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LfM-Technik Band 7 Stephan Dieter / Dr. Dirk Schrameyer IPTV – Über Internet anders fernsehen?! Mehrwert oder nur mehr Kosten? deutsche medienakademie köln

IPTV – Über Internet anders fernsehen?! · Stephan Dieter / Dr. Dirk Schrameyer ... Wuppertal Druck: ... kanaligen Sportübertragungen mit freier Perspektivwahl an;

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www.lfm-nrw.de

LfM-TechnikBand 7

Stephan Dieter / Dr. Dirk Schrameyer

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!Mehrwert oder nur mehr Kosten?

deutsche medienakademie köln

ISBN 978-3-940929-00-6

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

Mehrwert oder nur mehr Kosten?

LfM-Technik

Band 7

Stephan Dieter / Dr. Di rk Schrameyer

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

Mehrwert oder nur mehr Kosten?

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Impressum:

Herausgeber:Landesanstalt für MedienNordrhein-Westfalen (LfM)Zollhof 240221 DüsseldorfTelefon: 0211-77007-0Telefax: 0211-727170E-Mail: [email protected]: www.lfm-nrw.de

ISBN 978-3-940929-00-6

Verantwortlich:Dr. Joachim Gerth

Redaktion:Ekkehart Gerlach, Rainer Smits

Lektorat:Regina Großefeste, Bettina Rößler

Titelabbildungen:Getty Images Deutschland

Gestaltung:disegno visuelle kommunikation, Wuppertalwww.disenjo.de

Druck:Boerje Halm, Wuppertal

Auflage:1.000 Exemplare

Januar 2008

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1. TV: Vom „Radio für die Augen“ zu „flach, interaktiv und überall“ – IPTV? 91.1 TV-Broadcast: Eine Erfolgsgeschichte im Zeitraffer 91.2 TV-Digitalisierung: Ein Mehrwert entwickelt sich langsam 91.3 TV-Multimedia: Ein neues Zeitalter? 101.4 Begriffs-Wirrwarr: Rund um IPTV, iTV, Web-TV, Internet-TV und Video-on-Demand 10

2. Gastkommentar: IPTV zwischen Technologie, Inhalten und Nutzen – Eine Einschätzung seiner Charakteristika und Chancen 13Ulrich Freyer, Analyst für Medientechnik

3. Beispiele für IPTV im Ausland: Was geht woanders bereits und wie?Was können wir daraus lernen? Ein Überblick 153.1 Hongkong: Vorreitermarkt in Asien 153.2 Frankreich: Weltweit größter Markt für IPTV 163.3 Schweiz: Starker Start für IPTV 183.4 Japan: Trotz Hochgeschwindigkeitsnetzen noch keine Erfolgsgeschichte 203.5 Schlussfolgerungen aus den internationalen Beispielen 21

4. Nutzung von IPTV in Deutschland 224.1 Mehrwerte für den Nutzer? 224.2 Wie IPTV nutzen? 234.3 Oder auf die Zukunft warten? 244.4 Und wie werden die Nutzer bezahlen? 25

4.4.1 Kostenfrei durch Werbung 254.4.2 Kosten durch Abonnements 264.4.3 Kosten durch Interaktivität 264.4.4 Kosten durch Nutzung des elektronischen Programmführers 26

5. Rechtliche Rahmenbedingungen 285.1 Rundfunkrecht 285.2 Telekommunikationsrecht 30

6. Fazit 32

7. Was ist ein, wie geht ein …? Ein kleines Technik-Brevier rund um IPTV 34

8. Glossar 39

9. Die Autoren 43

Inhaltsverzeichnis

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Abbildung 1 – Der Weg zu „New TV“? 12Abbildung 2 – Der Long Tail in der Mediennutzung 27Abbildung 3 – Nationale und internationale Ebenen der Regulierung 28Abbildung 4 – Der gegenwärtige Rechtsrahmen 30Abbildung 5 – Merkmale von Telekommunikations- und Rundfunkdiensten

und deren Anwendbarkeit auf IPTV 31Abbildung 6 – Punkt-zu-Punkt-Charakteristik herkömmlicher DSL-Netze 35

Abbildungsverzeichnis

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Einführung

IPTV ist ein schwieriges Thema. Es beginnt mit dem Begriff,der (noch?) nicht eindeutig festgelegt ist und geht weiterüber die vielen offenen Fragen im Zusammenhang mit derTechnologie und den Inhalten. Die aktuelle Broschüre derLandesanstalt für Medien NRW und der deutschen medien-akademie möchte zu einem besseren Verständnis von IPTVbeitragen, Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen und Hin-weise für die Nutzung geben. Angesichts dieser Ausgangs-lage wird sie vor allem für die bereits einschlägig Kundigenoder den zumindest Interessierten eine ergänzende Hilfesein – weniger im Sinne der praktischen Nutzung als imSinne des Verständnisses, der Einordnung.

IPTV steht für „Fernsehen über das Internet Protokoll“ (IP)– ein Übertragungsprotokoll, in diesem Fall für Fernsehpro-gramme. Bei IPTV verwendet Fernsehen das gleiche Pro-tokoll und oft auch das gleiche Kabel wie das Internet. Tech-nisch gesehen, nähern sich also Internet und klassischesFernsehen aneinander an. Doch der Reihe nach: Das„klassische“ Fernsehen ist das Versenden vorgefertigterSendungen in einer definierten Reihenfolge, z. B. dem Pro-grammschema einer privaten oder öffentlich-rechtlichenSendeanstalt an zahlreiche Haushalte im Anschluss- bzw.Sendegebiet. Beim Versand über IP ändert sich zunächstdaran nichts – man empfängt das bekannte Programm, nureben auf der Basis eines ande r en Protokolls und meist aufeiner anderen Leitung, nämlich dem Kupferkabel derTelefonleitung, über die – zumindest in Deutschland – in derRegel Internet genutzt wird. Allerdings: In dem Moment, wodas bekanntermaßen sehr interaktive Internet als Distri -butionskanal für klassisches Verteil-Fernsehen genutzt wird,steigen die Möglichkeiten, auch interaktive Elemente in dieProgramme einzubauen, ja vielleicht sogar das gesamte Pro-gramm als „on-Demand“-Ereignis, als sogenannten „Pull-Dienst“ statt als „Push-Dienst“ zu gestalten.

Prof. Dr. Norbert Schneider Ekkehart GerlachLandesanstalt für Medien NRW deutsche medienakademie Köln

In einer ganzen Reihe anderer Länder wird IPTV seit einigenJahren zunehmend angeboten, so dass manche Analystenähnlich euphorische Prognosen auch für Deutschland un-terstellten, bis hin zum Propagieren des Jahres 2006 als„Jahr des IPTV“. Allerdings weist der eine oder andere eherzurückhaltende Beobachter darauf hin, dass hierzulandeaufgrund anderer Bedingungen die Entwicklung nicht unbe-dingt in gleicher Weise verlaufen muss, so der Verband derdeutschen Internetwirtschaft eco. Da in Deutschland diemeisten Zuschauer mit Satellit und Kabelanschlüssen sowieDVB-T schon Zugriff auf viele, dazu noch viele kostenlose,Programme haben und bereits dafür GEZ-Gebühren be -zahlen, ist hierzu lande nicht ohne Weiteres einsichtig, wa-rum sie das gewohnte TV-Produkt, das über Satellit, Kabeloder terrestrisch zu ihnen gelangt, durch IPTV ersetzensollten – es sei denn, IPTV wiese besondere Mehrwerte und/oder Kostenvorteile auf.

Eine Schlüsselfrage dabei wird sein, wann der Punkt erreichtist, ab dem für TV-Anbieter die Versuchung übermächtigwird, in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Marktdes klassischen Fernsehens mehr und mehr neue, attraktive Programmformen mit Differenzierungspotenzial im Sinnevon „ganz anders fernsehen“ zu entwickeln – und Nutzerdies tatsächlich auch als Mehrwert empfinden ...

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1 .1 TV-Broadcast : E ine Er fo lgs-geschichte im Zei t raffer

Um die Hintergründe und Optionen zu IPTV zu verstehen seies gestattet, mit einigen kurzen historischen, teils durch-aus interessanten oder sogar amüsanten An mer kun gen zubeginnen. Das heutige Fernsehen hat seinen Ursprung imJahre 1873: Der Engländer Willoughby Smith erkannte, dasssich der elektrische Widerstand von Selen unter Lichtein-wirkung verändert. Das Prinzip der Fotozelle war entdecktund die Brücke von der Optik zur Elektrik geschlagen. Denlangen Weg von der mechanischen Bilderzeugung und -über tragung bis zum heute gewohnten Fernsehen pflasternEntwicklungen deutscher Ingenieure. Der Begriff „Fern -sehen“ wurde bereits 1891 geprägt, aber erst 1932 konntendie elektrischen Signale dafür auch drahtlos verteilt werden.Seit 1936 gibt es in Deutschland Fernsehen für alle. Am 4. Mai 1956 führte der Bayerische Rundfunk das Werbe-fernsehen ein. Im Vertrag mit der Persil GmbH Düsseldorfheißt es: „Der Bayerische Rundfunk räumt der Henkel-Gruppe für die Fernsehwerbe sen dungen die Meistbegüns-tigung ein“ als Gegenleistung für die Verpachtung des ex-klusiven 120 qm großen Grundstücks auf dem Wendelstein,Standort der späteren Sen der netzzentrale.

Nach den USA, Japan und Kanada führte Deutschland 1967als erstes europäisches Land das Farbfernsehen ein. Am 1. Januar 1984 begann das private KabelpilotprojektLudwigshafen/Vorderpfalz. Neben den üblichen, über ter-restrische Sender verteilten, Fernseh- und Hörfunkpro gram -men wurden über einen breitbandigen Kabelanschluss zu-sätzliche Programme privater und öffentlich-rechtlicher Anstalten angeboten. SAT.1 als erster deutscher privaterProgrammanbieter zeigt seit diesem Tag ein bundesweitempfangbares Fernsehprogramm, RTL plus folgte am 2. Januar 1984. Seit dem 1. April 1984 gibt es deutschesSatellitenfernsehen.

ARD und ZDF strahlten bereits während der Internatio na lenFunkausstellung 1977 im Raum Berlin ein erstes Videotext-(in Deutschland = Bildschirmtext-)Angebot aus – histo rischbetrachtet, ein Schritt zurück zu den statischen Zeichen aufdem Bildschirm, von der Anwendung her jedoch erstmals dieMöglichkeit der persönlichen Auswahl von Dokumenten imelektronisch verbreiteten Infor ma tionsangebot. Im fol gen -

den Jahr wurde Videotext in Großbritannien als regulärerFernmeldedienst unter dem Namen „Prestel“ etabliert. DieVerbindung von Fernsehen und Telefon verwandelte den TV-Empfänger in ein dialogfähiges Datenterminal – eine Ge-burtsstunde des interaktiven Fernsehens. 1980 startete inDeutschland ein zunächst auf vier Jahre angelegter Video -text-Großversuch. Am 1. September 1983 trat der BTX-Staats vertrag in Kraft und BTX ging als Telekommu ni -kationsdienst in den Regelbetrieb, bis er 1996 mit 1 MillionNutzern in T-Online überging.

1995 präsentierte die KirchGruppe eine digitale, selbst ent-wickelte Set-Top-Box mit dem eingebetteten Verschlüssel-ungssystem betacrypt und kündigte ein eigenes Abonnen -tenfernsehen an. 1996 standen sich im Marktsegment PayTVzwei Giganten gegenüber: Die KirchGruppe bot mit DF 1 einverschlüsseltes Bouquet von Spartenprogrammen und mehr-kanaligen Sportübertragungen mit freier Perspektivwahl an;die Bertelsmann AG und CANAL+ traten 1991 mit Premierein den Ring. 1997 erwarb die KirchGruppe alle Gesellschaf ter-anteile von Premiere und verschmolz die Angebote unter derMarke „Premiere World“ miteinander.

1.2 TV-Digi ta l is ierung: E in Mehrwertentwickelt s ich langsam

Im August 1998 verkündete der damalige Bundeswirtschafts-minister Günter Rexrodt, 2010 werde das analoge Fernsehenabgeschaltet und durch digitale Angebote ersetzt. Die Bun -desregierung schuf so gemeinsam mit Geräteindustrie undProgrammanbietern einen Planungsrahmen, der reichlichDis kussionsstoff bot. Die Gesellschaft für Unterhaltungs-und Kommunikationselektronik wies darauf hin, dass es sichum einen „sanften Übergang“ handeln werde.

Etwa ein Drittel der ca. 34 Mio. Fernsehhaushalte in Deutsch-land kann inzwischen digitales Fernsehen em pfangen. Miteinem Anteil von annähernd zwei Dritteln dieser digitalenFernsehhaushalte dominiert dabei der digitale Direktemp-fang per Satellit vor Kabel und terrestrischer Übertragungmittels DVB-T.

Die CeBIT-Home in Hannover 1998 gab den Startschusseines sogenannten Modellversuches für DVB-T. Der Versuch

1. TV: Vom „Radio für die Augen“ zu „flach, interaktiv und überall“ – IPTV?

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

war zunächst auf die niedersächsische Landeshauptstadtund auf die Programme RTL, SAT.1, ARD und ZDF sowie einige Hörfunkprogramme beschränkt. Er sollte bis 1999laufen und dann auf ein Sendegebiet von Braunschweig bisBremerhaven und möglicherweise Hamburg ausgeweitetwerden. Damit war der Auftakt für die Ablösung deranalogen terrestrischen TV-Distribution gegeben.

1.3 TV-Mult imedia: E in neues Zei t -a l ter?

Die CeBIT-Home 1996 zeigte die ersten Prototypen fürMultimedia-Geräte: Die Akzeptanz von PCs mit TV-Kartensowie TV-Geräten mit PC-Merkmalen wurde im Publikumgetestet. Siemens stellte seinen Multimedia-PC „Scenic“vor, Loewe den Multimedia-Fernseher „Xelos@Media“. TV-Empfang, Heimkino, Online-Dienste, Einkaufen, Lernen,Wissen und Spiele sollten die „Couch Potatoes“ dazubewegen, sich im Sessel nach vorn zu lehnen und zuinteragieren. Die Deutsche Telekom bot 1997 im Projekt„Interaktives Fernsehen“ im Großraum Köln/Bonn Video-on-Demand über eigene Breitbandkabelanschlüsse an. DasUnternehmen baute im Hyperbandbereich dieser Netze 15Kanäle für digitale Dienste aus – ausreichend für bis zu 150Programme der Kategorie Fernsehen oder Interaktion.

Der französische Programmanbieter CANAL+ bot 1996 alseuropäische Premiere interaktive Dienste im Rahmen seinesProgrammpakets über ASTRA an. 1997 wurden Multimedia-Anwendungen im Kompressionsstandard MPEG-4 standar -disiert. Die Satellitenbetreiber erweiterten ihre Angeboteum Daten und Multimediadienste. Asymmetrische Zwei-Wege-Kommunikation unter Nutzung des Festnetz-Telefon-anschlusses für den Rückkanal wurde zwar zur Marktreife ge-trieben, aber nur schwach nachgefragt.

Während der IFA 1999 wurde der Öffentlichkeit erstmalig diefür Set-Top-Boxen entwickelte Multimedia Home Platform(MHP) vorgestellt. MHP ist ein offener und europäischnormierter Standard, mit dem der Zuschauer, unabhängigvom jeweiligen Decoder, alle multimedialen und inter-aktiven Anwendungen nutzen kann. MHP wurde vom DVB-Konsortium, einem Zusammenschluss aller am digitalen

Fernsehen in Europa interessierten Industriekreise, ent-wickelt. Am 19. September 2001 einigten sich ARD, ZDF, RTLund die Landesmedienanstalten vertraglich mit der Kirch-Gruppe auf MHP als Kernelement des digitalen Fernsehensin Deutschland. Der bis dahin meist-verkaufte DVB-Decoderder KirchGruppe, die d-Box, verlor an Bedeutung, der freieWettbewerb der Hersteller von DVB-konformen Decodernmit und ohne MHP entfaltete sich. Dennoch muss man fest-stellen, dass sich MHP in Deutschland, im Gegensatz zuanderen europäischen Ländern, nicht durchgesetzt hat. Dasheute empfangbare Angebot an MHP-Applikationen be-schränkt sich nur noch auf einige wenige Aktivitäten seitensder öffentlich-rechtlichen Programmanbieter.

Rund 50 Prozent der bundesdeutschen Haushalte verfügenüber einen Breitbandanschluss – und das ist eine wesent -liche Voraussetzung für den Empfang von IPTV. Am 19. Mai2006 kündigten Premiere und die Deutsche Telekom an, dieFußball-Bundesliga ab der Saison 2006/2007 per IPTV zuübertragen. Drei Millionen Zuschauer sollten den neuenDienst empfangen können. Die Stiftung Warentest schriebim Februar 2007 über T-Home, das IPTV-Angebot derDeutschen Telekom: „Fazit: Das ist Technik von vorgestern.Beim Update muss T-Home dringend nachbessern, wenn dieschöne neue Medienwelt auch morgen noch funktionierensoll.“1

1.4 Begr i ffs-Wirrwarr : Rund um IPTV,iTV, Web-TV, Internet-TV undVideo-on-Demand

Von der Historie zum Begrifflichen. Vorab: Mit den vierBuchstaben ist es wie mit vielen ähnlichen Abkürzungen imHightech-Bereich – ganz klar, und das für alle, ist eigentlichnichts, zumindest bisher. Die Palette der Einschätzungenzum Thema „Definition“ reicht von einem eher offenen, sehrliberalen Verständnis für verschiedenste Variationen imbewegtbildigen Bereich bis hin zum teils eher apodiktischenVersuch der Normierung eng begrenzter Tatbestände durchUnternehmen, Verbände oder andere Institutionen.Gehen wir einmal leidenschaftslos an das Thema „Defi ni tion“heran. IPTV ist zunächst ganz nüchtern Fernsehen über dasInternet-Protokoll (IP), Fernsehen über das Inter net.

1 http://www.stiftung-warentest.de/online/computer_telefon/meldung/1507933/

1507933.html

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TV: Vom „Radio für die Augen“ zu „flach, interaktiv und überall“ – IPTV?

Was heißt das konkret? Es gäbe zwei große Gruppen vonmöglichen Definitionen:

Definition „Fernsehen wie bisher – über IP“

Mit IPTV verbinden manche Experten heute vor allem einProdukt, das die Verlegung des etablierten, klassischenRezeptionsmodells des Fernsehens auf eine andere Distri -bu tionsplattform auf der Basis einer anderen Techno logiedarstellt – Fernsehen der gewohnten, bisherigen Bauart aufder Infrastruktur des IP-Netzes, von einigen Fachleutensogar noch weiter eingegrenzt als „innerhalb eines tech-nisch abgegrenzten, geschlossenen, proprietären Systems“,bei dem der Nutzer gesondert Eintritt zahlen muss.

Dies ist eine enge Definition, die den Vorteil hat, dass sieleicht überschaubar ist und auch in ihren Implikationen fürInhalte, Technik, Marketing und Regulierung leichter dis-kussionsfähig als breitere Definitionen. Sie ist technikaffinund bezieht sich auf die Technik der Verteilung der Fernseh-signale, stellt sich damit auf eine definitorische Ebene wieKabel-Fernsehen oder Satelliten-Fernsehen, unterhalb desgenerischen Begriffs „Fernsehen“.

Definition „offen für die Zukunft“

Allerdings ist es kaum zu vermeiden, dass angesichts dermedialen Charakteristika des Internets und der mitSicherheit absehbaren Entwicklungen zu mehr Interaktivitätauch neue Aspekte wie „on-demand“ – Bereitstellungvon Programm nur auf konkrete, einzelne Anfrage – undvor allem verschiedenste Formen der Interaktivität amund um das Fernsehgerät in die Definition von IPTV hineinwachsen – IPTV als generischer Oberbegriff für vieles Neue,und vieles unterschiedliche Bewegtbildige im Internet.Bei diesem offenen definitorischen Ansatz greifen Diffe ren -zierungen von IPTV gegenüber Bezeichnungen wie Web-TVoder Internet-TV, TV-over-Web oder TV-over-Internet kaum.Für viele Beobachter gibt IPTV nur dann Sinn, wenn Mehr-werte zugefügt werden, die IPTV zu einem anderen Produktals tradiertes Fernsehen machen, wie z. B. On-Demand-Funktionen oder andere interaktive Elemente, weit übereine enge technische Definition hinaus. Obwohl die Mei nun -gen zwischen „alles bleibt so wie es ist“ und „das Fernsehen

der Zukunft wird völlig anders aussehen“ schwanken, jenach Blickwinkel und Interessenlage, sind die TV-Inhaltedabei, sich zu verändern. Zwei Beispiele:

• Video-on-Demand: Bereits in den frühen neunziger Jahrenwurde von Video-on-Demand geträumt, jetzt wird es mehrund mehr möglich. Es löst durchgängige lineare Pro-grammformen auf, obwohl stundenweise innerhalb desVoD durchaus noch linearer Inhalt „gesendet“ wird, wennauch nur noch an einen einzelnen Empfänger. Demnachkönnten auch Inhalte im Internet wie Videoclips einersolchen umfassenden IPTV-Definition hinzugerechnetwerden. Die Video-Website YouTube verzeichnete mitihrem Video-Clip-on-Demand-Angebot knapp ein Jahrnach dem offiziellen Start über 100 Millionen Abrufe vonVideoclips täglich. Inhalteanbieter und Programmver-anstalter aus der TV-Branche nutzen heute verstärkt diese„IPTV-Plattform“, um Web-Nutzern ihre Fernsehinhalteam PC zugänglich zu machen. Auch die „Mediathek“ desZDF fällt in diese Rubrik.

• Interaktives Fernsehen: Interaktivität könnte IPTV denentscheidenden Mehrwert geben, neben und statt tra di -tionellem „Rundfunk“ langfristig hohe Bedeutung zu er -lan gen. Interaktives Fernsehen und dessen Vorteil, Zuschauer direkt in das Programmgeschehen einzubinden,ist schon lange ein Thema der Inhalteanbieter und Tele-kommunikations-Carrier. Schon in den 1960er Jahren wares in der Sendung „Der goldene Schuss“ möglich, über dasTelefon als Rückkanal das TV-Geschehen zu beeinflussen,wenn auch nur als eine einzelne Person. Individueller wirdInteraktion im Teletext genutzt, dort kann jeder Zu-schauer seine „eigenen“ Informationen abrufen.

Der Zuschauer kennt also Interaktion am TV, wenn auchin einer anderen Intensität als am PC. Im Momentbefinden wir uns noch in getrennten Welten: Auf dereinen Seite die klassische lineare Fernsehwelt über eineunidirektionale Infrastruktur, die den Zuschauer in einepassive, sogenannte „lean-back“ Position bringt, in der ersich durch das Programm führen lässt. Auf der anderenSeite sucht der Medien-Konsument im Internet aktiv,„lean-forward“ nach Themen und Formaten, die seinemGeschmack entsprechen, sei es TV-over-Web oder Video-

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

clip-Portale. Das Stichwort lautet hier Web 2.0 mit allseinen Möglichkeiten, aber auch die Schaffung von ei-genem Content. Das IPTV der ersten Generation hat der-artige Gestaltungselemente des Internets noch nichtumgesetzt. Diese müssen erst den Weg in die Wohnzimmerder Nutzer finden, voraussichtlich eingebettet in einekomfortable Nutzeroberfläche wie einen elektronischenProgrammführer (EPG), damit die typischen TV-Zuschauernicht vom „Information Overload“ überfordert sind.

War in den vergangenen Jahren die Definition eines inter-aktiven Fernsehens der Zukunft als iTV getrennt von derDefinition von IPTV als Distribution von TV über IP, sodürfte – jedenfalls nach dieser Auslegung – durch dierasante Entwicklung des IPTV aufgrund der geschildertenEntwicklung voraussichtlich auch iTV begrifflich balddurch IPTV eingefangen werden.

Für die offene IPTV-Definition spricht auch der in denMedien bereits vorherrschende diffuse Sprachgebrauch,gegen den definitorische Abgrenzungen von Experten-gremien vermutlich kaum noch ankommen können. In einemLeitartikel der W & V vom 20. September 2007 werden z. B.

IPTV, Fernsehen der Zukunft, Web-TV und Internet-Fern -sehen parallel und synonym verwendet.

Für den Nutzer sind die vielfältigen Unterscheidungs-möglichkeiten weder verständlich noch nachvollziehbar –ihm geht es um einen eindeutig erkennbaren Mehrwert, seies des Geräts oder der Inhalte. Dementsprechend hat sichvon allen Begriffen und Abkürzungen rund um das Fern -sehen der Zukunft – aus Sicht des Jahres 2007 jedenfalls –IPTV bisher weitestgehend durchgesetzt und wird daher indieser Broschüre als Oberbegriff für alle neuen Dinge, dieauf uns zukommen mögen, verwendet.

Einen denkbaren Migrationspfad für die Weiterentwicklungvon Fernsehen zeigt die folgende Abbildung: Die klassischeFernsehwelt vor den Entwicklungen im Internet zeigt Punkt 1.Die momentane Entwicklung wird in Punkt 2 beschriebenmit einem aufkeimenden IPTV-Angebot, dass zunächst nureine Distributionsplattform darstellt, jedoch zunehmendinteraktive, lean-forward-Elemente integriert. Punkt 3 istder Beginn der Konvergenz beider Welten als IPTV dernächsten Generation, als „New TV“.

Abbildung 1 – Der Weg zu „New TV“?

TV E

nter

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100 %

t

Entwicklung der Medienkonsumkonzepte

TV(Lean Back)

1 2 3

IPTV(Lean Back)

New TV(Lean Back & Lean Forward)

TV over Web(Lean Forward)

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Die Übertragung von Inhalten in Netzen erfordert stets de-finierte „Spielregeln“, nämlich Übertragungsprotokolle, da-mit auf der Empfangsseite die gewünschten Inhalte über-haupt verfügbar gemacht werden können. In der digitalenFernsehwelt waren bisher die in den DVB-Standards fest-gelegten Protokolle von Bedeutung, und zwar für dietypischen Übertragungswege Terrestrik, Kabel und Satellit.Mittlerweile gibt es zu DVB eine „Konkurrenz“, nämlich dasInternet-Protokoll. Dieses ist für das Internet als Über-tragungsprotokoll verbindlich vorgegeben, kann aber grund-sätzlich auch für jedes andere Netz genutzt werden. Bei derÜbertragung von Fernsehen mit Hilfe des Internet-Pro-tokolls wird die Bezeichnung IPTV verwendet. Diese be-inhaltet allerdings keine Aussage zum verwendeten Über-tragungsweg. Aktuell erfolgt der Einsatz von IPTV vor allemüber DSL-Anschlüsse mit Datenraten von 6 Mbit/s und mehr.Damit ist stationärer Empfang und der Einsatz großer Bild-schirme möglich, also solche mit Bildschirmdiagonalen von80 cm und mehr, bezogen auf das Bildformat 16:9. Dies istein wichtiger Unterschied zu der meist als Web-TV be -zeichneten IPTV-Form über das Internet, bei dem Live-Über-tragungen nur für kleinere Bildschirme geeignet sind.

DVB und IPTV sind in ihrer Übertragungstechnik sehr ähn-lich. Beide Verfahren arbeiten mit Datenpaketen, alsoDatenrahmen, die stets einen Kopf (Header) als Adressteilund einen Inhalt (Payload) als zu übertragenden Inhalt auf-weisen. Bei DVB wird allerdings mit Datenrahmen kon-stanter Länge gearbeitet, während die Datenrahmen beiIPTV variable Länge aufweisen. Trotz dieser Ähnlichkeit sindDVB und IPTV nicht kompatibel. Dies bedeutet für denNutzer als Teilnehmer, dass unterschiedliche Empfangs-geräte wie z. B. Set-Top-Boxen erforderlich sind, was sichbei einem Umstieg von DVB auf IPTV auf der Kostenseitebemerkbar machen würde. Mit IPTV über DSL können alleAngebote übertragen werden, die auch bei DVB möglichsind. Dies schließt auch das hoch auflösende Fernsehen(HDTV) ein. Bei gleicher Datenrate stellt der Nutzer keineUnterschiede in der Bild- und Tonqualität zwischen IPTVüber DSL und DVB fest. Es gibt jedoch zwei wichtigeUnterschiede zwischen IPTV über DSL und DVB. Sie be-treffen einerseits die Interaktivität und andererseits denZugriff auf die Angebote (Programme und Dienste):

Interaktivität: Systembedingt handelt es sich bei DSL umSternnetze, jeder Teilnehmer steht also über eine eigeneLeitung mit der einspeisenden Stelle in Verbindung. Damitist es möglich, Interaktivität optimal zu realisieren. Bei DVBüber Terrestrik, Kabel oder Satellit kann auf alle Angebotegleichzeitig zugegriffen werden, weil sie frequenzgestaffeltzur Verfügung stehen. Der Empfänger muss lediglich auf dieentsprechende Frequenz des gewünschten Angebots einge-stellt werden. Diese komfortable Situation ist bei IPTV überDSL nicht gegeben, weil bei diesem Verfahren im Regelfallnur jeweils ein Angebot zum Teilnehmeranschluss gelangt.Lediglich bei DSL-Anschlüssen mit Datenraten von 16Mbit/s und mehr können auch zwei oder mehr Angebotegleichzeitig zur Verfügung gestellt werden. Unabhängig vondieser Variante besteht jedoch bei IPTV über DSL stets dieNotwendigkeit, jedes Angebot bei der zentralen Einspeise-stelle durch einen Bedienvorgang anzufordern, was man als„Programme-on-Demand“ bezeichnen kann. Von dort wirddann das gewünschte Programm über die individuelleLeitungsverbindung freigeschaltet.

Bedingt durch das Funktionskonzept von IPTV über DSL istdie für den Rundfunk bisher typische Anonymität der Nut-zung nicht mehr gegeben. Es kann vielmehr präzise do ku -mentiert werden, welches Programm bzw. welchen Dienstder Teilnehmer zu welchen Zeiten gesehen bzw. genutzt hat.Aus betrieblich-technischen Gründen werden diese Datenbeim Anbieter auf jeden Fall gespeichert. Es kommt deshalbauf die strikte Einhaltung des Datenschutzes an, um miss-bräuchliche Nutzung der Daten zu verhindern.

Bedingt durch das Netzkonzept besteht bei IPTV über DSLdie eindeutige Adressierung jedes Teilnehmeranschlusses.Dennoch erfolgt im Regelfall zusätzlich eine Verschlüs se -lung der Programme, damit auf dem Leitungsweg zum Teil-nehmeranschluss ein unbefugter Zugriff auf die übertra - ge nen Programme keine Wirkung hat. Dies gilt neben denBezahlprogrammen (PayTV-Programmen) auch für die eigent -lich frei empfangbaren Programme (FTA-Programme). DerTeilnehmer benötigt deshalb eine für IPTV geeignete Set-Top-Box, die entsprechende Entschlüsselung ermöglicht.

2.Gastkommentar: IPTV zwischen Technologie, Inhalten und Nutzen –

Eine Einschätzung seiner Charakteristika und Chancen

Ulrich Freyer, Analyst für Medientechnik, Köln, zuvor Leiter der Technik bei der Landesanstalt für Medien NRW, Düsseldorf

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

Wegen der Adressierung und Verschlüsselung kommt beiIPTV über DSL verstärkt das Digital Rights Management(DRM) zum Einsatz. Darunter sind alle Vorgaben über dieAufzeichnung von Programmbeiträgen, die Erstellung vonKopien sowie die Abspielmöglichkeiten für aufgezeichneteund kopierte Programmbeiträge zu verstehen. Die Auf-zeichnung kann mit einem in der Set-Top-Box integriertendigitalen Videorecorder, einem PVR als Festplattenspeicher,oder einem im Netz vom Anbieter bereitgestellten PVRerfolgen. Der Umfang des DRM hängt von den Vorstellungender Inhaber der Urheberrechte ab. Die aus der analogen Weltgewohnte Freiheit des Aufzeichnens und Kopierens erfährtdurch DRM stets Einschränkungen. Dabei kann es sich umdie Zahl der zulässigen Kopien (im Grenzfall sind Kopiennicht erlaubt) handeln und/oder um die Festlegung, ge-speicherte Programmbeiträge nur über den PVR in der eige -nen Set-Top-Box abspielen zu können.

Netze für IPTV über DSL sind medienrechtlich Kabelnetze.Es gelten deshalb auch bei diesen prinzipiell die rechtlichenVorgaben für digitale Kabelnetze. Da jedoch die Nutzungvon IPTV über DSL derzeit noch marginal ist, sind die An-forderungen bis auf weiteres nicht relevant. Erst beisteigender Marktpenetration ändert sich diese Situation.

Zugriff auf die Angebote: Gegenüber DVB über DVB-C hatIPTV über DSL den Vorteil, dass hier theoretisch beliebigviele Programme und Dienste bereitgestellt werden können,während bei Kabelnetzen stets eine Begrenzung durch dieBandbreite gegeben ist, also nur eine definierte Zahl vonKanälen realisiert werden kann. Dieser Fakt erleichtert dieVermarktung neuer Programme und Dienste. Außerdementfällt bei IPTV über DSL die bei Kabelnetzen vorhandeneAufgabenstellung des Analog-Digital-Übergangs, weil IPTVüber DSL ausschließlich digital arbeitet.

Nutzen für den Teilnehmer: Da sich IPTV über DSL durch-aus als interessante Variante zum Kabelnetzanschlussanbietet, stellt sich für jeden Teilnehmer die Frage nach demfür ihn möglichen Nutzen. Dieser hängt sicherlich primärvon den inhaltlichen Angeboten, aber auch von den ver -schie denen Randbedingungen und den auftretenden Kos tenab. Bei Letzteren sind Investitionskosten, Installations-kosten und monatliche Betriebskosten zu unterscheiden.Zu den eher ungünstigen Randbedingungen gehören dieNotwendigkeit der Beschaffung einer IPTV-fähigen Set-Top-

Box, die eindeutige Adressierbarkeit, die nicht mehr gege -bene Anonymität der Nutzung und die Beschränkung beiKopien von Programmbeiträgen durch das Digital RightsManagement (DRM). Außerdem ist zu berücksichtigen, dasssich der DSL-Anschluss (= Telefonanschluss) üblicherweisenicht in der Nähe des Fernsehgerätes befin det. Es muss des-halb im Regelfall die Verlegung von Kabeln und/oder derEinsatz von WLAN-Technik als kostenrelevante Maßnahmeeingeplant werden. Dabei spielt es ebenfalls eine Rolle, obnur ein Fernsehgerät versorgt werden soll oder auch Zweit-und Drittgeräte. Auf der Habenseite von IPTV über DSL stehtdie theoretisch unbegrenzte Möglichkeit der Übertragungvon Programmen und Diensten sowie die vom jeweiligenNetzbetreiber angebotene Interaktivität.

Abschließend ist feststellbar, dass IPTV über DSL als neueTechnologie nur dann ausreichende Akzeptanz erreichenkann, wenn die angebotenen Inhalte vielfältig sind und dieTeilnehmer, basierend auf ihren individuellen Vorstellungen,zu einer positiven Kosten-Nutzen-Relation kommen.

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Die Erfahrungen mit vielen Märkten im Bereich derInformationstechnik, der Telekommunikation und der NeuenMedien zeigen, dass ganz häufig Entwicklungen erst Jahrespäter hier beginnen und dann noch viele Grundsatzfragenneu gestellt werden. Insoweit tendieren viele Berater undUnternehmen immer häufiger dazu, sich frühzeitig im Aus-land umzuschauen und zu lernen, selbst wenn die Dingemitunter nicht völlig vergleichbar erscheinen – „bestpractices“ als Schlagwort. Auch im Fall von IPTV bietet sichtrotz aller möglichen Einwände diese Vorgehensweise an,um Tunnelblicke zu vermeiden.

Die IPTV-Märkte in Asien und Europa verzeichnen großeDynamik und Marktdurchdringung. In Europa hat Frankreichmit 1,2 Millionen Nutzern eine beachtliche Größe erreicht,Anfang November 2006 startete in der Schweiz das IPTV-An-gebot „Blue-winTV“ mit heute 40.000 Kunden. Im Fol gen -den werden beispielhaft die IPTV-Märkte in Hongkong,Frankreich, in der Schweiz und Japan hinsichtlich ihrer Rah-menbedingungen beschrieben und der jeweils interessan -teste Anbieter vorgestellt.

3.1 Hongkong: Vorreitermarkt in Asien

Hongkong zeichnet sich durch eine hohe Bevölkerungs-dichte aus. Die Bebauung mit großen Appartementkom-plexen ermöglicht eine starke Durchdringung mit Breitband-anschlüssen. Das macht Hongkong zu einem attraktivenMarkt für IPTV. Der mit Abstand größte Anbieter auf demIPTV-Markt heißt Pacific Century Cyberworks (PCCW) mit758.000 IPTV-Kunden. Eine ähnlich starke Kundenbasis imTV-Bereich hat nur der Kabelnetzbetreiber i-Cable, dermomentane Marktführer bei PayTV. Trotz seiner relativgeringen Einwohnerzahl von 7 Millionen Menschen ist Hong-kong der zweitgrößte IPTV-Markt der Welt. Die Penetrations-rate von PayTV betrug 2003 schon 30 Prozent, was auch aufdie geringe Auswahl an kostenlos empfangbaren Pro-grammen sowie die damit verbundene höhere Zahlungs-bereitschaft zurückzuführen ist. Der große Erfolg des IPTV-Angebots von PCCW ist auf das Unterbieten des hohen Preis-niveaus von i-Cable und dessen behäbige Reaktion auf dasflexiblere Angebot von PCCW zurückzuführen.

Beispiel PCCWPCCW übernahm im Jahr 2000 Hong Kong Telecom underhielt dadurch erst Zugriff auf die Telefon-Infrastrukturin Hongkong. Aus einem erfolglosen VoD-Angebot, das2002 eingestellt wurde, konnten wichtige Lehren gezogenwerden. Als problematisch erwiesen sich die „Quality ofService“ sowie der Preis der Set-Top-Boxen. Im September2003 führte PCCW sein IPTV-Angebot „Now Broadband TV“(Now TV) ein. PCCW versucht damit, dem wachsendenWettbewerbsdruck auf dem liberalisierten Markt für Breit -bandanschlüsse entgegenzuwirken. Now TV verfolgt eineklare Strategie. Kunden sollen durch ein Bundle-Angebotmit dem Breitbandanschluss langfristig an PCCW gebun -den werden. Der Erfolg der Strategie und die Attrak tivitätdes Produkts spiegeln sich sowohl in den hohen Abon-nentenzahlen als auch in der hohen Haushaltspenetrationvon 80 Prozent unter den PCCW-Kunden wider. Jedochnutzt rund ein Drittel der Kunden, die eine Set-Top-Boxinstalliert haben, nur das kostenlose Programmangebot.Trotzdem lohnt sich die Vermarktung von Breitband-anschluss und IPTV als Gesamtpaket, da PCCW mit der In-tegration des IPTV-Dienstes höhere Preise für seinenBreitbandanschluss verlangen kann.

Now TV kann auch von Kunden anderer Internetproviderals PCCW bestellt werden. Dann entstehen jedoch ein-malige Gebühren für die Installation und weitere erheb-liche monatliche Gebühren. Diese fallen bei Abschlusseines PCCW-Internetanschlusses weg. Verfügbar ist derIPTV-Service ab einer Bandbreite von 3 Mbit/s. Der Kundekann den IPTV-Service über das Internet, das Telefon oderin einem PCCW-Shop bestellen. Laut PCCW ist der obliga-torische Installationsservice vier Tage nach Auftrags-eingang verfügbar. Dieser liefert die proprietären Geräte(Set-Top-Box und Modem) und schließt sie auch an. Pro-blematisch ist, dass nur eine Set-Top-Box und einFernsehgerät an einem Modem betrieben werden können,so dass für einen weiteren Fernseher ein weitererBreitbandanschluss notwendig wäre. Große Flexibilitätgenießt man hingegen beim Programm. Jeder Sender kannauf Monats-, Halbjahres- oder Jahresbasis bestelltwerden. Längere Laufzeiten sind dabei deutlich günstiger.Die Bestellungen verlängern sich am Ende der Laufzeitautomatisch, so dass ggf. eine Kündigung notwendig ist.

3. Beispiele für IPTV im Ausland: Was geht woanders bereits und wie?

Was können wir daraus lernen? Ein Überblick

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

Eine Einschränkung im Vergleich zu anderen IPTV-An-geboten ergibt sich beim zeitversetzten Fernsehen: EinStoppen und späteres Weiterschauen des aktuellen Pro-gramms ist bei den normalen TV-Programmen nicht mög -lich, sondern lediglich bei „on-Demand“-Programmen.

Die Attraktivität des Angebots resultiert aus drei we sent -lichen Faktoren:

• Attraktives Programmangebot – Der Großteil der 131Programme sind Premiumkanäle, mehr als 50 davonwerden exklusiv angeboten. Für einige Exklusivrechte(wie z. B. Fußballübertragungen) wurde der bisherigeRechte inhaber i-Cable überboten, andere Inhalte, wiedie des amerikanischen PayTV-Anbieters HBO, werdenerst malig in Hongkong ausgestrahlt. Das Programman-gebot konzen triert sich neben ausländischen Pre mi um -kanälen auch auf lokal produzierte Inhalte. Um das An-gebot an ein heimisch en Produktionen zu stärken, wer denteilweise Programmpakete von kleineren spezia lisiertenPayTV-Anbietern vertrieben.

• Günstiges Preismodell – Um Neu- und Bestandskundenlangfristig an PCCW zu binden, fallen für Kunden beimAbschluss eines längerfristigen Breitbandvertrages (12- 18 Monate) keine Kosten für Set-Top-Box und Installa -tion an. Auch beim Preismodell hat PCCW versucht, dieEinstiegskosten für seine Kunden so gering wie möglichzu halten. Neben einer großen Auswahl von PayTV-Kanälen stehen dem Kunden 23 kostenlose Sender zurVerfügung. Jeder Fernsehkanal ist einzeln abonnierbar.Das kundenfreundliche Preismodell ohne Mindestab -nahme senkt die Eintrittshürde – ein großer Vorteilgegenüber dem langjährigen PayTV-Marktführer i-Cable,der erst langsam sein Preissystem von Gesamtpaketenzu kleineren Programmpaketen umstellt.

• Zuverlässigkeit der Übertragung – PCCW profitiert vonden Erfahrungen seines VoD-Projektes. Um die Stabilitätdes Systems zu gewährleisten, wurde 2003 der Betriebzunächst mit nur 23 Sendern aufgenommen und dieSenderanzahl sukzessive auf 131 erweitert. Zudem wirdeine technisch solide Set-Top-Box verwendet – ohneAufnahmefunktion und Empfang von HDTV. Einen weite -ren Erfolgsfaktor stellt die selbst entwickelte System-plattform dar, die von PCCW durch die firmeneigene

Techno lo gie beratung vermarktet wird. Die Systemplatt-form garantiert Kostenvorteile und Schutz vor „Schwarz -sehern“. Das Management der Nutzungsrechte liegtnicht in der Set-Top-Box, sondern im „DSL-Verteiler-knoten“ (DSLAM). Auch das Digital Rights Managementist dort verankert, so dass Piraterie laut PCCW kein Pro-blem ist – ein Vorteil für die Verhandlungspositiongegen über Programmlieferan ten. Die Folgen sind nebenniedrigeren Bezugskosten die Verhandlung von Exklu -siv rechten.

Ausblick: Um den Erfolg zu sichern, muss PCCW auch in Zu-kunft Mehrwerte wie interessante Inhalte und neue, ex-klusive Features offerieren. Auf technischer Seite ist für daszweite Halbjahr 2007 die Einführung von HDTV geplant. Un-geklärt ist allerdings, wer die Kosten für die Anschaffungneuer HDTV-fähiger Set-Top-Boxen trägt und ob ausreichendHDTV-Programm zur Verfügung steht, welches die Kunden zueinem Wechsel auf höhere Bandbreiten bewegt. Zudem ver-sucht PCCW, sich gegenüber den klassischen PayTV-An bie -tern durch den verstärkten Einsatz von interaktiven Kanälenzu profilieren: Es gibt einen Shoppingkanal für Merchandis-ingartikel, einen Kanal mit Videospielen sowie Kanäle, überdie man Essen oder Kinokarten bestellen kann. Diese Kanälebieten gezielt Dienste und Informationen wie sie derBenutzer sonst nur aus dem Internet kennt. Eine anderetechnische Neuerung ist die Übertragung von Fernseh-inhalten des IPTV-Angebotes auf mobile Endgeräte wieMobiltelefone – die Verlängerung der Nutzungserfahrung „zuHause“ in einen mobilen Kontext. So überträgt PCCW unterdem Namen „Now on mobile“ neben Nachrichten- und Fi-nanzkanälen auch große Live-Sportveranstaltungen.

3.2 Frankreich: Weltweit größterMarkt für IPTV

Der französische IPTV-Markt ist weltweit zur Zeit der größ-te Markt. Ende 2006 verzeichneten die drei wesentlichenKonkurrenten zusammen rund 1,2 Millionen Kunden. Dabeiliegt das Angebot des ehemaligen staatlichen MonopolistenFrance Telecom (Orange TV) mit 590.000 Kunden deutlichvor den IPTV-Angeboten von Iliad (Freebox TV) und Neuf-Cegetel (neufTV) mit jeweils ca. 300.000 Kunden – die Toch-tergesellschaft der Deutschen Telekom (Club Internet) mitgeschätzten 40.000 IPTV-Kunden wurde im Mai 2007 an

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Beispiele für IPTV im Ausland: Was geht woanders bereits und wie? Was können wir daraus lernen? Ein Überblick

Neuf-Cegetel verkauft. Orange TV und Freebox TV sind be-reits seit Dezember 2003 auf dem Markt, neufTV folgteknapp ein Jahr später. Alle Anbieter betreiben eigeneBreitbandnetze, meist auf dem schnellen ADSL2+-Standard,aber nutzen im dicht besiedelten Großraum Paris auchGlasfaserleitungen. Sie können auf der letzen Meile zumKunden auf einen entbündelten Anschluss zurückgreifen, sodass der Endkunde keinen Telefonanschluss von FranceTelecom benötigt.

In Frankreich haben weitere Faktoren die positive Entwick-lung des Gesamtmarkts begründet: Der bisher eher geringeUmfang kostenloser Fernsehprogramme, die geringe Pene -tration von Kabelnetzen, die für weniger als 30 Prozent derHaushalte verfügbar sind sowie ein Verbot des Anbringensvon Parabolantennen an Gebäuden in Ballungsgebieten.Letzteres ist der Grund, weshalb die IPTV-Anbieter Koope-rationen mit den Satellitenanbietern eingehen und von derBekanntheit und Qualität der Satellitenbouquets profitierenkonnten.

Die Situation bezüglich frei empfangbarer Programme hatsich allerdings mit der Einführung des digitalen terres-trischen Fernsehens mit 18 kostenlosen Programmen ge-ändert.

Einen positiven Einfluss auf die Verbreitung und die Preiseder Breitbandanschlüsse hat auch die französische Re-gulierungsbehörde gehabt. Sie hat niedrige Preise und denentbündelten Netzzugang durchgesetzt, so dass Kundenvom starken Wettbewerb profitieren. Niedrige Margen imAnschlussgeschäft zwingen die Wettbewerber, zusätzlicheEinnahmen aus Mehrwertdiensten zu generieren. Ein wei-terer Aspekt ist die Konzentration der Bevölkerung aufBallungszentren, so dass die Investitionen pro Anschlussgering ausfallen. Dieser Umstand hat auch den aggressivenRollout von ADSL 2+ und die Investitionen in FTTH (Fiberto the Home) gefördert.

Beispiel France TelecomFrance Telecom besitzt als Marktführer für Breitband-anschlüsse zwar einen großen und wachsenden Kunden-stamm. Freebox TV und neufTV stellen aber, nicht zuletztaufgrund der aggressiven Preise von z. Z. 30 € pro Monat(10 € günstiger als Orange TV), eine ernstzunehmendeKonkurrenz dar. Dennoch nutzten zum 31. März 2007 nach

offiziellen Angaben bereits 740.000 Kunden das IPTV-Angebot Orange TV (zwölf Monate zuvor waren es nur229.000 Kunden).Ähnlich wie in Deutschland wird das IPTV-Paket zu-sammen mit einer Telefon-Flatrate und einem Breitband-anschluss vertrieben. Die Datenübertragungsrate liegtwahlweise bei 8 Mbit/s oder bei 16 Mbit/s, wobei derPreisunterschied bei 5 € liegt. Neukunden können dasDSL-Modem entweder für die Nutzungsdauer gegen einemonatliche Gebühr mieten oder zu Beginn kaufen. DieSet-Top-Box für den IPTV-Empfang ist hingegen kostenlosbzw. erfordert nur die Hinterlegung einer Kaution in Höhevon 49 €. Diese Basisausstattung erhält der Kunde imOrange Shop oder kann sie per Internet oder Telefon nacheiner Verfügbarkeitsprüfung bestellen. Laut France Tele -com wird der Anschluss binnen zwei Wochen freige schal -tet. Die Neukunden können sich für 99 € das Paket voneinem Techniker installieren lassen oder dieses selbsterledigen. Dabei wird die Set-Top-Box mittels eines Ether -net kabels mit dem Modem verbunden. Da das Modem nichtzwingend in der Nähe des Fernsehers steht, kann mangegen einen Aufpreis auch das sogenannte Liveplug ver-wenden. Hierbei werden die Fernsehsignale innerhalb derWohnung durch Stromleitungen übertragen. Die Ein- undAusspeisung findet über Steckdosen statt. Für den An-schluss von Fernseher und Peripheriegeräten stehen zweiSCART-Anschlüsse in der Set-Top-Box zur Verfügung. DerEmpfang von HDTV und digitale Aufnahmefunktionen(PVR) sind nur in Kombination gegen Aufpreis möglich,wobei der Kunde eine neue Set-Top-Box erhält. Diesebietet neben der Aufnahmefunktion auch die Möglichkeit,das Programm jederzeit bis zu einer Stunde zu stoppen,um es anschließend zeitversetzt weiter zu schauen. DerHDTV-Empfang ist nur über ein entsprechendes Fern -sehgerät möglich. Für Kunden, die nur den PVR nutzenwollen, aber keinen HDTV-unterstützenden Fernseher be-sitzen, ist das kombinierte Angebot sicher nicht optimal.

Neben den positiven Rahmenbedingungen für IPTV aufdem französischen Markt trug auch die Strategie derRestruk tu rierung des Markenportfolios von FranceTelecom zu diesem Erfolg bei:

• Starke Marke – Startschuss für die Restrukturierung desOnline-Angebots war der 1. Juni 2006. Die ehemalsunter den Marken MaligneTV (IPTV) und Wannadoo (ISP

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

und Onlineportal) beworbenen Produkte firmieren unterder bereits im Mobilfunkbereich starken DachmarkeOrange. Der konzentrierte Markenauftritt ist für alleServiceeinheiten vorteilhaft, zumal die Grenzen durchverstärkte Bündelangebote verschwimmen. FranceTelecom bietet seitdem TriplePlay-Angebote in direkterKonkurrenz zu Freebox TV und neufTV an.

• Attraktives Preismodell – Die Tarife wurden verein-facht, die Preisstruktur den Konkurrenten angeglichen.Das IPTV-Basisangebot ist für einen geringen Aufpreiszum normalen Breitbandanschluss erhältlich. Die Preisewurden zugunsten der Konkurrenzfähigkeit von OrangeTV gesenkt. Gleichzeitig werden zusätzliche technischeFeatures als kostenpflichtige Option angeboten. Da run -ter fällt ein Personal Video Recorder (PVR), eine soge -nannte Multi-Screen Option und die Möglichkeit einerkabellosen Verbindung zwischen Modem und Set-Top-Box (der PVR ist bei den Konkurrenten bereits inklu sive).

• Exklusive Programminhalte – Orange TV überzeugt miteinem guten Basisangebot an TV-Sendern. Es werden 45kostenlose Programme angeboten, darunter drei Senderin HDTV-Qualität und alle digitalen terrestrischen Ka näle.Durch die Kooperation mit dem digitalen terrestrischenFernsehen wird das eigene Angebot verbessert und derKonkurrenzdruck abgeschwächt. Orange TV schlägt dieKonkurrenz vor allem durch das PayTV-Angebot, ins-besondere durch einen exklusiven Video-on-Demand-Service. Mit 2.500 Filmen und über 5.000 Sendungendeckt es nahezu alle Interessen ab. Dabei konnte FranceTelecom mit einigen Filmstudios Exklusivverein-barungen abschließen. Besonders stark ist Orange TVbei den unabhängigen und lokalen Filmstudios ver-treten, deren Stellenwert in Frankreich höher ist als inanderen Ländern. Für Spielfilme gibt es moderate pay-per-unit-Preise, wohingegen das Kinderfilm- und Musik -sortiment für jeweils 5 € pro Monat abonniert werdenkann. Abgerundet wird das Angebot durch den Vertriebdes Satelli ten bouquets von CANAL+, das durch seineumfangreichen Sportrechte viele Sportfans gewinnt.

Ausblick: Noch 2007 soll das VoD-Angebot über IPTV auchin HDTV ausgestrahlt werden. Außerdem soll der Kunde mehrFlexibilität in der Programmauswahl und im Handlinghaben. Seit dem 1. Mai 2007 werden bereits drei kleinere

Programmpakete angeboten. Diese kosten unter 10 € undermöglichen einen kostengünstigeren Zugang zu PayTV-Kanälen. Darüber hinaus bietet France Telecom als weltweiterstes Unternehmen HDTV-Inhalte für das Mobil telefon an.Zudem sollen große Teile der Fern sehkanäle und des VoD-Angebots noch 2007 neben dem Fernseh gerät auch für PCund Handy optimiert werden.

3.3 Schweiz : Starker Start für IPTV

In der Schweiz kam das erste IPTV-Angebot (Bluewin TV) am1. November 2006 durch den ehemaligen MonopolistenSwisscom auf den Markt. Nach fünf Monaten konnten bereits40.000 Kunden verzeichnet werden – ein starkes Ergebnisangesichts der kurzen Zeit und des kleinen Markts.

Beispiel SwisscomBislang ist Bluewin TV der Swisscom auf Basis ADSL daseinzige IPTV-Angebot auf dem Schweizer Markt. DieHauptkonkurrenz bei Fernsehen stellen die Kabelnetz-betreiber dar, die eine starke Rolle in der Schweiz spielen.78 Prozent der Haushalte nutzen das Kabelnetz zum Fern -sehen. Der größte Kabelnetzbetreiber Cablecom verbuchteinen Marktanteil von ca. 54 Prozent der Kabelkunden.Cable com offeriert TriplePlay-Angebote (TV, Internet,Telefon) und vollzieht gerade die Umstellung von analogerauf digitale Verbreitung über bi-direktionale Kabelnetze.Kunden müssen eine Set-Top-Box mieten, um in denGenuss zusätzlicher Funktionen wie PVR und EPG sowieeiner besseren Auswahl an digitalen Programmen zukommen. Bis Ende März 2006 hatten sich 155.000 Kundenauf die Umstellung eingelassen. Das entspricht ca. 10 Pro-zent der Gesamtkunden. Das TV-Angebot von Cablecom istim Vergleich zum TV-Angebot von Bluewin TV sowohlweniger umfangreich als auch teurer. Seit einiger Zeitsteht Cablecom wegen schlechter Dienstleistungen undüberhöhter Preise öffentlich in der Kritik, so dass zu ver-muten ist, dass die Angebotspalette überarbeitet wird(am 1. September 2007 hat Cablecom die Preise halbiert).Der einzige reine PayTV-Anbieter der Schweiz, Teleclub,vertreibt seine Programmpakete über verschiedene Über-tragungskanäle. Bluewin TV bietet auch diese Programm-pakete an, so dass es zu keiner Konkurrenzsituationkommt. Außerdem hält Swisscom an Teleclub seit 2005eine indirekte Beteili gung. Die Ausstrahlung von PayTV

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Beispiele für IPTV im Ausland: Was geht woanders bereits und wie? Was können wir daraus lernen? Ein Überblick

über Satellit stellt keine große Bedrohung dar, da ähnlichwie in Frankreich Parabolantennen an Wohngebäuden nurin begrenztem Maße zulässig sind. Ebenfalls positiv wirktsich die auf absehbare Zeit schwache Verbreitung desdigitalen terrestrischen Fernsehens aus. Bislang nutzennur 8 Prozent das ana loge Signal und auch nach der Digi -talisierung werden nicht mehr als die bisherigen öffent-lich-rechtlichen Programme übertragen. Ein weiterer Plus-punkt für die IPTV-Verbreitung ist die hohe Breitband -penetration in der Schweiz.

Die Swisscom vermarktet Bluewin TV nicht als TriplePlay-Paket wie die Deutsche Telekom oder France Telecom. Bis-lang ist für den Dienst ein normaler ADSL-Anschluss aus-reichend, jedoch gibt es Medienberichten zufolge Pläne,das Angebot auf VDSL-Anschlüsse zu beschränken.Bluewin TV kann derzeit nach vorheriger Verfügbarkeits-prüfung entweder online oder in den Swisscom Shops bestellt werden. Ein neues DSL-Modem wird dem Kundendanach per Post zugeschickt. Anschließend wird der Kundevon Swisscom zur Abstimmung eines Installationsterminsangerufen. Die Installation wird durch einen Technikerdurchgeführt und ist im Bereitstellungspreis von ca. 60 €bereits enthalten. Wenn man das Programmangebot aufeinem weiteren Fernsehgerät nutzen will, muss man für 6 € pro Monat eine weitere Set-Top-Box bestellen. Diesehat keine Aufnahmefunktion und kostet nochmals die Be-reitstellungsgebühr. Bislang kann das Signal nur an zweiSet-Top-Boxen mittels Ethernetkabel übertragen werden.Die erste Set-Top-Box bietet Speicherplatz für rund 100Stunden Fernsehprogramm. Die Programmierung der Sen-dungsaufnahme erfolgt entweder direkt am Fernsehgerät,ist aber auch nach einmaliger Registrierung über dieBluewin TV-Homepage oder das Mobiltelefon als WAP-Service möglich. Die Set-Top-Box unterstützt außerdemdas zeitversetzte Fernsehen. Die Bild-in-Bild-Funktion er-möglicht es, während des Zappings oder der Nutzung deselektronischen Programmführers das ursprüngliche Pro-gramm weiter zu schauen.

Swisscom hat Bluewin TV in eine umfassende Strategieeingebettet. Seit März 2005 hat Swisscom zunächst dasFernsehangebot „Bluewin TV 300“ mit Funktionen wie PVRund EPG angeboten, welches das Kabelnetz nutzt. WeitereFunktionen werden mit Hilfe einer Set-Top-Box ergänzt.Dadurch konnte Swisscom erste Erfahrungen in der Pro-

grammzusammenstellung gewinnen und zugleich dieMarke Bluewin TV und das Fernsehen der nächsten Gene -ration präsentieren. Außerdem wurde so der mehrfachverschobene Programmstart des IPTV überbrückt. Die Ver-zögerungen des IPTV-Starts wurden in Kauf ge nom men, umdem Kabelfernsehen ein überlegenes Angebot entgegen-zusetzen. Die Differenzierung gegenüber den Kabel netz -betreibern findet hauptsächlich über den zusätz lichentechnischen Komfort und über das umfangreiche undhochwertige Programm statt:

• Umfangreiches und hochwertiges Programm – Im Ver-gleich zu den Kabelnetzbetreibern bietet Bluewin TV mitüber 100 Sendern fast doppelt so viele Programme imBasispaket an und besticht durch ein attraktives undgünstiges PayTV-Angebot. Ein höheres Maß an Flexi bi -lität für die Kunden leistet das vielseitige Pay-per-View-Programm aus Spielfilmen und Sportereignissen. Diewichtige Zielgruppe der Sportbegeisterten wird durchdie Übertragung von Fußball und Eishockey zu Preisenvon lediglich 0,70 € je Partie angesprochen. Das VoD-Angebot umfasst in jeder der drei Landessprachen über500 Filmtitel.

• Bedienungs-Komfort – Die kostenlose Set-Top-Box vonBluewin TV enthält zudem einen PVR, der zusätzlichüber das Internet und das Handy gestartet werden kann.Um die Kunden zu einem Wechsel von ihrem Kabel-anschlussbetreiber zu animieren, wird außerdem ein In-stallationsservice für lediglich 60 € angeboten – imGegensatz zu Cablecom, der seinen Kunden keine Hilfebei der Installation der Set-Top-Box anbietet und derenEPG auch in der Leistungsfähigkeit und Bedienbarkeitnicht an das Pendant von Bluewin TV heranreicht.

Ausblick: Bluewin TV arbeitet gegenwärtig an der Zuver-lässigkeit der Übertragung – so wird von vielen Nutzernbemängelt, dass Bild und Ton nicht immer synchron laufen.Auch die sehr lange Startphase (Bootzeit) der Set-Top-Boxwird immer wieder kritisiert. Konkrete Ausbau pläne gibt esnach Angaben der Konzernmutter Swisscom hinsichtlich derVerfügbarkeit des Programmangebots, der Bildqualität, desVDSL-Netzes sowie der Verfügbarkeit für andere Endgerätemit Bildschirm. Weiteres Ziel ist die HDTV-Fähigkeit derFernsehkanäle. Durch die Übernahme des italienischenIPTV-Anbieters Fastweb, der bereits länger auf dem IPTV-

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

Markt tätig ist, hat sich Swisscom operatives und tech-nisches Wissen für den zukünftigen Ausbau eingekauft.Fastweb verwendet jedoch eine proprietäre IPTV-Middleware, eine Tatsache, die auch zur Diskussion über dieZukunft der bei Swisscom verwendeten IPTV-Plattform vonMicrosoft beiträgt. Die Beteiligung am größten PayTV-Pro-grammanbieter Teleclub verschafft Swisscom eine gute Pro-grammposition für die Zukunft.

3.4 Japan: Trotz Hochgeschwindigkeits-netzen noch keine Erfolgsgeschichte

Auf dem japanischen IPTV-Markt agieren die drei großenDSL-Anbieter Yahoo!BB, KDDI und der ehemalige staatlicheAnbieter Nippon Telegraph and Telephone (NTT). In Kon-kurrenz zu diesen Firmen steht der größte Kabelnetz-betreiber J-com, der ebenfalls ein TriplePlay-Angebot vor-weist und die meisten PayTV-Kunden bedient. J-com zähltgegenwärtig rund 2,5 Millionen Kunden, jedoch sindweniger als die Hälfte auf das digitale Programmangebotumgestiegen. Die Nutzerzahlen der IPTV-Anbieter sind imEinzelnen nicht bekannt. Vermutlich übersteigt die Zahl derAbonnenten 2007 eine Million. Das scheint realistisch, dadie Anbieter Yahoo!BB und KDDI bereits seit Mitte 2003 aufdem Markt tätig sind und NTT 2005 nachzog. Angebotenwerden zwischen 30 und 40 TV-Programme sowie ein VoD-Sortiment, das zwischen 3.000 und 5.000 Titel umfasst. DiePreise für das TriplePlay-Angebot liegen zwischen 45 € und60 €. Günstigster Anbieter ist Yahoo!BB.

Einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von IPTV hatsicherlich das Breitbandnetz gehabt, das zu den am wei-testen ausgebauten der Welt gehört und das niedrigstePreisniveau, gemessen an den Kosten pro 100 Kbit/s, auf-weist. Ende 2006 waren von insgesamt 25,7 Millionen Breit -band kunden über 30 Prozent mit einem schnellen Glas -faseran schluss im Gebäude versorgt. Begünstigt wird dieseEntwick lung durch die hohe Bevölkerungsdichte und die meistkos ten günstig oberirdisch verlegten Telefonleitungen. ImRah men flächendeckender Ausstattung mit FTTH-Anschlüs -sen, die Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s im Haushalt er-möglichen, offerieren die IPTV-Anbieter weitere Diensteüber die Telefonleitung.

Im Vergleich zu anderen führenden IPTV-Ländern, ist der ja -pa nische IPTV-Markt trotz des großen Interesses der Japaneran technischen Innovationen vergleichsweise schwach ent-wickelt. Japaner scheinen mit dem Angebot an terrestrischfrei empfangbaren TV-Programmen zufrieden zu sein (auchder PayTV-Markt ist nicht sehr entwickelt). SkyPerfect bietetPayTV via Satellit und ist mit 3,5 Millionen Kunden der größteAnbieter vor dem Kabelnetzbetreiber J-com.

Beispiel Practice Yahoo!BBYahoo!BB überzeugt mit seinem Produkt BBTV als in-novativster Anbieter auf dem japanischen IPTV-Markt.Bei BBTV kann man entweder das Basisprogrammpaketmit 36 Fernsehkanälen bestellen oder zum gleichen Preiseine monatlich wechselnde Auswahl von 1.000 VoD-Titeln, die unbegrenzt genutzt werden können. Darüberhinaus gibt es einige „a la carte“-Dienste für Pre mi um -sender sowie über 5.000 VoD-Titel. Yahoo!BB zeichnenbesonders die zusätzlichen, teilweise kostenpflichtigen,Dienste aus. Mit G-Cluster wird eine Plattform betrieben,über die auf verschiedenen Endgeräten wie Set-Top-Boxenoder Mobiltelefonen Videospiele gespielt werden – ohnedass das Endgerät die benötigte graphische Leistungs-fähigkeit besitzen muss. Eine weitere Applikation ist derTV-Bank-Service. Hier kann in einer Online-Datenbank so-wohl nach kostenlosen als auch kostenpflichtigen Videosgesucht werden. Auch das Einstellen eigener Videoclips istmöglich. Softbank, der Mutterkonzern von Yahoo!BB, ist2006 durch den Kauf von Vodafone Japan zu einem vonvier Mobilfunknetzbetreibern aufgestiegen. Dank dieserstrategischen Übernahme kann Softbank seine Multi-Play-Strategie in Konkurrenz zu den zwei großen Anbietern NTTund KDDI weiter verfolgen. IP-basierte Inhalte und Diens-te wie Videos, Musik oder Videospiele sind dann bald aufverschiedenen Endgeräten erhältlich.

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Beispiele für IPTV im Ausland: Was geht woanders bereits und wie? Was können wir daraus lernen? Ein Überblick

3.5 Schlussfolgerungen aus den inter -nat ionalen Beispie len

Zu den wesentlichen Rahmenbedingungen für erfolgreichesIPTV gehören, wie aus den Beispielen erkennbar ist, die vor-handene TV-Landschaft, die Regulierung, die Bevölkerungs-dichte, die Konkurrenz verschiedener Übertragungsplatt-formen und die Zahlungsbereitschaft der Kunden.

Die IPTV-Märkte in Hongkong, Frankreich, der Schweiz undJapan sind durch Rahmenbedingungen wie überdurch -schnitt liche Breitbandpenetration sowie ein häufig schlech -tes Angebot an frei empfangbaren Fernsehkanälen charak -terisiert, so dass eine gute Ausgangsbasis für IPTV gegebenist. Nachhaltige Expansion verbuchen sie im Wesentlichendennoch nur dann, wenn sich die Anbieter von den Wett-bewerbern aus dem lokalen (Pay)TV-Markt differenzierenund vor allem eine attraktive Preispolitik betreiben:

• niedrige Basistarife• kostenlose Set-Top-Box• großes Angebot kostenloser Programme• individuelle Ergänzbarkeit des Programms

und technischer Features

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

4.1 Mehrwerte für den Nutzer?

Kaum ein anderes Land verfügt über so viele frei empfang-bare, öffentliche und private Sender wie Deutschland, ter-restrisch, via Kabel und via Satellit, darunter nicht nur „lowbudget“ produzierte Nischensender, sondern auch etablierteund reichweitenstarke Anstalten. Das Verkaufsargument„jetzt kostengünstige Programme über IPTV“ fällt inDeutschland daher weg. Wenn über Kabel oder Satellit einereiche Auswahl von quasi freien oder kostengünstigen Pro-grammen – und durch die Digitalisierung in zunehmendemMaße – verfügbar ist, welchen Mehrwert könnte eine ähn-lich hohe Zahl von IPTV-Programmen generieren? Gegeneine höhere Akzeptanz von IPTV spricht auch, dass in Miet-wohnungen Kabel-TV-Gebühren häufig pauschal über dieNebenkosten abgerechnet werden und ein Anbieterwechseldamit behindert wird.

In Deutschland ist der Markt für IPTV daher noch schwachentwickelt. Infonetics geht von ca. 25.000 Kunden für dasT-Home-Angebot der Deutschen Telekom aus, neuerdingswird von sechsstelligen Zahlen gesprochen. Erreichbar mitVDSL sind laut DT rund 6 Millionen Haushalte. Wenn dasIPTV-Angebot der DT über ADLS2+ mit 16 Mbp/s bezogenwürde, sind sogar 17 Millionen Haushalte erreichbar, dies imVergleich zu 37 Millionen Haushalten, die an DSL geringererBandbreiten angeschlossen sind oder werden könnten(Stand August 2007). Der regional beschränkte Service vonHanseNet verbucht gegenwärtig etwa 10.000 Nutzer. Un-gezählt sind jene Nutzer, die via offenes Internet über IPfernsehen, im Wesentlichen vor dem PC. Sie sollen die ge-nannten Zahlen weit übersteigen.

Im Gegensatz zu den als Beispiel genannten Ländern würdeeine erfolgreiche Marktpenetration von IPTV daher inDeutschland zusätzlich weiterer Argumente bedürfen. DerPreis ist zwar entscheidend, aber kein ausschließlichesKriterium und vor allem kein überzeugendes Diffe ren zie -rungsmerkmal, so dass zusätzliche Charak teristika wie Qua -li tät, einfache Bedienung, Inhalte, Interaktivität und Per-sonalisierung höhere Bedeutung bekommen könnten:

• Qualität: Was könnten Mehr- oder Minderwerte sein? • HDTV könnte ein solcher Mehrwert sein. Allerdings

scheint diesbezüglich im Moment die klassische TV-Dis-tribution dabei die Nase vorn zu haben, selbst wenn die

benötigten Bandbreiten für HDTV immer geringerwerden. Außerdem gibt es bereits die ersten Unkenrufe,die von einer Überlastung des Internet durch zuvielVideo, insbesondere HDTV, sprechen und deshalb, wie z. B. in Großbritannien, zusätzliche Gebühren für TV-over-IP verlangen.

• Hochaktuelle und Live-Sendungen im Sinne von UserGenerated Content könnten zusätzliche Qualitäts-aspekte abdecken.

• Umschaltzeiten, Synchronizität und Echtzeit der Signal -übertragung dürften sich im Massenmarkt noch zubeweisen haben. Hier gibt es noch Verbesserungs-potenziale bei gegenwärtigen IPTV-Angeboten: Zappenkann bei langen Umschaltzeiten zu schwarzen Bild-schirmen führen, da das Bild nicht so schnell aufgebautwerden kann, wie das Programm gewechselt wird.

• Bedienung: Einfache Bedienbarkeit per fehlerrobusterelektronischer Programmführung und Sicherstellung dertechnischen Verfügbarkeit, wie der Nutzer es vonklassischem TV gewohnt ist, ist eine wichtige Auflage. Inder Theorie hätte IPTV hier gute Chancen, z. B. mit Hilfeeines optimal gestalteten elektronischen Programm-führers die Nase vorn zu haben. Die Praxis sieht mit PC-affinen Elementen bisher eher anders aus – klassischesBonmot eines Experten „Was ist, wenn der Fernseher inZukunft gebootet statt angeschaltet werden und zum Aus-schalten das Startmenü aufgerufen werden muss?“ Skepsisgegenüber der IP-Technik könnte möglicherweise durchunverbindliches Testen des Dienstes für einige Monateabgebaut werden.

• Inhalte: Kundenbindung erfolgt über attraktive Inhalte.Thematische, regionale oder lokale Nischeninhalte imIPTV könnten weit über die klassischen linearen TV-Formate hinausgehen. Zur Abrundung des Angebots könn-te eine Schnittstelle zur individuellen, digitalen Welt desAnwenders erlauben, auf Fotos, Musik oder auch den per-sönlichen Kalender zuzugreifen. Dennoch werden auchRechte nach wie vor eine wichtige Rolle spielen:Lieferanten von hochwertigen Inhalten werden nur mitDistributionspartnern zusammenarbeiten, die ihnen denSchutz von Urheberrechten zusichern.

4. Nutzung von IPTV in Deutschland

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Nutzung von IPTV in Deutschland

• Interaktivität: Angebote werden mehr und mehr Mehr-wert aus den interaktiven Bedürfnisse der Nutzer ab-leiten: Von Programm-Zapping zu Red-Button-Philo -sophie, Multiple-Choice-Mitmachmöglichkeiten bis hin zueinfachen Textantworten.

• Personalisierung: Jeder Zuschauer hat technisch dieMöglichkeit, „seine“ Sendung zeitunabhängig anzu schau -en. Er könnte sich sein Programm sogar selbst zusam men -stellen und mit Zusatzdiensten ergänzen – IPTV kann alsBasis für in hohem Maße innovative technologische Zu-satzdienste dienen.

4.2 Wie IPTV nutzen?

Die Nutzung von IPTV kann in sehr unterschiedlicher Formerfolgen, in der Regel sind aber eine schnelle DSL-Zugangs -leitung, ein Abonnement und eine Set-Top-Box erforderlich.Auf dem PC reicht für eine TV-over-Web-basierte IPTV-Nutzung unter vereinfachten Bedingungen – auch ohneAbon ne ment – ein kleines Stück kostenlos und unkompli -ziert herunter zu ladende Software aus (z. B. http://www.jlc-soft ware.com), mit der eine Übersicht über alle frei emp-fangbaren und über das Internet verbreiteten TV-Sendergeneriert wird, die direkt von dort aus anwählbar sind.

Wird IPTV als Ersatz für das abgeschaffte traditionelleFernsehen über Kabel, Satellit oder DVB-T genutzt, istfolgende Vorgehensweise üblich:

• Technik: Zur Nutzung von IPTV auf dem Fernsehgerät imWohnzimmer ist dort ein sehr breitbandiger DSL-An-schluss oder ein aufgerüsteter Kabelanschluss erfor der -lich, eine Set-Top-Box für die Entschlüsselung der Signaleund ein Abonnement bei einem entsprechenden Anbieter.Davon gibt es nicht allzu viele, und die wenigen könnennicht unbedingt und überall jedes Produkt liefern (z. B.T-Home/T-Online, Arcor, HanseNet („Alice“), Maxdome(für VoD) u. ä.). Die Set-Top-Boxen werden in den Elektro -nik-Märkten meist mit einem Vertrag verkauft. Der Kundeist an seine Investition gebunden – eine Set-Top-Box vonT-Home funktioniert nur bei T-Home. Sollte er einmal be-schließen, seinen Anbieter zu wechseln und TV über„Alice“ zu nutzen, benötigt er eine neue Set-Top-Box.

Strittig ist das Thema der erforderlichen Bandbreiten.Nach den ursprünglichen Überlegungen, 50 oder gar 100Mbp/s über DSL als Basis zu nutzen, sind inzwischen 16Mbp/s (ADSL2+) gang und gäbe. 2 Mbp/s werden vielfachals Untergrenze angesehen. Dafür bekommt man dannaber pro DSL-Anschluss auch nur ein Programm in Standard -qualität. Sobald in einem Haushalt über mehrere Fern seh -geräte gleichzeitig unterschiedliche Kanäle angezeigtwerden sollen und dies eventuell sogar in HD, reicht dieseBandbreite nicht aus. Die Deutsche Telekom hat mit ihremAngebot zunächst ausschließlich auf VDSL und – soweitmöglich – HDTV gesetzt. AliceTV setzt dagegen von An-fang an auf die im Markt eingeführte ADSL2+-Technologiemit 16 Mbp/s. Die feste Bündelung mit VDSL bei T-Homewar ein Grund dafür, dass sich IPTV als Produkt hierzu -lande kaum durchgesetzt hat. Da VDSL mit seiner hohenBandbreite erst in einigen wenigen Ballungszentren ver-fügbar ist, hat diese geringe Anzahl an Anschlüssen dasMarktpotenzial stark begrenzt. Erst durch die Ausdehnungdes Angebots auf ADSL2+-Kunden ist ein nennenswerterZuwachs zu verzeichnen.

• Preise: Bei den meisten Anbietern ist ein Abonnement fürSprach- und Datendienste erforderlich (z. B. T-Home überVDSL oder ADSL2+). Bei der Deutschen Telekom werdenEinmalkosten für den Anschluss berechnet, ähnlich wiebeim Telefon. Hier muss, ähnlich wie beim Sat-Receiveroder dem Video-Recorder, die Set-Top-Box mit der Tele -fon dose und dem Fernsehgerät verbunden werden. Der In-stallationsaufwand ist sehr gering. Ein Techniker ist nichtnotwendig, wird aber oft angeboten. Die Preise für dieNutzung des IPTV-Dienstes reichen bei der DTAG von ca.40 € bis zu 90 € pro Monat, je nach Umfang des Leistungs -paketes. Das regional stark begrenzte Angebot von Alicestartet bei 10 € Aufpreis für den Fernsehdienst. Zur Preis-differenzierung werden Zusatzleistungen wie z. B. Zugriffauf bestimmte ausländische Sender (Migranten), SpecialInterest-Kanäle, Kanäle in High-Definition (HD), vorallem Erotik und Sport oder Zugriff auf Online-Video-theken mit unterschiedlichen Filmen, Blockbuster, B-Filmeetc. geboten. Die zum Empfang notwendige Set-Top-Boxist teilweise kostenlos, die DTAG verlangt für ihre Box eineeinmalige Zahlung von 99 €. Die GEZ-Gebühren entfallenbei IPTV nicht – auch aus diesem Grund sind TV-fähige PCsnunmehr ebenfalls gebührenpflichtige Endgeräte.

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

• Qualität: Ein ganz wichtiger Punkt bei der Nutzung sinddie Qualitätsanforderungen, wie sie der Nutzer vomklassischen Fernsehen gewohnt ist und auch weitererwartet. Längere Umschaltzeiten, wenig brillante Bilder,leichter Zeitversatz bei der Ausstrahlung, der vor allem beiLive-Sportübertragungen auffällt, hemmen sicherlich eineschnelle Verbreitung von IPTV. Qualität wird sich auchweiterhin durchsetzen, behaupten die Programmmacherder großen Sendeanstalten – und meinen damit, dass IPTVüber langsame Internetverbindungen eigentlich keine Fern -sehqualität habe. Andererseits, die Zuschauer sind derzeitsehr volatil. Es ist eine Zeit des medialen Ausprobierens ...

4.3 Oder auf d ie Zukunft warten?

Die Integration unterschiedlicher Inhaltsformate und unter -schiedlicher Technologien geht sicherlich weiter. Ein typi -sches Kind dieser integrativen Strategien ist TriplePlay –Fernsehen + Internet + Telefon von einem Anbieter – selbstwenn es noch keine besondere Marktrelevanz in Deutschlandgefunden hat. Noch weiter geht QuadruplePlay mit der Er-weiterung des Produktbündels um Mobiltelefonie – bisher inEuropa weder besonders attraktiv noch besonders akzep -tiert. Was könnte also in Zukunft kommen und lohnt es sich,darauf zu warten?

• MultiPlay: Diesem Ansatz zufolge werden individuelle,bedarfsgerechte Inhalte für verschiedene Endgeräte derNutzer angeboten. MultiPlay wäre damit in der Lage, demKonsumenten wunschgemäß seine Informationen undUnterhaltung zu jeder Zeit, an jeden Ort zu liefern.Unterschiedliche Medien wie Telefonie und TV werdennahtlos in eine ganzheitliche Informations- und Unter -haltungswelt „all-over-IP“ integriert. Hier spielen offeneund umfassende Nutzerschnittstellen eine wichtige Rolle.Erste Ansätze zu MultiPlay lassen sich zwar erkennen, sindaber angesichts der oben erwähnten langsamen Entwick-lung zu TriplePlay nicht kurzfristig zu erwarten.

• User Generated Content: Laut kürzlicher Untersuchungenverfügen 20 Prozent der deutschen Internetnutzer übereine eigene Homepage. Die Selbstdarstellung der Nutzerim Internet (manche sprechen von Exhibitionismus undVoyeurismus) steigt – nicht nur bei YouTube, MySpaceoder in virtuellen Welten wie Second Life. Wenn man

einen Schritt weiter denkt, folgt auf die Vernetzung derverschiedenen Kommunikationsmedien die Integrationder (virtuellen) sozialen Netzwerke, einschließlich desBewegtbilds. Dort stehen dann der perfektioniertenKunstform hochtechnisierter TV-Sendungen für einMassenpublikum selbst gedrehte Amateur-Kurzfilmegegenüber. Verizon zum Beispiel bietet in den USAWochenendkurse und Profikameras zum Sonderpreis an.Gemeinsam mit namhaften Regisseuren lernen Nutzer,ihre Inhalte zu inszenieren, professionelle Videos zu pro-duzieren und ins Internet zu stellen – IPTV in veränderterForm. Selbst wenn nur ein ganz kleiner Bruchteil derNutzer solcher Plattformen wie YouTube (130 Mio. regis-trierte Nutzer) oder Second Life (7 Mio. registrierteNutzer) tatsächlich gleichzeitig online und regelmäßigerDauer-Besucher sind (Fachleute sprechen von 0,1 bis 1 Pro -zent der registrierten Nutzer) – YouTube ist im Moment einesehr starke Gemeinschaft, selbst wenn ähnliche recht licheRisiken wie bei bei der Musik-Plattform Napster (im Höhe-punkt 60 Mio. registrierte Nutzer) zu beobachten sind.

• HDTV: Hochauflösendes Fernsehen wird in Deutschlandseit Jahrzehnten diskutiert, vor allem untersucht, andereLänder sind da viel weiter. Jetzt scheint die Zeit ge-kommen, HD in wenigen Jahren zum Standardfall desFernsehens zu machen. Was hat dies mit IPTV zu tun? Klarist, dass IPTV in der Attraktivität spürbar steigen würde,wenn es gelänge, die HD-Penetration dort schneller durch-zusetzen als im klassischen Fernsehen. Klar ist aber auch,dass durch IP-HDTV der Bandbreitenbedarf auf den In-ternet-Netzen rapide steigen würde. Experten sprechensogar von ernsthaften Kapazitätsengpässen, die dann zuerwarten wären. Vieles spricht dafür, dass HD-over-IP aufabsehbare Zeit gegenüber der Verbreitung von HD-Signalen auf den herkömmlichen Broadcast-Netzen imHinter treffen bleiben wird – jedenfalls kein Grund für dennormalen Nutzer sein wird, auf IPTV überzuschwenken.

• Interaktivität: Viele Einschätzungen in Sachen Inter-aktivität scheinen nur vor dem Hintergrund persönlicherNeigungen und Erfahrungen plausibel. Dabei ist derKönigsweg gar nicht weit: Die kommenden Nutzer gene ra -tionen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich-keit interaktiver als die heutigen Nutzer – Zapping, SMS,Laptop auf jedem Knie, Internetnutzung sind nur die ers tenVorboten. Der entsprechend erzogene und „trai nierte“

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Nutzung von IPTV in Deutschland

Nutzer der Zukunft will vermutlich eben nicht nur unddauernd auf der Couch konsumieren – die „Zapper-Genera -tion“ will auch vor dem Fernseher ein paar Tasten mehrals bisher drücken.

Vorstufen dieser erhöhten Interaktivität vor dem Fern -sehgerät lassen sich bereits seit geraumer Zeit feststellen.Ein schönes Beispiel ist TVgusto, ein special interestFreeTV-Sender mit Fokus „Kochen“. Preisgünstig produ -zierte TV-Sendungen bieten Tipps und Hinweise für das„basic cooking“: Rezepte für die Familienküche sprechenein breites Publikum an. Zahlreiche Wiederholungen überden Tag bieten kein wirkliches „on-Demand“, doch der Zu-schauer entscheidet, positiv gesehen, ob er sich dieSendung vormittags, nachmittags, am frühen oder spätenAbend anschaut. Was bisher hieß – der Sender füllt seinProgramm mit ständigen Wiederholungen – heißt jetztQuasi-on-Demand.

Die begleitende Interaktivität erfolgt über die Parallelnut-zung des Internet: Dort erhält der Nutzer parallel zur TV-Sendung Rezepte per SMS und/oder kann sie per Mausklickan Bekannte weiterleiten. In einer umfangreichen Daten-bank kann er recherchieren und sich „sein persönliches“Online-Kochbuch mit Lieblingsrezepten zusammenstellen,die er „editieren“ und somit individualisieren kann. DieRefinanzierung erfolgt zunehmend über Werbung und Ver-kauf: Mohnöl, der Bambus-Gartopf und das Kurkumapulverwerden frei Haus geliefert – ohne umfangreiche Einkaufs-touren in Spezialgeschäfte.

Es wird aber auch weiter gelten, dass Broadcaster Pro-gramme für passiv zu konsumierende Information undUnterhaltung an stationären, leicht zu bedienendenEndgeräten „breit verteilen“. Kein Zuschauer will sichständig interaktiv vor ein TV-Gerät setzen, User GeneratedContent ansehen oder bearbeiten, er will manchmal aucheinfach nur „konsumieren“.

4.4 Und wie werden die Nutzer bezahlen?

Die Vergangenheit im IT-, Telekommunikations- und Medien -umfeld zeigt, dass Konsumenten aufgrund mangeln der posi tiver Erfahrung in der Vergangenheit selten kosten -pflich tige, neuartige Dienste beanspruchen, nur weil diese

verfüg bar sind. Während sich zum Beispiel in einer Befra -gung viele unter „Video-on-Demand“ nichts vorstellenkonnten und die Zahlungsbereitschaft gering war, verzeich -nete ein iden tischer Dienst mit Namen „Online-Videothek“eine weit höhere Akzeptanz.

4.4.1 Kostenfrei durch WerbungWerbung wird auch im IPTV eine wesentliche Finan zie -rungsquelle darstellen. Relativ gesehen, gewinnt das Inter -net im Moment Anteile am Werbekuchen hinzu. Die Werbe -wirt schaft fürchtet und hofft gleichzeitig auf die Verän -derungen. Mit IPTV könnte es, so eine These, denkbar sein,einen eventuellen relativen Rückgang klassischer Fernseh -werbung zu kompensieren oder wenigstens aufzuhalten.

Ein Ansatz dazu könnte „Targeted Advertising“ sein. Esbezeichnet gezielte, personalisierte Werbung. Unter-suchungen demonstrieren, dass Nutzer diese Art vonWerbung akzeptieren, wenn ihnen daraus ein direkter Vor-teil entsteht, wie beispielsweise der kostenfreie oderkostenreduzierte Download eines VoD-Filmes aus der Online-Videothek. Sie wird auch nicht unbedingt als störend an ge -sehen, sondern im besten Fall als informativ-nützlicherService empfunden. Für IPTV gibt es mehrere Akteure, dieTargeted Advertising-Anbieter werden wollen – Plattform-betreiber (z. B. T-Home), Suchmaschinen (z. B. Google) undProgrammanbieter (z. B. RTL), die ihr Kerngeschäft vertei -digen müssen.

Der Vorteil werbefinanzierter Angebote für den Kunden ist,dass er mehr bekommt, aber nicht mehr zahlen muss. DieWerbung im IPTV wird interaktiv und personalisiert. In denUSA gibt es 5-Sekunden-Teaser im laufenden Programm, dieangeklickt werden können, um dann in einen längeren Wer-bespot zu verzweigen, während ein laufendes Programmaufgezeichnet wird. Versuche belegen, dass viele Zuschauerfreiwillig Werbesendungen von einer Stunde ansehen, z. B.über einen Gartengrill. Der Spot zeigt alle Anwendungen,Rezepte, beantwortet aber auch Fragen zur Lagerung, Pflegeund vor allem der Reinigung des Gerätes. So umfassend in -for miert, bestellen über 50 Prozent der Zuschauer bereitsonline den Grill, eben weil alles klar ist.

Bei derartigen Varianten von T-Commerce wird der Platt-formbetreiber eine Provision auf vermittelte Produkte er -zielen, die ebenfalls zur Finanzierung beiträgt.

26

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

4.4.2 Kosten durch AbonnementsDas Abonnentenfernsehen existiert bereits im analogen unddigitalen TV. Der Betreiber kann hier mit festen Einnahmenkalkulieren, selbst wenn die Einnahmen sich aus Flat Feesund On-Demand-Anteilen zusammensetzen – ein Vorteilgegenüber werbefinanzierten Modellen.

In einem typischen Abonnement gibt es neben freienkostenpflichtige Kanäle, z. B. für Erotik, Sport oder Block-buster. Letzteres läuft auf ein VoD-Modell hinaus, woentweder für einen Grundbetrag Zugriff auf einen Film-speicher besteht oder pro Film (ppv = pay-per-view) abge-rechnet wird. Nachteil des Abonnements für den Nutzer istdie Bindung an den Anbieter, anders als beim freien, werbe-finanzierten Fernsehen, so dass ein Wechsel schwerer fällt.Stehen On-Demand-Angebote im Vordergrund, kehrt sich derNachteil in einen Vorteil um – kostspieligen Exklusiv-angeboten für eine kleine Zielgruppe steht eine hoheFluktuation gegenüber, wenn die Zuschauer neue Filmesehen wollen oder sie gewünschte Filme über andereAnbieter günstiger beziehen.

Im TriplePlay werden kombinierte Abonnements realisiert –Flat Fees für Telefon, Internet und TV. Nachteilig für dieNutzer ist es, dass bei kombinierten Angeboten aus VoD,Telefon, freien SMS, kostenfreien Rufnummern für Familien-angehörige, Internet Access etc. ein Preisvergleich und da-mit auch ein Anbieterwechsel erheblich erschwert wird.

Insgesamt dürfte für IPTV gelten, dass die Konkurrenz -situation viel stärker ausgeprägt ist als im klassischenFernsehen und insoweit Preiszugeständnisse zu erwartensind. Aus heutiger Sicht ist kaum abzuschätzen, ob Abon-nements im IPTV eher stärker als im klassischen Fernsehenvertreten sein werden. Zweifel sind zumindest angebracht,da ja gerade dort die „on-Demand“-Philosophie weit ver-breitet ist.

4.4.3 Kosten durch InteraktivitätSchon seit einigen Jahren werden Call-In-Formate wie z. B.von 9Live angeboten (als Rückkanal wird das – kosten-pflichtige – Telefon genutzt, was hochprofitabel ist – dieBranche spricht von 50 Prozent Umsatzrendite). Bisherkönnen diese „interaktiven“ Formate daher weitgehend alsErfolg eingestuft werden.

In Deutschland startete 2007 die interaktive Fernbedienung„Betty“ von Swisscom, die vergleichsweise leicht zu in-stallieren ist (mit Rückkanal von der TV-Fernsteuerung zumTelefon). 100.000 Stück sollen verkauft oder verschenktworden sein, aber nur 40 Prozent der Käufer die Fern be -dienung nutzen laut W & V das Angebot tatsächlich. Rundein Drittel der Angebote von Betty sind kostenpflichtig. In-zwischen wurde angesichts der unerwartet geringenResonanz die Hauptverwaltung von Betty in der Schweiz ge-schlossen und die Restgeschäfte werden von der deutschenNiederlassung weiter geführt. Auch Blucom von ASTRA – mitder Nutzung des Handys als Rückkanal – weist noch sehrgeringe Stückzahlen auf, was vermuten lässt, dass diese Artder medienbruchfreieren Interaktivität (noch) nicht alsErfolg bewertet werden kann.

Vor diesem Hintergrund wird zum einen deutlich, dass dieZahlungsbereitschaft der Nutzer wesentlich von der Ge-staltung der interaktiven Angebote beeinflusst wird. Zumanderen wird im Fall von IPTV entscheidend sein, ob fürinteraktive Formate ein Payment-Modell gefunden werdenkann, das für den in diesem Bereich an Flatrates gewöhntenInternetnutzer akzeptabel wäre und das Bierschluck-Syn-drom – Zahlung pro einzelnem Schluck – vermeidet, dasauch der Internetnutzung der Gründerjahre des Internets sohinderlich war.

4.4.4 Kosten durch Nutzung des elektronischen Programmführers

Mit der Nutzung des elektronischen Programmführers(Electronic Program Guide, EPG) könnten in Zukunftgegebenenfalls auch Kosten verbunden sein (bisher nutzenaber nur 8 Prozent der deutschen TV-Nutzer einen EPG).

Bei IPTV ist der EPG der zentrale Zugang zu Programmen undDiensten. Seine Gestaltung ist ausschlaggebend für dieerfolgreiche Nutzung des TV der Zukunft. Der Basisnavigatorbezeichnet heute Funktionalitäten, die den diskrimi nie -rungsfreien Zugang zu existierenden TV-Kanälen sicher-stellen. Vieles ist vorgeschrieben, z. B. dass kein Kanal aus-geblendet wird, keine Grafik über die Anzeige gelegt undauch die Reihenfolge der Kanäle nicht verändert werden darf.An erster Stelle im Programmlisting steht immer die ARD.

27

Nutzung von IPTV in Deutschland

Für die relativ geringe Anzahl von heute verfügbarenKanälen mag das ausreichen. Schwierig wird es, zukünftigden vielfältigen Content wie Broadcast TV, Video-on-Demand, User Generated Content unter einer einheitlichenBenutzerschnittstelle zusammenzufassen und dem An-wender mit einfachster Bedienung zur Verfügung zu stellen.Personalisierte TV-Programme und andere Dienste setzeneine individuelle, nutzerbezogene, zentrale Schnittstellevoraus. Hier entstehen möglicherweise weitere Kosten durchdie Nutzung des EPG, für die Suche von Inhalten, sofern sienicht durch die Platzierung kontextabhängiger Werbung ver-mieden werden.

Eine Betrachtung der EPG-orientierten Ansätze muss ver-schiedene Aspekte berücksichtigen:

• Selektion: Die Zahl von audiovisuellen Angeboten, diebereits durch die Digitalisierung drastisch gestiegen ist,wird durch IPTV weiter zunehmen. Da eine Strukturierungdringend erforderlich ist, wird die hohe Zeit von EPGsnoch kommen. Dabei findet die Diskussion zwischen denPolen „Eigenprogrammierung durch die Nutzer“, „werb-liche Ansätze der Anbieter“ und „Vorgabe durch die Re-gulierung“ statt. Letzterer Weg stand bisher in Deutsch-land im Vordergrund.

• Mehrwerte: Wenn der Nutzer sich seine Programmreihen-folge grundsätzlich und immer auf einfache Art und Weiseselbst zusammenstellt, ohne irgendwelche Vorprägung,könnte sich der EPG aus seiner Aschenbrödel-Rolle be freien und Mehrwert liefern, der sich gege be nen fallsauch monetär niederschlägt. Suche nach Themen (z. B.alle Krimis), Einsatz semantischer Suchen, Auffinden vonNischen programmen und Suche quer über unter schied -lichste Formate (Fernsehen, on-Demand, IP-Plattformen)könnten für den Nutzer attraktiv werden. Dann, und erstdann, könnte der sogenannte „Long Tail“ zum Tragenkommen – die gewinnbringende Nutzung von kleinenNischenmärkten.

• Neue Monopole: Eine der zentralen Fragen zum ThemaEPG ist in den letzten Jahren gewesen, ob dadurch neueMonopole entstehen würden. Wenn denn der EPG zur Stan-dardausrüstung künftigen Fernsehens wird, weil dieInhalte einfach unüberschaubar werden – und viele rele -vante Inhalte möglicherweise im sogenannten „Long Tail“des Inhalteangebots versteckt sind, stellt sich die Frage,ob es an dieser Stelle Wettbewerb oder eine Mono po li sie -rung wie bei Internet-Suchmaschinen geben wird – könnteauch Fernsehen in Zukunft von Suchmaschinen-Marketingund Suchmaschinen-Optimierung bestimmt werden?

Abbildung 2 – Der Long Tail in der Mediennutzung

Reic

hwei

te

General interest

Themenspezifisch

Regional / Lokal / special interest Freunde & Familie / Community

One to many

Life TV·klassischer TV Content

·Kanalauswahl

Offline TV·Push Delivery

·Off-Line Nutzung·Profil basiert

TV on Demand·Download

· Personalisierte Inhalte

Many to many One to one

Abbildung 3 – Nationale und internationale Ebenen der Regulierung

5. Rechtliche Rahmenbedingungen

28

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

5.1 Rundfunkrecht

Deutsches Rundfunkrecht

1. In Deutschland sind die Bundesländer für die Rundfunk-regulierung zuständig. Sie haben hierzu gemeinsameGrundsätze im Rundfunkstaatsvertrag (RStV) festgelegt.Weitere Vorschriften finden sich in den Mediengesetzender einzelnen Bundesländer. Die zuständige Einrichtungder Regulierung ist die jeweilige Landesmedienanstalt.

2. Rundfunk ist nach dem Rundfunkstaatsvertrag die für dieAllgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitungvon Darbietungen aller Art in Wort, in Ton und in Bildunter Benutzung elektromagnetischer Schwingungenohne Verbin dungsleitung oder längs oder mittels einesLeiters. Der Begriff schließt Darbietungen ein, die ver-schlüsselt verbreitet werden oder gegen besonderes Ent-gelt empfangbar sind.

3. Solange die klassischen linearen TV-Programme im In-ternet, also nur über eine andere Distributionsplattformohne Charakteränderung, verbreitet werden, und derNutzer sein Programm nicht individuell zusammenstellenund/oder interaktiv handeln kann, ist diese Art von IPTVim engeren Sinne als Rundfunk anzusehen.

4. Bei IPTV im weiteren Sinne wird es in Zukunft stärker umdie Individualunterhaltung und -information auf derBasis unterschiedlicher Dienste gehen. Auf die Frage dertechnischen Verbreitungsplattform kommt es dabeiimmer weniger an. Entscheidend ist der Inhalt desDienstes. Das neue IPTV könnte nach der Phase der Dis-tribution von Rundfunk über das Netz recht schnell inFormen übergehen, bei denen der Nutzer sich seineInhalte in Form von TV-Programmen, ob kommerziell oderselbst produziert, Videos, etc. selbst, „on-Demand“, zu-sammenstellt.

Europäisches Rundfunkrecht

1. Mit Veröffentlichung der Richtlinie 2007/65/EG des Eu-ropäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember2007 im Amtsblatt der EU ist am 18. Dezember 2007 eineneue audiovisuelle Mediendiensterichtlinie in Kraft ge-treten, die die bisherige Richtlinie "Fernsehen ohneGrenzen" Fernsehrichtlinie bzw. TV Without Frontiers(TVWL-RL) ablöst und von den Mitgliedsländern im Ver-lauf von zwei Jahren in nationales Recht umzusetzen ist.Die bisher gültige Fernsehrichtlinie bestimmt einenMindeststandard, den die Mitgliedsstaaten im Rahmender Regulierung von Inhalten von Fernsehsendungengewährleisten müssen und der im Wesentlichen auf fol -genden Grundprinzipien beruht:

EUKommission

Generaldirektionen

BRDBund

Länder

IPTVBeteiligte

Telcos, Kabelanbieter,Programmbetreiber,

InhalteanbieterInternationalandere Staaten

supranationale Organisationen

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Rechtliche Rahmenbedingungen

• Verpflichtung der Programmanbieter, nach Möglichkeitmehr als die Hälfte der verfügbaren Sendezeit euro pä -ischen Werken vorzubehalten. Hierzu enthält die Richt-linie bestimmte Quotenregelungen.

• Bewahrung bestimmter öffentlicher Interessen wie z. B.der kulturellen Vielfalt, des Schutzes Minderjähriger undGewährleistung des Rechts auf Gegendarstellung.

• Maßnahmen zur Förderung der Produktion und Ver-breitung europäischer Fernsehprogramme.

• Maßnahmen des Verbraucherschutzes hinsichtlich Wer -bung, Sponsoring und Teleshopping, auch in Bezug aufunlautere Geschäftspraktiken.

• Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Ereignissevon erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung nicht aufAusschließlichkeitsbasis in einer Weise übertragenwerden, die bedeutenden Teilen der Öffentlichkeit dieMöglichkeit vorenthält, das Ereignis zu verfolgen.

2. Die Fernsehrichtlinie bezieht sich auf Fernsehsendungen.Hierunter sind per Richtliniendefinition die drahtloseoder drahtgebundene, erdgebundene oder durch Satel li -ten vermittelte, unverschlüsselte oder verschlüsselteErstsendung von Fernsehprogrammen zu verstehen, diezum Empfang durch die Allgemeinheit bestimmt ist. DerBegriff schließt die Übermittlung an andere Veranstalterzur Weiterverbreitung an die Allgemeinheit ein. Nichtein geschlossen sind Kommu ni kationsdienste, die aufindividuellen Abruf Infor ma tionen oder andere Inhalteübermitteln, wie Fernkopierdienste, elektronische Daten-banken und andere ähnliche Dienste.

3. Klassische an die Allgemeinheit gerichtete TV-Programmein IPTV-Netzen unterliegen damit den Standards der TVWF-Richtlinie.

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und neuer techno -logischer Plattformen für Fernsehen wie Internet, PC, Videound Handy ist die TVWF-Richtlinie, die nur für die analogeVerbreitung von Fernsehen galt, vom Europäischen Par-lament nun mit der Audiovisuellen Mediendiensterichtliniezu einem „techno logieneutralen“ Rechtsrahmen fort ent -wick elt worden. Der Anwen dungsbereich der neuen Richt linieumfasst solche Dienste, deren Hauptzweck im Angebotbewegter Bilder mit und ohne Ton zur Information,Unterhaltung und Bildung der allgemeinen Öffentlichkeit

über elektronische Kommu ni kationsnetze liegt. Nicht unterdie Richtlinie fallen damit die elektronischen Dienste, diediesen Hauptzweck nicht erfüllen wie die elektronischePresse, private Kommunikation und elektronischer Handel.

Bei der Regulierungsdichte wird künftig zwischen linearenund nicht-linearen Diensten unterschieden:

• Lineare Dienste sind solche, bei denen der Dienste an -bieter den Zeitpunkt der Programmübertragung und denProgrammplan festlegt (sogenannter Push Content).

• Bei nicht-linearen Diensten wählt der Diensteanbieter einInhaltsangebot aus, der Nutzer bestimmt jedoch denÜbertragungszeitpunkt, also wann er das Programm sehenwill (sogenannter Pull Content). Die Auswahl- undSteuerungsmöglichkeiten des Nutzers sind hier demnachgrößer als bei linearen Diensten. Regelungen zum Inhaltdes Programms, die für ein möglichst breit gefächertesProgrammangebot sorgen sollen, haben eine geringereBedeutung, da der Nutzer sich sein Programm in einemstärkeren Maße individuell zusammenstellen kann.

Nach Auffassung der Landesmedienanstalten sollte eineUnterscheidung allerdings nicht nur nach formalen (linear/nicht-linear), lediglich durch den Modus des Zugriffs alsBasisinstrument bestimmten, sondern nach inhaltlichenKriterien getroffen werden, die sich insbesondere nach derMeinungsbildungsrelevanz eines audiovisuellen Angebotesrichten; d. h., dass solche – auch nicht-lineare – Angebote,deren Inhalt für die demokratische oder gesellschaftspo -litische Meinungsbildung von besonderer Bedeutung sind,der Regulierung für lineare Dienste zu unterwerfen wären.

Die neue audiovisuelle Mediendiensterichtlinie sieht dem-gegenüber allerdings vor, dass für nicht-lineare Dienstekünftig grundsätzlich nur die Grundprinzipien zum Schutzdes Nutzers wie z. B. Kinder- und Jugendschutzvorschriften,bestimmte Werbebeschränkungen, das Recht der Gegendar-stellung und die Achtung der Menschenwürde gelten. Dieanderen, stärker inhaltsbeschränkend wirkenden Regu lie -rungs auflagen wie z. B. Quotenregeln, weitere Werbebe schrän -kun gen, Sponsoringauflagen, die zusätzlich auf line areDienste Anwendung finden, sind hier nicht anwend bar.

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

5.2 Telekommunikat ionsrecht

Deutsches Telekommunikationsrecht

1. Regelungsgegenstände sind Telekommunikationsnetzeund -dienste. Telekommunikationsdienste sind nach derDefinition des § 3 Nr. 24 TKG in der Regel gegen Entgelterbrachte Dienste, die ganz oder überwiegend in derÜbertragung von Signalen über Telekommunikationsnetzebestehen, einschließlich Übertragungsdiensten in Rund-funknetzen. Im Vordergrund steht die Transportleistung,also die Übertragung von Signalen. Der Vorgang desTransports der Daten des IPTV über Telekommunikations-netze ist damit ein Telekommunikationsdienst.

2. Der Bund besitzt die Gesetzgebungskompetenz für dieTelekommunikation (Art. 73 Abs. 1 Nr. 7 GG). Zuständigfür die Telekommunikationsregulierung ist die Bundes-netzagentur (BNetzA), also eine Bundesbehörde. SoweitIPTV das Transportnetz betrifft, bestimmt die BNetzAüber die Anwendung der telekommunikationsspezifischenRegulierungsinstrumente.

3. Die relevanten EU-Richtlinien sind mit dem Telekom-munikationsgesetz (TKG) ins deutsche Recht umgesetztworden. Alle Verpflichtungen gelten damit auch im deut-schen Recht und sind detailliert im TKG geregelt (z. B. inden §§ 9 ff., 16 ff., 27 ff., 78 ff. TKG).

Europäisches Telekommunikationsrecht

1. Die Telekommunikationsregulierung wird im Wesentlichendurch europäische Vorgaben bestimmt, die in nationalesRecht umzusetzen sind. Das EU-Recht enthält Vorgabenzur Telekommunikationsregulierung im Rechtsrahmen fürelektronische Kommunikationsnetze und -dienste. FürIPTV treffen insbesondere die Rahmenrichtlinie, die Zu-gangsrichtlinie, die Genehmigungsrichtlinie und die Uni-versaldienstrichtlinie zu. Telekommunikationsnetze, überdie Daten für IPTV transportiert werden, fallen in den An-wendungsbereich des EU-Telekommunikationsrechts.

2. Das europäische Recht berücksichtigt die Tatsache, dasMedien- und Informationstechnologien zunehmend ver-schmelzen. Es bezieht sich auf Übertragungswege und -netze (Transportebene). Ausdrücklich nicht Regelungs-gegenstand sind die Inhalte von Diensten, die über elek-tronische Kommunikationsnetze bereitgestellt werden.Damit fallen z. B. Rundfunkinhalte nicht in den An-wendungsbereich der Telekommunikationsregulierung.Diese fallen unter die – im Anschluss noch dargestellten– rundfunkrechtlichen Vorschriften.

3. Im Mittelpunkt der Telekommunikationsregulierung stehtdie Schaffung von Wettbewerbsmärkten. Das wird ins-besondere über die Kontrolle von Marktmacht erreicht.Anknüpfungspunkt für Regulierung ist das Vorhandensein

Abbildung 4 – Der gegenwärtige Rechtsrahmen für IPTV

TK-Recht

IPTVDienste + Produkte

Regulierung Transportnetz u. Dienste

„IP“-Teil

Länder

(-)

Bund

TKGTeledienstG

...

EU

RahmenRLZugangsRLGenemi-gungsRL

Universal-dienstRL

Rundfunk- / Medienrecht

Regulierung von Inhalten

„TV“-Teil

EU

TVWF-RLE-Commerce-

RL

Bund

(-)

Länder

RfStVMedienG

31

Rechtliche Rahmenbedingungen

von beträchtlicher Marktmacht auf einem zuvor abge-grenzten Telekommunikationsmarkt. Diese Marktmachtsoll durch bestimmte Regulierungsinstrumente kon-trolliert und im Idealfall abgebaut werden. Das ist der Re-gelungsgegenstand der Rahmenrichtlinie. Sie enthält dieGrundsätze und Prinzipien des einheitlichen Rechtsrah-mens für Kommunikationsnetze und -dienste. Hierzu ge-hören Telekommunikationsnetze (Festnetz, Mobilfunk-netz), Kabelfernsehnetze, terrestrische Rundfunknetze,Satellitennetze und Netze, die das Internet Protokoll (IP)verwenden. Daneben gelten verschiedene Einzelrichtlinien:

4. Die Zugangsrichtlinie regelt den Zugang zu Einrichtungenund/oder Diensten eines Anbieters mit beträchtlicherMarktmacht und die Zusammenschaltung von Kommuni -ka tionsnetzen. Sie ermöglicht es, Unternehmen mit be-trächtlicher Marktmacht bestimmte Verpflichtungen auf-zuerlegen (Transparenz, Gleichbehandlung, getrennteBuchführung, Zugang, Preiskontrolle, Kostenrechnung).

5. Die Genehmigungsrichtlinie führt das Prinzip der All -ge mein genehmigung ein. Anbieter, die Telekommuni ka -tions netze betreiben und Telekommunikationsdiensteanbieten möchten, benötigen keine Lizenz mehr, sondernmüssen ihr Vorhaben nur bei den nationalen Regu lie -rungs behörden notifizieren.

6. Die Universaldienstrichtlinie stellt die gemeinsamenPrinzipien für die Universaldienstverpflichtung fest, alsodie Bereitstellung eines Mindestangebotes an Dienstenfür alle Endnutzer zu einem erschwinglichen Preis. Be-stimmte Verpflichtungen gelten für alle Unternehmen,andere nur für Unternehmen mit beträchtlicher Markt-macht.Abbildung 5 erläutert die Definitionen von Telekommu -ni kation- und Rundfunkdiensten und zeigt, welche Be -griffs merkmale auf IPTV anwendbar sind. Damit wird überdie Anwendbarkeit des jeweiligen Regulierungsrahmensentschieden.

IPTV-Anbieter müssen daher, je nachdem, wie sie sich mitihren Diensten aufstellen, zum einen mit rundfunkrecht-lichen Regulierungsauflagen wie z. B.

• Must-Carry• Non-Must-Carry• Zugangsverpflichtungen• Werbebeschränkungen• Inhaltsquoten

Abbildung 5 – Merkmale von Telekommunikations- und Rundfunkdiensten und deren Anwendbarkeit auf IPTV

TK-DienstMerkmale

Merkmale auf IPTV anwendbar?

BNetzATK-Regulierung

·Entgeltlich (idR)

·Übertragung von Signalen

·TK-Netze (incl. Rundfunknetz)

?

?

Rundfunk-DienstMerkmale

LandesmedienanstaltenRundfunkregulierung

·Veranstaltung u. Verbreitung für Allgemeinheit

·Darbietungen aller Art (Wort, Ton, Bild)

·Elektromagnetische Schwingungen

·Ohne Verbindungsleitung

zum anderen mit klassischen telekommunikationsrecht-lichen Regulierungsinstrumenten wie z. B.

• der Regulierung von Betreibern mit beträchtlicher Markt-macht

• Zugangsregulierung• Zusammenschaltungsregulierung• Universaldienstverpflichtungen

befassen.

Die Eingangsfrage lautete: IPTV – Über Internet andersfernsehen? Wenngleich eine eindeutige Einschätzung unddie Komplexität der Angebote zunimmt, so kann doch diePrognose gewagt werden, dass sich IPTV als ein weiteresElement des Fernsehens weltweit etablieren wird. Nichtschwer ist es, zu vermuten, dass dabei die Periode einerreinen Distribution der TV-Signale auf anderer Infrastrukturganz schnell überwunden wird und der Fokus auf zu-sätzlichen mehrwertigen Angeboten liegen wird. Die Sehgewohnheiten der Zuschauer werden sich dabei ver-mutlich, wenn auch langsam, so doch ändern:

• Auf der einen Seite – noch immer ist Fernsehen etwasKonsumtives. Heute noch sammelt sich die (Rest-)Familieums „Lagerfeuer“ und schaut in die prasselnde Glut, Feier-abend = Fernsehzeit und dabei gilt u. a.:

• Neue Funktionen werden häufig als ein zusätzliches,doch wenig alltagstaugliches Gimmick wahrgenommen.Wer möchte während eines Länderspiels dauernd die Rü-ckennummer eines Spielers in die Tastatur eingeben, umNeuigkeiten über dessen Privatleben in Erfahrung zubringen?

• Noch immer ist 20 Uhr gesetzt: Tagesschau. In 60 Pro-zent aller Familien sind die Startzeiten von Soaps,Nachrichtensendungen oder Magazinen das Signal fürdas Abendessen, die Badezeit der Kinder, das Auto-waschen oder die Zeit zum Bügeln.

• Ist ein EPG wirklich gewollt oder eine Programmzeit-schrift doch übersichtlicher? Tagesschau um 20:17?Oder morgen um 21:10? Fernsehen ist ein Massen -medium, nur dann können Programmangebote preis-günstig konfektioniert werden.

• Back-Cast statt Broad-Cast? Eigene Programmzu -lieferung (User Generated Content) – Was im Internetwie ein Riesenhit aussieht, ist bei genauerem Hinsehen– Beispiel YouTube – bisher nur eine Spielwiese füreinen kleinen aktiven Freak-Prozentsatz.

• Trend zur Personalisierung? 85 Mio. individuelle,unterschiedliche und womöglich interaktive Fernseh-programme sind in Deutschland denkbar. Peer-to-Peer-Angebote, der Tausch von Videos und Selbstgedrehtem,

etwa von Mitgliedern eines Anglerclubs, mit Inter-aktionsmöglichkeiten, Rückfragen und ähnlichen Funk-tionen zeichnen diese Welt konvergenter Enter tain -ment-Angebote aus. Dagegen kann man die berechtigteFrage halten, ob diese individuellen Fernsehprogrammeeinem nur halbwegs professionellen Anspruch gerechtwerden und von mehr als nur der eigenen Familie konsu -miert werden würden. Laut Untersuchungen nimmt nurein Bruchteil der Internetnutzer bisher die Chance wahr,sich einen eigenen maßgeschneiderten Infor ma tions-und/oder Unterhaltungsdienst zusammenzu stel len –man könnte ja dadurch etwas außerhalb der eigenenWahr nehmung verpassen.

• Problematisch dürfte dabei auch der Wildwuchs anGerätschaften sein, der für IPTV erforderlich ist oderdazu genutzt wird – Set-Top-Boxen, PCs aller Arten,Spielkonsolen, 3D- und HDTV- und andere neue, vielfachnicht standardisierte und nicht kompatible Gerätetreiben den Boxen-Wildwuchs zurzeit in die Höhe. AlsMassenmarkt ist dies kaum vorstellbar.

• Und schließlich: Wer soll das alles bezahlen? Wie erfolgteine mögliche Multi-Plattform- und Multi-Service-Ab-rechnung und wie ist die Zahlungsbereitschaft deseinzelnen Benutzers? – Pay-per-View blieb bisher inDeutschland eine Randerscheinung.

• Auf der anderen Seite könnte argumentiert werden, dass

• vermutlich die automatisierte und nutzerfreundlicheNutzung von Festplattenrecordern am Fernsehgerät,anders als bei den weitgehend unbedienbaren Video-recordern, eine spürbare Änderung im Medienkonsumnach sich ziehen wird. Wer einmal die Vorteile von Time-Shift-TV in Verbindung mit unterstützendem und mit-denkendem EPG verstanden und empfunden hat, nutztFernsehen nicht mehr im klassischen Sinne – es gibtkein Verlangen mehr nach Lagerfeuerromantik und dieTagesschau kann dann gesehen werden, wenn dereinzelne Konsument es möchte.

• Nebenbei könnte noch jede Art von klassischer Werbungim aufgenommenen Fernsehprogramm beim Abspielenganz einfach übersprungen werden.

6. Fazit

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IPTV – Über Internet anders fernsehen?!

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Fazit

• Vor allem aber dürften die Palette möglicher Inhalteund Formate um Dimensionen gewaltiger sein, als beitraditionellem TV-Konsum, selbst wenn eine Selektionin der Nutzung nach wie vor auf nur verhältnismäßigwenige Inhalte erfolgt.

Das Verhalten der Nutzer elektronischer Medien hat sich innerhalb weniger Jahre dramatisch verändert.

Soweit erkennbar, ist erst ein Bruchteil der technologischenOptionen neuer medialer, elektronischer, vernetzter Geräteund Systeme, Dienste und Prozesse gezogen worden. Die sä ku lare Logik in Sachen elektronischer Produkte und Dienstebesagt, dass diese Entwicklung nicht plötzlich zum Erliegenkommt.

Anders herum: Obwohl sich die Mediennutzungswelt bereitsinnerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre spürbar geänderthat, ist eher damit zu rechnen, dass diese Entwicklung jetztnicht stagniert, sondern sich beschleunigt.

Wenn dem so ist, dürfte IPTV dabei eine wesentliche Rollespielen.

Decoder, Set-Top-Box (STB): Die STB ist ein Teilnehmerendgerät, das die Schnittstellezum Benutzer, zu seinem Monitor und zum Netzwerk dar-stellt. Im TV-Umfeld läuft auf der STB als Service ein EPG(Electronic Program Guide), der es dem Benutzer erlaubt,durch das Programmbouquet zu navigieren. Die STB wandeltdie digitalen IPTV-Signale in Signale um, die von herkömm-lichen TV-Geräten wiedergegeben werden können. Alsdirekte Schnittstelle zum Kunden bietet die STB das lang-fristige Potential, zum Zentrum der Kommunikationsinfra -struktur im Haushalt zu werden. Die STBs der ersten Ge ne -ration boten nur einen minimalen Funktionsumfang (EPG,Decoding und optional einige PVR-Funktionen), um diePreise niedrig zu halten (ca. 100 €), die Leistungsfähigkeitheutiger STBs ist nach oben aber praktisch nur noch durchden Preis begrenzt. Die wichtigsten technischen Merkmaleeiner STB sind: Zuverlässigkeit, Decoder-Unterstützung,Größe des internen Laufwerks, Vielfalt der externen Schnitt-stellen. Die Kosten der STB sind der wichtigste Faktor fürjeden IPTV-Anbieter. MPEG-4 SOC (System on a Chip) sorgtmit hohem Integrationsgrad dafür, dass diese Kostengesenkt werden können. Einen Beitrag zur Kostensenkungstellen hier kompakte Singlechip-Lösungen für MPEG4 dar.Typische Beispiele für Anbieter von Set-Top-Boxen: Amino,Motorola, Scientific Atlanta.

Encoder: Encoder haben die Aufgabe, Eingangssignale verschiedenerFormate in einen digitalen und komprimierten Datenstromumzuwandeln, d. h. sie zu kodieren. Die Videosignalausgabeerfolgt entsprechend den Standards MPEG oder WindowsMedia. Encoder können auch dafür zuständig sein, die VideoStreams in ein Transportformat zu verkapseln, das entwederATM-Layer oder IP-Pakete sein können. Echtzeitvideo-encoder, die Live-TV kodieren, waren früher sehr teuer, sindzwischenzeitlich jedoch günstiger und stellen daher nichtmehr den größten Teil der Kosten für ein „Video Distri -butions System“ dar. Die meisten Videoencoder für Live-TVbefinden sich in den zentralen Kopfstationen eines Netzes,aber auch in regionalen Kopfstationen für die regionalenund lokalen Programme. Die wichtigsten technischenMerkmale von Videoencodern sind: Qualität der Kodierung,Kompressionsrate, Vielfalt der Kodieralgorithmen und Unter-stützung von Multiplexing. Typische Beispiele für Anbietervon Videoencodern: Harmonic, Tandberg.

Kanalwechsel: Die meisten Anwendungen auf IP-Netzwerken sind Unicast;eine Datenverbindung wird zwischen zwei Computern her-gestellt. Mit jedem Datenstrom steigt damit die Last im Netzüberproportional an und würde damit bei einer TV-Dis-tribution per Unicast die Übertragungskapazität jedesNetzes schnell sprengen. Massen-TV erfordert daher Verbin -dungen von einem TV-Sender zu vielen Empfängern (Fern -sehgeräten). Multicast beschreibt diese Technologie, bei derdie Daten von einer Quelle aus zu den Endgerätenübertragenwerden; IP-Multicast ermöglicht dies in IPTV-Distri butions -netzen. Auf IPTV angewandt, ist die Funktionsweise wiefolgt: Wenn ein Teilnehmer eine bestimmte Auswahl vonVideoinhalten konsumieren will, wird eine IGMP-Nachricht„JOIN“ von der STB am Ort des Teilnehmers generiert undan das Netz geschickt. Diese Nachricht bewegt sich im Netzaufwärts, bis sie einen Multicastknoten erreicht. Wenn die„JOIN“-Anforderung vom Multicastknoten erkannt wird,werden die betreffenden Inhalte repliziert und eine Kopiedavon an die anfordernde STB geschickt. Wenn ein Benutzerden Kanal wechseln will, sendet die STB in ähnlicher Weiseeine IGMP-Nachricht an den Multicastknoten. Das Switchingund/oder Routing von Multicastgruppen dauert einegewisse Zeit (100 ms bis Sekunden). Diesen Vorgang aus-reichend schnell genug für das Zapping zu gestalten, ist einebedeutende Herausforderung bei der Gestaltung von IPTV-Netzwerken. Diese Verzögerung ist selbst für Zuschauermerk bar, die bereits an die Verzö gerungen in MPEG-2-basierten digitalen TV-Netzen gewöhnt sind. Außerdem gibtes noch Faktoren, die diesen Prozess verlangsamen können,wie zum Beispiel die Zeit, die der Videodecoder benötigt, umDaten zwischenzuspeichern. Wenn zusätzlich ein Zugangs-system (CAS) verwendet wird, verlängert sich die Zeit fürden Kanalwechsel insgesamt um die Zeit, die für die Gene -rie rung des ersten Steuerwortes zur Entschlüsselung be nö -tigt wird. Ohne besondere Sorgfalt bei der Gestaltung kannein Kanalwechsel in einem Switched Digital Video Networkmehr als 10 Sekunden dauern, so dass IPTV für die meistenNutzer uninteressant würde.

7. Was ist ein, wie geht ein …?

Ein kleines Technik-Brevier rund um IPTV

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Was ist ein, wie geht ein …? Ein kleines Technik-Brevier rund um IPTV

Die Kanalwechselzeit resultiert aus:1. dem zeitlichen Sicherheitsabstand gegen unbeabsich -

tig ten Kanalwechsel2. der Aufforderung zum Kanalwechsel3. dem Wechsel der Multicastgruppe4. dem MPEG-Dekodierungsprozess (umfasst Demulti-

plexing, Recording, Decoding und CAS-Schlüssel)

Regeln für den Kanalwechsel:1. Wenn der Benutzer einen Knopf drückt, um den Kanal zu

wechseln, muss umgehend eine Rückmeldung auf demBild schirm erscheinen.

2. Die Verzögerung beim Kanalwechsel sollte für alle Kanäleder Senderbelegungstabelle möglichst einheitlich sein.

3. Die Kanalwechselzeit muss unabhängig von der System -belastung konstant sein.

Die meisten IPTV-Middleware-Lösungen versuchen, die Ka-nalwechselzeit zu reduzieren, indem sie die verschiedenenSchritte straffen, aber dennoch die allgemeinen IGMP-Prinzipien beachten. Microsoft bietet hier eine proprietäreLösung. Um die Zeit zu verringern, die benötigt wird, denMPEG-Puffer im Empfänger aufzufüllen, startet die Softwarevon Microsoft jeden Multicast mit einem Unicast und miteiner Datenrate, die über der Standardrate liegt. Ziel ist es,den Pufferspeicher des Decoders sehr schnell aufzufüllen,um während des direkten Kanalwechsels einige Sekundeneinzusparen. Daraus resultieren aber eine hohe Netzlast undhohe Ausgaben für leistungsfähige Hardware. Die Kanal-wechselimplementierung von Microsoft basiert auf mehrerenverschiedenen Techniken einschließlich einer niedrigenMPEG-4-I-Frame-Frequenz und der gleichzeitigen Über-tragung von Nachbarkanälen mit kurzfristig reduzierterBitrate.

Middleware: Middleware ist die Software- und Hardware-Infrastruktur,die die verschiedenen Komponenten einer IPTV-Lösung ver-bindet. Es handelt sich dabei um ein verteiltes Betriebs-system, das sowohl auf Servern läuft, die sich am Standortdes Netzbetreibers befinden, als auch auf der STB. Unteranderem leistet sie die End-to-End-Konfiguration, sie ver-sorgt die Videoserver, sie verbindet EPG mit den Servern fürContent, fungiert als Bootserver für die STB und gewähr-leistet, dass auf der STB ausschließlich kompatible Softwareläuft. Die wichtigsten technischen Merkmale einer Middle -ware sind: Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Schnittstellenzu anderen Systemen. Typische Beispiele für Anbieter vonMiddleware: Microsoft, Siemens, Alcatel, ZTE.

Multicast: Viele DSL-basierte Netze verwenden eine PPP-Verkapselung,um den Verkehr auf einen Layer 2/3-Tunnel zwischen demBRAS und dem CCP zu transportieren, PPPoverEthernet oderPPPoE, ein Protokoll, das aus der „alten“ Einwahl-Internet-Welt übernommen und adaptiert wurde, wird für die zentra -lisierte Terminierung von Teilnehmersitzungen verwen det. Das PPPoE-Modell eignet sich gut dafür, eine sichere Sessionzwischen dem Teilnehmer-Host und dem Zugangsserver ab-laufen zu lassen. PPPoE ermöglicht ein Wholesale-Modell, z. B. Weiterleitung von Client Sessions über Tunnelproto -kolle zu anderen Service Providern, und nutzt die exis -tierende RADIUS-Plattform effizient, leistet verbindungsab -hängige Abrechnung und Policy-Management. Für die Vertei -lung von IPTV-Inhalten ist es erforderlich, dass MulticastStreams an verschiedenen Netzknoten repliziert werden. Imheutigen Netz wäre der BRAS, der die PPPoE-Session ter mi -niert, der nächstgelegene Knoten zum Teilnehmer, der in derLage ist, Multicasting auszuführen. Dies würde zu einer be-

Abbildung 6 – Punkt-zu-Punkt-Charakteristik herkömmlicher DSL-Netze

Endgeräte Teilnehmeranschluß Aggregationsnetze IP Multi Control Label Switching

Kein Multicast

PPPoE

TV/Video

STB

DSLAM

Kupferdoppelader

BRASATM Switch

ATM Switch

Label Edge

Router

Label Switching

RouterDaten

Telefon

trächtlichen Verkehrsbelastung des Aggregationsnetzesführen. Es müssen neue Verfahren angewandt wer den, sodass Multicastgruppen dichter an den Haus hal ten entstehenkönnen. Alternativen, die von internatio nalen Netzbetrei -bern in Betracht gezogen werden, sind:

• ATM-basierter DSLAM ohne Multicast-Fähigkeiten• ATM-basierter DSLAM, der Layer 2 Multicast unterstützt• Ethernet-basierter DSLAM, der Layer 3 Multicast-Ver-

arbeitung unterstützt• Ethernet-basierter DSLAM mit vollem IP-Routing

Die für den Verbraucher kritische Kanalwechselzeit ver-ringert sich, wenn der Multicast im Netz in nächster Näheder STB stattfindet. Die Bandbreite im Aggregationsnetzwird dadurch geschont, weil Videopakete nur noch zuKnoten übertragen werden, die tatsächlich die Aufgabehaben, sie weiter zu senden.

Netzwerke: Die Entscheidung der meisten Netzbetreiber, auf den letztenhundert Metern zum Haushalt die klassische Kupfer doppel -ader zu nutzen und sich bei Übertragung und Steuerung aufIP zu verlassen, hat zwei Konsequenzen:

Die Anmutung („Look and Feel“) von Broadcast Video mussdurch Multicasting realisiert werden. Das Internet GroupManagement Protocol (IGMP), ein Netzwerkprotokoll zurOrganisation von Multicastgruppen ist das bevorzugteSteue rungsprotokoll. Eine Herausforderung liegt hier beider größtmöglichen Reduktion der Kanalwechselpausen, diedurch das Verschlüsselungsprotokol bedingt sind.

Der Mangel an verfügbarer Bandbreite per Kupferdoppeladerverbietet in der Regel die Anwendung von MPEG-2, obwohles grundsätzlich möglich wäre. Insbesondere mit Blick aufHDTV sind MPEG-4 AVC oder Windows Media VC-1 hier dierealisierbaren Optionen.

Seit der Einführung der Breitbandanschlussnetze für Haus -halte existieren Probleme in drei Schlüsselbereichen:

1. Verkabelung: Die Länge der meisten Kupferdoppeladernbeträgt mehr als 2.400 Meter, unabhängig davon, ob sie voneinem DSLAM oder von einem Digital Loop Carrier (DLC) be-trieben werden. Bei einer solchen Länge ist es nichtmöglich, im Rahmen von ADSL oder ADSL2+ zuverlässigBandbreiten oberhalb von 8 Mbit/s anzubieten. Selbst wennbei vielen Kundenanschlüssen mehrere Kupferdoppeladernvorhanden sind, werden diese bei den derzeitigen In-stallationen nicht genutzt.

Eine neue Netztechnologie könnte wie folgt aussehen: DieONUs werden sehr nah an den Haushalten platziert (wenigerals 150 m bei BellSouth und weniger als 900 m bei SBC). Sieunterstützen eine Vielzahl von DSL-Varianten, insbesonderejedoch ADSL2+ und VDSL2. Diese Modulationstechniken ver-wenden ein breiteres Spektrum als die erste DSL-Generationund können deshalb Datenraten von weit über 15 Mbp/süber kurze Entfernungen (ca. 900 m) hinweg liefern. Wenndie Leitung zu lang ist um eine hohe Bitrate zu unter-stützen, können zwei oder mehrere Kupferdoppeladern ge-bündelt werden. Da die meisten Kundenanschlüsse mehrereKupferdoppeladern haben, könnte diese Lösung sehr popu -lär werden, wenngleich teurer. Durch „Pair Bonding“ wirdein einzelner Gesamtanschluss hergestellt, selbst wenn dieverwendeten Kupferdoppeladern unterschiedliche Merkmalehaben. Verfechter von ADSL2+ und VDSL2 behaupten, dassBandbreiten von weit über 30 Mbp/s über eine Distanz von900 m möglich sind. Andere Meinung ist, dass nur 30 Pro-zent der nicht konditionierten Kupferdoppeladern Bandbreitenvon über 20 Mbp/s unterstützen werden, der Rest wird imBereich von 10 Mbp/s oder noch darunter liegen. Durch„Pair Bonding“ wird insbesondere auf kurze Distanzen fastdie doppelte Bandbreite ermöglicht.

2. Konzentration: DSLAM oder DLC wurden hauptsächlichentwickelt, um eine große Anzahl von ADSL-Teilnehmern derersten Generation zu unterstützen, und dies mit einemhohen Maß an möglicher Überlast. Da die Teilnehmeranzahlpro Uplink groß ist, ist die konzentrierte Bandbreite proTeilnehmer eher gering.

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Was ist ein, wie geht ein …? Ein kleines Technik-Brevier rund um IPTV

Neue Ansätze: In den Netzen verschwinden DSLAM oder DLCzusehends. Sie werden durch Optische Netzwerkeinheiten(ONUs) ersetzt, d. h. durch externe Elemente, die optischein elektrische Signale wandeln. Die ONUs sind kleine Ge-häuse, die von einer externen Quelle gespeist werden; jenäher sie am Kundenanschluss platziert sind, desto kleinersind sie. Sie werden üblicherweise von einem Multi-Gigabit-Link gespeist (anfangs von einem 1 Gigabit Ethernet, undin der Zukunft bis zu 10 Gigabit Ethernet bei großen ONUs).Einige ONUs werden sowohl ATM als auch Ethernet unter-stützen, wobei ATM nach und nach verschwinden wird.

3. Aggregation: Das Aggregationsnetz wird verwendet, umDSLAM oder DLC-Verkehr zusammenzufassen. Es verbindetdas Zugangsnetz mit dem Broadband Remote Access Server(BRAS), und ist häufig nur ein kleiner ATM-Switch Port.Auch hier existiert ein hohes Maß an möglicher Überlast.

In den Aggregationsnetzen ist deutlich die Einführung derreinen Ethernet-Netzwerke zu erkennen. Die meisten Carrierbevorzugen es, ihre Multi-Service-Switches (Unterstützungfür sowohl ATM als auch Ethernet) durch reine Ethernet-Switches zu ersetzen. Die neuen Switches sind einfacher,bieten eine breitere Switching Logik und unterstützenVirtual LAN (VLAN)-Merkmale, die für das Management derDienstgüte entscheidend sind.

Video-Codierung: IPTV nutzt Video-Codierungstechniken nach MPEG-2, MPEG-4 AVC oder WM VC-1. MPEG-2-Videokompression gibt es be-reits seit ungefähr 15 Jahren. Es handelt sich dabei um diebevorzugte Codierung für digitale Kabel- und Satelliten-systeme. Die Kosten für MPEG-2-Dekoder sind niedrig. DieKompressionseffizienz von MPEG-2 ist zwar für HFC-Netz-werke oder reine Glasfasernetze ausreichend, nicht jedochfür Kupferdoppelader. Hierfür ist entweder MPEG-4 AVC oderWM VC-1 erforderlich. MPEG-2 und MPEG-4 AVC basieren aufdem gleichen Prinzip, dass zwischen den kontinuierlichen,stark komprimierten Bilderinformationen gelegentlich prakt -isch nicht komprimierte Bilder übertragen werden. Die Be-schreibung der komprimierten Bilder beinhaltet dann nurnoch die Veränderung zum ursprünglichen Bild. Die Über-legenheit von MPEG-4 AVC gegenüber MPEG-2 ist im Wesent -lichen auf eine erhebliche Verbesserung der bewegungskom -pensierten Vorhersage zurückzuführen. Außerdem er wei tertMPEG-4 die adaptiven Bild- oder Halbbildkodie rungs -

mechanismen (field or frame encoding mechanisms). MPEG-2 verwendet bildadaptive Bild- oder Halbbildkodie rung.MPEG-4 AVC fügt Tools hinzu, so dass die Bild- oder Halb -bild kodierung auf Makroblock-Basis angepasst werden kann.Es wird behauptet, dass WM VC-1 sich darin unter scheidet,dass es ein Toolset verwendet, welches für die Dekodierungvon PCs optimiert ist. Andererseits wird ge sagt, dass derwichtigste Unterschied zwischen MPEG-4 AVC und WM VC-1in der Möglichkeit besteht, WM VC-1-Streams mit einemHighend (> 1 GHZ) Intel-Prozessor zu dekodieren, ohnedafür spezielle Hardware zu benötigen. MPEG-4 AVC und WMVC-1 sind für die Netzbetreiber die einzigen Kodierungs-lösungen, bei denen die Kupferdoppeladern für die letztenhundert Meter zum Haushalt beibehalten werden können. Inden nächsten Jahren erwarten wir dramatische Verbes-serungen sowohl in der Kompression als auch in derQualität. Wir erwarten jedoch keine Kompressionsverbes-serungen für MPEG-2.

Während MPEG-4 AVC durchaus seine Reize hat, ist eswichtig zu verstehen, dass es sich hierbei um eine Opti -mierung von MPEG-2 handelt. Die Verbesserung bestehtschlichtweg darin, dass es das, was MPEG-2 bereits gutleistet, noch besser macht. Andererseits ist es in der Kom -pri mierung schneller Bewegungssequenzen oder Szenen-schnitte vergleichbar schwach, was in einer relativ schlech -ten Bildqualität von z. B. Sportübertragungen resul tiert.

Videoserver:Kodierte Datenströme werden auf sogenannten Videoser-vern, d. h. Computer mit ernormen Speichern, abgespei chert.Typische Speichersysteme haben wachsende Kapazitätenvon 5 bis zu 20 Terabyte (TB). Videoserver streamen Video/Audio-Inhalte per Unicast oder Multicast auf die STB. EinVideoserver kann zurzeit ungefähr 200 Videostreams mit je3 Mbp/s unterstützen. Videoserver werden hauptsächlich fürVoD eingesetzt, aber auch für NPVR (Netzbasierte Persön -liche Videorekorder), was den Teilnehmern ermöglicht, Sen -dun gen per Fernsteuerung auf einem Gerät aufzuzeichnen,das sich im Netz des Betreibers befindet. Die wichtigstentechnischen Merkmale von Videoservern sind: Skalierbarkeitin Bezug auf Speicherung und Anzahl von Streams, Manage -mentsoftware und Vielzahl von Schnittstellen. Typische Bei-spiele für Anbieter von Videoservern: Bitband, Broadbus, C-Cor, Entone und Kasenna.

Zugangsberechtigungssysteme und Digitale Rechtever-waltung: Ein Zugangsberechtigungssystem (Conditional Access Sys -tem, CAS) gewährleistet den Schutz der Inhalte vor unberech -tigter Nutzung. In der Vergangenheit benötigte ein Video-netzwerk kein CAS, da das Netzwerk selbst den Zugriff aufdie Inhalte verwaltete. Theoretisch könnte das auch heutenoch so sein, wenn das Gerät auch bestimmen könnte, obder Benutzer dazu berechtigt ist, die jeweiligen Inhalte zunutzen. Während sich IPTV allmählich zu einer Massen markt-technologie entwickelt, verlangen die Inhalteanbieter einCAS und außerdem eine Digitale Rechteverwaltung (DigitalRights Management, DRM), mit der nicht nur die Echtzeit-programmnutzung kontrolliert wird, sondern die Distri bu -tion der Inhalte. Bei den meisten CAS/DRM-Systemen kommteine Kombination aus Scrambling (Vertauschen von Bild-informationen) und Verschlüsselung (Encryption) zur An-wendung. Das CAS/DRM-Modul im Decoder entschlüsseltdann den Datenstrom. Die wichtigsten technischen Merk -male von CAS/DRM sind: Smart Card im Gegensatz zu SoftClient, Sicherheit, Serverskalierbarkeit und Integration mitEncoder, Videoserver und Set-Top-Box. Typische Beispielefür Anbieter von CAS/DRM: Irdeto, Microsoft, Veri matrix,Widewine, Nagravision.

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CCP Customer Control Point – Übergabepunktzum Kunden. Heute zumeist die Set-Top-Box, der DSL-Zugang oder bei reinemContent-Streaming die Fernbedienung

Content Jede Art von Inhalten

CPCM Content Protection and Copy Management –als DVB-CPCM von der EU-Kommission ge-triebener und gefördertes Kopierschutzsys -tem. Damit soll das einfache Aufnehmen vonTV-Sendungen aus dem Digitalen Fernsehenverhindert bzw. eingeschränkt werden. DerFernsehsender kann je Sendung festlegen,ob diese aufgenommen werden darf und fallsja, auf welchem einzelnen Medium dieseAufnahme dann abspielbar ist.

DLC Digital Loop Carrier, digitale Verbindung desTeilnehmeranschlusses mit dem Netzbetreiber

DLNA Digital Living Network Alliance – stellt miteinem Zertifizierungssystem sicher, dassentsprechende Geräte trotz DRM im hei-mischen Netzwerk zusammenarbeiten undInhalte problemlos untereinander aus-tauschen können.

DMB Digital Multimedia Broadcasting – digitalesÜbertragungssystem, das den digitalen Hör-funkstandard DAB um audiovisuelle Leis-tungsmerkmale erweitert.

DRM Digital Rights Management – Schutz vonInhalten, die digitalisiert in elektronischenMedien, technisch beliebig oft vervielfältigt,versendet und empfangen werden können.

DSL Digital Subscriber Line – Übertragungsver-fahren mit höheren Datenraten für den In-ternetzugang über herkömmliche Kupf er -doppeladern der Telefonanschlussleitungen.

DSLAM Digital Subscriber Line Access Multiplexer,bündelt zahlreiche Teilnehmeranschluß-leitungen der Haus halte für den DSL-Verkehr

8. Glossar

ADSL Asymetric Digital Subscriber Line, DSL-Ver-fahren mit max. 6 Mbp/s zum Teilnehmerund max. 0,6 Mbp/s in der Gegenrichtung

ADSL2 Asymetric Digital Subscriber Line, DSL-Ver-fahren mit max. 12 Mbp/s zum Teilnehmerund max. 3 Mbp/s in der Gegenrichtung

ADSL2+ Asymetric Digital Subscriber Line, DSL-Ver-fahren mit max. 24 Mbp/s zum Teilnehmerund max. 3,5 Mbp/s in der Gegenrichtung

ASTRA Privates europäisches geostationäresSatellitensystem für den Direktempfang von Rundfunk mit kleinen Parabolantennen

ATM Asynchronous Transfer Mode, Verfahren zur Datenübertragung in Paketen definierterGröße im asynchronen Zeitmultiplex

Aufgerüs- In den Netzen verschwinden DSLAM oder tete Netze DLC zusehends. Sie werden durch Optische

Netzwerkeinheiten (ONUs) ersetzt, d. h.durch externe Elemente, die optische inelektrische Signale wandeln

BNetzA Bundesnetzagentur, Regulierungsbehördeder Bundesrepublik Deutschland

BRAS Broadband Remote Access Server; zuständigfür Authentifizierung, Autorisierung und Ab-rechnung in DSL-Netzen

Broadcast Rundfunk, gleichzeitige plattformunab hän -gi ge Übertragung der Informationen voneinem Sender zu allen Empfängern überelektromagnetische Wellen

BTX Bildschirmtext

CAS Conditional Access System – Zugangsbe rech -ti gungssystem mit Verschlüsselung vonInhalten

DVB Digital Video Broadcasting – standar di sier tesVerfahren zur digitalen Übertragung von TV-und Hörfunkprogrammen und zusätz lichenDiensten

DVB-C DVB-Cable, DVB-Spezifikation für Breitband-kabeldistribution

DVB-H DVB-Handheld – DVB-Spezifikation für Dis-tribution zu mobil verwendbaren Geräten

DVB-S DVB-Satellite – DVB-Spezifikation fürSatellitendistribution

DVB-T DVB-Terrestrial – DVB-Spezifikation fürdrahtlose terrestrische Distribution

Encoder Encoder haben die Aufgabe, Eingangssignaleverschiedener Formate in einen digitalenund kompri mier ten Datenstrom umzu wan -deln, d. h. sie zu ko die ren.

EPG Electronic Program Guide – elektronischerProgrammführer

Ethernet Netzwerktechnologie für lokale Datennetze

FTA Free-to-air – unverschlüsselt empfangbareProgramme

GEZ Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in derBundesrepublik Deutschland

HDTV High Definition Television – hochauflösen -des Fernsehen, mit erheblichen Verbesserun -gen der Bildqualität hinsichtlich Auflösungund Schärfe

HFC Hybrid Fiber Coax – hybride Netzabschnitteaus optischen und elektrischen Leitungen

IGMP Internet Group Management Protocol

Interleaving Konzept zur Reduktion von Datenfehlern inder Übertragung

IP-Routing Festlegung der Wege von Datenströmen in-nerhalb von Netzwerken

IPTV Internet Protocol Television, individuell aus-gelöste Distribution von digital kodiertenVideo- und Audiosignalen über Telekom-munikationsnetze auf der Basis des InternetProtocol

iTV Interaktives Fernsehen

Mbit/s Megabit pro Sekunde (= Übertragungsge -schwin dig keit)

MHP Multimedia Home Platform, einheitlicher internationaler Standard für eine hardware-unabhängige Software-Schnittstelle in DVB-konformen Set-Top-Boxen

Middleware Middleware ist die Software- und Hardware-Infrastruktur, die die verschiedenen Kom-ponenten einer IPTV-Lösung verbindet

MobileTV Distribution von Content über mobileEndgeräte, meinst basierend auf DVB-H,aber auch auf reinem UMTS-Streaming

MPEG Motion Picture Experts Group, internationaleVereinigung, die Standards für die Kompres -sion digitaler Video- und Audiosignale ent-wickelt

MPEG-1 Standard für die Kodierung der Signale fürVideo-CD und MP3-Dateien

MPEG-2 Standard für die Kodierung der Signale fürDVB und DVD

MPEG-3 Standard für die Kodierung der Signale fürHDTV, inzwischen in MPEG-2 integriert

MPEG-4 Standard für die Kodierung der Signale fürIP-basierte Bewegtbildkommunikation

MPEG-4 AVC Standard für die hocheffiziente Kodierungfür HDTV und MobileTV

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Glossar

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Glossar

Multicast Gleichzeitiger Signaltransport von einerQuelle zu vielen Empfängern

NPVR Network Personal Video Recorder, PVR, derzentrale Leistungsmerkmale des Netzes, wieSpeicherplatz oder EPG nutzt.

OC-3 Optical Carrier Level, dritte Ebene von syn-chronen optischen Netzwerken

ONU Optical Network Units, optoelektronischeNetzwerkelemente zur Reduktion elek-trischer Übertragungsverluste

Payload „Nutzlast“ – entspricht den übertragenenrelevanten Inhalten, ohne Protokoll- undSteuerinformationen

PC Personal Computer, stationär betriebenerEinzelplatzrechner

PPP Point-to-Point-Protocol, ermöglicht die Nut-zung von Telefonwählverbindungen für IT-Netzwerke

PPV Pay-per-view – Zahlungsmodell, bei demjeder Abruf von Inhalten einzeln abge-rechnet wird

PVR Personal Video Recorder, PC-basiertes Auf-zeichnungsgerät mit persönlichem Profil derSehgewohnheiten des Nutzers

RAM Random Access Memory – Halbleiterspeicherauf Basis matrizierter Speicherzellen

RfStV Rundfunkstaatsvertrag – gilt für die Veran -staltung und Verbreitung von Rundfunk inDeutschland in einem dualen Rundfunk-system

SMPTE Society of Motion Picture TelevisionEngineers – internationale Vereinigung, die aktuell für HDTV mit dem Codec VC-1gegen H.264 der MPEG antritt

SOC System on a Chip (Ein-Chip-System) – Inte -gration aller oder wesentlicher Systemfunk-tionen auf einem einzelnen Stück Silizium(Chip). Vorteile sind vor allem eine möglicheMiniaturisierung und Kosteneinsparungen.

STB Set-Top-Box-Decoder für den Empfang unddie Umsetzung von Programm- und Zusatz-signalen des digitalen Fernsehens auf dietypischen TV-Eingangssignale (SCART)

Streaming Verfahren zur Datenübertragung von Bildund Ton zwischen zwei Punkten im Netz mit gleichzeitiger Wiedergabe der Inhalte

T3 Trunk 3 – dritte Ebene eines Primärmulti-plexanschlusses, entspricht etwa 672 gekop-pelten Sprachleitungen

TB Terabyte

TKG Telekommunikationsgesetz

TV Television – die gleichzeitige Aufnahme,Über tragung und Wiedergabe von bewegtenBildern an verschiedenen Orten

TVWF-RL EU-Fernsehrichtlinie „Television withoutfron tiers“, Eckpfeiler der Politik der Euro -päischen Gemeinschaft im audiovisuellenBereich

Unicast Signaltransport von einer Quelle zu einemEmpfänger

Videoserver Kodierte Datenströme werden auf soge nann -ten Videoservern, d. h. Computer mit enor -men Speichern, abgespeichert

VDSL DSL-Verfahren mit sehr hohen Datenraten

VLAN Virtual Local Area Network, stellt innerhalbeines größeren Netzwerkes ein virtuelleslokales Netz dar

VoD Video-on-Demand – Laden und Abspielenvon Filmen nach den Wünschen des Zu-schauers

WebTV Zeitlich und inhaltlich unantastbare Liefe -rung von digital kodierten Video- und Audio -signa len innerhalb eines Datenstromes überTele kom munikationsnetze auf der Basis desInter net Protocol, auch TV-over-Web oderInter net-TV genannt.

WLAN Wireless Local Area Network – drahtlosesNetzwerk

WM VC-1 Video Encoder von Microsoft

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Glossar

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9. Die Autoren

Stephan Dieter ist Managing Consultant bei Detecon Inter -national GmbH, einer auf den weltweiten konvergierendenTelekommunikationsmarkt spezialisierten Unternehmens-beratung. Sein Fokus innerhalb der Competence PraxisStrategy & Innovation liegt in der Analyse zukünftiger IP-basierter Medienszenarien und der Erarbeitung daraufbasierender Geschäftsmodelle. Er ist Autor verschiedener Ar-tikel und internationaler Präsentationen zum Thema konver -gierende IPTV-Welt und MultiPlay-Optionen und er war dies-bezüglich Gastdozent an der Universität München.

Dr. Dirk Schrameyer, LL.M. (USA) arbeitet nach Studiumund Promotion in Deutschland und den USA, wo er sichschon früh auf Telekommunikations- und Wettbewerbsrechtspezialisierte, als Berater im Bereich „Regulatory Affairs“bei Detecon International GmbH. Dort beschäftigt er sichschwerpunktmäßig mit Regulierungsfragen im Telekommu ni -kations- und Medienbereich sowie mit deren wettbe werbs -rechtlichen Implikationen. Er berät in- und ausländischeUnternehmen zu Fragen der Regulierung der Telekommu -nikationsmärkte und neuer Medien (IPTV, Internet, Web 2.0).

www.lfm-nrw.de

LfM-TechnikBand 7

Stephan Dieter / Dr. Dirk Schrameyer

IPTV – Über Internet anders fernsehen?!Mehrwert oder nur mehr Kosten?

deutsche medienakademie köln

ISBN 978-3-940929-00-6