nutzung aller Ressourcen. Eine im Vergleich zu an-deren Baustoffen rasante Entwicklung warund bleibt weiter notwendig, da der Betonals das meist verarbeitete synthetische Ma-terial (weltweit 1 m3 Beton pro Kopf undJahr) sozial, ökologisch und ökonomisch –also nachhaltig – eingesetzt werden muss.Berufen dazu sind insbesondere die Bau -ingenieure, aber immer mehr auch Spezia-listen anderer Fachrichtungen. Als Über-sicht zu vielen aktuellen Problemen des Betons und für Anregungen zu weiterenEntwicklungen ist diese Veröffentlichungder ungarischen fib Gruppe sehr willkom-men, sowohl für die Praxis wie auch fürForschung und für das Studium; sie sollteauch Studenten zur Verfügung stehen.

RICHARD FRIEDRICH, Erlangen

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Innovative Materials and Technologies for Concrete Structures