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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1753 I:\WP\LR\PTK\lr_2006-01-26_ptk.wpd – [10.10.01] Protokoll 51. Sitzung des Landrates des Kantons Basel-Landschaft Liestal, 26. Januar 2006 10.00–12.00 / 14.00 – 16.40 Uhr

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1753

I:\WP\LR\PTK\lr_2006-01-26_ptk.wpd – [10.10.01]

Protokoll

51. Sitzung des Landratesdes Kantons Basel-Landschaft

Liestal, 26. Januar 2006

10.00–12.00 / 14.00 – 16.40 Uhr

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061754

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Abwesend Vormittag:Anderegg Romy, Corvini Ivo, Jordi Paul, Kunz Urs, NuferJuliana, Reber Isaac, Ryser Hanspeter, Steiner Christian,Wirz Hansruedi, Zihlmann Iris und Zoller Matthias

Abwesend Nachmittag:Anderegg Romy, Corvini Ivo, Fuchs Beatrice, Jordi Paul,Kunz Urs, Nufer Juliana, Reber Isaac, Ryser Hanspeter,Schär Paul, Steiner Christian, Wirz Hansruedi, ZihlmannIris und Zoller Matthias

KanzleiMundschin Walter

Protokoll:Imwinkelried Barbara, Amsler Ursula, Troxler Urs undKlee Alex

IndexMitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757Traktandenliste, zur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757Persönliche Vorstösse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1768Überweisungen des Büros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1768Dringlicher Vorstoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1768

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1755

I:\WP\LR\PTK\lr_2006-01-26_ptk.wpd – [10.10.01]

Traktanden

1 Ersatzwahl eines Mitgliedes der Geschäftsprüfungs-kommission anstelle von Iris Zihlmann-GlanzmannThomas Schulte 1757

2 2005/150Berichte des Regierungsrates vom 31. Mai 2005 und derVolkswirtschafts- und Gesundheitskommission vom 20.Dezember 2005: Revision des Pflegekinderrechts: Ände-rung des Gesetzes über die Sozial-, die Jugend- und dieBehindertenhilfe. 2. Lesungbeschlossen (mit 4/5-Mehr) 1757

3 2005/276Berichte des Regierungsrates vom 25. Oktober 2005 undder Personalkommission vom 21. Dezember 2005: Projekt“Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze in der kan-tonalen Verwaltung; Verpflichtungskreditbeschlossen 1758

4 2005/266Berichte des Regierungsrates vom 27. September 2005und der Erziehungs- und Kulturkommission vom 21. De-zember 2005: Vorbereitung der UEFA EURO 2008 inBasel; Zwischenbericht und Antrag auf einen Projektbei-trag für das Jahr 2006 (Partnerschaftliches Geschäft)beschlossen 1760 und 1763

31 2006/024Dringliches Postulat von Jürg Wiedemann vom 26. Januar2006; Französisch oder Englisch als Erstprache?zurückgezogen 1768

5 2005/249Berichte des Regierungsrates vom 20. September 2005und der Erziehungs- und Kulturkommission vom 25. No-vember 2005: Postulat SVP-Fraktion: Ausbildungsdarle-hen statt Stipendien (2004/310); Abschreibungbeschlossen 1769

6 2005/248Berichte des Regierungsrates vom 20. September 2005und der Bau- und Planungskommission vom 12. Januar2006: H2 Umfahrung Sissach, Chienbergtunnel: Bericht-erstattung des Regierungsrates zum Stand des Projektsund zu erteilten AufträgenKenntnis genommen 1771

7 2005/285Berichte des Regierungsrates vom 1. November 2005 undder Bau- und Planungskommission vom 10. Januar 2006:Münchenstein, Fachstelle für Messwesen; Einbau Kali-brierlabor; Baukreditvorlagebeschlossen 1773

8 2005/045Postulat von SVP-Fraktion vom 3. Februar 2005: Aufhe-bung der Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisen-bahn von Liestal nach Waldenburg eventuell Langenbrucküberwiesen 1774

9 2005/047Interpellation von Urs Hintermann vom 3. Februar 2005:Vereinheitlichung Bauvorschriften und Bauverfahren.

Schriftliche Antwort vom 26. April 2005erledigt 1774

10 2005/068Interpellation von Urs Hintermann vom 24. Februar 2005:Einsprachen und Beschwerden. Schriftliche Antwort vom26. April 2005erledigt 1774

11 2005/061Postulat von Urs Hintermann vom 24. Februar 2005: Ver-fahrensbeschleunigung bei Baurekursenüberwiesen 1775

12 2005/069Interpellation von Patrick Schäfli vom 24. Februar 2005:Parkraumbewirtschaftungskonzept Basel-Stadt: Baselbie-ter unerwünscht. Schriftliche Antwort vom 3. Mai 2005erledigt 1776

13 2005/101Postulat von Jürg Degen vom 7. April 2005: TarifverbundTriRegioüberwiesen 1777

14 2005/102Postulat von Esther Maag vom 7. April 2005: Keine Be-nachteiligung von Energie sparenden Gebäudenüberwiesen 1777

15 2005/103Interpellation von Thomas de Courten vom 7. April 2005:Geplante Sommersmog-Massnahmen der Bau- und Um-weltschutzdirektorenkonferenz bzw. der Regierung desKantons Basel-Landschaft. Schriftliche Antwort vom 14.Juni 2005erledigt 1777

16 2005/147Interpellation von Esther Maag vom 26. Mai 2005: Umset-zung der Massnahme 1-1 im Luftreinhalteplan beider Ba-sel und Anwendung der Wegleitung “Bestimmung derAnzahl Abstellplätze für Motorfahrzeuge und Velos/Mofasin den Gemeinden”: publikumsintensive Anlagenbeantwortet 1778

17 2005/116Postulat von Esther Maag vom 21. April 2005: Ziele derLuftreinhaltepolitik, Anwendung Verordnung zumRaumplanungs- und Baugesetz in den Gemeinden, Er-weiterung der Ersatzabgabe gemäss § 107 RBGüberwiesen 1779

18 2005/120Interpellation von Rudolf Keller vom 21. April 2005: Ver-kommt Pratteln zum regionalen Einkaufs«para-dies»?beantwortet 1780

19 2005/115Postulat von Rita Bachmann vom 21. April 2005: «NeuesLeben in Pratteln West»überwiesen und abgeschrieben 1781

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061756

I:\WP\LR\PTK\lr_2006-01-26_ptk.wpd – [10.10.01]

20 2005/117Postulat von Rudolf Keller vom 21. April 2005: Für einegedeihliche Entwicklung von Prattelnüberwiesen und abgeschrieben 1781

21 2005/133Interpellation der SP-Fraktion vom 12. Mai 2005: Inter-essenskonflikte bei Beratungsmandaten. Schriftliche Ant-wort vom 13. September 2005erledigt 1781

22 2005/163Postulat der Bau- und Planungskommission vom 9. Juni2005: Baubewilligungsgebührenüberwiesen 1782

23 2005/078Postulat von Eva Chappuis vom 10. März 2005: Klassen-bildung 2005/2006 der Sekundarstufe lzurückgezogen 1782

24 2005/081Motion der SVP-Fraktion vom 10. März 2005: Lehrerkon-ferenzen ausserhalb der ordentlichen Unterrichtszeitenabgelehnt 1783

Nicht behandelte Traktanden

25 2005/082Motion von Helen Wegmüller vom 10. März 2005: Hoch-begabtenförderung

26 2005/126Motion von Jacqueline Simonet vom 12. Mai 2005: Ergän-zung des Bildungsgesetzes betreffend Aufnahmeverfah-ren einer Speziellen Förderung

27 2005/135Interpellation von Jacqueline Simonet vom 12. Mai 2005:Angebotener Lehrgang Passarelle (BAZ vom 30.4.2005).Schriftliche Antwort vom 20. Dezember 2005

28 2005/137Interpellation von Jürg Wiedemann vom 12. Mai 2005:Integration von behinderten SchülerInnen. SchriftlicheAntwort vom 13. September 2005

29 2005/144Postulat von Dieter Völlmin vom 26. Mai 2005: Wiederein-führung des Semesterzeugnis an den Primarschulen

30 2005/146Postulat von Florence Brenzikofer vom 26. Mai 2005:Neues Beurteilungssystem an den Baselbieter Primar-schulen

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1757

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Nr. 1591

Begrüssung, Mitteilungen

Landratspräsident Eric Nussbaumer begrüsst die Anwe-senden zur heutigen Landratssitzung und gibt bekannt,dass der Landrat an seiner Sitzung vom 12. Januar 2006Kredite in der Höhe von 23,69 Millionen Franken bewilligthat.

Toni Fritschi feiert heute Geburtstag, wozu ihm der Land-ratspräsident herzlich gratuliert und ihm alles Gutewünscht. (Applaus)

Entschuldigungen

Vormittag: Anderegg Romy, Corvini Ivo, Jordi Paul,Kunz Urs, Nufer Juliana, Reber Isaac,Ryser Hanspeter, Steiner Christian, WirzHansruedi, Zihlmann Iris und Zoller Mat-thiasRR Pegoraro SabineRR Straumann Erich

Nachmittag: Anderegg Romy, Corvini Ivo, FuchsBeatrice, Jordi Paul, Kunz Urs, NuferJuliana, Reber Isaac, Ryser Hanspeter,Schär Paul, Steiner Christian, WirzHansruedi, Zihlmann Iris und Zoller Mat-thiasRR Ballmer AdrianRR Pegoraro SabineRR Straumann Erich

Ebenfalls entschuldigt ist Paul Jordi, der im Schnee ausge-ruscht ist und sich im Moment in ärztlicher Behandlungbefindet. Der Landratspräsident hofft, dass er bald zu unsstossen kann.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 1592

Zur Traktandenliste

keine Wortbegehren

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 1593

1 Ersatzwahl eines Mitgliedes der Geschäftsprü-fungskommission anstelle von Iris Zihlmann-Glanz-mann

FDP-Fraktionspräsidentin Christine Mangold erklärt, ihrePartei schlage Thomas Schulte anstelle von Iris Zihlmann

als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission vor.

Es gibt dazu keine Wortbegehren. Der Landratspräsi-dent erklärt Thomas Schulte für gewählt.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 1594

2 2005/150Berichte des Regierungsrates vom 31. Mai 2005 undder Volkswirtschafts- und Gesundheitskommissionvom 20. Dezember 2005: Revision des Pflegekinder-rechts: Änderung des Gesetzes über die Sozial-, dieJugend- und die Behindertenhilfe. 2. Lesung

Kommissionspräsidentin Rita Bachmann erklärt, dieVolkswirtschafts- und Gesundheitskommission habe ausder 1. Lesung keinen Auftrag zur Prüfung weiterer Para-graphen bekommen, dennoch habe sie sich an ihrer Sit-zung vom 13. Januar 2006 nochmals mit der Formulierungvon § 30 Absatz 2 beschäftigt.

Diese lautet wie folgt:

2 Die Anerkennung einer Pflegefamilie richtet sich nacheiner kategorisierten Fachlichkeit. Die Kategorien sindmassgebend für die Beitragshöhe.

Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission emp-fiehlt folgende Neuformulierung:

2 Die Anerkennung einer Pflegefamilie richtet sich nacheiner abgestuften Fachlichkeit. Die Abstufungen sindmassgebend für die Beitragshöhe.

Gemäss Rita Bachmann handelt es sich nicht um einematerielle, sondern um eine rein sprachliche Änderung,die der besseren Verständlichkeit diene.

– Detailberatung

Titel und Ingress keine Wortbegehren

I. keine Wortbegehren

§ 2 Absatz 2 keine Wortbegehren

§ 6 Absatz 1 keine Wortbegehren

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061758

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Abschnittstitel vor § 27 keine Wortbegehren

§ 27 Absätze 1bis und 3 keine Wortbegehren

§28 keine Wortbegehren

§ 28a keine Wortbegehren

§30 Absatz 2

Daniele Ceccarelli dankt der Kommission, inbesonderederen Präsidentin, für ihre Bemühungen, den Artikel bes-ser verständlich zu formulieren.

://: Der Änderungsantrag der Volkwirtschafts- und Ge-sundheitskommission wird mit 72:0 Stimmen ange-nommen.

§ 31 Absatz 3 Buchstabe abis keine Wortbegehren

II. keine Wortbegehren

§41a keine Wortbegehren

III. keine Wortbegehren

IV. keine Wortbegehren

Es werden keine Rückkommensanträge gestellt.

– Schlussabstimmung (mit Anwesenheitskontrolle)

://: Der Landrat stimmt der Gesetzesrevision mit 73:0Stimmen zu. Das Quorum von 4/5 der Stimmen (59)ist damit erreicht.

– Zusatzanträge

1. Antrag der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommis-sion, das Postulat 2002/282 der CVP/EVP-Fraktion alserfüllt abzuschreiben

keine Wortbegehren

://: Der Landrat stimmt der Abschreibung mit 73:0 Stim-men zu.

2. Antrag der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommis-sion, das Postulat 2002/283 von Simone Abt stehenzu lassen

keine Wortbegehren

://: Der Landrat ist mit diesem Antrag einverstanden.

Beilage 1 (Gesetzesänderung)

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 1595

3 2005/276Berichte des Regierungsrates vom 25. Oktober 2005und der Personalkommission vom 21. Dezember2005: Projekt “Schaffung zusätzlicher Ausbildungs-plätze in der kantonalen Verwaltung; Verpflichtungs-kredit

Mit dieser Vorlage gehe der Kanton mit gutem Beispielvoran, erklärt Kommissionspräsidentin Christine Man-gold. Obwohl im Kanton schon vieles unternommen wer-de – sie nennt als Beispiele den Lehrstellenförderer beider Wirtschaftskammer, die Jugendberatungsstelle “Wieweiter?”, ein Mentoring, “E Lehr mit Kick” sowie Stütz-angebote an Berufsfachschulen –, sei in diesem Bereichnoch nicht alles getan. Es sei bekannt und zu spüren,dass die Lehrstellen knapp sind. Die Tatsache, dass 2005nur 65 Lehrstellen nicht besetzt worden sind (1992: 800Lehrstellen), zeige die Notwendigkeit auf, neue Lehrstel-len zu schaffen. Schwierig sei die Situation vor allem fürSchülerinnen und Schüler mit Problemen im schulischenBereich. Die Anforderungen würden angehoben, so dassdiese Schwierigkeiten hätten, eine Lehre zu beginnen. Esdürfe jedoch nicht sein, dass für Schülerinnen und Schü-ler auf Niveau A keine Möglichkeit bestehe, eine Lehreabzuschliessen. Mit dieser Vorlage sollen deshalb vorallem Lehren im Attestbereich geschaffen werden. Gleich-zeitig komme man einer entsprechenden Petition desJugendrates entgegen, die klar auf die Notwendigkeitaufmerksam mache, mehr Lehrstellen zu schaffen.Die Kommission habe sich grundsätzlich für die Schaffungneuer Lehrstellen ausgesprochen. Allerdings habe sieeingehend darüber diskutiert, ob die Absolventen dieserLehrausbildung später eine Chance auf dem Arbeitsmarkthätten und ob es tatsächlich notwendig sei, beim AfBBeine 50%-Stelle für die Lehrstellenförderung zu schaffen.16 der 48 zu schaffenden Stellen mit Lehrbeginn 2006seien bereits gefunden. Die Aufgabe der Lehrstellenför-derung sei es, die 32 Lehrplätze innerhalb der Verwaltungzu finden. Ferner habe sie den Auftrag, mit den Gemein-den abzuklären, wo weitere solche Lehrstellen geschaffenwerden könnten. Diese Aufgaben dem bereits existieren-den Lehrstellenförderer zu übertragen, sei nicht möglich;dessen Pensum sei schon zu gross. Der Kommission seiauch zugesichert worden, dass die neu geschaffenenStellen für die Betreuung der Lehrlinge strikt auf das Pro-jekt bezogen bleiben; nach Möglichkeit würden keineneuen Mitarbeiter dafür rekrutiert, sondern eher bestehen-de Pensen für die Zeitdauer des Projekts ausgeweitet. Die Frage, was nach der Lehre passiere, müsse immergestellt werden; eine Garantie für die Zeit danach gebe esnie. Sicher sei aber, dass die Schnittstelle Schu-le/Lehre/Arbeitswelt für jeden Menschen von grössterWichtigkeit sei. Die Entwicklung, die jeder Mensch zwi-schen 16 und 19 durchlaufe, sei riesig. Die jungen Leutewürden in dieser Lebensphase mit der Berufswahl undder Volljährigkeit vor schwierige Entscheidungen undneue Verantwortung gestellt. Wichtig sei es deshalb, einegute Tagesstruktur zu haben.

Um sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können, seies immer besser, eine solche (niederschwellige) Lehre alsgar nichts gemacht zu haben.Die Kommission sei aus genannten Gründen einstimmig

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1759

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und überzeugt für diese Vorlage.

Daniel Münger erklärt, die SP stehe voll und ganz hinterden vorgestellten Massnahmen. Der Kanton habe seineAufgabe mit dieser Vorlage erfüllt, zumindest den erstenTeil davon. Der zweite Teil, die Attestlehrstellen nämlichausfindig zu machen, stehe noch bevor – der Kanton seiallerdings auf gutem Weg. Auch bei den Gemeinden undallfälligen weiteren Institutionen sei Handlungsbedarf ge-geben. Attestlehren sind nach Ansicht Daniel Müngerseine sinnvolle Ergänzung zu den traditionellen Lehren.Diese seien für viele ein Einstieg ins Berufsleben und al-lenfalls der erste Schritt zu einer “regulären” Lehre. Erbittet den Landrat, der Vorlage uneingeschränkt zuzustim-men.

Helen Wegmüller erklärt, die SVP stimme dem zeitlichbegrenzten Projekt für zusätzliche Attestlehrstellen in derkantonalen Verwaltung zu. Der Kanton schaffe somit rund50 Lehrstellen über die nächsten drei Jahre, in der Hoff-nung, jungen Menschen eine Zukunft geben zu können.Es sei allerdings festzustellen, dass es sich um teure Aus-bildungsplätze handle. Bei einem Aufwand von 1,74 Millio-nen für 50 Lehrstellen komme man auf einen Betrag von1000 Franken pro Monat, was wesentlich mehr sei, alseine normale Lehrstelle koste. Sehr skeptisch sei die SVP,ob die jungen Menschen nach Abschluss der Attestaus-bildung auch tatsächlich einen Arbeitsplatz finden werden.

Die FDP-Fraktion sei einstimmig für Eintreten und für dieUnterstützung dieser wichtigen regierungsrätlichen Vorla-ge im Lehrstellenbereich in der kantonalen Verwaltung,erklärt Werner Rufi. Der Vorstoss sei auf gleicher Ebenewie die Aktion “Speranza” anzusiedeln, welche die FDPseit 1999 begleite und in unserem Kanton auf ein sehrgutes Echo stosse.Gemäss der regierungsrätlichen Vorlage ist der Fokusspeziell auf niederschwellige Ausbildungen – Anlehre undAttest – gerichtet. Für Werner Rufi ist es sehr wesentlich,dass in der kantonalen Verwaltung auch in diesem Bereichangemessene Lehrstellen geschaffen werden.Die FDP unterstütze den Verpflichtungskredit in vollemUmfang; sie sei der Meinung, dass die Mittel hier richtigeingesetzt sind. Das Projekt solle auch eine Signalwirkungauf Gemeindeebene haben, weshalb die zu schaffendebefristete 50%-Stelle für die Lehrstellenförderung und dieKoordination der Massnahmen auf kantonaler Ebene vonBedeutung sei. Für die FDP sei allerdings wichtig, dass dieauf Seite 6 der regierungsrätlichen Vorlage erwähnte Er-höhung des Stellenplans auf maximal 2,4 Stellen die abso-lut oberste Limite und auf die Dauer des Projektes befristetsei – zur Beruhigung der Fraktion und wohl auch einesgrossen Teils des Landrats wäre eine entsprechende Be-stätigung durch den zuständigen Regierungsrat Urs Wü-thrich begrüssenswert, meint Werner Rufi.Der Kanton Baselland übernehme mit diesem Projekt einewichtige Aufgabe bei der Ausbildung unserer Jugendlichenund setze damit auch ein positives Zeichen gegenüber derPrivatwirtschaft.Die FDP-Fraktion unterstütze einstimmig das sinnvolleProjekt und danke den zuständigen Personen für ihreumfangreiche Arbeit. Bei einer Annahme des Projekteswünsche sie allen Beteiligten viel Erfolg bei der Umset-zung und viel Zufriedenheit bei den Auszubildenden.

Die CVP/EVP-Fraktion unterstütze das Projekt zur Schaf-

fung zusätzlicher Ausbildungsplätze ebenfalls, erklärtPeter Zwick. Auch seine Fraktion habe sich mit der Frageauseinander gesetzt, ob die jungen Leute so nicht einfachzwei Jahre später auf der Strasse stünden. Sie sei al-lerdings der Meinung, es sei für junge Menschen ein-schneidender, wenn sie mit 16 Jahren das Gefühl bekä-men, in der Arbeitswelt nicht gebraucht zu werden. Mitdieser Ausbildung habe ein junger Mensch auch bessereChancen, später eine reguläre Lehrstelle zu finden. Wich-tig sei seiner Fraktion jedoch, dass den Jugendlichennicht falsche Hoffnungen gemacht würden, in zwei Jahrenalle vom Kanton weiterbeschäftigt zu werden. Vielmehrmüsse ihnen zu verstehen gegeben werden, dass sie mitdieser Ausbildung etwas für ihre Ausbildungszukunft tätenund später bessere Chancen hätten. Die CVP/EVP-Fraktion stimmt dieser Vorlage einstimmigzu.

Von der Kommissionspräsidentin sei die Lehrstellensitua-tion im Kanton bereits erläutert worden, erklärt EtienneMorel. Die Grüne Fraktion erachte es als absolut notwen-dig, dass der Kanton in dieser Sache eine Vorbildsfunkti-on einnehme. Der Kanton müsse ein enormes Interessedaran haben, Jugendliche mit Leistungsschwächen zufördern, um Folgekosten zu vermeiden. Die Grüne Frakti-on stehe zu 100% hinter der Vorlage.

Bruno Steiger stellt fest, die Förderung von Attestlehr-stellen sei gegenwärtig sehr aktuell, nicht nur im KantonBaselland, sondern auch im Kanton Basel-Stadt. Diesesei zwar grundsätzlich sinnvoll, aber er habe Bedenken,dass den jungen Menschen falsche Hoffnungen gemachtund diese nach der zweijährigen Ausbildung trotz allemauf der Strasse stehen werden. Er warne vor allzu grosserEuphorie – der Nutzen dieser Attestlehren sollte nichtüberbewertet werden. Er stimme der Vorlage zu, bleibeaber skeptisch.

Drei Motive liegen gemäss Regierungsrat Urs Wüthrichdieser Vorlage zugrunde. In erster Linie solle Jugendli-chen mit Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu finden, einePerspektive geboten werden. Ferner wolle der Kantonseine Vorbildfunktion wahrnehmen und selber den Tatbe-weis erbringen, dass diese Attestausbildungen vollwertigeLehrgänge sind, indem sie Anschlussausbildungen er-möglichten und im späteren Berufsleben praktisch ver-wertbar seien. Selbstverständlich zähle der Kanton da-rauf, dass die Vorbildwirkung auch auf GemeindeebeneFrüchte trage. Es kämen von den Gemeinden bereitsverbindliche Signale, und er werde in den nächsten Wo-chen berichten können, welche Erfolge das “Klinkenput-zen” bei den Gemeinden gezeitigt hätten. Schliesslichhabe die Regierung den Antrag des Landrates ernstge-nommen, den Vorstoss von Remo Franz zur Verbesse-rung der Lehrstellensituation nicht abzuschreiben. An die Adresse Bruno Steigers bemerkt Urs Wüthrich,dass es nicht darum gehe, Euphorie zu verbreiten. Viel-mehr gehe es darum, den Jugendlichen bessere Chancenzu geben und damit Zuversicht zu schaffen.Er freue sich, den Kreditantrag nicht auf der Basis einergenerellen Absichtserklärung, sondern eines umsetzungs-reifen Projektes präsentieren zu können. Jeder einzelneAusbildungsplatz, der mit der Zustimmung des Landratszum Verpflichtungskredit geschaffen werden könne, seibereits konkret vorbereitet und müsse nur noch besetztwerden.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061760

I:\WP\LR\PTK\lr_2006-01-26_ptk.wpd – [12.02]

Urs Wüthrich weist – als Antwort auf das Votum WernerRufis – darauf hin, in Ziffer 4 der Vorlage (vorgeschlageneMassnahmen) sei unter Punkt 5 und 7 klar festgehalten,dass es sich um befristete Massnahmen handelt. Er könnedem lediglich hinzufügen, dass das geschriebene Wortgelte.Schliesslich dankt Urs Wüthrich seinen Regierungsrats-kollegen für die Unterstützung des Projektes. Konkreteneue Lehrstellen zu schaffen, die über das reguläre gros-se Lehrstellenangebot des Kantons hinausgingen, sei nurdank der Motivation und Bereitschaft aller Direktionenmöglich gewesen.Nach den erfreulich positiven Voten dankt der Regierungs-rat dem Landrat bereits im Voraus für dessen Zustimmungund für die Bewilligung der benötigten finanziellen Mittel.

Kommissionspräsidentin Christine Mangold erklärt, essei in keiner Art und Weise so, dass einem Schüler odereiner Schülerin bei Ausbildungsantritt vorgegaukelt werde,er absolviere etwas Ähnliches wie eine Lehre –“eine At-testausbildung ist eine Lehre!”. Diese sei im Übrigen nichtvom Kanton Baselland erfunden worden, sondern einegesamtschweizerisch geregelte und anerkannte Ausbil-dung. Früher habe es die Anlehre gegeben, welche heutenicht mehr existiere. Mit der Attestausbildung bestehesogar die Möglichkeit, anschliessend eine dreijährige Leh-re zu absolvieren. Kein Lehrling habe im Übrigen die Garantie, vom Lehr-betrieb anschliessend weiterbeschäftigt zu werden – dassei bei einer normalen Lehre so und bei der Attestaus-bildung auch nicht anders.

Es gibt keine weiteren Wortbegehren.

– Detailberatung

Titel und Ingress keine Wortbegehren

Ziffern 1 bis 3 keine Wortbegehren

– Schlussabstimmung

://: Der Landrat stimmt dem Verpflichtungskredit von 2,9Millionen Franken mit 75:0 Stimmen zu.

Landratsbeschlussbetreffend Projekt "Schaffung zusätzlicher Ausbil-dungsplätze in der kantonalen Verwaltung"; Verpflich-tungskredit

vom 26. Januar 2006

Der Landrat des Kantons Basel-Landschaft beschliesst:

1. Dem Projekt "Schaffung zusätzlicher Ausbildungs-plätze in der kantonalen Verwaltung" wird zugestimmt.

2. Für die Durchführung des Projektes wird für die Jahre2006-2011 ein Verpflichtungskredit von 2.9 Mio. Fran-

ken zu Lasten des Kontos 2549.309.90 bewilligt.3. Ziffer 2 dieses Beschlusses unterliegt gemäss § 31

Absatz 1 Buchstabe b der Kantonsverfassung derfakultativen Volksabstimmung.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 1596

4 2005/266Berichte des Regierungsrates vom 27. September2005 und der Erziehungs- und Kulturkommission vom21. Dezember 2005: Vorbereitung der UEFA EURO2008 in Basel; Zwischenbericht und Antrag auf einenProjektbeitrag für das Jahr 2006 (PartnerschaftlichesGeschäft)

Kommissionspräsident Karl Willimann erklärt, vom 7.-29.Juni 2008 werde in der Schweiz und in Österreich dieEURO 08 ausgetragen; Basel sei neben Genf, Bern undZürich eine der sogenannten Host Cities; sechs Spiele,darunter das Eröffnungsspiel, würden in Basel ausgetra-gen.Die Veranstaltung stelle hohe Anforderungen an die Infra-struktur, insbesondere an die Gewährleistung der Sicher-heit und an die Verkehrsabwicklung. Die Regierungenbeider Basel wollten diese Aufgabe gemeinsam angehen;im Weiteren sei beabsichtigt, die Region Basel mittelsStandortmarketing in aller Welt positiv und vorteilhaft dar-zustellen. Zu diesem Zweck hätten die beiden Basel einenparitätischen Leitungsausschuss und eine Projektorgani-sation eingesetzt; die Federführung habe Basel-Stadt. Derfinanzielle Aufwand für die Durchführung der Spiele inBasel-Stadt werde auf 25 Millionen Franken geschätzt.Von dieser Gesamtsumme würden noch Beträge abgezo-gen werden können, deren Höhe aber noch nicht beziffertsei und die Gegenstand von Verhandlungen mit dem Ver-anstalter, der EURO 08 SA, sei. Die Aufteilung der Ge-samtkosten zwischen Basel-Stadt und Basel-Landschaftsei noch offen; in einem ersten Schritt sollen die Projektie-rungskosten von 717'000 Franken hälftig geteilt werden.Mit der Vorlage verfolge die Regierung das Ziel, in einemersten Schritt die Finanzierung der Projektierungsarbeitensicherzustellen. Es gehe also noch nicht um die Gesamt-kosten, betont Karl Willimann. Die Vorlage sei von derBildungs-, Kultur- und Sportkommission (BKSK, ehemalsEKK) an den Sitzungen vom 10. November und 8. De-zember 2005 beraten worden. Im Rahmen dieser Bera-tungen habe die BKSD erläutert, dass es sich um einkompliziertes Projekt mit einer Vielzahl Beteiligter handle;der Sportdirektor hätte bedauert, aufgrund der unklarenKostensituation mit zwei Vorlagen an das Parlament ge-langen zu müssen. Nach heutigen Erkenntnissen könntendie Kosten für die Sicherheitsleistungen noch am genau-esten beziffert werden; ansonsten beruhten diese aufSchätzungen und Annahmen. Die Regierungen plantenneben den Aufwendungen für Sicherheit und Verkehrauch Aufwendungen für Standortmarketing und Events.Eine Feststellung ist Karl Willimann wichtig: Die grosseMehrheit der Kommission freue sich auf ein grossartigesund einmaliges Fussballfest im Jahre 2008. Auch dieTatsache, dass die Schweiz an der Fussball-WM 06 in

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1761

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Deutschland und an der EURO 08 im eigenen Land dabeisein dürfe, sorge für Begeisterung bei den Fussballfans.Er habe sich heute extra mit Fussbällen dekoriert – nichtauf den Augen, sondern auf der Kravatte, erklärt Karl Willi-mann humorvoll und sorgt für Heiterkeit.Die Kommissionsberatungen hätten sich auf die bereitsbekannten Problempunkte konzentriert. Ein Teil der Kom-mission sei der Ansicht, der Staat solle sich auf die Kern-aufgaben Sicherheit und Verkehr konzentrieren. Nament-lich sei diskutiert worden, ob der Staat als Eventmanagerauftreten oder ob er diese Aufgabe nicht besser Privatenüberlassen solle. Auch die Abgeltungen der Infrastrukturund der staatlichen Leistungen durch den Veranstalterhabe zu Diskussionen Anlass gegeben. Gemäss demSportdirektor seien diese Abgeltungen noch Gegenstandvon Verhandlungen, wobei zwei Strategievarianten mög-lich wären. Der UEFA könnte gegen eine Entschädigungein gewisses Territorium zur freien Vermarktung zur Verfü-gung gestellt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, sicheinen bestimmten Spielraum offen zu halten, um selberErträge erwirtschaften zu können.Als Problem werde ferner angesehen, dass die Zahl derverfügbaren Eintrittskarten die Nachfrage nicht werdebefriedigen können. Karl Willimann verweist auf die Nach-frage nach WM-Eintrittskarten, welche das Angebot umdas zwanzig- bis dreissigfache übersteige. So sei in Baseldamit zu rechnen, dass Tausende Fans ohne Eintrittskarteanreisen werden, die damit auch ein Sicherheitsrisiko seinkönnten. Unter anderem deswegen sei geplant, in Basel-land ein EURO-Dorf mit Grossleinwänden zu erstellen.Die Kommission sei bezüglich Gesamtkosten mehrheitlichder Auffassung, ein Verteilschlüssel von je 50% sei nichtgerecht, da die Stadt Basel einen qualitativ ganz anderenStandortvorteil habe als Baselland. Sie könne sich teil-weise einen Verteilschlüssel von 2/3 für Basel-Stadt und1/3 für Baselland vorstellen.Beim finanziellen Risiko sei Verunsicherung vorhanden, dader Bund die ursprünglichen Kostenberechnungen für dieEURO 08 um das zwanzigfache nach oben habe korrigie-ren müssen. Die Kommission wolle wirklich wissen, ob dieGesamtkosten von 25 Millionen Franken realistisch sind.Gleichzeitig wünsche sie sich eine Beteiligung der UEFAoder des Fussballverbandes an den bestehenden Kosten;es gehe nicht an, Gewinn zu privatisieren und Aufwendun-gen dem Staat zu überbürden – so die mehrheitliche Mei-nung.Bei der Eintretensabstimmung hätten die Grünen und dieSVP für Nichteintreten gestimmt, wobei beide Fraktionenden ungenügenden Informationsgehalt der aktuellen Vor-lage gerügt hätten. Die SVP sei der Auffassung, dass derStaat sich auf die Kernaufgaben Sicherheit und Verkehrbeschränken solle. Die übrigen Fraktionen hätten, teil-weise mit Bedenken, für Eintreten votiert; die Kommissionhabe mit 8:4 Stimmen bei 1 Enthaltung auch in diesemSinne beschlossen. In der Detailberatung seien einzelne Beträge des Budgetsdiskutiert und gegeneinander abgewogen worden. Ein Teilder Kommission erachte die Kosten von 480'000 Frankenfür den Bereich Standortmarketing/Tourismus als zu hoch;diese könnten auch von Privaten und Tourismus-Organi-sationen getragen werden.Die SVP habe den Antrag gestellt, bereits für die Projektie-rungsphase den Kostenschlüssel von 1/3 für Basellandund 2/3 für Basel-Stadt zur Anwendung zu bringen; dieserAntrag sei von der Kommission mit 9:3 Stimmen bei 1Enthaltung abgelehnt worden.

In der Schlussabstimmung habe die Kommission demunveränderten Landratsbeschluss mit 8:4 Stimmen bei 1Enthaltung zugestimmt; sie beantrage dem Landrat, derVorlage ebenfalls zuzustimmen.

Bea Fuchs gibt einleitend ihrer Hoffnung Ausdruck, dassdie Bevölkerung am 7. Juni 2008 ein richtiges Fussballfestwerde feiern können und stolz hinter dem Anlass stehenwerde. Dies hänge auch davon ab, was die Euro 08 kos-ten werde, erklärt sie. Dabei spielt sie nicht nur auf dieKosten in Frankenbeträgen an, sondern auch auf die vie-len Schlagzeilen und Neuigkeiten, die uns – ähnlich wiebei der Expo 02 – die Freude bereits im Vorfeld nehmenkönnten. Bereits heute gingen die Emotionen nicht ohneGrund hoch, denn der Bund hole zusammen mit demSchweizerischen Fussballverband die EURO 08 in dieSchweiz, schliesse Verträge und gebe Garantien ab.Jetzt, da die Kosten aus dem Ruder liefen, sollten dieHost Cities mehr bezahlen als vereinbart. Angesichts derursprünglichen Kostenannahmen für Bund und Kantonevon 10 Millionen Franken, die nun auf 182 Millionen Fran-ken nach oben hätten korrigiert werden müssen, frage siesich, welch vorsintflutlicher Rechenschieber hier verwen-det worden sei – oder habe man sich einfach in denKomma-Stellen vertan?Kosten von 182 Millionen Franken für die Schweiz seienein unglaublicher Betrag für eine Sportveranstaltung von15 mal 90 Minuten. Meine der Bund etwa, die Steuerzah-ler sagten Ja zur Euro 08, unabhängig davon, was siekosten werde, fragt Bea Fuchs weiter.Die Steuerzahler kämen für die Kosten auf, die Erträgestrichen die anderen ein. Die geplanten und beim Bundbeantragten Standortpauschalen von 17 Millionen Fran-ken müssten unbedingt den Host Cities zugesprochenwerden, fordert Bea Fuchs; sie hoffe dabei auf die Unter-stützung unserer Vertreter im National- und Ständerat.Die SP-Fraktion stelle deshalb den Antrag, dass die an-fallenden Nettokosten für die Host City Basel-Stadt/Baselland den Betrag von 10 Millionen Frankennicht übersteigen dürfen. Es sei mehr als stossend, dass die öffentliche Hand fürdie enormen Kosten aufkomme und auf der anderen Seitedie UEFA und der Schweizerische Fussballverband dickeGewinne machten – die Rede sei von Einnahmen bis zu 1Milliarde Franken. So erwarte die SP-Fraktion, dass sichin erster Linie die Fussballverbände und in zweiter Linieder Bund klar stärker als bis anhin an den Kosten beteili-gen.Die Veranstaltung verspreche eine grosse volkswirtschaft-liche Wertschöpfung für unsere Region, gleichzeitig wür-den aber enorme Kosten auf uns zukommen; als Aus-tragungsort werde unsere Region auch den Dreck, denLärm und das Verkehrschaos zu bewältigen haben.Bei der EM 04 in Portugal habe niemand von den ein-zelnen Austragungsorten gesprochen; vor allem die Mar-ke “Portugal” habe profitiert. Bei der EURO 08 werde dasnicht anderes sein, meint Bea Fuchs, weshalb der Bundmehr finanzielle Unterstützung leisten müsse. Basel wer-de mit dem Eröffnungsspiel und weiteren Spielen derHauptstandort der Schweiz sein – wie die Region Baselsich vor diesem Hintergrund vermarkten könne, werdesich zeigen. Bea Fuchs gibt sich aber überzeugt, dassunsere Region dazu in der Lage ist und auch wirtschaft-lich erfolgreich sein wird. Sie votiert deshalb dafür, dieProjektierungskosten von insgesamt 717'000 Franken mitBasel-Stadt partnerschaftlich je hälftig zu teilen. Es sei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061762

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wichtig, eine gute Ausgangslage zu schaffen und ein posi-tives Signal für die Durchführung der Euro 08 zu setzen.Viele Leute freuten sich auf den Anlass, so auch die Mehr-heit der SP-Fraktion. “Euro light”, über das man in Bun-desbern nachdenke, wäre fatal für die Region und fatal fürdie Spiele. Bedenklich findet sie, dass die Verschiebung der “Art 08"um zwei Wochen nicht ganz gelungen sei, so dass dieRestaurants, Hotels und Parkplätze weit über die Regionhinaus durch die Besucher der Kunstmesse besetzt seinwerden. Es überrasche, dass es der Basler Regierungnicht gelungen sei, die Verantwortlichen der “Art 08” davonzu überzeugen, dass die beiden Veranstaltungen nichtzeitgleich stattfinden könnten. Die SP-Fraktion unterstützt die Übernahme des Projekt-beitrages und stellt den Antrag, dem Landratsbeschlusszuzustimmen. Die Spiele sollen fair sein – fair soll es auchim finanziellen Bereich zugehen, erklärt Bea Fuchs. Damitsei für die SP-Fraktion auch klar, dass die ausbezahltenSpieler- und Funktionärsprämien der Quellensteuer unter-liegen; unsere Region dürfe und könne darauf nicht ver-zichten.

Seit September 2005 seien viele neue Zahlen auf denTisch gekommen, erklärt Ernst Wüthrich. Er erachtet esals positiv, dass die Diskussion um die EURO 08 auf derBasis zweier Vorlagen geführt werde, denn bis zur Be-handlung der nächsten Vorlage würden vielleicht nochgenauere Zahlen vorhanden sein; BKSD und JPMD hättenauch laufend weitere Detailinformationen geliefert. Auchdie SVP stehe hinter der Austragung der EURO 08. Heutegehe es zunächst um den Projektierungskredit. Die Kostenfür die Projektleitung, Sicherheit, Verkehr und Umweltseien unbestritten. Hingegen könne sich die SVP-Fraktionmit den veranschlagten Kosten für den Bereich Stand-ortmarketing/Tourismus nicht einverstanden erklären;dafür sei das Stadtmarketing und Baselland Tourismuszuständig. Soeben sei (im Landratssaal) ein Hochglanz-prospekt (der Projektleitung Euro 08 der Kantone BS undBL) verteilt worden; dies, noch bevor der Landrat den Kre-dit bewilligt habe. Die Fraktion stelle den Antrag, den inder Vorlage veranschlagten Anteil von Baselland am Bud-getposten “Standortmarketing/Tourismus” von 241'000Franken zu streichen. Andernfalls stelle sie den Antrag,die Projektierungskosten nicht hälftig, sondern im Verhält-nis 1/3 zu 2/3 zwischen Baselland und Basel-Stadt auf-zuteilen. Für genügend Diskussionsstoff werde gesorgtsein, wenn die eigentliche Vorlage für Euro 08 im Landratbehandelt werde. Es könne nicht sein, dass die Gewinnean die UEFA und den SFV gingen, die Kosten in einemderart grossen Umfang jedoch von der öffentlichen Handgetragen werden sollen.

Die Emotionen seien hoch gegangen und gingen immernoch hoch – die Preise und Frankenbeträge seien hochgegangen und gingen immer noch hoch, erklärt Eva Gut-zwiller einleitend. Vorderhand gehe es aber nicht um dieEmotionen und Frankenbeträge, sondern um den Projek-tierungskredit. Es dürfte klar sein, dass ein dermassengrosser Anlass einer seriösen Vorbereitung und Projektie-rung bedürfe, auch im Hinblick auf die Finanzen. UnserKanton sei von diesem Grossanlass nicht nur zu einemDrittel tangiert, sondern – zumindest in der Projektierungs-phase – zur Hälfte. Es sei wichtig, dass wir bei der Projek-tierung mit dem nötigen Gewicht mitreden könnten. Ge-genwärtig sei die paritätische Kommission auch tatsächlich

paritätisch zusammengesetzt. Würde der Anteil unseresKantons an den Projektierungskosten auf 1/3 hinuntergesetzt, wäre die Parität nicht mehr gewährleistet; aus derSicht Eva Gutzwillers wäre dies ein falsches Signal. DieFDP-Fraktion sei einverstanden mit dem Projektierungs-kredit und unterstütze die Vorlage. Über alles Weitererund um die Euro 08 könne in einer späteren Debattenoch ausführlich diskutiert werden. Grundsätzlich sei dieEURO 08 eine Herausforderung und eine grosse Aufgabe– es sei am Landrat, die Finanzen für die Vorbereitungdieser Aufgabe zur Verfügung zu stellen, meint Eva Gut-zwiller abschliessend.

Die Region Basel sei als Hauptaustragungsort stolz da-rauf, das grösste Ereignis, das je in den beiden Gastge-berländern stattgefunden habe, beherbergen zu können,erklärt Jacqueline Simonet; auch die CVP/EVP-Fraktionstehe dazu. Höchste Priorität habe dabei, eine sichereund störungsfreie Fussball-Europameisterschaft durch-führen zu können. Störend sei, dass die UEFA Sicher-heitsauflagen mache, die Kosten dafür aber von der öf-fentlichen Hand getragen werden müssten. Die Fraktiondanke deshalb für die klaren Worte, die RegierungsrätinSabine Pegoraro in einem Schreiben vom 20. Januar2006 in diesem Zusammenhang gefunden habe. Mit deraktuellen Vorlage gehe es um die Vorbereitung der Si-cherheitsvorkehrungen für diese Grossveranstaltung; dieWichtigkeit dieser Vorbereitung sei unbestritten.Die CVP/EVP-Fraktion stimme daher der Vorlage, wie sievon der Kommission abgesegnet worden ist, zu. Aller-dings bringe sie folgende Vorbehalte an:

1. Der Verteilschlüssel für das eigentliche Projekt Baselmüsse noch ausgehandelt werden und sich nach demNutzen richten.

2. Die Fraktion erwarte, dass sich die Regierungsver-treter und -vertreterinnen in den Verhandlungen mitdem Bund und der EURO 2008 SA stark einbringenwerden und bestmögliche Ergebnisse erzielen. Esgelte, wie Bea Fuchs gesagt habe, “Fairplay bei denSpielen – Fairplay bei der Kostenverteilung”.

3. Die aktuelle Vorlage betreffe allein die Sicherheit undsei ein partnerschaftliches Geschäft. Die Fraktion seisich bewusst, dass noch ganz andere Kosten anfallenwerden (u.a. öffentlicher Verkehr, Events, Standort-marketing), weshalb sie die Regierung bitte, mög-lichst rasch mit einem separaten Vorstoss Klarheitüber die zu erwartenden Kosten zu schaffen.

Die Fraktion sage also Ja zur aktuellen Vorlage und Neinzum SVP-Antrag betreffend Standortmarketing/ Touris-mus, resümiert Jacqueline Simonet.

Die Grüne Fraktion sage Ja zur EURO 08, aber nicht umjeden Preis, erklärt Jürg Wiedemann. Er spricht von ei-nem Missverhältnis, das korrigiert werden müsse; es gehenicht an, dass die öffentliche Hand enorme Beträge be-zahlen müsse und die UEFA die Gewinne einstreiche. DieVoraussetzungen für diese Korrektur seien gegeben.Jürg Wiedemann zitiert aus einem Bericht der eidgenössi-schen Finanzkontrolle zur Botschaft des Bundesrates vom9. Dezember 2005, wonach ein Gutachten im Auftrag desBundesamtes für Sport zum Schluss gekommen ist, dassdie 26 Kantone und die 4 Austragungsorte nicht verpflich-tet sind, für die finanziellen Folgen der Sicherheitsvorkeh-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1763

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rungen aufzukommen; diese hätten lediglich für die Si-cherheit zu garantieren. Die Veranstalterin der EURO 08könne zur Finanzierung verpflichtet werden. Ferner habe der Bundesrat bereits in einer Botschaft vom27. Februar 2002 festgehalten, dass weitere Kosten, diebeispielsweise durch das Engagement der Armee und derPolizei im Bereich der Sicherheit anfallen könnten, demVeranstalter in Rechnung gestellt werden. Die Verhandlungen mit dem Veranstalter des Turniersbefänden sich erst in der Anfangsphase, erklärt Jürg Wie-demann. Dringend notwendige Korrekturen könnten undmüssten deshalb noch gemacht werden. Es gebe zudemnoch viele offene Fragen, nicht nur betreffend Finanzen,sondern auch betreffend Nachhaltigkeit, Sicherheit, Ver-kehr, Wertschöpfung, etc. Im Sinne einer allgemeinen Bemerkung zu den Kostenerklärt Jürg Wiedemann, der Bundesrat habe in seinerBotschaft zur Fussball-Europameisterschaft 08 vom 9.Dezember 2005 verschiedene Risikobereiche aufgezeigt.Dazu zähle er “einen bisher nicht absehbaren Mehrauf-wand für die öffentliche Hand mit Kostenfolge aufgrunderheblicher Veränderung der Planungsparameter”.Für Jürg Wiedemann ist es bedenklich, dass die Kostenvon ursprünglich 3,5 Millionen auf 182 Millionen Frankenexplodiert seien; das zeuge nicht gerade von einer seriö-sen Finanzplanung. Auf die Host City Basel, also auf die beiden Basler Halb-kantone, kämen provisorische Kosten von 25 MillionenFranken zu, allenfalls abzüglich einiger weniger Einnah-men. Der beantragte Projektbeitrag von 358'500 Frankensei lediglich eine erste kleine Rate unseres Kantons an einProjekt, dessen Kosten – wie der Bundesrat selber sage– völlig unklar seien. Völlig offen sei, ob es bei den 182Millionen bzw. 25 Millionen Franken für die beiden Halb-kantone bleiben werde, erklärt Jürg Wiedemann. Es sehenicht danach aus, dass irgend jemand in unserem Landdie Kosten im Griff habe. Ohne ein Minimum an Informa-tionen und lediglich aufgrund einer oberflächlichen Vorlagesei die Grüne Fraktion nicht bereit, auf das Geschäft ein-zutreten und dem Projektbeitrag von 358'500 Frankenzuzustimmen. Der Antrag der SVP, die Kosten zwischenBasel-Stadt und Basel-Landschaft im Verhältnis 2:1 auf-zuteilen, lehne die Fraktion ab. Es sei der falsche Weg, dieeigenen Kosten zu reduzieren und sie Basel-Stadt auf-zubürden. Stattdessen lade die Grüne Fraktion die SVPein, die Gesamtkosten zu reduzieren und dafür zu sorgen,dass die UEFA einen angemessenen Kostenanteil über-nehme, damit die Spiele in einem würdigen Rahmen, öko-logisch sinnvoll und nachhaltig durchgeführt werden könn-ten. Die Grüne Fraktion sei für Nichteintreten.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

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4 2005/266Berichte des Regierungsrates vom 27. September2005 und der Erziehungs- und Kulturkommission vom21. Dezember 2005: Vorbereitung der UEFA EURO2008 in Basel; Zwischenbericht und Antrag auf einenProjektbeitrag für das Jahr 2006 (PartnerschaftlichesGeschäft) (Fortsetzung)

Für Rudolf Keller als Sportsfreund ist das heutige Votumeines der unangenehmsten.Das Kommissionsresultat fiel mit 8:4 Stimmen bei 1 Ent-haltung zugunsten des Projektbeitrags aus.Da die Meinungen sehr differenziert sind, verzichtet dieparlamentarische Gruppe Sport auf eine Stellungnahmezum Geschäft.

Ihm persönlich fällt beim vorliegenden Geschäft zur EU-RO 2008 die Frenkendörfer Skiakrobatin Evelyne Leu ein,die an den Olympischen Spielen in Turin zum Kreis derMedaillenanwärterinnen zählt. Nichts desto trotz musssich Evelyne Leu jeden Franken mühsam erbetteln undsich finanziell sehr einschränken.

Im Gegensatz dazu geht es bei der EURO 2008 um einMilliardenspiel, bei dem schon alles beschlossen ist, be-vor exakte Zahlen vorliegen.Für ein Fussballspiel im St. Jakob-Park entstehen Kostenvon rund 4 Mio. Fr.. Drei solcher Spiele kosten damit an-nähernd so viel, wie kürzlich für den Baselbieter Sport-kredit beschlossen wurde.

Die Handballer erhalten für ihre EURO 2008 kaum finan-zielle Unterstützung.

Die Situation ist schizophren. Während das sogenannte“Fussballfest” um jeden Preis stattfinden muss, werdenandere Sportarten finanziell mehr als stiefmütterlich be-handelt.

Wohl werden die Baselbieter Hotels während er EURO2008 ausgebucht sein, allerdings ist nicht zu erwarten,dass Fussballfans aus dem Ausland während der EURO2008 mit “Heidis Bähnli” auf die Wasserfalle oder mit derneuen Dampfbahn von Sissach nach Läufelfingen fahren.

In Zusammenhang mit der EURO 2008 meldet sich jederRadio-, Zeitungs- und Fernsehreporter aus dem St.Jakob- Park Basel. Vom Baselbiet wird nie die Rede sein.Im Uebrigen erwies sich bisher praktisch jeder Gross-anlass dieser Dimension bei der Endabrechnung als fi-nanzielle Pleite.

Als Sportfreund fühlt sich Rudolf Keller unter Druck ge-setzt. Es grenzt nahezu an Erpressung, was vom Parla-ment verlangt wird. Ein Nein ist kaum mehr möglich, daVertreter Basel-Stadts und Basellands zu etwas Ja gesagthaben, das aus rechtlicher Sicht an Sittenwidrigkeitgrenzt. Dass man die Fussballer für die EURO 2008 nochvon den Steuern befreien will, ist die Krönung des Gan-zen.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061764

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Nachdem ursprünglich von “praktisch keinen Kosten” dieRede war, hofft Rudolf Keller, dass sich das heutige Bud-get für Baselland wenigstens noch etwas reduzieren lässt.

Als Sportfreund gibt er dem Druck nun nach und stimmtder Vorlage zu, allerdings sehr widerwillig und mit einemschlechten Gewissen den anderen Sportarten gegenüber.

Wohl geht es heute nur um einige hunderttausend Fran-ken für einen Projektkredit, aber grundsätzlich bedeutetdie heutige Zustimmung ein JA zu “zig “Millionen Franken.

Aus dem heutigen Tagesanzeiger mit dem Titel “VomGlück Olympia verpasst zu haben” zitiert Landrat Keller :“Sion lebt gut ohne olympische Winterspiele, vielleichtsogar besser als mit ihnen.Mudry ist nicht der Einzige, der so denkt. Vor sieben Jah-ren stand er ganz vorne, als sich der Walliser Hauptort umdie Winterspiele 2006 bewarb. Heute würden wir nichtmehr von uns aus eine Kandidatur anreissen, der Bundmüsste die Trägerschaft übernehmen.”

Weiter führt der Tages-Anzeiger aus:“Die Spiele, sagt Peter Bodenmann, hätten bestimmt deut-lich mehr gekostet als ursprünglich geschätzt. Dieses Sze-nario bestätigt sich jetzt bei den Europa Fussballmeister-schaften 2008 in der Schweiz. Bei massiven Kostenüber-schreitungen im Wallis hätte die urbane Schweiz gesagt,typisch Randregion.Auf die bereits bekannten Mehrkosten bei der Euro 08aber hat man handzahm reagiert.”

Nachdem er seinem Frust etwas freien Lauf lassen konn-te, meint Rudolf Keller, die EURO 2008 werde so oder sostattfinden. Das Bestreben Basellands muss es nun sein,dafür zu sorgen, dass das Ganze in einigermassen ge-ordneten Bahnen verläuft, vor allem was die Sicherheitangeht. Leider kann diese heute nur noch mit einem im-mensen Aufwand und einem Grossaufgebot an Polizei undMilitär garantiert werden.

Da Fussball trotz allem eine sehr attraktive Sportart ist,stimmt Rudolf Keller der Vorlage seinen Bedenken zumTrotz zu.

Thomi Jourdan fragt sich, wie lange sich die Welt nochEvents wie eine Fussball-Europameisterschaft leistenkann. Einer der reichsten Kantone des reichsten Landesdebattiert - zu Recht - stundenlang über die erforderlichenGelder.Die scharfsinnige Analyse von Bea Fuchs könne er nurunterstüten, denn er stelle sich dieselben Fragen und kriti-siere vieles, beispielsweise auch die heutige Debatte.

Zwar existiert ein Claim” unter dem Titel “Basel - mehr als90 Minuten”.Auf die Frage, wo das Eröffnungsspiel in Portugal statt-fand, werden die meisten aber keine Antwort wissen.Denkt man in Zukunft an die EURO 08, wird diese besten-falls mit der Schweiz, aber nicht unbedingt mit Basel inVerbindung gebracht.Es darf aber auch nicht ein Basler, ein Berner und einZürcher-Event werden. Was dabei herauskommt, zeigtdas Beispiel Turin überdeutlich. Während Turin unter derLast von Olympia fast zusammenbricht, weiss der RestItaliens überhaupt nicht, dass in ihrem Land eine Olympia-

de statt findet.

Nicht die Marke Basel sondern die Marke Schweiz mussim Vordergrund stehen. Aergerlich dabei ist, dass man vorvollendete Tatsachen gestellt wurde, denn grundsätzlichhätte man das Ganze als Swiss Event aufziehen und nichtin Form von Host Cities, die am Schluss auf hohen Un-kosten sitzen, aufziehen müssen.

An die Adresse Eva Gutzwillers bemerkt Thomi Jourdan,die Debatte muss zwingend so früh geführt werden, dennbei der Budgetdebatte werde der Finanzdirektor das Par-lament einmal mehr und zu recht darauf aufmerksammachen, dass der Rat über die Gelder verfügt hat.

Aus kargen Pressecommuniqés und Hochglanzprospek-ten erfährt die Schweiz, dass einige Bundespolitiker dieEuro 08 in die Schweiz holen und finden das “lässig”. Undeigentlich könne man gar nichts anderes sagen, denn essei ja wirklich lässig, meint Thomi Jourdan.Die Katastrophe dabei ist, dass die Verantwortlichen sichin ihrer Euphorie dazu hinreissen liessen, einen Blanko-check auszustellen.

Als Privatmann freut sich Thomi Jourdan auf die EURO2008, als Politiker hat er jedoch die Aufgabe die Kostennüchtern zu beurteilen. Die Sicherheit ist dabei nur einAspekt und ein Ende ist nicht abzusehen. Deshalb diedringende Bitte an die Regierung, wenigstens zu versu-chen die Gesamtkosten zu ermitteln.

Ruedi Brassel erklärt, mit der EURO 2008 erlebe dieSchweiz eine der Paradoxien der heutigen Erlebnis-Freizeit- und Mediengesellschaft.Was die Bevölkerung normalerweise als Fernsehzuschau-er konsumiert, findet nun vor der eigenen Haustüre statt,und plötzlich wird klar, dass der Grossanlass neben denKosten die er verursacht, auch Auswirkungen auf dasunmittelbare Umfeld hat.Diese “Schaufenstersituation” führt, durch die Zusagenvon Verbänden und Politik zu einer Zwangssituation, dennnun geht es darum, die Mittel für die Realisierung desAnlasses bereit zu stellen.

Im Jahre 2002 haben der Schweizerische Fussballver-band und die UEFA offenbar vereinbart, dass für die UE-FA in Zusammenhang mit der EURO 08 keine Kostenentstehen. Wie Oesterreich dieses Problem gelöst hat, istRuedi Brassel nicht bekannt.

Der erste vom Bundesparlament bewilligte Kredit lauteteauf 10 Mio. Franken. Damals ging man noch davon aus,es handle sich um die abschliessenden Kosten.Nachdem sich der Betrag nun knapp verzwanzigfacht hat,ist ernsthaft zu prüfen, wie verbindlich eine Vereinbarungzweier privater Institutionen ist, wenn letztendlich derStaat die Kosten tragen muss. Hier liegt ein staatsrecht-liches Problem vor. Die Bewilligung des heutigen Projek-tierungskredits stellt noch kein Problem dar. Bei der neu-en Vorlage, die dem Rat im Sommer unterbreitet werdensoll, geht es jedoch um einen Betrag in Millionenhöhe.Und was geschieht mit der EURO 08, wenn das Refer-endum ergriffen wird und Erfolg hat?Hätte man sich nicht zu Beginn des Projekts mit den Kos-ten auseinander gesetzt, könnte der Rat heute im Wissensämtlicher Fakten entscheiden.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1765

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Als Fussballanhänger befürwortet Ruedi Brassel die EU-RO 08. Die Art und Weise, in der dieser Grossanlass auf-gegleist wurde, lehnt er jedoch kategorisch ab.Mit allem Nachdruck weist er darauf hin, dass die Kostenprimär von den Nutzniessern dieses Anlasses und nichtvon der öffentlichen Hand zu tragen sind.

Robert Ziegler schliesst sich den Ausführungen RuediBrassels an und bemerkt, was sein Verhalten in der Masseanbelang, ist der Mensch ein ziemlich “fragwürdiges Kon-strukt”.Röbi Zieglers Enthusiasmus bezüglich dieser Massenver-anstaltung hält sich sehr in Grenzen. Wenn sich am Endedie positiven und negativen Auswirkungen einigermassendie Waage halten, dürfe man bereits zufrieden sein.Die Aspekte der Oekologie, des Verkehrs und der Sicher-heit sind rechtzeitig und seriös zu planen, die Zustimmungfür die Gelder dieser Bereiche fällt ihm daher nicht schwer.Beim Standortmarketing wird er allerdings den Eindrucknicht los, der Anlass soll der Bevölkerung mit “Bauernfän-gerei” schmackhaft gemacht werden.

Auch dass die Kantone als Eventveranstalter Unsummenzahlen ist Röbi Ziegler ein Dorn im Auge.Er unterstützt deshalb den Antrag seiner Fraktion.

Da sich Madeleine Göschke von ihrem gesunden Men-schenverstand und von der Verantwortung gegenüber denSteuerzahlerinnen und Steuerzahlern leiten lässt, steht sieweder als Sportlerin noch als Sportfreundin unter Druck.Ungewöhnlich erscheint ihr die Propaganda der Regie-rung. Das anfang Januar versandte Frage- und Antwort-spiel ist eher eine kommerzielle Werbeschrift denn eineobjektive Orientierung, die das Misstrauen in der Bevölke-rung nur noch verstärkt. Die Art und Weise, wie man derBevölkerung die EURO 08 um jeden Preis verkaufen will,erinnert an das altrömische “Brot und Spiele”.

Ziel der Regierung ist es, die einheimische Bevölkerungan der EURO 08 teilhaben zu lassen. Eintrittskarten seienzwar keine reserviert, dies stelle laut Regierung jedochkein Problem dar, denn auf Grossleinwänden in den Orts-kernen könne das Fussballfest mit verfolgt werden. Dafür,so Madeleine Göschke, brauche man aber keine Millionenzu investieren.Heute geht es nur um Fr. 358'000.-- für die Projektierung,aber das dicke Ende kommt noch.Vor drei Jahren hat der Bund von einer Gesamtsumme zuLasten der Steuerzahler von 10,5 Mio. Franken gespro-chen, wovon 3,5 Mio. Fr. zu Lasten des Bundes und dierestlichen 7 Mio. Fr. auf das Konto der vier Austragungs-orte gehen sollten. Heute schätzt der Bund die Kosten auf182 Mio. Fr., die Medien sprechen gar von 220 Mio. Fr.,wobei auch dies noch nicht das Ende der Kostenspiralesein dürfte.Da die Schweiz weitaus zentraler liegt als Portugal, wirdhier mit mehr Hooligans gerechnet. Wer kommt für allfäl-ligen Sachschaden auf?Was die Nachhaltigkeit angeht, so glaubt MadeleineGöschke nicht daran, dass die Fussballfans nach der EU-RO 08 in Bad Ramsach Ferien machen, im HochpreislandSchweiz ihre Weihnachtseinkäufe tätigen oder Fabrikenbauen. Hier handelt es sich um Zweckoptimismus, um derBevölkerung die hohen Kosten schmackhaft zu machen.

Justizdirektorin Sabine Pegoraro rechnet mit 2 - 3 Mio. Fr.

für die Sicherheit. Angesichts des umfassenden Aufga-benkatalogs reicht dieser Betrag bei weitem nicht.

Das Schreiben des Regierungsrates vom 9. Januar 2006geht von 10 Mio. Fr. für die beiden Basel aus. Gleichzeitigbemerkt die Regierung: “Die Leistungen von Bund undVerbänden sind unsicher. Ueber staatliche Einnahmenund Ausgaben sind keine konkreten Angaben möglich.Diese sind sehr schwer zu beziffern.”Mit anderen Worten, Basel-Stadt und Baselland lassensich auf ein finanzielles Abenteuer mit ungewissem Aus-gang ein. Die fünf Millionen für den Kanton BL sind völligunrealistisch und erinnern sehr an den Chienberg.Angesichts der aktuellen Finanzlage darf Baselland dieKatze aber keinesfalls im Sack kaufen. Nur mit Druck desParlaments kann sich die Regierung bei den Verbändenerfolgreich durchsetzen. Drohen kantonale Referenden,wird sich die UEFA allenfalls Gedanken über die Verwen-dung des erwarteten Gewinns von 1,5 Mia. Fr. machen.Wie hiess doch das Leitwort der Regierung in ihrem Neu-jahrsgruss? Demut! Schön, sehr schön, aber bitte nichtvor der Uefa sondern vor Mensch und Natur.Madeleine Göschke bittet den Rat eindringlich, nicht aufdie Vorlage einzutreten, denn ein Nein stärkt der Regie-rung den Rücken für die bevorstehenden Verhandlungenmit Bund und UEFA.

Martin Rüegg stört sich an der depressiven Stimmung imSaal und findet, angesichts von Projekten, wie der Fach-hochschule Nordwestschweiz oder dem Chienbergtunnelwäre etwas mehr Realismus angebracht.Im Uebrigen haben die Fussballfans den Fussball zu demhochstilisiert, was er heute ist. Ehrlicherweise muss auf Anun auch B folgen.Obwohl auch ihm die Kostenentwicklung Sorge bereitet,erscheint ihm das Signal, das der Rat jetzt aussendet,höchst bedenklich.

Hans-Jürgen Ringgenberg schliesst sich den Ausfüh-rungen Martin Rüeggs an, bestätigt aber auch, dass diePlanung der Sicherheitskosten unbefriedigend verlief.Nichts desto trotz wird die EURO 08 zu einem Imagege-winn für die gesamte Schweiz, die damit beweisen kann,dass sie in der Lage ist, erfolgreich einen Grossanlass zubewältigen.Nicht vergessen werden dürfen die Impulse, die die EU-RO 08 auf den Breitensport ausübt. Nach der EURO 08werden unzählige junge Fussballer dem Fussballverbandbeitreten.

Bezüglich des Kostenverteilers müsse man sich nochunterhalten; heute gehe es jedoch nur um den Planungs-kredit, den er in jedem Fall unterstütze.

Im Uebrigen geht Hans-Jürgen Ringgenberg davon aus,dass die Bevölkerung der Region Gelegenheit zum Ticke-terwerb erhalten wird.

Regierungsrat Urs Wüthrich bemerkt einleitend, “derAufschwung beginnt im Kopf”. Und obwohl damit nicht nurKopfbälle gemeint sind, ist ein sportliches Grossereigniswie die Fussball-Europameisterschaft 2008 in jedem Fallein idealer Anlass, der Welt zu zeigen, dass die Schweizin der Lage ist, die ausserordentliche Herausforderungfröhlich, sicher, umweltverträglich und mit Langzeitnutzenzu bewältigen.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061766

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Das erarbeitete Konzept zur Nachhaltigkeit und Umwelt-verträglichkeit, welches offenbar schweizweit als Vorbildgilt, stellt er Röbi Ziegler gerne zur Verfügung.

Die anderen Austragungsorte beneiden Basel um ihre gutfunktionierende Projektorganisation. Die Professionalitätder Vorbereitungsarbeiten spricht für das Motto “Basel.Mehr als 90 Minuten.”

Die enge Partnerschaft zwischen den beiden Basel garan-tiert eine breite regionale Abstützung.

Mit der Leitung des Bereichs Standortmarketing kann Ba-selland massgeblich dazu beitragen, dass die gesamteRegion am Anlass partizipiert.

Im Prospekt “Mehr als 90 Minuten” wird Baselland in Wortund Bild durchaus prominent erwähnt.

RR Urs Wüthrich betont, mit dem heutigen Projektierungs-kredit werde der Kostenverteilschlüssel in keiner Art undWeise präjudiziert.

Tritt Baselland Basel-Stadt als gleich- berechtigter Partnergegenüber, ist er sicher besser in der Lage, für den Kan-ton günstige Bedingungen auszuhandeln.

Der Bildungsdirektor ist der Auffassung, man könne nichteinerseits für Nichteintreten plädieren und andererseitskompetente Verhandlungen mit Basel-Stadt, der UEFAund dem Fussballverband verlangen.

Völlig unverständlich und gegen die Interessen des Kan-tons bezeichnet er die Forderung der SVP auf Investitio-nen in Zusammenhang mit dem Standortmarketing zuverzichten. Damit würde Baselland für die Unkosten auf-zukommen, ohne jedoch an den Ertragschancen zu parti-zipieren.

Im von Jürg Wiedemann erwähnten Bericht der eidgenös-sischen Finanzkommission ist unter dem Kapitel Chancendie Aufforderung formuliert, nicht nur im Eigeninteresse indas Standortmarketing zu investieren sondern dabei auchdie österreichische Konkurrenz nicht zu vergessen.Unter Standortnutzen versteht Regierungsrat Urs Wüthricher eine weltweite Präsentation der Schweiz und der Regi-on.

Eine möglichst breite Zustimmung des beantragten Projek-tierungskredits stärkt der Baselbieter Regierung den Rü-cken bei den schwierigen Verhandlungen mit Bund undVerbänden.

Landratspräsident Eric Nussbaumer lässt in einem erstenSchritt über den Nichteintretensantrag der Fraktion derGrünen abstimmen.

://: Der Landrat tritt mit 61:16 Stimmen bei 1 Enthaltungauf die Vorlage ein.

Landratsbeschluss

Titel und Ingress keine Wortbegehren

1.

Eric Nussbaumer teilt mit, dass von der SVP-Fraktion einStreichungsantragantrag der Position Standortmarketing/Tourismus, verknüpft mit einer Kürzung von Fr. 241'000.--vorliegt. In einem Eventualantrag beantragt die SVP desweitern, den Projektbeitrag zu einem Drittel Baselland undzu zwei Dritteln Basel-Stadt zu belasten.

://: Der Landrat lehnt den Antrag der SVP-Fraktion unddamit eine Kürzung von Fr. 241'000.-- mit 42:29 Stim-men bei 3 Enthaltungen ab.

Eine Nachfrage des Landratspräsidenten an die Adresseder SVP ergibt, dass diese an ihrem Eventualantrag fest-hält.

://: Der Landrat lehnt den Eventualantrag mit 56:21 Stim-men, bei 1 Enthaltung ab.

2. keine Wortbegehren

3.

Eric Nussbaumer verliest den Antrag der SP-Fraktion,der im Falle der Zustimmung zwischen die Ziffern 3. und4. eingeschoben werden soll:

“Der Regierungsrat wird beauftragt, mit Nachdruck daraufhin zu wirken, dass die für die Host-City Basel anfallendenNettokosten den Betrag von 10 Mio. Franken nicht über-steigen. Der Landrat erwartet, dass in erster Linie dieFussballverbände (SFV, UEFA bzw. EURO 08) wie auchder Bund die diesen Betrag übersteigenden Kosten über-nehmen. “

Trotz grosser Sympathie für den Antrag möchte EugenTanner zuerst wissen, was die “Uebung” insgesamt kos-tet.Er bittet den Rat, den Antrag für den Moment abzulehnen,dafür die von der CVP/EVP eingereichte Motion rasch-möglichst zu überweisen, um von der Regierung eineGesamtübersicht der anfallenden Kosten zu erhalten.

Auch Madeleine Göschke unterstützt eine Beschrän-kung. Beim Antrag der SP handelt es sich aber lediglichum eine Verschiebung der Kosten, die schliesslich eben-falls von den Steuerzahlern berappt werden müssen.

Beatrice Fuchs unterstreicht die Formulierung “Der Re-gierungsrat wird beauftragt, mit Nachdruck darauf hinzuwirken...”Mit dieser klaren Ansage des Landrates, dass 10 Mio. Fr.Nettokosten nicht überstiegen werden dürfen, stärke dasParlament der Regierung den Rücken.

Für Eva Gutzwiller steht der Antrag in keinem Zusam-menhang zum Beschluss und hat deshalb darin nichtsverloren. Zudem liegen bereits Vorstösse auf dem Tisch,die dasselbe Ziel verfolgen.

Sie betont, die ausführlichen Informationen der Polizeidi-rektorin und des Bildungsdirektors haben deutlich ge-macht, wer welche Kosten übernehmen wird.Im Uebrigen ist es nicht Sache des Baselbieter Parla-ments über die Gesamtkosten der EURO 08 zu beschlies-sen.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1767

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Jörg Krähenbühl schliesst sich, trotz grosser Sympathiezum SP-Antrag, dem Votum seiner Vorrednerin an.

Ruedi Brassel hat der Botschaft des Bundesrates zurEURO 08 entnommen, dass die Kantone Baselland undBasel-Stadt mit Kosten in Höhe von 25 Mio. Fr. rechnenmüssen.Die Aufforderung an die Regierung, darauf hin zu wirken,dass die 10 Mio. Franken nicht überschritten werden, stelltein Verhandlungsauftrag ohne Verbindlichkeit dar.Für Ruedi Brassel stehen aber in erster Linie die Fussball-verbände in der Pflicht.

Obwohl das Anliegen der SP-Fraktion durchaus im Sinneder SVP ist, gehört der Antrag laut Karl Willimann nicht inden Beschluss zum Projektierungskredit. Ein Vorstosswäre hier das richtige Vorgehen.

Daniele Ceccarelli stellt fest, mit der Festlegung einerLimite stärkt man dem Regierungsrat keineswegs denRücken, sondern engt seinen Verhandlungsspielraum. ein

Thomi Jourdan ist überzeugt, dass der Gesamtbetrag die10 Mio. Fr. übersteigen wird.UEFA, SVF und Bund haben in der Vergangenheit zurGenüge demonstriert, wie clever sie verhandeln können.Was, wenn die Regierung mit der Antwort zurück kommt,entweder die beiden Basel übernehmen 16 Mio. Fr. oderEURO 08 ade?Wenn schon verbindlich dann mit der Konsequenz, dassbei Ueberschreiten der 10 Mio. Fr. Baselland aus demProjekt aussteigt. Alles andere sind nicht ernst zu neh-mende Drohungen.

://: Der Landrat lehnt den Antrag der SP-Fraktion mit43:30 Stimmen bei 5 Enthaltungen ab.

4. keine Wortbegehren

://: Der Landrat stimmt dem Projektbeitrag für das Jahr2006 betreffend Vorbereitung der UEFA EURO 2008in Basel mit 45:27 Stimmen bei 6 Enthaltungen zu.

Landratsbeschlussbetreffend Vorbereitung der UEFA EURO 2008 in Ba-sel; Zwischenbericht und Antrag auf einen Projektbei-trag für das Jahr 2006

vom 26. Januar 2006

Der Landrat des Kantons Basel-Landschaft beschliesst:

1. Für das direktions- und kantonsübergreifende ProjektUEFA EURO 2008 in Basel wird für das Jahr 2006 einProjektbeitrag des Kantons Basel-Landschaft in derHöhe von 358'500 Franken bewilligt.

2. Dieser Beschluss tritt vorbehältlich der Bewilligungdes Kredits von 358'500 Franken durch den Grossratdes Kantons Basel-Stadt in Kraft.

3. Der Projektbeitrag des Kantons Basel-Landschaft wirddem Konto Sportamt BL 2590.361.30 (Beiträge angemeinsame Institutionen) belastet.

4. Die Ziffern 1 und 3 dieses Beschlusses unterstehengemäss Paragraf 31 Absatz 1 lit b der Verfassung des

Kantons Basel-Landschaft dem fakultativen Refer-endum.

Für das Protokoll:Ursula Amsler, Landeskanzlei

*

Nr. 1598

Frage der Dringlichkeit:

31 2006/024Dringliches Postulat von Jürg Wiedemann vom 26.Januar 2006; Französisch oder Englisch als Erstpra-che?

Eric Nussbaumer bittet den Postulanten die Dringlichkeitzu begründen.

Jürg Wiedemann stellt fest, vor wenigen Tagen ent-schied der Bildungsrat in der Primarschule Englisch alserste Fremdsprache einzuführen. Dieser Entscheid lösteheftige Debatten aus.Jürg Wiedemann bittet daher die Regierung, in der auszu-arbeitenden Vorlage sowohl Englisch als auch Franzö-sisch als erste Fremdsprache zu prüfen und zur Wahl zustellen.

Er plädiert für die Unterstützung der Dringlichkeit.

Regierungsrat Urs Wüthrich erklärt, der Regierungsrathält den Vorstoss nicht nur für nicht dringlich sondernauch für überflüssig, da der Landrat gemäss § 89 desBildungsgesetzes bei wichtigen bildungspolitischen Wei-chenstellungen ohnehin einbezogen wird und er, bei wel-cher Variante auch immer, für die Bereitstellung der not-wendigen Mittel zuständig ist.Selbstredend wird die Vorlage mit beiden Varianten doku-mentiert werden.

://: Aufgrund dieser Antwort zieht Jürg Wiedemann seinPostulat zurück.

Für das Protokoll:Ursula Amsler, Landeskanzlei

Begründung der persönlichen Vorstösse

Nr. 1599

2006/025Motion der CVP/EVP-Fraktion vom 26. Januar 2006: Ge-samtkosten Euro 08

Nr. 1600

2006/026

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061768

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Postulat von Christoph Rudin vom 26. Januar 2006: Trina-tionaler Masterplan Rheinhafen

Nr. 1601

2006/027Postulat von Paul Schär vom 26. Januar 2006: Sicherheitfür Pharma - Probanden und Pharma - Forschung danktrinationalem Probanden - Register

Nr. 1602

2006/028Postulat von Elisabeth Augstburger vom 26. Januar 2006:Richtiger Umgang mit Hunden im Kindergarten lehren

Nr. 1603

2006/029Postulat von Jürg Wiedemann vom 26. Januar 2006: Re-duktion der Stundenausfälle an der Sekundarstufe 1

Nr. 1604

2006/030Interpellation von Madeleine Göschke vom 26. Januar2006: Instrumentenlandesystem Süd - wie weiter?

Nr. 1605

2006/031Interpellation von Margrit Blatter vom 26. Januar 2006:Workin Poor in der Schweiz - Arm trotz Erwerbstätigkeit

Zu allen Vorstössen keine Wortbegehren.

Für das Protokoll:Ursula Amsler, Landeskanzlei

*

Ende der Vormittagssitzung: 12.00 Uhr

Nr. 1606

Überweisungen des Büros

Landratspräsident Eric Nussbaumer lässt Paul Jordi, dersich nach einem Sturz einer Knieoperation unterziehenmusste, die besten Genesungswünsche überbringen undgibt Kenntnis von folgenden Überweisungen:

2006/023Bericht des Regierungsrates vom 24. Januar 2006: Fort-führung der Leistungsaufträge an die Aids-Hilfe beiderBasel (AhbB) und an den Verein Frau Sucht Gesundheit(FSG) für die Jahre 2006 - 2009; Verpflichtungskredit;andie Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

*

Nr. 1607

5 2005/249Berichte des Regierungsrates vom 20. September2005 und der Erziehungs- und Kulturkommission vom25. November 2005: Postulat SVP-Fraktion: Ausbil-dungsdarlehen statt Stipendien (2004/310); Abschrei-bung

Kommissionspräsident Karl Willimann gibt bekannt dassdie SVP-Fraktion am 8. Dezember 2004 eine Motion be-treffend Ausbildungsdarlehen statt Stipendien eingereichthat. Mit Landratsbeschluss Nr. 1160 vom 21. April 2005wurde dieser Vorstoss als Postulat überwiesen.Zielsetzung der Vorlage ist es, das Gesetz über Ausbil-dungsbeiträge (SGS 365) vom 5. Dezember 1994 zu revi-dieren und als Ausbildungsbeiträge lediglich rückzahlbareDarlehen und keine Stipendien mehr auszubezahlen.Die Vorlage wurde von der Erziehungs- und Kulturkom-mission (EKK) an der Sitzung vom 10. November 2005beraten. An der Sitzung führten die Vertreter der BKSDaus, dass das Postulat einen Systemwechsel, nämlich dieAufhebung des Primats der grundsätzlich nicht rückzahl-baren Stipendien und eine Verlegung derselben auf Aus-bildungsdarlehen verlangt. Bisher waren Letztere als Er-gänzung, allenfalls als Ersatz von Stipendien gedacht. Essei zu bedenken, dass nur ein relativ geringer Teil der inAusbildung Befindlichen in den Genuss der Beiträgekommt; gestützt auf die kantonale Erhebung bezüglichSteuern wird dabei genauestens geprüft, ob ein Bedarfbesteht. Aus der Kommission wird auf einen vor Kurzemerschienenen Artikel in der NZZ am Sonntag mit dem Titel«Verschärfter Verteilkampf um Stipendiengelder» hinge-wiesen. Dort ist zu lesen, dass – anstatt wie bisher 80Mio. Franken – durch den neuen Finanzausgleich ab2008 nur noch 25 Mio. Franken vom Bund an die Kantonefliessen. Ab diesem Zeitpunkt werden die Kantone einenGrossteil selbst finanzieren müssen. Der Bund verab-schiedet sich ganz von der Unterstützung der Sekundar-stufe II. Er unterstützt nur noch Stipendien im Tertiärbe-reich, was den zur Zeit an den Kanton BL ausgerichtetenBetrag halbiert.Die SVP legt dar, man versuche nicht, mit dem Postulatmittellose Studenten zu ‘verhindern’. Das Postulat zieleauf die Tertiärstufe. Man nimmt an, dass ein gewisserRückfluss der Gelder gerade wieder den mittellosen Stu-denten zugute kommen könnte. Der Kanton richtet imJahr 11,5 Mio. Franken Stipendien aus. Im letzten Jahrerfolgten freiwillige Rückzahlungen in Höhe vonFr. 2'700. –; dies nicht etwa von gut situierten Akademi-kern, sondern von einer KV-Angestellten, einem Landwirt,einem Maschinenbautechniker und von einem Kunstma-ler. Man ist erstaunt darüber. Der Kanton könnte bei-spielsweise nach 10 bis 15 Jahren den wirtschaftlichenStand respektive die Steuererklärung der Betroffenenprüfen und ab einer bestimmten Höhe eine Rückzahlungder staatlichen Beiträge einfordern. Damit würde beimEntscheid über die Rückzahlung auf die wirtschaftlicheSituation der Betroffenen Rücksicht genommen.Die übrigen Fraktionen äussern sich gegenüber dem Pos-tulat ablehnend und befürworten die Haltung des Regie-rungsrates. Es wird auf die geringe Anzahl der Stipen-diaten (10 bis 13%) hingewiesen; zudem handle es sichbei diesen nicht nur um Akademiker, und nicht jeder Aka-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1769

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demiker verdiene schliesslich auch gut. Bei einer Familien-gründung komme dazu, dass man kaum allzu viel Geldübrig habe, um Beiträge zurückzubezahlen. Es gebe al-lerdings schockierende Einzelfälle, in denen Leute sehrgut leben, aufgrund ihrer hohen Verschuldung aber dieKinder Anrecht auf Stipendien haben.Mehrheitlich ist die Kommission der Ansicht, die Stipen-dienmöglichkeit sei die einzige gerechte Grundlage, umallen Jungen, ungeachtet ihrer finanziellen Lage, ein Studi-um zu ermöglichen. Unterstützung erfährt das Postulatvereinzelt in der Stossrichtung Motivierung zur freiwilligenRückzahlung bei denjenigen ehemaligen Stipendienemp-fängern, die es sich aufgrund ihres finanziellen Berufs-erfolges sehr gut leisten könnten.Die EKK hat mit 9 zu 3 Stimmen ohne Enthaltung be-stimmt, das Postulat 2004/310 sei abzuschreiben. DieEKK schliesst sich damit dem Antrag des Regierungsratesan und beantragt Zustimmung zur Vorlage.

Eva Chappuis und die SP votieren einstimmig für Ab-schreiben des Postulates, stehen also dafür ein, dass imKanton Basel-Landschaft, wie bisher, Stipendien ausge-richtet und nicht bloss Ausbildungsdarlehen gewährt wer-den. Ausbildungsdarlehen bedingten einen massiven bü-rokratischen Aufwand, Mittel, die man besser in die Aus-bildung junger Menschen steckt. Zudem können im Kan-ton Basel-Landschaft Stipendien sowohl auf der Sekundar-stufe 2 wie auch auf der Tertiärstufe ausgerichtet werden.Ein grosser Anteil der BezügerInnen kommt nicht aus demakademischen Kreis, sondern aus dem Fachschulniveauund anderen Bereichen der tertiären Ausbildung.

Jörg Krähenbühl weist darauf hin, dass die SVP die Re-gierung auffordert, einen Systemwechsel von den heuti-gen Stipendien zu rückzahlbaren Darlehen zu prüfen. DieRegierung empfiehlt, das Postulat abzuschreiben; damitist die SVP-Fraktion nicht einverstanden. Im Speziellengefällt der SVP nicht, dass die BKSD die Begründung derkantonalen Erziehungsdirektorenkonferenz übernimmt.Unter anderem ist darin zu lesen, dass mit einem System-wechsel die Chancengleichheit für Weiterbildungen derJugend beeinträchtigt würden. Jörg Krähenbühl kann die-ses Argument nicht nachvollziehen, hofft aber, Regie-rungsrat Wüthrich könne ihm Nachhilfe erteilen. Jörg Krä-henbühl meint, es werde das Gegenteil der Befürchtungeintreffen, indem nämlich die Abhängigkeit junger in Aus-bildung befindlicher Menschen sinkt, weil sich die Auszu-bildenden schneller von der Abhängigkeit der Eltern lösenkönnen.Zudem: Ist es denn verwerflich, wenn Personen, die dankder staatlichen Ausbildung später über ein hohes Einkom-men verfügen, einen Teil oder das Ganze der Aus-bildungskosten zurückerstatten müssen?Der Kanton Basel-Landschaft müsste sich absolut nichtverstecken, wenn er als erster einen solchen Systemwech-sel einführen würde. In vielen europäischen Ländern, spe-ziell auch in Deutschland, wird laut darüber nachgedacht.Der Landrat ist gebeten, das Postulat nicht abzuschreiben.

Bea Fünfschilling schliesst sich namens der FDP-Frakti-on dem Abschreibungsantrag der Regierung mit folgendenBegründungen an: Das Verhältnis von Aufwand und Ertragüberzeugt nicht und die Erfahrungen in anderen Ländernund Kantonen sprechen nicht für den Vorstoss. Auch die

vergleichsweise geringe Anzahl Stipendienbezüger, dieklare gesetzliche Regelung des Anspruchs sowie die For-derung, dass die Stipendien bei Misserfolg obligatorischzurückzubezahlen wären, führten in der Fraktion zur Ab-lehnung des Vorstosses.Verständnis bringt die FDP für das ungute Gefühl über dieFreiwilligkeit der Rückzahlung von Personen auf, die sichdie Rückzahlung problemlos leisten könnten.Nicht verboten bleibt es der Regierung, gute Ideen zuentwickeln, beispielsweise indem ohne aufwändige Ab-klärungen nach angemessener Zeit sämtliche ehemaligenStipendienbezüger angeschrieben, ihnen die Bezügeaufgezeigt und sie auf die freiwillige Rückzahlung auf-merksam gemacht werden. Womöglich liegt es ja wirklichbloss am Erinnerungsvermögen der einstigen Stipendien-bezüger.

Jacqueline Simonet und die Fraktion der CVP/EVP sindder SVP an sich dankbar für den Überprüfungsauftrag,kommen nach dem Studium der regierungsrätlichen Beur-teilung aber zum Schluss, das Postulat sei abzuschrei-ben. Auch neue Studien belegen, dass der Bildungsstanddes Elternhauses massgebend ist. Je ungünstiger dasBildungsmilieu, desto weniger junge Leute studieren. Mitdem Stipendienwesen kann diese unterschiedliche Aus-gangslage entschärft werden.In der Zeit nach der Ausbildung wird üblicherweise nichtbesonders gut verdient, vielmehr stehen Auslandaufent-halte, Praktika oder die Gründung der Familie bevor.Bildung bleibt eine private Angelegenheit, aus der Ein-zelne, aber nicht alle einen grossen Gewinn erzielen kön-nen. Bildung ist aber auch ein unverzichtbarer Rohstoff fürunser Land. Wer also die Voraussetzung für eine Aus-bildung mitbringt, soll sie auch durchlaufen können.Zwar gibt es überall Profiteure, doch darf gehofft werden,dass die bestehenden Kontrollmechanismen funktionie-ren. Nicht statthaft wäre es, das gesamte System wegeneinzelner schwarzer Schafe zu stürzen.

Jürg Wiedemann stellt fest, dass der Begriff Chancen-gleichheit in der Vorlage sehr häufig gebraucht wird undbemerkt dazu, das Bildungssystem befinde sich weit ent-fernt von der Chancengleichheit. Schon ein Blick auf dieHerkunft der Maturandinnen und Maturanden zeigt, dassein überproportional hoher Anteil aus reichen Elternhäu-sern stammt. Dieser Sachverhalt ist durchaus einleuch-tend, denn dieses Elternsegment kann mit finanziellenMitteln reagieren, wenn Lernschwierigkeiten auftreten.Zumindest gilt es für die Politik, darauf hin zu arbeiten,dass die Chancenungleichheit nicht weiter akzuentiertwird, eine Gefahr, die mit dem vorliegenden Postulat si-cherlich besteht. Die grüne Fraktion ist der Auffassung,dass jedes Kind, egal aus welcher sozialen Schicht esstammt, das Recht haben muss, jene Erstausbildung, zuwelcher es fähig ist, kostenlos absolvieren zu dürfen. Inkeinem Fall soll ein junger Mensch die Kosten seiner Erst-ausbildung zurückerstatten müssen. Jeder junge Menschsoll beim Wechsel von der Ausbildung in das Erwerbs-leben schuldenfrei bei null starten können. Alle anderenÜberlegungen dazu wären unsozial und eines Staates,der die Wichtigkeit von Bildung und Ausbildung aner-kennt, unwürdig.Die grüne Fraktion ist dezidiert für Abschreiben des Pos-tulates.

Rudolf Keller bereitet der Vorstoss vor allem deshalb

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061770

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Mühe, weil er den Eindruck erweckt, Stipendienbezügerseien “negative Profiteure”. Viele Stipendiaten stammenaus einfachen Häusern und viele BezügerInnen absol-vieren nicht eine Hochschulausbildung, sondern eine“durchschnittliche” Ausbildung. Personen solcher Aus-bildungsgänge gehören später nicht zu den Grossverdie-nern und hätten entsprechend Mühe, die Ausbildungs-beiträge zurückzubezahlen. Möchten die Betroffenen garnoch eine Familie gründen, so wäre der Rückzahlungs-zwang eine sehr hohe Belastung. Insgesamt empfindetRudolf Keller den Vorstoss eher als asozial und familien-feindlich.Wer Stipendien bezogen hat und später gut verdient, be-zahlt seinen Beitrag in Form hoher Steuern in der Regelwieder zurück – ein Gesichtspunkt, der in der Beurteilungdes Vorstosses ebenfalls zu berücksichtigen ist. Eine kürz-lich publizierte Studie zeigt auf, dass viele Studierendenebenher auch noch Erwerbsarbeit leisten. Dies hat ofteine Verlängerung des Studiums und dementsprechendauch eine Verteuerung des Ausbildungslehrgangs zurFolge.Den Vorstoss empfindet Rudolf Keller als Eigentor. Alseinziger Kanton in der entgegengesetzten Richtung zugehen, ist unrealistisch. Zudem wäre es im Zeitalter hoherMobilität ausserordentlich schwierig und bürokratisch sehraufwändig, die ehemaligen StipendienbezügerInnen auf-zutreiben.Eine Mehrheit der Schweizer Demokraten stimmt derKommission und damit dem Abschreibungsantrag zu.

RR Urs Wüthrich hält das konsequente Ausschöpfen deseinzigen verfügbaren Rohstoffes in der Region – gut quali-fizierte Arbeitskräfte – für überlebenswichtig. Einerseitswerden in China zur Zeit beispielsweise 120'000 Chemie-ingenieure diplomiert und andererseits stellt die Wirtschaftauch hier ständig höherer Ansprüche an die Ausbildungs-standards; in der Zeit zwischen 1995 und 2001 stieg dieAnzahl so genannter wissensbasierter Akteure um mehrals 17 Prozent an, während die Anzahl der Arbeitsplätzeim gleichen Zeitraum nur um zwei Prozent wuchs.Die BKSD hat den SVP-Auftrag, zu prüfen und zu berich-ten, erfüllt und dabei folgende drei Aspekte betont:– Stipendien werden im Kanton Basel-Landschaft nach

klaren Kriterien ausgerichtet, der Bedarf muss begrün-det und belegt sein.

– Der Zweck von Stipendien reduziert sich nicht auf einefinanzielle Überlebenshilfe; vielmehr sollen Anreizegeschaffen werden, möglichst viele junge Menschenauf ein möglichst hohes Kompetenzniveau zu bringen.Diese zusätzliche Wertschöpfung ist um ein Vielfa-ches grösser als die investierten Stipendien.

– Stipendien werden nicht ausschliesslich zukünftigenGrossverdienerInnen gewährt. Ein wesentlicher Anteildes Betrags geht an Absolventinnen und Absolventenvon Berufslehren und Berufsfachschulen.

An die Adresse von Jörg Krähenbühl klärt der Bildungs-direktor, Nachhilfestunden erteile er, da nicht im Besitzeeines Lehrpatentes, nicht, meine aber zum StichwortChancengleichheit, mit Subventionen würden die Unter-schiede insofern etwas ausgeglichen, als damit mit gleichlangen Spiessen gefochten werden könne. Bei den sehrhohen Einkommen könne nicht mit einem kompliziertenRückerstattungssystem viel zurückgeholt werden, sondernüber den Verzicht, die Steuern zu senken.Das Postulat der SVP gab der BKSD die Gelegenheit, diekorrekte und erfolgreiche Stipendienpolitik gegenüber

Parlament und Öffentlichkeit aufzuzeigen, herzlichenDank.

://: Der Landrat schreibt das Postulat 2004/310 der SVP-Fraktion mit 50 zu 20 Stimmen ab.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

*

Nr. 1608

6 2005/248Berichte des Regierungsrates vom 20. September2005 und der Bau- und Planungskommission vom 12.Januar 2006: H2 Umfahrung Sissach, Chienbergtun-nel: Berichterstattung des Regierungsrates zumStand des Projekts und zu erteilten Aufträgen

Kommissionspräsident Peter Holinger, der an der heuti-gen Landratssitzung drei Vorlagen der Bau- und Pla-nungskommission zu vertreten hat, beginnt mit dem inmehrerer Hinsicht schwergewichtigsten Geschäft, demChienbergtunnel, der nicht nur den Landrat, sondern auchdie Baselbieter Bevölkerung und die Medien immer wie-der beschäftigt. Schwierig ist das Geschäft insbesonderewegen der geologischen Gegebenheiten, wegen der He-bungen und Tagbrüche im bergmännischen Tunnelbau.Auch in Franken gemessen, ergibt sich mit den aktuellprognostizierten 326 Millionen Franken ein schwer wie-gender Posten. Schwer wiegt dieser Chienbergtunnelaber auch bezüglich seiner Auswirkungen auf andereBauwerke, die zeitlich verzögert oder gar nicht realisiertwerden können. Bleibt zu hoffen, dass der Tunnel Ende2006 eröffnet werden kann.Die Bau- und Planungskommission hat den Bericht desRegierungsrates intensiv studiert und dabei auch ihreRolle diskutiert. Selbstverständlich kann die Bau- undPlanungskommission, die weder in der Funktion von Tun-nelbauern noch von Juristen tätig ist, die Verantwortungnicht übernehmen. Anlässlich der Begehung vor Ort er-hielt die Kommission immerhin den Eindruck, dieKnautschsysteme würden funktionieren. Die Massnahmenleuchten ein, während gleichzeitig die verrückte Erkennt-nis gewonnen wird, dass die erste Sanierung mit schwers-tem Baugerät vor der Eröffnung des neuen Tunnelsdurchgeführt werden muss. Ein Trost, wenn auch einschwacher, bleibt: Das Baselbiet ist mit seinen Tunnel-problemen nicht alleine, der Mitholztunnel im Kandertalmacht Probleme, in der Transjuranne blieb die Bohrma-schine stecken und auch beim Lötschberg- und Gotthard-basistunnel mussten erhebliche technische und geologi-sche Probleme mit hohen finanziellen und juristischenAuswirkungen gemeistert werden.Die juristischen Abklärungen bezüglich des Chienbergtun-nels sind noch nicht abgeschlossen. Es bleibt zu hoffen,dass die Ursachen der Hebungen und Tagbrüche sauberermittelt werden können und dass mit der Haftpflichtversi-cherung womöglich aussergewöhnliche Lösungen getrof-fen werden können.Die Bau- und Planungskommission nimmt den Bericht desRegierungsrates zur Kenntnis und empfiehlt dasselbeauch dem Landrat.Im Anschluss an die Landratssitzung informiert der Kan-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1771

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tonsingenieur über den Stand der Dinge und lädt in derFolge zu einer Tunnelbegehung ein.Eine Korrektur zu Punkt C im Bericht: Der Bund sichertnicht Beiträge in der Höhe von 228 Millionen Franken zu,vielmehr sind 228 Millionen Franken beitragsberechtigt.

Urs Hintermann stimmt mit Peter Holinger überein, derfeststellte, dass der Landrat den Bericht bloss zur Kennt-nis nehmen und sich fragen kann, ob die gewonnenenErkenntnisse nachvollziehbar und plausibel sind. Die SP-Fraktion hält die Ausführungen für nachvollziehbar. DieFrage, ob auch der Ostteil des Tunnels schon jetzt saniertwerden soll, hat der Landrat an die Regierung delegiert,weshalb deren Entscheid nun auch zu akzeptieren ist.Zu den Finanzen: Gemäss Bericht des Regierungsratessollte der letzte Kreditstand ausreichen, eine Hoffnung, dieauch die Bau- und Planungskommission teilt; im Speziel-len geht sie davon aus, dass die noch strittigen Bundes-beiträge von zirka 16 Millionen Franken geleistet werden.Die Hebungen im Tunnel konnten mit dem Einbau vonKnautschelementen offenbar unter Kontrolle gebrachtwerden. Damit dürften aber nicht sämtliche Probleme, derEröffnungstermin etwa, vom Tisch sein, doch sieht die SPzurzeit für den Landrat keinen Handlungsbedarf.

Der Landrat habe heute die Gelegenheit, einen bereits vierMonate alten, von den Medien teilweise unterschiedlichkommentierten Bericht, er stammt vom 20. September2005, zur Kenntnis zu nehmen, stellt Gerhard Haslervoran.Anlässlich der Beratungen in der Bau- und Planungskom-mission blieben einzelne Fragen unbeantwortet. Zum Tag-bruch: Laut den Expertisen von Professor Kovari und derETH Lausanne hätten der Tagbruch und die Kosten von25 Millionen Franken vermieden werden können. Aufgrunddes in der Folge des Tagbruchs notwendig gewordenenUmgehungsstollens wurde die Tunnelumgebung starkverletzt und verändert. Dies führte zum Wassereinbruch,der den Gipskeuper ausdehnte und dadurch Hebungenverursachte. Zumindest ein Teil der Massnahmen gegendie Hebungen müsste folglich zum Tagbruchschaden dazugerechnet werden. Dies würde allerdings die Verhand-lungen mit den Vertragspartnern erheblich erschweren.

Wie anlässlich der Begehung erfahren werden konnte,erfüllen die eingebauten Knautschzylinder ihre Funktion imvorgesehenen Masse. Festgestellt werden konnte auch,dass die Quellungen an einer bestimmten Stelle stärkerauftreten als anderswo.Fachleute werten die Ereignisse nicht als aussergewöhn-lich, sie meinen, die aufgetretene Situation hätte voraus-gesehen werden können. Nun steht aber fest, dass dieArbeiten für die Massnahmen mehr Zeit beanspruchen alsgeplant. Daraus könnte gefolgert werden, dass Mehrkos-ten auf den Bauherrn zukommen werden. Die Frage derVerantwortlichkeiten im Zusammenhang mit den Hebun-gen untersucht Professor Anagnostou von der ETH Zürich.Versprochen war sein Gutachten für das vierte Quartal2005; die Baudirektorin möge darlegen, ob das Gutachtenvorliege und was es beinhalte.Zu den Finanzen: Die Kosten von 330 Millionen Frankensind an sich schon unerfreulich. Um so mehr ist darauf zuachten, dass der Betrag ausreichen wird. Die Endkosten-

prognose von 325,6 Millionen Franken per Juni 2005 lässthoffen, dass die veranschlagte Summe von 330 Millioneninklusive Teuerung nicht überschritten wird. Die SVP for-dert die Regierung auf, alles Notwendige zu unterneh-men, damit sich der Bund mit den versprochenen 62 Pro-zent beteiligt.Die Entwicklung der Hebungen wird mit umfangreichenMessungen beobachtet. Im Ostteil wurden indes bis zurIn- angriffnahme von Massnahmen gegen die Hebungenkeine Veränderungen festgestellt. Dass die mehrere Mil-lionen Franken teuren Massnahmen aber auch im Ostteildurchgeführt wurden, lässt auf eine Überreaktion vonBauleitung und Regierung schliessen.Die SVP freut sich auf den versprochenen Endtermin undhofft, ab Ende 2006 durch den für das Oberbaselbietwichtigen und wertvollen Chienbergtunnel fahren zu dür-fen. Gleichzeitig dankt die SVP der Regierung für denBericht, hofft, in einem halben Jahr einen Bericht ohneÜberraschungen kommentieren zu dürfen und nimmt denBericht des Regierungsrates zur Kenntnis.

Rolf Richterich moniert vorweg die etwas skurille Situati-on, dass der Landrat über ein Geschäft befinden soll, überdas er erst im Anschluss an die Sitzung vor Ort vertieftinformiert wird.Der Chienberg ist ein Oberbaselbieter “Rampass”, ermacht, was er will, schert sich nicht um Normen und Ge-setzmässigkeiten. Trotzdem blinken die Zeichen, wie derZwischenbericht verrät, auf Orange, was bedeutet, dassdie Durchfahrt mit der gebotenen Vorsicht gestattet ist.Diese Beurteilung basiert auf Einschätzungen von – meistexternen – Fachleuten, auf die Regierung und Parlamentin hohem Masse angewiesen sind. Dieser Umstand könn-te zu Glaubensfragen führen. Der Chienbergtunnel bildetdeshalb ein Lehrstück für Regierung und Parlament, wiein Krisensituationen reagiert werden soll. Exekutive undLegislative suchten und fanden in enger Zusammenarbeitund stets klaren Verantwortlichkeiten Lösungen. Für dieFDP steht letztlich im Vordergrund, dass der Tunnel pla-nungsgemäss eröffnet und während der angestrebten 25Jahre problemlos betrieben werden kann. Nur so werdenfür die nächsten, dringenden Projekte wieder Ressourcenfrei.

Die FDP nimmt den Bericht zur Kenntnis und hofft, derLandrat werde weiterhin offensiv informiert.

Für Remo Franz hat sich gezeigt, dass Berichte wie dervorliegende für bedeutende Projekte sehr hilfreich seinkönnen, indem sie der allgemeinen Verunsicherung ent-gegen wirken. Die Fraktion der CVP/EVP begrüsst zudemdie aktive Informationspolitik der Bau- und Umweltschutz-direktion. Sie hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dassrund um den unruhigen Berg eine gewisse Ruhe einge-kehrt ist. Trotzdem soll nicht vergessen werden, dass dervorgelegte Bericht bereits vier Monate alt ist. Begrüssens-wert wäre deshalb das Aufdatieren des Landrats auf denheutigen Wissenstand – oder zumindest die Bestätigung,dass die Aussagen im Bericht auch am heutigen Tagnoch gültig sind. Von speziellem Interesse ist die Frageder Kosten und der Termine.Die Ankündigung, den Tunnel noch in diesem Jahr eröff-nen zu wollen, darf zu keinen weiteren Kosten führen. DerCVP/EVP-Fraktion geht es dabei nicht um das Einhaltender Kreditsumme, sondern darum, den Kredit gar nichterst auszuschöpfen. Die Bevölkerung des Oberbaselbiets

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061772

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dürfte das kostspielige Geschenk auch etwas später nochdankbar entgegen nehmen.Von Interesse ist auch der technische Zustand des Tun-nels und die Frage, ob mit weiteren Überraschungen zurechnen ist.Die CVP/EVP-Fraktion bittet die Baudirektorin um Beant-wortung der aufgeworfenen Fragen und nimmt den Berichtzur Kenntnis.

Philipp Schoch stellt voran, die Grünen hätten den Baudes Chienbergtunnels schon immer bekämpft und unter-stützten das kaum noch zu stopfende Loch auch heutenicht. Trotzdem, die Informationspolitik der BUD gefälltden Grünen, sie erwarten auch bei zukünftigen Projekteneine offene und umfassende Information, werden denChienbergtunnel weiterhin sehr kritisch begleiten und hof-fen im Rahmen weiterer möglicher Tunnelbauten auf eineetwas glücklichere Hand.

RP Elsbeth Schneider-Kenel bemerkt an die Adressevon Philipp Schoch, sie und die Verantwortlichen der BUDbeobachteten und begleiteten den Chienbergtunnel selbst-verständlich weiterhin sorgfältig, wie es die Verantwortunggebiete.Die Baudrektorin dankt dem Landrat für die spürbare Be-reitschaft, den Bericht heute zur Kenntnis zu nehmen.Dass der am 20. September 2005 von der BUD abgeliefer-te Bericht erst heute zur Debatte steht, gehört zu den de-mokratischen Spielen des Landrates. Immerhin 22 Landrä-tinnen und Landräte haben sich für die Führung durch denTunnel im Anschluss an die Informationsveranstaltung mitdem Kantonsingenieur angemeldet. Allfällig nicht beant-wortete Fragen können dann vor Ort geklärt werden.Zu den Finanzen: Die Regierungspräsidentin gibt unmiss-verständlich zum Ausdruck, dass die vom Landrat zurVerfügung gestellten Mittel knapp bemessen sind. Aktuellliegt die Endkostenprognose nur vier Millionen unterhalbdes vom Landrat bewilligten Kredits. Soll der Kredit nichtüberschritten werden, so darf absolut keine Überraschungmehr auftreten. Auch zeitlich sind die Reserven ausge-schöpft, wie der Kantonsingenieur noch darlegen wird;trotzdem sollte die Eröffnung im Dezember 2006 möglichsein.Jene Landrätinnen und Landräte, die nicht an der Bege-hung des Tunnels teilnehmen können, sind gebeten, denAusführungen des Kantonsingenieurs im Anschluss an dieLandratssitzung zu folgen, um die Resultate der Abklärun-gen durch Professor Anagnostou zu erfahren.Was der Landrat heute erfährt, betrifft den WissenstandJanuar 2006, über allfällige Veränderungen wird der Land-rat selbstverständlich auf dem Laufenden gehalten.

://: Der Landrat nimmt die Berichterstattung des Regie-rungsrates zum Stand des Projektes H2 UmfahrungSissach, Chienbergtunnel, und zu den erteilten Auf-trägen mit 58 Stimmen ohne Gegenstimme bei 2 Ent-haltungen zur Kenntnis.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1609

7 2005/285Berichte des Regierungsrates vom 1. November 2005und der Bau- und Planungskommission vom 10. Ja-nuar 2006: Münchenstein, Fachstelle für Messwesen;Einbau Kalibrierlabor; Baukreditvorlage

Kommissionspräsident Peter Holinger führt zu diesem,auch mit Gewichten in Zusammenhang stehenden, aberdoch weniger gewichtigen Geschäft aus, die in Mün-chenstein akkreditierte kantonale Eichstätte bedürfe derModernisierung und der Anpassung an heutige wirtschaft-liche Gegebenheiten. Das Baselbiet betreibt als einer vonwenigen Kantonen eine Eichstätte. Diese erbringt sowohlfür die Chemie- wie auch für die Pharmabranche wichtige,verrechenbare Leistungen. Gewisse Messungen werdenim Labor selbst durchgeführt, andere vor Ort, Tankstellen-kontrollen etwa. Um die heutigen Ansprüche an die Mess-genauigkeit erfüllen zu können, muss das Labor in Mün-chenstein ergänzt werden, ein neuer, klimatisierter, vorErschütterungen geschützter Raum muss gebaut werden.Leider wollte Basel-Stadt nicht mitmachen, eine Eichstättebeider Basel wird deshalb nicht möglich.Die Bau- und Planungskommission empfiehlt dem Landrateinstimmig, den Baukredit von 560'000 Franken zu bewil-ligen.

Hanni Huggel und die SP befürworten den Kredit zu-gunsten der einzigen eidgenössisch beglaubigten Eichs-tätte der Nordwestschweiz in Münchenstein. In der Eichs-tätte wird im Namen des Kantons und von Privaten Ver-schiedenstes gemessen: Waagen, Durchlaufzähler, Ge-wichte, Tanksäulen. Der Standort in Münchenstein erweistsich als vorteilhaft, auch Lastzüge können ohne Störun-gen des Quartiers vorfahren. Jährlich führen vier enga-gierte Mitarbeiter der Eichstätte etwa 10'000 Messungendurch.Um den Anforderungen auch in Zukunft zu genügen,muss das Labor erneuert werden. Im Keller muss einklimatisierter Raum ohne Temperaturunterschiede einge-baut werden, um die hoch empfindlichen Messgeräteeinsetzen zu können. Ein Augenschein zeigte Hanni Hug-gel die Sinnhaftigkeit des Vorhabens.

Urs Hess empfiehlt namens der SVP-Fraktion, dem Kre-dit die Zustimmung zu erteilen. Die Eichstätte in Mün-chenstein erweist sich als innovative Dienststelle zuguns-ten der Wirtschaft. Dass nun zeitgemässe Anpassungenvorgenommen werden, um die Akkreditierung zu bewah-ren, unterstützt die SVP, obwohl dafür Geld ausgegebenwerden muss.Sehr schade ist für Urs Hess, dass die Zusammenarbeitmit dem Kanton Basel-Stadt nicht geklappt hat.

Hanspeter Frey und eine grosse Mehrheit der FDP wer-den dem Kredit für das Kalibrierlabor zustimmen. Trotz-dem stellte sich die FDP die Frage, ob diese, vor allemvon Privaten genutzte Dienstleistung wirklich eine Auf-gabe des Kantons sei; es gab Stimmen, die meinten, dieEichstätte könnte sich, analog zu Basel-Stadt, auf diegesetzlichen Messungen beschränken. Da gesamtschwei-zerisch nur drei Messstellen vorhanden sind, hält es dieFDP aber für richtig, dass eine der eidgenössisch akkredi-tierten Stellen in der Nordwestschweiz geführt wird. Zu-dem spricht die Kostenneutralität für die Dienststelle.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1773

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Dass die Zusammenlegung mit Basel-Stadt nicht gelingenkonnte, findet die FDP sehr störend.

Peter Zwick stellt fest, dass die Eichstätte ihre Dienst-leistungen seit 30 Jahren zugunsten des Kantons und derWirtschaft erbringt. Da die Fachstelle gute Arbeit leistetund auch einen Ertrag erwirtschaftet, stimmt dieCVP/EVP-Fraktion der Baukreditvorlage zu.

So einstimmig wie die Kommission, so einstimmig stimmtauch die grüne Fraktion der Baukreditvorlage zu, erklärtEtienne Morel, Grüne.

Aus Effizienzgründen verzichtet RP Elsbeth Schneider-Kenel auf weiter gehende Ausführungen und dankt demLandrat ganz herzlich für die Zustimmung.

://: Der Landrat stimmt dem unveränderten Landratsbe-schluss zu Vorlage 2005/285 mit 59 zu 2 Stimmen zu.

Landratsbeschlussbetreffend Münchenstein, Fachstelle für das Mess-wesen, Einbau eines Kalibrierlabors; Verpflichtungs-kredit

vom 26. Januar 2006

Der Landrat des Kantons Basel-Landschaft beschliesst:

1. Dem Einbau eines Kalibrierlabors im Bürogebäude derFachstelle für das Messwesen in Münchenstein wirdzugestimmt und der erforderliche Verpflichtungskreditvon CHF 560'000.-- (inkl. Mehrwertsteuer von zurzeit7.6%) zu Lasten des Kontos 2320.503.30-261 wirdbewilligt.

2. Nachgewiesene Lohn- und Materialpreisänderungengegenüber der Preisbasis vom 1. April 2005 des Kre-dites unter der Ziffer 1 werden mitbewilligt und sind inder Abrechnung nachzuweisen.

3. Die Ziffern 1 und 2 dieses Beschlusses unterstehengemäss § 31, Absatz 1, Buchstabe b der Kantons-verfassung der fakultativen Volksabstimmung.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1610

8 2005/045Postulat von SVP-Fraktion vom 3. Februar 2005: Auf-hebung der Konzession zum Bau und Betrieb einerEisenbahn von Liestal nach Waldenburg eventuellLangenbruck

Keine Wortmeldung

://: Damit ist das Postulat 2005/045 der SVP-Fraktionvom 3. Februar 2005 überwiesen.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1611

9 2005/047Interpellation von Urs Hintermann vom 3. Februar2005: Vereinheitlichung Bauvorschriften und Bau-verfahren. Schriftliche Antwort vom 26. April 2005

://: Der Landrat gewährt dem Interpellanten die Diskussi-on.

Urs Hintermann dankt der Regierung für die Beantwor-tung der Interpellation und gibt seiner Freude über dieUnterstützung eines Beitritts zum Konkordat Ausdruck.Negativ schlägt zu Buche, dass die Regierung den Beitrittwegen Umsetzungsschwierigkeiten nicht sofort, sondernerst ab 2010 in Betracht ziehen will. Einverstanden ist UrsHintermann mit dem Argument, die Übergangsfrist er-weise sich als sehr kurz und die Umsetzung aller Anliegensei bis 2010 kaum möglich. Allerdings wird sich die Situa-tion durch ein Hinausschieben des Beitritts nicht bessern.Zu jedem Zeitpunkt werden einzelne Gemeinden eineOrtsplanrevision durchführen. Urs Hintermann ist derAuffassung, dass die Probleme um so gravierender wer-den, je später der Beitritt erfolgt. Gescheiter wäre wohleine Lösung mit einem möglichst baldigen Beitritt bei ver-längerter Übergangsfrist. Erinnert sei an das Raumpla-nungsgesetz vom Jahre 1976, das mit zehnjähriger Ver-spätung umgesetzt wurde. Die Regierung sollte mutigeinen schnellen Beitritt wagen.

://: Damit ist die Interpellation 2005/047 von Urs Hinter-mann erledigt.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1612

10 2005/068Interpellation von Urs Hintermann vom 24. Februar2005: Einsprachen und Beschwerden. SchriftlicheAntwort vom 26. April 2005

://: Der Landrat gewährt dem Interpellanten die Diskussi-on.

Urs Hintermann dankt für die Beantwortung und dasinteressante Zahlenmaterial, das als wichtige Grundlagefür die Diskussion rund um das Beschwerdewesen dienenkann.Im Zusammenhang mit dem Thema Bauen, Beschwerdenund Bauverhinderung steht immer wieder der VCS (Ver-kehrsclub der Schweiz) im Zentrum der Diskussion. DerVCS erweist sich als idealer Sündenbock, weil er meistbei grossen, emotional beladenen Projekten mit entspre-chendem medialen Echo aktiv wird. Nicht aber den VCSwill Clubmitglied Urs Hintermann verteidigen, sonderndarauf hinwirken, dass jene, die ernsthaft Probleme lösenwollen im Rahmen von Baubewilligungen endlich Abstandnehmen von der Diskussion um den VCS und der Ver-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061774

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bandsbeschwerde. Es gilt, über die vorgelegten Zahlenund nicht über einzelne Organisationen zu reden. DieZahlen belegen, dass 99 Prozent aller Einsprachen vonPrivaten oder Firmen stammen, nicht aber von beschwer-deberechtigten Verbänden. Kommt es zu Verhinderungen,Verzögerungen oder Verteuerungen von Bauprojekten, soliegt der Grund bei den Einsprachen von Nachbarn odertangierten Firmen. Dieses Faktum ist volkswirtschaftlichrelevant. Wird auf der Homepage der FDP Baselland etwaProfessor Jäger von der Hochschule St. Gallen mit seinemEinwand zitiert, durch Beschwerden entstünde ein Scha-den von zwei Milliarden Franken jährlich, so sind damit nurzu einem kleinen Teil Einsprachen von einspracheberech-tigten Verbänden gemeint. Der Lösungsschlüssel ist alsonicht in der Abschaffung des Verbandsbeschwerderechtszu suchen, gefragt sind vielmehr die Optimierung desVerfahrens und die Verbesserung der Planungsgrundla-gen. Das Verfahren muss gestrafft werden, die Fristensind zu überprüfen und die ewig gleichen Einsprachegrün-de sind zu vermeiden. Die Verbesserung der Planungs-grundlagen ist deshalb notwendig, weil die Planungen oftgeradezu die Grundlage für die Probleme liefern. Liegen ineinem Richtplan Zonen für besucherintensive Einrichtun-gen, ohne dass gleichzeitig das Verkehrsproblem gelöstist, und lässt das Parlament den Gemeinden freie Handbei der Festlegung ihrer Bauzonen, so wird damit derGrundstein für Beschwerden und Einsprachen gelegt.Auch das Aufweichen von Landschaftsschutzzonen bildetdie Basis für spätere Einsprachen und Beschwerden. Werwirkliche Verbesserungen erzielen will, muss bei den ge-nannten Punkten ansetzen. Letztlich geht es nicht um dieAbschaffung der Rechtsmittel, denn manch ein Bauvorha-ben wurde dank einer Einsprache verbessert. Allerdingskommt es immer wieder vor, dass x-mal dieselben Begrün-dungen durch die Instanzen hindurch bearbeitet werdenmüssen.Alle, die nicht einfach eine Organisation in die Pfannehauen wollen, sondern an der Problemlösung interessiertsind, sollen sich mit den wirklichen Fragen auseinandersetzen.

Remo Franz stellt voran, Urs Hintermann habe zwar inseinen einleitenden Worten beteuert, den VCS nicht inSchutz nehmen zu wollen, doch nichts anderes habe ernun eben getan.Zum Bericht der Regierung: Die vornehme Zurückhaltungund das Aufführen des umfangreichen Zahlenmaterialsdurch die Regierung bei der Beantwortung der Interpellati-on ist verständlich. Nicht zum Ausdruck kommt in der Fra-gestellung Urs Hintermanns die Tatsache, dass nicht ein-fach von Projekten die Rede sein müsste, sondern vonSchlüsselprojekten. Eindruck machen Remo Franz nichtdie Menge an Einsprachen, sondern die Wirkung, welchebestimmte Einsprachen entfalten können. Die Einspracheeines Nachbarn ist in der Regel eine einfache, reparier-bare Angelegenheit, während die Einsprache eines Ver-bandes gegen das Grundsätzliche geht, sprich: Es gehtum Sein oder Nichtsein eines wichtigen Projektes. Schnellwerden in solchen Fällen Anwälte eingeschaltet und dieMedien einbezogen. Im Stil der psychologischen Kriegs-führung geht es dabei nur noch um die Frage: Wer ge-winnt und wer verliert? Mögen 99 Prozent aller Einspra-chen nicht von Verbänden kommen, so geht es bei denwesentlichen Projekten doch um Vorhaben, die in nützli-cher Frist realisiert werden sollten und mit denen einvolkswirtschaftlicher Nutzen sowie viele Arbeitsplätze auf

dem Spiel stehen. Remo Franz stören die sich hinter denEinsprachen des VCS verbergende Ideologie und die sichdaraus ergebeden Folgen. Zunehmend muss festgestelltwerden, dass den Investoren durch die Einsprachen “derVerleider gemacht” wird. Die Folge davon ist, dass siesich schnell entscheiden, ihr Vorhaben nicht hier, sondernanderswo zu verwirklichen. Die Investition mehrerer hun-dert Millionen Franken, einer Milliarde gar, können imKanton wegen Verhinderungen nicht investiert werden.Die Forderung von Remo Franz lautet deshalb: Ermögli-chen statt Behindern!

Kaspar Birkhäuser reagiert vorab auf Remo Franz’ Hin-weis, entscheidend seien nicht Zahlen, sondern das Ge-wicht und die öffentliche Wirkung des Einsprechenden:Viele Einsprachen des VCS werden in Einigungsverhand-lungen sehr diskret abgewickelt. Neu ist ein Riesenwirbelentstanden, weil der VCS angegriffen und in einer Hetz-kampagne in die Pfanne gehauen wurde.Die Antwort der Regierung auf die Interpellation ist einBeweis dafür, dass die Freisinnigen und die SVP mit ih-rem Aktivismus gegen den VCS und das Verbandsbe-schwerderecht mit Kanonen auf Spatzen schiessen. Diesist, gelinde gesagt, eine unseriöse Politik, die von denechten Problemen ablenkt, vom CO2- Ausstoss, von derFeinstaubproblematik und von der Zersiedelung der Land-schaft.Den Grünen fällt auf, dass sich die Falschinformationendurch die freisinnige Partei häufen. So behauptete sieanlässlich der Lancierung ihrer Initiative zur Verwässe-rung des Verbandsbeschwerderechts, der EinwohnerratPratteln habe einstimmig den drei Quartierplänen Media-Markt, IKEA und Grüssen 4 zugestimmt. Richtig ist, dassim Einwohnerrat auch Gegenstimmen abgegeben wur-den. Zudem ist, wie in der BZ zu lesen war, auf der FDP-Homepage noch immer ein missverständliches Zitat desWirtschaftsprofessors Franz Jäger zum Verbands-beschwerderecht geschaltet, obwohl die Freisinnigenschon vor zwei Monaten aufgefordert wurden, die Richtig-stellung vorzunehmen.Stellt sich die Frage, ob die FDP wirklich auf diese billigeArt und Weise, die noch fehlenden 12'000 Unterschriftenfür ihre Initiative erschleichen will.

Urs Hintermann wundert und überrascht das Votum vonRemo Franz nicht. Es ist typisch für jemanden, der dieStimmung aus den Medien mitbekommt; dies führt zumEindruck, genau diese Einsprachen verursachten dieschlechte Stimmung gegenüber den Investoren. In seinerGemeinde aber erlebt Urs Hintermann in der Praxis, dassein Investor kaum Unterschiede macht, ob ein Verbandoder ein Privater Einspruch erhebt. Naiv ist die Annahme,Nachbarn würden nur wegen einer Gartenmauer odereines Farbanstrichs Einspruch erheben. Im Falle desBauvorhabens Coop Reinach haben beispielsweise nichtein Verband, sondern die Nachbarn Einsprache erhobenund damit das Projekt um mehr als ein Jahr verzögert undAnwaltskosten in sechstelliger Höhe verursacht.

://: Damit ist die Interpellation 2005/068 von Urs Hinter-mann erledigt.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1775

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Nr. 1613

11 2005/061Postulat von Urs Hintermann vom 24. Februar 2005:Verfahrensbeschleunigung bei Baurekursen

Kein Wortbegehren

://: Damit ist das Postulat 2005/061 von Urs Hintermannüberwiesen.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1614

12 2005/069Interpellation von Patrick Schäfli vom 24. Februar2005: Parkraumbewirtschaftungskonzept Basel-Stadt:Baselbieter unerwünscht. Schriftliche Antwort vom 3.Mai 2005

://: Der Landrat gewährt dem Interpellanten die Diskussi-on.

Patrick Schäfli dankt der Regierungspräsidentin für dieBeantwortung seiner Fragen und gesteht ein, für die reich-lich späte Beantwortung sei sie nicht verantwortlich zumachen.Patrick Schäfli kann mit der Beantwortung in vielen Teilennicht einverstanden sein, oft kommt gar der Eindruck auf,die Antworten könnten auch von der Regierung des Kan-tons Basel-Stadt stammen. Patrick Schäfli verkennt nicht,dass es sich beim Parkraumbewirtschaftungskonzept desStadtkantons um ein Mangelbewirtschaftungskonzepthandelt. Dies ergibt sich schon aus der Tatsache, dass imStadtkanton der Raum begrenzt ist. Allerdings ist PatrickSchäfli enttäuscht, dass sich die Baselbieter Regierunggegen die geplanten, mit beträchtlichen Auswirkungen fürden Kanton Basel-Landschaft einher gehenden Mass-nahmen im Parkraumbewirtschaftungskonzept nicht dezi-diert zur Wehr gesetzt hat. Allgemein bekannt ist ja immer-hin, dass die zahlreichen Baselbieter PendlerInnen we-sentlich zur Wertschöpfung und zum hohen Steuerein-kommen im Kanton Basel-Stadt beitragen. Bedenklich istvor diesem Hintergrund, wenn die Baselbieter Regierungdie Jahrzehnte lange Parkraumverhinderungspolitik desKantons Basel-Stadt nicht einmal ansatzweise kritisiert.Zu einfach macht man es sich, wenn auf Frage drei gesagtwird, die Pendlerinnen sollten doch auf den privaten Park-raum im Kanton Basel-Stadt ausweichen. Jedermannweiss, dass privater Parkraum in Basel aufgrund eng ge-haltener Vorschriften nur sehr beschränkt vorhanden ist.Das propagierte Ausweichen auf den im Baselbiet sehr gutausgebauten ÖV ist in vielen Fällen, wie die Regierungsicherlich weiss, nicht möglich.Ganz offensichtlich stützt die Baselbieter Regierung diestädtische Regierung in der Absicht, die Parksituation zuverschärfen, und hofft, wer lange genug einen Parkplatzgesucht habe, werde dann letztlich schon auf den ÖVumsteigen – eine Methode, die in anderem Zusammen-

hang auch schon als Verelendungstheorie bezeichnetwurde.Bleibt abschliessend zu bedauern, dass sich die Baselbie-ter Regierung im vorliegenden Falle zu wenig für die Inter-essen der PendlerInnen eingesetzt hat und festzustellen,dass sich mehrere Grossrätinnen und Grossräte allerbürgerlichen Parteien ganz klar gegen das Parkraumbe-wirtschaftungskonzept eingesetzt haben.

Andreas Helfenstein freut sich – im Unterschied zu Vor-redner Patrick Schäfli – doppelt über das Geschäft, dennBasel-Stadt geht beim Parkraumbewirtschaftungskonzeptin die richtige Richtung, indem ein beschränktes, knappesGut in Zukunft optimal genutzt werden soll. Die von Basel-Stadt angestrebte und im Konzept skizzierte Bewirtschaf-tung erscheint Andreas Helfenstein und seinen Fraktions-kolleginnen und -kollegen längst überfällig. Es setzt diePriorität, Langzeitparkplätze auf der Allmend prioritär denAnwohnern zu reservieren und nicht den PendlerInnenzur Verfügung zu stellen. Diese PendlerInnen nämlichsind für das allmorgendliche und allabendliche Verkehrs-problem vor den Toren der Stadt verantwortlich. Ein gros-ser Anteil der PendlerInnen hätte schon heute die Alterna-tive, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Das ba-selstädtische Konzept setzt gute und richtige Anreize indiese Richtung.Alle Landrätinnen und Landräte sind um Unterstützunggebeten, wenn es dereinst um den Viertelstundentakt derS-Bahn gehen wird. Schon heute sind park and rail-Ange-bote für jene Kundinnen und Kunden eingerichtet, dienicht unmittelbar bei einem Bahnhof wohnen. Man darffeststellen, dass der Zugang zu den öffentlichen Ver-kehrsmitteln in der Region ideal gelöst ist. Mag dies auchnicht für 100 Prozent aller VerkehrsteilnehmerInnen zu-treffen, so ist Andreas Helfenstein doch überzeugt, dassdie Parkplatzfrage in der Stadt gelöst wäre, wenn allePendlerinnen und Pendler die Angebote des ÖV nutzenwürden.“Chapeau” an die Adresse der Baselbieter Regierung, dieauf das Gejammer gewisser Baselbieter schon gar nichtaufspringt, sondern eine dezidierte Haltung vertritt und diewegweisende Politik der Stadt übernimmt. Weiter so,Elsbeth Schneider-Kenel!

Esther Maag kann sich dem Dank anschliessen. Neu istfür die Landrätin, dass es Staatsaufgabe sein soll, fürParkraum zu sorgen. Als Anmassung geradezu empfindetEsther Maag, solches für PendlerInnen, die andere Zu-gangsmöglichkeiten hätten, sogar im Nachbarkanton zufordern. Basel-Stadt betreibt mit dem Konzept Lenkung imHinblick auf eine Stadt, in der die Menschen nicht nurLärm ertragen müssen. Auch für jene BaselbieterInnen,die sich ebenfalls um Lebens- und Wohnqualität bemü-hen, kann das Konzept nur Vorbild sein.Die meisten Leute könnten auf den ÖV umsteigen. Viel-leicht müsste der ÖV ausgebaut werden, eine Idee, hinterwelcher die Grünen stehen.

Urs Hess und die SVP sind mit der Antwort nicht ganzglücklich. Allerdings fällt es in die Kompetenz jedes ein-zelnen Kantons, wie er die Mobilität steuern will. AuchÖV- Freaks müssen anerkennen, dass nicht alle Men-schen auf die öffentlichen Verkehrsmittel gebracht werdenkönnen. Nur ein Zusammengehen zwischen IV und ÖVverspricht Erfolg. Will Basel eine verkehrstechnischeStadtmauer errichten, so bietet es sich im Kanton Basel-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061776

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Landschaft an, nicht in derselben Weise zu verfahren undauf diesem Wege Wirtschaftsförderung für den eigenenKanton zu betreiben.

Regierungspräsidentin Elsbeth Schneider-Kenel danktfür die – zumindest teilweise – gute Aufnahme der Vorlageund gibt zu Protokoll, dass sich Baselland im Rahmen derVernehmlassung klar ausgedrückt und sich im Sinne derNichteinmischung nicht weiter aus dem Fenster gelehnthabe. Baselland stellt dem Problem ein optimiertes ÖV-Konzept entgegen, für das der Landrat jeweils Millionenbewilligen muss. Für die Baudirektorin ist grundsätzlichklar, dass sowohl der ÖV wie der IV nötig sind, um dieenormen Verkehrsprobleme der Region gemeinsam mitallen Beteiligten lösen zu können.

://: Damit ist die Interpellation 2005/069 von Patrick Schä-fli erledigt.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1615

13 2005/101Postulat von Jürg Degen vom 7. April 2005: Tarifver-bund TriRegio

Kein Wortbegehren

://: Damit ist das Postulat 2005/101 von Jürg Degen über-wiesen.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1616

14 2005/102Postulat von Esther Maag vom 7. April 2005: KeineBenachteiligung von Energie sparenden Gebäuden

Kein Wortbegehren

://: Damit ist das Postulat 2005/102 von Esther Maagüberwiesen.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1617

15 2005/103Interpellation von Thomas de Courten vom 7. April2005: Geplante Sommersmog-Massnahmen der Bau-und Umweltschutzdirektorenkonferenz bzw. der Re-gierung des Kantons Basel-Landschaft. SchriftlicheAntwort vom 14. Juni 2005

://: Der Landrat gestattet dem Interpellanten eine kurzeErklärung.

Thomas de Courten bedankt sich für die Beantwortungder Interpellation. Eingereicht hat sie Thomas de Courtenim April und die Antwort lag bereits im Juni vor. Nun, imJanuar des folgenden Jahres, stehen die Sommersmog-massnahmen im Landrat zur Debatte. Seltsam! Aber im-merhin gewinnt die Interpellation aufgrund der aktuellenFeinstaubpartikeldiskussion an Aktualität.Thomas de Courten entnimmt der regierungsrätlichenStellungnahme, dass keine kantonalen Alleingänge ge-plant sind. Anliegen Thomas de Courtens war es daraufhinzu- wirken, dass gegenüber den kleinen und mittlerenUnternehmen keine weiteren Auflagen gestellt werden.Gemäss der Beantwortung scheint dies so zu sein. Auchweiterhin soll, wenn Massnahmen erwogen werden, dieVerhältnismässigkeit, das Kosten-/Nutzenverhältnis sowiedie Überprüfbarkeit der Wirkung im Auge behalten wird.

://: Der Landrat gewährt auf Anfrage von Philipp Schochdie Diskussion.

Philipp Schoch zweifelt die in der Beantwortung derInterpellation angebrachte Äusserung, das Problem könnenicht regional gelöst werden, stark an. Im Umweltberichtund im Bericht zum Luftreinhalteplan wurde der Regie-rung der Auftrag erteilt, in Zukunft verstärkt über die Gren-zen hinweg zusammenzuarbeiten.Die Frage nach den dauerhaften Massnahmen wurdenach Auffassung von Philipp Schoch nur dürftig beant-wortet, viel Konkretes lässt sich nicht finden, obwohl esdurchaus möglich wäre, ganz konkrete Massnahmen –Road Pricing etwa – auch im Baselbiet endlich auf dieAgenda zu setzen. Road Pricing könnte KMU-freundlichgestaltet werden. Da vor allem der Freizeitverkehr eingrosses Problem darstellt, sollten genau jene mittels RoadPricing bestraft werden, die meinen, sie müssten in ihrerFreizeit herumgondeln. Effekte dieser Massnahme wären:Die Herumgondelnden würden bestraft, die KMU hättenfreie Fahrt und die Ozonwerte in der Luft sänken.

Jacqueline Halder erinnert an den vergangenen Som-mer, als das Ozon der Bevölkerung sehr zu schaffenmachte. Nun, im Winter, wird die Region mit ebenso mas-siven Feinstaubproblemen belastet. Beide Phänomenegründen in gesundheitsschädigenden Schadstoffen, diebeim Menschen zum frühzeitigen Tod führen können undim Speziellen die Kinder belasten.Thomas de Courten hat, wie er in seiner Erklärung aus-führte, Angst, es könnten kurzfristige Massnahmen getrof-fen werden, die vor allem die Wirtschaft beeinträchtigenwürden. Richtig ist, dass die VOC (flüchtige organischeVerbindungen) durch die Lenkungsmassnahmen abge-nommen haben, und dass der Katalysator auch die Sti-ckoxyde verringert. Doch noch immer ist der motorisierteVerkehr der Hauptverursacher von Ozon und Feinstaub.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1777

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Speziell entlang der Hauptverkehrsachsen in den Agglo-merationen belastet er die Luft. In den vergangenen Jah-ren hat der motorisierte Verkehr massiv zugenommen.Was mit technischen Massnahmen seinerzeit verbessertwerden konnte, wird mit mehr “Fahrerei” und durch grös-sere, rassige Autos mit massiv grösserem Hubraum zu-nichte gemacht.Der Luftreinhalteplan vom vergangenen Frühling brachtean den Tag, dass die von der Regierung und vom Lufthy-gieneamt vorgeschlagenen Massnahmen nicht genügen,um die schon im Jahre 1991 festgesetzten Grenzwerteeinzuhalten.

Auch 15 Jahre danach sind die Ziele bei Weitem nichterreicht. Werden nicht einschneidende Massnahmen ge-troffen, wird das Ziel auch in Zukunft verfehlt.Die heutige schlechte Luft kostet die Schweiz pro Jahr3000 bis 4000 Menschenleben sowie zwischen 4 und 4,5Milliarden Franken. Jacqueline Halder rät dem Kollegium,sich in einen Kindergarten des Mendrisiotto zu begeben,um zu realisieren, dass in diesem Teil unseres Landes alsFolge der schlechten Luft Ärzte und Krankenschwesternmit den Kindern zwei bis dreimal pro Woche inhalierenmüssen. Bedenklich, dass kleine Kinder in einer solchenWelt aufwachsen müssen.Jacqueline Halder erhielt bei der Lektüre der Interpella-tionsbeantwortung den Eindruck, dass die Regierung kapi-tuliert. Blosse Informationen, Bitten und Ermahnungen, aufdas Auto zu verzichten, zu Fuss zu gehen, Velo zu fahrenund den öffentlichen Verkehr zu benutzen, reichen nichtaus. Es gilt nun, den Individualverkehr zu verteuern unddie Geschwindigkeitslimiten permanent zu senken. Leiderzeigt der Trend in die gegenteilige Richtung. Statt Len-kungsabgaben auf Treibstoffe wurde ein Klimarappeneingeführt. Dasselbe droht nun mit dem Heizöl, und in denTunnels sollen die Geschwindigkeiten tatsächlich erhöhtwerden, die Kontrolle derselben aber wird bekämpft undder Strassenbau boomt.Immerhin besteht eine kleine Hoffnung, denn die Regie-rungen beider Basel wurden anlässlich der Behandlungdes Luftreinhalteplans aufgefordert, einen weiteren Anlaufzu nehmen, damit die Grenzwerte bis ins Jahr 2010 einge-halten werden. Schon heute darf man gespannt auf dieResultate des Zwischenberichts im Jahre 2007 warten.Die Regierung sollte sich auch beim Bundesrat für dieVerstärkung der Anstrengungen sowohl auf eidgenössi-scher wie auf internationaler Ebene einsetzen.

Jürg Wiedemann hat mehrere Antworten nicht verstan-den, weil einfach von einer Ozonproblematik die Rede ist.Richtig aber wäre, zwischen zu viel Ozon in der unterstenSchicht und jenem Ozon, das in 20 Kilometer Höhe nötigist (Ozonloch), zu unterscheiden. Einige Aussagen in derBeantwortung beziehen sich auf langfristige Massnahmen,die eine Vergrösserung des Ozonlochs verhindern. Istdavon die Rede, dann greifen regionale Lösungen tatsäch-lich nicht; steht aber die Troposphäre, die untersteSchicht, zur Debatte, so können regionale Lösungendurchaus ergriffen werden. Die Regierungsrätin mögedarlegen, mit welchen Massnahmen sie die Ozonbela-stung in der untersten Schicht reduzieren möchte, und mitwelchen Massnahmen dazu beigetragen werden soll, dasssich das Ozonloch nicht vergrössert.

RR Elsbeth Schneider-Kenel kann die Fachfrage Jürg

Wiedemanns nicht beantworten. Die BUD-Lufthygieniker,welche die Interpellationsbeantwortung verfasst haben,können ihm aber sicherlich die korrekten Antworten lie-fern.

://: Damit ist die Interpellation 2005/103 von Thomas deCourten erledigt.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

Nr. 1618

16 2005/147Interpellation von Esther Maag vom 26. Mai 2005: Um-setzung der Massnahme 1-1 im Luftreinhalteplan bei-der Basel und Anwendung der Wegleitung “Bestim-mung der Anzahl Abstellplätze für Motorfahrzeugeund Velos/Mofas in den Gemeinden”: publikumsinten-sive Anlagen

RR Elsbeth Schneider-Kenel stellt zu Frage 1, ob mitdieser Praxis die Ziele der Nachhaltigen Entwicklung derLeitsätze des Konzeptes räumliche Entwicklung (KORE)erreicht werden, fest, dass die mit den im Konzept überdie räumliche Entwicklung im Kanton Basel-Landschaftfestgelegten Grundzüge über den Luftreinhalteplan beiderBasel umgesetzt werden. Dieser Luftreinhalteplan wurdeim Jahre 2004 überarbeitet und aktualisiert. Der Richtplandes Kantons Basel-Landschaft liegt, nachdem die Ver-nehmlassung abgeschlossen ist, im Entwurf vor; zurzeitbefindet er sich in Überarbeitung. Nun ist es Sache derPolitik zu entscheiden, in welcher Form und in welcherVerbindlichkeit die Leitsätze des Konzepts über die räum-liche Entwicklung im kantonalen Richtplan umgesetztwerden sollen. Da in einzelnen Abschnitten bereits heuteVerkehrsüberlastungen und eine Zunahme aller Verkehrs-mittel im Indivuidualbereich ohne gleichzeitiges Wachs-tum der EinwohnerInnen- und Arbeitzsplatzzahlen zubeobachten ist, dürfte sich die Situation in Zukunft nochverschärfen. Für die Luftreinhaltung bleibt vor diesemHintergrund die Förderung der Siedlungsentwicklung nachinnen mit möglichst kurzen Wegen sowie ein weitererAusbau des öffentlichen Verkehrs von zentraler Bedeu-tung.

Zu Frage 2, inwieweit es den Gemeinden gelungen ist,dank einem grosszügigen Umgang mit der Bewilligungvon Parkplätzen auf privatem Grund Parkflächen auf derAllmend zu reduzieren und zu kompensieren, klärt dieRegierungspräsidentin, eine Statistik darüber bestehenicht. Für die Parkierung und den gesamten Bereich derParkplatzbewirtschaftung sind grundsätzlich die Gemein-den zuständig. Im Rahmen des Luftreinhalteplans beiderBasel wurde 1990 aufgrund der Massnahme V2.1 ver-sucht, die Grundlagen für die Beurteilung der Parkraumsi-tuation zu beschaffen. Konkret wurde auf Veranlassungdes Kantons im Jahre 1993 in vielen Vorortsgemeindenein teilweise auf Skepsis und in vereinzelten Gemeindenauch auf Widerstand stossendes Parkplatzinventar er-stellt. Für die BUD war es in der Folge nicht möglich, einflächendeckendes Parkplatzinventar der Agglomerations-gemeinden zur Kernstadt zu erstellen.

Zu Frage 3, ob mit Rücksicht auf die Ziele der Nachhaltig-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061778

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keit und der Luftreinhaltung die bestehende Wegleitungkonsequent in dem Sinne angewendet werden konnte,dass die errechnete Parkplatz-Minimalzahl auch die maxi-mal zu erstellenden Parkplätze sind, führt die Baudirekto-rin aus, die minimale Anzahl Parkplätze könne grundsätz-lich nicht als maximal zu erstellende Anzahl Parkplätzedeklariert werden. Eine solche Handlung widerspräche §106 des Raumplanungs- und Baugesetzes sowie § 70 derVerordnung zum Raumplanungs- und Baugesetz. § 106bestimmt unter anderem, dass die Erstellung, der Umbauund die Zweckänderung von Bauten und Anlagen nurdann bewilligt werden dürfen, wenn dafür eine bestimmteAnzahl von Abstellplätzen ausgewiesen werden kann. § 70der Verordnung legt fest, dass sich die Mindestzahl derGaragen und Abstellplätze für Motorfahrzeuge, Velos undMofas gemäss dem Anhang der Verordnung bemisst.

Zu Frage 4, ob nicht eine Überarbeitung der besagtenWegleitung mit dem Ziel, eine wirksame emissionsreduzie-rende Plafonierung der Parkplatzzahlen in Gewerbegebie-ten, insbesondere im Zusammenhang mit Verkaufsein-heiten, möglich wäre, nimmt Regierungspräsidentin Els-beth Schneider-Kenel auf den Luftreinhalteplan beiderBasel 2004 Bezug, der für den Kanton Basel-Landschaftkein Parkplatzbewirtschaftungskonzept vorsieht. UnterBerücksichtigung der weiter gehenden Gemeindeautono-mie hält es der Regierungsrat für richtig, wenn die Ge-meinden über die Einführung einer Parkplatzbewirtschaf-tung auf ihrem Hoheitsgebiet selber entscheiden. Die Aus-arbeitung eines entsprechenden Musterreglements durchden Kanton steht der Gemeindeautonomie nicht entgegen,vielmehr können jene Gemeinden, die eine Parkplatzbe-wirtschaftung einführen wollen, dieses Hilfsmittel zur Handnehmen. Die Gemeinden können aber nicht verpflichtetwerden, ein kantonales Musterreglement für eine Park-platzbewirtschaftung umzusetzen oder eine Parkraumbe-wirtschaftung einzuführen. Trotzdem hat die Regierungs-präsidentin das Amt für Raumplanung beauftragt, ein sol-ches Musterreglement zu Gunsten der Gemeinden zuerarbeiten.

://: Der Landrat gewährt der Interpellantin die Diskussion.

Esther Maag ist erfreut erfahren zu dürfen, dass sich einMusterreglement in Ausarbeitung befindet. Die Parkraum-bewirtschaftung ist ja letztlich im Interesse der Gemein-den, da der Suchverkehr damit eingeschränkt werdenkann. Der Kanton Basel-Stadt hat bereits ein Parkplatzbe-wirtschaftungskonzept und eine Parkplatzverordnung mitdem Ziel erarbeitet, die Emissionen zu reduzieren. Diebestehende Wegleitung formuliert explizit, das Parkplatz-angebot sei restriktiv zu handhaben. Klar ist, dass aus derSicht der Autobenützer eine möglichst grosse AnzahlParkplätze verfügbar sein sollte und aus der Sicht jener,die eher die Umwelt im Blickfeld haben und von der Stras-se nicht im selben Masse profitieren, erweisen sich Park-plätze als Belastung. Parkplätze sind teure Investitionen,die Siedlungsfläche verbrauchen und neuen Verkehr ge-nerieren mit den bekannten Negativauswirkungen wiedreckige Luft, Lärm und kranke Menschen. Umgekehrt gilt,dass dort, wo die Verkehrsflächen knapp sind, eher aufumweltfreundlichere und ressourcenschonendere Ver-kehrsträger wie den öffentlichen Verkehr oder auf die sanf-te Mobilität, sprich das Velo umgestiegen wird.Parkierungsflächen haben auch mit Planung, mit Perspek-tiven und der Entwicklung der Luftqualität im Kanton zu

tun. Eigentlich sind die Zeiten, da ständig neue Verkehrs-flächen für einen ständig wachsenden, motorisierten Indi-vidualverkehr erstellt wurden, vorbei, es sei denn, es be-stehe die Absicht, diesen Verkehr, unter dessen negati-ven Folgen alle leiden, weiter anzuheizen. Die Frage alsolautet, ob der Kanton griffige Instrumente kennt, die einegezielte Planung ermöglichen, oder ob eine Deregulationherrscht, die falsche Signale setzt im Hinblick auf dieSiedlungsentwicklung und im Hinblick auf die PendlerIn-nenströme. Die Reaktionen auf den Richtplan zeigten auf,dass Planungs- und Rechtssicherheit längst nicht nur imInteresse der Grünen sind. Im Falle publikumsintensiverEinrichtungen geht das Bundesgericht – und nicht etwader VCS, wie immer wieder behauptet wird –, davon aus,dass die Parkraumbegrenzung eines der möglichen In-strumente ist, um verkehrsintensive Projekte umweltge-recht zu realisieren. Den Grünen ist es also nicht ein An-liegen, Verwirrung, sondern Rechtssicherheit zu schaffen.Und letztlich geht es auch um Rechtsgleichheit; publi-kumsintensive Einrichtungen wie Aldi oder Lidl sollengleich behandelt werden und alle Auflagen erfüllen müs-sen, die auch anderen Investoren gestellt werden.Insgesamt geht es den Grünen um Rechtssicherheit, umRechtsgleichheit und um Planung im Hinblick auf dieSiedlungsentwicklung auf die Luftqualität im Kanton. Dazudient das Instrument der Parkplatzbewirtschaftung alseiner der möglichen Ansatzpunkte – oder: man redet zwarvon Parkplätzen, meint aber Siedlungsentwicklung sowieLuftreinhaltung.

://: Damit ist die Interpellation 2005/147 von Esther Maagbeantwortet.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1619

17 2005/116Postulat von Esther Maag vom 21. April 2005: Zieleder Luftreinhaltepolitik, Anwendung Verordnung zumRaumplanungs- und Baugesetz in den Gemeinden,Erweiterung der Ersatzabgabe gemäss § 107 RBG

Georges Thüring gibt die grosse Überraschung der SVP-Fraktion über die Bereitschaft der Regierung bekannt, dasPostulat 2005/116 entgegen zu nehmen. Die SVP inter-essierte sich sehr für die Motive, die im Amt zu diesemEntscheid führten. Einmal mehr wird mit einem Postulatvon VCS-Präsidentin Esther Maag der motorisierte Indivi-dualverkehr angeprangert. Das Postulat zielt überdies aufdie Quartierplanreglemente der Gemeinden. Pratteln undLausen lassen grüssen! Dank des Raumplanungs- undBaugesetzesparagraphen 106 entwickelte sich währendder vergangenen Jahre einiges zu Gunsten der Verkehrs-sicherheit in den Gemeinden. Das Gesetz schreibt vor,dass die Bauwilligen für Parkplätze zu sorgen haben.Heute kann dank dieser Gesetzesbestimmung festgestelltwerden, dass die Strassen in den Gemeinden nicht mehrmit parkierenden Autos belegt sind und sicherer wurden.Die Gemeinden und die Gewerbegebiete in den Gemein-den sind wieder attraktiver anzufahren und die Wohnquar-tiere werden vom Parkplatzsuchverkehr verschont. All das

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1779

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Erreichte stellt nun Esther Maag mit dem vorliegendenPostulat in Frage. Als Beispiel sei Frage sechs heraus-gegriffen:...ob nicht eine Erweiterung der Ersatzabgabe-regelung zu prüfen wäre, wonach auf Abstellplätze ver-zichtet werden kann, wenn eine entsprechende Verpflich-tung seitens der Grundeigentümer vorliegt, autofreieHaushalte zu fördern. Man stelle sich vor, ein solchesHaus ohne Abstellplätze würde nach zwei Jahren verkauftan eine Familie, in der Mutter und Vater ein Auto fahrenund auch die Kinder schon im Besitze des Führerauswei-ses sind. Die Autos würden doch alle auf der Allmendabgestellt.Die SVP lehnt das Postulat einstimmig ab und bittet denRat, dieser Vorgabe zu folgen.

Die FDP-Fraktion ist mit Georges Thüring erstaunt, soPatrick Schäfli, dass die Regierung bereit ist, dieses Pos-tulat, das ja eher eine Interpellation ist, entgegen zu neh-men und hat sich einstimmig gegen die Überweisung aus-gesprochen. Auch für die FDP-Fraktion atmet der Vorstossden Geist des VCS, der bekanntlich landesweit Parkplätzebekämpft, egal ob auf privatem oder öffentlichem Grund.Auch Esther Maag müsste es ein Anliegen sein, dafür zusorgen, dass die Strassen nicht überall mit parkierendenAutos den Langsamverkehr behindern. Eine Umsetzungdes Vorstosses zöge aber genau diesen Effekt nach sich.Entschieden spricht sich die FDP-Fraktion auch gegeneine Ausweitung der Ersatzabgabepflicht und gegen diedamit implementierte Zweckentfremdung von Abgabe-mitteln aus. Die Selbstverpflichtung eines Hausbauers, nurden öffentlichen Verkehr zu nutzen, ist ein unkontrollier-bares, absurdes Ansinnen.

Tatsächlich gibt es auch im Kanton Basel-Landschaft sokomische Menschen, die kein Auto benutzen, in Basel-Stadt etwa 50 Prozent aller Haushalte, bemerkt EstherMaag. Diese Leute sind heute, wenn sie ein Haus bauenwollen, tatsächlich gezwungen, zwei Parkplätze zu erstel-len. Nach Ansicht der Grünen wird durch diese Bestim-mung ein falsches Signal gesetzt, das absolut nicht imSinne der nachhaltigen Entwicklung und auch nicht imSinne der Entwicklung des Kantons Basel-Landschaft ist,der sich die nachhaltige Entwicklung auf die Fahne ge-schrieben hat.Zum Suchverkehr wiederholt Esther Maag, diese Proble-matik könnte sich eine Gemeinde ersparen, wenn sie einParkraumbewirtschaftungskonzept einführte. Niemandmüsste einen Parkplatz suchen, jedermann wüsste, wo zuwelchem Preis parkiert werden darf, es wäre Rechtssi-cherheit hergestellt.Die Behauptung, der Verkehr werde sicherer, wenn dieAutos von der Strasse wären, ist falsch, das Gegenteil istrichtig. Sobald Autos auf den Strassen stehen, muss lang-samer gefahren werden.Esther Maag freut sich, dass die Regierung das Postulatentgegennimmt und bereit ist, die Fragen explizit zu prü-fen. Auch die Gegner einer Überweisung sollten ein Inter-esse an einer fundierten Untersuchung der Thematik undeinem entsprechenden Bericht haben.

Jacqueline Halder stimmt dem Postulat namens der SP-Fraktion zu. Tatsächlich geht es nun darum zu prüfen undin der Folge zu berichten. Die Erfahrung zeigt, dass dieErstellung von zwei Parkplätzen nicht immer möglich ist,zum Beispiel bei Altbauten, wo nicht selten der Platz dafürfehlt. Die Gemeinde Allschwil mit ihren vielen schönen

Riegelhäusern muss sich deshalb immer wieder auf dieSuche nach Ersatzparkplätzen machen.

Elisabeth Schneider-Schneiter befürwortet aufgrundihrer Praxiserfahrungen die Überweisung des Postulates,allerdings nicht im Sinne Esther Maags. Die GemeindeBiel-Benken möchte in ihrem neuen ZonenreglementSiedlung zwei Parkplätze pro Wohneinheit vorschreiben,erhält aber aufgrund der Rechtslage nur 1,3 Parkplätzepro Wohneinheit zugeteilt. Die Realität in der Gemeindezeigt aber, dass faktisch zu jeder Wohneinheit zwei Autosgehören, was dazu führt, dass viele Fahrzeuge auf derAllmend stehen. Biel-Benken ist zurzeit dabei, das Zonen-reglement Siedlung zur Genehmigung an die Regierungzu überweisen und wartet in der Meinung, 1,3 Parklätzepro Wohneinheit reichten nicht aus, gespannt auf denEntscheid der Regierung. Frau RegierungspräsidentinElsbeth Schneider-Kenel wird gebeten, im Rahmen derPostulatsprüfung auch diesen Aspekt in ihre Überlegun-gen einzubeziehen.

Regierungspräsidentin Elsbeth Schneider-Kenel hättedie Vor- und Nachteile des Vorstosses, der eher einerInterpellation denn einem Postulat entspricht, gerneschriftlich aufgelistet, und stellt an die Adresse von Geor-ges Thüring dezidiert fest, die Regierung halte das, wasim Vorstoss gefordert werde, keinesfalls für richtig. Trotz-dem möchte die Regierung dem Landrat im Rahmen derLuftreinhalteverordnung aufzeigen, welche Massnahmenergriffen werden müssten, wenn bei Neubauten auf dieErstellung der Abstellflächen verzichtet würde. Höchst-wahrscheinlich wäre ein Grundbucheintrag erforderlichund ein solches Haus wieder verkaufen zu können, dürftemit hohen Risiken behaftet sein.

Georges Thüring lenkt nach den Ausführungen der Re-gierungspräsidentin ein, gibt sein Einverständnis zurÜberweisung des Postulates 2005/116 und freut sich aufdie regierungsrätlichen Antworten der sinnlosen Fragen.

://: Der Landrat überweist das Postulat 2005/116 vonEsther Maag mit 44 zu 28 Stimmen bei 4 Entahltun-gen.

Für das Protokoll:Urs Troxler, Landeskanzlei

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Nr. 1620

18 2005/120Interpellation von Rudolf Keller vom 21. April 2005:Verkommt Pratteln zum regionalen Einkaufs«para-dies»?

Regierungspräsidentin Elsbeth Schneider kündigt an, siewerde sich inhaltlich gleich zu den Traktanden 18, 19 und20 äussern. Alle diese Vorstösse sind am 21. April 2005eingereicht worden. Aufgrund der Ereignisse seit jenemDatum erübrigt sich eine detaillierte Beantwortung dergestellten Fragen.Im Frühjahr 2005 wollte die Firma Maus Frères über dieLischac AG auf dem Pratteler Bombardier-Areal ein Ein-

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061780

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kaufszentrum errichten. In der Zwischenzeit ist bekanntlichvieles passiert.Der Entscheid über die Nutzung des Areals liegt bei denGemeinden Muttenz und Pratteln, welche sich bereits imMai 2005 deutlich geäussert haben: Sie wollten auf die-sem Areal keine publikumsintensive Einrichtung. Die Re-gierung hat im September 2005 ein entsprechendesSchreiben der beiden Gemeinden erhalten und zur Kennt-nis genommen. Daraufhin hat der Kanton alle entspre-chenden Abklärungen eingestellt. Die Lischac AG verfolgtdie Pläne für ein Einkaufszentrum nicht weiter.Aufgrund dieser Faktenlage sieht die Regierung keinenHandlungsbedarf. Die Interpellation ist nach dieser Entwic-klung gegenstandslos geworden. Die gestellten Fragengehen von einer überholten Sachlage aus.Immerhin hat die Regierung Verkehrsprobleme, die miteinem regionalen Einkaufszentrum hätten entstehen kön-nen, nicht übersehen. Sie macht sich Gedanken darüber,wie solche Verkehrsprobleme grundsätzlich gelöst werdenkönnten; das Tiefbauamt stellt entsprechende Überlegun-gen an.Die Möglichkeiten der Regierung, aktive Wirtschaftspolitikzu betreiben, sind, bezogen auf das Bombardier-Areal,sehr beschränkt.

Rudolf Keller ist mit der Stellungnahme der Regierungeinverstanden und stimmt auch der Abschreibung seinesPostulats 2005/117 zu.

://: Die Interpellation ist somit beantwortet.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 1621

19 2005/115Postulat von Rita Bachmann vom 21. April 2005: «Neu-es Leben in Pratteln West»

Landratspräsident Eric Nussbaumer erklärt, die Regie-rung sei zur Entgegennahme des Postulats bereit, be-antrage aber die Abschreibung.

Rita Bachmann hat ihre Fragen auf die Pläne von MausFrères für die Bewirtschaftung des Bombardier-Arealssowie die damit zusammenhängenden Verkehrsproblemefür die Gemeinden Pratteln und Muttenz bezogen.Nachdem die beiden Gemeinden von einer publikums-intensiven Nutzung und somit einer Steigerung der Ver-kehrsbelastung absehen, setzt sich Muttenz dennoch –schon im Rahmen des kantonalen Richtplans – weiter füreine Nordumfahrung ein, die unbedingt nötig ist.Auf der Achse Pratteln-Muttenz ist eine solche Umfahrungdringend und wichtig – und zwar schon eingangs von Mut-tenz –, weil die Strassenverbindung St. Jakob-Muttenz-Pratteln extrem stark befahren wird.Die Postulantin ist natürlich einverstanden mit der Über-weisung ihres Vorstosses. Da ihr Grundanliegen in Bezugauf die Verkehrsachse Pratteln-Muttenz nicht aufgenom-men wurde, kann es ihres Erachtens aber nicht als «erle-digt» abgeschrieben werden. Weil die Forderungen jedochklar an «Pratteln West» gebunden waren, wehrt sich Rita

Bachmann nicht gegen Abschreiben, betont aber, siewerde bald einen neuen Vorstoss einreichen, welcher sich– unabhängig von Pratteln West – mit der Verkehrssituati-on auf der genannten Achse befassen werde.

://: Das Postulat wird überwiesen und abgeschrieben.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 1622

20 2005/117Postulat von Rudolf Keller vom 21. April 2005: Füreine gedeihliche Entwicklung von Pratteln

Landratspräsident Eric Nussbaumer erklärt, die Regie-rung beantrage die Überweisung und gleichzeitige Ab-schreibung des Postulats. Aus dem Votum von RudolfKeller zu Traktandum 18 war zu entnehmen, dass derPostulant damit einverstanden wäre.

Jürg Degen verzichtet auf eine Wortmeldung.

://: Das Postulat wird überwiesen und abgeschrieben.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 1623

21 2005/133Interpellation der SP-Fraktion vom 12. Mai 2005: Inter-essenskonflikte bei Beratungsmandaten. SchriftlicheAntwort vom 13. September 2005

Simone Abt beantragt Diskussion.

://: Dem Antrag wird stattgegeben.

Simone Abt dankt der Regierungspräsidentin für die Ant-worten. Noch bleiben aber offene Fragen und Widersprü-che bestehen. Klar wird aus der Antwort, dass Klaus Ko-cher in der Bau- und Umweltschutzdirektion eine Ver-trauensstellung geniesst. Er berät, wo zweckdienlich,sowohl die Direktionsvorsteherin als auch andere Stellenin der BUD und nimmt an Sitzungen der Geschäftsleitungteil. Sein Tätigkeitsfeld ist also ausserordentlich umfas-send. Durch sein Beratermandat ist er an die Schwei-gepflicht gebunden. Dazu stellen sich noch einige Fragen:Nach welchen Kriterien wird eine externe Person für einesolch umfassende Tätigkeit ausgesucht? Ist es denkbar,dass der Personenkreis solcher Berater künftig allenfallsausgedehnt wird? Weshalb muss ein externer Berater dieDirektionsleitung so eng begleiten? Sollte die kantonaleVerwaltung diese Beratungs- und Unterstützungsstrukturnicht intern selber schaffen?Wer entscheidet, wo Konfliktpotenzial besteht? Der Ant-wort ist zu entnehmen, es liege im Ermessen des Bera-ters, über die Annahme anderer Mandate zu informieren.

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1781

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Die Direktion hat dabei keine Mitsprache. Das wirkt etwasundurchsichtig.Der Berater hat ganz offensichtlich einen erheblichen Ein-fluss auf Entscheidungsprozesse, wenn er in so viele Be-reiche zumindest indirekt Einblick erhält.Klaus Kocher hat ein Mandat für die Lischac AG ange-nommen; diese verfolgt aber für die Nachfolgeplanung aufdem Bombardier-Areal nicht unbedingt die gleichen Zielewie die Raumplanung, die ebenfalls in der BUD angesie-delt ist. Welchen Eindruck macht es auf die Öffentlichkeit,wenn ein bekanntermassen bei der BUD engagierter Bera-ter auch für die Lischac AG auftritt?

Regierungspräsidentin Elsbeth Schneider hält fest, dieKriterien für die Beschäftigung des Beraters seien seinFachwissen und seine Erfahrung. Klaus Kocher ist einsehr guter Berater. Dass er nicht fest angestellt ist, liegt anden Kosten, denn die gewählte Lösung auf Mandatsbasisist deutlich günstiger als die Schaffung einer Vollstelle.Klaus Kocher informiert die BUD-Vorsteherin über all seineMandate. Er nimmt keinen Einfluss auf die in der Direktiongetroffenen Entscheide, sondern berät lediglich. Die Ent-scheide werden von der Vorsteherin oder den Dienststel-lenleitern getroffen.Bei der Lischac AG hat Klaus Kocher kein weiteres Man-dat; er hat sich lediglich einmalig als Podiumsleiter zurVerfügung gestellt.

Ruedi Brassel hat mit Interesse vernommen, das KlausKocher auch Diensstellen berät. Handelt es dabei aus-schliesslich um Beratungen hinsichtlich der Medienarbeit?Oder wie schliesst die Regierung aus, dass es nicht auchzu fachlicher Beratungstätigkeit kommt?Wie kann die Regierung ausschliessen, dass es zu Inter-essenkonflikten kommt, wenn Klaus Kocher einerseits einMandat der Lischac AG, ihre Medienkonferenz vorzuberei-ten, übernimmt, ohne andererseits die Regierung darüberzu informieren? Die Regierung hat ein vitales Interesse aneiner Nachfolgenutzung im Bombardier-Areal. Das bedeu-tet aber gerade, dass es sehr heikel ist, wenn die gleichePerson, welche die BUD berät, auch jene Firma unter-stützt, die sich für das Areal interessiert. Die Anliegen derGemeinden Muttenz und Pratteln, deren Haltung zur künf-tigen Nutzung des Bombardier-Areals sich klar von denInteressen der Lischac AG unterscheidet, wurden gar nichtberücksichtigt.Es ist positiv, aber auch erstaunlich, in welcher Offenheitdie regierungsrätliche Antwort die Widersprüche, die indiesem Zusammenhang zutage treten, aufdeckt. Es ist zuhoffen, dass solche potenzielle Interessenkonflikte künftignicht mehr entstehen.

Regierungspräsidentin Elsbeth Schneider versteht dieReaktion von Ruedi Brassel. Auch sie fand es nicht ge-schickt, dass Klaus Kocher das Mandat der Lischac AGübernommen hat. Sie hat ihm dies auch klar gemacht.Klaus Kocher hat den Auftrag, künftig keine Mandate miteinem derartigen Konfliktpotenzial mehr anzunehmen.

://: Damit ist die Interpellation erledigt.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 1624

22 2005/163Postulat der Bau- und Planungskommission vom 9.Juni 2005: Baubewilligungsgebühren

Der Regierungsrat ist, so Landratspräsident Eric Nuss-baumer, zur Entgegennahme des Postulats bereit.

://: Das Postulat wird überwiesen.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 1625

23 2005/078Postulat von Eva Chappuis vom 10. März 2005: Klas-senbildung 2005/2006 der Sekundarstufe l

Landratspräsident Eric Nussbaumer teilt mit, die Regie-rung sei bereit, das Postulat entgegenzunehmen, beantra-ge aber gleichzeitig dessen Abschreibung. RegierungsratUrs Wüthrich wünsche, dass das Wort zuerst der Postu-lantin erteilt werde.

Lachend bedankt sich Eva Chappuis für die Grosszügig-keit des Bildungsdirektors. So erspart er sich sämtlicheArbeit.Das Postulat hat die Tragezeit längst überschritten; esnützt überhaupt nichts mehr, es noch zu behandeln.Die Postulantin appelliert an die Regierung und an dieübrigen Involvierten: Macht keine solchen Übungen mehr!Seid vorsichtig und vernünftig im Umgang mit der Klas-senbildung beim Entstehen von Klassen – und wenn sieeinmal gebildet sind, verzichtet auf Hauruck-Übungen undnehmt bei Zusammenlegungen sorgfältige Abklärungenvor! So, wie es auf das Schuljahr 2005/06 hin gelaufen ist,darf es nicht mehr laufen! Die Wunden sind jetzt nochnicht verheilt, sie werden mitgetragen und vernarben beiden Betroffenen unter Umständen gar nicht mehr. So gehtman nicht mit Menschen um!

Nach diesen Äusserungen zieht Eva Chappuis ihr Postu-lat zurück.

://: Infolge Rückzugs des Postulats ist das Geschäft erle-digt.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061782

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Nr. 1626

24 2005/081Motion der SVP-Fraktion vom 10. März 2005: Lehrer-konferenzen ausserhalb der ordentlichen Unterrichts-zeiten

Die Regierung ist, wie Landratspräsident Eric Nussbau-mer bekannt gibt, bereit, den Vorstoss in der Form einesPostulats entgegenzunehmen, und beantragt zugleichdessen Abschreibung.

Die Regierung teile die Auffassung der SVP-Fraktion, dieUnterrichtszeit sei ein knappes und kostbares Gut, betontRegierungsrat Urs Wüthrich. Sie soll deshalb vollumfäng-lich zugunsten der Schülerinnen und Schüler und zumLernen eingesetzt werden.Der Ausfall von Unterrichtszeit für Konferenzen einer- undWeiterbildung andererseits muss richtigerweise auf einunvermeidliches Minimum begrenzt sein. Mit dem neuenBildungsgesetz sowie mit der Neuregelung des Berufsauf-trags und der Arbeitszeit für die Lehrpersonen ist dieserGrundsatz ausdrücklich in den gesetzlichen Grundlagenverankert worden.Die BKSD ist dafür zuständig, den Anfang und das Endedes Schuljahres, die Schulferien, allfällige Feiertagsbrü-cken und die schulfreien Tage festzulegen. Auch der Ter-min für die amtliche Kantonalkonferenz kann nur mit Bewil-ligung der Direktion festgelegt werden.Im Berufsauftrag für die Lehrpersonen ist deren Arbeitszeitin verschiedene «Schubladen» eingeteilt worden. Nebendem Unterricht fallen auch Vor- und Nachbereitung, Team-arbeit, Schulentwicklung und -verwaltung sowie Weiter-bildung an. Gemäss Bildungsgesetz kann die Schulleitungdie Lehrerinnen und Lehrer zu Weiterbildung von bis zuzwei Wochen während der Schulferien verpflichten. DieBKSD kann darüber hinaus Weiterbildungsprogramme fürobligatorisch erklären. Diese Weiterbildung muss natürlichwann immer möglich in die unterrichtsfreie Arbeitszeitgelegt werden.Bei Konferenzen, namentlich der obligatorischen Kan-tonalkonferenz, ist es aus organisatorischen Gründenjedoch unvermeidlich, dass diese während der Unter-richtszeit stattfindet, konkret am 10. Mai 2006. Dabei han-delt es sich um die Plenarversammlung aller BaselbieterLehrpersonen, die nur alle vier Jahre stattfindet. Die Dele-giertenversammlungen, an denen weniger Personen teil-nehmen, können organisatorisch einfacher in Randzeitengelegt werden.Wohl ebenfalls zur Motion Anlass gegeben hat der Unter-richtsausfall in der Woche vor Ostern, die für Weiterbil-dungsprogramme genutzt wird. Diese Praxis entsprichtnicht in erster Linie dem Wunsch der Lehrpersonen, son-dern ist auch aufgrund des starken Drucks der Eltern ein-geführt worden. Denn sehr viele von ihnen haben Ferien-verlängerungsgesuche gestellt. Zwar stellt die BKSD Über-legungen an, die heutige Regelung wieder rückgängig zumachen; aber die Chancen, dies durchzusetzen, dürftengering sein, denn Schülerinnen, Schüler und Eltern be-trachten diese freien Tage als festen Ferienbestandteil.Für die Lehrpersonen sind dies aber keine Ferien, weildann – teils sogar kantonal vorgegebene – Weiter-bildungsprogramme stattfinden.Es ist ein wichtiges, zum Führungsauftrag der Verantwort-lichen gehörendes Dauerthema, dafür zu sorgen, dass diegeplante Unterrichtszeit der tatsächlichen Unterrichtszeit

entspricht. Die Anliegen der Motion können mit den heutebestehenden Instrumenten umgesetzt werden. Deshalbsoll sie als Postulat überwiesen werden – die Regierunghat die aufgeworfene Frage geprüft und nun darüber be-richtet –, gleichzeitig kann das Postulat aber auch abge-schrieben werden.

Die SVP-Fraktion hält laut Ernst Wüthrich an der Motionfest. Heute ist ein parteiübergreifendes Postulat zum The-ma «Reduktion der Stundenausfälle an der SekundarstufeI» (2006/029) eingereicht worden. Die Frage der Lehrer-konferenzen könnte dann gleich im Rahmen der Prüfungjenes Anliegens behandelt werden.

Etienne Morel ist mit der grünen Fraktion gegen dieÜberweisung der Motion, und zwar auch in der Form ei-nes Postulats.Liest man die SVP-Motion ein paar Mal durch und erkenntman, was darin zwischen den Zeilen steht, so merkt man,dass es der SVP um etwas anderes als um die beunruhi-gend hohe Zahl an Stundenausfällen an der Sekundar-stufe I geht.Der allergrösste Teil der Stundenausfälle – bis zu 30 Tagepro Jahr – geht nicht auf Krankheitsfälle zurück, sondernauf planmässige Ausfälle des Fachunterrichts wegenProjekttagen, Skilagern, Blockwochen, Schulreisen,Sport- und Spieltagen, Ausflügen etc. Dieser Wert ist vielzu hoch.Die SVP-Motion deutet dieses Problem nur an, bietet aberkeinen Lösungsansatz. Nur der geringste Teil der Unter-richtsausfälle ist auf die im Vorstoss genannten Gründezurückzuführen.85 % der Jahresarbeitszeit der Lehrkräfte entfallen aufden eigentlichen Unterricht inklusive Vor- und Nachberei-tung und 15 %, also rund 270 Stunden pro Jahr, auf El-terngespräche, Elternabende, SchülerInnen-Betreuung,Weiterbildung, Konferenzen, Vor- und Nachbereitung vonAusflügen, Lagern usw. Für diese ganzen Aktivitäten rei-chen aber die 270 Stunden längst nicht aus – abgesehenvon einigen schwarzen Schafen, die es auch in der Leh-rerschaft gibt. Um die Problematik zu umgehen, wendendie Schulleitungen einen Trick an: Verschiedene Tätig-keiten, welche die LehrerInnen während dieser 15 % ihrerArbeitszeit ausführen müssten, werden aus Zeitgründenauf die Unterrichtszeit verlegt. Das ist unschön, vermutlichaber nicht anders lösbar.Das Arbeitsfeld einer Lehrkraft entspricht nicht mehr dem-jenigen von früheren Lehrergenerationen. Die Schüle-rinnen und Schüler tragen die gesellschaftlichen Proble-me in die Schulen, nicht zuletzt weil oft kein intaktes Fa-milienleben mehr vorhanden ist. Die Schule muss dieseProbleme lösen, damit überhaupt ein einigermassen ge-ordneter Lehrbetrieb möglich ist.Es ist klar – und dafür setzt sich die grüne Fraktion ein –,dass trotz aller gesellschaftlicher Probleme und trotz desmassiv erweiterten Auftrags für die Lehrpersonen derFachunterricht nicht zu kurz kommen darf. Das wäre näm-lich ein Ausverkauf der guten Bildungsqualität.Die Grünen lehnen die SVP-Motion ab, einerseits, weildamit das wesentliche Problem, also die hohe Zahl anStundenausfällen, in keiner Weise gelöst wird, anderer-seits weil sie von einem verwerflich falschen Arbeitsbildder Lehrpersonen ausgeht.Die grüne Fraktion hat ein überparteilich abgestütztesPostulat initiiert und eingereicht, mit dem eine maximaleZahl von Tagen festgelegt werden soll, an welchen der

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1783

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Fachunterricht ausfallen darf. Damit wird das Problem derenorm hohen Zahl an ausfallenden Stunden gelöst.

Karl Willimann bemerkt, das erwähnte, von den Grüneninitiierte Postulat habe tatsächlich die gleiche Zielrichtungwie die Motion der SVP. Dass die Frage der Lehrerkonfer-enzen nur ein kleiner Aspekt der gesamten Stunden-ausfall-Problematik ist, stimmt – aber es ist ein Bestandteildavon und wird auch im genannten Postulat 2006/029erwähnt. Deshalb ist nicht zu verstehen, weshalb sich nundie Grünen so gegen die SVP-Motion wehren.Im Landrat wurde schon des öfteren diskutiert über dieKlagen der Lehrerschaft über zu wenig Unterrichtszeit undzu wenige Lektionen. Schon deswegen gibt es keinenplausiblen Grund, amtliche Lehrerkonferenzen währendder Unterrichtszeit abzuhalten. Weshalb können diesedenn nicht am Mittwoch Nachmittag statt am Morgen statt-finden?Ausserdem muss einmal darauf hingewiesen werden, wieder Landrat von gewissen Kreisen angesehen wird: In derAnkündigung zur 145. Amtlichen Kantonalkonferenz –wieder an einem Mittwoch-Morgen im Mai 2006 – im Or-gan der BKSD steht die Bemerkung des Konferenzpräsidi-ums: «Wir haben uns sehr schwer getan mit der Beantwortungder Frage, ob es politisch klug sei, diese Versammlungnicht in der Karwoche durchzuführen. Dafür hätte auch derpolitische Druck gesprochen, der durch bürgerliche Motio-nen aufgebaut worden ist.» Ausschlaggebend für denTermin war dann aber «die Teilnahme an dieser Veran-staltung, weil sie obligatorisch für alle Lehrkräfte des Kan-tons ist.»Daraus lässt sich nichts anderes herauslesen als eineGeringschätzung des Landrats. Die Politik könne sagen,was sie wolle, das ist den Lehrern egal – so lautet derTenor.

Eva Gutzwiller fasst sich angesichts der fortgeschrittenenZeit kurz. Die FDP-Fraktion schliesst sich nach einer inten-siven Diskussion grundsätzlich dem Vorschlag der Regie-rung an, den Vorstoss als Postulat zu überweisen undabzuschreiben.Die Stossrichtung ist klar: Angesprochen werden insbe-sondere die Lehrerkonferenzen und Schulungen. Diesebeiden Punkte sind aber im Bildungsgesetz, in der Ver-ordnung über die Konferenzen, die neulich überarbeitetworden ist, sowie im Berufsauftrag für Lehrkräfte detailliertgeregelt. Auch den Freisinnigen ist es ein Anliegen, dieZahl der Unterrichtsstunden zu optimieren. Aber dafürbraucht es die SVP-Motion nicht.Das eben eingereichte Postulat «Reduktion der Stunden-ausfälle an der Sekundarstufe I» greift etwas zu wenigweit, denn von Stundenausfällen sind auch die Primar-schulen betroffen. Eine Gesamtschau wäre wünschens-wert. Aber dafür und auch für die Durchsetzung der be-stehenden gesetzlichen Vorgaben und Führungsinstru-mente ist die vorliegende Motion nicht notwendig.

Die SVP-Fraktion lege zwar den Finger auf einen wundenPunkt, anerkennt Jacqueline Simonet. Aber gerade mitden Lehrerkonferenzen und dem Dreitageblock vor Osternhat sie nicht die besten Beispiele für Stundenausfälle ge-wählt. Gewisse Lehrer und Lehrerinnen haben auch amMittwoch Nachmittag Unterricht, und zur Osterwoche hatbereits Regierungsrat Urs Wüthrich die nötigen Erklärun-gen abgegeben.

Das ganze, grosse Problem ausfallender Lektionen mussanhand der heute auf Initiative der Grünen eingereichtenPostulats überprüft werden.

Die SP-Fraktion ist laut Eva Chappuis für die Überwei-sung des Vorstosses als Postulat – denn nichts anderesist es – und für dessen Abschreibung.Den Dreitageblock in der Karwoche würde die SP ziem-lich heftig verteidigen, denn er bringt tatsächlich etwas,vor allem den Schüler(inne)n und den Eltern, die sich andiese Ferienwoche seit langem gewöhnt haben.Bei der alle vier Jahre stattfindenden Kantonalkonferenzkann sich die SP-Fraktion beide Versionen vorstellen. Esist weder dramatisch, alle vier Jahre einen halben Unter-richtstag hergeben zu müssen, noch wäre es schlimm,alle vier Jahre vier Stunden unterrichtsfreie Zeit dafürverwenden zu müssen. Die Regierung soll die Konferenz2010 planen, wie es ihr behagt.

An die Adresse von Karl Willimann sagt Kaspar Birkhäu-ser, an der Sekundarschule Aesch gebe es keine einzigeKonferenz, deretwegen Lektionen ausfallen. SämtlicheKonferenzen finden ausserhalb des Unterrichts statt. Nurgerade die amtliche Kantonalkonferenz findet an einemVormittag statt, und zwar einmal in vier Jahren.Die Delegiertenversammlungen haben einen Teil derAufgaben der Kantonalkonferenz übernommen; sie wer-den jeweils an einem Dienstag Abend um 18:00 Uhr inFrenkendorf abgehalten, also ausserhalb der Unterricht-szeit.

://: Der Landrat lehnt die Motion mit 50:19 Stimmen beieiner Enthaltung ab.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

*

Nr. 1627

Mittteilungen

Landratspräsident Eric Nussbaumer teilt mit, gleich imAnschluss treffe sich die Ratskonferenz zur Sitzung. Füralle anderen Mitglieder findet nach einer kurzen Umbau-pause eine Information durch Kantonsingenieur RuediHofer über den Stand der Arbeiten im Chienbergtunnelstatt mit anschliessendem Besuch der Baustelle.Der Landratspräsident wünscht allen einen schönenAbend und schliesst die Sitzung um 16:40 Uhr.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 20061784

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Die nächste Landratssitzung findet statt am

16. Februar 2006

Für die Richtigkeit des Protokolls

Im Namen des Landrats

der Präsident:

der Landschreiber:

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 26. Januar 2006 1785

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