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Jahresbericht 2004

Jahresbericht 2004 - THWhS · das Jahr 2004 war für das Technische Hilfswerk erneut ein Jahr der großen Auf-gaben. Vor allem das verheerende Seebe-ben, das Südasien am 26. Dezember

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Jahresbericht 2004

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_Das THWist die Katastrophenschutzorganisationdes Bundes. Mehr als 77.000 ehrenamtli-che Helfer sowie fast 1.000 Mitarbeiter inder Bundesanstalt Technisches Hilfswerkbilden eine leistungsstarke Organisation.Sie unterstützt örtliche Kräfte, wie etwadie Feuerwehr, bei der Beseitigung derFolgen von Unfällen oder Katastrophensowie bei der Abwehr von Gefahren.

Bundesregierung, Europäische Union, ausländische Regierungen sowie die Vereinten Nationen setzen das THW imIn- und Ausland ein. Die THW-Kräfte werden ständig für vielfältige Ansprüchegeschult. Ihnen stehen in 700 deutschenund sieben ausländischen Standortenumfangreiche technische Ausstattungensowie Großgeräte und mehr als 8.400Fahrzeuge unterschiedlichster Arten zurVerfügung. THW-Experten werden zusätz-lich in ehrenamtliche Einheiten der Ver-einten Nationen einberufen, wie zuletztnach dem Seebeben in Südostasien.

Im Jahr 2004 sind THW-Helfer jeden Tagdurchschnittlich zu fast 50 Einsätzen undAufträgen gerufen worden.

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das Jahr 2004 war für das TechnischeHilfswerk erneut ein Jahr der großen Auf-gaben. Vor allem das verheerende Seebe-ben, das Südasien am 26. Dezember heim-suchte, ist uns mit all seinem Schreckennoch äußerst präsent. Diese Naturkatastro-phe, die über 200.000 Menschen dasLeben nahm, bedeutete für die Hilfsorga-nisationen weltweit den größten undkomplexesten Einsatz in ihrer Geschichte.

Das THW war als Hilfsorganisation desBundes eine der ersten internationalenOrganisationen, die der betroffenen Bevöl-kerung nach der Flutwelle zur Seite stand.Die Einsatzkräfte beteiligten sich an derSuche von Verschütteten, bereiteten Trink-wasser auf und unterstützten den Wieder-aufbau der lebensnotwendigen Infrastruk-tur. Bis heute setzt das THW seine Hilfs-maßnahmen in Südasien fort.

Nicht nur diese jüngste Flutkatastrophe,auch schwere Erdbeben wie die im Iranoder in der Türkei machen uns immerwieder bewusst, wie wichtig ein leistungs-starker Katastrophenschutz für die inter-nationale Völkergemeinschaft ist. Als ver-lässlicher Partner hat das THW mit seinengut ausgebildeten und hoch motiviertenHelferinnen und Helfern einen festenPlatz innerhalb der entsprechenden Struk-turen von Europäischer Union und Verein-ten Nationen. Die Helferinnen und Helferdes THW sind humanitäre Botschafter derBundesrepublik Deutschland, die weltweitdurch Engagement und Professionalitätüberzeugen.

Im Berichtsjahr hat das Technische Hilfs-werk seine Kontakte zum Bevölkerungs-und Katastrophenschutz im europäischenAusland wie auch in Afrika und Asienweiter intensiviert. Ausgebaut wurde etwadie Unterstützung von Missionen der UN

_VORWORT

Otto SchilyBundesminister des InnernBerlin, im Mai 2005

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in Afrika; neben Sierra Leone ist nunauch der Sudan Einsatzgebiet des THW.Mit der Eudrex 2004 fand in Wien eineeuropäische Großübung statt, bei derZivil- und Katastrophenschutzeinheitenaus Tschechien, der Slowakei, den Nieder-landen, Österreich und Deutschland dieeinsatztechnische Kooperation nacheinem Erdbeben trainierten.

Der Bevölkerungsschutz ist in unseremLand untrennbar mit der ehrenamtlichenBeteiligung der Bürgerinnen und Bürgerverbunden. Ihr Engagement gewährleistetein hervorragend funktionierendes natio-nales Hilfeleistungssystem. Das THWnimmt in diesem System eine prominenteStellung ein – und seine Ehrenamtlichensind ein Garant für unkomplizierte undeffiziente Hilfe.

Aufgabe der Politik ist es, das soziale Mit-einander durch das Bekenntnis zu Ge-meinschaftswerten wie Solidarität undVerantwortung zu fördern. Nur so könnendie gesellschaftlichen Rahmenbedingun-gen dafür geschaffen werden, dass sichder menschliche Wunsch, dem Mitmen-schen bei Gefahr oder Schaden beizuste-hen, entfalten kann.

Ich danke den tatkräftigen Helferinnenund Helfern des THW, die mit steterZuverlässigkeit, großem Sachverstand undselbstlosem Einsatz dazu beitragen, denhohen Wert des Helfens überall dort zuverkörpern, wo es Unglücke und Katastro-phen erfordern.

Mein Dank gilt aber auch den Familienund Arbeitgebern. Ihr Verständnis undihre Unterstützung bilden die unverzicht-bare Grundlage für das ehrenamtlicheEngagement von Frauen und Männern im THW.

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_Ihre Aufgabe, technisch-humanitäre Hilfe zu leisten,erfüllt die Bundesanstalt TechnischesHilfswerk mit ehrenamtlichen Helfern.Die Einbindung von zehntausenden Freiwilligen in staatliches Handeln kannbereits als Umsetzung der neu formulier-ten Vision von Partnerschaft zwischenBürgern und Staat aus dem Leitbild derBundesregierung verstanden werden.

Die ehrenamtlichen Kräfte des THW sindBürger aus allen gesellschaftlichen Schich-ten und Berufen. Sie bilden die wesentli-che Grundlage der Leistungsbereitschaftund Leistungsfähigkeit des THW. Die Bürger verwirklichen damit selbst einenTeil der Daseinsvorsorge, die sie vom Staaterwarten, den sie schließlich selbst bilden.

Ein lebendiges und leistungsfähiges Tech-nisches Hilfswerk ist Ausdruck des politi-schen Willens, ehrenamtliches Engage-ment zu fördern und dem Subsidiaritäts-prinzip auf breiter Basis zum Durchbruchzu verhelfen.

Das THW ist die einzige Regierungsorga-nisation der Welt, die auf dem Ehrenamtbasiert.

_AnmerkungWenn im Rahmen dieses Jahresberichts von

Helfern oder Mitarbeitern geschrieben wird,

so sind immer auch Helferinnen und Mit-

arbeiterinnen sowie – generell – Personen

beider Geschlechter gemeint.

Helfer im Sinne des THW sind Freiwillige,

die ehrenamtliche Dienste für Bevölkerungs-

schutz und Katastrophenhilfe leisten.

Mitarbeiter sind Beschäftigte der Bundes-

anstalt Technisches Hilfswerk im Geschäfts-

bereich des Bundesinnenministeriums.

_Zugunglück bei Osnabrück:Einer von mehr als 16.000Einsätzen des THW im Jahr2004.

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_INHALT

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_Einsatz Seebeben 6THW-Kräfte zu Gebietskoordinatoren für Hilfsteams anderer Nationen und Organisationen berufen.

_Weitere Auslandsaktivitäten 10Auswärtiges Amt und ausländische Organisationen geben Aufträge für teilweise jahrelange Arbeiten.

_Berufung zu den Vereinten Nationen 13Erste THW-Frau in Diensten der UNDAC: Petra Jenning hat sich für internationale Einsätze als UN-Notfallhelferin qualifiziert.

_Faszination Helfen 16Hohe Anziehungskraft des THW: 77.021 Männer und Frauen leisten ehrenamtlich technische und humanitäre Hilfe.

_Aus den Landesverbänden 20665 Ortsverbände im gesamten Bundesgebiet stehen flächendeckend mit Tatkraft und Technik bereit.

_Aus den Technischen Einheiten 26Technischer Fortschritt aus ehrenamtlichem Engagement. Am häufigsten sind Bergungs- und Beleuchtungsarbeiten gefragt.

_Mitarbeiter 30Die Mitarbeiter in der THW-Leitung sowie in den Landesverbändenund Geschäftsstellen verstehen sich als „Helfer der Helfer“.

_Finanzen 33Die neu eingeführte dezentrale Verantwortung über die Mittelverwendung in den Ortsverbänden führt zu zielgenauerem Einsatz der Mittel.

_Bericht des Präsidenten 35Der erreichte Stand 2004 kann für eine „lernende Organisation“ wie das THW immer nur ein Zwischenstand sein.

_Im Verbund der Hilfsorganisationen 38Die Sicherheitsarchitektur der Bundesrepublik wird neu gezeichnet. Das THW bindet sein Leistungsvermögen voll in die Ressourcenplanung ein.

_Impressum 39

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30Titelbild: Bergung in Bad Salzungen. Helfer des Ortverbands Eisenach im Einsatz.

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_EINSATZ SEEBEBEN

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_Wasser für 157.000 Menschen

Als eine der ersten Organisationen leistetedas THW Soforthilfe in den von der Flut-katastrophe betroffenen Regionen Südost-asiens. Nach einem Ersuchen des Auswär-tigen Amtes erteilte das Bundesinnenmi-nisterium den entsprechenden Auftrag.Während der ersten Wochen der Hilfsak-tion waren ständig mehr als 100 ehren-amtliche Helfer des THW im Einsatz. DieEhrenamtlichen wurden von acht haupt-amtlichen Mitarbeitern vor Ort unter-stützt sowie von der gesamten THW-Orga-nisation in Deutschland. Darüber hinausist das Technische Hilfswerk dem Wunschder Vereinten Nationen nachgekommenund hat zwei Mitarbeiter aus seiner Lei-tung in Bonn zur zeitweisen Unterstüt-zung in die Logistikzentren UNJLC nachRom und Jakarta entsandt.

Die ersten Helfer, die in die Katastrophen-region aufbrachen, stammen aus Ortsver-bänden fast des gesamten Bundesgebiets.Eine Vielzahl ihrer Helferkollegen stelltedas nötige Material für den Einsatz zu-sammen und organisierte die Anfahrtzum Flughafen.

Das THW hat Helfer speziell für derartigeAnforderungen ausgebildet sowie zweiSchnell-Einsatz-Einheiten-Ausland gebildet.Die Erste ist die SEEBA. Sie ist auf Suchak-tionen und Bergungsmaßnahmen vonVermissten und Verschütteten speziali-siert. Die zweite Einheit, die SEEWA(Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversorgung-Ausland), ist dafür aufgestellt, um schnellst-möglich die Versorgung mit Trinkwasserin Notstandsgebieten wieder herzustellen.Diese Einheit verfügt über Anlagen zurAufbereitung verschmutzten Wassers. Siekann – bei Bedarf – sogar Salzwasser auf-bereiten. Stündlich können solche Anla-gen bis zu 6.000 Liter Trinkwasser zurVerfügung stellen. Die Aufbereitung wirdständig von THW-Experten in eigenen

Laboratorien kontrolliert. Die Expertender SEEWA reparieren zudem Wasser-leitungssysteme und machen Brunnenwieder brauchbar. Große Aufmerksamkeitrichten sie darauf, Seuchen zu verhindern.

Neben den Sondereinheiten SEEBA undSEEWA sind auch Trinkwasser-Fachgrup-pen aus verschiedenen Ortsverbänden insKrisengebiet geschickt worden. Das THWverfügt bundesweit über 23 solche Grup-pen, die speziell für die Wasseraufberei-tung und Trinkwasserversorgung aus-gerüstet und ausgebildet sind.

Mitte Januar 2005 stellten die von THW-Helfern aufgebauten und betriebenen 17Wasseraufbereitungsanlagen täglich fasteine Million Liter Trinkwasser zur Verfü-gung. Damit konnten bis zu 157.000 Men-schen in den betroffenen Gebieten ver-sorgt werden. Die Anlagen blieben vorOrt, als die Soforteinsatzgruppen abreis-ten. Die Unterstützung des THW istimmer Hilfe zur Selbsthilfe. BesondererWert wird darauf gelegt, örtliche Kräfteanzulernen, so dass diese möglichst baldden Betrieb der Anlagen und Systemeübernehmen können.

_Der Einsatz in Sri Lanka

Noch am Abend des Unglückstages, des26. Dezember, startete ein drei Mann star-kes Erkundungsteam nach Colombo. ZweiIngenieure fuhren sofort in den Südender Insel nach Galle, um dort den Einsatzder SEEWA vorzubereiten. In der Haupt-stadt Colombo hielt das dritte Teammit-glied als Einsatzkoordinator Kontakt zulokalen Behörden und zu den VereintenNationen. Deren UNDAC-Team berief dieTHW-Einheit zum Koordinator für denWiederaufbau der Wasserversorgung imGebiet um Galle. Die Aufgabe bestanddarin, die Aktionen sämtlicher in diesem

_THW-Experten stellten dieTrinkwasserversorgung wieder her.

Oben: Umkehrosmoseanla-gen sind in der Lage, auchstark verschmutztes Wasserzu reinigen oder Salzwasserin Trinkwasser zu verwan-deln.

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_EINSATZ SEEBEBEN

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Gebiet tätigen Hilfsorganisationen aufein-ander abzustimmen. Auf diese Weise wur-den die Maßnahmen des österreichischenRettungsdienstes AFDRU, des belgischenMilitärs, der Nicht-RegierungsorganisationHELP sowie einer Vielzahl kleinerer Hilfs-dienste optimiert, so dass sich die Aktio-nen gleichmäßig auf die Orte verteilten,in denen die Not am größten war.Die 16 Mann starke SEEWA-Einheit trafzwei Tage nach dem Erkundungsteamsamt drei Wasseraufbereitungsanlagenund weiteren Ausstattungen in Colomboein. Der Auftrag lautete, Bevölkerung undHospitäler im Raum Galle mit Trinkwasserzu versorgen, Brunnen zu reinigen unddie Wasserleitungssysteme wieder herzu-stellen. Schon am 2. Januar konnten dieTHW-Kräfte die Trinkwasserversorgungfür 1.800 Flüchtlinge in einem der 29Flüchtlingslager in Betrieb nehmen. Da-rüber hinaus produzierte das THW denStrom für das Lager. Das Trinkwasserlaborin Galle ist seitdem in Betrieb und mitAufträgen voll ausgelastet. Das BaseHospital in Balapitiya wird mit Frisch-wasser aus THW-Anlagen versorgt. Nach

den ersten beiden Einsatzwochen waren92 Großbrunnen wieder in Stand gesetzt.Zahlreiche weitere Brunnen waren nochzu reinigen.

_Der Einsatz in Thailand

Schon am frühen Morgen des 28. Dezem-ber flogen 15 SEEBA-Experten nach Phu-ket ab. Ein Teil begab sich von dort sofortnach Khao Lak, um die Bergungsmaßnah-men in den dortigen Hotelanlagen zuunterstützen. Zur Gesamtleitung des Ein-satzes wurden noch am 28. Dezembervier weitere Kräfte nach Phuket verlegt.Die SEEBA-Mitglieder sind mit modernsterOrtungstechnik für Suchmaßnahmensowie für Bergungen unter schwierigstenBedingungen ausgestattet und trainiert.Neben der Suche nach Vermissten bietendiese Erdbebenspezialisten den Landes-behörden regelmäßig auch Hilfe bei derEinsatzkoordination an. Dafür bliebendrei THW-Fachleute in Thailand, nachdemder Suchauftrag am 8. Januar abgeschlos-sen war. Sechs Bergungsspezialisten wur-den anschließend nach Indonesien verlegt.

_Umfangreiches Materialmusste ins Einsatzgebiettransportiert werden. DieTHW-Experten wurden vonden Vereinten Nationen zu Gebietskoordinatoren für alle Maßnahmen zurWiederherstellung der Wasserversorgung im RaumGalle auf Sri Lanka berufen.

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_Der Einsatz in Indonesien

Nach dem internationalen Hilfeersuchender Regierung in Jakarta entsandte dasTHW am 29. Dezember drei Spezialistenfür Erkundungen nach Sumatra. Nach Ein-gang des Hilfeersuchens des indonesischenInnenministeriums schickte das THWAnlagen zur Analyse und Aufbereitungvon Wasser, ferner Ausstattungen zur Rei-nigung von Brunnen sowie für die In-standsetzung von Wasserleitungsnetzen.Mitte Januar waren 47 Helfer in BandaAceh im Einsatz. Sie betrieben drei Aufbe-reitungsanlagen im dortigen Wasserwerkund sicherten die Wasserversorgung einesFlüchtlingslagers in Seulimum. Die Was-serversorgung des General-Hospitals ein-schließlich der Kinderintensivstationwurde wieder hergestellt. Sie wurde

danach von der Bundeswehr übernom-men. Eine Trinkwasseraufbereitungsan-lage stellte das THW für sechs WochenEinsatzkräften der Caritas zur Verfügung.

_Der Einsatz auf den Malediven

Im Auftrag der Europäischen Unionentsandte das THW am 31. Dezember 23 Helfer. Auf den Atollen Meemu undThaa installierten sie vier Aufbereitungs-anlagen, die etwa 7.500 Menschen täglichmit bis zu 36.000 Litern Trinkwasser ver-sorgten. Diesen Einsatz in einem Gebietvon etwa 500 km Ausdehnung leistet dasTHW im Rahmen des EU-Gemeinschafts-verfahrens. Die Soforthilfe wurde mit derÜbergabe der Anlagen an eingearbeiteteörtliche Kräfte beendet.

_Die wichtigsten Sofort-maßnahmen waren nachwenigen Tagen umgesetzt.Das THW war eine derersten Hilfsorganisationenvor Ort. Inzwischen laufendie Vorbereitungen fürmittelfristige Wiederauf-bauprojekte.

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_Regelmäßig werden dieEinsatzkräfte geschult. DieEinsatzrealität erfordertdennoch immer wiederImprovisationsfähigkeit.

_Neben den Spezialisten fürTrinkwasseraufbereitungwaren auch die Rettungsex-perten der Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland(SEEBA) im Einsatz.

Insgesamt hatte das THW Mitte Januar2005 elf Unimogs und zwei Jeeps in derRegion im Einsatz, ferner 17 Wasseraufbe-reitungsanlagen, zahlreiche Pumpen undverschiedene Stromerzeugungsaggregate.Die SEEWA-Spezialisten bringen grund-sätzlich umfangreiches Reparaturmaterialfür Rohrleitungen mit in die Katastro-phenregionen. Das Material reicht fürerste Maßnahmen. Weiteres Material wird– soweit das möglich ist – lokal beschafft.

Die Anfangsprobleme beim Transport vonMaterial und Personal waren Mitte Januar2005 überwunden. Geblieben sind diephysischen und psychischen Belastungenfür die Helfer, die von der Gesamtsitua-tion ausgingen. Starke Monsunregenhaben die Arbeiten massiv erschwert unddas Malaria-Risiko drastisch erhöht.

_Pläne für weitere Maßnahmen

Das Ausmaß der Schäden in der Regionmacht über humanitäre Soforthilfen hin-aus eine Fortsetzung der Hilfsleistungennotwendig. Die zweite Phase der Maßnah-men, die technische Aufbauhilfe, hatbereits begonnen. Fließend vollzieht sichder Übergang zur Unterstützung beimWiederaufbau der zerstörten Infrastruk-tur. Die Bundesregierung hat für dienächsten drei bis fünf Jahre umfangreichefinanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.Das THW ist darauf vorbereitet, bei den

Projekten mitzuwirken und mit anderenOrganisationen zu kooperieren; zum Bei-spiel mit der Deutschen Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit, mit derBundeswehr oder mit dem EuropeanCommission Humanitarian Aid Office undanderen Organisationen. Überall geht esauch um den Transfer von Wissen, wielokale Kräfte in die Maßnahmen einge-bunden werden können und wie durchvermehrten Einsatz einheimischer Helferdie Erneuerungsvorhaben beschleunigtwerden können. ■

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_WEITERE AUSLANDSAKTIVITÄTEN

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_42 Projekte in zwölf Ländern

Das Technische Hilfswerk hatte 2004 wie-der zahlreiche internationale Aufgabenausgeführt; schon bevor zum Jahresendezusätzliche Kräfte bei der Bewältigungder Folgen des Seebebens eingesetzt wur-den. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 167THW-Angehörige für 42 Projekte in zwölfLändern tätig. Damit setzt sich die intensi-ve internationale Inanspruchnahme derTHW-Leistungen fort. Sie ist Folge der

hohen Kompetenz von Helfern und Mitar-beitern, die bei ihren Arbeiten moderneAussstattungen vielfältigster Art einsetzenkönnen. Als humanitäre Botschafter derBundesrepublik vermitteln sie ein positi-ves Bild von der jederzeitigen Hilfsbereit-schaft und der technischen Leistungsfä-higkeit Deutschlands. Solche Einsätzeerfolgen oft in Krisengebieten. Verschie-dentlich mussten THW-Kräfte vor Ab-

_Das Know-how des Techni-schen Hilfswerks findet imAusland immer mehr An-erkennung; ablesbar aneiner wachsenden Zahl vonProjekten, mit denen dasTHW betraut wird, wennKatastrophen- oder Kriegs-folgen zu beseitigen sind.

Quelle: RB-Deskkart

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_WEITERE AUSLANDSAKTIVITÄTEN

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Balkan: Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Serbien: Seit 1993 wurden im Rahmen der Minderheitenrückkehr zahlreiche

Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte durchgeführt. In Bosnien und Serbien wurden sie 2004 abgeschlossen.

Im Kosovo werden sie noch bis Ende 2005 fortgesetzt.

Tunesien: Unterstützung der Stadtverwaltung Tunis bei der Bekämpfung der Überflutungen durch den Einsatz

von Hochleistungspumpen im Februar 2004.

Afghanistan: Seit Anfang 2002 Wiederaufbau zahlreicher öffentlicher Gebäude und Liegenschaften – vor allem für Polizei

und Innenministerium; schwerpunktmäßig in Kabul, Herat und Kundus.

Irak: Ausstattung des Wasserwerks von Bagdad einschließlich Wiederaufbau und Inbetriebnahme des Trinkwasserlabors,

Einweisung des lokalen Personals sowie Instandsetzung von Bauhof und Lagerflächen.

Iran: Betrieb von Trinkwasseranlagen sowie Durchführung von Hilfsgütertransporten nach dem Erdbeben im Dezember 2003.

Marokko: Verstärkung der Hilfsmannschaft der Europäischen Union durch THW-Berater.

Tschad: Hilfe beim Aufbau von Camps, in denen 20.000 Flüchtlinge aus dem Sudan Zuflucht fanden. Bau von vier Brunnen

sowie von Gebäuden und Sanitäreinrichtungen. In der Folge weitere Aufträge ähnlicher Ausmaße.

Sudan: Aufbau und Betrieb einer Zentralwerkstatt für Fahrzeuge, Generatoren und andere Ausstattungen sowie

Errichtung eines Trinkwasserlabors in Al Fashir in der Region Darfur; voraussichtlich bis Mitte 2005.

Somalia: Erneuerung von Straßen und grundsätzliche Neuorganisation der Straßenverkehrsbehörden durch Beratung

und Fortbildung der Mitarbeiter; bis Ende 2005.

Sierra Leone: Betrieb einer Generatorenwerkstatt und Unterstützung der UN-Friedensmission UNAMSIL bis Ende 2005.

Liberia: Betrieb einer zentralen Generatorenwerkstatt und Unterstützung der UN-Friedensmission UNMIL voraussichtlich

bis Ende 2005.

Demokratische Republik Kongo: Aufbau von Hubschrauber-Hangars an drei UN-Standorten und Unterstützung der

UN-Friedensmission MONUC bis Ende 2005.

Südasien: Indonesien, Sri Lanka, Malediven, Thailand: Nach der ersten Phase, der humanitären Soforthilfe, hat

die zweite Phase, die technische Überlebenshilfe, begonnen. Gleichzeitig werden Pläne zur Unterstützung des

Wiederaufbaus entwickelt und mit den verschiedenen Organisationen abgestimmt.

schluss der Aufgaben abgerufen werden,da ihre Sicherheit nicht mehr gewährlei-stet war. Besonderer Dank und Respektgilt allen Helfern und Mitarbeitern, diesolche Belastungen auf sich nehmen. Auftraggeber und Geldgeber für die inter-nationalen Projekte sind neben der Bun-desregierung insbesondere die VereintenNationen, die Europäische Union und dieRegierungen verschiedener europäischer

Staaten sowie mehrere Nicht-Regierungs-organisationen. Insgesamt stellten sie imvergangenen Jahr einschließlich der ausdem Vorjahr weitergeführten Vorhaben16,3 Millionen Euro für die Durchführungder Arbeiten zur Verfügung. Elf Projektelaufen 2005 weiter – teilweise sogar bis2006. Die Ereignisse in Südostasien zei-gen, wie schnell und massiv sich dieAnforderungen ändern können. Wieder-

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_WEITERE AUSLANDSAKTIVITÄTEN

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_Die Aufgabe der THW-Männer (nicht im Bild) inSierra Leone lautet, Strom-generatoren für die UN-Frie-denstruppen zu warten. Inihrer Freizeit leisten dieEhrenamtlichen aber auchHilfe zur Selbsthilfe; hierbeim Bau eines Wasser-rückhaltebeckens, wofürdas Auswärtige Amt Mittelzur Verfügung stellte.

aufbauprojekte, die sich hieraus ergeben,werden voraussichtlich noch über dasJahr 2006 hinausgehen.

Wie umfangreich Projekte sein können,belegt das Engagement auf dem Balkan.Dort sind Kräfte des THW seit zwölf Jah-ren im Einsatz. In Sierra Leone leistenzeitweise bis zu 15 THW-Experten seitDezember 2001 den offiziellen deutschenSachbeitrag zur Friedensmission der Ver-einten Nationen. Diese Unterstützungwurde 2004 erfolgreich fortgeführt. Unterder Bezeichnung „Generator-Mechanics“wird eine Zentralwerkstatt betrieben, inder inzwischen mehr als 380 Stromgene-ratoren der UN-Mission regelmäßig gewar-tet und repariert werden. Für Notfallein-sätze steht rund um die Uhr ein Einsatz-team zur Verfügung, um eventuell auchvor Ort an den 25 Standorten der Blau-helmkontingente Wartungsarbeitendurchzuführen.

Eine weitere UN-Friedensmission unter-stützten THW-Experten 2004 in der Demo-kratischen Republik Kongo. Sie organisier-ten dort den Bau von drei Hubschrauber-Hangars, in denen nun Wartung undReparaturen der UN-Helikopter erfolgen.Wegen Unruhen im Einsatzgebiet musstedas THW-Team jedoch evakuiert werden.Die Wiederaufnahme des Projektes ist für2005 geplant. Erste Hilfsmaßnahmen zurInstandsetzung der völlig desolaten Trink-wasserversorgung im Irak konnten THW-

Experten im Februar 2004 abschließen.Dies war als offizieller Beitrag der Bundes-republik Deutschland zum zivilen Wieder-aufbau zu verstehen. Bei seinem Besuchin Deutschland hat sich der irakischeMinisterpräsident Allawi Anfang Dezem-ber 2004 ausdrücklich für diese schnelleund umfassende Hilfe des THW bedankt. In Afghanistan hat das THW seit Anfang2002 inzwischen 43 Projekte realisiert,darunter der Bau des Hauptquartiers derafghanischen Grenzpolizei, einer Unter-kunft für Rekrutinnen sowie einer Kinder-tagesstätte in der Polizeiakademie. Erst-mals wurden Arbeiten 2004 auch außer-halb Kabuls ausgeführt; und zwar in denDistrikten Herat, Kundus und Takhar.

Um den Herausforderungen der humani-tären Hilfe vor dem Hintergrund einerwachsenden Globalisierung gerecht zuwerden, intensiviert das Technische Hilfs-werk seit Jahren die Kooperation mit in-ternationalen Partnern. So hat das THWauch 2004 wieder maßgeblich an derWeiterentwicklung des EU-Gemeinschafts-verfahrens zur Förderung einer verstärk-ten Zusammenarbeit bei Katastrophen-schutzeinsätzen innerhalb der Europäi-schen Union sowie in Drittstaaten mitge-wirkt. THW-Experten prüfen z.B. die Nutz-barkeit von Informationen des gemein-schaftlichen Satelliten-Fernerkundungs-projekts RESPOND für Planung undDurchführung von Auslandseinsätzen.Praktische Übungen zum EU-Mechanismusfanden 2004 in Frankreich, Österreichund Finnland statt. Nach Abschluss dieserÜbungen steht fest: Der EU-Mechanismushat seine Funktionstüchtigkeit unterBeweis gestellt. Das Engagement des THWwurde von allen Seiten als beispielhaftanerkannt. Die Großübung „Odersprung2005“ wird ein weiterer Meilenstein inder internationalen Freundschaft der Feu-erwehren und technischen Hilfsdienstesein. Die Übung leistet einen wichtigenBeitrag zu dem im Mai beginnenden„Deutsch-Polnischen Jahr der Freund-schaft“. ■

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_BERUFUNG ZU DEN VEREINTEN NATIONEN

_Erste THW-Frau in Diensten der Vereinten Nationen

Als erste Frau des Technischen Hilfswerkswurde Petra Jenning 2004 in das Exper-tenteam der UNDAC berufen. Für einenJahreslohn von einem Dollar fliegt dieHelferin des Ortsverbands Berlin-Reinicken-dorf los, wenn das United Nations DisasterAssessment and Coordination Team(UNDAC) zur Katastrophenbewältigungruft. Der erste Einsatz brachte sie EndeJuli ins Hochwassergebiet von Bangladesh,der zweite führte sie in die Seebeben-Region von Indonesien.

Die faszinierende Helferkarriere begannmehr zufällig und kaum anders als Tau-sende anderer Fälle: Familie Jenning ziehtvon Kreuzberg nach Reinickendorf um.Aus Petras neuem Kinderzimmer fällt derBlick auf den dortigen THW-Ortsverbandin der Thyssenstraße. Ihre neue Freundinist Tochter des späteren Ortsbeauftragten.Sie ist 1983 schon in der Jugendgruppedes THW aktiv.

_Erste Zugführerin des THW

Petra lässt sich mitreißen. Sie durchläuftdie dreijährige Nachwuchsausbildung,lernt den Umgang mit Maschinen undGeräten und besteht die Abschlussprü-fung: „Ich hatte immer schon ein Faiblefür Technik“, sagt sie heute. Nur mit ihrenKünsten im Schweißen ist die inzwischen37-jährige nicht wirklich zufrieden. „Dasist nicht so mein Ding.“ Den LKW-Führer-schein hat sie auch nicht gemacht; andersals viele Frauen, die heute ins TechnischeHilfswerk eintreten.

Auch im „normalen“ Leben beweist PetraJenning Tatkraft. Sie macht das Abitur,bricht das Studium der Sinologie und Eth-nologie aber ab und fängt als „Fräuleinvom Amt“ bei der damals noch grauenPost an. Heute ist sie Leiterin einerBetreuergruppe, die rund um die Uhr fürKunden der Deutschen Telekom erreich-bar ist: Schichtdienst inklusive. Selbstver-ständlich ist sie nebenbei Ersthelferin,wenn Kollegen während der Arbeit maletwas passiert. Was sie in der Freizeit im

THW-Dienst erlernt und übt, kommt imBerufsalltag folglich auch dem Arbeit-geber zugute.

Dieser Synergieeffekt mag auf den erstenBlick gering sein. Was GruppenleiterinJenning ansonsten an Führungserfahrungaus THW-Diensten in den Berufsalltag ein-bringt, ist nur schwer messbar. Unbestreit-bar ist, dass Kenntnisse von 77.000 Hel-fern aus dem THW-Engagement nicht aufdas Technische Hilfswerk beschränkt sind,sondern wie selbstverständlich eingesetztwerden, wo immer es möglich ist.

1995 war Petra Jenning als 27-jährige dieerste und lange Zeit die einzige Zugführe-rin im gesamten THW; zuständig für 40Helfer. „Glücklicherweise ist das heuteanders“, freut sie sich über inzwischen 56weitere Helferinnen in verschiedenen Füh-rungspositionen.

Jahrelang war sie Leiterin der Grundaus-bildung in Reinickendorf. Die dortigenTHW-Kameraden sind fast alle durch ihreSchule gegangen. „Da gibt es keine Füh-rungsprobleme“, wenn jeden Montag ab19 Uhr in der Thyssenstraße gelehrt,gelernt und geübt wird. Ortsbeauftragterist jetzt Sven. Das ist Petras Lebensgefährte:

_Petra Jenning: Von der Junghelferin zurUN-Fachfrau

_Recherchen im Schadens-fall: UNDAC-Expertin Jenning ermittelt Basis-Informationen für den Hilfe-Anforderungsbericht anRegierungen in aller Welt,hier in Bangladesh, späterin Indonesien.

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_BERUFUNG ZU DEN VEREINTEN NATIONEN

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„Er ist beim THW mein Chef.“ Wer zuHause das Sagen hat, das will sie nichtverraten. „Wir haben nach einigen Jahrenim THW gemerkt, dass wir auch im nor-malen Leben ein gutes Team sein kön-nen.“ Heirat und Kinder nicht ausge-schlossen.

Um ihren ersten Auslandsauftrag hat sichHelferin Jenning 1992 noch privat bewor-ben. Gefördert von der britischen Armeereiste sie für ein Vierteljahr in die Mongo-lei. Sie baute mit an einer 72 Meter lan-gen Hängebrücke im Altai-Gebirge. Siebetreute Gesundheitsprojekte und wohntebei Nomaden.

_Meisterprüfung bei internationalemGroßeinsatz

Im Herbst 2000 soll Petra Jenning eigent-lich „nur“ einen Einsatzzug mit 35 Leutenleiten, der nach verheerenden Stürmen inSüdfrankreich die Stromversorgung wie-der aufbaute. Plötzlich ist sie jedoch dieerste Frau überhaupt, die bei einem sol-chen internationalen Großeinsatz einenganzen Unterabschnitt anführt. 140 Leutewaren das zeitweilig. „Ja, das war wohldie Meisterprüfung“, bestätigt sie.

Eines Tages kam dann die Anfrage vonder THW-Leitung, ob sie sich vorstellenkönne, öfter mal ins Ausland zu gehenund dort in einem UNDAC-Team mitzuma-chen. Petra Jenning konnte sich das gutvorstellen. Sie besuchte Lehrgänge,bestand Prüfungen und Gesundheitstests.Am 1. Juli 2004 unterschrieb sie ihrenersten Expertenvertrag: Zwei Dollar sym-bolischer Lohn für zwei Jahre Laufzeit.

„Die Bezahlung macht bei der Versiche-rung einen gravierenden Unterschied“,erklärt die internationale Helferin denUnterschied zwischen Freizeitbeschäfti-gung und Job-Ausübung. Seither hat sieimmer einen fertig gepackten Koffer inBerlin stehen; darin enthalten die hell-blaue Jacke der Vereinten Nationen. PetraJenning ist nun eine von 164 Ehrenamt-

lichen aus aller Welt, die grundsätzlichfür Einsätze in UNDAC-Teams bereitstehenund von Fall zu Fall neu zusammengeru-fen werden. Ihre Aufgabe lautet dann, dasjeweilige Ausmaß von Katastrophen zuerfassen und die formalen Voraussetzun-gen für internationale Hilfeleistungen zuschaffen.

Die UNDAC ist eine Abteilung der UNOCHA:Das United Nations Office for the Coordi-nation of Humanitarian Affairs in Genf istdie Unterorganisation der VereintenNationen für humanitäre Angelegenhei-ten. Richard van Hazebrouck, im Haupt-beruf Leiter der Operationszentrale desTHW in Bonn, ist bereits seit 1996 Mit-glied der UNDAC-Gruppe. An 14 Einsätzender multinationalen Hilfseinheit hat erbereits teilgenommen, zuletzt auf den Seychellen und in Kenia, wo der Tsunamiebenfalls gewütet hat. Van Hazebroucksetzt damit die Tradition von THW-Exper-ten fort, die vor Jahren schon als UNDAC-Helfer überall im Einsatz waren.

Die fünf Kollegen bei der „Jenning-Pre-miere“ in Bangladesh stammten aus fünfNationen. Umgangssprache war Englisch.Die Gruppe unterstützte den örtlichenUN-Koordinator bei dessen Arbeit. ImDetail heißt das, Informationen über dasAusmaß der Schäden sammeln, analysie-ren und bewerten. Das Ergebnis derRecherchen an den jeweils schlimmstenOrten des Geschehens ist ein 55-seitigerBericht. In genau vorgeschriebener Formlistet er die Anforderungen der örtlichenStellen auf; wie viel Geld für erste Hilfenbenötigt wird.

Telefon und E-Mails laufen über Satelliten.Der Bericht liegt wenig später bei regie-rungsamtlichen und nichtamtlichen Stellen in aller Welt vor. Sie entscheidenschließlich, was sie den Behörden des Katastrophenlandes zur Verfügung stellenkönnen.

Nebenbei kann Petra Jenning Vorschlägemachen für Hilfsmöglichkeiten anderer

_THW-Experte Richard vanHazebrouck ist seit 1996immer wieder im Hilfsein-satz für die UNDAC; hier2004 nach den Wirbel-stürmen in der Karibik.

_THW-Helferin PetraJenning vor dem Abflugzum UNDAC-Einsatz in Südostasien.

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_Naturkatastrophen undGroßunfälle in technischenAnlagen verursachen steigende Opferzahlen und Schäden.

Quelle: EM-DAT, Cred, Universität Löwen, Belgien, World Desaster Report 2004, Münchener Rückversicherung, Swiss Re.

650651

784

719

767

614

487

428401

419407

Zahl der Katastrophenweltweit

Zahl derKatastrophenopfer

Katastrophenschädenin Milliarden Dollar unterschiedliche Skalen

mehr als 150

56

282931

85

585351

233

68

über 300.000

76.806

25.705

39.382

21.016

132.131

114.905

79.72077.046

84.570

21.789

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

_BERUFUNG ZU DEN VEREINTEN NATIONEN

15

Organisationen. In Bangladesch machtesie sich für ein Cholera-Krankenhaus starkund für eine Wasseraufbereitungsanlagein Comilla.

Bei ihrem jüngsten Einsatz, in Indonesien,wurde Petra Jenning mit einer sehr vieldramatischeren Lage konfrontiert. Hinterden Kulissen half sie mit, den Aufbau desUN-Lagers in Banda Aceh zu koordinieren,wo zeitweise bis zu 90 Hilfskräfte unterka-men und versorgt wurden. Wo sie konnte,unterstützte sie auch die Teams der deut-

schen Hilfsorganisationen. Sie stellte Kon-takte her und sorgte für Besprechungs-möglichkeiten der Katastrophenhelfer.

Nach zweieinhalb Wochen war Petra Jen-ning wieder zu Hause: „Ja, es gibt auchein Privatleben neben dem THW“, sagtdie weltgewandte Frau und weiß, dass siedemnächst wieder von der Faszination desHelfens in mehrfacher Hinsicht ergriffensein wird: Weil dem Helfen immer erstein schreckliches Ereignis vorausgeht. ■

_Bilanz der Katastrophen und Großschadenfälle

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16

_Neuer Spitzenwert: 77.021 ehrenamtliche Helfer

Die Zahl der Helfer ist im vergangenenJahr um weitere 296 auf 77.021 gestiegen.Dieses Ergebnis bedeutet einen neuer-lichen Spitzenwert in der Geschichte desTechnischen Hilfswerks. Es belegt dieunverändert hohe Anziehungskraft derOrganisation. Die Ausstattung mit Gerä-ten und Fahrzeugen wurde durch Realisie-rung des Komponentenmodells neu struk-turiert, modernisiert und wesentlicherweitert. Ausbildungsstrukturen undTrainingsmethoden für die Helfer wurdenüberarbeitet; mit dem Ziel, dass Abschlüsseverstärkt auch außerhalb des THW aner-kannt werden. Die „Faszination Helfen“gewinnt auch damit eine neue Dimen-sion. Im Jahr eins nach der Gründung der„Abteilung für das Ehrenamt“ in derTHW-Leitung bewährt sich das Konzept,den Belangen der Helfer noch größeresGewicht als bislang schon beizumessen.

Eine besondere Herausforderung für dasTHW ergibt sich aus der Entwicklung derWehrpflicht. Die abnehmende Stärke derJahrgänge, die zur Wehrpflicht herange-zogen werden, lässt grundsätzlich auchbeim THW die Zahlen der Interessentensinken, die sich ersatzweise zum Dienstim Bevölkerungsschutz und in der Kata-strophenhilfe verpflichten. Zudem hat diejüngste Verkürzung der Wehrpflicht zueiner entsprechenden Anpassung der Min-destverpflichtungszeit beim THW von sie-ben auf sechs Jahre geführt. Die strategi-sche Aufgabe besteht darin, der demogra-phischen und regulatorischen Entwick-lung durch Initiativen zu begegnen, diesicherstellen, dass Bevölkerungsschutzund Katastrophenhilfe weiter in gewohntumfassender Weise geleistet werden kön-nen.

Die Zahl der THW-Junghelfer ist 2004 umfünf Prozent auf 14.481 stärker gestiegenals die Gesamtzahl der Helfer. Die Zahlder Junghelfer übersteigt die ebenfallszunehmende Zahl der Althelfer um fastein Drittel. Diese erfreuliche Entwicklungunterstreicht die Wirksamkeit der einge-leiteten Maßnahmen zur Stärkung der

internen Organisation und zur Auswei-tung der externen Leistungsfähigkeit.

Den größten Zuwachs unter den ehren-amtlich engagierten THW-Kräften ver-zeichnen Frauen. Ihre Zahl ist 2004 ummehr als zehn Prozent auf 6.374 gestie-gen. Der hohe Zuwachs ist auch ein Belegfür erfolgreiche Jugendarbeit. In derNachwuchsorganisation engagieren sichMädchen überproportional stark. Früheroder später wachsen sie als Helferinnenaus der Jugend heraus in den Status der„aktiven Helferinnen“. 57 Frauen habenes inzwischen in Führungspositionengeschafft: Sie sind Ortsbeauftragte, Zug-führerinnen oder Gruppenführerinnen.

Junghelferinnen haben sich 2004 wiedererfreulich zahlreich dem THW ange-schlossen. Der Zuwachs beläuft sich aufzehn Prozent. Jede sechste Nachwuchs-kraft ist weiblichen Geschlechts. Eine sol-che Quote ist für die gesamte Helferorga-nisation wünschenswert. Dort ist der Frau-enanteil inzwischen auf acht Prozentangewachsen.

Der männliche Helfernachwuchs ist 2004um vier Prozent gestiegen. Damit bewei-sen die Angebote und Möglichkeiten desTHW ihre Attraktivität gegenüber man-cherlei Strömungen, die allgemein nicht

_FASZINATION HELFEN

_Der THW-BundessprecherFrank Schulze (li.) zeichnetein Jahr nach ihrer Grün-dung die Abteilung Ehren-amt aus. AbteilungsleiterHans-Joachim Derra nimmtdie Medaille des Bundes-sprechers entgegen.

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_FASZINATION HELFEN

17

von gesellschaftlichem Engagementgekennzeichnet sind. Im Vergleich zu1998 engagieren sich heute fast 60 Pro-zent mehr junge Männer im ehrenamt-lichen Dienst des Technischen Hilfswerks.Um bürgerschaftliches Engagement wei-ter zu fördern, haben sich die verschiede-nen helfenden Jugendverbände zu einerkonzertierten Aktion zusammengeschlos-sen. Ziel ist es, Helfen – noch stärker alsheute schon – zu einer weithin praktizier-ten Ehrensache zu machen.

Von der „Qualitätsoffensive II“ soll 2005weiterer Anschub für die Jugendarbeit desTHW ausgehen. Die Ausbildung derJugendbetreuer wird von 10 auf 14 Lehr-gänge pro Jahr intensiviert. Der Anreiz zuinnovativen Maßnahmen wird durcheinen Förderpreis erhöht. Mit dem Preisfür die beste, selbst aufgebaute Jugend-seite im Internet wurde die LandshuterTHW-Jugend ausgezeichnet.

Beim THW-Bundesjugendlager 2004 ha-ben knapp 4.000 junge Menschen mitge-macht. Einige kamen aus Polen, Tsche-chien, Bosnien-Herzegowina, Russlandund aus Tunesien. Ergebnis des internatio-nalen Jugendcamps an der BundesschuleHoya ist, dass sich eine Teilnehmerin ausRumänien nun dort für den Aufbau einerähnlichen Jugendorganisation einsetzenwill. Unterstützung aus Deutschland istihr sicher. Die zehntägige Erkundungs-fahrt für Jugendbetreuer nach Russlandhat 2004 wichtige Anknüpfungspunktefür den Jugendaustausch gebracht. Er soll2005 mit verschiedenen Reisen beginnen;beispielsweise an den Baikalsee oder nachWischni Wolotschok im Landkreis Tver.

Mehr als 30 internationale Jugendvorha-ben stehen schon zu Jahresbeginn 2005fest. So macht die THW-Jugend beispiels-weise als Botschafter Deutschlands beiAktionen im Deutsch-Polnischen-Jahr mit.

_Starke Zugänge meldendie THW-Ortsverbändebesonders bei Jugend-lichen. Zudem werdenimmer mehr Frauen von der Faszination der Technikerfasst.

14.48113.843

12.34511.370

10.5799.726

8.870

16%15%15%

14%15%

14%13%

2004200320022001200019991998

77.02176.72574.91272.41969.89567.90766.402

8%7%7%6%6%5%5%

2004200320022001200019991998

Junghelfer

Alle Helfer

Anteil der HelferinnenGesamtzahl der Helfer und Helferinnen unterschiedliche Skalen

_Helferzahl erreicht neuen Spitzenwert

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_FASZINATION HELFEN

18

Die Beteiligung von 300 THW-Jugend-lichen am Weltjugendtag in Köln wirdschon einen Hauch von Einsatz vermitteln,den der Nachwuchs ansonsten gelegent-lich vermisst: An „echten“ Einsätzen darfer – aus Sicherheitsgründen – noch nichtteilnehmen.

Insgesamt sind die Zuwachsraten in denverschiedenen Gruppierungen der Helfereine sehr positive Resonanz auf verstärkteBemühungen, Interessenten jeden Altersfür die tätige Nächstenhilfe zu gewinnen.Neben die menschliche Seite des Helfenstritt beim THW der Reiz, der vom Umgangmit modernen technischen Geräten inunterschiedlichsten Situationen ausgeht.Fachliche und soziale Kompetenzen derHelfer werden gestärkt. THW-Helfer undFörderer haben sich in lokalen Förderve-reinen zusammengeschlossen. Die unab-

hängigen örtlichen Vereine besitzen inden Bundesländern mit 13 THW-Landes-vereinigungen e.V. eine Plattform auf derEbene der THW-Landesverbände. In derDachorganisation „Bundesvereinigung derHelfer und Förderer des THW e.V.“, in derauch die THW-Jugend Mitglied ist, gehö-ren neben den Landesvereinigungen derTHW-Päsident und der THW-Bundesspre-cher dem Präsidium an. Die Fördervereineunterstützen die Arbeit des THW auf allenEbenen finanziell und ideell und agierenin der politischen Lobbyarbeit überpartei-lich. Mit der 2004 erfolgten Gründungder „Stiftung THW“ hat ein neues Kapiteldieser Förderung begonnen. Die Stiftungnimmt 2005 ihre Arbeit auf.

5.205 Helfer haben im vergangenen Jahran 429 Lehrgängen für Führungskräfte,Fachhelfer und Helfer mit besonderen

649.051

213.200

346.987

517.025

217.758

570.297

441.638

231.111 51.894

26.339

55.686

48.665

22.391

36.697

47.855

3.763

9.695

3.086

5.021

6.805

2.606

6.654

4.993

1.929

676969

76

848688

120

unterschiedliche SkalenZahl deraktiven Helfer

wahrgenommeneAusbildungsstunden

praktizierteÜbungsstunden

jährliche Ausbildungs- undÜbungsstunden pro Helfer

Sachsen,Thüringen

Bremen,Niedersachsen

Bayern Berlin,Brandenburg,

Sachsen-Anhalt

Hessen,Rheinland-Pfalz,

Saarland

Baden-Württemberg

Hamburg,Mecklenburg-Vorpommern,

Schleswig-Holstein

Nordrhein-Westfalen

_Im Durchschnitt der Lan-desverbände haben sichTHW-Helfer im Jahr 2004bis zu 120 Stunden langfortgebildet oder an Übun-gen teilgenommen.

_Umfangreiche Ausbildungs- und Übungsleistungen

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_FASZINATION HELFEN

Aufgaben teilgenommen. Es wurden anden verschiedensten Standorten 3,2 Millio-nen Stunden Ausbildung wahrgenommen.Der Aufwand, den ehrenamtliche Ausbil-der hier leisten, kann nicht hoch genugbewertet werden. Darüber hinaus entwi-ckeln die Landesverbände weitere Ausbil-dungsinitiativen zusätzlich zu den regulä-ren Diensten der THW-Helfer in ihrenOrtsverbänden.

Übungen ergänzen regelmäßig die Ausbil-dung. 2004 haben die THW-Kräftebundesweit 293.290 Übungsstunden gelei-stet. Der Ortverband Pinneberg beispiels-weise probte eine Höhenrettung im Wind-park Neuenbrook. Wo Hubschrauber undFeuerwehrleitern nicht mehr weiterhel-fen, schlägt die Stunde speziell befähigterHöhenretter. Einer seilte sich aus 67Metern Höhe mitsamt dem Übungsopferab und kam sicher am Boden an. Beieiner anderen Übung riss gar die Strom-versorgung einer Röhre des Elbtunnels ab.Die Ortsverbände Hamburg-Bergedorf,Eimsbüttel und Lübeck probten die Ver-sorgung der wichtigen Verkehrsader mitNotstromgeräten.

Über alle Übungsregeln und Einsatzvor-schriften hinaus kommt es auf schnelleAuffassungsgabe und am Ende auf Impro-visationsfähigkeit an. Kein Einsatz gleichtdem anderen. Erfahrungen gelten als einebesondere Art der Weiterbildung. In ver-stärktem Maße wird auch grenzüber-schreitend geübt. Bevor dabei jedochtechnische und taktische Abstimmungenvorgenommen werden können, gilt es,etwaige Sprachbarrieren zu überwinden. Regelmäßige Ausbildungen sind nicht nurVoraussetzung für Helfer, um ihre Aufga-ben im THW erfüllen zu können. Die Aus-bildungen werden heute in zunehmen-dem Maße auch im beruflichen Umfeldanerkannt. Seit 2004 erwerben beispiels-weise erfolgreiche Teilnehmer der Lehr-gänge „Bergungsräumgeräteführer“, „Bag-gerführer“ und „LKW-Kranführer“ an derTHW-Bundesschule Hoya den von denBerufsgenossenschaften anerkannten Erd-

_Präsident der Bundesver-einigung e.V., Hans-JoachimFuchtel, MdB: „Die StiftungTHW nimmt 2005 ihreArbeit auf.“

_Abschlüsse von THW-Aus-bildungen werden von denBerufsgenossenschaftenauch als Qualifikationen fürdas „normale“ Leben aner-kannt; hier die Ausbildungzum Baggerführer.

baumaschinen- oder Kranführerschein.Die THW-Bundesschule mit den Standor-ten in Hoya und Neuhausen führt jedesJahr 400 Lehrgänge durch. In Zusammen-arbeit mit Europäischer Union und Ver-einten Nationen finden in Neuhausenmultinational besetzte Kurse statt. Sie sindVoraussetzung für die Wahrnehmung vonSchlüsselfunktionen bei internationalenEinsätzen. Neben der Ausbildung an denSchulstandorten bietet das THW neuer-dings auch virtuelle Lernverfahren an: E-Learning. Durch diese ortsunabhängigeWissensvermittlung lassen sich Beruf undEhrenamt besser miteinander verbinden.Die verstärkten Anstrengungen in Ausbil-dung und Training zielen nicht nur dar-auf ab, den sachgerechten Umgang mitimmer wertvolleren Geräten zu üben undauf gelegentlich stark belastende Einsatz-bedingungen in Katastrophengebietenvorbereitet zu sein. Sie dienen ferner densteigenden internationalen Anforderun-gen durch Vereinte Nationen, EuropäischeKommission oder Regierungen, die inzunehmendem Maße das THW um Hilfebitten. ■

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_Bayern_Baden-Württemberg

_Hessen, Rheinland-Pfalz,Saarland

_Nordrhein-Westfalen

_Bremen, Niedersachsen

_Sachsen, Thüringen

_Berlin, Brandenburg,Sachsen-Anhalt

_Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,Schleswig-Holstein

Geschäftsstellen

17268

12

128

13077

11

114

6015

6

57

3970

5

49

2856

4

33

13963

11

111

9931

9

94

9941

8

79

_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

20

_665 Ortsverbände sind dieTHW-Heimat für mehr als77.000 Helfer. Die Ortsver-bände werden über 66Geschäftsstellen in achtLandesverbänden – an teil-weise gemeinsamen Stand-orten – geführt. Darausergibt sich die Gesamtzahlvon 700 THW-Standorten inDeutschland.

_700 Standorte

Logistikzentrum Heiligenhaus

Helfer

THW-Bundesschulen

Ortsverbände Landesverbände THW-Leitung

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_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

21

_Ortsverbände leisten tausendfach Hilfe

Deutschland ist 2004 von Großschäden,wie etwa dem Elbe- oder dem Oder-Hoch-wasser, verschont geblieben. In den Nach-barländern kam es ebenfalls nicht zukatastrophalen Großereignissen, diegrenzüberschreitende Hilfeleistungennotwendig gemacht hätten. Vor diesemHintergrund waren im vergangenen Jahrnicht ganz so viele Einsätze des THWnötig wie 2003. Die Gesamtzahl der Hilfe-leistungen, zu denen THW-Kräfte inDeutschland gerufen wurden, ist 2004 umvier Prozent auf 16.425 zurückgegangen.Die Bemühungen, Leistungsfähigkeit undLeistungsbereitschaft der THW-Kräftedurch Schulungen und Übungen weiterzu erhöhen, können in dieser Leistungsbi-lanz nicht erfasst sein. Insgesamt habendie Helfer in den THW-Ortsverbändensowie die Mitarbeiter in den Landesver-bänden und Geschäftsstellen sowie in derTHW-Leitung 2004 wieder hohe Anforde-rungen erfüllt.

Von Flensburg bis Garmisch-Partenkir-chen sind 2004 bei den Ortsverbändentäglich durchschnittlich rund um die Uhrknapp 50 Anforderungen aufgelaufen; seies, dass die Folgen von Windhosen in derGroßstadt Duisburg oder im anhaltini-schen Dorf Micheln zu beseitigen warenoder nach einem Eisenbahnunglück beiOsnabrück das Ausströmen von Giftgasverhindert werden musste. In Pinnebergbeispielsweise haben THW-Helfer ent-scheidend dazu beigetragen, einen Hub-schrauber der Deutschen Rettungsflug-wacht „Blaue Engel“ wieder flott zumachen. In Berlin haben sie einen unter-irdischen Erdgasspeicher abgedichtet,nachdem es bei Wartungsarbeiten zueiner explosionsartigen Verpuffunggekommen war.

Das sind nur wenige der mehr als 16.000Hilfeleistungen, die das THW seit 2001jedes Jahr erbringt. Beinahe jeder Einsatzstellt neue Anforderungen an Menschenund Material. So brauchte etwa die Feuer-wehr in Bonn schweres Räumgerät desTHW, um den Brand der Freien Waldorf-

schule wirksamer bekämpfen zu können.Um nächtliche LKW-Kontrollen auf derAutobahn durchführen zu können, batdie Polizei in Hannover das THW umHilfe. Den Einsatz übernahm die Fach-gruppe Beleuchtung, die mit einem Licht-mast anrückte.

Für Berufsfischer an der Donau pumptenTHW-Helfer Wasser durch eine von ihnengelegte 80 Meter lange Rohrleitung, umFische in einem Altwasserbecken zu ret-ten. Das Spektrum der Leistungen, mitdenen die ehrenamtlichen Helfer jeder-zeit aufwarten können, ist weit und mit-unter spektakulär wie etwa beim Brandder Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar.Mittels eines Schnellbaugerüsts verhinder-ten THW-Helfer den Einsturz des Dach-stuhls.

Am häufigsten waren 2004 die Kräfte der 111 Ortsverbände des LandesverbandsBayern gefragt, gefolgt von den Einheitenaus Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarlandsowie aus Baden-Württemberg und Nord-

_Mittels Balken und Schnell-baugerüst sicherten THW-Kräfte den Dachstuhl des400 Jahre alten Gebäudesder Anna-Amalia-Bibliothekin Weimar. Alle am Einsatzbeteiligten Helfer, unterihnen Einsatzkräfte derOrtsverbände Apolda, Erfurtund Rudolstadt/Saalfeld,wurden dafür mit demThüringer Kulturpreis aus-gezeichnet.

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_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

22

rhein-Westfalen. 3.873 Einsätze in Bayernsind in Relation zur Größe des Landesver-bands in etwa genauso viel wie 778 Ein-sätze der 32 Ortsverbände in Sachsen,Thüringen. In beiden Landesverbänden istder Anteil der bei Einsätzen mitwirkendenHelfer bezogen auf die Zahl der dort akti-ven Helfer ähnlich groß.

Die meisten Einsatzstunden erbrachtendie Helfer in Nordrhein-Westfalen. DerOrtsverband Paderborn musste einenungewöhnlichen Einsatz erleben. Ausungeklärter Ursache ist Mitte August seineeigene Fahrzeughalle niedergebrannt.Immerhin konnte ein Übergreifen derFlammen auf den direkt angrenzendenSchulungs- und Verwaltungstrakt desTHW sowie auf das Holzlager verhindertwerden. Die gesamte Flotte der 18 Pader-

borner Fahrzeuge sowie die technischenAusstattungen und die persönlichenSchutzausstattungen der Helfer wurdenOpfer der nächtlichen Flammen. Durchumfangreiche Eigenleistungen und groß-zügige Unterstützung von verschiedensterSeite konnte die Einsatzbereitschaft desOrtsverbands schnell wieder hergestelltwerden. Die neue Fahrzeughalle wird2005 fertiggestellt. Ein ähnliches Schicksalhaben die Ortsverbände Grimma undEilenburg im Elbetal erlebt. Die Helferwurden selbst Opfer des Hochwassers von2002. Inzwischen konnten die Einheitenvorbildlich sanierte Gebäude beziehen.Auch die Schäden an der Unterkunft desOrtsverbands Döbeln konnten 2004 besei-tigt werden. In Borna ist mit dem Bau desGebäudes für den Ortsverband begonnenworden.

16.42516.936

18.792

16.916

13.53513.812

12.513

64.34962.340

84.403

93.516

100.19395.355

79.608

2004200320022001199919981997

Zahl der THW-Einsätzein Deutschland

Zahl der Helferbei diesen Einsätzen

Zahl dergeleisteten Einsatzstunden unterschiedliche Skalen

877.200

962.693

3.314.580

761.358814.982

924.603811.524

_Gemessen an der Gesamt-zahl der aktiven THW-Helfervon bundesweit 40.789(ohne Jung- und Althelfer)bedeutet die Zahl der beiEinsätzen mitwirkendenHelfer: Jeder war durch-schnittlich mindestens ein-mal im Einsatz, viele sogarhäufiger.

_Fast 50 mal pro Tag werden THW-Einheiten angefordert

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_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

23

In bauliche Modernisierungs- und Erwei-terungsmaßnahmen hat das THW im ver-gangenen Jahr 6,8 Millionen Euro inves-tiert. Seit 2000 sind insgesamt 33,5 Millio-nen Euro für diese Zwecke ausgegebenworden. Im Hinblick auf Altersstrukturund Ausstattung vieler Gebäude sind wei-tere Baumaßnahmen notwendig, damitHelfer überall attraktive Bedingungen fürihr ehrenamtliches Engagement vorfin-den. Die hohen Investitionen des THWdürfen als Ausdruck des besonderen Stel-lenwerts betrachtet werden, den derBevölkerungs- und Katastrophenschutz imGeschäftsbereich des Bundesinnenministe-riums genießt.

Für 2005 sind THW-weit 21 Bauvorhabenbewilligt. Seit Jahren könnten weitere Vor-haben realisiert werden, wenn die Geneh-migungsprozesse schneller abliefen.Wegen einer sogar endgültig verweiger-ten Ausbaugenehmigung für den bisheri-gen Standort musste beispielsweise derLandesverband Nordrhein-Westfalen vonDüsseldorf ins 25 km entfernte Heiligen-haus umziehen. Auf dem dortigen Ge-lände ist auch das Logistikzentrum ein-schließlich des dazugehörigen Fachrefe-rats der THW-Leitung untergebracht. Mitder Kombination von Landesverband undLeitungsreferat konnte eine Optimierungder Kostenstruktur erreicht werden. Wäh-

145.190

167.905

109.834

161.660

99.570

74.24874.728

44.065

11.773

13.501

8.437

12.079

6.783

4.7104.631

2.435

3.045

2.3572.444

3.873

1.517

1.2001.211

778

Sachsen,Thüringen

Hamburg,Mecklenburg-Vorpommern,

Schleswig-Holstein

Berlin,Brandenburg,

Sachsen-Anhalt

Bremen,Niedersachsen

Bayern Baden-Württemberg

Nordrhein-Westfalen

Hessen,Rheinland-Pfalz,

Saarland

unterschiedliche Skalen

12

121313

15

1616

18

Zahl der Einsätze geleistete Helferstunden Einsatzstunden pro HelferZahl dereingesetzten Helfer

_Helfer in Sachsen/Thüringen leisteten 2004 die längsten Einsätze

_Die meisten Einsätzeleisteten die Ortsverbändein Bayern. Die meisten Einsatzstunden erbrachtendie Helfer in Nordrhein-Westfalen. Durchschnittlicham längsten waren dieKräfte des LandesverbandsSachsen/Thüringen imEinsatz.

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rend die Beschaffung zentralisiert wurde,sind die Entscheidungen über die Verwen-dung von Mitteln dezentralisiert worden.Die Verantwortung wurde auf die Ortsver-bände verlagert. Sie können die ihnenzugewiesenen Gelder nun noch zielgenau-er einsetzen und leisten auf diese Weiseeinen wesentlichen Beitrag zu eigenver-antwortlicher Mitwirkung im THW.

Die Zahl der Ortverbände liegt am Jahres-ende 2004 bei 665. Vier Ortsverbändewurden zu zwei Einheiten optimiert. Am19. November 2004 haben sich im sächsi-schen Dippoldiswalde 40 Interessiertezusammengefunden, die zunächst imneuen Stützpunkt und später im Ortsver-band mitmachen wollen. Die offizielleGründung des neuen Ortsverbands wirdfür den Sommer 2005 vorbereitet. Auchan anderer Stelle zeichnet sich die Grün-dung eines weiteren Ortsverbands ab: imvorpommerschen Barth.

Die meisten Helfer und gleichzeitig auchden zweitstärksten Zulauf von Interessen-ten verzeichnet der Landesverband Nord-rhein-Westfalen. Dort sind inzwischen17.268 Freiwillige engagiert, 144 mehr als zum Jahresende 2003. Mit mehr als13.000 Helfern sind die Verbände in denFlächenländern Bayern sowie Hessen,Rheinland-Pfalz, Saarland ähnlich stark.Auch hier sind erfreuliche Zugänge zuverzeichnen. Lebhaften Zuspruch erfährtder Nordverband von Hamburg, Mecklen-burg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.56 Ortsverbände dieser Region verzeich-nen eine Steigerung ihrer Helferzahl auf6.015. Mit der Neugründung in Barthwird diese Zahl 2005 weiter steigen.

In Anbetracht der allgemeinen Entwick-lungen in der Gesellschaft, die mehrdurch zunehmenden Individualismus alsdurch verstärkten Gemeinsinn gekenn-zeichnet sind, verdienen es die Zuwächse

24

_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

unterschiedliche Skalen

2.856

3.970

17.268

6.015

9.931

13.077

9.941

13.963

Bayern Bremen,Niedersachsen

Hessen,Rheinland-Pfalz,

Saarland

Baden-Württemberg

Hamburg,Mecklenburg-Vorpommern,

Schleswig-Holstein

Nordrhein-Westfalen

Berlin,Brandenburg,

Sachsen-Anhalt

Sachsen,Thüringen

-0,4%-0,3%

0,8%

1,8%

-0,9%

0,4%0,2%0,6%

0,4‰

0,5‰

0,9‰0,9‰0,9‰

1,1‰1,1‰1,1‰

* Zahl der Helfer bezogen auf die Bevölkerung des Bundeslandes oder der Bundesländer in Promille, Quelle: Destatis, eigene Berechnungen

Zahl der Helfer Veränderungder Helferzahl

Anzahl der Helferbezogen auf die Bevölkerung*

_Die größte Helferzahlengagiert sich in den Ortsverbänden Nordrhein-Westfalens. Im Vergleichzum Bevölkerungspotenzialdes Landes entspricht dieNRW-Helferzahl demBundesdurchschnitt.

_Unterschiedliche Helferdichte

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_AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

der Ortsverbände, besonders hervorgeho-ben zu werden. Für jeweils 10.000 Bürgerin den „alten“ Bundesländern engagierensich elf Helfer im THW. In den „neuen“Bundesländern sind es vier. Umso erfreu-licher sind die Neugründungsaktivitätengerade in dieser Region.

Bei 16.425 Einsätzen des vergangenen Jah-res in Deutschland kamen insgesamt64.349 Helfer zum Einsatz. Bezogen aufdie Gesamtzahl der aktiven THW-Helfervon 40.789 bedeutet dies: Jeder wardurchschnittlich mindestens einmal imEinsatz, viele häufiger.

Welche technische Kompetenz die Orts-verbände einsetzen können, beweist einSchaden in Frankfurt/Main. Am Abenddes Allerheiligentags explodierte dort dasSchaltfeld eines Heizkraftwerks. Dasbedeutete Stromausfall für ZehntausendeEinwohner, ferner für die Notrufzentraledes Automobilclubs von Deutschland undbeispielsweise auch für das Beatmungsge-rät eines älteren Herrn im Stadtteil Gold-stein. Bis drei Uhr in der Nacht übernah-men 81 Helfer aus der Region mit ihrenNotstromgeräten die Rolle des abgetrenn-ten Kraftwerks.

_Über 800 Helfer im Einsatz fürgemeinnützige Projekte

Mehr als 500 Helfer waren gar im süd-westfälischen Hagen im Einsatz, um dieSprengung des alten Hochhauses der dor-tigen Stadtsparkasse abzusichern. An derEms machte der Ortsverband Papenburgbei der Jungfernfahrt der „Jewel of theSea“ Licht für Tausende Zuschauer undfür die Polizei. Über 800 THW-Kräfte aus80 Ortsverbänden waren drei Tage langim Einsatz „72 Stunden – ohne Kompro-miss“. Der Bund der Katholischen Jugendund der Südwestdeutsche Rundfunk hat-ten zu dieser Aktion aufgerufen. An 1.242Orten in Baden-Württemberg, Hessen,Rheinland-Pfalz und im Saarland wurdensoziale, gemeinnützige und ökologische

_Explosion im Schaltwerkeines Heizkraftwerks inFrankfurt: THW-Ortsver-bände aus dem Umlandschickten ihre Fachgruppenund Notstromaggregate.Stunden lang versorgten sieeinen ganzen Stadtteil mitEnergie.

_Einen einzigartigen Einsatzleistete das THW zusammenmit anderen Organisationenbei Schnackenburg/Elbe:Schiffshebung und Wasse-rung nach fast einjährigerLiegezeit auf dem Trockenen.

Projekte unterstützt. Die Helfer transpor-tierten beispielsweise Felsblöcke, bautenRegendächer auf oder reinigten ein Bach-bett. Tagelang waren die guten Taten inaller Munde.

Der Ortsverband Wismar füllte 1.500 wit-terungsbeständige Sandsäcke, um mitihnen auf der Vogelschutzinsel Langen-werder ein Wärterhäuschen abzusichern.Die nächsten Sturmfluten drohten es an-sonsten wegzuspülen. Jede Hilfe kam zuspät, als bei Chemnitz neun Wasserbüffelauf die Autobahn geraten waren. THW-Helfer mussten die Kadaver beseitigen.

Einen Einsatz spezieller Art leisteten dreiehrenamtliche und ein hauptamtlicherHelfer des THW im Sommer 2004 inAthen. Mit vier Netzersatzanlagen produ-zierten sie während der OlympischenSpiele rund um die Uhr den gesamtenStrom für das Deutsche Haus, den Treff-punkt von Sport, Gesellschaft und Medien.Nachdem 30 Tage vor Beginn der Spieleim Süden Griechenlands für 45 Minutender Strom ausgefallen war, hatte das NOKdas THW um Unterstützung gebeten. DieHelfer aus den Landesverbänden Hessen/Rheinland-Pfalz/ Saarland sowie Bayernhoffen nun, auch 2008 „zu Hilfe“ gerufenzu werden, wenn die Olympischen Spielein Peking stattfinden.

Die Beispiele ließen sich beliebig fortset-zen. Jeder Ortsverband wird von einemFörderverein unterstützt. Dort könnensich Betroffene erkenntlich zeigen, wennihnen ehrenamtliche Hilfe zuteil gewor-den ist. Gelegentlich nehmen sie solcheHilfeleistungen auch zum Anlass, um sichselbst ins Technische Hilfswerk einzubrin-gen und mitzumachen im Sinne einesaktivierenden Staates, der seine Bürger in ihre eigene Daseinsvorsorge einbindet. ■

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_Bayern

_Baden-Württemberg

_Hessen, Rheinland-Pfalz,Saarland

_Nordrhein-Westfalen

_Bremen, Niedersachsen

_Sachsen, Thüringen

_Berlin, Brandenburg,Sachsen-Anhalt

_Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,Schleswig-Holstein

_AUS DEN TECHNISCHEN EINHEITEN

_665 Ortsverbände können727 Einsatzführungsgruppen(Zugtrupps) in Gang setzen,um Schadenslagen zu son-dieren und bis zu 1.433 all-gemeine Bergungsgruppensowie 995 spezialisierteFachgruppen anzufordern.Insgesamt stehen 3.155 Ein-satzeinheiten zur Verfügung.

_3.155 Einsatzeinheiten sind aufgestellt

Fachgruppen

144

292

227

124

239

147

62

119

85

53

110

87

48

81

57

121

242

152

94

189

131

81

161

109

Zugtrupps Bergungsgruppen

Geschäftsstellen

Logistikzentrum Heiligenhaus

Helfer

THW-Bundesschulen

Ortsverbände Landesverbände THW-Leitung

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_Ein großer Schritt in die Zukunft

Fahrzeuge und Ausstattungen des THWwaren zu Jahresbeginn 2005 insgesamt3.155 Einsatzeinheiten zugeteilt. Die Ein-heiten sind in Zugtrupps, universell ausge-stattete Bergungsgruppen sowie in Fach-gruppen gegliedert. Die Fachgruppensind entsprechend ihrer Spezialisierungunterschiedlich ausgestattet und verfügenüber besonders geschultes Helferpersonal.

Die Gesamtzahl der Fachgruppen istgegenüber dem Vorjahr planmäßig starkangestiegen. Der Anstieg ist Folge derRealisierung des Komponentenmodells,das im Vorjahr beschlossen und nunmehrumgesetzt wurde. Mit der größeren Diffe-renzierung von Ausstattungen und Ausbil-dungen der Helfer hat sich das THW eineganz neue, leistungsfähigere Strukturgegeben. Jeder Ortsverband verfügt nunüber mindestens einen Technischen Zug.Er besteht aus einem Zugtrupp, zwei Ber-gungsgruppen und mindestens einerFachgruppe, wobei diese – bei Bedarf –auch von anderen Ortsverbänden ange-fordert wird.

Die Neueinteilung der Kräfte in kleinere,speziellere Einheiten dient dem Ziel, fle-xibler auf die wachsende Zahl von Anfor-derungen reagieren zu können, die sichden THW-Kräften heute tagein tagausdurch örtliche Gefahrenlagen stellen. Sopumpten beispielsweise die Fachgruppen„Wasserschaden/Pumpen“ der Ortsverbän-de Roth, Hilpoltstein und Pfaffenhofenpro Stunde 30.000 Liter Wasser aus einemleckgeschlagenen Rumpf, bis das dazugehörende, 130 Meter lange Schiff vomGrund des Main-Donau-Kanals gehobenwerden konnte.

Hilfeleistungen nach Wasserverkehrsun-fällen waren zuletzt in zwei von hundertEinsatzfällen zu erbringen. In ähnlicherHäufigkeit werden Brücken und Stegeangefordert, um Überflutungen überwin-den zu können. In vier von Hundert Ein-sätzen galt es 2004 Unwetterschäden zubeseitigen. Ähnlich häufig bittet die Feu-erwehr das THW um Unterstützung bei

Bränden. Weit häufiger als diese Leistun-gen werden Kranwagen oder Beleuch-tungsanlagen angefordert, um Unfallstel-len im Straßenverkehr räumen zu können. Insgesamt sind die THW-Einheiten in 13verschiedene Fachgruppentypen geglie-dert. Die häufigsten sind Beleuchtungs-und Räumgruppen, die 292-mal aufge-stellt sind. Bundesweit verstehen sich 14Fachgruppen auf den Bau von Behelfs-brücken.

Nach Umsetzung des neuen Komponen-tenmodells können Fahrzeuge, Maschinenund Helfer nun zielgenauer eingesetztwerden. Dies gilt auch jetzt schon, bevordie letzten der vorgesehenen neuen Ein-heiten vollständig ausgerüstet sind. Ge-ringfügige Defizite gegenüber dem Auf-stellungssoll gibt es z. B. noch bei denFachgruppen Beleuchtung sowie in derÖlschadenbekämpfung. In der Übergangs-phase, bis zur vollständigen Ausstattungaller Einheiten, werden die vorhandenenTHW-Kräfte mit gewohnter Flexibilitätund Leistungsfähigkeit auf Anforderungenreagieren.

Im Rahmen des neuen Aufstellungskon-zepts sind nicht nur Fahrzeuge und Gerä-te neu zugeordnet worden. Auch die Aus-bildung der Helfer wurde optimiert. Mitder neuen Dislozierung ist eine Steige-rung des Know-how verbunden. Die Aus-stattungen der Fachgruppen genügenhohen Ansprüchen. Bei Bedarf könneneinzelne Komponenten vorübergehend zunoch spezielleren Teileinheiten umgrup-piert werden, z. B. zur Sprengung vonSchneefeldern, für Höhenrettungen oderfür Taucheinsätze.

Neben Bergungs- und Fachgruppen unter-hält das THW Schnell-Einsatz-Einheitenfür Auslandseinsätze. Die SEEBA kanninnerhalb weniger Stunden aufbrechen,um weltweit Verschüttete nach Erdbebenzu lokalisieren und zu retten. Dafür wirdumfangreiches Gerät einschließlich einesgeländegängigen Fahrzeugs – in derRegel – auf dem Luftweg ins Einsatzgebiet

_AUS DEN TECHNISCHEN EINHEITEN

_Die Beseitigung vonUnfallfolgen im Straßenver-kehr sowie die Beleuchtungnächtlicher Einsatzorte sindsehr häufig angeforderteLeistungen der THW-Orts-verbände.

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_AUS DEN TECHNISCHEN EINHEITEN

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mitgenommen. Im vergangenen Jahr wur-de die SEEWA Einheit in Dienst gestellt.Ihre Aufgabe ist die Wasseraufbereitung.Beide Einheiten bewähren sich geradebeim Einsatz in Südostasien.

In neue Fahrzeuge hat das THW im ver-gangenen Jahr 23 Millionen Euro inve-stiert. Dabei handelt es sich nicht umhandelsübliche Modelle, sondern umSonderfahrzeuge für die Zwecke des Tech-nischen Hilfswerks. Sie verfügen – entspre-

chend ihrer Fachgruppen-Zuordnung –über spezielle Ausstattungen und müssenaufwändigen technischen Richtliniengenügen.

Das THW verfügt über einen Bestand von8.402 Fahrzeugen und Großgeräten. 390Fahrzeuge wurden im Jahr 2004beschafft. Hinzu kommen noch umfang-reichere Gerätschaften. Mit diesen Aus-stattungen sind die Ortverbände auf alleerdenklichen Anforderungen eingerichtet,

Nordrhein-Westfalen

Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarld.

Bayern

Baden-Württemberg

Bremen, Niedersachsen

Hamburg, Mecklenburg-Vorp.,Schleswig-Holstein

Berlin, Brandenbg, Sachsen-Anh.

Sachsen, Thüringen

Summe

11 12 34 48 23 23 25 24 13 7 4 1 2 227 144 292 663

11 11 22 22 22 17 9 12 11 4 3 1 2 147 124 239 510

11 11 25 16 22 13 17 14 11 5 4 2 1 152 121 242 515

9 9 21 15 16 18 12 11 9 6 3 0 2 131 94 189 414

8 8 16 11 14 11 9 9 8 5 4 4 2 109 81 161 351

6 6 15 6 12 11 4 6 6 4 2 5 2 85 62 119 266

5 5 11 12 15 9 8 6 7 4 2 2 1 87 53 110 250

4 4 9 9 5 6 4 6 4 2 1 1 2 57 48 81 186

65 66 153 139 129 108 88 88 69 37 23 16 14 995 727 1433 3155

_Zugtrupps und Bergungs-gruppen sind in 3.155 Teil-einheiten organisiert. 13Fachgruppentypen sindintern noch weiter differen-ziert und speziell ausgestat-tet. Die Helfer sind nebenihrer generellen Ausbildungspeziell für die Arbeit ihrerFachgruppe trainiert.

Füh

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ein

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_1.279 Fachgruppen sind auf die verschiedensten Anforderungen vorbereitet

Fachgruppen, in diesem Fall Führung/Kommunikation

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um schnell und effektiv Hilfe leisten zukönnen. Solche Kapazitäten und Wertedienen ausschließlich der Prävention undwerden gefahrenorientiert beschafft, umauf die Zufälligkeiten von Schadenereig-nissen vorbereitet zu sein.

Vom Bundesgrenzschutz konnten im ver-gangenen Jahr 110 Fahrzeuge übernom-men werden, die wegen veränderter Auf-gabenstellung dort entbehrlich waren. Siewurden THW-gemäß umgerüstet und denOrtsverbänden zugeteilt. Der OrtsverbandLindau hat einen gebrauchten LKW mitWechsellader hergerichtet, den ein ehe-maliger THW-Helfer gespendet hatte. DieBundeswehr bereitet die Übergabe einergroßen Anzahl jüngerer Fahrzeuge an dasTHW vor.

Innovation und Improvisation genießenim THW traditionell einen hohen Stellen-wert. Aus der Vielzahl der Einsätze gewin-nen die THW-Helfer immer neue Erkennt-nisse und Ideen, wie Technik und Organi-sation noch weiter verbessert werden kön-nen. Im vergangenen Jahr haben fünfOrtsverbände einen neuen Schutzhelmgetestet. Arbeitsgruppen der OrtsverbändeBerchtesgadener Land und Remscheidhaben in jahrelanger Arbeit das Einsatz-Gerüstsystem durch kontinuierliche Testsund neue Konzeptionen weiterentwickelt.Daraus ergeben sich nicht nur neue Ein-satzvarianten für das THW. Die durchehrenamtliches Engagement entstande-nen Entwicklungen sind durch technischeBewertungen und statische Berechnungenabgesichert und professionell anwendbar.

Über diese kleinen und großen Fortschrit-te hinaus verfolgt das THW weitere tech-nische Konzepte, deren Umsetzung 2005beginnen wird. Dazu zählen Verfahrenzur Überwachung von Bewegungen inGebäuden. Mit diesen Verfahren lassensich beispielsweise auch Veränderungenin Deichen feststellen, die womöglich zueiner Minderung des Hochwasserschutzesführen und entsprechende Gegenmaßnah-men auslösen.

Der Modernisierungsprozess des Fahr-zeugparks sowie der Ausstattungen setztsich 2005 fort. Weitere technische Eigen-entwicklungen stehen vor der Vollen-dung. Auch diese Erfolge stellen jedochnicht den Abschluss der Entwicklung dar.Sie sind vielmehr nur ein kleiner Schritteiner sich ständig in Bewegung befind-lichen großen Organisation. ■

_AUS DEN TECHNISCHEN EINHEITEN

LKW 2.821 35

Anhänger 2.330 94

Mannschaftswagen 948 159

Gerätewagen 879 46

Notstrom-Geräte auf Anhängern 480 39

PKW 401 0

Fahrzeuge der Fachgruppen 204 10Führung/Kommunikation

sonstige Fahrzeuge 153 7

Radlader 129 0

Großpumpen auf Anhängern 57 0

Summe aller Fahrzeuge 8.402 390

_Fahrzeuge und Geräte für jährlich mehr als 16.000 Einsätze

_Neben Fahrzeugen undGeräten können die Orts-verbände noch weiterewertvolle Ausstattungen einsetzen.

BestandAnfang 2005

Neu- und Ersatz-

beschaffungen2004

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_MITARBEITER

30

_Die „Helfer der Helfer“ in einer lernendenOrganisation

Die THW-Mitarbeiter stellen sich immerwieder neuen Anforderungen. Der Aufga-benumfang der Bundesanstalt Techni-sches Hilfswerk weitet sich ständig aus;ablesbar an steigenden Helferzahlen, zu-nehmenden Ausstattungen und hoher,mitunter komplizierter Einsatzintensität.Seit 2001 sind jährlich durchschnittlichetwa 25 Prozent mehr Einsätze zu bewälti-gen als in den vorangegangenen drei Jah-ren. Die Zahl der zu betreuenden Helferhat in den vergangenen sieben Jahren um15 Prozent zugenommen. Der Umfang derAuslandsprojekte wächst weiter, mit derenAbwicklung das THW von nationalen wieinternationalen Organisationen beauftragtwird. Die Zahl der etatmäßigen Mitarbei-ter in der THW-Leitung sowie in den Lan-desverbänden und Geschäftsstellen hatsich 2004 leicht auf 859 verringert.

Neue Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelleführten zu Teilungen von Arbeitsplätzenund auf diese Weise zu einer steigendenGesamtzahl der Beschäftigten. Auftrags-finanzierungen der Auslandsprojekte tra-gen gleichzeitig dazu bei, die Zahl derinsgesamt beim THW Beschäftigten auf977 zum Jahresende 2004 anwachsen zulassen. Im Anstieg dieser Zahl um etwazehn Prozent kommen auch die weiter

verstärkten Bemühungen um die Ausbil-dung junger Leute zum Ausdruck. DieZahl der Azubis wurde 2004 von 29 auf41 gesteigert. Sie erwerben Qualifikatio-nen als Fachangestellte für Bürokommuni-kation oder als Verwaltungsfachangestell-te. Ferner bildet die Bundesschule Hoyaeinen Koch aus. Das THW bietet seinenMitarbeitern eine Vielzahl verschiedenerTeilzeitmodelle, auch in Kombination mitTelearbeit an. Diese Angebote werden leb-haft angenommen. Das zeigt der Ver-gleich zu 1998: Die Zahl der ganz oderteilweise bei THW Beschäftigten lag Ende2004 um 136 über dem Stand von 1998.Den größten Teil dieses Zuwachses stellen80 weibliche Beschäftigte. Jede dritteArbeitsstelle des THW ist heute von einerFrau besetzt. 17 Telearbeitsplätze sind ein-gerichtet. Das THW unterstützt ausdrück-lich alle Anstrengungen, die Arbeit imBeruf mit der Arbeit in Familie und Haus-halt zu kombinieren.

Der anhaltende Zuwachs der Helferzahl inden Ortsverbänden sowie die hohe Aner-kennung, die THW-Helfer im In- und Aus-land für ihre Leistungen erfahren, darfauch als Beleg für erfolgreiche Arbeit inGeschäftsstellen, Landesverbänden sowiein der THW-Leitung gewertet werden. Dieangestellten Mitarbeiter verstehen sich als„Helfer der Helfer“. Die Ehrenamtlichensollen Bedingungen vorfinden, die siezum Mitmachen im Dienst der Ortsver-bände, bei umfangreichen Ausbildungensowie bei mitunter schwierigen Einsätzenermutigen. Zusammen bilden Ehrenamtli-che und Hauptamtliche die Grundlage fürdie Zuverlässigkeit des THW als Partner inder Gefahrenabwehr der Bundesrepubliksowie als Botschafter humanitärer Hilfe-leistungen im Ausland, ferner als attrakti-ve Möglichkeit für freiwillige Dienste derBürger an ihrer Gesellschaft. Für jeweils90 Helfer im ehrenamtlichen Dienst ist –rechnerisch – ein hauptamtlicher Mitar-beiter zuständig.

Der Großteil der Mitarbeiter ist zwischen40 und 60 Jahre alt. Ihre weit gefächertenErfahrungen sind Basis für die Leistungen

_Drei von 41 Auszubilden-den: Das THW hat die Zahlder Ausbildungsplätze 2004um zwölf erhöht.

_Die ParlamentarischeStaatssekretärin Ute Vogtfreut sich über den Fort-gang der Umsetzung desKomponentenmodells.

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859867866856

869863864

34%32%31%

28%29%30%29%

2004200320022001200019991998

Gesamtzahl der Mitarbeiter-Stellen im THW-Etat

Anteil Frauen ander Zahl der Beschäftigten

_MITARBEITER

31

des THW auf allen Ebenen. Damit istgleichzeitig die Verpflichtung verbunden,das Wissen an Nachwuchskräfte weiterzu-geben und auf diese Weise für die Fort-entwicklung des Hilfswerks zu erhalten.Damit unterscheidet sich das THW be-wusst von gesellschaftlichen Tendenzen,den Anteil älterer Arbeitnehmer zu sen-ken.

_Besondere Leistungen werden mit Zulagen belohnt

25 Frauen und 35 Männer konnten 2004als neue Mitarbeiter im THW begrüßtwerden. Ausgewählte Mitarbeiter fungie-ren als Mentoren und führen die Neulingesystematisch in ihre Arbeit ein. Langjähri-ge Treue zum Arbeitsplatz im THW darfals Ausdruck eines gesunden Betriebskli-mas sowie als Folge abwechslungsreicherund anspruchsvoll gestalteter Tätigkeitsfel-der verstanden werden.

Besondere Leistungen werden mit Prä-mien oder Zulagen belohnt. Aus diesemAnlass sind 2004 an 72 Mitarbeiter insge-samt rund 55.000 Euro ausgezahlt wor-den. Mit einem ähnlichen Betrag sind imVorjahr die hervorragenden Leistungenvon 48 Mitarbeitern belohnt worden.

Die Personalauswahl erfolgt standardi-siert. Anforderungsprofile für die Arbeits-plätze geben Orientierung. Das Personal-Entwicklungskonzept wurde weiter ausge-baut. Regelmäßige Mitarbeitergesprächesorgen für einen offenen Dialog überErfahrungen, Erwartungen und Zukunfts-chancen. Fortbildungswünsche sindGrundlage für ein stetig fortzuschreiben-des Konzept, mit dem den Beschäftigteneine auf ihre individuellen Bedürfnissezugeschnittene Weiterentwicklung ermög-licht wird.

Ein umfangreiches, ausdrücklich auf dieAnforderungen der EinsatzorganisationTHW zugeschnittenes Fortbildungspro-gramm wurde – erstmals 2004 – mit rund50 Seminaren für die Beschäftigten konzi-piert und umgesetzt. Rund ein Viertelaller hauptamtlichen Kräfte sind inzwi-schen für die Mitarbeit in einer Leitungs-und Koordinierungsstelle während einesGroßeinsatzes trainiert worden. Ziel ist es,in den nächsten Jahren alle Beschäftigtenauf eine solche Verwendung vorzuberei-ten. So erhält das THW ein größtmögli-ches Maß an Flexibilität bei der Besetzungdieser wichtigen Stabsfunktionen. Ehren-und Hauptamt wachsen auf diese Weisenoch enger zusammen als bisher schon.Die Leistungsfähigkeit nimmt zu.

_Stellen und wachsender Frauenanteil

_Der ParlamentarischeStaatssekretär Dr. GöttrikWewer sieht das THW alsbelebendes Element desmodernen Staats.

_Durch die Möglichkeit,Stellen unter mehreren Mit-arbeitern aufzuteilen, istdie Zahl der Beschäftigtenauf 977 gestiegen.

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_MITARBEITER

32

Die Umsetzung des strategischen Manage-mentprozesses wurde 2004 konsequentweitergeführt. Erstmals in seiner über 50-jährigen Geschichte verfügt das THWheute über ein maßgeschneidertes Ent-wicklungssystem. Es macht allen Angehö-rigen transparent, wo Schwerpunktegesetzt sind, aus welchen Gründen Ent-scheidungen zu treffen sind und wie diesebeeinflusst werden können. Management-techniken wurden speziell an die Bedin-gungen der öffentlichen Verwaltung an-gepasst.

Eine gestärkte Eigenverantwortung beider Verwendung von Finanzmitteln inden Organisationseinheiten wurde durchBudgetierungen verwirklicht. Damithaben die Mitarbeiter mehr Flexibilitätbei der Verwendung der zugewiesenenGelder. Sie sind zudem bei der Entschei-dung über Anschaffungen besser als bis-her in der Lage, regional unterschiedlicheGefahrenpotenziale zu berücksichtigen.

Basis des Zusammenwirkens von zusam-mengerechnet annähernd 78.000 ehren-amtlichen und hauptamtlichen THW’lernmit umfangreichen technischen Ausstat-tungen bei gelegentlich hochkritischenSituationen im Einsatz ist eine zeitgemäßeInformations- und Kommunikationstech-nik. Anders sind komplexe Großeinsätzenicht wirkungsvoll zu bewältigen. Grund-voraussetzung für erfolgreiche Einsätze istein gleicher Informationsstand aller Betei-ligten über Verfügbarkeit von Menschenund Material. THWin, das eigens für dieBelange einer großen Einsatzorganisationaufgebaute und ständig in der Weiterent-wicklung befindliche Datenbanksystem,leistet dies in hervorragender Weise. Esverfügt über die nötige Flexibilität, umweiter wachsenden Ansprüchen gerechtwerden zu können.

Für 2005 geht der Ansporn der Mitarbei-ter dahin, den Dienstleistungsanspruchnoch weiter zu entwickeln sowie das posi-tive Bild des THW als Repräsentant derBundesrepublik Deutschland im In- undAusland fortzuzeichnen. Die Bundesan-stalt Technisches Hilfswerk hat guteZukunftschancen, wenn sie sich als „ler-nende Organisation“ versteht. Das THWwill eine Behörde mit einer Kultur sein, in der Veränderungen als etwas Positivesempfunden und als völlig normal akzep-tiert werden. ■

87%

13%

TeilzeitangestellteVollzeitbeschäftigte

_Neue Beschäftigungs-modelle erleichtern dieKombination von Arbeit in Beruf und Familie.

_Fast jeder Achte arbeitetTeilzeit

_Staatssekretär Lutz Diwellbegrüßt neue Möglichkeitender Zusammenarbeit vonEhren- und Hauptamt.

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_Dezentrale Mittelverantwortung ist zentraler Fortschrittsfaktor

Leistungen und Investitionen bewegtensich 2004 auf hohem Niveau. Insgesamtstanden dem THW 126,1 Millionen Eurozur Wahrnehmung seiner Aufgaben zurVerfügung. Einsparauflagen des Bundes,begrenzte Finanzierungskapazitäten sowieder eigene Anspruch, eine der modern-sten Hilfsorganisation weltweit zu sein,bedingen einen effektiven, zielgerichtetenund verantwortungsvollen Umgang mitden zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Die global steigende Gefahr terroristischerAngriffe, aber auch die zunehmendenUmweltkatastrophen erfordern bei Bedarfkurze Reaktionszeiten und die Fähigkeit,Prioritäten neu festzusetzen. Nur so kön-nen die vorhandenen Ressourcen effektiv,sparsam und verantwortungsvoll einge-setzt werden. Ein Beispiel, wie produktivund innovativ das THW mit den vorhan-denen Mitteln arbeitet, ist das seit 2002kontinuierlich fortgeschriebene Hochwas-serprogramm. Dieses ist in das jährlicheGesamtbudget des THW integriert.

Die im Haushaltsjahr 2004 geleistetenInvestitionsausgaben im Baubereich inHöhe von 6,8 Millionen Euro und imBereich Ausstattung/KfZ in Höhe von 33,0Millionen Euro dienen der Substanzerhal-tung und Sicherstellung der qualitativhochgeachteten Arbeit des TechnischenHilfswerks auch in zukünftigen Jahren.Bei den Fahrzeugen handelt es sich nichtum handelsübliche Sonderfahrzeuge. Siewerden nach aufwendigen technischenRichtlinien für das THW hergestellt undverfügen entsprechend ihrer Fachgrup-peneinordnung über spezielles Equip-ment.

Die neu eingeführte dezentrale Verant-wortung über die Mittelverwendung inden Ortsverbänden führt zu zielgenaue-rem Einsatz der Mittel. Über allem stehtdie Maxime, die Anziehungskraft desTHW auf hohem Niveau zu erhalten undzu fördern. Die Ausstattung aller THW-Standorte muss jederzeit den Vorstellun-gen Ehrenamtlicher von einer attraktiven

_FINANZEN

33

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

THW-Etat in Millionen Euro Anteil Sachausgaben in % Anteil Personalausgaben in %

126,1130,9

119,6

107,5108,3102,2

97,091,1

87,884,0

88,8 68,067,968,365,166,067,2

63,862,1

59,958,961,4

32,032,131,7

34,934,032,8

36,337,9

40,141,2

38,6

_Kein Rückgang: Bereinigtum Veränderungen desSonderpostens „Hochwasser-programm“ im THW-Etat istdie Finanzausstattung desTHW 2004 annähernd aufdem Niveau des Vorjahresgeblieben.

_Zunehmende Leistungssteigerungen

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_FINANZEN

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Einsatzorganisation mit hoher gesellschaft-licher Verantwortung genügen. Ausstat-tung und Organisation müssen ferner inder Lage sein, Kostenerhöhungen ent-gegenzuwirken.

Die Investitionen wurden 2004 von 29,7Millionen Euro auf 39,8 Millionen Euroerhöht. Sie dienten in der erster Linie derSubstanzerhaltung. Dies gilt auch für dieBeschaffung von weiteren 390 Fahrzeu-gen. Im Wesentlichen ersetzen sie alters-schwache Fahrzeuge. Dieser Erneuerungs-prozess ist noch nicht abgeschlossen.Gegenüber der Stärke- und Ausstattungs-nachweisung der THW-Standorte ergibtsich noch ein Fehlbestand, der in denkommenden Jahren zielstrebig abgebautwerden soll. Modernisierungsbedarf istauch in verschiedenen Liegenschaftenfestzustellen.

Die konsequente Umsetzung des THW-Umweltschutzkonzeptes unterstreicht dasbesondere Anliegen der „Technik-Organi-sation“, sparsam mit Ressourcen umzuge-hen und die Nachhaltigkeit der Entwick-lung zu fördern. Gleichzeitig führen dieseAnstrengungen zu einer Senkung der spe-zifischen Kosten für Strom, Öl und Gas,Wasser und Abwasser. Basis für die Reali-sierung des Umweltschutzgedankens istdie Erstellung eines individuellen Energie-passes bzw. eines Maßnahmenkatalogsentsprechend den Vorgaben der Deut-schen Energie-Agentur. Dieser Katalogermittelt, wie viel Energie eingespart –und wie stark sämtliche Bewirtschaftungs-

kosten gesenkt werden können. Zuvor warder Ortsverband Celle aus dem Geschäfts-führerbereich Verden im LandesverbandBremen/Niedersachsen für ein Pilotpro-jekt im Rahmen des Umweltschutzkon-zepts ausgewählt worden. Der Ortsver-band schaffte es, durch Umsetzung der imEnergiepass vorgeschlagenen Maßnahmenseinen spezifischen Aufwand innerhalbder vergangenen fünf Jahre um ein Pro-zent zu senken.

Bei der Beurteilung dieser – auf denersten Blick – nur geringfügigen Einspa-rung ist zu berücksichtigen, dass die Preise für Energie und andere Posten derBewirtschaftungsrechnung in diesem Zeitraum erheblich gestiegen sind. Fernerhat die Nutzung der Einrichtung durchdie Helfer des Ortsverbands erheblichzugenommen. Bereinigt um diese Ein-flüsse ist der Energieverbrauch tatsächlichdeutlich gesunken.

Das volle Ausmaß der Einsparungen wirderst 2005 sichtbar werden, nachdem 2004alle Maßnahmen abgeschlossen wurden.Inzwischen wurde der Ortsverband nachder EG-Ökoaudit-Verordnung EMAS II zer-tifiziert. Er dient den anderen Ortsverbän-den und der gesamten THW-Organisationals Vorbild; nicht zuletzt auch, um Mehr-aufwendungen wegen weiterer Verteue-rungen von Energie wenigstens teilweiseauffangen zu können. Jeden einzelnenBürger der Bundesrepublik kostet es ledig-lich 1,53 Euro pro Jahr, das THW in seinerNähe zu wissen. ■

_30,7 Millionen Euro wur-den 2004 in technische Aus-stattungen und Fahrzeugeinvestiert.

_THW-Bundesschule Hoya(rechts): mit Solaranlagegegen steigende Energie-kosten.

_Technik – Jugend – Ehren-amt: Der ParlamentarischeStaatssekretär Fritz RudolfKörper (2. v. re) bei einerFahrzeugübergabe an Ver-treter des LandesverbandsHessen, Rheinland-Pfalz,Saarland.

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_THW Präsident Dr. Georg Thiel

kurz bevor die Bücher des Jahres 2004geschlossen wurden, haben uns die Ereig-nisse in Südostasien vor Augen geführt,worauf sich eine moderne, weltweit ope-rierende Einsatzorganisation einstellenmuss. Die THW-Kräfte zählten zu denersten, die vor Ort waren. Sie wurden vomLeiter der örtlichen Vertretung der Ver-einten Nationen zum Koordinator aller –auch von anderen Nationen und Organi-sationen – bereit gestellten Maßnahmenzur Reparatur der Wasserversorgung imSüden Sri Lankas ernannt. Unter schwie-rigsten psychologischen, klimatischen undgesundheitlichen Bedingungen habenunsere Kräfte in den anderen Seebeben-regionen umfangreiche Rettungsmaßnah-men durchgeführt und erste Wiederauf-bauleistungen erbracht. Helfern und Mit-arbeitern des THW wurden darüber hin-aus zeitweilig Aufgaben in Organisationender Vereinten Nationen übertragen. Siehaben sich durch Sonderausbildungenund Prüfungen für solche Aufgaben quali-fiziert.

Über die große Spendenbereitschaft derBevölkerung hinaus ist der ehrenamtlicheEinsatz unserer Helfer sowie die Bereit-schaft ihrer Arbeitgeber, die Helfer für dieZeit des Einsatzes von der Arbeit freizu-stellen, ein weiterer Aspekt der Hilfsbe-reitschaft. Sie kann nicht hoch genugbewertet werden. Dankenswerter Weise istsie nicht nur in Ausnahmesituationen wiein Südostasien zu beobachten. Sie ist im-mer da, wenn unsere Helfer den Arbeits-platz verlassen, um ehrenamtlich für dasTHW und die Allgemeinheit tätig zu sein.

Vielfach nehmen Helfer Urlaub, um anEinsätzen oder Übungen teilnehmen zukönnen. Dies verdient besondere Anerken-nung und unterstreicht das hohe Engage-ment. Besondere Anerkennung verdientes auch, dass ein Großteil der Arbeitgeberauf den Anspruch verzichtet, die Lohnfort-zahlung für Arbeitnehmer im Einsatz-oder Übungsfall erstattet zu bekommen.Dies ist ein höchst dankenswerter Verzichtim Sinne der Allgemeinheit. Dieser Ver-

zicht ist auch mit wachsender Sachkompe-tenz und Sozialkompetenz kaum aufzu-wiegen, die unsere Helfer in die Unter-nehmen einbringen, wenn sie von Einsät-zen, Ausbildungen oder Übungen zurück-kommen.

Die Schnelligkeit, mit der unsere Einhei-ten – zumal unter Feiertagsbedingungen– auf die Anforderungen aus Fernost rea-gierten, sowie die Effektivität, mit der sieihre Aufgaben erledigten, bestätigt dasneue Aufstellungs- und Bereitschaftskon-zept unserer Einheiten und Ausstattun-gen. Das Konzept wurde 2004 weitgehendzu Ende geführt; wohlwissend, dass dieserStand für eine „lernende Organisation“,als die sich das THW versteht, immer nureine Zwischenstation zu weiteren Verbes-serungen sein kann. Die Leistungen, dieunsere ehrenamtlichen Helfer in den Orts-verbänden sowie unsere Mitarbeiter inden Landesverbänden und in der Leitung2004 erbracht haben, werte ich als positi-ven Beleg für den gewünschten Fort-schritt.

Deutschland und Europa sind im vergan-genen Jahr von katastrophalen Schädenverschont geblieben. Die zu leistenden16.425 Einsätze im Inland sowie dieumfangreiche Projektarbeit im Auslandhaben unsere Kräfte dennoch gefordert.Im Inland wie im Ausland genießen THW’ ler hohes Ansehen für Einsatzwillenund Fähigkeiten. In zunehmendem Maßewerden unsere Experten und Ausstattun-gen von anderen Regierungen sowie voninternationalen Hilfsorganisationen beauf-tragt, teilweise jahrelange technischeHilfe zu leisten. Ganz vorn steht für uns

_Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Freunde des Technischen Hilfswerks,

Auf allen Gebieten sind wir 2004 gut voran gekommen. Der erreichte Standkann für eine „lernende Organisation“jedoch immer nur ein Zwischenstand sein.

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dabei die Hilfe zur Selbsthilfe. Wir wollenlokale Ressourcen einsetzen und die Men-schen vor Ort in unsere Arbeiten einbin-den. Dieses Prinzip verfolgen wir auch inSüdostasien, wenn nach dem Abschlussder Soforthilfe dort die Phase des mittel-fristigen Wiederaufbaus beginnt. UnsereHelfer und Mitarbeiter sind bereit, hierfürProjektaufträge zu übernehmen.

Die zunehmende Gefahr durch Naturkata-strophen und technische Unglücksfälleoder die Bedrohung durch politisch oderanderweitig motivierte Gewaltakte machennicht an den Landesgrenzen halt. Bundund Länder erarbeiten gerade ein inte-griertes Register der Gefahren in Deutsch-land sowie der Kapazitäten der verschie-denen Hilfsorganisationen. Das THW stehtfür ein partnerschaftliches Zusammenwir-ken aller deutschen Zivil- und Katastro-phenschutzorganisationen. In außerge-wöhnlichen Situationen müssen zumSchutz der Bevölkerung alle zusammen-stehen. Auf diesem Gebiet gibt es Verbes-serungsbedarf. Es darf keine Tabus geben.Verhaltensweisen von gestern helfennicht, die Situation von heute oder sogardie Herausforderungen von morgen best-möglich zu meistern. In Europa üben Hel-fer und Mitarbeiter bereits den EU-Mecha-nismus, mit dem sich die Vielfalt der

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Organisationen aller Mitgliedsstaatenwohlabgestimmt auf den Ernstfall vorbe-reitet. Der Mechanismus sieht in Ergän-zung des bislang im Wesentlichen bilate-ral geregelten grenzüberschreitendenZivil- und Katastrophenschutzes vor, dassim Schadensfall Hilfsmöglichkeiten zen-tral abgefragt und dem betroffenen Mit-gliedsstaat auf Anforderung zur Verfü-gung gestellt werden.

Ausgewählte Mitarbeiter und Helfer desTHW werden speziell für die Übernahmevon Leitungsfunktionen im EU-Mecha-nismus ausgebildet. Vier Kurse dieses Aus-bildungsgangs für 100 Führungskräfte ausganz Europa fanden 2004 an der THW-Bundesschule in Neuhausen statt. DerAustausch von Experten zwischen europä-ischen Hilfsorganisationen dient ebenfallsder EU-Harmonisierung. Fast 60 Helferdes THW haben sich 2004 für einen sol-chen Austausch beworben. Die ersten sindbereits mit einem wertvollen Erfahrungs-schatz aus dem Ausland zurückgekehrt.

Notfallhilfe ist in den verschiedenen Län-dern sehr unterschiedlich organisiert. DieEU-Mitgliedstaaten haben sich verpflich-tet, zum Schutz der Menschen innerhalbund außerhalb Europas einen effektivenBevölkerungsschutz aufzubauen. Freiwilli-

_JanuarBundespräsident Rauwürdigt Leistungenund wachsende Be-deutung des Techni-schen Hilfswerksgegenüber PräsidentDr. Georg Thiel.

_FebruarDie Parl. Staatssekre-tärin Ute Vogt verab-schiedet den Hilfskon-voi „Winterbeklei-dung für Kinder inBam“. Ortsverbändeund Jugendgruppenhaben 1.000 TonnenTextilien gesammelt.

_März„Das neue THW“ istSchwerpunkt derersten Jahrestagungaller Geschäftsführeran der Fachhochschu-le des Bundes füröffentliche Verwal-tung in Brühl.

_AprilDie Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversor-gung-Ausland(SEEWA)wird in Dienst gestellt.Sie kann Trinkwasseraufbereiten sowie ver-seuchte Brunnen reini-gen und wieder inBetrieb nehmen.

_MaiLuxemburgische unddeutsche Hilfskräftetrainieren drei Tagelang den Einsatz nacheinem Erdbeben. DasTechnische Hilfswerkist eingebunden inden internationalenKatastrophenschutz.

_JuniAm „Nationalen Tagder Feuerwehr“ danktder französischeInnenminister Domini-que de Villepin fürden Einsatz des THWbei der Flutkatastro-phe im Dezember2003.

_Zwölf von vielen Ereignis-sen aus dem Jahr 2004 derBundesanstalt TechnischesHilfswerk.

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ges Engagement ist dabei ein unverzicht-barer Stützpfeiler. Allerdings ist das THWeine der wenigen, weltweit tätigen Orga-nisationen, die solchen Schutz mit ehren-amtlichen Helfern leistet. Zur Vorberei-tung weiterer europäischer Maßnahmenhat die EU-Kommission das THW für daszweijährige Projekt „Freiwillige im Bevöl-kerungsschutz“ ausgewählt. Ziel ist es fest-zustellen, welche Rolle ehrenamtliche Hel-fer in den EU-Mitgliedsstaaten sowie inIsland, Liechtenstein und Norwegen imBevölkerungsschutz einnehmen. Zusätz-lich werden auch Tunesien und die Türkeiin das bis Dezember 2006 dauernde Pro-jekt eingebunden. Der 2007 vorzulegendeAbschluss- bericht wird Grundlage füreine mögliche EU-Harmonisierung sein.

Mit dem neuen Spitzenstand unserer Hel-ferzahl sind wir als ehrenamtlich getrage-ne Organisation des Bundes einzigartigaufgestellt. Ehrenamtliche Tätigkeit ist dieGegenbewegung zur allgemein beklagtenStaatsverdrossenheit. Das THW fühlt sichin besonderem Maße dem Ehrenamt ver-pflichtet. Wir verbinden damit den Auf-trag, für stärkere Anerkennung solchenEngagements in der Gesellschaft zu sorgen.Dies soll beispielsweise mittels der „Initia-tive Ehrenamt“ geschehen, die wir gemein-sam mit dem Bundesministerium des

_JuliVizepräsident ManfredMatthies übergibt dermauretanischen Zivil-schutzorganisationzwei Fahrzeuge undHilfsgüter aus Bestän-den von THW undBundesgrenzschutz.

_AugustBeim Highlandcampauf der SchwäbischenAlb üben knapp 4.000Jugendliche ausDeutschland, andereneuropäischen Staatenund Tunesien im Wett-kampf den Umgangmit Technik.

_SeptemberSieben neue Unter-künfte konnten THW-Ortsverbände 2004beziehen. Eine davonist die Unterkunft des OrtsverbandesPegnitz.

_OktoberGemeinsam mit derMannheimer Feuer-wehr nehmen THW-Helfer an der Groß-übung „Eudrex 2004“in Österreich teil. Dieinternationale Zu-sammenarbeit wirdweiter optimiert.

_NovemberDer Bundesausschuss,das führende Mitwir-kungsgremium desTHW, verabschiedetneue Konzepte undInitiativen zur weite-ren Modernisierungdes Technischen Hilfs-werks.

_DezemberBundespräsident Köhler verleiht dasBundesverdienstkreuzan Hannelore Knittel,Peter R. Küfner, Fabian Lindner, Günther Seekatz,Rudolf Skalitzky undAndre Stark (Foto).

Inneren sowie mit anderen Behörden undOrganisationen ins Leben gerufen haben.

Das erfreulich lebhafte Engagement derJugend und der Frauen im THW sprichtfür die Attraktivität unserer Angebote.Wie groß die „Faszination Helfen“ ist,beschreibt beispielsweise der Eintritt einerFremdsprachensekretärin ins THW-Berlin:Während des viereinhalb Monate dauern-den Kompaktlehrgangs lernte sie erstetechnische Fähigkeiten. Die Abschlussprü-fung am Ende der Grundausbildungbestand sie zusammen mit vier 17-Jähri-gen. Sie selbst ist schon 62. Das Beispielbelegt, wie jung unsere Einsatzorganisa-tion auch nach mehr als 50 Jahren ihresBestehens noch ist. In der Verwaltung derBundesanstalt Technisches Hilfswerkerschließen fortschrittliche Management-methoden neue Möglichkeiten, wachsen-den Ansprüchen gerecht zu werden.

Auf allen Gebieten kommen wir weiterauf dem eingeschlagenen Weg, eine dermodernsten Katastrophenschutz-Organisa-tionen der Welt zu werden. Dafür dankeich allen Helfern und Mitarbeitern sowieallen finanziellen und ideellen Förderern,die das THW unterstützen. Ich bin gespannt, wo wir in einem Jahr stehenwerden. ■

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_THW IM VERBUND DER HILFSORGANISATIONEN

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_Partner im Bevölkerungsschutz

_im Inland

Arbeiter-Samariter-BundBundesgeschäftsstelleSülzburgstraße 14050937 Kölnwww.asb.de

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und KatastrophenhilfeDeutschherrenstraße 93-9553177 Bonnwww.bbk.bund.de

Bundesgrenzschutzwww.bundesgrenzschutz.de

Bundesministerium der VerteidigungAbteilung KatastrophenhilfePostfach 132852003 Bonnwww.bundeswehr.de

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. Präsidium/BundesgeschäftsstelleIm Niedernfeld 231542 Bad Nenndorfwww.dlrg.de

Deutscher FeuerwehrverbandUnter den Linden 42 10117 Berlin www.dfv.org

DRK GeneralsekretariatCarstennstr. 58 D-12205 Berlinwww.drk.de

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.BundesgeschäftsstelleLützowstrasse 9410785 Berlinwww.juh.de

Malteser Hilfsdienst e.V.GeneralsekretariatKalker Hauptstraße 22-2451103 Kölnwww.malteser.de

Polizei des Bundes und der Länderwww.polizei.de

_im Ausland

Vereinte Nationenwww.un.org

- Department of PeacekeepingOperations, DPKO

Unterorganisationen der UN

- Der Hohe Flüchtlingskommissarder Vereinten Nationen, UNHCRwww.unhcr.de

- UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UNOCHAsowie UNDACwww.orchaonline.un.org

Europäische Unioneuropa.eu.int

Unterorganisationen der EU

- Generaldirektion fürhumanitäre Hilfe derEuropäischen Kommission,ECHO

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschbornwww.gtz.de

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_IMPRESSUM

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_Herausgeber: THW Technisches Hilfswerk Der Präsident Deutschherrenstr. 93-95 53177 Bonn E-Mail: [email protected]

_Konzeption/Redaktion Martin Beier, Medien- und Sachverständigenbüro Düsseldorf Im Winkel 4, 40627 Düsseldorf Tel. 0211/204384 Fax 0211/254014E-Mail: [email protected] www.martinbeier.de

_Gestaltung CTS Werbeagentur, Fischerstraße 49, 40477 DüsseldorfE-Mail: [email protected]

_Druckdruckstudio,Prof.-Oehler-Str. 10, 40589 Düsseldorfwww.druckstudio.com

_FotosTitel: Rainer BeichlerS. 3, S. 32, S. 36: BundesbildstelleS. 5, S. 13: UNDACS. 13: Martin BeierS. 14: UNS. 19: Michael ContesS. 27: Noelle IUT GmbH/PowermoonS. 35: Hanni L. FahrbachTaktische Zeichen und Fahrzeuggrafiken S. 26, S. 28, S. 29: Karl Michael Wiedemann

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_Bundesanstalt Technisches HilfswerkTHWDeutschherrenstr. 93-95 53177 Bonn Tel.: 0228/940-0 Fax: 0228/940-1144

_E-Mail: [email protected]