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Archivmitteilungen, hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 17, 2007. ISSN 1614-6468 Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld Bezugsadresse: Evangelische Kirche von Westfalen - Landeskirchliches Archiv - Postfach 10 10 51 33510 Bielefeld Altstädter Kirchplatz 5 33602 Bielefeld Tel.: 0521/594-164 Für den Inhalt ihrer Beiträge sind die Autoren und Autorinnen selbst verantwortlich

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Archivmitteilungen,

hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche

von Westfalen, Nr. 17, 2007.

ISSN 1614-6468

Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld

Bezugsadresse: Evangelische Kirche von Westfalen

- Landeskirchliches Archiv -

Postfach 10 10 51 33510 Bielefeld

Altstädter Kirchplatz 5 33602 Bielefeld

Tel.: 0521/594-164

Für den Inhalt ihrer Beiträge sind die

Autoren und Autorinnen selbst verantwortlich

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INHALT

Inhalt

Vorwort 3

Archivpflegertagung

Claudia Brack

15. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht 4

Bernd Hey

2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege im evangelischen Westfalen 10

Wolfgang Günther

Die neuen Kassationsrichtlinien der EKvW 21

Jens Murken

Wie bereitet man ein Jubiläum vor? – Eine Checkliste 23

Archivpflege in der Praxis

Winfried Grunewald

Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs 30

Jens Murken

Kirchengemeinde Eiringhausen besitzt vorbildliches Archiv 32

Geschichte

Wolfgang Pracht

Die Evangelische Kirchengemeinde Billerbeck sucht ein

Grundstück für ihre Kirche 34

Martin Gensch

Entstehung und Geschichte der Gesangbücher 42

Anna Warkentin

Die Nachkriegszeit in der Korrespondenz Pfarrer Gustav Adolf

Goekes 58

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Veranstaltungen

Nina Koch

4. Detmolder Sommergespräch am 8. August 2007 64

Wolfgang Wölke

Tag des offenen Denkmals am 9. September 2007 67

Jens Murken

Workshop „Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter

nationalsozialistischer Herrschaft“ am 19./20. Oktober 2007 71

Aus dem Landeskirchlichen Archiv

Eintagespraktika im Landeskirchlichen Archiv 80

Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im

Landeskirchlichen Archiv, Teil 5 82

Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen 109

Neuerscheinungen 126

Nachrichten Recherchen Personalia 130

Autorinnen und Autoren 149

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VORWORT

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

umfangreicher als in den letzten Jahren präsentieren sich dieses Jahr die

Archivmitteilungen. Nicht zuletzt einige Beiträge aus den Reihen der

Archivpfleger bereichern diese Ausgabe.

Unter der Rubrik Archivpflegertagung finden Sie wie gewohnt den

Bericht über die diesjährige Tagung und die ausführlichen Darstellun-

gen einzelner dort gehaltener Vorträge.

Aus der Archivpflege in der Praxis schildert u.a. Archivpfleger Win-

fried Grunewald den Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs in Bo-

cholt, der aus den ökumenischen Beziehungen vor Ort entstanden ist.

Martin Gensch liefert uns im Kapitel Geschichte eine Zusammenfas-

sung zur Entstehung und Geschichte der Gesangbücher. Die Erarbei-

tung einer Ausstellung veranlasste Wolfgang Pracht, die Bemühungen

der Kirchengemeinde Billerbeck um den Bau einer Kirche festzuhalten.

In der neuen Rubrik Veranstaltungen berichtet Wolfgang Wölke über

die Präsentation der Ev. Kirche in Crange beim Tag des offenen Denk-

mals. Außerdem können Sie dort Berichte über das Detmolder Som-

mergespräch und den Workshop „Christen jüdischer Herkunft in West-

falen unter nationalsozialistischer Herrschaft“ finden.

Unter der Überschrift Aus dem Landeskirchlichen Archiv haben wir

Ihnen Kurzberichte aus unserer Arbeit sowie die gewohnte Vorstellung

neuer Findbücher und die Fortsetzung der Übersicht über verfilmte

Kirchenbücher zusammengestellt.

Beachtung sollten Sie auch den kürzeren Informationen, Anfragen und

Angeboten unter der Überschrift Nachrichten, Recherchen, Personalia

widmen.

Wir bedanken uns für die rege Mitgestaltung dieses Heftes und wün-

schen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Im Auftrag des Herausgebers

Claudia Brack

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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15. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht

von Claudia Brack

Am 10. Mai 2007 trafen sich auf Einladung des Landeskirchlichen Ar-

chivs bereits zum 15. Mal die Archivpflegerinnen und Archivpfleger

von Kirchengemeinden und Kirchenkreisen der EKvW zur Archivpfle-

gertagung. Rund 45 Teilnehmer konnten zur diesjährigen Tagung im

Haus Landeskirchlicher Dienste in Dortmund begrüßt werden.

Zur Eröffnung referierte Professor Dr. Bernd Hey, der drei Wochen

später in den Ruhestand trat, im Rückblick auf seinen Dienst als Lan-

deskirchenarchivdirektor über „Erfahrungen aus 22 Jahren als Landes-

kirchlicher Archivar“. Das Landeskirchliche Archiv versteht sich, wie

im Archivgesetz beschrieben, als Archiv der Landeskirche und Agentur

für Westfälische Kirchengeschichte. Den Schwerpunkt seiner Arbeit

sah Hey jedoch, wie auch sein Vorgänger Dr. Hans Steinberg, in der

kirchlichen Archivpflege. Durch die sehr schmale personelle Besetzung

in der Anfangszeit des erst 1963 gegründeten Archivs war für Hey, der

am 1. Juni 1985 seinen Dienst aufgenommen hatte, ein nicht geringer

Rückstau bei der Bearbeitung von Gemeindearchiven zu bewältigen.

Die Archivpflege in Westfalen habe sich sehr unterschiedlich gestaltet.

So verwahrten und betreuten viele Gemeinden ihr Archiv vor Ort. In

einigen wenigen Kirchenkreisen habe man einen Verbund gebildet, in

dem Gemeinde-, Kirchenkreis- und Superintendenturarchiv zusammen-

geführt würden und wieder andere Gemeinden deponierten ihre Ar-

chive im Landeskirchlichen Archiv. Die Finanznot der Kirchengemein-

den und Kirchenkreise, ebenso wie die der Ämter, Werke und Einrich-

tungen, zwinge immer öfter zur Abgabe der Archivbestände. Dabei

stoße das Landeskirchliche Archiv mit seinen zehn bis elf Kilometern

Regalfläche langsam an seine Grenzen.

Durch das System der ehrenamtlichen Archivpflege sollte der Kontakt

zu den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen hergestellt und das Lan-

deskirchliche Archiv in seiner Arbeit unterstützt werden. Dem Archiv-

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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pfleger obliege die Betreuung des Gemeinde- bzw. Kirchenkreisarchivs

und nicht selten diene er auch als Ansprechpartner in Fragen der Kir-

chengeschichte.

Zum Schluss stellte Hey sich und den Anwesenden die Frage, ob sich

das derzeitige Modell der Archivpflege bewährt habe. In Zeiten der

Strukturreform und der Finanznot müsse sich zeigen, ob es in seiner

derzeitigen Form fortgeführt werden könne. Da das Netzwerk der eh-

renamtlichen Archivpflege nicht flächendeckend ausgebaut sei, müsse

in vielen Fällen das Landeskirchliche Archiv vor Ort einspringen. Um

dies zu gewährleisten, sei der momentane Personalbestand des Landes-

kirchlichen Archivs zu sichern, wenn nicht sogar auszubauen. Wichtig

sei es, dass das Landeskirchliche Archiv vor Ort präsent bleibe.

Hey dankte den Anwesenden für die gute Zusammenarbeit und forderte

sie auf, ihre Arbeit weiterhin mit der gewohnten Standhaftigkeit wahr-

zunehmen und dabei, wenn nötig, die Hilfe des Landeskirchlichen

Archivs in Anspruch zu nehmen.1

Nach dem „Abschiedsvortrag“ des langjährigen Leiters stellte Dr. Jens

Murken, der am 1. Juni 2007 zum Leiter des Landeskirchlichen Archivs

ernannt wurde, sich und seine Perspektive für die Archivpflege vor. Der

gebürtige Bremer studierte in Münster Geschichte und Politik, war

wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitäten Münster und Gie-

ßen sowie bei dem EKD-Projekt zur „Zwangsarbeit“. Seit 2001 arbei-

tete er, wie mehrfach berichtet, am sog. „Westfälischen Gemeinde-

buch“ und erwarb in dieser Zeit das Archiv-Diplom an der Fachhoch-

schule Potsdam. Murken legt Wert darauf, dass der Austausch mit den

Archivpflegern weiter fortgeführt werde. So möchte er auf den näch-

sten Tagungen die bisherigen Erfahrungen thematisieren und die Mög-

lichkeiten und Perspektiven der Archivpflege in den Blick nehmen.

Dabei ist ihm wichtig, dass es bei der Archivarbeit nicht nur um die

Verwaltung der Akten, sondern auch um deren Nutzung gehe.

Vor der Mittagspause wurden die Archivpfleger nach den Erfahrungen

mit der Einführung des neuen Aktenplans gefragt. Die Rückmeldungen

machten verschiedene Problembereiche sichtbar:

1 Vgl. dazu den Beitrag von Bernd Hey „2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege“

in diesem Heft, S. 10-20.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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In vielen Gemeinden sei bisher kein Aktenschnitt erfolgt; es würden die

alten Registraturen wie bisher weitergeführt oder die bisherigen Akten

mit den neuen Aktenzeichen versehen. Dies geschehe nicht immer al-

lein aus fehlender Einsicht, sondern auch mit der Begründung, dass zu

wenig Zeit, Geld und Platz vorhanden sei. Das Platzproblem, das dort

entstehe, wo auf alte und neue Akten noch parallel zugegriffen werden

müsse, betreffe in besonderem Maße die Kirchenkreise. Die Mitarbeiter

in den Verwaltungen täten sich nicht immer leicht mit der Anwendung

des neuen Aktenplans. Die Systematik würde sicher auch wegen ihres

Umfangs nur langsam verständlich und das Sachprinzip bei der Ablage

müsse noch erlernt werden. LKOAR Wolfgang Günther empfahl, dass

in diesen Fällen Schreiben aus dem Landeskirchenamt abgewartet

werden sollten, die dann bereits ein Aktenzeichen trügen. Als gutes

Hilfsmittel wird die Excel-Datei des Aktenplans mit der Such-Funktion

angesehen, die es erleichtere, das richtige Aktenzeichen zum gesuchten

Betreff zu finden. Im Kirchenkreis Bielefeld würden die Akten, die

vernichtet werden könnten, aus den Aktenordnern ausgeheftet und die

Ordner wiederverwendet, was eine nicht unerhebliche Einsparmöglich-

keit böte. Es wurde aus den Reihen der Archivpfleger darum gebeten,

nach einer gewissen Zeit noch einmal eine Anfrage an die Kirchenge-

meinden und Kirchenkreise zu richten, wie weit die Einführung des

Aktenplans fortgeschritten sei.2

Auch aus dem archivrechtlichen Bereich gab es einige Neuerungen zu

berichten. Wolfgang Günther informierte über den neuen Aufbewah-

rungs- und Kassationsplan vom 19. Dezember 2006 (veröffentlicht im

Kirchlichen Amtsblatt 01/2007), in dem geregelt ist, wie lange das nach

1950 entstandene Schriftgut mindestens aufbewahrt werden muss. Bei

der Anwendung sei darauf zu achten, dass die Geschichte der eigenen

Einrichtung dokumentiert werden solle. Akten, die nur Rundschreiben

und allgemeine Informationen enthielten, könnten also vernichtet wer-

den. Neben dem im Aufbewahrungs- und Kassationsplan genannten

Verwaltungsschriftgut sollten natürlich auch Sammlungsgut und Hand-

akten gesichert werden.2

2 Vgl. dazu den Beitrag von Wolfgang Günther „Die neuen Kassationsrichtli-

nien der EKvW“ in diesem Heft, S. 21-22.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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Neue Entwicklungen gäbe es außerdem im Personenstandsrecht. Das

am 23. Februar 2007 im Bundesgesetzblatt veröffentlichte neue Perso-

nenstandsgesetz (PStG), solle zum 1. Januar 2009 in Kraft treten und

das bestehende Personenstandsrecht grundlegend reformieren. Schwer-

punkte der Reform seien:

- Einführung elektronischer Personenstandsregister anstelle der

bisherigen Personenstandsbücher

- Begrenzung der Fortführung der Personenstandsregister durch das

Standesamt sowie Abgabe der Register an die Archive

- Ersetzung des Familienbuchs durch Beurkundungen in den Perso-

nenstandsregistern

- Reduzierung der Beurkundungsdaten auf das für die Dokumenta-

tion des Personenstandes erforderliche Maß

- Neuordnung der Benutzung der Personenstandsbücher

- Schaffung einer rechtlichen Grundlage für eine Testamentsdatei

Für die Kirchenarchive seien vor allem die Punkte der Benutzung der

Personenstandsbücher und der Aufbewahrung der Personenstandsre-

gister interessant. Bisher seien Auskünfte aus den Personenstandsbü-

chern für die Zeit nach 1876 nur im sehr engen Rahmen an Personen

erteilt worden, auf die sich der Eintrag beziehe, sowie deren Ehegatten,

Vorfahren und Abkömmlinge. Andere Personen hätten nur dann ein

Benutzungsrecht, wenn sie ein rechtliches Interesse geltend machen

könnten. Selbst ein wissenschaftliches Interesse reiche nicht aus. Das

neue Personenstandsgesetz ändere die Rechtslage für die Benutzung

fundamental. Denn nun könnten die Register erstmals als Archivgut

behandelt werden. Das PStG bestimme in § 5:

„§ 5 (1) Die Registereinträge sind nach den Vorschriften dieses Ge-

setzes durch Folgebeurkundungen und Hinweise zu ergänzen und zu

berichtigen (Fortführung). [...]

§ 5 (5) Für die Fortführung der Personenstandsregister und der Siche-

rungsregister gelten folgende Fristen: 1. Eheregister und Lebenspart-

nerschaftsregister 80 Jahre; 2. Geburtenregister 110 Jahre; 3. Sterbere-

gister 30 Jahre. [...]

§ 7 (3) Nach Ablauf der in § 5 Abs. 5 genannten Fristen sind die Perso-

nenstandsregister, die Sicherungsregister und die Sammelakten nach

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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den jeweiligen archivrechtlichen Vorschriften den zuständigen öffentli-

chen Archiven anzubieten.“

Damit ende die bisher unbegrenzte Fortführungsmöglichkeit, was wie-

derum dem Genealogen, dem bisher die Benutzung verwehrt gewesen

sei, nach Ablauf der Fristen die Familienforschung ermögliche. Damit

wiederhole der staatliche Gesetzgeber die Regelungen, die bereits

kirchlicherseits in den Kirchenbuchordnungen vorweggenommen wür-

den. Auch die neue Kirchenbuchordnung der EKvW, so informiert

Günther weiter, lasse diese Einsichtnahmemöglichkeit seit 2003 zu.

Allerdings hätten wir bei den Geburtsregistern andere Fristen (90 Jahre)

und entsprechend auch bei den Trauregistern, die allerdings in der

Kirchenbuchordnung nicht explizit genannt würden. Haben also für

kurze Zeit die kirchlichen Archive das Privileg gehabt, Personendaten

mitteilen zu können, die der Staat noch nicht freigegeben hatte, hätten

sie nun quasi Konkurrenz bekommen. Auch die wissenschaftliche For-

schung sei nun möglich. Welches allerdings das „zuständige öffentliche

Archiv“ sein werde, sei gerade in Westfalen eine interessante Frage.

Nach dem Zuständigkeitsprinzip müssten die Kommunalarchive der

Kommunen, in denen ein Standesamt bestehe, die Register überneh-

men. Auf der anderen Seite besitze das Land mit den Personenstandsar-

chiven bundesweit einzigartige staatliche Archive, deren Aufgabe bis-

her die Sicherung der Zivilregister, Kirchenbuchduplikate und Standes-

amtzweitregister gewesen sei.

Anschließend referierte Jens Murken über das Thema „Wie bereitet

man ein Jubiläum vor?“, wobei er u.a. auf die Dauer der Vorbereitung,

die einzubindenden Gruppen und Institutionen sowie die zu berück-

sichtigenden Quellen einging.3

Außerdem berichtete Murken über die Tätigkeit des Arbeitskreises

„Filmarchivierung NRW“, in den er zur Wahrnehmung der evangeli-

schen Gruppenvertretung kooptiert worden sei, und rief dazu auf, in

3 Vgl. dazu den Beitrag von Jens Murken „Wie bereitet man ein Jubiläum

vor?“ in diesem Heft, S. 23-29.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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den Kirchengemeinden und ihren Archiven nach historischen Filmen zu

suchen.4

Zum Abschluss der Tagung ergriff der langjährige Archivpfleger des

Kirchenkreises Bochum Superintendent i. R. Wolfgang Werbeck das

Wort, um im Namen der Archivpflegerinnen und Archivpfleger einen

Dank an Professor Hey auszusprechen, der als Leiter des Landeskirch-

lichen Archivs immer ein offenes Ohr für die Probleme der Archivpfle-

ger gehabt habe und vor Ort präsent gewesen sei, wenn Hilfe benötigt

wurde.

4 Vgl. dazu den Beitrag von Jens Murken „Ungehobene Schätze – Filme und

ihre Archivierung“ in diesem Heft, S. 130-133.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege im evangelischen Westfalen

von Bernd Hey

„Die Evangelische Kirche von Westfalen unterhält das Landeskirchli-

che Archiv als Institut der kirchlichen Archivpflege.“ Dieser Satz in §

11 des alten westfälischen Kirchenarchivgesetzes von 1989 war gleich-

sam ein Programm, war es doch die erste Definition in dem „Landes-

kirchliches Archiv“ überschriebenen Paragraphen. An zweiter Stelle

folgte dann die Aufgabe, „Archiv der Landeskirche“ zu sein, und an

dritter Stelle die Funktion des Landeskirchlichen Archivs als „Agentur“

der westfälischen Kirchengeschichtsforschung. Hier deutet sich eine

Priorität der Archivpflege an, die tatsächlich in den jeweils 22 Jahren

Amtszeit der beiden ersten Archivleiter, Dr. Hans Steinberg (1963-

1985) und Prof. Dr. Bernd Hey (1985-2007), auch bestand – selbstver-

ständlich, ohne die anderen Aufgaben des Archivs zu vernachlässigen.

Es war dies nicht nur die dringendste Aufgabe der 1961 durch Synodal-

beschluss geschaffenen Stelle des Landeskirchlichen Archivars, die

dann zum 1. Januar 1963 besetzt wurde und aus der sich die Institution

„Landeskirchliches Archiv“ entwickelte; es war und blieb auch eine der

anstrengendsten und zugleich schönsten. Anstrengend, weil diese Auf-

gabe jahrzehntelang vernachlässigt worden war, obwohl gerade bei den

Kirchengemeinden, um die es dabei in erster Linie ging, die wertvoll-

sten, weil ältesten Unterlagen zur evangelischen Kirchengeschichte

lagern – abgesehen von den Beständen in den westfälischen Staatsar-

chiven. Die zentrale Überlieferung, soweit sie im Landeskirchlichen

Archiv aufbewahrt wird, beginnt erst mit der Gründung der Kirchen-

provinz Westfalen 1815, die der Kirchenkreise mit deren Gründung

1817. Die Kirchengemeinden, wenigstens die historisch ältesten, die

sich in der Reformationszeit dem Protestantismus zuwandten, bestan-

den auch schon vorher und konnten, auch wenn eine geschlossene

Überlieferung meistens erst nach dem Dreißigjährigen Krieg und mit

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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der brandenburgisch-preußischen Verwaltung in der Grafschaft Mark

und in Minden-Ravensberg einsetzte, auch Urkunden aus dem Mittel-

alter bewahren. Natürlich ist der Zustand der Gemeindearchive heute

ein durchaus gemischter und abhängig von den Zufällen allfälliger

Kriegs- und Naturkatastrophen, vor allem aber von der Sorge bzw.

Sorglosigkeit der Pfarrer im Umgang mit dem Archivgut ihrer Ge-

meinde. Ganze Gemeindearchive sind noch nach dem Zweiten Welt-

krieg verschwunden, so z. B. das in Dankersen, das 1959 im Auftrag

des Landschaftsverbands von Dr. Ludwig Koechling geordnet und

verzeichnet worden war.

Neben dem Erhaltungs- war auch der Ordnungszustand ein höchst ver-

schiedener, der von totaler Unordnung über hausgemachte, aber nicht

immer konsequent eingehaltene Ablageordnungen bis zur Befolgung

des 1966 vom Archivleiter Dr. Steinberg entwickelten offiziellen Ak-

tenplans für Kirchengemeinden und Kirchenkreise reichte. Entspre-

chend entwickelte das Landeskirchliche Archiv ein eigenes Schema zur

Klassifikation von Kirchengemeindearchiven (Wolfgang Günther/

Ingrun Osterfinke, Ordnung in das Chaos bringen. Anleitung zur Ver-

zeichnung von Archivgut im Bereich der Evangelischen Kirche von

Westfalen, Bielefeld 2. Aufl. 2002 – Schriften des Landeskirchlichen

Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bd. 2). Damit war

zumindest ein Schritt zur Vereinheitlichung der Findbücher getan: Alle

Findbücher sollten nach demselben Plan erstellt werden und so ver-

gleichbar sein; und die früher weit verbreiteten selbst gemachten „wil-

den“ Ordnungen konnten so vermieden werden. Der Steinbergsche

Aktenplan (wenn befolgt) oder das Osterfinkesche Schema waren nun

die Richtlinien für alle Ordnungen und Verzeichnungen.

Was die Unterbringung und Nutzung der Gemeindearchive anging, gab

es eine solche Einheitlichkeit nicht: Generell blieben (oder sollten blei-

ben) die Archive bei ihren Gemeinden – in einer presbyterial-synodal

strukturierten Landeskirche eigentlich selbstverständlich und für eine

lokale und regionale Geschichtsforschung wichtig. Nur verstanden

viele Gemeinden die Verpflichtung, die sich aus dieser Grundordnung

ergibt, falsch: Presbyterial bedeutete für sie oft Nichtstun und Schlam-

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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perei, d. h. Vernachlässigung der Archive bis hin zu ihrer akuten Ge-

fährdung, ja Vernichtung, und eben nicht – wie eigentlich gefordert –

den Zwang zur Leistung, in diesem Fall zur Fürsorge und Pflege der

Archive in eigener Regie. Presbyterial-synodal bedeutet auch nicht,

dass Pfarrer und Presbyterien synodale Gesetze, wie etwa das

Archivgesetz, nach Belieben ignorieren zu können glaubten, um im

gewohnten Gleis eigener Untüchtigkeit weiter fahren zu können. Pres-

byterial und synodal bezeichnen zwei aufeinander bezogene Ebenen

kirchlicher Selbstverwaltung und -bestimmung; sie gegeneinander aus-

spielen zu wollen („Was schert uns hier in der Gemeinde, was die Lan-

dessynode beschließt?“), ist der Untergang des presbyterial-synodalen

Prinzips.

Je nach der Lage vor Ort muss sich also die Archivpflege orientieren.

Das Verfahren läuft in der Regel so ab, dass die Gemeinde (oder der

Kirchenkreis) um Hilfe bei der Archivierung bittet: Das sind dann, da

offenbar ein Problembewusstsein vorhanden ist, meistens die leichteren

Fälle. Schwieriger ist es hingegen, wenn sich eine Gemeinde gar nicht

meldet oder sogar angebotene Archivpflegeleistungen ablehnt: Hier ist

besondere Achtsamkeit geboten, da ein Interesse am eigenen Archiv

offenbar fehlt; hier muss die Archivpflege aufgedrängt und durchge-

setzt werden, da Gefahr aus der Vernachlässigung des Archivs droht.

Der/die zuständige Sachbearbeiter/in des Archivs (dazu später mehr)

kommt also, macht sich ein Bild vor Ort, trifft Absprachen und macht

Termine. Der nächste Schritt ist der Abtransport des Archivs nach Bie-

lefeld, meistens schon verbunden mit einer ersten Kassation am alten

Ort. Das ist häufig der körperlich anstrengendste Arbeitsakt: das Aus-

heben des Archivs aus feuchten Kellern oder zu heißen und zu kalten

Dachböden, aus Ecken und Schränken in Kirchen, Pfarr- und Gemein-

dehäusern – ein Unternehmen, das manchmal eher einem „Ausmisten“

gleicht. Bulli, Sackkarre, Plastikwannen und Gurte zum Bündeln sind

hier das Werkzeug des Archivars, der mit Mundschutz und Handschu-

hen dem oft verstaubten und versifften „Altpapier“ zu Leibe rückt. Die

Ausbeute wird ins Landeskirchliche Archiv verbracht, hier zwischen-

gelagert, gereinigt, geordnet, verzeichnet (unter erneuten Kassationen),

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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neu verpackt und zurückgebracht. Das ist der Idealfall – mit vielen

Ausnahmen von der Regel:

1. Wer ordnet? Zunächst natürlich der/die zuständige Sachbearbei-

ter/in, der/die aber – bei der bisherigen Vernachlässigung der Ge-

meindearchive und der so entstandenen Arbeitsfülle – häufig mit

dem Arbeitsandrang zeitlich nicht mithalten kann. Um überlange

Wartezeiten zu vermeiden, sind wir dazu übergegangen, Honorar-

oder Werkverträge zwischen Gemeinde und Werkstudenten zu

vermitteln: Die Gemeinde zahlt, der/die Student/in arbeitet im Lan-

deskirchlichen Archiv unter der Betreuung und Aufsicht des haupt-

amtlichen Archivars. Bei allen nicht schwierig zu verzeichnenden

Archiven – im Wesentlichen handelt es sich dabei um Unterlagen,

die nach der Büroreform der 1920er Jahre entstanden sind – hat

sich dieses System bewährt: Es steigert den Output des Archivs und

gibt den (meist Geschichte an der Universität Bielefeld) Studieren-

den eine sinnvolle Beschäftigung und Einnahmequelle.

2. Wie dicht wird verzeichnet? Das ist ein alter Streit zwischen Auf-

wand und Ergebnis. Soll man, wenn so viel zu tun ist, eher pau-

schal verzeichnen oder intensiv (was natürlich länger dauert) und

damit möglichst benutzerfreundlich? Die Wahrheit liegt wohl auch

hier in der Mitte, doch muss wirklich darauf geachtet werden, dass

die Ordnungs- und Verzeichnungszeit nicht über Gebühr ausge-

dehnt wird, wobei natürlich auch Umfang und Aussagewert des Ar-

chivbestands eine Rolle spielen. Der ordnende Archivar darf sich,

so reizvoll das im Einzelfall auch sein mag, nicht festlesen: In ein

bis zwei Monaten sollte ein durchschnittliches Gemeindearchiv

schon zu bearbeiten sein.

3. Wo bleibt das neu geordnete und verzeichnete Archiv? Natürlich

soll es nicht in den Keller oder auf den Dachboden zurück. Die

Gemeinde muss, wenn sie ihr Archiv zurückhaben will, einige

Mindestanforderungen für die Unterbringung erfüllen: einen ab-

schließbaren, temperierten und trockenen Raum, vernünftige Re-

gale, abschließbare Schränke, Raum für Zuwachs. Zugang und Be-

nutzung sind gemäß der Archivpflege-, Benutzungs- und Gebüh-

renordnung zu regeln.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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Andererseits hat die Gemeinde das Recht und die Möglichkeit, ihr

Archiv anderswo zu deponieren – allerdings nicht in einem kom-

munalen oder staatlichen Archiv. Das Archiv muss in kirchlichem

Gewahrsam bleiben, sonst droht – wie genügend Beispiele aus der

Vergangenheit belegen – Entfremdung und letztlich Enteignung.

Die Gemeinde kann ihr Archiv im Bielefelder Landeskirchlichen

Archiv deponieren – mit vertraglich zugesichertem Eigentums- und

Rückführungsrecht – oder, wenn vorhanden, in einem Kreissyno-

dal- oder Kirchenkreisarchiv. Diese Archive auf Kreiskirchen-

ebene, oft am Sitz des Kreiskirchenamts, vereinen in der Regel das

alte Superintendenturarchiv, das moderne Kreiskirchenamtsarchiv

und Deposita von Kirchengemeindearchiven aus dem Kirchenkreis.

Allerdings droht diese Mittelebene der Archivpflege, die es nur in

einigen wenigen Kirchenkreisen gab und gibt, im Zuge der Struk-

turreform der EKvW kaputt zu gehen (auch dazu später mehr).

4. Wie kann der neue Archivbestand benutzt werden? Das Problem

der Benutzung von Gemeindearchiven vor Ort ist sehr viel gravie-

render als das der Unterbringung – und daher auch schwerer zu lö-

sen. Bei allfälligem Abbau der Verwaltungspräsenz auf der lokalen

Ebene, d. h. dem Verschwinden ganztägig und u. U. mehrfach be-

setzter Gemeindebüros, und bei Überbelastung bzw. Desinteresse

der Pfarrer ist eine kontrollierte Benutzung von Archivalien in der

Gemeinde häufig nicht organisierbar – und auch dem/der kirchli-

chen Archivpfleger/in, wenn überhaupt vorhanden, kaum zumutbar.

Die Archivbenutzungsordnung der EKvW kannte daher eine relativ

großzügige Ausleihmöglichkeit, etwa an hauptamtlich geführte

Kommunalarchive, um eine adäquate Benutzung (mit kontrollierter

Rückführung) zu ermöglichen. Natürlich wäre von der Benutzung

her gesehen ein zentrales kirchliches Archiv, sei es auf der Ebene

der Landeskirche oder der Gestaltungsräume, ein erheblicher Vor-

teil.

Man erkennt vielleicht jetzt schon: Archivpflege im evangelischen

Westfalen verläuft nicht nach festem Plan oder einheitlichem Schema,

sondern muss sich flexibel den jeweiligen Gegebenheiten (und ihrem

Wechsel) anpassen können. Das System der hauptamtlichen Archivmit-

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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arbeiter/innen und der ehrenamtlichen Archivpfleger/innen muss ela-

stisch genug sein, um entsprechend reagieren zu können. Und es muss

sich gegenseitig ergänzen: Das Ehrenamt braucht hauptamtliche Unter-

stützung, und die hauptberufliche Tätigkeit des Landeskirchlichen Ar-

chivs bedarf der Verankerung in der Region durch ehrenamtliche Zuar-

beit. In der Praxis sieht das so aus: Jede/r der Sachbearbeiter/innen des

Archivs betreut einen Archivpflegebezirk, der ein Konglomerat von

Kirchenkreisen umfasst. Heute entsprechen die Archivpflegebezirke

jeweils im Umfang einem oder mehreren der neuen Gestaltungsräume;

sie haben diese praktisch vorweggenommen. In ihren Archivpflegebe-

zirken arbeiten die Sachbearbeiter/innen nach Möglichkeit mit den

Kreissynodalarchivpflegern/innen und Kirchengemeindearchivpfle-

gern/innen zusammen: Die aber gibt es längst nicht überall und flä-

chendeckend, und selbst da, wo es sie gibt, ist ihre Effizienz eine sehr

unterschiedliche: Nur die wenigsten der Kreissynodalarchivpfle-

ger/innen erfüllen ihre in der Archivpflegeordnung vorgesehenen (nicht

allzu hohen) Pflichten. Insofern sind die Mitarbeiter/innen des Archivs

vor Ort häufig auf andere Bezugspersonen angewiesen: die Gemeinde-

sekretärin, ein interessiertes Mitglied des Presbyteriums, Pfarrer oder

Pfarrerin. Immerhin: Das jährliche Archivpflegetreffen verzeichnet

doch regen Zuspruch – hiermit und mit den vom Landeskirchlichen

Archiv herausgegebenen „Archivmitteilungen der westfälischen Kir-

che“ (ebenfalls jährlich einmal) wird der Kontakt zwischen Landes-

kirchlichem Archiv und Archivpflegern/innen gepflegt und gehalten.

Ist das traditionelle System der kirchlichen Archivpflege im evangeli-

schen Westfalen den Herausforderungen der Zukunft gewachsen? Kann

bzw. muss es sich verändern und wohin könnte der Zug gehen? Die

gegenwärtige Phase der Umorientierung und Herausforderung durch

die kirchliche Strukturreform könnte erste Hinweise zur Beantwortung

dieser Fragen geben, stellt sie doch Archiv und Archivpflege vor eine

aktuelle und massive Belastungsprobe. Die neue, durch die Finanznot

forcierte Zusammenarbeit von Kirchenkreisen in den Gestaltungsräu-

men, die Fusion von Kirchengemeinden und die Zusammenlegung von

Einrichtungen, Ämtern und Werken der EKvW haben zu einem ver-

stärkten Andrang von Altakten geführt, die bei der Aufgabe kirchlicher

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Räume und Gebäude und dem Zusammenziehen in neuen, engeren

Strukturen übrig blieben, nicht mehr untergebracht werden konnten und

so dem Landeskirchlichen Archiv angeboten wurden, da die Rechts-

nachfolger, eben die neuen Gemeinden und Einrichtungen, sich außer

Stande sahen, sich um die ihnen eigentlich zufallende Aufgabe der Be-

wahrung der Verwaltungs-, Rechts- und historischen Tradition zu

kümmern. Hier zeigt sich ein deutliches Versäumnis der Strukturre-

form: Die Hoffnung und der Vorschlag des Landeskirchlichen Archivs,

bei der Neugestaltung und -verteilung der kirchlichen Aufgaben in den

Gestaltungsräumen auch die Archivszene zu berücksichtigen, sind nicht

aufgenommen und sträflich vernachlässigt worden; so scheiterte der

Plan, auf der neuen Mittelebene der Gestaltungsräume auch das Ar-

chivwesen neu zu ordnen und hier zumindest das Angebot gemeinsa-

mer Archive von Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Gestaltungs-

räumen in einem der sonst nicht mehr benötigten Gebäude im Gestal-

tungsraum unterzubringen und – wenn möglich – auch hauptamtlich

betreuen zu lassen. Schlimmer noch: Die bereits bestehenden Struktu-

ren drohen wegzubrechen oder sind – wie etwa im Fall des Kreissyno-

dalarchivs des Kirchenkreises Tecklenburg, das sich am Sitz des Kreis-

kirchenamts in Lengerich befand und das bei Aufgabe des Gebäudes an

das Landeskirchliche Archiv abgegeben wurde – bereits abgebaut. Ob

etwa die Kreissynodalarchive in Lübbecke (das älteste), Bochum,

Lüdenscheid und Berleburg auf Dauer überleben werden, erscheint

zumindest fraglich und hängt z. T. auch von dem Engagement und der

persönlichen Einstellung des jeweiligen Superintendenten oder Kreis-

synodalarchivpflegers ab. Ein Beschluss wie der des Kreissynodalvor-

stands des Kirchenkreises Bochum, das Kreissynodalarchiv zu schlie-

ßen, ist in dieser Pauschalität natürlich unsinnig und daher mit Recht

vom Landeskirchlichen Archiv, das dazu weder vorher gehört noch

nachträglich offiziell informiert worden war, beanstandet worden. Zwar

hatte der Kirchenkreis Bochum offenbar versucht, im Gestaltungsraum

auch die kirchliche Archivpflege zum Thema zu machen, war hiermit

aber gescheitert. Der für Archivfragen durchaus aufgeschlossene Ver-

waltungsleiter des Kirchenkreises zog daraus die resignierende Folge-

rung: „Nach meiner persönlichen Einschätzung führt das kirchliche

Archivwesen in der kirchlichen Arbeitswelt ein Schattendasein und hat

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bei Prioritätenentscheidungen über die Festlegung von künftig noch zu

finanzierenden bzw. finanzierbaren Kernbereichen kaum Chancen auf

Bestandssicherung ...“. Ein bitteres Fazit, zumal der Kirchenkreis Bo-

chum lange Vorbildfunktion hatte, da er ein Kreissynodalarchiv mit

einem hauptamtlichen Archivangestellten unterhielt.

Zweierlei wird deutlich: Einmal: Der Hauptfeind einer effektiven

kirchlichen Archivpflege ist die kircheneigene Unsensibilität, Sorglo-

sigkeit und Schlamperei in Archivfragen, wobei völlig übersehen wird,

dass das Archiv in erster Linie einer geordneten Verwaltungsführung

dient und für eine solche unentbehrlich ist und dass die Funktion des

Archivs für Traditionspflege und kirchengeschichtliche Forschung, die

man dann für nicht so wichtig halten mag, eine sekundäre ist. Zustände

wie in Soest, wo es in der gesamten Amtszeit des letzten Archivdirek-

tors unter drei Superintendenten nicht gelungen ist, die vom Archivge-

setz untersagte Unterbringung von kirchlichem Archivgut im Stadtar-

chiv abzustellen, sprechen eine deutliche Sprache und stellen der früher

sog. evangelischen Hauptstadt Westfalens kein gutes Zeugnis aus. Die

Durchsetzung des landeskirchlichen Archivgesetzes und seiner Folge-

ordnungen erwies und erweist sich immer noch als schwierig, und es

sind in erster Linie die eigenen Leute, die Probleme bereiten. Dagegen

verblassen etwa die Begehrlichkeiten von Kommunalarchiven, und

selbst der Bombenkrieg hat die Archive nicht so beschädigt wie die

immer noch und immer wieder anzutreffende bewusste und unbewusste

Vernachlässigung der eigenen Archive bzw. die Missachtung der

kirchlichen Archivregelungen durch Pfarrer und kirchliche Verwaltung.

Geordnete Registratur und ein geordnetes Archiv scheinen für manche

Theologen Fremdwörter zu sein. Ob die neue Schriftgutordnung, die

seit dem 1. Januar 2007 in der gesamten westfälischen Landeskirche

gilt, daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Zunächst verstärkt

diese – zusammen mit den oben beschriebenen Folgen der Strukturre-

form – nur den Druck auf die Archive: Die bis Ende 2006 bestehenden

laufenden Registraturen sollten geschlossen und durch neu anzulegende

ersetzt werden; allein der dadurch entstehende Druck, für die neuen

Registraturen Platz zu schaffen, wird zu einem verstärkten Abfluss von

Altakten an die Archive führen – eine nicht nur räumlich, sondern auch

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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in Sachen Ordnung und Erschließung drängende Aufgabe. Entspre-

chend sind nicht nur die Gemeinde- und Kirchenkreisarchive gefordert,

sondern auch das Landeskirchliche Archiv, scheint sich doch der Trend

zu verstärken, sich der lästigen Aufgaben vor Ort zu entziehen, indem

man die Depositalmöglichkeiten des Landeskirchlichen Archivs in

Anspruch nimmt. So kann in letzter Konsequenz das Landeskirchliche

Archiv – entgegen aller presbyterial-synodalen Grundstrukturen (die

aber, wenn die eigene Leistung nicht am Ort erbracht wird, nicht funk-

tionieren können) – mehr und mehr zum Zentralarchiv werden.

Was ist zu tun?

1. Das Landeskirchliche Archiv muss personell eine schlagkräftige

und gut ausgestattete Behörde bleiben. Eigentlich müsste es sogar

verstärkt werden, auf keinen Fall lässt sich hier Personal einsparen.

Es hieße, am falschen Ende zu sparen, wollte man hier gerade dann

Abstriche machen, wenn die Arbeitslast massiv steigt: Das Papier

bleibt, auch wenn Institutionen und Personen „abgewickelt“ wer-

den, und es stellt seine Forderungen. Eine schrumpfende Kirche

bedingt ein wachsendes Archiv.

2. Das Landeskirchliche Archiv muss räumlich vergrößert werden.

Die jetzt vorhandenen etwa 10 km Regalfläche, eigentlich ein groß-

zügiges Raumangebot, werden auf Dauer nicht ausreichen, die viel-

fältigen und steigenden Papierzuflüsse aufzunehmen. Auch die

steigenden Besucherzahlen und der völlig unzureichende Benutzer-

raum verlangen nach räumlicher Erweiterung, sei es am jetzigen

Standort oder in einem Neubau. Archiv und Archivpflege sind eine

Pflichtaufgabe der Landeskirche und ihrer Gliederungen, vor der

man sich nicht auf Dauer drücken kann.

3. Die positive Einstellung zum Archivwesen in den Köpfen aller im

Dienst der EKvW Stehenden bleibt ein Desiderat: Geordnete Ver-

waltung verlangt nach geordneten Registraturen und Archiven, ak-

tuelle Entscheidungen bedürfen rechtlicher und historischer Absi-

cherung. Eigentums- und Rechtsverhältnisse in der Landeskirche

benötigen archivische Fundierung. Darüber hinaus ist Kirche nicht

nur Glaubens-, sondern auch Lebens- und Traditionsgemeinschaft,

die immer wieder des versichernden Rückgriffs auf die jeweils ei-

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gene Geschichte bedarf. Nichts macht dieses deutlicher als etwa

Gemeindejubiläen: Die Erinnerung und Rückbesinnung ermutigt

zur Gegenwartsbewältigung und Zukunftsgestaltung: Die „Kirche

der Zukunft“ braucht ihre Vergangenheit. Konkret wäre ein erster

Schritt in die richtige Richtung, den angehenden Pfarrerinnen und

Pfarrern im zweiten Ausbildungsabschnitt nicht nur die Wichtigkeit

der lokalen und regionalen Kirchengeschichte, sondern auch der

Registratur- und Archivführung nahe zu bringen. Das immer wie-

der zu hörende Statement „Die Menschen sind mir wichtiger als

alte Akten“ ist kein Argument, sondern nur Beleg für die intellek-

tuelle Dürftigkeit mancher Theologen.

Ich hatte eingangs bemerkt, die Archivpflege sei eine der anstren-

gendsten, aber auch eine der schönsten Aufgaben des Landeskirchli-

chen Archivs. Die Anstrengungen und Mühen sind vielleicht deutlich

geworden – und manchmal werden sie auch durch Erfolgserlebnisse

belohnt. Das Schöne daran ist, dass man in der Archivpflege Land und

Leute kennen lernt; die Gemeinden, ihre Kirchen und die Menschen.

Die unzähligen Fahrten durch Westfalen, welche die 2 x 22 Jahre täti-

gen bisher zwei Landeskirchenarchivdirektoren in alle Winkel ihres

Archivsprengels geführt haben, waren voller interessanter Begegnun-

gen mit Dingen und Menschen, haben die kirchlich geprägte Kultur-

landschaft Westfalens erschlossen und sie in eine Erlebnis- und Lern-

landschaft verwandelt. Der landeskirchliche Archivar ist kein Schreib-

tischtäter und darf keiner sein, er muss sich vor Ort beweisen, muss

überzeugen und überreden; er ist, auch gerade wenn und weil er nicht

im Dienstwagen vorfährt, ein Botschafter der Landeskirche und verbes-

sert das Bild des oft nicht sonderlich beliebten und angesehenen Lan-

deskirchenamts. Er darf dann aber auch die so vielfältige und jeweils

individuell verschiedene örtliche Situation studieren und genießen, darf

sich an schönen Kirchen und netten Menschen erfreuen, darf mit der

Kirche das Dorf, den Ort erkunden, die „Kirche im Dorf lassen“, aber

auch das „Dorf um die Kirche“ erleben. Auch wenn es vielfach keine

heilen Strukturen mehr gibt: Manchmal stimmt die Zauberformel „Ein

Dorf, eine Kirche, ein Pastor“ (früher auch noch: „eine Schule“) eben

doch noch, und das alte Bild der Einheit von Kirche und Ort leuchtet

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noch einmal verstohlen auf. Sicher mag das Nostalgie sein, aber es ist

auch im besten Sinne Zukunftsprojektion für die besondere Situation

der Kirche im und für das Leben der Menschen. Das immer noch viel-

fältige Verwobensein von kirchlichem und kommunalem Leben ist ein

wertvolles Erbe; es zu erhalten ist auch Aufgabe der Archivpflege und

es zu erleben das Glück des Archivars.

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Die neuen Kassationsrichtlinien der EKvW

von Wolfgang Günther

Am 19. Dezember 2006 hat das Landeskirchenamt einen neuen Aufbe-

wahrungs- und Kassationsplan für die kirchlichen Unterlagen erlassen.

Der neue Fristenkatalog wurde nötig, da zwischenzeitlich auch ein

neuer Aktenplan für den Bereich der westfälischen Landeskirche erlas-

sen worden ist. Die ursprüngliche Absicht, den Kassationsplan mit dem

Aktenplan zu verbinden, ließ sich allerdings nicht verwirklichen, da der

Aktenplan auf allen Ebenen des kirchlichen Handelns Geltung hat, die

Kassationsempfehlungen aber im Einzelfall von Ebene zu Ebene unter-

schiedlich ausfallen können.

Der neue Fristenplan richtet sich in seiner Gliederung nach dem neuen

Aktenplan. Innerhalb der einzelnen Fristengruppen sind die Sach-

betreffe nach der Struktur des neuen Aktenplans angeordnet. Inhaltlich

gibt es gegenüber dem alten Fristenplan nur wenige Veränderungen. So

ist auch dieser Kassationsplan nur für das Schriftgut nach 1950 gültig.

Älteres Schriftgut ist auf jeden Fall zu archivieren. Nur im Einzelfall

sind nach Rücksprache mit dem Landeskirchlichen Archiv Kassationen

möglich. Der gravierendste Unterschied zur alten Ordnung besteht in

der Aufnahme der neuen Regelungen der Vermögensordnung, nach der

nun auch die Jahresrechnungen selber zehn Jahre nach der Entlastung

vernichtet werden können.

Zum Ende dieses Jahres wird die neue Auflage der Archivrechtsbro-

schüre erscheinen, die dann auch den Fristenplan enthält. Sollten Fra-

gen im Einzelfall bestehen, können Sie sich gerne an die für Sie zustän-

dige Sachbearbeiterin bzw. den Sachbearbeiter wenden.

Zu guter Letzt sei angemerkt, dass sich seit einem Jahr auf der Ebene

der EKD eine Arbeitsgruppe im Verband kirchlicher Archive trifft, die

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die Aufgabe hat, eine neue Kassationsordnung zu formulieren und auch

die Fristen entsprechend zu bearbeiten. Auch aus diesem Grund ist

vorgesehen, die bestehende neue Ordnung in drei Jahren einer kriti-

schen Revision zu unterwerfen.

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Wie bereitet man ein Jubiläum vor? – Eine Checkliste

von Jens Murken

Haben Sie schon einmal versucht, eine historische Publikation oder

eine Ausstellung „auf die Beine“ zu stellen, ohne dass dafür ein kon-

kreter Anlass ins Haus stünde? Dann haben Sie sicherlich bemerkt, wie

schwierig es ist, für ein solches Unternehmen Mitstreiter zu gewinnen,

die bereit sind, einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Freizeit da-

rauf zu verwenden, inhaltliche Recherchen in Literatur und Original-

quellen, in Bibliotheken und Archiven zu betreiben. Sie haben dann

bestimmt auch die Erfahrung gemacht, dass es ohne „äußeren Anlass“

ungleich schwerer ist, Geldgeber für ein solches Projekt zu finden, die

mit ihren (finanziellen) Mitteln eine Veröffentlichung in der geeigneten

Form zu verwirklichen helfen.

Diese Fixiertheit auf Jahrestage und Jubiläen, die auch deren publizisti-

sche Begleitung viel leichter ermöglichen lässt, muss uns nicht unbe-

dingt stören – solange es sich bei deren „Begehung“ nicht um reine

Pflichtübungen handelt. Ohnehin fällt es uns historisch und archivisch

Interessierten ungleich leichter, in dem uns zur Verfügung stehenden

Quellenmaterial Daten zu finden, die sich zum Feiern und Befeiern,

zum Erinnern und Gedenken eignen, die sich in ihrer historischen Be-

deutung auch betonen und neu bewerten lassen – Geschichte ist eben

ein Konstrukt, eine immer wieder neu zu schreibende Interpretation

vergangenen Geschehens.

Machen wir also aus der vermeintlichen Not eine Tugend und halten

Ausschau nach den ja meist äußeren Anlässen, die eine Gemeinde oder

eine Kommune, einen Verein oder eine Institution zur Rückschau er-

mutigen! Bei diesen äußeren Anlässen kann es sich einerseits um histo-

rische Ereignisse handeln, wie zum Beispiel um den Jahrestag der Ge-

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meindegründung und um ein Kirchweihjubiläum, um Jubliäen also, die

meist schon in früheren Zeiten mit Feierlichkeiten und Publikationen

begangen und bedacht worden sind. Hieran wird man bei der inhaltli-

chen Arbeit anknüpfen können. Daneben können es aber auch aktuelle

Anlässe sein, die man zum Anlass nimmt, deren Vorgeschichte, Vorläu-

fer und bisherige Entwicklung zu erforschen und zu beschreiben. Der-

artige Anlässe können beispielsweise eine Gemeindehauseröffnung, die

Gründung einer Kirchenstiftung oder eines Fördervereins, ein Amtsju-

biläum oder die Emeritierung eines langjährigen Pfarrers, aber durchaus

auch „profane“ Termine, wie zum Beispiel ein Stadtjubiläum, sein.

Neben diesen ortsbezogenen äußeren Anlässen, die über das Gebiet der

betreffenden Gemeinde oder die Zuständigkeit der betreffenden Ein-

richtung hinaus kaum Geltung besitzen und damit auch nur als lokale

Projekte historisch-publizistisch begleitet werden können, gibt es im-

mer wieder auch äußere Anlässe von übergeordneter, überregionaler

Bedeutung, die man gegebenenfalls auf den lokalen Kontext „herunter-

brechen“ kann. Es handelt sich hierbei um Ereignisse von allgemeiner,

meist auch über den kirchlichen Raum hinausweisender Bedeutung, so

zum Beispiel um ein Reformationsjubiläum, ein diakonisches Jubiläum

(150 Jahre Innere Mission) oder auch, um den „runden“ Geburtstag

einer historischen Persönlichkeit, wie im Jahr 2007 den 400. Geburtstag

von Paul Gerhardt.

Man muss sich also wahrlich vom Eingangslamento nicht erschüttern

lassen; äußere Anlässe für den Beginn einer historischen Forschungs-

und Publikationstätigkeit gibt es in ausreichender Zahl. Ihr Vorteil im

Vergleich zu jahrestagunabhängiger Forschung ist, dass man die Rele-

vanz einer Beschäftigung mit einem bestimmten Gegenstand in der

Öffentlichkeit bzw. der Zielgruppe meist nicht lange zu begründen

braucht. Wichtig ist aber, diese äußeren Anlässe überhaupt zu erkennen

und sie dann auch perspektivisch im Blick zu behalten, da sie mit kon-

kreten Jahreszahlen und Daten verbunden sind. Nichts ist bedauerlicher

als ein unerkanntes oder ein verpasstes Jubiläum. Es gilt damit

zugleich, die Termine (bzw. die daraus resultierenden Fristen für den

Abschluss des Projektes) auf keinen Fall zu kurzfristig in den Blick zu

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nehmen. Je nach Vorhaben sollte man zumindest zwei bis drei Jahre für

die Vorbereitungen der eigenen Aktivitäten einplanen.

Um welche Aktivitäten kann es sich nun aber handeln? Aus der Fülle

möglicher Projektideen, deren Bandbreite keine Grenzen gesetzt sind,

sollen einige wenige stichwortartig aufgeführt werden: Es gibt her-

kömmliche, gediegene, aber auch geradezu erwartete Formen, ein Jubi-

läum publizistisch zu begleiten. Dazu gehören vor allem Festschriften

und Sammelbände, die als reine Produkte der Wissenschaft wie auch in

der Federführung vermeintlicher Laienforscher entstehen können. Es

gibt ergänzende bzw. umrahmende Formen, in die die Erkenntnisse

einer historischen Aufarbeitung durchaus mit eingebracht werden kön-

nen, die zugleich auch zur Popularisierung und Bewerbung der histori-

schen Forschungsergebnisse dienen können. Hierzu sind zum Beispiel

Gemeindefeste, Feierstunden und Tage der offenen Tür zu rechnen.

Dann gibt es alternative bzw. kreative Formen, sich einem Ereignis zu

nähern. Auch diese Projektarbeiten, wie zum Beispiel Theaterstücke,

Konzerte, Tanzstücke und vor allem Ausstellungen können die histori-

sche Aufarbeitung begleiten und inhaltlich von ihr profitieren. Schließ-

lich gibt es Aktivitäten für unterschiedliche und von unterschiedlichen

Altersgruppen: Frühzeitig abgeklärt werden müsste beispielsweise die

Beteiligung von Schulklassen oder Konfirmandengruppen, ebenso

müssten die verschiedenen kirchlichen Gruppen und Vereine über den

Wunsch nach ihrer eigenen Beteiligung an einer Projektarbeit zur Vor-

bereitung eines Jubiläums befragt werden.

Festprogramme aus allen Teilen der Landeskirche dokumentieren im-

mer wieder, das und wie die ein oder andere – oder gleich mehrere –

Projektform umgesetzt worden ist. Publikationen, die als Belegexemp-

lare Eingang in das Landeskirchliche Archiv finden sollten, gehören zu

den am besten zu überliefernden Ergebnissen solcher Projekte. Zu den

gängigsten historischen Aufarbeitungsformen gehört die Erstellung

einer Festschrift zu einem Kirchbaujubiläum. Wie könnte das Vorgehen

in einem solchen üblichen Fall aussehen? Zunächst einmal ist es, wie

gesagt, notwendig, den (möglichst) genauen Termin eines Jubiläums zu

kennen und zu erkennen. Hierzu sind mitunter bereits erste intensive

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Recherchen anzustellen, denn längst nicht überall ist beispielsweise das

genaue Einweihungsdatum auch jüngerer Kirchen bekannt – oder es

wird mit dem Datum der Grundsteinlegung oder des Richtfestes ver-

wechselt. Der Personenkreis der Initiatoren einer Jubiläumsaktivität

sollte in einem zweiten Schritt seine (noch vage formulierte) Idee

kommunizieren und Interessierte an einer Mitarbeit sammeln. Das kann

auf ganz unterschiedlichen Wegen geschehen, ausgehend von Gemein-

degruppen beispielsweise oder auch durch einen öffentlichen Aufruf in

der Zeitung. In einem dritten Schritt kann der gewachsene Kreis der

Interessierten dann in der Art einer Ideenbörse oder eines „Brainstor-

mings“ Überlegungen zusammentragen, wie man das Jubiläum gestal-

ten und den Anlass historisch aufarbeiten könnte. Beim Abwägen der

Aktivitätsformen kommen sodann auch die verschiedenen Kompeten-

zen zur Sprache, die jede sich beteiligende Person in das Projekt mit

einzubringen gewillt ist. Eine realisierbare Auswahl aus dem Ideen-

Pool muss abschließend getroffen und vereinbart werden. Ein Vorbe-

reitungsausschuss, der sich nun aus dem Kreis der Interessierten heraus

bilden sollte, kann daraufhin als vierten Schritt einen Projektplan

erstellen. Dieser Projektplan bündelt die verschiedenen Ideen zu auf-

einander abgestimmten Arbeitsschritten und benennt einen Zeitplan für

den Arbeitsprozess. Das Arbeitsziel, hier: eine Festschrift zum Jubi-

läum, bildet den Abschluss des Projektes. Auf der Grundlage der für

notwendig erachteten Arbeitsschritte und Arbeitsergebnisse lässt sich –

fünftens – die Finanzierung des Projektes kalkulieren. Mit diesem Wis-

sen können potenzielle Sponsoren angesprochen und um konkrete fi-

nanzielle Unterstützung angefragt werden. – Die hier kurz benannten

einzelnen vorbereitenden Vereinbarungen stellten bereits eine erste

intensive Arbeitsphase dar, von deren jeweiliger Umsetzung aber das

Gelingen des Gesamtprojektes abhängt.

Ist der äußere und inhaltliche Projektrahmen vereinbart worden, dann

sollte die Federführung eines Festschriftprojektes einer Redaktions-

gruppe übertragen werden und nicht einer einzigen Person aufgebürdet

werden. Hier würde erneut die Gefahr des Scheiterns des Gesamtpro-

jektes drohen, beispielsweise bei fachlicher Überforderung, zu hoher

Arbeitsbelastung oder bei Krankheit. Alternativ wäre stets auch die

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Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit zu erwägen. Der Redak-

tionsausschuss könnte hierbei als eine Art Beirat fungieren, der sich um

die äußeren Rahmenbedingungen kümmert. Eine Bearbeiterin oder ein

Bearbeiter, beispielsweise ein ortsansässiger oder ortsgebürtiger Stu-

dent, könnte sich hingegen ganz auf die inhaltliche Erforschung und

Ausarbeitung konzentrieren. Attraktiv für Studierende ist ein solches

(honorarfreies) Angebot häufig schon allein deshalb, weil sie so zu

einem originellen und zugleich überschaubaren Thema für eine Quali-

fikationsarbeit (zum Bachelor oder Master) gelangen können.

Welchen Weg man auch einschlägt (üblicher ist sicherlich der eines

Redaktions- und Autorenteams), bestimmte konzeptionelle Überlegun-

gen stellen sich jedem Herangehen an ein Publikationsprojekt glei-

chermaßen: Zeit-, Kosten- und Produktrahmen (welches Ergebnis ist

also gewünscht) bestimmen jeweils das Vorgehen. Daher gilt es, den

Rechercheaufwand zu kalkulieren und gegebenenfalls zu beschränken.

Welche Quellen können herangezogen und studiert werden, welche

Quellen liegen bereits ediert vor, welche Archivreise erscheint notwen-

dig, auf welche Fahrt kann verzichtet werden. Es ist sich immer wieder

vor Augen zu führen, dass auch bei einer Festschrift, die einem lokalen

historischen Ereignis oder Bauwerk gewidmet werden soll, einschlä-

gige archivalische Überlieferungen an ganz unterschiedlichen Orten

existieren. Schriftliche Anfragen an Ortsgemeindearchive und kommu-

nale Archive, die meist auch leicht persönlich aufsuchbar sind, werden

bereits sachdienliche Hinweise erbringen. Mitunter hilft heutzutage

bereits die Recherche im Internet, so zum Beispiel im Informations-

system nordrhein-westfälischer Archive unter www.archive.nrw.de.

Schriftliche Anfragen ergeben schriftliche Auskünfte seitens der Ar-

chive, und diese liefern in der Regel fundierte Antworten. Dies gilt

insbesondere für die Staatsarchive (und auch für das Landeskirchliche

Archiv), wo Anfragen gegebenenfalls von verschiedenen zuständigen

Sachbearbeitern behandelt werden. Ein erstes Zugehen auf die Zeitum-

stände eines Themas stellt aber häufig die Recherche im Zeitungsarchiv

dar. Die örtlichen Tageszeitungen sind vielfach in den Kommunalar-

chiven überliefert und sind dort, wie teilweise auch direkt bei den Zei-

tungsverlagen, im Original oder auf Microfiche zu lesen. Man sollte bei

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den bisher genannten Recherchewegen durchaus auch Erfahrungen

anderer, vergleichbarer Projekte einholen und zum Beispiel die Ar-

chivpflegerinnen und Archivpfleger anderer Kirchengemeinden kon-

sultieren (aber auch die Hilfe des Landeskirchlichen Archivs einfor-

dern). Denn bis zu diesem Punkt handelt es sich um eine ganz her-

kömmliche Herangehensweise, die vergleichsweise formal abgearbeitet

werden kann. Ungleich aufwändiger und informeller ist hingegen das

Suchen nach neuen und ergänzenden Quellen vor Ort. Seit den 1970er

Jahren hat sich eine „Grabe-wo-du-stehst“-Bewegung entwickelt, deren

Ansatz man hierbei verfolgen könnte. Es wäre an das Sichten privater

Überlieferungen zu denken (Nachlässe, Fotobestände, Tagebücher,

Konfirmationsunterlagen, Korrespondenzen, Gegenständliches) wie

auch an Zeitzeugenbefragungen. Sollte ersteres in Absprache mit den

örtlich zuständigen Archiven geschehen, sind bei letzterem der hohe

Transkriptionsaufwand und die daraus resultierenden Kosten zu beden-

ken.

Wie bereits beim Punkt der Initiierung eines Jubiläumsprojektes er-

wähnt und auch jetzt beim Punkt der Recherche vor Ort angeführt, so

sollten – ebenso wie das Jubiläum selbst – auch bereits die Arbeiten zu

dessen Vorbereitung der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Denn

bei der Suche nach Mitstreitern stößt man häufig auf Personen mit ganz

unterschiedlichen, aber durchaus brauchbaren Kompetenzen: Neben

Autoren und Fotographen, an die man meist zuerst denkt, sollte man

auch Graphiker, Drucker und Webdesigner für eine begleitende Web-

seite in den Blick nehmen. Zugleich ist an die Multiplikatoren in Schu-

len, Verbänden und Vereinen zu denken. All diese Berufsgruppen sind

letztlich mit ihren unterschiedlichen Verbindungen und Fähigkeiten

einzubinden, wenn es um die Suche nach unbekannten oder verscholle-

nen Quellen geht, um die Befragung von Zeitzeugen, wenn es um das

Finden von Sponsoren und Förderern geht, um das Einwerben von –

sofern gewünscht und finanziell nötig – Werbeseiten im Anhang der

Festschrift, wenn es auch um die Subskription der Publikation, also um

das das Einwerben von Abnehmern und Käufern der Festschrift geht, so

dass die Auflage und damit die Kosten bereits im Vorfeld realistischer

kalkuliert werden können.

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ARCHIVPFLEGERTAGUNG

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Die hier kurz vorgestellte, dennoch recht umfangreiche Checkliste zur

Vorbereitung eines Jubiläums sollte nicht abschrecken, sondern Pla-

nung und Vorgehen strukturieren und damit erleichtern. Viele Arbeits-

schritte bauen aufeinander auf, auf manche „Sackgasse“ und manchen

Umweg bei der Recherche wird man trotz guter Planung stoßen – aber

das Ziel, hier: eine Publikation zu einem Jubiläum, sollte nicht aus dem

Blick geraten. Für eine erfolgreiche Projektdurchführung sollten dabei

noch einige prinzipielle Dinge beachtet werden. Dazu gehören regel-

mäßige Gruppentreffen, um den Arbeitsfortschritt zu überprüfen, um

Zwischenziele zu sichern und, nicht zuletzt, um die Gruppendynamik

zu stärken. Dazu gehört auch das rechtzeitige Einwerben „prominenter“

Grußworte für die Einleitung der Festschrift. Noch elementarer ist aber,

die Rechte und Genehmigungen für den Abdruck von Fotographien, die

die Veröffentlichung illustrieren sollen, einzuholen, zumal dies auch

einen nicht unerheblichen Kostenfaktor darstellen kann. Schließlich

sollten die gesamten im Zuge der Projektarbeit entstandenen Material-

sammlungen zur Archivierung bzw. Weiterverarbeitung dem oder

einem zuständigen Archiv angeboten werden. Nicht alles, was erforscht

worden ist, wird Eingang in eine Publikation gefunden haben, und

mancher neu gewonnene Kontakt sollte auch nach Abschluss des Ju-

biläumsprojektes gepflegt werden. – All das (oder zumindest einiges

davon) im Blick behaltend, wird letztlich aus einem ein-maligen Ereig-

nis ein einmaliges Ereignis werden, ein Ereignis, das nicht nur lange

seine Vorboten voraus geschickt hat, sondern auch lange nachwirken

wird.

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ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS

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Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs

von Winfried Grunewald

Zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt, Bezirk Nord /

Christuskirche, und der Katholischen Pfarrgemeinde Liebfrauen besteht

seit vielen Jahren ein sehr enges ökumenisches Verhältnis.

Als in einer Sitzung des Ökumene-Ausschusses die Rede auf Archivbe-

stände zur Geschichte der Ökumene in Bocholt kam und ich erzählte,

dass ich vor einiger Zeit (mit Unterstützung des Landeskirchlichen

Archivs durch Frau Osterfinke) das Archiv unserer Gemeinde aufge-

baut und ein Findbuch erarbeitet hätte, wurde ich vom Pfarrer von

Liebfrauen, Dr. Klaus Winterkamp, sogleich in die Pflicht genommen,

auch für die Liebfrauengemeinde ein solches Archiv zu errichten.

Die Gründungsurkunde der damaligen „Nye Kerke“ datiert schon aus

dem Jahr 1310; aber erst 1893 wurde sie zur Rektoratskirche „Unserer

Lieben Frau“ erhoben und erhielt 1901 ihre volle Selbständigkeit. Die

evangelische Gemeinde wurde im Jahr 1819 gegründet. Beiden Ge-

meinden ist allerdings das gleiche Schicksal widerfahren: Am 22. März

1945 wurden die Gebäude, die der Aufbewahrung der Archivalien

dienten, durch einen Bombenangriff zerstört. Erhalten geblieben sind

hier wie dort aus der Zeit vor 1945 nur Einzelstücke und die – ausgela-

gerten – Kirchenbücher. Weit über 90 Prozent des jeweiligen Bestandes

ist daher erst nach 1945 angelegt worden. Weitere Übereinstimmungen

bzw. Ähnlichkeiten stellten sich gleich zu Beginn meiner Arbeit heraus:

die Notwendigkeit einer Zusammenführung der Akten aus mehreren

Räumlichkeiten innerhalb des Pfarrhauses (Dachboden, Keller, Pfarr-

büro) wie auch aus verschiedenen Provenienzen von außerhalb (z. B.

von einem Architekten ältere Bauakten); Versuche (und schließlich

Aufgabe) über einige Jahre, nach einem Registraturplan abzulegen;

Bemühungen eines Einzelnen aus dem Jahr 1981, aus der Menge an

Ordnern nach bestimmten Kriterien eine Auswahl zu treffen und dazu

einen „Aktenplan“ zu verfassen.

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ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS

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Als ich mit der Verzeichnung begann (wobei ich die vom Landeskirch-

lichen Archiv gegebene Vorlage dankbar benutzt habe), schrieb ich an

das Bistumsarchiv Münster mit der Bitte, mir eine Art von Archivsy-

stematik, wie ich sie von Bielefeld her kannte, zuzuschicken. Ich erhielt

den 1978 angelegten Akten-, Registraturplan, der aber nach Auskunft

des Bistumsarchivs zugleich „die Grundlage der archivischen Gliede-

rung neuer Bestandsgruppen“ bildet. Diese Systematik mit den folgen-

den acht Hauptgruppen habe ich dann auch beibehalten:

I. Bischof, Bistum, Generalvikariat, Dekanate, Pfarrgemeinde

II. Sakramente und Gottesdienst

III. Gemeindeleben, Bildungsarbeit, Mission, Seelsorge

IV. Schule und Erziehung

V. Caritas

VI. Personalangelegenheiten

VII. Vermögensverwaltung (Grundstücke; Gebäude, Bausachen)

VIII. Haushalt; Versicherungen; Sparkassen und Banken

Im Findbuch sind mit fortlaufenden Nummern 445 Akteneinheiten

verzeichnet.

Die Arbeit hat viel Freude gemacht, und ich konnte über diesen Zugang

auch Einblicke in die inneren Angelegenheiten einer katholischen

Pfarrgemeinde gewinnen. Beeindruckt war ich besonders von dem Be-

harrungsvermögen, das sich in einigen Bereichen auftat: So werden

z. B. Grundstücke auch heute noch nach der uralten (lateinischen) Na-

mensgebung der Vikarien bezeichnet!

Zum Schluss möchte ich noch ein Ereignis erwähnen, das mir schon

vom evangelischen Gemeindearchiv her vertraut ist: Kaum war ich mit

der Arbeit fertig, wurden mir einige Bauakten nach der Durchsicht des

Findbuches förmlich „aus der Hand gerissen“ – für eine grundlegende

Umgestaltung und Renovierung des Innenraumes der Liebfrauenkirche.

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ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS

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Kirchengemeinde Eiringhausen besitzt vorbildliches Archiv

von Jens Murken

Die Industrialisierung und die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn

sorgte im 19. Jahrhundert im märkischen Sauerland für einen Bevölke-

rungszuwachs aus Wittgenstein, Hessen, Ost- und Westpreußen, Süd-

deutschland und Ungarn. Die Bauerschaft Eiringhausen gehörte kirch-

lich gemeinsam mit Pasel und Böddinghausen zur evangelischen Kir-

chengemeinde Plettenberg. Die kirchliche Verselbständigung „Ägge-

rins“ zog sich Anfang des 20. Jahrhunderts über mehrere Jahre hin, bis

schließlich am 1. November 1909 die evangelische Kirchengemeinde

Eiringhausen errichtet werden konnte.

Rechtzeitig zum 100. Jahrestag ihres Bestehens im Jahr 2009 hat die

Kirchengemeinde Eiringhausen (Evangelischer Kirchenkreis Lüden-

scheid-Plettenberg) ihre archivalische Überlieferung verzeichnen las-

sen.

Den Archivkeller des alten Pfarrhauses neben der Johanniskirche habe

sie zum ersten Mal im November 2006 betreten, wie Frau Warkentin

erklärte. „Wir waren positiv überrascht. Er sieht wie ein kleines Mu-

seum zur Gemeindegeschichte aus. Die Archivalien waren ordentlich

verpackt, nach dem Registraturplan geordnet und in den Regalen aufge-

stellt. Kein Vergleich zu manchen Kirchengemeinden, die ihr Archiv-

gut ungeordnet, verdreckt und verschimmelt auf den Dachböden oder in

den Kellerräumen liegen lassen.“ Diesen hervorragenden Zustand habe

man vor allem dem Archivbeauftragten der Gemeinde, Herrn Back-

haus, der dieses Amt seit 1990 bekleidet, zu verdanken. In mühsamer

Arbeit habe er das Schriftgut zusammengetragen und vorgeordnet. Er

recherchierte in anderen Archiven und kopierte Quellen zur Gründung

der Gemeinde für das Gemeindearchiv. Er sammelte Zeitungsberichte

und Beiträge zur Gemeindegeschichte. Dieses Sammlungsgut ergänzt

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ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS

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das Gemeindearchiv und hilft den Forschern, sich einen umfassenderen

Eindruck von der Gemeindegeschichte zu verschaffen.

Anna Warkentin vom Landeskirchlichen Archiv übergab das im

Rahmen der landeskirchlichen Archivpflege überarbeitete und

geordnete Archiv an Pfarrer Uwe Brühl (Mitte) und den Ar-

chivpfleger der Kirchengemeinde Eiringhausen, Karl Backhaus

(links). (Foto: Guido Günther, Süderländer Tageblatt)

Nach der Sichtung und Bewertung des Registraturguts wurde das ar-

chivwürdige Schriftgut nach Bielefeld ins Landeskirchliche Archiv

transportiert. Dort wurde es neu geordnet, inhaltlich und zeitlich er-

schlossen und in konservierende Materialien verpackt. Es wurde ein

Findbuch angelegt, welches in elektronischer Form zur Verfügung

steht, systematisch aufgebaut ist und eine schnelle und sichere Recher-

che ermöglicht.

Mit dem erschlossenen Archiv ist für die Evangelische Kirchenge-

meinde Eiringhausen eine Grundlage geschaffen worden, um die Ge-

meindegeschichte nicht nur mit Blick auf das 100-jährige Gemeindeju-

biläum aufzuarbeiten und die Vergangenheit für die Nachwelt zu si-

chern.

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GESCHICHTE

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Evangelische Kirchengemeinde Billerbeck sucht ein Grundstück für ihre Kirche

Eine Nachlese zur Ausstellung beim Gemeindefest am 12. September 2004 im Gemeindezentrum der Evange-lischen Gemeinde Billerbeck

von Wolfgang Pracht

Frühjahr 1945 – Der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken und

Grauen ist zu Ende. Millionen Menschen sind ohne Haus und Hof, ohne

Heimat, ohne Orientierung. Eine riesige Völkerwanderung beginnt.

Viele Menschen in den Städten haben bei Bombenangriffen ihr Dach

über dem Kopf verloren und ziehen in ländliche Gegenden. Aus Ge-

bieten mit kriegerischen Handlungen flüchten die Menschen in ver-

meintlich ruhigere Gegenden. Durch Flucht und Vertreibung strömen

Millionen Menschen aus dem Osten Richtung Westen.

Eine Zunahme der Bevölkerungszahlen und die Vermischung mit ein-

heimischer Bevölkerung blieben nicht aus. So auch im Münsterland,

genauso wie in Billerbeck und Umgebung. Für Billerbeck war der

Krieg am Karfreitag, dem 30. März 1945 zu Ende, als alliierte Truppen

einzogen. Die russische Rote Armee stand zu diesem Zeitpunkt noch an

der Oder. Die Zuwanderungen veränderten in den Gemeinden das

Zahlenverhältnis zwischen katholischen Einwohnern und evangelischen

„Neubürgern“.

In der Statistik wurden 1937 noch 137 evangelische Christen unter

15.135 katholischen Gläubigen im Großbereich Billerbeck aufgeführt.

1954 sah das Verhältnis schon anders aus: Bei ungefähr 18.000 katholi-

schen Einwohnern waren etwa 1.800 Evangelische statistisch erfasst.

Verwaltungstechnisch bestand Billerbeck damals aus drei Bereichen.

Zu diesen Gebieten gehörten folgende Bauerschaften: Bombeck,

Dörholt, Hamern, Lutum, Osthellen und Westhellen im Kirchspiel Bil-

lerbeck; Aulendorf, Esking und Temming in Beerlage.

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GESCHICHTE

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Folgende Zahlen wurden 1948 für diese Gebiete genannt:

Stadt Billerbeck 295 Evangelische, Kirchspiel Billerbeck 358 Evangeli-

sche und in der Beerlage 210 Evangelische, also insgesamt 863 evan-

gelische Einwohner, denen 9.200 Katholiken gegenüberstanden.

Noch 1931 waren lediglich 47 evangelische Christen registriert, die im

Raum Billerbeck lebten. Sie sind noch namentlich bekannt. Damals

wurden sie vom Hofprediger und Pfarrer Julius Kirchhoff von Coesfeld

aus betreut. Er hielt alle vier Wochen an einem Sonntagnachmittag in

einem etwa 36 m² großen Raum im Obergeschoss der Textilfabrik „El-

berfelder Textilwerke“ (später Conze & Colsman) den Gottesdienst. Oft

fand dieser auch auf dem Hof des Werkes statt. Das Harmonium wurde

vom Hofprediger selbst gespielt. Von 1947 bis 1951 spielte Gerhard

Ilisch dieses Instrument.

In dieser Fabrik war der Betriebsleiter Geldmacher aus Langenberg bei

Essen tätig. Da er selbst evangelisch war, vermittelte er den Raum Bei

Conze & Colsman. So brauchten die Gläubigen nicht mehr die langen

Wege nach Coesfeld oder Münster zu machen. Nach dem Kriege wurde

die Räumlichkeit vom 1. November 1946 bis zum 30. September 1948

von der Evangelischen Kirche offiziell gemietet. Für die katholische

Bevölkerung Billerbecks war damals Propst Laumann tätig, der dieses

Amt von 1927 bis 1964 ausübte.

Immerhin gehörten Coesfeld und Umgebung seit 1872 zum evangeli-

schen Kirchenkreis Münster. Der Kirchenkreis Steinfurt bildete sich

erst 1953, zu dem dann auch das Gebiet um Coesfeld gehörte. Superin-

tendent des Kirchenkreises Steinfurt war von 1953 bis 1964 Pfarrer

Friedrich Brune aus Emsdetten, der zuvor schon im Kirchenkreis

Münster als Superintendent tätig gewesen war. Als 1939 Pfarrer Kirch-

hoff starb, übernahmen verschiedene Geistliche die Betreuung Biller-

becks. Für einige Zeit sprang noch 1939 der Hilfsprediger Wilhelm

Spieker ein. Zum Jahresende konnte der Lizentiat (Lic.) Otto Plöger

den Predigtdienst übernehmen. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs

wurden Spieker und auch Plöger zur Wehrmacht einberufen. Bis zum

Mai 1945 übernahm nun der Ruhestandspfarrer Fritz Olbricht die seel-

sorgerliche Betreuung der Billerbecker Evangelischen. Pfarrer Olbricht

hat in dieser Zeit noch zwei Mädchen in der „Fabrik“ konfirmiert: Ing-

rid Bellstedt und Marianne Peters. Die Anreise von Coesfeld nach

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GESCHICHTE

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Billerbeck erfolgte meist mit dem Fahrrad und war sehr abenteuerlich.

Im Juni 1945 kam Pfarrer Plöger überraschend aus russischer Kriegsge-

fangenschaft zurück und übernahm wieder alle vier Wochen den Got-

tesdienst in der Fabrik. Am 14. April 1946 konfirmierte Pfarrer Plöger

alle Jugendlichen aus der Kirchengemeinde Coesfeld, zu der damals

auch Billerbeck gehörte, in Coesfeld selbst.

Eine leichte Entlastung trat ein, als im Mai 1946 ein neuer Pfarrer für

Billerbeck zur Verfügung stand: Wiard Roth. Am 25. Mai 1946 wurde

er durch Pfarrer Plöger in sein Amt in Billerbeck eingeführt. Jetzt

konnte jeden Sonntagvormittag Gottesdienst gehalten werden. Einzelne

Amtshandlungen, zum Beispiel Taufen, nahm Pfarrer Roth in seinem

Wohnraum am Johannikirchplatz vor. Aber die Wohnverhältnisse wa-

ren katastrophal.

Bei Conze & Colsman konnte Pfarrer Roth das erste evangelische Ehe-

paar am 7. September 1946 trauen. Es waren die Eheleute Hartstock.

Wegen seiner angegriffenen Gesundheit beantragte Roth im Januar

1947 zu seiner Entlastung die Zuweisung eines Gemeindehelfers und

eines kleinen Autos oder Motorrades. Am 30. März 1947 konnten dann

acht Jungen und neun Mädchen in der „Fabrik“ von ihm konfirmiert

werden.

Schon im April 1947 wurde er durch den Pastor Manfred Mühle abge-

löst. Er musste noch in Uniform predigen und übernachtete gelegentlich

in einem gewerblich genutzten Raum. Mühle blieb auch nur bis Ende

August 1947 und ging dann nach Lengerich. Bei einem Motorradunfall

Anfang 1949 verunglückte Mühle tödlich. Von September bis Oktober

1947 sprang erneut Pfarrer Plöger ein. Die ungelöste Wohnungsfrage

war stets das Problem für die Einstellung eines Pfarrers am Ort. Die

Wohnungssituation gestaltete sich überall sehr schwierig; die Gemein-

den konnten nur bedingt helfen. In Billerbeck waren in diesen Jahren

folgende Bürgermeister im Amt: 1934-1945 Karl Knüppel, 1946-1948

Hubert Reiling, 1948-1949 Anton Averhoff und 1949-1951 Johann

Holtkamp.

Anfang November 1947 gab es einen Lichtblick, als Pfarrer Ernst

Stümke nach Billerbeck kam und eine sichere Stelle vorfand. Zunächst

wohnte er in der Schmiedestraße. Billerbeck wurde für ihn ab dem 1.

Mai 1949 zu einer festen Pfarrstelle.

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GESCHICHTE

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Nach den Kriegsjahren stellten sich für die evangelische Bevölkerung

Billerbecks besondere Probleme. Durch den starken Zuwachs der Be-

völkerung reichte der kleine Raum in der Textilfabrik nicht mehr aus.

Der Raum selbst stand nur noch begrenzte Zeit zur Verfügung. Wegen

Eigenbedarfs des Werkes war er zum 1. Oktober 1948 gekündigt wor-

den. Zwei Fragen waren also zu lösen. Man benötigte eine eigene Kir-

che. Nur in besonderen Situationen stellte die katholische Gemeinde

ihre Kirche St. Johann zur Verfügung. Eine Dauerlösung konnte das

nicht sein. Propst Anton Laumann, der von 1927 bis 1964 in Billerbeck

tätig war, war verständnisvoll und entgegenkommend. Zum anderen

brauchte man für den Bau einer eigenen Kirche auch ein Grundstück

und Geld.

Nun gehörte Billerbeck damals zur Kirchengemeinde Coesfeld, deren

Vorsitzender des Presbyteriums Pfarrer Gerhard Kickhäfer war. Bil-

lerbeck war gewissermaßen eine Außenstelle. Dem Presbyterium dürfte

die Billerbecker Situation durchaus bekannt gewesen sein. Man be-

mühte sich zunächst um ein passendes Grundstück. Das evangelische

Fürstenhaus Salm-Horstmar besaß im Raum Billerbeck durch den

Reichsdeputationshauptschluss von 1803 große Ländereien.

Schon zur Zeit von Pfarrer Roth müssen zwischen Mai 1946 und April

1947 zwischen dem Coesfelder Pfarrer Kickhäfer und dem Rentamt des

Fürsten Verhandlungen wegen der Grundstücksbeschaffung stattgefun-

den haben. Darüber findet sich im Archiv nichts Näheres. Fest steht,

dass ein 1 Morgen (2728 m²) großes Grundstück in der Flur Billerbiäk-

ker Klai, in der Ludgeristraße Billerbeck, schon an verschiedene Inte-

ressenten verpachtet war: Ahlers, Bertels, Harmer, Mischendahl, Ren-

dels und Wiens werden namentlich genannt. Das Grundstück hatte da-

mals einen Einheitswert von 4500,- RM. Es gab ein starkes Interesse

der Pächter, diese Parzellen zu kaufen. Dabei war die Summe von

10.000,- RM, ja sogar eine solche bis 13.000,- RM im Gespräch. Die

Stadt Billerbeck hatte nämlich dieses Gebiet in der Stadtplanung als

Industriegelände ausgewiesen.

Durch Verhandlungen zwischen dem Rentamt des Fürsten und der

Evangelischen Kirchengemeinde Coesfeld kam es am 22. März 1947

dazu, dass die Fürstliche Rentkammer die Ermächtigung zur Kündi-

gung der Pächter erteilte. So wurde dann am 29. März 1947 die Kündi-

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GESCHICHTE

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gung zum 1. April 1948 ordnungsgemäß ausgesprochen, wie aus einem

Schreiben von Pfarrer Stümke an den Coesfelder Oberkreisdirektor

Bernhard Wening hervorgeht. Zum Zeitpunkt der Kündigung im März

predigte in Billerbeck allerdings noch Pfarrer Roth.

Am Ende der Kündigungsfrist kam es dann am 31. März 1948 zum

Abschluss eines Erbbauvertrages zwischen dem Land- und Forstwirt

Philipp Franz Fürst zu Salm-Horstmar und der Evangelischen Ge-

meinde Coesfeld. Der Erbpachtbeginn wurde auf den 1. Januar 1948

festgelegt und war auf 90 Jahre begrenzt, soll also am 31. Dezember

2037 enden. Abgeschlossen wurde bei Notar Bräutigam unter der Ur-

kundenrolle 163 von 1948. Unterzeichnet haben damals Notar Kurt

Bräutigam, Frau Hildegard Kickhäfer (im Namen des Kammersekretärs

Paul Haberecht mit der Vollmacht für Land- und Forstwirt Philipp

Franz Fürst zu Salm-Horstmar), Pfarrer Kickhäfer als Vorsitzender des

Presbyteriums, Reichsbahninspektor August Scharlemann (Coesfeld)

und Reichsbahninspektor Wilhelm Mehrhoff (Coesfeld). Der Vertrag

umfasst 15 Paragraphen.

Es folgten zwei Ergänzungsverträge vom 5. November 1948 (Urkun-

denrolle 495 von 1948) und vom 16. Mai 1949 (Urkundenrolle 339 von

1949). Dabei ging es um „kleinere Abänderungen“ des Vertrages, die

etwa auch ein späteres Verkaufsrecht andeuteten.

Entscheidend war ein Hinweis in § 2, der besagte, dass die Evangeli-

sche Gemeinde beabsichtige, auf dem Grundstück eine Kirche zu er-

richten. Pläne und Bau müsse der Grundstückseigentümer schriftlich

genehmigen, weitere Gebäude dürften nicht ohne Weiteres errichtet

werden. Der Erbbauzins wurde in § 5 auf 400 RM festgesetzt. Der da-

malige Grundstückswert wurde auf 10.000,- RM bemessen. Der Bau-

beginn müsse innerhalb von fünf Jahren erfolgen.

Inzwischen hatte im November 1947 Pfarrer Stümke das Amt in Bil-

lerbeck übernommen und setzte sich intensiv für die Realisierung der

Grundstücksbeschaffung und des Kirchbaus ein.

Am 13. April 1948 informierte das Evangelische Pfarramt Coesfeld die

Pächter über den abgeschlossenen Vertrag und erinnerte an die schon

im März 1947 ausgesprochene Kündigung. Schon am 16. April 1948

legte ein Vertreter der Pächter (Rendels) Widerspruch beim Evangeli-

schen Pfarramt Coesfeld ein. Man nehme die Kündigung nicht an und

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GESCHICHTE

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weise sie als rechtsunwirksam zurück. Das Schreiben war von allen

Pächtern unterschrieben. Ein weiteres Mitglied der Pächtergruppe

(Ahlers) schrieb am 14. Mai 1948 direkt an den Fürsten, sprach im

Namen der Gruppe seinen Protest aus und führte sechs Gegenpunkte

an, die die Ungültigkeit der Kündigung belegen sollten.

Anfang Mai 1948 hatte das Landeskirchenamt (Konsistorium) in

Münster dem Abschluss des Erbbauvertrages zugestimmt. Nun ant-

wortete auch die Fürstliche Rentkammer am 21. Mai 1948 den Pächtern

und wies darauf hin, dass die Evangelische Kirchengemeinde Coesfeld

das Grundstück durch notariellen Vertrag zur dringend notwendigen

Errichtung eines Gotteshauses in Erbgaupacht erworben habe.

Auf das Schreiben der Pächter vom 16. April 1948 erwiderte Pfarrer

Stümke am 10. Mai 1948, dass die Einspruchsfrist abgelaufen sei. Die

Kündigung sei ordnungsgemäß im Herbst 1947 zum 1. April 1948 er-

folgt. Ein Widerspruch von Seiten der Pächter sei nicht erfolgt. Der

Kirchenbau sei dringend und vorrangig. Außerdem hätten alle Pächter

noch anderweitig Land zur Verfügung.

Der Coesfelder Oberkreisdirektor hat dann am 2. September 1948 die

Kündigung von drei Pächtern als vertretbar bezeichnet, da diese nach-

weisbar noch anderweitig Landbesitz hätten. Bei zwei Pächtern (Hart-

mer, Mischendahl) müsse noch erwogen werden, ob durch Beschaffung

von Land an anderer Stelle für beide eine unbeabsichtigte Härte ver-

mieden werden könne. Mit diesen Bedingungen konnte sich Pfarrer

Stümke am 7. September 1948 einverstanden erklären. Auch der Regie-

rungspräsident in Münster erteilte am 30. November 1948 die Geneh-

migung für eine Kündigung mit dem gleichen Vorbehalt wie der Ober-

kreisdirektor.

Inzwischen gab es auch Überlegungen, das gepachtete Land eventuell

zu kaufen. Wie schon berichtet, stand die Summe von 10.000,- RM zur

Diskussion. Zu bedenken ist, dass am 20. Juni 1948 die Währungsre-

form stattgefunden hatte. Aus der Reichsmark wurde die Deutsche

Mark. Eine erste Anfrage von Pfarrer Stümke beim Superintendenten

Brune in Emsdetten vom 20. Juli 1948 wurde von diesem wegen der

hohen Summe am 24. Juli 1948 abgelehnt. Am 16. September 1948

hatte Pfarrer Kickhäfer Herrn Stümke ebenfalls auf die hohe und kaum

zu beschaffende Summe von 10.000,- DM hingewiesen und geraten,

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GESCHICHTE

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noch einmal mit dem Fürstlichen Rentamt zu verhandeln. So verhan-

delten Pfarrer Kickhäfer und Pfarrer Stümke am 12. Oktober 1948 und

am 16. Oktober 1948 Pfarrer Stümke und Presbyter Möller erneut mit

dem Fürsten, um einen günstigeren Preis zu erreichen. Leider vergeb-

lich. Der Fürst bot lediglich günstigere Alternativen an: einmal zwei

Parzellen am Baumgarten in der Nähe des Katholischen Krankenhauses

und zwei Parzellen hinter dem Katholischen Friedhof. Das Grundstück

am Baumgarten hatte schon einen anderen Interessenten und wurde am

18. Oktober 1948 von der Katholischen Kirche erworben und 1950

gekauft. Das Grundstück hinter dem Friedhof hätte den Vorteil gehabt,

dass dort auch noch ein evangelischer Friedhof hätte angelegt werden

können. Nachdem sich Pfarrer Stümke dieses Grundstück selbst ange-

sehen hatte, war er enttäuscht. Es lag in der Nähe des tief gelegenen

Brunnenbaches und war sehr feucht. Wörtlich urteilte er: „Ich hätte es

niemals mit gutem Gewissen verantworten können, dieses Grundstück

[...] zu erwerben und habe mir diese meine Auffassung auch noch von

mehreren Experten bestätigen lassen“.

In einem weiteren Schreiben an den Superintendenten vom 9. Novem-

ber 1948 stellte Pfarrer Stümke noch einmal ausführlich die Biller-

becker Situation vor.

Somit blieb es bei der Erbbaupacht in der Ludgeristraße. Die bisherigen

Pächter räumten mit einem lachenden und einem weinenden Auge das

Feld und vom 1. Juli 1949 an war die Parzelle endgültig in Pacht der

Evangelischen Kirche. Um das Land nicht verwildern oder verwahrlo-

sen zu lassen, verpachtete Pfarrer Stümke weiter. Der geplante Kir-

chenbau musste ja erst in Angriff genommen werden. Die jährliche

Gesamtpacht wurde mit 108,79 DM festgesetzt. Die neuen Pächter

wechselten auch zeitweise. Auch nach dem Bau der Kapelle 1950

wurde das Land hinter dieser Kirche noch verpachtet. Die Menschen

waren noch auf selbst erwirtschaftete landwirtschaftliche und gärtneri-

sche Produkte angewiesen.

Menschlich gesehen ist es nur verständlich, dass die bisherigen Pächter

sehr verärgert waren. So kam es zu einem unschönen Missklang.

Schon im Juni 1949 gab es unliebsame Vorkommnisse. Es kam zu er-

heblichen Beschädigungen auf dem Pachtland. Stachelbeersträucher

wurden ausgerissen, Erdbeeren abgeerntet, Pfirsichbäume beschädigt.

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GESCHICHTE

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Sehr schnell wusste der Pfarrer, um welche Täter es sich handelte. Es

waren zwei, die Herr Stümke schriftlich aufforderte, diese Eingriffe zu

unterlassen. Ebenso verbot er den beiden Tätern schriftlich, das Grund-

stück weiterhin zu betreten. Man wolle juristische oder polizeiliche

Maßnahmen vermeiden. Der Pfarrer ließ ein Schild aufstellen: „Unbe-

fugten ist das Betreten des Grundstückes strengstens untersagt! Ev.

Kirchengemeinde“. Durch das gute Verhältnis zur katholischen Ge-

meinde schaltete sich Propst Laumann am 11. Juli 1949 in die Kontro-

verse ein. Er konnte im positiven Sinne vermitteln, so dass auf polizeili-

che Maßnahmen verzichtet wurde. Den Verursachern der Schäden wur-

den lediglich bestimmte Auflagen erteilt. Somit war der Frieden wieder

hergestellt, und die eigentliche Aufgabe konnte ins Auge gefasst wer-

den: der Bau einer eigenen evangelischen Kirche. Dazu äußerte sich

Pfarrer Stümke recht optimistisch: „Jetzt bleibt nur noch zu wünschen,

daß wir im nächsten Jahr auch tatsächlich in den Stand gesetzt werden,

diese zu errichten“.

Quellen

1. Archiv der Evangelischen Gemeinde Billerbeck, Nr. 62, Nr. 114.

2. Heinrich Hölker: Entwurf einer Chronik der Pfarr- und Propsteige-

meinde St. Johann/St. Liudger Billerbeck, o. J.

3. Chronik der Pfarrgemeinde St. Johann/St. Liudger Billerbeck, Bd. 1

und 2, 2004.

4. Georg Braumann: Diaspora Billerbeck-Nottuln – ein Gemeinde-

buch, Broschüre 1976.

5. Georg Braumann: Evangelische Kirchengemeinde Coesfeld 1803-

1978 – Schreibmaschinenaufsatz im Archiv.

6. 25 Jahre Evangelisches Kirchenzentrum Vom Guten Hirten, Fest-

schrift 1999.

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GESCHICHTE

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Entstehung und Geschichte der Gesangbücher

Eine kurze Übersicht und Zusammenfassung

von Martin Gensch

Unter „Gesangbuch“ versteht man heute in der evangelischen wie ka-

tholischen Kirche Liederbücher, die vor allem für den Gebrauch der

Gemeinde im Gottesdienst bestimmt sind. Der Name hat sich erst im

18. Jahrhundert allgemein durchgesetzt. Die Sache war aber im We-

sentlichen schon seit der Reformation vorhanden.

Vorläufer sind weniger die lateinischen Liedersammlungen des Mittel-

alters, die für den Chor bestimmt waren. Vielmehr waren es die hand-

schriftlichen Liederbüchlein aus den Kreisen von Bruder- und Schwe-

sternschaften (der Anna von Köln 1500 und das Wienhäuser Lieder-

buch).

Die Geschichte des Gesangbuches entspricht der Geschichte des refor-

matorischen Kirchenliedes. Das Kirchenlied wurde zunächst in Ein-

blattdrucken verbreitet. Durch das Zusammenfassen in kleinen Heften

und Büchern wurde es vor dem Zersingen des überaus sangesfrohen

Volkes bewahrt; denn die Kirchenlieder wurden vom Volk auch außer-

halb des Gotteshauses gerne gesungen. Über der Reinerhaltung der

gedruckten Texte wachte z. B. Martin Luther durch Mahnungen an die

Drucker. Es war allerdings schwer zu verhindern, dass die meistens

auswendig singende Gemeinde die Texte manchmal missverstanden

hat. Manche Texte waren ja auch schon freie Umgestaltungen altkirch-

lichen und mittelalterlichen Gutes.

Schon vor den reformatorischen Gesangbüchern gab es nicht-katholi-

sche Gesangbücher. Ein tschechisches Brüder-Gesangbuch mit rund

neunzig Liedern war bereits 1501 erschienen. Ihm folgten bei den

Böhmischen Brüdern wie bei den Utraquisten (sie waren gemäßigte

Hussiten, die schon den Kelch beim Abendmahl forderten) und bei

kleineren Gruppen weitere tschechische Gesangbuch-Drucke. Joh.

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GESCHICHTE

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Horns und Michael Weiße besuchten Luther in der Zeit von 1522 bis

1524. Dadurch sind Anregungen für die Gestaltung des deutschen

evangelischen Gemeindegesanges gerade aus dieser Zeit nicht zu be-

zweifeln.

Grundlegend für die lutherische Gesangbuch-Geschichte ist das Wit-

tenberger „Geistliche Gesangbüchlein“ von 1524 als Chorgesangbuch

mit 32 deutschen und fünf lateinischen Liedern, zu dem Luther die sog.

„Erste Gesangbuch-Vorrede“ schrieb. Die musikalische Gestaltung

dürfte hauptsächlich Johann Walther besorgt haben. Das sog. Witten-

berger „Achtliederbuch“ („Etlich christlich Lieder, Lobgesang und

Psalm, dem reinen Wort Gottes gemäß…“) war nur eine verlegerische

Zusammenfassung der vorher als Einblattdrucke verbreiteten ältesten

Lutherlieder. Darin sind auch drei seiner Psalmlieder aufgenommen.

Im Rahmen der Wittenberger Gesangbuch-Geschichte ist das Gesang-

buch von Joseph Klug von 1529, das öfter wieder aufgelegt wurde,

besonders wichtig. Für die Gesangbuch-Geschichte überhaupt ist Mi-

chael Weißes erstes deutsches Gesangbuch der Böhmischen Brüder von

1531 von großer Bedeutung. Allen anderen weit voraus kannte es be-

reits eine Anordnung der Lieder nach inhaltlichen Gesichtspunkten und

brachte vor fast allen Liedern auch Noten.

Von Leipziger Drucken sei das Enchiridion Michael Blums (1529?)

erwähnt. Dort ist erstmals Luthers Psalmlied „Ein feste Burg ist unser

Gott“ bezeugt. Außerdem ist in dem Gesangbuch von 1539 zuerst

„Vom Himmel hoch“ und „Vater unser im Himmelreich“ abgedruckt.

Luthers Bemühungen um das Gesangbuch gipfelten in der Prachtaus-

gabe der „Geistlichen Lieder“ (Leipzig 1545), die von Valentin Babst

gedruckt wurde. Es ist eine umfangreiche Erweiterung des Gesang-

buchs von Kluge (1535/1543) mit 124 Liedern. Hier ist zu erkennen,

dass sich Luther der außerwittenbergischen Liederdichtung nicht ver-

schlossen hat.

Im evangelisch werdenden Ausland trat das Gesangbuch meistens

schon mit den Anfängen der Reformation als Träger häuslicher An-

dacht und evangelischen Gottesdienstes hervor (z. B. in Skandinavien

und Ungarn).

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GESCHICHTE

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Calvin hat die Anregung zur Einführung evangelischen Gemeindege-

sangs nicht erst in Straßburg empfangen. Die Anfänge des Genfer

Psalters reichen bis 1532 zurück. Da begann Marot, biblische Psalmen

in französische Reime zu bringen. Vermutlich war er von Calvin beein-

flusst. Im Jahr 1562 wurde das vollendete französische Psalmenbuch

mit allen Psalmen herausgegeben und in mehrere Sprachen übersetzt.

Es bildete das calvinistische Gesangbuch. In den ersten reformierten

Gesangbüchern war noch der Zusammenhang mit der Wittenberger,

böhmischen und Straßburger Überlieferung zu erkennen. Durch das

Gesangbuch von 1562 war dies nunmehr bewusst und völlig aufgege-

ben. Erst viel später kam es zu einer neuen Begegnung der beiden

großen Liederströme.

Die evangelischen Gesangbücher haben in den Reformationsländern

entsprechende katholische Gesangbücher veranlasst. Wie auf die evan-

gelische Singbewegung mancherorts eine katholische antwortete

(Naumburg, Frankfurt/M.), so sollten im Buchdruck die katholischen

Gesangbücher der werbenden Wirkung der evangelischen entgegentre-

ten. Sie boten ebenfalls nicht nur vorreformatorische Lieder (lateinische

und deutsche) und eigene Neudichtungen, sondern übernahmen auch,

teils original, teils überarbeitet, evangelische Gesänge.

In der Zeit der Orthodoxie gab es ebenfalls mannigfaltige Liederdich-

tungen wie in der Reformationszeit. Die klassischen Liederdichter des

Dreißigjährigen Krieges kamen durch Privat-Gesangbücher in die Her-

zen und Häuser, z. B. Gesenius’ und Denickes Hannoversches Gesang-

buch von 1646, Johann Crügers „Praxis pietatis melica“, 1647 bis 1736

in 44 Auflagen erschienen (in der ersten Auflage waren neben anderen

Liedern bereits 18 Lieder von Paul Gerhardt enthalten, in der 5. Auf-

lage schon 64, in der 10. Auflage 90 und in der Auflage von Johann

Georg Ebeling 1666/67 120 Lieder von Paul Gerhardt), Christoph Run-

ges Gesangbuch von 1653. Nachdem aber Johann Heermann, Paul Ger-

hardt, Johann Rist, Johann Franck, Michael Schirmer u. a. in den Häu-

sern der Gemeinde bodenständig geworden waren, konnte das neue

Lied nicht länger von den Kirchen ferngehalten werden. Es war nicht

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GESCHICHTE

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mehr möglich, auf „D. Luthers Gesänge und die er ihm gefallen lassen,

in den Kirchen zu singen“ Rücksicht zu nehmen.

Mit dem ständig wachsenden Liederschatz wuchs auch die Notwendig-

keit von Kirchen-Gesangbüchern. Sie sollten ein wortgetreues Singen

sichern. Man klagte lange über das Mitbringen von Gesangbüchern in

den Gottesdienst. Das wurde als etwas Neues empfunden. Dadurch

wurde jedoch die Schaffung amtlicher Gesangbücher selbstverständ-

lich. Die Anfänge führen im Hessischen bis an den Beginn des 17. Jahr-

hunderts. Ernst der Fromme schuf bereits 1660 für Gotha das einheitli-

che „Geistliche Gesangbüchlein“. Johann Friedrich Mayer, von dem

das Hamburger Gesangbuch von 1700 stammte, wurde 1703 mit der

Abfassung eines Gesangbuches für Pommern beauftragt.

Der Pietismus hat als Gegner der Memoriermethode und eines allzu

leicht gedankenlos werdenden Auswendigsingens die Umwandlung des

Gesangbuches zum Kirchenbuch der Gemeinde vollendet. Andererseits

gab er mit seinen neuen Liedern den Anstoß, die alten Gesangbücher

weiter umzugestalten oder neu zu schaffen. Obwohl an vielen Orten die

Gesangbücher der orthodoxen Tradition treu blieben, konnten doch die

neuen pietistischen Gesangbücher jene älteren weithin verdrängen.

Das erste klassische deutsche pietistische Gesangbuch ist das „Geistrei-

che Gesangbuch“ Freylinghausens von 1704. Ihm folgte 1714 sein

„Neues Geistreiches Gesangbuch“. Im Jahre 1741 erschien von Gotthilf

August Francke das „Vollständige Freylinghausensche Gesangbuch“

mit 1.582 Liedern. Das war eine der reichhaltigsten pietistischen

Sammlungen.

Im Calvinismus drängte sich die Liederdichtung dieser Zeit mit kraft-

voller Stärke an die älteren Psalmenumdichtungen heran und suchte so,

den Gesangbuchschatz zu erweitern.

Den Privatsammlungen folgten die evangelischen Kirchen-Gesangbü-

cher, die seit etwa 1760 in wenigen Jahrzehnten Deutschland förmlich

überschwemmten. Vorbildlich wurden die beiden ältesten: das lutheri-

sche Berliner Gesangbuch von Diterich („Lieder für den öffentlichen

Gottesdienst“) und Zollikofers reformiertes „Neues Gesangbuch“

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GESCHICHTE

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(Leipzig 1766/1767). Das von August Mylius verlegte „Gesangbuch

zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Kgl. Preußischen Landen“ aus

dem Jahre 1780, ebenfalls von Diterich, wurde spätestens seit 1783

durch königlichen Befehl überall obligatorisch gemacht. Es gab aber

auch Gegner, so dass die zwangsweise Einführung des Gesangbuches

später widerrufen werden musste.

Die „Restauration des evangelischen Kirchenliedes“ ging, zum Teil

unter behördlichem Gegendruck, im 19. Jahrhundert nur langsam

voran.

Es war erst die Erweckungsbewegung, die die Gesangbuchnot allge-

mein empfinden ließ. Man war sich aber nicht einig, wie man sie behe-

ben konnte. Auch welche neuen Dichtungen berücksichtigt werden

sollten, war nicht klar. Ein neues Problem schuf auch die Aufnahme

von geistlichen Volksliedern, die seit 1770 anerkannt und seit 1880 in

den meisten Gesangbüchern in Form eines Anhanges zu finden waren.

Viel verhandelt wurde auch die Frage eines Einheits-Gesangbuches.

Ernst Moritz Arndt hat nicht nur ein unbestreitbares Verdienst um die

Wiederentdeckung der alten, ursprünglichen Lieder; er trat auch kräftig

für ein National-Gesangbuch, sogar „für alle Christen ohne Unterschied

des Bekenntnisses“, ein.

Im Jahr 1819 und 1830 erschien ein Gesangbuch für die königlich

preußischen Lande mit 447 Liedern und 1829 ein Gesangbuch für die

evangelischen Gemeinen mit 870 Liedern. 1837 erschien in Stuttgart

und Tübingen der „Evangelische Liederschatz für Kirche und Haus –

Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten“

von M. Albert Knapp mit 3.590 Liedern.

Das wertvollste Überlieferungsgut fasste die Eisenacher Kirchenkonfe-

renz in ihrem „Deutschen Evangelischen Gesangbuch in 150 Kernlie-

dern“ (alle aus der Zeit vor 1750) zusammen (1853, 1855). Die kirch-

lich offizielle Gesangbuchreform verzichtete aber auf ein Einheits-Ge-

sangbuch und beachtete mehr die territoriale Überlieferung. Ziel war

das einheitliche Landes-Gesangbuch. Tatsächlich sollte dieses Ziel

anstelle der vielen lokalen Gesangbücher erreicht werden. Bisweilen

gab es nämlich 30, 50 ja 75 verschiedene Gesangbücher innerhalb einer

Landeskirche! Solch ein Landes-Gesangbuch diente also nicht nur der

Vereinheitlichung des Kirchengesanges, sondern auch der Vereinheitli-

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GESCHICHTE

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chung der Kirchengebiete. So traten schließlich an die Stelle des ein-

heitlichen Gesangbuches für ganz Preußen die Provinzial-Gesangbü-

cher.

An diesem so genannten „Eisenacher Entwurf“ orientieren sich die

nachfolgenden Provinzialgesangbücher, zuerst das Gesangbuch für die

evangelisch-lutherische Kirche in Bayern (1854), später das Gesang-

buch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs

Sachsen (1883), das Evangelische Gesangbuch für Rheinland und

Westfalen (1892) und das Evangelische Gesangbuch für Elsass-Loth-

ringen (Straßburg 1899). Im Jahr 1913 kam eine besonders aufwendig

gestaltete mehrfarbige Ausgabe für Elsass-Lothringen heraus, das seit

1871 zu Deutschland gehörte. 1884 und 1893 erschien ein Gesangbuch

für Ost- und Westpreußen.

In Straßburg erschien das älteste Gesangbuch bereits 1525. Im Gesang-

buch von 1541 waren bereits 21 Lutherlieder enthalten. In Elsass-Loth-

ringen war immer das Deutschtum und die deutsche Kultur anerkannt,

was 1648 auch gesetzlich festgeschrieben wurde.

Im Jahr 1863 und später um etwa 1870 wurde ein Gesangbuch für die

Lutheraner herausgebracht, das sich „AK-alt“ nannte (AK = Augsbur-

ger Konfession). 1923 wurde es erneuert und hieß dann „AK-neu“. Es

war bis 1952 in Gebrauch. Friedrich Spitta gab ein Gesangbuch für

Straßburg 1899 und 1914 heraus, das auch die Reformierten gerne be-

nutzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Gesangbuch für Elsass-

Lothringen (RA) in die Gemeinden. Es war zweisprachig und hatte

fünfzig französische Lieder, 450 deutsche Lieder und einen Anhang mit

rund hundert deutschen Liedern. Es war allgemein als bestes Gesang-

buch im deutschsprachigen Europa anerkannt.

Das jeweilige Gesangbuch war im Laufe der Jahrzehnte zu einem der

wichtigsten Bücher für das Glaubensleben der Gemeindeglieder gewor-

den. Es war fast in jedem Haus vorhanden, oft hatte sogar jeder sein

eigenes Gesangbuch. Es wurde bei den häuslichen Andachten, bei fa-

miliären Freuden und Nöten sowie bei Krankheiten und in Sterbestun-

den besonders viel benutzt; denn es enthielt neben den Liedern, die

gesungen wurden, auch Gebete für das tägliche Leben und besondere

Zeiten. Viele Lieder waren ebenfalls Gebetsstrophen.

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GESCHICHTE

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Eine Zusammenfassung, wenn auch nicht die Krönung der Gesang-

buch-Arbeit des 19. Jahrhunderts, war der Auftrag des Deutschen

Evangelischen Kirchenausschusses im Jahre 1909 an die Hymnologen

Wilhelm Nelle, Julius Smend und Wilhelm Tümpel, ein Gesangbuch

für die Deutschen im Ausland und in den „Schutzgebieten“ zu schaffen.

Es erschien 1915 mit 342 Texten und 162 Melodien. Ein Anhang mit

45 Texten und 37 Melodien enthielt fast nur geistliche Volkslieder. In

zahlreichen Landeskirchen wurde der Hauptteil mit den 342 Liedern zu

einem Einheitsgesangbuch, dem Deutschen Evangelischen Gesangbuch

(DEG). Ab 1917 wurde es von Lübeck voll übernommen. Weitere Kir-

chengebiete schufen sich aus diesem DEG eigene Gesangbücher:

Frankfurt/M. 1928, Thüringen 1928, die Ostgebiete 1929, reformiert

Nordwestdeutschland 1929 (das Gesangbuch begann aber mit dem

Genfer Psalter), die nördlichsten Landeskirchen als Gesangbuch-Ge-

meinschaft 1930, Sachsen und Anhalt 1931, Brandenburg und

Pommern 1931 und Rheinland und Westfalen 1932. Jede Ausgabe er-

hielt ein oder zwei Anhänge mit dem Sondergut des betreffenden Ge-

bietes bzw. mit geistlichen Volksliedern. Hannover z. B. hat dieses

Gesangbuch aber nicht übernommen, sondern besaß noch eines aus

dem Jahr 1881, was 1937/38 revidiert wurde.

So vermehrten sich die Gesangbücher, die nicht nur für eine Landes-

bzw. Provinzialkirche herausgegeben wurden, sondern mindestens zwei

umfassten (z. B. Rheinland und Westfalen, Brandenburg und Pommern

usw.).

Mit dem Stammteil von 342 Liedern war das DEG zum Vorläufer des

Einheitsgesangbuches geworden, da es in sehr vielen Landeskirchen

übernommen wurde.

Als gerade das DEG erschien und von vielen Landeskirchen eingeführt

worden war, begann die Singbewegung (z. B. unter Walther Hensel und

Fritz Jöde) auf die Evangelische Kirche überzugreifen. Es erschienen

z. B. „Ein neues Lied“, „Das Quempas-Heft“ und andere Liederbücher,

die von Otto Riethmüller, Wilhelm Thomas, Alfred Stier und Konrad

Ameln erarbeitet worden waren.

Im „Gesangbuch der Kommenden Kirche“ (Bremen 1939) ist die Psal-

mennachdichtung „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ von Martin Luther

„eingedeutscht“ worden, Judaismen wurden entfernt. In Strophe 4 ist

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GESCHICHTE

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„So tu Israel rechter Art“ umgewandelt in „So tu das Volk von rechter

Art“; in Strophe 5 heißt es nicht mehr „der Israel erlösen wird“, sondern

„er, der sein Volk erlösen wird.“ Die Überschrift über dem Lied im

Gesangbuch „Und sollte alles wanken“ erinnert in seinem Pathos an die

NS-Propaganda.

Aber 1938 begann der Verband der evangelischen Kirchenchöre ein

neues Gesangbuch vorzubereiten (u. a. mit Christhard Mahrenholz aus

Hannover). Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Erarbeitung unter-

brochen. Aber schon 1947 konnte der EKD-Synode in Treysa eine Neu-

fassung vorgelegt werden als Gesangbuch für die Deutsche Evangeli-

sche Christenheit (DEC).

Es enthielt 335 Texte und 218 Melodien. Da man in dieser Vorlage aber

wichtige Lieder aus dem Pietismus und aus der Gegenwart vermisste,

wurde sie überarbeitet. Daraus entstand schließlich im März 1950 der

Stammteil des Evangelischen Kirchen-Gesangbuches (EKG) mit 394

Liedern und 236 Melodien. Dies wurde das erste evangelische Ein-

heitsgesangbuch für alle deutschen Landeskirchen.

In den einzelnen Landeskirchen wurde nun ab 1950 dieser Stammteil

übernommen und wieder mit einem Anhang versehen. Viele Landeskir-

chen einigten sich untereinander bezüglich des Anhanges, so dass z. B.

im Bundesland Hessen 1951 beide Landeskirchen ein gemeinsames

EKG einführten. Ebenso geschah es in Niedersachsen bereits 1950

zusammen mit den lutherischen Freikirchen und in anderen Bundeslän-

dern ebenso.

Das EKG bedeutete eine Revolution des Kirchengesanges. Allerdings

ließ der gute Impuls der Singbewegung dadurch teilweise nach.

Am Anfang der rheinischen Gesangbuchgeschichte steht das Bonner

Gesangbuch von 1544. Danach entstanden für die reformierten Ge-

meindeglieder das Neustädter/Herborner Gesangbuch von 1583/86 und

das für lutherische Gemeindeglieder 1614 in Essen.

Das älteste westfälische niederdeutsche Gesangbuch erschien 1585.

Das Gesangbuch von 1614 in Essen betonte zum ersten Mal, auch in

Richtung Westfalen, stark das bewusst lutherische Bekenntnis gegen-

über dem reformierten. Bis 1748 erlebte das auch in westfälischen

Gemeinden gebräuchliche Gesangbuch zehn Auflagen. Die zweite und

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GESCHICHTE

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dritte Auflage erschien schon 1616 und 1635. Dortmund gab 1630 ein

neues Gesangbuch heraus. In unverfälschter Reinheit finden sich in

diesen ersten westfälischen Gesangbüchern die deutschen Choräle des

Reformationsjahrhunderts.

Im Rheinland entstanden in den einzelnen Städten und Gebieten eigene

Gesangbücher, wie z. B. in Köln 1592, in Düsseldorf 1612, in Wesel

1662, in Duisburg 1684, in Cleve 1682. Das Elberfelder reformierte

Gesangbuch entstand 1702.

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und danach mit seinen Nöten

waren viele neue Lieder entstanden (z. B. durch Paul Gerhardt u. a.).

Diese Blütezeit des evangelischen Kirchenliedes brachte es mit sich,

dass in Westfalen ein mächtiger Aufschwung von Gesangbüchern ein-

setzte. Bereits 1649 erschien das Essener Gesangbuch neu. Weitere

Auflagen folgten 1657, 1676, 1689, 1700 usw. Auch Dortmund gab

nach dem Krieg ein neues Gesangbuch heraus und später noch in den

Jahren 1711, 1715, 1717 usw. Das erste Soester Gesangbuch erschien

1674 und erlebte über zehn Auflagen. Das Fürstentum Minden erhielt

1683 ein Gesangbuch, die Grafschaft Ravensberg 1687, Herford 1694,

Berg 1698, das Herzogtum Cleve 1701 und die Grafschaft Mark um

1715.

Im Rheinland erschien 1738 ein neu-verbessertes Kirchengesangbuch

für die Reformierten. Später kamen auch manche territorialen Gesang-

bücher heraus.

Daneben gab es auf lutherischer Seite die territorialen Gesangbücher:

Singende und Klingende Berge und 1728 das evangelische Gesangbuch

für Cleve und andere Märkische Gesangbücher.

Bisher hatte das Volk alle Lieder auswendig gesungen. So konnte das

Singen wirklich unmittelbar aus dem Herzen kommen. Die verhältnis-

mäßig wenigen Lieder hatten ihren festen Platz im Kirchenjahr und im

Gottesdienst. Nun waren aber viele neue Lieder hinzugekommen.

Darum benötigte man Gesangbücher. Und so haben die Gesangbücher

mit Anteil daran gehabt, den Gemeindegesang zu beleben. Man hörte

die Lieder nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch in den Häu-

sern bei den Morgen- und Abendandachten und während der Arbeit auf

den Feldern und in den Ställen.

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GESCHICHTE

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Schließlich brauchten die Gemeindeglieder aber Gesangbücher, weil es

so viele Lieder gab. Dadurch wurden aber kaum noch Lieder auswendig

gelernt. Die Gesangbücher nahmen auch einen immer größeren Umfang

an. Das „Lüneburger Gesangbuch“ von 1686 z. B. enthielt über 2.000

Lieder. Es wurde wahrscheinlich auch in westfälischen Gemeinden

gebraucht. Ein großer Mangel bestand darin, dass die lutherischen Ge-

sangbücher im Gegensatz zu den reformierten mit nur ganz geringen

Ausnahmen keine Noten besaßen. Bald drangen auch in die westfäli-

schen Gesangbücher die pietistischen und rationalistischen Lieder ein.

Sie wurden häufig auf die gleichen Lieblingsmelodien gedichtet. Das

bedeutete in musikalischer Hinsicht ein Schwinden des alten Melodien-

reichtums. Man legte auf die Melodien immer weniger Wert. Das Esse-

ner Gesangbuch von 1748 bringt zu dem Melodien-Register die Vor-

bemerkung: Wo nur wenig Melodien bekannt seien, könne man ruhig

alle Lieder von gleichem Versmaß nach der Weise singen, die gerade

bekannt sei, wo viele Melodien bekannt seien, könne man die schönsten

auswählen und alle anderen Lieder danach singen.

Schließlich erschien 1780 das „Berliner Gesangbuch“ von dem Buch-

händler Mylius, das auch in den rheinischen Teilen Preußens für ver-

bindlich erklärt wurde. 1829 wurde ein neues Berliner Gesangbuch

herausgegeben. Aber schon 1834 erschien ein gemeinsames Evangeli-

sches Gesangbuch.

In Eisenach hatte 1852 die kirchliche Konferenz von Abgeordneten aus

allen Landeskirchen beschlossen, eine Sammlung von 150 Kernliedern

herauszugeben. Diese Sammlung trug den Namen: Deutsches Evangeli-

sches Kirchen-Gesangbuch und wurde 1854 veröffentlicht.

Nach intensiven mehrjährigen Vorbereitungen erschien 1890 der Ma-

nuskriptdruck des „Evangelischen Gesangbuches für Rheinland und

Westfalen“. Dieser Entwurf bildete das Fundament für die Gesang-

buchausgabe, die 1893 in beiden Landeskirchen eingeführt wurde (ge-

druckt bei W. Crüwell, Dortmund).

Bis 1930 gab es neben diesem Gesangbuch noch einige regional be-

grenzte Gesangbücher, z. B. das Wuppertaler Gesangbuch, das Minden-

Ravensberger Gesangbuch u. a.

Die Rheinischen und Westfälischen Provonzialsynoden setzten sich,

besonders seit dem Jahre 1925, für eine weitere Vereinheitlichung des

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GESCHICHTE

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Gesangbuches ein. Präses D. Koch konnte auf der Westfälischen Pro-

vinzialsynode am 17. September 1929 u. a. sagen: „Die Stunde ist ge-

kommen, wo ein bedeutsames westfälisches Kirchengebiet in die Ge-

sangbuchgemeinschaft mit dem Verbreitungsgebiet des rheinisch-west-

fälischen Gesangbuchs eintreten will. Es handelt sich um das Gebiet

des Minden-Ravensberger Gesangbuches, um die Synoden Minden,

Herford, Vlotho, Bielefeld, Halle und Paderborn, ein Gebiet von unge-

fähr 550.000 Evangelischen. Ihr Gesangbuch ist doppelt so alt wie das

rheinisch-westfälische. Es lebt im Minden-Ravensberger und Paderbor-

ner Lande kaum noch einer, der ein anderes Gesangbuch gekannt hätte.

Es ist mit dem christlichen Leben dort auf das innigste verbunden, es ist

ein Zeugnis der Erweckungszeit und des Glaubens unserer Väter. Es ist

Lern- und Lesebuch, Andachts- und Trostbuch für ungezählte Christen

gewesen. […] So lassen Sie uns Gott zu Ehren, unserer Heimatkirche

zur Förderung, mit Bejahung der Einigungsbewegung, die durch das

singende evangelische Deutschland geht, den Mut fassen, das neue Ge-

sangbuch anzunehmen.“

In das Gymnasium in Minden kamen nämlich bis dahin Schüler mit den

unterschiedlichsten Gesangbüchern: mit dem Hannoverschen, dem

Bückeburg’schen, dem Hessischen, dem Braunschweig’schen, dem

Lippischen und dem Minden-Ravensberg’schen.

Im Jahr 1932 wurde das neue Gesangbuch für Rheinland und Westfalen

in Westfalen eingeführt, nachdem es bereits 1930 im Rheinland zum

Augsburger Konfessionsjubiläum in Gebrauch genommen worden war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte bereits 1946/47 eine Kleinaus-

gabe der Lieder des Deutschen Evangelischen Gesangbuches ohne An-

hang erscheinen. Diese Bücher wurden im gesamten Gebiet der westli-

chen Besatzungszonen, also in der ganzen späteren Bundesrepublik,

verteilt. Nach der Währungsreform 1948 konnten dann wieder ver-

schiedene Ausgaben angeboten werden.

Im Jahr 1952 schloss sich die Lippische Landeskirche dem Deutschen

Evangelischen Gesangbuch von Rheinland und Westfalen mit einem

zusätzlichen lippischen Anhang an.

In Nordrhein-Westfalen konnte das EKG für die Landeskirchen Rhein-

land, Westfalen und Lippe erst am 1. Advent 1969 eingeführt werden,

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GESCHICHTE

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bekam dadurch aber einen ausgezeichneten Anhang mit schon man-

chem neueren Liedgut.

Leider wurde mit dem EKG die bisherige Tradition weithin abge-

schafft, dass jedes Gemeindeglied sein eigenes Gesangbuch hatte; denn

mit der Einführung des EKG stellten die Kirchengemeinden die Ge-

sangbücher für die Gottesdienstteilnehmer in den Kirchen zur Verfü-

gung, so dass sich die Gemeindeglieder kein eigenes mehr zu kaufen

brauchten und mitbringen mussten.

Dadurch aber setzte eine gewisse geistliche Verarmung der Gemeinde-

glieder ein, weil sie weithin keine eigenen Gesangbücher mehr hatten

und darum in ihren Häusern für ihr persönliches Glaubensleben nicht

mehr benutzen konnten.

Das älteste Gesangbuch in der Bibliothek der Lippischen Landeskirche

stammt aus dem Jahr 1724. Schon 1772 hat es eine Erweiterung gege-

ben. Ein Anhang mit den neuesten Kirchenliedern von den besten

Dichtern wurde hinzugefügt. Generalsuperintendent von Cölln gab

1799 ein „Gesangbuch für die kirchliche und häusliche Andacht der

evangelischen Gemeinden im Fürstenthume Lippe“ heraus. Die nächste

Ausgabe von 1828/30, in der ältere Lieder nicht mehr standen, war bis

1862 in Gebrauch. Am 3. März 1862 konnte ein neues Gesangbuch für

die reformierte Landeskirche in Lippe eingeführt werden. Im Jahr 1883

gab es ein „Gesangbuch für die kirchliche und häusliche Andacht der

evangelisch-reformierten Gemeinden im Fürstentum Lippe“ mit 600

Liedern (eine Schmuckausgabe gab es 1908). Ostern 1918 wurde das

nächste neue Gesangbuch für die reformierten Gemeinden in der Lippi-

schen Landeskirche mit 554 Liedern eingeführt. Dazu erschien 1929

eine Ausgabe mit Noten und 1940 eine weitere Auflage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Lippe 1952 das DEG aus dem

Jahre 1930 für Rheinland und Westfalen mit dem Anhang und einem

zusätzlichen Lippischen Anhang von elf Liedern eingeführt. Es war bis

1969 in Gebrauch.

Im Jahr 1844 bekamen die lutherischen Gemeinden in der Lippischen

Landeskirche ein Gesangbuch mit 612 Liedern und Gebeten. 1898

erschien wieder ein Gesangbuch für die lutherischen Gemeinden in

Lippe. Nach dem Ersten Weltkrieg benutzten sie das Minden-Ravens-

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GESCHICHTE

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berger Gesangbuch und übernahmen 1952 mit den reformierten Ge-

meinden auch das DEG von Rheinland und Westfalen.

Das EKG wurde 1969 mit Rheinland und Westfalen eingeführt.

Die lutherische Kirchengemeinde in Detmold übernahm ungefähr ab

1952 den Stammteil des EKG von 1950 für den Kindergottesdienst,

etwas später für die Konfirmanden und noch später für die gottes-

dienstliche Gemeinde.

So gab es zeitweise in Lippe zwei verschiedene Gesangbücher.

Zwischendurch waren eine ganze Reihe von Liederbüchern der beson-

deren geistlichen Gruppen innerhalb der Landeskirchen entstanden wie

z. B.:

Die „Reichs-Lieder“ – Deutsches Gemeinschaftsliederbuch mit 654

Liedern (wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts herausgegeben);

das „Gemeinschaftsliederbuch“ – im Auftrage des Gnadauer Gemein-

schaftsverbandes 1949 veröffentlicht mit 628 Liedern als Nachfolger

der „Reichs-Lieder“; „Jesus unsere Freude“ – Gemeinschaftslieder-

buch, im Auftrage des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverban-

des e. V. 1995 herausgegeben mit 741 Liedern, Gebeten und einigen

Psalmen als Nachfolger des „Gemeinschaftsliederbuches“ von 1949.

Die „Jugendbundlieder“ – Singebuch der deutschen E.C.-Bewegung

1930, 1949 herausgegeben vom Verband der Jugendbünde für ent-

schiedenes Christentum in Kassel-Wilhelmshöhe mit 237 Liedern und

Kanons; „Jugendbund-Lieder“, Nachfolge-Liederbuch von 1954 mit

260 Liedern und Kanons.

„…ein immer fröhlich Herz …“, herausgegeben vom Verband für die

weibliche Jugend Deutschlands 1928 mit 512 Liedern und einem An-

hang von 56 Liedern.

„Wachet auf!“ – Liederbuch christlicher Jugend, Neubearbeitung der

Liederbücher „Der helle Ton“ (1932), „Ein neues Lied“ (1933) und

„Freude die Fülle“ (1923), herausgegeben am 1. Advent 1958 vom

Evangelischen Jungmännerwerk Deutschlands, Kassel, mit 585 Liedern

und Kanons.

„Jesu Name nie verklinget“ – Altes und neues erweckliches Lied, he-

rausgegeben von der Inlandmission und Bibelschule Adelshofen/Baden

von Pfarrer Dr. Otto Riecker 1979, 5 Bände nacheinander.

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GESCHICHTE

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Neben dem EKG entwickelten sich in den Landeskirchen zusätzliche

„Beihefte“ zum Gesangbuch mit neuerem Liedgut. Das entstand zum

Teil auf den Deutschen Evangelischen Kirchentagen.

Bekannt ist vor allem das Beiheft 84 „Singt und dankt“ für die Evange-

lische Kirche im Rheinland mit 137 neueren Liedern und Kanons. Teile

dieses Liedgutes sind in das neue Evangelische Gesangbuch (EG) von

1993 übernommen worden.

Die Römisch-katholische Kirche hat als Gesangbuch für die Bistümer

Deutschlands und Österreichs und die Bistümer Bozen-Brixen und

Lüttich 1975 das „Gotteslob“ mit 770 Liedern herausgebracht. Manche

Lieder sind auch evangelischen Ursprungs und etliche Lieder sind für

ökumenische Andachten und Gottesdienste geeignet und vorgesehen.

Nach jahrlanger Arbeit konnte ab 1993 das neue Evangelische Gesang-

buch (EG) von der EKD herausgegeben werden. Dies ist das zweite

evangelische Einheitsgesangbuch für alle Landeskirchen in Deutsch-

land. Es verfügt im Stammteil über 535 Lieder und Kanons (aus dem

EKG 310 Lieder sowie viele zeitgenössische und ökumenische Lieder).

Es enthält auch einige mehrstimmige Liedsätze, mehrsprachige Lieder,

Erzähl-Lieder sowie viele Bekenntnisse, Katechismustexte, Psalmen

und Gebete.

Einige Landeskirchen führten es sehr schnell ohne Anhang ein, andere

stellten zuerst einen Anhang mit vielen auch neueren Liedern zusam-

men und übernahmen es erst später. Die drei Landeskirchen in NRW

(Rheinland, Westfalen und Lippe) führten es am 1. Advent 1996 ein.

Leider wurde die ungute Tradition fortgesetzt, dass in den Kirchen die

Gesangbücher für die Gottesdienstteilnehmer zur Verfügung stehen.

Dadurch schaffen sich die meisten Gemeindeglieder wieder kein eige-

nes Gesangbuch an und können es zu Hause für ihr tägliches Glau-

bensleben nicht benutzen und daraus geistliche Begleitung und Stär-

kung erfahren. So schreitet die geistliche Verarmung der Gemeinde-

glieder weiter voran.

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GESCHICHTE

56

Nach wie vor werden aber neben dem EG weiterhin auch Liedblätter

und andere Liederbücher im Gottesdienst benutzt, wie z. B. die vom

CVJM-Gesamtverband e. V. durch Pfarrer Ulrich Parzany 2001 he-

rausgegebenen „Lebenslieder Plus“.

Es sei noch nachzutragen, dass auch die meisten evangelischen Ge-

meinden in Österreich das EKG und später alle Gemeinden das EG

jeweils mit einem eigenen Anhang übernommen haben. Außerdem

übernahmen viele weitere Gemeinden im Ausland, z. B. die evange-

lisch-lutherischen Kirchen in Italien, in Liechtenstein, in Luxemburg, in

der Schweiz und im Südlichen Afrika (Kapkirche), das EKG. In Elsass-

Lothringen haben es nur wenige Gemeinden übernommen, da sie das

gute Gesangbuch von 1952 (das RA – siehe oben) besaßen, das dem

EKG sehr ähnlich war.

Die erwähnten lutherischen Kirchen übernahmen aber nicht unbedingt

das neue EG. Die Luxemburger übernahmen das EG von Rheinland,

Westfalen und Lippe mit den Reformierten aus Nordwestdeutschland

und Bayern. Die evangelischen Gemeinden in Elsass-Lothringen benut-

zen zum Teil die EG-Ausgabe mit dem Anhang der Badischen und

Pfälzischen Landeskirche, aber mit der Badischen Liturgie.

Die lutherischen und reformierten Gemeinden in Elsass-Lothringen

haben sich zu einer Union zusammengeschlossen. Ihr Liedgut und

geistliches Leben wird aber seit vielen Jahren mehr und mehr von der

französischen Kultur beeinflusst und geprägt.

Das EG wurde seitens der EKD für die Deutschen Evangelischen Ge-

meinden im Ausland mit dem Stammteil von 535 Liedern zur Verfü-

gung gestellt (z.B. Paris, London usw.). Auch das EKG war bereits für

die deutschen Auslandsgemeinden bereitgestellt worden. Allerdings

gab es Ausgaben mit verschiedenen Anhängen, je nachdem aus wel-

chen deutschen landeskirchlichen Gebieten die Deutschen im Ausland

stammten.

In der Schweiz hat man neuerdings ein ökumenisches Gesangbuch für

die drei verschiedenen Kirchen erstellt: für die evangelische, für die

römisch-katholische und für die christlich-katholische (altkatholische)

Kirche. Für jede Kirche gibt es ein eigenes Gesangbuch, in dem aber

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GESCHICHTE

57

die vielen gemeinsamen Lieder enthalten sind, denen man zugestimmt

hatte.

Quellen

Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, 1986;

Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, 2000;

„Aus der Geschichte des Evangelischen Gesangbuchs für Rheinland

und Westfalen“, 1967;

„Geschichte des musikalischen Lebens in der Evangelischen Kirche

Westfalens von der Reformation bis zur Gegenwart“, Georg Krause,

1932;

Arbeitshilfen des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland Nr.

3: „Die Entwicklung der Rheinischen Gesangbücher bis zum Einheits-

gesangbuch“, Dietrich Meyer, Düsseldorf, 1996;

„sie singen alle!“ – Katalog zur Ausstellung in Lemgo St. Johann, Lip-

pische Landeskirche, Detmold, 1996;

Diakon Günter Vogelsang, Lübbecke (Mitglied im Vorbereitungsaus-

schuss der EKD für das neue EG);

Prof. Dr. Stahlmann, Ütze; Pfarrer i. R. Keler, Bischwiller (Elsass)

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GESCHICHTE

58

Die Nachkriegszeit in der Korrespondenz Pfarrer Gustav Adolf Goekes

von Anna Warkentin

Gustav Adolf Goeke (1906-1989), von 1933 bis 1971 Pfarrer der Evan-

gelischen Kirchengemeinde Ergste, war eine interessante Persönlich-

keit, nicht unumstritten in seinem Tun und Denken. Vierzig Jahre lang

hat er das Gemeindeleben in Ergste, einer kleiner Dorfgemeinde an der

Ruhr, geprägt. Seit April 1932 NSDAP-Mitglied und überzeugter An-

hänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach deren Sportpa-

lastkundgebung im November 1933 der Bekennenden Kirche zu. Nach-

dem er von 1939 bis 1940 sowie von 1942 bis 1945 zum Kriegsdienst

einberufen und schließlich in Gefangenschaft geraten war, kam er 1945

in seine Gemeinde zurück. Was er vorfand, war kein Einzelfall in

Deutschland. Hunger und Not, aber auch Glaube und Hoffnung haben

diese Zeit vielfach geprägt. In den zahlreichen Briefen, die Pfarrer

Goeke an Behörden und Firmen sowie Amtsbrüder und frühere Kriegs-

kameraden gerichtet hat, schildert er seine Erlebnisse und bittet um

Hilfe für sich und seine notleidende Gemeinde.1

Die Korrespondenz Pfarrer Goekes ist ein Bestandteil des Archivs der

Evangelische Kirchengemeinde Ergste, das im Winter 2006/07 im Lan-

deskirchlichen Archiv verzeichnet wurde. Im Folgenden eine kleine

Auswahl von Briefen:

Evang. Pfarramt Ergste Ergste a. d. Ruhr, den 12.2.1948.

(Pastor Gustav-Adolf Goeke)

An die christliche Nothilfe in Stockholm / Göteborg.

Liebe Brüder und Schwestern!

1 LkA EKvW Best. 4.195 Nr. 402-403.

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GESCHICHTE

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Die furchtbare Notlage der mit anvertrauten Gemeinde lässt mir keine

Ruhe. [...]

Als ich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, fand ich eine arme,

zerschlagene, vom Hunger und von mancherlei Sorgen zermürbte Ge-

meinde vor. Diese Not wuchs von Tag zu Tag, und als dann etwa 1.300

Flüchtlinge aus dem Osten und ausgebombte Evakuierte aus dem Ruhr-

kohlengebiet in unsere Gemeinde eingewiesen wurden, da wussten wir

im ersten Augenblick nicht, was wir machen sollten. Die meisten

Flüchtlinge hatten buchstäblich alles verloren und besassen weiter

nichts, als was sie am Leibe trugen. Ich rief meine Gemeinde zu einem

Opfer auf. Geld, Kleidungsstücke, Gebrauchgegenstände, Haushaltwa-

ren, angefangen bei Messer und Gabel bis hin zur Wolldecke und Bluse

wurden eifrig zusammengetragen. Auch Lebensmittel wurden gespen-

det. Die Gemeindeglieder taten, was sie konnten, um die bitterste Not

lindern zu helfen, aber die Not war zu gross. [...]

Heute morgen besuchte mich ein Heimkehrer aus Russland. Sein Ge-

sicht und sein Körper waren von Hungerödemen grässlich entstellt.

Schweren Herzens musste ich ihm sagen, dass ich ihm zusätzlich Le-

bensmittel oder Liebesgaben nicht geben könne, da ich solche nicht

hätte. Dann besuchte ich Kranke und Alte sowie Sieche. Sie liegen in

feucht-kalten Zimmern in notdürftig hergerichteten Betten, z. T. auf

Stroh. Die Krankheit nimmt sie alle arg mit, denn sie haben ihre Kraft-

reserve ja seit vielen Jahren schon verloren. Wochenlang bleiben sie

matt und können sich nicht recht erholen. Männer und Frauen in mittle-

ren Jahren sehen fahl und grau aus. Aus den hohlen Gesichtern treten

die Augen schattenumrandet hervor.

Ganz bedauernswert ist die Lage der Kinder und der hoffenden Mütter.

Kürzlich starb eine frühere Konfirmandin von mir im Wochenbett im

Alter von 21 Jahren an Unterernährung. Die Kinder – besonders die

ganz Kleinen – kennen nichts anderes als Not. Die älteren Kinder sind

infolge des Bombenkrieges nervös, geschwächt, im Wachstum behin-

dert oder so stark gewachsen, dass die inneren Organe nicht haben

Schritt halten können. Tuberkulose und Rachitis durchschreiten wie

eine furchtbare Seuche die Kinderwelt. In meiner Gemeinde befinden

sich zur Zeit etwa 40 schwere Tuberkulose-Fälle. Diese Kranken sie-

chen langsam aber sicher dahin. Wir können ihnen nicht helfen, denn

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GESCHICHTE

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das, was sie brauchen, fehlt, nämlich Fett. Seit vielen Monaten haben

wir – Gesunde und Kranke – weder Butter noch sonst irgendwie Fett zu

uns nehmen können. Es werden wohl Lebensmittelkarten für Kranke

ausgegeben, aber die Lebensmittel werden nicht geliefert.

Ganz grosse Not herrscht auch auf dem Gebiet der Bekleidung. Er-

wachsenen und Kinder können den Gottesdienst und den kirchl. Un-

terricht nicht besuchen, weil ihnen Schuhe fehlen. Auch auf diesem

Gebiet haben wir uns um Selbsthilfe bemüht. Wir haben z.B. Holz-

schuhe machen lassen, aber nicht jeder Fuss kann einen Holzschuh

tragen, und die Wege sind oft so weit, dass Holzschuhe gar nicht getra-

gen werden können. Und bei der Arbeit sind sie oft zu beschwerlich.

Sie lassen den Mann ermüden, und es wird nichts geschafft. [...]

So könnte ich lange fortfahren und von unserer Not erzählen, aber wir

möchten lieber dankbar sein für das, was uns geblieben ist, und das ist

doch das unvergängliche heilige Gotteswort, das uns immer wieder –

und gerade in unseren Not – die schönsten Stunden unseres Lebens mit

Freuden geniessen lässt. [...]

Zum Schuss möchte ich meinen Notruf zusammenfassen in der kurzen

Bitte: Helft uns, helft uns, dass wir helfen können. Wir – meine Mitar-

beiter und ich selbst – bitten nicht für uns selbst, sondern für die Kran-

ken und Armen, für die Elenden und Siechen, für die Flüchtlinge und

Körperbehinderten. Gebt uns, was Ihr entbehren könnt, auf dass wir

helfen können! Ruft auch andere Christen auf, dass sie willig werden zu

einem Opfer der barmherzigen Liebe!

Zum Schluss grüssen wir Euch alle recht herzlich.

, Pastor

N.B.: Wir fügen diesem Schreiben 2 Predigten und ein Gedächtnisblatt

aus unserer Gemeinde bei in der Hoffnung, dass Ihr Euch für unsere

Arbeit interessiert.

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GESCHICHTE

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Evang. Pfarramt Ergste (Pastor Goeke) Ergste / Ruhr, den 14.5.48.

An die Firma Deiber, Düsseldorf

(Gebäude d. Ministeriums)

Ich bitte Sie um die Freundlichkeit, mir einen regendichten Mantel zu

verkaufen bezw. anzumessen. Ich schicke zunächst folgendes voraus:

Ich bin Pfarrer einer über ein 25 Quadratkilometer Flächengebiet ver-

streut liegenden Gemeinde. Als ich aus der Kriegsgefangenschaft

heimgekehrt war, wurden 1.300 Ostvertriebene in meine Gemeinde

eingewiesen. Fast ständig und bei jeder Witterung bin ich unterwegs,

und – an Regentagen – mehr als täglich durchnässt. Oft weiss ich mir

nicht mehr zu helfen. Dauernd leide ich an Erkältungskrankheiten.

Dabei habe ich mich in den vergangenen Jahren redlich bemüht, Not

lindern oder beseitigen zu helfen, wo und wie sie auftrat. Als Leiter des

Evang. Hilfswerks und des Gemeindedienstes für Innere Mission bin

[ich] in einem einzigen Monat mehr unterwegs gewesen, als früher in

einem ganzem Jahr. Für unsere Bevölkerung, für die Alten, Kranken

und Armen sowie für die Kinder habe ich alles herangeschafft, was zur

Lebensführung notwendig ist, ob es sich nun um Lebensmittel oder um

Kleidung, um Wäsche oder um Sonstiges handelt, angefangen bei

Schuhriemen und aufgehört bei Fassungen für Glühlampen. Es gibt

wohl kein Gebiet und keinen Artikel, um den wir uns nicht bemüht

haben. [...] Nur einige Beispiele: Als vor einiger Zeit Frauen zu mir

kamen und mir ihren Eimer zeigten, der aus Pappe angefertigt war,

entschloss ich mich, 200 Eimer und Kinderbadewannen anfertigen zu

lassen. Ich erhielt von einigen Firmen Kupfer-Bleche und konnte sehr

bald vielen Bedürftigen eine grosse Freude bereiten. Genauso verhielt

es sich auch mit Fussbekleidung. Ich konnte 200 Paar Vollholzschuhe

anfertigen lassen. Am letzten Weihnachtsfest haben wir 400 Kinder von

Flüchtlingen, Gefallenen, Vermissten und Kriegsversehrten bescheren

können, dazu noch 600 Erwachsenen, grösstenteils Evakuierte und

Flüchtlinge. [...]

Ich erzähle Ihnen das alles, um Ihnen zu zeigen, dass ich es verant-

worten kann, wenn ich mit Rücksicht auf meine umfassende Arbeit und

auf die besonderen Schwierigkeiten mit der Bitte an Sie herantrete, mir

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GESCHICHTE

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durch Verkauf eines wasserdichten Mantels zu helfen, dass ich noch

besser und ungehinderter meine Kraft zur Verfügung stellen kann. [...]

Mit freundl. Gruss

erg. (Goeke), Pfarrer

Pastor Goeke, Ergste /Ruhr Ergste / Ruhr, den 26.5.48.

(Westfalen, Deutschland, Brit. Zone)

Herrn

Albert T. Bostelmann,

The Emergency Planning Council

3558 South Jefferson Avenue

St. Louis 18, Missouri

(U.S.A.)

Lieber Herr Bostelmann!

[...]

Inzwischen ist nun der Frühling ins Land gezogen und wir haben end-

lich damit beginnen können, unsere durch Flieger und Artillerie be-

schädigte Kirche wieder instand zu setzen. Viele Monate hindurch habe

ich unter den grössten Schwierigkeiten Baumaterial zusammengebet-

telt. Es war ein harter Kampf! Sie werden sich wohl kaum eine Vor-

stellung davon machen, wie schwer es bei uns in Deutschland ist, heute

ein Haus zu bauen oder zu reparieren. Fehlt es doch an den einfachsten,

in normalen Zeiten selbstverständlichen, Dingen. Wenn es sich nicht

um unsere Kirche gehandelt hätte, und, wenn ich nicht eine Menge

treuer Christen als Freunde hätte, dann wäre es mir unmöglich gewe-

sen, mein Werk durchzuführen. [...]

Hinzu zu allen Schwierigkeiten der Materialknappheit kommt nun

noch, dass die Handwerker und Arbeiter infolge der mangelhaften Er-

nährung und der verbrauchten Nervenkraft ohne Schwung und ohne

rechten Arbeitssinn sind. Ich habe es daher für richtig gehalten, die

Freudigkeit der Handwerker dadurch zu stärken, dass ich persönlich

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GESCHICHTE

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selbst mitarbeite, sei es als Handlanger oder Dachdecker, als Architekt

oder Zimmermann. Nach dem alten Sprichwort: „Exempla trahunt“

habe ich es dahin gebracht, dass die Handwerker ihre Arbeit mit Inte-

resse und mit Freuden tun. Und manches Gemeindeglied hat sich ge-

sagt: „Soll dein Pastor allein arbeiten? Willst doch mithelfen!“ und so

ist es dann geschehen, dass eine ganze Anzahl Gemeindeglieder in Ge-

meinschaftsarbeit ans Werk des Wiederaufbaues geschritten sind. [...]

Mit den besten Grüssen

verbleibe ich

Ihr sehr erg. Gustav Adolf Goeke

Pastor.

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VERANSTALTUNGEN

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4. Detmolder Sommergespräch am 8. August 2007

von Nina Koch

„Genealogie für die Ewigkeit? Familienforschung, Geschichtswissen-

schaft und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter“ unter diesem

Thema fand am 8. August 2007 das 4. Detmolder Sommergespräch im

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold statt. Die zahlreich erschie-

nenen Familienforscher, Historiker und Archivare diskutierten trotz

wenig sommerlichen Wetters angeregt über Fragen der Archivwürdig-

keit genealogischer Sammlungen, die Zusammenarbeit zwischen Ar-

chiven und Genealogen sowie die Möglichkeiten der Aufbewahrung

von digitalen Daten.

Nach der Begrüßung durch die Leitende Staatsarchivdirektorin Prof.

Dr. Jutta Prieur-Pohl begann der morgendliche Teil des Programms mit

dem Thema „Archivwürdigkeit und Archivfähigkeit genealogischer

Sammlungen“ durch eine kurze Einführung des Moderators Dr. Johan-

nes Kistenich (Detmold). Im ersten Vortrag des Tages erläuterte Dr.

Hermann Niebuhr vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

grundlegend die Archivwürdigkeit genealogischer Sammlungen und

ihren Weg in das Archiv. Danach referierte der Leiter des Technischen

Zentrums des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Dr. Wolfgang Kah-

nert über die technischen Aspekte der Langzeitarchivierung. Der stu-

dierte Physiker stellte verschiedene Datenträger und -formate sowie

deren Haltbarkeit vor und gab Empfehlungen für den Umgang mit die-

sen technischen Hilfsmitteln, um gespeicherte Daten möglichst lange

erhalten zu können.

Im zweiten vormittäglichen Teil über „Datenbankenverwendungen in

der Forschung“ gab Dr. Günter Junkers (Leverkusen) zunächst einen

systematischen Überblick über Genealogieprogramme und Verkar-

tungsprojekte. Hierbei stellte der Genealoge und studierte Chemiker

einige Programme näher vor und berichtete von seinen Erfahrungen mit

deren Anwendung, wobei er auf die verschiedenen Möglichkeiten der

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VERANSTALTUNGEN

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Programme hinwies. Zum Abschluss des Morgens trugen PD Dr. Mi-

chaela Hohkamp von der FU Berlin und Astrid Reinecke von der Uni-

versität Göttingen Ergebnisse aus ihrer Forschung über die Rolle der

Tante innerhalb der Familie vor. Die erstaunlich wichtige Funktion der

Tante innerhalb der Familienbeziehungen zeigten sie anhand unter-

schiedlicher Darstellungsformen von Netzwerken am Computer, bei

denen besonders die Verknüpfung verschiedener Informationen über

eine Person, die dann ein Beziehungsgeflecht ergaben, bemerkenswert

waren.

Nach der Mittagspause konnten die rund hundert Teilnehmer des Som-

mergesprächs zunächst mit Hilfe von zwei verschiedenen Führungen

zum Thema Personenstandsarchiv sowie speziell zum Thema genealo-

gische Sammlungen das Archiv in Detmold näher kennen lernen. Die

Nachmittagsvorträge mit anschließender Diskussionsrunde zum Thema

„Sammeln, Digitalisieren und Archivieren: Kooperation von Genealo-

gen und Archiven“ begannen mit einer kurzen Einleitung durch die

Moderatorin und Organisatorin der Veranstaltung Dr. Bettina Joergens

vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold.

Zuerst sprach Rudolf Voss, Vorsitzender von „Die Maus – Gesellschaft

für Familienforschung und Genealogie in Bremen e.V.“, über die Zu-

sammenarbeit seines Vereins mit dem Staatsarchiv Bremen. Mit diesem

arbeitet die 1924 gegründete Maus seit dem Zweiten Weltkrieg eng

zusammen und ist sogar in dessen Räumlichkeiten untergebracht. Die

ehrenamtlichen Mitarbeiter der Maus betreuen die jährlich über 3.000

Besucher ihrer Organisation, beantworten Anfragen und beteiligen sich

an der Auswertung und Digitalisierung von Beständen des Staatsar-

chivs. Weiterhin erstellen sie Datenbanken und familiengeschichtliche

Sammlungen, die so genannten „grauen Mappen“.

Im letzten Vortrag des Tages stellte Dr. Bettina Wischhöfer vom Lan-

deskirchlichen Archiv in Kassel die Idee des Friendraising vor.

„Friendraising besteht in dem Aufbau und der Förderung langfristiger

Beziehungen zu Förderern“ und beinhaltet nicht nur finanzielle Unter-

stützung, wie das bekannte Fundraising, sondern vor allem personelle

Unterstützung in Form von ehrenamtlicher Mitarbeit. Ungefähr 35 Pro-

zent der Bestände des Landeskirchlichen Archivs wurden durch ehren-

amtliche Helfer verzeichnet, die durch zwei Mal im Jahr stattfindende

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VERANSTALTUNGEN

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Schulungen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Zudem gibt es re-

gelmäßige Verzeichnungsprojekte in Kooperation mit der Archivschule

Marburg. In Verbindung mit der Familienforschung verwies Dr. Bettina

Wischhöfer auf das im Entstehen begriffene Kirchenbuchportal, mit

dem die teilnehmenden kirchlichen Archive über die in Deutschland

vorhandenen Bestände von Kirchenbüchern informieren und auch di-

gitalisierte Kirchenbücher im Internet veröffentlichen möchten

(www.kirchenbuchportal.de).

In der abschließenden Diskussion wurde dann in Bezug auf das Kir-

chenbuchportal und andere Projekte sehr angeregt und kontrovers über

den Datenschutz und das Personenstandsgesetz diskutiert. Auf die

Frage, warum Archivare und Genealogen eng zusammenarbeiten soll-

ten, wurde einhellig mit dem guten Zusammenwirken von neuen Ideen

und verschiedenen Kompetenzen argumentiert. Große Potenziale sahen

die Teilnehmer auch bei Erschließungsprojekten und in den manchmal

sehr umfangreichen lokalgeschichtlichen Kenntnissen der freiwilligen

Helfer. Es wurde jedoch auch betont, dass eine abschließende Quali-

tätskontrolle durch die Archivare wichtig sei. Nach kurzen Vorstellun-

gen des niederländischen Projektes Genlias und des deutschen Internet-

portals GenWiki für Genealogie und Familienforschung gelangte man

insgesamt zu dem Ergebnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Ge-

nealogie, Wissenschaft und Archiven für alle Seiten sehr vorteilhaft

sein könne und weiterhin gefördert werden solle.

Nina Koch ist Geschichtsstudentin an der

Universität Bielefeld. In den Sommerse-

mesterferien 2007 absolvierte sie ein

sechswöchiges freiwilliges Praktikum im

Landeskirchlichen Archiv Bielefeld,

nachdem sie zuvor bereits ein studienbe-

gleitendes Praktikum im Staatsarchiv

Marburg abgeleistet hatte.

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VERANSTALTUNGEN

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Tag des offenen Denkmals am 9. September 2007

von Wolfgang Wölke

Im Mai dieses Jahres beschloss der Bevollmächtigtenausschuss der

Evangelischen Kirchengemeinde Crange-Wanne die Teilnahme am

„Tag des offenen Denkmals“ am 9. September 2007. Beide denkmalge-

schützten Kirchen der Gemeinde, die Lutherkirche (Baujahr 1906) und

die Cranger Kirche (Baujahr 1854) könnten dabei berücksichtigt wer-

den. Beim „Tag des offenen Denkmals“ handelt es sich um den deut-

schen Beitrag zu den European Heritage Days, der jedes Jahr am zwei-

ten Sonntag im September den Zugang zu historischen Bauten und

Stätten ermöglicht.

Die Vorbereitungen zur Präsentation der Cranger Kirche, die Gegen-

stand dieses Berichtes sein soll, begannen unverzüglich. Viele Infor-

mationen über die Geschichte des Umfeldes der Cranger Kirche, das

alte Dorf Crange, waren schon vorhanden. Doch die Informationen über

den Bau der Kirche 1854 waren nur spärlich. Glücklicherweise hatten

die Pfarrer der alten Kirchengemeinde Crange beizeiten viele alte Do-

kumente an das Landeskirchliche Archiv in Bielefeld zur fachgerechten

Archivierung und Lagerung übergeben.

Dieser Fundus (Bestand 4.88) war nun zu durchforsten. Hilfreich dabei

war das vom Archiv erstellte Findbuch der Cranger Gemeinde. Eine

Vorauswahl einzusehender Dokumente konnte somit getroffen werden,

was die Sucharbeit sehr erleichterte. Im Vorfeld stellten sich u. a. die

Fragen: Wo beginne ich die Suche? Welcher historische Zeitraum muss

durchforstet werden? Auch die Frage nach den Normalkirchenentwür-

fen des berühmten preußischen Baumeisters Schinkel stellte sich. Wer

konnte Antworten geben? Das Internet erwies sich als nicht brauchbar.

Also blieb nur noch die Möglichkeit auf die Bestände im Landeskirch-

lichen Archiv zuzugreifen.

Am 26. Juni 2007 fand der Besuch des Landeskirchlichen Archiv statt.

Es taten sich zahlreiche Quellen auf. Eine Vielzahl historischer Doku-

mente aus dem Zeitraum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Mitte des

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VERANSTALTUNGEN

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19. Jahrhunderts konnte gesichtet und, falls erforderlich, auch reprodu-

ziert werden. Leider konnten keine Unterlagen, welche die architekto-

nischen Planungen betrafen, gefunden werden. So war der Name des

Baumeisters, von dem die Entwürfe stammten, nicht zu finden. Sicher

ist jedoch, dass er ein Schinkel-Schüler gewesen sein muss.

Viele Informationen konnten auch von der Unteren Denkmalbehörde

der Stadt Herne, vor allen Dingen in Bezug auf den Erweiterungsbau

der Kirche 1936, beschafft werden. Dieser Erweiterungsbau wurde von

dem Berliner Architekten Krebs entworfen. Von ihm stammen auch die

Entwürfe der Inneneinrichtung der Kirche, die dann in den frühen

1950er Jahren verwirklicht werden konnten. Sie geben der Kirche diese

typische Klarheit in der Gestaltung. Das alles überragende 6,30 m hohe

Fensterkreuz zieht alle Blicke auf sich.

Außenansicht der Cranger Kirche

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VERANSTALTUNGEN

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Für die Ausstellung am Tag des offenen Denkmals wurden die histori-

schen Dokumente, Baupläne und zeitgeschichtlichen Informationen,

Zeitungsberichte und Fotos auf Stellwänden präsentiert. Die Mehrzahl

der über sechzig Besucher zeigte sich sehr aufgeschlossen und interes-

siert am Thema Cranger Kirche; bei Führungen durch die Kirche

konnten die Besucher eingehend informiert werden. Neben zahlreichen

Infos der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz, deren Vertreterin sich

mehrere Stunden Zeit nahm, um die Kirche zu bestaunen, wurde auch

eine kurze historische Betrachtung des Dorfes Crange und der Cranger

Kirche zur Verfügung gestellt. Die Besucher zeigten sich sehr angetan

darüber. Bemerkenswert, da vielen Besuchern vorher nicht bekannt,

war auch die Erklärung zur Entstehung der bekannten Cranger Kirmes.

Der Ursprung wird auf die Weihe der nicht mehr vorhandenen Lauren-

tiuskapelle am Cranger Schloss am 1. Augustsonntag 1449 zurückge-

führt. Aus dem Jahrestag des Kirchweihfestes entstand ein überregio-

naler Pferde- und Viehmarkt, der sich zur Kirmes weiterentwickelte.

Da die Kirche vom Kirchhof, also dem Gemeindefriedhof, umgeben

war, sind auch heute viele historische Grabmale im Nahbereich der

Kirche zu bestaunen, worauf die Besucher am Tag des offenen Denk-

mals aufmerksam gemacht wurden.

Zum Abschluss des Berichtes eine Zusammenfassung von Daten zur

Cranger Kirche.

Baudaten

Kirchentyp: Variante des Schinkelschen Normalkir-

chenentwurfes

Grundsteinlegung: 1854

Einweihung: 1855

Erweiterungsbau: 1936

Bauausführung: Ruhrsandstein Hammerrechte als äuße-

res Mauerwerk

Architekt (Erweiterungsbau): Architekturbüro Krebs, Berlin

Maße der Cranger Kirche

Gesamtlänge: 30,00 m

Breite (neuer Teil): 15,10 m

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VERANSTALTUNGEN

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Breite (alter Teil): 9,80 m

Höhe über Alles (ohne Turm): 9,60 m

Turmhöhe ca.: 18,00 m

Höhe des Glasfensterkreuzes: 6,30 m

Breite: 0,80 m

Querbalkenbreite: 3,00 m

Querbalkenhöhe: 0,80 m

Fenster:

hohe Fenster: 5,50 m hoch

1,50 m breit

kleine Fenster: 3,40 m hoch

1,50 m breit

Fenster unten: 2,00 m hoch

1,30 m breit

Deckenhöhe: 7,85 m

Sitzplätze: ca. 280

Orgel

Hersteller: Orgelbauanstalt Walker, Ludwigsburg

Orgel mit 18 Registern

Glocken

Typ: 3 Gussstahlglocken; Tonlage C, D, F

Hersteller: Glockengießerei des Bochumer Vereins

Sonstiges

Holzempore mit Orgel

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VERANSTALTUNGEN

71

Workshop „Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“ am 19./20. Oktober 2007

von Jens Murken

Das noch junge Forschungsnetzwerk „Christen jüdischer Herkunft in

Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“1, das unter der

Ägide des Ausschusses „Christen und Juden“ der Evangelischen Kirche

von Westfalen (Ausschussvorsitzender: Pfarrer Udo Halama) durch den

Bielefelder Historiker Professor Dr. Hans-Walter Schmuhl aufgebaut

wird, widmet sich dem gleichnamigen zeitgeschichtlichen Forschungs-

vorhaben. Ein Workshop an der Universität Bielefeld, mit dem zugleich

eine Lehrveranstaltung zum Thema eingeläutet wurde, bildete am 19.

und 20. Oktober 2007 den Auftakt des Forschungsprozesses, der in

Westfalen im Vergleich zu anderen evangelischen Landeskirchen hin-

terher hinkt.

Entsprechend betonte Landeskirchenrätin Karin Moskon-Raschick, die

ebenso wie die Historikerin Professor Dr. Martina Kessel von der Bie-

lefelder Fakultät um ein Grußwort gebeten worden war, den Nachhol-

bedarf der EKvW bei der Behandlung des Themas, bei der Auseinan-

dersetzung mit den Christen jüdischer Herkunft und ihrem Schicksal

insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus.

Hans-Walter Schmuhl wies in seinem einführenden Referat ebenfalls

auf die Desiderate der Forschung zum Thema „Christen jüdischer Her-

kunft“ hin, sprach aber zugleich die moralische Verpflichtung an, die

man gegenüber den Opfern besitze. Diese verstünden sich vielfach

jedoch nicht als zusammengehörige Gruppe. Es habe, wie Schmuhl mit

1 Weitere Informationen zur Bildung des Forschungsnetzwerkes im Beitrag

von Hans-Walter Schmuhl in diesem Heft, S. 135-137.

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VERANSTALTUNGEN

72

Blick auf das „Dritte Reich“ prägnant formulierte, eine Einheit der Ver-

folgung, nicht jedoch eine Einheit der Verfolgten gegeben.

Um fortan in eine systematische Erforschung der Geschichte und der

Schicksale der häufig als „Judenchristen“ Bezeichneten in Westfalen

eintreten zu können, werde die Netzwerkbildung angestrebt. Hierdurch

könne man von den bisherigen Forschungen zu anderen Landeskirchen,

die teils einen jahrzehntelangen „Vorsprung“ besitzen, lernen – sowohl

inhaltlich als auch methodisch.

Die Referentinnen und Referenten waren von der Workshopleitung

gebeten worden, ihre Beiträge an einem Fragenkatalog auszurichten,

mit dessen Beantwortung nicht nur der Vergleich der bisherigen regio-

nalen Forschungen erleichtert, sondern auch die Defizite und Heraus-

forderungen des westfälischen Kenntnisstandes verdeutlicht werden

sollten. Die Hinweise auf einschlägige Quellenbestände sowie auf de-

ren potenzielle Bedeutung für das westfälische Forschungsvorhaben

ergänzten sich vielfach und sollen daher am Ende dieses Berichtes

summarisch vorgestellt werden. Zum Verständnis der einzelnen Pro-

jekte und ihrer Konzeptionen werden aber zunächst die Referate der

Workshopteilnehmer kurz zusammengefasst.

Sigrid Lekebusch (Wuppertal) berichtete aus dem Projekt der Evangeli-

schen Kirche im Rheinland zur Erforschung der Geschichte der Chri-

sten jüdischer Herkunft, das auf einen Beschluss der rheinischen Lan-

dessynode im Jahr 1992 zurückging. Ihre Ergebnisse konnte die Histo-

rikerin 1995 in der Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchen-

geschichte unter dem Titel „Not und Verfolgung der Christen jüdischer

Herkunft im Rheinland“ veröffentlichen. Das Standardwerk hat die

Forschung in anderen Landeskirchen inspiriert; zugleich ist die Autorin

dem Thema bis heute verbunden geblieben – ein Phänomen, das sich

bei vielen Workshopreferenten ähnlich eingestellt hat: Denn wer sich

mit dem Schicksal der Christen jüdischer Herkunft beschäftigt, der hat

immer auch mit den Betroffenen (oder deren Nachkommen) selbst zu

tun. Lekebusch schrieb bereits 1995, gewisserweise stellvertretend für

ihre Historikerkolleginnen und -kollegen, dass die Beschäftigung mit

dem Thema „bei mir zunehmend persönliche Anteilnahme und spür-

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VERANSTALTUNGEN

73

bare Parteinahme zugunsten der verfolgten und gequälten Menschen“

geweckt habe. Der Workshop in Bielefeld machte diesen Aspekt der

Zeitgeschichte als der Epoche der „Mitlebenden“ erneut deutlich,

wenngleich die spät beginnenden westfälischen Forschungsambitionen

mit weniger Kontakten zu Betroffenen werden auskommen müssen.

Uta Schäfer-Richter (Celle) berichtete als zweite Referentin über das

Projekt der Erforschung des Schicksals von Christen jüdischer Herkunft

im Bereich der Hannoverschen Landeskirche, das 2003 startete und

demnächst in eine Publikation münden soll. Wenngleich die Referentin

als Mitarbeiterin an einem „Gedenkbuch“ für die jüdischen Bürger im

Kreis Göttingen (1933-1945) Erfahrungen auf diesem Gebiet mitbringt,

strebt das hannoversche Projekt ein vergleichbares Gedenkbuch für die

Christen jüdischer Herkunft in ihrer zahlenmäßigen Gesamtheit nicht

an.

Der nachfolgende Referent, Pastor i.R. Hans-Adolf Allers aus Bremen,

berichtete über den Arbeitskreis sowie das Projekt der Bremischen

Evangelischen Kirche Ähnliches, da man seit 1996 vor allem Zeitzeu-

gengespräche führe, nicht aber umfassende Forschung betreiben könne.

Zugleich stellte er aber das „Erinnerungsbuch für die als Juden ver-

folgten Einwohner Bremens“ vor, das im Jahr 2006 erschienen ist und

das diejenigen Personen mit biographischen Kurzeinträgen aufführt, die

während der NS-Zeit wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Glau-

bensgemeinschaft oder aufgrund der Kriterien der nationalsozialisti-

schen Rassegesetzgebung als Juden verfolgt wurden. Eine solche Pub-

likation war unter den Workshopteilnehmern nicht unumstritten. Als

problematisch wurde die namentliche Nennung der Opfer angesehen,

da somit deren Angehörige mit einer Vergangenheit konfrontiert wür-

den, die ihnen aus der eigenen familiengeschichtlichen Überlieferung

vielfach nicht bekannt sei. Neben diesen „menschlichen Problemen“

wurden vor allem Datenschutzgründe ins Feld geführt, die gegen die

Publikation persönlicher Daten sprechen könnten.

Gerlind Lachenicht (Berlin) von der „Arbeitsstelle Forum für Evangeli-

sche Erinnerungskultur“, die den ersten Workshoptag mit einem Be-

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VERANSTALTUNGEN

74

richt aus dem Projekt der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-

schlesische Oberlausitz beschloss, sprach die Empfehlung aus, den

Forschungs- mit dem Erinnerungsprozess zu verknüpfen und führte

damit die beiden Stränge der Beschäftigung mit dem Thema Christen

jüdischer Herkunft noch einmal explizit zusammen. Sie informierte

darüber, dass die Zwischenergebnisse des Berliner Projektes nunmehr

im Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte (Jg. 66/

2007) nachzulesen seien.

Am zweiten Tag des Bielefelder Workshops erläuterte zunächst Ste-

phan Linck (Kiel) das in den Jahren 1999 bis 2001 erarbeitete Ausstel-

lungsprojekt der nordelbischen Kirche, das sich über den thematisch

breiteren Zugang „Kirche, Christen, Juden“ auch den Christen jüdischer

Herkunft gewidmet hatte. Die Ausstellung, die das Oberthema über

zehn verschiedene inhaltliche Zugänge (meist festgemacht an Biogra-

phien) erschließt, ist mittlerweile auch andernorts adaptiert worden,

wobei Linck eine intensivere Überarbeitung für ihren landeskirchen-

übergreifenden Einsatz für ratsam hält.

Anders als das nordelbische Projekt mit seiner langen Erfahrungsge-

schichte, konnte Jörn Jakob Klinge (Marburg) erst von ersten Schritten

des gemeinsamen „Judenchristen“-Projektes der beiden hessischen

Landeskirchen berichten. Bei diesem stünden weniger Zeitzeugen- bzw.

Überlebendengespräche im Mittelpunkt als vielmehr eine quantitative

Erhebung über die Christen jüdischer Herkunft in Kurhessen-Waldeck

sowie Hessen und Nassau. Gleichwohl sollen auch biographische Hin-

tergründe und Einzelschicksale in den Blick genommen werden. Expli-

zit thematisiert würden in dem kürzlich gestarteten Projekt zudem reli-

giöse Aspekte sowie das Verhalten der damaligen Kirche unter theolo-

gischen Fragestellungen.

Gisela Möllenhoff (Münster) stellte hingegen mit dem Projekt „Jüdi-

sche Familien in Münster“ ein ebenso bekanntes wie erfolgreiches Un-

ternehmen vor, das seinen Ursprung Ende der 1980er Jahre bei den

Vorbereitungen zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht genommen

hat. Ihre dreibändige, gemeinsam mit Rita Schlautmann-Overmeyer

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VERANSTALTUNGEN

75

erarbeitete Dokumentation, die in den Jahren 1995, 1998 und 2001

publiziert worden ist, ist nicht nur aufgrund ihrer Multiperspektivität,

mit der das jüdische Familienleben in den Blick genommen werden

kann, vorbildlich, sondern auch aufgrund der zahlreichen Quellenbe-

stände und Archive, die dafür erforscht worden sind. U.a. war den bei-

den Forscherinnen die Einsichtnahme in die Standesamtsunterlagen

gewährt worden; aber auch zunächst abseitiger klingende Bestände, wie

der der Orden und Ehrenzeichen im Staatsarchiv Münster, konnten

aufgrund der biographischen Angaben bei der „Ehrenkreuz“-Verlei-

hung wertvolle Hinweise liefern.

Der Psychologe Ulrich Weichbrodt (Bonn), dessen Vortrag zu Per-

spektiven für das Projekt der westfälischen Landeskirche sich an-

schloss, gilt als ein Vorreiter der Erforschung der Geschichte der

Christen jüdischer Herkunft. Er fasste viele Hinweise auf einschlägige

Quellenbestände, die auch für Westfalen nicht unbekannt seien (oder:

sein dürften), zusammen und empfahl der Kirche darüber hinaus aber

die seelsorgerliche Arbeit an den Verfolgten als eine wichtige Zu-

kunftsaufgabe.

Günter Brakelmann, der Biograph des judenchristlichen Juristen, Philo-

sophen und Pfarrers Hans Ehrenberg (1883-1958), stellte den „Christ

aus Israel“ in seiner Beziehung zu Franz Rosenzweig, Eugen Rosen-

stock-Huessy und auch Martin Buber vor. Die Biographie empfände er,

so betonte Brakelmann in seinem pointierten Vortrag, immer mehr als

wichtigste Form der historischen Darstellung. Angesichts der vielfach

biographischen Annäherung an die Schicksale der Christen jüdischer

Herkunft im Rahmen der vorgestellten Projekte, ermahnte der Referent

zur Genauigkeit bei der biographischen Forschung und riet von der

Typenbildung ab. Auch die NS-Zeit, die häufig einen monolithischen

Anstrich erhalte, gelte es in verschiedene Phasen zu differenzieren, um

das Verhalten der Masse und das Handeln der Einzelnen begreifen zu

können.

Am Ende des anregenden und dichten Workshops präsentierte zunächst

Reinhard Neumann (Bielefeld) die Biographien einiger Christen jüdi-

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VERANSTALTUNGEN

76

scher Herkunft in der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth, für die

die vergleichsweise strengen Nazareth-Regeln – im positiv-schützenden

wie im tadelnden Sinne – ebenso galten wie für die Brüder aus traditio-

nell evangelischen Familien. Abschließend führte Kerstin Stockhecke

(Bielefeld), die das von ihr geleitete Hauptarchiv der v. Bo-

delschwinghschen Anstalten Bethel als Quelle zur Geschichte der

Christen jüdischer Herkunft vorstellte, insbesondere den studentischen

Teilnehmern des Workshops anhand der Sachakten und der Patienten-

akten einige Möglichkeiten konkreter Quellenarbeit im Rahmen des

Studiums vor Augen.

Wie eingangs erwähnt, griffen und greifen die verschiedenen landes-

kirchlichen Forschungsprojekte das Thema „Christen jüdischer Her-

kunft“ mit unterschiedlichen Intentionen und Voraussetzungen auf.

Dennoch gerieten eine Reihe von Quellengattungen in allen Projekten

gleichermaßen in den Blick; immer wieder als Primärquelle benannt

wurden beispielsweise die Ergebnisse der Volkszählung von 1939, die

als deren Heft 552,4 veröffentlicht worden sind. Andere Recherche-

strategien wurden wiederum nur von einzelnen Projekten verfolgt, so

zum Beispiel – um ein neues Medium zu benennen – das Internetportal

für jüdische Genealogie (www.jewishgen.org). Für die angestrebte

systematische Erforschung des Themas in Westfalen ist es dennoch

hilfreich, Haupt- und Nebenstrecken in das vor allem archivische Di-

ckicht zu kennen, zu erkennen und daraufhin möglichst kenntnisreich

zu erforschen.

Was die Archive und Dokumentationszentren, Ämter und Institutionen

anbetrifft, so ist die Recherche unbedingt auch außerhalb des engeren

westfälisch-kirchlichen Raumes zu betreiben. Explizit erwähnt wurde

u.a. das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde in Bezug auf die die

Volkszählung 1939 ergänzenden Zusatzkarten über jüdische Großel-

tern. Diese seien allerdings für Bielefeld und den Regierungsbezirk

Minden resp. Detmold nicht erhalten, für die Regierungsbezirke Arns-

berg und Münster hingegen schon. Im Bundesarchiv befindet sich zu-

dem die Liste jüdischer Residenten, die mittlerweile in eine Datenbank

einfließt, welche aus einer Vielzahl von Quellen eine möglichst voll-

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VERANSTALTUNGEN

77

ständige und genaue Liste aller Personen beinhalten soll, die zwischen

1933 und 1945 in Deutschland ansässig waren und die wegen ihrer

jüdischen Abstammung oder ihres jüdischen Glaubens vom nationalso-

zialistischen Regime verfolgt wurden. Im Bundesarchiv sowie in der

Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ befinden sich

Unterlagen zum sog. „Paulusbund“, dem 1933 gegründeten „Reichs-

verband christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein

arischer Abstammung e.V.“, sowie zu dessen Nachfolgeeinrichtungen

(„Vereinigung 1937“, „Büro Heinrich Spiero“, „Büro Heinrich Grü-

ber“).

Die Bezirksregierung Düsseldorf als einzige Entschädigungsbehörde

zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts des Landes

Nordrhein-Westfalen führt die Bundeszentralkartei (BZK) als zentrales

und gemeinsames Register des Bundes und der Länder. Die BZK, die

der Dokumentation durchgeführter Entschädigungsverfahren dient,

enthält auf rund zwei Millionen Karteikarten die erfassten Anspruchs-

berechtigten und ihre Angehörigen aus allen Entschädigungsbehörden

der Bundesrepublik. Die Karteikarten geben u.a. Auskunft darüber, wer

verfolgt wurde, da Anspruchsberechtigte und Verfolgte nicht immer

identisch sind. – Im Wiedergutmachungsarchiv mit seinen mehr als

eine Million Entschädigungsakten sind die einzelnen Verfolgungs-

schicksale und der Gang der Entschädigungsverfahren dokumentiert.

In diesen Zusammenhang gehört auch der 1966 eingerichtete Härte-

fonds für rassisch Verfolgte nicht-jüdischen Glaubens (HNG-Fonds),

der jenen NS-Verfolgten zugute kommen sollte, die zwar aus rassischen

Gründen verfolgt wurden, ohne selbst jüdischen Glaubens zu sein. Ne-

ben den Restitutionsakten der Wiedergutmachungsämter wurden mitt-

lerweile auch immer wieder Akten der Devisenstellen der Oberfinanz-

direktionen für die Forschung zu den Christen jüdischer Herkunft ge-

nutzt. – Summarisch angeführt werden sollen weitere Quellen staatli-

cher und kommunaler Provenienz, die von den verschiedenen, während

des Bielefelder Workshop vorgestellten Projekten herangezogen wer-

den konnten: zeitgenössische Unterlagen der örtlichen Polizeibehörden

und Gestapo-Akten, Standesamtsunterlagen und Einwohnermelde-

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VERANSTALTUNGEN

78

Karteien, Gewerbeunterlagen, Akten der Auswandererberatungsstellen

sowie Ehegenehmigungsanträge, dann aber auch Prozessakten aus der

Nachkriegszeit.

Als weitere einschlägige Quellen wurden Synagogenaustrittserklärun-

gen sowie Übertrittsakten benannt, Karteien und Personallisten der

jüdischen Gemeinden, sowie „Judenlisten“ bei den Kirchenbuchäm-

tern. In kirchlich-diakonischen Archiven sind insbesondere die Kir-

chenbücher, vor allem die Tauf-Kirchenbücher resp. Taufregister meh-

rerer Jahrzehnte auszuwerten; in den Archivalien kirchengemeindlicher

und konsistorialer Provenienz sollte zudem nach weiteren Stichwörtern

(bzw. Sachakten) wie „Judentaufen“, „Taufen jüdischer Proselyten“,

„Nichtarier“, „Judenmission“ und „Judenmissionsgesellschaften“ re-

cherchiert werden. Auch Gemeindekirchenrats- bzw. Presbyteriums-

protokolle können ggfls. Hinweise auf das Schicksal der Christen jüdi-

scher Herkunft beinhalten.

Der Bielefelder Workshop versammelte, wie vorgestellt, zahlreiche und

wichtige prosopographische Hinweise für das am Beginn seiner Arbeit

stehende Forschungsnetzwerk „Christen jüdischer Herkunft in Westfa-

len unter nationalsozialistischer Herrschaft“. Ähnliche Recherchestra-

tegien in den verschiedenen Landeskirchen und vergleichbare Erkennt-

nisinteressen der jeweiligen Projekte ließen und lassen dennoch Raum

für unterschiedliche Interpretationen des Forschungsgegenstandes. So

drehten sich die teils kontrovers geführten inhaltlichen Diskussionen

während des Workshops u.a. um die Frage nach der Taufe als Grund

der Lebensrettung für die betroffenen „Judenchristen“, um die Rolle

ihres Christseins (die aber wohl erst 1945 wieder Relevanz erlangen

konnte) und um die Engführung der Christen jüdischer Herkunft auf

ihre Beziehung zur evangelischen Ortsgemeinde – wodurch dann häu-

fig der weite „restliche“ sozio-ökonomische Kontext ihrer Existenz aus

dem Blick geraten ist. Einigkeit bestand unter den Diskutanten darin,

dass man die Phänomene „Antijudaismus“ und „Antisemitismus“ ge-

nauer differenzieren müsse, wenn man auch die – allgemeingesell-

schaftlichen wie kirchlichen – Ursachen für die Verfolgung und Ver-

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VERANSTALTUNGEN

79

nichtung der Juden und der Christen jüdischer Herkunft während der

Zeit des Nationalsozialismus historiographisch behandeln wolle.

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

80

Eintagespraktika im Landeskirchlichen Archiv

Etwa zeitgleich fanden im Juni 2007 zwei schulische Projekttage statt,

bei denen die Schülerinnen und Schüler aufgefordert waren, einen Ar-

beitstag lang soziale Arbeit außerhalb ihrer Schulen zu verrichten: Da-

bei fand der „Social Day Bielefeld“ bereits zum fünften Mal seit 2003

statt, die Aktion „Tagwerk – Dein Tag für Afrika“ hingegen erstmals

im Rahmen einer bundesweiten, gemeinsam mit der UNICEF geplanten

Veranstaltung am 19. Juni 2007. Die Schülerinnen und Schüler konnten

sich selbständig interessante Arbeitsstätten suchen, mit denen sie dann

einen „Arbeitsvertrag“ schlossen. Die Löhne aus diesen Verträgen flos-

sen einem guten Zweck zu.

Zu beiden Aktionstagen hatten sich Schülerinnen und Schüler um eine

Tätigkeit im Landeskirchlichen Archiv bemüht. Mit einem elfjährigen

Gymnasiasten aus Bielefeld wurden im Rahmen des Social Day hilfsar-

chivarische Arbeiten vereinbart; er besichtigte das Archiv im Vorfeld,

gewann einen Eindruck von Aufgaben, wie dem Enteisen von Akten,

dem Reponieren von Büchern, der genealogischen Arbeit am eigenen

Stammbaum und den Herausforderungen der Paläographie. Besonderes

Interesse zeigte er an der PC-Arbeit. Da er sich am Tag vor dem Social

Day bei einem Fahrradunfall leider einen Arm brach, konnte er seinen

Arbeitsvertrag nicht erfüllen. Seinen Besuch im Landeskirchlichen

Archiv holte er jedoch in den Herbstferien nach, wobei er sich sehr

motiviert und aufgeschlossen gegenüber den verschiedenen Tätigkeiten,

die er ausführte, zeigte.

Zur Aktion Tagwerk fanden sich hingegen drei 15-jährige Bielefelder

Gymnasiastinnen im Landeskirchlichen Archiv ein. Sie erhielten ihr

Einsatzgebiet insbesondere beim Scannen von Fotos aus der Sammlung

des Archivs, haben zuvor aber auch im Rahmen einer Führung viele

weitere archivische Tätigkeitsfelder ansatzweise kennenlernen können.

– Ein einzelner Aktionstag kann letztlich nur dem Hineinschnuppern in

den Arbeitsalltag dienen (was im Archiv natürlich auch stets eine be-

sondere Erfahrung ist). Der Blick hinter die Kulissen sorgt aber zumin-

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

81

dest für Informationen über die in Schülerkreisen immer noch zu wenig

bekannte Institution Archiv und für Aufklärung über die geborgenen

und verborgenen Schätze in den Magazinen – und er regt möglicher-

weise zu Folgebesuchen auch der Klassenkameraden und Lehrer an,

zum Beispiel im Rahmen außerschulischen Lernens. (mur)

Links:

www.aktion-tagwerk.de

www.socialday-bielefeld.de

Ann-Kristin Polten, Elisabeth Bloch und Anna-Luisa

Korte (v.l.n.r.) bei der Arbeit am Scanner

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

82

Was ist wo? Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 5

Nachdem wir in der letzten Ausgabe eine Übersicht über

die verfilmten Kirchenbücher der Kirchenkreise Hamm,

Hattingen-Witten und Herford gegeben haben, stellen wir

Ihnen in diesem Heft die im Landeskirchlichen Archiv auf

Mikrofiches vorhandenen Kirchenbücher der Kirchen-

kreise Herne, Iserlohn und Lübbecke vor.1

Kirchenkreis Herne

Bladenhorst:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1755 – 1819 T, Tr, B, K 1-2

2 1820 – 1854 T, Tr, B 1-2

Castrop:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1676 – 1766 T, Tr, B luth. 1-5

2 1694 – 1817 T, Tr, B ref. 1-6

3 1694 – 1819 T, Tr, B, K ref. 01-03

1 Die Amtshandlungen in den Tabellen werden wie folgt abgekürzt: Taufen =

T, Trauungen = Tr, Beerdigungen = B, Konfirmationen = K, Kommunikanten

(Abendmahl) = A.

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

83

4 1819 – 1827 T, Tr, B, K, A 04

5 1676 – 1765 T, Tr, B luth. 05-07

6 1766 – 1819 T, Tr, B Stadt und Land 08-15

7 1819 – 1848 T, Tr, B, K, A Stadt 16-20

8 1819 – 1847 T, Tr, B, K, A Land 21-28

9 1848 – 1859 T, Tr, B, K, A Stadt und Land 29-38

10 1860 – 1884 T, Tr, B,K, A Land 39-52

11 1860 – 1875 T, Tr, B, K 53-56

12 1885 – 1895 T, Tr, B, K 57-69

13 1896 – 1902 T, Tr, B, K 70-85

14 1813 – 1814 T Alphab. Register 86-87

15 1813 – 1814 Tr Alphab. Register 88-90

16 1810 T, Tr, B 91-93

17 1811 Tr 94-95

18 1811 T 96-99

19 1812 T 100-103

20 1813 T 104-107

21 1814 T 108-111

22 1813 T Duplikat 112-115

23 1813 Tr 116-121

24 1813 B 122-124

25 1814 T Duplikat 125-128

26 1814 Tr 129-131

Crange:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1745 – 1786 T, Tr, B, K, A 01-04

2 1787 – 1819 T, Tr, B, K 05-06

3 1787 – 1809 T, Tr, B, K, A 07-08

4 1820 – 1833 T, Tr, B, K, A 09-10

5 1675 – 1744 T, Tr, B 11-18

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

84

6 1833 – 1849 T, Tr, B, K, A 19-21

7 1843 – 1887 T 22-25

8 1887 – 1903 T 26-30

9 1850 – 1891 Tr, B 31-33

10 1879 – 1909 B 34-38

Eickel:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1747 – 1826 T, Tr, B, A 1-9

2 1819 – 1853 T, Tr, B, K, A 1-7

3 1854 – 1873 T, B 1-18

4 1874 – 1879 T 01-09

5 1880 – 1885 T 10-17

6 1885 – 1894 T 18-29

7 1895 – 1905 T 30-45

8 1835 – 1874 Tr 46-50

9 1875 – 1907 Tr 51-58

10 1874 – 1882 B 59-64

11 1882 – 1891 B 65-72

12 1891 – 1905 B 73-81

13 1889 – 1908 K 82-87

Herne luth.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1686 – 1768 T, Tr, B Strünkede ref. 01-03

2 1765 – 1842 T, Tr, B, A 04-06

3 1681 – 1760 T, Tr, B, K 07-10

4 1690 – 1726 T, Tr, B 11-15

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

85

5 1753 – 1792 T, Tr, B, K, A 16-25

6 1788 – 1819 T, B, K 26-35

7 1820 – 1842 T, Tr, B, K, A 36-47

8 1843 – 1871 T 48-59

9 1872 – 1883 T 60-75

10 1884 – 1893 T 76-92

11 1894 – 1900 T 93-111

12 1843 – 1871 Tr 112-117

13 1894 – 1914 Tr 118-137

14 1843 – 1871 B 138-145

15 1872 – 1883 B 146-153

16 1884 – 1892 B 154-161

17 1893 – 1900 B 162-171

18 ca. 1820 Familienbuch 172-176

19 1811 Tr 177

20 1812 Tr 178

21 1813 Tr 179-180

22 1814 Tr 181-182

23 1811 B 183-185

24 1812 B 186-187

25 1813 B 188-189

26 1814 B 190-191

27 1810 – 1814 T, Tr, B 1-4

28 1811 T 1-4

29 1812 T 1-4

30 1813 T 1-4

31 1814 T 1-4

32 ca. 1820 Familienbuch 1-8

33 1872 – 1893 Tr 1-4

34 1843 – 1875 K, A 1-5

35 1876 – 1893 K, A 1-5

36 1683 – 1871 T Register 1-5

37 1872 – 1899 T Register 1-4

38 1683 – 1899 Tr Register 1-3

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

86

39 1753 – 1820/42 B Register 1-3

40 1843 – 1933 B Register 1-7

Kirchenkreis Iserlohn

Altena luth.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1714 – 1744 T, Tr, B 01-07

2 1745 – 1765 T, Tr, B 08-13

3 1766 – 1771 T, Tr, B 14-16

4 1765 – 1785 T, Tr, B 17-24

5 1785 – 1814 T, Tr, B 25-36

6 1810 – 1815 T, Tr, B 37-39

7 1815 – 1834 T, Tr, B 40-50

8 1835 – 1849 T, Tr, B 51-63

9 1850 – 1859 T, Tr, B 64-76

10 1860 – 1866 T, Tr, B, A 77-89

11 1877 – 1874 T, Tr, B, A 90-104

12 1875 – 1881 T, Tr, B 105-117

13 1882 – 1889 T, Tr, B 118-133

14 1890 – 1896 T, Tr, B 134-147

15 1897 – 1903 T, Tr, B 148-160

Altena ref.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1837 – 1856 T, Tr, B 1-4

2 1687 – 1784 T, Tr, B, K 01-04

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

87

3 1784 – 1818 T 05-07

4 1819 – 1876 T, Tr, B, K, A 08-12

5 1857 – 1866 T, Tr, B 13-16

6 1867 – 1878 T, Tr, B 17-21

7 1879 – 1891 T, Tr, B, K, A 22-27

8 1892 – 1902 T, Tr, B, K, A 28-32

9 1856 Familien-Re-

gister

33-39

10 1810 T, Tr, B Zivilregister 40-44

11 1811 T Zivilregister 45-48

12 1812 T Zivilregister 49-52

13 1813 T Zivilregister 53-55

14 1814 T Zivilregister 56-58

15 1811 Tr Zivilregister 59-60

16 1812 Tr Zivilregister 61-62

17 1813 Tr Zivilregister 63

18 1814 Tr Zivilregister 64-65

19 1811 B Zivilregister 66-68

20 1812 B Zivilregister 69-71

21 1813 B Zivilregister 72-73A

22 1814 B Zivilregister 74-76

Berchum, ref.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1638 – 1782 T, Tr 01-05

2 1786 – 1818 T, Tr, B, K 06-07

3 1819 – 1857 T, Tr, B, K, A 08-10

4 1837 – 1857 T, Tr, B 11-13

5 1858 – 1888 T, Tr, B, K, A 14-19

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

88

Dahle:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1777 – 1818 T, Tr, B 01-06

2 1819 – 1853 T, Tr, B, K, A 07-14

3 1854 – 1900 T, Tr, B 15-25

Deilinghofen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1684 – 1767 Lagerbuch 01-02

2 1680 – 1780 T 03-04

3 1781 – 1818 T 05-06

4 1781 – 1818 T 07

5 1680 – 1781 Tr 08

6 1781 – 1818 Tr 09

7 1713 – 1780 B 10

8 1781 – 1818 B 11-13

9 1819 – 1852 T 14-20

10 1853 – 1896 T 21-26

11 1853 – 1910 Tr 27-29

12 1819 – 1852 B, K, A 30-35

13 1853 – 1929 B, K, A 36-42

Elsey:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1715 – 1794 T, Tr, B 01-09

2 1795 – 1809 T, Tr, B 10-14

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

89

3 1808 – 1834 T, Tr, B 15-32

4 1744 – 1808 T, Tr, B 33-39

5 1834 – 1847 T 40-50

6 1848 – 1860 T 51-65

7 1861 – 1872 T 66-77

8 1873 – 1885 T 78-92

9 1886 – 1896 T 93-105

10 1810 Tr Zivilregister 106

11 1811 Tr Zivilregister 107

12 1812 Tr Zivilregister 108-109

13 1813 Tr Zivilregister 110

14 1834 – 1865 Tr 111-121

15 1865 – 1893 Tr 122-130

16 1834 – 1853 B 131-141

17 1854 – 1871 B 142-154

18 1872 – 1892 B 155-168

19 1834 – 1903 K 169-177

Ergste:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1673 – 1854 T, Tr, B, K, A 01-12

2 1819 – 1865 T 13-18

3 1866 – 1929 T 19-27

4 1819 – 1866 Tr, B 28-33

5 1866 – 1929 Tr, B 34-42

6 1810 T, Tr, B Zivilregister 43-44

7 1811 T Zivilregister 45-47

8 1812 T Zivilregister 48-49

9 1813 T Zivilregister 50-51

10 1814 T Zivilregister 52-53

11 1811 Tr Zivilregister 54

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

90

12 1812 Tr Zivilregister 55

13 1813 Tr Zivilregister 56

14 1814 Tr Zivilregister 57

15 1811 B Zivilregister 58

16 1812 B Zivilregister 59-60

17 1813 B Zivilregister 61-62

18 1814 B Zivilregister 63-64

Evingsen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1819 – 1861 T 01-08

2 1820 – 1866 Tr 09-12

3 1819 – 1867 B 13-19

4 1862 – 1909 T 20-25

5 1866 – 1964 Tr 26-31

6 1868 – 1969 B 32-39

Hemer:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1718 – 1775 T, Tr, B 01-05

2 1752 – 1802 T, B 06-17

3 1803 – 1862 T 18-25

4 1863 – 1890 T 26-34

5 1813 – 1844 T, Tr, B 35-41

6 1891 – 1910 T 42-52

7 1804 – 1885 K, A 53-56

8 1885 – 1917 K, A 57-64

9 1752 – 1840 Tr 65-69

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

91

10 1841 – 1896 Tr 70-78

11 1897 – 1924 Tr 79-88

12 1803 – 1855 B 89-97

13 1856 – 1888 B 98-106

14 1889 – 1920 B 107-116

15 1717 – 1799 Alphab. Register 117-123

16 1764 – 1821 Alphab. Register 124-130

17 1800 – 1850 Alphab. Register 131-138

18 1850 – 1874 Alphab. Register 139-142

Hennen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1726 – 1818 T, Tr, B, K, A 01-06

2 1819 – 1849 T, Tr, B, K, A 07-15

3 1850 – 1906 T 1-6

4 1850 – 1906 T 16-24

5 1850 – 1931 Tr, K, A 25-34

6 1850 – 1945 B 35-43

7 1738 – 1819 T, Tr, B 44-46

8 1819 – 1878 T, Tr, B, K, A 47-52

9 1877 – 1942 T, Tr, B, K, A 53-59

Hohenlimburg:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1624 – 1821 T, Tr, B 01-05

2 1747 – 1820 K, T, Tr, B 06-10

3 1804 – 1843 T, Tr, B, K, A 11-17

4 1844 – 1935 T, Tr, B, K, A 18-30

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

92

5 1871 – 1910 T, Tr, B 31-41

Iserlohn, Oberste Stadtgemeinde:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1669 – 1701 T, Tr, B 01-02

2 1676 – 1736 Kirchstuhl-Re-

gister

03-08

3 1708 – 1753 T, Tr, B 09-11

4 1677 – 1768 T, Tr, B 12-19

5 1731 – 1761 T, Tr 20-22

6 1738 – 1780 T, B 23-34

7 1781 – 1802 T 35-42

8 1803 – 1817 T 43-49

9 1810 – 1814 T, Tr, B 50-52

10 1818 – 1826 T 53-59

11 1827 – 1835 T 60-66

12 1836 – 1842 T 67-72

13 1843 – 1848 T 73-77

14 1849 – 1857 T 78-84

15 1858 – 1865 T 85-91

16 1866 – 1875 T 92-100

17 1876 – 1885 T 101-109

18 1886 – 1897 T 110-121

19 1898 – 1902 T 122-129

20 1738 – 1780 Tr 130-135

21 1803 – 1818 Tr 136-138

22 1819 – 1826 Tr 139-141

23 1827 – 1838 Tr 142-146

24 1839 – 1853 Tr 147-156

25 1870 – 1889 Tr 157-161

26 1890 – 1925 Tr 162-178

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

93

27 1781 – 1802 B 179-183

28 1803 – 1818 B 183A-186

29 1819 – 1826 B 187-190

30 1827 – 1836 B 191-196

31 1837 – 1845 B 197-202

32 1846 – 1857 B 203-209

33 1858 – 1873 B 210-218

34 1874 – 1892 B 219-226

35 1893 – 1924 B 227-237

36 1674 – 1680 T Abschriften 238

37 1811 B Zivilregister 239-241

38 1814 B Zivilregister 242-245

39 1812 – 1814 B Zivilregister 246-255

40 1810 T, Tr, B Zivilregister 256-260

41 1811 – 1812 T Zivilregister 261-268

42 1813 – 1814 T Zivilregister 269-275

43 1814 T Zivilregister 276-279

44 1811 – 1814 Tr Zivilregister 280-286

45 1813 Tr Zivilregister 287-288

46 1814 Tr Zivilregister 289-294

47 1811 – 1812 Tr Zivilregister 295-298

48 1813 – 1814 Tr Zivilregister 299-301

Iserlohn, Kirchspiel:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1753 – 1809 T 01-05

2 1808 – 1836 T 06-12

3 1837 – 1855 T 13-20

4 1856 – 1867 T 21-27

5 1868 – 1878 T 28-33

6 1879 – 1908 T 34-47

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

94

7 1753 – 1809 Tr 48-50

8 1810 – 1814 Tr 51

9 1808 – 1832 Tr 52-54

10 1833 – 1864 Tr 55-62

11 1865 – 1931 Tr 63-75

12 1700 – 1748 B 76-79

13 1753 – 1809 B 80-82

14 1810 – 1814 B 83

15 1808 – 1841 B 84-90

16 1842 – 1855 B 91-95

17 1856 – 1871 B 96-102

18 1872 – 1889 B 103-109

19 1890 – 1927 B 110-117

20 1637 – 1651 Kirchennach-

richten

118-120

21 1708 – 1753 T Abschriften 121-124

22 1708 – 1753 Tr, B Abschriften 125-129

Iserlohn, ref.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1660 – 1711 Kirchennach-

richten

01-03

2 1719 – 1802 T, Tr, B 04-07

3 1790 – 1819 T, Tr, B, K 08-09

4 1790 – 1848 Kirchennach-

richten

10-18

5 1802 – 1819 T 19-20

6 1810 – 1814 T 21

7 1819 – 1852 T, Tr Stadt 22-25

8 1819 – 1865 T Land 26-28

9 1833 – 1865 T Stadt 29-30

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

95

10 1845 – 1851 T Kath. Gemeinde 31

11 1866 – 1888 T, Tr, B Land 32-36

12 1866 – 1886 T, Tr, B Stadt 37-44

13 1885 – 1898 T, Tr, B Stadt und Land 45-48

14 1802 – 1819 Tr 49

15 1819 – 1848 Tr 50-51

16 1819 – 1865 Tr Land 52-53

17 1853 – 1865 Tr Stadt 54-55

18 1845 – 1851 Tr, B, K Kath. Gemeinde 56

19 1899 – 1921 Tr 57-60

20 1802 – 1819 B 61-62

21 1819 – 1852 B 63-65

22 1819 – 1865 B Land 66-67

23 1853 – 1865 B 68-69

Letmathe:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1876 – 1911 T 01-08

2 1876 – 1952 Tr 09-16

3 1876 – 1929 B 17-24

4 1876 – 1969 K 25-29

Menden:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1830 – 1902 T, Tr, B, K, A 01-07

2 1869 – 1912 T 08-14

3 1884 – 1949 K 15-17

4 1874 – 1929 Tr 18-22

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

96

5 1881 – 1926 B 23-26

Oestrich:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1733 – 1821 T 01-03

2 1819 – 1847 T, Tr, B, K, A 04-08

3 1834 – 1867 T 09-18

4 1868 – 1888 T 19-27

5 1833 – 1857 Tr 28-30

6 1858 – 1898 Tr 31-38

7 1835 – 1862 B 39-43

8 1862 – 1883 B 44-49

9 1845 – 1885 K, A 50-52

10 1874 – 1925 K, A 53-56

Schwerte luth.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1585 – 1764 T, Tr, B, A 01-12

2 1765 – 1814 T, Tr, B 13-18

3 1815 – 1821 T, Tr, B, K 19-23

4 1822 – 1843 T 24-28

5 1844 – 1864 T 29-38

6 1845 – 1872 Tr 1-13

7 1865 – 1879 T 39-47

8 1880 – 1890 T 48-54

9 1890 – 1897 T 55-61

10 1898 – 1909 T 62-73

11 1874 – 1922 K 74-83

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

97

12 1822 – 1921 Tr, K, A 84-90

13 1873 – 1918 Tr 91-100

14 1822 – 1851 B 101-106

15 1852 – 1872 B 107-113

16 1873 – 1889 B 114-120

17 1890 – 1936 B 121-132

Schwerte, ref.:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1664 – 1738 T, Tr, B, K, A 133-138

2 1736 – 1814 T, Tr, B, K, A 139-144

3 1810 – 1870 T, Tr, B, K 145-151

4 1871 – 1897 T, Tr, B, K, A 152-158

5 1891 – 1918 T 159-163

6 1898 – 1923 Tr 164-169

7 1898 – 1918 B 170-171

8 1892 – 1927 K 172-177

Westhofen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1680 – 1734 T, Tr, B 1-3

2 1735 – 1817 T, Tr, B 1-7

3 1817 – 1837 T 1-7

4 1838 – 1857 T 1-6

5 1858 – 1879 T 1-7

6 1817 – 1877 Tr 1-7

7 1817 – 1848 B 1-7

8 1849 – 1886 B 1-11

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

98

9 1680 – 1734 T, Tr, B, K 01-04

10 1735 – 1817 T, Tr, B, K 05-19

Wiblingwerde:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1691 – 1765 T 1-31

2 1691 – 1809 T, Tr 32-47

3 1691 – 1765 B 48-74

4 1765 – 1817 T, Tr, B, K 75-84

5 1797 – 1818 T, Tr, B 85-87

6 1810 – 1814 T, Tr, B 88

7 1819 – 1833 T, Tr, B, K, A 89-94

8 1834 – 1849 T, Tr, B 95-102

9 1850 – 1860 T, Tr, B 103-109

10 1850 – 1877 K, A 110-112

11 1861 – 1869 T, Tr, B 1-11

12 1861 – 1869 T, Tr, B 113-118

13 1870 – 1879 T, Tr, B 119-123

14 1878 – 1903 T, Tr, B, K, A 124-141

Kirchenkreis Lübbecke

Alswede:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1646 – 1681 T, Tr, B 01-05

2 1682 – 1688 T, Tr, B 06-07

3 1689 – 1730 T, Tr, B 08-12

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

99

4 1730 – 1750 T, Tr, B 13-17

5 1749 – 1795 T, Tr, B, K 18-23

6 1774 – 1807 T, Tr, B 24-36

7 1809 – 1819 T 37-40A

8 1820 – 1833 T 41-45

9 1833 – 1847 T 46-55

10 1848 – 1871 T 56-69

11 1872 – 1882 T 70-74

12 1883 – 1906 T 75-84

13 1907 – 1929 T 85-91

14 1808 – 1819 Tr, B 92-96

15 1820 – 1864 Tr 97-103

16 1865 – 1913 Tr 104-110

17 1808 – 1819 B 111-113

18 1820 – 1851 B 114-124

19 1852 – 1877 B 125-133

20 1878 – 1908 B 134-141

21 1859 - 1908 K 142-144

Blasheim:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1661 – 1694 T, Tr, B, K 01-07

2 1720, 1727 –

1770

T, Tr, B, K 08-24

3 1771 – 1775 T, Tr, B, K 25-39

4 1776 – 1781 T, Tr, B, K 40-54

5 1782 – 1800 T, Tr, B, K 55-66

6 1801 – 1811 T, Tr, B, K 67-72

7 1812 – 1819 T, Tr, B, K 73-81

8 1820 – 1833 T, Tr, B, K 82-94

9 1834 – 1842 T, Tr, B, K 95-105

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

100

10 1843 – 1865 T, K 106-118

11 1843 – 1863 Tr, B 119-129

12 1866 – 1902 T, K 130-143

13 1864 – 1910 Tr, B 144-158

Börninghausen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1690 – 1752 T, Tr, B 01-07

2 1752 – 1810 T, Tr, B 08-13

3 1752 – 1819 T, Tr, B 14-21

4 1820 – 1853 T, Tr, B 22-33

5 1854 – 1897 T, Tr, B 34-48

6 1900 – 1956 T, Tr, B 49-65

7 1930 – 1962 Tr 66-69

8 1811 – 1900 K 70-71

9 1690 – 1819 Namensverz. 72-76

10 Familiennamen 77-119

11 1690 – 1819 Familienverz. 120-131

Dielingen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1660 – 1680 T, Tr, B 01-05

2 1681 – 1710 T, Tr, B 06-13

3 1711 – 1733 T, Tr, B 14-24

4 1734 – 1761 T, Tr, B 25-56

5 1781 – 1799 T, Tr, B 57-74

6 1800 – 1808 T, Tr, B 75-89

7 1809 – 1819 T, Tr, B 90-103

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

101

8 1820 – 1849 T 104-120

9 1850 – 1889 T 121-138

10 1889 – 1927 T 139-147

11 1820 – 1842 Tr 148-155

12 1843 – 1893 Tr 156-163

13 1893 – 1923 Tr 164-169

14 1820 – 1847 B 170-179

15 1847 – 1877 B 180-191

16 1878 – 1939 B 192-197

17 1853 – 1881 T Stemshorn 198-201

18 1881 – 1909 T Stemshorn 202-205

19 1853 – 1893 Tr Stemshorn 206-208

20 1893 – 1942 Tr Stemshorn 209-211

21 1853 – 1887 B Stemshorn 212-214

22 1887 – 1942 B Stemshorn 215-218

23 1853 T, Tr, B alphab. Reg. 219

24 1762 – 1819 T, Tr, B alphab. Reg. 220-223

25 1899 – 1922 K alphab. Reg. 224-227

56 1810 T Zivilregister 1

Gehlenbeck:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1767 – 1800 T, Tr, B 01-08

2 1767 – 1951 Tr, B 01-08

3 1801 – 1825 T 09-19

4 1826 – 1841 T 20-30

5 1842 – 1859 T 31-41

6 1860 – 1897 T 42-54

7 1898 – 1946 T 55-72

8 1801 – 1825 Tr 73-75

9 1826 – 1859 Tr 76-82

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

102

10 1860 – 1878 Tr 83-86

11 1878 – 1930 Tr 87-92

12 1801 – 1825 B 93-99

13 1826 – 1858 B 100-111

14 1859 – 1901 B 112-122

15 1816 – 1841 K 123-126

16 1830 – 1841 K 127-128

17 1770 – 1825 alphab. Reg. 129-131

18 1811 – 1818 Tr Register 132

19 1811 Bürgerregister 133

Holzhausen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1674 – 1780 T, Tr, B 01-10

2 1781 – 1801 T, Tr, B 11-14

3 1802 – 1819 T, Tr, B, K 15-19

4 1820 – 1848 T, Tr, B 20-33

5 1849 – 1882 T, Tr, B 34-48

6 1820 – 1876 K 49-55

7 1871 – 1951 K 56-61

Hüllhorst:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1661 – 1719 T, Tr, B 01-07

2 1720 – 1767 T, Tr, B 08-12

3 1766 – 1820 T, Tr, B 13-27

4 1820 – 1846 T, Tr, B, K 28-41

5 1847 – 1874 T, Tr, B, K 42-56

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

103

6 1874 – 1899 T, Tr, B, K 57-67

7 1900 – 1935 T, Tr, B, K 68-83

8 1936 – 1958 T, Tr, B, K 84-96

9 1811 – 1814 1

Isenstedt-Frotheim:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1830 – 1850 T 01-13

2 1850 – 1873 T 14-31

3 1874 – 1880 T 32-35

4 1880 – 1920 T 36-56

5 1880 – 1952 Tr 57-67

6 1880 – 1940 B 68-86

7 1881 – 1922 K 87-91

Levern:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1679 – 1766 T, Tr, B 01-09

2 1766 – 1783

1766 – 1811

T

Tr, B

10-23

3 1783 – 1811 T 24-33

4 1812 – 1820 T, Tr, B 34-40

5 1820 – 1840 T 41-55

6 1841 – 1874 T 56-70

7 1875 – 1901 T 71-83

8 1820 – 1852 Tr, K, Konvert. 84-90

9 1841 – 1911 Tr 91-99

10 1820 – 1847 B 100-108

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

104

11 1848 – 1885 B 109-118

12 1885 – 1916 B 119-129

13 1885 – 1918 B 1-18

Lübbecke:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1682 – 1712 T, Tr, B 1-4

2 1682 – 1712 T, Tr, B 01-07

3 1710 – 1766 T, Tr, B 08-17, 27

4 1767 – 1769 T, Tr, B 18

5 1770 – 1779 T, Tr, B 19

6 1780 – 1786 T, Tr, B 20

7 1785 – 1786 T, Tr, B 21

8 1781 – 1786 T, Tr, B 22

9 1767 – 1772 T, Tr, B 23

10 1772 – 1780 T, Tr, B 24

11 1780 – 1784 T, Tr, B 25

12 1784 – 1786 T, Tr, B 26

13 1787 – 1800 T, Tr, B 28-35

14 1801 – 1810 T, Tr, B, K 36-45

15 1811 – 1819 T, Tr, B 46-55

16 1820 – 1842 T 56-70

17 1843 – 1866 T 71-85

18 1867 – 1898 T 86-100

19 1898 – 1947 T 101-115

20 1820 – 1836 Tr 116-119

21 1837 – 1857 Tr 120-124

22 1860 – 1904 Tr 125-130

23 1820 – 1850 B 131-142

24 1850 – 1876 B 143-151

25 1876 – 1936 B 152-165

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

105

26 1820 – 1848 K 166-170

27 1849 – 1878 K 171-175

Preußisch Oldendorf:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1702 – 1730 T, Tr, B 1-5

2 1730 – 1754 T, K, Tr, B 01-10

3 1754 – 1793 T, Tr, B 11-25

4 1794 – 1815 T, Tr, B 26-42

5 1815 – 1826 T, Tr, B 43-51

6 1820 – 1852 T 52-64

7 1853 – 1899 T 65-79

8 1900 – 1952 T 80-92

9 1820 – 1853 Tr 93-97

10 1853 – 1904 Tr 98-105

11 1905 – 1963 Tr 106-120

12 1820 – 1852 B 121-130

13 1853 – 1893 B 131-143

14 1894 – 1959 B 144-155

Preußisch Ströhen:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1815 – 1847 T, Tr, B 01-11

2 1847 – 1884 T 12-20

3 1885 – 1954 T 21-31

4 1847 – 1927 Tr 32-37

5 1847 – 1903 B 38-45

6 1848 – 1917 K 46-51

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

106

Rahden:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1704 – 1736 T 1-9

2 1736 – 1772 T 1-9

3 1773 – 1789 T 1-8

4 1790 – 1802 T 1-7

5 1803 – 1811 T 1-3

6 1811 – 1819 T 1-4

7 1820 – 1835 T mit alphab. Reg 1-9

8 1836 – 1849 T mit alphab. Reg 1-9

9 1850 – 1866 T 82-97

10 1867 – 1879 T mit alphab. Reg 1-7

11 1880 – 1894 T mit alphab. Reg. 1-7

12 1895 – 1923 T 120-142

13 1924 – 1935 T mit alphab. Reg 1-5

14 1936 – 1951 T mit alphab. Reg 1-8

15 1952 – 1966 T 1-8

16 1966 – 1971 T 1-3

17 1773 – 1819 Tr 1-4

18 1820 – 1847 Tr 1-7

19 1848 – 1918 Tr 158-179

20 1919 – 1935 Tr 1-6

21 1936 – 1950 Tr 1-6

22 1950 – 1962 Tr 1-5

23 1962 – 1971 Tr 1-3

24 1774 – 1811 B 1-5

25 1812 – 1819 B 1-2

26 1820 – 1841 B 200-212

27 1842 – 1859 B 213-227

28 1860 – 1874 B mit alphab. Reg 1-9

29 1874 – 1892 B mit alphab. Reg 1-9

30 1893 – 1916 B mit alphab. Reg 1-10

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

107

31 1917 – 1935 B mit alphab. Reg. 1-6

32 1935 – 1953 B 1-6

33 1954 – 1965 B 1-5

34 1965 – 1971 B 1-3

35 1774 – 1814 K 1-5

36 1815 – 1839 K 1-2

37 1818 – 1836 K 1-6

38 1870 – 1896 K Tönnenheide 1-4

39 1897 – 1934 K 1-6

40 1935 – 1955 K 1-5

41 1955 – 1972 K 1-4

Schnathorst:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1714 – 1819 T 1-7

2 1820 – 1842 T 1-6

3 1843 – 1865 T 1-5

4 1866 – 1895 T 1-8

5 1895 – 1932 T 1-10

6 1714 – 1819 Tr 5-6

7 1820 – 1842

1828 – 1936

Tr

K

1-4

8 1843 – 1874 Tr 1-3

9 1879 – 1950 Tr 1-7

10 1714 – 1820 B 1-4

11 1820 – 1851 B 1-5

12 1851 – 1945 B 1-10

13 1820 – 1850 B 92

14 1714 – 1949 K 1-2

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

108

Wehdem:

Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-

Nr.

1 1663 – 1685 T, Tr, B 1-6

2 1686 – 1722 T, Tr, B 1-6

3 1732 – 1766 T, Tr, B 1-7

4 1767 – 1813 T 32-50

5 1767 – 1819 Tr 51-60

6 1820 – 1835 T 61-76

7 1836 – 1859 T 77-96

8 1860 – 1894 T 1-12

9 1895 – 1952 T 1-11

10 1767 – 1819 Tr 1-4

11 1820 – 1831

1820 – 1841

1826 – 1841

Tr

K

A

1-5

12 1832 – 1859 Tr 1-6

13 1860 – 1910 Tr 1-6

14 1767 – 1819 B 1-6

15 1820 – 1835 B 1-7

16 1836 – 1859 B 183-197

17 1860 – 1899 B 1-10

18 1899 – 1965 B 1-9

19 1803 – 1819 K 1-3

20 1852 – 1913 K 1-2

21 1852 – 1911 K 1

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

109

Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen

Im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen

Kirche von Westfalen wurden 2006/2007 folgende

Findbücher erstellt:

Kirchenkreis Bielefeld

Nachtrag; Akten: 2878; Zeitraum: 1873-2004

Einen umfangreichen Nachtrag hat das Archiv des Kirchenkreises er-

halten. Alle zentralen Verwaltungsbereiche des Kirchenkreises werden

hier gleichermaßen gut dokumentiert. Obwohl die Akten zeitlich an die

letzte Aktenübernahme im Jahr 1986 anschließen sollten, wurden bei

der Abholung auch noch ältere Unterlagen aufgefunden, darunter sogar

vereinzelte Ortsakten v. a. der Kirchengemeinden Jöllenbeck und

Schildesche aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun-

dert.

Das Archiv ist unter der Bestandsnummer 4.90 im Landeskirchlichen

Archiv deponiert. (ost)

Altstädter Nicolai-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Biele-

feld

Akten und Amtsbücher: 219; Zeitraum: 1791-2003

Der bereits seit 1995 im Landeskirchlichen Archiv deponierte Bestand

ist durch einen kleineren Nachtrag erweitert worden. Das überarbeitete

Findbuch gibt nun Auskunft über das durch den Bombenangriff vom

30. September 1944 sehr ausgedünnte Schriftgut der Kirchengemeinde.

Als älteste Archivalien erhalten sind glücklicherweise noch einige Be-

lege der Vermögensverwaltung (Hypothekenscheine und abgelöste

Obligationen von 1791 bis in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts)

sowie die Lagerbücher der Kirchengemeinde, die ebenfalls verzeichnet

im Landeskirchlichen Archiv verwahrt werden. Bei dem Schriftgut aus

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der Zeit nach 1945 sind insbesondere die Bauakten erwähnenswert,

denn sie zeigen die intensiven Bemühungen der Altstädter Kirchenge-

meinde, ihre Kirche und die Stadtkirche vieler Bielefelder Bürger wie-

deraufzubauen. Auch die Industrie und Kaufmannschaft Bielefelds

unterstützten den Wiederaufbau der Kirche mit außerordentlich groß-

zügigen Spenden.

Das Archiv liegt als Depositum unter der Bestandsnummer 4.87 im

Landeskirchlichen Archiv. (ost)

Gustav-Adolf-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld

Akten und Amtsbücher: 157; Zeitraum: 1937-2005

Der verhältnismäßig kleine Archivbestand lässt das Geschehen in der

1969 errichteten Kirchengemeinde aufleben. Beginnend mit der zu-

nehmenden Verselbständigung des ehemaligen Gemeindebezirks der

Kirchengemeinde Stieghorst seit der Einrichtung einer Pfarrstelle dort

im Jahr 1958 werden zentrale Ereignisse wie die Errichtung der Kir-

chengemeinde oder der Neubau der Kirche in den 1970er Jahren und

ihre spätere Ausstattung mit dem Kruzifix und Altar aus der Bielefelder

Martini-Kirche gut dokumentiert. Zahlreiche Predigtunterlagen geben

aber auch Einblick in die gottesdienstliche Gestaltung. Ein zeitlich et-

was herausragendes Stück ist das Krankenpflegetagebuch der Gemein-

deschwesternstation in Stieghorst (1937-1956).

Das Archiv wird als Depositum unter der Bestandsnummer 4.194 im

Landeskirchlichen Archiv verwahrt. (ost)

Luther-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld

Akten und Amtsbücher: 141; Zeitraum: 1887-2001

Kurz nach Fertigstellung des Archivs der Luther-Kirchengemeinde

Bielefeld im vergangenen Jahr sind im Gemeindebüro mehrere Steh-

ordner mit einer Materialsammlung zur Chronik der Kirchengemeinde

aufgefunden worden. Aus Originalschriftstücken der Luther-Kirchen-

gemeinde aber auch der ehemaligen Kirchengemeinde Sieker, angerei-

chert mit Auszügen aus den Presbyteriumsprotokollen, Zeitungsaus-

schnitten, Exzerpten und weiterem Sammlungsgut sowie Unterlagen

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

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aus den eigenen Handakten, hat sie der ehemalige Presbyter Hilker

nach einer eigenen Sachgliederung angelegt. Bei der Verzeichnung ist

die Einheit dieses Schriftgutkörpers mit seiner Ordnung erhalten

geblieben. Auch im Findbuch ist die Materialsammlung nun als eigener

Gliederungspunkt mit 46 Verzeichnungseinheiten aufgeführt.

Das Archiv ist als Bestand 4.188 im Landeskirchlichen Archiv depo-

niert. (ost)

Markus-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld

Akten und Amtsbücher: 39; Zeitraum: 1913-2004

Die eigentliche Überlieferung setzt erst mit den 1950er Jahren ein, kurz

bevor die Markus-Kirchengemeinde durch die Auspfarrung aus der

Neustädter Marien-Kirchengemeinde Bielefeld im Jahr 1958 ihre Selb-

ständigkeit erlangte. Aus der Zeit von 1913-1921 liegen dagegen le-

diglich Kirchenaustrittsbelege vor. Erhalten geblieben ist tatsächlich

verhältnismäßig wenig Schriftgut. Umso wichtiger, dass die Akten von

so zentraler Aussagekraft wie die Sitzungsunterlagen des Presbyteriums

sehr vollständig vorhanden sind. Hieran lassen sich auch die Vorberei-

tungen zur Vereinigung mit der Luther-Kirchengemeinde Bielefeld im

Jahr 2002 (s. Sitzungsunterlagen des Bevollmächtigtenausschusses der

somit neugegründeten Markus-Kirchengemeinde) nachvollziehen.

Das Depositum trägt im Landeskirchlichen Archiv die Bestandsnum-

mer 4.205. (ost)

Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld

Akten und Amtsbücher: 134; Zeitraum: 1911-2006

Die Laufzeitangabe täuscht über die eigentliche Aussagekraft des

Schriftgutes hinweg: Bis auf vereinzelte Ausnahmen (z.B. die Rund-

schreiben aus der Zeit des Kirchenkampfes) entstand das überlieferte

Schriftgut im Wesentlichen erst seit den 1950er Jahren. Im Verhältnis

zu dem vergleichsweise sehr kleinen Archivbestand sind damit aber die

Entstehung der Kirchengemeinde durch die Aufteilung der Neustädter

Marien-Kirchengemeinde 1958 ebenso wie ihre Rückgliederung im

Jahr 2006 recht gut dokumentiert. Vollständig erhalten sind weiterhin

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die umfangreichen Unterlagen zu den Presbyteriumssitzungen bzw. die

Protokolle. Auch die Errichtung der Paul-Gerhardt-Kirche hat ausrei-

chend Niederschlag in den Akten gefunden.

Der Bestand ist unter der Nummer 4.187 im Landeskirchlichen Archiv

deponiert. (ost)

Kirchengemeinde Dahlerbrück, Kirchenkreis Lüdenscheid-Plet-

tenberg

Akten und Amtsbücher: 74; Zeitraum: 1939-1999

Die Kirchengemeinde Dahlerbrück entstand 1956 durch die Auspfar-

rung aus den Kirchengemeinden Breckerfeld und Schalksmühle und

existierte bis 2003, als sie mit der Kirchengemeinde Schalksmühle zur

Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück vereinigt wurde. Im Ar-

chiv befinden sich Unterlagen zur Entstehung und Verwaltung der Kir-

chengemeinde. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Akten zum

Bau der Kirche, die durch Bauzeichnungen und Fotos ergänzt werden.

Das Archiv wird im Kreiskirchenamt in Lüdenscheid aufbewahrt. (wrk)

Kirchengemeinde Dorstfeld, Kirchenkreis Dortmund-West

Nachtrag; Akten: 29; Zeitraum: 1891-2004

Im Jahr 1990 wurde das Archiv der Kirchengemeinde Dorstfeld im

Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld verzeichnet und deponiert. An-

lässlich der Vereinigung mit den Kirchengemeinden Marten-Immanuel,

Marten-Stephanus, Oberdorstfeld und Oespel-Kley zur Ev. Elias-Kir-

chengemeinde Dortmund im Januar 2006 wurde die laufende Registra-

tur der Gemeinde geschlossen und bewertet. Die archivwürdigen Akten

wurden als Nachtrag zu dem bestehenden Archiv verzeichnet, dessen

Findbuch bei dieser Gelegenheit ebenfalls in die EDV übertragen

wurde.

Zur Zeit ist das Archiv unter der Bestandsnummer 4.95 im Landes-

kirchlichen Archiv deponiert. Es wird überlegt, das Archiv gemeinsam

mit den Beständen der vier anderen Vorgängergemeinden bei der Elias-

Kirchengemeinde Dortmund unterzubringen. (bck)

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Heliand-Kirchengemeinde Dortmund, Kirchenkreis Dortmund-

Mitte-Nordost

Akten: 50; Zeitraum: 1948-2006

Die Heliand-Kirchengemeinde ging am 1. April 1948 aus der in acht

selbständige Kirchengemeinden aufgeteilten St. Reinoldi-Kirchenge-

meinde hervor und wurde am 1.1.2007 mit den Kirchengemeinden

Apostel, Melanchthon und St. Reinoldi wieder zur Evangelische Kir-

chengemeinde St. Reinoldi Dortmund vereinigt. Das nicht sehr umfang-

reiche Archiv dieser Gemeinde dokumentiert v.a. die Arbeit des Pres-

byteriums und das Gemeindeleben in der Dortmunder Gartenstadt.

Der Bestand befindet sich z. Zt. im Landeskirchlichen Archiv. (bck)

Melanchthon-Kirchengemeinde Dortmund, Kirchenkreis Dort-

mund-Mitte-Nordost

Akten: 56; Karten: 3; Fotos: 35; Zeitraum: 1899-2004

Die Melanchthon-Kirchengemeinde Dortmund entstand am 1. April

1948 bei der Aufteilung der St. Reinoldi-Kirchengemeinde in acht selb-

ständige Gemeinden. Doch bereits 1900 wurde für die Dörfer Körne

und Wambel sowie den daran anschließenden östlichen Teil der Stadt

Dortmund eine eigene Pfarrstelle bei der St. Reinoldi-Kirchengemeinde

eingerichtet. Dass sich in der später selbständigen Kirchengemeinde

bereits damals eigenes Gemeindeleben entwickelte, belegen die im

Archiv der Melanchthon-Kirchengemeinde aus den Jahren 1899-1929

überlieferten Protokollbücher des „Melanchthonvereins“ (bzw. „Ev.

Verein von Cörne“ und „Verein für den östlichen Bezirk der St. Rei-

noldigemeinde“), der sich die „Stärkung des evang. Glaubens und Be-

wusstseins und Förderung des christlichen Lebens in der Gemeinde“

zum Ziel gesetzt hatte sowie einige Fotos von Gemeindegruppen aus

den 1920/30er Jahren. Insgesamt hat die Kirchengemeinde eine um-

fangreiche Fotosammlung vorzuweisen, die v. a. die 1963 errichtete

Melanchthonkirche und ihr Inventar sehr gut dokumentiert. Zum 1.

Januar 2007 wurde die Gemeinde mit der Apostel-Kirchengemeinde

Dortmund (früher: Körne-Wambel), der Heliand-Kirchengemeinde und

der St.-Reinoldi-Kirchengemeinde Dortmund zur Ev. Kirchengemeinde

St. Reinoldi Dortmund vereinigt.

Das Archiv ist z. Zt. im Landeskirchlichen Archiv untergebracht. (bck)

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Kirchengemeinde Eiringhausen, Kirchenkreis Lüdenscheid-Plet-

tenberg

Akten und Amtsbücher: 427; Karten und Pläne: 34; Fotoserien: 49;

Verzeichnungseinheiten mit Presseberichten: 28; Druckschriften: 9;

Verzeichnungseinheiten mit dem Sammlungsgut zur Geschichte des

Paul-Gerhardt-Pfarrbezirks: 20; Zeitraum: 1880-2006

Die Kirchengemeinde Eiringhausen ist eine relativ junge Gemeinde, die

gerade auf ihr 100-jähriges Jubiläum zugeht.

Die Gründung der Kirchengemeinde ist im Archiv gut dokumentiert.

Der 1899 sich konstituierende Kirchbauverein, dessen Protokollbuch

sich im Archiv befindet, hatte sich zum Ziel gesetzt, in Eiringhausen

eine Kirche oder wenigstens ein Bethaus zu errichten. Die Verhandlun-

gen mit der Muttergemeinde Plettenberg erwiesen sich als schwierig.

Obwohl das Grundstück für den Bau der Kirche schon 1900 vorhanden

war, kam es erst 1909 zum Durchbruch. Die kirchlichen Oberbehörden

entschieden, dass Eiringhausen mit den zugehörigen Ortschaften, insge-

samt 1.800 Seelen, zum 1. November 1909 selbständig sein dürfe. Die

Errichtungsurkunde, die die Gründung der Kirchengemeinde belegt, ist

doppelt im Archiv vorhanden (ein zusätzliches Exemplar vermutlich

aus dem Archiv des Superintendenten).

Besonderen Augenmerk verdient die Akte, die den Kirchenkampf in

Eiringhausen dokumentiert. Die Auseinandersetzungen entstanden vor

allem um die Benutzung der Kirche. Die Pfarrer der Kirchengemeinde

Tröller sowie später Priesack lehnten konsequent die Anträge der Ge-

meindegruppe der Deutschen Christen (DC) auf Überlassung der Kir-

che für nationalkirchliche Veranstaltungen ab. Am 6. März 1938 er-

zwang sich eine Gruppe der DC aus Eiringhausen, Plettenberg und

Ohle gewaltsam den Zutritt zur Kirche. Pfarrer Priesack wurde aus der

Kirche hinausgeworfen, es folgte ein Strafantrag Priesacks wegen

Hausfriedensbruchs. Die Kirchenleitung in Münster sah im Vorgehen

der DC einen „kriminellen“ Fall und unterstützte den Pfarrer. Später

wurden der DC-Minderheit in Eiringhausen allerdings gewisse Rechte

zur Benutzung der Kirche eingeräumt.

Als Besonderheit des Archivs ist der umfangreiche Bestand an Samm-

lungsgut zu nennen. Fotos und Zeitungsausschnitte sind von unschätz-

barem Wert, um einen Einblick vor allem in das Gemeindeleben ge-

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winnen zu können. Die Darstellung des Paul-Gerhardt-Pfarrbezirkes

wäre um einiges ärmer, wenn nicht eine Sammlung zur Geschichte des

Pfarrbezirks von Pfarrer Klaus Majoress angelegt worden wäre. Die

Sammlung beginnt im Jahr 1988, als Klaus Majoress als Pfarrer des

Bezirks Unterstadt der Kirchengemeinde Plettenberg im alten Paul-

Gerhardt-Haus eingeführt wurde. 1994 wurde das neuerbaute Paul-

Gerhardt-Haus eingeweiht. Zu diesem Anlass wurde der Bezirk Unter-

stadt in die Kirchengemeinde Eiringhausen umgepfarrt. Veranstaltun-

gen im alten und neuen Paul-Gerhardt-Haus, Ausräumung und Abriss

des alten sowie Grundsteinlegung und Einweihung des neuen Paul-

Gerhardt-Hauses lassen sich anhand von Fotos und Zeitungsausschnit-

ten gut verfolgen. Zum Sammlungsgut gehören auch Kopien von

Quellen zur Gemeindegeschichte aus verschiedenen Archiven sowie die

Sammlung von Beiträgen zur Gemeindegeschichte. Sie ergänzen das

Gemeindearchiv und helfen den Forschern, sich einen umfassenderen

Eindruck von der Gemeindegeschichte zu verschaffen.

Der Bestand befindet sich bei der Kirchengemeinde. (wrk)

Kirchengemeinde Ergste, Kirchenkreis Iserlohn

Akten und Amtsbücher: 657; Karten und Pläne: 6; Fotos: 21; Zeitraum:

1786-1998

Obwohl die Kirchengemeinde Ergste eine alte vorreformatorische Ge-

meinde ist, beginnt die Archiv-Überlieferung – bis auf wenige Aus-

nahmen – erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Tatsache ist auf die

Folgen des Dorfbrandes von 1821 zurückzuführen, dem u. a. die Kirche

zum Opfer gefallen ist. Schwerpunktmäßig erfasst die Überlieferung

die Amtszeit von Gustav Adolf Goeke, der 1933-1971 die Pfarrstelle in

Ergste innehatte.

Ausführlich berichten die Akten über den Neubau der abgebrannten

Kirche und Schule, bei dem einige Schwierigkeiten entstanden. Der

Turm musste auf halber Höhe wieder abgerissen werden, weil das Fun-

dament nicht ausreichte. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte die neue

Kirche 1831 eingeweiht werden. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche

einige Schäden durch Flieger und Artillerie. Direkt nach dem Krieg

wurde sie notdürftig renoviert und schließlich in den 1960er Jahren

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gründlich erneuert. Vor allem die Erneuerungsarbeiten sind im Archiv

umfassend dokumentiert.

Mehr als vierzig Jahre lang prägte Gustav Adolf Goeke (1906-1989)

das Gemeindeleben in Ergste. Seit April 1932 NSDAP-Mitglied, zudem

überzeugter Anhänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach

deren Sportpalastkundgebung im November 1933 der Bekennenden

Kirche zu. Fortan soll bis Anfang 1937 die „ganze Ortsgruppe der D.C.

sanft entschlafen“ sein und nicht eine einzige DC-Versammlung in

Ergste stattgefunden haben. In einer Schulakte findet man Vorgänge

über die politische Auseinandersetzung Pfarrer Goekes mit Hauptlehrer

(sowie Ortsgruppenschulungs- und Propagandaleiter) Höher, der 1937

die Benutzung der Schule für den Konfirmandenunterricht zu verbieten

versuchte.

Pfarrer Goeke beeinflusste die Kirchengemeinde, die zwar 1831 der

Union beigetreten war, aber den Heidelberger Katechismus beibehalten

hatte, weitgehend im lutherischen Sinne. 1934 führte die Gemeinde den

Kleinen Katechismus Luthers für den kirchlichen Unterricht ein.

Beeindruckend sind die Akten des Ev. Hilfswerkes Ergste, deren Lei-

tung Pfarrer Goeke übernommen hatte. In zahlreichen Berichten schil-

dert der Pfarrer Elend und Not seiner Gemeinde mit 1.300 Ostvertriebe-

nen und bittet um Hilfe. Ergänzend findet man im Gemeindearchiv

private Korrespondenz des Pfarrers aus den Jahren 1945-1950. In den

Briefen an Behörden und Firmen schildert der Pfarrer die Situation in

der Gemeinde und bittet beispielsweise um ein Fahrrad oder einen Re-

genmantel für sich, um „noch besser und ungehinderter“ seine Kraft zur

Verfügung stellen zu können.

Für die Ortsgeschichte werden die Schulakten und die Akten des Ge-

meinde-Waisenrats von Interesse sein.

Ferner findet man im Archiv einige Unterlagen der Kirchengemeinde

Dortmund-Marten, wo Gustav Adolf Goeke als Hilfsprediger seinen

Dienst aufgenommen hat, v.a. Programme der Gottesdienste und litur-

gischen Feiern, 1927-1933.

Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der

Bestandsnummer 4.195. (wrk)

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Kirchenkreis Halle

Akten und Amtsbücher: 825; Zeitraum: 1585-2003

Das Archiv des Kirchenkreises Halle lagerte schon seit den 1970er

Jahren als Depositum im Landeskirchlichen Archiv. Nachdem es be-

reits durch zwei Nachträge ergänzt worden war, bot sich nun bei einer

umfangreichen neuerlichen Aktenübernahme vom Kirchenkreis eine

komplette Überarbeitung an, bei der die Nachträge in der Findbuch-

systematik mit dem Bestand vereinigt wurden, was die Benutzung in

Zukunft erheblich erleichtern wird. Die neueste Aktenübernahme er-

streckt sich auf die Bereiche der allgemeinen Verwaltung des Kirchen-

kreises. In der Altregistratur des Kirchenkreises verblieben sind bisher

noch die jüngeren Unterlagen der Bau- und Finanzverwaltung.

Der Bestand ist unter der Nr. 4.33 im Landeskirchlichen Archiv depo-

niert. (ost)

Kirchengemeinde Heepen, Kirchenkreis Bielefeld

Akten und Amtsbücher: 261; Karten und Pläne: 101; Zeitraum: 1735-

2000

Das Archiv der Kirchengemeinde Heepen ist durch einen größeren

Nachtrag erweitert worden. Obwohl einzelne Stücke wie ein Kirch-

stuhlregister aus den Jahren 1735-1842 weiter zurückreichen, setzt der

Schwerpunkt der Überlieferung erst Mitte des 19. Jahrhunderts ein.

Lückenlos erhalten sind seitdem auch die Protokolle des Presbyteriums.

Unter dem übrigen Schriftgut überwiegen die Unterlagen zur Vermö-

gensverwaltung und besonders seit den 1950er Jahren die Akten zu

Grundstücks- und Darlehnsverhandlungen der Kirchengemeinde.

Der Bestand lagert als Depositum unter der Bestandsnummer 4.186 im

Landeskirchlichen Archiv. (ost)

Kirchengemeinde Holzhausen-Nordhemmern, Kirchenkreis Min-

den

Akten und Amtsbücher: 222; Zeitraum: 1821-1999

Die beiden Dörfer Holzhausen und Nordhemmern gehörten ebenso wie

einige andere Dörfer zu dem im 16. Jahrhundert gegründeten evangeli-

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schen Kirchspiel Hartum. Zur Unterstützung des Pfarrers der Kirchen-

gemeinde Hartum wurde 1891 ein Hilfgeistlicher angestellt. Im De-

zember 1903 wurde die Auspfarrung der Evangelischen in den politi-

schen Gemeinden Holzhausen II und Nordhemmern (soweit sie nicht

zur Marien-Kirchengemeinde Minden gehörten) aus der Kirchenge-

meinde Hartum und deren Vereinigung zur Kirchengemeinde Holzhau-

sen II beschlossen und genehmigt. Mit der Errichtungsurkunde der

Kirchengemeinde, die zum 1.1.1904 in Kraft trat, wurde gleichzeitig

auch eine Pfarrstelle eingerichtet. Im Jahr 1949 wurden die letzten

evangelischen Gemeindeglieder der Landgemeinde Nordhemmern, die

noch der Kirchengemeinde Hille angehörten, in die Kirchengemeinde

Holzhausen II umgepfarrt. Schon seit der Gründung der Kirchenge-

meinde wurde trotz der beiden vorhandenen Kapellen in Nordhemmern

und Holzhausen immer wieder über den Neubau einer Kirche in Holz-

hausen nachgedacht. Um den nötigen Raum für die Gemeindegruppen

zu schaffen, wurde in den 1950er Jahren ein Jugend- und Gemeinde-

haus errichtet, das 1955 eingeweiht wurde. Vom Neubau einer Kirche

sah man unterdessen ab und investierte dafür in die beiden alten Got-

tesdienststätten. Zum 1.6.2004 wurde der Name der Kirchengemeinde

in „Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Holzhausen-Nordhem-

mern“ geändert.

Nur wenige Akten des Holzhauser Gemeindearchivs reichen in die Zeit

vor der Gründung der Kirchengemeinde 1904 zurück. Dabei sind vor

allem eine Bau- und Grundstücksakte mit den Verzeichnissen der Kir-

chensitze der beiden Kapellen sowie die Akten zu den beiden Schulen

in Nordhemmern und Holzhausen II hervorzuheben. Für die Kirchen-

geschichte der beiden Orte Holzhausen und Nordhemmern für die Zeit

vor 1904 ist das Archiv der Kirchengemeinde Hartum, das vor Ort ver-

wahrt wird, heranzuziehen. Mit über 80 Prozent der Unterlagen bilden

die Akten zur Finanzverwaltung (v.a. Unterlagen zur

Kirchensteuererhebung und zur Rechnungsführung) den Schwerpunkt

der Überlieferung des Archivs der Kirchengemeinde Holzhausen-

Nordhemmern.

Das Archiv wird als Depositum unter der Bestandsnummer 4.196 im

Landeskirchlichen Archiv verwahrt. (bck)

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Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld, Kirchenkreis Lüdenscheid-

Plettenberg

Akten und Amtsbücher: 583; Karten und Pläne: 13; Fotoserien: 32;

Druckschriften: 10; Zeitraum: 1653-2005

Das Archiv enthält das Verwaltungs- und Sammlungsgut der refor-

mierten Kirchengemeinde Hülscheid (um 1300 bis zum 1. Oktober

1927), der lutherischen Kirchengemeinde Heedfeld (1. Juli 1720 bis

zum 1. Oktober 1927) sowie der unierten Kirchengemeinde Hülscheid-

Heedfeld (ab dem 1. Oktober 1927).

Das Archiv wurde 1928 von Dr. Georg von Rieder geordnet. Die von

Riedersche Ordnung ging mit der Zeit verloren. In der „Chronik der

evangelischen Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld 1953-1973“ wird

berichtet, wie Heedfelder Jugendliche sich einen Spaß daraus gemacht

haben, auf den mit farbigen Aufklebern versehenen Ordnern (jede

Farbe stand für ein bestimmtes Sachgebiet) weitere Farbmarkierungen

anzukleben, so dass die ursprüngliche Ordnung schließlich nicht mehr

zu erkennen war. Übrig blieb eine für Dr. v. Rieder typische Sammlung

von aus ihrer Aktenstruktur herausgerissenen Blättern. Der zweite Ver-

such, das Archiv benutzbar zu machen, wurde Ende der 1980er Jahre

vorgenommen. Leider hat man dabei nicht auf die Provenienzen (Her-

kunft der Akten) geachtet. Bei den älteren Schriftstücken, die chronolo-

gisch geordnet waren, fehlte die inhaltliche Erschließung nach Sach-

betreffen, was die Nutzung des Archivs schwierig machte.

Bei der Neubearbeitung wurde das Schriftgut, dem Provenienzprinzip

entsprechend, bis zum Zeitpunkt der Vereinigung im Jahr 1927 den

ursprünglichen Kirchengemeinden Hülscheid oder Heedfeld zugeord-

net; mit Ausnahme von zeitlichen Überschneidungen, um die sachli-

chen Zusammenhänge nicht zu zerstören. Die Unterlagen, welche die

Angelegenheiten der vereinigten Schulgemeinde Hülscheid-Heedfeld

widerspiegeln, wurden nicht nach Provenienzen getrennt, weil sie z. T.

Vorgänge des vereinigten Schulvorstandes Hülscheid-Heedfeld enthal-

ten. Auch Karten und Pläne sowie Sammlungsgut sind geschlossen

verzeichnet worden.

Das Archiv der reformierten Kirchengemeinde Hülscheid besteht aus

112 Akteneinheiten, die den Zeitraum von 1653-1926 umfassen. Den

Schwerpunkt der Überlieferung bilden Prozessakten des Presbyteriums

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

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gegen die lutherischen Eingesessenen von Hülscheid und Heedfeld

wegen rückständiger Natural-Abgaben sowie Hand- und Spanndiensten

(Prästationen) an die reformierte Pfarrstelle in den Jahren 1823-1845.

Umfangreicher ist das Archiv der lutherischen Kirchengemeinde Heed-

feld. Es besteht aus 141 Akteneinheiten aus dem Zeitraum von 1721-

1940, kontinuierlicher wird die Überlieferung ab 1803. Leider findet

man im Gemeindearchiv keine zeitgenössischen Quellen zur Gründung

der lutherischen Gemeinde. Einige Abschriften dazu sind wahrschein-

lich den Beständen des Staatsarchivs Münster entnommen. Die Themen

wie Renovierung der Kirche, Armenfürsorge und Vermögensverwal-

tung sind gut belegt. Im Archiv findet man wichtige Unterlagen zur

Gründung der Kirchengemeinde Schalksmühle; sogar die Errichtungs-

urkunde der Kirchengemeinde von 1893 ist vorhanden.

Interessant ist, dass der junge Heedfelder Pfarrer Fernando Seckler um

1900 eine komplette Weltgeschichte verfasst hat, die bei Adam und Eva

beginnt, 700 Seiten zählt und heute eine bibliographische Rarität dar-

stellt. Das Buch ist im Archiv leider nicht vorhanden. Nur eine hand-

schriftliche Grabrede und das letzte Gedicht des Pfarrers sind zu finden.

Den größten Teil des Archivs bilden die Unterlagen der vereinigten Ev.

Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld. Wie man anhand der Akten

nachvollziehen kann, waren die Bestrebungen zur Bildung einer evan-

gelisch-unierten Gemeinde schon im 19. Jahrhundert im Gange. Am 31.

März 1924 kam mit der Versetzung des reformierten Pfarrers Kepp in

den Ruhestand die Vereinigung zustande, die dann zum 1. Oktober

1927 genehmigt wurde.

Die in der Verwaltung entstandenen Unterlagen werden durch das

Sammlungsgut, welches durch die Tätigkeit des Pfarrers Dr. Franz und

der Archivpfleger Henriette Kritzler und Otto Zündorf zusammengetra-

gen wurde, bereichert.

Wichtige Quellen zur Ortsgeschichte, die im Archiv vorhanden sind,

sind auf die Aktivitäten der Gemeindepfarrer zurückzuführen. Erwäh-

nenswert ist das Protokollbuch des Schiedsmanns in Hülscheid 1862-

1912 (1888-1912 hat Pfarrer Kepp dieses Amt bekleidet) sowie das

Protokollbuch des Gesangsvereins Hülscheid 1880-1888. Über die För-

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

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derung des Bergbaues durch den Superintendenten Dr. Stöter gibt der

Schriftverkehr aus den Jahren 1857-1858 Auskunft.

Der Bestand befindet sich bei der Kirchengemeinde. (wrk)

Kirchengemeinde Isselhorst, Kirchenkreis Gütersloh

Akten und Amtsbücher: 359; Karten und Pläne: 21 Verzeichnungsein-

heiten; Fotos: 6; Zeitraum: 1721-2004

Der äußerst erfreulichen Tatsache, dass die Überlieferung der aus vor-

reformatorischer Zeit stammenden Kirchengemeinde so weit zurückrei-

chend recht umfangreich erhalten geblieben ist (wobei bei den Unterla-

gen des 18. Jahrhunderts die Vermögensverwaltung dominiert) steht der

Umstand einer weitgehend verloren gegangenen Aktenordnung ein

wenig schmälernd gegenüber: Da das ältere Schriftgut des 18., 19. und

beginnenden 20. Jahrhunderts aus seinem ursprünglichen fadengehef-

teten (!) Aktenverbund herausgelöst, teilweise aber auch nicht einmal in

Akten angelegt worden war, blieb hier nur der Versuch, durch die Neu-

bildung von pertinenzbezogenen Akten eine logische Ordnung zu be-

gründen. Aber auch die Systematik des neueren Schriftgutes des 20.

Jahrhunderts, obwohl in Stehordnern und Hängeregistratur nach dem

Registraturplan der EKvW angelegt, weist große Lücken (in den 1970er

bis 1990er Jahren) auf. Schriftstücke aus dieser Zeit wurden zu Beginn

der Verzeichnungsarbeiten z.T. völlig ungeordnet vorgefunden.

Trotz dieser physischen Nachteile bleibt der Archivbestand aufgrund

seiner inhaltlichen Fülle ein wahrer Lichtblick: Die bereits seit Anfang

des 17. Jahrhunderts lutherische Kirchengemeinde Isselhorst kann sich

glücklich schätzen, beginnend mit den ältesten Dokumenten wie ein

Kirchstuhlregister mit Gräberverzeichnis aus dem Jahr 1721, ein Kir-

chenmatrikel von 1734 und ein weiteres Notizbuch von 1739-1768 –

beide über die Vermögensverwaltung und das kirchliche Leben in der

Gemeinde – ihre Geschichte so weit zurückreichend dokumentieren zu

können. Recht umfangreich gibt das Schriftgut Zeugnis von sämtlichen

Bereichen zu Leben und Verwaltung der Kirchengemeinde spätestens

seit dem einsetzenden 19. Jahrhundert: So sind aus dieser Zeit nicht nur

Presbyteriumsprotokolle erhalten, sondern die Archivalien geben auch

Auskunft über die Pfarrstellenbesetzungen, Amtshandlungen, den

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kirchlichen Unterricht, die Fürsorgetätigkeiten der Gemeinde, die

Schulverwaltung, die Erweiterung des Friedhofes. Auch der Abbruch

der alten und die Errichtung der neuen Kirche 1878-1881 haben ebenso

Niederschlag in den älteren Akten gefunden wie die Verwaltung des

Kirchen- und Pfarrvermögens. Erwähnenswert hier sind die gerichtli-

chen Auseinandersetzungen mit den zu Abgaben und Pferdediensten

zur Bestellung der Pfarrländereien verpflichteten Gemeindegliedern.

Mit den Unterlagen über die Kirchensitze, über die Hypothekenbuch-

auszüge und Reallasten dürfte der Bestand überdies eine lohnende

Quelle für den ein oder anderen Familienforscher sein.

Das Archiv soll wieder in der Kirchengemeinde aufbewahrt werden. (ost)

Kirchengemeinde Lünern, Kirchenkreis Unna

Nachtrag; Akten: 146; Fotos: 8; Pläne: 1; Zeitraum: 1839-2004

Zum 1.1.2003 wurden die beiden Ev. Kirchengemeinden Hemmerde

und Lünern zur Ev. Kirchengemeinde Hemmerde-Lünern vereinigt.

Anlässlich des Umbaus des alten Gemeindehauses in Hemmerde im

Sommer 2005 wurden die übrigen darin lagernden Akten ebenso wie

die der Kirchengemeinde Lünern gesichtet und bewertet. Der

archivwürdige Teil der Akten der früheren Kirchengemeinde Lünern

wurde dem 1998 verzeichneten Nachtrag des Gemeindearchivs ange-

hängt. Bei einem Drittel dieser Akten handelt es sich um Jahresrech-

nungen der verschiedenen kirchlichen Kassen von 1951-1995. Von den

übrigen Akten ist besonders eine Akte über die Schule in Lünern für die

Zeit von 1839-1900 hervorzuheben. Außerdem befindet sich in dem

Nachtrag die Chronik der Kirchengemeinde, die seit 1996 geführt wird.

Das Archiv wird bei der Kirchengemeinde Hemmerde-Lünern ver-

wahrt. (bck)

Immanuel-Kirchengemeinde Marten, Kirchenkreis Dortmund-

West

Nachtrag; Akten: 59; Zeitraum: 1951-2002

Die Ev. Immanuel-Kirchengemeinde Marten feierte im Jahr 1994 ihr

100-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums wurde von der

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

123

Historikerin Sabine Pohl das Archiv der Kirchengemeinde verzeichnet,

auf dessen Grundlage sie eine Festschrift über die Gemeindegeschichte

erstellte. Das Findbuch zu diesem Archiv wurde in die Archivdaten-

bank des Landeskirchlichen Archivs übertragen, als nach der Vereini-

gung der Kirchengemeinde mit den Gemeinden Dorstfeld, Marten-Ste-

phanus, Oberdorstfeld und Oespel-Kley zur Elias-Kirchengemeinde

Dortmund die übrigen Unterlagen der Gemeinde bewertet und ein Teil

der Akten als Nachtrag zum bestehenden Archiv verzeichnet wurden.

Unter den neu verzeichneten Akten befinden sich u.a. die Presbyteri-

umsprotokolle von 1974-1994.

Das Archiv wird im Gemeindehaus am Bärenbruch verwahrt. Der

Nachtrag befindet sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv. (bck)

Stephanus-Kirchengemeinde Dortmund-Marten, Kirchenkreis

Dortmund-West

Akten: 115; Zeitraum: 1952-2006

Keine fünfzig Jahre lang existierte die Ev. Stephanus-Kirchengemeinde

Dortmund-Marten, die am 1.1.1960 gegründet und zum 1.1.2006 mit

den Kirchengemeinden Dorstfeld, Marten-Immanuel, Oberdorstfeld

und Oespel-Kley vereinigt wurde. Trotzdem hat die Kirchengemeinde

ein interessantes Archiv vorzuweisen. Neben den Gemeindebriefen der

Jahre 1958-2005 und den Unterlagen der Frauenhilfe von 1954 bis zur

Mitte der 1970er Jahre ist vor allem das umfangreiche Aktenmaterial

über den Schulstreik in den 1950/60er Jahren zu nennen.

Das Archiv lagert z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv, soll jedoch

demnächst im Gemeindehaus „Bärenbruch“ in Dortmund untergebracht

werden. (bck)

Kirchengemeinde Oberdorstfeld, Kirchenkreis Dortmund-West

Nachtrag; Akten: 54; Zeitraum: 1940-2005

Das Archiv der Kirchengemeinde Oberdorstfeld wurde erstmals 1995

bearbeitet und im Jahr 2005 um einen ersten Nachtrag erweitert. Zum 1.

Januar 2006 wurde die Kirchengemeinde Oberdorstfeld mit den Kir-

chengemeinden Dorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

124

Oespel-Kley zur Ev. Elias-Kirchengemeinde Dortmund vereinigt. Die

Registratur der Kirchengemeinde wurde geschlossen und die übrigen

archivwürdigen Akten dem Gemeindearchiv zugeführt.

Das Archiv der Kirchengemeinde liegt im Gemeindehaus in Ober-

dorstfeld. Der Nachtrag befindet sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen

Archiv. (bck)

Kirchengemeinde Oespel-Kley, Kirchenkreis Dortmund-West

Akten und Amtsbücher: 137; Fotos: 2; Zeitraum: 1899-2005

Die Ev. Kirchengemeinde Oespel (seit 1991 Ev. Kirchengemeinde

Oespel-Kley) wurde 1907 durch Auspfarrung aus der Kirchengemeinde

Lütgendortmund gegründet. Ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum

ihrer Errichtung wurde sie zum 1. Januar 2006 mit den Kirchengemein-

den Dorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und Oberdorstfeld

zur Ev. Elias-Kirchengemeinde Dortmund vereinigt. Im Archiv der

Kirchengemeinde befinden sich wenige Akten aus der Zeit vor der Ge-

meindegründung, die sich vor allem mit dem Bau der Kirche und des

Gemeindehauses in Oespel beschäftigen. Die im Archiv vorhandenen

Protokollbücher der Kirchengemeinde hingegen beginnen erst im Jahr

1923. Neben dem Kirchbau in Oespel ist auch der Bau des Gemeinde-

zentrums in Kley gut dokumentiert.

Das Archiv, das sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv befindet,

soll im Gemeindehaus „Bärenbruch“ in Dortmund untergebracht wer-

den. (bck)

Familienarchiv Johanning

Akten: 23; Zeitraum: 1609-1939

Das Familienarchiv gründet sich im Wesentlichen auf dem Nachlass

des ersten Herforder Superintendenten Friedrich Wilhelm Johanning,

der 1759 in Herford geboren wurde. Nach dem Theologiestudium in

Halle und Göttingen, übernahm er 1785 zunächst das Amt des Prorek-

tors am Gymnasium Minden. 1787 wurde Friedrich Wilhelm Johanning

in der Herforder Münster-Kirchengemeinde ordiniert und eingeführt.

Ab 1790 wirkte er als 2. Pfarrer in der Gemeinde, ab 1808 als 1. Pfarrer

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AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV

125

bzw. Senior. Von 1818-1847 war Friedrich Wilhelm Johanning der

erste Superintendent des Kirchenkreises Herford. Er verstarb 1851 im

Alter von 92 Jahren in Herford.

Das Familienarchiv Johanning enthält vor allem den Nachlass des Su-

perintendenten, welcher überwiegend aus Festschriften und Auszeich-

nungen besteht. Ein anderer wichtiger Bestandteil ist die ausführliche

Dokumentation der Familienstipendien mit verschiedenen Stammbäu-

men und Stipendiatenlisten sowie Anträgen und Bewilligungen von

Stipendien. Außerdem enthält das Archiv Schriftstücke von weiteren

Familienmitgliedern, wie zum Beispiel von dem Sohn Friedrich Wil-

helm Johannings Dr. Bernhard Johanning und dem Enkel Gustav Jo-

hanning, aber auch Unterlagen zur Familienforschung von August

Flachmann aus den 1930er Jahren. Komplettiert wird das Familienar-

chiv durch besondere Archivalien, wie einem Liederbuch, einem Poe-

siealbum und mehreren Schreiben der Äbtissin Felicitas von Eberstein

an Jorgen Vogtten aus den Jahren 1609 und 1610 über dessen Bestra-

fung, nachdem er auf den Pfarrer der Herforder Münster-Kirche Eucha-

rius Catharinus geschossen hatte.

Das Familienarchiv Johanning befindet sich in Privatbesitz von Ger-

hard Flachmann in Herford. (Nina Koch)

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NEUERSCHEINUNGEN

126

Evangelisch im Rheinland – Zwei neue Publikationen zur EKiR-Geschichte

von Jens Murken

Mit kurzem zeitlichen Abstand sind im Frühjahr und Sommer 2007

zwei neue umfangreiche Bücher zur Geschichte der Protestanten und

der evangelischen Landeskirche im Rheinland erschienen.

Der produktive Kölner Ruhestandspfarrer Klaus Schmidt wartet mit

einer Monographie über die knapp 500-jährige protestantische Tradi-

tion im Rheinland auf. Der bekennende Religiöse Sozialist will dabei in

seiner Darstellung den Blick „von unten“ auf die Geschichte richten,

wie es seiner vom Ansatz einer „Theologie der Armen“ geprägten

Sichtweise entspricht. Mit dem programmatischen Buchtitel „Glaube,

Macht und Freiheitskämpfe“ hat er zugleich eine Zugehensweise ge-

wählt, die bei aller Stoffmenge nicht enzyklopädische Vollständigkeit

anstrebt, sondern „Grundfragen protestantischer Identität in kulturellen

und politischen Zusammenhängen“ erörtern will. Dabei ist seine Dar-

stellungsform zunächst stark biographisch ausgerichtet, wenn er in sei-

nen ersten, die Frühzeit und die Phasen bis zum Ende des 19. Jahrhun-

derts betreffenden Kapiteln anhand von repräsentativen Akteuren die

konfessionellen Handlungsfelder zwischen Politik und Frömmigkeits-

entwicklung erzählt und auslotet. Es ist dies das Kapitel „Das Ringen

um Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung (1500-1648)“, das er mit

Martin Luther und den teils fragilen reformatorischen Anfängen begin-

nen und mit der brandenburgisch-preußischen Herrschaftskonsolidie-

rung am Rhein enden lässt. Es schließt sich hieran ein Kapitel über die

„Auswirkungen des Pietismus (1648-1815)“ an, das die Mennoniten als

frühe Außenseiter, die Solinger Taufgesinnten in ihrer Verfolgungssi-

tuation, aber auch Jung-Stilling in seiner frommen Hinterfragung der

Aufklärung vorstellt. Schließlich nähert Schmidt sich auch in seinem

dritten, dem umfangreichsten Kapitel des Buches der „Zeit von ,Thron

und Altar‘ (1815-1914)“ mit vielen biographischen Skizzen (u.a. Theo-

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NEUERSCHEINUNGEN

127

dor Fliedner, Freiherr von Stumm-Halberg, Heinrich Heine). Es ist dies

das Jahrhundert des nationalen, diakonischen, industriellen, sozialde-

mokratischen und imperialistischen Aufbruchs. Die drei folgenden Ka-

pitel, die die Auswirkungen des „langen“ 19. Jahrhunderts zu behan-

deln haben, sind in ihrer Darstellungsform dann eher klassisch historio-

graphisch angelegt. Sie behandeln die Zeitgeschichte seit dem Ersten

Weltkrieg – „Zwischen Kriegsverklärung und Widerstand (1914-

1945)“, „Anpassung und Aufbruch (1945-1968)“ und „Neue Horizonte

(1968-2010)“ – und enden damit in einer nahen Zukunft, die ihre Sig-

natur erst noch zu finden haben wird. Mit dem Kabarettisten Hanns

Dieter Hüsch und dessen Gedicht „Utopie“ beschwört Schmidt ab-

schließend die „protestantische Friedensliebe ohne konfessionelle Eng-

stirnigkeit“ als konstruktives Zugehen auf unsere von religiös-ver-

brämten weltpolitischen Konflikten gekennzeichnete Gegenwart.

Klaus Schmidt:

Glaube, Macht und Freiheitskämpfe. 500 Jahre

Protestanten im Rheinland

416 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag

Greven Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-

0385-0

19,90 Euro

In Aufmachung und Anlage ganz anders daher kommt die zweite hier

kurz vorzustellende Neuerscheinung aus dem Rheinland. Bei dem im

Auftrag des Ausschusses für rheinische Kirchengeschichte und kirchli-

che Zeitgeschichte herausgegebenen Sammelband „Evangelisch am

Rhein“ handelt es sich um ein zweigeteiltes Werk, das sich dem „Wer-

den und Wesen einer Landeskirche“ (so der Untertitel) widmet. Im

ersten Teil bieten fünf Autorinnen und Autoren geschichtliche Abrisse

von Konstantin bis heute. Wenngleich die gewählten Epochengrenzen

vergleichbar mit denen im Buch von Klaus Schmidt sind, so gibt es

doch eine nicht unwesentliche Erweiterung: Der rheinische Landes-

kirchliche Archivar Stefan Flesch eröffnet den Band mit einem Beitrag

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NEUERSCHEINUNGEN

128

über die frühchristlich-vorreformatorische Zeit („Von den Anfängen bis

zum Ausgang des Mittelalters“). Hiermit macht er zurecht deutlich,

dass sich auch die evangelische Kirche auf jene altkirchlichen Wurzeln

und Traditionen zurückführt, die bereits den Reformatoren so selbstver-

ständlich waren. Uwe Kaminsky beschließt die Reihe der Überblicks-

artikel mit einem gelungenen Beitrag über die rheinische Landeskirche

im „kurzen“ 20. Jahrhundert („Die Evangelische Kirche im Rheinland

1918 bis 1989. Eine Übersicht“), in dem der „Kirchenkampf“ in vie-

lerlei Hinsicht im Zentrum steht – auch in seiner Prägung für die han-

delnden Zeitgenossen der rheinischen Kirche im Nachkriegsdeutsch-

land (so die Kirchliche Bruderschaft im Rheinland, die sich dem „Erbe

von Barmen“ verpflichtet sah). In seinem zweiten, umfangreicheren

Teil bietet der ebenso üppig wie attraktiv mit Karten und Fotos ausge-

stattete Band „exemplarische, vertiefende Zugänge“. Hierbei im Mittel-

punkt stehen zunächst die Biographien etlicher Protagonisten der rhei-

nischen Kirchengeschichte von Hildegard von Bingen (1098-1179)

über Hermann von Wied (1477-1552), Joachim Neander (1650-1680)

und „Bischof“ Roß (1772-1854) bis hin zu Joachim Beckmann (1901-

1987) und die mit rheinischen Wurzeln ausgestattete Theologin Han-

nelore Reiffen (1906-1985), die zu den ersten Frauen gehörte, die volle

pfarramtliche Tätigkeiten wahrgenommen haben und die ebenfalls in

der „Kirchlichen Bruderschaft“ mitgewirkt hat. Neben diesen und neun

weiteren biographischen Skizzen nähern sich mehrere Autorinnen und

Autoren, jeweils Spezialisten ihres Untersuchungsgegenstandes, vier

weiteren vertiefenden Zugängen, nämlich den Themenfeldern „Be-

kenntnis – Frömmigkeit – Theologie“, „Kirche und Moderne“, „Kirche

und Bildung“ sowie schließlich der „Diakonie im Rheinland“.

Der großformatige Band „Evangelisch am Rhein“ ist mit einer zusätzli-

chen CD-ROM sowie zwei Karten ausgestattet, darunter dem Reprint

einer Karte (von 1954), die den Konfessionsstand der Evangelischen

Kirche im Rheinland im Jahre 1817 (und Gemeindeneugründungen in

den Jahrzehnten danach) nachhält. Die CD-ROM liefert nicht nur den

Volltext des Bandes als PDF-Datei, sondern bietet darüber hinaus er-

gänzendes Quellenmaterial. Wird Klaus Schmidts Monographie

„Glaube, Macht und Freiheitskämpfe“ von einem ausführlichen An-

merkungsapparat beschlossen, so liefert das Sammelwerk „Evangelisch

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NEUERSCHEINUNGEN

129

am Rhein“ eine hilfreiche Auswahlbibliographie. – Die beiden em-

pfehlenswerten Arbeiten ergänzen sich, bei aller Unterschiedlichkeit in

Darstellung und Ansatz, auch in diesem Punkte und dürften für die

nächsten Jahre die Standardliteratur zum Einstieg in die Geschichte der

evangelischen Kirche im Rheinland sein.

Evangelisch am Rhein. Werden und Wesen

einer Landeskirche.

Archiv der Evangelischen Kirche im

Rheinland, herausgegeben von Joachim

Conrad, Stefan Flesch, Nicole Kuropka und

Thomas Martin Schneider,

278 Seiten mit CD-ROM (Volltext mit Er-

gänzungen) und zwei Karten

Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-930250-48-6

29,80 Euro

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

130

Nachrichten Recherchen

Ungehobene Schätze – Filme und ihre Archivierung

Obwohl die filmische Überlieferung die Wahrnehmung des 20. Jahr-

hunderts eindeutig mitgeprägt hat und obwohl uns historische Doku-

mentationen im Fernsehen nicht nur beim Mainzer Haussender des

Geschichtsprofessors Guido Knopp, sondern auf allen Kanälen tagtäg-

lich begegnen, handelt es sich beim Film auch in archivarischen Krei-

sen um ein vielfach unbekanntes Medium.

Es gibt durchaus Ausnahmen. Das Landesmedienzentrum in Westfalen,

die vormalige Landesbildstelle in Münster, hält Filmschätze nicht zu-

letzt für den Einsatz in Schulen parat und produziert heutzutage regel-

mäßig Dokumentationen, für die alte Filmbestände ausgewertet und –

auf neue Medien, wie DVDs, kopiert – verwendet werden. Der derzei-

tige Gesamtbestand des Archivs beläuft sich auf rund 1.500 Filme und

Filmteile, die in umfassender Weise Geschichte und Gegenwart West-

falens thematisieren. So erschienen im Jahr 2007 unter dem Titel

„Schule unterm Hakenkreuz“ als DVD zeitgenössische Filmaufnahmen

aus der Martin-Luther-Schule Plettenberg und auch, in Zusammenarbeit

mit dem Landeskirchlichen Archiv Bielefeld und dem WDR, das Por-

trät „Kurt Gerstein. Der Christ, das Gas und der Tod“.

Nach und nach entdecken Kommunen, Verbände, Unternehmen und

andere Institutionen die Bedeutung von alten Rollenfilmen als ergän-

zende Quellen bei der Dokumentation ihrer Vergangenheit, bei der

Darstellung ihrer Identität und für die historische Bildungsarbeit. In

Wanne-Eickel, um ein aktuelles Beispiel zu benennen, wird im Rahmen

einer Serie „Geschichte vor Ort“ ein filmerischer Streifzug durch die

Vergangenheit unternommen. So spiegeln sich in dem 30 Minuten lan-

gen Schwarzweiß-Film „Mit der Kamera unterwegs“, der jahrelang auf

einem Dachboden in Vergessenheit geraten war, die kleinen Dinge des

Lebens im historischen Wanne-Eickel wider. Die 1940er Jahre und die

Jahre danach waren von einem unbekannten Amateurfilmer in Szene

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

131

gesetzt worden und werden nun als sehenswertes und wichtiges Zeitdo-

kument der Stadtgeschichte in verkürzter und kommentierter Schnitt-

fassung zu neuem Leben erweckt.

Weit vor der Präsentation alter Rollenfilme liegt aber deren Wiederent-

deckung, Bewertung, Restaurierung, inhaltliche Erschließung und Um-

kopierung auf neue Datenträger. In Nordrhein-Westfalen ist der Ar-

beitskreis (AK) Filmarchivierung NRW von Seiten der Kulturabteilung

der Staatskanzlei gebeten worden, sich der Substanzerhaltung des filmi-

schen Erbes des Landes anzunehmen. Dafür werden Fördermittel des

Landes bereitgehalten, die einzelnen Projekten der Filmrestaurierung

zugute kommen sollen.

Der AK Filmarchivierung ist bereits Anfang der 1990er Jahre auf Ini-

tiative des Landes NRW entstanden. Er wurde vom damaligen nord-

rhein-westfälischen Kultusminister Hans Schwier und von dem Filmre-

ferenten des Landes NRW, Dr. Hans Joachim Klinger, anlässlich des

„3. Landesforums Filmkultur“ in Bielefeld am 11. September 1991 ins

Leben gerufen. Aus einer Diskussion von Filmarchivaren und anderen

Filminteressierten über den Zustand der Filmsicherung im Lande ent-

stand die gemeinsame „Bielefelder Erklärung“. Sie setzte Eckpfeiler für

die zukünftige Landespolitik in diesem Aufgabenbereich. Der AK

Filmarchivierung umfasst rund ein Dutzend Vertreter verschiedener

Archivarten, die eines teilen: die Sorge um die Zukunft der Filmschätze

des Landes und das Engagement bei den eigenen audiovisuellen Be-

ständen. Die Aufgaben des Arbeitskreises bestehen aus dem Austausch

von Informationen über die Entwicklung der Filmarchivierung und

Filmrestaurierung, der Weitergabe von Informationen an die von ihnen

im AK repräsentierten Einrichtungen, der Diskussion mit dem Filmre-

ferat der Staatskanzlei über die Probleme der Konservierung von Film-

kopien, Videobändern und anderen Trägermaterialien in den Sammlun-

gen und Archiven in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus sensibili-

siert er die Öffentlichkeit für die Problematik der Vergänglichkeit von

filmischen Werken. So veröffentlichten die Mitglieder im Herbst 2006

die „Düsseldorfer Erklärung“, die 15 Jahre nach der Verabschiedung

der „Bielefelder Erklärung“ eine kritische Bilanz zieht und auf die im-

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

132

mer noch schwierige aktuelle Lage der Filmbewahrung in NRW ver-

weist.

Für die Durchführung zweier landesweiter Erfassungen von Beständen

– „Filmschätzen auf der Spur“ 1994, erweitert 1997, gefördert vom

damaligen Kultusministerium – sorgte der AK ebenso wie für die in-

haltliche Erschließung mehrerer Bestände im Ruhrgebiet unter dem

Projekttitel „Büchsenöffner“ (2002/03). Eine dritte Auflage der „Film-

schätze“ ist in Vorbereitung. 2005 hat das LWL-Medienzentrum, das

ein wichtiger Partner im Arbeitskreis ist, ein Pilotprojekt zur Entwick-

lung einer Datenbank zur Erfassung und Erschließung historischer

Filmbestände im Münsterland begonnen. Dieses Projekt soll die

Grundlage für eine NRW-weite Datenbank bilden. Dafür wird es zum

einen eine erneute Fragebogen-Umfrage geben, um das Wissen über die

Filmschätze im Lande zu aktualisieren. Zum anderen gibt es die besagte

Zusage des nordrhein-westfälischen Staatsministers für Kultur, Hans-

Heinrich Grosse-Brockhoff, für den Bestandserhalt von Filmmaterial in

2007 insgesamt 75.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Diese Mittel

sollen es ermöglichen, Filmmaterial zu retten und zu nutzen. Mit Hilfe

von Förderanträgen an das Filmreferat der Staatskanzlei können Gelder

aus diesem Fonds beantragt werden. Voraussetzung für die Förderung

ist der Nachweis, dass 50 Prozent der benötigten Summe aus Eigen-

bzw. Drittmitteln beigebracht werden. Auch für die Jahre 2008 und

2009 sind erneute Mittel zugesagt. Der AK Filmarchivierung steht bei

der Antragstellung von Förder- und Drittmitteln mit Rat und Tat zur

Seite.

Folgende Zwecke und Ziele sind mit dem Förderprogramm zum

„Schutz des audiovisuellen Erbes“ (wie es in einer entsprechenden EU-

Vorgabe heißt) verbunden:

- Erfassung von Filmmaterial, das zentral und dezentral, erkannt und

unerkannt lagert

- inhaltliche Erschließung des Filmmaterials (für die Verwendung die-

ser Informationen in der zentralen Datenbank)

- Umkopierung angegriffenen oder gefährlichen Materials (Stichwort:

Nitratfilm)

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

133

- klimatisch und sicherheitstechnisch einwandfreie Einlagerung des

empfindlichen Materials als Depositum in einem von dem Land und der

Landeshauptstadt in Düsseldorf eingerichteten großen Filmdepot

- öffentliche Zugänglichmachung der historischen Filme für die For-

schung und

- Präsentation des Materials in der Öffentlichkeit (eine Bedingung des

Staatssekretärs für die Förderungswürdigkeit eines Antrags)

Die Suche nach den „Filmschätzen“ bezieht sich vor allem auf alte

Rollenfilme. Diese befinden sich durchaus nicht immer erkannt in Ein-

richtungen, Vereinshäusern, Archiven sowie in Kellern und Garagen

bei Privatpersonen. Besonders in ihrer Existenz gefährdet sind neben

Filmen, die das zur Selbstentzündung neigende Nitromaterial als Träger

aufweisen, sämtliche Farbfilme. – Auch die Kirchengemeinden und

Kirchenkreise, die Einrichtungen, Ämter und Werke sollten sich aufge-

fordert fühlen, in ihrem Sprengel nach diesen noch ungehobenen Schät-

zen zu suchen. Bei der Identifizierung vermeintlich historischer Filme

steht das Landeskirchliche Archiv gern mit Rat und Tat zur Seite.

Link: www.filmarchivierung-nrw.de (mur)

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NACHRICHTEN ♦ RECHERCHEN ♦ PERSONALIA

134

Das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel

sucht Filme

In den Jahren 1922 bis 1924 hat die Betheler Filmstelle verschiedene

Kurzfilme gedreht, die leider nicht mehr auffindbar sind. Bis zu ihrem

Verbot im Jahr 1941 ist die Filmstelle durch zahlreiche evangelische

Kirchengemeinden gereist und hat die Filme dort vor Gemeindegrup-

pen, Konfirmanden- und Frauenhilfegruppen gezeigt. Nun besteht die

vage Hoffnung, dass vielleicht Filmspulen in der ein oder anderen Kir-

chengemeinde verblieben sind. Vom Titel her bringt man sie nicht un-

bedingt sofort mit Bethel in Verbindung. Es handelt sich um die Kurz-

filme „Aus dem Leben eines Fallsüchtigen“, „Heimat für Heimatlose –

aus der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf“, „Ein Tag im Wietingsmoor –

Bilder aus der Fürsorgeerziehung“, „Bilder aus der Liebesarbeit der

Sareptaschwestern“ und „Der Werdegang eines Nazarethbruders“.

Diese wurden auch als Gesamtfilm mit dem Titel „Bethel, ein Denkmal

der Barmherzigkeit Gottes“ gezeigt.

Über jegliche Hinweise freut sich das Hauptarchiv der v. Bodel-

schwinghschen Anstalten Bethel, Kerstin Stockhecke, Telefon: 0521/

144-3255.

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

135

Bildung eines Forschungsnetzwerkes „Christen jüdischer Herkunft

in Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“

Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Ausschuss „Christen und

Juden“ der Evangelischen Kirche von Westfalen baut das „Institut für

Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wup-

pertal-Bethel“ zur Zeit ein Forschungsnetzwerks auf, um die Verfol-

gung von Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter nationalso-

zialistischer Herrschaft systematischer als bisher zu erforschen. Dieses

Forschungsnetzwerk soll Hochschulen, außeruniversitäre Forschungs-

einrichtungen, historische Vereine, Archive, Museen und Gedenkstät-

ten, Kirchenkreise und Gemeinden und natürlich alle Menschen einbe-

ziehen, die in eigener Initiative auf diesem Feld tätig sind, um die vor-

handenen Kräfte zu bündeln, die Forschungen vor Ort methodisch und

konzeptionell aufeinander abzustimmen, Forschungslücken sichtbar zu

machen und neue Forschungen anzuregen.

Christen beider Konfessionen, die jüdischer Herkunft waren, saßen im

„Dritten Reich“, wie Jochen Christoph Kaiser es prägnant formuliert

hat, „zwischen allen Stühlen“. Für das nationalsozialistische Regime

waren sie, sofern die „Nürnberger Gesetze“ auf sie zutrafen, Juden wie

alle anderen. Die jüdischen Kultusgemeinden betrachteten sie hingegen

als „Apostaten“, und auch die jüdischen Dissidenten standen ihnen

häufig distanziert gegenüber, so dass selbst in der gemeinsamen Ver-

folgungssituation oft keine Solidarität zwischen diesen Verfolgtengrup-

pen aufkam. Viele Protestanten und Katholiken sahen in den Christen

jüdischer Herkunft „Mitschwestern und Mitbrüder ‚auf Bewährung‘“.

Die evangelischen Kirchenleitungen müssen sich den Vorwurf gefallen

lassen, dass sie die Christen jüdischer Herkunft unter staatlichem Druck

allzu schnell fallen ließen. Ohnehin war die Solidarität mit den „Juden-

christen“ theologisch begründet – ihre vom Staat erzwungene inner-

kirchliche Zurücksetzung verletzte nach Auffassung der Bekennenden

Kirche den status confessionis. Humanitäre Gesichtspunkte spielten

beim Einsatz für die Christen jüdischer Herkunft allzu selten eine Rolle.

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NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA

136

Diese „Zwitterstellung“ der Christen jüdischer Herkunft hat Folgen bis

in die Forschung hinein gehabt. Darstellungen zur Verfolgung und

Vernichtung der Juden im „Dritten Reich“ – auch auf regional- und

lokalhistorischer Ebene – gehen auf die „vermeintliche Opferrand-

gruppe“ gar nicht oder nur beiläufig ein, aber auch in Arbeiten der

kirchlichen Zeitgeschichte zum „Dritten Reich“ tauchen sie häufig nur

am Rande auf. So bleibt diese Opfergruppe – von wenigen prominenten

Vertretern abgesehen –, bleiben ihre Verfolgung durch Staat und Partei,

ihre Stellung in der Gesellschaft, ihr Verhältnis zur Kirche weitgehend

im Dunkeln.

Dies gilt auch für den Bereich der Evangelischen Kirche von Westfa-

len. Bekannt ist der Fall des Bochumer Pfarrers Hans Ehrenberg, des

einzigen „judenchristlichen“ Pfarrers im Bereich der westfälischen

Provinzialkirche. Literatur existiert weiter zu dem Siegener Pfarrer

Theodor Noa, der als „Vierteljude“ verfolgt wurde und 1938 unter un-

geklärten Umständen in Berlin ums Leben kam, zu Johannes Weißen-

stein, der im „Dritten Reich“ vorübergehend in der Westfälischen Dia-

konenanstalt Nazareth unterkam, und zu der Theologin und Diakonisse

Dore Schellenberg vom Betheler Diakonissenmutterhaus Sarepta.

Weitere, weniger prominente Einzelschicksale sind bekannt. Eine sy-

stematische Erforschung steht hingegen noch immer aus.

Damit soll nun, nachdem die Landeskirchen im Rheinland, in Hanno-

ver, Bremen, Nordelbien und Berlin vorangegangen sind, auch im Be-

reich der Evangelischen Kirche von Westfalen begonnen werden.

Schon eine annährend lückenlose Erfassung der Betroffenen wirft im-

mense methodische Probleme auf – das gerade anlaufende Projekt zu

Westfalen hofft, von abgeschlossenen oder vor dem Abschluss stehen-

den Projekten in anderen Landeskirchen lernen zu können.

Am Ende der ersten, explorativen Phase der Netzwerkbildung stand im

Oktober 2007 ein Workshop für alle Interessierten an der Universität

Bielefeld. Die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und

Theologie bietet im Wintersemester 2007/2008 ein Praxisseminar zum

Thema an, dem weitere folgen sollen.

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137

Wer in das Netzwerk aufgenommen werden möchte, sei herzlich dazu

eingeladen. Bitte wenden Sie sich an eine der folgenden Adressen:

Ingrid Azzolini M.A.

Theodor-Körner-Str. 9

33442 Herzebrock-Clarholz

E-Mail: [email protected]

apl. Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl

Gadderbaumer Str. 7

33602 Bielefeld

E-Mail: [email protected]

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Einbinden von Kirchenbüchern - Reparatur von Gesangbüchern

Wir möchten Sie an dieser Stelle auf ein Angebot der Buchbinderei

proWerk Bethel in Bielefeld aufmerksam machen:

1. Einbinden Ihrer Kirchenbücher, die sich z. Zt. noch in

Aktenordnern befinden, zu einem Buchband mit festem Gewe-

beeinband und einer Titelprägung. Es steht eine Auswahl von

Gewebefarben zur Verfügung.

Kosten: 26,50 € zuzügl. 7 % Mwst. pro Kirchenbuch (dieser

Preis kann reduziert werden ab einer Menge von 50 Bänden,

wenn über das Landeskirchliche Archiv die Aufträge mehrerer

Kirchengemeinden zusammengefasst werden).

2. Reparatur von Gesangbüchern als Alternative zur

Neubeschaffung: Lose Seiten werden fachgerecht befestigt, der

Einband wird durch einen weinroten Gewebeeinband erneuert

und mit einer Titelprägung „Evang. Kirchengesangbuch“ ver-

sehen.

Kosten: 11,00 € zuzügl. 7 % Mwst. pro Gesangbuch

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an

Henner Weduwen ([email protected]) in der Buchbinderei

proWerk Bethel oder an das Landeskirchliches Archiv.

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Personalia

Mehr als drei Jahrzehnte lang hat Pfarrer i. R. Hans-Martin Herbers

das Archiv der Iserlohner Kirchengemeinden betreut. Am 20. Juni 2007

wurde er vom Evangelischen Gemeindeverband Iserlohn im Rahmen

einer Feierstunde im Burgarchiv aus seinem Dienst verabschiedet. Die

Theologin Brigitte Zywitz wurde zugleich als Nachfolgerin eingeführt.

Der 79-jährige Pfarrer im akti-

ven Ruhestand Hans-Martin

Herbers hatte nach seiner

Amtszeit in der Kirchenge-

meinde Werl (1958-1971) eine

Pfarrstelle in der großen, spä-

ter geteilten Kirchengemeinde

Iserlohn übernommen (1971-

1985). Seit dieser Zeit betreute

er auch das Archiv der Iser-

lohner Kirchengemeinden, das

nicht nur durch seine umfang-

reichen Schätze eine Beson-

derheit in Westfalen darstellt,

sondern auch durch seine

Varnhagensche Bibliothek.

Dabei handelt es sich um die

bekannte Privatbibliothek der

Familie Varnhagen, die in den

Jahren von 1524 bis 1801 die

Vikarstelle in Iserlohn inne-

hatte. Die Varnhagensche Bibliothek befindet sich seit 1981 im Burgar-

chiv. Pfarrer Herbers Verdienst ist es, die Bibliothek mit wertvollen

Originalausgaben von Martin Luther und Erasmus von Rotterdam

gegen alle Avancen einer Übernahme für Iserlohn gesichert zu haben.

Das in einem eigenen Gebäude, dem historischen Lyceum neben der

Obersten Stadtkirche, untergebrachte Kirchenarchiv konnte diese

Räume 1978 beziehen. Herbers übernahm die bis dahin in einem alten

Pfarrer i. R. Hans-Martin Herbers und

Pastorin Brigitte Zywitz

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Pfarrhaus schlecht gelagerten Archivalien, für die er seit 1993 über ein

modernes Rollregalsystem im Burgarchiv verfügt. Professor Dr. Bernd

Hey sagte bei der Verabschiedung des vielfältig begabten Archivpfle-

gers, der lange Jahre Funkamateur und Hochseesegler war, dass Her-

bers es immer – notfalls auch schlitzohrig – und trotz leerer werdender

Kirchenkassen verstanden habe, ausreichend Mittel für das Iserlohner

Archiv zu beschaffen. Dabei habe er mit einem kleinteiligen Verzeich-

nungs- und Archivierungssystem gearbeitet, das für Außenstehende

kaum zu durchschauen sei, in dem Herbers aber rasch und erfolgreich

recherchieren konnte.

Seine Nachfolgerin im Amt der Archivpflegerin für den Gemeindever-

band Iserlohn, Pastorin Brigitte Zywitz, hat Hans-Martin Herbers daher

über einen längeren Zeitraum mit dem Archiv vertraut gemacht. Sie hat

sich engagiert auf ihre neue Aufgabe eingelassen; der neue Landes-

kirchliche Archivar Dr. Jens Murken überreichte ihr im Rahmen der

Feierstunde ein Bestellungsschreiben und einige Fachliteratur.

Neben Hans-Martin Herbers wurde vom Vorsitzenden des Evangeli-

schen Gemeindeverbandes Iserlohn, Pfarrer Werner Tiffert, ebenfalls

Frau Oda von Mohrenschild, die einige Jahre lang an der Seite von

Pfarrer Herbers im Archiv tätig gewesen war, in Abwesenheit mit Dank

verabschiedet.

Der vormalige Archivpfleger der Evangelischen Kirchengemeinde

Gronau, Dr. rer. nat. Bernhard Krabbe, ist Ende Mai 2007 verstorben.

Der 1921 geborene Krabbe entstammte einer Familie, die durch die

altreformierte Gemeinde in Gildehaus (Grafschaft Bentheim) geprägt

war. Neben seiner alten Grafschafter Heimat setzte sich Bernhard

Krabbe aber ebenso mit der Geschichte seiner neuen Heimat Gronau

auseinander. Hier war er seit Januar 1980 Mitglied des Presbyteriums

und wurde bald darauf auch zum Verwalter des evangelischen Gemein-

dearchivs ernannt.

Das Amt des Archivpflegers konnte Dr. Bernhard Krabbe über viele

Jahre bis 2004 ausüben; er hielt über die Zeit eine enge Verbindung

zum Landeskirchlichen Archiv und dessen Leiter Professor Dr. Hey,

setzte sich vor Ort unter anderem für die Verfilmung der Kirchenbücher

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ein. 2004 übernahm Hans Jastrow von ihm die Aufgabe des ehrenamtli-

chen Archivpflegers.

Zahlreiche Beiträge zur Heimatforschung zeugen von dem breiten hi-

storischen Interesse Krabbes, seinem engagierten ortsheimatkundlichen

Forschen wie auch von seinem genauen Blick auf lokales Brauchtum

und Redensarten. Zum 80. Geburtstag Dr. Bernhard Krabbes im Jahr

2001 haben dessen Söhne viele Erträge aus vierzig Jahren Heimatfor-

schung zu einer Publikation zusammengestellt (Bernhard Krabbe: Hei-

matforschung. Gesammelte Schriften und Vorträge 1961-2001, masch.

Gronau 2001). Dadurch bleiben die verstreut veröffentlichten Aufsätze

Bernhard Krabbes auch für die weitere Heimat- und Kirchengemeinde-

geschichtsforschung des Raumes Gildehaus, Gronau und Epe maßgeb-

lich und der Zugriff auf sie leicht möglich.

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen

und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Dr. Bernhard

Krabbe ein ehrendes Gedenken bewahren.

Am 16. August 2007 vollendete der Bochumer Alt-Superintendent und

langjährige Kreissynodalarchivpfleger Wolfgang Werbeck sein 90.

Lebensjahr. Mit zwei Dingen muss man daher im westfälischen Ar-

chivwesen rechnen: mit Jahrhunder-

ten und mit Wolfgang Werbeck!

Dass sich beide Konstanten mittler-

weile annähern, ist ein Glück und gut

für alle Beteiligten.

Die Lasten des Alters waren Wolf-

gang Werbeck in archivalischer Hin-

sicht schon in jungen Jahren ein ste-

ter Ansporn für einen bewussten und

selbstbewussten Umgang mit der

Überlieferung und mit der Existenz

unserer Kirche: Seit 1950 übt Wer-

beck das Amt des Kreissynodal-

archivpflegers von Bochum im Eh-

renamt aus. Er wirkt damit länger als

unsere westfälische Kirchenordnung

Wolfgang Werbeck bei der

Feier anlässlich seines 90.

Geburtstages

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und als unser Landeskirchliches Archiv, das erst 1963 gegründet wor-

den ist, ohnehin.

Bis heute ist Alt-Superintendent Werbeck aber nicht aufgrund seiner

Jahre, sondern aufgrund seiner fachlichen Beiträge und Ratschläge ein

beeindruckender und wichtiger Gesprächspartner nicht nur für die ar-

chivischen Belange unserer Landeskirche. Denn während seiner ge-

samten beruflichen und nebenberuflichen, amtlichen und ehrenamtli-

chen Tätigkeit hatte er es, beginnend mit der ganz gegenständlichen

Wiederaufbauarbeit in der Nachkriegszeit, stets mit den Folgen von

sozialen und dann auch kirchlichen Umbrüchen, Strukturveränderungen

und Reformen zu tun.

Wenn wir heute die „Kirche mit Zukunft“ gestalten, die die Evangeli-

sche Kirche von Westfalen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

bewerkstelligen lassen soll, so profitieren wir dabei auch ein gutes

Stück weit von den historischen Kenntnissen, persönlichen Erfahrungen

und archivischen Grundlegungen auf einer kirchlichen Mittelebene, die

Wolfgang Werbeck aktiv einbringt. Wenn Geschichtsbewusstsein als

Orientierungsmaßstab in einer Gesellschaft und in einer Kirche im ra-

schen Wandel, wie sie sich insbesondere im Ruhrgebiet darstellt, gefor-

dert ist, dann lässt sich diese Forderung und damit die Zukunftsfähig-

keit veränderter Strukturen und der in ihnen lebenden Menschen nur

dadurch realisieren, dass man seine Vergangenheit kennt, dass man sie

nicht hinter sich lässt, sondern dass man sein Herkommen, seine Tradi-

tionen kritisch würdigt und sie als gut geordnetes und nutzbares Ar-

chivpäcklein stets bei sich trägt und vergegenwärtigt.

Wir danken Alt-Superintendent Wolfgang Werbeck für seine bisher

geleistete Arbeit an der Vergangenheit und Gegenwart unserer gemein-

samen Kirche. Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche

von Westfalen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wissen sich ihm

eng verbunden und wünschen ihm von Herzen alles Gute und Gottes

Segen im neuen Lebensjahr und Lebensjahrzehnt!

Am 15. Dezember 2006 verstarb der Archivpfleger der Ev. Kirchenge-

meinde Herdecke Diakon i.R. Wolfgang Cremer im Alter von 64 Jah-

ren. Er betreute ein Gemeindearchiv, das von Alter, Umgang und Aus-

sagekraft her zu einem der bedeutendsten und wertvollsten in der

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EKvW gehört. Auf seinen Anstoß hin wurde das Archiv 1994 im Lan-

deskirchlichen Archiv verzeichnet. Herr Cremer verfügte über umfang-

reiche Kenntnisse der Herdecker Kirchengeschichte. Er betreute das

Archiv außerordentlich gewissenhaft, hat einige Veröffentlichungen

vorbereitet, veranstaltete regelmäßig kleine Ausstellungen und küm-

merte sich sorgfältig um die zahlreichen Benutzer. Außerdem enga-

gierte er sich ehrenamtlich in der Seelsorge, Kinder- und Konfirman-

denarbeit und vieles mehr. Bei den Besuchen in der Kirchengemeinde

haben wir ihn als einen besonnenen und großherzigen Menschen ken-

nengelernt. Das Amt des Archivpflegers hat die Gemeinde Herrn René

Harder übertragen, dem wir viel Freude an der Archivpflegearbeit

wünschen.

Zu Jahresbeginn 2007 trat Frau Marion Leerhoff als Angestellte in das

Landeskirchliche Archiv ein. Die Sozialwissenschaftlerin hat lange

Jahre das Reinhold von Thadden-Haus, das mittlerweile verkaufte Stu-

dierendenwohnheim der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bo-

chum, geleitet. Frau Leerhoff arbeitet seit Januar im Sekretariat des

Landeskirchlichen Archivs, wo sie auch die Geschäftsstelle des Vereins

für Westfälische Kirchengeschichte verwaltet. Ausgeschieden aus den

Diensten des Archivs ist zum 15. Oktober 2007 hingegen Frau Marion

Flagmeier-Korte. Sie war seit 2001 Mitarbeiterin im Sekretariat und

ist nunmehr in ein anderes Dezernat des Landeskirchenamtes gewech-

selt. Wir wünschen ihr an ihrem neuen Arbeitsplatz ein gutes und

schnelles Einleben.

Der langjährige Leiter des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld, Pro-

fessor Dr. Bernd Hey, ist nach Vollendung seines 65. Geburtstags An-

fang Mai, zum 31.5.2007 in den Ruhestand getreten. Durch persönli-

chen Einsatz und den Dialog sowohl in der Kirche als auch mit Wissen-

schaft und breiter Öffentlichkeit hat Hey einen wichtigen Beitrag zu

einer geschichtlich verantworteten Präsenz der Evangelischen Kirche

von Westfalen (EKvW) geleistet. Der Historiker stand seit 1985 an der

Spitze des Landeskirchlichen Archivs. Präses Alfred Buß würdigte Hey

als herausragende Persönlichkeit, die mit Kompetenz und Engagement

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die kirchliche Archivarbeit weit über die landeskirchlichen Grenzen

hinaus geprägt habe.

Geboren und aufgewachsen in Bielefeld, studierte Hey an der Westfäli-

schen Wilhelms-Universität Münster Geschichte, Germanistik, Publi-

zistik, Philosophie und Pädagogik. Nach Referendariat und Dissertation

arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen

Hochschule und Universität Bielefeld. 1980 folgte die Habilitation in

Geschichte an der Universität Bielefeld sowie die Berufung zunächst

zum Privatdozenten, 1984 zum Professor. 1985 wechselte Bernd Hey

als Direktor an das Landeskirchliche Archiv. Lehraufträge an der Uni-

versity of Illinois/USA und in Potsdam sowie zahlreiche Veröffentli-

chungen runden seine wissenschaftliche Tätigkeit ab. Als Nachlassver-

walter hat Hey, der seit 1997 auch Vorsitzender des Vereins für West-

fälische Kirchengeschichte ist, darüber hinaus einen wesentlichen Bei-

trag zur Rehabilitierung und Anerkennung von Kurt Gerstein geleistet,

der als Christ innerhalb der SS Widerstand gegen das Naziregime lei-

stete.

Dr. Murken und Prof. Dr. Hey bei den Fei-

erlichkeiten zu Heys Verabschiedung

Nachfolger Heys als Leiter des Landeskirchlichen Archivs der EKvW

wurde zum 1.6.2007 Dr. Jens Murken. Der 38-jährige Historiker und

Diplom-Archivar (FH) studierte an der Universität Münster und an der

Fachhochschule Potsdam. Er war von 1995 bis 2001 wissenschaftlicher

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Mitarbeiter an den Universitäten Münster und Gießen. Seit 2001 war er

im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld als wissenschaftlicher Mitar-

beiter tätig.

Als Überraschung erhielt der scheidende Archivleiter Bernd Hey am

31. Mai im Rahmen seiner feierlichen Verabschiedung in Anwesenheit

zahlreicher Gäste aus Archiven innerhalb und außerhalb Westfalens

eine Festschrift mit dem Titel „Kirchenarchiv mit Zukunft“ überreicht.

Über dreißig Beiträge von Kollegen, Mitarbeitern und Schülern zeich-

nen darin das breite wissenschaftliche Interesse des Jubilars nach: Re-

gionalgeschichtliche Studien behandeln die westfälische Geschichte

vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, kirchenarchivische Abhandlungen

erörtern die Bedeutung der Archive für das kollektive Gedächtnis der

Gesellschaft sowie der Archivbildner, Berichte über praktische Anwen-

dungsgebiete belegen ganz im Sinne Heys die Bandbreite der Tätigkei-

ten und Wirkmöglichkeiten eines „Kirchenarchivs mit Zukunft“.

Inhalt:

Präses Alfred Buß: Grußwort (9)

Vorwort (11)

Wilfried Reininghaus: Grenzen. Ein Problem der Landesgeschichte

(15)

Reinhard Vogelsang: Die Privilegien der Stadt und „des landes nott-

durft“. Bielefeld 1647-1666 (29)

Ulrich Althöfer: MBCH FECIT – Der Bielefelder Bildschnitzer Bernd

Christoph Hattenkerl und der Oerlinghauser Orgelprospekt von 1688

(47)

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Vicco von Bülow: „Nachricht vom Zustande der Evangelisch-Refor-

mierten Kirche von Schwerte“. Verhandlungen über das Patronat im

Jahr 1715 (59)

Bärbel Sunderbrink: Neue Wege gegen die Armut. Verordnete Moder-

nität und kirchliche Beharrungskraft im Königreich Westphalen (69)

Rolf Westheider: Versmolder Grenzfälle. Religiosität und soziales Le-

ben in katholischer Nachbarschaft (81)

Wolfgang Günther: Renitenz in Spenge. Über den kirchenbehördlichen

Umgang mit Abtrünnigen (95)

Eckhard Möller: „Das größte Opfer …, das Missionare tragen und brin-

gen müssen“. Das Gütersloher Missionarskinderheim Johanneum (107)

Kerstin Stockhecke: September 1940: Die „Euthanasie“ und die jüdi-

schen Patienten in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (131)

Jürgen Kampmann: „Die DC sucht das Ganze, die BK das Ihre“. Kir-

chenpolitische Gräben und Grabenkämpfe im Zweiten Weltkrieg im

Spiegel der Gelsenkirchener Bekenntniskreissynoden der Jahre 1941

und 1942 (143)

Johannes Burkardt: Die 250-Jahrfeier der Church of the Brethren in

Schwarzenau 1958. Ein ökumenisches Großereignis der Nachkriegszeit

(167)

Johanna Will-Armstrong: „Neue Aufgaben der Seelsorge“ – Das Pro-

ponendum der Evangelischen Kirche von Westfalen von 1958 (181)

Wolfgang Werbeck: Opel- und Ruhruniversität-Ansiedlung in Bochum

und ihre Folgen für die evangelische Ortsgemeinde (191)

Thomas Heinrich: Vom beschränkten Sammeln – oder: Warum allge-

meine Rücklagen in verfasster Kirche unstatthaft sind (203)

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Mechthild Black-Veldtrup: Kirchenarchiv und Staatsarchiv (213)

Beate Sophie Fleck: Evangelische Taufeinträge in einer katholischen

Pfarrei im Münsterland. Das Beispiel Olfen (217)

Hans Otte: Feiern eines problematischen Anfangs? Das Beispiel des

Kirchenbuchamts Hannover (225)

Norbert Friedrich: Gedächtnisorte der Mutterhausdiakonie – die Ar-

chive und historischen Sammlungen in den Mutterhäusern und ihre

Bedeutung (245)

Martin Stiewe: Vom Nutzen und Nachteil kirchlicher Archive für die

Verkündigung der Kirche (253)

Claudia Brack: Die landeskirchliche Archivpflege in den Kirchenge-

meinden und Kirchenkreisen (261)

Gabriele Stüber: Strategien und Handlungsmuster einer pädagogischen

Öffnung kirchlicher Archive (269)

Bettina Wischhöfer: Lernort Archiv – Lebendige Erinnerungskultur für

die Zukunft? (279)

Bärbel Thau: Das Johannesstift in Bielefeld als historischer Lernort

(287)

Matthias Benad: „Kommet her zu Mir Alle …“. Eine kurze Führung

durch das religiöse Programm der Betheler Zionskirche (297)

Brigitte Gläser und Hans-Rudolf Hermannsen: … retten, was zu retten

ist! (315)

Matthias Rickling: Fünf Punkt Zwei – das Gersteinprojekt. Ein Archiv-

bestand macht Karriere (317)

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Markus Köster: Vom Nutzen des Spielfilms für die Geschichte (333)

Joachim Radkau: Dreimal Siebenbürgen mit Bernd Hey. Auf den Spu-

ren des Exodus der Siebenbürgendeutschen (345)

Johann Melzer: Bestimmungen und Vorschriften zur Benutzung des

Ungarischen Landesarchivs in Budapest Ende des 19. Jahrhunderts

(369)

Detlef Stemann und Manfred Wittland: „Man muss die Probleme an-

packen!“ – Der Archivar als Handwerker. Erfahrungen aus Magaziner-

sicht (375)

Jens Murken: „Ich weiß nicht, ob ich ein typischer Archivleiter bin“.

Ein Interview mit Bernd Hey im Jahre 2003 (379)

Ahnentafel Bernd Hey (400)

Bibliographie Bernd Hey (403)

Autorinnen und Autoren (413)

Claudia Brack / Johannes Burkardt / Wolf-

gang Günther / Jens Murken (Hg.):

Kirchenarchiv mit Zukunft. Festschrift für

Bernd Hey zum 65. Geburtstag

= Schriften des Landeskirchlichen Archivs

der Evangelischen Kirche von Westfalen 10

Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh,

2007. ISBN 978-3-89534-700-9,

Gebunden. 25 x 17 cm. 416 Seiten. 47 Ab-

bildungen sowie 3 Zeichnungen von Volker

Reiche, 29,00 €

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AUTORINNEN UND AUTOREN

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Autorinnen und Autoren Claudia Brack, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (bck)

Martin Gensch, Pfarrer i. R., Lemgo

Winfried Grunewald, Archivpfleger der Kirchengemeinde Bocholt

Wolfgang Günther, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (gü)

Prof. Dr. Bernd Hey, Landeskirchenarchivdirektor i. R., Bielefeld

Nina Koch, Geschichtsstudentin, Universität Bielefeld

Dr. Jens Murken, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (mur)

Ingrun Osterfinke, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (ost)

Wolfgang Pracht, Kirchengemeinde Billerbeck

Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, Universität Bielefeld

Kerstin Stockhecke M. A., Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen

Anstalten Bethel

Anna Warkentin, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (wrk)

Wolfgang Wölke, Kirchengemeinde Crange, Herne