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JAHRESBERICHT 2015

JAHRESBERICHT 2015 - frauenhaus-zhv.ch · 2016. 6. 3. · JAHRESBERICHT 2015. Editorial 2 Tätigkeitsbericht Präsidentin 4 Zum 35-jährigen Geburtstag der Stiftung Frauenhaus Zürich

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  • JAHRESBERICHT 2015

  • Editorial 2 Tätigkeitsbericht Präsidentin 4 Zum 35-jährigen Geburtstag der Stiftung Frauenhaus Zürich 6Regierungsrat Mario Fehr

    Grussbotschaft 9Stadtrat Richard Wolff

    Community matters – 12eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der ZHAW

    VistaNova – das stationäre Nachbetreuungsprojekt 14

    35-Jahr-Feier in der Wasserkirche 20

    Statistik 2015 Frauenhaus Zürich Violetta 22

    Bilanz Stiftung 26

    Betriebsrechnung Stiftung 27

    Kommentar zur Jahresrechnung 2015 30

    Budget 2016 Stiftung 33

    Verdankungen der Spenden 34

    Bilanz und Erfolgsrechnung Förderverein 37

    Tätigkeitsbericht Förderverein 38

    Stiftungsrat, Impressum 40

    Inhalt

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    Editorial

    Judith Stofer, Kommunikation

    «Schau nicht weg»

    «Gewalt gegen Frauen und Kinder ist kein Grund zum Jubeln»: Aber ein Jubi-läum – nämlich das 35-jährige Bestehen der Stiftung Frauenhaus Zürich – darf durchaus gefeiert werden. Es ist immer noch nicht selbstverständlich, dass ein Projekt, das einst von der autonomen Frauenbewegung ins Leben gerufen wurde, heute die gesellschaftliche Anerkennung geniesst, wie sie an der besinnlichen Feier am 19. Juni 2015 in der Wasserkirche in Zürich sichtbar wurde.

    Regierungsrat Mario Fehr und Stadtrat Richard Wolff überbrachten Grussbot-schaften des Kantons und der Stadt Zürich. Stadtrat Richard Wolff betonte, dass «Frauenhäuser die Gewalt gegen Frauen (und Kinder) nicht aus der Welt schaffen [können]. Aber sie sind ein wichtiges Hilfsangebot und bieten rasche Unterstüt-zung für Betroffene.» Regierungsrat Mario Fehr hob den langen Atem hervor, den die Gründerinnen trotz Widerständen bewiesen haben, und dankte für die wertvolle Arbeit: «Ihnen sowie all den Frauen, die ihre Arbeit weitergeführt haben und bis heute weiterführen, ist es zu verdanken, dass häusliche Gewalt heutzutage kein Tabuthema mehr ist.»

    «Stand up and Sing»: Unter diesem Motto gab der Chor «die vogelfreien» von Magda Vogel – mit Unterstützung der beiden Musiker John Wolf Brennan (Piano) und Tony Majdalani (Perkussion) – der Jubiläumsveranstaltung in der Wasserkir-che auch eine kämpferische Note: Wegschauen geht nicht.

    Am 22. Oktober 2015 organisierte unsere Geschäftsleiterin der Stiftung, Susan A. Peter, in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen-schaften (ZHAW), Departement Soziale Arbeit, die Fachtagung «Community mat-ters – Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen geht uns alle an». Anna Maria Riedi, Professorin für Soziale Arbeit, Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, Sabine Stövesand, Professorin für Soziale Arbeit in Hamburg, sowie Susan A. Peter zeigten vor über hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf, welche Massnahmen gegen häusliche Ge-walt in Deutschland, Österreich und der Schweiz ergriffen wurden und in welchen Bereichen weiterhin grosser Handlungsbedarf besteht.

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    Wiederum mit einer eher besinnlichen Aktion fand das Jubiläumsjahr seinen Abschluss. Mit drei Projektionen auf die Beton-Wand des Swissmill-Silos – zwei davon sehen Sie auf der Vorder- und Rückseite dieses Jahresberichtes – wies die Stiftung Frauenhaus Zürich auf das 35-jährige Bestehen hin und forderte die Öf-fentlichkeit auf, bei häuslicher Gewalt nicht weg-, sondern genau hinzuschauen. Denn dafür steht unsere Stiftung auch nach 35 Jahren weiterhin ein.

  • 4

    2015 war ein bewegtes Jahr. Es war das Jahr, das Veränderungen auf perso-neller Ebene im Stiftungsrat und erneut in der Betriebsleitung brachte. Es war das Jahr, in dem wir mit verschiedenen Veranstaltungen das 35-jährige Bestehen der Stiftung begingen. Und es war ein Jahr, in dem uns das Thema Flüchtlinge besonders beschäftigte.

    Der Stiftungsrat ist seit 2015 neu zusammengesetzt. Glücklicherweise setzten die beiden langjährigen Stiftungsrätinnen Suna Yamaner und Marianne Hochuli ihr Engagement fort. Bereits Ende 2014 war Canan Taktak (Personal) neu dazuge-kommen, und im Laufe des letzten Jahrs nahmen Judith Stofer (Kommunikation) und Claudia Lehmann (Finanzen) ihre Arbeit auf. Mit ihnen sind nun alle Ressorts wieder besetzt.

    Anna Huber kündigte ihre Stelle als Betriebsleiterin im Frühjahr nach wenigen Monaten per Ende Oktober. Diese Kündigung löste Unsicherheiten und in der Folge lange, intensive Diskussionen aus. Wir sind stolz, dass es gelungen ist, diese Zeiten der Unsicherheit zu überwinden, und zwar ohne dass die schutzbe-dürftigen Frauen und Kinder, die im Frauenhaus Zuflucht suchten und fanden, davon etwas mitbekamen. Dafür gebührt allen Beteiligten unser herzlicher Dank.

    Mitte November hat unsere neue Betriebsleiterin Pascale Navarra ihre Arbeit im Frauenhaus aufgenommen. Der Stiftungsrat sowie die Mitarbeiterinnen und die Geschäftsleiterin freuen sich ausserordentlich, in ihr eine äusserst kompe-tente, in der Arbeit mit gewaltbetroffenen Frauen und Kindern überaus erfahrene Fachfrau gefunden zu haben.

    Finanziell war 2015 insofern ein gutes Jahr, als dass dank Tarifanpassungen und Beitragserhöhungen seitens des Kantons (Sozialamt und Opferhilfe) es nach vielen Jahren gelungen ist, das Frauenhaus Zürich Violetta auf eine sicherere Fi-nanzierungsgrundlage zu stellen. Lesen Sie dazu auch den Kommentar zur Rech-nung auf Seite 30. Geblieben ist jedoch die Tatsache, dass das Frauenhaus nicht existieren könnte, wenn es nicht durch viele SpenderInnen unterstützt würde. Für die treue und wertvolle Hilfe danke ich allen sehr herzlich.

    Tätigkeitsbericht

    Kathrin Arioli, Präsidentin

    Stabilität und Veränderungen

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    2015 war gesellschaftlich und politisch ein bewegtes Jahr. In der öffentlichen Debatte zur Flüchtlingsthematik – wohl das prägendste Thema des Jahres – ging die Situation von Frauen und Kindern, die unter häuslicher Gewalt zu leiden haben, häufig unter. Übersehen werden Frauen und Kinder, die – traumatisiert durch die Situation in ihrem Herkunftsland und durch die Flucht – unter äusserst schwierigen Bedingungen versuchen, hier Fuss zu fassen.

    Das jüngste Projekt der Stiftung, das Nachbetreuungsprojekt VistaNova, ist 2015 gut gestartet. Die erste Evaluation hat gezeigt, wie sinnstiftend der Ansatz ist, Klientinnen längere Zeit zu unterstützen, und dass VistaNova eine wichtige Angebotslücke schliessen kann. Das zweite Projektjahr wird uns weitere weg-weisende Erfahrungen zur Projektentwicklung geben. Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 14. Ich danke an dieser Stelle allen sehr herzlich, die zweckge-bundene Beiträge für die Anschubfinanzierung gesprochen und damit das erste Betriebsjahr ermöglicht haben.

    Mit verschiedenen Anlässen, verteilt über das Jahr, feierten wir das 35-jährige Bestehen der Stiftung. Für die kommenden Jahre wünschen wir uns, dass in der Schweiz mit der Ratifizierung der «Instanbul-Konvention», dem «Übereinkom-men des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt», der Schutz von gewaltbetroffenen Frauen und Kindern verbessert und die Prävention verstärkt wird. Die tägliche Arbeit von uns allen zeigt, dass es in diesen Bereichen noch viel zu tun gibt.

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    während Hunderten von unbezahlten Arbeitsstunden! Zur gesellschaftspo-litischen Unterstützung dieser ersten Frauenhäuser folgte 1980 die Grün-dung der Stiftung Frauenhaus Zürich, der heutigen Trägerin des Frauenhau-ses Zürich Violetta. Dem Stiftungsrat gehörten auch Politikerinnen ver-schiedener Parteien aus dem Gemein-de- und Kantonsrat an.

    Über die Gewalt, die zu Hause hin-ter verschlossenen Türen stattfand, sprach man zu Beginn der Achtzi-gerjahre, wenn überhaupt, nur hin-ter vorgehaltener Hand. Doch allen Schwierigkeiten zum Trotz haben sich zahlreiche Frauen gegen die vorhan-denen Widerstände durchgesetzt und ihr Ziel unbeirrt weiterverfolgt. Ihnen sowie all den Frauen, die ihre Arbeit weitergeführt haben und bis heute weiterführen, ist es zu verdanken, dass häusliche Gewalt heutzutage kein Tabuthema mehr ist. Im Gegenteil, das Problem der häuslichen Gewalt neh-men wir sogar sehr ernst. Und das zu Recht: Pro Jahr werden im Kanton Zü-rich rund 1500 Fälle – das sind vier bis fünf täglich – von häuslicher Gewalt registriert. Das sind jeden Tag vier bis fünf Fälle zu viel! Denn hinter jedem dieser sogenannten «Fälle» verbirgt sich eine menschliche Tragödie. Mit dieser traurigen Tatsache werden die

    Als Erstes möchte ich mich ganz herzlich für die Einladung zu dieser Jubiläumsfeier bedanken und Ihnen allen an dieser Stelle die besten Grüs-se des Regierungsrats überbringen.

    Wir feiern heute den 35. Geburts-tag der Stiftung Frauenhaus Zürich. Ich weiss nicht, ob es ein Zufall ist, dass die heutige Feier in der Wasser-kirche stattfindet, dem Ort, der zwei Helden unserer Stadt gewidmet ist, die kompromisslos für ihre Überzeu-gung eingestanden sind. Denn mutige Heldinnen sind für mich auch die Weg-bereiterinnen der Frauenhäuser.

    Es ist aber auch der Moment, um auf eine politische Erfolgsgeschichte zurückzublicken, die bis in die Siebzi-gerjahre zurückreicht. Das erste Frau-enhaus in der Schweiz wurde nämlich bereits 1979 in Zürich eröffnet. Nach dem Zürcher Vorbild folgte die Grün-dung von weiteren Frauenhäusern in mehreren Städten der Schweiz. Getra-gen wurden diese ersten Frauenhäuser vorerst ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand, sondern ausschliess-lich von autonomen Frauengruppen. Diese Frauen standen einerseits als aktive Mitarbeiterinnen im Einsatz und kümmerten sich andererseits um die Finanzierung, die sie mithilfe von privaten Spenden regelten. Und dies

    Zum 35-jährigen geburtStag der Stiftung frauenhauS Zürich

    Mario Fehr, Regierungsrat Kanton Zürich

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    Mitarbeiterinnen des Frauenhauses bei ihrer täglichen Arbeit immer wieder aufs Neue konfrontiert. Dasselbe gilt für unsere Polizistinnen und Polizis-ten, für die die Einsätze wegen häus-licher Gewalt oft besonders belastend sind. Das Thema häusliche Gewalt und der polizeiliche Umgang damit sind zu Recht ein besonders wichtiger Teil der Polizeiausbildung.

    Bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt ist eine enge, gut funktionie-rende Zusammenarbeit der verschiede-nen involvierten Stellen unverzichtbar.

    Zum 35-jährigen Geburtstag der Stiftung Frauenhaus Zürich

    Einen wichtigen Meilenstein bedeute-te dabei das 2007 im Kanton Zürich eingeführte Gewaltschutzgesetz. Mit der im Gesetz verankerten Interventi-onsstelle für häusliche Gewalt wurde eine Fachstelle geschaffen, welche die Zusammenarbeit von Behörden, Beratungsstellen und Institutionen wie das Frauenhaus koordiniert. Eine Neuerung, die dazu geführt hat, dass den Betroffenen heute ein umfassen-des Hilfsangebot zur Verfügung steht.

    Hinzu kamen weitere gesetzliche Massnahmen, die es der Polizei heute

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    ermöglichen, Personen, die von Gewalt betroffen sind, besser zu schützen. Doch nicht immer reichen diese Mass-nahmen aus. Es braucht deshalb Orte wie das Frauenhaus Zürich Violetta, wo Betroffene Schutz und Unterstützung finden. Der Staat soll Institutionen wie die Stiftung Frauenhaus Zürich finan-ziell unterstützen. Um die finanzielle Unabhängigkeit des Frauenhauses zu sichern, haben wir den Staatsbeitrag ab 2015 auf Fr. 350'000.– erhöht. Gleichzeitig hat auch die Kantonale Opferhilfestelle den Tagessatz stark erhöht. Zusätzlich ermöglichen uns die Gelder aus dem Lotteriefonds eine gezielte Unterstützung von konkreten Projekten zum Schutz der Frauen, wie zum Beispiel das Projekt «Opfer von Frauenhandel als Langzeitklientinnen,

    Follow up» oder den 2013 erfolgten Zusammenschluss der beiden Stadt-zürcher Frauenhäuser im Frauenhaus Zürich Violetta. Aber das alles reicht natürlich nicht. Ihr persönliches Enga-gement ist deshalb für unsere Gesell-schaft ein Geschenk. Sie alle leisten viel, sehr viel. Dafür danke ich Ihnen von Herzen! Ebenfalls bedanken möch-te ich mich bei all den Einzelpersonen, Stiftungen, Vereinen, Kirchengemein-den und Firmen, die mit ihren Spenden die wichtige Arbeit des Frauenhauses unterstützen. Sie investieren in eine tolle Sache!

    Ihr habt die letzten 35 Jahre gross-artige Arbeit geleistet, deren Erfolg heute gefeiert werden will!

    Zum 35-jährigen Geburtstag der Stiftung Frauenhaus Zürich

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    Sehr verehrte Vertreterinnen der Stiftung Frauenhaus Zürich, geschätz-te Jubiläumsgäste

    Der Brief, mit dem ich zu dieser kur-zen Grussbotschaft eingeladen wurde, beginnt mit den Worten: «Gewalt ge-gen Frauen (und Kinder) ist kein Grund zum Jubeln.» Wie wahr! Die heutige Feier ist deshalb zwar ein Jubiläum, aber keine Jubelfeier. Ein Jubiläum bietet – und auch das steht in dem Einladungsbrief – Gelegenheit zum Rückblick auf das Erreichte und, im Sinne eines Ausblicks in die kurz- und mittelfristige Zukunft, die Wiederho-lung von alten Forderungen, die nach wie vor nicht erfüllt sind.

    Gewalt gegen Frauen und Kinder wird in der Schweiz meist unter dem Begriff «Häusliche Gewalt» zusam-mengefasst. Im Kanton Zürich versu-chen Stadt- und Kantonspolizei mit spezialisierten Fachgruppen gegen häusliche Gewalt vorzugehen, und das ist dringend notwendig, denn (ich zi-tiere den Eingangssatz der Definition von häuslicher Gewalt, formuliert von der Interventionsstelle gegen häusli-che Gewalt der Kantonspolizei Zürich): «Häusliche Gewalt ist die weltweit am meisten verbreitete und alltäglich vor-kommende Verletzung der Persönlich-keitsrechte. Gewalt in partnerschaft-

    lichen und familiären Beziehungen kommt in allen Altersstufen, Kulturen und sozialen Schichten vor, unabhän-gig vom Geschlecht, Bildungsniveau, Einkommen, gesellschaftlichen Status oder der Herkunft der Betroffenen.»

    So erschreckend diese schlichte Be-schreibung häuslicher Gewalt ist, so erschreckend sind auch die konkreten Zahlen: Durchschnittlich fünfmal am Tag rückt die Stadtpolizei wegen häus-licher Gewalt aus; in rund 60 Prozent der Fälle sind minderjährige Kinder vor Ort. Zahlen anderer Polizeikorps habe ich nicht gefunden, aber ich muss leider davon ausgehen, dass sie sich nicht wesentlich von denen in Zürich unterscheiden.

    Häusliche Gewalt ist für die Be-troffenen weit mehr als ein blauer Fleck, ausgeschlagene Zähne oder ge-brochene Rippen: Gewalterfahrungen sind immer mit Angst verbunden, und Angst führt in den allermeisten Fällen zu einer langfristigen und bleibenden Änderung des Sozialverhaltens: Die Be-troffenen ziehen sich zurück, vermei-den Kontakte mit anderen Menschen und machen sich so noch angreifbarer – ein Teufelskreis, unter dem allzu oft auch Kinder leiden müssen.

    gruSSbotSchaft

    Richard Wolff, Stadtrat, Polizeivorsteher

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    Grussbotschaft

    ses Gesetz hat ein sehr «handfestes» Umdenken bewirkt, indem die Polizei einen anderen Auftrag bekommen hat (statt vermitteln wie bisher, kann und muss gemäss neuem GSG interveniert werden). Schon vor dem Gewaltschutz-gesetz trat 1996 das Opferhilfegesetz in Kraft, und erst 2004 wurde Verge-waltigung in der Ehe zum Offizialde-likt.

    Gewalt, die innerhalb der eigenen vier Wände ausgeübt wird, gilt seither noch viel greifbarer nicht mehr als ein

    Hilfe zu suchen kostet Mut und Kraft, denn um Hilfe einzufordern, müssen die Opfer von Gewalt Angst und oft auch Schamgefühle überwin-den. Und Nichtbetroffene weichen der Thematik nur allzu gern aus.

    Die Fachgruppe Gewaltdelikte der Stadtpolizei engagiert sich schon seit vielen Jahren gegen häusliche Gewalt. Seit das kantonale Gewaltschutzge-setz in Kraft ist, hat sie dabei deut-lich mehr Handlungsspielraum. Das ist aller dings erst seit 2007 der Fall. Die-

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    persönliches Problem zwischen zwei Menschen. Das Thema ist stärker zu einer öffentlichen Angelegenheit ge-worden, häusliche Gewalt wird nicht mehr toleriert.

    Das ist gut so, aber es reicht nicht. Wir alle stehen grundsätzlich in der Verantwortung. Wir sind aufgefor-dert, hinzuschauen und hinzuhören, wenn Nachbarn wiederholt streiten oder wenn wir Zeugen von Gewaltan-wendung werden. Niemand verlangt, dass wir dabei die Helden spielen und selber eingreifen. Aber dass wir in sol-chen Fällen die Polizei rufen, müsste selbstverständlich sein – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Die Polizei greift ein, wenn sie gerufen wird!

    Frauenhäuser können die Gewalt gegen Frauen (und Kinder) nicht aus der Welt schaffen. Aber sie sind ein wichtiges Hilfsangebot und bieten rasche Unterstützung für Betroffene. Doch sie stossen an Grenzen und sind deshalb froh um jede Unterstützung ihrer Arbeit.

    Ich schliesse mich der Forderung der Stiftung Frauenhaus bedingungs-los an: «Wegschauen ist keine Lösung. Unsere Gesellschaft (ist) angehalten, alles zu unternehmen, um jegliche Form der Gewalt zu verhindern.»

    Wir dürfen uns nicht an Gewalt gegen Frauen und Kinder und Gewalt innerhalb der Familien gewöhnen. Bleiben wir diesbezüglich sensibel und hellhörig, denn Gewalt muss nicht sein, eine friedliche Konfliktlösung bei Problemen kann erlernt und gesucht werden. Tragen wir alle dazu bei, am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule etc. etc., dass der gegenseitige Res-pekt die Basis für das Zusammenleben und die Zusammenarbeit ist, gegen-über Kleinen wie Grossen, gegenüber InländerInnen wie AusländerInnen, gegenüber Frauen wie Männern. Enga-gieren Sie sich im Kleinen ganz kon-kret, die Wirkung ist grösser als Sie glauben!

    Grussbotschaft

  • JAHRESBERICHT 2015

    Stiftung Frauenhaus Zürich GeschäftsstelleQuellenstrasse 25 8005 Zürich Tel. 044 440 37 [email protected]

    Frauenhaus Zürich ViolettaPostfach 8021 ZürichTel. 044 350 04 [email protected] www.frauenhaus-zhv.ch

    Spendenkonto PC 80-37000-5