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No 92 21.10. 2017 Nachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Eine Beilage der Kieler Nachrichten Editorial Geänderte Einkäufe S. 5 »Kiribati ist ein Land, das sehr stark vom Klimawandel bedroht ist, das aber auch versucht, Lösungen für die eigene Bevölkerung zu finden.« Professorin Silja Klepp, Geographisches Institut S. 3 »Das erworbene Wissen über den Körperaufbau ist unverzichtbar für alle diagnostischen und therapeu- tischen Maßnahmen und gehört somit zu den wichtigsten Voraus- setzungen für eine erfolgreiche ärztliche Tätigkeit.« Professor Ralph Lucius, Anatomisches Institut S. 12 Gespendeter Stuhl S. 8 Geärgerte Alge S. 9 Liebe Leserin, lieber Leser, wer über die Rolle der Wissenschaft in der modernen Welt nachdenkt, steht vor einem Paradoxon: Einerseits verlangen Gesellschaft und Politik evidenzbasierte Erkenntnisse von ihr, an denen sie ihre Entscheidungen und politischen Wegstellungen aus- richten können. Andererseits besteht die Dynamik der Wissenschaft gerade darin, dass sich ihre Beiträge mitunter gegenseitig widersprechen und mehrere Antworten auf eine Frage- stellung anbieten. Ein Bewusstsein für die Unsicherheit eigener Erkenntnis ist ihr Motor, nicht vermeintliche Eindeutigkeit. Gleichwohl ist sie nicht beliebig. Vielmehr produziert und beschreibt sie ihre Versionen von Lösungen nachvollziehbar und transparent. Darin ist sie sehr demo- kratisch. Wir laden Sie herzlich ein, bei der diesjährigen Night of the Profs am 17. November unter dem Motto »Wahrheit(en) – Werte – Widerstand« mit uns über die Rolle der Wissen- schaft und Ihre Erwartungen an sie zu diskutieren. Reichlich inhaltliche Anregungen dafür bietet Ihnen die vorliegende »unizeit«. Ihr Professor Lutz Kipp Universitätspräsident EUROPÄISCHE WOCHE DER ABFALL- VERMEIDUNG Die CAU beteiligt sich auch in diesem Jahr an der Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Unter dem Motto »MÜLLFREI(ER)LEBEN« finden vom 20. bis 23. November Aktionen im Audimax, Christian-Albrechts-Platz 2, statt. Das Thema Abfallvermeidung ist in den vergangenen Jahren immer populärer geworden. So auch an der CAU. Die Kieler Universität arbeitet daran, ein nachhaltiges Abfallmanage- ment zu etablieren. Dafür entwickelt das Sachverständigenbüro »cyclos« aus Osnabrück speziell für die Kieler Uni ein Abfallvermeidungskonzept. »Ein solches Konzept ist für die Hoch- schullandschaft in Deutschland bisher einmalig«, sagt Dr. Norbert Kopytziok, Leiter der Koordinationsstelle für den Klimaschutz »klik – klima konzept 2030« an der CAU. Während der Europäischen Woche der Abfallvermeidung wird unter anderem das Vorgehen bei der Erstel- lung des Konzepts präsentiert. Darü- ber hinaus organisiert die seit Anfang des Jahres bestehende AG Abfall- vermeidung der CAU Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden zur Abfallvermeidung. Betrachtet werden die Themen Ernährung, Müll, Kon- sum und Politik. An den vier Tagen sind Interessierte eingeladen, mitzu- diskutieren, Ideen zu entwickeln und Kieler Initiativen für ein müllfrei(er)es Leben und eine müllfrei(er)e Univer- sität kennenzulernen. Mit dabei sein werden die Verbraucherzentrale, die Bloggerinnen und Blogger von »ein- fachleben.blog«, der Laden »unver- packt« und das Netzwerk »Wachs- tumswende«. www.klik.uni-kiel.de/de/abfall Verschwenden beenden Wir machen es unserem Weltklima nicht leicht. Natürlich hat es sich geändert. Zwischen Eis- und Warmzeiten gab es globale Tempera- turunterschiede von ungefähr fünf Grad Celsius. Das dauerte aber viele Tausend Jahre. Dann fanden wir Gefal- len an Maschinen, und im 19. Jahr- hundert kam die Industrialisierung in Schwung. Gut 150 Jahre später steht uns erneut eine radikale Temperatur- änderung bevor. »Die Geschwindigkeit ist besonders. Wir sprechen beim Kli- mawandel im schlimmsten Fall von fünf Grad seit der Industrialisierung bis zum Ende dieses Jahrhunderts«, warnt Mojib Latif. Er ist seit 2003 Professor an der Uni Kiel und leitet seit 2004 den Forschungsbereich Ozeanzirku- lation und Klimadynamik am GEO- MAR Helmholtz-Zentrum für Ozean- forschung Kiel. Seine Forschung zeigt: »Die Meeresspiegel steigen, das Eis der Erde schmilzt und Wetterextreme neh- men zu. Vor diesen Fakten können wir nicht mehr die Augen verschließen.« Die Gesellschaft für deutsche Spra- che wählte »postfaktisch« zum Wort des Jahres 2016. Das Kunstwort ver- weise darauf, dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zunehmend um Emotionen und weni- ger um Fakten gehe, begründete die Jury ihre Entscheidung. Das spüren auch Forschende. Wer Interviews des vielfach ausgezeichneten Wissen- schaftlers Latif bei YouTube sucht, fin- det in den Kommentaren Lügen- und Propagandavorwürfe. »Sie glauben gar nicht, wie viele Mails ich bekomme, wenn mal Schnee oder Eis liegt. Viele verstehen nicht, dass wir es mit einem chaotischen System zu tun haben, das sich langfristig ändert. Kurzfristig gibt es eben unberechenbares Wetter.« Schwankungen in der Klimaentwick- lung sind also normal. Latif gibt zu, dass das komplexe Erdsystem nicht in allen Details vorhersagbar und ver- ständlich ist. Gerade bei regionalen Änderungen, Wolken- und Meeresströ- mungen gebe es Unsicherheiten. Auch der Kieler Umweltethiker und Philosoph Professor Konrad Ott betont: »Die wissenschaftliche Haltung der Skepsis ist erst einmal lobenswert. Doch die Modelle und Daten sind so überwältigend eindeutig, dass an der Tatsächlichkeit des Klimawandels kein Zweifel bestehen kann. Die sogenann- ten Klimaskeptiker missbrauchen die Tugend wissenschaftlicher Skepsis.« Er setzt auf Sachlichkeit und auf den Diskurs: »Die Klimaethik trägt mit den Mitteln der Argumentation dazu bei, dass ein politischer Wille entstehen könnte, ein globales Ziel auf gerechte Weise in die Tat umzusetzen.« Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz im Dezember 2015 einigten sich erst- mals 195 Länder auf ein völkerrecht- liches weltweites Klimaschutzüberein- kommen. Emissionen sollen gesenkt und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vor- industriellen Temperaturen begrenzt werden. Dann aber kam US-Präsident Donald Trump und verkündete im Juni 2016 den Ausstieg seines Landes aus dem Abkommen. Konrad Ott hat dazu eine klare Haltung: »Wer das Pariser Abkommen sabotiert, handelt aus kli- maethischer Sicht definitiv unverant- wortlich.« Seiner Ansicht nach müsse gerade versucht werden, die Ziele von Paris konsequent umzusetzen. Es liege in der Verantwortung jedes Einzelnen, die Risiken des Klimawandels abzufe- dern. »Vor allem die Industrienationen müssen ihren Beitrag leisten«, meint Ott. Denn sie verfügen über Kapital, Wissen und Technologien. Und wei- ter: »Ohne China und die USA wird Klimapolitik zum Scheitern verurteilt sein, weil sie zusammen etwa 50 Pro- zent aller globalen Emissionen ver- ursachen. Nicht zu vergessen sind Staaten mit einem raschen Anstieg an Emissionen wie Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, aber auch einige afrikanische Staaten wie Nigeria und Südafrika.« Aber wie geht Klimaschutz konkret? Hier ist nicht nur politisches Handeln, sondern auch der persönliche Lebens- stil gefragt. Liebgewonnene Hobbys wie Fernreisen oder Fahrzeuge mit hohen CO 2 -Emissionen wie Gelände- wagen sollten überdacht werden, sagen die Experten. Doch auch unverdäch- tigere Beispiele wie Single-Haushalte oder Fernbeziehungen können die eigene CO 2 -Bilanz negativ beeinflus- sen. »Viele Leute haben Interessen, die mit einem hohen Energiekonsum einhergehen«, sagt Ott. Und es werden immer mehr. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen nicht nur viele Menschen vornehmlich in tropischen Ländern, sondern werden zum Verlust der globalen Biodiversität beitragen. »Irgendwann knallt es«, ist sich auch Latif sicher. Von der neuen Bundesre- gierung erwarten die Wissenschaftler deshalb Investitionen in die Forschung und ein couragiertes Klimaprogramm. »Umweltpolitische Erfolge sind mög- lich. Es braucht dafür nur Mut für entsprechende Gesetze wie eine Koh- lendioxid-Steuer oder einen globalen Emissionshandel mit strengen Zielen. Letztlich liegt aber die Lösung auch bei uns selbst«, appelliert Ott. Fakten und Lebensstil in Einklang zu bringen, fange bei uns selbst an. In Deutschland sind die Emissionen sogar wieder leicht gestiegen. Worauf warten wir noch? Raissa Maas Ist das die Welt, wie sie uns gefällt? Illustration: Holly McKelvey Schon vor über hundert Jahren warnten die ersten Fachleute vor dem menschengemachten Klimawandel. Trotzdem sind wir kaum bereit, unseren Lebensstil zu ändern, und Skeptiker erhalten Zulauf. Mojib Latif und Konrad Ott beziehen Stellung zu gesellschaftlicher Verunsicherung und Verantwortung in postfaktischen Zeiten. Irgendwann knallt es! Mojib Latif Foto: pur.pur »Die Meeresspiegel steigen, das Eis der Erde schmilzt und Wetter- extreme nehmen zu. Vor diesen Fakten können wir nicht mehr die Augen verschließen.« Konrad Ott Foto: privat Unter www.uni-kiel.de/unizeit können Leserinnen und Leser aktuelle und frühere Ausgaben durchstöbern und zusätzliche Bilder und Videos zu ein- zelnen Beiträgen ansehen. Find several »unizeit« articles in English at www.uni-kiel.de/unizeit/en. Redaktionstipp

Irgendwann knallt es!

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No 92 21.10. 2017 Nachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Eine Beilage der Kieler Nachrichten

Editorial

Geänderte Einkäufe S. 5

»Kiribati ist ein Land, das sehr stark vom Klimawandel bedroht ist, das aber auch versucht, Lösungen für die eigene Bevölkerung zu finden.«

Professorin Silja Klepp, Geographisches Institut S. 3

»Das erworbene Wissen über den Körperaufbau ist unverzichtbar für alle diagnostischen und therapeu-tischen Maßnahmen und gehört somit zu den wichtigsten Voraus-setzungen für eine erfolgreiche ärztliche Tätigkeit.«

Professor Ralph Lucius, Anatomisches Institut S. 12

Gespendeter Stuhl S. 8

Geärgerte Alge S. 9

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer über die Rolle der Wissenschaft

in der modernen Welt nachdenkt,

steht vor einem Paradoxon: Einerseits

verlangen Gesellschaft und Politik

evidenzbasierte Erkenntnisse von ihr,

an denen sie ihre Entscheidungen

und politischen Wegstellungen aus-

richten können. Andererseits besteht

die Dynamik der Wissenschaft gerade

darin, dass sich ihre Beiträge mitunter

gegenseitig widersprechen und

mehrere Antworten auf eine Frage-

stellung anbieten. Ein Bewusstsein für

die Unsicherheit eigener Erkenntnis

ist ihr Motor, nicht vermeintliche

Eindeutigkeit. Gleichwohl ist sie

nicht beliebig. Vielmehr produziert

und beschreibt sie ihre Versionen

von Lösungen nachvollziehbar und

transparent. Darin ist sie sehr demo-

kratisch. Wir laden Sie herzlich ein,

bei der diesjährigen Night of the Profs

am 17. November unter dem Motto

»Wahrheit(en) – Werte – Widerstand«

mit uns über die Rolle der Wissen-

schaft und Ihre Erwartungen an sie

zu diskutieren. Reichlich inhaltliche

Anregungen dafür bietet Ihnen die

vorliegende »unizeit«.

IhrProfessor Lutz KippUniversitätspräsident

EUROPÄISCHE WOCHE DER ABFALL-VERMEIDUNGDie CAU beteiligt sich auch in diesem Jahr an der Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Unter dem Motto »MÜLLFREI(ER)LEBEN« finden vom 20. bis 23. November Aktionen im Audimax, Christian-Albrechts-Platz 2, statt. Das Thema Abfallvermeidung ist in den vergangenen Jahren immer

populärer geworden. So auch an der CAU. Die Kieler Universität arbeitet daran, ein nachhaltiges Abfallmanage-ment zu etablieren. Dafür entwickelt das Sachverständigenbüro »cyclos« aus Osnabrück speziell für die Kieler Uni ein Abfallvermeidungskonzept. »Ein solches Konzept ist für die Hoch-schullandschaft in Deutschland bisher einmalig«, sagt Dr. Norbert Kopytziok, Leiter der Koordinationsstelle für den Klimaschutz »klik – klima konzept 2030« an der CAU.

Während der Europäischen Woche der Abfallvermeidung wird unter anderem das Vorgehen bei der Erstel-lung des Konzepts präsentiert. Darü-ber hinaus organisiert die seit Anfang des Jahres bestehende AG Abfall-vermeidung der CAU Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden zur Abfallvermeidung. Betrachtet werden die Themen Ernährung, Müll, Kon-sum und Politik. An den vier Tagen sind Interessierte eingeladen, mitzu-diskutieren, Ideen zu entwickeln und

Kieler Initiativen für ein müllfrei(er)es Leben und eine müllfrei(er)e Univer-sität kennenzulernen. Mit dabei sein werden die Verbraucherzentrale, die Blogger innen und Blogger von »ein-fachleben.blog«, der Laden »unver-packt« und das Netzwerk »Wachs-tumswende«.

www.klik.uni-kiel.de/de/abfall

Verschwenden beenden

Wir machen es unserem Weltklima nicht leicht. Natürlich hat es sich geändert. Zwischen Eis- und Warmzeiten gab es globale Tempera-tur unterschiede von ungefähr fünf Grad Celsius. Das dauerte aber viele Tausend Jahre. Dann fanden wir Gefal-len an Maschinen, und im 19. Jahr-hundert kam die Industrialisierung in Schwung. Gut 150 Jahre später steht uns erneut eine radikale Temperatur-änderung bevor. »Die Geschwindigkeit ist besonders. Wir sprechen beim Kli-mawandel im schlimmsten Fall von fünf Grad seit der Industrialisierung bis zum Ende dieses Jahrhunderts«, warnt Mojib Latif. Er ist seit 2003 Professor an der Uni Kiel und leitet seit 2004 den Forschungsbereich Ozeanzirku-lation und Klimadynamik am GEO-MAR Helmholtz-Zentrum für Ozean-forschung Kiel. Seine Forschung zeigt: »Die Meeresspiegel steigen, das Eis der Erde schmilzt und Wetterextreme neh-men zu. Vor diesen Fakten können wir nicht mehr die Augen verschließen.«Die Gesellschaft für deutsche Spra-che wählte »postfaktisch« zum Wort des Jahres 2016. Das Kunstwort ver-weise darauf, dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zunehmend um Emotionen und weni-ger um Fakten gehe, begründete die Jury ihre Entscheidung. Das spüren auch Forschende. Wer Interviews des vielfach ausgezeichneten Wissen-schaftlers Latif bei YouTube sucht, fin-det in den Kommentaren Lügen- und Propagandavorwürfe. »Sie glauben gar nicht, wie viele Mails ich bekomme, wenn mal Schnee oder Eis liegt. Viele verstehen nicht, dass wir es mit einem chaotischen System zu tun haben, das sich langfristig ändert. Kurzfristig gibt es eben unberechenbares Wetter.« Schwankungen in der Klimaentwick-lung sind also normal. Latif gibt zu, dass das komplexe Erdsystem nicht in allen Details vorhersagbar und ver-ständlich ist. Gerade bei regionalen Änderungen, Wolken- und Meeresströ-mungen gebe es Unsicherheiten. Auch der Kieler Umweltethiker und Philosoph Professor Konrad Ott betont: »Die wissenschaftliche Haltung der Skepsis ist erst einmal lobenswert. Doch die Modelle und Daten sind so überwältigend eindeutig, dass an der Tatsächlichkeit des Klimawandels kein Zweifel bestehen kann. Die sogenann-ten Klimaskeptiker missbrauchen die

Tugend wissenschaftlicher Skepsis.« Er setzt auf Sachlichkeit und auf den Diskurs: »Die Klimaethik trägt mit den Mitteln der Argumentation dazu bei, dass ein politischer Wille entstehen könnte, ein globales Ziel auf gerechte Weise in die Tat umzusetzen.«

Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz im Dezember 2015 einigten sich erst-mals 195 Länder auf ein völkerrecht-

liches weltweites Klimaschutzüberein-kommen. Emissionen sollen gesenkt und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vor-industriellen Temperaturen begrenzt werden. Dann aber kam US-Präsident Donald Trump und verkündete im Juni 2016 den Ausstieg seines Landes aus dem Abkommen. Konrad Ott hat dazu eine klare Haltung: »Wer das Pariser Abkommen sabotiert, handelt aus kli-maethischer Sicht definitiv unverant-wortlich.« Seiner Ansicht nach müsse gerade versucht werden, die Ziele von Paris konsequent umzusetzen. Es liege in der Verantwortung jedes Einzelnen, die Risiken des Klimawandels abzufe-dern. »Vor allem die Industrienationen müssen ihren Beitrag leisten«, meint Ott. Denn sie verfügen über Kapital, Wissen und Technologien. Und wei-ter: »Ohne China und die USA wird Klimapolitik zum Scheitern verurteilt sein, weil sie zusammen etwa 50 Pro-zent aller globalen Emissionen ver-ursachen. Nicht zu vergessen sind Staaten mit einem raschen Anstieg an Emissionen wie Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, aber auch einige afrikanische Staaten wie Nigeria und Südafrika.«Aber wie geht Klimaschutz konkret? Hier ist nicht nur politisches Handeln, sondern auch der persönliche Lebens-

stil gefragt. Liebgewonnene Hobbys wie Fernreisen oder Fahrzeuge mit hohen CO2

-Emissionen wie Gelände-wagen sollten überdacht werden, sagen die Experten. Doch auch unverdäch-tigere Beispiele wie Single-Haushalte oder Fernbeziehungen können die eigene CO

2-Bilanz negativ beeinflus-

sen. »Viele Leute haben Interessen, die mit einem hohen Energiekonsum einhergehen«, sagt Ott. Und es werden immer mehr. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen nicht nur viele Menschen vornehmlich in tropischen Ländern, sondern werden zum Verlust der globalen Biodiversität beitragen. »Irgendwann knallt es«, ist sich auch Latif sicher. Von der neuen Bundesre-gierung erwarten die Wissenschaftler deshalb Investitionen in die Forschung und ein couragiertes Klimaprogramm. »Umweltpolitische Erfolge sind mög-lich. Es braucht dafür nur Mut für entsprechende Gesetze wie eine Koh-lendioxid-Steuer oder einen globalen Emissionshandel mit strengen Zielen. Letztlich liegt aber die Lösung auch bei uns selbst«, appelliert Ott. Fakten und Lebensstil in Einklang zu bringen, fange bei uns selbst an. In Deutschland sind die Emissionen sogar wieder leicht gestiegen. Worauf warten wir noch? Raissa Maas

Ist das die Welt, wie sie uns gefällt? Illustration: Holly McKelvey

Schon vor über hundert Jahren warnten die ersten Fachleute vor dem menschengemachten Klimawandel. Trotzdem sind wir kaum bereit, unseren Lebensstil zu ändern, und Skeptiker erhalten Zulauf. Mojib Latif und Konrad Ott beziehen Stellung zu gesellschaftlicher Verunsicherung und Verantwortung in postfaktischen Zeiten.

Irgendwann knallt es!

Mojib Latif Foto: pur.pur

»Die Meeresspiegel steigen, das Eis der Erde schmilzt und Wetter-

extreme nehmen zu. Vor diesen Fakten können wir nicht mehr die

Augen verschließen.«

Konrad Ott Foto: privat

Unter www.uni-kiel.de/unizeit können Leserinnen und Leser aktuelle und frühere Ausgaben durchstöbern und zusätzliche Bilder und Videos zu ein-zelnen Beiträgen ansehen.

Find several »unizeit« articles in English at www.uni-kiel.de/unizeit/en.

Redaktionstipp

21.10. 2017unizeit 92 | aktuelles | seite 2

Ursprünglich aus einer studentischen Protestaktion gegen Kürzungen in Bildungseinrichtungen entstanden, hat sich die »Lange Vorle-sungsnacht« an der Uni Kiel zu einem Besuchermagnet entwickelt. In diesem Jahr steht die inzwischen zwölfte Night of the Profs unter dem Motto »Wahrheit(en) – Werte – Widerstand«. Am Freitag, dem 17. November, präsen-tieren ab 18 Uhr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Fachthemen in allgemeinverständlichen Vorträgen.

So hinterfragt beispielsweise der Toxi-kologe Professor Edmund Maser den Sinn von Nahrungsergänzungsmitteln und »Schlankmachern«. Professor Mar-kus Hundt beleuchtet Lüge und Wahr-heit aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Die Konsequenzen, wenn populistische Menschen Machtpositionen innehaben, stellt Professor Christoph Trebesch vom Institut für Weltwirtschaft an der Kieler Universität vor.Die Wahl des Mottos kommt nicht von ungefähr: Bereits am 21. April dieses Jahres beteiligte sich die Christian-Al-brechts-Universität am internationalen March for Science mit einer Auftakt-veranstaltung am Vorabend. Weltweit demonstrierten Zehntausende Men-schen im Namen der Wissenschaft. »Wir sind der Überzeugung, dass wir als Universität in diesen von Umbruch und Unsicherheit geprägten Zeiten für die Freiheit der Forschung und Lehre einstehen müssen«, begründete dies CAU-Präsident Professor Lutz Kipp. »Es geht uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darum, die Welt zu verstehen und zu beschreiben, wobei uns klar ist, dass dies immer nur nähe-rungsweise geschehen kann.« Das Stre-ben nach weiteren Erkenntnissen sei somit immer ein Ziel von Wissenschaft, so Kipp weiter. Bei der Night of the Profs

können sich Interessierte ein eigenes Bild von der Vielfalt von Ansichten und Ansätzen machen.Darum geht es auch dem Physiker Pro-fessor Michael Bonitz. Er initiierte im April die Vortragsveranstaltung und eine »Lighthouse«-Präsentation am Unihochhaus zum March for Science. Bonitz: »Es wurde ein großes Inter-esse an einer Auseinandersetzung mit Populismus und an einer hörbaren Stellungnahme von Wissenschaftlern deutlich.« Mit der Ringvorlesung »Wis-senschaft und alternative Fakten« bietet Bonitz mit Kolleginnen und Kollegen ab kommendem Wintersemester ein wei-teres Forum für den Austausch mit der Öffentlichkeit an. Monatliche Veran-staltungen sollen ab Januar auch einem nicht-akademischen Publikum die wissenschaftliche Arbeitsweise näher-bringen. Wie kommen Forschende zu Erkenntnissen, die der Überprüfung standhalten? Wie gelingt es der Wis-senschaft, falsche Vorstellungen und falsche Ergebnisse zu korrigieren? Doch Bonitz betont auch: »Fakten sprechen nicht für sich allein. Wir müssen viel aktiver als bisher eine Brücke zwischen Wissenschaft und Bevölkerung bauen.« Nach etwa 30-minütigen Vorträgen sind die Besucherinnen und Besucher des-halb eingeladen, Fragen zu stellen und eigene Themenwünsche zu äußern. Zur Auftaktveranstaltung am Donnerstag, dem 11. Januar um 18 Uhr im Audimax gibt Organisator Bonitz Einblicke in sein Forschungsfeld und hinterfragt, ob es angesichts von Relativität und Unschärfe überhaupt Fakten in der Physik gibt. Weitere Veranstaltungen, unter anderem über die Wirksamkeit von Impfungen, über die Besuche von Außerirdischen oder die Demokratie in »postfaktischen« Zeiten, folgen. Raissa Maas Night of the Profs: www.uni-kiel.de/night Ringvorlesung (ab Dezember): www.uni-kiel.deInfos zum Science March: www.marchforscience.de

Professorin Alexa Klettner ist vom gesundheitlichen Wert der Braunalgen überzeugt. Als Beispiel führt sie die Bevölkerung Japans an, die in Sachen Lebenserwartung und Gesundheitszustand an der Spitze der Welt steht. Ob das auf deren fisch- und algenreicher Ernährung basiert, ist zwar nicht bewiesen. Unbestritten ist, dass Algen wertvolle Inhaltstoffe besitzen. »Das ist ein Schatz, der da vor der Küste schwimmt«, sagt die Leiterin des For-schungslabors an der Augenklinik der Uni Kiel. Bisher erfährt dieser Schatz allerdings noch wenig Beachtung.

Immerhin die Wellnessbranche setzt mit Meereskosmetik und Thalassothe-rapie schon länger auf die Wirkung von Algen, die neben Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen eine Fülle weiterer bioaktiver Inhaltstoffe enthalten, und langsam erobern Algen auch die Super-marktregale. Besonderes Augenmerk gilt den sogenannten Fucoidanen, die aus Braunalgen gewonnen werden.»Fucoidane zeigen verschiedene Eigen-schaften, die sie als mögliches The-rapeutikum für verschiedene Erkran-kungen etwa in der Augenheilkunde

oder bei der Gewebezüchtung (Tissue Engineering) interessant machen. Aller-dings sind sie als Naturstoffgruppe sehr heterogen.« Diese Heterogenität ist der Ausgangspunkt für das deutsch-dänische Projekt »FucoSan – Gesundheit aus dem Meer« unter der Federführung von Alexa Klettner. »Wir wollen die ver-schiedenen Fucoidane charakterisieren und deren biologische Aktivität kata-logisieren, so dass man anschließend sagen kann, welches Extrakt für welche Anwendung geeignet sein könnte.«Eine dieser möglichen Anwendungen ist zum Beispiel die Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), einer in Deutschland weit ver-breiteten Augenerkrankung. Bisher gibt es nur die Möglichkeit, mit sogenannten VEGF-Hemmern das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. »Durch einen Zufall haben wir entdeckt, dass auch Fucoidan in der Lage ist, den VEGF-Gehalt in den Zellen des Auges zu ver-mindern«, berichtet Klettner. Ausgehend davon hat sie in Kooperation

mit Professorin Sabine Fuchs aus der Kli-nik für Unfallchirugie und Orthopädie einige für medizinische Anwendungen interessante Ergebnisse zu Fucoidanen erzielt. Um diese Eigenschaften genauer unter die Lupe nehmen zu können, ini-tierten sie zusammen mit Professorin Susanne Alban vom Pharmazeutischen Institut der CAU und Dr. Levent Piker von der Kieler Firma Coastal Research & Management das Projekt FucoSan, das bis Februar 2020 als InterReg-5a-Projekt von der Europäischen Union gefördert wird. Beteiligt sind außerdem das GEOMAR Helmholz-Zentrum für

Ozeanforschung Kiel, die Firma oce-anBASIS und dänische Partner von der Technischen Universität Dänemark, der Süddänischen Universität sowie dem Universitätsklinikum Odense.»Da Fucoidane aus Algen gewonnen werden, können sich die Eigenschaf-ten und Wirkungen unterscheiden, je nachdem, um welche Algenart es sich handelt und wo diese gewachsen ist«, so Klettner. Daher werden verschiedene Algen aus unterschiedlichen Regionen, die zu verschiedenen Zeiten geerntet wurden, untersucht und charakterisiert. Damit sollen später die für viele ver-schiedene Anwendungsgebiete geeig-neten Inhaltsstoffe passgenau identifi-ziert werden.Hierzu werden die gewonnenen Algen-extrakte zunächst hinsichtlich ihrer che-mischen Eigenschaften charakterisiert und anschließend deren biologische

Aktivitäten untersucht. Die Wirkungen der Fucoidane sind breit gefächert und reichen von antioxidativen Eigenschaf-ten über die Fähigkeit, in die Gefäßbil-dung einzugreifen, bis zur Möglichkeit, das Immunsystem zu beeinflussen. »Wir schauen zum Beispiel in der Zell-kultur, ob der Extrakt vor oxidativem Stress schützt, ob er entzündungshem-mend ist und ob die Funktion mei-ner Zellen erhalten bleibt«, erklärt die AMD-Expertin Klettner. »Ihre Zellen« sind das retinale Pigmentepithel. Diese äußere Netzhautschicht ist wichtig für die Nährstoffversorgung der Photore-

zeptoren, Schäden im Pigmentepithel gehen mit der Augenkrankheit AMD einher. Professorin Sabine Fuchs sowie die Partner aus dem Universitätsklini-kum Odense in Dänemark interessieren sich für Funktionen der Fucoidane im Hinblick auf Geweberegeneration, und Professorin Susanne Alban untersucht immunologische Effekte der Algenex-trakte.»Das Besondere an unserem interdiszi-plinären Projekt ist zum einen, dass wir Projektpartner aus der Wissenschaft, der Krankenversorgung und der regio-nalen Wirtschaft an einen Tisch brin-gen. Zum anderen zeigen wir, wie gut grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa funktionieren kann«, betont die Projektleiterin aus Kiel. Kerstin Nees

Wahrheit(en) – Werte – Widerstand

Braunalgen mit Potenzial

Die internationale Großdemonstration »March for Science« setzte ein starkes Zeichen für die Wis-senschaftsfreiheit. Bei der diesjährigen »Night of the Profs« und mit einer Ringvorlesung steht die Uni Kiel weiter öffentlich für kritisches Denken ein.

Seetang, Blasentang, Knotentang – die Ostsee birgt unzählige Arten von Braunalgen. Was diese für die Gesundheit leisten können, erforscht ein deutsch-dänisches Forschungsprojekt systematisch.

Das Projekt FucoSan wird als grenzüber-schreitendes InterReg-5a-Projekt von der Europäischen Union (Interreg Deutschland-Danmark und dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung) mit einer Gesamt-summe von 2,2 Millionen Euro bis Februar 2020 gefördert. Ziel ist, die Inhaltsstoffe in Braunalgen und deren Eigenschaften in Bezug auf eine zukünftige Kommerziali-sierung und Nutzung in der Medizin und Kosmetik zu kartographieren. Hierzu wird eine Datenbank etabliert, die eine Beschrei-bung von bis zu 60 aktiven Inhaltsstoffen in Braunalgen und deren Eigenschaften ent-halten soll.Neben der Klinik für Augenheilkunde und der Klinik für Orthopädie und Unfall-

chirurgie des UKSH, Campus Kiel, beteiligen sich auch das Pharmazeutische Institut der CAU, das GEOMAR Helmholz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, die Technische Uni-versität Dänemark (DTU, Dänemark), die Süddänische Universität (SDU, Dänemark) sowie das Universitätsklinikum Odense (OUH, Dänemark). Das Institut für Innova-tionsforschung der CAU sowie das Mads Clausen Institutet der SDU unterstützen die Forschergruppe im Hinblick auf eine spätere wirtschaftliche Nutzung der Erkenntnisse. Projektpartner sind darüber hinaus oce-anBASIS, ein Unternehmen, das sich auf marine Biotechnologie spezialisiert hat und eine eigene Naturkosmetikmarke vermark-tet, sowie die Kieler Firma Coastal Research & Management, die für Bereitstellung und Kultivierung der Algen verantwortlich ist. ne

Gesundheit aus dem Meer

Der Blasentang (Fucus vesiculosus) ist eine in der Ostsee weit verbreitete Braunalge. Ihre Inhaltsstoffe sollen für die Medizin nutzbar gemacht werden. Foto: Marion Zenthoefer/CRM

»Das ist ein Schatz, der da vor der Küste schwimmt«

»Fakten sprechen nicht für sich allein. Wir müssen viel aktiver als bisher eine Brücke zwischen Wis-

senschaft und Bevölkerung bauen.«

21.10. 2017unizeit 92 | forschung und praxis | seite 3

Über kurz oder lang wird es Klimaflüchtlinge geben, daran besteht kein Zweifel. In Folge des Klimawan-dels wird nicht nur der Meeresspie-gel ansteigen, auch die Intensität und Häufigkeit von Sturmfluten werden nach den Prognosen der Klimamodelle zunehmen und damit heute dicht besiedelte Küstenregionen unbewohn-bar machen. Auf der anderen Seite bedrohen anhaltende Trockenheit und Dürre viele Regionen, zum Beispiel im Nahen Osten oder Afrika, und erschweren der dortigen Bevölkerung das Leben zunehmend.Vom Meeresspiegelanstieg unmittelbar bedroht ist unter anderem der aus 32 Inselatollen bestehende Staat Kiribati (gesprochen Kiribas) mitten im Südpa-

zifik zwischen Australien und Hawaii. »Laut der Vorhersagen für den Mee-resspiegelanstieg werden die Inseln mittel- bis langfristig unbewohnwar sein«, sagt Professorin Silja Klepp vom Geographischen Institut der Uni Kiel. Das könnte schon in 30 Jahren der Fall sein, so die Prognosen, eventuell auch »erst« in 50 Jahren.

Während andernorts der Klimawan-del noch grundsätzlich infrage gestellt

wird, ist für die Menschen in Kiribati die Bedrohung bereits jetzt sehr real. Immer wieder setzen schwere Sturm-fluten ihre oft nah am Strand gebauten Häuser unter Wasser und richten große Schäden an. Mehr und mehr Land geht ans Meer verloren. Mit der Korallen-bleiche, die ebenfalls mit der globalen Erwärmung zusammenhängt, geht der Fischreichtum verloren. Das Ausblei-chen und Absterben der Korallen ist durch steigende Wassertemperaturen mitbedingt. Ganze Riffe, die für Fische Nahrungsquelle und Kinderstube sind, können dadurch zugrunde gehen. Dies erschwert die Fischerei und die Nah-rungsmittelversorgung. Hinzu kommt: »Die für die Wasserversorgung essenti-elle Süßwasserlinse unter der Insel ist

durch die schweren Stürme auch mehr bedroht als früher«, sagt die Ethno-login, die die Arbeitsgruppe Soziale Dynamik in Küsten- und Meeresge-bieten leitet. »Kiribati ist ein Land, das sehr stark vom Klimawandel bedroht ist, das aber auch versucht, Lösungen für die eigene Bevölkerung zu finden«, betont Klepp, die etwa ein Jahr in der Region lebte und forschte.Diese Lösung könnte der langfristige Auszug sein. In Vorbeitung darauf hat die Regierung des Landes eine Migra-tionsstrategie für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt. Sie heißt »migrate with dignity«, also in Würde migrie-ren. Die Strategie umfasst Klimaanpas-sungsprojekte wie den Bau von Däm-men oder das Verlegen von Dörfern aus besonders gefährdeten Gebieten. Im Vordergrund steht aber eine Bildungs-offensive, die der Bevölkerung die Auswanderung erleichtern soll. Neben einer Verbesserung des Englischunter-richts wurden zum Beispiel auch die Abschlüsse technischer Ausbildungen am Kiribati Institute for Technology standardisiert. Zudem wurde in Koo-peration mit Australien ein Programm für die Ausbildung von Krankenschwe-stern aufgelegt sowie verschiedene Erntehilfeprogramme mit Neuseeland. Für den Fall der Fälle hat die Regierung auch bereits Land auf den Fidschi-Inseln gekauft. »Fidschi hat als ein-ziges Land gesagt, wir würden euch im Notfall aufnehmen, und auch nicht als Flüchtlinge, sondern als pazifische Brüder und Schwestern«, so Klepp.

Mit dieser Aktion sicherte der frühere Präsident nicht nur eine mögliche Zuflucht für sein Volk, sondern er befeuert gleichtzeitig eine grundsätz-

liche Debatte um neue Rechte und Politiken für Migration infolge von Klimawandel oder Umweltschäden. In verschiedenen, auch internationalen Foren habe er immer wieder auf den Aspekt der »climate justice« gepocht, der Klimagerechtigkeit. Denn Kiribati und eigentlich ganz Ozeanien haben extrem wenig zum Klimawandel beige-tragen und sind jetzt sehr stark betrof-fen. Mit diesem Argument versucht er finanzielle Mittel auszuhandeln und auch die Möglichkeit zu migrieren, und zwar in Würde und nicht als Geflüch-tete. »Das ist wirklich eine große Angst,

die die I-Kiribati haben, dass sie eben Flüchtlinge werden, und die haben keine Lobby. In Kiribati betrifft das etwa 110.000 Menschen. Das ist zwar erst einmal nur eine relativ kleine Zahl. Aber ich denke, es ist sehr interessant, überhaupt nach Lösungen zu suchen, die abseits von höheren Mauern und dergleichen sind, wenn man sieht, welche Migrationspolitik auch in der Region gefahren wird oder auch hier in Europa«, erklärt die Wissenschaftle-rin, die an der CAU den Schwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) verstärkt und deren zweites großes Forschungs-thema die Mittelmeermigration ist. Kerstin Nees

Der angekündigte Untergang

Nur 2,1 Hektar – etwas mehr als vier Fußballfelder – misst die Lehm-kuhlener Stauung zwischen Preetz und Plön. Und doch beschäftigt sich die Abteilung Angewandte Ökologie und Paläobotanik am Institut für Ökosy-stemforschung seit Jahren intensiv mit diesem Gebiet. Aus gutem Grund: 250 Pflanzenarten, darunter 50 ver-schiedene Moose, wurden in diesem basischen Niedermoor nachgewiesen, 60 dort vorkommende Pflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Darunter befinden sich unscheinbar anmutende Arten wie die zweihäusige Segge, die in Schles-wig-Holstein nur an wenigen weiteren Standorten wächst. Wohl fühlen sich dort aber auch richtige kleine Schön-heiten wie das Sumpf-Herzblatt und Orchideen wie die Sumpf-Stendelwurz.An der von Professor Joachim Schraut-zer geleiteten Abteilung Angewandte Ökologie und Paläobotanik sind schon etliche wissenschaftliche Arbeiten zur Hydrologie und aktuellen Vegetation dieses Niedermoors entstanden, das neueste Werk hat vor wenigen Wochen Annika Lange vorgelegt. Es nimmt eine wesentliche Frage zum ökologisch kor-rekten Umgang mit der Lehmkuhlener Stauung ins Visier: Welche Vegetation gab es dort ursprünglich?Leicht zu beantworten ist das keines-wegs. »Es gibt in Schleswig-Holstein keine Reste einer natürlichen Vege-tation«, sagt Professor Schrautzer, der damit nicht nur die Moorgebiete meint, sondern beispielsweise auch die Wälder. Konkret für das Moor bei Lehmkuhlen bedeutet das: Niemand kann eine Referenz definieren, an der sich die Renaturierung dieses Gebiets ausrichten sollte.Biologin Lange begab sich deshalb in ihrer mit Bestnote bewerteten Master-arbeit auf fachlich eher unbekanntes Terrain. Nicht zuletzt dank der Unter-stützung von Dr. Björn Rickert, der ebenfalls am Institut für Ökosys-

temforschung zeitweilig mitarbeitet, fuchste sie sich in die Paläobotanik ein, eine Disziplin, die so etwas wie die Archäologie der Biologie ist und sich mit der Analyse von Pollen und abgestorbenen Pflanzenresten befasst. Konkret widmete sich die 26-Jährige der Untersuchung von im Torf archi-vierten Pollenresten – und entdeckte dabei Bemerkenswertes. In 1,5 Metern Tiefe fanden sich abgestorbene Pol-len einer Orchidee, die dort 900 Jahre zuvor geblüht haben muss.Das wiederum erlaubt wichtige Rück-schlüsse auf die damalige Vegetation. »An dieser Stelle kann sich kein Wald befunden haben, weil die sehr licht-bedürftige Orchidee sonst gar nicht gewachsen wäre«, erläutert Annika

Lange. Auch die übrigen Pflanzenreste im Torf untermauern diese Schlussfol-gerung.Weil die Paläobotanik nicht nur Pflan-zenreste auswertet, sondern auch historische Karten und andere Schrift-stücke, sind in Kombination mit natur-wissenschaftlichen Forschungsergeb-nissen noch weiter zurückreichende Aussagen zur Lehmkuhlener Stauung möglich: Die Nutzungsgeschichte die-ses Gebiets begann schon im Neolithi-kum, also vor ungefähr 7.000 Jahren. Unter anderem diente die Landschaft um den See, der heute zu einem Moor geworden ist, dem Anbau von Hopfen und Getreide. Erst vor etwa 900 Jahren, zu der Zeit also, aus der die von der Kieler Nachwuchswissenschaftlerin gefundene Orchidee stammt, entwick-elte sich dann das Moorgebiet.Dieses Moor hielt sich bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hinein ziemlich konstant. Danach wurde am westlichen Rand die landwirtschaft-liche Nutzung aufgegeben, so dass sich folgerichtig ein Erlen- und Weidenbe-wuchs entwickelte. Folgerichtig ist das allerdings nur dann, wenn die Einwir-kungen des Menschen berücksichtigt werden. Zwar mögen Erlen und Weiden feuchten Untergrund, gedeihen konn-ten sie an dieser Stelle aber nur, weil die Flächen früher zumindest schwach entwässert wurden und der Nährstoff-eintrag durch die Bewirtschaftung in der Umgebung gestiegen war.Freude dürften diese detaillierten

Erkenntnisse bei den Verantwortlichen der Stiftung Naturschutz und des Kura-toriums für Naturschutz e. V. auslösen. Die beiden Organisationen kauften im Jahr 1988 die Lehmkuhlener Stauung und bemühen sich seither, die Öko-logie dieses Gebietes möglichst dicht zurück an das ursprüngliche Moor zu führen. Die Entwässerungsgräben im Moor wurden stillgelegt, einmal im Jahr muss außerdem gemäht werden, weil sonst die eingetragenen Stickstoff-mengen nicht kompensiert werden können und sich nährstoffliebende Arten ausbreiten würden. Auch gelingt

es dadurch laut Schrautzer, eine wei-tere Ausbreitung des Erlenwaldes zu verhindern.Eine spannende Erkenntnis oder zumindest eine fundierte These ermöglicht die Arbeit von Annika Lange außerdem zu den Ursprüngen der einzigartigen Vegetation in der Lehmkuhlener Stauung. Höchstwahr-scheinlich begann alles an einem Quellmoor-Hang, aus dem ganzjährig acht bis neun Grad kühles Wasser tritt und durch Verduns tung Kalktuff hin-terlässt. »Hydrologisch ist dieser Hang nahezu wie vor 10.000 Jahren beschaf-fen, nur, dass es heute mehr Nähr-stoffe in der Landschaft gibt«, erklärt Professor Schrautzer den besonderen Charakter dieses Hanges.Die Lehmkuhlener Stauung wird unter-dessen auch in Zukunft viel Stoff für die Wissenschaft bieten. Innerhalb eines europaweiten Forschungspro-jekts wird derzeit untersucht, ob sich das Moor soweit regeneriert hat, dass wieder Torfbildung einsetzt. Martin Geist

Die Lehmkuhlener Stauung ist das artenreichste Niedermoor in Schleswig-Holstein. Wie es ursprünglich ausgesehen hat und welche Folgerungen daraus für den Naturschutz zu ziehen sind, darauf gibt die Paläobotanik entscheidende Antworten.

Eine Orchidee als Kronzeugin

Das Sumpf-Herzblatt (links) und die Orchidee Sumpf-Stendelwurz gehören zu den seltenen und besonders schönen Pflan-zenarten in der Lehmkuhlener Stauuung. Foto: CAU

Annika Lange, Clemens von Scheffer, Alexander Suhm und Professor Ingmar Unkel (von links) bei Kernbohrungen in der Lehmkuhlener Stauung. Foto: CAU

Das paradiesische Inselreich Kiribati im Südpazifik droht im Zuge des Klimawandels zu versinken. Mit welcher Strategie die Regierung des Landes darauf reagiert, um der Bevölkerung eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, hat die Kieler Sozialgeographin Silja Klepp untersucht.

»Kiribati ist ein Land, das sehr stark vom Klimawandel bedroht ist, das aber auch versucht, Lösungen

für die eigene Bevölkerung zu finden.«

Silja Klepp (Mitte) auf dem Markt in Savu Savu, während ihres Foschungsaufenthalts auf der Insel Vanua Levu, Fidschi. Foto: privat

21.10. 2017unizeit 92 | blickpunkt wissenschaftliche weiterbildung | seite 4

Das Projekt M.O.I.N.! – Kiel Sprachtandem gibt es seit 2014. M.O.I.N.! steht hier für Meeting Other Interesting New People! Gemeint ist das Treffen von Menschen, die wie man selbst den Wunsch haben, eine Sprache zu lernen oder zu vertiefen. Das kann eine Doktorandin aus Frankreich sein, die ihr Deutsch verbessern möchte, oder ein deutscher Mitarbeiter im Studie-rendenservice, der mehr Routine beim Englischsprechen bekommen möchte. Die Ansprüche sind dabei mitunter sehr unterschiedlich. »Manche wollen inten-siv eine Sprache lernen und suchen jemanden, der sich ebenso intensiv mit ihnen austauscht. Für sie ist das klas-sische Sprachtandem zu zweit ideal«, erklärt die Geschäftsführerin des Gra-duiertenzentrums Dr. Sabine Milde. Für andere kommt eher eine Gruppe für gemeinsame Aktivitäten in Frage, bei der man die Sprachpraxis quasi neben-bei erlernt.»Es gibt ganz unterschiedliche Formate«, sagt Tanja Zehmke aus der Stabstelle Wissenschaftliche Weiterbildung. »Zum Beispiel trifft sich einmal im Monat eine international zusammengesetzte Gruppe zu einer Art Stammtisch und wechselt dann die Sprachen durch. Das heißt, sie sprechen eine halbe Stunde spanisch, dann französisch oder eng-lisch und so weiter.« Tanja Zehmke selbst hatte eine Tandempartnerin für Französisch, der sie aber vor allem beim Deutschlernen geholfen hat. Und nicht nur das. »Wir sind zusammen ins Museum gegangen, haben Ausflüge in die Kieler Umgebung gemacht. Und ich habe ihr geholfen, eine neue Wohnung zu finden, Annoncen für Nachmieter zu schalten, den Stromanbieter zu wech-

seln und so weiter. Auch das verstehe ich unter der Philosophie des Sprachtan-dems, das Willkommenheißen und das Unterstützen neuer Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt.«Egal ob in der Gruppe oder als Tandem, die Idee ist, dass alle von den regel-mäßigen Treffen profitieren, indem sie ihre Deutsch-, Englisch- oder anderen Sprachkenntnisse verbessern. Dok-

torandinnen und Doktoranden oder Postdocs, die aus einem anderen Land nach Kiel gekommen sind, wird damit auch gleichzeitig das Ankommen in der neuen Heimat erleichert. Diese Erfah-rung hat auch Ehsan Biniyaz gemacht. Der Doktorand am Geographischen Institut nimmt seit 2014 teil. »Das Pro-jekt ist super für neue Doktoranden und Doktorandinnen, die schnell Kon-

takte knüpfen, sich austauschen und die Sprache lernen möchten.« Seine Gruppe bestehe jetzt leider nicht mehr, bedauert er, aber es gebe immer noch Kontakt untereinander.»Natürlich kann man auch einen Sprachkurs an der Universität oder anderswo machen. Wir setzen mehr auf das Authentische, das Lernen einer Sprache, wie man seine Muttersprache

als Kind lernt, durch Hören, Wiederho-len und gegenseitiges Korrigieren, wenn etwas falsch war. Dabei gibt es keinen Prüfungs- oder Leistungscharakter«, erklärt Sabine Milde. Wenn keiner in der Runde Englisch als Muttersprache habe, sei eventuell das Englisch grammati-kalisch nicht immer korrekt. Aber das regelmäßige Sprechen helfe auf jeden Fall, die Hemmschwelle zu überwin-den – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Selbstsprechen. Und im Schriftver-kehr ist der Erfolg unübersehbar. »Die E-Mails von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden schnell viel besser, so dass ich dann auf Anhieb verstehe, was sie mir sagen wollen, während ich mir das vorher mühsam erschließen musste.«Mehr als 120 Personen haben sich mitt-lerweile für das Projekt registriert. Es ist offen für alle Universitätsangestellten, Postdocs sowie Doktorandinnen und Doktoranden. Interessierte können sich per Mail bei der Stabsstelle Wissen-schaftliche Weiterbildung anmelden. »Vier- bis fünfmal im Jahr laden wir zu Meetings ein, bei denen sich die Inte-ressierten und bereits Teilnehmende beschnuppern und zueinander finden können«, sagt Zehmke. Kerstin Nees www.weiterbildung.uni-kiel.de/de/hsp-gesamt/fremdsprachkompetenz Kontakt und Anmeldung: Julie Burmeister, [email protected], Telefon: 0431/880-6518Das nächste Treffen für Interessierte und Teilnehmende am Projekt Sprachtandem ist am 9. November, 15:00 Uhr. Es steht unter dem Motto »Lichterfeste im Herbst« und informiert über Traditionen wie Halloween, Martinstag und Laternenumzug.

Learning by doing: Beim gemütlichen Klönschnack auf der Wiese lässt sich unkompliziert eine Fremdsprache lernen. Interessierte für Sprachtandems und -gruppen vermittelt die Stabsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung. Foto: Bevis Nickel

»Super, um neue Kontakte zu knüpfen und die Sprache zu lernen!«Durch persönlichen Austausch mit anderen die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern und gleichzeitig neue Menschen und Kulturen kennenzuler-nen, das ist die Idee des M.O.I.N.!-Projekts von Graduiertenzentrum und Stabsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung.

»Das bringt jede Menge.« Timm Schoe-ning, promovierter Informatiker und derzeit in einem EU-Projekt am GEO-MAR beschäftigt, ist einer von zwölf jungen Hochschulangehörigen, die im Juli an der ersten Postdoc-Summer-school unter dem Dach der Stabsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung teil-genommen haben. Um Forschungs-förderung ging es dabei, um Projekt-management, um die eigene Karriere-planung und um Führung. »Nur drei Prozent der akademischen Führungs-kräfte wollten das ursprünglich auch werden«, unterstreicht Dr. Katharina Abermeth die Bedeutung dieses The-mas. Die Historikerin ist an der Stabs-stelle zuständig für wissenschaftliches Uni-Personal, Hochschuldidaktik und Coaching. In dieser Eigenschaft war sie auch an der neuen Summerschool beteiligt.Timm Schoening hat viel mitgenom-men aus diesem sechstägigen Kurs. »Das sollte jeder Postdoc ein Jahr nach seiner Promotion machen«, meint der 32-Jährige, der trotz guter Möglich-keiten in der Wirtschaft lieber der Wis-senschaft treu bleiben möchte. Welche Wege zu diesem Ziel führen könnten und was er selber dazu beitragen kann, das ist ihm jetzt klarer als zuvor. Zudem erhielt Schoening – wie alle anderen auch – danach ein Einzelcoaching, um die besprochenen Themen maßgerecht seiner eigenen Situation anzupassen.Coaching bietet auch das Career Cen-ter an, das sich unter der Regie von Claudia Fink um eine spezielle Ziel-

gruppe kümmert: Studierende und Promovierende. Zunehmend äußern auch Postdocs Interesse. Das Zentrum ist kurz gesagt für alle da, die beruflich am Anfang stehen oder noch auf dem Weg sind.Unterstützend auf diesem Weg wirken weitere Einrichtungen. Die Integrated School of Ocean Sciences (ISOS) ist dabei, ebenso das Graduiertenzen-trum, das Zentrum für Entrepreneur-ship und das Alumni-Management der Uni Kiel. »Wir streben eine breite Zusammenarbeit an«, erläutert Clau-dia Fink. Seinen Platz hat da auch das Ehrenamt, etwa im Bewerbungscafé, das auf diese Weise startete. Wer hin-geht, bekommt nicht nur Kaffee, son-dern auch die Gelegenheit, die eigene Bewerbung vorzustellen, von Tipps und Erfahrungen anderer zu profitie-ren und sich an Strategien kundiger Gäste zu orientieren.

»Verstärkt nutzen wollen wir in Zukunft die Netzwerke, die wir bei der Contacts aufgebaut haben«, ergänzt Annekatrin Mordhorst, die Leiterin der wissenschaftlichen Weiterbildung. 70 Betriebe – so viele wie noch nie – präsentierten sich zuletzt im Mai bei dieser Firmenkontaktmesse dem zu Tausenden erschienenen akade-mischen Nachwuchs. Genutzt werden soll dieses Potenzial möglichst nicht bloß einmal im Jahr. Gemeinsam mit

den Alumni, der Stadt, Unternehmens-verbänden, der Industrie- und Handels-kammer und anderen Einrichtungen müsste aus Sicht von Mordhorst noch viel mehr möglich sein, um Wirtschaft, Wissenschaft und Menschen zusam-menzubringen.Eine durchaus große Ambition in Anbe-tracht der bescheidenen Anfänge der wissenschaftlichen Weiterbildung. Im Jahr 1996 war Annekatrin Mordhorst die erste und einzige Mitarbeiterin in diesem Bereich, kaum mehr als 60 bis 70 Interessierte nutzten die entspre-chend wenigen Angebote. 1999, als die wissenschaftliche Weiterbildung zu einer direkt dem Präsidium unter-stellten Stabsstelle wurde, begann sich das gewaltig zu ändern. Die ersten von heute acht in Voll- und Teilzeit beschäf-tigten Mitarbeiterinnen kamen hinzu, immer breiter wurde die Palette der Bildungsmöglichkeiten.Ein Klassiker ist die Hochschuldidak-tik, die es schon ganz am Anfang gab und die laut Katharina Abermeth nach wie vor einen »großen Schwerpunkt« darstellt. Lernforschung, Körperspra-che, der Gebrauch der Stimme, Hör-saaltraining und vieles mehr fließt hier ein. Für neu berufene Professorinnen und Professoren sind verschiedene Ele-mente dabei verpflichtend. Was aller-dings oft kaum so empfunden wird. Der Segel-Leadership-Workshop ist so beliebt geworden, dass die Zahl der Boote zuletzt auf vier verdoppelt wer-den musste. Von interkultureller Kom-petenz und Führungscoaching über

Forschungsethik bis zur Feedback-Kultur gibt es im Bereich der Angebote für das wissenschaftliche Hochschul-personal zudem jede Menge weitere Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern.Das Hochschulpersonal allgemein ist die dritte Säule der Weiterbildung an der Uni Kiel. »Wir richten uns an alle«, bringt die für diesen Bereich verant-wortliche Mitarbeiterin Tanja Zehmke das Anliegen auf den Punkt. Kräfte aus der Verwaltung finden sich deshalb ebenso im Kurspublikum wie Fach-leute aus dem technischen Bereich. Wer einen akademischen Job hat, ist ebenfalls willkommen. Das Spektrum ist entsprechend bunt. Jobtalk auf Englisch, Word und Outlook, spon-tanes Sprechen und auch der Umgang mit dem inneren Schweinehund sind einige der Themen, die in nächster Zeit anstehen. Und dann gibt es noch Spe-zialitäten wie den Secretary’s Day, der zuletzt mehr als 200 administrativen Beschäftigten Austausch, Motivation und reichlich Spaß brachte.In der vierten und letzten Säule widmet sich die Uni schließlich den Externen. Dabei geht es nicht um Volkshoch-schule mit akademischem Anstrich, sondern um sehr spezielle – und kos-tenpflichtige – Angebote. Trainer in der Branche der Weiterbildung können zum Beispiel durch das Seminar »Train the Trainer« ihre Kompetenzen zer-tifiziert vertiefen. Wissenschaftliches Coaching für Firmen vermittelt hin-gegen Kenntnisse über Themen wie Meeresrecht oder den technischen Hin-tergrund von Windkraftanlagen und ebenso über Protein-Analyse, Finanz-mathematik oder Labortechniken aus der Wissenschaft.Unterm Strich gleicht die wissenschaft-liche Weiterbildung der Uni Kiel damit tatsächlich einer Wundertüte, die jedoch mit Bedacht gefüllt sein will. Annekatrin Mordhorst formuliert es so: »Wir bedienen im Grunde alle Ziel-gruppen und müssen gerade deswegen genau darauf achten, uns nicht in Belie-bigkeit zu verlieren.« Martin Geist

Contacts bringt Quote

Im Jahr 2016 organisierte die Stabsstel-le Wissenschaftliche Weiterbildung genau 693 Angebote aus allen Bildungsbereichen und lockte damit 10.036 Interessierte. Das Career Center hat mit Coaching, Veranstal-tungen und Seminaren etwa 1.500 Men-schen erreicht, praktisch gleichauf rangiert die Bildung für das allgemeine Hochschul-personal. Knapp 750 Teilnehmende erreich-ten die Kurse für das wissenschaftliche Per-sonal. Verstärkt wird die Statistik insgesamt von der Firmenkontaktmesse Contacts. Sie zog im Mai 2016 allein 5.500 Besucherinnen und Besucher an. mag

Bewährte Partnerschaften

Kooperationen pflegt die Stabsstelle Wis-senschaftliche Weiterbildung mit einer Vielzahl von hochschuleigenen Einrich-tungen, aber auch mit eigenständigen Organisationen. Seit etlichen Jahren können sich zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte in Zusammenarbeit mit dem Verein Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZwW) zum Master of Hospital qualifizieren und die höheren Weihen des Klinikmanagements erwerben. Ebenfalls eine bewährte Part-nerin ist die Advanced Studies Association (AS-A), die sich in den Bereichen Coaching, Supervision und Mediation profiliert. mag

Von Word für Anfänger bis zu Projektmanagement für Fortgeschrittene: So unterschiedlich wie die Aufgaben der Uni-Angehörigen, so breit gefächert ist das Kursangebot der wissenschaftlichen Weiterbildung an der Uni Kiel.

Weiter mit Bildung

21.10. 2017unizeit 92 | forschung + praxis | seite 5

Food Deserts sind Lebens-mittelwüsten. Der Begriff bezeichnet nicht nur die Abwesenheit von Super-märkten, er transportiert auch eine Angst des Abgeschnittenseins. Auch die dazugehörigen Zahlen sorgen für Kopfzerbrechen: Von 1.100 Gemeinden im sehr kleinteilig organisierten Schles-wig-Holstein hatten 800 im Jahr 2015 keinen einzigen Supermarkt. Beson-ders die kleinen, ländlichen Bereiche sind hiervon betroffen, etwa jeder fünfte Mensch in Schleswig-Holstein wohnt in einer Gemeinde ohne Super-markt. Die geringe Bevölkerungsdichte und die niedrige Kaufkraft erzeugen zusammen unattraktive Standorte für neue Lebensmittelgeschäfte. In Medien und Politik läuten bereits die Alarm-glocken. Denn wo können Menschen in diesen Gegenden ihren Bedarf stil-len – vor allem jene, die zum Beispiel wegen ihres Alters weniger mobil sind? Das Land reagiert darauf seit einigen Jahren mit dem Konzept »Markttreff«. Kleine Lebensmittelläden mit begrenz-tem Angebot als Treffpunkt zum Ein-kaufen und Schnacken. Auch regionale Bio- oder Hofläden sind als Alterna-tive im Gespräch. Schließlich braucht jeder Mensch einen Supermarkt um die Ecke – oder?

Professor Ulrich Jürgens vom Geo-graphischen Institut arbeitet seit 2015 in einem Projekt der Deutschen For-schungsgemeinschaft und versucht, diese Bedarfsfrage zu klären. Bisher begründete man Planungen für neue Märkte vor allem nach den Faktoren: Alter, Bevölkerungsdichte und Kauf-kraft. Was die Menschen vor Ort wirk-

lich benötigen, schien nebensächlich. »Die Bedarfe von Kunden erkennt man nicht auf einer Landkarte«, erklärt er. Um die Bedarfe herauszufinden, reist er in Gemeinden in Schleswig-Hol-stein und spricht mit den Menschen vor Ort. Darunter sind Orte, die bald ihren Supermarkt verlieren, andere sind bereits lange ohne direkte Versorgung.

Jürgens fragt in den Haushalten: »Macht Ihnen die Situation Angst, glauben Sie, es fehlt Ihnen etwas? Wie kaufen Sie ein, wonach treffen Sie Entscheidungen?« Nach Hunderten Interviews, Umfragen und Diskussionsrunden kann Jürgens heute ein deutlich differenzierteres Bild zeichnen. In seiner Untersuchung kam nämlich heraus, dass man die Kun-

dinnen und Kunden in drei Kategorien einteilen kann – die alle komplett unter-schiedliche Bedürfnisse haben.Die erste Gruppe stellen die »Bedarfs-decker« dar. Diese Kundengruppe ver-sorgt sich selbst mit dem eigenen PKW und hat kein Interesse an besonders ausgefallenen Produkten. Spontaneität spielt bei ihnen keine Rolle, ebenso

wenig der Spaß am Einkaufen. Die zweite Gruppe sind die »Smartkäufer«. Auch sie sind mobil, achten aber auf Angebote und legen gern längere Wege zurück, um ein bestimmtes Objekt aus der Werbung oder Prospekten zu kau-fen. Die dritte und letzte Kundengruppe sind die »alternativen Einkäufer«. Sie legen Wert auf Nähe und hochwertige Produkte, Bio- und Hofläden werden von ihnen auch bei höheren Preisen gern aufgesucht.Interessant ist hierbei: Vor allem über 50-Jährige (also jene, denen vermehrt das Bedürfnis nach einem Dorfladen nachgesagt wird) haben wenig Interesse an kleinen Geschäften. Sie sind ihnen »zu schräg, zu klein und nicht anonym genug«, sagt Professor Jürgens. Statt-dessen würden sie lieber weite Wege zu Discountern auf sich nehmen. Auch eine Dominanz weniger Supermarkt-ketten mit ähnlichen Produkten wird von vielen Kundinnen und Kunden als Versorgungslücke empfunden. Trotz Versorgung vor Ort sind viele bereit, Wege in größere Städte zurückzulegen, wo das Angebot größer ist. Professor Jürgens sagt: »Man sollte sich von der Idee verabschieden, dass Dorfläden noch als vollwertige Supermärkte funk-tionieren und sich dem direkten Wett-bewerb mit den bekannten Ladenketten stellen können.«Statt einer Planung auf der Landkarte empfiehlt er daher, die Versorgung durch Lebensmittelmärkte an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Kundinnen und Kunden zu orientie-ren. Auch ohne nahegelegenen Markt fühlen sich die Menschen vor Ort nicht zwangsläufig unterversorgt. Und nur, weil ein neuer Markt öffnet, bedeutet das noch lange nicht, dass die Men-schen ihn nutzen. Erst wenn der richtige Anbieter mit dem passenden Nischen-angebot von der Kundschaft besucht wird, profitieren am Ende beide Seiten. Sebastian Maas

In der Supermarkt-ÖdnisImmer mehr Dörfer und Gemeinden im Land verlieren ihre Supermärkte. Professor Ulrich Jürgens vom Geographischen Institut hat mit den Menschen vor Ort gesprochen und untersucht, wie man ihnen helfen kann.

Immer mehr Supermärkte kämpfen im ländlichen Raum ums Überleben. Ihnen gehen die Kunden aus. Doch wie kann für die verbliebe-nen die Versorgung mit Lebensmitteln sichergestellt werden, wenn die Märkte verschwinden?

»Man sollte sich von der Idee verabschieden, dass Dorfläden

noch als vollwertige Supermärkte funktionieren und sich dem direkten

Wettbewerb mit den bekannten Ladenketten stellen können.«

Es ist der Tag der Abschluss-präsentation im Masterpraktikum Optoelektronik. Ein Semester lang hatten die beiden Studierendengrup-pen Zeit, eine Aufgabe im Wettbewerb gegeneinander zu lösen: Sie sollten einen möglichst effizienten Weg fin-den, um blau leuchtende OLEDs zu bauen. Die organischen Leuchtdioden lassen sich im Vergleich zu den her-kömmlichen LED-Leuchtelementen kostengünstig herstellen. Als dünne Schichten sind sie sehr flexibel einsetz-bar, zum Beispiel in TV- oder Handy-bildschirmen. Rote und grüne OLEDs liefern bereits gute Leistungen, aber an den blauen Leuchten wird zurzeit noch viel geforscht.Bei der Präsentation vor einer Jury aus ihrem Fachbereich und vor Übungs-leiterin Sabrina Hein entscheidet sich heute, welche der beiden Gruppen das bessere Konzept hat und gewinnt. Zögerlich verbindet die erste Gruppe

ihre OLED mit einer Batterie. Wie ge plant leuchtet sie hell auf – allerdings in grün. »Wir haben die Aufgaben-stellung ein bisschen verfehlt«, geben die Wirtschaftsingenieur-Studenten Richard Markquardt und Jan Schardt zu, »aber unsere OLEDs zeigen nur geringe Schwankungen bei ihrer Effizi-enz und dem Wirkungsgrad.« Gemein-sam mit der Jury überlegen sie, welcher Schritt in ihrem Prozess für die falsche Farbe verantwortlich sein könnte: Die verwendeten Materialien, die Dicke ihrer Schichten oder die Temperatur, bei der sie hergestellt wurden? Schardt greift sich an den Kopf, als er realisiert: »Es war ein konzeptioneller Fehler.« Als die zweite Gruppe anschließend ihre Ergebnisse präsentiert, reicht sie eine klar blau leuchtende OLED herum. »Die habt ihr doch gekauft!« zischt es lachend aus der ersten Gruppe.Auch wenn es an diesem Tag einen eindeutigen Sieger gibt, gelernt haben

in dem Semester alle viel – und darum geht es. Früher waren die Experimente im Praktikum vorgegeben. Seitdem Martina Gerken, Professorin am Insti-tut für Elektrotechnik und Informati-onstechnik, den Kurs auf forschungs-basierte Arbeit in Kleingruppen umge-stellt hat, machen die Studierenden alles selbst: Von der Recherche des aktuellen Forschungsstands über die Konzeption der OLEDs bis zur Ent-wicklung der Experimente. Dafür geht es unter anderem in den Reinraum der Technischen Fakultät, um die empfindlichen Dioden staubfrei her-stellen zu können. »Es macht Spaß, eigenverantwortlich zu arbeiten. Viele andere Seminare sind rein technisch ausgerichtet«, sagt Schardt. Sein Kom-militone Ingo Beckers ergänzt: »Das Erfolgserlebnis ist viel größer, wenn am Ende die eigene OLED leuchtet – egal, welche Farbe sie hat.«Die Aufgabenstellungen im Prakti-

kum stammen direkt aus aktuellen Forschungsprojekten. »Für uns ist es spannend, was bei den Studierenden herauskommt. Wir lernen neue Wege oder Materialien kennen und interes-sante Ergebnisse fließen in unsere Forschungen ein«, sagt Gerken. Die Aufgaben aus diesem Semester erga-ben sich aus ihrem aktuellen Projekt RollFlex, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kiel und dem dänischen Sønderborg gemeinsam mit Industriepartnern an der Entwick-lung flexibler Solarzellen forschen. So gehörte zum Kurs auch ein Labortag vor Ort an der Syddansk Universitet. »Außerdem geht es um Zeitmanage-ment, Selbstorganisation und Projekt-management. Das soll den Studieren-den auch später nach dem Studium helfen«, erläutert Praktikumsbetreue-rin Hein.Das forschungsbasierte Praktikum ist nur eines der neuen Lehrkonzepte, die Gerken im Elektrotechnikstudium an

der Technischen Fakultät eingeführt hat. In den ersten Semestern lösten die Studierenden alle zwei Wochen Übungsblätter, um den Stoff aus Vor-lesungen und Seminaren zu wiederho-len. In diesem Jahr ersetzte Gerken die Blätter durch Online-Tests. 30 Minuten haben Studierende nun Zeit, um am Computer Fragen zum Lernstoff zu beantworten. 25 Prozent der Modul-note machen die Übungstests aus. Den Test können sie zehn Tage lang wiederholen, per Zufallsgenerator wer-den aus einem Pool von 700 bis 1.000 Aufgaben immer wieder neue Tests zusammengestellt. »Durch die Wieder-holmöglichkeit ist der Lerneffekt sehr hoch. Die Studierenden können ihre Wissenslücken gezielt noch einmal lernen«, sagt Gerken. »Das fördert das kontinuierliche Lernen – ein wirklicher Nutzen digitaler Medien.« Julia Siekmann

Praktikumsaufgaben als Wettbewerb und Online-Tests statt Übungszettel: Professorin Martina Gerken setzt in der Elektrotechnik auf neue Unterrichtsformen mit forschungsbasierter Lehre und E-Learning.

Anders lernen in der Elektrotechnik

Wie baue ich am effektivsten eine OLED? Ein Semester lang recherchieren, konzipierten und experimentierten die Elektrotechnik- und Wirtschaftsingenieurstudenten Richard Markquardt (von links), Minh Nhat Nguyen, Ingo Beckers und Jan Schardt unter der Anleitung von Sabrina Hein (rechts außen). Foto: Julia Siekmann

Anders als herkömmliche LEDs basieren organische Leuchtdioden, kurz OLEDs, auf Kohlenstoffverbindungen, die zu den orga-nischen Materialien gehören. Die Leuchtele-mente lassen sich als dünne und biegsame Flächen günstig herstellen und versprechen eine besondere Farbqualität. Die Technik wird bereits eingesetzt für gebogene Bild-schirme in Fernsehern, Smartphones oder Tablets und bei neuartigen Beleuchtungs-konzepten. Geforscht wird zurzeit noch an einer höheren Lebensdauer und einer bes-seren Energieeffizienz der OLEDs. jus

OLEDS

OLEDs werden bereits in Handy- und TV-Bildschirmen verbaut. Forschende wollen die Effizienz der blau leuchtenden Dioden noch verbessern. Foto: Ingo Beckers

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Veranstaltungen 08.04. – 00.00.2017 Alle Veranstaltungen auch unter: www.uni-kiel.de/veranstaltungen

unizeit 70 | xxxxxxxx | seite xVeranstaltungen ab 21.10.

Oktober21.10. 1200 SamstagMikrobiom – Der Mensch ist nicht allein! Ausstellung | Studierende der Muthesius Kunsthochschule

Medizin- und Pharmazie -his tor ische Sammlung 3Kiel, Brunswiker Straße 2, Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung bis 28.2.18

23.10. 1830 MontagImplementation of geoelectrical research in archaeology The site of Bordo as the case study | Vor-trag | Tijana Stankovic Pesterac, Serbien Institut für Ur- und Frühgeschichte 3Kiel, Johanna-Mestorf-Straße 4, Johanna-Mestorf-Hörsaal 26.10. 1900 DonnerstagGegenwärtige und zukünftige Rolle der verschiedenen Energie­träger Vortrag | Prof. Volkmar Helbig SHUG 3Bordesholm, Lindenplatz 18, Haus der Kirche 27.10. 1400 FreitagDas metastasierte Lungenkarzi­nom Vom »Killer« zur chronischen Krankheit? | Antrittsvorlesung Dr. David Felix Heigener Medi-zinische Fakultät 3Kiel, Schitten-helmstraße 7, Hörsaal Hautklinik 30.10. 1900 Montag»Los, los«, schrie die Königin, »schneller, schneller!« Wie Menschen ihre Umwelt verändern Vortrag | Prof. Hans-Rudolf Bork

SHUG 3Trappenkamp, Goethe-straße 1, VHS-Saal 31.10. 0001 DienstagKeyn Schlaf bis Wäldensteyn Live-Hörspielsatire | Gruppe Wäl-densteyn Wäldensteyn / Studen-tenwerk SH 3Kiel, Westring 385, Sechseckbau | Mit Eintritt

1.11. 1930 MittwochAktuelle Herauforderungen für die Stabilität des Finanzsystems Vortrag | Dr. Christian Hecker

SHUG 3Neumünster, Garten-straße 32, Kiek in 1.11. 1930 MittwochVon der Kieler Förde zum Mars Mars Science Laboratory Vortrag | Prof. Robert Wimmer-Schweingruber SHUG 3Eutin, Schlossplatz 4, Landesbibliothek 2.11. 2000 DonnerstagDas Genom als Bauplan Vortrag Prof. Bernhard Haubold SHUG 3Plön, Großer Plöner See (ehem. Bahnhof), Touristinformation 4.11. 1900 SamstagPoetry Slam Deluxe! assemble ART / Studentenwerk SH 3Kiel, Westring 385, Mensa I

6.11. 1830 MontagVon Alchemisten, Soldaten und Druckerpressen Höhlen im Mittel-alter und der Frühen Neuzeit Vortrag | Phil Burgdorf Institut für Ur- und Frühgeschichte 3Kiel, Johanna-Mestorf-Straße 4, Johanna-Mestorf-Hörsaal 6.11. 1930 MontagReformation in Europa Vortrag Prof. Andreas Müller SHUG 3Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal C 7.11. 1930 DienstagVon der Kieler Förde zum Mars Mars Science Laboratory | Vortrag Prof. Robert Wimmer- Schwein-gruber SHUG 3Preetz, Hufen-weg, Aula Wilhelminenschule

8.11. 1930 MittwochSchöpfungsglaube und Naturwis­senschaften Feinde oder Partner in der Welterklärung | Vortrag Prof. Hartmut Rosenau SHUG 3Rendsburg, Paradeplatz 11, Nie-deres Arsenal, Musiksaal der VHS 8.11. 1930 MittwochVon wegen: »dem Genitiv sein Tod« Es gibt kein Falsches im Angemessenen – Grammatik und Sprachkritik, Didaktik und Deutschunterricht | Vortrag | Prof. Jörg Kilian SHUG 3Meldorf, An den Anlagen 16, Gelehrtenschule

9.11. 1900 DonnerstagP.I. Tscheikowsky und die rus­sische Musik Vortrag | Prof. Karl-Heinz Reinfandt SHUG 3Eckernförde, Kieler Straße 78, Alte Bauschule 9.11. 1900 DonnerstagReformation vor Ort Einblicke in die Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins zum Reformationsjahr 2017 | Vortrag | Prof. Andreas Müller SHUG 3Trappenkamp, Goethestraße 1, VHS-Saal 9.11. 1930 DonnerstagDas Ostseehochwasser von 1872 Die Auswirkungen einer Katas trophe | Vortrag | Dr. Ortwin Pelc SHUG 3Bordesholm, Lindenplatz 18, Haus der Kirche 9.11. 1930 DonnerstagWandler zwischen Alter und Neuer Welt Leben und Werk Antonín Dvoráks | Vortrag Dr. Volker Mader SHUG 3Altenholz, Allensteiner Weg 2–4, Rathaus, Ratssaal

9.11. 2000 DonnerstagGravitationswellen Wenn das ganze Universum wackelt | Vortrag Prof. Wolfgang J. Duschl SHUG 3Heikendorf, Schulredder, Heinrich-Heine-Schule, Aula

14.11. 1930 DienstagDie Arktis Ein Lebensraum verän-dert sich | Vortrag | Prof. Manfred Bölter SHUG 3Bad Bramstedt, Bleeck 16, Magistratssaal im Schloss

15.11. 1815 MittwochNießbrauch an einen Inbegriff von Sachen Wie versteht der juri-stische Laie den Wortschatz des BGB? | Vortrag | Prof. Winfried Ulrich Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden, Germanisti-sches Seminar und SHUG 3Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal D 15.11. 1900 MittwochSuriname, das etwas andere Süd­amerika Vortrag | Dieter Maaßen, Hans-Georg Menke von Assel

Freundeskreis Botanischer Garten 3Kiel, Am Botanischen Garten 7, Hörsaal E60 15.11. 1930 MittwochFürstliche Heiratspolitik in Schleswig­Holstein und Nord­europa Vortrag | Prof. Oliver Auge

SHUG 3Kronshagen, Kopper-pahler Allee 69, Bürgerhaus

16.11. 2000 DonnerstagAnfänge der Begegnung zwischen Christentum und Islam Vortrag Prof. Andreas Müller SHUG 3Plön, Großer Plöner See (ehem. Bahnhof), Touristinformation 16.11. 2000 DonnerstagIndigenes Wohnen zwischen Griechen und Puniern Elemente kultureller Identität in einem frühhellenistischen Wohnquartier auf dem Monte Iato (Sizilien) Dr. Christian Russenberger

Freunde der Antike e.V. 3Kiel, Düsternbrooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel, Antikensammlung

17.11. 1800 FreitagNight of the Profs 2017 Lange Vor-lesungsnacht | Professorinnen und Professoren der CAU Präsidium, AStA und FVK 3Kiel, Christian-Albrechts-Platz, Audimax und CAP3 sowie Olshausenstraße 40, Alte Mensa 18.11. 2000 SamstagKonzert des chiffren Ensembles Sopran Julia Spaeth, Leitung Johannes Harneit chiffren – Forum für zeitgenössische Musik e.V. 3Kiel, Halle 400 21.11. 1800 DienstagEuropäische Woche der Abfallver­meidung klik – klima konzept 2030 der CAU 3Kiel, Christian-Alb-rechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal H

21.11. 1930 DienstagComputergestützte Operationen Vortrag | Prof. H. Maximilian Meh-dorn SHUG 3Preetz, Hufenweg, Wilhelminenschule, Aula

22.11. 1800 MittwochJahresgutachten des Sachver­ständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Vortrag | Prof. Isa-bel Schnabel, Bonn Institut für Volkswirtschaftslehre und Institut für Weltwirtschaft 3Kiel, Christian -Albrechts-Platz 2, Audi-max, Hörsaal H

November

Januar

Dezember

23.11. 1900 DonnerstagA wee dr(e)am of scotch whisky Vortrag mit Tasting und Quiz Prof. Christian Peifer SHUG 3Molfsee, Osterberg 1a, Begeg-nungsstätte

24.11. 1900 FreitagPräsentationskonzert der Brahms­Gesamtausgabe Konzert

Brahms-Gesamtausgabe, Vocal-ensemble der CAU 3Kiel, Rudolf-Höber-Straße 3, Bachsaal

30.11. 1930 DonnerstagErkrankungen der Seele Psy-chische, biologische und soziale Ursachen und Aspekte | Vortrag Prof. Dr. Robert Göder SHUG 3Bordesholm, Lindenplatz 18 Haus der Kirche

30.11. 2000 DonnerstagDie mächtigste Frau des Nordens im Mittelalter Margrete I., die Herrscherin dreier Reiche (1353-1412) | Vortrag | Prof. Oliver Auge

SHUG 3Plön, Großer Plöner See (ehem. Bahnhof), Tourist-information

5.12. 1930 DienstagVon der Atacama zu den Anden Natur und Landschaft im Großen Norden Chiles | Vortrag Dr. Andreas Mieth SHUG 3Preetz, Hufenweg, Wilhelminen-schule, Aula

6.12. 1930 MittwochDer Duft der Gene Was bei der Partnerwahl wirklich entscheidet Vortrag | Prof. Manfred Milinski

SHUG 3Eutin, Schlossplatz 4, Landesbibliothek 6.12. 1930 MittwochMit Daten lügen Vortrag | Prof. Bernhard Thalheim SHUG 3Neumünster, Gartenstraße 32, Kiek in 6.12. 1930 MittwochWohin hetzen wir? Leben im Zeit-alter der Beschleunigung | Vortrag Prof. Bijan Amini SHUG 3Mel-dorf, An den Anlagen 16, Gelehr-tenschule 7.12. 1930 DonnerstagDie Reformation im Norden Eine Erfolgsgeschichte kritisch hinter fragt | Vortrag | Prof. Detlev Kraack SHUG 3Bordesholm, Lindenplatz 18, Haus der Kirche 7.12. 2000 DonnerstagDas Thomasevangelium Vortrag Prof. Enno Edzard Popkes SHUG 3Bad Segeberg, Am Kurpark 1, Kliniken 7.12. 2000 DonnerstagDie Entwicklung der Badekultur im späthellenistischen Pompeji Neue Forschungen in den Stabianer Thermen | Vortrag Prof. Monika Trümper Freunde der Antike e.V. 3Kiel, Düstern-brooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel, Antikensammlung 8.12. 900 FreitagTag der Lehre Vorträge, Work-shops, Fachgespräch, Messe

Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen (PerLe) 3Kiel, Fraun-hoferstraße 13, Wissenschafts-zentrum

9.12. 2000 SamstagWeihnachtsgala 2017 Show Bernd Lange, Prof. Manfred Wegner Sportzentrum der CAU 3Kiel, Olshausenstraße 72, Sport-forum 13.12. 1930 MittwochDie Entwicklung der Container­schifffahrt Logistische Herausfor-derungen für die Häfen der Welt Vortrag | Prof. Frank Meisel

SHUG 3Kronshagen, Kopper-pahler Allee 69, Bürgerhaus 13.12. 1930 MittwochKann die Geldpolitik die Krise im Euroraum lösen? Vortrag Dr. Jörn Eckhoff SHUG 3Rends-burg, Paradeplatz 11, Niederes Arsenal, Musiksaal der VHS 14.12. 1900 DonnerstagWas war der Weihnachtsstern? Astronomische Spekulationen zum Stern von Bethlehem | Vortrag Prof. Holger Kersten SHUG 3Molfsee, Osterberg 1a, Begeg-nungsstätte

Impressum

14.12. 2000 DonnerstagSchreckgespenst Infektionen Mythen, Wahn und Wirklichkeit Vortrag | Prof. Karina Reiß

SHUG 3Plön, Großer Plöner See (ehem. Bahnhof), Touristin-formation 19.12. 1930 DienstagDie Ukraine Junger Staat mit langer Geschichte | Vortrag Prof. Ludwig Steindorff SHUG 3Preetz, Hufenweg, Wilhelminen-schule, Aula

9.1. 1930 DienstagHerrn Heisenbergs unscharfe Welt Was hat es mit der Quanten-physik auf sich? | Vortrag Prof. Wolfgang J. Duschl SHUG 3Preetz, Hufenweg, Wilhelminen-schule, Aula 10.1. 1900 MittwochGöttin des Regenbogens Die farbenfrohe Welt der Iris | Vortrag Anne Rostek Freundeskreis Botanischer Garten 3Kiel, Am Botanischen Garten 7, Hörsaal E60 10.1. 1930 MittwochBenötigt der alte Mensch spezielle Medikamente? Vortrag Prof. Ingolf Cascorbi SHUG 3Neumünster, Gartenstraße 32, Kiek in 11.1. 2000 DonnerstagVon der Kieler Förde zum Mars Vortrag | Prof. Robert Wimmer- Schweingruber SHUG 3Plön, Großer Plöner See (ehem. Bahn-hof), Touristinformation 15.1. 1830 MontagArchäologie in Georgien Bronze- und Früheisenzeit in Georgien (Grabungen und Ergebnisse) Vortrag | Prof. Joni Apakidze

Institut für Ur- und Frühge-schichte 3Kiel, Johanna-Mestorf-Straße 4, Johanna-Mestorf-Hörsaal 16.1. 1900 Dienstag100 Jahre Schleswig­Holstei­nische Universitäts­Gesellschaft Ein Ereignis wirft seine Schatten voraus | Vortrag | Prof. Ludwig Steindorff SHUG 3Kiel, Fleet-hörn 9, Rathaus, Ratssaal

18.1. 1900 DonnerstagEine Melodie sagt mehr als 1000 Worte Zur Rolle der Sprech-melodie im Deutschen | Vortrag Prof. Oliver Niebuhr SHUG 3Molfsee, Osterberg 1a, Begeg-nungsstätte 18.1. 1930 DonnerstagAktuelle Herausforderungen für die Stabilität des Finanzsystems Vortrag | Dr. Christian Hecker

SHUG 3Bordesholm, Linden-platz 18, Haus der Kirche 18.1. 1930 DonnerstagHurrikane, die göttlichen Winde Vortrag | Prof. Mojib Latif SHUG 3Kronshagen, Kopperpahler Allee 69, Bürgerhaus, Räumlich-keiten der VHS 23.1. 1930 DienstagBakterien Eher Partner als Feinde Vortrag | Prof. Thomas Bosch

SHUG 3Preetz, Hufenweg, Wilhelminenschule, Aula 24.1. 1930 MittwochUmsiedlung, Flucht, Vertreibung, Genozid im historischen Vergleich von 1914 bis zur Gegenwart Vortrag | Prof. Manfred Hanisch

SHUG 3Meldorf, An den Anlagen 16, Gelehrtenschule 24.1. 2000 MittwochAb armis ad umbras Zu Anfang und Ende von Vergils Aeneis Prof. Niklas Holzberg, München

Freunde der Antike e.V. 3Kiel, Düsternbrooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel, Antikensammlung

25.1. 2000 DonnerstagSemesterkonzert des Akade­mischen Chors und des Kammer­orchesters der CAU Konzert Akademischer Chor und Kammer-orchester der CAU und Solisten

Akademischer Chor und Kam-merorchester der CAU 3Kiel, Wall 74 – Großer Konzertsaal im Kieler Schloss

ˇ

start-up friday1000 freitags start-up friday Zentrum für Entrepreneurship 3Kiel, Audimax, Christian-Albrechts-Platz 2, Hörsaal K Der »start-up friday« ist ein gemeinsames Programm der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Industrie- und Handelskammer zu Kiel und der Kieler Wirtschaftsförderung. Die dreistündigen Veranstaltungen sind kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich. Informationen gibt es hier: www.zfe.uni-kiel.de.

27.10. Idee ohne Kunde: Geht nicht! Guido Schwartze, Dicide GmbH

3.11. Marketing für Gründer – Große Wirkung mit kleinem Budget Nastasja Heuer, Beraterin für Content Marketing

10.11. Ideenfindung mit Design Thinking Inga Wiele, gezeitenraum

17.11. Leadership / Chef sein – Mich und andere führen Ellen Johannsen & Birgit Prange, Leadership Campus GbR

24.11. Gut abgesichert in die Selbständigkeit – Versicherung und Vorsorge Hauke Meier-Boyens, MB Finanzplanung

1.12. Pressearbeit für Start­ups Ingrid Wernecke, Kieler Nachrichten & Fleet7 8.12. Google Marketing für Start­ups Florian Kleinschmidt, nld. Marketing

15.12. Der Werkzeugkasten für Start­ups in Schleswig­Holstein Alexander Eck, Alexander Eck Beteiligungen GmbH

12.1. Gewerbliche Schutz rechte – Was ein Start­up wissen muss Steffi Jann, WTSH GmbH – Patent- und Markenzentrum

19.1. Rechtssicher Gründen Börrje Schneider, Wiegert Werner & Partner

26.1. Steuerrechtliche Grundlagen einer Unter­nehmensgründung Tjark-Ture Dierks, ttp AG Steuerberatungs gesellschaft

2.2. Deine Gründung – Dein Projekt Prof. Doris Weßels, FH Kiel

9.2. Entdecke den Entrepreneur in Dir – Deine Talente und Fähigkeiten Frauke Godat, PerLe

16.2. Storytelling für Start­ups Prof. Jörn Radtke, FH Kiel

27.10. 2000 Freitag »Kunst« von Yasmina Reza Theatergruppe Pampel et Marc | Kunst bringt durcheinander: Serge hat ein teures Bild gekauft – ein Ölgemälde, ganz in weiß. Seine Freundschaft zu Margot und Yvan gerät in den Strudel dieser weißen Leere. Das Stück entlarvt Charakter und Interessen der drei bourgeoisen Protagonisten. Kunst ist der Prüfstein für die Wahrheit von Freundschaft und gutem Leben Studentenwerk Schleswig-Holstein 3Kiel, Westring 385 – Sechs eckbau des Studentenwerks. Weitere Termine: 31.10., 1.11., 2.11., 4.11. Mit Eintritt

25.11. 2000 Samstag Die Knochenbraut Die Legende der Laura Osbone | Theatergruppe Die Meisterschüler

Studentenwerk Schleswig-Holstein 3Kiel, Westring 385 – Sechseckbau des Studentenwerks. Weitere Termine: 26.11., 9.12., 15.12., 16.12. Mit Eintritt 26.1. 2000 Freitag Drusilla im Schattenreich Von Helden und Tyrannen | Theatergruppe Rollentausch

Studentenwerk Schleswig-Holstein 3Kiel, Westring 385 – Sechseckbau des Studentenwerks. Weitere Termine: 29.1., 31.1., 2.2., 3.2. Mit Eintritt

Theater im Sechseckbau

Streifzüge durch die Geschichte Schleswig-Holsteins1900 mittwochs VortragsreiheStreifzüge durch die Geschichte Schleswig-Holsteins AWO Servicehauses Boksberg und Historisches Seminar, Abteilung für Regionalgeschichte 3Kiel, Boksberg 6-8, AWO Servicehaus Boksberg 10.1. Schleswig­Holstein und seine Burgen. Gab es sie, und wenn ja, wo sind sie geblieben? Stefan Magnussen, Leipzig

14.2. Streiten, kämpfen, glauben. Die Reformation in Schleswig­Holstein Dr. Nina Gallion, Kiel

7.3. Flammen, Flut und Cholera. Eine Katastrophengeschichte Schleswig­Holsteins Lisa Kragh, und Caroline E. Weber, Kiel

unizeitNachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Erscheint mit Unterstützung der Kieler Zeitung GmbH & Co. Offset druck KG als Beilage der Kieler Nachrichten

Herausgeberin: Christian-Albrechts-Univer-sität zu Kiel, Präsidium, Christian-Albrechts-Platz 4, 24118 Kiel

Redaktionsleitung: Dr. Boris Pawlowski (paw), Claudia Eulitz (cle) Redaktion: Kerstin Nees (ne)Redaktionsassistenz: Raissa Maas (isi)

Martin Geist (mag), Sebastian Maas (sma), Jirka Niklas Menke (jnm), Kerstin Nees (ne), Raissa Maas (isi), Jennifer Ruske (JR), Julia Siekmann (jus), Fotos: Seite 2 Grafik (Zuckerguss), Seite 3 oben (Thinkstock), Seite 4 oben (CAU), Seite 5 oben (Thinkstock), Seite 7 links oben (CAU), Mitte oben (Thinkstock), Mitte (pur.pur), unten (CAU), Seite 9 Porträts Buengeler (Haacks), Hövener (Nees), Kuhn (Haacks), Trebesch (Haacks), Wiltshire (Rolfes), Seite 11 Mitte (Thinkstock), unten (picture alliance)

Gestaltung und Produktion: pur.pur GmbH Visuelle Kommunikation

Druck: Kieler Zeitung GmbH & Co.

Kontakt: Telefon: 0431/880-2104 E-Mail: [email protected], www.uni-kiel.de/unizeit

Die Beiträge geben nicht grundsätzlich die Mei nung der Herausgeberin oder der Redak tion wieder.

Alle Ter min- und Ortsangaben ohne Gewähr

Die nächste unizeit erscheint am 27.01.2018.

– Veranstalter/VeranstalterinSHUG – Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft

unizeit 92 | xxxxxxxx | seite x

Veranstaltungen 08.04. – 00.00.2017 Alle Veranstaltungen auch unter: www.uni-kiel.de/veranstaltungenAlle Veranstaltungen auch unter www.uni-kiel.de/veranstaltungenBesuchen Sie die »unizeit« auch online oder abonnieren Sie kostenlos unter www.uni-kiel.de/unizeit

Mittagskonzert

1300 mittwochs30 Minuten Musik im Bach­Saal

UMD Bernhard Emmer 3Kiel, Rudolf-Höber-Straße 3, Bach-Saal Raum 1

25.10. Orgel pur I – Orgel vierhändig Christiane Godt & Christian Hoffmann, Kiel/Tönning

1.11. Gitarre solo Anika Hutschreuther, Kassel

8.11. Klavier solo Sofja Gülbadamova, Lübeck

15.11. Sinfonisches Mittags­konzert im AUDIMAX der CAUPhilharmonisches Orchester Kiel, Leitung: Georg Fritzsch 22.11. Posaunentrio des Philharmonischen Orchesters Christoph Beyer, Lisa Hochwim-mer & Allan Jensen, Kiel

29.11. Kontrabass solo Heiko Maschmann, Kiel

6.12. Orgel pur II Kerstin Petersen, Hamburg

13.12. Cello solo Stefan Breith, Schleswig

20.12. Weihnachtliche Chorsätze Studentenkantorei der CAU, Leitung: Bernhard Emmer

10.1. Violine solo Nora Piske-Förster, Kiel

17.1. Akkordeon & Gesang Hans Georg Ahrens & Alexander Wernet, Kiel

24.1. Cello solo Thomas Stöbel, Kiel

31.1. Orgel pur III KMD Volkmar Zehner, Kiel

7.2. Violine & Viola Eri Ishiodori & Dunja Helms, Kiel

Frauen im Fokus der Regionalgeschichte 1815 mittwochs RingvorlesungFrauen im Fokus der Regionalgeschichte – Schleswig-Holstein vom Mittelalter bis heute Historisches Seminar, Abteilung für Regionalgeschichte 3Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal C (Ausnahme 17.1.)

Die Veranstaltung wird gefördert vom Gleichstellungsausschuss der Philosophischen Fakultät.

25.10. Frauen in der schleswig­holsteinischen Geschichte – zur Einführung Dr. Nina Gallion und Caroline E. Weber, Kiel

1.11. Die mächtigste Frau im mittelalterlichen Norden: Margarete I., Herrscherin dreier Reiche (1353–1412) Prof. Oliver Auge, Kiel

8.11. Frauen im Kloster – fromm, gebildet und politisch aktiv Dr. Katja Hillebrand, Kiel

15.11. Kauffrauen und ihre Bedeutung für den Handel im Hanse­Netzwerk Prof. Harm von Seggern, Kiel

22.11. »... von gar nicht ab ­schätz barer Bedeutung« – Frauen engagement und ­karrie­ren in den evangelischen Kirchen Schleswig­Holsteins seit der Reformation Kerstin Klein, Kiel

29.11. Zuhause bleiben oder mit­segeln? Die Frauen und das Meer im langen 19. Jahrhundert Mikkel Leth Jespersen Ph. D., Museum Sønderjylland 6.12. Die Gemahlinnen der Fürstbischöfe von Lübeck im 17. und 18. Jahrhundert zwischen dynastischen Zwängen und Selbstverständnis Melanie Greinert, Kiel

13.12. »… daß sie eine Zauberinne sey…«. Hexen­verfolgung in Schleswig und Holstein 1530–1750 Dr. Rolf Schulte, Ahrensburg

20.12. »[…] aber sie lässt den Leser im Stich, wenn es um ihr Privatleben […] geht.« Bertha Hahns Erinnerungen aus Sonderburg und Alsen von 1850 bis 1870 Caroline E. Weber, Kiel

10.1. »An führender Stelle im Kampfe um die Gestaltung der deutschen Hochschule«. Die Studentinnen an der Uni versität Kiel (1927–1945) Martin Göllnitz, Mainz

17.1. Von der Herdplatte zur Festplatte – Geschichte und Zukunft der Landfrauenbewegung in Schleswig­Holstein Dr. Anke Sawahn, Hannover 3Kiel, Otto-Hahn-Platz 2, Otto-Hahn-Hörsaal

24.1. Von der Vorzimmerdame und Frau Professor – Frauen an der CAU Kiel abseits der Wissen schaft Karen Bruhn, Kiel

31.1. Malweiber um 1900 – Künstlerinnen im Aufbruch am Beispiel von Käte Lassen Dr. Christina Kohla, Kappeln

7.2. Übergänge und Zäsuren. Potenziale eines geschlechter­geschichtlichen Blicks in der Regionalgeschichte am Beispiel des Raumes Tirol/Südtirol/Trentino Dr. Siglinde Clementi, Bozen

Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur

24.10. Michael Ende: Die unend­liche Geschichte Olaf Koch, Kiel

7.11. Lutz Hübner: Ehrensache Prof. Kai Bremer, Kiel

14.11. Wolfgang Herrndorf: Tschick Lena Hoffmann, Münster

21.11. Erich Kästner: Emil und die Detektive Prof. Sven Hanuschek, München

28.11. James Krüss: Timm Thaler Dr. Ingo Irsigler, Kiel

5.12. Rudyard Kipling: Das Dschungelbuch Prof. Mareile Oetken, Oldenburg

12.12. René Goscinny und Jean­Jacques Sempé: Der kleine Nick Dr. Eckhard Pabst, Kiel

19.12. Andreas Steinhöfel: Es ist ein Elch entsprungen Anke Christensen, Kiel

9.1. A. A. Milne: Winnie­the­Pooh Prof. Bernd Auerochs, Kiel

16.1. Waldemar Bonsels: Biene Maja Prof. Hans-Edwin Friedrich, Kiel

23.1. Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz Dr. Heide Hollmer, Kiel

30.1. Liliencron­Dozentur Peter Licht

6.2. Astrid Lindgren: Pippi Lang­strumpf Prof. Karin Hoff, Göttingen

13.2. Maurice Sendak: Wo die wilden Kerle wohnen Dr. André Schwarck, Kiel

1815 dienstags RingvorlesungKlassiker der Kinder- und Jugendliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts

Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien 3Kiel, Olshausenstraße 75, Hans-Heinrich-Driftmann-Hörsaal

Die Veranstaltung wird live unter www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de gestreamt.

31.10. 1030 Dienstag Uni­versitätsgottesdienst am Reformations tag, Semestereröf­fungsgottesdienst mit Abenmahl Bischöfin i. R. Maria Jepsen

5.11. Pastor Dr. Wilko Teifke

12.11. Gottesdienst mit Abend­mahl Landespastor Heiko Naß

19.11. Pastor Hartwig Neigenfind

26.11. Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag Propst Thomas Lienau-Becker

3.12. Gottesdienst mit Abend­mahl Studierende der ESG/Pasto-rin Regine Paschmann

10.12. Prof. André Munzinger/Liturgie Prof. Hartmut Rosenau

17.12. PD Dr. Susanne Rudnig-Zelt

24.12. 1700 Christvesper Prof. Reiner Preul

31.12. 1700 Gottesdienst mit Abendmahl zum Altjahresabend Prof. Johannes Schilling

7.1. Pröpstin i. R. Dr. Monika Schwinge

14.1. PD Philipp David

21.1. Gottesdienst mit Abend­mahl Prof. Dr. Christiane Zimmer-mann/Liturgie Prof. Dieter Sänger

28.1. Pastorin Elisabeth Magnus-son Rosengren/Liturgie: OKR Dr. Daniel Mourkojannis

4.2. Gottesdienst mit Abendmahl Landesbischof Gerhard Ulrich/Liturgie: Prof. Andreas Müller

11.2. Semesterschlussgottes­dienst mit Abendmahl Prof. Andreas Müller

18.11.2017 bis 2.4.2018 Nolde und die Brücke

bis Februar 2018 Was das Bild zur Kunst macht. Die Sammlung

bis Februar 2018 Vasilij Polenov zum Abschied

bis 28. Januar 2018 Gustav Wimmer. Bilder ohne Namen Eine Ausstellung des Schleswig-Holsteinischen Kunst-vereins

Universitäts-gottesdienste1030 sonntags3Kiel, Westring 385,Universitätskirche

Ausgewählte Kapitel der Toxikologie und Umweltmedizin1630 mittwochs RingvorlesungAusgewählte Kapitel der Toxikologie und Umweltmedizin Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler 3Kiel, Arnold-Heller-Straße 12 (Eingang Hospitalstraße), Hörsaal Rechtsmedizin

1.11. Gesundheitliche Belastung durch Schiffsemissionen Prof. Edmund Maser, Kiel

8.11. Ins Labor statt auf dem Teller – Muscheln als Bioindi­katoren für die Meeresver­schmutzung Jennifer Strehse, Kiel

15.11. Ursachen für das Fasanensterben Prof. Ursula Siebert, Büsum

22.11. Neue Regeln in der Abfallwirtschaft Dipl.-Ing Peter Mazurkiewicz, Kiel

29.11. Risikobewertung Prozessbedingter Lebensmittel­kontaminanten Prof. Gerhard Eisenbrand, Kaiserslautern

6.12. Ergebnisse eines Muschelmonitorings – welche Risiken gehen von versenkter Munition im Meer aus? Daniel Appel, Kiel

13.12. Die Risikoabschätzung von Pflanzenschutzmitteln in der Praxis: Vom Einzeltest bis zu Freiland Modellökosystemen Prof. Klaus Peter Ebke, Homberg

10.1. Welche Expositionsquellen sind relevant für die PAK­Belastung der Bevölkerung? Priv.-Doz. Albrecht Seidel, Großhansdorf

17.1. Biologische Kampfstoffe im Vergleich zu chemischen Kampfstoffen Dr. Hans-Jörg Martin, Kiel 24.1. Von Dioxinen bis Fipronil – unerwünschte Schadstoffe in der Nahrung Prof. Peter Fürst, Münster

31.1. Aktuelles Thema Dr. Hermann Kruse, Kiel

Alter, Gesundheit und aktiver Lebensstil

1815 montags RingvorlesungAlter, Gesundheit und aktiver Lebensstil Institut für Sportwissenschaft, Sportärztebund Schleswig-Holstein 3Kiel, Olshausenstraße 75, Hans-Heinrich-Driftmann-Hörsaal

30.10. Fettstoffwechsel und Bewegung Prof. Burkhard Weisser, Kiel

6.11. EU­Projekt an der CAU: Präventive Hausbesuche bei Älteren Prof. Manfred Wegner, Kiel

13.11. Alter, Gesundheit und aktiver LebensstilN.N.

20.11. Wenn der Rücken in die Jahre kommt – ein orthopä­discher Blick Dr. Philip Lübke, Kiel

27.11. Fettstoffwechsel und Ernährung Priv.-Doz. Dr. Britta Wilms, Lübeck

4.12. Fettstoffwechselstörungen und Medikamente Dr. Dominik Schulte, Kiel

11.12. Low carb – high age? Dr. Jan-Peter Brückner, Kiel

8.1. Erwerbsminderung und Gefahr der Altersarmut in Deutschland Prof. K.-D. Kolenda, Kiel

15.1. Der Wert des Sports für Wirtschaft und Gesellschaft Prof. Jens Flatau, Kiel

22.1. Mit Biss ins Alter – Mund­gesundheit ist Lebensqualität Prof. Hans-Jürgen Wenz, Kiel

29.1. Was geschieht danach – Chancen und Aufbrüche nach existentiellen Krisen Dirk Große, Altenholz

Beratungstermine für Studien fachwechsel und Studien interessierte

Zentrale Studienberatung 3Kiel, Christian-Albrechts-Platz 5 Zentrale Studienberatung

Termine unter bit.ly/Studienberatung

Kunsthalle zu Kiel

Biologisches Kolloquium Zum Biologischen Kolloquium laden die Abteilungen des Bio-zentrums Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland ein. Das Kolloquium dient der Vorstellung aktueller bio-logischer Forschungsthemen und dem Austausch mit den Wissen-schaftlerinnen und Wissen-schaftlern. Die Vortragssprache ist Englisch Sektion Biologie

Weitere Termine unter: bit.ly/bio-kolloquium Aktuelle Fragen medizinischer Ethik

1700 dienstags RingvorlesungAktuelle Fragen medizinischer Ethik Prof. Alena Buyx, Institut für Experimentelle Medizin, Medizinethik 3Kiel, Hegewischstraße 2, Hörsaal Augenklinik (direkter Zugang von außen, rechts neben dem Haupteingang)

24.10. Einführung in die medizi­nische Ethik Prof. Buyx, Dr. Rogge

7.11. Psychiatrie und Ethik PD Dr. Baier

21.11. Allgemeinmedizin und Ethik Prof. Kaduszkiewicz

28.11. Transplantationsmedizin und Ethik Prof. Braun

5.12. Palliativmedizin/Schmerz­therapie und Ethik Prof. Siebrecht

12.12. Neuropädiatrie und Ethik Prof. Stephani

19.12. Neurochirurgie und Ethik Prof. Mehdorn

9.1. 1730 Ethik im Unternehmen Krankenhaus Prof. Wehkamp

16.1. Zahnmedizin und Ethik Prof. Hertrampf

23.1. Pränataldiagnostik und Ethik Prof. Eckmann-Scholz, PD Dr. Caliebe

30.1. Bevölkerungsstudien und Ethik Prof. Lieb

6.11. 1615 Montag On the origins of multicellularity Prof. Dr. Paul Rainey, Plön 3Kiel, Am Botanischen Garten 7 Biologie Hörsaal E60

9.11. 1600 Donnerstag Peptidoglycan recognition proteins and their role in pathogen sensing and tolerance to microbiota Dr. Igor Iatsenko, Schweiz 3Kiel, Am Botanischen Garten 11, Zentrum für Molekulare Biowissenschaften, Seminarraum

18.12. 1615 Montag Insect corneal nanostructures From diversity and molecular mechanisms to bioengineering and applications | Prof. Dr. Vladimir L. Katanaev, Schweiz 3Kiel, Am Botanischen Garten 7 – Biologie Hörsaal E60

Uni für Uni

21.10. 2017

»Caricin Grad ist ein Traum für mich als Archäobotanikerin«, schwärmt Anna Elena Reuter. Die Stadt, deren Name sich »Zaritschin Grad« ausspricht, wurde um 530 unserer Zeit im damaligen byzantinischen Niemandsland des Balkans errichtet. Zu Ehren des Kaisers Justinian (etwa 482–565) mit dem lateinischen Namen Iustiniana Prima versehen, sollte sie als neues Verwaltungszentrum für die Provinz Illyrien und als Bischofs-sitz dienen. Doch schon weni-ger als einhundert Jahre spä-ter gab man die Stadt wieder auf. »Da die Lage fernab aller bedeutenden Verkehrswege in einem von Barbaren-Ein-fällen bedrohten Landstrich wenig attraktiv war, wurden die Siedlungsreste von Caricin Grad nach der Zeit um 615 auch nicht mehr überbaut«, sagt Anna Elena Reuter erfreut. Denn diese Tatsache ist die Voraussetzung für ihre For-schung. »So sind viele Pflanzenreste in den eingestürzten Gebäuden bis heute in einem tollen Zustand erhalten geblieben.«Zwar sind sämtliche botanischen Überbleibsel durch Missgeschicke bei der Zubereitung oder durch Gebäude-brände verkohlt, doch nur so konnten sie über 1.500 Jahre erhalten bleiben. Trotz der Hitzeeinwirkung lassen sich manche Funde sogar mit bloßem Auge beispielsweise als Walnuss oder Wild-

birne identifizieren. Das Binokular gibt Reuters Kennerblick auch den Unter-schied zwischen Saatweizen und Rog-gen preis. »In Zweifelsfällen ist außer-dem die große Sammlung von Ver-gleichsproben im Institut für Ur- und Frühgeschichte sehr hilfreich«, erklärt sie. Regalmeterweise reihen sich dort Samen und Früchte heimischer und exotischer Flora in kleinen Glaskolben

aneinander.Nachdem sie zahlreiche

bo ta nische Überbleibsel analysiert hat, kann Anna Elena Reuter ziem lich präzise re -kon stru ieren, welche Pflan zen die Men schen in Caricin Grad verwen-

deten: »Das waren kaum Wild-, sondern vor allem

Nutzpflanzen – hauptsäch-lich Getreidearten wie Roggen,

Saatweizen, Gerste und Rispenhirse. Außerdem ernährten sich die Men-schen von Hülsenfrüchten, am häu-figsten fanden wir Ackerbohne und Futterwicke.« Ölfrüchte fehlen im Spektrum der Pflanzenfunde dagegen, Oliven und deren Öl seien vermutlich aus den mediterranen Regionen des byzantinischen Reichs importiert wor-den, vermutet die Archäobotanikerin. »Auch Weinbeeren haben wir gefun-den. Ob sie zu alkoholischen Getränken weiterverarbeitet wurden, ist noch nicht ganz sicher, ich gehe aber davon

aus«, sagt Reuter.Da sich die pflanzlichen Überbleibsel nicht nur in gutem Zustand befinden, sondern auch nie umgelagert wurden, erlaubt ihre Fundsituation auch Rück-schlüsse auf verschiedene Aktivitäts-zonen in Caricin Grad. »Beispielsweise können wir nachweisen, dass Getreide in vielen Privathäusern, also dezen-tral, gelagert und verarbeitet wurde. Vermutlich war der bevorzugte Ort dafür das kühle unterste Geschoss der mehrstöckigen Gebäude«, erklärt Anna Elena Reuter. »Es gab aber auch einen zentralen Getreidespeicher in der Stadt, den möchte ich im nächsten Forschungsschritt genauer unter die Lupe nehmen.«

Federführend bei den Ausgrabungen in Caricin Grad ist ein serbisch-franzö-sisches Forschungsteam, seit einigen Jahren ist auch das Römisch-Germa-nische Zentralmuseum Mainz (RGZM) beteiligt. »Im Rahmen meiner Doktorar-beit habe ich archäobotanische Exper-tise in die Untersuchung eingebracht, dafür ist Kiel ein sehr guter Standort«, erläutert Reuter ihre Einbindung in das Projekt. Finanziert wird ihre Pro-motion vom RGZM, ihre Betreuerin ist Professorin Wiebke Kirleis vom Institut

für Ur- und Frühgeschichte der CAU. »Außerdem bin ich assoziiertes Mit-glied der Graduiertenschule Human Development in Landscapes, was mir beispielsweise die Möglichkeit eröff-net, an Schulungen und Konferenzen teilzunehmen«, sagt Reuter.Und wie kommt sie an die winzigen Pflanzenreste? »Wenn die Archäologen in Caricin Grad ein Gebäude ausgra-ben, bekomme ich eimerweise Erdaus-hub mit genauer Ortsangabe. Mit viel Wasser schlämme ich die Bodenproben durch immer feinere Siebe, in denen

sich die verkohlten Pflanzenreste sammeln.« Das kann im serbischen Sommer, wenn die Feldkampagnen stattfinden, eine schweißtreibende Angelegenheit sein: Das Thermome-ter klettert dort oft auf über 40 Grad. »Deshalb beginnen wir schon um fünf Uhr morgens mit den Außenarbeiten, ab mittags ist es einfach zu heiß dafür. Aber Abkühlung bekomme ich dann ja im Kieler Herbst reichlich«, sagt Anna Elena Reuter lachend. Jirka Niklas Menke

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Die guten Erhaltungsbedingungen eines byzantinischen Fundplatzes in Südserbien helfen einer Kieler Archäobotanikerin zu verstehen, welche Pflanzen man einst im Oströmischen Reich nutzte.

Momentaufnahme des 6. Jahrhunderts

Um die Pflanzenreste aus den Bodenproben herauszufiltern, werden diese mit viel Wasser durch Siebe geschlämmt. Fotos: A. E. Reuter/RGZM/UFG

Die Stuhltransplantation, also die Übertragung von Stuhl einer gesunden Person in den Darm einer erkrankten Person, hat begeisterte Für-sprecher. In Internetforen wird über die Eigenanwendung zu Hause gefach-simpelt. Ein YouTube-Video beschreibt detailliert, wie eine frische Stuhlspende aufbereitet werden sollte, damit sie für eine Stuhlübertragung verwendbar ist. Und ein englischsprachiger Ratge-ber preist die Methode als neuen Weg zur Heilung des Körpers. Die in die-ser Szene verbreitete Überzeugung ist, dass die so genannte fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) nicht nur Men-schen mit Darmkrankheiten wie zum Beispiel Reizdarm oder chronisch ent-zündlichen Darmerkrankungen (Coli-tis ulcerosa, Morbus Crohn) helfen soll, sondern auch bei Diabetes, Adipositas oder Autismus wirksam sei. Bewiesen ist das noch nicht, aber es wird derzeit auf der ganzen Welt, so auch in Kiel, intensiv daran geforscht.

Erste Hinweise auf eine positive Wir-kung bei Diabetes mellitus und Adi-positas liefern Studien im Tiermodell. »Mäusen mit Diabetes hat man Stuhl von gesunden Mäusen transplantiert und man sieht, dass die Insulinemp-findlichkeit steigt«, sagt Professor Stephan Ott, der Experte für Stuhl-transplantation der Klinik für Innere Medizin am UKSH Kiel und Mitglied im Exzellenzcluster Entzündungsfor-schung. »Auch wenn man dicken und dünnen Mäusen den jeweils komple-mentären Stuhl verabreicht, sieht man Effekte. Aber das sind alles Tiermo-delle. Es gibt noch keine guten Daten, die zeigen, dass das beim Menschen auch funktioniert.«Bislang gibt es ein einziges allgemein akzeptiertes Anwendungsgebiet, für das der Nutzen des Stuhltransfers

in kontrollierten klinischen Studien bewiesen wurde: Das ist eine beste-hende oder wiederkehrende Infektion mit Clostridium (C.) difficile. Dieses Bakterium, das vor allem bei Kran-kenhauspatienten und -patientinnen auftritt, verursacht starken Durchfall, der tödlich enden kann, in jedem Fall aber die Betroffenen sehr beeinträch-tigt. Studien haben ergeben, dass der Transfer von frischem Stuhl bis zu 90 Prozent der Personen mit wiederkeh-renden C.-difficile-Infektionen dauer-haft heilen kann.Für eine Behandlung werden etwa 50 Gramm frischer Stuhl von gesunden Spenderinnen und Spendern im Labor mit physiologischer Kochsalzlösung vermischt, homogenisiert, mehrmals gefiltert und als Flüssigkeit entweder über eine Sonde direkt in den mittleren Dünndarm verabreicht oder via Darm-

spiegelung in den Dickdarm gespült. Vor der Therapie werden die Beteilig-ten ausführlich aufgeklärt, die Spen-derinnen und Spender werden zudem einer umfangreichen Gesundheitsprü-fung unterzogen.Erstaunlicherweise wird die Proze-dur gut toleriert, trotz des Ekelfak-tors. »Man wundert sich. Die meisten Patientinnen und Patienten haben im Grunde kein Problem damit, umso weniger, wenn sie wissen, dass der Stuhl von einem engen Angehörigen stammt«, berichtet der Kieler Experte, der bisher etwa 50 Personen mit Stuhl-transplantation behandelt hat. Anfra-gen hatte er wesentlich mehr. Darunter waren viele Fälle, für die die Behand-lung nicht zugelassen ist. »Ich bin da eher zurückhaltend. Wir beschrän-ken uns wirklich auf die zugelassene Indikation. Das hat uns auch die Ethik-

kommission so auferlegt.«Die gute Wirksamkeit von FMT bei der Clostridien-Infektion führt man auf die Wiederherstellung eines gesunden, vielfältigen Mikrobioms zurück. »Das Bakterium Clostridium difficile wird wahrscheinlich deshalb so aktiv, weil

die anderen Darmbakterien durch Antibiotikatherapie zerstört wurden. Zwar lässt sich die Infektion mit darm-gängigen Antibiotika immer wieder bekämpfen, aber nicht grundlegend. Bei nächster Gelegenheit kann das wie-der auflammen. Es geht darum, dass man einmal den Reset-Knopf drückt, das Mikrobiom oder die Diversität wie-der herstellt. Dann ist das Problem behoben.«

Bei Erkrankungen, die nur teilweise über die geänderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms erklärt werden können, wird das nach Einschätzung des Gastroenterologen daher vermut-lich auch nicht so zuverlässig wirken. Hinzu kommt ein ganz praktisches Pro-blem: »Wenn wir eine Stuhltransplanta-tion bei C.-difficile-Infektion machen, reicht meist eine Behandlung. Erkran-kungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Diabetes sind chronische Erkrankungen. Hier müsste die Stuhl-transplantation einmal wöchentlich oder alle zwei Wochen durchführt wer-den. Das ist in der Praxis schwerlich machbar, auch weil man idealerweise immer denselben Spender bräuchte.« Kerstin Nees

Die Therapie mit Körperflüssigkeiten war im alten China und im Mittelalter zur Heilung unterschiedlicher Leiden angesagt. Aus dieser Tradition stammt die Stuhltransplantation, die gerade ein Comeback in der moder-nen Medizin feiert.

Zwischen Ekel und Euphorie

Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamt-heit aller Bakterien und Mikroorganismen, die in und auf dem Menschen leben. Das Mikrobiom ist so individuell wie ein Finger-abdruck. Störungen dieses Ökosystems sind mit einer Vielzahl an chronischen Erkran-kungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Fettlebererkrankungen und chronisch ent-zündlichen Darmerkrankungen assoziiert. In zahlreichen Projekten untersucht der Exzellenzcluster Entzündungsforschung

die mikrobielle Besiedlung von Darm und anderen Grenzflächen.Um die Öffentlichkeit für dieses aktuelle For-schungsthema zu sensibilisieren, hat sich der Cluster Verbündete aus dem Bereich Kunst und Design gesucht. Die Ergebnisse der Kooperation mit der Muthesius Kunst-hochschule Kiel zeigt die Ausstellung »Das Mikrobiom – Der Mensch ist nicht allein.« noch bis zum 28. Februar 2018 in der Medi-zin- und Pharmaziehistorischen Sammlung Kiel. ne

www.mikrobiom-cluster.de

Ausstellung zum Mikrobiom

Die Muthesisusstudentin Anna Carina Lange hat einen Comic zum Thema Stuhltransplantation gestaltet. Das Heft »Bitte sehr. Oh, vielen Dank!« fasst humorvoll und leicht verständlich den aktuellen Stand der Forschung zusammen und wirft einen launigen Blick in die Zukunft. Illustration: Anna Carina Lange

»Es geht darum, dass man einmal den Reset-Knopf drückt,

das Mikrobiom oder die Diversität wieder herstellt. Dann ist das

Problem behoben.«

21.10. 2017

MARKUS KUHN »Unser Alltag ist zu einem erheblichen Teil durch die Nutzung von Medien geprägt. Das macht die vielfältigen Fragen nach einer sich fort-während entwickelnden Medienkultur so relevant wie spannend. Ich erfor-sche die Medien der Vergangenheit und Gegenwart, insbesondere Film und Fernsehen, aber auch Formen der Audiovision in den digitalen Medien wie Webserien und You-Tube-Clips. Einen Schwerpunkt bildet die Erzähl-theorie, die Frage also, wie Medien Geschichten erzählen und dadurch Bedeutungen erzeugen, Zuschauer

erreichen und Werte vermitteln. In der Lehre, in der die Analyse von Medien-produkten und ihrer technikgeprägten Ästhetik dominiert, möchte ich die Faszination dafür vermitteln, wie viel kulturelles Wissen, wie viele Lebens-, Welt- und Gesellschaftsbilder in ein-zelnen Medienartefakten verborgen liegen.«

Markus Kuhn, 44 Jahre, geboren in Braun-schweig. Seit Mai 2017 Professor für Medi-enwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zuvor Juniorprofessor an der Universität Hamburg und Associate Professor an der Süddänischen Universität Odense. 2008 Promotion an der Universität Hamburg.

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CLAUDIA BUENGELER »Diversität im Team kann positive oder negative Effekte auf die Teamleistung haben, je nach-dem, ob die Verschiedenartigkeit zu vermehrtem Austausch und Einsatz von Wissen, oder aber zu Konflikten und Grüppchenbildung führt. In meiner Forschung zeige ich, dass es lohnend sein kann, mittels Diversity Training im Team die richtigen ›Diver-sity Skills‹ zu erlernen. Eine weitere Facette von Diversität spiegeln von der Norm abweichende Führungskräfte

wider. Hier interessiert mich beson-ders, warum junge Führungskräfte oft Widerstände von Seiten ihrer Unterge-benen erfahren und welche Führungs-verhaltensweisen sie nutzen können, um diese Legitimitätsproblematik geschickt zu umgehen. In der Lehre liegt mir sehr daran, die Bedeutung eines evidenzbasierten Personalma-nagements zu vermitteln, welches sich die Erkenntnisse der Forschung gezielt zunutze macht.«

Claudia Buengeler, 36 Jahre, geboren in Ingolstadt. Seit Juli 2017 Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Per sonal und Organisation an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zuvor Assi-stenzprofessorin an der Business School der Universität Amsterdam. 2013 Promotion an der Freien Universität Amsterdam und der Jacobs University Bremen.

JAN BERND HÖVENER »Mit der Magnetre-sonanztomografie (MRT) können ohne Einsatz von schädlicher Strahlung Strukturen und Funktionen von Gewe-ben und Organen im Körper in beein-druckender Weise dargestellt werden. Allerdings ist das Potenzial dieser

Methode bei Weitem noch nicht ausge-schöpft: Mit der sogenannten Hyperpo-larisierung kommen wir dem ein Stück näher und können völlig neue Ein-blicke in die Vorgänge im Organismus gewinnen. Dies gelingt durch Kontrast-mittel, die wir mit quantenphysika-lischen Tricks magnetisch markieren. Es lassen sich so zusätzliche, für die Diagnose und Therapie entscheidende Informationen sammeln. Dies ist ein stark interdisziplinäres Forschungfeld, welches den Bogen von der Quanten-physik über die Chemie zur Biologie schlägt. Unser Ziel ist es, mit diesen Methoden dem Leben praktisch live zuzuschauen.«

Jan-Bernd Hövener, 37 Jahre, geboren in Münster. Seit Juni 2017 Professor für Trans-lationale Magnetresonanztomographie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Leiter des Molecular Imaging North Com-petence Centers (MOIN CC) und der Emmy Noether Gruppe Molecular and Metabolic MRI (M3). Zuvor Arbeitsgruppenleiter am Universitätsklinikum Freiburg. 2008 Promo-tion in Physik an der Universität Heidelberg, 2016 Habilitation in Medizin an der Univer-sität Freiburg.

Personalmanagement, Führung und Diversität Neue MRT-Methoden Medienkultur und Erzähltheorie

CHRISTOPH TREBESCH »Mich treiben in Forschung und Lehre zwei große Themen an. Zum einen ergründe ich die Chancen und Risiken internatio-naler Finanzmärkte und suche Wege,

Finanzkrisen zu verhindern bezie-hungsweise besser zu bewältigen. Das zweite Thema betrifft die Wech-selwirkung von globaler Wirtschaft und Politik. In einem aktuellen Projekt untersuchen wir zum Beispiel, inwie-fern wirtschaftliche Faktoren wie Glo-balisierung, Ungleichheit und Krisen die aktuellen Erfolge des Populismus erklären können. Außerdem interes-siert uns, wie sich eine populistische Regierung auf Wirtschaft und Gesell-schaft auswirkt. Zur Beantwortung die-ser Fragen arbeite ich quantitativ und mit neuen, selbst zusammengestellten Datensätzen, die teilweise bis in 19. Jahrhundert zurückgehen.«

Christoph Trebesch, 38 Jahre, geboren in Brüssel, Belgien. Seit April 2017 Professor für Makroökonomie an der Christian-Alb-rechts-Universität zu Kiel, Leiter der Abtei-lung »Globale Makroökonomie und globale Goverance« am Kieler Institut für Weltwirt-schaft. Zuvor Juniorprofessor an der Univer-sität München. 2011 Promotion an der Freien Universität Berlin.

Globale Finanzkrisen

KAREN HELEN WILTSHIRE »Der Mensch hat einen großen Einfluss auf Küsten- oder Schelfmeere. Die Küsten sind einge-deicht und die kommerzielle Fischerei greift ebenso in das marine Ökosystem ein wie der wachsende Schiffverkehr. Zudem erobern Offshore-Windparks die küstennahen Gewässer und schaf-fen dreidimensionale Strukturen, wo

vorher nur Boden und Wasser war. Was das für die Ökosysteme, die Fischbe-stände und am Ende auch für den Men-schen bedeutet, ist Gegenstand meiner Forschung. Diese Fragen lassen sich allerdings nur im interdisziplinären Verbund von Biologie, Zoologie und Ökologie sowie Informatik, Ingenieur- und Geowissenschaften ergründen. Das Vernetzen der Disziplinen ist eine absolute Notwendigkeit für die Meeres-wissenschaft.«

Karen Helen Wiltshire, 55 Jahre, geboren in Dublin, Irland. Seit Januar 2017 Professorin für Schelfmeerökologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und seit 2006 Direktorin der Alfred-Wegener-Institute (AWI) Helgoland und Sylt. Weiterhin Profes-sorin für marine Geowissenschaften an der Jacobs University Bremen. Zuvor verschie-dene Positionen am AWI. 1992 Promotion, 2001 Habilitation an der Universität Ham-burg.

Küstengewässer unter Druck

AUSSTELLUNG IN DER UNIBIBLIOTHEKDie Kieler Universitätsbibliothek (UB) verwahrt unter ihren Altbeständen einen kleinen, aber wertvollen Schatz von Lutherdrucken. Erst kürzlich wurde dieser kleine Schatz entdeckt. »Ich habe eigentlich nach einer Leih-gabe für eine geplante Ausstellung des Landesmuseums Greifswald gesucht

und zu meiner großen Überraschung Erstausgaben und frühe Drucke von Lutherschriften gefunden«, zeigt sich Dr. Klára Erdei, für die Altbestände in der UB zuständig, begeistert. Unter ihnen befindet sich auch die 1517 erschienene erste Buchausgabe der 95 Thesen. Weltweit sind nur noch etwa 20 Exemplare dieser Kostbarkeit erhal-ten. Ziel der Ausstellung ist, das publi-zistische Wirken Luthers aufzuzeigen und nachzuzeichnen, wie die Drucke ihren Weg in die UB gefunden haben.

Als Beitrag zum Reformationsjubi-läum zeigt die UB unter dem Titel »SOLA SCRIPTVRA – Die Luther-drucke der Universitätsbibliothek Kiel« im Foyer der Zentralbibliothek vom 24. Oktober bis 22. Dezember eine Ausstellung mit ausgewählten Drucken dieser Sammlung. Nicht nur die Thesen, die schon bald als Auslöser einer neuen Epoche der Kir-chengeschichte verstanden wurden, sondern auch Schriften Luthers aus seiner gesamten Wirkungszeit werden

in thematischen Zusammenhängen in der Ausstellung präsentiert. Dazu kommt eine Leihgabe aus dem Kieler Stadtarchiv, die das Geheimnis eines Teils des Kieler Lutherschatzes lüftet.Zur Ausstellung erarbeitet der Kir-chenhistoriker Professor Johannes Schilling einen Katalog, der erstmals alle Drucke verzeichnet und ihre Geschichte und ihre Überlieferung erläutert. Diese Bestände der Unibib-liothek sind bisher noch nie Gegen-stand eigener Forschungen gewesen.

Schilling: »Im Lauf der Arbeiten haben sich jedoch überraschende Erkenntnisse ergeben, die einen gera-dezu spektakulären Beitrag zur Kieler Reformationsgeschichte und zur Geschichte der Bibliothek erwarten lassen.« isi

Unibibliothek, Leibnizstraße 9Öffnungszeiten: montags bis freitags 9 bis 22 Uhr, samstags 9 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr. www.ub.uni-kiel.de/ausstellungen

Schätze zum Reformationsjubiläum

Viele kleine grüne Bällchen wirbeln durchs Wasser des Flachbettre-aktors im Labor der Regelungstechnik der Technischen Fakultät. Ihr bewegtes Dasein verdanken die Punkte, bei denen es sich um zahllose zusammengeballte Vertreterinnen der Mikroalge Haema-tococcus pluvialis handelt, der stetig in den Behälter einströmenden Luft. Dazu bekommen die Pflanzen reichlich Licht und eine Wassertemperatur mit Wohlfühlfaktor.All das sieht so aus, als ob es viel besser in einen Versuchsraum der Meeresfor-schung passen würde. Und tatsächlich ist an diesem Eindruck etwas dran. Ihr Algenprojekt betreiben Professor Tho-mas Meurer, Dr. Alexander Schaum und Pascal Jerono aus dem Fachbe-reich Regelungstechnik innerhalb des Exzellenzclusters »Future Ocean« und arbeiten dabei mit dem Biologen und

Algenexperten Professor Rüdiger Schulz zusammen.In der Sache geht es zunächst einmal darum, die Haematococcus pluvialis zu züchten und sie dann etwa durch vergleichsweise drastische Veränderung von Nährstoff-, Licht- oder Luftzufuhr unter Stress zu setzen. Dann verändert die eigentlich grüne Alge ihre Farbe und wird rot, ganz ähnlich wie das passiert, wenn Menschen sich ärgern. Was den Effekt hervorruft, dass die Pflanze den Farbstoff Astaxanthin produziert, der eine antioxidierende Wirkung entfaltet und in Kapseln verpackt als Nahrungs-ergänzungsmittel vor Schäden durch UV-Strahlung schützen soll. Beteiligt an dem Projekt sind deshalb auch das in Trappenkamp ansässige Unterneh-men Sea und Sun, das dieses Mittel in großem Maßstab herstellen will und ebenso die Schweizer Firma Infors HT,

die den Flachbettreaktor gesponsert hat.Was bei den Algenversuchen am Ende konkret herauskommt, ist für das Trio von der Technischen Fakultät sowohl für ihre theoretischen Arbeiten als auch für die weitere technische Umsetzung von Bedeutung. »Uns geht es dabei besonders um die Prozessführung und die Entwicklung einer Regelungs- und Optimierungsstrategie«, erläutert Pro-fessor Meurer, der das Projekt aus über-greifender Perspektive betrachtet. Wie immer, wenn etwas hergestellt werden soll, kommt es darauf an, dabei mög-lichst wenig Energie und andere Res-sourcen in Anspruch zu nehmen.Rein regelungstechnisch gesehen macht es dabei keinen großen Unterschied, ob es zum Beispiel um einen Gasmotor oder um Algenzucht geht. In beiden Fällen handelt es sich um einen Pro-zess mit Stellschrauben, deren Hand-

habung das Ergebnis positiv oder auch negativ beeinflussen kann. »Bei den Algen kann das die Nährstoffzufuhr sein, beim Motor die Ventilstellung«, erklärt Meurer.Zusammen mit seinen beiden Mitar-beitern befasst sich der studierte Ver-fahrenstechniker genau mit diesen Stellschrauben, im Fachdeutsch auch Eingriffsgrößen genannt.Allerdings wäre es äußerst zeit- und kostenaufwendig, das Wechselspiel zwischen Luft, Licht, Temperatur, Nährstoffgehalt und anderen Faktoren rein durch Versuche aufzuschlüsseln. Die Prozessführungsstrategie zielt des-halb darauf, möglichst genaue Aussa-gen auf Grundlage möglichst weniger Daten zu gewinnen. Ein Ansatz, der nicht zufällig in den 1960er Jahren auf-kam. Damals standen die ersten eini-germaßen leistungsfähigen Computer zur Verfügung, um das Hauptgeschäft bei dieser Methode zu erledigen: das Rechnen. Heute geht das wesentlich einfacher und billiger, doch im Prinzip wurden und werden laut Meurer nach wie vor die Ergebnisse realer Versuche digitalisiert, um damit ein Modell zu entwerfen, »das der Realität hinreichend gut entspricht«.Das gute alte Labor ist gleichwohl nicht entbehrlich. Immer wieder machen die Wissenschaftler dort Gegenproben und

untersuchen, ob die auf das uralte Prin-zip der Differenzialgleichung gestützten Rechenmodelle tatsächlich stimmen. Gerade diese Mischung aus Biologie und Informatik ist dabei für die Beteili-gten von beachtlichem Reiz, verrät Pas-cal Jerono: »Das Interesse an Biologie kam bei mir sehr spät, aber es hat mich erwischt.« Martin Geist

Pascal Jerono steuert den Flachbettreaktor, der am linken Bildrand reichlich Mikroal-gen produziert. Foto: Martin Geist

Digitale BiologieEinen Motor zu betreiben oder Algen zu züchten, das macht grundsätzlich einen überraschend geringen Unterschied. Jedenfalls aus Sicht der Regelungstechnik.

21.10. 2017unizeit 92 | lehre + studium | seite 10

Eine Feinunze Gold (31,103 Gramm) handelte die Frankfurter Börse am 7. September 2017 für etwa 1.338 US-Dollar. Zwar schwankt der Kurs täglich, aber die Preisentwicklung ist immer noch günstig und lockt viele Firmen auf die Suche nach neuen Goldvorkom-men. Hierbei ist der Rat von Professor Basem Zoheir gefragt. Der ägyptische Geowissenschaftler erforscht seit rund 15 Jahren, wo und wie Gold im Gestein angereichert wird, und er weiß, welche geologischen Formationen potenziell goldführend sind. Und das nicht nur in der Theorie. »Ich persönlich war der Grund für die Entdeckung einer Goldlagerstätte hoher Güte«, berichtet Zoheir. Sie befindet sich in der ägyp-tischen Wüste in der Nähe der Grenze zum Sudan. Zoheir hatte dort im Gebiet älterer Minen an verschiedenen Punk-ten Bodenproben genommen und eine sehr hohe Goldkonzentration gefun-den. Ausgangspunkt seiner Beprobung war die Gesteinsformation sowie die

chemische Zusammensetzung des Gesteins. Die Ergebnisse publizierte er. Aufgrund dieser wissenschaftlichen Arbeit begann eine Bergbaufirma das Gebiet zu erkunden und entdeckte daraufhin die neue Goldlagerstätte.Der »Goldriecher« des Wissenschaft-lers hat die Firma beeindruckt. Über magische Fähigkeiten verfüge er aber nicht, versichert Zoheir. Entscheidend sei vielmehr die genaue Kenntnis der Goldanreicherung im Gestein sowie

seine Vorstellungskraft darüber, wie eine bestimmte Gesteinsformation entstanden ist. »Auf dieser Grundlage kann ein Lagerstättenkundler wie Pro-fessor Zoheir Empfehlungen für Erkun-dungsarbeiten geben«, erklärt Profes-sorin Astrid Holzheid vom Institut für

Geowissenschaften der CAU. In ihrer Arbeitsgruppe »Experimentelle und Theoretische Petrologie« wird Zoheir dank eines Georg Forster-Forschungs-stipendiums der Alexander von Hum-boldt-Stiftung in den kommenden zwei Jahren forschen. »Wir haben eine Idee davon, wie Gold angereichert werden kann, und sehen auch, in welchen geodynamischen Bereichen es angerei-

chert wird. Ein guter Feldgeologe wie Professor Zoheir sieht im Gelände, wie die Gesteine einfallen, vergleicht das mit anderen bekannten Gebieten und kann so Rückschlüsse auf die jewei-lige Gesteinsformation ziehen«, erklärt Holzheid.Neben der Frage, wo Gold vorkommt, beschäftigt sich der Gastwissenschaft-ler auch mit den Methoden zur Goldex-traktion. Für die Bewertung von Gold-lagerstätten ist die Art des Gesteins und die davon abhängige Methode zur Extraktion ein mindestens ebenso wichtiger Punkt wie der Goldgehalt an sich. Zoheir: »Meine Publikationen enthalten all diese Informationen darü-ber, wo und in welcher Gesteinszusam-mensetzung Gold vorkommt, wie fein der Stein gemahlen werden sollte und welche Chemikalien hinzugefügt wer-den müssen, um Gold zu extrahieren.«In Kiel möchte Zoheir tiefere Einsichten über die Entstehung der goldführenden Mineralien bekommen. In seinen bis-

herigen Arbeiten hat er sich darauf konzentriert, die Prozesse der Gold-anreicherung in Mineralien zu erfor-schen. Jetzt geht er der Frage nach: Aus welchem Prozess innerhalb der Geo-dynamik der Erde stammt das Gold? Kommt es aus dem Erdmantel oder dem Erdkern? Dabei sind auch Koo-perationen mit dem GEOMAR sowie mit Arbeitsgruppen der RWTH Aachen und der Universität Heidelberg geplant, ebenso wie eine studentische Exkur-sion zu den Lagerstätten in Ägypten.

Astrid Holzheid: »Ich versuche immer, die Ausbildung mit unserer Forschung zu verzahnen. Wenn ein Gastprofes-sor hier ist, der eine neue Expertise einbringt, soll das Forschungsprojekt auch den Studierenden nahegebracht werden.« Kerstin Nees

Der ägyptische Geologe Professor Basem Zoheir ist ein gefragter Experte für Firmen, die Goldlagerstätten erkunden. In Kiel erforscht er, wie das begehrte Edelmetall ins Gestein gelangt.

Experte für Goldmineralisation und -extraktion: Humboldt-Stipendiat Bassem Zoheir. Foto: Jan WintersBasem Zoheir wurde 1974 in Ägypten gebo-

ren. Nach seinem Geologiestudium an den Universitäten von Benha und Kairo in Ägyp-ten promovierte er an der Ludwig-Maximi-lians-Universität München. Anschließend kehrte er nach Ägypten zurück und arbei-tete als Dozent in der Abteilung Geologie an der Universität von Benha. Es folgten Forschungsaufenthalte im Rahmen von

verschiedenen Stipendien an den Univer-sitäten Tübingen, Genf/Schweiz, Clausthal, Denver/USA und Lulea/Schweden. Derzeit hat er eine Professur für Mineralogie und Ökonomische Geologie an der Universität Benha. Die Auslandsaufenthalte bieten dem Geowissenschaftler die Möglichkeit, in gut ausgestatteten Laboren zu arbeiten. Sein Forschungsaufenthalt an der Univer-sität Kiel wird durch ein Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht. ne

Mit Gesteinsproben auf Reisen

»Wir haben eine Idee davon, wie Gold angereichert werden kann, und

sehen auch, in welchen geodyna-mischen Bereichen es angereichert

wird.«

FÜNFTER TAG DER LEHRE VON PERLEDas Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen (PerLe) veranstaltet auch in der zweiten Förderphase von 2017 bis 2020 im Rahmen des Qualitätspakts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den Tag der Lehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In diesem Jahr, am Freitag, dem 8. Dezember, steht

der Tag rund um Hochschullehre unter dem Motto »Lehre nachhaltig innovativ«. Dabei stehen zielführende Konzepte und die langfristige Imple-mentierung von Lehrinnovationsmaß-nahmen im Fokus.Den Auftakt macht ein Fachgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern des neu konstituierten externen Bei-rats von PerLe. Die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Hoch-schulentwicklung, Hochschuldidaktik und Hochschulmanagement beschäf-

tigen sich mit der Fragestellung, wie man Rahmenbedingungen für nach-haltige Lehrentwicklung gestalten kann.In zwei anschließenden Workshop-Sessions werden vielfältige Themen wie Elemente forschungsbasierter und mediengestützter Lehre sowie Lehr-gestaltung behandelt. Am Nachmittag können sich die Teilnehmenden dann bei einer Methodenmesse über inno-vative Lehrmethoden und -projekte informieren. Vorgestellt werden unter

anderem Ergebnisse und Erfahrungen von Vorhaben, die aus Mitteln des PerLe-Fonds für Lehrinnovation an der CAU gefördert werden und die als Good-Practice-Beispiele Impulse für innovative Lehre geben. Neben Anregungen für die eigene Lehre bie-tet der Tag Raum für Austausch und Vernetzung.Von 9:00 Uhr bis 15:30 Uhr sind Lehrende, Studierende und alle an Lehrthemen Interessierten in das Wissenschaftszentrum Kiel, Fraun-

hoferstraße 13, eingeladen. Die Teil-nahme am Tag der Lehre ist kostenlos. Für die Workshops ist eine Anmel-dung erforderlich. Das Fachgespräch und die Methodenmesse können ohne Anmeldung besucht werden. akw

www.perle.uni-kiel.de/de/ tag-der-lehre-2017

Innovative Lehrmethoden

Wenn Studierende über den Campus der Kieler Universität eilen, haben die meisten kaum einen Blick für die Kunst, die sie umgibt. Das mag zum einen daran liegen, dass die Gebäude und Gebäudeensembles nicht zwangsläufig als Kunst empfun-den werden. Zum anderen gibt es nur wenige Hinweistafeln, die informieren und neugierig machen könnten. »Man muss sich schon mit dem Thema Kunst auf dem Campus auseinandersetzen,

um zu sehen, wie viele bedeutsame Werke und Gebäude uns umgeben«, sagt Dr. Susanne Schwertfeger. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunsthistorischen Instituts der Kieler Universität hat aus diesem Grund für angehende Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker ein Seminar angebo-ten, in dem der KunstCampusKiel im Mittelpunkt steht. Das Besondere an der vom PerLe-Fonds für Lehrinnova-tion 2017 geförderten Übung ist der

forschungsorientierte Ansatz: Studie-rende sind gefordert, selbst Kunstob-jekte auf dem Campus zu entdecken, zu kartieren, zu untersuchen und wissenschaftlich zu bearbeiten. Ihre Ergebnisse will die Gruppe zum Win-tersemester mittels eines Faltblatts und einer Webseite öffentlich machen.Das Sommersemester ist zwar zu Ende, doch die Studentinnen und Studenten sind immer noch mit Hochdruck bei der Arbeit. Einige Texte müssen noch

geschrieben, Fotos eingestellt werden. Die Freude am selbstständigen Arbei-ten merkt man Nikolai Ziemer, Almut Rix, Ingrid Guadalupe Böhnke Quin-tana, Hadja Rastagar, Sarah Paulinsky, Lisei Ziesmer, Elisa Schermer trotz des Termindrucks an. »Es macht einfach Spaß, selbst Kunst zu entdecken und zu erarbeiten – und das im Original, statt im Seminarraum nur Bilder von den Objekten zu betrachten«, sagt Bache-lorstudentin Sarah Paulinsky. Doch so viel Spaß die Übung auch macht, die Arbeit an ihrem Faltblatt ist aufwendig. »Die große Schwierigkeit liegt darin, sich zu beschränken«, erzählt Nikolai Ziemer (zweites Mastersemester), der am liebsten alles an Kunst untersucht hätte. Das aber war zeitlich nicht mög-lich. »Ich musste die Studierenden oft ein wenig bremsen«, sagt Schwertfe-ger, die sich über ihre hoch motivierte Gruppe freut. Der Fokus liegt nun auf den Objekten, die auf dem Weg von der Unikirche bis zur Unibibliothek zu ent-decken sind. »Ausgewählt haben wir eine bunte Mischung aus allem«, sagt Ingrid Guadalupe Böhnke Quintana (zweites Bachelorsemester). Die Stu-dierenden haben sich neben der Kirche und dem Audimax auch den Sechseck-bau vorgenommen, das Hochhaus mit seinen Lichtinstallationen, den Torbo-gen (Portikus), das Sportforum, die Stele vor dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) an der Univer-sität Kiel, aber auch die Street Art unter den Brücken in der Olshausenstraße sowie das Uni- und die Fakultätssiegel. »Wir haben nicht nur die Gebäude oder Kunstwerke als Ganzes beschrieben, sondern viele kleine Details heraus-gestellt«, sagt Lisei Ziesmer (viertes Mastersemester). Zum Beispiel die dreieckigen Treppenstufen im Audi-max. »Das sind alles Dinge, die uns vorher nie aufgefallen sind.«Etliche Bücher hat die Gruppe für ihr Projekt gelesen, geschichtliche und

kunstgeschichtliche Informationen zusammengetragen und natürlich die Objekte vor Ort selbst in Augen-schein genommen. »Das war beson-ders beim Zentrum für Molekulare Bio-wissenschaften wichtig«, sagt Sarah Paulins ky. Zu dem Gebäude gab es viel über den Grundriss – eine orga-nische Form, der es den Spitznamen »Amöbe« verdankt –, aber nur wenig über die Fassade. »Die zu beschreiben war für mich viel spannender, als die bekannten Informationen wiederzu-geben«, sagt die Studentin, die mit der Gruppe lange über ihre Texte diskutiert hat. »Wir wollen die Informationen auf dem Folder und im Internet mög-lichst kurz, aber präzise halten«, sagt Nikolai Ziemer. Spannend sollen sie auch sein und vom Stil her auf die vorab definierte Zielgruppe – andere Studierende, vor allem Erstsemester – zugeschnitten sein. »Auch das war eine Herausforderung.« Am Ende ist aber auch das geschafft. Der letzte Text ist getippt und die kleine Broschüre inklusive Lageplan der untersuchten Objekte fertig. Doch die Ideen der Gruppe sprudeln weiter: Von kunsthi-storischen Rundgängen über den Cam-pus ist die Rede, von virtuellen Wegen, die man online beschreiten kann und von vielem mehr. »Das sind alles Ideen, die wir vielleicht in einem der näch-sten Semester realisieren könnten«, sagt Susanne Schwertfeger. Denn so viel steht fest: Dies soll nicht die letzte Übung rund um den KunstCampusKiel gewesen sein. Jennifer Ruske

Das Faltblatt des Projekts KunstCampus-Kiel erscheint im Wintersemester in einer Auflage von 500 Stück und wird auf dem Campus verteilt. Wer Interesse an der kunst-historischen Broschüre hat, wendet sich an Dr. Susanne Schwertfeger, [email protected]. Alle Informati-onen und Fotos finden sich auch demnächst auf der Webseite des Projekts: www.kunstge-schichte.uni-kiel.de/kunstcampuskiel

Man tritt darauf, eilt hindurch oder sitzt darin und arbeitet. Selten wird die Kunst auf dem Uni-Campus als solche wahrgenommen. Studierende der Kunstgeschichte haben genau hingeschaut und teilen ihr neues Wissen über den KunstCampusKiel mit der Öffentlichkeit.

Entdeckungstour auf dem Campus

Kunst auf dem Campus zu entdecken, das war die Aufgabe im Seminar »KunstCampusKiel« von Dr. Susanne Schwertfeger (4. von links). Viel Außergewöhnliches haben die Studierenden Almut Rix, Ingrid Guadalupe Böhnke Quintana, Lisei Ziesmer, Sarah Paulinsky und Nikolai Ziemer (von links) auch im Audimax entdeckt: dreieckige Stufen, passend zum Konzept des Gebäudes. Foto: pur.pur

21.10. 2017unizeit 92 | forschung + praxis | seite 11

Plötzlich auftretende krampfartige Anfälle, zuckende Arme oder ein kurzzeitig entrückter Blick: Epilepsie kann sehr verschiedene Erscheinungsformen haben. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden weltweit rund 50 Millionen Menschen an der Überaktivität des Gehirns, bei der sich Nervenzellen unkontrolliert entladen. Etwa 70 Pro-zent der Fälle lassen sich mit Medika-menten behandeln, die jedoch oft mit starken Nebenwirkungen verbunden sind. »Mit Schutzmechanismen verhin-dert unser Körper, dass Medikamente über das Blut unkontrolliert ins Gehirn gelangen«, sagt Biologin Anna-Sophia Buschhoff. Zum Problem wird diese wichtige Schranke ausgerechnet bei Gehirnerkrankungen. »Dadurch kom-men diese Medikamente oft nur in geringer Konzentration im Gehirn an. Patienten müssen also eine stärkere Dosis einnehmen, was wiederum die Nebenwirkungen erhöht.« Zusam-

men mit ihrem Kollegen Igor Barg erforscht Buschhoff die Möglichkeiten einer lokalisierten Therapie direkt im Gehirn, die nicht den gesamten Körper belastet. »Ziel ist, dass die Medika-mente nur dort wirken, wo sie auch sollen«, sagt Barg.

Die Biologin mit dem Schwerpunkt Neurowissenschaften und der Mate-rialwissenschaftler promovieren im Kieler Graduiertenkolleg »Materials for Brain«. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Biolo-gie und Materialwissenschaft forschen dort gemeinsam, wie sie mithilfe von intelligenten Biomaterialien die Gehirnerkrankungen Epilepsie, Aneu-

rysmen oder Tumore effektiver behan-deln können. Komplexe Aufgaben, die eine enge interdisziplinäre Zusammen-arbeit erfordern. »National und inter-national wird der Bedarf an spezifisch ausgebildeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erheblich stei-gen. Das interdisziplinäre Ausbildungs-programm in unserem Graduierten-kolleg schließt hier eine Lücke«, sagt Christine Selhuber-Unkel, Professorin für Biokompatible Nanomaterialien an der CAU und Sprecherin des Graduier-tenkollegs.

Diese Art zu promovieren reizte auch Anna-Sophia Buschhoff und Igor Barg. Buschhoff kam aus Freiburg nach Kiel und promoviert jetzt in der Arbeits-gruppe Neurobiologie von Professor Peer Wulff am Physiologischen Insti-tut. Barg hatte bereits an der CAU Mate-rialwissenschaft studiert und schreibt seine Dissertation bei Professor Franz Faupel in der Arbeitsgruppe Material-verbunde am Institut für Materialwis-senschaft. In den nächsten drei Jahren werden sie eng im Tandem arbeiten, um ein Implantat mit einem Sensor zu ent-wickeln, der Gehirnaktivitäten direkt im Kopf misst und so weitaus bessere

Signale erhält als ein externes EEG. In ihrem Forschungsprojekt konzentrie-ren sich die beiden Doktoranden unter anderem auf die sogenannte Absence-Epilepsie, die vor allem bei Kindern auftritt. Bei einem Anfall sind sie für kurze Zeit »wie weggetreten« und rea-gieren nicht mehr auf äußere Reize. »Im Alltag kann das leicht gefährlich werden, beispielsweise im Straßenver-kehr«, erklärt Barg. Der Wunschtraum wäre ein Implantat, das automatisch ein Medikament freisetzt, sobald ein epileptischer Anfall auftritt – oder ihn sogar vorhersagt.Bis es eines Tages so weit sein könnte, müssen die beiden jedoch noch viele Fragen gemeinsam klären. Zum Bei-spiel, wie genau sich Medikamente im Gehirn verbreiten, an welcher Stelle und wie lange ein Implantat eingesetzt

werden könnte und welches Material sich dafür eignet. Dabei sind sie auf das Fachwissen des jeweils anderen angewiesen. Materialwissenschaftler Barg: »Die Entwicklung eines Bioma-terials kann nur funktionieren, wenn man auch die Bedingungen im Kör-per kennt. Materialien müssen zum Beispiel vom Körper abgebaut werden können oder dürfen sich gar nicht erst zersetzen.« Alle zwei Wochen stellen sich die Promovierenden des Gradu-iertenkollegs den Stand ihrer Projekte vor und klären, wie sie sich fachlich gegenseitig unterstützen können. »Wir ergänzen uns, zeigen uns, was möglich ist – und auch was nicht«, sagt Busch-hoff. »Die eigene Arbeit ist nie komplett ohne die des anderen.« Julia Siekmann

Neuartige Implantate könnten bei Gehirnerkrankungen eine Alternative zu hochdosierten Medikamenten sein. Für ihre Entwicklung braucht es interdisziplinäre Fachleute, die zum Beispiel an der Uni Kiel ausgebildet werden.

Fächerübergreifend promovieren

Mit dem Röntgenphotoelektronenspektroskop können die Promovierenden Anna-Sophia Buschhoff und Igor Barg Materialien chemisch analysieren und zum Beispiel herausfinden, aus welchen Elementen sie bestehen. Foto: Julia Siekmann

Interdisziplinarität und Internationalität sind die beiden Schlagworte der Promo-tionsausbildung im Kieler Graduiertenkol-leg »Materials for Brain«. Insgesamt zwölf Doktorandinnen und Doktoranden werden von jeweils einem Mitglied der Technischen und der Medizinischen Fakultät betreut,

besuchen gemeinsame Seminare und neh-men an fächerübergreifenden Coaching-Programmen teil. Zur Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Karriere gehören auch ein Auslandsaufenthalt und die Organisati-on eines Symposiums einer internationalen Tagung. Das Graduiertenkolleg startete zum 1. April 2017 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. jus

Graduiertenkolleg Materials

for Brain

»Ziel ist, dass die Medikamente nur dort wirken,

wo sie auch sollen.«

Für die Wissenschaft war es früher oft mehr als mühselig, an Daten und Bilder von Satelliten heran-zukommen. Spürbar geändert hat sich das erst, nachdem die Europäische Raumfahrtagentur ESA im Jahr 2014 damit begann, innerhalb ihres Koperni-kus-Programms Satellitendaten für die Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung zu stellen. Und so erklärt es sich, dass die Geodäsie, also die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erde, in der hiesigen Erdbebenfor-schung eine noch sehr junge Disziplin ist.Dr. Henriette Sudhaus gehört schon zu den Erfahrenen auf diesem Gebiet. Seit 2015 forscht und lehrt die Geophysike-rin an der Uni Kiel, zuvor promovierte sie in Zürich, indem sie sich mit der Beobachtung der Effekte von Erdbe-ben im Nahfeld beschäftigte. »Aus 800 Kilometern Höhe lassen sich Verfor-mungen erkennen, die durch Erdbeben entstanden und nur wenige Zentimeter groß sind«, erläutert die Geowissen-schaftlerin.Dank dieser Erfahrung entwickelte

Sudhaus die Idee zum Projekt BridGeS. Die Grundidee des seit einem Jahr von der Deutschen Forschungsgemein-schaft geförderten Unterfangens ist es, Seismologie und Geodäsie zusammen-zubringen. Das Ziel besteht nach den Worten von Henriette Sudhaus darin, die Ergebnisse der Erdbebenforschung »robuster und sicherer zu machen«.

Nachdem die Initiatorin vor einem Jahr allein begann, ist am Institut für Geowissenschaften inzwischen eine Arbeitsgruppe mit drei weiteren Wis-senschaftlern entstanden, außerdem kooperiert das Kieler Team mit dem deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam und hat erste Kontakte zu Forschungseinrichtungen in Grie-chenland, Großbritannien und Frank-reich geknüpft. Das Interesse ist aus

gutem Grund so weitreichend. Denn die Gruppe ist weltweit die erste, die seismologische und Satelliten-Daten in den Berechnungen von Beginn an zusammenbringen kann, wie Sudhaus hervorhebt. Die entsprechenden Tests innerhalb des auf vier bis sechs Jahre angelegten Projektes laufen dabei gerade erst an.In der Seismologie gewinnen Fachleute ihre Erkenntnisse über die Laufzeiten und Ausschläge von Erdbebenwellen, die Geodäsie hingegen arbeitet mit Satellitenbildern und Radarwellen, um herauszufinden, was genau passiert, wenn die Erde rumpelt und ruckelt. Diese Satellitenbilder einzubeziehen, soll mit Hilfe von BridGeS in Zukunft Routine werden. Vorausgesetzt, das Verfahren ist einfach anzuwenden. Eine wichtige Aufgabe besteht deshalb darin, eine leicht zu handhabende Soft-ware für die Anwendung zu entwi-ckeln. Und warum die ganze Arbeit? »Wir wollen besser verstehen, welche Bandbreite Erdbeben in bestimmten Regionen haben können«, sagt Hen-riette Sudhaus. Sind die Beben eher klein oder eher groß? Wie baut sich die Spannung auf und letztlich wieder ab? Das sind die wichtigsten und zugleich relativ gut zu beantwortenden Fragen, während die allerwichtigste Frage nach Zeit, Ort und Ausmaß künftiger Beben wohl noch auf lange Sicht eine Heraus-forderung darstellen wird.Dennoch bringt genaueres Wissen über die Tumulte in der Erde prak-tischen Nutzen. So kann eine fundierte Auswertung früherer Beben dazu beitragen, Baustandards für die ent-sprechenden Regionen aufzustellen, herangezogen werden dazu auch simu-lierte Erdbeben auf Basis von Daten der

vorangegangenen. Außerdem lässt sich im Einzelfall einschätzen, wie gefähr-lich Bewegungen unter dem Boden sind. Erdbeben entstehen zwar immer dann, wenn sich Spannung aufbaut, abgebaut werden kann diese Spannung im Prinzip aber genauso gut mit einem brachialen Crash wie in harmlos krie-chender Form.Und schließlich taugt die Geodäsie nicht allein zum Verständnis von Erd-beben, sondern könnte ebenso mehr Wissen über geologische Phänomene im Raum Hamburg und Schleswig-Holstein bringen. An etlichen Stellen lassen sich in dieser Region Boden-absenkungen oder gar Erdfälle beob-achten, etwa in Gestalt des relativ bekannten Glückstadt-Grabens oder in der Gemeinde Münsterdorf im Kreis

Steinburg. Dort kann es vorkommen, dass sich von jetzt auf gleich einfach mal ein imposantes Loch in der Erde auftut.Zunächst will das Team von BridGeS in Zusammenarbeit mit dem Landes-amt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein herausfinden, ob sich die damit ver-bundenen Geschehnisse überhaupt messen lassen. Ist das möglich, so ließe sich im Alltag fundiert einschätzen, ob sich ein bestimmtes Terrain beispiels-weise als Wohn- oder Industriegebiet eignet oder wie es um die Stabilität von Deichen bestellt ist. Henriette Sudhaus jedenfalls ist optimistisch: »Da steckt noch viel Potenzial drin.« Martin Geist

Geodäsie, das bedeutet im Prinzip die Vermessung der Welt. Das Verfahren kann sehr hilfreich sein, um Erdbeben besser zu verstehen.

Erdbebenforschung aus dem All

Satellitendaten für die Forschung zu nutzen, ist zuletzt deutlich einfacher geworden.

»Aus 800 Kilometern Höhe lassen sich Verformungen

erkennen, die durch Erdbeben entstanden und nur wenige

Zentimeter groß sind.«

In der Nacht zum 1.11.2010 kam es in einem Wohngebiet in Schmalkalden (Thüringen) zu einem Erdfall.

21.10. 2017unizeit 92 | forschung + praxis | seite 12

Viele Studierende träumen von etwas anderem als einem Ange-stelltenverhältnis und haben kreative Ideen für die Selbstständigkeit. Aber mit der Idee allein kommen sie nicht weit. Viele Fragen tun sich ihnen auf: Woher bekommt man das Startkapital? Und wie findet man Kundschaft, die das Produkt oder die Dienstleistung kaufen wollen? Die schiere Menge an Ungewissheiten und bürokratischen Fallstricken hindert viele Menschen an der Umsetzung ihres Plans. An der Uni Kiel bietet Dr. Anke Rasmus, die Leite-rin des Zentrums für Entrepreneurship (ZfE), professionelle Unterstützung für Start-ups an. »Vom Bachelorstudenten bis zur fast emeritierten Professorin sind wir die ersten Ansprechpartner und Anlaufpunkt.«

In Beratungsgesprächen helfen Ras-mus und ihre Kollegin Gabriele Buda, das Geschäftsmodell zu festigen. Ihr großes Netzwerk an Partnerinnen und Partnern wie der Industrie- und Han-delskammer zu Kiel sowie der Inves-titionsbank Schleswig-Holstein und privaten Investorinnen und Investoren hilft beispielsweise bei Stipendien, För-derungen und Startkapital.Bundesweit beobachten die Exper-tinnen vom ZfE den Trend, dass weni-ger Unternehmen neu gegründet wer-den. An der Kieler Uni ist das anders. Außerdem kommen Notgründungen, also Verlegenheitsselbstständigkeit, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, kaum vor. »Wer zu uns kommt, ist unglaublich motiviert, die eigene Idee umzusetzen und tut das in der Regel

trotz bester Jobaussichten. Diese Men-schen haben so viel Power, es ist groß-artig, sie begleiten zu können.«Auch in der Wirtschaft wird dies bereits wahrgenommen. So kommen zunehmend Unternehmen auf das ZfE zu und versuchen, die schlauen und motivierten Studierenden für Pro-jekte anzuwerben. Oft wollen diese Unternehmen herauszufinden, welche Geschäftsmodelle in Zukunft funktio-nieren. Entsprechende Ideen entwi-ckeln dann die Studierenden.Die beliebteste Publikumsveranstal-tung ist indes der »start-up friday«. In jedem Semester bietet die Veran-staltungsreihe Studierenden der Kieler Hochschulen und anderen Interessier-ten aus Stadt und Land die Möglichkeit, Expertinnen und Experten zu Hürden und Chancen des eigenen Gründungs-projekts zu befragen. Denn wie erstellt man eigentlich eine Präsentation, die einen Investor überzeugt? Wie schützt man die eigene Idee und Marke vor Diebstahl? Das ZfE hat zu all diesen Fragen passende Antworten und Fach-leute. »Der start-up friday ist wirklich für alle da. Egal, ob sie am Ende eine GmbH gründen, Freiberufler oder Einzelkauffrau werden.« Die Veran-

staltungsreihe läuft seit dem Winter-semester 2014/15 und ist inzwischen zu einer festen Größe geworden. Pro Termin kommen zwischen 20 und 40 Interessierte – so viele, dass die Reihe seit den Anfängen im kleinen Seminar-raum inzwischen in einen Hörsaal des Audimax umziehen musste, um auch Kurzentschlossenen die Teilnahme zu ermöglichen.Auch Dr. Anke Rasmus selbst verströmt diesen enthusiastischen Gründergeist, bei dem die Ideen geradezu am Fließ-band herauskommen, ein Austausch mit Unternehmen im Silicon Valley zum Beispiel oder eine Ringvorlesung für und über Unternehmerinnen. Gerade hat sie zusammen mit zwölf weiteren Hochschulpartnerinnen und -partnern den Verein »StartUp SH« gegründet. »Schleswig-Holstein soll noch mehr als bisher ein attraktiver Standort für Unternehmensgründe-rinnen und -gründer werden«, fasst die Vereinsvorsitzende zusammen.Und was kommt als nächstes? Im Frühjahr 2018 plant sie, an der Uni Kiel einen Inkubator für zukünftige Unternehmerinnen und Unternehmer zu eröffnen. Oder wie Rasmus sagt: »Eine Art Gewächshaus für Ideen.

Wenn sie dann groß genug sind, um eigene Räume beziehen zu können, werden sie ausgepflanzt.« In der Halle der ehemaligen Uni-Druckerei sollen bis zu zehn Teams Raum erhalten, um an ihren Gründungsideen zu feilen und marktfähige Produkte und Dienst-leistungen zu entwickeln. »Das wird das Herzstück der CAU-Gründungs-unterstützung«, beschreibt sie: »Ein Ort, wo man Gründern beim Gründen zugucken kann.« Gute Gründe also, die eigene Idee endlich umzusetzen. Sebastian Maas www.zfe.uni-kiel.de www.facebook.com/zfekiel

Wer eine starke Geschäftsidee hat, aber nicht weiß, wie man diese umsetzt, findet Hilfe bei Dr. Anke Rasmus. Sie leitet das Zentrum für Entrepreneur-ship an der Kieler Uni und macht dort aus Gründungsgeist funktionierende Unternehmen.

Gut gründen

Wie erstellt man einen Business-Plan, der Investoren überzeugt? Diese und andere Fragen von jungen Gründerinnen und Gründern werden an der Kieler Uni beantwortet. Foto: unsplash

Gründungen sind keineswegs nur den Natur- und Technikwissenschaften vor-behalten. Mithilfe des ZfE wurden in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche Firmen aus der Taufe gehoben: Von E-Com-merce-Angeboten für Mode über urbanes Gartenzubehör, Saatgut und Schnecken-schutz bis hin zu verschiedensten High-Tech-Softwareprodukten und freiberuf-lichen Beratungsfirmen. sma

Start-ups an der CAU

Ein kleines bisschen ver-schrumpelt wirkt der Arm, der in einer Sondervitrine am Eingang der Anato-mischen Sammlung in einem Glasge-fäß ruht. Das Verschrumpelte ist zum einem seinem Alter, zum anderen der farblosen Fixierlösung geschuldet, in der der Unterarm plus Hand über all die Jahre aufbewahrt wurde – zum Wohle der Lehre. »Die Tattoos auf der Haut sind alle noch gut erkennbar«, erzählt Professor Ralph Lucius, der geschäftsführende Vorstand des Ana-tomischen Instituts der Kieler Univer-sität und Bewahrer der Anatomischen Sammlung. Über 1.000 menschliche Präparate – von einzelnen Gelenken, Sehnen und inneren Organe bis zum ganzen Skelett – sind in Vitrinen in dem lichten Saal im ersten Stock des Instituts in der Olshausenstraße aus-gestellt. Etliche weitere Präparate, die allesamt aus den Körpern von Verstor-benen, von Körperspendern für die Wissenschaft, entnommen wurden, finden sich in Nebenräumen. Sie die-nen Studierenden der Medizin, der Zahnmedizin und der Pharmazie zum Eigenstudium und stehen außerdem Ärztinnen und Ärzten, Physiothera-peutinnen und -therapeuten sowie

Menschen anderer medizinischer Berufe zu Fortbildungszwecken zur Verfügung. Der Arm, der aufgrund der maritimen Tätowierungen vermutlich einem Matrosen gehörte – genauer weiß man es nicht – und auf dem die Jahreszahl 1893 verewigt ist, gehört mit zu den ältesten Präparaten der Sammlung.Forschung und Lehre anhand von menschlichen Körperteilen gab es schon vor über 300 Jahren, als das Anatomische Institut der Kieler Univer-sität gegründet wurde. »Erste Exponate waren unter anderem aus Holz nach-gebaut worden«, erklärt Lucius. Später kamen menschliche Präparate hinzu. Doch erst 1977 wurde unter Leitung von Professor Bernhard Tillmann eine wissenschaftliche anatomische Samm-lung am Institut aufgebaut. Seitdem werden hier alle Teile des menschli-chen Körpers ausgestellt – aufgeteilt in die Bereiche Bewegungsapparat, ver-gleichende Anatomie (mit Zoologie), Embryologie, innere Organe, Neuro-anatomie (Gehirn, Rückenmark) und topografische Anatomie (räumliche Vorstellung des menschlichen Kör-pers). In den Vitrinen finden sich Dau-erpräparate wie Knochen, Gelenke, ganze Arme oder Beine genauso wie-der wie Organe in Fixierlösung oder filigrane Geflechte von Gefäßen, die mittels farblicher Injektionen sichtbar gemacht wurden.»Wir zeigen in unserer Lehr-, Schau- und Studiersammlung den gesunden Körper plus einiger Varianten«, erklärt Lucius, »damit die Studierenden die Grundlagen lernen, wie zum Beispiel die Lunge eines Nichtrauchers aus-sieht oder wie Sehnen, Muskeln und Knochen in einem gesunden Knie zusammenspielen.« Das Basiswissen

sei wichtig, um später Krankheiten dia-gnostizieren zu können. »Solches Wis-sen lernt man nicht nur aus Büchern und durch Bilder, dafür braucht es Anschauungsobjekte«, sagt Lucius. »Man muss den Körper, seine kom-plexen Strukturen und räumlichen Gegebenheiten im wahrsten Wortsinn begreifen.«

Begreifen lässt sich der menschliche Körper auch durch die praktischen Prä-parierübungen an den Körpern von Verstorbenen. »Es gibt immer wieder ethische Diskussionen, ob man die Präparationskurse, für die man Kör-perspenden nutzt, wirklich benötigt, vor allem, da die Studierenden auf die Anatomische Sammlung zurückgreifen könnten«, erklärt Lucius und ergänzt: »Für mich sind beide Arten der Lehre gleich wichtig.« Denn wie fein zum Bei-spiel das Geflecht von Nerven ist, lasse sich nur während der filigranen dreidi-mensionalen Präparation des Nerven-systems eines Körperteils, bei der die Stränge einzeln herausgeschält wer-den, erfassen. »Das erworbene Wissen über den Körperaufbau ist unverzicht-bar für alle diagnostischen und thera-peutischen Maßnahmen und gehört somit zu den wichtigsten Vorausset-zungen für eine erfolgreiche ärztliche Tätigkeit.« Doch die Studierenden können während der Kurse nicht alle Bereiche des menschlichen Körpers präparieren. »Die Gefäßdarstellung zur Versorgung des Gehirns mit Blut ist sehr komplex, daher ist dieses Präparat nur in der Anatomischen Sammlung zu sehen«, sagt Ralph Lucius. »Sowohl die Sammlung als auch die Kurse tragen an der Kieler Universität zu einer umfas-senden Lehre bei. Und das ist es, was wichtig ist.« Jennifer Ruske

Mortui vivos docent – die Toten lehren die Lebenden: Das ist der Leitsatz der Anatomischen Sammlung der Kieler Universität. Rund 800 Dauerpräparate des gesamten menschlichen Körpers dienen im Anatomischen Institut den Studierenden zur Lehre und Forschung.

Anatomie des Todes Nicht nur für Forschung und LehreDie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel birgt in ihren Museen und Sammlungen einzigartige Schätze aus ganz unterschied-lichen Fachbereichen – von A wie Anatomie bis Z wie Zoologie. Zur Universität gehören der Botanische Garten Kiel, das Geologische und Mineralogische Museum, das Zoolo-gische Museum Kiel, die Kunsthalle zu Kiel, die Antikensammlung, die Anatomische Sammlung und die Medizin- und Pharma-ziehistorische Sammlung, regelmäßige Aus stellungen in der Universitätsbibliothek sowie das Universitätsarchiv im Landesar-chiv Schleswig-Holstein in Schleswig.Eine Berühmtheit ist zum Beispiel das 14 Meter lange Pottwalskelett in der Halle des Zoologischen Museums. Neben diesem gewaltigen Exemplar beherbergt der von dem Berliner Architekten Martin Gropius (dem Großonkel des späteren Bauhaus-gründers Walter Gropius) entworfene Bau eine Fülle wertvoller Orginalpräparate aus drei Jahrhunderten. Beliebtes Ausflugs-ziel – nicht nur zur gigantischen Blüte der Titanwurz – ist der Botanische Garten. Er zeigt die Vielfalt der Pflanzenarten, ihre Struktur und Anpassung. Studierende ler-nen hier die systematischen Kategorien der Botanik und für den Biologieunterricht in der Schule bietet der Garten ebenfalls umfangreiches Anschauungsmaterial.Und auch in geschichtlicher Hinsicht sind die Sammlungen wertvoll. Manche Samm-lungen sind so alt wie die Universität selbst. In jedem Fall beherbergen sie wichtige Zeugnisse der Wissenschaftsgeschichte. So bewahrt zum Beispiel die Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung unter anderem Instrumente, Geräte und Unter-suchungsstühle des 19. und 20. Jahrhun-derts auf. Und das Schleswiger Landesarchiv beherbergt das Gedächtnis der Universität. Einen Kilometer Verwaltungsakten umfasst das Universitätsarchiv im Prinzenpalais. Darunter die Gründungsurkunde der Uni-versität genauso wie Personalakten, Karten des Unigeländes und auch Fotos und Filme. Die Sammlungen und Museen der Universi-tät sorgen dafür, dass wertvolles Kulturerbe erhalten bleibt – für Lehre, Forschung und Öffentlichkeit. ne

www.uni-kiel.de/campus/museen.shtml

Museen und Sammlungen der CAU

Über 1.000 menschliche Präparate werden in der Anatomischen Sammlung aufbe-wahrt. Geleitet wird sie von Ralph Lucius.

Das Korrosionspräparat zeigt eindrucksvoll die Arterien einer rechten Hand. Besonders das Nagelbett des Daumens präsentiert sich reich an Gefäßen. Fotos: purpur

Das Anatomische Institut ist auf Körper-spenden angewiesen, um eine anschauliche Aus- und Weiterbildung von Studierenden der Medizin, Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen von medizinischen Berufen zu gewährleisten. Rund 80 bis 100 Körper werden der Wissenschaft pro Jahr zur Ver-fügung gestellt. Interessierte können ihren Körper per »letztwilliger Verfügung« dem Anatomischen Institut testamentarisch übereignen. Dazu wird ein entsprechendes Formular ausgefüllt und hinterlegt. Ist der Tod festgestellt worden, erfolgt nach Absprache mit den Angehörigen die Über-führung des Verstorbenen in das Institut durch ein Bestattungsinstitut. Dort verbleibt der Körper bis zu drei Jahre. Danach wird der Tote eingeäschert und auf dem Ehren-grab der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bestattet. jr

Kontakt und Information: Anatomisches Institut. Tel. 0431/880-2470 www.anatomie.uni-kiel.de

Wie kann ich meinen Körper der

Forschung spenden?

Museen und Sammlungen der CAU