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Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2009 stellte sich allgemein als ein Krisenjahr für die Wirtschaft dar. Mit der Beratung in 1.543 Fällen hat die Zentrale Schuldnerberatung im Kreis Unna mehr Menschen denn je beraten. Obwohl sich die Wirtschaftskrise weniger stark auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt hat, ist die Verschuldung privater Haushalte weiterhin außerordentlich hoch. Für viele Be- troffene heißt das, mit ihren wirtschaftlichen Ressourcen umgehen zu lernen, damit am Ende nicht die Überschuldung steht. Nicht ohne Sorge ist daher eine Umfrage zu sehen, bei der 54 Prozent der Befragten sagten, dass sie eine Summe von 1.500 € für eine unerwartete Ausgabe nicht innerhalb eines Mo- nats aufbringen können. Im Notfall müsste die Familie oder der Freundeskreis um Unter- stützung gebeten werden. Sollte dies dann allerdings nicht möglich sein, besteht die reale Gefahr eines Einstiegs in die Schuldenspirale. Dazu passt es, dass nach Angaben der Schufa zum Jahresende hin gegen den Trend Klein- kredite unter 1.000 € deutlich zugenommen haben. Diese Entwicklung geht vor allem auf das Weihnachtsgeschäft zurück und zeigt erstmals eine moderne Form des „Versandkaufs“, angelockt durch attraktive Finanzierungsangebote des Handels. Trotz einer Steigerung der Beratungsfälle gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich das Interes- se an ein Insolvenzverfahren erneut. Hier deutet sich an, dass für viele Ratsuchende zuneh- mend eine Lösung im Sinne einer Entschuldung nur noch durch ein Verbraucherinsolvenz- verfahren erreicht werden kann. Für die Mitarbeiter der AWO Schuldnerberatung war das Jahr 2009 daher auch ein Jahr vie- ler Herausforderungen. Unser Beratungsmodell, trotz hoher Nachfrage eine intensive Bera- tung beizubehalten, damit der Ratsuchende zu einer eigenverantwortlichen Kontrolle über seine Situation zurückfindet, lässt am nachhaltigsten die Hilfe zur Selbsthilfe entstehen. Diese Arbeit zum Nutzen der Einwohner des Kreises Unna hat das Ziel, auch 2010 den Ratsu- chenden finanzielle Sicherheit zu geben, damit sie ruhiger und zufriedener leben können. Auch 2009 sagen wir vor allem den Trägern unserer Schuldnerberatungsstelle, dem Kreis Unna, dem Land NRW und dem Sparkassenfond Dank für die finanzielle Ausstattung und für das hohe Vertrauen in unsere Arbeit. Unser Dank für eine gute partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit gilt ebenso den Kreditinstituten, darüber hinaus allen Ämtern und sozialen Einrichtungen. Viele Grüße Peter Resler Werner Philipp Geschäftsführer Betriebsleiter Tel. 02307 924 88-0 Hotline 01804 600140 Fax 02307 924 88-20 Mail: [email protected] http://schube.awoubunna.de BERGKAMEN l BöNEN l FRöNDENBERG l HOLZWICKEDE l KAMEN l SELM l UNNA l WERNE Jahresbericht 2009 Unterbezirk Unna

Jahresbericht 2009 - awo-un.de · Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2009 stellte sich allgemein als ein Krisenjahr für die Wirtschaft dar. Mit der Beratung in 1.543 Fällen hat

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Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2009 stellte sich allgemein als ein Krisenjahr für die Wirtschaft dar. Mit der Beratung in 1.543 Fällen hat die Zentrale Schuldnerberatung im Kreis Unna mehr Menschen denn je beraten. Obwohl sich die Wirtschaftskrise weniger stark auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt hat, ist die Verschuldung privater Haushalte weiterhin außerordentlich hoch. Für viele Be-troffene heißt das, mit ihren wirtschaftlichen Ressourcen umgehen zu lernen, damit am Ende nicht die Überschuldung steht.

Nicht ohne Sorge ist daher eine Umfrage zu sehen, bei der 54 Prozent der Befragten sagten, dass sie eine Summe von 1.500 € für eine unerwartete Ausgabe nicht innerhalb eines Mo-nats aufbringen können. Im Notfall müsste die Familie oder der Freundeskreis um Unter-stützung gebeten werden. Sollte dies dann allerdings nicht möglich sein, besteht die reale Gefahr eines Einstiegs in die Schuldenspirale.

Dazu passt es, dass nach Angaben der Schufa zum Jahresende hin gegen den Trend Klein-kredite unter 1.000 € deutlich zugenommen haben. Diese Entwicklung geht vor allem auf das Weihnachtsgeschäft zurück und zeigt erstmals eine moderne Form des „Versandkaufs“, angelockt durch attraktive Finanzierungsangebote des Handels.

Trotz einer Steigerung der Beratungsfälle gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich das Interes-se an ein Insolvenzverfahren erneut. Hier deutet sich an, dass für viele Ratsuchende zuneh-mend eine Lösung im Sinne einer Entschuldung nur noch durch ein Verbraucherinsolvenz-verfahren erreicht werden kann.

Für die Mitarbeiter der AWO Schuldnerberatung war das Jahr 2009 daher auch ein Jahr vie-ler Herausforderungen. Unser Beratungsmodell, trotz hoher Nachfrage eine intensive Bera-tung beizubehalten, damit der Ratsuchende zu einer eigenverantwortlichen Kontrolle über seine Situation zurückfindet, lässt am nachhaltigsten die Hilfe zur Selbsthilfe entstehen. Diese Arbeit zum Nutzen der Einwohner des Kreises Unna hat das Ziel, auch 2010 den Ratsu-chenden finanzielle Sicherheit zu geben, damit sie ruhiger und zufriedener leben können.

Auch 2009 sagen wir vor allem den Trägern unserer Schuldnerberatungsstelle, dem Kreis Unna, dem Land NRW und dem Sparkassenfond Dank für die finanzielle Ausstattung und für das hohe Vertrauen in unsere Arbeit. Unser Dank für eine gute partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit gilt ebenso den Kreditinstituten, darüber hinaus allen Ämtern und sozialen Einrichtungen.

Viele Grüße

Peter Resler Werner PhilippGeschäftsführer Betriebsleiter

Tel. 02307 924 88-0Hotline 01804 600140Fax 02307 924 88-20Mail: [email protected]://schube.awoubunna.de

Bergkamen l Bönen l FröndenBerg l HoLzwickede l kamen l SeLm l Unna l werne

Jahresbericht 2009

Unterbezirk Unna

gesamt

Erstmals seit 5 Jahren ist das Verschuldungs-volumen der Langzeitberatungen leicht ge-sunken. Es verringerte sich gegenüber 2008 um 2,3 Mio. € (- 5,3 %) auf 40,98 Mio. € und verteilt sich auf 9.444 Einzelforderungen (+ 4,8 %). Hinter den Einzelforderungen stehen ca. 2.000 Gläubiger und Gläubigervertreter, mit denen Schriftverkehr stattfand. Die durchschnittliche Schuldenhöhe lag bei 39.404 € je beratener Person und hat sich ge-genüber dem Vorjahr um 3.788 € verringert (- 8,8 %). Die mit Abstand höchsten Verschul-densarten bestehen in Immobiliendarlehen oder sind in der Selbstständigkeit entstanden. Nur unwesentlich verändert hat sich das durchschnittliche monatliche Gesamtein-kommen der Ratsuchenden, es ist auf 1.129 € gesunken (- 0,8 %). Für Gläubiger bedeutet das, dass sie durch Pfändung im günstigsten Fall einen monatlichen Betrag von 94,40 € er-halten.

gesamtverschuldungsvolumenMio. in €

50

45

40

35

30

25

202003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

23,5022,40

25,95

30,91

32,94

43,28

4.945 4.564 5.563 6.573 6.473 9.008 9.444bezogenauf

Einzel-forderungen

BeratUngSaBScHLüSSe Und VerHandLUngSergeBniSSe

Berg- Bönen Frönden- Holz- Kamen Selm Unna Werne Sonstigekamen berg wickede (außerh.)293 92 88 115 257 108 380 182 28

300

250

200

150

100

50

0

171

122

62

3049

39

95

20

196

61 6543

281

99

141

4121

7

entwicklung in den Städten und gemeinden

40,98

2007 2008 2009 2007 2008 2009 2007 2008 2009 2007 2008 2009

1750

1500

1250

1000

750

500

250

0

1394

971 963 996

1477 15

43

520 411 462

Gesamtfallzahlen Insolvenzberatung Schuldnerberatung Kurzzeitberatung

454 58

2

594

420 48

4

487

520

411 46

2

davonNeuaufnahme 241 329 314 210 223 220

Fallzahlen 2009

1.543 Ratsuchenden - damit 4,5 % mehr als im Vorjahr - konnte die Beratungsstelle Unter-stützung anbieten, obwohl eine Beraterstelle erst im 2. Quartal des Jahres besetzt werden konnte. In der persönlichen Langzeitberatung befanden sich 1.081 Personen, davon 406 ALG II-Empfänger (37,6 %); für 462 Personen reichte eine Kurzzeitberatung aus. Bei Heranziehung des derzeitigen Bearbeiter-schlüssels entsprechen die Personenzahlen durchschnittlich 193 Fälle je BeraterIn.

Langzeitberatung (1.081)Kurzzeitberatung (462)

gesamtdavon Neuaufnahmen

abgeschlossene Langzeitberatungengesamt: 557

reguliert 123 (22,1 %)

reguliert (insolvenzverfahren)250 (44,9 %)

teilreguliert34 (6,1 %)

Schuldnerschutz74 (13,2 %)

Ungeregelt45 (8,1 %)

andere abschlüsse31 (5,6 %)

BirgitKaldenbachBrigitteGrafIngridSchygulla KorinaTezlaff

LambertBau RosemarieBerents

SusanneWilsdorf

UlrikeLotkaWernerPhilipp

Unser team 2009

kurzzeitberatungengesamt: 462

MartinaKosmann

Verhandlungsergebnisse GläubigerArt Forderungssumme % Anzahl %

Forderungsbegleichung 971.500,00 € 5,4 153 2,8Forderungsstundung 1.468.600,00 € 8,1 461 8,6Ratenvereinbarung (z.T. mit Zinsverzicht) 1.115.200,00 € 6,1 1813 33,8Vergleichsvereinbarung mit Einmalzahlung 1.028.000,00 € 5,7 114 2,1Vergleichsvereinbarung mit Ratenzahlung 1.216.900,00 € 6,7 143 2,7vollständiger Forderungsverzicht 19.950,00 € 0,1 43 0,8erfolgreiches Verbraucher Insolvenzverfahren Wohlverhaltensperiode 9.535.700,00 € 52,6 1983 37,0Beantragung / Eröffnung Regel-InsO 2.783.300,00 € 15,3 652 12,2Summe 18.139.150,00 € 100,0 5362 100,0

Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung 2009 war zunächst nicht mit einer Entspan-nung der Überschuldenssituation zu rechnen. In 45 % der Fälle musste ein Insolvenzverfah-ren beantragt werden. Es wurden 68 % (2008 noch 89 %) der Gesamtforderungen ohne Ein-flussmöglichkeiten der betroffenen Gläubiger reguliert. Allerdings konnte auch in jedem 4. Fall außergerichtlich mit den Gläubigern ein einvernehmliches Ergebnis gefunden werden. Mehr als ein Viertel der Ratsuchenden wurden ohne gerichtliches Verfahren entschuldet und erhielten auf diese Weise eine eindeutige zeit-liche Perspektive zur Schuldenfreiheit.

Personalien

Ihr 15-jähriges AWO-Jubiläum feierten in diesem Jahr zwei Kolleginnen. Frau Lotka begann im Juli 1994 als Schuldnerberaterin. Frau Graf wechsel-te im August 1999 als Verwaltungsangestellte aus der Sozialstation in die Schuldnerberatung. Für die sehr gute Zusammenarbeit danken wir Frau Lotka und Frau Graf sehr herzlich.

orientierungsberatung 123 (26,6 %)

informationsweitergabe210 (45,5 %)

krisenintervention27 (5,8 %)

Hilfe zur Selbsthilfe102 (22,1 %)

AndreaEul-Bartels

aussichten

Ab Mitte des Jahres 2010 ist mit der Einführung des sog. Pfändungsschutzkontos („P-Konto“) eine erhebliche Verbesserung der Lebenssituation vieler überschuldeter Haushalte zu erwar-ten. So dürften gerade die oft das Existenzminimum bedrohenden Kontopfändungen beim Schuldner abnehmen, auch schließt die ausbleibende Kündigung des Kontos niemanden mehr so schnell vom zwingend notwendigen bargeldlosen Zahlungsverkehr aus.

Hier wäre zusätzlich wünschenswert, dass die Kreditinstitute beim P-Konto auf eine hohe Kontoführungspauschale verzichten, da sie bei niedrigeren Einkommen schnell zu einer Kos-tenfalle werden kann.

Sehr zu wünschen ist aus der Sicht der Schuldnerberatung, wenn die Einschätzung vieler zu-träfe, dass im Jahr 2010 mit einer gleich bleibenden Entwicklung am Arbeitsmarkt und nicht mit einer Jobkrise zu rechnen ist, da die Arbeitslosigkeit nach wie vor die Hauptursache für eine Überschuldung darstellt. Vielleicht könnte dann abermals der ständige Anstieg der pri-vaten Überschuldung gebremst werden.

impressum:

zentraLe ScHULdnerBeratUngimKreisUnna

WernerPhilipp,BetriebsleiterUnnaerStraße29a59174Kamen

ArbeiterwohlfahrtUnterbezirkUnnaUnnaerStraße29a,59174KamenVorsitzender:WilfriedBartmannGeschäftsführer:PeterReslerMitgliedderAWOBezirkWestlichesWestfalene.V.44139Dortmund,Kronenstraße63–69AmtsgerichtDortmundVR1598

UnterbezirkUnnaBeratungs-undBetreuungsdienste

Bergkamen l Bönen l FröndenBerg l HoLzwickede l kamen l SeLm l Unna l werne

Prävention vor ortInstitution Zielgruppe Thema

Arbeitslosenzentrum Kamen Langzeitarbeitslose „50 plus“ Allgem. FinanzkompetenzRW TÜV Akademie Langzeitarbeitslose - Umgang mit finanziellen jede Altersgruppe KrisensituationenJobtrainer Kamen Qualifizierungsmaßnahme Umgang mit finanziellen „Jobtrainer“ KrisensituationenBildungszentrum Bergkamen U 25 Maßnahme-TeilnehmerInnen Allgem. FinanzkompetenzArbeitslosenzentrum Lünen Langzeitarbeitslose „50 plus“ Allgem. FinanzkompetenzRW TÜV Akademie Langzeitarbeitslose in einer Umgang mit finanziellen Maßnahme KrisensituationenRAG Bildung Maßnahme Langzeitarbeitsl. Umgang mit finanziellen mit Migrationshintergrund KrisensituationenWerkstatt im Kreis Unna Teilnehmer in berufsbildender u. Allgem. Finanzkompetenz berufsunterstützender MaßnahmeBildung + Lernen Langzeitarbeitslose Ü 25, Umgang mit finanziellenAktivcenter Lünen z.T. lernbehindert KrisensituationenDiakonie Ruhr-Hellweg - Langzeitarbeitslose, 1,00 €-Jobber Umgang mit finanziellenArbeit + Lernen in Kaufhäusern KrisensituationenAWO Familienzentrum für Teilnehmer der Aktion vor OrtB+L im Kreis Unna „Maßnahme Jobtrainer“ AWO Familienzentrum IntegrationshelferInnen- Aktion vor OrtSchwerte AusbildungAWO Familienzentrum IntegrationshelferInnen- Aktion vor OrtSchwerte Ausbildung

aktion vor ort„Lange Nacht der Beratungsstelle 10 Jahre Verbraucherinsolvenz – Schuldnerberatung“ ein Weg aus den SchuldenInfostand Marktplatz Bönen Wege aus der FinanzkriseInfostand Marktplatz Holzwickede Wege aus der Finanzkrise

insolvenzveranstaltungenVeranstaltungen TNZahl2009 TNZahl2008(478) 25 492 + 14 (+ 2,9 %)

Das Arbeitsfeld der Schuldnerberatung versteht sich hier als Sozialarbeit. Be-züglich der Zielgruppen ist die inhalt-liche Gestaltung ausgerichtet auf die Entstehung, Entwicklung, Erhaltung und Wiederherstellung von Handlungsfähig-keit in defizitären Lebenssituationen. Schwerpunktmäßig zählen zu den The-men Budgetkontrolle, Schuldnerschutz, Zwangsvollstreckung und Insolvenzver-fahren. In den durchgeführten Veranstal-tungen hatten 204 Menschen die Mög-lichkeit, sich über bewussten Konsum und den Umgang mit Geld, aber auch über die Präsens und das Tätigkeitspro-fil einer Schuldner- und Insolvenzbera-tungsstelle zu informieren.Präventionsveranstaltungen wurden 2009 verstärkt in Kooperation mit Träger von SGB II-Maßnahmen durchgeführt.

Ungebrochen hoch ist der bereits beim Erstkontakt vom Ratsuchenden geäu-ßerte Wunsch nach einem Verbrau-cherinsolvenzverfahren. Sicher tragen insbesondere auch die diversen TV-Sen-dungen dazu bei, über den Weg eines privaten Insolvenzverfahrens in ein schuldenfreies Leben zurückzufinden. 492 Personen (+ 2,9 %) haben sich in unseren 14-tätig stattfindenden Insol-venzveranstaltungen über die Anforde-rungen vorab informiert.