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10.07.13 1 Luginbühl & Kosorok Labhart | COHEP 2013 Interkulturelle Kompetenz aus Sicht der Studierenden – gespiegelt am Ausbildungskonzept der PHTG Transkultur und Bildung, Fribourg, 14. Juni 2013 Dora Luginbühl Carmen Kosorok Labhart Pädagogische Hochschule Thurgau Luginbühl & Kosorok Labhart | COHEP 2013 Ausgangslage Empirischer & theoretischer Hintergrund Fragestellungen Untersuchungsanlage Ergebnisse Ausbildungskonzept Spiegelung an Ausbildungskonzept und Empfehlungen Thesen und Diskussion 2 Ablauf

Interkulturelle Kompetenz aus Sicht der Studierenden – … · Transkultur und Bildung, Fribourg, 14. Juni 2013 Dora Luginbühl Carmen Kosorok Labhart Pädagogische Hochschule Thurgau

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10.07.13

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Luginbühl & Kosorok Labhart | COHEP 2013

Interkulturelle Kompetenz aus Sicht der Studierenden –

gespiegelt am Ausbildungskonzept der

PHTG

Transkultur und Bildung, Fribourg, 14. Juni 2013

Dora Luginbühl

Carmen Kosorok Labhart Pädagogische Hochschule Thurgau

Luginbühl & Kosorok Labhart | COHEP 2013

§  Ausgangslage

§  Empirischer & theoretischer Hintergrund

§  Fragestellungen

§  Untersuchungsanlage

§  Ergebnisse

§  Ausbildungskonzept

§  Spiegelung an Ausbildungskonzept und Empfehlungen

§  Thesen und Diskussion

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Ablauf

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§  Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund zunehmend Sorgenthema

§  Weisung und Konzepte zu Interkultureller Pädagogik an der LLB (EDK, 1999, COHEP 2007)

§  Hoffnung auf Lehrpersonen mit Migrationshintergrund (vgl. RAA, 2011, Zeoli, 2011)

§  Vorbereitung aller Studierenden auf eine multikulturelle Gesellschaft (vgl. Strasser & Steber, 2010)

§  Einzelne Untersuchungen zu Studierenden und Lehrpersonen mit Migrationshintergrund (vgl. z.B. Edelmann, 2008; Georgi, 2011; Kappus, 2011; Ramirez, 2010; Rotter, 2012)

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Ausgangslage

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§  Kompetenzverständnis nach Weinert (2001)

§  Überfachliche Kompetenz (vgl. Maag Merki, 2002, DGB-Bundesverband,

2009)

§  Kontroverse Diskussionen zu Interkultureller Kompetenz (vgl. z.B. Allemann-

Ghionda, 2000; Leutwyler & Lottenbach, 2008)

§  Diskurs stark von Wirtschaftswissenschaften geprägt (Bolten, 2007)

Anpassungen an Bildungskontext nötig

§  Polyvalentes, inhaltlich wenig festgelegtes Konstrukt (vgl. Bolten, 2010)

§  Curriculum für die LLB zur Förderung der interkulturellen Kompetenz (vgl.

Allemann-Ghionda et al., 1999; UNESCO, 2006; COHEP, 2007)

§  Transversale Vermittlung von Interkultureller Kompetenz (vgl. PHTG, 2002) 4

Theoretischer Hintergrund: Interkulturelle Kompetenz

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§  Welche Aspekte von interkultureller Kompetenz sind aus Sicht von Lehramtsstudierenden zentral für die spätere Unterrichtstätigkeit?

§  Inwiefern berichten Studierende von Lerngelegenheiten zu diesen interkulturellen Kompetenzen im Rahmen ihres Studiums?

§  Inwiefern entsprechen die Wahrnehmungen von Lerngelegenheiten dem Konzept der PHTG und/oder den Empfehlungen der COHEP (2007)?

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Fragestellungen

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Vorstudie

§  Quantitative Fragebogenerhebung im 4. Semester über insgesamt 5 Jahrgänge (VS / PS Studiengänge) Jahrgang: 07/10; 08/11; 09/12; 10/13; 11/14

§  N = 674

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Untersuchungsanlage des Gesamtprojekts und der Vorstudie

Fragebogen zur kulturellen

Zusammensetzung der Studierenden

an der PHTG

Qualitative Leitfadeninterviews

zu IKK an der PHTG

Weiterentwicklung IKP-Konzept PHTG

und Beitrag zur nationalen Diskussion

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Nach Migrationshintergrund differenziert im Jahrgang 09/12

62% 11%

3%

5%

4%

14%

1% Diagrammtitel

Beide Eltern CH

Beide Eltern D

Gaststudentinnen

Beide Eltern Migration - CH

Beide Eltern Migration - D

Ein Elternteil Migration - CH

Ein Elternteil Migration - D

N = 125

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§  Ziel: Wissen zu Formen und Art von interkulturellen Interaktionen und Lerngelegenheiten an der PHTG gewinnen

§  N = 14

§  Erhebungszeitpunkt: Dezember 2011 bis Mai 2012

§  Leitfadeninterviews / qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2007) mit Atlas.ti

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Untersuchungsanlage der qualitativen Befragung

7 Studierende, welche in Deutschland aufgewachsen sind

Beide Eltern D N = 3

Beide Eltern Migrationshintergrund

N = 4

7 Studierende, welche in der Schweiz aufgewachsen sind

Beide Eltern CH N = 4

Beide Eltern Migrationshintergrund

N = 3

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Fachliches & fachdidaktisches Wissen für Umgang in interkulturellen Lernsettings

Wissen zu kulturalistischen / universalistischen Konzepten

Fremdsprachen- kompetenzen

Führungskompetenz im multikulturellen Umfeld

Method.-didakt. Fähigkeiten zur Gestaltung von Lernumgebungen, die

individuelles Lernen fördern in einer kulturell heterogenen Gruppe

Empathie für Fremdheitserfahrungen

Metakommunikationsfähigkeit in interkulturellen Situationen

Lernbereitschaft

Kulturelle Sensibilität

Rollendistanz & -reflexion

Interkulturelle Kompetenz

(in Anlehnung an Bolten 2007)

Fachkompetenz

Personale Kompetenz Soziale Kompetenz

Methodisch-didaktische Kompetenz

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§  Welche interkulturelle Kompetenzen werden von Lehrpersonen aus Sicht der Studierenden in einer kulturell heterogenen Klasse gefordert?

«Offenheit für fremde Kulturen / Vorurteile verhindern» (N = 13/14)

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Konzept zu Interkultureller Kompetenz aus Sicht der Studierenden Ausgewählte Ergebnisse: Personale Kompetenzen

Lernbereitschaft

Die Person ist offen für Unbekanntes und Fremdes und kann sich

beobachtend erkundend und nicht voreilig kategorisierend und beurteilend

auf neue Situationen einlassen. Unsicherheiten, welche durch kulturelle

und andere Unterschiede entstehen, können offen wahrgenommen und

konstruktiv bearbeitet werden (Thomas, 2003; Bolten, 2010).

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Ausgewählte Ergebnisse: Soziale Kompetenzen

Lernbereitschaft :

A Interesse an den ganzen Kulturen haben. Ehm, offen sein und neugierig

sein, was bringen diese Kulturen mit? Und was ich, was mir wie

Schuppen von den Augen gefallen ist, dass jeder Mensch ja

unglaubliche Werte hat und er sie vielleicht nur nicht ausdrücken kann,

weil er sprachlich einfach nicht die Fähigkeit hat. [...] Also man muss

offen sein für alles, was diese Kinder bringen, wie auch immer

(Studentin D PS; Z303).

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§  Welche interkulturelle Kompetenzen werden von Lehrpersonen aus Sicht der Studierenden in einer kulturell heterogenen Klasse gefordert?

«Empathie und Einfühlungsvermögen» (N = 8/14)

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Ausgewählte Ergebnisse: Soziale Kompetenzen

Empathie für Fremdheitserfahrungen

Einfühlungsvermögen in andere Kontextsituationen, möglicher

Perspektivenwechsel (Bertels, Eylert, Lütkes & de Vries, 2004; Bolten,

2010)

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Ausgewählte Ergebnisse: Soziale Kompetenzen

Empathie für Fremdheitserfahrungen :

A … Für mich ist zuallererst das Verständnis. Also, versuchen sich in die

Situation hineinzuversetzen und zu verstehen versuchen. Warum

reagiert das Kind so? Warum ist diese Situation passiert? Hat es mit der

Kultur zu tun? Inwiefern kann man da etwas machen, wenn man diese

Kultur kennt? Das ist für mich eigentlich der springende Punkt.

I Das ist wie der zentrale Punkt?

A Ja, versuchen zu verstehen, den Hintergrund zu verstehen (Studentin CH

PS; Z200-208).

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Fachkompetenz

Methodisch-didaktische Kompetenz

Soziale Kompetenz

Personale Kompetenz

Interkulturelle Kompetenz

(in Anlehnung an Bolten 2007)

Zusammenfassung: Geforderte Kompetenzen

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Welche interkulturelle Kompetenzen werden aus Sicht der Studierenden an der PH vermittelt?

§  Vermittlung von Fachkompetenz steht im Vordergrund

§  Das transversale Vermittlungskonzept der PHTG spiegelt sich in der Nennung von 20 verschiedenen Modulen und deren Inhalten wieder. Pro Studierende werden 1-5 Module genannt. Die methodische Kompetenz wird aus Sicht der Studierenden weniger betont und personale und soziale Kompetenz sind nur wenig Thema in der Ausbildung.

§  Methodisch-didaktische Kompetenz wird aus Sicht der Befragten vor allem im Praktikum erworben.

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Lerngelegenheiten zu interkulturellen Kompetenzen Ausgewählte Ergebnisse: Vermittelte Inhalte

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Ausgewählte Ergebnisse: Vermittelte Fachkompetenz

I Haben Sie hier an der PH etwas gelernt für diese Kompetenzen

A Auf jeden Fall, klar, durch viele Module jetzt, wo es immer wieder zur

Sprache kommt.

I Zum Beispiel?

A Beim Forum Migration kam es häufiger vor nach dem Modul, dieser

Austausch im Raucherbereich. Dann hat man sich erzählt, ja, wie

ging es dir so. Weil viele kommen ja auch, sind auch erst vor ein paar

Jahren in die Schweiz gekommen. Und dann haben sie gleich

erzählt. Und dann denkt man auch klar, mhm, die Kultur, die kannte

ich jetzt noch nicht so gut. Da kommt dann immer was rüber, wo man

dann sagt, gut, wenn ich dann mal so ein Kind aus der Kultur haben

sollte. (Studentin D/Mig PS, Z 259-263).

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Wie gehen die Dozierenden mit diesen kulturellen Unterschieden, der kulturellen Vielfalt um?

Die Äusserungen beziehen sich vor allem auf die Methodisch-didaktische Kompetenz und die Personale Kompetenz der Dozierenden

§  Das Sprachdidaktik-Modul ELBE wird mehrfach genannt

§  Der Einbezug der Gaststudierenden ist mehrfach ein Thema, wobei dieser nicht immer als gelungen bezeichnet wird

§  Studierende mit Migrationshintergrund betonen, dass sie offen und wertschätzend wahrgenommen werden.

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Einbeziehen der Studierenden mit Migrationshintergrund in den Lehrveranstaltungen - Ausgewählte Ergebnisse

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Einbezug der Erfahrungen von Studierenden mit Migrationserfahrungen - Ausgewählte Ergebnisse:

A Also zum Beispiel. Ganz am Anfang hatten wir das Einführungsmodul

Deutsch bei Herrn N. Und dort haben wir Sprachenvielfalt und Namen,

die slawische Sprache ... Und dann hat er mich gefragt, wie man meinen

Namen schreibt, wie man ihn ausspricht, was diese Zeichen bedeuten.

Und er hat das Vorwissen genommen und das fand ich interessant. Sie

haben uns auch gesagt, wie wir das mit den Kindern machen sollen,

nicht in einem Ausmass, dass es ausartet, dass das Kind exponiert ist,

dass es sich gar nicht wohl fühlt (Studentin CH/Mig PS; Z 259).

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Inwiefern wird das Lernen angeregt durch die Begegnung mit Studierenden mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund?

§  Durch vielfältige Kontakte und Zusammenarbeitsformen lernen sich Studierende kennen und sind im Austausch mit Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund.

§  Das Thema der deutsch-schweizerischen Beziehungen steht im Vordergrund.

§  Internationalisierung bzw. die entsprechenden Projekte (Mobilitätssemester, Fremdsprachenpraktika) fördern verschiedene Komponenten der Interkulturellen Kompetenz.

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Kulturelle Vielfalt unter den Studierenden als Lerngelegenheit - Ausgewählte Ergebnisse

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Fach-kompetenz

Methodisch-didaktische Kompetenz

Soziale Kompetenz Personale Kompetenz

Interkulturelle Kompetenz

(in Anlehnung an Bolten 2007)

Zusammenfassung: Lerngelegenheiten

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§  Es gibt eine Diskrepanz zwischen der durch die Studierenden formulierten und angestrebten interkulturellen Kompetenz und den vermittelten Kompetenzen an der PH.

§  Die Frage nach der Vermittlung der personalen Kompetenzen stellt sich nicht nur bei der IKK, sondern insgesamt für überfachliche Kompetenz (vgl. Lehrplan 21): Wie und wo werden die personalen und sozialen Komponenten gelehrt/-lernt?

§  Als Lehrperson sollte man ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie Lerngelegenheiten insbesondere für personale und soziale Kompetenzen geschaffen werden können.

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Fazit

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Ausbildungskonzept PHTG

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transversal und spezifisch

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Vermittelte Kompetenzen an der PH vs. Wahrnehmung von Lerngelegenheiten während des Studiums

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§  Empfehlung 1: Aufgaben verschiedener Bildungsakteure klären

§  Empfehlung 2: Integrierende Konzeptionen unterstützen >  Integration von Gaststudierenden und damit verbunden Erfahrungen

als Mitstudenten und als Beobachter einer möglichst integrativen Didaktik

> Vielfältige Gruppendurchmischung, Gruppenarbeiten, Zusammenarbeit in Praktika

§  Empfehlung 3: Gesamtkonzeption der Interkulturellen Pädagogik festlegen

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Empfehlungen COHEP

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§  Empfehlung 4: Kompetenzen der Mitarbeitenden fördern > Längerfristige Thematisierung der transversalen Vermittlung > Ermutigung und Finanzierung von entsprechenden Weiterbildungen

und Auslandaufenthalten

§  Empfehlung 5: Nationale und internationale Öffnung anstreben > Kooperation mit der Uni Konstanz und grosse Offenheit der Institution

für deutsche Studierende > Mobilitätssemester > Fremdsprachenpraktika

§  Empfehlung 6: Lernbereiche von interkultureller Pädagogik umsetzen

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Empfehlungen COHEP

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Interkulturelles Lernen muss die Sichtweisen und Erfahrungen der Studierenden mit einbeziehen, insbesondere der Studierenden mit Migrationshintergrund.

§  Die Ressource Migrationshintergrund vermittelt unter den Studierenden spezifische Lernerfahrungen à Es stellt sich die Frage, wie diese noch besser genutzt werden könnte.

> Gefahr des Kulturalisierens sowie der Stereotypisierung

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These 1

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Transversale Anliegen und Konzepte, wie bspw. die Interkulturelle Kompetenz müssen in einer Bildungsinstitution konzeptionell gefasst und von möglichst vielen Dozierenden und Verantwortlichen umgesetzt und mitverantwortet werden.

> Sowohl spezifisch als auch transversal vermittelte Inhalte in Modulen werden von Studierenden wahrgenommen.

> Die Standortbestimmung zeigt, dass viele Dozierende die Grundidee vom Konzept umsetzen.

> Wie gehen andere PHs mit dieser Aufgabe um?

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These 2

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Dora Luginbühl [email protected] 071 678 56 15 Carmen Kosorok Labhart [email protected] 071 678 56 44

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