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Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2011 (mit Jahresbilanz 2010) für das Quartiersverfahren Spandauer Neustadt

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Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2011

(mit Jahresbilanz 2010)

für das Quartiersverfahren Spandauer Neustadt

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Handlungs- und Entwicklungskonzept 2011 (mit Jahresbilanz 2010) Quartiersverfahren Spandauer Neustadt

S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH

Impressum

Quartiersmanagement Spandauer Neustadt Kurstraße 5 13585 Berlin Tel. (030) 28 83 22 28 Fax (030) 28 83 22 29 Mail [email protected] Web qm-spandauer-neustadt.de

S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH Schwedter Straße 263 10119 Berlin

Bearbeitung:

Ulrike Herrmann Christine Otto Ali Yıldırım

Berlin, Dezember 2010

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IInnhhaallttssvveerrzzeeiicchhnniiss

I. Allgemeiner Teil .............................................................................................................................. 1

1. Vorbemerkung............................................................................................................................1

2. Gebietskarte...............................................................................................................................1

3. Stärken und Schwächen des Quartiers .....................................................................................5

3.1 Bestehende Stärken und Potentiale ..........................................................................................5

3.2 Vorhandene Schwächen und Defizite........................................................................................7

II. Bilanz und Analyse des Jahres 2010.......................................................................................... 10

1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2010 ......................................................................................... 10

2. Auswertung wichtiger Projekte, strategischer Partnerschaften und Themenfelder ............... 11

2.1 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ (Z1) und „Mehr Fort- und Weiterbildung“ (Z2) ....................................................................................... 11

2.2 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bessere Qualität des Wohn-/Lebensraums“ (Z3) und „Steigerung des Sicherheitsempfindens“ (Z7)................................................................. 12

2.3 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate soziale Infrastruktur“ (Z4) und „Besseres Gesundheitsniveau“ (Z6) ....................................................................................... 13

2.4 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate Stadtteilkultur“ (Z5), „Soziale und interkulturelle Integration“ (Z8)......................................................................................... 15

2.5 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Partizipation der Bewohner und Akteure“ (Z9).... 16

III. Konzept für das Jahr 2011........................................................................................................... 19

1. Prioritätensetzung zwischen den strategischen Zielen .......................................................... 19

1.1 Lebenswertes und sicheres Wohnumfeld schaffen (Z3, Z7) .................................................. 19

1.2 Nachbarschaft leben (Z5, Z8, Z9)........................................................................................... 20

1.3 Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen (Z4, Z6) ....... 22

1.4 Lokale Beschäftigung, Qualifizierung und Gewerbeentwicklung fördern (Z1, Z2) ................. 23

2. Ausblick und zentrale Entwicklungsperspektiven für das Gebiet in den nächsten Jahren .... 25

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II.. AAllllggeemmeeiinneerr TTeeiill

1. Vorbemerkung

Zum 1. Juli 2009 wurde die S.T.E.R.N. GmbH mit der Betreuung des Quartiersverfahrens für die Spandauer Neustadt beauftragt. Mit dem Senatsbeschluss vom 8.12.2009 wurde das Gebiet in das Quartiersverfahren aufgenommen. Vorangegangen war die partizipative Erar-beitung des Entwicklungskonzeptes, welches Grundlage für die Entscheidung des Senats von Berlin über die Festlegung der Gebiete der Sozialen Stadt ist. Es wurde im Herbst 2009 vorgelegt. Die Erarbeitung erfolgte in enger Abstimmung mit der Steuerungsrunde aus Be-zirks- und Senatsverwaltung. Die Analyse der Situation vor Ort wurde durch eine Vielzahl von Leitfadengesprächen gestützt, die wir mit Einrichtungen, Trägern, Vereinen, Gewerbe-treibenden und Bürgern geführt haben. Mit der Vorstellung der Analyseergebnisse und der Diskussion der daraus abgeleiteten Schwerpunktbereiche mit Bürgern und Akteuren wurde eine gemeinsame Arbeitsgrundlage geschaffen, auf der 2009 erste Projekte durchgeführt wurden. Das vorliegende integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept bilanziert die in 2010 umgesetzten Projekte, die im Rahmen des Programms Soziale Stadt gefördert werden. Gleichzeitig werden auch andere Kooperationen beschrieben, welche durch die Arbeit des Quartiersmanagements vor Ort entstanden sind.

2. Gebietskarte

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Bestand / Kurzcharakteristik des Gebiets

Lage und Gebietstyp

Die Spandauer Neustadt ist ein überwiegend gründerzeitliches Altbauquartier nördlich der Spandauer Altstadt mit ca. 44,6 ha und erstreckt sich über eine Fläche von 20 Baublöcken.

Stadträumliche Situation und Baustruktur

Das Quartier liegt nördlich der Spandauer Altstadt zwischen Falkenhagener Straße und Neuendorfer Straße, im Westen begrenzen die Ackerstraße und im Norden der Gebäude-komplex des Klinikums Spandau zwischen Lynarstraße und Neuer Bergstraße das Gebiet, den nordöstlichen Teil begrenzen die Neuendorfer und die Schützenstraße. Es besteht eine gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrssystem mit mehreren Buslinien, die innerhalb weniger Stationen die U-Bahnlinie 7 sowie den Bahnhof Spandau mit Fern- und S-Bahnanschluss erreichen.

Im Wesentlichen ist das Gebiet durch eine gründerzeitliche Baustruktur mit einer 4- bis 5-geschossigen Blockrandbebauung geprägt. Das Zentrum des Viertels bilden die Schönwal-der Straße als Geschäfts- und Einkaufsstraße, der Koeltzepark als große Grün- und Spielan-lage sowie die Lutherkirche mit dem Lutherplatz. Dieser innere Bereich der Spandauer Neu-stadt zwischen Neuendorfer und Schönwalder Straße gehört zu den ältesten Vorstadtberei-chen Spandaus. Er wurde als Arbeiterviertel insbesondere für die Rüstungsindustrie erbaut. In hoher Bebauungsdichte entstanden viele Klein- und Kleinstwohnungen.

Wohnungsmarkt und -struktur

Auch heute sind baulicher Zustand und Ausstattungsstandards der Wohngebäude eher schlecht. Die überwiegend privaten Einzeleigentümer haben z.T. sehr geringe Investitions-möglichkeiten bezogen auf die Modernisierung und Instandsetzung der Wohngebäude.

Der nordöstliche Siedlungsbereich in direkter Nähe zur Havel wurde zwischen 1970 und 1985 erbaut und ist durch bis zu achtgeschossige Terrassenhäuser und große Wohnhöfe mit Grün- und Spielanlagen geprägt. Mit 550 Wohneinheiten befindet sich ein Großteil der Woh-nungsbestände im Eigentum der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG (BBWO 1892).

Trotz vergleichsweise niedriger Mieten gibt es einen hohen Anteil an leer stehenden Woh-nungen. Das Gebiet ist im Berliner Mietspiegel aktuell überwiegend als einfache Wohnlage eingestuft.

Bewohnerstruktur und soziale Situation

Im Quartiersmanagement-Gebiet leben 8.495 Einwohner (Daten SenStadt: 30.06.2010). In der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund (37,8 %) stellen türkische Bewohner den größten Anteil dar. Weiterhin leben viele arabische, ost- und südosteuropäische Men-schen hier. Das Gebiet ist durch eine hohen Anteil an Arbeitslosen (10,0 %1), sehr hohe Langzeitarbeitslosigkeit und einer großen Anzahl an Transferleistungsempfängern (36,0 %2) geprägt. Die schwierige soziale Lage vieler in der Neustadt lebender Menschen manifestiert sich auch an der hohen Anzahl der verschuldeten Haushalte (Schuldnerquote 28,8 %3), einer hohen Kinderarmut (über die Hälfe der Kinder sind lernmittelbefreit), geringer Kaufkraft und fehlender Perspektiven, insbesondere bei Jugendlichen.

Auf der räumlichen Ebene der LOR-Planungsräume (Lebensweltlich Orientierte Räume) ist

1 Daten anteilig bezogen auf die Gesamteinwohnerzahl des Planungsraums (LOR), Daten zum 31.12.2009 2 Daten zum 31.12.2008 3 Daten zum 31.12.2008

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die Gebietskulisse des QM Spandauer Neustadt Teil von drei Planungsräumen: Kurstraße, Ackerstraße und Eiswerder. Der Planungsraum Eckschanze grenzt direkt nordwestlich an. Die Datenauswertung des Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009 zeigt, dass sich die Bereiche Kurstraße und Eckschanze einen sehr niedrigen Entwicklungsindex haben, wobei der Index der Kurstraße im Vergleich zu 2008 sich nicht verändert hat; das Gebiet Eck-schanze sich jedoch von „mittel“ auf „sehr niedrig“ deutlich verschlechtert hat. Insgesamt sind die alle Statusindikatoren4 für die vier LOR sehr deutlich über dem Berliner Durchschnitt. Dabei schneiden Kurstraße und Eiswerder am schlechtesten ab. Insofern sollten auch die an das QM Gebiet angrenzenden Bereiche östlich der Neuendorfer Straße (LOR Eiswerder) und nordwestlich der Schönwalder Straße (LOR Eckschanze) im Hinblick auf mögliche wei-tere Verschlechterung der Sozialstruktur beobachtet werden.

Schule und Bildung

Innerhalb des QM-Gebietes liegt die Lynar-Grundschule als offene Ganztagsschule mit er-gänzender Betreuung durch einen freien Träger. Weitere Grundschulen liegen in unmittelba-rer Umgebung und werden von Kindern aus dem Gebiet besucht: Birken-Grundschule (offe-ner Ganztagsbetrieb), Charlie-Rivel-Grundschule (offener Ganztagsbetrieb), Schule am Grüngürtel (Grundschule und Schule mit sonderpädagogischem Schwerpunkt "Lernen"). Weiterführende Schulen im Umkreis sind die 6. Integrierte Sekundarschule Spandau (6. ISS)5 , das Kant-Gymnasium, die Lily-Braun Oberschule und die Heinrich-Böll-Oberschule.

Die Kindertagesstätten des Gebietes befinden sich in der Mehrzahl in freier Trägerschaft: „Dreiecke und Kreise e.V.“ (Eltern-Initiativ-Kindertagesstätte, 24 Plätze), Kinderhaus Gruber-zeile e.V. (EKT, 20 Plätze), Kita Wundertüte (AWO, 130 Plätze), „Oscar e.V.“ (EKT, 24 Plät-ze). Die größte Kindertagesstätte des Gebietes „Villa Purzelbaum“ mit 135 Plätzen gehört zum Berliner Eigenbetrieb Nordwest. Darüber hinaus liegen in der näheren Umgebung drei weitere große Kindertagesstätten, die Kinder aus dem QM Spandauer Neustadt betreuen: Kita Brauereihof (Kinder in Bewegung gGmbH, 110 Plätze), Kita Ackerstraße (Orte für Kinder GmbH, 130 Plätze), Kita Oranienburger Tor (Eigenbetrieb Nordwest, 159 Plätze).

Angebote für Kinder und Jugendliche bieten die kommunale Einrichtung „Treffpunkt Ly-narstraße“, die Freizeitstätte „Koeltze“, der „Mädchenladen“ (beide in Trägerschaft des BDP) sowie weitere Angebote, z.B. im Schülerclub Downtown an der 6. ISS. Auch Vereine, z.B. Spandauer Jugend e.V. und Stark ohne Gewalt e.V. und Kirchengemeinden haben Angebote für Kinder und Jugendliche der Neustadt. Für die Siedlung unterstützt die BBWO 1892 eine Kinder- und Hortbetreuung durch die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Der Träger Outreach – Mo-bile Jugendarbeit, Team Spandau ist mit seiner mobilen Jugendarbeit für den Sozialraum Spandau Mitte zuständig und betreut seit 2010 auch den Bereich der Neustadt mit Schwer-punkt auf den Koeltzepark.

Beschäftigung und Qualifizierung

Das Gebiet ist durch eine hohen Anteil an Arbeitslosen (10,0 %6), sehr hohe Langzeitarbeits-losigkeit und einer großen Anzahl an Transferleistungsempfängern (36,0 %7) geprägt. Für viele junge Menschen in der Spandauer Neustadt ist der Übergang von der schulischen Ausbildung ins Berufsleben durch eine starke Perspektivlosigkeit geprägt. Fehlende familiäre Vorbilder, geringes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die hohe Arbeitslosigkeit im Umfeld lassen viele Jugendliche frühzeitig resignieren, wenn es um ihren eigenen berufli-

4 Arbeitslose unter 25 J., Langzeitarbeitslose, nicht-arbeitslose Empfänger von Existenzsicherungsleistungen (Aufstocker), nicht-erwerbsfähige Empfänger von Existenzsicherungsleistungen unter 15 Jahren, Kinder und Jugendliche unter 18 J. mit Migrationshintergrund 5 Zusammenlegung der Wilhelm-Leuschner-Oberschule (Hauptschule) und Wolfgang-Borchert-Oberschule (Real-schule) zum Schuljahr 2010/2011. 6 Daten anteilig bezogen auf die Gesamteinwohnerzahl des Planungsraums (LOR), Daten zum 31.12.2009 7 Daten zum 31.12.2008

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chen Werdegang geht. Der Anteil der schwer vermittelbaren Jugendlichen, mit niedrigem oder fehlendem Schulabschluss wächst im Gebiet.

Auch der Anteil der langzeitarbeitslosen und nur schwer in den Arbeitsmarkt reintegrierbaren Menschen in der Neustadt nimmt weiter zu. Im Gebiet sind verschiedene Beschäftigungsträ-ger präsent, die Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt anbieten, wie z.B. ein Nähprojekt und eine Kreativwerkstatt des Trägers Pro futura e.V. sowie das Schreibbüro der Zukunfts-werkstatt Köpenick gGmbH in der Neuendorfer Straße.

Einige Einrichtungen nutzen derzeit die vorhandenen Möglichkeiten und haben über das Jobcenter geförderte Arbeitsplätze eingerichtet.

Stadtteilökonomie, Gewerbe

Die zentrale Schönwalder Straße ist für das Gebiet eine wichtige Einkaufsstraße für Waren des täglichen Bedarfs. Dennoch prägt ein hoher Ladenleerstand, der im gesamten Kiez sichtbar ist, auch hier das Bild. 8 In der vorhandenen Struktur gibt es einige alteingesessene Gewerbebetriebe, aber auch viele kleine bis Kleinstgewerbe, die meist von migrantischen Unternehmern geführt werden. Die geringe Kaufkraft im Gebiet verstärkt die Schwierigkeiten der Gewerbebetriebe. Es mangelt an Vernetzung und betriebswirtschaftlichem Knowhow, aber auch fachliche Unterstützung, insbesondere für Existenzgründer und migrantische Ge-werbetreibende.

Weitere soziale und kulturelle Infrastruktur

Es existieren diverse Beratungsangebote und Anlaufstellen für spezielle Zielgruppen, z.B. die Schuldner- und Arbeitslosenberatung im Treffpunkt Regenbogen e.V., der Frauentreff-punkt Eulalia Eigensinn e.V., der Familientreff Remise mit niedrigschwelliger Familienarbeit (Träger: KompaxX e.V.) und die Psychologische Beratungsstelle Spandau (Evangelischer Johannesstift). Außerhalb des Gebietes befindet sich das Jugendberatungshaus Spandau e.V., in dem viele Träger gemeinsam Beratungsangebote für Jugendliche bereithalten.

Das seit Frühjahr 2010 eingerichtete Projekt „SPAX“, welches von Fixpunkt e.V. durchgeführt wird. Es betreut in der Öffentlichkeit alkoholkonsumierende Menschen mit ������������ ������������������������������������������������Kontaktstelle in der Schön-walder Straße. Der aus dem Programm Soziale Stadt geförderte JobKiosk.plus (Träger: Schildkröte GmbH) bietet Beratung rund um die Themen Arbeit, Qualifizierung und Neuorien-tierung an. Die Herberge zur Heimat e.V. in der Falkenhagener Straße organisiert mit dem Café "hazetha" eine niedrigschwellige Begegnungsstätte und bietet diverse Wohnangebote für betreute Wohngruppen und Behinderte an.

Angebote für Migranten bietet der arabische Verein DIB e.V. - Dialog, Integration und Bil-dung. Weiterhin hat der Verein für Integrative Migrantenarbeit (IMA) e.V. in der Siedlung der BBWO 1892 ihren Sitz.

Nördlich angrenzend an das Gebiet liegt das evangelische Kinderheim Sonnenhof e.V., die betreutes Wohnen und ambulante Hilfen für Jugendliche anbieten.

Der bereits seit sechs Jahren existierende Verein Spandau-Neustadt e.V. hat sich die Förde-rung der Lebensqualität in der Spandauer Neustadt zum Ziel gesetzt und hat Ende diesen Jahres seine Arbeit wieder aufgenommen.

Zu den wichtigen Akteuren im Quartiersverfahren zählen auch die Kirchen im Gebiet: die evangelische Lutherkirchgemeinde und die evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde; beide mit sehr aktivem Gemeindeleben und diverse Angeboten für ihre Gemeindeglieder und interessierte Neustädter. Die Luthergemeinde bietet mit dem „Paul-Schneider-Haus“ Räum-lichkeiten für ein Nachbarschaftszentrum, welches sich derzeit im Aufbau befindet.

8 Von 184 Gewerbeeinheiten im Gebiet stehen aktuell ca. 40 leer (Bestandsaufnahme coopolis 2010)

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Der Moscheeverein „Spandauer Moschee und Lehre vom Qu’ran e.V.“ wird von vielen Mus-limen der Spandauer Neustadt besucht. Weitere Moscheevereine gibt es südlich des QM Gebietes in der Neuendorfer Straße sowie nördlich in der Streitstraße den neu gegründeten arabischen Moscheeverein (Teiba Kulturzentrum). In der näheren Umgebung befindet sich die Neuapostolische Kirchengemeinde Spandau, die Josua-Gemeinde, die katholische Kirchgemeinde Maria, Hilfe der Christen sowie der Tempel der mormonischen Glaubensge-meinschaft „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“.

3. Stärken und Schwächen des Quartiers

3.1 Bestehende Stärken und Potentiale

Soziale Infrastruktur

Es gibt eine vielfältige Infrastruktur aus kommunalen und freien Trägern, die im Gebiet etab-liert ist. Dabei spielt die Lynar-Grundschule als zentrale Schule im Gebiet eine wichtige Rol-le. Mit dem Erweiterungsgebäude, welches im Frühjahr 2011 fertiggestellt wird, und der da-mit stärkeren räumlichen Konzentration bieten sich auch neue Möglichkeiten: die Schulan-fangsphase und der offene Ganztagsbetrieb werden im Gebäude integriert; ein Mehrzweck-raum kann u.a. auch als Mensa genutzt werden und die Schulbibliothek erhält neue Räum-lichkeit und Ausstattung. Damit wird sich die Schule weiter ins Quartier öffnen. Mit drei Kin-dertagesstätten kooperiert die Lynar-Grundschule eng, mit zwei der Kitas bestehen bereits Kooperationsvereinbarungen. Die neu eingerichtete Koordinationsstelle zum Aufbau eines lokalen Bildungsverbundes bietet die Chance, die verschiedenen Akteure im Bildungsbereich noch enger miteinander zu vernetzen.

Die seit dem Schuljahr 2009/10 im Rahmen des Programms "Schulsozialarbeit an Berliner Schulen" eingerichtete Stelle der Schulsozialarbeiterin wirkt sich positiv auf den Schulalltag und die Elternzusammenarbeit der Schule aus. Zum Schuljahr 2010/11 wurden die Haupt-schule Wilhelm-Leuschner und die Realschule Wolfgang-Borchert im Rahmen der Schul-strukturreform zur 6. Integrierten Sekundarschule Spandau zusammengelegt. Sie wird von vielen Schülern aus dem Quartier besucht. Derzeit ist sie noch an zwei Standorten verortet, soll aber längerfristig am Standort der ehemaligen Leuschner-Schule konzentriert werden. Dort besteht die Chance, einen Bildungscampus in Zusammenspiel mit der angrenzenden Kita, der Grundschule Charlie-Rivel und dem Kant-Gymnasium aufzubauen.

Arbeitsmarkt und Stadtteilökonomie

Die Spandauer Neustadt stellt mit einer guten verkehrlichen Anbindung und der Nähe zur Havel einen sehr guten Standort für die die weitere Ansiedlung von Gewerbe und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen dar. Besonders die Schönwalder Straße als zentrale Einkaufs-straße mit vielen Geschäfts- und Gewerberäumen bietet durch Ladenleerstände auch Platz und Potenzial für Neuansiedlungen. So wie in der Schönwalder Straße gibt es überall im Gebiet lokale Gewerbetreibende, die teils schon auf eine lange Tradition zurückblicken kön-nen und tief verwurzelt sind in der Neustadt. Auch oder gerade die ethnischen Ökonomien etablieren sich immer stärker. Viele dieser Gewerbetreibenden sind auch bereit sich für das Quartier zu engagieren und ihr Können und ihr Wissen über und für die Neustadt auch zur Verfügung zu stellen, um die Arbeit des Quartiersmanagement zu unterstützen.

Darüber hinaus gibt es mit dem Hotel und Gesundheitszentrum „centrovital“ und dem Vivan-tes Klinikum zwei große Arbeitgeber im Gesundheitsbereich in unmittelbarer Nähe zum Ge-biet. Beide sind auch Ausbildungsbetriebe und offerieren eine unterschiedliche Palette an Ausbildungsplätzen und haben ein starkes Interesse an der Stärkung des Standorts und der positiven Quartiersentwicklung. Das Brauereihofgelände, auf dem sich auch das „centrovital“ befindet, bietet darüber hinaus weitere räumliche Potentiale durch derzeit leer stehende Ge-werbeflächen.

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Im nördlich angrenzenden Gewerbegebiet ist eine Vielzahl von klein- und mittelständigen Betrieben niedergelassen. Es bietet ebenso Potenzial für die Ansiedlung weiterer Betriebe.

Für die Berufsorientierung und Vorbereitung des Ausbildungs- und Arbeitsbeginns sind die weiterführenden Schulen im Umkreis des Quartiersgebiets wichtige Anknüpfungsstellen, un-ter anderem durch Kooperation mit Betrieben und dem Aufbau von Schülerfirmen. Derzeit gibt es einige Projekte für Jugendliche, z.B. das Projekt „Bildungsbrücke an Oberschulen“ und ein offener Bildungsnachmittag im Familientreff Remise. Das „Soziale Stadt“ geförderte Projekt JobKiosk.plus, welches seit dem Frühjahr 2010 existiert, bietet Jobberatung und -vermittlung für alle Altersgruppen an.

Fort- und Weiterbildung

Die Bildungseinrichtungen sind ein wichtiger Anknüpfungspunkt, wenn es um Erwachsenen-bildung geht. Hier können Kontakte zu den Eltern aufgenommen werden, um über Angebote, z.B. Deutschkurse für Mütter, zu informieren. Die Volkshochschule bietet diese Kurse z.T. an den Schulen an. Durch den Umzug der Schuleingangsphase der Lynar-Grundschule aus der Filiale in der Eiswerderstraße bietet sich die Möglichkeit, weitere Angebote der Volkshoch-schule in der Nähe zu etablieren. Die an den meisten Schulen, einigen Kitas und Familienbe-ratungseinrichtungen initiierten Elterncafés spielen bei der Vermittlung dieser Fördermöglich-keit für Erwachsene eine wichtige Rolle.

Qualität des Wohn- und Lebensraums

Die günstige Lage innerhalb Spandaus und die Nähe zum Umland sind auch wichtig für die Lebensqualität in der Neustadt. Der Lutherplatz und der Koeltzepark sind zwei zentrale öf-fentliche Orte, welche die Spandauer Neustadt prägen und zu einem positiven Lebensraum beitragen könnten. Die Neustadt verfügt über eine vielfältige Bebauungsstruktur (Gründer-zeit, Fachwerkhäuser, Siedlungsbau der 70er, 80er Jahre). Es gibt erste Initiativen zur Be-grünung und Pflege von „Baumscheiben“. Das teilweise vorhandene Kiezgefühl der Bewoh-ner muss für die weitere Quartiersentwicklung genutzt werden. Mit der für 2012 geplanten Schließung des Flughafens Tegel wird die Lärmbelastung für die Bewohner der Neustadt deutlich sinken.

Stadtteilkultur

Kulturelle und Unterhaltungsangebote bieten hauptsächlich die im Gebiet arbeitenden Träger und Kirchen. Die Luthergemeinde veranstaltet z.B. regelmäßige Trödelmärkte im Paul-Schneider-Haus, ein jährliches Nachbarschaftsfest. Die Kirchenmusik in der Lutherkirche hat Ausstrahlung über die Neustadt hinaus; das Paul-Schneider-Haus bietet einen großen Saal für Veranstaltungen. Die Musikschule Spandau nutzt Unterrichtsräume in den Schulen. Die Haltestelle der Fahrbibliothek der Stadt- und Jugendbibliothek Spandau liegt nahe der Bir-ken-Grundschule. Im öffentlichen Raum wurde der Pavillon im Koeltzepark bereits für kleine Konzerte im Sommer genutzt. Auch der Saal der Baptistengemeinde wird für diverse kultu-relle Ereignisse genutzt. Die wieder organisierten Kiezputzaktionen sollen sich weiter etablie-ren und viele Bewohner einbeziehen.

Gesundheit

Die Nähe zur Havel ist ein großes Potenzial für Wassersportnutzungen; Naherholungsaspekt und Naturerlebnis sollten gestärkt werden. Die vorhandenen Angebote, z.B. im Vereins-sportbereich müssen im Gebiet stärker bekannt gemacht und verankert werden. Das „centrovital“ verfügt über ein vielfältiges Angebot im Bereich Gesundheits-, Präventions- und Vorsorgesport. Die Versorgung mit Ärzten ist bis auf das Fehlen eines Kinderarztes relativ gut. Die Berliner Tafel unterstützt für gesunde Ernährung einkommensschwache Bewohner mit einer Ausgabestelle für Lebensmittel im Paul-Schneider-Haus.

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Sicherheit

Viele Bewohner des Kiezes kennen sich gut und es funktioniert eine Art von sozialer Kontrol-le untereinander. Durch Veranstaltungen zu Gewaltprävention an Schulen, das Projekt „Stark ohne Gewalt e.V.“ mit Jugendlichen und Kooperation mit Polizei gibt es punktuelle Präventi-onsarbeit im Gebiet. An der 6. ISS wird das Anti-Gewalt Projekt „Fair Boxen“ stark nachge-fragt. Die BBWO 1892 bietet für ihre Mieter ein Conciergesystem, welches ihnen auch Si-cherheit vermittelt. Mit dem „SPAX“-Projekt zur Aufsuchenden Arbeit für alkoholkonsumie-renden Menschen in der Öffentlichkeit werden erste Versuche unternommen, das Sicher-heitsgefühl der Menschen auf öffentlichen Plätzen in der Neustadt zu erhöhen.

Soziale und kulturelle Integration

Die kulturelle Vielfalt prägt durchaus das Bild der Neustadt, z.B. ist eine ethnische Ökonomie im Laufe der Zeit gewachsen: u.a. türkische, arabische, afrikanische, russische Gewerbetrei-bende. Eine interkulturelle Annäherung erfolgt durch Elterncafés an Schulen und einigen Kitas. Weiterhin gibt es punktuelle Begegnungen der Kulturen, z.B. durch Nachbarschafts-feste der Kirchengemeinden, das öffentliche Fastenbrechen der Moscheevereine und die Wandergruppe des Vereins Spandau Neustadt e.V. Die Angebote für Menschen aller Kon-fessionen im Gebiet sind vielfältig.

3.2 Vorhandene Schwächen und Defizite

Soziale Infrastruktur

Die Angebote der sozialen Infrastruktur stehen unter einer Doppelbelastung durch steigende Anforderungen durch sozialen Problemlagen und knappen öffentlichen Haushalt. Viele der Infrastruktureinrichtungen weisen diverse Gestaltungs- und Ausstattungsmängel auf. Z.B. ein versiegelter Pausenhof, keine eigene Sportfreifläche an der Lynar-Grundschule und der not-wendige Ausbau der 6. ISS am Standort Blumenstraße.

Auch die Rahmenbedingungen der Schüler sind schwierig: viele sozial benachteiligte und bildungsferne Elternhäuser, ein großer Anteil mit Migrationshintergrund; schwieriger Zugang zu den Eltern, derzeit kein Förderverein an der Lynar-Grundschule; Imageprobleme. Gerade die Lynar-Grundschule leidet darunter, dass bildungsbewusstere Eltern immer noch ihre Kin-der an umliegenden Schulen anmelden oder vor Einschulung ihrer Kinder das Gebiet verlas-sen. Der Anteil der Integrationskinder, d.h. der Kinder mit Entwicklungseinschränkungen steigt und damit auch die Anforderungen an Erzieher und Pädagogen. Leider kann das Ju-gendamt durch fehlende finanzielle und personelle Ressourcen keine adäquate Unterstüt-zung für die Einrichtungen anbieten.

Die vorhandenen Kinder- und Jugendeinrichtungen sind räumlich sehr begrenzt und haben fast keine Freiflächen. Besonders am Wochenende fehlen Angebote für Kinder und Jugend-liche. Spezielle Angebote, z.B. Ferienreise können auf Grund der allgemeinen Kürzungen nicht mehr angeboten werden. Es gibt ein geringes bewohneradäquates Angebot an Bera-tungs- und Unterstützungseinrichtungen. Jedoch fehlen insbesondere mehrsprachige Bera-tungsangebote und die bestehenden Angebote sind oftmals bei Hilfesuchenden nicht ausrei-chend bekannt.

Arbeitsmarkt

Das Gebiet ist geprägt durch einen sehr hohen Gewerbeleerstand. Viele der bestehenden Geschäfte sind im unteren Preissegment angesiedelt und werden von Klein- und Kleinstun-ternehmern mit geringem Kapital betrieben. Es mangelt an Vernetzung und oftmals auch an betriebswirtschaftlichem Wissen, aber auch Unterstützung, insbesondere für Existenzgrün-der und migrantische Gewerbetreibende. Es gibt kaum Ausbildungsbetriebe und viele Ju-gendliche sind perspektiv- und vorbildlos beim Einstieg in den Beruf. Der Anteil an schwer vermittelbaren Jugendlichen, mit niedrigem oder fehlendem Schulabschluss steigt und die

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vorhandenen Angebote sind nicht ausreichend, um diesem Trend entgegen zu wirken. Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen steigt, das JobCenter wird als anonym und weit weg wahr-genommen.

Fort und Weiterbildung

Im Gebiet leben viele bildungsferne Familien, insbesondere aus dem migrantischen Milieu und es gibt einen hohen Bedarf an Sprachförderung bei Kindern, Jugendlichen und Erwach-senen. Vielen Frauen mit nichtdeutscher Herkunftssprache fehlen Kenntnisse über Umgang mit Behörden in Deutschland oder das deutsche Bildungssystem. Der Rückzug in die ihnen vertraute Lebenswelt der Herkunftsländer ist zu beobachten.

Qualität des Wohn- und Lebensraums

Der Zustand des öffentlichen Raumes ist desolat: Vermüllung und Hundekot auf Gehwegen und Baumscheiben, leer stehende Erdgeschossbereiche und schmucklose, vielfach unsa-nierte Fassaden. Der Koeltzepark als wichtigste Grünfläche im Gebiet wird als Hundeauslauf missbraucht, so dass viele Bewohner ihn meiden. Die Spielflächen sind nicht ausreichend und in abgenutztem Zustand. Sie werden durch andere Gruppen (z.B. ältere Jungendliche, Hundebesitzer, Trinker, Drogendealer) belegt, so dass Kinder und ihre Eltern sie weniger aufsuchen. Die Spielplätze außerhalb des Gebietes sind nur über viel befahrene Straßen erreichbar. Für ältere Jugendliche gibt es kaum Flächen. Der Lutherplatz hat derzeit eine sehr geringe Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität. Mit der Inbesitznahme durch die Trinker-szene fühlen sich andere Nutzer verdrängt. Es gibt wenig öffentliches Leben und der öffentli-che Raum spielt im täglichen Leben eine immer geringere Rolle. Die Wohnqualität ist durch den schlechten Zustand vieler Wohnhäuser und den geringen Ausstattungsstandard niedrig. Hoher Leerstand begünstigt diese Entwicklung. Die Siedlung der BBWO 1892 weist durch einen Sanierungsstau bei der Haustechnik, ungünstige Wohnungsgrundrisse und ver-gleichsweise hohe Mieten einen großen Leerstand auf. Der Fluglärm durch die Einflug-schneise des Flughafens Tegel belastet zusätzlich das Gebiet. Eine Anbindung des Gebietes an den benachbarten Bereich der Wasserstadt und zur Havel ist nicht gegeben.

Stadtteilkultur

Da es in der Neustadt fast keine öffentlichen Treffpunkte gibt, spielt sich das gesellschaftli-che Leben größtenteils hinter „verschlossenen“ Türen ab. Einen Wochenmarkt oder einen Trödelmarkt rund um die Lutherkirche gibt es nicht mehr; auch Cafés und andere Treffpunkte des „normalen“ Lebens sind selten zu finden. Öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken, Musikschule oder Volkshochschule sind im Gebiet nur temporär nutzbar. Ebenso Galerien oder Kunst im öffentlichen Raum. Der Koeltzepark als öffentlicher Kulturraum wird kaum wahrgenommen und genutzt. Es gibt zurzeit noch kein Kiezinfoblatt, das über aktuelle Aktivi-täten informiert und so die Bewohner zueinander bringt. Die Verteilung der Wochenzeitung „Spandauer Volksblatt“, ein wichtiges Informationsmittel für Spandau, wird bisher nur partiell an Haushalte, Geschäfte und Einrichtungen in der Neustadt verteilt.

Gesundheit

Die schwierige soziale Lage vieler Menschen im Gebiet schlägt sich auch in den Gesund-heitsdaten nieder. Eine zunehmende gesundheitliche Fehlentwicklung, insbesondere bei Kindern ist zu beobachten. Die Zahl der Kinder mit Übergewicht, Bewegungsmangel und verminderten motorischen Fähigkeiten steigt. Viele Menschen, besonders Migranten, haben geringe Kenntnisse über gesunde Ernährung und Gesundheitsvorsorge. Es gibt dazu bisher fast keine Beratungs- und Aufklärungs- und Präventionsangebote in der Neustadt. Lärm durch hohes Verkehrsaufkommen auf den Hauptachsen durch das Gebiet und der Fluglärm stellen auch ein Gesundheitsrisiko dar. Vereinsunabhängige und niedrigschwellige Sportan-gebote für alle Altersgruppen fehlen. Die wenigen Sporthallen sind durch Vereinsnutzung

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oder Schulsport belegt. Trotz Havelnähe gibt es nur wenige Wassersportangebote in der Nähe. Viele Haushalte leiden unter zunehmender Verwahrlosung und Verschuldung. Dies geht einher mit der steigenden Zahl der Suchtkranken: Alkohol-, Drogen-, Spiel-, Computer-sucht. Letzteres ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ein ernst zu nehmendes Problem. Der Drogenkonsum manifestiert sich weniger stark im öffentlichen Raum als die Trinkerszene, von der sich auch weiterhin viele Bewohner belästigt und bedroht fühlen.

Sicherheit

Die weiterhin starke Präsenz der verschiedenen Trinkergruppen im Öffentlichen Raum fühlen sich viele Anwohner weiterhin bedroht und vom Lärm belästigt. Dadurch und auch durch viel befahrene Straßen sind auch Schulwege unsicherer geworden. Von Einbrüchen und Be-schaffungskriminalität wird berichtet. Die Lynarstraße und Kurstraße sind als Drogenum-schlagplätze bekannt. Für viele Familien ist das auch ein Wegzugsgrund. In den Abend- und Nachtstunden gibt es ein gestiegenes Unsicherheitsgefühl, welches sich allerdings nicht mit den Kriminalitätsstatistiken der Polizei deckt.

Soziale und kulturelle Integration

Viele Bewohner, insbesondere Alleinerziehende und Senioren, leben zunehmend isoliert und es gibt wenig Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen. Gerade die migrantischen Bewohner identifizieren sich wenig mit ihrem Wohnort, sondern definieren sich in erster Linie über ihre Nationalität oder Herkunft. Defizitäre Deutschkenntnisse erschweren nicht nur das Miteinander im Stadtteil, sondern auch die Integration von Migranten allgemein: Überforde-rung beim Ausfüllen von Antragsunterlagen und Formularen. Es gibt wenig muttersprachliche Beratungsangebote. Der Wegzug des Beratungszentrums „HÎNBÛN“ war ein Verlust für die Neustadt. Der vorhandene Migrantenverein IMA – integrative Migrantenarbeit e.V. in der Schäferstraße hat seinen Arbeitsschwerpunkt nicht in Spandau.

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1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2010

Nach dem Auftakt im zweiten Halbjahr 2009 ging das Quartiersverfahren 2010 in die eigent-liche Arbeitsphase. Für 2010 bestätigte der Quartiersrat die Handlungsschwerpunkte in der Reihenfolge, wie sie auf der Auftaktveranstaltung zum Quartiersverfahren im Herbst 2009 von den Bewohnern und Akteuren gewichtet worden waren:

Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen (Z4, Z6)

Lokale Beschäftigung, Qualifizierung und Gewerbeentwicklung fördern (Z1, Z2)

Lebenswertes und sicheres Wohnumfeld schaffen (Z3, Z7)

Nachbarschaft leben (Z5, Z8, Z9)

Nach dieser Schwerpunktsetzung wurde auch die Auswahl der Ideenskizzen im Quartiersrat diskutiert. Damit konnten im Frühjahr 2010 drei größere Projekte starten, welche aus dem Quartiersfonds 3 finanziert wurden. Der Einsatz der Fördermittel aus dem QF III konzentrier-te sich nach dieser Auswahl in den Handlungsschwerpunkten „Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen“ mit dem Projekt „BildungsWelle“ zum Auf-bau eines lokalen Bildungsverbundes und „Lokale Beschäftigung, Qualifizierung und Gewer-beentwicklung fördern“ mit den Projekten „Leerstands- und Gewerbemanagement“ und „JobKiosk.plus“. Ein weiteres Projekt „SPAX – Aufsuchende Sozialarbeit zur Problematik des Alkoholmissbrauchs in der Spandauer Öffentlichkeit“, welches aus dem Programm Soziale Stadt kofinanziert wurde, ist im Handlungsschwerpunkt „Lebenswertes und sicheres Wohn-umfeld schaffen“ angesiedelt.

Von den sieben Projekten, die aus dem Quartiersfonds 2 finanziert wurden, sind vier dem Handlungsschwerpunkt „Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen“ und drei dem Handlungsschwerpunkt „Nachbarschaft leben“ zuzuordnen.

Der Aktionsfonds, der ja überwiegend nachbarschaftliche Aktionen des freiwilligen Engage-ments unterstützen und die Bewohnerinnen und Bewohner, Bewohnergruppen und lokale Initiativen aktivieren sowie die nachbarschaftliche Gemeinschaft stärken soll, wurde in die-sem Jahr von vielen Akteuren und Bewohnern genutzt. Von insgesamt 16 Projekten wurden sieben Projekte im Schwerpunkt „Nachbarschaft leben“ realisiert. Aber auch hier wurden diverse Aktionen im Bereich „Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen“ durchgeführt.

Neben der Projektbegleitung war es in diesem Jahr weiterhin wichtig, die Netzwerkarbeit zu intensivieren und für die Arbeit des Quartiersverfahrens zu nutzen. Aktuell ist das Quartiers-management in mehreren regelmäßig tagenden Runden vertreten: Stadtteilkonferenz Span-dau-Mitte, AK Suchtprävention und Suchthilfe des BA Spandau, AG Lynar-Grundschule, Steuerungsgruppe BildungsWelle, Arbeitskreis „Bleib Sauber Spandau“, AG Kultur und Sport der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V., Initiativkreis Kinder- und Jugendbeteiligung Spandau. Weiterhin bringt sich das QM Team auch bei temporären Arbeitsgruppen, die zu verschiedenen Themen einberufen werden, z.B. Probleme mit Jugendlichen im Koeltzepark. Insgesamt ist auch die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen im Bezirksamt enger ge-worden und viele Fragen konnten unbürokratisch geklärt werden.

Insbesondere in Vorbereitung auf die Gremienwahlen im Herbst war die Information über die Angebote des Quartiersverfahrens und die Aktivierung der Bewohner ein wichtiges Ziel. Da-für war das QM Team regelmäßig an verschiedenen Stellen im Quartier unterwegs, um mit Bewohnern ins Gespräch zu kommen und sie über die Arbeit und die Möglichkeiten des QM zu informieren.

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2. Auswertung wichtiger Projekte, strategischer Partnerschaften und Themenfelder

2.1 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ (Z1) und „Mehr Fort- und Weiterbildung“ (Z2)

Eins der wichtigsten Handlungsschwerpunkte war und ist das Thema „Lokale Beschäftigung, Qualifizierung, und Gewerbeentwicklung fördern“. In diesem Schwerpunkt konnten einige große und kleine Projekte starten.

Der aufgebaute vertrauensvolle Kontakt und die enge Zusammenarbeit mit der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. konnten ausgeweitet werden. Unter Beteiligung der Vereini-gung Wirtschaftshof Spandau e.V. und der Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes Spandau fanden bis zum Start des Projektes „Gewerbe- und Leerstandsmanagement“ weitere Unter-nehmerrunden in der Neustadt statt, wobei sich abzeichnete, dass die Bedarfe für einen sol-chen Austausch eher thematisch und punktuell sind. Im Verlauf des Jahres nahmen Unter-nehmer des Quartiers an den spandauweiten Unternehmerabenden und Informationsveran-staltungen der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. teil. So gelang eine erste gute wirt-schaftliche Vernetzung spandauweit. Das Quartiersmanagement nimmt regelmäßig an der Arbeitsgruppe „Kultur und Sport“ der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. teil, um sich für gemeinsame Kultur- und Sportveranstaltungen im Bezirk zu vernetzen und besondere Events auch in die Neustadt zu holen. So konnten bereits Veranstaltungen für das Jahr 2011 unter Einbeziehung der Spandauer Neustadt geplant werden.

Der begonnene fachliche Austausch und die gute Zusammenarbeit mit dem Bezirklichen Bündnis für Wirtschaft und Arbeit (BBWA), wie z.B. die gegenseitige Übermittlung von Infor-mationen zu Fördermöglichkeiten in verschiedenen Programmen (z.B. Lokales Soziales Ka-pital) und das Nutzen der Kommunikationskanälen des Anderen wurden intensiv weiterge-führt.

Eines der QF3 Projekte, welches im April 2010 startete, um innovative und nachhaltige Stra-tegien zur Entwicklung und Stabilisierung des Gewerbestandorts Spandauer Neustadt in einem partizipativen Prozess zu erarbeiten, ist das „Leerstands- und Gewerbemanagement“, welches von Coopolis (zwischennutzungsagentur) durchgeführt wird. Die zwischennut-zungsagentur als neutrale Vermittlerin und Beraterin zwischen Hausverwaltungen, Eigentü-mern und Nutzungsinteressenten organisierte innerhalb der Spandauer Neustadt regelmäßig moderierte Begehungen leer stehender Gewerberäume für Raumsuchende und Nutzungsin-teressenten. Dafür erfolgte vorab eine Bestandsaufnahme des bestehenden Gewerbes und der ruhenden Gewerbeeinheiten im Gebiet. Während der Bestandsaufnahme wurden Ge-spräche mit den Unternehmern geführt, deren betriebswirtschaftlicher Beratungsbedarf er-mittelt, Wünsche für die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt eruiert und die Erstinformation an Hauseigentümer herausgegeben. Wichtiger Tätigkeitsschwerpunkt der Agentur ist die betriebswirtschaftliche Beratung von Gewerbetreibenden. Dies erfolgte bei mehreren Klein-unternehmern im Quartier, die sich Unterstützung in Businessplanung, Marketing oder dem Umgang mit Finanzamt und Gewerbeamt einholten. In regelmäßigen Folgegesprächen wur-den die Ergebnisse besprochen und die weitere Vorgehensweise abgestimmt. Die Agentur bietet regelmäßige Sprechzeiten im Quartiersbüro an, die sich an Raumsuchende und Exis-tenzgründer richtet.

Ein weiteres großes Projekt in diesem Handlungsschwerpunkt, welches im Frühjahr mit ei-nem Beratungsladen in der Lynarstraße die Arbeit aufnahm, ist der „JobKiosk.plus“. Er bietet niedrigschwellige Angebote zur Berufsorientierung, Integration in den Arbeitsmarkt und Qua-lifizierung für Arbeitssuchende der Spandauer Neustadt. Das Projekt kooperiert eng mit dem JobCenter Spandau, dem Jugendberatungshaus, ist in Vernetzungsrunden, wie z.B. der AG Jugendberufshilfe Spandau und Stadtteilkonferenz Spandau-Mitte vertreten und mit weiteren Beratungseinrichtungen im Quartier im Austausch. Im Treffpunkt rund um das Thema Arbeit in der Lynarstraße 35 a werden Stellen- und Ausbildungsplatzangebote, Zugänge zur Inter-netrecherche (z.B. PC-Stellensuche), Unterstützung bei beruflicher Neuorientierung, Erstel-

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len und Überarbeiten von Bewerbungsunterlagen, Beratung und Unterstützung bei berufli-cher Weiterbildung oder Qualifizierung und Hilfestellungen zur Nutzung finanzieller Förder-möglichkeiten angeboten. Bei Bedarf stehen Sprachmittler in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Die Angebote des Projekts "JobKiosk.plus" wurden von den Anwohnern der Spandauer Neustadt gut angenommen, so dass sich der Beratungs- und Informationsladen inzwischen im Kiez etabliert hat. Inzwischen hat sich auch eine Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Unternehmen aus Spandau entwickelt und erste Vermittlungserfolge stellen sich ein. Zu den normalen Sprechstunden kommen überwiegend Ratsuchende des Altersbereichs über 25 Jahren. Die Jüngeren nutzen die inzwischen gut bekannte und frequentierte Jugendsprech-stunde, bei der es u.a. um Tests zur Berufsorientierung und Recherche von Berufsbildern, Bewerbungscheck und Optimierung bzw. Erstellung der Unterlagen, Konkrete Bewerbungen, Onlinebewerbung geht. Die bisher durchgeführten Sonderveranstaltungen, z.B. Typ- und Stilberatung für Bewerbungen oder Hilfe bei Einstellungstests sind bei der Zielgruppe gut angekommen und sollen fortgeführt werden.

Für die Erhöhung der Vermittlung von Bewohnern aus dem Gebiet in geförderte Beschäfti-gungsmaßnahmen und zum optimalen Informationsaustausch bezüglich der Ansiedlung von Beschäftigungsträgern in der Spandauer Neustadt wurden mehrmals Gespräche mit der Lei-tung des Jobcenters Spandau geführt. Ergebnisse der Sitzungen waren die Konzeption von möglichen Beschäftigungsmaßnahmen im Quartier und die Prüfung auf deren Förderfähig-keit. Darüber hinaus wurden Positionen bezüglich der effektiven und ausgewogenen Ansied-lung von Beschäftigungsträgern im Gebiet ausgetauscht, um Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen und Unternehmen und die Dopplung von Angeboten zu vermeiden.

2.2 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bessere Qualität des Wohn-/Lebensraums“ (Z3) und „Steigerung des Sicherheitsemp-findens“ (Z7)

In diesem Handlungsfeld lag der Schwerpunkt auch weiterhin auf der Kontaktaufnahme mit potentiellen Partnern und Mitstreitern für eine Verbesserung der unzufrieden stellenden Situ-ation des Wohnumfeldes. Dazu wurden unter anderem Gespräche mit Hauseigentümern, Mietern, Gewerbetreibenden und Vereinen geführt. Auch die Kontaktaufnahme mit dem örtli-chen Polizeiabschnitt, dem Ordnungsamt und dem Grünflächenamt wurde intensiviert.

Die Eigentümerstruktur im Gebiet ist sehr heterogen. Es gibt viele private, oft nicht in Berlin ansässige, Hauseigentümer, die für die Zusammenarbeit im Quartier schwierig zugänglich sind. Umso wichtiger war die Zusammenarbeit mit der Berliner Bau- und Wohnungsgenos-senschaft von 1892 eG (BBWO 1892), die mit dem größten Bestand an Wohnungen im Ge-biet auch als Partner der Quartiersentwicklung im Bereich Wohnungswirtschaft im Quartierrat vertreten ist. Neben dem unkomplizierten Informationsaustausch zwischen QM und BBWO 1892 nutzte das QM auch 2010 die Möglichkeit, eine der wöchentlichen QM-Sprechstunden im Conciergebüro der Siedlung anzubieten. Leider wird dieses Angebot nicht sehr stark fre-quentiert, so dass über alternative Angebote für die Siedlung nachgedacht werden muss. In der Siedlung der BBWO 1892 eröffnete in diesem Sommer ein WaschCafé, dessen Einrich-tung aus dem Quartiersfonds 2 finanziert wurde. Der barrierearme Zugang, die Lage gegen-über einem kleinen Spielplatz und die ehrenamtliche Bewirtschaftung macht das Café zu einem Nachbarschaftstreffpunkt, der recht gut von den Bewohnern angenommen wurde. Besonders im Vorfeld der Gremienwahlen wurde die Siedlung der BBWO 1892 besucht und die Bewohner über das Quartiersverfahren und die Arbeit in den Bürgergremien informiert. Das WaschCafé wurde als eines der drei Wahllokale genutzt und dadurch weiteren Bewoh-nern der Siedlung bekannt gemacht.

Die Zusammenarbeit mit Hauseigentümern im Gebiet konnte ausgebaut werden. Dazu trug maßgeblich die Arbeit des Projektes „Gewerbe- und Leerstandsmanagement“ bei. Bei der Bestandsaufnahme durch die Mitarbeiter von coopolis wurden die Eigentümer leer stehender

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Gewerbeeinheiten kontaktiert, über die Möglichkeiten des Projektes informiert und einige Vermieter als potentielle Kooperationspartner bei der Vermittlung von Raumsuchenden in Gewerbeeinheiten gewonnen. An den regelmäßig stattfindenden Begehungen im Quartier beteiligten sich jeweils durchschnittlich sechs Vermieter, öffneten die Räumlichkeiten und ließen sich durch coopolis im Bereich Gewerbevermietung beraten. Zusätzlich erhielt das Quartiersmanagement Anfragen von Kaufwilligen für Immobilien in der Spandauer Neustadt. In den Anfragen ging es um die Situation im Gebiet und die Wirkmöglichkeiten des Quar-tiersmanagements. Wichtig war zusätzlich die Vermittlung von besorgten Eigentümern an die Beratungsstelle von „SPAX“, die in Konfliktsituationen (Kellereinbrüche, Mieterbeschwerden) die Bedenken der Eigentümer entgegennahmen, Lösungsansätze erarbeiteten und z.B. Mie-terinformationsbriefe herausgaben. Diese Kooperation wird im kommenden Jahr weiter aus-gebaut werden.

Mit der Teilnahme des QM an dem Arbeitskreis „Bleib sauber Spandau“ konnte der Aus-tausch mit den Ämtern und der BSR intensiviert werden. Insbesondere mit dem Grünfläche-namt wurden Gespräche geführt. Bei der Bepflanzung von einem Duzend Baumscheiben in der Kurstraße und Lynarstraße unterstützte das Grünflächenamt das Quartier mit Mutterbo-den und Gerätschaften. Einige Gewerbetreibende, Einrichtungen und Bewohner, die bei der Bepflanzung geholfen haben, wollen sich auch weiterhin als Baumscheibenpaten engagie-ren. Weiterhin wurden die Putzaktionen im Frühjahr und Herbst mit der BSR abgestimmt und von ihr unterstützt.

Der Lutherplatz mit seinem derzeitigen Zustand und den Möglichkeiten als zentraler Quar-tiersmittelpunkt war auch in diesem Jahr Anlass für Diskussionen. Erste Versuche zur Über-nahme von nachbarschaftlichem Engagement wurden mit dem Anlegen eines kleinen Gar-tens auf der Nordseite der Kirche und der Bepflanzung der Baumscheibe und des Brunnens auf dem Lutherplatz unternommen. Für das nächste Jahr hat der Quartiersrat einer Förde-rung der Umgestaltung des Lutherplatzes mit aktiver Einbindung der Bewohner zugestimmt.

Die 2009 begonnene Zusammenarbeit mit der Planungs- und Koordinierungsstelle für Suchthilfe und Suchtprävention des Bezirksamtes und den Beratungsstellen für Alkoholiker und Alkoholkonsumenten sowie die regelmäßige Teilnahme am gleichnamigen Arbeitskreis für den gesamten Bezirk Spandau wurde fortgesetzt. Im Frühjahr startete das Projekt SPAX des Vereins Fixpunkt e.V. für die aufsuchende Arbeit bei suchtkranken Menschen in der Öf-fentlichkeit. Nach der ersten Phase der Bestands- und Kontaktaufnahme mit den verschie-denen Gruppen im öffentlichen Raum konnte im Herbst ein Kontaktladen in der Schönwalder Straße eröffnet werden. Das QM unterstützte den Träger bei der Kontaktaufnahme mit Ein-richtungen und Betroffenen und begleitet das Projekt intensiv.

Das Thema Gewaltprävention wird durch den Verein Stark ohne Gewalt e.V. aufgegriffen, bei dem viele Kinder und Jugendlichen ehrenamtlich mitarbeiten. In Kiezstreifen informieren die Jugendlichen in Begleitung der Präventionsbeauftragten der Polizei andere Jugendliche über ihre Aktivitäten und arbeiten präventiv. Das Projekt wird derzeit als Modellprojekt im Programm Soziale Stadt gefördert. Weiterhin führt der Verein Antigewaltveranstaltungen an weiterführenden Schulen in Spandau durch.

2.3 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate so-ziale Infrastruktur“ (Z4) und „Besseres Gesundheitsniveau“ (Z6)

Die Lynar-Grundschule ist die zentrale Bildungseinrichtung vor Ort und hat gleichzeitig mit einem von außen geprägten schlechten Image zu kämpfen. Derzeit ist die Schule noch auf drei Standorte verteilt, was sich nach der Eröffnung des Erweiterungsbaus verbessern wird: der Offene Ganztagsbetrieb mit der ergänzenden Betreuung und auch die Schuleingangs-phase werden dorthin umziehen. Da das Hauptgebäude diverse bauliche Mängel aufweist und sanierungsbedürftig ist, wurde es als vordringliches Bauprojekt identifiziert. Gleichzeitig wurden auch der sichere Übergang vom Hauptgebäude zum Erweiterungsbau und die Um-gestaltung des Schulhofes als weitere wichtige Bauprojekte benannt. Mit der Fertigstellung

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des Erweiterungsbaus wird die Schulbibliothek aus dem Hauptgebäude umziehen. Da ihre Ausstattung mit Mobiliar und Medien veraltet und für die Bedarfe nicht mehr adäquat ist, wurde gemeinsam mit der Schulleitung und der Kinder- und Jugendbibliothek eine Ideen-skizze für ein Projekt in den Quartiersrat eingebracht. Damit kann im nächsten Jahr die Schulbibliothek mit modernen Medien und Material ausgestattet werden. Gleichzeitig werden begleitende Leseprojekte gemeinsam mit der Kinder- und Jugendbibliothek Spandau vorbe-reitet. Es gibt eine sehr intensive Zusammenarbeit der Schule mit der ergänzenden Betreu-ung und der Schulsozialarbeiterin, um ein gutes Angebot an der Schule bereitzustellen. Wei-terhin arbeitet die Schule in der AG Lynar-Grundschule mit den Kooperationskitas, den um-liegenden Kinder- und Jugendeinrichtungen und Beratungseinrichtungen zusammen. Mit der Einrichtung der Koordinationsstelle zur Etablierung eines lokalen Bildungsverbundes „Bil-dungsWelle“ konnten weitere thematische Arbeitsgruppen eingerichtet werden, so z.B. die AG „Elternzusammenarbeit“ sowie die AG „Übergang Grundschule-Oberschule“, die mit ihrer thematischen Arbeit gestartet sind. Eine AG „Übergang Kita-Grundschule“ mit der Lynar-Grundschule und drei Kooperationskitas wurde in die Arbeit der BildungsWelle eingebunden. Zwischen der Lynar-Grundschule und zwei der Kitas wurde in diesem Jahr eine Kooperati-onsvereinbarung geschlossen, sowie gemeinsame Praxisprojekte durchgeführt. Ein Steue-rungsgremium, in dem nicht nur die verschiedenen Bereiche der Bildungslandschaft in der Neustadt, sondern auch das Jugendamt und die Bildungsverwaltung vertreten sind, wurde etabliert und trifft sich in regelmäßigen Abständen zu Beratungen. Mit einem Newsletter in-formiert die BildungsWelle über Angebote und neue Entwicklungen in den Bildungseinrich-tungen der Neustadt.

Auch 2010 waren die Schulleitung der Lynar-Grundschule und die Schulleitung der 6. ISS als Partner der Quartiersentwicklung im Quartiersrat vertreten. Die in 2009 begonnene gute Zu-sammenarbeit mit beiden Schulen wurde fortgeführt, so sind beide Schulen Gastgeber für Quartiersratssitzungen und öffnen ihre Einrichtungen für Angebote im Stadtteil. Die Arbeit der Lynar-Grundschule wurde 2010 mit verschiedenen Projekten im Rahmen von Quartiers-management unterstützt: die Anschaffung von Materialien für die Speedstacking-AG, bei der durch schnelles Becherstapeln Motorik und Geschicklichkeit der Kinder trainiert wird. Weiter-hin konnte das QM die Ausrichtung des alljährlichen Schulfestes an der Lynar-Grundschule unterstützen. Aufbauend auf die Arbeit im Projekt "Sicherer Schulweg durch den Kiez" wur-den in diesem Jahr an der Lynar-Grundschule in den Klassenstufen 3-6 gemeinsam mit den Schülern, Lehrern und der Schulsozialarbeiterin verschiedene Trainingsmodule zum „Sozia-len Lernen“ erfolgreich durchgeführt. Auch nach Abschluss der Projekte können die Lehrer die gemeinsam erarbeiteten Interventionsstrategien zum Aufbau eines angemessenen Sozi-al- und Lernklimas in der Klasse anwenden und mit den Kindern daran weiterarbeiten.

Dem Schülerclub Downtown an der 6. ISS wurde in diesem Jahr das Projekt „La Cantina – besser iss lecker!“ gefördert. Mit Unterstützung eines Zauberkochs und den Zutaten aus der wöchentlichen Lieferung der Berliner Tafel werden die Schüler bei der Planung, Zubereitung und dem Kochen von gesunden Gerichten angeleitet. Dabei sind verlässliche Kochgruppen entstanden, die ihre Ergebnisse in diesem Jahr schon bei verschiedenen Anlässen präsen-tieren konnten. So zum Beispiel wurde das Catering für die letzte große Sitzung des Quar-tiersrates von La Cantina bestritten.

Im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Freizeitbereich konnten ebenfalls verschiedene Einrichtungen durch eine Projektförderung unterstützt werden. Der Verein Spandauer Jugend e.V. bietet mit seinem Projekt „Sport? Dann richtig!“ mit Fussball und Selbstverteidigung ein alternatives Samstagabendprogramm für Jugendliche an. Für die Ju-gendarbeit des Vereins wurde im Rahmen des Projekts „Free Kick“ ein stabiler Kickertisch für Turniere und eine aktive Freizeitgestaltung angeschafft. Die Streetworker von Outreach - Mobile Jugendarbeit Spandau organisierten regelmäßig stattfindende Saz & Baglama-Musikworkshops, die insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund ansprechen, um gemeinsam kulturelle und identifikative Suchbewegungen von Jugendlichen der dritten Ein-wandergeneration zu thematisieren und zu bearbeitet. Die Gruppe wird sich auch nach Ab-lauf des Projektes weiter zu Proben- und Diskussionsabenden treffen.

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Auf die gute Kontaktaufnahme zu den Einrichtungen für Familien und Frauen in der An-fangsphase des Quartiersverfahrens konnte angeknüpft werden. So wurden in diesem Be-reich verschiedene Projekten mit Unterstützung der Quartiersfonds realisiert: „Frühe Unter-stützung für Mütter und ihre Familien“ im Frauentreffpunkt Eulalia Eigensinn e.V. bietet Bera-tung und Unterstützung für Frauen bei der Vorbereitung auf das Leben mit einem Neugebo-renen sowie auf die Phase nach der Geburt. Dabei hat sich eine gute Kooperation auch mit den verschiedenen Ämtern und weiteren Familienberatungsstellen entwickelt, die das Ange-bot gerne ihren Klientinnen weiterempfehlen. Im Familientreff Remise wurden Materialien sowohl für das Spielecafé angeschafft als auch für ein Kooperationsprojekt „Junge Mütter Spandau“, welches in den Räumlichkeiten der Remise stattfindet.

Eine Vernetzung mit diversen Akteuren in diesem Bereich erfolgt auch über die regelmäßig tagende Stadtteilkonferenz Spandau-Mitte, in der das Quartiersmanagement eingebunden ist.

Im Bereich der Gesundheitsförderung beteiligte sich das QM erstmals an einem Workshop zur besseren Zusammenarbeit, Verständnis und Qualitätsentwicklung von Gesundheitsförde-rung bei Sozial Benachteiligten, welches von der Planung- und Koordinierungsstelle des Ge-sundheitsamts Spandau in Kooperation mit dem „Regionalen Knoten Berlin“ durchgeführt wurde. Dadurch wurden alle Beteiligten stärker sensibilisiert, das Thema Gesundheitsförde-rung als ressortübergreifende Querschnittsaufgabe stärker in die Projektplanung einzubezie-hen und wahrzunehmen.

2.4 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate Stadtteilkultur“ (Z5), „Soziale und interkulturelle Integration“ (Z8)

Das Thema aktives nachbarschaftliches und kulturelles Leben in der Spandauer Neustadt rückte in diesem Jahr bei unterschiedlichen Akteuren und Bewohnern in den Vordergrund. So fanden mehr Veranstaltungen in diesem Schwerpunkt statt als im Jahr zuvor und sie rich-teten sich an eine breite Öffentlichkeit. Ziel war unter anderem die Belebung des Koeltze-parks. Das konnte gelingen durch die Neustädter „Kurkonzerte“. Diese Konzertreihe wurde organisiert durch den Kantor der Luthergemeinde, dem es gelang, Ensembles mit hohem musikalischem Standard für die Konzerte zu gewinnen. Die Aufführungen fanden an Sonn-tagvormittagen statt, eingebettet in das architektonische Bonbon des Parks, dem Pavillon, und erfreuten sich einer großen Besucherzahl. Gefördert durch den Aktionsfonds soll auf-grund des großen Erfolgs und auf Wunsch der Bewohner die Konzertreihe im kommenden Jahr weitergeführt werden. Durch die Konzerte wurde der Park zu einem attraktiven Ort für das Wochenende und sie trugen zu einer gelungenen Funktion des Pavillons bei.

Die Gebietskulisse beherbergt historisch interessante und ungewöhnliche Orte, die bei deren Bekanntheit zur Positivierung des Stadtteilimages beitragen und Besucher in die Neustadt ziehen können. Initiiert durch das Quartiersmanagement beteiligte sich erstmalig ein Gewer-betreibender mit seinem Fahrradladen und -museum am Tag des Offenen Denkmals, wel-cher 2010 unter dem Motto „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“ stand. Durch diese gezielte Teilnahme und Aktion, die deutschland- und berlinweit für viel Öffent-lichkeit sorgte, erhielt das Gebiet eine gute Aufmerksamkeit. An dem Wochenende besuch-ten über 250 Menschen den besonderen Museumsort und erfuhren die Neustadt als gastli-chen Ort. Über die Mittel des Quartiersfonds 1 konnte über das gesamte Jahr hinweg die Fotoaktion „Alles sehen“ - Vorurteile und Klischees überwinden durch einen Spandauer Künstler realisiert werden. Der Künstler bat die Bewohner ihm verborgene besondere Klein-ode zu zeigen, die er dann in Panoramafotografien festhielt. Das Ergebnis des Suchens, Findens und Erfahrens der Geschichten um die Orte wird am Ende des Jahres in einer Aus-stellung gezeigt. Zudem werden Postkarten hergestellt, die als Souvenir versendet werden können.

Auf dem Gebiet der Stadtteilkultur war es wichtig zu ermitteln, welche Bewohner selbst künstlerisch tätig sind und wie diese in die Aktivierung des öffentlichen Lebens zu integrieren

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sind. Durch die im Quartiersbüro regelmäßig stattfindenden Ausstellungen der „Künstler auf Zeit“ konnten Menschen angesprochen werden, die Lust hatten ihre Kunstwerke zu zeigen. So wurde die Ausstellung „Istanbul – Berlin“ eines Hobbyfotografen und Gewerbetreibenden der Spandauer Neustadt realisiert. Unter dem Aspekt, dass Istanbul die Kulturhauptstadt 2010 ist, konnte sich durch die Ausstellung der Stadt mit ihrer Geschichte und Gegenwart genähert werden.

Zur Förderung des Dialogs der ethnisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in der Neu-stadt trug der „Neustädter Kulturabend mit Literatur und Musik“ bei. Er wurde initiiert und organisiert durch einen Bewohner, der in seiner Freizeit Schriftsteller ist und sich für die Kul-turarbeit im Gebiet besonders engagieren möchte. Auf der Veranstaltung wurden u.a. Ge-dichte auf Deutsch und Türkisch vorgetragen, das führte zu einer gemeinsamen lyrischen Sprache.

Der Wunsch der Bewohner ein gemeinsames Fest im öffentlichen Raum in der Weihnachts-zeit zu veranstalten konnte über den QF2 realisiert werden. Für die Gestaltung des Weih-nachtsbasars meldeten sich 30 Bewohner und Akteure, die das bunte Marktleben aktiv um-setzen.

In der Gebietskulisse agieren trotz eines hohen Anteils an Bewohnern mit Migrantionshin-tergrund nur wenige Migrantenselbstorganisationen. Der Verein IMA e.V., die Spandauer Moschee und Lehre von Qu’ran e.V., die Spandauer Jugend e.V., der DIB e.V. engagieren sich mit unterschiedlichen Angeboten in der Spandauer Neustadt. Der Verein IMA e.V. ist jedoch nur mit seiner Geschäftsstelle im Quartier präsent und bringt sich kaum mit öffentli-chen Veranstaltungen in das Gemeinwesen ein.

Das Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund an der Arbeit des Quartiersmanagements war auch 2010 groß und viele Migranten stellten sich für die Wahl in die Bürgergremien auf und wurden Ende September in die Aktionsfonds.Jury und den Quartiersrat gewählt. Dies spiegelte sich auch bei der Wahl der neuen Sprecherin des Quartiersrats wieder, die ebenfalls Migrantin ist.

Der von migrantischen jungen Menschen organisierte Verein Spandauer Jugend e.V. wurde auch 2010 mit zwei QF1-Projekten ("Free Kick" und "Jung trifft Alt") und einem QF2-Projekt ("Sport? Dann richtig!") unterstützt. Das QF2-Projekt "Lerntreff – für Jung und Alt" vom Ver-ein Spandauer Moschee und Lehre von Qu’ran e.V. wurde als Nachfolgeprojekt auch 2010 weitergefördert. Leider sind die erhofften Kooperationen und Synergieeffekte mit anderen Einrichtungen auch in der Fortführung des Angebots bisher nicht gelungen. Der 2009 ge-gründete arabische Verein DIB e.V. musste sich in diesem Jahr personell, konzeptionell und räumlich neu organisieren, weshalb die Aktivitäten eher eingeschränkt waren. Ein weiteres Projekt, welches die Integration, insbesondere migrantischer Jugendlicher fördern soll, ist das Projekt „Folklore vs. Identität – Saz und Baglama-Musikworkshops" der Streetworker von Outreach - Mobile Jugendarbeit Spandau. Eine Bäckerei als Anlaufpunkt für Informationen rund um Aktivitäten im Kiez – dieses Projekt wird derzeit mit einem migrantischen Gewerbe-treibenden umgesetzt.

2.5 Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Partizipation der Be-wohner und Akteure“ (Z9)

Ein Schwerpunkt der Arbeit des Quartiersmanagement in diesem Jahr lag auf der Optimie-rung der Öffentlichkeitsarbeit rund um das Quartiersverfahren. So galt es in der Spandauer Presse mit Aktivitäten aus dem Gebiet, Ausschreibungen und Informationen über die Tätig-keiten und Mitmachmöglichkeiten im Quartiersverfahren präsenter zu sein. Zur Presseabtei-lung des Bezirksamts wurde ein Informationsaustausch initiiert, sodass auch die Internetseite des Bezirkes für Informationen aus dem Gebiet genutzt werden kann. Das Wissen wie und wann sich die Bewohner an den Aktionen des QM beteiligen können ist ein wichtiger Aspekt der gemeinsamen Arbeit vor Ort. Im Gebiet wurde für die Transparenz der Arbeit und Vertei-lung von Informationen während der Frühlings- und Sommermonate die Kampagne „QM auf

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Tournee“ gewählt. So konnten Bewohner an unterschiedlichen zentralen und entlegenen Plätzen angesprochen werden. Durch die Gespräche wurde deutlich, dass die Idee und Ar-beit des QM noch nicht jedem Bewohner vertraut ist. Es ergaben sich Debatten über Defizite und Verbesserungswünsche in der Neustadt und es konnten einzelne Bewohner für die Quartiersarbeit gewonnen werden.

Hauptaugenmerk der Partizipation der Bewohner im Quartier war die Wahl zu den Bürger-gremien im September. Für die Neuwahl der Bürgergremien galt es auch neue engagierte Bürger zu gewinnen und die bereits arbeitenden Quartiersräte und Mitglieder der bestehende Aktionsfonds.Jury für die weitere Mitarbeit zu motivieren. Auftakt für die Kandidatenanspra-che war das Café Placebo auf dem Lutherplatz und die während dessen eröffnete Werbeak-tion „Setzen Sie sich den Hut auf“ für die Mitarbeit in den Bürgergremien. Die Belebung des öffentlichen Raums ist ein wichtiges Anliegen der Bewohner im Gebiet; so wünschen sie sich ein Café am zentralen Platz. Das Quartiersmanagement initiierte und organisierte für einen Nachmittag das temporäre Café im Herzen der Neustadt. So wurden viele Passanten beim gemütlichen Kaffee auf die Arbeit des Quartiersmanagement aufmerksam und durch das Team informiert und sahen, dass sich gemeinsam etwas bewegen lässt. Neue Mitstreiter für die Gremien konnten durch diese Aktion neugierig gemacht werden. Das Café Placebo blieb als besonderer Nachmittag bei den Bewohnern und Akteuren im Gedächtnis und es festigte den Wunsch und das Bemühen um ein dauerhaftes Café vor Ort.

Die Bürgergremien Quartiersrat und Aktionsfonds.Jury blickten auf ein Jahr gemeinsames Agieren zurück. Es wurde eine gute und konstruktive Arbeitsatmosphäre geschaffen und viele Gremienmitglieder bedauerten die Neuwahlen, da sich die Gremien durch das gemein-same Agieren gut zusammengefunden hatten. Für die Sichtbarmachung der Arbeit der Ein-richtungen vor Ort tagten die Gremien rotierend an besonderen Orten im Gebiet. Dadurch konnten sich die Einrichtungen mit ihrer Arbeit präsentieren, auf Fragen der Bewohner direkt antworten und ein besseres Verständnis für die Bedarfe der verschiedenen Institutionen wurde hergestellt.

Für die Wahl zu den Bürgergremien wurden zwölf neue Bewohner gewonnen und im Bereich der Partner der Quartiersentwicklung wurde eine neue Akteurin in den Bereich Nachbar-schaft berufen. Für die Mitarbeit in den Bürgergremien konnten anknüpfend an das vergan-gene Jahr wieder viele Migranten gewonnen werden. Sie haben ganz konkrete Wünsche und Vorstellungen für die Verbesserungen im Gebiet und bringen sich mit ihrem Wissen, ihren Ideen aber auch Werten in die Quartiersbelange ein.

Am diesjährigen Quartiersrätekongress nahmen fünf Quartiersräte teil, die die Gelegenheit nutzten mit anderen Berliner Vertretern der Quartiere ins Gespräch zu kommen und Erfah-rungen auszutauschen. Das Mitmachen bei dem Kongress war ein wichtiger Impuls für die noch am Anfang der Gremienarbeit stehenden Räte; sie wurden bestärkt in ihrem Engage-ment für das Gebiet und setzten durch die Auftaktrede des Sprechers des Neustädter Quar-tiersrates selbst einen Höhepunkt auf der Tagung. Im Prozess des Quartiersverfahrens bilde-ten sich für zwei Projekte Projektpatenschaften zwischen Quartiersräten und Projektträger. Diese dienen dazu, den direkten Austausch zwischen Bewohnern und Projektträger zu er-leichtern und für den intensiven Einbezug interessierter Räte in den Projektverlauf und Pro-jektergebnis zu ermöglichen.

Der Aufbau einer Kinderjury im Quartier stellte sich als schwierig heraus. Die Kinder trafen sich drei mal zu Sitzungen, auf denen die Arbeit eines Quartiersmanagers erklärt wurde, eine Kiezbegehung stattfand und die Projektideen für den QF1 mit den jungen Menschen vorbe-sprochen und auf Umsetzbarkeit geprüft wurden. Trotz der guten Sitzungen ließ die Motivati-on der Kinder nach und es zeigte sich, dass die Kinderjury durch einen Träger vor Ort veran-staltet werden sollte, da die Vereine in der täglichen Arbeit mit den Kindern den direkten Kontakt halten können. Die Weiterführung der Kinderjury ist aber auch zukünftig ein wichti-ges Ziel, um den jungen Bewohnern und deren Anliegen eine Stimme zu geben. Es wurde jedoch ein „Initiativkreis Kinder und Jugendbeteiligung in Spandau“ initiiert, dessen räumli-cher Schwerpunkt die Neustadt ist. Hier könnte eine Kinderjury dauerhaft etabliert werden.

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Insgesamt ist das Interesse der Bewohner und Akteure am Quartiersmanagement groß, das bestätigen auch die 16 Projektideen, die im QF1 realisiert werden konnten. Mehr als sechs Anträge wurden durch Einzelpersonen, die in der Neustadt wohnen oder hier ihr Gewerbe haben und sich für die Aufwertung der Spandauer Neustadt engagieren möchten, realisiert. Dabei reichte die Projektpalette von Baumscheibenbepflanzungen bis hin zu einer Infobörse in einer Bäckerei. Dabei bringen sich auch Bewohner mit Migrationshintergrund ein: so en-gagierte sich ein migrantischer Gewerbetreibender für die Anschaffung von Mülleimern in den Geschäftsstraßen und meldete diesen Bedarf an das Quartiersmanagement. Er beteilig-te sich ebenfalls als „Künstler auf Zeit“ an den temporären Ausstellungen im Quartiersbüro. Migranten bereicherten so die Kiezkultur und gaben Einblicke in ihren Lebens- und Freizeit-alltag. Das führte zu einem intensiven Dialog unter den Bewohnern unterschiedlicher Kultu-ren.

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1. Prioritätensetzung zwischen den strategischen Zielen

Aus der Analyse der Stärken und Schwächen in den einzelnen Handlungsfeldern haben sich die vier Schwerpunktbereiche herausgebildet, die thematisch ineinander greifen und auch schon im vorangegangenen Kapitel beschrieben wurden.

Im Hinblick auf die Prioritätensetzung und die Entscheidungsfindung über neuer Projekte in 2011 wurden die bisher angestoßenen Prozesse, laufende und geplante Projekte in den ver-schiedenen Handlungsschwerpunkten gemeinsam mit den Bürgergremien noch einmal in Workshops diskutiert. Danach wurden künftige Handlungsansätze und Ziele erarbeitet und abschließend die vier Handlungsschwerpunkte nach Prioritäten gewichtet. Dabei werden die Prioritäten für die einzelnen strategischen Ziele innerhalb der Handlungsfelder unterschied-lich gewichtet.

1.1 Lebenswertes und sicheres Wohnumfeld schaffen (Z3, Z7)

Im Handlungsfeld „Lebenswertes und sicheres Wohnumfeld schaffen“ liegt für 2011 die größ-te Priorität in der Verbesserung der Qualität des Wohn- und Lebensraums (Z3) und der Stei-gerung des Sicherheitsempfindens (Z7).

Für die Bewohner der Neustadt ist auch weiterhin die Rückgewinnung des öffentlichen Rau-mes für alle Nutzergruppen und eine damit einhergehende Verbesserung der Aufenthalts-qualität durch integrativ erarbeitete Konzepte ein wichtiger Schwerpunkt in der Quartiersent-wicklung. Die ersten Ansätze zur Übernahme von Verantwortung durch Bewohner, Gewerbe-treibende und Einrichtungen, z.B. mit der Pflege von Baumscheiben, sollen weiter unterstützt und ausgebaut werden.

Die sinnvolle und verantwortungsvolle Gestaltung und Nutzung der vorhandenen Grün- und Freiflächen ist ein Handlungsstrang im nächsten Jahr. In diesem Spektrum sind einige Pro-jekte bereits in Vorbereitung, für andere müssen zunächst Rahmenbedingungen geschaffen werden. Eine geplante Baumaßnahme ist die Aufwertung und Erweiterung des Spielplatzes an der Parkstraße/Neuendorfer Straße (QF4), um im Bereich nördlich des Koeltzepark ein besseres Spiel- und Aufenthaltsangebot für Kinder zu schaffen. Weiterhin wird der Luther-platz mit Fördermitteln aus dem QF3 umgestaltet. Für beide Projekte werden die jeweiligen verschiedenen Nutzer und Anrainer schon in der Planungsphase einbezogen und beteiligt, um langfristig einen verantwortungsvollen Umgang mit den neu gestalteten Flächen zu för-dern. Für den Lutherplatz sollen für verschiedene Flächen Patenschaftsmodelle initiiert wer-den, um damit Interessierten auch die Möglichkeit zu geben, aktiv Verantwortung für ihr Wohnumfeld zu übernehmen. Der Wunsch, mehr Begegnungs- und Verweilmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu haben, wird in die Planung der Baumaßnahmen einbezogen. Die Aus-lotung der Nutzungsmöglichkeiten des Spielplatzes im Blockinnenbereich an der Mittelstraße wird ebenfalls ein Thema im nächsten Jahr sein. Die vorhandene große Freifläche soll mit neuem Leben gefüllt werden, wobei nicht nur Kinderspiel-Nutzungen in Betracht gezogen werden können.

Auch der Umbau eines Teilstücks der Lutherstraße zwischen dem Hauptgebäude und dem Erweiterungsbau der Lynar-Grundschule für einen sicheren Übergang zwischen beiden Schulgebäuden (QF4) trägt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und damit zu einem siche-reren Wohnumfeld bei.

Insgesamt muss die Anstrengung aller Aktiven im Hinblick auf die Verbesserung des Wohn-umfeldes und des öffentlichen Raumes sein, das Bewusstsein der Bewohner und Nutzer für den positiven Zustand des öffentlichen Raumes zu verändern. Die erste durchgeführte Pflanzaktion und auch die Putzaktionen haben gezeigt, dass viele Menschen dies positiv wahrnehmen, andere gleichzeitig diese Bemühungen nicht würdigen und weiterhin ihr Um-

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feld vermüllen. Insbesondere viele Hundebesitzer müssen mit verschiedenen Aktionen sen-sibilisiert werden. Ideen der Bürgergremien sind z.B. öffentliche Sitzungen des Quartiersra-tes oder einer Arbeitsgruppe zu speziellen Themen im öffentlichen Raum oder die Erkun-dung des Wohnumfelds anhand von Stadtspaziergängen, bei denen man auch mit Nutzern ins Gespräch kommt und für die Thematik sensibilisiert. Gerade im Wohnumfeld kann auch mit kleinteiligen Maßnahmen, bei denen Bewohner selbst aktiv werden können, eine sichtba-re Wirkung erzielt werden.

Die Potentiale der verschiedenen öffentlichen Räume innerhalb der Neustadt, z.B. der Koelt-zepark oder der Lutherplatz sollen stärker ins Blickfeld gerückt werden, z.B. auch durch kul-turelle Aktivitäten und Nutzungen. Auch der historische Aspekt der Anlagen kann zum Anlass genommen werden.

Die Zusammenarbeit mit den Ämtern und Institutionen in den Belangen des Wohnumfeldes sollen ausgebaut werden. Auch die Mitarbeit im Arbeitskreis „Bleib sauber Spandau“, der verschiedene Akteure in diesem Thema vernetzt, soll für die Neustadt genutzt werden.

Das SPAX-Projekt zur Aufsuchenden Arbeit für alkoholkonsumierende Menschen in der Öf-fentlichkeit kann im kommenden Jahr durch die Kontaktstelle in der Schönwalder Straße die intensive sozialpädagogische Arbeit fortführen. Die Tätigkeitsschwerpunkte richten sich da-bei auf Beschäftigungsangebote für die Klienten, das Beratungsangebot im öffentlichen Raum, Nachbarschaftsmediation in Konflikten zwischen Anwohnern und Alkoholkonsumen-ten oder Verkaufsstellen, häusliche Pflege und öffentlichen thematischen Informationsveran-staltungen. Darüber hinaus wird die Arbeit den Vertrauensaufbau zu den Bewohnern und Gewerbetreibenden in unmittelbarer Umgebung der Kontaktstelle beinhalten, gab es doch vorab verschiedene Bedenken zur Standortwahl. Gemeinsame thematische Informations- und Diskussionsrunden sollen die Arbeit begleiten. Auf die begonnene gute Kooperation mit dem Projekt soll 2011 aufgebaut und die Arbeit mit alkoholkonsumierenden Menschen in der Öffentlichkeit weiterhin durch das QM Spandauer Neustadt unterstützt werden.

Auf die bisherige enge Kooperation mit dem zuständigen Polizeiabschnitt soll aufgebaut werden. Als Partner der Quartiersentwicklung im Quartiersrat vertreten, füllen die vertretenen Polizeibeamten auch eine wichtige Beratungs- und Vertrauensposition aus. Der Austausch mit dem Präventionsprojekt Stark ohne Gewalt e.V., mit dem die Polizei auch kooperiert, soll nach der Konstitutionsphase des Projektes als Modellprojekt im Programm Soziale Stadt in diesem Jahr intensiviert werden.

Die ersten Kontakte zu Vertretern der Wohnungswirtschaft, die auch in Zusammenarbeit mit der zwischennutzungsagentur bestehen, müssen im nächsten Jahr ausgebaut werden. Die gemeinsame Verantwortung für die Verbesserung des Wohn- und Gewerbestandorts Span-dauer Neustadt, insbesondere bei privaten Einzeleigentümern und der Wohnungsbaugenos-senschaft, sollen dabei in den Vordergrund gestellt werden. Perspektivisch sollen Eigentü-mer aktiviert werden, sich in einem Kooperationsnetzwerk oder einer lokalen Eigentümer-Standortgemeinschaft zu engagieren. Daraus können wiederum kleinteilige Maßnahmen im Wohnumfeld entstehen.

1.2 Nachbarschaft leben (Z5, Z8, Z9)

Für das Handlungsfeld „Nachbarschaft leben“ mit bewohnergetragenen kulturellen Aktivitä-ten, der Aktivierung des öffentlichen Lebens im Stadtteil, Stärkung der Integration und der Imageverbesserung des Quartiers ergab sich eine Prioritätenverschiebung im Ranking der Schwerpunktthemen. Der Bereich „Nachbarschaft leben“ mit seinen unterschiedlichen Facet-ten und positiven Wirkungen für das Quartier wurde durch die Bewohner und Akteure als ein Schwerpunkt mit hoher Priorität eingestuft.

Besonders die Werbung für den Stadtteil ist ein Handlungsaspekt, der durch den Beginn der Arbeit der Kiezreporterin ab 2011 intensiv unterstützt wird. Sie wird als eines der neuen QF3 Projekte ab Januar ihre Arbeit aufnehmen. In enger Kooperation mit dem Quartiersmanage-ment wird die Kiezreporterin eine Quartierspostille erstellen, regelmäßig via Infomail über

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Aktivitäten im Stadtteil berichten und so eine intensive Öffentlichkeitsarbeit in und außerhalb der Neustadt bewirken. In die Redaktionstätigkeit werden interessierte Bewohner und Akteu-re einbezogen, die sich mit Beiträgen an der Erstellung der unterschiedlichen Medien beteili-gen möchten und können. Das in diesem Jahr gestartete Neustadt-Radio kann dabei als audiomediale Ergänzung dienen und soll in seinem Aufbau weiter unterstützt werden.

Mit Beginn der Bautätigkeiten im Paul-Schneider-Haus soll das Gemeindehaus zu einem Nachbarschaftszentrum umstrukturiert werden und eine Öffnung in das Gebiet erfolgen. In einem ersten Bauabschnitt wird im Erdgeschoss der ehemalige Eine-Welt-Laden zu einem Nachbarschafts-Café umgebaut und der Sanitärtrakt erneuert. Unterschiedliche Interessen-gruppen, Vereine und Privatpersonen können das Nachbarschaftszentrum nutzen und mit kulturellem Leben füllen. Gewünscht werden Leseabende mit Diskussionen, weitere deutsch-türkische Kulturabende oder die Gründung eines Neustadt-Orchesters, die im Nachbar-schaftshaus beheimatet werden könnten und damit bewohnergetragene kulturelle Aktivitäten stärken.

Dem Erhalt und der Transparenz der Vereinslandschaft im Stadtteil bedarf eine besondere Unterstützung. Ziel ist es, die vielfältige Arbeit der Einrichtungen mit geeigneten Mitteln sichtbarer und erfahrbarer zu machen. Dabei sollte auch der Moscheeverein als wichtiger Teil des Nachbarschaftsgefüges deutlich werden und als Partner der Quartiersentwicklung im Gebiet weiter mitwirken und sich mit Aktionen und Angeboten weiter ins Quartier öffnen. Auch andere Migrantenorganisationen sollen gestärkt werden, um eine Vielfalt der migranti-schen Vereinslandschaft und einen daraus entstehenden gemeinsamen Dialog zu fördern.

Die Teilnahme der Neustadt am „Tag des offenen Denkmals 2011“ sollte als beginnende Tradition fortgeführt werden, um besondere Orte wie z.B. den Wohn- und Musikort Lutherkir-che als Alleinstellungsmerkmal hervorzuheben und interessiertes Publikum für die Neustadt zu gewinnen. Das Quartier wird sich 2011 am spandauweiten Erlebnistag „Lesen an unge-wöhnlichen Orten“ mit Aktionen an zwei Plätzen im Gebiet beteiligen.

Daran anknüpfend sollen thematische Kiezspaziergänge etabliert werden und so die Ge-schichte der Neustadt unterhaltsam nachvollziehbar werden. Ein weiterer Aspekt könnte die Migrationsgeschichte der Neustadt sein und die Kultur der verschiedenen Migrantengruppen der Mehrheitsgesellschaft näher gebracht werden

Eine lebendige Nachbarschaft benötigt auch immer identitätsstiftende gemeinsame Aktionen. So gilt es, Stadtteilfeste zu initiieren und dauerhaft zu etablieren, wie z.B. den Weihnachts-basar am Lutherplatz oder das gemeinsame Fastenbrechen.

Mit den Bau- und Umgestaltungsprojekten, die in 2011 realisiert werden, gehen auch wichti-ge Bürgerbeteiligungsverfahren einher, die durch das Quartiersmanagement intensiv beglei-tet werden. So wird der Spielplatz an der Parkstraße mit Mitteln des QF4 aufgewertet und erweitert und der Lutherplatz mit Förderung des QF3 umgestaltet. In beiden Beteiligungsver-fahren gilt es die Kommunikation und den Austausch zwischen den Nutzern, den Eigentü-mern und Fachämtern des Bezirkes zu gestalten, um eine breite Beteiligung zu erzielen und die Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Bewohner optimal nutzbar zu machen.

Ziel des Quartiersverfahrens wird es auch im nächsten Jahr sein, die neu gewählten Bürger-gremien in ihrer Arbeit intensiv zu unterstützen, um eine konstruktive inhaltlich sehr gute Auseinandersetzung mit den Problemen und Lösungsstrategien für die Weiterentwicklung eines lebenswerten Kiezes zu gewährleisten. Dafür sollen thematische Arbeitsgruppen ge-bildet werden und Experten zu den Sitzungen eingeladen werden. Die Idee der Projektpaten, bei denen Quartiersräte eine Patenschaft für die inhaltliche Begleitung eines Projektes über-nehmen, wird in 2011 ausgebaut. Tragen die Projektpatenschaften doch zu einer Identifikati-on und Verantwortungsübernahme mit dem Projekt bei und gewährleisten somit die direkte Transparenz der umgesetzten Inhalte und bieten dem Projektträger einen intensiven Aus-tausch mit den Kennern von vor Ort.

Die Arbeit der Kinder- und Jugendjury soll mit Hilfe des „Initiativkreises Kinder und Jugend-beteiligung in Spandau“ wieder aufgenommen werden und die Runden des Gremiums in enger Kooperation mit KompaxX e.V. gestaltet und durchgeführt werden.

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1.3 Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstützen (Z4, Z6)

Im Handlungsfeld „Bildungslandschaft stärken, Freizeit- und Gesundheitsangebote unterstüt-zen“ liegt eine hohe Priorität auf dem Bereich Schaffung bewohneradäquater soziale Infra-struktur (Z4); mittlere Priorität hat die Verbesserung des Gesundheitsniveaus (Z6).

Für 2011 wird es ein Ziel sein, die BildungsWelle mit seiner Arbeit der Koordinierungsstelle weiter zu etablieren und das Projekt weiterzuführen, um den begonnenen Annäherungspro-zess der Bildungseinrichtungen in der Neustadt und die gestarteten thematischen Arbeits-gruppen zu stabilisieren. Perspektivisch ist es Wunsch der Mitwirkenden, sich über ein ge-meinsames Bildungsverständnis zu verständigen und gemeinsam an einem Leitbild für die Bildungslandschaft in der Neustadt zu arbeiten. Im nächsten Jahr sollen dazu gemeinsame Veranstaltungen, z.B. Vorträge und Diskussionen zur aktuellen Bildungsthemen, Fachtage, Jahresworkshop der BildungsWelle organisiert werden. Die laufenden thematischen Arbeits-gruppen werden weiter begleitet und bei der Umsetzung gemeinsamer Vorhaben unterstützt. Neben dem Ausbau und der Abstimmung von Bildungsprojekten könnte die gemeinsame Qualitätsentwicklung der bestehenden und neuen Bildungsprojekte ein nächster Schritt des Bildungsverbundes sein.

Die Förderung von Initiativen zur Berufsvorbereitung an weiterführenden Schulen, wie z.B. der Aufbau von Schülerfirmen oder der Ausbau des Projekts „La Cantina“ ist ebenfalls ein Thema im Rahmen des Handlungsschwerpunktes im nächsten Jahr.

Die Lynar-Grundschule wird 2011 durch die Fertigstellung und Durchführung mehrerer Bau-projekte aufgewertet: Eröffnung des Erweiterungsbaus im Frühjahr mit neuen Räumen für Ergänzende Betreuung, Mensa und Bibliothek. Letztere wird mit Förderung durch den QF3 gleichzeitig mit modernen Medien und Materialien ausgestattet. Dabei kooperiert das QM eng mit der Kinder-und Jugendbibliothek Spandau und wird durch den Freundeskreis der Stadtbibliothek Spandau e.V. unterstützt. Damit können auch Angebote geschaffen werden, welche durch die Kooperationskitas genutzt werden können und die Schule weiter in das Quartier öffnen. Die Hüllensanierung des Hauptgebäudes sowie der partielle Umbau der Lutherstraße für einen sicheren Übergang zum Erweiterungsbau werden mit Hilfe des QF4 finanziert.

Durch den Erweiterungsbau werden die derzeitigen Filialstandorte der Lynar-Grundschule für andere Nutzungen frei. Es gibt Überlegungen, in der Filiale Eiswerderstraße Angebote der Volkshochschule sowie der musikalischen Früherziehung der Musikschule Spandau unter-zubringen. Für das derzeitige Hortgebäude in der Lasiuszeile ist die Etablierung eines Fami-lienzentrums denkbar. Diese Abstimmungs-, Planungs- und Umsetzungsprozesse werden durch das Quartiersmanagement eng begleitet.

Mit dem 2011 startenden Projekt „Kiezeltern“, welches aus dem Quartiersfonds 3 finanziert wird, sollen mit Hilfe von Multiplikatoren Strukturen aufgebaut werden, die Eltern über Bil-dungs- und Beratungsangebote informieren und sie aus der teilweise bestehenden Isolation holen. Dabei werden auch die Einrichtungen mit ihren Elterncafés und anderen niedrig-schwelligen Zugängen genutzt.

Es fehlt im Quartier an offenen Freizeitangeboten für Kinder und Familien in der Winterzeit, wie z.B. einem Winterspielplatz. Hier soll versucht werden, gemeinsam mit Einrichtungen im Kiez Angebote zu schaffen. Weiterhin gibt es Bedarfe an Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien am Wochenende sowie einem aktiven Ferienprogramm.

Mit dem Start des Aktionsraums+ Spandau Mitte werden im nächsten Jahr unter anderem zwei Sportangebote für Kinder und Jugendliche auch die Neustadt einbeziehen: das Projekt Mitternachtssport und die Bolzplatzliga, welche bereits jetzt in anderen Teilen von Spandau aktiv sind.

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Die Unterstützung von Angeboten zur aktiven Betätigung in jedem Lebensalter wird weiterhin auf der Agenda stehen, insbesondere auch die stärkere Anbindung der Neustadt an Was-sersportaktivitäten entlang der nahen Havel.

Zur Verbesserung des Gesundheitsniveaus der Neustädter Bewohner tragen jedoch nicht nur Sportangebote, sondern auch gesunde Ernährung bei. Hier könnte an vorhandene Struk-turen, z.B. die montägliche Ausgabe von Nahrungsmitteln von der Berliner Tafel angeknüpft werden und gemeinsam mit Partnern Beratungsangebote entwickelt werden.

Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachämtern in diesem Handlungsschwerpunkt soll fortgeführt und ausgebaut werden.

1.4 Lokale Beschäftigung, Qualifizierung und Gewerbeentwicklung fördern (Z1, Z2)

Im Handlungsfeld "Lokale Beschäftigung, Qualifizierung und Gewerbeentwicklung fördern" wird das Thema "Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt" (Z1) weiterhin mit höherer Priorität behandelt als das Ziel "Mehr Fort- und Weiterbildung" (Z2) mit niedrigerer Priorität. Da in diesem Bereich bereits zwei große laufende QF3 Projekte angesiedelt sind und dieser Schwerpunkt damit gut abgedeckt ist, rutschte er im Ranking weiter nach hinten.

Die zwischennutzungsagentur wird im Projekt Gewerbe- und Leerstandsmanagement auf-grund der Resultate im zurückliegenden Jahr eine Neuausrichtung des Konzeptes vorneh-men. Das bedeutet, dass die Konzentration der Arbeit der Agentur verstärkt auf die Förde-rung des Images des Quartiers gerichtet ist. Der Blick fällt dabei auf die Strategien der Inte-rims- und Eventnutzung. Dies soll durch thematische, temporäre Zwischennutzungen leer stehender Gewerbeeinheiten erfolgen, in deren Umsetzung Unternehmer und die Eigentü-mer des Quartiers einbezogen werden und zum anderen neue Akteure gewonnen werden. Die Arbeit der Agentur wird neben dem reinen Ansiedlungsmarketing mit diesen Strategien um wichtige Instrumentarien für die Belebung des Quartiers ergänzt. Weiterhin bietet die Agentur regelmäßige Sprechzeiten im Quartiersbüro an, die sich an Raumsuchende und Existenzgründer richtet. Die Pflege und der Ausbau der Zusammenarbeit mit den Hauseigen-tümern vor Ort werden weitergeführt, aktuelle Veränderungen in der Leerstandssituation auf-genommen und kontinuierlich Begehungen angeboten. Im Bereich des Gewerbemanage-ments wird die Bestandspflege der Unternehmer im Gebiet mit der bedarfsgerechten be-triebswirtschaftlichen Beratung fortgesetzt. Dabei sollen Unternehmer für die Belange im Gebiet sensibilisiert werden und für die aktive Teilhabe an der Quartiersentwicklung gewon-nen werden. Perspektivisch soll das Gebiet um attraktive Standorte erweitert werden, um weitere Raumsucher und Existenzgründer für den Ort zu interessieren aber gleichzeitig mehr Angebote für die Bewohner zu erschließen. Dafür wird das LSK-Projekt „Spandauer Kultur-brauerei“ über das Jahr entwickelt und umgesetzt. Augenmerk hierbei liegt auf Beschäfti-gungschancen u.a. im Bereich der Kreativwirtschaft. Bei der ungenutzten Immobilie handelt es sich um das Sudhaus auf dem ehemaligen Brauereigelände an der Neuendorfer Str. in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gebiet.

Langfristig verfolgen die Zwischennutzungsagentur und das Quartiersmanagement das Ziel, das begonnene Eigentümernetzwerk in eine stabile Eigentümerstandortgemeinschaft zu ü-berführen und zu verstetigen.

Die Arbeit des Projekts „JobKiosk.plus“ wird auch 2011 intensiv fortgesetzt. Kooperationen sollen ausgebaut und weitere Kontakte, auch zu Unternehmen und Gewerbebetrieben in der Neustadt, intensiviert werden. Der enge Austausch mit dem Projekt "Gewerbe- und Leer-standsmanagement" über die Situation des lokalen Handels und Gewerbes, z.B. in Bezug auf Praktikums-, Ausbildungs- oder Stellenangebote, kann hilfreich sein. Auch beim Thema Förder- und Beratungsmöglichkeiten in der Selbständigkeit und auf dem Weg dahin bietet sich eine übergreifende Zusammenarbeit an. Die gut angelaufenen Sonderveranstaltungen und Angebote des JobKiosk.plus sollen fortgesetzt und weitere angeboten werden.

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Eines der wichtigen Projekte, die im kommenden Jahr starten werden, ist das Projekt „Kiez-eltern“. Gefördert durch den QF3, ist es auf mehr als ein Jahr Verlaufsdauer angelegt und verbindet berufliche Qualifizierung von erwerbslosen Müttern und Vätern kiezbezogener prä-ventiver Eltern- und Familienbildung für sozial benachteiligte Familien in der Nachbarschaft. Mit dem Projekt werden durch Elternbildung unterschiedliche Ziele verfolgt: Kompetenzstär-kung, Wiedereingliederung auf dem 1. Arbeitsmarkt, Förderung von nachbarschaftlichen und Familiennetzwerken, Fortbildung der Kiezeltern und nachhaltige Verbesserung der Ent-wicklungs- und Bildungschancen von Kindern.

Der Impuls, der durch die Kick Off-Veranstaltung „Kreativwirtschaft in Spandau“ gegeben wurde, soll im kommenden Jahr fortgeführt werden. Die kreativen Potenziale aus der Neu-stadt sollen in diesen Prozess der professionellen Stärkung der Kreativwirtschaft im Bezirk einfließen und in das Gebiet zurück gekoppelt werden. Dabei sind die Ressourcen der im Kunsthandwerk tätigen, meist migrantischen Frauen, aufzugreifen. Durch eine gezielte Exis-tenzgründerinnenberatung oder Sichtbarmachung des vorhandenen Potentials soll dies er-folgen.

Mit der Schließung des Flughafens Tegel und der sich dadurch ergebenden Planung der Ansiedlung eines Technologiezentrums für erneuerbare Energien im ehemaligen Flughafen-bereich ergeben sich Synergien, die für das Gebiet aufgegriffen werden können. So sollen Berufsperspektiven in diesem Bereich und auf dem Sektor des Wassertourismus, Gesund-heit und Wasserwirtschaft durch thematische Aktionen und Informationsveranstaltungen auf-gezeigt werden.

Die Stärkung des im Gebiet ansässigen Gewerbes und die Stabilisierung der Geschäftsstra-ßen im Gebiet sollen auch über die Standortprofilierung des Quartiers erfolgen. Gelingen öffentlichkeitswirksame positive Aktionen im Gebiet, so strahlen diese auf die Nachbarschaft aus und binden langfristig Kunden und Besucher. Dafür sind die Teilnahme von Institutionen am „Tag des offenen Denkmals 2011“ und das Mitmachen an der Veranstaltung „Lesen an ungewöhnlichen Orten“ fest eingeplant.

Den Bewohnern im Quartier berufliche Perspektiven durch Beschäftigungsmaßnahmen, In-formationsveranstaltungen, kreative Zwischennutzungen in leer stehenden Läden, Existenz-gründerberatung, aufzuzeigen, ist der Handlungsstrang an dem langfristig gearbeitet werden muss.

Der regelmäßige Austausch und die Kooperation mit dem JobCenter Spandau wird fortge-setzt, damit für das Gebiet geeignete Beschäftigungsmaßnahmen konzipiert werden können und Bewohner in Arbeit vermittelt werden können.

Besonderes Thema ist auch die Verbesserung der Angebote für die Berufsfindung und den Übergang von Schule in Ausbildung für Jugendliche. Dabei rücken unter anderem die Schü-lerfirmen in den Fokus; sie gilt es zu unterstützen und Einsatzmöglichkeiten im Quartier zu bieten.

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2. Ausblick und zentrale Entwicklungsperspektiven für das Gebiet in den nächsten Jahren

Spandauer Neustadt – Ja Bitte! Spandauer Neustadt – ein Stadtteil mit Zukunft!

Das Sichtbarmachen der Spandauer Neustadt als lebenswerten Wohn-, Lebens- uns Ar-beitsort gilt es perspektivisch zu verwirklichen. Die seit langem negative Stigmatisierung des Quartiers heißt es mit geeigneten Mitteln Stück für Stück aufzubrechen.

Spandauer Neustadt – Ja Bitte! Dieses Motto für die Spandauer Neustadt ist ein Workshop-ergebnis und die gute Idee einer Quartiersrätin, sich positiv und mit Esprit zu dem Stadtteil zu bekennen. Es setzt ein optimistisches Signal für die Bewohner und Akteure in die Verän-derung und Weiterentwicklung der Spandauer Neustadt zu investieren, zu bleiben und viel-leicht auch neu hinzu zu kommen.

Wichtiger Eckpunkt ist in diesem Prozess die qualitativ wertvolle Fortführung der großen Pro-jekte: JobKiosk.plus, BildungsWelle und Gewerbe- und Leerstandsmanagement. Diese Pro-jekte sind richtungsweisend, führen verschiedene Akteure zusammen, leisten Netzwerkarbeit und dienen der Aufwertung des Quartiers. Sie verdeutlichen die Lösungsansätze für das Gebiet und bieten den Bewohnern verbesserte Chancen unter anderem für die Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und im privaten Bereich. Die Arbeit der großen Projekte spiegelt auch au-ßerhalb der Neustadt das Engagement vor Ort wider und trägt zu einem großen Teil zur Ver-besserung des Images bei.

Die Spandauer Neustadt ist unweit der Altstadt und der Havel beheimatet. Diese Verortung bietet eine gute Chance, stärker in die Wahrnehmung des Stadtgefüges integriert zu werden. Durch die aktive Einbindung des Gebietes in Gemeinschaftsaktionen und Entwicklungsper-spektiven des Bezirkes, wie Gesundheitswirtschaft, Tourismus, Bezirkswerbung, Kultur- und Kunstveranstaltungen, Wasserevents und anderem, kann eine bessere Positionierung der Neustadt innerhalb Spandaus gelingen. Ein Baustein stellt auf diesem Weg der Start des Programms „Aktionsraum+“, der sich gebietsübergreifend den gemeinsamen Problemlagen der vier Spandauer QM-Gebiete annimmt und Lösungen sucht.

Das Quartier besticht durch seine gründerzeitliche Bebauung, teilweise sind im Gebiet denkmalgeschützte Häuser und Areale zu finden. Sie sind Kleinode in der Neustadt, die es gilt, einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, um neue Mieter zu gewinnen und eine positive Bekanntheit der Neustadt zu erlangen. Neben den Bewohnern ist es notwendig, die Eigen-tümer für die Mitarbeit im Gebiet zu motivieren. Dafür soll perspektivisch eine Eigentümer-standortgemeinschaft gegründet werden. Sie dient der Sensibilisierung der Eigentümer für die Bedarfe im Bereich Wohnen und der Bündelung der Kräfte, die sich als Immobilienbesit-zer für ein lebenswertes Quartier stark machen wollen. Die Schließung des Flughafens Tegel bietet in absehbarer Zeit ein hohes Potential für eine attraktivere Neustadt. So bedeutet der Wegfall des Fluglärms eine enorme Entlastung der Bewohner und die Chance, Familien als potentielle Mieter in die Neustadt zu ziehen. Dies wird auch gelingen, wenn es attraktive An-gebote und funktionierende Einrichtungen in der Spandauer Neustadt gibt.

Das Programm „Soziale Stadt“ bietet nur auf begrenzte Zeit und auf knapper werdenden Finanzen die Grundlage der Gebietsentwicklung. Langfristig müssen die Einrichtungen und Akteure vor Ort fit gemacht werden, welche alternativen Fördermöglichkeiten für die beste-henden und angedachten neuen Projekte nutzbar sind. Dafür sollen thematische Veranstal-tungen durchgeführt werden. Diese dienen dem Wissenstransfer, der Sponsorenakquise, dem Austausch und der evt. Verknüpfung mit anderen Programmen.

Spandauer Neustadt – Ja Bitte! Das Motto der gemeinsamen Arbeit im Quartier meint auch, Ja zu sagen zu neuen Ideen, sich ungewöhnlicher Lösungsansätze zu widmen und vor allem Ja zu sagen zu den Bewohnern und Akteuren im Quartier, die mit Engagement in der Span-dauer Neustadt aktiv sind.