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Archivmitteilungen,
hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche
von Westfalen, Nr. 17, 2007.
ISSN 1614-6468
Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld
Bezugsadresse: Evangelische Kirche von Westfalen
- Landeskirchliches Archiv -
Postfach 10 10 51 33510 Bielefeld
Altstädter Kirchplatz 5 33602 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
Für den Inhalt ihrer Beiträge sind die
Autoren und Autorinnen selbst verantwortlich
INHALT
Inhalt
Vorwort 3
Archivpflegertagung
Claudia Brack
15. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht 4
Bernd Hey
2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege im evangelischen Westfalen 10
Wolfgang Günther
Die neuen Kassationsrichtlinien der EKvW 21
Jens Murken
Wie bereitet man ein Jubiläum vor? – Eine Checkliste 23
Archivpflege in der Praxis
Winfried Grunewald
Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs 30
Jens Murken
Kirchengemeinde Eiringhausen besitzt vorbildliches Archiv 32
Geschichte
Wolfgang Pracht
Die Evangelische Kirchengemeinde Billerbeck sucht ein
Grundstück für ihre Kirche 34
Martin Gensch
Entstehung und Geschichte der Gesangbücher 42
Anna Warkentin
Die Nachkriegszeit in der Korrespondenz Pfarrer Gustav Adolf
Goekes 58
Veranstaltungen
Nina Koch
4. Detmolder Sommergespräch am 8. August 2007 64
Wolfgang Wölke
Tag des offenen Denkmals am 9. September 2007 67
Jens Murken
Workshop „Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter
nationalsozialistischer Herrschaft“ am 19./20. Oktober 2007 71
Aus dem Landeskirchlichen Archiv
Eintagespraktika im Landeskirchlichen Archiv 80
Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im
Landeskirchlichen Archiv, Teil 5 82
Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen 109
Neuerscheinungen 126
Nachrichten Recherchen Personalia 130
Autorinnen und Autoren 149
VORWORT
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
umfangreicher als in den letzten Jahren präsentieren sich dieses Jahr die
Archivmitteilungen. Nicht zuletzt einige Beiträge aus den Reihen der
Archivpfleger bereichern diese Ausgabe.
Unter der Rubrik Archivpflegertagung finden Sie wie gewohnt den
Bericht über die diesjährige Tagung und die ausführlichen Darstellun-
gen einzelner dort gehaltener Vorträge.
Aus der Archivpflege in der Praxis schildert u.a. Archivpfleger Win-
fried Grunewald den Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs in Bo-
cholt, der aus den ökumenischen Beziehungen vor Ort entstanden ist.
Martin Gensch liefert uns im Kapitel Geschichte eine Zusammenfas-
sung zur Entstehung und Geschichte der Gesangbücher. Die Erarbei-
tung einer Ausstellung veranlasste Wolfgang Pracht, die Bemühungen
der Kirchengemeinde Billerbeck um den Bau einer Kirche festzuhalten.
In der neuen Rubrik Veranstaltungen berichtet Wolfgang Wölke über
die Präsentation der Ev. Kirche in Crange beim Tag des offenen Denk-
mals. Außerdem können Sie dort Berichte über das Detmolder Som-
mergespräch und den Workshop „Christen jüdischer Herkunft in West-
falen unter nationalsozialistischer Herrschaft“ finden.
Unter der Überschrift Aus dem Landeskirchlichen Archiv haben wir
Ihnen Kurzberichte aus unserer Arbeit sowie die gewohnte Vorstellung
neuer Findbücher und die Fortsetzung der Übersicht über verfilmte
Kirchenbücher zusammengestellt.
Beachtung sollten Sie auch den kürzeren Informationen, Anfragen und
Angeboten unter der Überschrift Nachrichten, Recherchen, Personalia
widmen.
Wir bedanken uns für die rege Mitgestaltung dieses Heftes und wün-
schen Ihnen viel Freude beim Lesen.
Im Auftrag des Herausgebers
Claudia Brack
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
4
15. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht
von Claudia Brack
Am 10. Mai 2007 trafen sich auf Einladung des Landeskirchlichen Ar-
chivs bereits zum 15. Mal die Archivpflegerinnen und Archivpfleger
von Kirchengemeinden und Kirchenkreisen der EKvW zur Archivpfle-
gertagung. Rund 45 Teilnehmer konnten zur diesjährigen Tagung im
Haus Landeskirchlicher Dienste in Dortmund begrüßt werden.
Zur Eröffnung referierte Professor Dr. Bernd Hey, der drei Wochen
später in den Ruhestand trat, im Rückblick auf seinen Dienst als Lan-
deskirchenarchivdirektor über „Erfahrungen aus 22 Jahren als Landes-
kirchlicher Archivar“. Das Landeskirchliche Archiv versteht sich, wie
im Archivgesetz beschrieben, als Archiv der Landeskirche und Agentur
für Westfälische Kirchengeschichte. Den Schwerpunkt seiner Arbeit
sah Hey jedoch, wie auch sein Vorgänger Dr. Hans Steinberg, in der
kirchlichen Archivpflege. Durch die sehr schmale personelle Besetzung
in der Anfangszeit des erst 1963 gegründeten Archivs war für Hey, der
am 1. Juni 1985 seinen Dienst aufgenommen hatte, ein nicht geringer
Rückstau bei der Bearbeitung von Gemeindearchiven zu bewältigen.
Die Archivpflege in Westfalen habe sich sehr unterschiedlich gestaltet.
So verwahrten und betreuten viele Gemeinden ihr Archiv vor Ort. In
einigen wenigen Kirchenkreisen habe man einen Verbund gebildet, in
dem Gemeinde-, Kirchenkreis- und Superintendenturarchiv zusammen-
geführt würden und wieder andere Gemeinden deponierten ihre Ar-
chive im Landeskirchlichen Archiv. Die Finanznot der Kirchengemein-
den und Kirchenkreise, ebenso wie die der Ämter, Werke und Einrich-
tungen, zwinge immer öfter zur Abgabe der Archivbestände. Dabei
stoße das Landeskirchliche Archiv mit seinen zehn bis elf Kilometern
Regalfläche langsam an seine Grenzen.
Durch das System der ehrenamtlichen Archivpflege sollte der Kontakt
zu den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen hergestellt und das Lan-
deskirchliche Archiv in seiner Arbeit unterstützt werden. Dem Archiv-
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
5
pfleger obliege die Betreuung des Gemeinde- bzw. Kirchenkreisarchivs
und nicht selten diene er auch als Ansprechpartner in Fragen der Kir-
chengeschichte.
Zum Schluss stellte Hey sich und den Anwesenden die Frage, ob sich
das derzeitige Modell der Archivpflege bewährt habe. In Zeiten der
Strukturreform und der Finanznot müsse sich zeigen, ob es in seiner
derzeitigen Form fortgeführt werden könne. Da das Netzwerk der eh-
renamtlichen Archivpflege nicht flächendeckend ausgebaut sei, müsse
in vielen Fällen das Landeskirchliche Archiv vor Ort einspringen. Um
dies zu gewährleisten, sei der momentane Personalbestand des Landes-
kirchlichen Archivs zu sichern, wenn nicht sogar auszubauen. Wichtig
sei es, dass das Landeskirchliche Archiv vor Ort präsent bleibe.
Hey dankte den Anwesenden für die gute Zusammenarbeit und forderte
sie auf, ihre Arbeit weiterhin mit der gewohnten Standhaftigkeit wahr-
zunehmen und dabei, wenn nötig, die Hilfe des Landeskirchlichen
Archivs in Anspruch zu nehmen.1
Nach dem „Abschiedsvortrag“ des langjährigen Leiters stellte Dr. Jens
Murken, der am 1. Juni 2007 zum Leiter des Landeskirchlichen Archivs
ernannt wurde, sich und seine Perspektive für die Archivpflege vor. Der
gebürtige Bremer studierte in Münster Geschichte und Politik, war
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitäten Münster und Gie-
ßen sowie bei dem EKD-Projekt zur „Zwangsarbeit“. Seit 2001 arbei-
tete er, wie mehrfach berichtet, am sog. „Westfälischen Gemeinde-
buch“ und erwarb in dieser Zeit das Archiv-Diplom an der Fachhoch-
schule Potsdam. Murken legt Wert darauf, dass der Austausch mit den
Archivpflegern weiter fortgeführt werde. So möchte er auf den näch-
sten Tagungen die bisherigen Erfahrungen thematisieren und die Mög-
lichkeiten und Perspektiven der Archivpflege in den Blick nehmen.
Dabei ist ihm wichtig, dass es bei der Archivarbeit nicht nur um die
Verwaltung der Akten, sondern auch um deren Nutzung gehe.
Vor der Mittagspause wurden die Archivpfleger nach den Erfahrungen
mit der Einführung des neuen Aktenplans gefragt. Die Rückmeldungen
machten verschiedene Problembereiche sichtbar:
1 Vgl. dazu den Beitrag von Bernd Hey „2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege“
in diesem Heft, S. 10-20.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
6
In vielen Gemeinden sei bisher kein Aktenschnitt erfolgt; es würden die
alten Registraturen wie bisher weitergeführt oder die bisherigen Akten
mit den neuen Aktenzeichen versehen. Dies geschehe nicht immer al-
lein aus fehlender Einsicht, sondern auch mit der Begründung, dass zu
wenig Zeit, Geld und Platz vorhanden sei. Das Platzproblem, das dort
entstehe, wo auf alte und neue Akten noch parallel zugegriffen werden
müsse, betreffe in besonderem Maße die Kirchenkreise. Die Mitarbeiter
in den Verwaltungen täten sich nicht immer leicht mit der Anwendung
des neuen Aktenplans. Die Systematik würde sicher auch wegen ihres
Umfangs nur langsam verständlich und das Sachprinzip bei der Ablage
müsse noch erlernt werden. LKOAR Wolfgang Günther empfahl, dass
in diesen Fällen Schreiben aus dem Landeskirchenamt abgewartet
werden sollten, die dann bereits ein Aktenzeichen trügen. Als gutes
Hilfsmittel wird die Excel-Datei des Aktenplans mit der Such-Funktion
angesehen, die es erleichtere, das richtige Aktenzeichen zum gesuchten
Betreff zu finden. Im Kirchenkreis Bielefeld würden die Akten, die
vernichtet werden könnten, aus den Aktenordnern ausgeheftet und die
Ordner wiederverwendet, was eine nicht unerhebliche Einsparmöglich-
keit böte. Es wurde aus den Reihen der Archivpfleger darum gebeten,
nach einer gewissen Zeit noch einmal eine Anfrage an die Kirchenge-
meinden und Kirchenkreise zu richten, wie weit die Einführung des
Aktenplans fortgeschritten sei.2
Auch aus dem archivrechtlichen Bereich gab es einige Neuerungen zu
berichten. Wolfgang Günther informierte über den neuen Aufbewah-
rungs- und Kassationsplan vom 19. Dezember 2006 (veröffentlicht im
Kirchlichen Amtsblatt 01/2007), in dem geregelt ist, wie lange das nach
1950 entstandene Schriftgut mindestens aufbewahrt werden muss. Bei
der Anwendung sei darauf zu achten, dass die Geschichte der eigenen
Einrichtung dokumentiert werden solle. Akten, die nur Rundschreiben
und allgemeine Informationen enthielten, könnten also vernichtet wer-
den. Neben dem im Aufbewahrungs- und Kassationsplan genannten
Verwaltungsschriftgut sollten natürlich auch Sammlungsgut und Hand-
akten gesichert werden.2
2 Vgl. dazu den Beitrag von Wolfgang Günther „Die neuen Kassationsrichtli-
nien der EKvW“ in diesem Heft, S. 21-22.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
7
Neue Entwicklungen gäbe es außerdem im Personenstandsrecht. Das
am 23. Februar 2007 im Bundesgesetzblatt veröffentlichte neue Perso-
nenstandsgesetz (PStG), solle zum 1. Januar 2009 in Kraft treten und
das bestehende Personenstandsrecht grundlegend reformieren. Schwer-
punkte der Reform seien:
- Einführung elektronischer Personenstandsregister anstelle der
bisherigen Personenstandsbücher
- Begrenzung der Fortführung der Personenstandsregister durch das
Standesamt sowie Abgabe der Register an die Archive
- Ersetzung des Familienbuchs durch Beurkundungen in den Perso-
nenstandsregistern
- Reduzierung der Beurkundungsdaten auf das für die Dokumenta-
tion des Personenstandes erforderliche Maß
- Neuordnung der Benutzung der Personenstandsbücher
- Schaffung einer rechtlichen Grundlage für eine Testamentsdatei
Für die Kirchenarchive seien vor allem die Punkte der Benutzung der
Personenstandsbücher und der Aufbewahrung der Personenstandsre-
gister interessant. Bisher seien Auskünfte aus den Personenstandsbü-
chern für die Zeit nach 1876 nur im sehr engen Rahmen an Personen
erteilt worden, auf die sich der Eintrag beziehe, sowie deren Ehegatten,
Vorfahren und Abkömmlinge. Andere Personen hätten nur dann ein
Benutzungsrecht, wenn sie ein rechtliches Interesse geltend machen
könnten. Selbst ein wissenschaftliches Interesse reiche nicht aus. Das
neue Personenstandsgesetz ändere die Rechtslage für die Benutzung
fundamental. Denn nun könnten die Register erstmals als Archivgut
behandelt werden. Das PStG bestimme in § 5:
„§ 5 (1) Die Registereinträge sind nach den Vorschriften dieses Ge-
setzes durch Folgebeurkundungen und Hinweise zu ergänzen und zu
berichtigen (Fortführung). [...]
§ 5 (5) Für die Fortführung der Personenstandsregister und der Siche-
rungsregister gelten folgende Fristen: 1. Eheregister und Lebenspart-
nerschaftsregister 80 Jahre; 2. Geburtenregister 110 Jahre; 3. Sterbere-
gister 30 Jahre. [...]
§ 7 (3) Nach Ablauf der in § 5 Abs. 5 genannten Fristen sind die Perso-
nenstandsregister, die Sicherungsregister und die Sammelakten nach
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
8
den jeweiligen archivrechtlichen Vorschriften den zuständigen öffentli-
chen Archiven anzubieten.“
Damit ende die bisher unbegrenzte Fortführungsmöglichkeit, was wie-
derum dem Genealogen, dem bisher die Benutzung verwehrt gewesen
sei, nach Ablauf der Fristen die Familienforschung ermögliche. Damit
wiederhole der staatliche Gesetzgeber die Regelungen, die bereits
kirchlicherseits in den Kirchenbuchordnungen vorweggenommen wür-
den. Auch die neue Kirchenbuchordnung der EKvW, so informiert
Günther weiter, lasse diese Einsichtnahmemöglichkeit seit 2003 zu.
Allerdings hätten wir bei den Geburtsregistern andere Fristen (90 Jahre)
und entsprechend auch bei den Trauregistern, die allerdings in der
Kirchenbuchordnung nicht explizit genannt würden. Haben also für
kurze Zeit die kirchlichen Archive das Privileg gehabt, Personendaten
mitteilen zu können, die der Staat noch nicht freigegeben hatte, hätten
sie nun quasi Konkurrenz bekommen. Auch die wissenschaftliche For-
schung sei nun möglich. Welches allerdings das „zuständige öffentliche
Archiv“ sein werde, sei gerade in Westfalen eine interessante Frage.
Nach dem Zuständigkeitsprinzip müssten die Kommunalarchive der
Kommunen, in denen ein Standesamt bestehe, die Register überneh-
men. Auf der anderen Seite besitze das Land mit den Personenstandsar-
chiven bundesweit einzigartige staatliche Archive, deren Aufgabe bis-
her die Sicherung der Zivilregister, Kirchenbuchduplikate und Standes-
amtzweitregister gewesen sei.
Anschließend referierte Jens Murken über das Thema „Wie bereitet
man ein Jubiläum vor?“, wobei er u.a. auf die Dauer der Vorbereitung,
die einzubindenden Gruppen und Institutionen sowie die zu berück-
sichtigenden Quellen einging.3
Außerdem berichtete Murken über die Tätigkeit des Arbeitskreises
„Filmarchivierung NRW“, in den er zur Wahrnehmung der evangeli-
schen Gruppenvertretung kooptiert worden sei, und rief dazu auf, in
3 Vgl. dazu den Beitrag von Jens Murken „Wie bereitet man ein Jubiläum
vor?“ in diesem Heft, S. 23-29.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
9
den Kirchengemeinden und ihren Archiven nach historischen Filmen zu
suchen.4
Zum Abschluss der Tagung ergriff der langjährige Archivpfleger des
Kirchenkreises Bochum Superintendent i. R. Wolfgang Werbeck das
Wort, um im Namen der Archivpflegerinnen und Archivpfleger einen
Dank an Professor Hey auszusprechen, der als Leiter des Landeskirch-
lichen Archivs immer ein offenes Ohr für die Probleme der Archivpfle-
ger gehabt habe und vor Ort präsent gewesen sei, wenn Hilfe benötigt
wurde.
4 Vgl. dazu den Beitrag von Jens Murken „Ungehobene Schätze – Filme und
ihre Archivierung“ in diesem Heft, S. 130-133.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
10
2 x 22 Jahre kirchliche Archivpflege im evangelischen Westfalen
von Bernd Hey
„Die Evangelische Kirche von Westfalen unterhält das Landeskirchli-
che Archiv als Institut der kirchlichen Archivpflege.“ Dieser Satz in §
11 des alten westfälischen Kirchenarchivgesetzes von 1989 war gleich-
sam ein Programm, war es doch die erste Definition in dem „Landes-
kirchliches Archiv“ überschriebenen Paragraphen. An zweiter Stelle
folgte dann die Aufgabe, „Archiv der Landeskirche“ zu sein, und an
dritter Stelle die Funktion des Landeskirchlichen Archivs als „Agentur“
der westfälischen Kirchengeschichtsforschung. Hier deutet sich eine
Priorität der Archivpflege an, die tatsächlich in den jeweils 22 Jahren
Amtszeit der beiden ersten Archivleiter, Dr. Hans Steinberg (1963-
1985) und Prof. Dr. Bernd Hey (1985-2007), auch bestand – selbstver-
ständlich, ohne die anderen Aufgaben des Archivs zu vernachlässigen.
Es war dies nicht nur die dringendste Aufgabe der 1961 durch Synodal-
beschluss geschaffenen Stelle des Landeskirchlichen Archivars, die
dann zum 1. Januar 1963 besetzt wurde und aus der sich die Institution
„Landeskirchliches Archiv“ entwickelte; es war und blieb auch eine der
anstrengendsten und zugleich schönsten. Anstrengend, weil diese Auf-
gabe jahrzehntelang vernachlässigt worden war, obwohl gerade bei den
Kirchengemeinden, um die es dabei in erster Linie ging, die wertvoll-
sten, weil ältesten Unterlagen zur evangelischen Kirchengeschichte
lagern – abgesehen von den Beständen in den westfälischen Staatsar-
chiven. Die zentrale Überlieferung, soweit sie im Landeskirchlichen
Archiv aufbewahrt wird, beginnt erst mit der Gründung der Kirchen-
provinz Westfalen 1815, die der Kirchenkreise mit deren Gründung
1817. Die Kirchengemeinden, wenigstens die historisch ältesten, die
sich in der Reformationszeit dem Protestantismus zuwandten, bestan-
den auch schon vorher und konnten, auch wenn eine geschlossene
Überlieferung meistens erst nach dem Dreißigjährigen Krieg und mit
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
11
der brandenburgisch-preußischen Verwaltung in der Grafschaft Mark
und in Minden-Ravensberg einsetzte, auch Urkunden aus dem Mittel-
alter bewahren. Natürlich ist der Zustand der Gemeindearchive heute
ein durchaus gemischter und abhängig von den Zufällen allfälliger
Kriegs- und Naturkatastrophen, vor allem aber von der Sorge bzw.
Sorglosigkeit der Pfarrer im Umgang mit dem Archivgut ihrer Ge-
meinde. Ganze Gemeindearchive sind noch nach dem Zweiten Welt-
krieg verschwunden, so z. B. das in Dankersen, das 1959 im Auftrag
des Landschaftsverbands von Dr. Ludwig Koechling geordnet und
verzeichnet worden war.
Neben dem Erhaltungs- war auch der Ordnungszustand ein höchst ver-
schiedener, der von totaler Unordnung über hausgemachte, aber nicht
immer konsequent eingehaltene Ablageordnungen bis zur Befolgung
des 1966 vom Archivleiter Dr. Steinberg entwickelten offiziellen Ak-
tenplans für Kirchengemeinden und Kirchenkreise reichte. Entspre-
chend entwickelte das Landeskirchliche Archiv ein eigenes Schema zur
Klassifikation von Kirchengemeindearchiven (Wolfgang Günther/
Ingrun Osterfinke, Ordnung in das Chaos bringen. Anleitung zur Ver-
zeichnung von Archivgut im Bereich der Evangelischen Kirche von
Westfalen, Bielefeld 2. Aufl. 2002 – Schriften des Landeskirchlichen
Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bd. 2). Damit war
zumindest ein Schritt zur Vereinheitlichung der Findbücher getan: Alle
Findbücher sollten nach demselben Plan erstellt werden und so ver-
gleichbar sein; und die früher weit verbreiteten selbst gemachten „wil-
den“ Ordnungen konnten so vermieden werden. Der Steinbergsche
Aktenplan (wenn befolgt) oder das Osterfinkesche Schema waren nun
die Richtlinien für alle Ordnungen und Verzeichnungen.
Was die Unterbringung und Nutzung der Gemeindearchive anging, gab
es eine solche Einheitlichkeit nicht: Generell blieben (oder sollten blei-
ben) die Archive bei ihren Gemeinden – in einer presbyterial-synodal
strukturierten Landeskirche eigentlich selbstverständlich und für eine
lokale und regionale Geschichtsforschung wichtig. Nur verstanden
viele Gemeinden die Verpflichtung, die sich aus dieser Grundordnung
ergibt, falsch: Presbyterial bedeutete für sie oft Nichtstun und Schlam-
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
12
perei, d. h. Vernachlässigung der Archive bis hin zu ihrer akuten Ge-
fährdung, ja Vernichtung, und eben nicht – wie eigentlich gefordert –
den Zwang zur Leistung, in diesem Fall zur Fürsorge und Pflege der
Archive in eigener Regie. Presbyterial-synodal bedeutet auch nicht,
dass Pfarrer und Presbyterien synodale Gesetze, wie etwa das
Archivgesetz, nach Belieben ignorieren zu können glaubten, um im
gewohnten Gleis eigener Untüchtigkeit weiter fahren zu können. Pres-
byterial und synodal bezeichnen zwei aufeinander bezogene Ebenen
kirchlicher Selbstverwaltung und -bestimmung; sie gegeneinander aus-
spielen zu wollen („Was schert uns hier in der Gemeinde, was die Lan-
dessynode beschließt?“), ist der Untergang des presbyterial-synodalen
Prinzips.
Je nach der Lage vor Ort muss sich also die Archivpflege orientieren.
Das Verfahren läuft in der Regel so ab, dass die Gemeinde (oder der
Kirchenkreis) um Hilfe bei der Archivierung bittet: Das sind dann, da
offenbar ein Problembewusstsein vorhanden ist, meistens die leichteren
Fälle. Schwieriger ist es hingegen, wenn sich eine Gemeinde gar nicht
meldet oder sogar angebotene Archivpflegeleistungen ablehnt: Hier ist
besondere Achtsamkeit geboten, da ein Interesse am eigenen Archiv
offenbar fehlt; hier muss die Archivpflege aufgedrängt und durchge-
setzt werden, da Gefahr aus der Vernachlässigung des Archivs droht.
Der/die zuständige Sachbearbeiter/in des Archivs (dazu später mehr)
kommt also, macht sich ein Bild vor Ort, trifft Absprachen und macht
Termine. Der nächste Schritt ist der Abtransport des Archivs nach Bie-
lefeld, meistens schon verbunden mit einer ersten Kassation am alten
Ort. Das ist häufig der körperlich anstrengendste Arbeitsakt: das Aus-
heben des Archivs aus feuchten Kellern oder zu heißen und zu kalten
Dachböden, aus Ecken und Schränken in Kirchen, Pfarr- und Gemein-
dehäusern – ein Unternehmen, das manchmal eher einem „Ausmisten“
gleicht. Bulli, Sackkarre, Plastikwannen und Gurte zum Bündeln sind
hier das Werkzeug des Archivars, der mit Mundschutz und Handschu-
hen dem oft verstaubten und versifften „Altpapier“ zu Leibe rückt. Die
Ausbeute wird ins Landeskirchliche Archiv verbracht, hier zwischen-
gelagert, gereinigt, geordnet, verzeichnet (unter erneuten Kassationen),
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
13
neu verpackt und zurückgebracht. Das ist der Idealfall – mit vielen
Ausnahmen von der Regel:
1. Wer ordnet? Zunächst natürlich der/die zuständige Sachbearbei-
ter/in, der/die aber – bei der bisherigen Vernachlässigung der Ge-
meindearchive und der so entstandenen Arbeitsfülle – häufig mit
dem Arbeitsandrang zeitlich nicht mithalten kann. Um überlange
Wartezeiten zu vermeiden, sind wir dazu übergegangen, Honorar-
oder Werkverträge zwischen Gemeinde und Werkstudenten zu
vermitteln: Die Gemeinde zahlt, der/die Student/in arbeitet im Lan-
deskirchlichen Archiv unter der Betreuung und Aufsicht des haupt-
amtlichen Archivars. Bei allen nicht schwierig zu verzeichnenden
Archiven – im Wesentlichen handelt es sich dabei um Unterlagen,
die nach der Büroreform der 1920er Jahre entstanden sind – hat
sich dieses System bewährt: Es steigert den Output des Archivs und
gibt den (meist Geschichte an der Universität Bielefeld) Studieren-
den eine sinnvolle Beschäftigung und Einnahmequelle.
2. Wie dicht wird verzeichnet? Das ist ein alter Streit zwischen Auf-
wand und Ergebnis. Soll man, wenn so viel zu tun ist, eher pau-
schal verzeichnen oder intensiv (was natürlich länger dauert) und
damit möglichst benutzerfreundlich? Die Wahrheit liegt wohl auch
hier in der Mitte, doch muss wirklich darauf geachtet werden, dass
die Ordnungs- und Verzeichnungszeit nicht über Gebühr ausge-
dehnt wird, wobei natürlich auch Umfang und Aussagewert des Ar-
chivbestands eine Rolle spielen. Der ordnende Archivar darf sich,
so reizvoll das im Einzelfall auch sein mag, nicht festlesen: In ein
bis zwei Monaten sollte ein durchschnittliches Gemeindearchiv
schon zu bearbeiten sein.
3. Wo bleibt das neu geordnete und verzeichnete Archiv? Natürlich
soll es nicht in den Keller oder auf den Dachboden zurück. Die
Gemeinde muss, wenn sie ihr Archiv zurückhaben will, einige
Mindestanforderungen für die Unterbringung erfüllen: einen ab-
schließbaren, temperierten und trockenen Raum, vernünftige Re-
gale, abschließbare Schränke, Raum für Zuwachs. Zugang und Be-
nutzung sind gemäß der Archivpflege-, Benutzungs- und Gebüh-
renordnung zu regeln.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
14
Andererseits hat die Gemeinde das Recht und die Möglichkeit, ihr
Archiv anderswo zu deponieren – allerdings nicht in einem kom-
munalen oder staatlichen Archiv. Das Archiv muss in kirchlichem
Gewahrsam bleiben, sonst droht – wie genügend Beispiele aus der
Vergangenheit belegen – Entfremdung und letztlich Enteignung.
Die Gemeinde kann ihr Archiv im Bielefelder Landeskirchlichen
Archiv deponieren – mit vertraglich zugesichertem Eigentums- und
Rückführungsrecht – oder, wenn vorhanden, in einem Kreissyno-
dal- oder Kirchenkreisarchiv. Diese Archive auf Kreiskirchen-
ebene, oft am Sitz des Kreiskirchenamts, vereinen in der Regel das
alte Superintendenturarchiv, das moderne Kreiskirchenamtsarchiv
und Deposita von Kirchengemeindearchiven aus dem Kirchenkreis.
Allerdings droht diese Mittelebene der Archivpflege, die es nur in
einigen wenigen Kirchenkreisen gab und gibt, im Zuge der Struk-
turreform der EKvW kaputt zu gehen (auch dazu später mehr).
4. Wie kann der neue Archivbestand benutzt werden? Das Problem
der Benutzung von Gemeindearchiven vor Ort ist sehr viel gravie-
render als das der Unterbringung – und daher auch schwerer zu lö-
sen. Bei allfälligem Abbau der Verwaltungspräsenz auf der lokalen
Ebene, d. h. dem Verschwinden ganztägig und u. U. mehrfach be-
setzter Gemeindebüros, und bei Überbelastung bzw. Desinteresse
der Pfarrer ist eine kontrollierte Benutzung von Archivalien in der
Gemeinde häufig nicht organisierbar – und auch dem/der kirchli-
chen Archivpfleger/in, wenn überhaupt vorhanden, kaum zumutbar.
Die Archivbenutzungsordnung der EKvW kannte daher eine relativ
großzügige Ausleihmöglichkeit, etwa an hauptamtlich geführte
Kommunalarchive, um eine adäquate Benutzung (mit kontrollierter
Rückführung) zu ermöglichen. Natürlich wäre von der Benutzung
her gesehen ein zentrales kirchliches Archiv, sei es auf der Ebene
der Landeskirche oder der Gestaltungsräume, ein erheblicher Vor-
teil.
Man erkennt vielleicht jetzt schon: Archivpflege im evangelischen
Westfalen verläuft nicht nach festem Plan oder einheitlichem Schema,
sondern muss sich flexibel den jeweiligen Gegebenheiten (und ihrem
Wechsel) anpassen können. Das System der hauptamtlichen Archivmit-
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
15
arbeiter/innen und der ehrenamtlichen Archivpfleger/innen muss ela-
stisch genug sein, um entsprechend reagieren zu können. Und es muss
sich gegenseitig ergänzen: Das Ehrenamt braucht hauptamtliche Unter-
stützung, und die hauptberufliche Tätigkeit des Landeskirchlichen Ar-
chivs bedarf der Verankerung in der Region durch ehrenamtliche Zuar-
beit. In der Praxis sieht das so aus: Jede/r der Sachbearbeiter/innen des
Archivs betreut einen Archivpflegebezirk, der ein Konglomerat von
Kirchenkreisen umfasst. Heute entsprechen die Archivpflegebezirke
jeweils im Umfang einem oder mehreren der neuen Gestaltungsräume;
sie haben diese praktisch vorweggenommen. In ihren Archivpflegebe-
zirken arbeiten die Sachbearbeiter/innen nach Möglichkeit mit den
Kreissynodalarchivpflegern/innen und Kirchengemeindearchivpfle-
gern/innen zusammen: Die aber gibt es längst nicht überall und flä-
chendeckend, und selbst da, wo es sie gibt, ist ihre Effizienz eine sehr
unterschiedliche: Nur die wenigsten der Kreissynodalarchivpfle-
ger/innen erfüllen ihre in der Archivpflegeordnung vorgesehenen (nicht
allzu hohen) Pflichten. Insofern sind die Mitarbeiter/innen des Archivs
vor Ort häufig auf andere Bezugspersonen angewiesen: die Gemeinde-
sekretärin, ein interessiertes Mitglied des Presbyteriums, Pfarrer oder
Pfarrerin. Immerhin: Das jährliche Archivpflegetreffen verzeichnet
doch regen Zuspruch – hiermit und mit den vom Landeskirchlichen
Archiv herausgegebenen „Archivmitteilungen der westfälischen Kir-
che“ (ebenfalls jährlich einmal) wird der Kontakt zwischen Landes-
kirchlichem Archiv und Archivpflegern/innen gepflegt und gehalten.
Ist das traditionelle System der kirchlichen Archivpflege im evangeli-
schen Westfalen den Herausforderungen der Zukunft gewachsen? Kann
bzw. muss es sich verändern und wohin könnte der Zug gehen? Die
gegenwärtige Phase der Umorientierung und Herausforderung durch
die kirchliche Strukturreform könnte erste Hinweise zur Beantwortung
dieser Fragen geben, stellt sie doch Archiv und Archivpflege vor eine
aktuelle und massive Belastungsprobe. Die neue, durch die Finanznot
forcierte Zusammenarbeit von Kirchenkreisen in den Gestaltungsräu-
men, die Fusion von Kirchengemeinden und die Zusammenlegung von
Einrichtungen, Ämtern und Werken der EKvW haben zu einem ver-
stärkten Andrang von Altakten geführt, die bei der Aufgabe kirchlicher
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
16
Räume und Gebäude und dem Zusammenziehen in neuen, engeren
Strukturen übrig blieben, nicht mehr untergebracht werden konnten und
so dem Landeskirchlichen Archiv angeboten wurden, da die Rechts-
nachfolger, eben die neuen Gemeinden und Einrichtungen, sich außer
Stande sahen, sich um die ihnen eigentlich zufallende Aufgabe der Be-
wahrung der Verwaltungs-, Rechts- und historischen Tradition zu
kümmern. Hier zeigt sich ein deutliches Versäumnis der Strukturre-
form: Die Hoffnung und der Vorschlag des Landeskirchlichen Archivs,
bei der Neugestaltung und -verteilung der kirchlichen Aufgaben in den
Gestaltungsräumen auch die Archivszene zu berücksichtigen, sind nicht
aufgenommen und sträflich vernachlässigt worden; so scheiterte der
Plan, auf der neuen Mittelebene der Gestaltungsräume auch das Ar-
chivwesen neu zu ordnen und hier zumindest das Angebot gemeinsa-
mer Archive von Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Gestaltungs-
räumen in einem der sonst nicht mehr benötigten Gebäude im Gestal-
tungsraum unterzubringen und – wenn möglich – auch hauptamtlich
betreuen zu lassen. Schlimmer noch: Die bereits bestehenden Struktu-
ren drohen wegzubrechen oder sind – wie etwa im Fall des Kreissyno-
dalarchivs des Kirchenkreises Tecklenburg, das sich am Sitz des Kreis-
kirchenamts in Lengerich befand und das bei Aufgabe des Gebäudes an
das Landeskirchliche Archiv abgegeben wurde – bereits abgebaut. Ob
etwa die Kreissynodalarchive in Lübbecke (das älteste), Bochum,
Lüdenscheid und Berleburg auf Dauer überleben werden, erscheint
zumindest fraglich und hängt z. T. auch von dem Engagement und der
persönlichen Einstellung des jeweiligen Superintendenten oder Kreis-
synodalarchivpflegers ab. Ein Beschluss wie der des Kreissynodalvor-
stands des Kirchenkreises Bochum, das Kreissynodalarchiv zu schlie-
ßen, ist in dieser Pauschalität natürlich unsinnig und daher mit Recht
vom Landeskirchlichen Archiv, das dazu weder vorher gehört noch
nachträglich offiziell informiert worden war, beanstandet worden. Zwar
hatte der Kirchenkreis Bochum offenbar versucht, im Gestaltungsraum
auch die kirchliche Archivpflege zum Thema zu machen, war hiermit
aber gescheitert. Der für Archivfragen durchaus aufgeschlossene Ver-
waltungsleiter des Kirchenkreises zog daraus die resignierende Folge-
rung: „Nach meiner persönlichen Einschätzung führt das kirchliche
Archivwesen in der kirchlichen Arbeitswelt ein Schattendasein und hat
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
17
bei Prioritätenentscheidungen über die Festlegung von künftig noch zu
finanzierenden bzw. finanzierbaren Kernbereichen kaum Chancen auf
Bestandssicherung ...“. Ein bitteres Fazit, zumal der Kirchenkreis Bo-
chum lange Vorbildfunktion hatte, da er ein Kreissynodalarchiv mit
einem hauptamtlichen Archivangestellten unterhielt.
Zweierlei wird deutlich: Einmal: Der Hauptfeind einer effektiven
kirchlichen Archivpflege ist die kircheneigene Unsensibilität, Sorglo-
sigkeit und Schlamperei in Archivfragen, wobei völlig übersehen wird,
dass das Archiv in erster Linie einer geordneten Verwaltungsführung
dient und für eine solche unentbehrlich ist und dass die Funktion des
Archivs für Traditionspflege und kirchengeschichtliche Forschung, die
man dann für nicht so wichtig halten mag, eine sekundäre ist. Zustände
wie in Soest, wo es in der gesamten Amtszeit des letzten Archivdirek-
tors unter drei Superintendenten nicht gelungen ist, die vom Archivge-
setz untersagte Unterbringung von kirchlichem Archivgut im Stadtar-
chiv abzustellen, sprechen eine deutliche Sprache und stellen der früher
sog. evangelischen Hauptstadt Westfalens kein gutes Zeugnis aus. Die
Durchsetzung des landeskirchlichen Archivgesetzes und seiner Folge-
ordnungen erwies und erweist sich immer noch als schwierig, und es
sind in erster Linie die eigenen Leute, die Probleme bereiten. Dagegen
verblassen etwa die Begehrlichkeiten von Kommunalarchiven, und
selbst der Bombenkrieg hat die Archive nicht so beschädigt wie die
immer noch und immer wieder anzutreffende bewusste und unbewusste
Vernachlässigung der eigenen Archive bzw. die Missachtung der
kirchlichen Archivregelungen durch Pfarrer und kirchliche Verwaltung.
Geordnete Registratur und ein geordnetes Archiv scheinen für manche
Theologen Fremdwörter zu sein. Ob die neue Schriftgutordnung, die
seit dem 1. Januar 2007 in der gesamten westfälischen Landeskirche
gilt, daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Zunächst verstärkt
diese – zusammen mit den oben beschriebenen Folgen der Strukturre-
form – nur den Druck auf die Archive: Die bis Ende 2006 bestehenden
laufenden Registraturen sollten geschlossen und durch neu anzulegende
ersetzt werden; allein der dadurch entstehende Druck, für die neuen
Registraturen Platz zu schaffen, wird zu einem verstärkten Abfluss von
Altakten an die Archive führen – eine nicht nur räumlich, sondern auch
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
18
in Sachen Ordnung und Erschließung drängende Aufgabe. Entspre-
chend sind nicht nur die Gemeinde- und Kirchenkreisarchive gefordert,
sondern auch das Landeskirchliche Archiv, scheint sich doch der Trend
zu verstärken, sich der lästigen Aufgaben vor Ort zu entziehen, indem
man die Depositalmöglichkeiten des Landeskirchlichen Archivs in
Anspruch nimmt. So kann in letzter Konsequenz das Landeskirchliche
Archiv – entgegen aller presbyterial-synodalen Grundstrukturen (die
aber, wenn die eigene Leistung nicht am Ort erbracht wird, nicht funk-
tionieren können) – mehr und mehr zum Zentralarchiv werden.
Was ist zu tun?
1. Das Landeskirchliche Archiv muss personell eine schlagkräftige
und gut ausgestattete Behörde bleiben. Eigentlich müsste es sogar
verstärkt werden, auf keinen Fall lässt sich hier Personal einsparen.
Es hieße, am falschen Ende zu sparen, wollte man hier gerade dann
Abstriche machen, wenn die Arbeitslast massiv steigt: Das Papier
bleibt, auch wenn Institutionen und Personen „abgewickelt“ wer-
den, und es stellt seine Forderungen. Eine schrumpfende Kirche
bedingt ein wachsendes Archiv.
2. Das Landeskirchliche Archiv muss räumlich vergrößert werden.
Die jetzt vorhandenen etwa 10 km Regalfläche, eigentlich ein groß-
zügiges Raumangebot, werden auf Dauer nicht ausreichen, die viel-
fältigen und steigenden Papierzuflüsse aufzunehmen. Auch die
steigenden Besucherzahlen und der völlig unzureichende Benutzer-
raum verlangen nach räumlicher Erweiterung, sei es am jetzigen
Standort oder in einem Neubau. Archiv und Archivpflege sind eine
Pflichtaufgabe der Landeskirche und ihrer Gliederungen, vor der
man sich nicht auf Dauer drücken kann.
3. Die positive Einstellung zum Archivwesen in den Köpfen aller im
Dienst der EKvW Stehenden bleibt ein Desiderat: Geordnete Ver-
waltung verlangt nach geordneten Registraturen und Archiven, ak-
tuelle Entscheidungen bedürfen rechtlicher und historischer Absi-
cherung. Eigentums- und Rechtsverhältnisse in der Landeskirche
benötigen archivische Fundierung. Darüber hinaus ist Kirche nicht
nur Glaubens-, sondern auch Lebens- und Traditionsgemeinschaft,
die immer wieder des versichernden Rückgriffs auf die jeweils ei-
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
19
gene Geschichte bedarf. Nichts macht dieses deutlicher als etwa
Gemeindejubiläen: Die Erinnerung und Rückbesinnung ermutigt
zur Gegenwartsbewältigung und Zukunftsgestaltung: Die „Kirche
der Zukunft“ braucht ihre Vergangenheit. Konkret wäre ein erster
Schritt in die richtige Richtung, den angehenden Pfarrerinnen und
Pfarrern im zweiten Ausbildungsabschnitt nicht nur die Wichtigkeit
der lokalen und regionalen Kirchengeschichte, sondern auch der
Registratur- und Archivführung nahe zu bringen. Das immer wie-
der zu hörende Statement „Die Menschen sind mir wichtiger als
alte Akten“ ist kein Argument, sondern nur Beleg für die intellek-
tuelle Dürftigkeit mancher Theologen.
Ich hatte eingangs bemerkt, die Archivpflege sei eine der anstren-
gendsten, aber auch eine der schönsten Aufgaben des Landeskirchli-
chen Archivs. Die Anstrengungen und Mühen sind vielleicht deutlich
geworden – und manchmal werden sie auch durch Erfolgserlebnisse
belohnt. Das Schöne daran ist, dass man in der Archivpflege Land und
Leute kennen lernt; die Gemeinden, ihre Kirchen und die Menschen.
Die unzähligen Fahrten durch Westfalen, welche die 2 x 22 Jahre täti-
gen bisher zwei Landeskirchenarchivdirektoren in alle Winkel ihres
Archivsprengels geführt haben, waren voller interessanter Begegnun-
gen mit Dingen und Menschen, haben die kirchlich geprägte Kultur-
landschaft Westfalens erschlossen und sie in eine Erlebnis- und Lern-
landschaft verwandelt. Der landeskirchliche Archivar ist kein Schreib-
tischtäter und darf keiner sein, er muss sich vor Ort beweisen, muss
überzeugen und überreden; er ist, auch gerade wenn und weil er nicht
im Dienstwagen vorfährt, ein Botschafter der Landeskirche und verbes-
sert das Bild des oft nicht sonderlich beliebten und angesehenen Lan-
deskirchenamts. Er darf dann aber auch die so vielfältige und jeweils
individuell verschiedene örtliche Situation studieren und genießen, darf
sich an schönen Kirchen und netten Menschen erfreuen, darf mit der
Kirche das Dorf, den Ort erkunden, die „Kirche im Dorf lassen“, aber
auch das „Dorf um die Kirche“ erleben. Auch wenn es vielfach keine
heilen Strukturen mehr gibt: Manchmal stimmt die Zauberformel „Ein
Dorf, eine Kirche, ein Pastor“ (früher auch noch: „eine Schule“) eben
doch noch, und das alte Bild der Einheit von Kirche und Ort leuchtet
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
20
noch einmal verstohlen auf. Sicher mag das Nostalgie sein, aber es ist
auch im besten Sinne Zukunftsprojektion für die besondere Situation
der Kirche im und für das Leben der Menschen. Das immer noch viel-
fältige Verwobensein von kirchlichem und kommunalem Leben ist ein
wertvolles Erbe; es zu erhalten ist auch Aufgabe der Archivpflege und
es zu erleben das Glück des Archivars.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
21
Die neuen Kassationsrichtlinien der EKvW
von Wolfgang Günther
Am 19. Dezember 2006 hat das Landeskirchenamt einen neuen Aufbe-
wahrungs- und Kassationsplan für die kirchlichen Unterlagen erlassen.
Der neue Fristenkatalog wurde nötig, da zwischenzeitlich auch ein
neuer Aktenplan für den Bereich der westfälischen Landeskirche erlas-
sen worden ist. Die ursprüngliche Absicht, den Kassationsplan mit dem
Aktenplan zu verbinden, ließ sich allerdings nicht verwirklichen, da der
Aktenplan auf allen Ebenen des kirchlichen Handelns Geltung hat, die
Kassationsempfehlungen aber im Einzelfall von Ebene zu Ebene unter-
schiedlich ausfallen können.
Der neue Fristenplan richtet sich in seiner Gliederung nach dem neuen
Aktenplan. Innerhalb der einzelnen Fristengruppen sind die Sach-
betreffe nach der Struktur des neuen Aktenplans angeordnet. Inhaltlich
gibt es gegenüber dem alten Fristenplan nur wenige Veränderungen. So
ist auch dieser Kassationsplan nur für das Schriftgut nach 1950 gültig.
Älteres Schriftgut ist auf jeden Fall zu archivieren. Nur im Einzelfall
sind nach Rücksprache mit dem Landeskirchlichen Archiv Kassationen
möglich. Der gravierendste Unterschied zur alten Ordnung besteht in
der Aufnahme der neuen Regelungen der Vermögensordnung, nach der
nun auch die Jahresrechnungen selber zehn Jahre nach der Entlastung
vernichtet werden können.
Zum Ende dieses Jahres wird die neue Auflage der Archivrechtsbro-
schüre erscheinen, die dann auch den Fristenplan enthält. Sollten Fra-
gen im Einzelfall bestehen, können Sie sich gerne an die für Sie zustän-
dige Sachbearbeiterin bzw. den Sachbearbeiter wenden.
Zu guter Letzt sei angemerkt, dass sich seit einem Jahr auf der Ebene
der EKD eine Arbeitsgruppe im Verband kirchlicher Archive trifft, die
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
22
die Aufgabe hat, eine neue Kassationsordnung zu formulieren und auch
die Fristen entsprechend zu bearbeiten. Auch aus diesem Grund ist
vorgesehen, die bestehende neue Ordnung in drei Jahren einer kriti-
schen Revision zu unterwerfen.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
23
Wie bereitet man ein Jubiläum vor? – Eine Checkliste
von Jens Murken
Haben Sie schon einmal versucht, eine historische Publikation oder
eine Ausstellung „auf die Beine“ zu stellen, ohne dass dafür ein kon-
kreter Anlass ins Haus stünde? Dann haben Sie sicherlich bemerkt, wie
schwierig es ist, für ein solches Unternehmen Mitstreiter zu gewinnen,
die bereit sind, einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Freizeit da-
rauf zu verwenden, inhaltliche Recherchen in Literatur und Original-
quellen, in Bibliotheken und Archiven zu betreiben. Sie haben dann
bestimmt auch die Erfahrung gemacht, dass es ohne „äußeren Anlass“
ungleich schwerer ist, Geldgeber für ein solches Projekt zu finden, die
mit ihren (finanziellen) Mitteln eine Veröffentlichung in der geeigneten
Form zu verwirklichen helfen.
Diese Fixiertheit auf Jahrestage und Jubiläen, die auch deren publizisti-
sche Begleitung viel leichter ermöglichen lässt, muss uns nicht unbe-
dingt stören – solange es sich bei deren „Begehung“ nicht um reine
Pflichtübungen handelt. Ohnehin fällt es uns historisch und archivisch
Interessierten ungleich leichter, in dem uns zur Verfügung stehenden
Quellenmaterial Daten zu finden, die sich zum Feiern und Befeiern,
zum Erinnern und Gedenken eignen, die sich in ihrer historischen Be-
deutung auch betonen und neu bewerten lassen – Geschichte ist eben
ein Konstrukt, eine immer wieder neu zu schreibende Interpretation
vergangenen Geschehens.
Machen wir also aus der vermeintlichen Not eine Tugend und halten
Ausschau nach den ja meist äußeren Anlässen, die eine Gemeinde oder
eine Kommune, einen Verein oder eine Institution zur Rückschau er-
mutigen! Bei diesen äußeren Anlässen kann es sich einerseits um histo-
rische Ereignisse handeln, wie zum Beispiel um den Jahrestag der Ge-
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
24
meindegründung und um ein Kirchweihjubiläum, um Jubliäen also, die
meist schon in früheren Zeiten mit Feierlichkeiten und Publikationen
begangen und bedacht worden sind. Hieran wird man bei der inhaltli-
chen Arbeit anknüpfen können. Daneben können es aber auch aktuelle
Anlässe sein, die man zum Anlass nimmt, deren Vorgeschichte, Vorläu-
fer und bisherige Entwicklung zu erforschen und zu beschreiben. Der-
artige Anlässe können beispielsweise eine Gemeindehauseröffnung, die
Gründung einer Kirchenstiftung oder eines Fördervereins, ein Amtsju-
biläum oder die Emeritierung eines langjährigen Pfarrers, aber durchaus
auch „profane“ Termine, wie zum Beispiel ein Stadtjubiläum, sein.
Neben diesen ortsbezogenen äußeren Anlässen, die über das Gebiet der
betreffenden Gemeinde oder die Zuständigkeit der betreffenden Ein-
richtung hinaus kaum Geltung besitzen und damit auch nur als lokale
Projekte historisch-publizistisch begleitet werden können, gibt es im-
mer wieder auch äußere Anlässe von übergeordneter, überregionaler
Bedeutung, die man gegebenenfalls auf den lokalen Kontext „herunter-
brechen“ kann. Es handelt sich hierbei um Ereignisse von allgemeiner,
meist auch über den kirchlichen Raum hinausweisender Bedeutung, so
zum Beispiel um ein Reformationsjubiläum, ein diakonisches Jubiläum
(150 Jahre Innere Mission) oder auch, um den „runden“ Geburtstag
einer historischen Persönlichkeit, wie im Jahr 2007 den 400. Geburtstag
von Paul Gerhardt.
Man muss sich also wahrlich vom Eingangslamento nicht erschüttern
lassen; äußere Anlässe für den Beginn einer historischen Forschungs-
und Publikationstätigkeit gibt es in ausreichender Zahl. Ihr Vorteil im
Vergleich zu jahrestagunabhängiger Forschung ist, dass man die Rele-
vanz einer Beschäftigung mit einem bestimmten Gegenstand in der
Öffentlichkeit bzw. der Zielgruppe meist nicht lange zu begründen
braucht. Wichtig ist aber, diese äußeren Anlässe überhaupt zu erkennen
und sie dann auch perspektivisch im Blick zu behalten, da sie mit kon-
kreten Jahreszahlen und Daten verbunden sind. Nichts ist bedauerlicher
als ein unerkanntes oder ein verpasstes Jubiläum. Es gilt damit
zugleich, die Termine (bzw. die daraus resultierenden Fristen für den
Abschluss des Projektes) auf keinen Fall zu kurzfristig in den Blick zu
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
25
nehmen. Je nach Vorhaben sollte man zumindest zwei bis drei Jahre für
die Vorbereitungen der eigenen Aktivitäten einplanen.
Um welche Aktivitäten kann es sich nun aber handeln? Aus der Fülle
möglicher Projektideen, deren Bandbreite keine Grenzen gesetzt sind,
sollen einige wenige stichwortartig aufgeführt werden: Es gibt her-
kömmliche, gediegene, aber auch geradezu erwartete Formen, ein Jubi-
läum publizistisch zu begleiten. Dazu gehören vor allem Festschriften
und Sammelbände, die als reine Produkte der Wissenschaft wie auch in
der Federführung vermeintlicher Laienforscher entstehen können. Es
gibt ergänzende bzw. umrahmende Formen, in die die Erkenntnisse
einer historischen Aufarbeitung durchaus mit eingebracht werden kön-
nen, die zugleich auch zur Popularisierung und Bewerbung der histori-
schen Forschungsergebnisse dienen können. Hierzu sind zum Beispiel
Gemeindefeste, Feierstunden und Tage der offenen Tür zu rechnen.
Dann gibt es alternative bzw. kreative Formen, sich einem Ereignis zu
nähern. Auch diese Projektarbeiten, wie zum Beispiel Theaterstücke,
Konzerte, Tanzstücke und vor allem Ausstellungen können die histori-
sche Aufarbeitung begleiten und inhaltlich von ihr profitieren. Schließ-
lich gibt es Aktivitäten für unterschiedliche und von unterschiedlichen
Altersgruppen: Frühzeitig abgeklärt werden müsste beispielsweise die
Beteiligung von Schulklassen oder Konfirmandengruppen, ebenso
müssten die verschiedenen kirchlichen Gruppen und Vereine über den
Wunsch nach ihrer eigenen Beteiligung an einer Projektarbeit zur Vor-
bereitung eines Jubiläums befragt werden.
Festprogramme aus allen Teilen der Landeskirche dokumentieren im-
mer wieder, das und wie die ein oder andere – oder gleich mehrere –
Projektform umgesetzt worden ist. Publikationen, die als Belegexemp-
lare Eingang in das Landeskirchliche Archiv finden sollten, gehören zu
den am besten zu überliefernden Ergebnissen solcher Projekte. Zu den
gängigsten historischen Aufarbeitungsformen gehört die Erstellung
einer Festschrift zu einem Kirchbaujubiläum. Wie könnte das Vorgehen
in einem solchen üblichen Fall aussehen? Zunächst einmal ist es, wie
gesagt, notwendig, den (möglichst) genauen Termin eines Jubiläums zu
kennen und zu erkennen. Hierzu sind mitunter bereits erste intensive
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
26
Recherchen anzustellen, denn längst nicht überall ist beispielsweise das
genaue Einweihungsdatum auch jüngerer Kirchen bekannt – oder es
wird mit dem Datum der Grundsteinlegung oder des Richtfestes ver-
wechselt. Der Personenkreis der Initiatoren einer Jubiläumsaktivität
sollte in einem zweiten Schritt seine (noch vage formulierte) Idee
kommunizieren und Interessierte an einer Mitarbeit sammeln. Das kann
auf ganz unterschiedlichen Wegen geschehen, ausgehend von Gemein-
degruppen beispielsweise oder auch durch einen öffentlichen Aufruf in
der Zeitung. In einem dritten Schritt kann der gewachsene Kreis der
Interessierten dann in der Art einer Ideenbörse oder eines „Brainstor-
mings“ Überlegungen zusammentragen, wie man das Jubiläum gestal-
ten und den Anlass historisch aufarbeiten könnte. Beim Abwägen der
Aktivitätsformen kommen sodann auch die verschiedenen Kompeten-
zen zur Sprache, die jede sich beteiligende Person in das Projekt mit
einzubringen gewillt ist. Eine realisierbare Auswahl aus dem Ideen-
Pool muss abschließend getroffen und vereinbart werden. Ein Vorbe-
reitungsausschuss, der sich nun aus dem Kreis der Interessierten heraus
bilden sollte, kann daraufhin als vierten Schritt einen Projektplan
erstellen. Dieser Projektplan bündelt die verschiedenen Ideen zu auf-
einander abgestimmten Arbeitsschritten und benennt einen Zeitplan für
den Arbeitsprozess. Das Arbeitsziel, hier: eine Festschrift zum Jubi-
läum, bildet den Abschluss des Projektes. Auf der Grundlage der für
notwendig erachteten Arbeitsschritte und Arbeitsergebnisse lässt sich –
fünftens – die Finanzierung des Projektes kalkulieren. Mit diesem Wis-
sen können potenzielle Sponsoren angesprochen und um konkrete fi-
nanzielle Unterstützung angefragt werden. – Die hier kurz benannten
einzelnen vorbereitenden Vereinbarungen stellten bereits eine erste
intensive Arbeitsphase dar, von deren jeweiliger Umsetzung aber das
Gelingen des Gesamtprojektes abhängt.
Ist der äußere und inhaltliche Projektrahmen vereinbart worden, dann
sollte die Federführung eines Festschriftprojektes einer Redaktions-
gruppe übertragen werden und nicht einer einzigen Person aufgebürdet
werden. Hier würde erneut die Gefahr des Scheiterns des Gesamtpro-
jektes drohen, beispielsweise bei fachlicher Überforderung, zu hoher
Arbeitsbelastung oder bei Krankheit. Alternativ wäre stets auch die
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
27
Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit zu erwägen. Der Redak-
tionsausschuss könnte hierbei als eine Art Beirat fungieren, der sich um
die äußeren Rahmenbedingungen kümmert. Eine Bearbeiterin oder ein
Bearbeiter, beispielsweise ein ortsansässiger oder ortsgebürtiger Stu-
dent, könnte sich hingegen ganz auf die inhaltliche Erforschung und
Ausarbeitung konzentrieren. Attraktiv für Studierende ist ein solches
(honorarfreies) Angebot häufig schon allein deshalb, weil sie so zu
einem originellen und zugleich überschaubaren Thema für eine Quali-
fikationsarbeit (zum Bachelor oder Master) gelangen können.
Welchen Weg man auch einschlägt (üblicher ist sicherlich der eines
Redaktions- und Autorenteams), bestimmte konzeptionelle Überlegun-
gen stellen sich jedem Herangehen an ein Publikationsprojekt glei-
chermaßen: Zeit-, Kosten- und Produktrahmen (welches Ergebnis ist
also gewünscht) bestimmen jeweils das Vorgehen. Daher gilt es, den
Rechercheaufwand zu kalkulieren und gegebenenfalls zu beschränken.
Welche Quellen können herangezogen und studiert werden, welche
Quellen liegen bereits ediert vor, welche Archivreise erscheint notwen-
dig, auf welche Fahrt kann verzichtet werden. Es ist sich immer wieder
vor Augen zu führen, dass auch bei einer Festschrift, die einem lokalen
historischen Ereignis oder Bauwerk gewidmet werden soll, einschlä-
gige archivalische Überlieferungen an ganz unterschiedlichen Orten
existieren. Schriftliche Anfragen an Ortsgemeindearchive und kommu-
nale Archive, die meist auch leicht persönlich aufsuchbar sind, werden
bereits sachdienliche Hinweise erbringen. Mitunter hilft heutzutage
bereits die Recherche im Internet, so zum Beispiel im Informations-
system nordrhein-westfälischer Archive unter www.archive.nrw.de.
Schriftliche Anfragen ergeben schriftliche Auskünfte seitens der Ar-
chive, und diese liefern in der Regel fundierte Antworten. Dies gilt
insbesondere für die Staatsarchive (und auch für das Landeskirchliche
Archiv), wo Anfragen gegebenenfalls von verschiedenen zuständigen
Sachbearbeitern behandelt werden. Ein erstes Zugehen auf die Zeitum-
stände eines Themas stellt aber häufig die Recherche im Zeitungsarchiv
dar. Die örtlichen Tageszeitungen sind vielfach in den Kommunalar-
chiven überliefert und sind dort, wie teilweise auch direkt bei den Zei-
tungsverlagen, im Original oder auf Microfiche zu lesen. Man sollte bei
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
28
den bisher genannten Recherchewegen durchaus auch Erfahrungen
anderer, vergleichbarer Projekte einholen und zum Beispiel die Ar-
chivpflegerinnen und Archivpfleger anderer Kirchengemeinden kon-
sultieren (aber auch die Hilfe des Landeskirchlichen Archivs einfor-
dern). Denn bis zu diesem Punkt handelt es sich um eine ganz her-
kömmliche Herangehensweise, die vergleichsweise formal abgearbeitet
werden kann. Ungleich aufwändiger und informeller ist hingegen das
Suchen nach neuen und ergänzenden Quellen vor Ort. Seit den 1970er
Jahren hat sich eine „Grabe-wo-du-stehst“-Bewegung entwickelt, deren
Ansatz man hierbei verfolgen könnte. Es wäre an das Sichten privater
Überlieferungen zu denken (Nachlässe, Fotobestände, Tagebücher,
Konfirmationsunterlagen, Korrespondenzen, Gegenständliches) wie
auch an Zeitzeugenbefragungen. Sollte ersteres in Absprache mit den
örtlich zuständigen Archiven geschehen, sind bei letzterem der hohe
Transkriptionsaufwand und die daraus resultierenden Kosten zu beden-
ken.
Wie bereits beim Punkt der Initiierung eines Jubiläumsprojektes er-
wähnt und auch jetzt beim Punkt der Recherche vor Ort angeführt, so
sollten – ebenso wie das Jubiläum selbst – auch bereits die Arbeiten zu
dessen Vorbereitung der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Denn
bei der Suche nach Mitstreitern stößt man häufig auf Personen mit ganz
unterschiedlichen, aber durchaus brauchbaren Kompetenzen: Neben
Autoren und Fotographen, an die man meist zuerst denkt, sollte man
auch Graphiker, Drucker und Webdesigner für eine begleitende Web-
seite in den Blick nehmen. Zugleich ist an die Multiplikatoren in Schu-
len, Verbänden und Vereinen zu denken. All diese Berufsgruppen sind
letztlich mit ihren unterschiedlichen Verbindungen und Fähigkeiten
einzubinden, wenn es um die Suche nach unbekannten oder verscholle-
nen Quellen geht, um die Befragung von Zeitzeugen, wenn es um das
Finden von Sponsoren und Förderern geht, um das Einwerben von –
sofern gewünscht und finanziell nötig – Werbeseiten im Anhang der
Festschrift, wenn es auch um die Subskription der Publikation, also um
das das Einwerben von Abnehmern und Käufern der Festschrift geht, so
dass die Auflage und damit die Kosten bereits im Vorfeld realistischer
kalkuliert werden können.
ARCHIVPFLEGERTAGUNG
29
Die hier kurz vorgestellte, dennoch recht umfangreiche Checkliste zur
Vorbereitung eines Jubiläums sollte nicht abschrecken, sondern Pla-
nung und Vorgehen strukturieren und damit erleichtern. Viele Arbeits-
schritte bauen aufeinander auf, auf manche „Sackgasse“ und manchen
Umweg bei der Recherche wird man trotz guter Planung stoßen – aber
das Ziel, hier: eine Publikation zu einem Jubiläum, sollte nicht aus dem
Blick geraten. Für eine erfolgreiche Projektdurchführung sollten dabei
noch einige prinzipielle Dinge beachtet werden. Dazu gehören regel-
mäßige Gruppentreffen, um den Arbeitsfortschritt zu überprüfen, um
Zwischenziele zu sichern und, nicht zuletzt, um die Gruppendynamik
zu stärken. Dazu gehört auch das rechtzeitige Einwerben „prominenter“
Grußworte für die Einleitung der Festschrift. Noch elementarer ist aber,
die Rechte und Genehmigungen für den Abdruck von Fotographien, die
die Veröffentlichung illustrieren sollen, einzuholen, zumal dies auch
einen nicht unerheblichen Kostenfaktor darstellen kann. Schließlich
sollten die gesamten im Zuge der Projektarbeit entstandenen Material-
sammlungen zur Archivierung bzw. Weiterverarbeitung dem oder
einem zuständigen Archiv angeboten werden. Nicht alles, was erforscht
worden ist, wird Eingang in eine Publikation gefunden haben, und
mancher neu gewonnene Kontakt sollte auch nach Abschluss des Ju-
biläumsprojektes gepflegt werden. – All das (oder zumindest einiges
davon) im Blick behaltend, wird letztlich aus einem ein-maligen Ereig-
nis ein einmaliges Ereignis werden, ein Ereignis, das nicht nur lange
seine Vorboten voraus geschickt hat, sondern auch lange nachwirken
wird.
ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS
30
Aufbau eines katholischen Pfarrarchivs
von Winfried Grunewald
Zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt, Bezirk Nord /
Christuskirche, und der Katholischen Pfarrgemeinde Liebfrauen besteht
seit vielen Jahren ein sehr enges ökumenisches Verhältnis.
Als in einer Sitzung des Ökumene-Ausschusses die Rede auf Archivbe-
stände zur Geschichte der Ökumene in Bocholt kam und ich erzählte,
dass ich vor einiger Zeit (mit Unterstützung des Landeskirchlichen
Archivs durch Frau Osterfinke) das Archiv unserer Gemeinde aufge-
baut und ein Findbuch erarbeitet hätte, wurde ich vom Pfarrer von
Liebfrauen, Dr. Klaus Winterkamp, sogleich in die Pflicht genommen,
auch für die Liebfrauengemeinde ein solches Archiv zu errichten.
Die Gründungsurkunde der damaligen „Nye Kerke“ datiert schon aus
dem Jahr 1310; aber erst 1893 wurde sie zur Rektoratskirche „Unserer
Lieben Frau“ erhoben und erhielt 1901 ihre volle Selbständigkeit. Die
evangelische Gemeinde wurde im Jahr 1819 gegründet. Beiden Ge-
meinden ist allerdings das gleiche Schicksal widerfahren: Am 22. März
1945 wurden die Gebäude, die der Aufbewahrung der Archivalien
dienten, durch einen Bombenangriff zerstört. Erhalten geblieben sind
hier wie dort aus der Zeit vor 1945 nur Einzelstücke und die – ausgela-
gerten – Kirchenbücher. Weit über 90 Prozent des jeweiligen Bestandes
ist daher erst nach 1945 angelegt worden. Weitere Übereinstimmungen
bzw. Ähnlichkeiten stellten sich gleich zu Beginn meiner Arbeit heraus:
die Notwendigkeit einer Zusammenführung der Akten aus mehreren
Räumlichkeiten innerhalb des Pfarrhauses (Dachboden, Keller, Pfarr-
büro) wie auch aus verschiedenen Provenienzen von außerhalb (z. B.
von einem Architekten ältere Bauakten); Versuche (und schließlich
Aufgabe) über einige Jahre, nach einem Registraturplan abzulegen;
Bemühungen eines Einzelnen aus dem Jahr 1981, aus der Menge an
Ordnern nach bestimmten Kriterien eine Auswahl zu treffen und dazu
einen „Aktenplan“ zu verfassen.
ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS
31
Als ich mit der Verzeichnung begann (wobei ich die vom Landeskirch-
lichen Archiv gegebene Vorlage dankbar benutzt habe), schrieb ich an
das Bistumsarchiv Münster mit der Bitte, mir eine Art von Archivsy-
stematik, wie ich sie von Bielefeld her kannte, zuzuschicken. Ich erhielt
den 1978 angelegten Akten-, Registraturplan, der aber nach Auskunft
des Bistumsarchivs zugleich „die Grundlage der archivischen Gliede-
rung neuer Bestandsgruppen“ bildet. Diese Systematik mit den folgen-
den acht Hauptgruppen habe ich dann auch beibehalten:
I. Bischof, Bistum, Generalvikariat, Dekanate, Pfarrgemeinde
II. Sakramente und Gottesdienst
III. Gemeindeleben, Bildungsarbeit, Mission, Seelsorge
IV. Schule und Erziehung
V. Caritas
VI. Personalangelegenheiten
VII. Vermögensverwaltung (Grundstücke; Gebäude, Bausachen)
VIII. Haushalt; Versicherungen; Sparkassen und Banken
Im Findbuch sind mit fortlaufenden Nummern 445 Akteneinheiten
verzeichnet.
Die Arbeit hat viel Freude gemacht, und ich konnte über diesen Zugang
auch Einblicke in die inneren Angelegenheiten einer katholischen
Pfarrgemeinde gewinnen. Beeindruckt war ich besonders von dem Be-
harrungsvermögen, das sich in einigen Bereichen auftat: So werden
z. B. Grundstücke auch heute noch nach der uralten (lateinischen) Na-
mensgebung der Vikarien bezeichnet!
Zum Schluss möchte ich noch ein Ereignis erwähnen, das mir schon
vom evangelischen Gemeindearchiv her vertraut ist: Kaum war ich mit
der Arbeit fertig, wurden mir einige Bauakten nach der Durchsicht des
Findbuches förmlich „aus der Hand gerissen“ – für eine grundlegende
Umgestaltung und Renovierung des Innenraumes der Liebfrauenkirche.
ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS
32
Kirchengemeinde Eiringhausen besitzt vorbildliches Archiv
von Jens Murken
Die Industrialisierung und die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn
sorgte im 19. Jahrhundert im märkischen Sauerland für einen Bevölke-
rungszuwachs aus Wittgenstein, Hessen, Ost- und Westpreußen, Süd-
deutschland und Ungarn. Die Bauerschaft Eiringhausen gehörte kirch-
lich gemeinsam mit Pasel und Böddinghausen zur evangelischen Kir-
chengemeinde Plettenberg. Die kirchliche Verselbständigung „Ägge-
rins“ zog sich Anfang des 20. Jahrhunderts über mehrere Jahre hin, bis
schließlich am 1. November 1909 die evangelische Kirchengemeinde
Eiringhausen errichtet werden konnte.
Rechtzeitig zum 100. Jahrestag ihres Bestehens im Jahr 2009 hat die
Kirchengemeinde Eiringhausen (Evangelischer Kirchenkreis Lüden-
scheid-Plettenberg) ihre archivalische Überlieferung verzeichnen las-
sen.
Den Archivkeller des alten Pfarrhauses neben der Johanniskirche habe
sie zum ersten Mal im November 2006 betreten, wie Frau Warkentin
erklärte. „Wir waren positiv überrascht. Er sieht wie ein kleines Mu-
seum zur Gemeindegeschichte aus. Die Archivalien waren ordentlich
verpackt, nach dem Registraturplan geordnet und in den Regalen aufge-
stellt. Kein Vergleich zu manchen Kirchengemeinden, die ihr Archiv-
gut ungeordnet, verdreckt und verschimmelt auf den Dachböden oder in
den Kellerräumen liegen lassen.“ Diesen hervorragenden Zustand habe
man vor allem dem Archivbeauftragten der Gemeinde, Herrn Back-
haus, der dieses Amt seit 1990 bekleidet, zu verdanken. In mühsamer
Arbeit habe er das Schriftgut zusammengetragen und vorgeordnet. Er
recherchierte in anderen Archiven und kopierte Quellen zur Gründung
der Gemeinde für das Gemeindearchiv. Er sammelte Zeitungsberichte
und Beiträge zur Gemeindegeschichte. Dieses Sammlungsgut ergänzt
ARCHIVPFLEGE IN DER PRAXIS
33
das Gemeindearchiv und hilft den Forschern, sich einen umfassenderen
Eindruck von der Gemeindegeschichte zu verschaffen.
Anna Warkentin vom Landeskirchlichen Archiv übergab das im
Rahmen der landeskirchlichen Archivpflege überarbeitete und
geordnete Archiv an Pfarrer Uwe Brühl (Mitte) und den Ar-
chivpfleger der Kirchengemeinde Eiringhausen, Karl Backhaus
(links). (Foto: Guido Günther, Süderländer Tageblatt)
Nach der Sichtung und Bewertung des Registraturguts wurde das ar-
chivwürdige Schriftgut nach Bielefeld ins Landeskirchliche Archiv
transportiert. Dort wurde es neu geordnet, inhaltlich und zeitlich er-
schlossen und in konservierende Materialien verpackt. Es wurde ein
Findbuch angelegt, welches in elektronischer Form zur Verfügung
steht, systematisch aufgebaut ist und eine schnelle und sichere Recher-
che ermöglicht.
Mit dem erschlossenen Archiv ist für die Evangelische Kirchenge-
meinde Eiringhausen eine Grundlage geschaffen worden, um die Ge-
meindegeschichte nicht nur mit Blick auf das 100-jährige Gemeindeju-
biläum aufzuarbeiten und die Vergangenheit für die Nachwelt zu si-
chern.
GESCHICHTE
34
Evangelische Kirchengemeinde Billerbeck sucht ein Grundstück für ihre Kirche
Eine Nachlese zur Ausstellung beim Gemeindefest am 12. September 2004 im Gemeindezentrum der Evange-lischen Gemeinde Billerbeck
von Wolfgang Pracht
Frühjahr 1945 – Der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken und
Grauen ist zu Ende. Millionen Menschen sind ohne Haus und Hof, ohne
Heimat, ohne Orientierung. Eine riesige Völkerwanderung beginnt.
Viele Menschen in den Städten haben bei Bombenangriffen ihr Dach
über dem Kopf verloren und ziehen in ländliche Gegenden. Aus Ge-
bieten mit kriegerischen Handlungen flüchten die Menschen in ver-
meintlich ruhigere Gegenden. Durch Flucht und Vertreibung strömen
Millionen Menschen aus dem Osten Richtung Westen.
Eine Zunahme der Bevölkerungszahlen und die Vermischung mit ein-
heimischer Bevölkerung blieben nicht aus. So auch im Münsterland,
genauso wie in Billerbeck und Umgebung. Für Billerbeck war der
Krieg am Karfreitag, dem 30. März 1945 zu Ende, als alliierte Truppen
einzogen. Die russische Rote Armee stand zu diesem Zeitpunkt noch an
der Oder. Die Zuwanderungen veränderten in den Gemeinden das
Zahlenverhältnis zwischen katholischen Einwohnern und evangelischen
„Neubürgern“.
In der Statistik wurden 1937 noch 137 evangelische Christen unter
15.135 katholischen Gläubigen im Großbereich Billerbeck aufgeführt.
1954 sah das Verhältnis schon anders aus: Bei ungefähr 18.000 katholi-
schen Einwohnern waren etwa 1.800 Evangelische statistisch erfasst.
Verwaltungstechnisch bestand Billerbeck damals aus drei Bereichen.
Zu diesen Gebieten gehörten folgende Bauerschaften: Bombeck,
Dörholt, Hamern, Lutum, Osthellen und Westhellen im Kirchspiel Bil-
lerbeck; Aulendorf, Esking und Temming in Beerlage.
GESCHICHTE
35
Folgende Zahlen wurden 1948 für diese Gebiete genannt:
Stadt Billerbeck 295 Evangelische, Kirchspiel Billerbeck 358 Evangeli-
sche und in der Beerlage 210 Evangelische, also insgesamt 863 evan-
gelische Einwohner, denen 9.200 Katholiken gegenüberstanden.
Noch 1931 waren lediglich 47 evangelische Christen registriert, die im
Raum Billerbeck lebten. Sie sind noch namentlich bekannt. Damals
wurden sie vom Hofprediger und Pfarrer Julius Kirchhoff von Coesfeld
aus betreut. Er hielt alle vier Wochen an einem Sonntagnachmittag in
einem etwa 36 m² großen Raum im Obergeschoss der Textilfabrik „El-
berfelder Textilwerke“ (später Conze & Colsman) den Gottesdienst. Oft
fand dieser auch auf dem Hof des Werkes statt. Das Harmonium wurde
vom Hofprediger selbst gespielt. Von 1947 bis 1951 spielte Gerhard
Ilisch dieses Instrument.
In dieser Fabrik war der Betriebsleiter Geldmacher aus Langenberg bei
Essen tätig. Da er selbst evangelisch war, vermittelte er den Raum Bei
Conze & Colsman. So brauchten die Gläubigen nicht mehr die langen
Wege nach Coesfeld oder Münster zu machen. Nach dem Kriege wurde
die Räumlichkeit vom 1. November 1946 bis zum 30. September 1948
von der Evangelischen Kirche offiziell gemietet. Für die katholische
Bevölkerung Billerbecks war damals Propst Laumann tätig, der dieses
Amt von 1927 bis 1964 ausübte.
Immerhin gehörten Coesfeld und Umgebung seit 1872 zum evangeli-
schen Kirchenkreis Münster. Der Kirchenkreis Steinfurt bildete sich
erst 1953, zu dem dann auch das Gebiet um Coesfeld gehörte. Superin-
tendent des Kirchenkreises Steinfurt war von 1953 bis 1964 Pfarrer
Friedrich Brune aus Emsdetten, der zuvor schon im Kirchenkreis
Münster als Superintendent tätig gewesen war. Als 1939 Pfarrer Kirch-
hoff starb, übernahmen verschiedene Geistliche die Betreuung Biller-
becks. Für einige Zeit sprang noch 1939 der Hilfsprediger Wilhelm
Spieker ein. Zum Jahresende konnte der Lizentiat (Lic.) Otto Plöger
den Predigtdienst übernehmen. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs
wurden Spieker und auch Plöger zur Wehrmacht einberufen. Bis zum
Mai 1945 übernahm nun der Ruhestandspfarrer Fritz Olbricht die seel-
sorgerliche Betreuung der Billerbecker Evangelischen. Pfarrer Olbricht
hat in dieser Zeit noch zwei Mädchen in der „Fabrik“ konfirmiert: Ing-
rid Bellstedt und Marianne Peters. Die Anreise von Coesfeld nach
GESCHICHTE
36
Billerbeck erfolgte meist mit dem Fahrrad und war sehr abenteuerlich.
Im Juni 1945 kam Pfarrer Plöger überraschend aus russischer Kriegsge-
fangenschaft zurück und übernahm wieder alle vier Wochen den Got-
tesdienst in der Fabrik. Am 14. April 1946 konfirmierte Pfarrer Plöger
alle Jugendlichen aus der Kirchengemeinde Coesfeld, zu der damals
auch Billerbeck gehörte, in Coesfeld selbst.
Eine leichte Entlastung trat ein, als im Mai 1946 ein neuer Pfarrer für
Billerbeck zur Verfügung stand: Wiard Roth. Am 25. Mai 1946 wurde
er durch Pfarrer Plöger in sein Amt in Billerbeck eingeführt. Jetzt
konnte jeden Sonntagvormittag Gottesdienst gehalten werden. Einzelne
Amtshandlungen, zum Beispiel Taufen, nahm Pfarrer Roth in seinem
Wohnraum am Johannikirchplatz vor. Aber die Wohnverhältnisse wa-
ren katastrophal.
Bei Conze & Colsman konnte Pfarrer Roth das erste evangelische Ehe-
paar am 7. September 1946 trauen. Es waren die Eheleute Hartstock.
Wegen seiner angegriffenen Gesundheit beantragte Roth im Januar
1947 zu seiner Entlastung die Zuweisung eines Gemeindehelfers und
eines kleinen Autos oder Motorrades. Am 30. März 1947 konnten dann
acht Jungen und neun Mädchen in der „Fabrik“ von ihm konfirmiert
werden.
Schon im April 1947 wurde er durch den Pastor Manfred Mühle abge-
löst. Er musste noch in Uniform predigen und übernachtete gelegentlich
in einem gewerblich genutzten Raum. Mühle blieb auch nur bis Ende
August 1947 und ging dann nach Lengerich. Bei einem Motorradunfall
Anfang 1949 verunglückte Mühle tödlich. Von September bis Oktober
1947 sprang erneut Pfarrer Plöger ein. Die ungelöste Wohnungsfrage
war stets das Problem für die Einstellung eines Pfarrers am Ort. Die
Wohnungssituation gestaltete sich überall sehr schwierig; die Gemein-
den konnten nur bedingt helfen. In Billerbeck waren in diesen Jahren
folgende Bürgermeister im Amt: 1934-1945 Karl Knüppel, 1946-1948
Hubert Reiling, 1948-1949 Anton Averhoff und 1949-1951 Johann
Holtkamp.
Anfang November 1947 gab es einen Lichtblick, als Pfarrer Ernst
Stümke nach Billerbeck kam und eine sichere Stelle vorfand. Zunächst
wohnte er in der Schmiedestraße. Billerbeck wurde für ihn ab dem 1.
Mai 1949 zu einer festen Pfarrstelle.
GESCHICHTE
37
Nach den Kriegsjahren stellten sich für die evangelische Bevölkerung
Billerbecks besondere Probleme. Durch den starken Zuwachs der Be-
völkerung reichte der kleine Raum in der Textilfabrik nicht mehr aus.
Der Raum selbst stand nur noch begrenzte Zeit zur Verfügung. Wegen
Eigenbedarfs des Werkes war er zum 1. Oktober 1948 gekündigt wor-
den. Zwei Fragen waren also zu lösen. Man benötigte eine eigene Kir-
che. Nur in besonderen Situationen stellte die katholische Gemeinde
ihre Kirche St. Johann zur Verfügung. Eine Dauerlösung konnte das
nicht sein. Propst Anton Laumann, der von 1927 bis 1964 in Billerbeck
tätig war, war verständnisvoll und entgegenkommend. Zum anderen
brauchte man für den Bau einer eigenen Kirche auch ein Grundstück
und Geld.
Nun gehörte Billerbeck damals zur Kirchengemeinde Coesfeld, deren
Vorsitzender des Presbyteriums Pfarrer Gerhard Kickhäfer war. Bil-
lerbeck war gewissermaßen eine Außenstelle. Dem Presbyterium dürfte
die Billerbecker Situation durchaus bekannt gewesen sein. Man be-
mühte sich zunächst um ein passendes Grundstück. Das evangelische
Fürstenhaus Salm-Horstmar besaß im Raum Billerbeck durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 große Ländereien.
Schon zur Zeit von Pfarrer Roth müssen zwischen Mai 1946 und April
1947 zwischen dem Coesfelder Pfarrer Kickhäfer und dem Rentamt des
Fürsten Verhandlungen wegen der Grundstücksbeschaffung stattgefun-
den haben. Darüber findet sich im Archiv nichts Näheres. Fest steht,
dass ein 1 Morgen (2728 m²) großes Grundstück in der Flur Billerbiäk-
ker Klai, in der Ludgeristraße Billerbeck, schon an verschiedene Inte-
ressenten verpachtet war: Ahlers, Bertels, Harmer, Mischendahl, Ren-
dels und Wiens werden namentlich genannt. Das Grundstück hatte da-
mals einen Einheitswert von 4500,- RM. Es gab ein starkes Interesse
der Pächter, diese Parzellen zu kaufen. Dabei war die Summe von
10.000,- RM, ja sogar eine solche bis 13.000,- RM im Gespräch. Die
Stadt Billerbeck hatte nämlich dieses Gebiet in der Stadtplanung als
Industriegelände ausgewiesen.
Durch Verhandlungen zwischen dem Rentamt des Fürsten und der
Evangelischen Kirchengemeinde Coesfeld kam es am 22. März 1947
dazu, dass die Fürstliche Rentkammer die Ermächtigung zur Kündi-
gung der Pächter erteilte. So wurde dann am 29. März 1947 die Kündi-
GESCHICHTE
38
gung zum 1. April 1948 ordnungsgemäß ausgesprochen, wie aus einem
Schreiben von Pfarrer Stümke an den Coesfelder Oberkreisdirektor
Bernhard Wening hervorgeht. Zum Zeitpunkt der Kündigung im März
predigte in Billerbeck allerdings noch Pfarrer Roth.
Am Ende der Kündigungsfrist kam es dann am 31. März 1948 zum
Abschluss eines Erbbauvertrages zwischen dem Land- und Forstwirt
Philipp Franz Fürst zu Salm-Horstmar und der Evangelischen Ge-
meinde Coesfeld. Der Erbpachtbeginn wurde auf den 1. Januar 1948
festgelegt und war auf 90 Jahre begrenzt, soll also am 31. Dezember
2037 enden. Abgeschlossen wurde bei Notar Bräutigam unter der Ur-
kundenrolle 163 von 1948. Unterzeichnet haben damals Notar Kurt
Bräutigam, Frau Hildegard Kickhäfer (im Namen des Kammersekretärs
Paul Haberecht mit der Vollmacht für Land- und Forstwirt Philipp
Franz Fürst zu Salm-Horstmar), Pfarrer Kickhäfer als Vorsitzender des
Presbyteriums, Reichsbahninspektor August Scharlemann (Coesfeld)
und Reichsbahninspektor Wilhelm Mehrhoff (Coesfeld). Der Vertrag
umfasst 15 Paragraphen.
Es folgten zwei Ergänzungsverträge vom 5. November 1948 (Urkun-
denrolle 495 von 1948) und vom 16. Mai 1949 (Urkundenrolle 339 von
1949). Dabei ging es um „kleinere Abänderungen“ des Vertrages, die
etwa auch ein späteres Verkaufsrecht andeuteten.
Entscheidend war ein Hinweis in § 2, der besagte, dass die Evangeli-
sche Gemeinde beabsichtige, auf dem Grundstück eine Kirche zu er-
richten. Pläne und Bau müsse der Grundstückseigentümer schriftlich
genehmigen, weitere Gebäude dürften nicht ohne Weiteres errichtet
werden. Der Erbbauzins wurde in § 5 auf 400 RM festgesetzt. Der da-
malige Grundstückswert wurde auf 10.000,- RM bemessen. Der Bau-
beginn müsse innerhalb von fünf Jahren erfolgen.
Inzwischen hatte im November 1947 Pfarrer Stümke das Amt in Bil-
lerbeck übernommen und setzte sich intensiv für die Realisierung der
Grundstücksbeschaffung und des Kirchbaus ein.
Am 13. April 1948 informierte das Evangelische Pfarramt Coesfeld die
Pächter über den abgeschlossenen Vertrag und erinnerte an die schon
im März 1947 ausgesprochene Kündigung. Schon am 16. April 1948
legte ein Vertreter der Pächter (Rendels) Widerspruch beim Evangeli-
schen Pfarramt Coesfeld ein. Man nehme die Kündigung nicht an und
GESCHICHTE
39
weise sie als rechtsunwirksam zurück. Das Schreiben war von allen
Pächtern unterschrieben. Ein weiteres Mitglied der Pächtergruppe
(Ahlers) schrieb am 14. Mai 1948 direkt an den Fürsten, sprach im
Namen der Gruppe seinen Protest aus und führte sechs Gegenpunkte
an, die die Ungültigkeit der Kündigung belegen sollten.
Anfang Mai 1948 hatte das Landeskirchenamt (Konsistorium) in
Münster dem Abschluss des Erbbauvertrages zugestimmt. Nun ant-
wortete auch die Fürstliche Rentkammer am 21. Mai 1948 den Pächtern
und wies darauf hin, dass die Evangelische Kirchengemeinde Coesfeld
das Grundstück durch notariellen Vertrag zur dringend notwendigen
Errichtung eines Gotteshauses in Erbgaupacht erworben habe.
Auf das Schreiben der Pächter vom 16. April 1948 erwiderte Pfarrer
Stümke am 10. Mai 1948, dass die Einspruchsfrist abgelaufen sei. Die
Kündigung sei ordnungsgemäß im Herbst 1947 zum 1. April 1948 er-
folgt. Ein Widerspruch von Seiten der Pächter sei nicht erfolgt. Der
Kirchenbau sei dringend und vorrangig. Außerdem hätten alle Pächter
noch anderweitig Land zur Verfügung.
Der Coesfelder Oberkreisdirektor hat dann am 2. September 1948 die
Kündigung von drei Pächtern als vertretbar bezeichnet, da diese nach-
weisbar noch anderweitig Landbesitz hätten. Bei zwei Pächtern (Hart-
mer, Mischendahl) müsse noch erwogen werden, ob durch Beschaffung
von Land an anderer Stelle für beide eine unbeabsichtigte Härte ver-
mieden werden könne. Mit diesen Bedingungen konnte sich Pfarrer
Stümke am 7. September 1948 einverstanden erklären. Auch der Regie-
rungspräsident in Münster erteilte am 30. November 1948 die Geneh-
migung für eine Kündigung mit dem gleichen Vorbehalt wie der Ober-
kreisdirektor.
Inzwischen gab es auch Überlegungen, das gepachtete Land eventuell
zu kaufen. Wie schon berichtet, stand die Summe von 10.000,- RM zur
Diskussion. Zu bedenken ist, dass am 20. Juni 1948 die Währungsre-
form stattgefunden hatte. Aus der Reichsmark wurde die Deutsche
Mark. Eine erste Anfrage von Pfarrer Stümke beim Superintendenten
Brune in Emsdetten vom 20. Juli 1948 wurde von diesem wegen der
hohen Summe am 24. Juli 1948 abgelehnt. Am 16. September 1948
hatte Pfarrer Kickhäfer Herrn Stümke ebenfalls auf die hohe und kaum
zu beschaffende Summe von 10.000,- DM hingewiesen und geraten,
GESCHICHTE
40
noch einmal mit dem Fürstlichen Rentamt zu verhandeln. So verhan-
delten Pfarrer Kickhäfer und Pfarrer Stümke am 12. Oktober 1948 und
am 16. Oktober 1948 Pfarrer Stümke und Presbyter Möller erneut mit
dem Fürsten, um einen günstigeren Preis zu erreichen. Leider vergeb-
lich. Der Fürst bot lediglich günstigere Alternativen an: einmal zwei
Parzellen am Baumgarten in der Nähe des Katholischen Krankenhauses
und zwei Parzellen hinter dem Katholischen Friedhof. Das Grundstück
am Baumgarten hatte schon einen anderen Interessenten und wurde am
18. Oktober 1948 von der Katholischen Kirche erworben und 1950
gekauft. Das Grundstück hinter dem Friedhof hätte den Vorteil gehabt,
dass dort auch noch ein evangelischer Friedhof hätte angelegt werden
können. Nachdem sich Pfarrer Stümke dieses Grundstück selbst ange-
sehen hatte, war er enttäuscht. Es lag in der Nähe des tief gelegenen
Brunnenbaches und war sehr feucht. Wörtlich urteilte er: „Ich hätte es
niemals mit gutem Gewissen verantworten können, dieses Grundstück
[...] zu erwerben und habe mir diese meine Auffassung auch noch von
mehreren Experten bestätigen lassen“.
In einem weiteren Schreiben an den Superintendenten vom 9. Novem-
ber 1948 stellte Pfarrer Stümke noch einmal ausführlich die Biller-
becker Situation vor.
Somit blieb es bei der Erbbaupacht in der Ludgeristraße. Die bisherigen
Pächter räumten mit einem lachenden und einem weinenden Auge das
Feld und vom 1. Juli 1949 an war die Parzelle endgültig in Pacht der
Evangelischen Kirche. Um das Land nicht verwildern oder verwahrlo-
sen zu lassen, verpachtete Pfarrer Stümke weiter. Der geplante Kir-
chenbau musste ja erst in Angriff genommen werden. Die jährliche
Gesamtpacht wurde mit 108,79 DM festgesetzt. Die neuen Pächter
wechselten auch zeitweise. Auch nach dem Bau der Kapelle 1950
wurde das Land hinter dieser Kirche noch verpachtet. Die Menschen
waren noch auf selbst erwirtschaftete landwirtschaftliche und gärtneri-
sche Produkte angewiesen.
Menschlich gesehen ist es nur verständlich, dass die bisherigen Pächter
sehr verärgert waren. So kam es zu einem unschönen Missklang.
Schon im Juni 1949 gab es unliebsame Vorkommnisse. Es kam zu er-
heblichen Beschädigungen auf dem Pachtland. Stachelbeersträucher
wurden ausgerissen, Erdbeeren abgeerntet, Pfirsichbäume beschädigt.
GESCHICHTE
41
Sehr schnell wusste der Pfarrer, um welche Täter es sich handelte. Es
waren zwei, die Herr Stümke schriftlich aufforderte, diese Eingriffe zu
unterlassen. Ebenso verbot er den beiden Tätern schriftlich, das Grund-
stück weiterhin zu betreten. Man wolle juristische oder polizeiliche
Maßnahmen vermeiden. Der Pfarrer ließ ein Schild aufstellen: „Unbe-
fugten ist das Betreten des Grundstückes strengstens untersagt! Ev.
Kirchengemeinde“. Durch das gute Verhältnis zur katholischen Ge-
meinde schaltete sich Propst Laumann am 11. Juli 1949 in die Kontro-
verse ein. Er konnte im positiven Sinne vermitteln, so dass auf polizeili-
che Maßnahmen verzichtet wurde. Den Verursachern der Schäden wur-
den lediglich bestimmte Auflagen erteilt. Somit war der Frieden wieder
hergestellt, und die eigentliche Aufgabe konnte ins Auge gefasst wer-
den: der Bau einer eigenen evangelischen Kirche. Dazu äußerte sich
Pfarrer Stümke recht optimistisch: „Jetzt bleibt nur noch zu wünschen,
daß wir im nächsten Jahr auch tatsächlich in den Stand gesetzt werden,
diese zu errichten“.
Quellen
1. Archiv der Evangelischen Gemeinde Billerbeck, Nr. 62, Nr. 114.
2. Heinrich Hölker: Entwurf einer Chronik der Pfarr- und Propsteige-
meinde St. Johann/St. Liudger Billerbeck, o. J.
3. Chronik der Pfarrgemeinde St. Johann/St. Liudger Billerbeck, Bd. 1
und 2, 2004.
4. Georg Braumann: Diaspora Billerbeck-Nottuln – ein Gemeinde-
buch, Broschüre 1976.
5. Georg Braumann: Evangelische Kirchengemeinde Coesfeld 1803-
1978 – Schreibmaschinenaufsatz im Archiv.
6. 25 Jahre Evangelisches Kirchenzentrum Vom Guten Hirten, Fest-
schrift 1999.
GESCHICHTE
42
Entstehung und Geschichte der Gesangbücher
Eine kurze Übersicht und Zusammenfassung
von Martin Gensch
Unter „Gesangbuch“ versteht man heute in der evangelischen wie ka-
tholischen Kirche Liederbücher, die vor allem für den Gebrauch der
Gemeinde im Gottesdienst bestimmt sind. Der Name hat sich erst im
18. Jahrhundert allgemein durchgesetzt. Die Sache war aber im We-
sentlichen schon seit der Reformation vorhanden.
Vorläufer sind weniger die lateinischen Liedersammlungen des Mittel-
alters, die für den Chor bestimmt waren. Vielmehr waren es die hand-
schriftlichen Liederbüchlein aus den Kreisen von Bruder- und Schwe-
sternschaften (der Anna von Köln 1500 und das Wienhäuser Lieder-
buch).
Die Geschichte des Gesangbuches entspricht der Geschichte des refor-
matorischen Kirchenliedes. Das Kirchenlied wurde zunächst in Ein-
blattdrucken verbreitet. Durch das Zusammenfassen in kleinen Heften
und Büchern wurde es vor dem Zersingen des überaus sangesfrohen
Volkes bewahrt; denn die Kirchenlieder wurden vom Volk auch außer-
halb des Gotteshauses gerne gesungen. Über der Reinerhaltung der
gedruckten Texte wachte z. B. Martin Luther durch Mahnungen an die
Drucker. Es war allerdings schwer zu verhindern, dass die meistens
auswendig singende Gemeinde die Texte manchmal missverstanden
hat. Manche Texte waren ja auch schon freie Umgestaltungen altkirch-
lichen und mittelalterlichen Gutes.
Schon vor den reformatorischen Gesangbüchern gab es nicht-katholi-
sche Gesangbücher. Ein tschechisches Brüder-Gesangbuch mit rund
neunzig Liedern war bereits 1501 erschienen. Ihm folgten bei den
Böhmischen Brüdern wie bei den Utraquisten (sie waren gemäßigte
Hussiten, die schon den Kelch beim Abendmahl forderten) und bei
kleineren Gruppen weitere tschechische Gesangbuch-Drucke. Joh.
GESCHICHTE
43
Horns und Michael Weiße besuchten Luther in der Zeit von 1522 bis
1524. Dadurch sind Anregungen für die Gestaltung des deutschen
evangelischen Gemeindegesanges gerade aus dieser Zeit nicht zu be-
zweifeln.
Grundlegend für die lutherische Gesangbuch-Geschichte ist das Wit-
tenberger „Geistliche Gesangbüchlein“ von 1524 als Chorgesangbuch
mit 32 deutschen und fünf lateinischen Liedern, zu dem Luther die sog.
„Erste Gesangbuch-Vorrede“ schrieb. Die musikalische Gestaltung
dürfte hauptsächlich Johann Walther besorgt haben. Das sog. Witten-
berger „Achtliederbuch“ („Etlich christlich Lieder, Lobgesang und
Psalm, dem reinen Wort Gottes gemäß…“) war nur eine verlegerische
Zusammenfassung der vorher als Einblattdrucke verbreiteten ältesten
Lutherlieder. Darin sind auch drei seiner Psalmlieder aufgenommen.
Im Rahmen der Wittenberger Gesangbuch-Geschichte ist das Gesang-
buch von Joseph Klug von 1529, das öfter wieder aufgelegt wurde,
besonders wichtig. Für die Gesangbuch-Geschichte überhaupt ist Mi-
chael Weißes erstes deutsches Gesangbuch der Böhmischen Brüder von
1531 von großer Bedeutung. Allen anderen weit voraus kannte es be-
reits eine Anordnung der Lieder nach inhaltlichen Gesichtspunkten und
brachte vor fast allen Liedern auch Noten.
Von Leipziger Drucken sei das Enchiridion Michael Blums (1529?)
erwähnt. Dort ist erstmals Luthers Psalmlied „Ein feste Burg ist unser
Gott“ bezeugt. Außerdem ist in dem Gesangbuch von 1539 zuerst
„Vom Himmel hoch“ und „Vater unser im Himmelreich“ abgedruckt.
Luthers Bemühungen um das Gesangbuch gipfelten in der Prachtaus-
gabe der „Geistlichen Lieder“ (Leipzig 1545), die von Valentin Babst
gedruckt wurde. Es ist eine umfangreiche Erweiterung des Gesang-
buchs von Kluge (1535/1543) mit 124 Liedern. Hier ist zu erkennen,
dass sich Luther der außerwittenbergischen Liederdichtung nicht ver-
schlossen hat.
Im evangelisch werdenden Ausland trat das Gesangbuch meistens
schon mit den Anfängen der Reformation als Träger häuslicher An-
dacht und evangelischen Gottesdienstes hervor (z. B. in Skandinavien
und Ungarn).
GESCHICHTE
44
Calvin hat die Anregung zur Einführung evangelischen Gemeindege-
sangs nicht erst in Straßburg empfangen. Die Anfänge des Genfer
Psalters reichen bis 1532 zurück. Da begann Marot, biblische Psalmen
in französische Reime zu bringen. Vermutlich war er von Calvin beein-
flusst. Im Jahr 1562 wurde das vollendete französische Psalmenbuch
mit allen Psalmen herausgegeben und in mehrere Sprachen übersetzt.
Es bildete das calvinistische Gesangbuch. In den ersten reformierten
Gesangbüchern war noch der Zusammenhang mit der Wittenberger,
böhmischen und Straßburger Überlieferung zu erkennen. Durch das
Gesangbuch von 1562 war dies nunmehr bewusst und völlig aufgege-
ben. Erst viel später kam es zu einer neuen Begegnung der beiden
großen Liederströme.
Die evangelischen Gesangbücher haben in den Reformationsländern
entsprechende katholische Gesangbücher veranlasst. Wie auf die evan-
gelische Singbewegung mancherorts eine katholische antwortete
(Naumburg, Frankfurt/M.), so sollten im Buchdruck die katholischen
Gesangbücher der werbenden Wirkung der evangelischen entgegentre-
ten. Sie boten ebenfalls nicht nur vorreformatorische Lieder (lateinische
und deutsche) und eigene Neudichtungen, sondern übernahmen auch,
teils original, teils überarbeitet, evangelische Gesänge.
In der Zeit der Orthodoxie gab es ebenfalls mannigfaltige Liederdich-
tungen wie in der Reformationszeit. Die klassischen Liederdichter des
Dreißigjährigen Krieges kamen durch Privat-Gesangbücher in die Her-
zen und Häuser, z. B. Gesenius’ und Denickes Hannoversches Gesang-
buch von 1646, Johann Crügers „Praxis pietatis melica“, 1647 bis 1736
in 44 Auflagen erschienen (in der ersten Auflage waren neben anderen
Liedern bereits 18 Lieder von Paul Gerhardt enthalten, in der 5. Auf-
lage schon 64, in der 10. Auflage 90 und in der Auflage von Johann
Georg Ebeling 1666/67 120 Lieder von Paul Gerhardt), Christoph Run-
ges Gesangbuch von 1653. Nachdem aber Johann Heermann, Paul Ger-
hardt, Johann Rist, Johann Franck, Michael Schirmer u. a. in den Häu-
sern der Gemeinde bodenständig geworden waren, konnte das neue
Lied nicht länger von den Kirchen ferngehalten werden. Es war nicht
GESCHICHTE
45
mehr möglich, auf „D. Luthers Gesänge und die er ihm gefallen lassen,
in den Kirchen zu singen“ Rücksicht zu nehmen.
Mit dem ständig wachsenden Liederschatz wuchs auch die Notwendig-
keit von Kirchen-Gesangbüchern. Sie sollten ein wortgetreues Singen
sichern. Man klagte lange über das Mitbringen von Gesangbüchern in
den Gottesdienst. Das wurde als etwas Neues empfunden. Dadurch
wurde jedoch die Schaffung amtlicher Gesangbücher selbstverständ-
lich. Die Anfänge führen im Hessischen bis an den Beginn des 17. Jahr-
hunderts. Ernst der Fromme schuf bereits 1660 für Gotha das einheitli-
che „Geistliche Gesangbüchlein“. Johann Friedrich Mayer, von dem
das Hamburger Gesangbuch von 1700 stammte, wurde 1703 mit der
Abfassung eines Gesangbuches für Pommern beauftragt.
Der Pietismus hat als Gegner der Memoriermethode und eines allzu
leicht gedankenlos werdenden Auswendigsingens die Umwandlung des
Gesangbuches zum Kirchenbuch der Gemeinde vollendet. Andererseits
gab er mit seinen neuen Liedern den Anstoß, die alten Gesangbücher
weiter umzugestalten oder neu zu schaffen. Obwohl an vielen Orten die
Gesangbücher der orthodoxen Tradition treu blieben, konnten doch die
neuen pietistischen Gesangbücher jene älteren weithin verdrängen.
Das erste klassische deutsche pietistische Gesangbuch ist das „Geistrei-
che Gesangbuch“ Freylinghausens von 1704. Ihm folgte 1714 sein
„Neues Geistreiches Gesangbuch“. Im Jahre 1741 erschien von Gotthilf
August Francke das „Vollständige Freylinghausensche Gesangbuch“
mit 1.582 Liedern. Das war eine der reichhaltigsten pietistischen
Sammlungen.
Im Calvinismus drängte sich die Liederdichtung dieser Zeit mit kraft-
voller Stärke an die älteren Psalmenumdichtungen heran und suchte so,
den Gesangbuchschatz zu erweitern.
Den Privatsammlungen folgten die evangelischen Kirchen-Gesangbü-
cher, die seit etwa 1760 in wenigen Jahrzehnten Deutschland förmlich
überschwemmten. Vorbildlich wurden die beiden ältesten: das lutheri-
sche Berliner Gesangbuch von Diterich („Lieder für den öffentlichen
Gottesdienst“) und Zollikofers reformiertes „Neues Gesangbuch“
GESCHICHTE
46
(Leipzig 1766/1767). Das von August Mylius verlegte „Gesangbuch
zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Kgl. Preußischen Landen“ aus
dem Jahre 1780, ebenfalls von Diterich, wurde spätestens seit 1783
durch königlichen Befehl überall obligatorisch gemacht. Es gab aber
auch Gegner, so dass die zwangsweise Einführung des Gesangbuches
später widerrufen werden musste.
Die „Restauration des evangelischen Kirchenliedes“ ging, zum Teil
unter behördlichem Gegendruck, im 19. Jahrhundert nur langsam
voran.
Es war erst die Erweckungsbewegung, die die Gesangbuchnot allge-
mein empfinden ließ. Man war sich aber nicht einig, wie man sie behe-
ben konnte. Auch welche neuen Dichtungen berücksichtigt werden
sollten, war nicht klar. Ein neues Problem schuf auch die Aufnahme
von geistlichen Volksliedern, die seit 1770 anerkannt und seit 1880 in
den meisten Gesangbüchern in Form eines Anhanges zu finden waren.
Viel verhandelt wurde auch die Frage eines Einheits-Gesangbuches.
Ernst Moritz Arndt hat nicht nur ein unbestreitbares Verdienst um die
Wiederentdeckung der alten, ursprünglichen Lieder; er trat auch kräftig
für ein National-Gesangbuch, sogar „für alle Christen ohne Unterschied
des Bekenntnisses“, ein.
Im Jahr 1819 und 1830 erschien ein Gesangbuch für die königlich
preußischen Lande mit 447 Liedern und 1829 ein Gesangbuch für die
evangelischen Gemeinen mit 870 Liedern. 1837 erschien in Stuttgart
und Tübingen der „Evangelische Liederschatz für Kirche und Haus –
Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten“
von M. Albert Knapp mit 3.590 Liedern.
Das wertvollste Überlieferungsgut fasste die Eisenacher Kirchenkonfe-
renz in ihrem „Deutschen Evangelischen Gesangbuch in 150 Kernlie-
dern“ (alle aus der Zeit vor 1750) zusammen (1853, 1855). Die kirch-
lich offizielle Gesangbuchreform verzichtete aber auf ein Einheits-Ge-
sangbuch und beachtete mehr die territoriale Überlieferung. Ziel war
das einheitliche Landes-Gesangbuch. Tatsächlich sollte dieses Ziel
anstelle der vielen lokalen Gesangbücher erreicht werden. Bisweilen
gab es nämlich 30, 50 ja 75 verschiedene Gesangbücher innerhalb einer
Landeskirche! Solch ein Landes-Gesangbuch diente also nicht nur der
Vereinheitlichung des Kirchengesanges, sondern auch der Vereinheitli-
GESCHICHTE
47
chung der Kirchengebiete. So traten schließlich an die Stelle des ein-
heitlichen Gesangbuches für ganz Preußen die Provinzial-Gesangbü-
cher.
An diesem so genannten „Eisenacher Entwurf“ orientieren sich die
nachfolgenden Provinzialgesangbücher, zuerst das Gesangbuch für die
evangelisch-lutherische Kirche in Bayern (1854), später das Gesang-
buch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs
Sachsen (1883), das Evangelische Gesangbuch für Rheinland und
Westfalen (1892) und das Evangelische Gesangbuch für Elsass-Loth-
ringen (Straßburg 1899). Im Jahr 1913 kam eine besonders aufwendig
gestaltete mehrfarbige Ausgabe für Elsass-Lothringen heraus, das seit
1871 zu Deutschland gehörte. 1884 und 1893 erschien ein Gesangbuch
für Ost- und Westpreußen.
In Straßburg erschien das älteste Gesangbuch bereits 1525. Im Gesang-
buch von 1541 waren bereits 21 Lutherlieder enthalten. In Elsass-Loth-
ringen war immer das Deutschtum und die deutsche Kultur anerkannt,
was 1648 auch gesetzlich festgeschrieben wurde.
Im Jahr 1863 und später um etwa 1870 wurde ein Gesangbuch für die
Lutheraner herausgebracht, das sich „AK-alt“ nannte (AK = Augsbur-
ger Konfession). 1923 wurde es erneuert und hieß dann „AK-neu“. Es
war bis 1952 in Gebrauch. Friedrich Spitta gab ein Gesangbuch für
Straßburg 1899 und 1914 heraus, das auch die Reformierten gerne be-
nutzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Gesangbuch für Elsass-
Lothringen (RA) in die Gemeinden. Es war zweisprachig und hatte
fünfzig französische Lieder, 450 deutsche Lieder und einen Anhang mit
rund hundert deutschen Liedern. Es war allgemein als bestes Gesang-
buch im deutschsprachigen Europa anerkannt.
Das jeweilige Gesangbuch war im Laufe der Jahrzehnte zu einem der
wichtigsten Bücher für das Glaubensleben der Gemeindeglieder gewor-
den. Es war fast in jedem Haus vorhanden, oft hatte sogar jeder sein
eigenes Gesangbuch. Es wurde bei den häuslichen Andachten, bei fa-
miliären Freuden und Nöten sowie bei Krankheiten und in Sterbestun-
den besonders viel benutzt; denn es enthielt neben den Liedern, die
gesungen wurden, auch Gebete für das tägliche Leben und besondere
Zeiten. Viele Lieder waren ebenfalls Gebetsstrophen.
GESCHICHTE
48
Eine Zusammenfassung, wenn auch nicht die Krönung der Gesang-
buch-Arbeit des 19. Jahrhunderts, war der Auftrag des Deutschen
Evangelischen Kirchenausschusses im Jahre 1909 an die Hymnologen
Wilhelm Nelle, Julius Smend und Wilhelm Tümpel, ein Gesangbuch
für die Deutschen im Ausland und in den „Schutzgebieten“ zu schaffen.
Es erschien 1915 mit 342 Texten und 162 Melodien. Ein Anhang mit
45 Texten und 37 Melodien enthielt fast nur geistliche Volkslieder. In
zahlreichen Landeskirchen wurde der Hauptteil mit den 342 Liedern zu
einem Einheitsgesangbuch, dem Deutschen Evangelischen Gesangbuch
(DEG). Ab 1917 wurde es von Lübeck voll übernommen. Weitere Kir-
chengebiete schufen sich aus diesem DEG eigene Gesangbücher:
Frankfurt/M. 1928, Thüringen 1928, die Ostgebiete 1929, reformiert
Nordwestdeutschland 1929 (das Gesangbuch begann aber mit dem
Genfer Psalter), die nördlichsten Landeskirchen als Gesangbuch-Ge-
meinschaft 1930, Sachsen und Anhalt 1931, Brandenburg und
Pommern 1931 und Rheinland und Westfalen 1932. Jede Ausgabe er-
hielt ein oder zwei Anhänge mit dem Sondergut des betreffenden Ge-
bietes bzw. mit geistlichen Volksliedern. Hannover z. B. hat dieses
Gesangbuch aber nicht übernommen, sondern besaß noch eines aus
dem Jahr 1881, was 1937/38 revidiert wurde.
So vermehrten sich die Gesangbücher, die nicht nur für eine Landes-
bzw. Provinzialkirche herausgegeben wurden, sondern mindestens zwei
umfassten (z. B. Rheinland und Westfalen, Brandenburg und Pommern
usw.).
Mit dem Stammteil von 342 Liedern war das DEG zum Vorläufer des
Einheitsgesangbuches geworden, da es in sehr vielen Landeskirchen
übernommen wurde.
Als gerade das DEG erschien und von vielen Landeskirchen eingeführt
worden war, begann die Singbewegung (z. B. unter Walther Hensel und
Fritz Jöde) auf die Evangelische Kirche überzugreifen. Es erschienen
z. B. „Ein neues Lied“, „Das Quempas-Heft“ und andere Liederbücher,
die von Otto Riethmüller, Wilhelm Thomas, Alfred Stier und Konrad
Ameln erarbeitet worden waren.
Im „Gesangbuch der Kommenden Kirche“ (Bremen 1939) ist die Psal-
mennachdichtung „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ von Martin Luther
„eingedeutscht“ worden, Judaismen wurden entfernt. In Strophe 4 ist
GESCHICHTE
49
„So tu Israel rechter Art“ umgewandelt in „So tu das Volk von rechter
Art“; in Strophe 5 heißt es nicht mehr „der Israel erlösen wird“, sondern
„er, der sein Volk erlösen wird.“ Die Überschrift über dem Lied im
Gesangbuch „Und sollte alles wanken“ erinnert in seinem Pathos an die
NS-Propaganda.
Aber 1938 begann der Verband der evangelischen Kirchenchöre ein
neues Gesangbuch vorzubereiten (u. a. mit Christhard Mahrenholz aus
Hannover). Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Erarbeitung unter-
brochen. Aber schon 1947 konnte der EKD-Synode in Treysa eine Neu-
fassung vorgelegt werden als Gesangbuch für die Deutsche Evangeli-
sche Christenheit (DEC).
Es enthielt 335 Texte und 218 Melodien. Da man in dieser Vorlage aber
wichtige Lieder aus dem Pietismus und aus der Gegenwart vermisste,
wurde sie überarbeitet. Daraus entstand schließlich im März 1950 der
Stammteil des Evangelischen Kirchen-Gesangbuches (EKG) mit 394
Liedern und 236 Melodien. Dies wurde das erste evangelische Ein-
heitsgesangbuch für alle deutschen Landeskirchen.
In den einzelnen Landeskirchen wurde nun ab 1950 dieser Stammteil
übernommen und wieder mit einem Anhang versehen. Viele Landeskir-
chen einigten sich untereinander bezüglich des Anhanges, so dass z. B.
im Bundesland Hessen 1951 beide Landeskirchen ein gemeinsames
EKG einführten. Ebenso geschah es in Niedersachsen bereits 1950
zusammen mit den lutherischen Freikirchen und in anderen Bundeslän-
dern ebenso.
Das EKG bedeutete eine Revolution des Kirchengesanges. Allerdings
ließ der gute Impuls der Singbewegung dadurch teilweise nach.
Am Anfang der rheinischen Gesangbuchgeschichte steht das Bonner
Gesangbuch von 1544. Danach entstanden für die reformierten Ge-
meindeglieder das Neustädter/Herborner Gesangbuch von 1583/86 und
das für lutherische Gemeindeglieder 1614 in Essen.
Das älteste westfälische niederdeutsche Gesangbuch erschien 1585.
Das Gesangbuch von 1614 in Essen betonte zum ersten Mal, auch in
Richtung Westfalen, stark das bewusst lutherische Bekenntnis gegen-
über dem reformierten. Bis 1748 erlebte das auch in westfälischen
Gemeinden gebräuchliche Gesangbuch zehn Auflagen. Die zweite und
GESCHICHTE
50
dritte Auflage erschien schon 1616 und 1635. Dortmund gab 1630 ein
neues Gesangbuch heraus. In unverfälschter Reinheit finden sich in
diesen ersten westfälischen Gesangbüchern die deutschen Choräle des
Reformationsjahrhunderts.
Im Rheinland entstanden in den einzelnen Städten und Gebieten eigene
Gesangbücher, wie z. B. in Köln 1592, in Düsseldorf 1612, in Wesel
1662, in Duisburg 1684, in Cleve 1682. Das Elberfelder reformierte
Gesangbuch entstand 1702.
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und danach mit seinen Nöten
waren viele neue Lieder entstanden (z. B. durch Paul Gerhardt u. a.).
Diese Blütezeit des evangelischen Kirchenliedes brachte es mit sich,
dass in Westfalen ein mächtiger Aufschwung von Gesangbüchern ein-
setzte. Bereits 1649 erschien das Essener Gesangbuch neu. Weitere
Auflagen folgten 1657, 1676, 1689, 1700 usw. Auch Dortmund gab
nach dem Krieg ein neues Gesangbuch heraus und später noch in den
Jahren 1711, 1715, 1717 usw. Das erste Soester Gesangbuch erschien
1674 und erlebte über zehn Auflagen. Das Fürstentum Minden erhielt
1683 ein Gesangbuch, die Grafschaft Ravensberg 1687, Herford 1694,
Berg 1698, das Herzogtum Cleve 1701 und die Grafschaft Mark um
1715.
Im Rheinland erschien 1738 ein neu-verbessertes Kirchengesangbuch
für die Reformierten. Später kamen auch manche territorialen Gesang-
bücher heraus.
Daneben gab es auf lutherischer Seite die territorialen Gesangbücher:
Singende und Klingende Berge und 1728 das evangelische Gesangbuch
für Cleve und andere Märkische Gesangbücher.
Bisher hatte das Volk alle Lieder auswendig gesungen. So konnte das
Singen wirklich unmittelbar aus dem Herzen kommen. Die verhältnis-
mäßig wenigen Lieder hatten ihren festen Platz im Kirchenjahr und im
Gottesdienst. Nun waren aber viele neue Lieder hinzugekommen.
Darum benötigte man Gesangbücher. Und so haben die Gesangbücher
mit Anteil daran gehabt, den Gemeindegesang zu beleben. Man hörte
die Lieder nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch in den Häu-
sern bei den Morgen- und Abendandachten und während der Arbeit auf
den Feldern und in den Ställen.
GESCHICHTE
51
Schließlich brauchten die Gemeindeglieder aber Gesangbücher, weil es
so viele Lieder gab. Dadurch wurden aber kaum noch Lieder auswendig
gelernt. Die Gesangbücher nahmen auch einen immer größeren Umfang
an. Das „Lüneburger Gesangbuch“ von 1686 z. B. enthielt über 2.000
Lieder. Es wurde wahrscheinlich auch in westfälischen Gemeinden
gebraucht. Ein großer Mangel bestand darin, dass die lutherischen Ge-
sangbücher im Gegensatz zu den reformierten mit nur ganz geringen
Ausnahmen keine Noten besaßen. Bald drangen auch in die westfäli-
schen Gesangbücher die pietistischen und rationalistischen Lieder ein.
Sie wurden häufig auf die gleichen Lieblingsmelodien gedichtet. Das
bedeutete in musikalischer Hinsicht ein Schwinden des alten Melodien-
reichtums. Man legte auf die Melodien immer weniger Wert. Das Esse-
ner Gesangbuch von 1748 bringt zu dem Melodien-Register die Vor-
bemerkung: Wo nur wenig Melodien bekannt seien, könne man ruhig
alle Lieder von gleichem Versmaß nach der Weise singen, die gerade
bekannt sei, wo viele Melodien bekannt seien, könne man die schönsten
auswählen und alle anderen Lieder danach singen.
Schließlich erschien 1780 das „Berliner Gesangbuch“ von dem Buch-
händler Mylius, das auch in den rheinischen Teilen Preußens für ver-
bindlich erklärt wurde. 1829 wurde ein neues Berliner Gesangbuch
herausgegeben. Aber schon 1834 erschien ein gemeinsames Evangeli-
sches Gesangbuch.
In Eisenach hatte 1852 die kirchliche Konferenz von Abgeordneten aus
allen Landeskirchen beschlossen, eine Sammlung von 150 Kernliedern
herauszugeben. Diese Sammlung trug den Namen: Deutsches Evangeli-
sches Kirchen-Gesangbuch und wurde 1854 veröffentlicht.
Nach intensiven mehrjährigen Vorbereitungen erschien 1890 der Ma-
nuskriptdruck des „Evangelischen Gesangbuches für Rheinland und
Westfalen“. Dieser Entwurf bildete das Fundament für die Gesang-
buchausgabe, die 1893 in beiden Landeskirchen eingeführt wurde (ge-
druckt bei W. Crüwell, Dortmund).
Bis 1930 gab es neben diesem Gesangbuch noch einige regional be-
grenzte Gesangbücher, z. B. das Wuppertaler Gesangbuch, das Minden-
Ravensberger Gesangbuch u. a.
Die Rheinischen und Westfälischen Provonzialsynoden setzten sich,
besonders seit dem Jahre 1925, für eine weitere Vereinheitlichung des
GESCHICHTE
52
Gesangbuches ein. Präses D. Koch konnte auf der Westfälischen Pro-
vinzialsynode am 17. September 1929 u. a. sagen: „Die Stunde ist ge-
kommen, wo ein bedeutsames westfälisches Kirchengebiet in die Ge-
sangbuchgemeinschaft mit dem Verbreitungsgebiet des rheinisch-west-
fälischen Gesangbuchs eintreten will. Es handelt sich um das Gebiet
des Minden-Ravensberger Gesangbuches, um die Synoden Minden,
Herford, Vlotho, Bielefeld, Halle und Paderborn, ein Gebiet von unge-
fähr 550.000 Evangelischen. Ihr Gesangbuch ist doppelt so alt wie das
rheinisch-westfälische. Es lebt im Minden-Ravensberger und Paderbor-
ner Lande kaum noch einer, der ein anderes Gesangbuch gekannt hätte.
Es ist mit dem christlichen Leben dort auf das innigste verbunden, es ist
ein Zeugnis der Erweckungszeit und des Glaubens unserer Väter. Es ist
Lern- und Lesebuch, Andachts- und Trostbuch für ungezählte Christen
gewesen. […] So lassen Sie uns Gott zu Ehren, unserer Heimatkirche
zur Förderung, mit Bejahung der Einigungsbewegung, die durch das
singende evangelische Deutschland geht, den Mut fassen, das neue Ge-
sangbuch anzunehmen.“
In das Gymnasium in Minden kamen nämlich bis dahin Schüler mit den
unterschiedlichsten Gesangbüchern: mit dem Hannoverschen, dem
Bückeburg’schen, dem Hessischen, dem Braunschweig’schen, dem
Lippischen und dem Minden-Ravensberg’schen.
Im Jahr 1932 wurde das neue Gesangbuch für Rheinland und Westfalen
in Westfalen eingeführt, nachdem es bereits 1930 im Rheinland zum
Augsburger Konfessionsjubiläum in Gebrauch genommen worden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte bereits 1946/47 eine Kleinaus-
gabe der Lieder des Deutschen Evangelischen Gesangbuches ohne An-
hang erscheinen. Diese Bücher wurden im gesamten Gebiet der westli-
chen Besatzungszonen, also in der ganzen späteren Bundesrepublik,
verteilt. Nach der Währungsreform 1948 konnten dann wieder ver-
schiedene Ausgaben angeboten werden.
Im Jahr 1952 schloss sich die Lippische Landeskirche dem Deutschen
Evangelischen Gesangbuch von Rheinland und Westfalen mit einem
zusätzlichen lippischen Anhang an.
In Nordrhein-Westfalen konnte das EKG für die Landeskirchen Rhein-
land, Westfalen und Lippe erst am 1. Advent 1969 eingeführt werden,
GESCHICHTE
53
bekam dadurch aber einen ausgezeichneten Anhang mit schon man-
chem neueren Liedgut.
Leider wurde mit dem EKG die bisherige Tradition weithin abge-
schafft, dass jedes Gemeindeglied sein eigenes Gesangbuch hatte; denn
mit der Einführung des EKG stellten die Kirchengemeinden die Ge-
sangbücher für die Gottesdienstteilnehmer in den Kirchen zur Verfü-
gung, so dass sich die Gemeindeglieder kein eigenes mehr zu kaufen
brauchten und mitbringen mussten.
Dadurch aber setzte eine gewisse geistliche Verarmung der Gemeinde-
glieder ein, weil sie weithin keine eigenen Gesangbücher mehr hatten
und darum in ihren Häusern für ihr persönliches Glaubensleben nicht
mehr benutzen konnten.
Das älteste Gesangbuch in der Bibliothek der Lippischen Landeskirche
stammt aus dem Jahr 1724. Schon 1772 hat es eine Erweiterung gege-
ben. Ein Anhang mit den neuesten Kirchenliedern von den besten
Dichtern wurde hinzugefügt. Generalsuperintendent von Cölln gab
1799 ein „Gesangbuch für die kirchliche und häusliche Andacht der
evangelischen Gemeinden im Fürstenthume Lippe“ heraus. Die nächste
Ausgabe von 1828/30, in der ältere Lieder nicht mehr standen, war bis
1862 in Gebrauch. Am 3. März 1862 konnte ein neues Gesangbuch für
die reformierte Landeskirche in Lippe eingeführt werden. Im Jahr 1883
gab es ein „Gesangbuch für die kirchliche und häusliche Andacht der
evangelisch-reformierten Gemeinden im Fürstentum Lippe“ mit 600
Liedern (eine Schmuckausgabe gab es 1908). Ostern 1918 wurde das
nächste neue Gesangbuch für die reformierten Gemeinden in der Lippi-
schen Landeskirche mit 554 Liedern eingeführt. Dazu erschien 1929
eine Ausgabe mit Noten und 1940 eine weitere Auflage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Lippe 1952 das DEG aus dem
Jahre 1930 für Rheinland und Westfalen mit dem Anhang und einem
zusätzlichen Lippischen Anhang von elf Liedern eingeführt. Es war bis
1969 in Gebrauch.
Im Jahr 1844 bekamen die lutherischen Gemeinden in der Lippischen
Landeskirche ein Gesangbuch mit 612 Liedern und Gebeten. 1898
erschien wieder ein Gesangbuch für die lutherischen Gemeinden in
Lippe. Nach dem Ersten Weltkrieg benutzten sie das Minden-Ravens-
GESCHICHTE
54
berger Gesangbuch und übernahmen 1952 mit den reformierten Ge-
meinden auch das DEG von Rheinland und Westfalen.
Das EKG wurde 1969 mit Rheinland und Westfalen eingeführt.
Die lutherische Kirchengemeinde in Detmold übernahm ungefähr ab
1952 den Stammteil des EKG von 1950 für den Kindergottesdienst,
etwas später für die Konfirmanden und noch später für die gottes-
dienstliche Gemeinde.
So gab es zeitweise in Lippe zwei verschiedene Gesangbücher.
Zwischendurch waren eine ganze Reihe von Liederbüchern der beson-
deren geistlichen Gruppen innerhalb der Landeskirchen entstanden wie
z. B.:
Die „Reichs-Lieder“ – Deutsches Gemeinschaftsliederbuch mit 654
Liedern (wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts herausgegeben);
das „Gemeinschaftsliederbuch“ – im Auftrage des Gnadauer Gemein-
schaftsverbandes 1949 veröffentlicht mit 628 Liedern als Nachfolger
der „Reichs-Lieder“; „Jesus unsere Freude“ – Gemeinschaftslieder-
buch, im Auftrage des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverban-
des e. V. 1995 herausgegeben mit 741 Liedern, Gebeten und einigen
Psalmen als Nachfolger des „Gemeinschaftsliederbuches“ von 1949.
Die „Jugendbundlieder“ – Singebuch der deutschen E.C.-Bewegung
1930, 1949 herausgegeben vom Verband der Jugendbünde für ent-
schiedenes Christentum in Kassel-Wilhelmshöhe mit 237 Liedern und
Kanons; „Jugendbund-Lieder“, Nachfolge-Liederbuch von 1954 mit
260 Liedern und Kanons.
„…ein immer fröhlich Herz …“, herausgegeben vom Verband für die
weibliche Jugend Deutschlands 1928 mit 512 Liedern und einem An-
hang von 56 Liedern.
„Wachet auf!“ – Liederbuch christlicher Jugend, Neubearbeitung der
Liederbücher „Der helle Ton“ (1932), „Ein neues Lied“ (1933) und
„Freude die Fülle“ (1923), herausgegeben am 1. Advent 1958 vom
Evangelischen Jungmännerwerk Deutschlands, Kassel, mit 585 Liedern
und Kanons.
„Jesu Name nie verklinget“ – Altes und neues erweckliches Lied, he-
rausgegeben von der Inlandmission und Bibelschule Adelshofen/Baden
von Pfarrer Dr. Otto Riecker 1979, 5 Bände nacheinander.
GESCHICHTE
55
Neben dem EKG entwickelten sich in den Landeskirchen zusätzliche
„Beihefte“ zum Gesangbuch mit neuerem Liedgut. Das entstand zum
Teil auf den Deutschen Evangelischen Kirchentagen.
Bekannt ist vor allem das Beiheft 84 „Singt und dankt“ für die Evange-
lische Kirche im Rheinland mit 137 neueren Liedern und Kanons. Teile
dieses Liedgutes sind in das neue Evangelische Gesangbuch (EG) von
1993 übernommen worden.
Die Römisch-katholische Kirche hat als Gesangbuch für die Bistümer
Deutschlands und Österreichs und die Bistümer Bozen-Brixen und
Lüttich 1975 das „Gotteslob“ mit 770 Liedern herausgebracht. Manche
Lieder sind auch evangelischen Ursprungs und etliche Lieder sind für
ökumenische Andachten und Gottesdienste geeignet und vorgesehen.
Nach jahrlanger Arbeit konnte ab 1993 das neue Evangelische Gesang-
buch (EG) von der EKD herausgegeben werden. Dies ist das zweite
evangelische Einheitsgesangbuch für alle Landeskirchen in Deutsch-
land. Es verfügt im Stammteil über 535 Lieder und Kanons (aus dem
EKG 310 Lieder sowie viele zeitgenössische und ökumenische Lieder).
Es enthält auch einige mehrstimmige Liedsätze, mehrsprachige Lieder,
Erzähl-Lieder sowie viele Bekenntnisse, Katechismustexte, Psalmen
und Gebete.
Einige Landeskirchen führten es sehr schnell ohne Anhang ein, andere
stellten zuerst einen Anhang mit vielen auch neueren Liedern zusam-
men und übernahmen es erst später. Die drei Landeskirchen in NRW
(Rheinland, Westfalen und Lippe) führten es am 1. Advent 1996 ein.
Leider wurde die ungute Tradition fortgesetzt, dass in den Kirchen die
Gesangbücher für die Gottesdienstteilnehmer zur Verfügung stehen.
Dadurch schaffen sich die meisten Gemeindeglieder wieder kein eige-
nes Gesangbuch an und können es zu Hause für ihr tägliches Glau-
bensleben nicht benutzen und daraus geistliche Begleitung und Stär-
kung erfahren. So schreitet die geistliche Verarmung der Gemeinde-
glieder weiter voran.
GESCHICHTE
56
Nach wie vor werden aber neben dem EG weiterhin auch Liedblätter
und andere Liederbücher im Gottesdienst benutzt, wie z. B. die vom
CVJM-Gesamtverband e. V. durch Pfarrer Ulrich Parzany 2001 he-
rausgegebenen „Lebenslieder Plus“.
Es sei noch nachzutragen, dass auch die meisten evangelischen Ge-
meinden in Österreich das EKG und später alle Gemeinden das EG
jeweils mit einem eigenen Anhang übernommen haben. Außerdem
übernahmen viele weitere Gemeinden im Ausland, z. B. die evange-
lisch-lutherischen Kirchen in Italien, in Liechtenstein, in Luxemburg, in
der Schweiz und im Südlichen Afrika (Kapkirche), das EKG. In Elsass-
Lothringen haben es nur wenige Gemeinden übernommen, da sie das
gute Gesangbuch von 1952 (das RA – siehe oben) besaßen, das dem
EKG sehr ähnlich war.
Die erwähnten lutherischen Kirchen übernahmen aber nicht unbedingt
das neue EG. Die Luxemburger übernahmen das EG von Rheinland,
Westfalen und Lippe mit den Reformierten aus Nordwestdeutschland
und Bayern. Die evangelischen Gemeinden in Elsass-Lothringen benut-
zen zum Teil die EG-Ausgabe mit dem Anhang der Badischen und
Pfälzischen Landeskirche, aber mit der Badischen Liturgie.
Die lutherischen und reformierten Gemeinden in Elsass-Lothringen
haben sich zu einer Union zusammengeschlossen. Ihr Liedgut und
geistliches Leben wird aber seit vielen Jahren mehr und mehr von der
französischen Kultur beeinflusst und geprägt.
Das EG wurde seitens der EKD für die Deutschen Evangelischen Ge-
meinden im Ausland mit dem Stammteil von 535 Liedern zur Verfü-
gung gestellt (z.B. Paris, London usw.). Auch das EKG war bereits für
die deutschen Auslandsgemeinden bereitgestellt worden. Allerdings
gab es Ausgaben mit verschiedenen Anhängen, je nachdem aus wel-
chen deutschen landeskirchlichen Gebieten die Deutschen im Ausland
stammten.
In der Schweiz hat man neuerdings ein ökumenisches Gesangbuch für
die drei verschiedenen Kirchen erstellt: für die evangelische, für die
römisch-katholische und für die christlich-katholische (altkatholische)
Kirche. Für jede Kirche gibt es ein eigenes Gesangbuch, in dem aber
GESCHICHTE
57
die vielen gemeinsamen Lieder enthalten sind, denen man zugestimmt
hatte.
Quellen
Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, 1986;
Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, 2000;
„Aus der Geschichte des Evangelischen Gesangbuchs für Rheinland
und Westfalen“, 1967;
„Geschichte des musikalischen Lebens in der Evangelischen Kirche
Westfalens von der Reformation bis zur Gegenwart“, Georg Krause,
1932;
Arbeitshilfen des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland Nr.
3: „Die Entwicklung der Rheinischen Gesangbücher bis zum Einheits-
gesangbuch“, Dietrich Meyer, Düsseldorf, 1996;
„sie singen alle!“ – Katalog zur Ausstellung in Lemgo St. Johann, Lip-
pische Landeskirche, Detmold, 1996;
Diakon Günter Vogelsang, Lübbecke (Mitglied im Vorbereitungsaus-
schuss der EKD für das neue EG);
Prof. Dr. Stahlmann, Ütze; Pfarrer i. R. Keler, Bischwiller (Elsass)
GESCHICHTE
58
Die Nachkriegszeit in der Korrespondenz Pfarrer Gustav Adolf Goekes
von Anna Warkentin
Gustav Adolf Goeke (1906-1989), von 1933 bis 1971 Pfarrer der Evan-
gelischen Kirchengemeinde Ergste, war eine interessante Persönlich-
keit, nicht unumstritten in seinem Tun und Denken. Vierzig Jahre lang
hat er das Gemeindeleben in Ergste, einer kleiner Dorfgemeinde an der
Ruhr, geprägt. Seit April 1932 NSDAP-Mitglied und überzeugter An-
hänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach deren Sportpa-
lastkundgebung im November 1933 der Bekennenden Kirche zu. Nach-
dem er von 1939 bis 1940 sowie von 1942 bis 1945 zum Kriegsdienst
einberufen und schließlich in Gefangenschaft geraten war, kam er 1945
in seine Gemeinde zurück. Was er vorfand, war kein Einzelfall in
Deutschland. Hunger und Not, aber auch Glaube und Hoffnung haben
diese Zeit vielfach geprägt. In den zahlreichen Briefen, die Pfarrer
Goeke an Behörden und Firmen sowie Amtsbrüder und frühere Kriegs-
kameraden gerichtet hat, schildert er seine Erlebnisse und bittet um
Hilfe für sich und seine notleidende Gemeinde.1
Die Korrespondenz Pfarrer Goekes ist ein Bestandteil des Archivs der
Evangelische Kirchengemeinde Ergste, das im Winter 2006/07 im Lan-
deskirchlichen Archiv verzeichnet wurde. Im Folgenden eine kleine
Auswahl von Briefen:
Evang. Pfarramt Ergste Ergste a. d. Ruhr, den 12.2.1948.
(Pastor Gustav-Adolf Goeke)
An die christliche Nothilfe in Stockholm / Göteborg.
Liebe Brüder und Schwestern!
1 LkA EKvW Best. 4.195 Nr. 402-403.
GESCHICHTE
59
Die furchtbare Notlage der mit anvertrauten Gemeinde lässt mir keine
Ruhe. [...]
Als ich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, fand ich eine arme,
zerschlagene, vom Hunger und von mancherlei Sorgen zermürbte Ge-
meinde vor. Diese Not wuchs von Tag zu Tag, und als dann etwa 1.300
Flüchtlinge aus dem Osten und ausgebombte Evakuierte aus dem Ruhr-
kohlengebiet in unsere Gemeinde eingewiesen wurden, da wussten wir
im ersten Augenblick nicht, was wir machen sollten. Die meisten
Flüchtlinge hatten buchstäblich alles verloren und besassen weiter
nichts, als was sie am Leibe trugen. Ich rief meine Gemeinde zu einem
Opfer auf. Geld, Kleidungsstücke, Gebrauchgegenstände, Haushaltwa-
ren, angefangen bei Messer und Gabel bis hin zur Wolldecke und Bluse
wurden eifrig zusammengetragen. Auch Lebensmittel wurden gespen-
det. Die Gemeindeglieder taten, was sie konnten, um die bitterste Not
lindern zu helfen, aber die Not war zu gross. [...]
Heute morgen besuchte mich ein Heimkehrer aus Russland. Sein Ge-
sicht und sein Körper waren von Hungerödemen grässlich entstellt.
Schweren Herzens musste ich ihm sagen, dass ich ihm zusätzlich Le-
bensmittel oder Liebesgaben nicht geben könne, da ich solche nicht
hätte. Dann besuchte ich Kranke und Alte sowie Sieche. Sie liegen in
feucht-kalten Zimmern in notdürftig hergerichteten Betten, z. T. auf
Stroh. Die Krankheit nimmt sie alle arg mit, denn sie haben ihre Kraft-
reserve ja seit vielen Jahren schon verloren. Wochenlang bleiben sie
matt und können sich nicht recht erholen. Männer und Frauen in mittle-
ren Jahren sehen fahl und grau aus. Aus den hohlen Gesichtern treten
die Augen schattenumrandet hervor.
Ganz bedauernswert ist die Lage der Kinder und der hoffenden Mütter.
Kürzlich starb eine frühere Konfirmandin von mir im Wochenbett im
Alter von 21 Jahren an Unterernährung. Die Kinder – besonders die
ganz Kleinen – kennen nichts anderes als Not. Die älteren Kinder sind
infolge des Bombenkrieges nervös, geschwächt, im Wachstum behin-
dert oder so stark gewachsen, dass die inneren Organe nicht haben
Schritt halten können. Tuberkulose und Rachitis durchschreiten wie
eine furchtbare Seuche die Kinderwelt. In meiner Gemeinde befinden
sich zur Zeit etwa 40 schwere Tuberkulose-Fälle. Diese Kranken sie-
chen langsam aber sicher dahin. Wir können ihnen nicht helfen, denn
GESCHICHTE
60
das, was sie brauchen, fehlt, nämlich Fett. Seit vielen Monaten haben
wir – Gesunde und Kranke – weder Butter noch sonst irgendwie Fett zu
uns nehmen können. Es werden wohl Lebensmittelkarten für Kranke
ausgegeben, aber die Lebensmittel werden nicht geliefert.
Ganz grosse Not herrscht auch auf dem Gebiet der Bekleidung. Er-
wachsenen und Kinder können den Gottesdienst und den kirchl. Un-
terricht nicht besuchen, weil ihnen Schuhe fehlen. Auch auf diesem
Gebiet haben wir uns um Selbsthilfe bemüht. Wir haben z.B. Holz-
schuhe machen lassen, aber nicht jeder Fuss kann einen Holzschuh
tragen, und die Wege sind oft so weit, dass Holzschuhe gar nicht getra-
gen werden können. Und bei der Arbeit sind sie oft zu beschwerlich.
Sie lassen den Mann ermüden, und es wird nichts geschafft. [...]
So könnte ich lange fortfahren und von unserer Not erzählen, aber wir
möchten lieber dankbar sein für das, was uns geblieben ist, und das ist
doch das unvergängliche heilige Gotteswort, das uns immer wieder –
und gerade in unseren Not – die schönsten Stunden unseres Lebens mit
Freuden geniessen lässt. [...]
Zum Schuss möchte ich meinen Notruf zusammenfassen in der kurzen
Bitte: Helft uns, helft uns, dass wir helfen können. Wir – meine Mitar-
beiter und ich selbst – bitten nicht für uns selbst, sondern für die Kran-
ken und Armen, für die Elenden und Siechen, für die Flüchtlinge und
Körperbehinderten. Gebt uns, was Ihr entbehren könnt, auf dass wir
helfen können! Ruft auch andere Christen auf, dass sie willig werden zu
einem Opfer der barmherzigen Liebe!
Zum Schluss grüssen wir Euch alle recht herzlich.
, Pastor
N.B.: Wir fügen diesem Schreiben 2 Predigten und ein Gedächtnisblatt
aus unserer Gemeinde bei in der Hoffnung, dass Ihr Euch für unsere
Arbeit interessiert.
GESCHICHTE
61
Evang. Pfarramt Ergste (Pastor Goeke) Ergste / Ruhr, den 14.5.48.
An die Firma Deiber, Düsseldorf
(Gebäude d. Ministeriums)
Ich bitte Sie um die Freundlichkeit, mir einen regendichten Mantel zu
verkaufen bezw. anzumessen. Ich schicke zunächst folgendes voraus:
Ich bin Pfarrer einer über ein 25 Quadratkilometer Flächengebiet ver-
streut liegenden Gemeinde. Als ich aus der Kriegsgefangenschaft
heimgekehrt war, wurden 1.300 Ostvertriebene in meine Gemeinde
eingewiesen. Fast ständig und bei jeder Witterung bin ich unterwegs,
und – an Regentagen – mehr als täglich durchnässt. Oft weiss ich mir
nicht mehr zu helfen. Dauernd leide ich an Erkältungskrankheiten.
Dabei habe ich mich in den vergangenen Jahren redlich bemüht, Not
lindern oder beseitigen zu helfen, wo und wie sie auftrat. Als Leiter des
Evang. Hilfswerks und des Gemeindedienstes für Innere Mission bin
[ich] in einem einzigen Monat mehr unterwegs gewesen, als früher in
einem ganzem Jahr. Für unsere Bevölkerung, für die Alten, Kranken
und Armen sowie für die Kinder habe ich alles herangeschafft, was zur
Lebensführung notwendig ist, ob es sich nun um Lebensmittel oder um
Kleidung, um Wäsche oder um Sonstiges handelt, angefangen bei
Schuhriemen und aufgehört bei Fassungen für Glühlampen. Es gibt
wohl kein Gebiet und keinen Artikel, um den wir uns nicht bemüht
haben. [...] Nur einige Beispiele: Als vor einiger Zeit Frauen zu mir
kamen und mir ihren Eimer zeigten, der aus Pappe angefertigt war,
entschloss ich mich, 200 Eimer und Kinderbadewannen anfertigen zu
lassen. Ich erhielt von einigen Firmen Kupfer-Bleche und konnte sehr
bald vielen Bedürftigen eine grosse Freude bereiten. Genauso verhielt
es sich auch mit Fussbekleidung. Ich konnte 200 Paar Vollholzschuhe
anfertigen lassen. Am letzten Weihnachtsfest haben wir 400 Kinder von
Flüchtlingen, Gefallenen, Vermissten und Kriegsversehrten bescheren
können, dazu noch 600 Erwachsenen, grösstenteils Evakuierte und
Flüchtlinge. [...]
Ich erzähle Ihnen das alles, um Ihnen zu zeigen, dass ich es verant-
worten kann, wenn ich mit Rücksicht auf meine umfassende Arbeit und
auf die besonderen Schwierigkeiten mit der Bitte an Sie herantrete, mir
GESCHICHTE
62
durch Verkauf eines wasserdichten Mantels zu helfen, dass ich noch
besser und ungehinderter meine Kraft zur Verfügung stellen kann. [...]
Mit freundl. Gruss
erg. (Goeke), Pfarrer
Pastor Goeke, Ergste /Ruhr Ergste / Ruhr, den 26.5.48.
(Westfalen, Deutschland, Brit. Zone)
Herrn
Albert T. Bostelmann,
The Emergency Planning Council
3558 South Jefferson Avenue
St. Louis 18, Missouri
(U.S.A.)
Lieber Herr Bostelmann!
[...]
Inzwischen ist nun der Frühling ins Land gezogen und wir haben end-
lich damit beginnen können, unsere durch Flieger und Artillerie be-
schädigte Kirche wieder instand zu setzen. Viele Monate hindurch habe
ich unter den grössten Schwierigkeiten Baumaterial zusammengebet-
telt. Es war ein harter Kampf! Sie werden sich wohl kaum eine Vor-
stellung davon machen, wie schwer es bei uns in Deutschland ist, heute
ein Haus zu bauen oder zu reparieren. Fehlt es doch an den einfachsten,
in normalen Zeiten selbstverständlichen, Dingen. Wenn es sich nicht
um unsere Kirche gehandelt hätte, und, wenn ich nicht eine Menge
treuer Christen als Freunde hätte, dann wäre es mir unmöglich gewe-
sen, mein Werk durchzuführen. [...]
Hinzu zu allen Schwierigkeiten der Materialknappheit kommt nun
noch, dass die Handwerker und Arbeiter infolge der mangelhaften Er-
nährung und der verbrauchten Nervenkraft ohne Schwung und ohne
rechten Arbeitssinn sind. Ich habe es daher für richtig gehalten, die
Freudigkeit der Handwerker dadurch zu stärken, dass ich persönlich
GESCHICHTE
63
selbst mitarbeite, sei es als Handlanger oder Dachdecker, als Architekt
oder Zimmermann. Nach dem alten Sprichwort: „Exempla trahunt“
habe ich es dahin gebracht, dass die Handwerker ihre Arbeit mit Inte-
resse und mit Freuden tun. Und manches Gemeindeglied hat sich ge-
sagt: „Soll dein Pastor allein arbeiten? Willst doch mithelfen!“ und so
ist es dann geschehen, dass eine ganze Anzahl Gemeindeglieder in Ge-
meinschaftsarbeit ans Werk des Wiederaufbaues geschritten sind. [...]
Mit den besten Grüssen
verbleibe ich
Ihr sehr erg. Gustav Adolf Goeke
Pastor.
VERANSTALTUNGEN
64
4. Detmolder Sommergespräch am 8. August 2007
von Nina Koch
„Genealogie für die Ewigkeit? Familienforschung, Geschichtswissen-
schaft und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter“ unter diesem
Thema fand am 8. August 2007 das 4. Detmolder Sommergespräch im
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold statt. Die zahlreich erschie-
nenen Familienforscher, Historiker und Archivare diskutierten trotz
wenig sommerlichen Wetters angeregt über Fragen der Archivwürdig-
keit genealogischer Sammlungen, die Zusammenarbeit zwischen Ar-
chiven und Genealogen sowie die Möglichkeiten der Aufbewahrung
von digitalen Daten.
Nach der Begrüßung durch die Leitende Staatsarchivdirektorin Prof.
Dr. Jutta Prieur-Pohl begann der morgendliche Teil des Programms mit
dem Thema „Archivwürdigkeit und Archivfähigkeit genealogischer
Sammlungen“ durch eine kurze Einführung des Moderators Dr. Johan-
nes Kistenich (Detmold). Im ersten Vortrag des Tages erläuterte Dr.
Hermann Niebuhr vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
grundlegend die Archivwürdigkeit genealogischer Sammlungen und
ihren Weg in das Archiv. Danach referierte der Leiter des Technischen
Zentrums des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Dr. Wolfgang Kah-
nert über die technischen Aspekte der Langzeitarchivierung. Der stu-
dierte Physiker stellte verschiedene Datenträger und -formate sowie
deren Haltbarkeit vor und gab Empfehlungen für den Umgang mit die-
sen technischen Hilfsmitteln, um gespeicherte Daten möglichst lange
erhalten zu können.
Im zweiten vormittäglichen Teil über „Datenbankenverwendungen in
der Forschung“ gab Dr. Günter Junkers (Leverkusen) zunächst einen
systematischen Überblick über Genealogieprogramme und Verkar-
tungsprojekte. Hierbei stellte der Genealoge und studierte Chemiker
einige Programme näher vor und berichtete von seinen Erfahrungen mit
deren Anwendung, wobei er auf die verschiedenen Möglichkeiten der
VERANSTALTUNGEN
65
Programme hinwies. Zum Abschluss des Morgens trugen PD Dr. Mi-
chaela Hohkamp von der FU Berlin und Astrid Reinecke von der Uni-
versität Göttingen Ergebnisse aus ihrer Forschung über die Rolle der
Tante innerhalb der Familie vor. Die erstaunlich wichtige Funktion der
Tante innerhalb der Familienbeziehungen zeigten sie anhand unter-
schiedlicher Darstellungsformen von Netzwerken am Computer, bei
denen besonders die Verknüpfung verschiedener Informationen über
eine Person, die dann ein Beziehungsgeflecht ergaben, bemerkenswert
waren.
Nach der Mittagspause konnten die rund hundert Teilnehmer des Som-
mergesprächs zunächst mit Hilfe von zwei verschiedenen Führungen
zum Thema Personenstandsarchiv sowie speziell zum Thema genealo-
gische Sammlungen das Archiv in Detmold näher kennen lernen. Die
Nachmittagsvorträge mit anschließender Diskussionsrunde zum Thema
„Sammeln, Digitalisieren und Archivieren: Kooperation von Genealo-
gen und Archiven“ begannen mit einer kurzen Einleitung durch die
Moderatorin und Organisatorin der Veranstaltung Dr. Bettina Joergens
vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold.
Zuerst sprach Rudolf Voss, Vorsitzender von „Die Maus – Gesellschaft
für Familienforschung und Genealogie in Bremen e.V.“, über die Zu-
sammenarbeit seines Vereins mit dem Staatsarchiv Bremen. Mit diesem
arbeitet die 1924 gegründete Maus seit dem Zweiten Weltkrieg eng
zusammen und ist sogar in dessen Räumlichkeiten untergebracht. Die
ehrenamtlichen Mitarbeiter der Maus betreuen die jährlich über 3.000
Besucher ihrer Organisation, beantworten Anfragen und beteiligen sich
an der Auswertung und Digitalisierung von Beständen des Staatsar-
chivs. Weiterhin erstellen sie Datenbanken und familiengeschichtliche
Sammlungen, die so genannten „grauen Mappen“.
Im letzten Vortrag des Tages stellte Dr. Bettina Wischhöfer vom Lan-
deskirchlichen Archiv in Kassel die Idee des Friendraising vor.
„Friendraising besteht in dem Aufbau und der Förderung langfristiger
Beziehungen zu Förderern“ und beinhaltet nicht nur finanzielle Unter-
stützung, wie das bekannte Fundraising, sondern vor allem personelle
Unterstützung in Form von ehrenamtlicher Mitarbeit. Ungefähr 35 Pro-
zent der Bestände des Landeskirchlichen Archivs wurden durch ehren-
amtliche Helfer verzeichnet, die durch zwei Mal im Jahr stattfindende
VERANSTALTUNGEN
66
Schulungen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Zudem gibt es re-
gelmäßige Verzeichnungsprojekte in Kooperation mit der Archivschule
Marburg. In Verbindung mit der Familienforschung verwies Dr. Bettina
Wischhöfer auf das im Entstehen begriffene Kirchenbuchportal, mit
dem die teilnehmenden kirchlichen Archive über die in Deutschland
vorhandenen Bestände von Kirchenbüchern informieren und auch di-
gitalisierte Kirchenbücher im Internet veröffentlichen möchten
(www.kirchenbuchportal.de).
In der abschließenden Diskussion wurde dann in Bezug auf das Kir-
chenbuchportal und andere Projekte sehr angeregt und kontrovers über
den Datenschutz und das Personenstandsgesetz diskutiert. Auf die
Frage, warum Archivare und Genealogen eng zusammenarbeiten soll-
ten, wurde einhellig mit dem guten Zusammenwirken von neuen Ideen
und verschiedenen Kompetenzen argumentiert. Große Potenziale sahen
die Teilnehmer auch bei Erschließungsprojekten und in den manchmal
sehr umfangreichen lokalgeschichtlichen Kenntnissen der freiwilligen
Helfer. Es wurde jedoch auch betont, dass eine abschließende Quali-
tätskontrolle durch die Archivare wichtig sei. Nach kurzen Vorstellun-
gen des niederländischen Projektes Genlias und des deutschen Internet-
portals GenWiki für Genealogie und Familienforschung gelangte man
insgesamt zu dem Ergebnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Ge-
nealogie, Wissenschaft und Archiven für alle Seiten sehr vorteilhaft
sein könne und weiterhin gefördert werden solle.
Nina Koch ist Geschichtsstudentin an der
Universität Bielefeld. In den Sommerse-
mesterferien 2007 absolvierte sie ein
sechswöchiges freiwilliges Praktikum im
Landeskirchlichen Archiv Bielefeld,
nachdem sie zuvor bereits ein studienbe-
gleitendes Praktikum im Staatsarchiv
Marburg abgeleistet hatte.
VERANSTALTUNGEN
67
Tag des offenen Denkmals am 9. September 2007
von Wolfgang Wölke
Im Mai dieses Jahres beschloss der Bevollmächtigtenausschuss der
Evangelischen Kirchengemeinde Crange-Wanne die Teilnahme am
„Tag des offenen Denkmals“ am 9. September 2007. Beide denkmalge-
schützten Kirchen der Gemeinde, die Lutherkirche (Baujahr 1906) und
die Cranger Kirche (Baujahr 1854) könnten dabei berücksichtigt wer-
den. Beim „Tag des offenen Denkmals“ handelt es sich um den deut-
schen Beitrag zu den European Heritage Days, der jedes Jahr am zwei-
ten Sonntag im September den Zugang zu historischen Bauten und
Stätten ermöglicht.
Die Vorbereitungen zur Präsentation der Cranger Kirche, die Gegen-
stand dieses Berichtes sein soll, begannen unverzüglich. Viele Infor-
mationen über die Geschichte des Umfeldes der Cranger Kirche, das
alte Dorf Crange, waren schon vorhanden. Doch die Informationen über
den Bau der Kirche 1854 waren nur spärlich. Glücklicherweise hatten
die Pfarrer der alten Kirchengemeinde Crange beizeiten viele alte Do-
kumente an das Landeskirchliche Archiv in Bielefeld zur fachgerechten
Archivierung und Lagerung übergeben.
Dieser Fundus (Bestand 4.88) war nun zu durchforsten. Hilfreich dabei
war das vom Archiv erstellte Findbuch der Cranger Gemeinde. Eine
Vorauswahl einzusehender Dokumente konnte somit getroffen werden,
was die Sucharbeit sehr erleichterte. Im Vorfeld stellten sich u. a. die
Fragen: Wo beginne ich die Suche? Welcher historische Zeitraum muss
durchforstet werden? Auch die Frage nach den Normalkirchenentwür-
fen des berühmten preußischen Baumeisters Schinkel stellte sich. Wer
konnte Antworten geben? Das Internet erwies sich als nicht brauchbar.
Also blieb nur noch die Möglichkeit auf die Bestände im Landeskirch-
lichen Archiv zuzugreifen.
Am 26. Juni 2007 fand der Besuch des Landeskirchlichen Archiv statt.
Es taten sich zahlreiche Quellen auf. Eine Vielzahl historischer Doku-
mente aus dem Zeitraum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Mitte des
VERANSTALTUNGEN
68
19. Jahrhunderts konnte gesichtet und, falls erforderlich, auch reprodu-
ziert werden. Leider konnten keine Unterlagen, welche die architekto-
nischen Planungen betrafen, gefunden werden. So war der Name des
Baumeisters, von dem die Entwürfe stammten, nicht zu finden. Sicher
ist jedoch, dass er ein Schinkel-Schüler gewesen sein muss.
Viele Informationen konnten auch von der Unteren Denkmalbehörde
der Stadt Herne, vor allen Dingen in Bezug auf den Erweiterungsbau
der Kirche 1936, beschafft werden. Dieser Erweiterungsbau wurde von
dem Berliner Architekten Krebs entworfen. Von ihm stammen auch die
Entwürfe der Inneneinrichtung der Kirche, die dann in den frühen
1950er Jahren verwirklicht werden konnten. Sie geben der Kirche diese
typische Klarheit in der Gestaltung. Das alles überragende 6,30 m hohe
Fensterkreuz zieht alle Blicke auf sich.
Außenansicht der Cranger Kirche
VERANSTALTUNGEN
69
Für die Ausstellung am Tag des offenen Denkmals wurden die histori-
schen Dokumente, Baupläne und zeitgeschichtlichen Informationen,
Zeitungsberichte und Fotos auf Stellwänden präsentiert. Die Mehrzahl
der über sechzig Besucher zeigte sich sehr aufgeschlossen und interes-
siert am Thema Cranger Kirche; bei Führungen durch die Kirche
konnten die Besucher eingehend informiert werden. Neben zahlreichen
Infos der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz, deren Vertreterin sich
mehrere Stunden Zeit nahm, um die Kirche zu bestaunen, wurde auch
eine kurze historische Betrachtung des Dorfes Crange und der Cranger
Kirche zur Verfügung gestellt. Die Besucher zeigten sich sehr angetan
darüber. Bemerkenswert, da vielen Besuchern vorher nicht bekannt,
war auch die Erklärung zur Entstehung der bekannten Cranger Kirmes.
Der Ursprung wird auf die Weihe der nicht mehr vorhandenen Lauren-
tiuskapelle am Cranger Schloss am 1. Augustsonntag 1449 zurückge-
führt. Aus dem Jahrestag des Kirchweihfestes entstand ein überregio-
naler Pferde- und Viehmarkt, der sich zur Kirmes weiterentwickelte.
Da die Kirche vom Kirchhof, also dem Gemeindefriedhof, umgeben
war, sind auch heute viele historische Grabmale im Nahbereich der
Kirche zu bestaunen, worauf die Besucher am Tag des offenen Denk-
mals aufmerksam gemacht wurden.
Zum Abschluss des Berichtes eine Zusammenfassung von Daten zur
Cranger Kirche.
Baudaten
Kirchentyp: Variante des Schinkelschen Normalkir-
chenentwurfes
Grundsteinlegung: 1854
Einweihung: 1855
Erweiterungsbau: 1936
Bauausführung: Ruhrsandstein Hammerrechte als äuße-
res Mauerwerk
Architekt (Erweiterungsbau): Architekturbüro Krebs, Berlin
Maße der Cranger Kirche
Gesamtlänge: 30,00 m
Breite (neuer Teil): 15,10 m
VERANSTALTUNGEN
70
Breite (alter Teil): 9,80 m
Höhe über Alles (ohne Turm): 9,60 m
Turmhöhe ca.: 18,00 m
Höhe des Glasfensterkreuzes: 6,30 m
Breite: 0,80 m
Querbalkenbreite: 3,00 m
Querbalkenhöhe: 0,80 m
Fenster:
hohe Fenster: 5,50 m hoch
1,50 m breit
kleine Fenster: 3,40 m hoch
1,50 m breit
Fenster unten: 2,00 m hoch
1,30 m breit
Deckenhöhe: 7,85 m
Sitzplätze: ca. 280
Orgel
Hersteller: Orgelbauanstalt Walker, Ludwigsburg
Orgel mit 18 Registern
Glocken
Typ: 3 Gussstahlglocken; Tonlage C, D, F
Hersteller: Glockengießerei des Bochumer Vereins
Sonstiges
Holzempore mit Orgel
VERANSTALTUNGEN
71
Workshop „Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“ am 19./20. Oktober 2007
von Jens Murken
Das noch junge Forschungsnetzwerk „Christen jüdischer Herkunft in
Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“1, das unter der
Ägide des Ausschusses „Christen und Juden“ der Evangelischen Kirche
von Westfalen (Ausschussvorsitzender: Pfarrer Udo Halama) durch den
Bielefelder Historiker Professor Dr. Hans-Walter Schmuhl aufgebaut
wird, widmet sich dem gleichnamigen zeitgeschichtlichen Forschungs-
vorhaben. Ein Workshop an der Universität Bielefeld, mit dem zugleich
eine Lehrveranstaltung zum Thema eingeläutet wurde, bildete am 19.
und 20. Oktober 2007 den Auftakt des Forschungsprozesses, der in
Westfalen im Vergleich zu anderen evangelischen Landeskirchen hin-
terher hinkt.
Entsprechend betonte Landeskirchenrätin Karin Moskon-Raschick, die
ebenso wie die Historikerin Professor Dr. Martina Kessel von der Bie-
lefelder Fakultät um ein Grußwort gebeten worden war, den Nachhol-
bedarf der EKvW bei der Behandlung des Themas, bei der Auseinan-
dersetzung mit den Christen jüdischer Herkunft und ihrem Schicksal
insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus.
Hans-Walter Schmuhl wies in seinem einführenden Referat ebenfalls
auf die Desiderate der Forschung zum Thema „Christen jüdischer Her-
kunft“ hin, sprach aber zugleich die moralische Verpflichtung an, die
man gegenüber den Opfern besitze. Diese verstünden sich vielfach
jedoch nicht als zusammengehörige Gruppe. Es habe, wie Schmuhl mit
1 Weitere Informationen zur Bildung des Forschungsnetzwerkes im Beitrag
von Hans-Walter Schmuhl in diesem Heft, S. 135-137.
VERANSTALTUNGEN
72
Blick auf das „Dritte Reich“ prägnant formulierte, eine Einheit der Ver-
folgung, nicht jedoch eine Einheit der Verfolgten gegeben.
Um fortan in eine systematische Erforschung der Geschichte und der
Schicksale der häufig als „Judenchristen“ Bezeichneten in Westfalen
eintreten zu können, werde die Netzwerkbildung angestrebt. Hierdurch
könne man von den bisherigen Forschungen zu anderen Landeskirchen,
die teils einen jahrzehntelangen „Vorsprung“ besitzen, lernen – sowohl
inhaltlich als auch methodisch.
Die Referentinnen und Referenten waren von der Workshopleitung
gebeten worden, ihre Beiträge an einem Fragenkatalog auszurichten,
mit dessen Beantwortung nicht nur der Vergleich der bisherigen regio-
nalen Forschungen erleichtert, sondern auch die Defizite und Heraus-
forderungen des westfälischen Kenntnisstandes verdeutlicht werden
sollten. Die Hinweise auf einschlägige Quellenbestände sowie auf de-
ren potenzielle Bedeutung für das westfälische Forschungsvorhaben
ergänzten sich vielfach und sollen daher am Ende dieses Berichtes
summarisch vorgestellt werden. Zum Verständnis der einzelnen Pro-
jekte und ihrer Konzeptionen werden aber zunächst die Referate der
Workshopteilnehmer kurz zusammengefasst.
Sigrid Lekebusch (Wuppertal) berichtete aus dem Projekt der Evangeli-
schen Kirche im Rheinland zur Erforschung der Geschichte der Chri-
sten jüdischer Herkunft, das auf einen Beschluss der rheinischen Lan-
dessynode im Jahr 1992 zurückging. Ihre Ergebnisse konnte die Histo-
rikerin 1995 in der Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchen-
geschichte unter dem Titel „Not und Verfolgung der Christen jüdischer
Herkunft im Rheinland“ veröffentlichen. Das Standardwerk hat die
Forschung in anderen Landeskirchen inspiriert; zugleich ist die Autorin
dem Thema bis heute verbunden geblieben – ein Phänomen, das sich
bei vielen Workshopreferenten ähnlich eingestellt hat: Denn wer sich
mit dem Schicksal der Christen jüdischer Herkunft beschäftigt, der hat
immer auch mit den Betroffenen (oder deren Nachkommen) selbst zu
tun. Lekebusch schrieb bereits 1995, gewisserweise stellvertretend für
ihre Historikerkolleginnen und -kollegen, dass die Beschäftigung mit
dem Thema „bei mir zunehmend persönliche Anteilnahme und spür-
VERANSTALTUNGEN
73
bare Parteinahme zugunsten der verfolgten und gequälten Menschen“
geweckt habe. Der Workshop in Bielefeld machte diesen Aspekt der
Zeitgeschichte als der Epoche der „Mitlebenden“ erneut deutlich,
wenngleich die spät beginnenden westfälischen Forschungsambitionen
mit weniger Kontakten zu Betroffenen werden auskommen müssen.
Uta Schäfer-Richter (Celle) berichtete als zweite Referentin über das
Projekt der Erforschung des Schicksals von Christen jüdischer Herkunft
im Bereich der Hannoverschen Landeskirche, das 2003 startete und
demnächst in eine Publikation münden soll. Wenngleich die Referentin
als Mitarbeiterin an einem „Gedenkbuch“ für die jüdischen Bürger im
Kreis Göttingen (1933-1945) Erfahrungen auf diesem Gebiet mitbringt,
strebt das hannoversche Projekt ein vergleichbares Gedenkbuch für die
Christen jüdischer Herkunft in ihrer zahlenmäßigen Gesamtheit nicht
an.
Der nachfolgende Referent, Pastor i.R. Hans-Adolf Allers aus Bremen,
berichtete über den Arbeitskreis sowie das Projekt der Bremischen
Evangelischen Kirche Ähnliches, da man seit 1996 vor allem Zeitzeu-
gengespräche führe, nicht aber umfassende Forschung betreiben könne.
Zugleich stellte er aber das „Erinnerungsbuch für die als Juden ver-
folgten Einwohner Bremens“ vor, das im Jahr 2006 erschienen ist und
das diejenigen Personen mit biographischen Kurzeinträgen aufführt, die
während der NS-Zeit wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Glau-
bensgemeinschaft oder aufgrund der Kriterien der nationalsozialisti-
schen Rassegesetzgebung als Juden verfolgt wurden. Eine solche Pub-
likation war unter den Workshopteilnehmern nicht unumstritten. Als
problematisch wurde die namentliche Nennung der Opfer angesehen,
da somit deren Angehörige mit einer Vergangenheit konfrontiert wür-
den, die ihnen aus der eigenen familiengeschichtlichen Überlieferung
vielfach nicht bekannt sei. Neben diesen „menschlichen Problemen“
wurden vor allem Datenschutzgründe ins Feld geführt, die gegen die
Publikation persönlicher Daten sprechen könnten.
Gerlind Lachenicht (Berlin) von der „Arbeitsstelle Forum für Evangeli-
sche Erinnerungskultur“, die den ersten Workshoptag mit einem Be-
VERANSTALTUNGEN
74
richt aus dem Projekt der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-
schlesische Oberlausitz beschloss, sprach die Empfehlung aus, den
Forschungs- mit dem Erinnerungsprozess zu verknüpfen und führte
damit die beiden Stränge der Beschäftigung mit dem Thema Christen
jüdischer Herkunft noch einmal explizit zusammen. Sie informierte
darüber, dass die Zwischenergebnisse des Berliner Projektes nunmehr
im Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte (Jg. 66/
2007) nachzulesen seien.
Am zweiten Tag des Bielefelder Workshops erläuterte zunächst Ste-
phan Linck (Kiel) das in den Jahren 1999 bis 2001 erarbeitete Ausstel-
lungsprojekt der nordelbischen Kirche, das sich über den thematisch
breiteren Zugang „Kirche, Christen, Juden“ auch den Christen jüdischer
Herkunft gewidmet hatte. Die Ausstellung, die das Oberthema über
zehn verschiedene inhaltliche Zugänge (meist festgemacht an Biogra-
phien) erschließt, ist mittlerweile auch andernorts adaptiert worden,
wobei Linck eine intensivere Überarbeitung für ihren landeskirchen-
übergreifenden Einsatz für ratsam hält.
Anders als das nordelbische Projekt mit seiner langen Erfahrungsge-
schichte, konnte Jörn Jakob Klinge (Marburg) erst von ersten Schritten
des gemeinsamen „Judenchristen“-Projektes der beiden hessischen
Landeskirchen berichten. Bei diesem stünden weniger Zeitzeugen- bzw.
Überlebendengespräche im Mittelpunkt als vielmehr eine quantitative
Erhebung über die Christen jüdischer Herkunft in Kurhessen-Waldeck
sowie Hessen und Nassau. Gleichwohl sollen auch biographische Hin-
tergründe und Einzelschicksale in den Blick genommen werden. Expli-
zit thematisiert würden in dem kürzlich gestarteten Projekt zudem reli-
giöse Aspekte sowie das Verhalten der damaligen Kirche unter theolo-
gischen Fragestellungen.
Gisela Möllenhoff (Münster) stellte hingegen mit dem Projekt „Jüdi-
sche Familien in Münster“ ein ebenso bekanntes wie erfolgreiches Un-
ternehmen vor, das seinen Ursprung Ende der 1980er Jahre bei den
Vorbereitungen zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht genommen
hat. Ihre dreibändige, gemeinsam mit Rita Schlautmann-Overmeyer
VERANSTALTUNGEN
75
erarbeitete Dokumentation, die in den Jahren 1995, 1998 und 2001
publiziert worden ist, ist nicht nur aufgrund ihrer Multiperspektivität,
mit der das jüdische Familienleben in den Blick genommen werden
kann, vorbildlich, sondern auch aufgrund der zahlreichen Quellenbe-
stände und Archive, die dafür erforscht worden sind. U.a. war den bei-
den Forscherinnen die Einsichtnahme in die Standesamtsunterlagen
gewährt worden; aber auch zunächst abseitiger klingende Bestände, wie
der der Orden und Ehrenzeichen im Staatsarchiv Münster, konnten
aufgrund der biographischen Angaben bei der „Ehrenkreuz“-Verlei-
hung wertvolle Hinweise liefern.
Der Psychologe Ulrich Weichbrodt (Bonn), dessen Vortrag zu Per-
spektiven für das Projekt der westfälischen Landeskirche sich an-
schloss, gilt als ein Vorreiter der Erforschung der Geschichte der
Christen jüdischer Herkunft. Er fasste viele Hinweise auf einschlägige
Quellenbestände, die auch für Westfalen nicht unbekannt seien (oder:
sein dürften), zusammen und empfahl der Kirche darüber hinaus aber
die seelsorgerliche Arbeit an den Verfolgten als eine wichtige Zu-
kunftsaufgabe.
Günter Brakelmann, der Biograph des judenchristlichen Juristen, Philo-
sophen und Pfarrers Hans Ehrenberg (1883-1958), stellte den „Christ
aus Israel“ in seiner Beziehung zu Franz Rosenzweig, Eugen Rosen-
stock-Huessy und auch Martin Buber vor. Die Biographie empfände er,
so betonte Brakelmann in seinem pointierten Vortrag, immer mehr als
wichtigste Form der historischen Darstellung. Angesichts der vielfach
biographischen Annäherung an die Schicksale der Christen jüdischer
Herkunft im Rahmen der vorgestellten Projekte, ermahnte der Referent
zur Genauigkeit bei der biographischen Forschung und riet von der
Typenbildung ab. Auch die NS-Zeit, die häufig einen monolithischen
Anstrich erhalte, gelte es in verschiedene Phasen zu differenzieren, um
das Verhalten der Masse und das Handeln der Einzelnen begreifen zu
können.
Am Ende des anregenden und dichten Workshops präsentierte zunächst
Reinhard Neumann (Bielefeld) die Biographien einiger Christen jüdi-
VERANSTALTUNGEN
76
scher Herkunft in der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth, für die
die vergleichsweise strengen Nazareth-Regeln – im positiv-schützenden
wie im tadelnden Sinne – ebenso galten wie für die Brüder aus traditio-
nell evangelischen Familien. Abschließend führte Kerstin Stockhecke
(Bielefeld), die das von ihr geleitete Hauptarchiv der v. Bo-
delschwinghschen Anstalten Bethel als Quelle zur Geschichte der
Christen jüdischer Herkunft vorstellte, insbesondere den studentischen
Teilnehmern des Workshops anhand der Sachakten und der Patienten-
akten einige Möglichkeiten konkreter Quellenarbeit im Rahmen des
Studiums vor Augen.
Wie eingangs erwähnt, griffen und greifen die verschiedenen landes-
kirchlichen Forschungsprojekte das Thema „Christen jüdischer Her-
kunft“ mit unterschiedlichen Intentionen und Voraussetzungen auf.
Dennoch gerieten eine Reihe von Quellengattungen in allen Projekten
gleichermaßen in den Blick; immer wieder als Primärquelle benannt
wurden beispielsweise die Ergebnisse der Volkszählung von 1939, die
als deren Heft 552,4 veröffentlicht worden sind. Andere Recherche-
strategien wurden wiederum nur von einzelnen Projekten verfolgt, so
zum Beispiel – um ein neues Medium zu benennen – das Internetportal
für jüdische Genealogie (www.jewishgen.org). Für die angestrebte
systematische Erforschung des Themas in Westfalen ist es dennoch
hilfreich, Haupt- und Nebenstrecken in das vor allem archivische Di-
ckicht zu kennen, zu erkennen und daraufhin möglichst kenntnisreich
zu erforschen.
Was die Archive und Dokumentationszentren, Ämter und Institutionen
anbetrifft, so ist die Recherche unbedingt auch außerhalb des engeren
westfälisch-kirchlichen Raumes zu betreiben. Explizit erwähnt wurde
u.a. das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde in Bezug auf die die
Volkszählung 1939 ergänzenden Zusatzkarten über jüdische Großel-
tern. Diese seien allerdings für Bielefeld und den Regierungsbezirk
Minden resp. Detmold nicht erhalten, für die Regierungsbezirke Arns-
berg und Münster hingegen schon. Im Bundesarchiv befindet sich zu-
dem die Liste jüdischer Residenten, die mittlerweile in eine Datenbank
einfließt, welche aus einer Vielzahl von Quellen eine möglichst voll-
VERANSTALTUNGEN
77
ständige und genaue Liste aller Personen beinhalten soll, die zwischen
1933 und 1945 in Deutschland ansässig waren und die wegen ihrer
jüdischen Abstammung oder ihres jüdischen Glaubens vom nationalso-
zialistischen Regime verfolgt wurden. Im Bundesarchiv sowie in der
Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ befinden sich
Unterlagen zum sog. „Paulusbund“, dem 1933 gegründeten „Reichs-
verband christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein
arischer Abstammung e.V.“, sowie zu dessen Nachfolgeeinrichtungen
(„Vereinigung 1937“, „Büro Heinrich Spiero“, „Büro Heinrich Grü-
ber“).
Die Bezirksregierung Düsseldorf als einzige Entschädigungsbehörde
zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts des Landes
Nordrhein-Westfalen führt die Bundeszentralkartei (BZK) als zentrales
und gemeinsames Register des Bundes und der Länder. Die BZK, die
der Dokumentation durchgeführter Entschädigungsverfahren dient,
enthält auf rund zwei Millionen Karteikarten die erfassten Anspruchs-
berechtigten und ihre Angehörigen aus allen Entschädigungsbehörden
der Bundesrepublik. Die Karteikarten geben u.a. Auskunft darüber, wer
verfolgt wurde, da Anspruchsberechtigte und Verfolgte nicht immer
identisch sind. – Im Wiedergutmachungsarchiv mit seinen mehr als
eine Million Entschädigungsakten sind die einzelnen Verfolgungs-
schicksale und der Gang der Entschädigungsverfahren dokumentiert.
In diesen Zusammenhang gehört auch der 1966 eingerichtete Härte-
fonds für rassisch Verfolgte nicht-jüdischen Glaubens (HNG-Fonds),
der jenen NS-Verfolgten zugute kommen sollte, die zwar aus rassischen
Gründen verfolgt wurden, ohne selbst jüdischen Glaubens zu sein. Ne-
ben den Restitutionsakten der Wiedergutmachungsämter wurden mitt-
lerweile auch immer wieder Akten der Devisenstellen der Oberfinanz-
direktionen für die Forschung zu den Christen jüdischer Herkunft ge-
nutzt. – Summarisch angeführt werden sollen weitere Quellen staatli-
cher und kommunaler Provenienz, die von den verschiedenen, während
des Bielefelder Workshop vorgestellten Projekten herangezogen wer-
den konnten: zeitgenössische Unterlagen der örtlichen Polizeibehörden
und Gestapo-Akten, Standesamtsunterlagen und Einwohnermelde-
VERANSTALTUNGEN
78
Karteien, Gewerbeunterlagen, Akten der Auswandererberatungsstellen
sowie Ehegenehmigungsanträge, dann aber auch Prozessakten aus der
Nachkriegszeit.
Als weitere einschlägige Quellen wurden Synagogenaustrittserklärun-
gen sowie Übertrittsakten benannt, Karteien und Personallisten der
jüdischen Gemeinden, sowie „Judenlisten“ bei den Kirchenbuchäm-
tern. In kirchlich-diakonischen Archiven sind insbesondere die Kir-
chenbücher, vor allem die Tauf-Kirchenbücher resp. Taufregister meh-
rerer Jahrzehnte auszuwerten; in den Archivalien kirchengemeindlicher
und konsistorialer Provenienz sollte zudem nach weiteren Stichwörtern
(bzw. Sachakten) wie „Judentaufen“, „Taufen jüdischer Proselyten“,
„Nichtarier“, „Judenmission“ und „Judenmissionsgesellschaften“ re-
cherchiert werden. Auch Gemeindekirchenrats- bzw. Presbyteriums-
protokolle können ggfls. Hinweise auf das Schicksal der Christen jüdi-
scher Herkunft beinhalten.
Der Bielefelder Workshop versammelte, wie vorgestellt, zahlreiche und
wichtige prosopographische Hinweise für das am Beginn seiner Arbeit
stehende Forschungsnetzwerk „Christen jüdischer Herkunft in Westfa-
len unter nationalsozialistischer Herrschaft“. Ähnliche Recherchestra-
tegien in den verschiedenen Landeskirchen und vergleichbare Erkennt-
nisinteressen der jeweiligen Projekte ließen und lassen dennoch Raum
für unterschiedliche Interpretationen des Forschungsgegenstandes. So
drehten sich die teils kontrovers geführten inhaltlichen Diskussionen
während des Workshops u.a. um die Frage nach der Taufe als Grund
der Lebensrettung für die betroffenen „Judenchristen“, um die Rolle
ihres Christseins (die aber wohl erst 1945 wieder Relevanz erlangen
konnte) und um die Engführung der Christen jüdischer Herkunft auf
ihre Beziehung zur evangelischen Ortsgemeinde – wodurch dann häu-
fig der weite „restliche“ sozio-ökonomische Kontext ihrer Existenz aus
dem Blick geraten ist. Einigkeit bestand unter den Diskutanten darin,
dass man die Phänomene „Antijudaismus“ und „Antisemitismus“ ge-
nauer differenzieren müsse, wenn man auch die – allgemeingesell-
schaftlichen wie kirchlichen – Ursachen für die Verfolgung und Ver-
VERANSTALTUNGEN
79
nichtung der Juden und der Christen jüdischer Herkunft während der
Zeit des Nationalsozialismus historiographisch behandeln wolle.
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
80
Eintagespraktika im Landeskirchlichen Archiv
Etwa zeitgleich fanden im Juni 2007 zwei schulische Projekttage statt,
bei denen die Schülerinnen und Schüler aufgefordert waren, einen Ar-
beitstag lang soziale Arbeit außerhalb ihrer Schulen zu verrichten: Da-
bei fand der „Social Day Bielefeld“ bereits zum fünften Mal seit 2003
statt, die Aktion „Tagwerk – Dein Tag für Afrika“ hingegen erstmals
im Rahmen einer bundesweiten, gemeinsam mit der UNICEF geplanten
Veranstaltung am 19. Juni 2007. Die Schülerinnen und Schüler konnten
sich selbständig interessante Arbeitsstätten suchen, mit denen sie dann
einen „Arbeitsvertrag“ schlossen. Die Löhne aus diesen Verträgen flos-
sen einem guten Zweck zu.
Zu beiden Aktionstagen hatten sich Schülerinnen und Schüler um eine
Tätigkeit im Landeskirchlichen Archiv bemüht. Mit einem elfjährigen
Gymnasiasten aus Bielefeld wurden im Rahmen des Social Day hilfsar-
chivarische Arbeiten vereinbart; er besichtigte das Archiv im Vorfeld,
gewann einen Eindruck von Aufgaben, wie dem Enteisen von Akten,
dem Reponieren von Büchern, der genealogischen Arbeit am eigenen
Stammbaum und den Herausforderungen der Paläographie. Besonderes
Interesse zeigte er an der PC-Arbeit. Da er sich am Tag vor dem Social
Day bei einem Fahrradunfall leider einen Arm brach, konnte er seinen
Arbeitsvertrag nicht erfüllen. Seinen Besuch im Landeskirchlichen
Archiv holte er jedoch in den Herbstferien nach, wobei er sich sehr
motiviert und aufgeschlossen gegenüber den verschiedenen Tätigkeiten,
die er ausführte, zeigte.
Zur Aktion Tagwerk fanden sich hingegen drei 15-jährige Bielefelder
Gymnasiastinnen im Landeskirchlichen Archiv ein. Sie erhielten ihr
Einsatzgebiet insbesondere beim Scannen von Fotos aus der Sammlung
des Archivs, haben zuvor aber auch im Rahmen einer Führung viele
weitere archivische Tätigkeitsfelder ansatzweise kennenlernen können.
– Ein einzelner Aktionstag kann letztlich nur dem Hineinschnuppern in
den Arbeitsalltag dienen (was im Archiv natürlich auch stets eine be-
sondere Erfahrung ist). Der Blick hinter die Kulissen sorgt aber zumin-
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
81
dest für Informationen über die in Schülerkreisen immer noch zu wenig
bekannte Institution Archiv und für Aufklärung über die geborgenen
und verborgenen Schätze in den Magazinen – und er regt möglicher-
weise zu Folgebesuchen auch der Klassenkameraden und Lehrer an,
zum Beispiel im Rahmen außerschulischen Lernens. (mur)
Links:
www.aktion-tagwerk.de
www.socialday-bielefeld.de
Ann-Kristin Polten, Elisabeth Bloch und Anna-Luisa
Korte (v.l.n.r.) bei der Arbeit am Scanner
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
82
Was ist wo? Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 5
Nachdem wir in der letzten Ausgabe eine Übersicht über
die verfilmten Kirchenbücher der Kirchenkreise Hamm,
Hattingen-Witten und Herford gegeben haben, stellen wir
Ihnen in diesem Heft die im Landeskirchlichen Archiv auf
Mikrofiches vorhandenen Kirchenbücher der Kirchen-
kreise Herne, Iserlohn und Lübbecke vor.1
Kirchenkreis Herne
Bladenhorst:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1755 – 1819 T, Tr, B, K 1-2
2 1820 – 1854 T, Tr, B 1-2
Castrop:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1676 – 1766 T, Tr, B luth. 1-5
2 1694 – 1817 T, Tr, B ref. 1-6
3 1694 – 1819 T, Tr, B, K ref. 01-03
1 Die Amtshandlungen in den Tabellen werden wie folgt abgekürzt: Taufen =
T, Trauungen = Tr, Beerdigungen = B, Konfirmationen = K, Kommunikanten
(Abendmahl) = A.
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
83
4 1819 – 1827 T, Tr, B, K, A 04
5 1676 – 1765 T, Tr, B luth. 05-07
6 1766 – 1819 T, Tr, B Stadt und Land 08-15
7 1819 – 1848 T, Tr, B, K, A Stadt 16-20
8 1819 – 1847 T, Tr, B, K, A Land 21-28
9 1848 – 1859 T, Tr, B, K, A Stadt und Land 29-38
10 1860 – 1884 T, Tr, B,K, A Land 39-52
11 1860 – 1875 T, Tr, B, K 53-56
12 1885 – 1895 T, Tr, B, K 57-69
13 1896 – 1902 T, Tr, B, K 70-85
14 1813 – 1814 T Alphab. Register 86-87
15 1813 – 1814 Tr Alphab. Register 88-90
16 1810 T, Tr, B 91-93
17 1811 Tr 94-95
18 1811 T 96-99
19 1812 T 100-103
20 1813 T 104-107
21 1814 T 108-111
22 1813 T Duplikat 112-115
23 1813 Tr 116-121
24 1813 B 122-124
25 1814 T Duplikat 125-128
26 1814 Tr 129-131
Crange:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1745 – 1786 T, Tr, B, K, A 01-04
2 1787 – 1819 T, Tr, B, K 05-06
3 1787 – 1809 T, Tr, B, K, A 07-08
4 1820 – 1833 T, Tr, B, K, A 09-10
5 1675 – 1744 T, Tr, B 11-18
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
84
6 1833 – 1849 T, Tr, B, K, A 19-21
7 1843 – 1887 T 22-25
8 1887 – 1903 T 26-30
9 1850 – 1891 Tr, B 31-33
10 1879 – 1909 B 34-38
Eickel:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1747 – 1826 T, Tr, B, A 1-9
2 1819 – 1853 T, Tr, B, K, A 1-7
3 1854 – 1873 T, B 1-18
4 1874 – 1879 T 01-09
5 1880 – 1885 T 10-17
6 1885 – 1894 T 18-29
7 1895 – 1905 T 30-45
8 1835 – 1874 Tr 46-50
9 1875 – 1907 Tr 51-58
10 1874 – 1882 B 59-64
11 1882 – 1891 B 65-72
12 1891 – 1905 B 73-81
13 1889 – 1908 K 82-87
Herne luth.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1686 – 1768 T, Tr, B Strünkede ref. 01-03
2 1765 – 1842 T, Tr, B, A 04-06
3 1681 – 1760 T, Tr, B, K 07-10
4 1690 – 1726 T, Tr, B 11-15
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
85
5 1753 – 1792 T, Tr, B, K, A 16-25
6 1788 – 1819 T, B, K 26-35
7 1820 – 1842 T, Tr, B, K, A 36-47
8 1843 – 1871 T 48-59
9 1872 – 1883 T 60-75
10 1884 – 1893 T 76-92
11 1894 – 1900 T 93-111
12 1843 – 1871 Tr 112-117
13 1894 – 1914 Tr 118-137
14 1843 – 1871 B 138-145
15 1872 – 1883 B 146-153
16 1884 – 1892 B 154-161
17 1893 – 1900 B 162-171
18 ca. 1820 Familienbuch 172-176
19 1811 Tr 177
20 1812 Tr 178
21 1813 Tr 179-180
22 1814 Tr 181-182
23 1811 B 183-185
24 1812 B 186-187
25 1813 B 188-189
26 1814 B 190-191
27 1810 – 1814 T, Tr, B 1-4
28 1811 T 1-4
29 1812 T 1-4
30 1813 T 1-4
31 1814 T 1-4
32 ca. 1820 Familienbuch 1-8
33 1872 – 1893 Tr 1-4
34 1843 – 1875 K, A 1-5
35 1876 – 1893 K, A 1-5
36 1683 – 1871 T Register 1-5
37 1872 – 1899 T Register 1-4
38 1683 – 1899 Tr Register 1-3
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
86
39 1753 – 1820/42 B Register 1-3
40 1843 – 1933 B Register 1-7
Kirchenkreis Iserlohn
Altena luth.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1714 – 1744 T, Tr, B 01-07
2 1745 – 1765 T, Tr, B 08-13
3 1766 – 1771 T, Tr, B 14-16
4 1765 – 1785 T, Tr, B 17-24
5 1785 – 1814 T, Tr, B 25-36
6 1810 – 1815 T, Tr, B 37-39
7 1815 – 1834 T, Tr, B 40-50
8 1835 – 1849 T, Tr, B 51-63
9 1850 – 1859 T, Tr, B 64-76
10 1860 – 1866 T, Tr, B, A 77-89
11 1877 – 1874 T, Tr, B, A 90-104
12 1875 – 1881 T, Tr, B 105-117
13 1882 – 1889 T, Tr, B 118-133
14 1890 – 1896 T, Tr, B 134-147
15 1897 – 1903 T, Tr, B 148-160
Altena ref.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1837 – 1856 T, Tr, B 1-4
2 1687 – 1784 T, Tr, B, K 01-04
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
87
3 1784 – 1818 T 05-07
4 1819 – 1876 T, Tr, B, K, A 08-12
5 1857 – 1866 T, Tr, B 13-16
6 1867 – 1878 T, Tr, B 17-21
7 1879 – 1891 T, Tr, B, K, A 22-27
8 1892 – 1902 T, Tr, B, K, A 28-32
9 1856 Familien-Re-
gister
33-39
10 1810 T, Tr, B Zivilregister 40-44
11 1811 T Zivilregister 45-48
12 1812 T Zivilregister 49-52
13 1813 T Zivilregister 53-55
14 1814 T Zivilregister 56-58
15 1811 Tr Zivilregister 59-60
16 1812 Tr Zivilregister 61-62
17 1813 Tr Zivilregister 63
18 1814 Tr Zivilregister 64-65
19 1811 B Zivilregister 66-68
20 1812 B Zivilregister 69-71
21 1813 B Zivilregister 72-73A
22 1814 B Zivilregister 74-76
Berchum, ref.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1638 – 1782 T, Tr 01-05
2 1786 – 1818 T, Tr, B, K 06-07
3 1819 – 1857 T, Tr, B, K, A 08-10
4 1837 – 1857 T, Tr, B 11-13
5 1858 – 1888 T, Tr, B, K, A 14-19
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
88
Dahle:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1777 – 1818 T, Tr, B 01-06
2 1819 – 1853 T, Tr, B, K, A 07-14
3 1854 – 1900 T, Tr, B 15-25
Deilinghofen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1684 – 1767 Lagerbuch 01-02
2 1680 – 1780 T 03-04
3 1781 – 1818 T 05-06
4 1781 – 1818 T 07
5 1680 – 1781 Tr 08
6 1781 – 1818 Tr 09
7 1713 – 1780 B 10
8 1781 – 1818 B 11-13
9 1819 – 1852 T 14-20
10 1853 – 1896 T 21-26
11 1853 – 1910 Tr 27-29
12 1819 – 1852 B, K, A 30-35
13 1853 – 1929 B, K, A 36-42
Elsey:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1715 – 1794 T, Tr, B 01-09
2 1795 – 1809 T, Tr, B 10-14
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
89
3 1808 – 1834 T, Tr, B 15-32
4 1744 – 1808 T, Tr, B 33-39
5 1834 – 1847 T 40-50
6 1848 – 1860 T 51-65
7 1861 – 1872 T 66-77
8 1873 – 1885 T 78-92
9 1886 – 1896 T 93-105
10 1810 Tr Zivilregister 106
11 1811 Tr Zivilregister 107
12 1812 Tr Zivilregister 108-109
13 1813 Tr Zivilregister 110
14 1834 – 1865 Tr 111-121
15 1865 – 1893 Tr 122-130
16 1834 – 1853 B 131-141
17 1854 – 1871 B 142-154
18 1872 – 1892 B 155-168
19 1834 – 1903 K 169-177
Ergste:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1673 – 1854 T, Tr, B, K, A 01-12
2 1819 – 1865 T 13-18
3 1866 – 1929 T 19-27
4 1819 – 1866 Tr, B 28-33
5 1866 – 1929 Tr, B 34-42
6 1810 T, Tr, B Zivilregister 43-44
7 1811 T Zivilregister 45-47
8 1812 T Zivilregister 48-49
9 1813 T Zivilregister 50-51
10 1814 T Zivilregister 52-53
11 1811 Tr Zivilregister 54
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
90
12 1812 Tr Zivilregister 55
13 1813 Tr Zivilregister 56
14 1814 Tr Zivilregister 57
15 1811 B Zivilregister 58
16 1812 B Zivilregister 59-60
17 1813 B Zivilregister 61-62
18 1814 B Zivilregister 63-64
Evingsen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1819 – 1861 T 01-08
2 1820 – 1866 Tr 09-12
3 1819 – 1867 B 13-19
4 1862 – 1909 T 20-25
5 1866 – 1964 Tr 26-31
6 1868 – 1969 B 32-39
Hemer:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1718 – 1775 T, Tr, B 01-05
2 1752 – 1802 T, B 06-17
3 1803 – 1862 T 18-25
4 1863 – 1890 T 26-34
5 1813 – 1844 T, Tr, B 35-41
6 1891 – 1910 T 42-52
7 1804 – 1885 K, A 53-56
8 1885 – 1917 K, A 57-64
9 1752 – 1840 Tr 65-69
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
91
10 1841 – 1896 Tr 70-78
11 1897 – 1924 Tr 79-88
12 1803 – 1855 B 89-97
13 1856 – 1888 B 98-106
14 1889 – 1920 B 107-116
15 1717 – 1799 Alphab. Register 117-123
16 1764 – 1821 Alphab. Register 124-130
17 1800 – 1850 Alphab. Register 131-138
18 1850 – 1874 Alphab. Register 139-142
Hennen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1726 – 1818 T, Tr, B, K, A 01-06
2 1819 – 1849 T, Tr, B, K, A 07-15
3 1850 – 1906 T 1-6
4 1850 – 1906 T 16-24
5 1850 – 1931 Tr, K, A 25-34
6 1850 – 1945 B 35-43
7 1738 – 1819 T, Tr, B 44-46
8 1819 – 1878 T, Tr, B, K, A 47-52
9 1877 – 1942 T, Tr, B, K, A 53-59
Hohenlimburg:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1624 – 1821 T, Tr, B 01-05
2 1747 – 1820 K, T, Tr, B 06-10
3 1804 – 1843 T, Tr, B, K, A 11-17
4 1844 – 1935 T, Tr, B, K, A 18-30
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
92
5 1871 – 1910 T, Tr, B 31-41
Iserlohn, Oberste Stadtgemeinde:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1669 – 1701 T, Tr, B 01-02
2 1676 – 1736 Kirchstuhl-Re-
gister
03-08
3 1708 – 1753 T, Tr, B 09-11
4 1677 – 1768 T, Tr, B 12-19
5 1731 – 1761 T, Tr 20-22
6 1738 – 1780 T, B 23-34
7 1781 – 1802 T 35-42
8 1803 – 1817 T 43-49
9 1810 – 1814 T, Tr, B 50-52
10 1818 – 1826 T 53-59
11 1827 – 1835 T 60-66
12 1836 – 1842 T 67-72
13 1843 – 1848 T 73-77
14 1849 – 1857 T 78-84
15 1858 – 1865 T 85-91
16 1866 – 1875 T 92-100
17 1876 – 1885 T 101-109
18 1886 – 1897 T 110-121
19 1898 – 1902 T 122-129
20 1738 – 1780 Tr 130-135
21 1803 – 1818 Tr 136-138
22 1819 – 1826 Tr 139-141
23 1827 – 1838 Tr 142-146
24 1839 – 1853 Tr 147-156
25 1870 – 1889 Tr 157-161
26 1890 – 1925 Tr 162-178
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
93
27 1781 – 1802 B 179-183
28 1803 – 1818 B 183A-186
29 1819 – 1826 B 187-190
30 1827 – 1836 B 191-196
31 1837 – 1845 B 197-202
32 1846 – 1857 B 203-209
33 1858 – 1873 B 210-218
34 1874 – 1892 B 219-226
35 1893 – 1924 B 227-237
36 1674 – 1680 T Abschriften 238
37 1811 B Zivilregister 239-241
38 1814 B Zivilregister 242-245
39 1812 – 1814 B Zivilregister 246-255
40 1810 T, Tr, B Zivilregister 256-260
41 1811 – 1812 T Zivilregister 261-268
42 1813 – 1814 T Zivilregister 269-275
43 1814 T Zivilregister 276-279
44 1811 – 1814 Tr Zivilregister 280-286
45 1813 Tr Zivilregister 287-288
46 1814 Tr Zivilregister 289-294
47 1811 – 1812 Tr Zivilregister 295-298
48 1813 – 1814 Tr Zivilregister 299-301
Iserlohn, Kirchspiel:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1753 – 1809 T 01-05
2 1808 – 1836 T 06-12
3 1837 – 1855 T 13-20
4 1856 – 1867 T 21-27
5 1868 – 1878 T 28-33
6 1879 – 1908 T 34-47
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
94
7 1753 – 1809 Tr 48-50
8 1810 – 1814 Tr 51
9 1808 – 1832 Tr 52-54
10 1833 – 1864 Tr 55-62
11 1865 – 1931 Tr 63-75
12 1700 – 1748 B 76-79
13 1753 – 1809 B 80-82
14 1810 – 1814 B 83
15 1808 – 1841 B 84-90
16 1842 – 1855 B 91-95
17 1856 – 1871 B 96-102
18 1872 – 1889 B 103-109
19 1890 – 1927 B 110-117
20 1637 – 1651 Kirchennach-
richten
118-120
21 1708 – 1753 T Abschriften 121-124
22 1708 – 1753 Tr, B Abschriften 125-129
Iserlohn, ref.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1660 – 1711 Kirchennach-
richten
01-03
2 1719 – 1802 T, Tr, B 04-07
3 1790 – 1819 T, Tr, B, K 08-09
4 1790 – 1848 Kirchennach-
richten
10-18
5 1802 – 1819 T 19-20
6 1810 – 1814 T 21
7 1819 – 1852 T, Tr Stadt 22-25
8 1819 – 1865 T Land 26-28
9 1833 – 1865 T Stadt 29-30
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
95
10 1845 – 1851 T Kath. Gemeinde 31
11 1866 – 1888 T, Tr, B Land 32-36
12 1866 – 1886 T, Tr, B Stadt 37-44
13 1885 – 1898 T, Tr, B Stadt und Land 45-48
14 1802 – 1819 Tr 49
15 1819 – 1848 Tr 50-51
16 1819 – 1865 Tr Land 52-53
17 1853 – 1865 Tr Stadt 54-55
18 1845 – 1851 Tr, B, K Kath. Gemeinde 56
19 1899 – 1921 Tr 57-60
20 1802 – 1819 B 61-62
21 1819 – 1852 B 63-65
22 1819 – 1865 B Land 66-67
23 1853 – 1865 B 68-69
Letmathe:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1876 – 1911 T 01-08
2 1876 – 1952 Tr 09-16
3 1876 – 1929 B 17-24
4 1876 – 1969 K 25-29
Menden:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1830 – 1902 T, Tr, B, K, A 01-07
2 1869 – 1912 T 08-14
3 1884 – 1949 K 15-17
4 1874 – 1929 Tr 18-22
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
96
5 1881 – 1926 B 23-26
Oestrich:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1733 – 1821 T 01-03
2 1819 – 1847 T, Tr, B, K, A 04-08
3 1834 – 1867 T 09-18
4 1868 – 1888 T 19-27
5 1833 – 1857 Tr 28-30
6 1858 – 1898 Tr 31-38
7 1835 – 1862 B 39-43
8 1862 – 1883 B 44-49
9 1845 – 1885 K, A 50-52
10 1874 – 1925 K, A 53-56
Schwerte luth.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1585 – 1764 T, Tr, B, A 01-12
2 1765 – 1814 T, Tr, B 13-18
3 1815 – 1821 T, Tr, B, K 19-23
4 1822 – 1843 T 24-28
5 1844 – 1864 T 29-38
6 1845 – 1872 Tr 1-13
7 1865 – 1879 T 39-47
8 1880 – 1890 T 48-54
9 1890 – 1897 T 55-61
10 1898 – 1909 T 62-73
11 1874 – 1922 K 74-83
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
97
12 1822 – 1921 Tr, K, A 84-90
13 1873 – 1918 Tr 91-100
14 1822 – 1851 B 101-106
15 1852 – 1872 B 107-113
16 1873 – 1889 B 114-120
17 1890 – 1936 B 121-132
Schwerte, ref.:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1664 – 1738 T, Tr, B, K, A 133-138
2 1736 – 1814 T, Tr, B, K, A 139-144
3 1810 – 1870 T, Tr, B, K 145-151
4 1871 – 1897 T, Tr, B, K, A 152-158
5 1891 – 1918 T 159-163
6 1898 – 1923 Tr 164-169
7 1898 – 1918 B 170-171
8 1892 – 1927 K 172-177
Westhofen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1680 – 1734 T, Tr, B 1-3
2 1735 – 1817 T, Tr, B 1-7
3 1817 – 1837 T 1-7
4 1838 – 1857 T 1-6
5 1858 – 1879 T 1-7
6 1817 – 1877 Tr 1-7
7 1817 – 1848 B 1-7
8 1849 – 1886 B 1-11
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
98
9 1680 – 1734 T, Tr, B, K 01-04
10 1735 – 1817 T, Tr, B, K 05-19
Wiblingwerde:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1691 – 1765 T 1-31
2 1691 – 1809 T, Tr 32-47
3 1691 – 1765 B 48-74
4 1765 – 1817 T, Tr, B, K 75-84
5 1797 – 1818 T, Tr, B 85-87
6 1810 – 1814 T, Tr, B 88
7 1819 – 1833 T, Tr, B, K, A 89-94
8 1834 – 1849 T, Tr, B 95-102
9 1850 – 1860 T, Tr, B 103-109
10 1850 – 1877 K, A 110-112
11 1861 – 1869 T, Tr, B 1-11
12 1861 – 1869 T, Tr, B 113-118
13 1870 – 1879 T, Tr, B 119-123
14 1878 – 1903 T, Tr, B, K, A 124-141
Kirchenkreis Lübbecke
Alswede:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1646 – 1681 T, Tr, B 01-05
2 1682 – 1688 T, Tr, B 06-07
3 1689 – 1730 T, Tr, B 08-12
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
99
4 1730 – 1750 T, Tr, B 13-17
5 1749 – 1795 T, Tr, B, K 18-23
6 1774 – 1807 T, Tr, B 24-36
7 1809 – 1819 T 37-40A
8 1820 – 1833 T 41-45
9 1833 – 1847 T 46-55
10 1848 – 1871 T 56-69
11 1872 – 1882 T 70-74
12 1883 – 1906 T 75-84
13 1907 – 1929 T 85-91
14 1808 – 1819 Tr, B 92-96
15 1820 – 1864 Tr 97-103
16 1865 – 1913 Tr 104-110
17 1808 – 1819 B 111-113
18 1820 – 1851 B 114-124
19 1852 – 1877 B 125-133
20 1878 – 1908 B 134-141
21 1859 - 1908 K 142-144
Blasheim:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1661 – 1694 T, Tr, B, K 01-07
2 1720, 1727 –
1770
T, Tr, B, K 08-24
3 1771 – 1775 T, Tr, B, K 25-39
4 1776 – 1781 T, Tr, B, K 40-54
5 1782 – 1800 T, Tr, B, K 55-66
6 1801 – 1811 T, Tr, B, K 67-72
7 1812 – 1819 T, Tr, B, K 73-81
8 1820 – 1833 T, Tr, B, K 82-94
9 1834 – 1842 T, Tr, B, K 95-105
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
100
10 1843 – 1865 T, K 106-118
11 1843 – 1863 Tr, B 119-129
12 1866 – 1902 T, K 130-143
13 1864 – 1910 Tr, B 144-158
Börninghausen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1690 – 1752 T, Tr, B 01-07
2 1752 – 1810 T, Tr, B 08-13
3 1752 – 1819 T, Tr, B 14-21
4 1820 – 1853 T, Tr, B 22-33
5 1854 – 1897 T, Tr, B 34-48
6 1900 – 1956 T, Tr, B 49-65
7 1930 – 1962 Tr 66-69
8 1811 – 1900 K 70-71
9 1690 – 1819 Namensverz. 72-76
10 Familiennamen 77-119
11 1690 – 1819 Familienverz. 120-131
Dielingen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1660 – 1680 T, Tr, B 01-05
2 1681 – 1710 T, Tr, B 06-13
3 1711 – 1733 T, Tr, B 14-24
4 1734 – 1761 T, Tr, B 25-56
5 1781 – 1799 T, Tr, B 57-74
6 1800 – 1808 T, Tr, B 75-89
7 1809 – 1819 T, Tr, B 90-103
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
101
8 1820 – 1849 T 104-120
9 1850 – 1889 T 121-138
10 1889 – 1927 T 139-147
11 1820 – 1842 Tr 148-155
12 1843 – 1893 Tr 156-163
13 1893 – 1923 Tr 164-169
14 1820 – 1847 B 170-179
15 1847 – 1877 B 180-191
16 1878 – 1939 B 192-197
17 1853 – 1881 T Stemshorn 198-201
18 1881 – 1909 T Stemshorn 202-205
19 1853 – 1893 Tr Stemshorn 206-208
20 1893 – 1942 Tr Stemshorn 209-211
21 1853 – 1887 B Stemshorn 212-214
22 1887 – 1942 B Stemshorn 215-218
23 1853 T, Tr, B alphab. Reg. 219
24 1762 – 1819 T, Tr, B alphab. Reg. 220-223
25 1899 – 1922 K alphab. Reg. 224-227
56 1810 T Zivilregister 1
Gehlenbeck:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1767 – 1800 T, Tr, B 01-08
2 1767 – 1951 Tr, B 01-08
3 1801 – 1825 T 09-19
4 1826 – 1841 T 20-30
5 1842 – 1859 T 31-41
6 1860 – 1897 T 42-54
7 1898 – 1946 T 55-72
8 1801 – 1825 Tr 73-75
9 1826 – 1859 Tr 76-82
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
102
10 1860 – 1878 Tr 83-86
11 1878 – 1930 Tr 87-92
12 1801 – 1825 B 93-99
13 1826 – 1858 B 100-111
14 1859 – 1901 B 112-122
15 1816 – 1841 K 123-126
16 1830 – 1841 K 127-128
17 1770 – 1825 alphab. Reg. 129-131
18 1811 – 1818 Tr Register 132
19 1811 Bürgerregister 133
Holzhausen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1674 – 1780 T, Tr, B 01-10
2 1781 – 1801 T, Tr, B 11-14
3 1802 – 1819 T, Tr, B, K 15-19
4 1820 – 1848 T, Tr, B 20-33
5 1849 – 1882 T, Tr, B 34-48
6 1820 – 1876 K 49-55
7 1871 – 1951 K 56-61
Hüllhorst:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1661 – 1719 T, Tr, B 01-07
2 1720 – 1767 T, Tr, B 08-12
3 1766 – 1820 T, Tr, B 13-27
4 1820 – 1846 T, Tr, B, K 28-41
5 1847 – 1874 T, Tr, B, K 42-56
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
103
6 1874 – 1899 T, Tr, B, K 57-67
7 1900 – 1935 T, Tr, B, K 68-83
8 1936 – 1958 T, Tr, B, K 84-96
9 1811 – 1814 1
Isenstedt-Frotheim:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1830 – 1850 T 01-13
2 1850 – 1873 T 14-31
3 1874 – 1880 T 32-35
4 1880 – 1920 T 36-56
5 1880 – 1952 Tr 57-67
6 1880 – 1940 B 68-86
7 1881 – 1922 K 87-91
Levern:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1679 – 1766 T, Tr, B 01-09
2 1766 – 1783
1766 – 1811
T
Tr, B
10-23
3 1783 – 1811 T 24-33
4 1812 – 1820 T, Tr, B 34-40
5 1820 – 1840 T 41-55
6 1841 – 1874 T 56-70
7 1875 – 1901 T 71-83
8 1820 – 1852 Tr, K, Konvert. 84-90
9 1841 – 1911 Tr 91-99
10 1820 – 1847 B 100-108
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
104
11 1848 – 1885 B 109-118
12 1885 – 1916 B 119-129
13 1885 – 1918 B 1-18
Lübbecke:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1682 – 1712 T, Tr, B 1-4
2 1682 – 1712 T, Tr, B 01-07
3 1710 – 1766 T, Tr, B 08-17, 27
4 1767 – 1769 T, Tr, B 18
5 1770 – 1779 T, Tr, B 19
6 1780 – 1786 T, Tr, B 20
7 1785 – 1786 T, Tr, B 21
8 1781 – 1786 T, Tr, B 22
9 1767 – 1772 T, Tr, B 23
10 1772 – 1780 T, Tr, B 24
11 1780 – 1784 T, Tr, B 25
12 1784 – 1786 T, Tr, B 26
13 1787 – 1800 T, Tr, B 28-35
14 1801 – 1810 T, Tr, B, K 36-45
15 1811 – 1819 T, Tr, B 46-55
16 1820 – 1842 T 56-70
17 1843 – 1866 T 71-85
18 1867 – 1898 T 86-100
19 1898 – 1947 T 101-115
20 1820 – 1836 Tr 116-119
21 1837 – 1857 Tr 120-124
22 1860 – 1904 Tr 125-130
23 1820 – 1850 B 131-142
24 1850 – 1876 B 143-151
25 1876 – 1936 B 152-165
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
105
26 1820 – 1848 K 166-170
27 1849 – 1878 K 171-175
Preußisch Oldendorf:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1702 – 1730 T, Tr, B 1-5
2 1730 – 1754 T, K, Tr, B 01-10
3 1754 – 1793 T, Tr, B 11-25
4 1794 – 1815 T, Tr, B 26-42
5 1815 – 1826 T, Tr, B 43-51
6 1820 – 1852 T 52-64
7 1853 – 1899 T 65-79
8 1900 – 1952 T 80-92
9 1820 – 1853 Tr 93-97
10 1853 – 1904 Tr 98-105
11 1905 – 1963 Tr 106-120
12 1820 – 1852 B 121-130
13 1853 – 1893 B 131-143
14 1894 – 1959 B 144-155
Preußisch Ströhen:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1815 – 1847 T, Tr, B 01-11
2 1847 – 1884 T 12-20
3 1885 – 1954 T 21-31
4 1847 – 1927 Tr 32-37
5 1847 – 1903 B 38-45
6 1848 – 1917 K 46-51
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
106
Rahden:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1704 – 1736 T 1-9
2 1736 – 1772 T 1-9
3 1773 – 1789 T 1-8
4 1790 – 1802 T 1-7
5 1803 – 1811 T 1-3
6 1811 – 1819 T 1-4
7 1820 – 1835 T mit alphab. Reg 1-9
8 1836 – 1849 T mit alphab. Reg 1-9
9 1850 – 1866 T 82-97
10 1867 – 1879 T mit alphab. Reg 1-7
11 1880 – 1894 T mit alphab. Reg. 1-7
12 1895 – 1923 T 120-142
13 1924 – 1935 T mit alphab. Reg 1-5
14 1936 – 1951 T mit alphab. Reg 1-8
15 1952 – 1966 T 1-8
16 1966 – 1971 T 1-3
17 1773 – 1819 Tr 1-4
18 1820 – 1847 Tr 1-7
19 1848 – 1918 Tr 158-179
20 1919 – 1935 Tr 1-6
21 1936 – 1950 Tr 1-6
22 1950 – 1962 Tr 1-5
23 1962 – 1971 Tr 1-3
24 1774 – 1811 B 1-5
25 1812 – 1819 B 1-2
26 1820 – 1841 B 200-212
27 1842 – 1859 B 213-227
28 1860 – 1874 B mit alphab. Reg 1-9
29 1874 – 1892 B mit alphab. Reg 1-9
30 1893 – 1916 B mit alphab. Reg 1-10
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
107
31 1917 – 1935 B mit alphab. Reg. 1-6
32 1935 – 1953 B 1-6
33 1954 – 1965 B 1-5
34 1965 – 1971 B 1-3
35 1774 – 1814 K 1-5
36 1815 – 1839 K 1-2
37 1818 – 1836 K 1-6
38 1870 – 1896 K Tönnenheide 1-4
39 1897 – 1934 K 1-6
40 1935 – 1955 K 1-5
41 1955 – 1972 K 1-4
Schnathorst:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1714 – 1819 T 1-7
2 1820 – 1842 T 1-6
3 1843 – 1865 T 1-5
4 1866 – 1895 T 1-8
5 1895 – 1932 T 1-10
6 1714 – 1819 Tr 5-6
7 1820 – 1842
1828 – 1936
Tr
K
1-4
8 1843 – 1874 Tr 1-3
9 1879 – 1950 Tr 1-7
10 1714 – 1820 B 1-4
11 1820 – 1851 B 1-5
12 1851 – 1945 B 1-10
13 1820 – 1850 B 92
14 1714 – 1949 K 1-2
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
108
Wehdem:
Nr. Laufzeit Amtshandlung Bemerkungen Mikrofiche-
Nr.
1 1663 – 1685 T, Tr, B 1-6
2 1686 – 1722 T, Tr, B 1-6
3 1732 – 1766 T, Tr, B 1-7
4 1767 – 1813 T 32-50
5 1767 – 1819 Tr 51-60
6 1820 – 1835 T 61-76
7 1836 – 1859 T 77-96
8 1860 – 1894 T 1-12
9 1895 – 1952 T 1-11
10 1767 – 1819 Tr 1-4
11 1820 – 1831
1820 – 1841
1826 – 1841
Tr
K
A
1-5
12 1832 – 1859 Tr 1-6
13 1860 – 1910 Tr 1-6
14 1767 – 1819 B 1-6
15 1820 – 1835 B 1-7
16 1836 – 1859 B 183-197
17 1860 – 1899 B 1-10
18 1899 – 1965 B 1-9
19 1803 – 1819 K 1-3
20 1852 – 1913 K 1-2
21 1852 – 1911 K 1
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
109
Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen
Im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen
Kirche von Westfalen wurden 2006/2007 folgende
Findbücher erstellt:
Kirchenkreis Bielefeld
Nachtrag; Akten: 2878; Zeitraum: 1873-2004
Einen umfangreichen Nachtrag hat das Archiv des Kirchenkreises er-
halten. Alle zentralen Verwaltungsbereiche des Kirchenkreises werden
hier gleichermaßen gut dokumentiert. Obwohl die Akten zeitlich an die
letzte Aktenübernahme im Jahr 1986 anschließen sollten, wurden bei
der Abholung auch noch ältere Unterlagen aufgefunden, darunter sogar
vereinzelte Ortsakten v. a. der Kirchengemeinden Jöllenbeck und
Schildesche aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun-
dert.
Das Archiv ist unter der Bestandsnummer 4.90 im Landeskirchlichen
Archiv deponiert. (ost)
Altstädter Nicolai-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Biele-
feld
Akten und Amtsbücher: 219; Zeitraum: 1791-2003
Der bereits seit 1995 im Landeskirchlichen Archiv deponierte Bestand
ist durch einen kleineren Nachtrag erweitert worden. Das überarbeitete
Findbuch gibt nun Auskunft über das durch den Bombenangriff vom
30. September 1944 sehr ausgedünnte Schriftgut der Kirchengemeinde.
Als älteste Archivalien erhalten sind glücklicherweise noch einige Be-
lege der Vermögensverwaltung (Hypothekenscheine und abgelöste
Obligationen von 1791 bis in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts)
sowie die Lagerbücher der Kirchengemeinde, die ebenfalls verzeichnet
im Landeskirchlichen Archiv verwahrt werden. Bei dem Schriftgut aus
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
110
der Zeit nach 1945 sind insbesondere die Bauakten erwähnenswert,
denn sie zeigen die intensiven Bemühungen der Altstädter Kirchenge-
meinde, ihre Kirche und die Stadtkirche vieler Bielefelder Bürger wie-
deraufzubauen. Auch die Industrie und Kaufmannschaft Bielefelds
unterstützten den Wiederaufbau der Kirche mit außerordentlich groß-
zügigen Spenden.
Das Archiv liegt als Depositum unter der Bestandsnummer 4.87 im
Landeskirchlichen Archiv. (ost)
Gustav-Adolf-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld
Akten und Amtsbücher: 157; Zeitraum: 1937-2005
Der verhältnismäßig kleine Archivbestand lässt das Geschehen in der
1969 errichteten Kirchengemeinde aufleben. Beginnend mit der zu-
nehmenden Verselbständigung des ehemaligen Gemeindebezirks der
Kirchengemeinde Stieghorst seit der Einrichtung einer Pfarrstelle dort
im Jahr 1958 werden zentrale Ereignisse wie die Errichtung der Kir-
chengemeinde oder der Neubau der Kirche in den 1970er Jahren und
ihre spätere Ausstattung mit dem Kruzifix und Altar aus der Bielefelder
Martini-Kirche gut dokumentiert. Zahlreiche Predigtunterlagen geben
aber auch Einblick in die gottesdienstliche Gestaltung. Ein zeitlich et-
was herausragendes Stück ist das Krankenpflegetagebuch der Gemein-
deschwesternstation in Stieghorst (1937-1956).
Das Archiv wird als Depositum unter der Bestandsnummer 4.194 im
Landeskirchlichen Archiv verwahrt. (ost)
Luther-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld
Akten und Amtsbücher: 141; Zeitraum: 1887-2001
Kurz nach Fertigstellung des Archivs der Luther-Kirchengemeinde
Bielefeld im vergangenen Jahr sind im Gemeindebüro mehrere Steh-
ordner mit einer Materialsammlung zur Chronik der Kirchengemeinde
aufgefunden worden. Aus Originalschriftstücken der Luther-Kirchen-
gemeinde aber auch der ehemaligen Kirchengemeinde Sieker, angerei-
chert mit Auszügen aus den Presbyteriumsprotokollen, Zeitungsaus-
schnitten, Exzerpten und weiterem Sammlungsgut sowie Unterlagen
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
111
aus den eigenen Handakten, hat sie der ehemalige Presbyter Hilker
nach einer eigenen Sachgliederung angelegt. Bei der Verzeichnung ist
die Einheit dieses Schriftgutkörpers mit seiner Ordnung erhalten
geblieben. Auch im Findbuch ist die Materialsammlung nun als eigener
Gliederungspunkt mit 46 Verzeichnungseinheiten aufgeführt.
Das Archiv ist als Bestand 4.188 im Landeskirchlichen Archiv depo-
niert. (ost)
Markus-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld
Akten und Amtsbücher: 39; Zeitraum: 1913-2004
Die eigentliche Überlieferung setzt erst mit den 1950er Jahren ein, kurz
bevor die Markus-Kirchengemeinde durch die Auspfarrung aus der
Neustädter Marien-Kirchengemeinde Bielefeld im Jahr 1958 ihre Selb-
ständigkeit erlangte. Aus der Zeit von 1913-1921 liegen dagegen le-
diglich Kirchenaustrittsbelege vor. Erhalten geblieben ist tatsächlich
verhältnismäßig wenig Schriftgut. Umso wichtiger, dass die Akten von
so zentraler Aussagekraft wie die Sitzungsunterlagen des Presbyteriums
sehr vollständig vorhanden sind. Hieran lassen sich auch die Vorberei-
tungen zur Vereinigung mit der Luther-Kirchengemeinde Bielefeld im
Jahr 2002 (s. Sitzungsunterlagen des Bevollmächtigtenausschusses der
somit neugegründeten Markus-Kirchengemeinde) nachvollziehen.
Das Depositum trägt im Landeskirchlichen Archiv die Bestandsnum-
mer 4.205. (ost)
Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Bielefeld, Kirchenkreis Bielefeld
Akten und Amtsbücher: 134; Zeitraum: 1911-2006
Die Laufzeitangabe täuscht über die eigentliche Aussagekraft des
Schriftgutes hinweg: Bis auf vereinzelte Ausnahmen (z.B. die Rund-
schreiben aus der Zeit des Kirchenkampfes) entstand das überlieferte
Schriftgut im Wesentlichen erst seit den 1950er Jahren. Im Verhältnis
zu dem vergleichsweise sehr kleinen Archivbestand sind damit aber die
Entstehung der Kirchengemeinde durch die Aufteilung der Neustädter
Marien-Kirchengemeinde 1958 ebenso wie ihre Rückgliederung im
Jahr 2006 recht gut dokumentiert. Vollständig erhalten sind weiterhin
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
112
die umfangreichen Unterlagen zu den Presbyteriumssitzungen bzw. die
Protokolle. Auch die Errichtung der Paul-Gerhardt-Kirche hat ausrei-
chend Niederschlag in den Akten gefunden.
Der Bestand ist unter der Nummer 4.187 im Landeskirchlichen Archiv
deponiert. (ost)
Kirchengemeinde Dahlerbrück, Kirchenkreis Lüdenscheid-Plet-
tenberg
Akten und Amtsbücher: 74; Zeitraum: 1939-1999
Die Kirchengemeinde Dahlerbrück entstand 1956 durch die Auspfar-
rung aus den Kirchengemeinden Breckerfeld und Schalksmühle und
existierte bis 2003, als sie mit der Kirchengemeinde Schalksmühle zur
Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück vereinigt wurde. Im Ar-
chiv befinden sich Unterlagen zur Entstehung und Verwaltung der Kir-
chengemeinde. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Akten zum
Bau der Kirche, die durch Bauzeichnungen und Fotos ergänzt werden.
Das Archiv wird im Kreiskirchenamt in Lüdenscheid aufbewahrt. (wrk)
Kirchengemeinde Dorstfeld, Kirchenkreis Dortmund-West
Nachtrag; Akten: 29; Zeitraum: 1891-2004
Im Jahr 1990 wurde das Archiv der Kirchengemeinde Dorstfeld im
Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld verzeichnet und deponiert. An-
lässlich der Vereinigung mit den Kirchengemeinden Marten-Immanuel,
Marten-Stephanus, Oberdorstfeld und Oespel-Kley zur Ev. Elias-Kir-
chengemeinde Dortmund im Januar 2006 wurde die laufende Registra-
tur der Gemeinde geschlossen und bewertet. Die archivwürdigen Akten
wurden als Nachtrag zu dem bestehenden Archiv verzeichnet, dessen
Findbuch bei dieser Gelegenheit ebenfalls in die EDV übertragen
wurde.
Zur Zeit ist das Archiv unter der Bestandsnummer 4.95 im Landes-
kirchlichen Archiv deponiert. Es wird überlegt, das Archiv gemeinsam
mit den Beständen der vier anderen Vorgängergemeinden bei der Elias-
Kirchengemeinde Dortmund unterzubringen. (bck)
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
113
Heliand-Kirchengemeinde Dortmund, Kirchenkreis Dortmund-
Mitte-Nordost
Akten: 50; Zeitraum: 1948-2006
Die Heliand-Kirchengemeinde ging am 1. April 1948 aus der in acht
selbständige Kirchengemeinden aufgeteilten St. Reinoldi-Kirchenge-
meinde hervor und wurde am 1.1.2007 mit den Kirchengemeinden
Apostel, Melanchthon und St. Reinoldi wieder zur Evangelische Kir-
chengemeinde St. Reinoldi Dortmund vereinigt. Das nicht sehr umfang-
reiche Archiv dieser Gemeinde dokumentiert v.a. die Arbeit des Pres-
byteriums und das Gemeindeleben in der Dortmunder Gartenstadt.
Der Bestand befindet sich z. Zt. im Landeskirchlichen Archiv. (bck)
Melanchthon-Kirchengemeinde Dortmund, Kirchenkreis Dort-
mund-Mitte-Nordost
Akten: 56; Karten: 3; Fotos: 35; Zeitraum: 1899-2004
Die Melanchthon-Kirchengemeinde Dortmund entstand am 1. April
1948 bei der Aufteilung der St. Reinoldi-Kirchengemeinde in acht selb-
ständige Gemeinden. Doch bereits 1900 wurde für die Dörfer Körne
und Wambel sowie den daran anschließenden östlichen Teil der Stadt
Dortmund eine eigene Pfarrstelle bei der St. Reinoldi-Kirchengemeinde
eingerichtet. Dass sich in der später selbständigen Kirchengemeinde
bereits damals eigenes Gemeindeleben entwickelte, belegen die im
Archiv der Melanchthon-Kirchengemeinde aus den Jahren 1899-1929
überlieferten Protokollbücher des „Melanchthonvereins“ (bzw. „Ev.
Verein von Cörne“ und „Verein für den östlichen Bezirk der St. Rei-
noldigemeinde“), der sich die „Stärkung des evang. Glaubens und Be-
wusstseins und Förderung des christlichen Lebens in der Gemeinde“
zum Ziel gesetzt hatte sowie einige Fotos von Gemeindegruppen aus
den 1920/30er Jahren. Insgesamt hat die Kirchengemeinde eine um-
fangreiche Fotosammlung vorzuweisen, die v. a. die 1963 errichtete
Melanchthonkirche und ihr Inventar sehr gut dokumentiert. Zum 1.
Januar 2007 wurde die Gemeinde mit der Apostel-Kirchengemeinde
Dortmund (früher: Körne-Wambel), der Heliand-Kirchengemeinde und
der St.-Reinoldi-Kirchengemeinde Dortmund zur Ev. Kirchengemeinde
St. Reinoldi Dortmund vereinigt.
Das Archiv ist z. Zt. im Landeskirchlichen Archiv untergebracht. (bck)
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
114
Kirchengemeinde Eiringhausen, Kirchenkreis Lüdenscheid-Plet-
tenberg
Akten und Amtsbücher: 427; Karten und Pläne: 34; Fotoserien: 49;
Verzeichnungseinheiten mit Presseberichten: 28; Druckschriften: 9;
Verzeichnungseinheiten mit dem Sammlungsgut zur Geschichte des
Paul-Gerhardt-Pfarrbezirks: 20; Zeitraum: 1880-2006
Die Kirchengemeinde Eiringhausen ist eine relativ junge Gemeinde, die
gerade auf ihr 100-jähriges Jubiläum zugeht.
Die Gründung der Kirchengemeinde ist im Archiv gut dokumentiert.
Der 1899 sich konstituierende Kirchbauverein, dessen Protokollbuch
sich im Archiv befindet, hatte sich zum Ziel gesetzt, in Eiringhausen
eine Kirche oder wenigstens ein Bethaus zu errichten. Die Verhandlun-
gen mit der Muttergemeinde Plettenberg erwiesen sich als schwierig.
Obwohl das Grundstück für den Bau der Kirche schon 1900 vorhanden
war, kam es erst 1909 zum Durchbruch. Die kirchlichen Oberbehörden
entschieden, dass Eiringhausen mit den zugehörigen Ortschaften, insge-
samt 1.800 Seelen, zum 1. November 1909 selbständig sein dürfe. Die
Errichtungsurkunde, die die Gründung der Kirchengemeinde belegt, ist
doppelt im Archiv vorhanden (ein zusätzliches Exemplar vermutlich
aus dem Archiv des Superintendenten).
Besonderen Augenmerk verdient die Akte, die den Kirchenkampf in
Eiringhausen dokumentiert. Die Auseinandersetzungen entstanden vor
allem um die Benutzung der Kirche. Die Pfarrer der Kirchengemeinde
Tröller sowie später Priesack lehnten konsequent die Anträge der Ge-
meindegruppe der Deutschen Christen (DC) auf Überlassung der Kir-
che für nationalkirchliche Veranstaltungen ab. Am 6. März 1938 er-
zwang sich eine Gruppe der DC aus Eiringhausen, Plettenberg und
Ohle gewaltsam den Zutritt zur Kirche. Pfarrer Priesack wurde aus der
Kirche hinausgeworfen, es folgte ein Strafantrag Priesacks wegen
Hausfriedensbruchs. Die Kirchenleitung in Münster sah im Vorgehen
der DC einen „kriminellen“ Fall und unterstützte den Pfarrer. Später
wurden der DC-Minderheit in Eiringhausen allerdings gewisse Rechte
zur Benutzung der Kirche eingeräumt.
Als Besonderheit des Archivs ist der umfangreiche Bestand an Samm-
lungsgut zu nennen. Fotos und Zeitungsausschnitte sind von unschätz-
barem Wert, um einen Einblick vor allem in das Gemeindeleben ge-
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
115
winnen zu können. Die Darstellung des Paul-Gerhardt-Pfarrbezirkes
wäre um einiges ärmer, wenn nicht eine Sammlung zur Geschichte des
Pfarrbezirks von Pfarrer Klaus Majoress angelegt worden wäre. Die
Sammlung beginnt im Jahr 1988, als Klaus Majoress als Pfarrer des
Bezirks Unterstadt der Kirchengemeinde Plettenberg im alten Paul-
Gerhardt-Haus eingeführt wurde. 1994 wurde das neuerbaute Paul-
Gerhardt-Haus eingeweiht. Zu diesem Anlass wurde der Bezirk Unter-
stadt in die Kirchengemeinde Eiringhausen umgepfarrt. Veranstaltun-
gen im alten und neuen Paul-Gerhardt-Haus, Ausräumung und Abriss
des alten sowie Grundsteinlegung und Einweihung des neuen Paul-
Gerhardt-Hauses lassen sich anhand von Fotos und Zeitungsausschnit-
ten gut verfolgen. Zum Sammlungsgut gehören auch Kopien von
Quellen zur Gemeindegeschichte aus verschiedenen Archiven sowie die
Sammlung von Beiträgen zur Gemeindegeschichte. Sie ergänzen das
Gemeindearchiv und helfen den Forschern, sich einen umfassenderen
Eindruck von der Gemeindegeschichte zu verschaffen.
Der Bestand befindet sich bei der Kirchengemeinde. (wrk)
Kirchengemeinde Ergste, Kirchenkreis Iserlohn
Akten und Amtsbücher: 657; Karten und Pläne: 6; Fotos: 21; Zeitraum:
1786-1998
Obwohl die Kirchengemeinde Ergste eine alte vorreformatorische Ge-
meinde ist, beginnt die Archiv-Überlieferung – bis auf wenige Aus-
nahmen – erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Tatsache ist auf die
Folgen des Dorfbrandes von 1821 zurückzuführen, dem u. a. die Kirche
zum Opfer gefallen ist. Schwerpunktmäßig erfasst die Überlieferung
die Amtszeit von Gustav Adolf Goeke, der 1933-1971 die Pfarrstelle in
Ergste innehatte.
Ausführlich berichten die Akten über den Neubau der abgebrannten
Kirche und Schule, bei dem einige Schwierigkeiten entstanden. Der
Turm musste auf halber Höhe wieder abgerissen werden, weil das Fun-
dament nicht ausreichte. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte die neue
Kirche 1831 eingeweiht werden. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche
einige Schäden durch Flieger und Artillerie. Direkt nach dem Krieg
wurde sie notdürftig renoviert und schließlich in den 1960er Jahren
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
116
gründlich erneuert. Vor allem die Erneuerungsarbeiten sind im Archiv
umfassend dokumentiert.
Mehr als vierzig Jahre lang prägte Gustav Adolf Goeke (1906-1989)
das Gemeindeleben in Ergste. Seit April 1932 NSDAP-Mitglied, zudem
überzeugter Anhänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach
deren Sportpalastkundgebung im November 1933 der Bekennenden
Kirche zu. Fortan soll bis Anfang 1937 die „ganze Ortsgruppe der D.C.
sanft entschlafen“ sein und nicht eine einzige DC-Versammlung in
Ergste stattgefunden haben. In einer Schulakte findet man Vorgänge
über die politische Auseinandersetzung Pfarrer Goekes mit Hauptlehrer
(sowie Ortsgruppenschulungs- und Propagandaleiter) Höher, der 1937
die Benutzung der Schule für den Konfirmandenunterricht zu verbieten
versuchte.
Pfarrer Goeke beeinflusste die Kirchengemeinde, die zwar 1831 der
Union beigetreten war, aber den Heidelberger Katechismus beibehalten
hatte, weitgehend im lutherischen Sinne. 1934 führte die Gemeinde den
Kleinen Katechismus Luthers für den kirchlichen Unterricht ein.
Beeindruckend sind die Akten des Ev. Hilfswerkes Ergste, deren Lei-
tung Pfarrer Goeke übernommen hatte. In zahlreichen Berichten schil-
dert der Pfarrer Elend und Not seiner Gemeinde mit 1.300 Ostvertriebe-
nen und bittet um Hilfe. Ergänzend findet man im Gemeindearchiv
private Korrespondenz des Pfarrers aus den Jahren 1945-1950. In den
Briefen an Behörden und Firmen schildert der Pfarrer die Situation in
der Gemeinde und bittet beispielsweise um ein Fahrrad oder einen Re-
genmantel für sich, um „noch besser und ungehinderter“ seine Kraft zur
Verfügung stellen zu können.
Für die Ortsgeschichte werden die Schulakten und die Akten des Ge-
meinde-Waisenrats von Interesse sein.
Ferner findet man im Archiv einige Unterlagen der Kirchengemeinde
Dortmund-Marten, wo Gustav Adolf Goeke als Hilfsprediger seinen
Dienst aufgenommen hat, v.a. Programme der Gottesdienste und litur-
gischen Feiern, 1927-1933.
Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der
Bestandsnummer 4.195. (wrk)
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
117
Kirchenkreis Halle
Akten und Amtsbücher: 825; Zeitraum: 1585-2003
Das Archiv des Kirchenkreises Halle lagerte schon seit den 1970er
Jahren als Depositum im Landeskirchlichen Archiv. Nachdem es be-
reits durch zwei Nachträge ergänzt worden war, bot sich nun bei einer
umfangreichen neuerlichen Aktenübernahme vom Kirchenkreis eine
komplette Überarbeitung an, bei der die Nachträge in der Findbuch-
systematik mit dem Bestand vereinigt wurden, was die Benutzung in
Zukunft erheblich erleichtern wird. Die neueste Aktenübernahme er-
streckt sich auf die Bereiche der allgemeinen Verwaltung des Kirchen-
kreises. In der Altregistratur des Kirchenkreises verblieben sind bisher
noch die jüngeren Unterlagen der Bau- und Finanzverwaltung.
Der Bestand ist unter der Nr. 4.33 im Landeskirchlichen Archiv depo-
niert. (ost)
Kirchengemeinde Heepen, Kirchenkreis Bielefeld
Akten und Amtsbücher: 261; Karten und Pläne: 101; Zeitraum: 1735-
2000
Das Archiv der Kirchengemeinde Heepen ist durch einen größeren
Nachtrag erweitert worden. Obwohl einzelne Stücke wie ein Kirch-
stuhlregister aus den Jahren 1735-1842 weiter zurückreichen, setzt der
Schwerpunkt der Überlieferung erst Mitte des 19. Jahrhunderts ein.
Lückenlos erhalten sind seitdem auch die Protokolle des Presbyteriums.
Unter dem übrigen Schriftgut überwiegen die Unterlagen zur Vermö-
gensverwaltung und besonders seit den 1950er Jahren die Akten zu
Grundstücks- und Darlehnsverhandlungen der Kirchengemeinde.
Der Bestand lagert als Depositum unter der Bestandsnummer 4.186 im
Landeskirchlichen Archiv. (ost)
Kirchengemeinde Holzhausen-Nordhemmern, Kirchenkreis Min-
den
Akten und Amtsbücher: 222; Zeitraum: 1821-1999
Die beiden Dörfer Holzhausen und Nordhemmern gehörten ebenso wie
einige andere Dörfer zu dem im 16. Jahrhundert gegründeten evangeli-
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
118
schen Kirchspiel Hartum. Zur Unterstützung des Pfarrers der Kirchen-
gemeinde Hartum wurde 1891 ein Hilfgeistlicher angestellt. Im De-
zember 1903 wurde die Auspfarrung der Evangelischen in den politi-
schen Gemeinden Holzhausen II und Nordhemmern (soweit sie nicht
zur Marien-Kirchengemeinde Minden gehörten) aus der Kirchenge-
meinde Hartum und deren Vereinigung zur Kirchengemeinde Holzhau-
sen II beschlossen und genehmigt. Mit der Errichtungsurkunde der
Kirchengemeinde, die zum 1.1.1904 in Kraft trat, wurde gleichzeitig
auch eine Pfarrstelle eingerichtet. Im Jahr 1949 wurden die letzten
evangelischen Gemeindeglieder der Landgemeinde Nordhemmern, die
noch der Kirchengemeinde Hille angehörten, in die Kirchengemeinde
Holzhausen II umgepfarrt. Schon seit der Gründung der Kirchenge-
meinde wurde trotz der beiden vorhandenen Kapellen in Nordhemmern
und Holzhausen immer wieder über den Neubau einer Kirche in Holz-
hausen nachgedacht. Um den nötigen Raum für die Gemeindegruppen
zu schaffen, wurde in den 1950er Jahren ein Jugend- und Gemeinde-
haus errichtet, das 1955 eingeweiht wurde. Vom Neubau einer Kirche
sah man unterdessen ab und investierte dafür in die beiden alten Got-
tesdienststätten. Zum 1.6.2004 wurde der Name der Kirchengemeinde
in „Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Holzhausen-Nordhem-
mern“ geändert.
Nur wenige Akten des Holzhauser Gemeindearchivs reichen in die Zeit
vor der Gründung der Kirchengemeinde 1904 zurück. Dabei sind vor
allem eine Bau- und Grundstücksakte mit den Verzeichnissen der Kir-
chensitze der beiden Kapellen sowie die Akten zu den beiden Schulen
in Nordhemmern und Holzhausen II hervorzuheben. Für die Kirchen-
geschichte der beiden Orte Holzhausen und Nordhemmern für die Zeit
vor 1904 ist das Archiv der Kirchengemeinde Hartum, das vor Ort ver-
wahrt wird, heranzuziehen. Mit über 80 Prozent der Unterlagen bilden
die Akten zur Finanzverwaltung (v.a. Unterlagen zur
Kirchensteuererhebung und zur Rechnungsführung) den Schwerpunkt
der Überlieferung des Archivs der Kirchengemeinde Holzhausen-
Nordhemmern.
Das Archiv wird als Depositum unter der Bestandsnummer 4.196 im
Landeskirchlichen Archiv verwahrt. (bck)
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
119
Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld, Kirchenkreis Lüdenscheid-
Plettenberg
Akten und Amtsbücher: 583; Karten und Pläne: 13; Fotoserien: 32;
Druckschriften: 10; Zeitraum: 1653-2005
Das Archiv enthält das Verwaltungs- und Sammlungsgut der refor-
mierten Kirchengemeinde Hülscheid (um 1300 bis zum 1. Oktober
1927), der lutherischen Kirchengemeinde Heedfeld (1. Juli 1720 bis
zum 1. Oktober 1927) sowie der unierten Kirchengemeinde Hülscheid-
Heedfeld (ab dem 1. Oktober 1927).
Das Archiv wurde 1928 von Dr. Georg von Rieder geordnet. Die von
Riedersche Ordnung ging mit der Zeit verloren. In der „Chronik der
evangelischen Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld 1953-1973“ wird
berichtet, wie Heedfelder Jugendliche sich einen Spaß daraus gemacht
haben, auf den mit farbigen Aufklebern versehenen Ordnern (jede
Farbe stand für ein bestimmtes Sachgebiet) weitere Farbmarkierungen
anzukleben, so dass die ursprüngliche Ordnung schließlich nicht mehr
zu erkennen war. Übrig blieb eine für Dr. v. Rieder typische Sammlung
von aus ihrer Aktenstruktur herausgerissenen Blättern. Der zweite Ver-
such, das Archiv benutzbar zu machen, wurde Ende der 1980er Jahre
vorgenommen. Leider hat man dabei nicht auf die Provenienzen (Her-
kunft der Akten) geachtet. Bei den älteren Schriftstücken, die chronolo-
gisch geordnet waren, fehlte die inhaltliche Erschließung nach Sach-
betreffen, was die Nutzung des Archivs schwierig machte.
Bei der Neubearbeitung wurde das Schriftgut, dem Provenienzprinzip
entsprechend, bis zum Zeitpunkt der Vereinigung im Jahr 1927 den
ursprünglichen Kirchengemeinden Hülscheid oder Heedfeld zugeord-
net; mit Ausnahme von zeitlichen Überschneidungen, um die sachli-
chen Zusammenhänge nicht zu zerstören. Die Unterlagen, welche die
Angelegenheiten der vereinigten Schulgemeinde Hülscheid-Heedfeld
widerspiegeln, wurden nicht nach Provenienzen getrennt, weil sie z. T.
Vorgänge des vereinigten Schulvorstandes Hülscheid-Heedfeld enthal-
ten. Auch Karten und Pläne sowie Sammlungsgut sind geschlossen
verzeichnet worden.
Das Archiv der reformierten Kirchengemeinde Hülscheid besteht aus
112 Akteneinheiten, die den Zeitraum von 1653-1926 umfassen. Den
Schwerpunkt der Überlieferung bilden Prozessakten des Presbyteriums
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
120
gegen die lutherischen Eingesessenen von Hülscheid und Heedfeld
wegen rückständiger Natural-Abgaben sowie Hand- und Spanndiensten
(Prästationen) an die reformierte Pfarrstelle in den Jahren 1823-1845.
Umfangreicher ist das Archiv der lutherischen Kirchengemeinde Heed-
feld. Es besteht aus 141 Akteneinheiten aus dem Zeitraum von 1721-
1940, kontinuierlicher wird die Überlieferung ab 1803. Leider findet
man im Gemeindearchiv keine zeitgenössischen Quellen zur Gründung
der lutherischen Gemeinde. Einige Abschriften dazu sind wahrschein-
lich den Beständen des Staatsarchivs Münster entnommen. Die Themen
wie Renovierung der Kirche, Armenfürsorge und Vermögensverwal-
tung sind gut belegt. Im Archiv findet man wichtige Unterlagen zur
Gründung der Kirchengemeinde Schalksmühle; sogar die Errichtungs-
urkunde der Kirchengemeinde von 1893 ist vorhanden.
Interessant ist, dass der junge Heedfelder Pfarrer Fernando Seckler um
1900 eine komplette Weltgeschichte verfasst hat, die bei Adam und Eva
beginnt, 700 Seiten zählt und heute eine bibliographische Rarität dar-
stellt. Das Buch ist im Archiv leider nicht vorhanden. Nur eine hand-
schriftliche Grabrede und das letzte Gedicht des Pfarrers sind zu finden.
Den größten Teil des Archivs bilden die Unterlagen der vereinigten Ev.
Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld. Wie man anhand der Akten
nachvollziehen kann, waren die Bestrebungen zur Bildung einer evan-
gelisch-unierten Gemeinde schon im 19. Jahrhundert im Gange. Am 31.
März 1924 kam mit der Versetzung des reformierten Pfarrers Kepp in
den Ruhestand die Vereinigung zustande, die dann zum 1. Oktober
1927 genehmigt wurde.
Die in der Verwaltung entstandenen Unterlagen werden durch das
Sammlungsgut, welches durch die Tätigkeit des Pfarrers Dr. Franz und
der Archivpfleger Henriette Kritzler und Otto Zündorf zusammengetra-
gen wurde, bereichert.
Wichtige Quellen zur Ortsgeschichte, die im Archiv vorhanden sind,
sind auf die Aktivitäten der Gemeindepfarrer zurückzuführen. Erwäh-
nenswert ist das Protokollbuch des Schiedsmanns in Hülscheid 1862-
1912 (1888-1912 hat Pfarrer Kepp dieses Amt bekleidet) sowie das
Protokollbuch des Gesangsvereins Hülscheid 1880-1888. Über die För-
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
121
derung des Bergbaues durch den Superintendenten Dr. Stöter gibt der
Schriftverkehr aus den Jahren 1857-1858 Auskunft.
Der Bestand befindet sich bei der Kirchengemeinde. (wrk)
Kirchengemeinde Isselhorst, Kirchenkreis Gütersloh
Akten und Amtsbücher: 359; Karten und Pläne: 21 Verzeichnungsein-
heiten; Fotos: 6; Zeitraum: 1721-2004
Der äußerst erfreulichen Tatsache, dass die Überlieferung der aus vor-
reformatorischer Zeit stammenden Kirchengemeinde so weit zurückrei-
chend recht umfangreich erhalten geblieben ist (wobei bei den Unterla-
gen des 18. Jahrhunderts die Vermögensverwaltung dominiert) steht der
Umstand einer weitgehend verloren gegangenen Aktenordnung ein
wenig schmälernd gegenüber: Da das ältere Schriftgut des 18., 19. und
beginnenden 20. Jahrhunderts aus seinem ursprünglichen fadengehef-
teten (!) Aktenverbund herausgelöst, teilweise aber auch nicht einmal in
Akten angelegt worden war, blieb hier nur der Versuch, durch die Neu-
bildung von pertinenzbezogenen Akten eine logische Ordnung zu be-
gründen. Aber auch die Systematik des neueren Schriftgutes des 20.
Jahrhunderts, obwohl in Stehordnern und Hängeregistratur nach dem
Registraturplan der EKvW angelegt, weist große Lücken (in den 1970er
bis 1990er Jahren) auf. Schriftstücke aus dieser Zeit wurden zu Beginn
der Verzeichnungsarbeiten z.T. völlig ungeordnet vorgefunden.
Trotz dieser physischen Nachteile bleibt der Archivbestand aufgrund
seiner inhaltlichen Fülle ein wahrer Lichtblick: Die bereits seit Anfang
des 17. Jahrhunderts lutherische Kirchengemeinde Isselhorst kann sich
glücklich schätzen, beginnend mit den ältesten Dokumenten wie ein
Kirchstuhlregister mit Gräberverzeichnis aus dem Jahr 1721, ein Kir-
chenmatrikel von 1734 und ein weiteres Notizbuch von 1739-1768 –
beide über die Vermögensverwaltung und das kirchliche Leben in der
Gemeinde – ihre Geschichte so weit zurückreichend dokumentieren zu
können. Recht umfangreich gibt das Schriftgut Zeugnis von sämtlichen
Bereichen zu Leben und Verwaltung der Kirchengemeinde spätestens
seit dem einsetzenden 19. Jahrhundert: So sind aus dieser Zeit nicht nur
Presbyteriumsprotokolle erhalten, sondern die Archivalien geben auch
Auskunft über die Pfarrstellenbesetzungen, Amtshandlungen, den
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
122
kirchlichen Unterricht, die Fürsorgetätigkeiten der Gemeinde, die
Schulverwaltung, die Erweiterung des Friedhofes. Auch der Abbruch
der alten und die Errichtung der neuen Kirche 1878-1881 haben ebenso
Niederschlag in den älteren Akten gefunden wie die Verwaltung des
Kirchen- und Pfarrvermögens. Erwähnenswert hier sind die gerichtli-
chen Auseinandersetzungen mit den zu Abgaben und Pferdediensten
zur Bestellung der Pfarrländereien verpflichteten Gemeindegliedern.
Mit den Unterlagen über die Kirchensitze, über die Hypothekenbuch-
auszüge und Reallasten dürfte der Bestand überdies eine lohnende
Quelle für den ein oder anderen Familienforscher sein.
Das Archiv soll wieder in der Kirchengemeinde aufbewahrt werden. (ost)
Kirchengemeinde Lünern, Kirchenkreis Unna
Nachtrag; Akten: 146; Fotos: 8; Pläne: 1; Zeitraum: 1839-2004
Zum 1.1.2003 wurden die beiden Ev. Kirchengemeinden Hemmerde
und Lünern zur Ev. Kirchengemeinde Hemmerde-Lünern vereinigt.
Anlässlich des Umbaus des alten Gemeindehauses in Hemmerde im
Sommer 2005 wurden die übrigen darin lagernden Akten ebenso wie
die der Kirchengemeinde Lünern gesichtet und bewertet. Der
archivwürdige Teil der Akten der früheren Kirchengemeinde Lünern
wurde dem 1998 verzeichneten Nachtrag des Gemeindearchivs ange-
hängt. Bei einem Drittel dieser Akten handelt es sich um Jahresrech-
nungen der verschiedenen kirchlichen Kassen von 1951-1995. Von den
übrigen Akten ist besonders eine Akte über die Schule in Lünern für die
Zeit von 1839-1900 hervorzuheben. Außerdem befindet sich in dem
Nachtrag die Chronik der Kirchengemeinde, die seit 1996 geführt wird.
Das Archiv wird bei der Kirchengemeinde Hemmerde-Lünern ver-
wahrt. (bck)
Immanuel-Kirchengemeinde Marten, Kirchenkreis Dortmund-
West
Nachtrag; Akten: 59; Zeitraum: 1951-2002
Die Ev. Immanuel-Kirchengemeinde Marten feierte im Jahr 1994 ihr
100-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums wurde von der
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
123
Historikerin Sabine Pohl das Archiv der Kirchengemeinde verzeichnet,
auf dessen Grundlage sie eine Festschrift über die Gemeindegeschichte
erstellte. Das Findbuch zu diesem Archiv wurde in die Archivdaten-
bank des Landeskirchlichen Archivs übertragen, als nach der Vereini-
gung der Kirchengemeinde mit den Gemeinden Dorstfeld, Marten-Ste-
phanus, Oberdorstfeld und Oespel-Kley zur Elias-Kirchengemeinde
Dortmund die übrigen Unterlagen der Gemeinde bewertet und ein Teil
der Akten als Nachtrag zum bestehenden Archiv verzeichnet wurden.
Unter den neu verzeichneten Akten befinden sich u.a. die Presbyteri-
umsprotokolle von 1974-1994.
Das Archiv wird im Gemeindehaus am Bärenbruch verwahrt. Der
Nachtrag befindet sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv. (bck)
Stephanus-Kirchengemeinde Dortmund-Marten, Kirchenkreis
Dortmund-West
Akten: 115; Zeitraum: 1952-2006
Keine fünfzig Jahre lang existierte die Ev. Stephanus-Kirchengemeinde
Dortmund-Marten, die am 1.1.1960 gegründet und zum 1.1.2006 mit
den Kirchengemeinden Dorstfeld, Marten-Immanuel, Oberdorstfeld
und Oespel-Kley vereinigt wurde. Trotzdem hat die Kirchengemeinde
ein interessantes Archiv vorzuweisen. Neben den Gemeindebriefen der
Jahre 1958-2005 und den Unterlagen der Frauenhilfe von 1954 bis zur
Mitte der 1970er Jahre ist vor allem das umfangreiche Aktenmaterial
über den Schulstreik in den 1950/60er Jahren zu nennen.
Das Archiv lagert z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv, soll jedoch
demnächst im Gemeindehaus „Bärenbruch“ in Dortmund untergebracht
werden. (bck)
Kirchengemeinde Oberdorstfeld, Kirchenkreis Dortmund-West
Nachtrag; Akten: 54; Zeitraum: 1940-2005
Das Archiv der Kirchengemeinde Oberdorstfeld wurde erstmals 1995
bearbeitet und im Jahr 2005 um einen ersten Nachtrag erweitert. Zum 1.
Januar 2006 wurde die Kirchengemeinde Oberdorstfeld mit den Kir-
chengemeinden Dorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
124
Oespel-Kley zur Ev. Elias-Kirchengemeinde Dortmund vereinigt. Die
Registratur der Kirchengemeinde wurde geschlossen und die übrigen
archivwürdigen Akten dem Gemeindearchiv zugeführt.
Das Archiv der Kirchengemeinde liegt im Gemeindehaus in Ober-
dorstfeld. Der Nachtrag befindet sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen
Archiv. (bck)
Kirchengemeinde Oespel-Kley, Kirchenkreis Dortmund-West
Akten und Amtsbücher: 137; Fotos: 2; Zeitraum: 1899-2005
Die Ev. Kirchengemeinde Oespel (seit 1991 Ev. Kirchengemeinde
Oespel-Kley) wurde 1907 durch Auspfarrung aus der Kirchengemeinde
Lütgendortmund gegründet. Ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum
ihrer Errichtung wurde sie zum 1. Januar 2006 mit den Kirchengemein-
den Dorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und Oberdorstfeld
zur Ev. Elias-Kirchengemeinde Dortmund vereinigt. Im Archiv der
Kirchengemeinde befinden sich wenige Akten aus der Zeit vor der Ge-
meindegründung, die sich vor allem mit dem Bau der Kirche und des
Gemeindehauses in Oespel beschäftigen. Die im Archiv vorhandenen
Protokollbücher der Kirchengemeinde hingegen beginnen erst im Jahr
1923. Neben dem Kirchbau in Oespel ist auch der Bau des Gemeinde-
zentrums in Kley gut dokumentiert.
Das Archiv, das sich z. Zt. noch im Landeskirchlichen Archiv befindet,
soll im Gemeindehaus „Bärenbruch“ in Dortmund untergebracht wer-
den. (bck)
Familienarchiv Johanning
Akten: 23; Zeitraum: 1609-1939
Das Familienarchiv gründet sich im Wesentlichen auf dem Nachlass
des ersten Herforder Superintendenten Friedrich Wilhelm Johanning,
der 1759 in Herford geboren wurde. Nach dem Theologiestudium in
Halle und Göttingen, übernahm er 1785 zunächst das Amt des Prorek-
tors am Gymnasium Minden. 1787 wurde Friedrich Wilhelm Johanning
in der Herforder Münster-Kirchengemeinde ordiniert und eingeführt.
Ab 1790 wirkte er als 2. Pfarrer in der Gemeinde, ab 1808 als 1. Pfarrer
AUS DEM LANDESKIRCHLICHEN ARCHIV
125
bzw. Senior. Von 1818-1847 war Friedrich Wilhelm Johanning der
erste Superintendent des Kirchenkreises Herford. Er verstarb 1851 im
Alter von 92 Jahren in Herford.
Das Familienarchiv Johanning enthält vor allem den Nachlass des Su-
perintendenten, welcher überwiegend aus Festschriften und Auszeich-
nungen besteht. Ein anderer wichtiger Bestandteil ist die ausführliche
Dokumentation der Familienstipendien mit verschiedenen Stammbäu-
men und Stipendiatenlisten sowie Anträgen und Bewilligungen von
Stipendien. Außerdem enthält das Archiv Schriftstücke von weiteren
Familienmitgliedern, wie zum Beispiel von dem Sohn Friedrich Wil-
helm Johannings Dr. Bernhard Johanning und dem Enkel Gustav Jo-
hanning, aber auch Unterlagen zur Familienforschung von August
Flachmann aus den 1930er Jahren. Komplettiert wird das Familienar-
chiv durch besondere Archivalien, wie einem Liederbuch, einem Poe-
siealbum und mehreren Schreiben der Äbtissin Felicitas von Eberstein
an Jorgen Vogtten aus den Jahren 1609 und 1610 über dessen Bestra-
fung, nachdem er auf den Pfarrer der Herforder Münster-Kirche Eucha-
rius Catharinus geschossen hatte.
Das Familienarchiv Johanning befindet sich in Privatbesitz von Ger-
hard Flachmann in Herford. (Nina Koch)
NEUERSCHEINUNGEN
126
Evangelisch im Rheinland – Zwei neue Publikationen zur EKiR-Geschichte
von Jens Murken
Mit kurzem zeitlichen Abstand sind im Frühjahr und Sommer 2007
zwei neue umfangreiche Bücher zur Geschichte der Protestanten und
der evangelischen Landeskirche im Rheinland erschienen.
Der produktive Kölner Ruhestandspfarrer Klaus Schmidt wartet mit
einer Monographie über die knapp 500-jährige protestantische Tradi-
tion im Rheinland auf. Der bekennende Religiöse Sozialist will dabei in
seiner Darstellung den Blick „von unten“ auf die Geschichte richten,
wie es seiner vom Ansatz einer „Theologie der Armen“ geprägten
Sichtweise entspricht. Mit dem programmatischen Buchtitel „Glaube,
Macht und Freiheitskämpfe“ hat er zugleich eine Zugehensweise ge-
wählt, die bei aller Stoffmenge nicht enzyklopädische Vollständigkeit
anstrebt, sondern „Grundfragen protestantischer Identität in kulturellen
und politischen Zusammenhängen“ erörtern will. Dabei ist seine Dar-
stellungsform zunächst stark biographisch ausgerichtet, wenn er in sei-
nen ersten, die Frühzeit und die Phasen bis zum Ende des 19. Jahrhun-
derts betreffenden Kapiteln anhand von repräsentativen Akteuren die
konfessionellen Handlungsfelder zwischen Politik und Frömmigkeits-
entwicklung erzählt und auslotet. Es ist dies das Kapitel „Das Ringen
um Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung (1500-1648)“, das er mit
Martin Luther und den teils fragilen reformatorischen Anfängen begin-
nen und mit der brandenburgisch-preußischen Herrschaftskonsolidie-
rung am Rhein enden lässt. Es schließt sich hieran ein Kapitel über die
„Auswirkungen des Pietismus (1648-1815)“ an, das die Mennoniten als
frühe Außenseiter, die Solinger Taufgesinnten in ihrer Verfolgungssi-
tuation, aber auch Jung-Stilling in seiner frommen Hinterfragung der
Aufklärung vorstellt. Schließlich nähert Schmidt sich auch in seinem
dritten, dem umfangreichsten Kapitel des Buches der „Zeit von ,Thron
und Altar‘ (1815-1914)“ mit vielen biographischen Skizzen (u.a. Theo-
NEUERSCHEINUNGEN
127
dor Fliedner, Freiherr von Stumm-Halberg, Heinrich Heine). Es ist dies
das Jahrhundert des nationalen, diakonischen, industriellen, sozialde-
mokratischen und imperialistischen Aufbruchs. Die drei folgenden Ka-
pitel, die die Auswirkungen des „langen“ 19. Jahrhunderts zu behan-
deln haben, sind in ihrer Darstellungsform dann eher klassisch historio-
graphisch angelegt. Sie behandeln die Zeitgeschichte seit dem Ersten
Weltkrieg – „Zwischen Kriegsverklärung und Widerstand (1914-
1945)“, „Anpassung und Aufbruch (1945-1968)“ und „Neue Horizonte
(1968-2010)“ – und enden damit in einer nahen Zukunft, die ihre Sig-
natur erst noch zu finden haben wird. Mit dem Kabarettisten Hanns
Dieter Hüsch und dessen Gedicht „Utopie“ beschwört Schmidt ab-
schließend die „protestantische Friedensliebe ohne konfessionelle Eng-
stirnigkeit“ als konstruktives Zugehen auf unsere von religiös-ver-
brämten weltpolitischen Konflikten gekennzeichnete Gegenwart.
Klaus Schmidt:
Glaube, Macht und Freiheitskämpfe. 500 Jahre
Protestanten im Rheinland
416 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag
Greven Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-
0385-0
19,90 Euro
In Aufmachung und Anlage ganz anders daher kommt die zweite hier
kurz vorzustellende Neuerscheinung aus dem Rheinland. Bei dem im
Auftrag des Ausschusses für rheinische Kirchengeschichte und kirchli-
che Zeitgeschichte herausgegebenen Sammelband „Evangelisch am
Rhein“ handelt es sich um ein zweigeteiltes Werk, das sich dem „Wer-
den und Wesen einer Landeskirche“ (so der Untertitel) widmet. Im
ersten Teil bieten fünf Autorinnen und Autoren geschichtliche Abrisse
von Konstantin bis heute. Wenngleich die gewählten Epochengrenzen
vergleichbar mit denen im Buch von Klaus Schmidt sind, so gibt es
doch eine nicht unwesentliche Erweiterung: Der rheinische Landes-
kirchliche Archivar Stefan Flesch eröffnet den Band mit einem Beitrag
NEUERSCHEINUNGEN
128
über die frühchristlich-vorreformatorische Zeit („Von den Anfängen bis
zum Ausgang des Mittelalters“). Hiermit macht er zurecht deutlich,
dass sich auch die evangelische Kirche auf jene altkirchlichen Wurzeln
und Traditionen zurückführt, die bereits den Reformatoren so selbstver-
ständlich waren. Uwe Kaminsky beschließt die Reihe der Überblicks-
artikel mit einem gelungenen Beitrag über die rheinische Landeskirche
im „kurzen“ 20. Jahrhundert („Die Evangelische Kirche im Rheinland
1918 bis 1989. Eine Übersicht“), in dem der „Kirchenkampf“ in vie-
lerlei Hinsicht im Zentrum steht – auch in seiner Prägung für die han-
delnden Zeitgenossen der rheinischen Kirche im Nachkriegsdeutsch-
land (so die Kirchliche Bruderschaft im Rheinland, die sich dem „Erbe
von Barmen“ verpflichtet sah). In seinem zweiten, umfangreicheren
Teil bietet der ebenso üppig wie attraktiv mit Karten und Fotos ausge-
stattete Band „exemplarische, vertiefende Zugänge“. Hierbei im Mittel-
punkt stehen zunächst die Biographien etlicher Protagonisten der rhei-
nischen Kirchengeschichte von Hildegard von Bingen (1098-1179)
über Hermann von Wied (1477-1552), Joachim Neander (1650-1680)
und „Bischof“ Roß (1772-1854) bis hin zu Joachim Beckmann (1901-
1987) und die mit rheinischen Wurzeln ausgestattete Theologin Han-
nelore Reiffen (1906-1985), die zu den ersten Frauen gehörte, die volle
pfarramtliche Tätigkeiten wahrgenommen haben und die ebenfalls in
der „Kirchlichen Bruderschaft“ mitgewirkt hat. Neben diesen und neun
weiteren biographischen Skizzen nähern sich mehrere Autorinnen und
Autoren, jeweils Spezialisten ihres Untersuchungsgegenstandes, vier
weiteren vertiefenden Zugängen, nämlich den Themenfeldern „Be-
kenntnis – Frömmigkeit – Theologie“, „Kirche und Moderne“, „Kirche
und Bildung“ sowie schließlich der „Diakonie im Rheinland“.
Der großformatige Band „Evangelisch am Rhein“ ist mit einer zusätzli-
chen CD-ROM sowie zwei Karten ausgestattet, darunter dem Reprint
einer Karte (von 1954), die den Konfessionsstand der Evangelischen
Kirche im Rheinland im Jahre 1817 (und Gemeindeneugründungen in
den Jahrzehnten danach) nachhält. Die CD-ROM liefert nicht nur den
Volltext des Bandes als PDF-Datei, sondern bietet darüber hinaus er-
gänzendes Quellenmaterial. Wird Klaus Schmidts Monographie
„Glaube, Macht und Freiheitskämpfe“ von einem ausführlichen An-
merkungsapparat beschlossen, so liefert das Sammelwerk „Evangelisch
NEUERSCHEINUNGEN
129
am Rhein“ eine hilfreiche Auswahlbibliographie. – Die beiden em-
pfehlenswerten Arbeiten ergänzen sich, bei aller Unterschiedlichkeit in
Darstellung und Ansatz, auch in diesem Punkte und dürften für die
nächsten Jahre die Standardliteratur zum Einstieg in die Geschichte der
evangelischen Kirche im Rheinland sein.
Evangelisch am Rhein. Werden und Wesen
einer Landeskirche.
Archiv der Evangelischen Kirche im
Rheinland, herausgegeben von Joachim
Conrad, Stefan Flesch, Nicole Kuropka und
Thomas Martin Schneider,
278 Seiten mit CD-ROM (Volltext mit Er-
gänzungen) und zwei Karten
Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-930250-48-6
29,80 Euro
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
130
Nachrichten Recherchen
Ungehobene Schätze – Filme und ihre Archivierung
Obwohl die filmische Überlieferung die Wahrnehmung des 20. Jahr-
hunderts eindeutig mitgeprägt hat und obwohl uns historische Doku-
mentationen im Fernsehen nicht nur beim Mainzer Haussender des
Geschichtsprofessors Guido Knopp, sondern auf allen Kanälen tagtäg-
lich begegnen, handelt es sich beim Film auch in archivarischen Krei-
sen um ein vielfach unbekanntes Medium.
Es gibt durchaus Ausnahmen. Das Landesmedienzentrum in Westfalen,
die vormalige Landesbildstelle in Münster, hält Filmschätze nicht zu-
letzt für den Einsatz in Schulen parat und produziert heutzutage regel-
mäßig Dokumentationen, für die alte Filmbestände ausgewertet und –
auf neue Medien, wie DVDs, kopiert – verwendet werden. Der derzei-
tige Gesamtbestand des Archivs beläuft sich auf rund 1.500 Filme und
Filmteile, die in umfassender Weise Geschichte und Gegenwart West-
falens thematisieren. So erschienen im Jahr 2007 unter dem Titel
„Schule unterm Hakenkreuz“ als DVD zeitgenössische Filmaufnahmen
aus der Martin-Luther-Schule Plettenberg und auch, in Zusammenarbeit
mit dem Landeskirchlichen Archiv Bielefeld und dem WDR, das Por-
trät „Kurt Gerstein. Der Christ, das Gas und der Tod“.
Nach und nach entdecken Kommunen, Verbände, Unternehmen und
andere Institutionen die Bedeutung von alten Rollenfilmen als ergän-
zende Quellen bei der Dokumentation ihrer Vergangenheit, bei der
Darstellung ihrer Identität und für die historische Bildungsarbeit. In
Wanne-Eickel, um ein aktuelles Beispiel zu benennen, wird im Rahmen
einer Serie „Geschichte vor Ort“ ein filmerischer Streifzug durch die
Vergangenheit unternommen. So spiegeln sich in dem 30 Minuten lan-
gen Schwarzweiß-Film „Mit der Kamera unterwegs“, der jahrelang auf
einem Dachboden in Vergessenheit geraten war, die kleinen Dinge des
Lebens im historischen Wanne-Eickel wider. Die 1940er Jahre und die
Jahre danach waren von einem unbekannten Amateurfilmer in Szene
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
131
gesetzt worden und werden nun als sehenswertes und wichtiges Zeitdo-
kument der Stadtgeschichte in verkürzter und kommentierter Schnitt-
fassung zu neuem Leben erweckt.
Weit vor der Präsentation alter Rollenfilme liegt aber deren Wiederent-
deckung, Bewertung, Restaurierung, inhaltliche Erschließung und Um-
kopierung auf neue Datenträger. In Nordrhein-Westfalen ist der Ar-
beitskreis (AK) Filmarchivierung NRW von Seiten der Kulturabteilung
der Staatskanzlei gebeten worden, sich der Substanzerhaltung des filmi-
schen Erbes des Landes anzunehmen. Dafür werden Fördermittel des
Landes bereitgehalten, die einzelnen Projekten der Filmrestaurierung
zugute kommen sollen.
Der AK Filmarchivierung ist bereits Anfang der 1990er Jahre auf Ini-
tiative des Landes NRW entstanden. Er wurde vom damaligen nord-
rhein-westfälischen Kultusminister Hans Schwier und von dem Filmre-
ferenten des Landes NRW, Dr. Hans Joachim Klinger, anlässlich des
„3. Landesforums Filmkultur“ in Bielefeld am 11. September 1991 ins
Leben gerufen. Aus einer Diskussion von Filmarchivaren und anderen
Filminteressierten über den Zustand der Filmsicherung im Lande ent-
stand die gemeinsame „Bielefelder Erklärung“. Sie setzte Eckpfeiler für
die zukünftige Landespolitik in diesem Aufgabenbereich. Der AK
Filmarchivierung umfasst rund ein Dutzend Vertreter verschiedener
Archivarten, die eines teilen: die Sorge um die Zukunft der Filmschätze
des Landes und das Engagement bei den eigenen audiovisuellen Be-
ständen. Die Aufgaben des Arbeitskreises bestehen aus dem Austausch
von Informationen über die Entwicklung der Filmarchivierung und
Filmrestaurierung, der Weitergabe von Informationen an die von ihnen
im AK repräsentierten Einrichtungen, der Diskussion mit dem Filmre-
ferat der Staatskanzlei über die Probleme der Konservierung von Film-
kopien, Videobändern und anderen Trägermaterialien in den Sammlun-
gen und Archiven in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus sensibili-
siert er die Öffentlichkeit für die Problematik der Vergänglichkeit von
filmischen Werken. So veröffentlichten die Mitglieder im Herbst 2006
die „Düsseldorfer Erklärung“, die 15 Jahre nach der Verabschiedung
der „Bielefelder Erklärung“ eine kritische Bilanz zieht und auf die im-
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
132
mer noch schwierige aktuelle Lage der Filmbewahrung in NRW ver-
weist.
Für die Durchführung zweier landesweiter Erfassungen von Beständen
– „Filmschätzen auf der Spur“ 1994, erweitert 1997, gefördert vom
damaligen Kultusministerium – sorgte der AK ebenso wie für die in-
haltliche Erschließung mehrerer Bestände im Ruhrgebiet unter dem
Projekttitel „Büchsenöffner“ (2002/03). Eine dritte Auflage der „Film-
schätze“ ist in Vorbereitung. 2005 hat das LWL-Medienzentrum, das
ein wichtiger Partner im Arbeitskreis ist, ein Pilotprojekt zur Entwick-
lung einer Datenbank zur Erfassung und Erschließung historischer
Filmbestände im Münsterland begonnen. Dieses Projekt soll die
Grundlage für eine NRW-weite Datenbank bilden. Dafür wird es zum
einen eine erneute Fragebogen-Umfrage geben, um das Wissen über die
Filmschätze im Lande zu aktualisieren. Zum anderen gibt es die besagte
Zusage des nordrhein-westfälischen Staatsministers für Kultur, Hans-
Heinrich Grosse-Brockhoff, für den Bestandserhalt von Filmmaterial in
2007 insgesamt 75.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Diese Mittel
sollen es ermöglichen, Filmmaterial zu retten und zu nutzen. Mit Hilfe
von Förderanträgen an das Filmreferat der Staatskanzlei können Gelder
aus diesem Fonds beantragt werden. Voraussetzung für die Förderung
ist der Nachweis, dass 50 Prozent der benötigten Summe aus Eigen-
bzw. Drittmitteln beigebracht werden. Auch für die Jahre 2008 und
2009 sind erneute Mittel zugesagt. Der AK Filmarchivierung steht bei
der Antragstellung von Förder- und Drittmitteln mit Rat und Tat zur
Seite.
Folgende Zwecke und Ziele sind mit dem Förderprogramm zum
„Schutz des audiovisuellen Erbes“ (wie es in einer entsprechenden EU-
Vorgabe heißt) verbunden:
- Erfassung von Filmmaterial, das zentral und dezentral, erkannt und
unerkannt lagert
- inhaltliche Erschließung des Filmmaterials (für die Verwendung die-
ser Informationen in der zentralen Datenbank)
- Umkopierung angegriffenen oder gefährlichen Materials (Stichwort:
Nitratfilm)
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
133
- klimatisch und sicherheitstechnisch einwandfreie Einlagerung des
empfindlichen Materials als Depositum in einem von dem Land und der
Landeshauptstadt in Düsseldorf eingerichteten großen Filmdepot
- öffentliche Zugänglichmachung der historischen Filme für die For-
schung und
- Präsentation des Materials in der Öffentlichkeit (eine Bedingung des
Staatssekretärs für die Förderungswürdigkeit eines Antrags)
Die Suche nach den „Filmschätzen“ bezieht sich vor allem auf alte
Rollenfilme. Diese befinden sich durchaus nicht immer erkannt in Ein-
richtungen, Vereinshäusern, Archiven sowie in Kellern und Garagen
bei Privatpersonen. Besonders in ihrer Existenz gefährdet sind neben
Filmen, die das zur Selbstentzündung neigende Nitromaterial als Träger
aufweisen, sämtliche Farbfilme. – Auch die Kirchengemeinden und
Kirchenkreise, die Einrichtungen, Ämter und Werke sollten sich aufge-
fordert fühlen, in ihrem Sprengel nach diesen noch ungehobenen Schät-
zen zu suchen. Bei der Identifizierung vermeintlich historischer Filme
steht das Landeskirchliche Archiv gern mit Rat und Tat zur Seite.
Link: www.filmarchivierung-nrw.de (mur)
NACHRICHTEN ♦ RECHERCHEN ♦ PERSONALIA
134
Das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
sucht Filme
In den Jahren 1922 bis 1924 hat die Betheler Filmstelle verschiedene
Kurzfilme gedreht, die leider nicht mehr auffindbar sind. Bis zu ihrem
Verbot im Jahr 1941 ist die Filmstelle durch zahlreiche evangelische
Kirchengemeinden gereist und hat die Filme dort vor Gemeindegrup-
pen, Konfirmanden- und Frauenhilfegruppen gezeigt. Nun besteht die
vage Hoffnung, dass vielleicht Filmspulen in der ein oder anderen Kir-
chengemeinde verblieben sind. Vom Titel her bringt man sie nicht un-
bedingt sofort mit Bethel in Verbindung. Es handelt sich um die Kurz-
filme „Aus dem Leben eines Fallsüchtigen“, „Heimat für Heimatlose –
aus der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf“, „Ein Tag im Wietingsmoor –
Bilder aus der Fürsorgeerziehung“, „Bilder aus der Liebesarbeit der
Sareptaschwestern“ und „Der Werdegang eines Nazarethbruders“.
Diese wurden auch als Gesamtfilm mit dem Titel „Bethel, ein Denkmal
der Barmherzigkeit Gottes“ gezeigt.
Über jegliche Hinweise freut sich das Hauptarchiv der v. Bodel-
schwinghschen Anstalten Bethel, Kerstin Stockhecke, Telefon: 0521/
144-3255.
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
135
Bildung eines Forschungsnetzwerkes „Christen jüdischer Herkunft
in Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft“
Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Ausschuss „Christen und
Juden“ der Evangelischen Kirche von Westfalen baut das „Institut für
Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wup-
pertal-Bethel“ zur Zeit ein Forschungsnetzwerks auf, um die Verfol-
gung von Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter nationalso-
zialistischer Herrschaft systematischer als bisher zu erforschen. Dieses
Forschungsnetzwerk soll Hochschulen, außeruniversitäre Forschungs-
einrichtungen, historische Vereine, Archive, Museen und Gedenkstät-
ten, Kirchenkreise und Gemeinden und natürlich alle Menschen einbe-
ziehen, die in eigener Initiative auf diesem Feld tätig sind, um die vor-
handenen Kräfte zu bündeln, die Forschungen vor Ort methodisch und
konzeptionell aufeinander abzustimmen, Forschungslücken sichtbar zu
machen und neue Forschungen anzuregen.
Christen beider Konfessionen, die jüdischer Herkunft waren, saßen im
„Dritten Reich“, wie Jochen Christoph Kaiser es prägnant formuliert
hat, „zwischen allen Stühlen“. Für das nationalsozialistische Regime
waren sie, sofern die „Nürnberger Gesetze“ auf sie zutrafen, Juden wie
alle anderen. Die jüdischen Kultusgemeinden betrachteten sie hingegen
als „Apostaten“, und auch die jüdischen Dissidenten standen ihnen
häufig distanziert gegenüber, so dass selbst in der gemeinsamen Ver-
folgungssituation oft keine Solidarität zwischen diesen Verfolgtengrup-
pen aufkam. Viele Protestanten und Katholiken sahen in den Christen
jüdischer Herkunft „Mitschwestern und Mitbrüder ‚auf Bewährung‘“.
Die evangelischen Kirchenleitungen müssen sich den Vorwurf gefallen
lassen, dass sie die Christen jüdischer Herkunft unter staatlichem Druck
allzu schnell fallen ließen. Ohnehin war die Solidarität mit den „Juden-
christen“ theologisch begründet – ihre vom Staat erzwungene inner-
kirchliche Zurücksetzung verletzte nach Auffassung der Bekennenden
Kirche den status confessionis. Humanitäre Gesichtspunkte spielten
beim Einsatz für die Christen jüdischer Herkunft allzu selten eine Rolle.
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
136
Diese „Zwitterstellung“ der Christen jüdischer Herkunft hat Folgen bis
in die Forschung hinein gehabt. Darstellungen zur Verfolgung und
Vernichtung der Juden im „Dritten Reich“ – auch auf regional- und
lokalhistorischer Ebene – gehen auf die „vermeintliche Opferrand-
gruppe“ gar nicht oder nur beiläufig ein, aber auch in Arbeiten der
kirchlichen Zeitgeschichte zum „Dritten Reich“ tauchen sie häufig nur
am Rande auf. So bleibt diese Opfergruppe – von wenigen prominenten
Vertretern abgesehen –, bleiben ihre Verfolgung durch Staat und Partei,
ihre Stellung in der Gesellschaft, ihr Verhältnis zur Kirche weitgehend
im Dunkeln.
Dies gilt auch für den Bereich der Evangelischen Kirche von Westfa-
len. Bekannt ist der Fall des Bochumer Pfarrers Hans Ehrenberg, des
einzigen „judenchristlichen“ Pfarrers im Bereich der westfälischen
Provinzialkirche. Literatur existiert weiter zu dem Siegener Pfarrer
Theodor Noa, der als „Vierteljude“ verfolgt wurde und 1938 unter un-
geklärten Umständen in Berlin ums Leben kam, zu Johannes Weißen-
stein, der im „Dritten Reich“ vorübergehend in der Westfälischen Dia-
konenanstalt Nazareth unterkam, und zu der Theologin und Diakonisse
Dore Schellenberg vom Betheler Diakonissenmutterhaus Sarepta.
Weitere, weniger prominente Einzelschicksale sind bekannt. Eine sy-
stematische Erforschung steht hingegen noch immer aus.
Damit soll nun, nachdem die Landeskirchen im Rheinland, in Hanno-
ver, Bremen, Nordelbien und Berlin vorangegangen sind, auch im Be-
reich der Evangelischen Kirche von Westfalen begonnen werden.
Schon eine annährend lückenlose Erfassung der Betroffenen wirft im-
mense methodische Probleme auf – das gerade anlaufende Projekt zu
Westfalen hofft, von abgeschlossenen oder vor dem Abschluss stehen-
den Projekten in anderen Landeskirchen lernen zu können.
Am Ende der ersten, explorativen Phase der Netzwerkbildung stand im
Oktober 2007 ein Workshop für alle Interessierten an der Universität
Bielefeld. Die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und
Theologie bietet im Wintersemester 2007/2008 ein Praxisseminar zum
Thema an, dem weitere folgen sollen.
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
137
Wer in das Netzwerk aufgenommen werden möchte, sei herzlich dazu
eingeladen. Bitte wenden Sie sich an eine der folgenden Adressen:
Ingrid Azzolini M.A.
Theodor-Körner-Str. 9
33442 Herzebrock-Clarholz
E-Mail: [email protected]
apl. Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl
Gadderbaumer Str. 7
33602 Bielefeld
E-Mail: [email protected]
NACHRICHTEN RECHERCHEN PERSONALIA
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Einbinden von Kirchenbüchern - Reparatur von Gesangbüchern
Wir möchten Sie an dieser Stelle auf ein Angebot der Buchbinderei
proWerk Bethel in Bielefeld aufmerksam machen:
1. Einbinden Ihrer Kirchenbücher, die sich z. Zt. noch in
Aktenordnern befinden, zu einem Buchband mit festem Gewe-
beeinband und einer Titelprägung. Es steht eine Auswahl von
Gewebefarben zur Verfügung.
Kosten: 26,50 € zuzügl. 7 % Mwst. pro Kirchenbuch (dieser
Preis kann reduziert werden ab einer Menge von 50 Bänden,
wenn über das Landeskirchliche Archiv die Aufträge mehrerer
Kirchengemeinden zusammengefasst werden).
2. Reparatur von Gesangbüchern als Alternative zur
Neubeschaffung: Lose Seiten werden fachgerecht befestigt, der
Einband wird durch einen weinroten Gewebeeinband erneuert
und mit einer Titelprägung „Evang. Kirchengesangbuch“ ver-
sehen.
Kosten: 11,00 € zuzügl. 7 % Mwst. pro Gesangbuch
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an
Henner Weduwen ([email protected]) in der Buchbinderei
proWerk Bethel oder an das Landeskirchliches Archiv.
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Personalia
Mehr als drei Jahrzehnte lang hat Pfarrer i. R. Hans-Martin Herbers
das Archiv der Iserlohner Kirchengemeinden betreut. Am 20. Juni 2007
wurde er vom Evangelischen Gemeindeverband Iserlohn im Rahmen
einer Feierstunde im Burgarchiv aus seinem Dienst verabschiedet. Die
Theologin Brigitte Zywitz wurde zugleich als Nachfolgerin eingeführt.
Der 79-jährige Pfarrer im akti-
ven Ruhestand Hans-Martin
Herbers hatte nach seiner
Amtszeit in der Kirchenge-
meinde Werl (1958-1971) eine
Pfarrstelle in der großen, spä-
ter geteilten Kirchengemeinde
Iserlohn übernommen (1971-
1985). Seit dieser Zeit betreute
er auch das Archiv der Iser-
lohner Kirchengemeinden, das
nicht nur durch seine umfang-
reichen Schätze eine Beson-
derheit in Westfalen darstellt,
sondern auch durch seine
Varnhagensche Bibliothek.
Dabei handelt es sich um die
bekannte Privatbibliothek der
Familie Varnhagen, die in den
Jahren von 1524 bis 1801 die
Vikarstelle in Iserlohn inne-
hatte. Die Varnhagensche Bibliothek befindet sich seit 1981 im Burgar-
chiv. Pfarrer Herbers Verdienst ist es, die Bibliothek mit wertvollen
Originalausgaben von Martin Luther und Erasmus von Rotterdam
gegen alle Avancen einer Übernahme für Iserlohn gesichert zu haben.
Das in einem eigenen Gebäude, dem historischen Lyceum neben der
Obersten Stadtkirche, untergebrachte Kirchenarchiv konnte diese
Räume 1978 beziehen. Herbers übernahm die bis dahin in einem alten
Pfarrer i. R. Hans-Martin Herbers und
Pastorin Brigitte Zywitz
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Pfarrhaus schlecht gelagerten Archivalien, für die er seit 1993 über ein
modernes Rollregalsystem im Burgarchiv verfügt. Professor Dr. Bernd
Hey sagte bei der Verabschiedung des vielfältig begabten Archivpfle-
gers, der lange Jahre Funkamateur und Hochseesegler war, dass Her-
bers es immer – notfalls auch schlitzohrig – und trotz leerer werdender
Kirchenkassen verstanden habe, ausreichend Mittel für das Iserlohner
Archiv zu beschaffen. Dabei habe er mit einem kleinteiligen Verzeich-
nungs- und Archivierungssystem gearbeitet, das für Außenstehende
kaum zu durchschauen sei, in dem Herbers aber rasch und erfolgreich
recherchieren konnte.
Seine Nachfolgerin im Amt der Archivpflegerin für den Gemeindever-
band Iserlohn, Pastorin Brigitte Zywitz, hat Hans-Martin Herbers daher
über einen längeren Zeitraum mit dem Archiv vertraut gemacht. Sie hat
sich engagiert auf ihre neue Aufgabe eingelassen; der neue Landes-
kirchliche Archivar Dr. Jens Murken überreichte ihr im Rahmen der
Feierstunde ein Bestellungsschreiben und einige Fachliteratur.
Neben Hans-Martin Herbers wurde vom Vorsitzenden des Evangeli-
schen Gemeindeverbandes Iserlohn, Pfarrer Werner Tiffert, ebenfalls
Frau Oda von Mohrenschild, die einige Jahre lang an der Seite von
Pfarrer Herbers im Archiv tätig gewesen war, in Abwesenheit mit Dank
verabschiedet.
Der vormalige Archivpfleger der Evangelischen Kirchengemeinde
Gronau, Dr. rer. nat. Bernhard Krabbe, ist Ende Mai 2007 verstorben.
Der 1921 geborene Krabbe entstammte einer Familie, die durch die
altreformierte Gemeinde in Gildehaus (Grafschaft Bentheim) geprägt
war. Neben seiner alten Grafschafter Heimat setzte sich Bernhard
Krabbe aber ebenso mit der Geschichte seiner neuen Heimat Gronau
auseinander. Hier war er seit Januar 1980 Mitglied des Presbyteriums
und wurde bald darauf auch zum Verwalter des evangelischen Gemein-
dearchivs ernannt.
Das Amt des Archivpflegers konnte Dr. Bernhard Krabbe über viele
Jahre bis 2004 ausüben; er hielt über die Zeit eine enge Verbindung
zum Landeskirchlichen Archiv und dessen Leiter Professor Dr. Hey,
setzte sich vor Ort unter anderem für die Verfilmung der Kirchenbücher
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ein. 2004 übernahm Hans Jastrow von ihm die Aufgabe des ehrenamtli-
chen Archivpflegers.
Zahlreiche Beiträge zur Heimatforschung zeugen von dem breiten hi-
storischen Interesse Krabbes, seinem engagierten ortsheimatkundlichen
Forschen wie auch von seinem genauen Blick auf lokales Brauchtum
und Redensarten. Zum 80. Geburtstag Dr. Bernhard Krabbes im Jahr
2001 haben dessen Söhne viele Erträge aus vierzig Jahren Heimatfor-
schung zu einer Publikation zusammengestellt (Bernhard Krabbe: Hei-
matforschung. Gesammelte Schriften und Vorträge 1961-2001, masch.
Gronau 2001). Dadurch bleiben die verstreut veröffentlichten Aufsätze
Bernhard Krabbes auch für die weitere Heimat- und Kirchengemeinde-
geschichtsforschung des Raumes Gildehaus, Gronau und Epe maßgeb-
lich und der Zugriff auf sie leicht möglich.
Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Dr. Bernhard
Krabbe ein ehrendes Gedenken bewahren.
Am 16. August 2007 vollendete der Bochumer Alt-Superintendent und
langjährige Kreissynodalarchivpfleger Wolfgang Werbeck sein 90.
Lebensjahr. Mit zwei Dingen muss man daher im westfälischen Ar-
chivwesen rechnen: mit Jahrhunder-
ten und mit Wolfgang Werbeck!
Dass sich beide Konstanten mittler-
weile annähern, ist ein Glück und gut
für alle Beteiligten.
Die Lasten des Alters waren Wolf-
gang Werbeck in archivalischer Hin-
sicht schon in jungen Jahren ein ste-
ter Ansporn für einen bewussten und
selbstbewussten Umgang mit der
Überlieferung und mit der Existenz
unserer Kirche: Seit 1950 übt Wer-
beck das Amt des Kreissynodal-
archivpflegers von Bochum im Eh-
renamt aus. Er wirkt damit länger als
unsere westfälische Kirchenordnung
Wolfgang Werbeck bei der
Feier anlässlich seines 90.
Geburtstages
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und als unser Landeskirchliches Archiv, das erst 1963 gegründet wor-
den ist, ohnehin.
Bis heute ist Alt-Superintendent Werbeck aber nicht aufgrund seiner
Jahre, sondern aufgrund seiner fachlichen Beiträge und Ratschläge ein
beeindruckender und wichtiger Gesprächspartner nicht nur für die ar-
chivischen Belange unserer Landeskirche. Denn während seiner ge-
samten beruflichen und nebenberuflichen, amtlichen und ehrenamtli-
chen Tätigkeit hatte er es, beginnend mit der ganz gegenständlichen
Wiederaufbauarbeit in der Nachkriegszeit, stets mit den Folgen von
sozialen und dann auch kirchlichen Umbrüchen, Strukturveränderungen
und Reformen zu tun.
Wenn wir heute die „Kirche mit Zukunft“ gestalten, die die Evangeli-
sche Kirche von Westfalen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
bewerkstelligen lassen soll, so profitieren wir dabei auch ein gutes
Stück weit von den historischen Kenntnissen, persönlichen Erfahrungen
und archivischen Grundlegungen auf einer kirchlichen Mittelebene, die
Wolfgang Werbeck aktiv einbringt. Wenn Geschichtsbewusstsein als
Orientierungsmaßstab in einer Gesellschaft und in einer Kirche im ra-
schen Wandel, wie sie sich insbesondere im Ruhrgebiet darstellt, gefor-
dert ist, dann lässt sich diese Forderung und damit die Zukunftsfähig-
keit veränderter Strukturen und der in ihnen lebenden Menschen nur
dadurch realisieren, dass man seine Vergangenheit kennt, dass man sie
nicht hinter sich lässt, sondern dass man sein Herkommen, seine Tradi-
tionen kritisch würdigt und sie als gut geordnetes und nutzbares Ar-
chivpäcklein stets bei sich trägt und vergegenwärtigt.
Wir danken Alt-Superintendent Wolfgang Werbeck für seine bisher
geleistete Arbeit an der Vergangenheit und Gegenwart unserer gemein-
samen Kirche. Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche
von Westfalen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wissen sich ihm
eng verbunden und wünschen ihm von Herzen alles Gute und Gottes
Segen im neuen Lebensjahr und Lebensjahrzehnt!
Am 15. Dezember 2006 verstarb der Archivpfleger der Ev. Kirchenge-
meinde Herdecke Diakon i.R. Wolfgang Cremer im Alter von 64 Jah-
ren. Er betreute ein Gemeindearchiv, das von Alter, Umgang und Aus-
sagekraft her zu einem der bedeutendsten und wertvollsten in der
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EKvW gehört. Auf seinen Anstoß hin wurde das Archiv 1994 im Lan-
deskirchlichen Archiv verzeichnet. Herr Cremer verfügte über umfang-
reiche Kenntnisse der Herdecker Kirchengeschichte. Er betreute das
Archiv außerordentlich gewissenhaft, hat einige Veröffentlichungen
vorbereitet, veranstaltete regelmäßig kleine Ausstellungen und küm-
merte sich sorgfältig um die zahlreichen Benutzer. Außerdem enga-
gierte er sich ehrenamtlich in der Seelsorge, Kinder- und Konfirman-
denarbeit und vieles mehr. Bei den Besuchen in der Kirchengemeinde
haben wir ihn als einen besonnenen und großherzigen Menschen ken-
nengelernt. Das Amt des Archivpflegers hat die Gemeinde Herrn René
Harder übertragen, dem wir viel Freude an der Archivpflegearbeit
wünschen.
Zu Jahresbeginn 2007 trat Frau Marion Leerhoff als Angestellte in das
Landeskirchliche Archiv ein. Die Sozialwissenschaftlerin hat lange
Jahre das Reinhold von Thadden-Haus, das mittlerweile verkaufte Stu-
dierendenwohnheim der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bo-
chum, geleitet. Frau Leerhoff arbeitet seit Januar im Sekretariat des
Landeskirchlichen Archivs, wo sie auch die Geschäftsstelle des Vereins
für Westfälische Kirchengeschichte verwaltet. Ausgeschieden aus den
Diensten des Archivs ist zum 15. Oktober 2007 hingegen Frau Marion
Flagmeier-Korte. Sie war seit 2001 Mitarbeiterin im Sekretariat und
ist nunmehr in ein anderes Dezernat des Landeskirchenamtes gewech-
selt. Wir wünschen ihr an ihrem neuen Arbeitsplatz ein gutes und
schnelles Einleben.
Der langjährige Leiter des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld, Pro-
fessor Dr. Bernd Hey, ist nach Vollendung seines 65. Geburtstags An-
fang Mai, zum 31.5.2007 in den Ruhestand getreten. Durch persönli-
chen Einsatz und den Dialog sowohl in der Kirche als auch mit Wissen-
schaft und breiter Öffentlichkeit hat Hey einen wichtigen Beitrag zu
einer geschichtlich verantworteten Präsenz der Evangelischen Kirche
von Westfalen (EKvW) geleistet. Der Historiker stand seit 1985 an der
Spitze des Landeskirchlichen Archivs. Präses Alfred Buß würdigte Hey
als herausragende Persönlichkeit, die mit Kompetenz und Engagement
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die kirchliche Archivarbeit weit über die landeskirchlichen Grenzen
hinaus geprägt habe.
Geboren und aufgewachsen in Bielefeld, studierte Hey an der Westfäli-
schen Wilhelms-Universität Münster Geschichte, Germanistik, Publi-
zistik, Philosophie und Pädagogik. Nach Referendariat und Dissertation
arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen
Hochschule und Universität Bielefeld. 1980 folgte die Habilitation in
Geschichte an der Universität Bielefeld sowie die Berufung zunächst
zum Privatdozenten, 1984 zum Professor. 1985 wechselte Bernd Hey
als Direktor an das Landeskirchliche Archiv. Lehraufträge an der Uni-
versity of Illinois/USA und in Potsdam sowie zahlreiche Veröffentli-
chungen runden seine wissenschaftliche Tätigkeit ab. Als Nachlassver-
walter hat Hey, der seit 1997 auch Vorsitzender des Vereins für West-
fälische Kirchengeschichte ist, darüber hinaus einen wesentlichen Bei-
trag zur Rehabilitierung und Anerkennung von Kurt Gerstein geleistet,
der als Christ innerhalb der SS Widerstand gegen das Naziregime lei-
stete.
Dr. Murken und Prof. Dr. Hey bei den Fei-
erlichkeiten zu Heys Verabschiedung
Nachfolger Heys als Leiter des Landeskirchlichen Archivs der EKvW
wurde zum 1.6.2007 Dr. Jens Murken. Der 38-jährige Historiker und
Diplom-Archivar (FH) studierte an der Universität Münster und an der
Fachhochschule Potsdam. Er war von 1995 bis 2001 wissenschaftlicher
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Mitarbeiter an den Universitäten Münster und Gießen. Seit 2001 war er
im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld als wissenschaftlicher Mitar-
beiter tätig.
Als Überraschung erhielt der scheidende Archivleiter Bernd Hey am
31. Mai im Rahmen seiner feierlichen Verabschiedung in Anwesenheit
zahlreicher Gäste aus Archiven innerhalb und außerhalb Westfalens
eine Festschrift mit dem Titel „Kirchenarchiv mit Zukunft“ überreicht.
Über dreißig Beiträge von Kollegen, Mitarbeitern und Schülern zeich-
nen darin das breite wissenschaftliche Interesse des Jubilars nach: Re-
gionalgeschichtliche Studien behandeln die westfälische Geschichte
vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, kirchenarchivische Abhandlungen
erörtern die Bedeutung der Archive für das kollektive Gedächtnis der
Gesellschaft sowie der Archivbildner, Berichte über praktische Anwen-
dungsgebiete belegen ganz im Sinne Heys die Bandbreite der Tätigkei-
ten und Wirkmöglichkeiten eines „Kirchenarchivs mit Zukunft“.
Inhalt:
Präses Alfred Buß: Grußwort (9)
Vorwort (11)
Wilfried Reininghaus: Grenzen. Ein Problem der Landesgeschichte
(15)
Reinhard Vogelsang: Die Privilegien der Stadt und „des landes nott-
durft“. Bielefeld 1647-1666 (29)
Ulrich Althöfer: MBCH FECIT – Der Bielefelder Bildschnitzer Bernd
Christoph Hattenkerl und der Oerlinghauser Orgelprospekt von 1688
(47)
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Vicco von Bülow: „Nachricht vom Zustande der Evangelisch-Refor-
mierten Kirche von Schwerte“. Verhandlungen über das Patronat im
Jahr 1715 (59)
Bärbel Sunderbrink: Neue Wege gegen die Armut. Verordnete Moder-
nität und kirchliche Beharrungskraft im Königreich Westphalen (69)
Rolf Westheider: Versmolder Grenzfälle. Religiosität und soziales Le-
ben in katholischer Nachbarschaft (81)
Wolfgang Günther: Renitenz in Spenge. Über den kirchenbehördlichen
Umgang mit Abtrünnigen (95)
Eckhard Möller: „Das größte Opfer …, das Missionare tragen und brin-
gen müssen“. Das Gütersloher Missionarskinderheim Johanneum (107)
Kerstin Stockhecke: September 1940: Die „Euthanasie“ und die jüdi-
schen Patienten in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (131)
Jürgen Kampmann: „Die DC sucht das Ganze, die BK das Ihre“. Kir-
chenpolitische Gräben und Grabenkämpfe im Zweiten Weltkrieg im
Spiegel der Gelsenkirchener Bekenntniskreissynoden der Jahre 1941
und 1942 (143)
Johannes Burkardt: Die 250-Jahrfeier der Church of the Brethren in
Schwarzenau 1958. Ein ökumenisches Großereignis der Nachkriegszeit
(167)
Johanna Will-Armstrong: „Neue Aufgaben der Seelsorge“ – Das Pro-
ponendum der Evangelischen Kirche von Westfalen von 1958 (181)
Wolfgang Werbeck: Opel- und Ruhruniversität-Ansiedlung in Bochum
und ihre Folgen für die evangelische Ortsgemeinde (191)
Thomas Heinrich: Vom beschränkten Sammeln – oder: Warum allge-
meine Rücklagen in verfasster Kirche unstatthaft sind (203)
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Mechthild Black-Veldtrup: Kirchenarchiv und Staatsarchiv (213)
Beate Sophie Fleck: Evangelische Taufeinträge in einer katholischen
Pfarrei im Münsterland. Das Beispiel Olfen (217)
Hans Otte: Feiern eines problematischen Anfangs? Das Beispiel des
Kirchenbuchamts Hannover (225)
Norbert Friedrich: Gedächtnisorte der Mutterhausdiakonie – die Ar-
chive und historischen Sammlungen in den Mutterhäusern und ihre
Bedeutung (245)
Martin Stiewe: Vom Nutzen und Nachteil kirchlicher Archive für die
Verkündigung der Kirche (253)
Claudia Brack: Die landeskirchliche Archivpflege in den Kirchenge-
meinden und Kirchenkreisen (261)
Gabriele Stüber: Strategien und Handlungsmuster einer pädagogischen
Öffnung kirchlicher Archive (269)
Bettina Wischhöfer: Lernort Archiv – Lebendige Erinnerungskultur für
die Zukunft? (279)
Bärbel Thau: Das Johannesstift in Bielefeld als historischer Lernort
(287)
Matthias Benad: „Kommet her zu Mir Alle …“. Eine kurze Führung
durch das religiöse Programm der Betheler Zionskirche (297)
Brigitte Gläser und Hans-Rudolf Hermannsen: … retten, was zu retten
ist! (315)
Matthias Rickling: Fünf Punkt Zwei – das Gersteinprojekt. Ein Archiv-
bestand macht Karriere (317)
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Markus Köster: Vom Nutzen des Spielfilms für die Geschichte (333)
Joachim Radkau: Dreimal Siebenbürgen mit Bernd Hey. Auf den Spu-
ren des Exodus der Siebenbürgendeutschen (345)
Johann Melzer: Bestimmungen und Vorschriften zur Benutzung des
Ungarischen Landesarchivs in Budapest Ende des 19. Jahrhunderts
(369)
Detlef Stemann und Manfred Wittland: „Man muss die Probleme an-
packen!“ – Der Archivar als Handwerker. Erfahrungen aus Magaziner-
sicht (375)
Jens Murken: „Ich weiß nicht, ob ich ein typischer Archivleiter bin“.
Ein Interview mit Bernd Hey im Jahre 2003 (379)
Ahnentafel Bernd Hey (400)
Bibliographie Bernd Hey (403)
Autorinnen und Autoren (413)
Claudia Brack / Johannes Burkardt / Wolf-
gang Günther / Jens Murken (Hg.):
Kirchenarchiv mit Zukunft. Festschrift für
Bernd Hey zum 65. Geburtstag
= Schriften des Landeskirchlichen Archivs
der Evangelischen Kirche von Westfalen 10
Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh,
2007. ISBN 978-3-89534-700-9,
Gebunden. 25 x 17 cm. 416 Seiten. 47 Ab-
bildungen sowie 3 Zeichnungen von Volker
Reiche, 29,00 €
AUTORINNEN UND AUTOREN
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Autorinnen und Autoren Claudia Brack, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (bck)
Martin Gensch, Pfarrer i. R., Lemgo
Winfried Grunewald, Archivpfleger der Kirchengemeinde Bocholt
Wolfgang Günther, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (gü)
Prof. Dr. Bernd Hey, Landeskirchenarchivdirektor i. R., Bielefeld
Nina Koch, Geschichtsstudentin, Universität Bielefeld
Dr. Jens Murken, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (mur)
Ingrun Osterfinke, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (ost)
Wolfgang Pracht, Kirchengemeinde Billerbeck
Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, Universität Bielefeld
Kerstin Stockhecke M. A., Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen
Anstalten Bethel
Anna Warkentin, Landeskirchliches Archiv Bielefeld (wrk)
Wolfgang Wölke, Kirchengemeinde Crange, Herne