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I DIE MU IK GE CHICHTE U GEGENWART D ALLGEMEINE ENZYKLOPADIE DER MUSIK Unter N\itarbeit zahlreicher Musikforscher des ln7 und Auslandes herausgegeben von Friedrich Blume BAND 4 FEDE- GESANGSPADAGOGIK (Mit 80 Bildtafeln, 620 T extabbildungen, t 70 Notenbeispielen, 23 Tabellen) IM BARENREITER-VERLAG KASSEL UND BASEL 1955

itarbeit zahlreicher Musikforscher Friedrich Blumeer von 1478 an fast zwei Jahre, doch ohne ein öff({ntl. Amt zu bekleiden. Er widmete sich vielmehr, an geregt durch die Nähe von

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  • I DIE MU IK

    GE CHICHTE U GEGENWART

    D

    ALLGEMEINE ENZYKLOPADIE DER MUSIK

    Unter N\itarbeit zahlreicher Musikforscher des ln7 und Auslandes herausgegeben von

    Friedrich Blume

    BAND 4

    FEDE- GESANGSPADAGOGIK (Mit 80 Bildtafeln, 620 T extabbildungen,

    t 70 Notenbeispielen, 23 Tabellen)

    IM BARENREITER-VERLAG KASSEL UND BASEL

    1955

  • 1235 Gaffi 1236

    ersten Schülerinnen, Maria Wilt. Im Vorstand der Wiener Singakad. zählte er bald zu den einfluß-reichsten Mitgl. und konnte 1863 die Wahl des mit ihm befreundeten J ohannes Brahms zum Dgt. des Ver. durchsetzen. Ab 1868 wandte er sich ganz dem Gsg.-Unterricht zu, wurde 1871 zum Fachexaminator bei der k. k. Staatsprüfungskommission für das Musik-lehramt ernannt (bis 1911) und im Schuljahr 1875/76 als Gsg.-Prof. an das Kons. der Ges. der Musikfreunde berufen (bis 1903/04). Gänsbacher, "eine der markan-testen Persönlichkeiten des mus. Wien", war Mit-begründer, dann Schriftführer und Ehrenmitgl. des Tonkünstlerver. und gehörte dem Vorstand des Ton-künstler-Pensionsver. "Karl Czerny" an, später als Ehrenpräs. 1899 ernannte ihn der Kaiser zum Ritter des Franz Joseph-Ordens. - Er wurde auf dem Zentralfriedhof in Wien bestattet und 1914 in das Ehrengrab seines Vaters überführt. \Verke: Vier Lieder f. Singst. m. Begl. d. Pfte. op. 2, Wien ca. 1874, F. Schreiber; Fünf Lieder op. 3, Wien, J. Gut-mann, Neudr. in Josef Gänsbacher-Album, 1895, zus. m. op. 10, 12, 14; Vier Lieder op. 7, Wien, A. Robitschek (Nr. 4 seinem Schüler Anton Simonelli gewidmet); Fünf Lieder op. 8, ebda.; Vier Lieder op. 9, ebda.; Fünf Gesänge nach Uedichten von Helene Miyerka op. 10 (Widmung an die Dichterin), Wien 1890, A. Gutmann; Fünf kirchl. Gsye. f. Singst. m. Pfte. op. 11, ebda. 1895; Vier Lieder op. 12, ebda. 1895, in Josef Gänsbacher-Album; Bilder aus der Kinderwelt, 17 kleine KI.-Stücke op. 13, m. Gedichten u. Bild des Komp. (Widmung an Hanna Brüll u. Fritz von Wieser; Mondsee, Aug. 1897), Wien, Jungmann & Lerch; Fünf Lieder nach Gedichten des Komp. op. 14 (Widmung an die Schwester des Komp., Antonie Gänsbacher), Wien 1895, Gutmann, in Josef Gänsbacher-Album; Fünf Lieder nach Gedichten von Max Kalbeck op. 15 (Widmung an den Dichter), Wien, A. Robitschek; Fünf Lieder op. 16 (Wid-.. mung an Leander Schlegel), ebda.- Kompos. ohne op.-Zahlen: Fünf Lieder (m. deutschem u. engl. Text), Wien, L. Doblinger; Der Traum der ersten Liebe, schott. V}d. f. Singst. u. Pfte. (Widmung an Kammersänger Franz Naval), Wien 1910, Robitschek; "Möcht' meine Seele senken" f. Singst. u. Kl. in Der Merker II, 1910/11, Beil. zu H. 18; Ps. "Benedic anima mea Domine" f. gemCh. in Chorldb. f. die österr. Mittelschulen, hrsg. v. H. F. Fiby, 2. Tl., Wien 1899, Hölder, 2 /1908; 24 scholl. Vld. f. das Pfte. einger., 2 H., Wien, C. A. Spina.- Hss. (Österr. NB Wien): Lie-der; kirchl. Gsge.; Chor u. Org.; Thema m. Var. f. Gsg. u. Pfte. u. Kl.-Stücke. - Nachlaß z. Z. verschollen dar-unter op.1, 4, 5, 6, Kl.- u. Chorkompos.

    Josef Gäusbacher galt um die Jh.-Wende als "der an-gesehenste Gesangmeister W iens". Aus seiner Schule sind Künstler von Weltruf hervorgegangen, wie Maria Wilt; Milka Ternina, Nikolaus Rothmühl; Leopold Denmth, Eduard Nawiasky, Franz Naval, Hermann Jadlovker und Julius Liban;- In seinen Kompos. ist er Nachromantiker; ein gesunder Eklek-tizismus verleiht ihnen eine ansprechende persön-liche Note. Seine Lieder, über denen meist.ein Zug von Schwermut liegt, sind geschmackvolle lyrische Stimmungsbilder mit einer weichen Melodiefülle und farbigen Harmonik. Literatur: Gerber NTL; F. Li p o w s k y, Baierisches MLex., München 1811; Fe ti s B; Ei tn er Q; G. Wurzbach, Bioyr. Lex. des Kaiserthums Oesterreich V, Wien 1858 (m. älteren Lit.-Angaben); A. Sc h m i d t, Denksteine, Wien 1848, 111-161; J. G. Wo erz, Zur Säcularjeier J. Gänsbachers, Wien 1878; ders., J. Gäns-bacher, Innsbruck 1894; C. Fis c h n a I er , J. Gäns-bacher, Innsbruck 1878; Sämtliche Schritten von 0. M. v. Weber, hrsg. v. G. Kaiser, Bin. u. Lpz. 1908; L. No h 1, ~Musiker-Briefe, Lpz. 1867, 175-296; M. M. v. Weber, 0. M. v. Weber, Lpz. 1864-66; S. L o e w y, J. Gänsbacher (m. zwei unyedr. Briejen v. Meyerbeer) iii österr. Rund-schau XXII, 1910/I, 447ff.; H. Gegenbauer,. Aus dem Leben eines Tiroler Freiheitskämpfers, ebda. XLI, 1914/IV, 310 ff.; L. Eisenberg, Das geistige Wien, Wien 1893, 145; H. C. K ö seI , Deutsch-österr. Künstler-u. Schriftsteller-Lex. I, Wien 1902, 544; R. Perger-R. H i r s c h f e I d , Geschichte der k. k. Ges. der Musik· treunde in Wien, Wien 1912, 144, 233; Statistischer Bericht über das Gons. der Ges. der Musik!reunde, 1875/76-1903/04; H. Wagner, Erinnerungen an Prof. Dr. Josef Gäns-

    bacher (nach Mitt. v. Prof. Julius Epstein) in Musikpäda-gogische Zs., MonatsbeiL zu Der Merker Nr. 3, Wien 10. Juli 1911, 3 f.; M. Kalbeck, Johannes Brahms n' III, IV, Bin. 1912-1921; Johannes Brahms Briefe III, IV: hrsg. v. M. Kalbeck, Bln. 1919; A. Gutmann, Aus dem Wiener Musikleben, Künstlererinnerungen 1873-1908 I, \Vien 1914-, 94 f.; Briefe Johann u. Josef Gäusbachers in Arch. d. Ges. d. Musikfreunde, österr. NB, Stadtbibi Wien, Hss.-Slg. u. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum' Innsbruck, '

    Walter Senn

    Gaffi, Tommaso Bernardo, * gegen 1670 in Rom, t ll.Febr. 1744 daselbst. Er war Schülervon Bernardo Pasquini und wurde dann Org. in seiner Heimatstadt. Dem Libretto seines Oratoriums Adam und einer Urk. des Arch. der Arciconfraternita del SS. Crocifisso an S. Marcello in Rom zufolge war er es 1691/92 an S. Maria in Vallicella (vgl. D. Alaleona, Studi su La. storia dell'oratorio musicale in Italia, Turin 1908, Bocca, 416), nach dem Titelbl. seines op. 11700 an der Kirche del Gesu, dann an S. Maria in Aracoeli; ·dieser Posten wurde ihm am 27. Nov. 1710, wenige Tage nach Pasquinis Tod, auf Lebenszeit übtr. (Camettij s. Lit.-Verzeichnis). Vom 26. März 1739 an hatte er hier als Koadjutor den Römer Costantino Pieri, der unmittelbar nach seinem Tod seinen Dienst über-nahm. Bei seinem Tod wohnte Gaffi im Palasthof des Marchese Gabrielll in Monte Giordano; er wurde in seinem Familiengrab in der Kirche der SS. Stimmate, zu deren Arciconfraternita er gehörte, beigesetzt. ' .

    Werke. A. Weltl.: Cantate da camera a voce sola op. 1 (dem Marchese Francesco Maria Ruspoli gewidmet; enth. 12 Kant.), Rom 1700, Mascardi; Hss. Kant. auf der Bibi. Estense, Modena: "Al mormorio di cristallino umore" (Mus. F. 430), "Per pieta consiyliatemi" u. "Chi vuol seguir amor" (Mus. G. 237), "Dalle oziose.piume", "Allor ehe il vostro lume" u. "Belle luci guerriere", (Mus. F. 1361); auf der DStB: "Sa ai teminili ammanti s'alle mentite chiome." + B. Geist!.: Oratorien: La Micole f. 4 St. m. Instr. in 2·Tln. (1689, Ms. auf der Bibi. Estense Modena), 2 Ausg. des Libretto, Modena 1690 u. 1702; Abiyaille (F. Bambini; 1689 Modena, 1691 auch in Wien u. 1693 in Florenz, Oratorio di S. Filippo Neri aufgef.); La jorza del divino amore f. 3 St. m. Instr. in 2 Tln. (Ms. Bibi. Estense, Modena. 1691 Rom, Oratorio dei Carmelitani in S. Maria della Scala u. 1693 Florenz, Oratorio dei Filippini unter dem Titel S. Teresa veryine e martire), 2 Ausg. des Libretto: Rom 1691 (dem Kardinal Rinaldo d'Este gewidmet) u. Modena 1691; Adam f. 5 St. (lat. Dichtung v. dem Priester Francesco Ciampelletti; 14. März 1692 Rom, Oratorio del Crocefisso a S. Marcello), Libretto 1692, Neudr. unter dem Titel-Innocentiae occasus 1693; S. Eugenia f. 7 St.,Libretto Florenz 1693; L'innocenza yloriosa f. 5 St., zu Ehren der hl. Therese (1693 Rom, Oratorio dei Carmelitani in S. Maria della Scala, dem Kardinal Giovi:tnni Battista Costa~ guti gewidmet), Librettd in Rom veröff. - Panye lingua u. Tant1lm ergo f. 2 St., hs. auf der DStB.

    Wie seine Ernennung zum Nachf .. des berühmten Pasquini an S. Maria in Aracoeli beweist, war Gaffi als Qrg. und Komp. hoch angesehen. In seinen auf Pasquinis Wunsch veröff. Kantaten sind die Rezita-tive sorgfältig behandelt. Die Arien, in denen sich hier und da textbedingte Melismen finden, sind aus-gesprochen gesanglich und enthalten glücklich er· fundene Abschnitte. Der B. ist feinsinnig geführt und nimmt in den Arien durch thematische Einwürfe am mus. Geschehen teil. Die Oratorien erfreuten sich ziemlicher Beliebtheit und zeichnen sich durch sorg-fältige Arbeit aus. Allerdings erreicht der Komp. in ihnen keine größere Tiefe des Ausdrucks als in seinen weltl. Werken; er bleibt auch hier auf dem Boden gefälliger Eleganz. Ausgaben: Minuetto alleuro "Luci vezzose" aus der 9. K~nt. des op. 1 in L. Torchi, Eleyanti canzoni ed arie italta'f!e del sec. XVII, Mailand 1894, Ricordi; die 10; Kant. "Giä vincitor del verno" in H. R i e man n, Ausgewählte Kam· mer-Kant. der Zeit um 1700, Nr. 2, Lpz., Siegel.

    1237 Gaffurius 1238

    Literatur: E i t n e r Q; A. C a m e t t i , Oryani, organisti ed oryanari del Senato e Popolo Romano in S. 111aria in Aracoeli (1583-1848) in Rl\H XXVI, 1919, 473-475; Sc h m i d 1 D. i)bs.: Anna Amalie Abert Federlco Mompellio

    Gaffurius (hierzu Taf. 51) (Gafori), Franchinus, * 14. Jan. 1451 in Lodi, t 25. Juni 1522 in Mailand. Seine Eltern waren der Freischarenführer Bettino Gaffurius ·und Caterina Fissiraga. Franchinus Gaffurius wurde in der Familie seiner Mutter erzogen und frühzeitig für den geistl. Berufbestimm t. Er trat in das Benediktiner-kloster von Lodivecchio ein, ohne jedoch Mönch zu werden; vielmehr kehrte er in das weltl. Leben zurück und wurde 1473 oder 1474 Priester. Im Kloster stud. er lat. Lit. und bei Johannes Goodendag (Bonadies) Musik und wurde Sänger am Dom von Lodi. 1474 verließ er seine Heimatstadt und folgte seinem Vater an den Hof der Gonzaga in Mantua. Hier zeichnete er seine ersten Traktate auf und gab Unterricht in Musiklehre, ein Beruf, den er sein ganzes Leben hin-durch beibehielt. Sein ständig wachsender Ruhm veranlaßte den Dogen Prospero Adorno, · ihn nach Genua zu rufen. Auch in dieser Stadt scheint Gaf-furins öffentl. "musica" gelehrt und als Gelegen-heitswerke Kanzonen und Madrigale, komp. zu ha-ben; einige seiner Motetten dürften in S. Lorenzo aufgef. worden sein. Infolge eines Aufstandes gegen die Sforza in Mailand mußte Adorno aus Genua fliehen und suchte in Neapel Schutz. Gaffurius folgte ihm an den Hof Ferdinands von Aragon; dort blieb er von 1478 an fast zwei Jahre, doch ohne ein öff({ntl. Amt zu bekleiden. Er widmete sich vielmehr, an-geregt durch die Nähe von Musikern wie Bernardus Y caert und Guilelmus Guarnier und eines Gelehrten

    · wie J ohann V ei'were, gen. Tinctoris, von neuem seinen theoretischen Studien. In Neapel veröff. er sein erstes wichtiges Werk, das Theoricum Opus (1478), das er dem Kardinal Giovanni Arcimboldi widmete. Es ist eines der ersten der in Neapel hergestellten Bücher, in denen Holzschnitte erscheinen, wie sie dann in den späteren Mailänder Ausg. nachgedruckt wurden. Außerdem war es das letzte von Francesco Di Dino in Neapel gedr. Buch; .. · bald danach .yerlegte der Drucker aus Angst vor der damals dort wütenden Pest seine Werkstatt nach Florenz. Wahrscheinlich aus demselben Grund verließ auch Gaffurius Neapel und kehrte nach Lodi zurück. Hier berief ihn der Bischof Carlo Pallavicino auf das Schloß von Monticelli d'On-gina und beauftragte ihn mit dem Musikunterricht der jungen Sänger, ein Amt, das Gaffurins drei Jahre lang behielt. Gleichzeitig begann er mit der Aus-arbeitung der Practica Musicae und schrieb den un-veröff. gebliebenen Traktat Proportioni practicabili. 1483 wurde er mit einem jährl. Gehalt von 100 Lire imperiali zur Leitung der Kapelle an der Kathedrale von Bergamo berufen. In dieser Stadt beendete er die Practica Musicae, die er allerdings erst· 1496 veröff.; außerdem ließ er an der Orgel von S. Maria Maggiare ein Pedal anbringen, wie es in Venedig von dem deutschen Org. Bernardus eingeführt worden war. Zu diesem Zweck berief er Battista da Martinengo nach Bergamo. Er selbst blieb jedoch ·nur vom 19. Mai bis 27. Okt. 1483 dort. Am 22. Jan. 1484 wurde er auf Vorschlag des röm. Vikars Barni zum Domkpm. in Mailand gewählt, mit einem monatl. Gehalt von 5 Gulden ( = 8 Iire imperiali), das bis zu seinem Tod unverändert blieb. Waren also auch die wirtschaftlicheil Verhältnisse des Gaffurius nicht glänzend, so besaß er doch eine unumschränkte Au-torität. 38 Jahre lang leitete er die Mailänder Kapelle,

    und in dieser ganzen Zeit regte sich in der Cappella von S. Maria Maggiore di Milano (wie der Dom hieß) nicht ein Finger, ohne daß nicht vorher die Meinung des Kpm. eingeholt worden wäre. Noch häufiger und dringender bemühte sich Gaffurius seinerseits, durch Berichte Petitionen und Episteln die Intervention der Dep~tation der Fabbrica del Du~mo zu erreiche?· Seine Funktionen waren klar umnssen: er hatte m der Kapelle zu singen, sie alsKpm. (oder,,Phonascus'')

    Le~or G cctchi fare atcun profi~o Jn mufica quella opra eil tuo aiuto Q_ ui fi cognofcc. el graue d~ lo acuro Q_ ui ce fpeculatJue cofe fa•pto 1

    Et benehe 6a 6 uulgarmente pido Legendo ti parra dal ciel ucnuto Et fe Ii dei in mufica an faputo Q_ uello a11dor ne ua pcl folco rido 1

    Di mttctnio di Apollo intenderay · Dorpbco darillotile & Platonc Di pytbagora anchor li legeray :

    Si ehe ogni ftudio ogni cura ci pone · Che ctldle harmonie comprzhedcray Ec dogni c;a&:uo baray uera ragionc.

    . A ii Abb. 1: Gaffurins im Kreise seiner Schülm·. Holzl:lclmitt am; Anyelicum opus musicae, Mailand 1508, auch in Dc Harmonia musicorum instrumentorum opus, Mailand 1518.

    zu leiten und die Kapeilknaben im Gsg. zu unter-richten. Oft erwähnen die Zahlungsanweisungen des Doms seine "prudentiam ac solicitudinem". In der Tat ,war er seit Juni 1484 damit beschäftigt, die Kapelle zu reformieren. Er führte für die Sänger eine Dienst-kleidung ein (weites, bis zum: Schienbein reichendes Oberkleid, priesterliches Barett und weißes Chor-hemd) und setzte Geldbußen für unentschuldigtes Fehlen der Kapellmitgl. fest; diese sollten von einem "notator" überwacht werden, einem aus ihren Reihen, der die Fehlenden aufzuschreiben hatte. Gaffurins mußte mehrfach energisch für die Innehaltung dieser ' Anordnungen eintreten und selbst die Entlassung disziplinloser Kapellmitgl. ins Auge fassen. Bemer-kenswert ist, daß während seiner Amtszeit die Sänger sämtlich Italienel' waren, während sich in der Hof-kapelle der Sforza auf Veranlassung von Gaspar van Weerbecke die berühmtesten Sänger und Musiker des

  • 1239 Gaffurius

    ndl. Kreises der Zeit zusammengefunden hatten. Gaf-furins sorgte für eine Erhöhung der Zahl der Sän-ger von 5 auf 10 und für die Aufnahme eines Tenori-sten von Rang (zuerst Giacomo Litta, dann Benedetto Biumo). Außerdem reorganisierte er die schola can-torum, indem er die Zahl der Knaben von 30 auf 10 bis 15 herabsetzte; diese wählte er aus sozial gutge-stellten Familien. Das Studium der Grammatik unter einem eigens hierfür angestellten magister oder praeceptor war für sie alle Pflicht; für die Besten stif-tete Gaffurius eine Belohnung. Er komp. für die Kapelle des Doms auch eine Reihe von Werken, die in den 4 Codici gatfuriani des Domarch. erhalten sind. Doch beschrankte sich seine Tätigkeit nicht nur auf die Kapelle. Viehnehr stand er dauernd in engen Beziehungen zum Hof der Sforza und arbeitete lau-fend mit der herzogl. Kapelle zusammen: ihre ndl. Musiker schrieben für den: Dom, Ga.ffurius seinerseits komp. für den Hof. Endlich e:tstreckte sich seine Wirksamkeit auch über Mailand hinaus. 1490 ging er nach Mantua, um den Architekten Luca Paperio nach Mailand einzuladen. Für 1504 ist sein Aufenthalt in irgendwelchen Thermalbädern bezeugt. 1506 weilte er 3 Monate in Varese; dort richtete er die Kapelle der Kirche S. Maria al Monte ein, die er aucll in den folgenden Jahren noch überwachte. In Mailand ver-besserten sich seine wirtschaftlichen Verhältnisse durch die Verleihung einiger Pfründen. Seit 1494 war er Prior der Kirche S. Marcellino, 1495 erbat er und erhielt auch wahrscheinlich die Stelle eines Klerikers· in Pontirolo (Bergamo) mit 10 Dukaten jährl., 1497 bekam er die Pfarrei von Melzo (llO Dukaten) und in demselben Jahr eine Pfründe der Kirche S. Ambrogio in Lodi (76 Ure imperiali). Wahrscheinlich schon 1492 war er auch mit einem Gehalt von 77 Lire z_um musicae professor ·an dem von Ludovico il Moro in Mailand gegr. Gymnasium ernannt worden, an dem auch Luca Pacioli und Calcondila lehrten; bestimmt hatte er das Amt 1497 inne. Als die Franzosen in Mailand ein-rückten, behielt Gaffurius alle seine Ämter; von einem der Gouverneure erhielt er sogar den Titel eines "Re-gius Musicus", ein Zeichen dafür, daß seine Stellung als Domkpm. ihm gegenüber Ludovi

  • 1243 Gag li an o (Familie)

    Ricerche e ®cumenti risuuardanti la storia dell' arte musicale in Bolouna in Atti e Memorie della Deputazione di Storia Patria, Bologna 1867 (über die Polemik m. Spataro); P. H i r s c h , Bibliographie der mth. Drucke des Franchinus Gafturius, Bin. 1929, Breslauer: K. J e p p e s e n , Die drei Gatfurius-Codices in AMI III, 1951 ; R. G i a z z o t t o , La musica a Genooa, Genua 1951; P. Bond i o I i, Per la biourafia di Franckino Gaffurio da Lodi in Collectanea Historiae Musicae I, Florenz 1953, Olschki; F. Fan o, Note su Franckino Gafturio in RMI 1953, 225; G. Bar-b 1 a n , N el V Centenario della nascita di Franckino Gafturio in RaM 1952; C. S a r t o r i, ll quarto codice di Gaffurio non e del tutto scomparso in Collectanea Historiae Musicae I, Florenz 1953, Olschki; ders., Franckino Gafturio da Lodi in La Scala, Juli/Aug. 1952; ders., Franckino Gaffurio a Milano in Universitas Europae I, Nr. 4-5, 8-9, 11-12.

    Übs.: Anna Amalie Abert Claudio Sartori

    Gagliano (hierzu Taf. 52), Alessandl'o, *um 1660, t 1725 oder um 1730, vielleicht dessen Bruder Giovanni Batti-sta, um 1728 in Cremona bezeugt; Carlo Gagliano, etwa 1. Hälfte 18. Jh.; Söhne des Alessandro: Nicola (I), *um 1695, t um 1740 oder um 1785, Gennaro, *um 1700, t nach 1770 öder um 1788; Söhne des Nicola (I): Ferdinando, * 1724, t 1781 oder um 1810, Guiseppe, * 1725, t 1793, Antonio (I), * um 1728, t um 1795, Giovanni (I), * um 17 40, t 1806; dessen Söhne: Gae-tano, * um 1770, t 1824, Nicola (II), t nach 1826, gaphaelo, *um 1790, t 9. Dez. 1857, Antonio (II), * nach 1790, t 27. Mai 1860, Giovanni (II), * 1800, t 1867; Söhne des Raphaelo: Vincenzo, * 1870, t um 1886, Alberto, 2. Hälfte des 19. Jh. - A 1 es s an d r o Gagliano ist Stammvater der bedeutenden Geigen-bauerfamilieund Haupt der neap. Schule. Seine Instr. sind von ausgesucht schönem Holz gearb(;litet, mit klei- -ner Schnecke (die die Sorgfalt der übrigen Tle. nicht immer erreicht) und großen, steilen F-Löchern. Ihr einteiliger Boden ist meistens großartig ,geflammt, der Lack tiefrot bis orangefarben. Als Mensur wählte Gagliano meist 200 statt 195 mm. Seine Geigenzettel (Abb. 1 u. 2) bekunden ihn als Schüler von Stradivari, bei dem er wohl nur 5 Jahre zubrachte. Nach einer Legel\de soll er allerdings fast 30 Jahre dessen Gehilfe gewesen sein, nachdem er wegen eines Duells Neapel hatte verlassen müssen. Auffällig ist allerdings, daß Gaglianos älteste Instr. erst 1695 datiert sind; doch besteht seinem Stil zufolge kein Anlaß, ihn mit Stradi-vari in nähere Beziehung zu bringen. - G i o va n -n i B a t t i s t a Gagliano ist 1728 in Cremona be-zeugt und wurde zunächst von Grillet als Mitgl. der Familie erwähnt. Vielleicht ist er ein . Bruder des Alessandl'o. Den überlieferten Zettel (Abb. 6) hält Lütgendorff für nicht einwandfrei. - C a r I o Ga-gliano ist ein wenig bekanntes Glied innerhalb der Familie. Sein Zettellautet "Carlo Gagliano I me facit I Bellunoanno 1732" (gedr.).- Ni c o I a (I) Gagliano. wird von GroveD eine Wirkungszeit etwa zwischen 1740 und 1785 zugeschrieben. Er gilt mit Recht als die stärkste Begabung der Familie. Seine Vorbilder sind meistens die früheren Stradivari-Modelle. Seine Geigen zeigen sehr schönes Holz und leuchtend-gelben bis gelblich-braunen, selten rotbraunen Lack. Die Decken sind im allgemeinen sehr stark gehalten, . dafür die Böden an den Seiten etwas schwächer (Zettel Abb. 9, Wölbungskurven Abb. 10, s. Taf. 52). - Gen n a r o Gaglianos Wirken fällt nach GroveD etwa in die Zeit von 1730 bis 1788. Er ist unverkennbar Schüler seines Vaters und geht zusammen mit seinem Bruder Nicola (I) zum Stradivari-Modell über. Grundsätzlich erreicht er zwar dessen Leistungshöhe, nur findet sich bei ihm die Wölbung manchmal höher; die F -Löcher sind dabei kürzer, weiter und steiler. Das Alter seiner Instr. ist oft ungewiß, da er selten Zettel anbrachte

    und sie noch seltener ausfüllte. Seine besten Arbeiten entstanden zweifellos zwischen 1730 und 1750. Die eindeutig ihm zuzuweisenden Instr. sind aus wert-vollem Holz, von orangegelbem oder rötlichem Lack und ausgezeichnetem Klang (Zettel Abb. 4).- Fe r. d i n a n d ö Gagliano wirkte nach GroveD von 1760 bis gegen 1810. Er erreichte nicht immer die Qualität der Arbeiten seines Vaters. Das Holz ist weniger sorg-fältig gewählt, doch von gutem rotbraunen oder gel-ben Lack. Zumeist ahmt er das späte Stradivari-Modell nach (Zettel Abb. 3). Bei mehreren seiner Instr. finden sich auf der Innenseite der Decke oder auf dem Baßbalken die Anfangsbuchstaben einer Devise. Dabei hat überhaupt als Kennzeichen der neap. Schule zu gelten, daß im Innern der Instr. am Ansatz des Halses sich ein Zettel befindet mit der Inschrift "In conceptione tua Virgo Maria Immaculata fuisti, Ora, pro nobis Patrem, cujus Filium jesum de Sp. peperisti." - G i u s e p p e Gaglianos Wirkunlgsz1eit liegt nach GroveD ungefähr zwischen 1760 Ihm waren die Modelle seines Vaters zwar deren Sorgfalt aber erreichte er handwerklich entfernt, wenn auch seine Instr. einen guten Ton haben. Von ihm sind sehr verschiedene Zettel über .. liefert (Abb. 7 u. 8). In seinen letzten Jahren artleitete er mit seinem Bruder Antonio zusammen (s. - A n t o n i o (I) Gagliano arbeitete fast aus~!ch.l1eti~ lieh mit seinem Bruder Giovanni und dessen Raphaelo zusammen. Bezeichnend für die Schule ist auch bei ihnen der rote Lack und teilige Boden. Noch bis 1807 findet sich der same Zettel ... et Antonius I Gagliani Filii Nico I Nepotes ja- I nuari F Neap. 1771 (gedr.). - G i v a n n i (I) Gagliano .. war Schüler seines Gennaro. Daher lauten seine frühesten hannes Gagliano fecit sub disciplina Jnnl'Jnritr~ ni, Neapoli." Seine Instr. sind ziemlich vu•e>.L.L.U.O'-'.lU.L'-gearbeitet (Zettel Abb. 5). - Ga e t a bezeichnet sich selbst als Sohn des -J-1o·v,:u1n1 sen Arbeitsstil sein eigener Leistungen erreichte er bei Git. und Msmdlolineil, daß die Nachf. seine Zettel häufig in ihre Git. Darauf steht "Caietanus Gagliano filius I Neapolis 1820" (gedr.). - Ni c o I a (II) war Schüler seines Vaters (9), aber noch unbe

  • DIE MUSIK IN GE CHICHTE UND

    GEGENWART ALLGEMEINE ENZYKLOPÄDIE DER MUSIK

    Unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des Inr und Auslandes herausgegeben von

    Friedrich Blume

    BAND 16

    SUPPLEMENT

    EARSDEN - ZWEIBRÜCKEN (Mit 120 Bildtafeln, 28 Textabbildungen, 11 Notenbeisplelen, 16 Notentafeln)

    BARENREITER KASSEL - BASEL- TOURS - LONDON

    1979

  • 399 Gäusbacher - Gaffurius - Gagliano, Farn. - Gagliano, M. -Gaillard - Gaito - Gajard - Gal - Galajew 400

    scher Volksmusik und westeurop. Tonkunst darstellt. In dem von ihm mit Leili we Medschnun ins Leben ge-rufenen Typ der Mugamen-Oper erreichte er die Ein-heit von improvisiertem Gsg. und auskomp. Musik nicht zuletzt auch dadurch, daß er die Libretti und Musikdramaturgie meist selbst schuf. Sehr vielseitig und als Musiker wie auch als Publizist ständig um die mus. Bildung breitester Volksschichten bemüht, hat Gadschibekow an der Gestaltung des aserbaid-schanischen Musiklebens führenden Anteil genommen und sich als Begründer und Organisator mus. Insti-tutionen sowie als Lehrerpersönlichkeit und For-scher große Verdienste erworben. In seinen mth. Ar-beiten wies er nach, daß die aus 17 Tonstufen beste-hende Oktave der aserbaidschanischen Volksmusik in die Zwölftonskala der europ. Musik integrierbar ist, und entkräftete damit Vierteltontheorien, die die aserbaidschanische Kunstmusik in die Isolierung ge-führt hätten. Literatur: W. vV in o g r a d o w , U. Gadschibekow i aser-ba'idschanskaja musyka, lVIoskau 1938; Iskusstwo aser-baidschanskowo narocla (Die Kunst des aserbaidschanischen Volkes).' Moskau-Leningrad 1938; K. Kassimow, U. Gadschtbekow, lVIoskau 1945; Nekrolog in Sowjetskaja mu-syka, 1948, H. 10, 85 f.; S. Kore w, U. Gadschibekow i ewo. opery, Moskau 1952; Ch. Aga je w a, U. Gadschtbekow, Baku 1955 (m. Verz. der Kompos. u. Schrif-ten, 145-151); Ch. G. lVIelikow, Osobennosti stilja i dramaturgii musykalnych komedij Gadschibekowa (Besonder-heiten des Stils u. der Dramaturgie v. Gadschibekows mus. Kom.), Baku 1963; E. Ab a s so w a, Opery i musy-kaltwje komedi'i U. Gadschibekowa, Baku 1961 (m. Verz. weiterer Lit., 190-193); A. Ab a s so w, U. Gadschibe-kow i ewo opera Kjor-ogly, Baku 1966. Ernst Stöckl

    Gänsbacher, Johann Baptist, IV 1230, Z. 1: statt "* 28. Mai" lies "* 8. Mai"; Z. 3: statt "t 5. Juni" lies "t 4. Juni"; 1231, Bildunterschrift: statt" Trent-senky" lies "Trentsensky"; Z. 21 v. u.: statt "1806" lies "1804"; 1232, Z. 39: statt "1872" lies "1876"; Z. 5 v. u.: statt "Messe" lies "Messen".

    Gaffurius, Franchinus, IV 1243, Z. 5/6: statt "Die drei Gaffurius-Codices in AMI III, 1951" lies "Die drei Gafurius-Kodizes in AMI III, 1931, 14-28".

    Gagliano, Familie, IV 1243, Z. 1/2: statt "t 1725 oder um 1730" lies "t um 1730"; Z. 5: statt "t um 1740 oder um 1785" lies "t nach 1758"; Z. 6: streiche "oder um 1788"; Z. 7: streiche "1781 oder"; Z. 11 und Z. 13: statt "Raphaelo" lies "Raffaele"; Z. 12: vor "Giovanni (II)" ergänze "wahrscheinlich auch"; Z. 14: vor "Alberto" ergänze "wahrschejnlich auch"; Z. 17/16 v. u.: streiche "wird von GroveD eine Wir-kungszeit etwa zwischen 17 40 und 1785 zugeschrie-ben. Er"; Z. 8 v. u.: statt "Gaglianos" lies "Gagliano"; Z. 8/7 v. u.: streiche "Wirken fällt nach GroveD etwa in die Zeit von 1730 bis 1788. Er"; 1244, Z. 12/13: streiche "oder auf dem Baßbalken"; Z. 28/29: statt "Giovanni und dessen Sohn Raphaelo" lies "Giuseppe und seinem Neffen Raffaele"; Z. 31: statt "1807" lies "1815"; Z. 25 v. u., Z. 19 v. u., Z. 11 v. u. und Z. 7 v. u.: statt "Raphaelo" lies "Raffaele".

    Gagliano, Marco (da), IV 1247, Z. 1-3: statt "* um 1575 ... Giovanni Battista" lies "* 1. Mai 1582 in Florenz, t 25. Febr. 1643 daselbst; sein Bruder Gio-vanni Battista, * 20. Dez. 1594 in Florenz, t 8. Jan. 1651 daselbst".

    Gaillard, Marius-Fran«;ois, IV 1256. Ergänze: t 23. Juli 1973 in Evecquemont (Yvelines).

    vVerke (unveröff., wenn nicht anders angegeben). Bühnen-werk: A~juge ou les Falles encheres (S. Gantillon), Ballett (1963 Lilie). - Orchesterwerke: Tarnbeau J'mnantique Konz. f. Kl. u. Orch., Paris 1954, Choudens; Rythmes f: großes Blasorch. (1955); Ooncerto agreste f. Va. u. Orch. (1958); Konz. f. Hf. u. Orch. (1961); 4. Sinf. (ly1·ique; 1.972); Konz. f. Fl., Hf. u. Orch. (1973).- Kammermu .. s1k: Terres chaudes f. Vc. u. Kl. (1957); Partita, 5 Stücke f. Vc. (1958); Kl.-Son. (1959).- Zahlreiche Filmmusiken.

    Paule Letailleur

    Gaito, Constantino, IV 1259, Z. 18: nach ""Werke" ergänze "(Ausw.)"; Z. 18/19: statt "Flor de nieve" lies "Fior di neve"; Z. 19: vor "Petronio" eraänze "Caio", statt "1925" lies "1926" und statt "La~aro" lies "Ldzaro"; Z. 22: statt "EI ombu" lies "Ei ombü".

    Gajard, Dom Joseph-Georges-Marie (OSB), IV 1259 bis 1261. Ergänze: t 25. Apr. 1972 in Solesmes. Dom Gajard hat zur Erforschung des greg. Chorals Rei-sen nach Spanien (1959 und 1961), ,in die Vereinig-ten Staaten (1959, 1960, 1962 und 1971) und nach Portugal (1963 und 1964) unternommen.

    Werke: Memorandum an die röm. hl. Ritenkongregation in Ber. des 2. Internat. Kongresses f. Kath. KlYI. vVien 1954 vVien 1955, 400 ff.; Quelques reflexions sur les premiere; !armes de la Musique Sacree in Musicae Sacrae Disciplina (Enzyklika v. Papst Pius XII.), Rom 1957, Associazione Italiana Sta Cecilia, 142 ff., u. in Etudes Gregoriennes II, 1957, 5 ff.; La valeur artistique et religieuse toujours actuelle du chant grego'rien in Actes du 30 Gongres Internat. de lVIusiq?~, Sacree, Pa~is, 1957, Paris 1959, 198 ff.; "Vieux-Romatn et "Gregonen' in Etudes Gregoriennes III 1959 7 ff.; Lettre ,Jucunda Laudatio' de SS. Jean XXIII'a Mg;. I. Angles, ebda. V, 1962, 7 ff.; Notations, neumes et mo-dalite in Encyclopedie des Musiques Sacrees II, Labergerie 1969, 47-59; Le rythme gregorien, ebda., 60-79.

    Charles Desportes ·j·

    Gal, Hans, IV 1263, Z. 22: statt "R. Strauß" lies "R. Strauss".

    Galajew (Galaty), Boris Alexandrowitsch, * 10. (22.) März 1889 in Tschernojarsk (Terek-Gebiet; Nordkau-kasus). Galajew absolvierte 1931 die Musikschule in Leningrad. Anschließend übersiedelte er nach Stali- , niri (Zchinwali)/Süd-Ossetien, wo er sich neben der Kompos. unermüdlich pädagogischen, administrati-ven und kulturellen Aufgaben widmete. 1940 wurde Galajew mit dem Ehrentitel eines Verdienten Kunst-schaffenden der Georgischen SSR ausgezeichnet.

    vVerke (Ausw.). A. Bühnenwerke: Narty Batmds (Der Narte Batrads; M. Schawlochow), Musikdrama (20. ,Juni 1942 Staliniri); Ussgur (Der Freier; ders.), lVIusikkom. (15. Juni 1943 ebda.). ~ B. Weitere Kompositionen: Märsche, Chöre, Schauspiel- u. Filmmusiken sowie Vld.-Bearb. ~ 0. Heraüs· gabe (zusammen m. J. Gippius): Ossjetinskije narodnyje pjesni (Ossetische Vld.; Ausw. v. 100 Stücken aus über 700 v. Galajew gesammelten ossetischen Vld.; in ossetischer u. russ. Sprache), Moskau 1964, Musyka.

    Galajew ist der bedeutendste Komp. Süd-Ossetiens. Er zählt neben Tatarkau J. Kokojti und Alexander Alexandrowitsch Poljanitsch( enko) zu den Begründern der ossetischen nationalen Komp.-Schule ( Ussgur war die erste ossetische Operette) und hat sich um die Entwicklung der Musikkultur seines Heimatlandes auf mannigfaltige Weise sehr verdient gemacht.

    Literatur: G. T o r a d s e , Kompository Grusii (Die Komp. Georgiens), Tbilissi 1968, 31; G. B er n an d t u. A. D o I s h ans k i j , Sowjetskije kompository, :M:os-kau1957,130;B. Steinpress u. I. Jampolskij, Enziklopeditscheskij musykalnyj slowar (Enzyklopädisches MLex.), ebda. 2 /1966; Teatralnaja enziklopedija I, ebda. 1961; persönliche lVIitt. (Briefe usw.). '

    l\'Ianfred G. vV. Heller

    401 Galeno - Galeotti - Galindo Dimas 402

    Oaleno, Giovanni Battista, IV 1264, Z. 15 v. u.: statt "[um 1610]" lies "[um 1601]".

    Oaleotti (Galleotti, Galliotti, Galeoti), Stefano, * 1723 in Livorno oder Velletri, Todesdaten unbekannt. Über Galeottis Leben ist wenig bekannt. Er erhielt seine Ausbildung in Neapel und wurde Cellist. Kom-pos. von ihm wurden in London, Amsterdam und Paris veröff., woraus man geschlossen hat, daß er in diesen Städten gearbeitet habe; es gibt aber keinen anderen Hinweis auf eine Tätigkeit Gal_eottis in Lon-don. Nach FetisB, der ihn irrtümlich Etienne nennt, lebte er eine Zeitlang in Holland, doch griff das Klima seine Gesundheit an, so daß er nach einem kurzeil Besuch in Paris nach Italien zurückkehrte. Die Widmung seines Pariser Drucks op. 3 an die Prinzessin von Monaco läßt vermuten, ·daß sich Galeotti für eine Zeit in ihrer Umgebung aufgehalten hat. Aus dieser Widmung geht auch hervor, daß er sie in Genua getroffen hat; zusammen mit der ver-hältnismäßig großen Anzahl von Mss. Galeottis in Genua kann man daraus schließen, daß er hier tätig war. Der Gebrauch der Initiale "S." statt des Vor-namens auf einigen Drucken scheint dazu geführt zu haben, daß sein Londoner Sonatendruck von 1762 einem Salvatore Galleotti zugeschrieben wurde, des-sen Existenz nirgends belegt werden kann. Sechs hs. Sonaten in Berkeley (California), die einem Antonio Ga1eotti zugewiesen werden, stammen ebenfal1s von Stefano (fünf Sonaten davon wurden als op. 2 in Amsterdam veröff.). · vVerke. A. Drucke: Sei sonate pe1· Violoncello solo e bassa op. 1, Paris um 1765, C. N. Le Clerc, daraus Nr. 1 u. 4 als Two solos tor a violoncello & bass op. 1, London um 1785, William Forster, ebda. 2 /(1805 n, sowie Nr. 2, 3, 5 u. 6 u. 2 neue Son. als Six solos tor a Violoncello with a thorough bass jor the harpsicord op. 3, London (1766), vV. Randall & J. Abell; Six sonates en trio pour deux violons et basse op. 2, Paris um 1765, L. B. de La Chevardiere & Le Clerc, u. Lyon, les freres Le Goux, davon Nr. 1-3, 5 u. 6 in Six sonalas for two violins with a thorough bass tor the organ or harpsichord, tive by Sigr. Salvatore [sie] Galleotti and one by Sigr. Oristiano Giuseppe Lidardi, London (1762), Peter vVelcker; Six sonates a deux violons & basse continue op. 2, Amsterdam um 1770, J. J. Hummel (darin als Nr. 5 die Sou. Nr. 4 des Pariser Druckes op. 2), davon Nr. 5 u. 6 früher ersch. als Two sonatas for two 1Jiolins and a bass, Lonclon um 1761, Thorowgood and Horne; Six sonatas or trios for· two violins or a german flute & V'iolin with a bass for the 1Jioloncello or ha1·psichord op. 2, London (1763), J. Walsh (völlig verschieden v. den beiden anderen op. 2), dies. Stücke in einer anderen Fassung als Six sonatas tor two violoncellos with a through bass jor the hm·psicord, London (1763), J. Walsh; Seitrioper due violini e basso op. 3, Paris um 1765, aux adresses ordinaires de musique "graves par 1'lime Leclair", dass. als Six sonatas for two violins with a thorough bass for the harpsichord op. 4, London um 1770, A. Hummell, u. London um 1770, P. vVelcker; Six sonates pour le violoncelle op. 4, Paris (1785), L. B. de La Chevar-cUere; Twenty Italian minuets jor two violins and a bass, London um 1770, Henry 'I'horowgood; Stücke in Six duets for two violins neve1· before published composed by sigrwrs (P.) Nardini, (G. n Pla, & Galleofti, London um 1772, Longman, Lukey & Co.; 1 Son. d f. Vc. u. Be. in J. B. S. Breval, Traite du Violoneelle op. 42, Paris 1804, Imbault; 3 Son. 0, 0 u. B f. dass. in P. lVI. Fr. Baillot, J. H. Levas-seur, Ch.-S. Catel u. Ch.-N. Baudiot, Methode de violoncelle et cle basse d'accompagnement, Paris (1805), Magasin de musique du Cons. royal. ~ B. Handschriften: zahlreiche Stücke (z. T. identisch m. den gedr. Kompos.) hs. in Berlin, StB Preuß. Kulturbesitz, in Berkeley, University of Califor-nia, lVlusic Library, in Cambridge, Fitzwilliam Museum, in Genua, Biblioteca dell'Istituto Mus. "Nicolo Paganini", in Hamburg, Stadtbibl., in London, British Library (früher BM), in Paris BN, in Uppsala UB u. in Wien, Bibl. der Ges. der J\'Iusikfreunde. Ausgaben: Sou. d f. Vc. u. Kl. (aus J. B. S. Breval, Traite du Violoncelle), arr. v. C. Sc h r o e der in Olassical Vc. Mttsic H. 30, I~ondon (1900), Augener; Son. c u. d f. dass., arr. v. A. l\'I u f f a t in Meiste1·-Schule der alten Zeit. Slg. klass. Vc.-Son., Nr. 6 u. 15, Bin. nach 1904, Simrock; Largo Oantabile f. dass. (1. Satz des Pariser Druckes op. 1,

    Nr. 6), arr. v. dems. in Klass. Stilcke f. Vc., Nr. 6, Mainz (1911), Schott; Gavotta e lvlinuetto f. dass. (2. u. 3. Satz des Londoner Druckes op. 3, Nr. 6), hrsg. v. B. H a m b o ur g u. A. ~I u f f a t in Perle.-; Olassiques potl1' Violoncelle, Nr. 3, New York (1912), Scllirmer. Literatur: Ei t n e rQ; Fe t i sB; A. H. He y er, Historieeil Sets, Oollectecl Editionsand ~IWonuments of Jl1usic, Chicago 1957, American Library Association; W. S. Ne w-m an, The Sonata in the Baroq1w Em, Chapel Hili 2 /1966, University of North Carolina Press; RIS111, Recneils im-primes XVIIIe siecle, München-Duisburg 1964, G. Heule (dazu Fr. L es ur e, Recne'ils impr·11nes XVIIle siecle (RISM, B II) Supplement in Notes 28, 1971/72); RISJYI, Einzeldrucke vo1· 1800 III, Kassel usw. 1972, BVK; vV. C. S m i t h u. C. H u m p h r i e s , A Bibliography of the 1VltlS. vVorks Publ'ished by the Firm of John vValsh ... 1721-1766, I~ondon 1968, The Bibliographical Society. -Bibl.-Kat. u. die einschlägigen MLex. Übs.: Ingeborg Robert Anthony D. Ford

    Galindo Dimas, Blas, * 3. Febr. 1910 in San Gabriel (heute [1974] Venustiano Carranza), Jalisco (Mexiko).· Galindo Dimas trat 21jähr. ju das Cons. N acional de Musica in Mexiko ein und stud. Kompos. bei C. Cha-vez und Kl. bei Manuel Rodriguez Vizcarra. vV eiter waren seine wichtigsten Lehrer am Kons. C. Hufzar und J. Rol6n. 1935 gründete er zusammen mit Daniel Ayala Perez ( * 21. Juli 1908 ju Abala, Yucatan), S. Contreras und Jose Pablo Moncayo ( * 29. Juni 1912 in Guadalajara, t 16. Juni 1958 in Mexiko) den Grupo de los Cuatro, deren Ziel es war, ihre eigene Musik zu verbreiten und eine national-mexikanische Musik zu schaffen, die autochthone Instr. und Melodien verwendet. Dank der Gönnerschaft von Cha vez wurde Galindo Dimas am 16. Mai 1940 in einem Konzert im Museum of Modern Art der New Yorker Öffentlich-keit vorgestellt, u. a. mit Sones de Mariachi, einem farbenfrohen Potpourri mexikanischer Bänkelsänger-lieder. In den Sommermonaten 1941/42 stud. er bei A. Copland am Berkshire Music Center (Lenox, Mas-sachusetts). Danach setzte er seine Studien in Mexiko am Kons. fort und schloß sie am 22. Dez. 1944 mit dem Titel Maestro en composici6n ab. Dort unter-richtete er in den folgenden drei Jahren Harmonie-lehre, Kp. und Kompos. und wurde 1947 Dir. Im gleichen Jahr wurde er auch zum Vorsitzenden der Musikabt. am Nationalen Institut der Schönen Künste ernannt. 1949 gehörte er der Jury des vierten internat. Fr. Chopin-Wettbewerbs für Kl. in War-schau an. Während dieser Auslandsreise besichtigte er als offizieller Vertreter Mexikos Musikschulen in sieben weiteren europ. Ländern. 1960 wurde er MD. des Sinfonieorch. des Instituto Mexicano de Seguro Social, im Juni 1965 trat er in den Ruhestand. 1957 erhielt Galindo Dimas beim 2. I .. ateinamer: Festival in Caracas (Venezuela) einen ersten Preis für seine 2. Sinfonie, 1964 den Premio Nacional de Arte. Zu-sammen mit Cha vez und Ignacio Fernandez Esper6n (1894-1968) war er eines der achtzehn Gründungs-mitgl. der Nationalen Academia de Artes, die am 12. Dez. 1966 durch Präs.-Beschluß in Mexiko ins Leben gerufen und am 12. Juni 1968 gegr. wurde. Werke (Ausw. der wichtig·sten; :1\fs., wenn nichts ange-geben; vollst. u. ausführliches chronologisches V erz. [bis 1965] in Oompositores de America, s. Lit.). A. Bühnen-werke: 7 Ballette (1940, 1947, 1951, 1952); 2 Schauspiel-musiken; 1 Filmmusik. ~ B. Vokalmusik. 1. Chorwerke mit Orchester: La suave patria (R. L6pez Velarde), Kant. 4 Sätze (1947); 2 Kaut. (1957 u. 1960); Letania er6tica para la Paz (Gr. Alvarez; 1965; 2.lVIai 1969lVIexiko, Teatro de Bellas Artes). 2. Lieder: Dos canciones (A. del Rio u. R. M. Oampos), Mexiko 1947, Ediciones Mexicanas de Musica ( = EMlVI); Tres canciones (A. del Rio), New York 1947, A.rrow Music Press. - Ferner 7 Chorwerke a cap-pella, 8 Vld.-Bearb., zahlreiche Schullieder. ~ C. Instru-mentalmusik. 1. Orchesterwerke: Sones de Mariachi, Fas-sung f. großes Orch. Mexiko 1953, EMlVI; Sin!on1a breve