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Netzwerk AlternsfoRschung Network Aging Research Innovative Verfahren zur Erfassung der Alltagskompetenz bei älteren Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen Dipl.-Psych. Katrin Jekel Fellows: Prof. Dr. L. Frölich 1,2 & Prof. Dr. H.-W. Wahl 1,3 1 Netzwerk AlternsfoRschung (NAR), Universität Heidelberg 2 Abteilung Gerontopsychiatrie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim 3 Abteilung für Psychologische Alternsforschung, Universität Heidelberg

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Innovative Verfahren zur Erfassung der Alltagskompetenz bei älteren Menschen

mit kognitiven Beeinträchtigungen

Dipl.-Psych. Katrin Jekel

Fellows: Prof. Dr. L. Frölich1,2 & Prof. Dr. H.-W. Wahl1,3

1Netzwerk AlternsfoRschung (NAR), Universität Heidelberg2Abteilung Gerontopsychiatrie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

3Abteilung für Psychologische Alternsforschung, Universität Heidelberg

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Gliederung

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Alltagskompetenz…

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„Unter Alltagskompetenz versteht man, dass ein Erwachsener die alltäglichen Aufgaben innerhalb seiner Kultur selbständig und unabhängig in einer eigenverantwortlichen Weise erfüllen kann“. (Homepage des MDK)

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Unterteilung der ADL

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Alltagskompetenz, activities of daily living (ADL)

Einfache/basale ADL (BADL)

Körperpflege Nahrungsaufnahme Ankleiden Gehen

Instrumentelle ADL (IADL)

Geldangelegenheiten Umgang mit Medikation Telefonbenutzung Haushaltsführung

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Demenz: Diagnosekriterien

Definition der Demenz nach ICD-10

A. Störungen des Gedächtnisses

B. Störungen des Denkvermögens

C. Störungen der emotionalen Kontrolle

D. wesentliche Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL)

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mindestens 6 Monate

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Mild Cognitive Impairment (MCI)

6Winblad et al. J Intern Med 2004;256:240-6.

Kriterien nach Winblad et al., 2004

1. Nicht normal, nicht dement (ICD 10 Kriterien nicht erfüllt)

2. Verschlechterung der Kognitiona. Patient und/oder Angehörige berichten über Verschlechterungb. Evidenz einer Verschlechterung in objektiven kognitiven Tests

3. Erhaltene basale ADL / minimale Beeinträchtigung instrumenteller ADL

DemenzMCINormales Altern

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MCI: Klinische Relevanz

Mild Cognitive Impairment Prävalenz bei über 65-Jährigen: 20-30% (Busse, et al., 2000) Erhöhte Konversionsraten: 12-25% vs. 2-3% (Celsis, et al., 2004) Aufklärung, Hilfestellungen im Alltag, Verlaufskontrollen

Mild Cognitive Impairment und IADL Erhöhte Konversionsraten für MCI plus IADL-Defizite (Triebel et al.,

2009, Peres et al., 2006) Erfassung der IADL wichtig für Prognose

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Erfassung von ADL

Selbst-/Fremdbeurteilungsskalen- Barthel-Index (z.B. Essen, Baden, Waschen, An- und Auskleiden, Bett-/Stuhltransfer)- Lawton & Brody IADL (z.B. Telefon, Medikamente, Geldhaushalt)- Bayer-ADL (z.B. Körperpflege, Telefonbenutzung, Nutzung von Haushaltsgeräten)

Leistungsbasierte Verfahren- Financial Capacity Instrument (FCI)-Texas Functional Living Scale (TFLS)- Virtual Action Planning Supermarket (VAPS)

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Nachteile existierender Verfahren

Fremdbeurteilungsskalen: Angehöriger wird gebraucht Urteilsverzerrungen möglich (Farias, et al., 2005; Rubinstein, 1984)

Selbstbeurteilung: Fraglich bei Menschen mit Demenz und auch bei MCI (Okonkwo, et al.

2008)

Existierende leistungsbasierte Verfahren: Nur für Menschen mit Demenz entwickelt – nicht sensitiv genug für

MCI (TFLS von Cullum, et al., 2001)

Nur eine IADL Domäne wird beurteilt (FCI von Marson, et al., 2009; VAPS von Werner et al., 2009)

Relativ lange Dauer > 30 Minuten (NAT von Giovannetti, et al., 2008)

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Zielsetzung der Dissertation

– Vergleich mit etablierten Selbst‐ und Fremdbeurteilungsverfahren

– Analyse von klinischen und soziodemographischen Einflussvariablen

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Entwicklung und psychometrische Validierung eines leistungsbasierten IADL –

Erhebungsverfahrens für MCI und leichte Demenz

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MannheimIADL: Entwicklung

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MannheimIADL: Finanzielle Fähigkeiten

- Beispiel

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MannheimIADL: Psychometrische Validierung

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Stichprobe98 Personen mit MCI, leichter Demenz oder ohne kog. Beeinträchtigung

Durchschnittsalter: 72.9 Jahre (Range 63-87) mittlerer MMST: 26.6 Punkte (Range 21-30)

FragebögenBayer-ADL, Barthel-ADL, Lawton & Brody IADL, GDS, NEO-FFI, DemQuol, Zarit Burden Inventory

Vorläufige ErgebnisseDurchführungsdauer: 12-19 MinutenGute psychometrische Eigenschaften; Leistung in MannheimIADL korreliert mit kognitivem Status, nicht mit Alter; Korrelationen mit Bayer-ADL

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Weiteres Projekt:Kooperation mit Fraunhofer-Institut

Ökologisch valide ADL-Erfassung

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Grundriss

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Ferienwohnungsszenario:Die Teilnehmer sollten…

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KaiserslauternADL: Videoaufzeichnung

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KaiserslauternADL: Ergebnisse

Stichprobe 21 Personen mit MCI, leichter AD oder ohne kognitive Beeinträchtigung;

Durchschnittsalter: 70.5 Jahre (Range 63-82), Durchschnittlicher MMST: 26.0 Punkte (Range 22-30)

Ergebnisse Exzellente Durchführbarkeit und Akzeptanz Leistung (Zeit und Fehler) im KaiserslauternADL korreliert mit kognitivem

Status und Leistung im MannheimIADL Besonders sensitive Aufgaben: Telefonanruf, Gegenstände wiederfinden

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Zusammenfassung und Ausblick

• Defizite bei instrumentellen ADL schon im MCI-Stadium• Konversionsraten bei MCI plus IADL-Defiziten erhöht Reliable IADL-Erfassung nötig!

• Vielversprechende Ergebnisse bzgl. der beiden neu entwickelten Verfahren: hohe Akzeptanz, gute Durchführbarkeit, Einschätzung auch ohne Angehörigen möglich

MannheimIADL: weitere Datenerhebung (Zielgröße 150 Patienten), Auswahl der besten Aufgaben

KaiserslauternADL: computergestützte Auswertung mögliche Identifikation von Verhaltensroutinen automatisierte ADL-Erfassung

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dipl.-Psych. Katrin [email protected]

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• Cullum CM, Saine K, Chan LD, Martin-Cook K, Gray KF, Weiner MF: Performance-based instrument to assess functional capacity in dementia: The texas functional living scale. Neuropsychiatry Neuropsychol Behav Neurol 2001;14:103-108.

• Farias ST, Mungas D, Jagust W: Degree of discrepancy between self and other-reported everyday functioning by cognitive status: Dementia, mild cognitive impairment, and healthy elders. International Journal of Geriatric Psychiatry 2005;20:827-834. DOI: 10.1002/gps.1367.

• Giovannetti T, Bettcher BM, Brennan L, Libon DJ, Burke M, Duey K, Nieves C, Wambach D: Characterization of everyday functioning in mild cognitive impairment: A direct assessment approach. Dementia and Geriatric Cognitive Disorders 2008;25:359-365.

• Lawton MP, Brody EM: Assessment of older people: Self-maintaining and instrumental activities of daily living. Gerontologist 1969;9:179-186.

• Marson DC, Martin RC, Wadley V, Griffith HR, Snyder S, Goode PS, Kinney FC, Nicholas AP, Steele T, Anderson B, Zamrini E, Raman R, Bartolucci A, Harrell LE: Clinical interview assessment of financial capacity in older adults with mild cognitive impairment and alzheimer's disease. J Am Geriatr Soc 2009;57:806-814. DOI: JGS2202 [pii]

• Okonkwo OC, Wadley VG, Griffith HR, Belue K, Lanza S, Zamrini EY, Harrell LE, Brockington JC, Clark D, Raman R, Marson DC: Awareness of deficits in financial abilities in patients with mild cognitive impairment: Going beyond self-informant discrepancy. American Journal of Geriatric Psychiatry 2008;16:650-659.

• Peres K, Chrysostome V, Fabrigoule C, Orgogozo JM, Dartigues JF, Barberger-Gateau P: Restriction in complex activities of daily living in mci - impact on outcome. Neurology 2006;67:461-466.

• Triebel KL, Martin R, Griffith HR, Marceaux J, Okonkwo OC, Harrell L, Clark D, Brockington J, Bartolucci A, Marson DC: Decliningfinancial capacity in mild cognitive impairment: A 1-year longitudinal study. Neurology 2009;73:928-934. DOI: 73/12/928 [pii]10.1212/WNL.0b013e3181b87971 [doi].

• Werner P, Rabinowitz S, Klinger E, Korczyn AD, Josman N: Use of the virtual action planning supermarket for the diagnosis of mild cognitive impairment: A preliminary study. Dement Geriatr Cogn Disord 2009;27:301-309. DOI: 000204915 [pii] 10.1159/000204915 [doi].

• Winblad B, Palmer K, Kivipelto M, Jelic V, Fratiglioni L, Wahlund LO, Nordberg A, Backman L, Albert M, Almkvist O, Arai H, BasunH, Blennow K, de Leon M, DeCarli C, Erkinjuntti T, Giacobini E, Graff C, Hardy J, Jack C, Jorm A, Ritchie K, van Duijn C, Visser P, Petersen RC: Mild cognitive impairment - beyond controversies, towards a consensus: Report of the international working group on mild cognitive impairment. Journal of Internal Medicine 2004;256:240-246.

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Literatur