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Interview 36 REIKI MAGAZIN 3/14 www.reiki-magazin.de „Die heilenden Kräfte des Geistes verstehen ...“ Interview mit Horst Krohne Von Oliver Klatt Was heilen wir, und womit heilen wir? Wie kann eine Annäherung an Antworten auf diese und andere wesentliche Fragen rund um das geistige Heilen gesche- hen? Oliver Klatt führte ein Interview mit Horst Krohne, einem der erfahrensten geistigen Heiler Europas. Oliver Klatt: Herr Krohne, in Ihrem Buch „Der Geist, der mich rief“ stellen Sie ein „Schwingungsmodell des Lebens“ vor, in dem Gott als „unendlich schnelle Schwingung des Geistes“ benannt wird – eine interes- sante Formulierung, wie ich finde. Können Sie mehr zu dieser Vorstellung sagen? Und: Sehen Sie Gott nicht auch als ein direktes Gegenüber des Menschen? Oder ist ihre Wahrnehmung von Gott ausschließlich energe- tischer Natur? Kreatives Bewusstsein Horst Krohne: Für mich ist das, was wir Gott nennen, rei- nes kreatives Bewusstsein. Und dieses schöpferische Bewusstsein wirkt und dirigiert mit und über universel- le Gesetze in alle Erscheinungsformen der Schöpfung hinein. Von unserer menschlichen Sichtweise aus ist al- les, was wir wahrnehmen, Schwingung. Und alles, was schwingt, bildet Obertöne – und so schwingt sich alles in immer schnelleren Schwingungen auf, bis hin zur un- endlich schnellen Schwingung. Genauso bietet die Un- tertonreihe dem Schöpfer aus der unendlich schnellen Schwingung heraus im ewigen Jetzt, in jedem Winkel seiner Schöpfung über das Herabschwingen präsent zu sein. In der unendlich schnellen Schwingung ist Raum und Zeit nur als Einheit vorhanden. Gott der Al- leinige ist somit zu jeder Zeit an jedem Ort der Schöp- fung gegenwärtig – und über die Obertonreihe erfährt er alles über seine Schöpfung und somit auch über das Leben selbst, einschließlich der Menschen. Der Mensch selbst nimmt über Intuition, Vision, Gebet und Imagina- tion an diesem Schöpfungsprozess begrenzt teil. Oliver Klatt: Ein Wissenschaftsautor, Marco Bischof, hat zum Thema Visualisation und Imagination einmal ge- schrieben: „Über die Imagination heißt es (...) ‚was Gott imaginiert, geschieht in Wirklichkeit, doch was die See- le imaginiert, geschieht nur im Geiste‘. Dies scheint ge- nau dem landläufigen Vorurteil zu entsprechen, dass al- les Vorgestellte ‚nur Fantasie‘ und imaginär sei, doch in Wirklichkeit enthält es ein Rezept für wirksame Imagi- nation: nur wenn das Imaginieren aus unserem überin- dividuellen, innersten göttlichen Kern kommt, ist es ei- ne wirklichkeitsschaffende Kraft, nicht aber dann, wenn es bloß unserer individuellen Psyche entstammt.“ Das erinnert mich sehr an Ihren Rat, in Ihrem Buch, „unsere Absichten, unsere Vorstellungen zu überprüfen“, wenn wir „mit unserem Tagesbewusstsein, mit unserem In- tellekt ein Partner des schöpferischen Weltengeists“ sein wollen, wobei es wichtig sei, „die Gesetze des Schöpfers zu verstehen“. Sehen Sie ebenso Parallelen Ihrer Sichtweise zu dem genannten Zitat?

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Interview

36 REIKI MAGAZIN 3/14 www.reiki-magazin.de

„Die heilenden Kräfte des Geistes verstehen ...“

Interview mit Horst Krohne

Von Oliver Klatt

Was heilen wir, und womit heilen wir? Wie kann eine Annäherung an Antworten

auf diese und andere wesentliche Fragen rund um das geistige Heilen gesche-

hen? Oliver Klatt führte ein Interview mit Horst Krohne, einem der erfahrensten

geistigen Heiler Europas.

Oliver Klatt: Herr Krohne, in Ihrem Buch „Der Geist, dermich rief“ stellen Sie ein „Schwingungsmodell des Lebens“ vor, in dem Gott als „unendlich schnelleSchwingung des Geistes“ benannt wird – eine interes-sante Formulierung, wie ich finde. Können Sie mehr zudieser Vorstellung sagen? Und: Sehen Sie Gott nichtauch als ein direktes Gegenüber des Menschen? Oderist ihre Wahrnehmung von Gott ausschließlich energe-tischer Natur?

Kreatives Bewusstsein

Horst Krohne: Für mich ist das, was wir Gott nennen, rei-nes kreatives Bewusstsein. Und dieses schöpferischeBewusstsein wirkt und dirigiert mit und über universel-le Gesetze in alle Erscheinungsformen der Schöpfunghinein. Von unserer menschlichen Sichtweise aus ist al-les, was wir wahrnehmen, Schwingung. Und alles, wasschwingt, bildet Obertöne – und so schwingt sich allesin immer schnelleren Schwingungen auf, bis hin zur un-endlich schnellen Schwingung. Genauso bietet die Un-tertonreihe dem Schöpfer aus der unendlich schnellenSchwingung heraus im ewigen Jetzt, in jedem Winkelseiner Schöpfung über das Herabschwingen präsentzu sein. In der unendlich schnellen Schwingung istRaum und Zeit nur als Einheit vorhanden. Gott der Al-

leinige ist somit zu jeder Zeit an jedem Ort der Schöp-fung gegenwärtig – und über die Obertonreihe erfährter alles über seine Schöpfung und somit auch über dasLeben selbst, einschließlich der Menschen. Der Menschselbst nimmt über Intuition, Vision, Gebet und Imagina-tion an diesem Schöpfungsprozess begrenzt teil.

Oliver Klatt: Ein Wissenschaftsautor, Marco Bischof, hatzum Thema Visualisation und Imagination einmal ge-schrieben: „Über die Imagination heißt es (...) ‚was Gottimaginiert, geschieht in Wirklichkeit, doch was die See-le imaginiert, geschieht nur im Geiste‘. Dies scheint ge-nau dem landläufigen Vorurteil zu entsprechen, dass al-les Vorgestellte ‚nur Fantasie‘ und imaginär sei, doch inWirklichkeit enthält es ein Rezept für wirksame Imagi-nation: nur wenn das Imaginieren aus unserem überin-dividuellen, innersten göttlichen Kern kommt, ist es ei-ne wirklichkeitsschaffende Kraft, nicht aber dann, wennes bloß unserer individuellen Psyche entstammt.“ Daserinnert mich sehr an Ihren Rat, in Ihrem Buch, „unsereAbsichten, unsere Vorstellungen zu überprüfen“, wennwir „mit unserem Tagesbewusstsein, mit unserem In-tellekt ein Partner des schöpferischen Weltengeists“sein wollen, wobei es wichtig sei, „die Gesetze desSchöpfers zu verstehen“. Sehen Sie ebenso ParallelenIhrer Sichtweise zu dem genannten Zitat?

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Horst Krohne: Der Mensch als Teil der Schöpfung hatnur ein begrenztes Mitspracherecht. Dieses liegthauptsächlich in der individuellen Entfaltung seiner ei-genen Bewusstheit, im Lernen und Lehren. Weil derMensch aber Neugierde, Fantasie und Imagination be-sitzt, ist er in der Lage, Empfehlungen auszudrücken.Sollten diese im Einklang mit den schöpferischen IdeenGottes liegen, ist es durchaus möglich, dass der FunkeGottes, der in jedem Menschen steckt, zur Verwirkli-chung des Ganzen beiträgt. An dem vom menschlichenGeist geformten Ausdruck und Verhalten, auch mit allden Zerstörungen und Katastrophen, können wir er-kennen, wie unfähig wir noch sind, das Leben in derSchöpfung zu verstehen. Ich habe einen Satz gelesen,der das alles ausdrückt: Das göttliche Bewusstsein istdie Wahrheit in der Nicht-Wirklichkeit unserer Vorstel-lungen.

Oliver Klatt: Herr Krohne, die Schule der Geistheilungnach Horst Krohne, die Sie 1998 begründet haben, ak-zeptiert keine Schüler, die sich in psychotherapeuti-scher Behandlung befinden. Können Sie etwas zu denHintergründen dieser Haltung sagen?

Umgang mit Medialität

Horst Krohne: Meine Erfahrungen in Seminaren, mitTeilnehmern die in psychotherapeutischer Behandlungwaren, ergaben, dass bei Übungen für außersinnlicheWahrnehmung und im Umgang mit Heilenergien sichdie psychischen Symptome bei ihnen verstärkten. Icherlebte bei Teilnehmern mit labilen psychischen Eigen-schaften, wie sie sich bei diesen Übungen fanatisch hin-ein steigerten und total überdrehten oder auch in Wein-krämpfe verfielen. Außersinnliche Wahrnehmung undder Umgang mit potenzierter Lebensenergie, Heilener-gie führt nach meiner Erfahrung zu einer Verstärkungaller psychischen Probleme. Deshalb sage ich zu allenDozenten unserer Schule: Lehrt nie einen Menschenbewusstseinserweiternde Techniken, der nicht in sichgefestigt ist.

Oliver Klatt: Zum Thema „Heilerischer Umgang mit Me-dialität“ haben Sie in Ihrem Buch ja ein eigenes Kapitelverfasst, mit dem Titel „Geistige Durchsagen zur Hei-lung auf dem Prüfstand“ (das Reiki Magazin veröffent-lichte einen Auszug daraus in der letzten Ausgabe). Ichteile sehr, was Sie in diesem Kapitel rund um die me-diale Wahrnehmung äußern, über den „persönlichenFilter“, mögliche Verzerrungen von „Durchsagen vonoben“ und die große Bedeutung eines eigenen, festenStandpunktes dabei. Selbstverständlich ist zunächsteinmal festzustellen, dass solche Wahrnehmungen invielerlei Hinsicht auch sehr erweiternd sein können.Wann und wie aber können Visionen, Intuitionen und„Durchsagen von oben“ zu einem Problem für denjeni-gen werden, der sie empfängt?

Horst Krohne: Außersinnliche Wahrnehmungen undjeglicher Umgang mit Medialität kann unser Tagesbe-wusstsein, unser realitätsbezogenes Bewusstsein in ei-nen Ausnahmezustand bringen. Ist uns immer be wusst,wo die Realität endet, wo die Illusion beginnt? Wo liegendie Grenzen zwischen Schein und Sein? Kommen nochemotionale Verzerrungen aus dem Unbewussten hinzu,werden die Grenzen zwischen realen Eindrücken undPhantasie noch verschwommener.

Außersinnliche Wahrnehmung

Außersinnliche Wahrnehmungen tragen aber grund -sätzlich zur Bewusstseinserweiterung bei. Sie sind fürmich sogar der Garant für die Entwicklung menschli-chen Bewusstseins. Doch was den meisten Menschenfehlt, ist ein Wissen und Können im Umgang mit beidenBewusstseinsebenen gleichzeitig – und den daraus ent-stehenden mentalen und emotionalen Verarbeitungen.Hinzu kommt noch, dass der Weg in diese Bewusst-seinserweiterung immer individuell unterschiedlich ver-läuft. So wie jeder Mensch einzigartig ist, ist auch seineErfahrung einzigartig. Deshalb sollten besonders amAnfang alle neu gewonnenen Eindrücke auf ihren Wahr-heitsgehalt und ihre Verwertbarkeit hin überprüft wer-den.

Horst Krohne

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Oliver Klatt: Wenn man über Heilungen liest, die aufgeis tigem Wege erzielt wurden, liest man manchmalvon Spontanheilungen. Ich selbst habe auch schonSpontanheilungen miterlebt. Sie geben in Ihrem Bucheine Erklärung für solche Heilungen, indem Sie erläu-tern: „Spontanheilungen sind keine Wunderheilungen,auch wenn sie von vielen als Wunder betrachtet wer-den. Das Wunder besteht einzig und allein in der Zeit.Deshalb bezeichne ich dieses Phänomen oft als Zeit-reise-Heilungen.“

Demnach handelt es sich bei Spontanheilungen aus Ih-rer Sicht wohl um „Heilung im Zeitraffer“. Aus meinerSicht ist dies eine der zwei Haupt-Möglichkeiten für ei-ne Spontanheilung. Die andere ist, dass es zu einer De-und daraufhin wieder Re-Materialisation kommt. Diekranke Körperstelle dematerialisiert sich – und wirddaraufhin im gesunden Zustand rematerialisiert. Mankönnte auch sagen: Eine Art „direkter Eingriff vonoben“, ganz ohne Zeitaspekt, gewissermaßen. Der be-kannte griechische Heiler Daskalos soll auch mit dieserForm der geistigen Heilung gearbeitet haben. Ist Ihnendiese Art geistiger Heilung bekannt? Haben Sie damiteigene Erfahrungen?

Heilende Information

Horst Krohne: Der von Ihnen eingebrachte Begriff „Hei-lung im Zeitraffer“ ist zutreffend. Ich beobachte immerwieder heilsame Regulierungen mit unterschiedlichenZeitabläufen. Von „deutlich schneller als biologisch zuerwarten“ bis hin zu Spontanheilungen. Immer voraus-gesetzt, der Heilungsverlauf läuft in biologisch zu er-wartenden Abläufen ab. Heilungen, bei denen wie ausdem Nichts Gewebe entsteht oder aufgelöst wird, sindeine andere Dimension. Eines aber haben beide Heil-wirkungen gemeinsam: Sie verändern oder neutralisie-ren biologische und physikalische Gesetzmäßigkeiten.Es sind Eingriffe aus einer höheren Ordnung in unserRaum-Zeit-Kontinuum hinein. Und sie haben noch et-was gemeinsam: Diese Art von Heilung kann nicht ein-fach vom Menschen getan werden. Beschleunigte bisSpontanheilungen kommen aus einer heilenden Infor-mation, getragen von einer Energie, die wir als Men-schen nicht erzeugen können.

Vorhin sagte ich, der Mensch hat ein begrenztes, abersich entwickelndes Mitspracherecht – und dadurchkann der Umgang mit dieser Heilweise aus einer höhe-ren Ordnung erlernt, erworben werden. Es ist und bleibtaber eine Vermittlung, es ist Medialität.

Oliver Klatt: Herr Krohne, ich möchte noch zum ThemaHandauflegen kommen. Die Form des Handauflegens,die in der Schule der Geistheilung nach Horst Krohnegelehrt wird, scheint mir etwas anderes zu sein als das,was wir mit Reiki tun. In dem Kapitel „Heilende Hände“

beschreiben Sie die von Ihnen gelehrte Form des Hand -auflegens ausführlich, ein essenzieller Satz dabei ist:„Meine Hände sind gepolt, eine Hand ist minus, die an-dere ist plus.“ Hier scheint mir der entscheidende Un-terschied zur Reiki-Methode zu liegen – denn genau soist es im Reiki nicht. Die Reiki-Energie ist nicht polar,sondern immer allumfassend, in beiden Händen gleich.Haben Sie schon einmal eine Reiki-Behandlung erhal-ten? Haben Sie einen Unterschied zu der von Ihnen ge-lehrten Methode des Handauflegens festgestellt?

Plus- & Minus-Energien

Horst Krohne: Gehen wir erstmal davon aus, dass Reikiund Handauflegen, egal mit welcher Methode ausgeübt,zur Regulierung biologischer Systeme die gleichen uni-versellen Energieinformationen nutzen. Es sind zum ei-nen die eigenen Bioenergien des Heilers, und es ist diegeistige universelle Energie. Diese universelle geistigeEnergie kann der Mensch nicht herstellen, aber er kannsie fokussieren, potenzieren, konzentrieren. Ich möch-te dies an der Methode von gepolten Händen erklären.

Wir haben an jedem Finger unserer Hände zwei Meridi-ane, von denen ist einer plus-gepolt, d.h. hinausfließend, und der andere ist minuspolig, d.h. hineinfließend. Es gibt somit an jeder Hand gleich viel Plus-und Minus-Energien. Beim Handauflegen können dieEnergien der abgebenden oder aufnehmenden Meridi-ane, wenn gewollt und erlernt, regulierend harmonisie-rend eingreifen. Lernt der Mensch, die Meridiane so zusteuern, dass in einer Hand alle Minus-Energien sind,und in der anderen alle Plus-Energien, dann entstehtbeim Handauflegen eine höhere Konzentration als beidem normalen Wechselspiel der Plus/Minus-Energienin den einzelnen Meridianen. Gepolte Hände bietennoch eine weitere Verstärkung bei der Heilenergie -übertragung. Wir haben in den Händen Chakren, unddiese werden im gleichen Sinne von den Meridianen an-geregt. So werden aus gepolten Händen heilende Hän-de, die zusätzlich Chakra-Energien nutzen.

Reiki geben

Oliver Klatt: Danke für Ihre Erläuterung, ich verstehe,was Sie meinen. Auch wenn ich nicht sicher bin, obbeim Handauflegen, egal mit welcher Methode aus-geübt, tatsächlich immer die gleichen universellen Energieinformationen genutzt werden. Ich möchte nochzu einem anderen Punkt kommen: Es ist ja bekannt,dass es in der Arbeitsweise der meisten geistigen Hei-ler zwei Modi gibt, die man, vereinfacht gesagt, so be-schreiben kann: Dem Klienten wird gute Energie gege-ben, und es wird ihm schlechte Energie genommen. ImReiki kennen wir nur einen Modus: Reiki geben. DieserZusammenhang mag manchmal dazu führen, dassmancher Heiler die Reiki-Methode vielleicht als „wenig

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ausgereift“ betrachtet. Ich habe mir einmal Gedankenzu diesem Punkt gemacht und habe ein Bild dafür ge-funden, das gut beschreibt, wie Reiki wirkt, im Vergleichzu Arbeitsweisen, bei denen beim Handauflegen mitzwei Modi gearbeitet wird.

Stellen wir uns vor: ein leeres Glas, auf dem Boden desGlases etwas schwarze Tinte. Wenn ich dieses Glas zumTrinken verwenden möchte, muss die Tinte vorher hi -naus. Dies kann ich auf zweierlei Weise erreichen: a) Ichnehme ein Tuch, tupfe die Tinte heraus – und reinige sodas Glas von innen. Schließlich, im zweiten Schritt, fül-le ich das Glas mit frischem Wasser. Oder b) Ich stelledas Glas, so wie es ist, mit der Tinte direkt unter denWasserhahn und öffne den Hahn. Das beständige Strö-men aus dem Wasserhahn wird nun dazu führen, dassdie Tinte das Glas langsam „wie von alleine“ verlassenwird. Ohne dass ich ein Tuch oder etwas anderes ver-wenden und sie heraus tupfen muss.

Dies beschreibt aus meiner Sicht die Arbeitsweise vonReiki sehr gut – und zeigt, warum im Reiki keine zweiModi benötigt werden, also das „Entfernen schlechterEnergie“ als Extra-Schritt nicht nötig ist. Was sagen Siezu diesem Bild? Sind Sie offen dafür, es auch so zu se-hen? Haben Sie ein anderes Bild oder andere Gedankendazu?

Verschiedene Sichtweisen

Horst Krohne: Ihr Bild mit dem verschmutzten Glas, daskann man so sehen. Doch ich möchte eine zusätzliche,andere Sichtweise hinzufügen: Man könnte das Glasauch auswechseln – das wäre dann Heilung durch Ent-materialisation, physisch gesehen wäre das eine Ope-ration. Oder man könnte, bildlich gesprochen, einenHochdruckstrahler verwenden, der in Sekunden-schnelle alles reinigt – das wäre „Heilung im Zeitraffer“.

Egal, welches Bild wir nehmen: Im Endeffekt muss dieTinte, das Kranke weg. Betrachten wir so gesehen einHeilungsgeschehen: Dieses kann spontan, schnell oderlangsam ablaufen. Der langsamere Weg ist der natürli-che – und ist für den Betroffenen ein Lernprozess. Je-de Krankheit will uns etwas sagen. Hat der natürlicheGenesungsprozess – durch Lernen, Anpassen oder so-gar Immun-werden – eine Stärkung der Abwehrkräftezur Folge, so sollten wir fragen: Was geschieht bei ei-nem beschleunigten Heilungsprozess? Sind Spontan-heilungen ein Geschenk, Liebe oder ist es Gnade, diewir erfahren? Sind deshalb Spontanheilungen so sel-ten, weil wir alle lernen müssen, warum wir krank sind?

Oliver Klatt: Vielleicht ist das der Punkt ... das würde zu-mindest erklären, warum manche Heilungen lange dau-ern. Sie schreiben in Ihrem Buch noch mehr über dasHandauflegen, unter anderem auch Folgendes: „Hand-

auflegen, auch wenn eine Kraft aus der geistigen Weltdabei mitwirkt, zielt auf bestimmte energetische Ent-gleisungen. Es sind körperbezogene Krankheiten, diegut auf Handauflegen ansprechen. Krankheiten, die aufseelisch-geistigen Fehlfunktionen basieren, können je-doch nur selten durch Handauflegen kuriert werden.“Wie gelangen Sie zu dieser Auffassung? Würden Sie sa-gen, dass diese Aussage nur für die von Ihnen gelehrteForm des Handauflegens gilt? Oder stimmt sie IhrerMeinung nach für alle Formen des Handauflegens?

Biomagnetisches Heilen

Horst Krohne: Wenn von Handauflegen gesprochenwird, ist meistens Biomagnetisches Heilen damit ge-meint. Eine von jedem ohne Vorkenntnisse durchzu-führende Heilübertragung. Wie schon vorher gesagt,gibt es Steigerungen bei Heilübertragungen mit denHänden. Reine Bio-Energieübertragung geht seltenüber die Heilung von körperlichem Leid hinaus. Men-schen aber, die ein Talent haben, eine angeboreneFähigkeit oder die in irgendeiner Methode ausgebildetsind, dazu gehört auch Reiki, können durchaus Fähig-keiten entwickeln, die in das Psychosomatische hineinwirken und sogar seelische Bereiche erreichen.

Oliver Klatt: Sie berichten in Ihrem Buch auch von densogenannten „freien Energien“, dazu heißt es: „DieseEnergien durchdringen alles. Wenn sie vom geistigenBewusstsein verändert oder moduliert“ werden,

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können sie im „gesamten physischen Universum allesbeeinflussen, verändern, auflösen und ergänzen. DieMöglichkeiten sind unbegrenzt.“ Sind Ihnen in Ihrer Heil -arbeit diese „freien Energien“ schon einmal in der hierbeschriebenen Reinform begegnet?

Freie Energien

Horst Krohne: In meinem Buch benutze ich den Begriffdeshalb, weil diese Kräfte des allumfassenden Be -wusst seins frei sind, sie sind nicht gebunden an die be-kannten Gesetzmäßigkeiten unserer Welt. Ich meinedas im Zusammenhang mit den Anomalien von Raumund Zeitveränderungen und Entmaterialisation. Mehr-mals erlebte ich bei Heilungen dieser Art unerwarteteEinbrüche in unsere Welt der Erscheinungsformen.Elektronische Geräte versagten ihren Dienst, seltsameGerüche traten auf, Patienten fielen in Ohnmacht, unddie Freiheit im Denken und Handeln war mir nicht mehrgegeben.

Was unter diesen Situationen geschah, war immer inwenigen Augenblicken und höchster Vollkommenheiterledigt. Wenn ich das Geschehen beschreiben sollte,müsste ich sagen: emotionslos, bestimmend, seelenloswie eine mathematische Gleichung, doch den best-möglichen Zustand erreichend. Nach diesen gefühlslo-sen, absolut bestimmenden Wirkungen setzte für michund den Patienten, wenn wir in unsere eigene Freiheitzurückgekommen waren, ein Glücksgefühl ein, gepaartmit großer Zufriedenheit.

Oliver Klatt: Das finde ich sehr interessant, Ihre Wahr-nehmung diesbezüglich ... Herr Krohne, zum Abschlussdes Interviews möchte ich noch auf einen für mich sehrwichtigen Punkt kommen. Eine Stelle in Ihrem Buch hatmich auf besondere Weise berührt, weil Sie dort etwasauf den Punkt bringen, das ich auch irgendwann einmalfür mich erkannt habe; wobei es mir immer schwer fiel,dies in Worte zu fassen. Ihnen ist das in besonders in-spirierender Weise gelungen, wie ich finde. Es geht umdie essenzielle Haltung, die beim Heilen an den Tag zulegen ist: „Es gibt nur eine Möglichkeit: sich zu ent-scheiden, alles mit Gedanken der Liebe, Gefühlen derÜberzeugung und Vertrauen in Gott anzufüllen oder dasBewusstsein zu haben, dass der schaffende Geist mituns zusammenwirkt. Die alten spirituellen Lehren allerKulturen fordern uns schon lange auf, nicht mit Werde-prozessen zu heilen, uns also keine Gedanken über dasWie zu machen, sondern einfach das Werkzeug der Hei-lung zu sein.“ Können Sie diesen Punkt noch weiter aus-führen?

Was heilen wir?

Horst Krohne: Sie sprechen hier ein wichtiges Themader Heilung an: Welche Einstellung und Verhaltenswei-

se ist die richtige? Wir könnten sehr einfach antworten:Wer heilt, hat recht. Doch leider ist es anders, denn hei-len hat nichts mit Recht haben zu tun. Wir können unsnur einer Antwort annähern, wenn wir fragen: Was hei-len wir, und womit heilen wir? Als Geistheiler versucheich, die erschöpften, zusammengebrochenen, dishar-monischen Selbstheilungskräfte zu stabilisieren. Hier-für stehen mir mehrere Wege offen: 1. Mentales Heilen,angefangen von Lebensberatung bis hin zur Imagina -tion. Dabei stelle ich mir zum Beispiel vor, wie der Kran-ke seinen schmerzenden Arm wieder leicht und be-schwerdefrei bewegen kann. 2. Ich lege meine Händeauf und wünsche mir voller Vertrauen, dass heilendeEner gie fließt. 3. Ich bete für den Kranken. Oder, wennich einen geistigen Helfer habe, bitte ich, dass er übermich oder durch mich Heilung überträgt. Je nach Ein-stellung und Erfahrung kann ich nun als Heiler allesnoch ergänzen, mit Farben, Ritualen, Suggestionenusw.

Sinn des Lebens

Doch es fehlen bei all den hier beschriebenen Metho-den noch zwei Dinge. Erstens: Warum ist der Menschkrank, was ist der Verursacher seiner Krankheit, undwarum kommt der Kranke zu mir? Und zweitens: Wassagt mir seine Krankheit, und was soll ich daraus ler-nen? Meine Überzeugung war und ist, dass wir als Kin-der Gottes hier auf Erden sind, um lernend seine Schöp-fung zu verstehen. Durch unseren freien Willen dürfenwir mitmachen und somit unser Bewusstsein erweitern.So lernte ich beim Heilen zu erkennen: Diesem Men-schen kann ich mit meinen Fähigkeiten helfen, und je-nem nicht; hier benötige ich geistigen Beistand. Schnellerkannte ich: Jeder Patient ist ein Geschenk, mein Be-wusstsein anzuheben, besonders dann, wenn geistigeHilfe angezeigt wurde.

Meine geistigen Führer entwickelten eine Methode, diedazu führte, dass ich bei ihrem Wirken vor meinem in-neren Auge Bilder zum Teil mit Erklärungen zu sehenbekam. Diese Aufklärungen führen immer mehr dahin,den Sinn von Krankheit, Not und Leid zu verstehen. Des-halb glaube ich, die Zukunft des bioenergetischen undgeistigen Heilens besteht genau darin, die heilendenund lebensspendenden Kräfte des Geistes zu verste-hen. Und darüber hinaus auch die Frage beantwortet zubekommen: Was ist der Sinn des Lebens?

Oliver Klatt: Herr Krohne, ich bedanke mich für das ins -pirierende Interview. �