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Jahresbericht zur sozialen Rehabilitation e.V. Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. Waller Heerstraße 193 28219 Bremen www.izsr.de [email protected] Telefon 0421/47877.0 2012

Jahresbericht - izsr.de · Jahresbericht 2012 1. Bericht des Vorstandes 2012 Vorstandsbericht Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, Ihnen/Euch den Jahresbericht 2012 vorzustellen

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Jahresbericht

zur sozialen Rehabilitation e.V.

Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. ⋅ Waller Heerstraße 193 28219 Bremen ⋅ www.izsr.de ⋅ [email protected] ⋅ Telefon 0421/47877.0

2012

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Jahresbericht 2012

Jörn Petersen,Koordinator IRRTURM(Kap. 5 und grafische Gestaltung)[email protected]

Annette Baeßler,QMS-Beauftragte (Kap. 3 und redaktionelle Bearbeitung)[email protected]

Jörg Utschakowski,Leiter F.O.K.U.S. und IRRTURM (Kap. 4)[email protected]

Bernd Knies, Leiter des Betreuten Wohnens (Kap. 2) [email protected]

Heidi Mergner,Hauptamtlicher geschäftsführender Vorstandder Initiative...e.V.Vorwort (Kap. 1)[email protected]

Sven Bechtolf, Hauptamtlicher geschäftsführender Vorstandder [email protected]

Impressum

An der Erstellung des Jahresberichtes haben mitgewirkt:

zur sozialen Rehabilitation e.V.Waller Heerstr. 193

28219 Bremen

[email protected]

Tel: 0 (049) 421 - 47 877 0 Fax: 0 (049) 421 - 47 877 193

[email protected]

Amtsgericht Bremen: VR 3809

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Jahresbericht 2012

InhaltInhalt

1 Bericht des Vorstands 5

2 Betreutes Wohnen 10

2.1 Zusammenfassung – Fazit 102.2 NutzerInnen 132.2.1 Anzahl der NutzerInnen 132.2.2 Anzahl der NutzerInnen nach Geschlecht 142.2.3 Aufnahmen und Beendigungen im Betreuten Wohnen 152.2.4 Altersstruktur der NutzerInnen 162.2.5 Dauer der Betreuungen 172.2.6 Verteilung der NutzerInnen nach Diagnosen 182.2.7 Entwicklung der Betreuungsschlüssel 192.2.8 Rechtsstatus der NutzerInnen 222.2.9 Arbeitssituation der NutzerInnen 222.2.10 Klinikaufenthalte 242.2.11 Betreuung und Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung 272.3 Organisation und Angebotsstruktur des Betreuten Wohnens 282.3.1 Organisationsstruktur 282.3.2 Konzeptionelle Veränderungen in der Betreuten Wohngemeinschaft Frielinger Straße 292.3.3 Wohngemeinschaften - Einzelbetreuungen 302.3.4 Regionale Verteilung der Angebote 322.3.5 Kooperation 332.3.6 Dokumentation der Betreuungsleistungen 342.3.7 BewerberInnen für das Betreute Wohnen 352.4 Wohnraum für NutzerInnen 352.5 MitarbeiterInnen im Betreuten Wohnen 372.5.1 Fortbildung der MitarbeiterInnen 382.5.2 Fortbildung und Implementierung der bedürfnisangepassten Behandlung (NAT) 39 2.6 Betreutes Wohnen für Suchtkranke, vornehmlich drogenabhängige junge Erwachsene 392.7 Betreutes Jugendwohnen nach SGB VIII – Zusammenfassende Darstellung 402.7.1 Anzahl der NutzerInnen 402.7.2 Wohnungsvermietung 41

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Jahresbericht 2012

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Inhalt2.7.3 Problemlagen der jungen Menschen 412.7.4 Kooperation 41

3 Qualitätsmanagementsystem (QMS) 43

3.1 Das QMS der Initiative...e.V. 433.2 NutzerInnenbefragung 443.3 Befragung der KooperationspartnerInnen 46

4 F.O.K.U.S. 48

4.1 Fortbildungen 484.2 Forschung 504.3 Internationale Projekte 504.4 Netzwerkarbeit 504.5 Fortbildungskoordination für die Initiative...e.V. 51

5 Zeitungsinitiative IRRTURM 52

5.1 Einführung 525.2 Sonderausgabe Zwangsweise 525.3 Lesereise und weitere Lesungen 535.4 Ausgabe 24 und Pressefest 555.5 Öffentlichkeitsarbeit in der Initiative...e.V. 56

Die Fotos in diesem Jahres-bericht stammen zu einem Teil von Kristin Blank. Sie hat im Rahmen ihres In-Jobs im Arbeitsbereich F.O.K.U.S. die Beschäftigungsangebote Gartengruppe und Putzgruppe fotografiert.

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Jahresbericht 2012

Vorstandsbericht1. Bericht des Vorstandes 2012

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Ihnen/Euch den Jahresbericht 2012 vorzustellen. Wir benöti-gen für die Auswertung des jeweiligen Jahres doch etwas Zeit und können diesen meist erst im Sommer des darauf folgenden Jahres veröffentlichen. Dieses Mal ist uns noch unser Jubiläum „dazwischen gekommen“, sodass wir leider erst jetzt diesen Bericht veröffentlichen können. Dafür enthält unser Jahresbericht wieder in gewohnter Qualität ausführliches Zahlenmaterial bezüglich unseres größten Angebotes, dem Betreuten Wohnen, das der Leiter des Betreuten Wohnens, Bernd Knies, im Jahr 2012 wieder sehr differenziert aufbereitet und viele Auswertungen nach Frauen und Männer getrennt erho-ben hat. Für diese sehr gute Arbeit möchte ich mich an dieser Stelle bei Bernd Knies bedanken. Uns allen ist diese transparente Art der Berichterstattung wichtig und wir nehmen deshalb diese Zeitverzögerung gerne in Kauf. Im Jahr 2012 hat uns in besonderer Weise das Thema Qualität im Betreuten Wohnen beschäftigt. Besonders die Tatsache, dass erstmalig aus Kostengrün-den in den Rahmenverträgen eine Reduzierung der Betreuungsleistung ver-einbart wurde, andererseits eine große Diskussion von den Leistungserbrin-gern bezüglich des von der Behörde verabschiedeten Landespsychiatrieplans entstand, führte dazu, dass das Thema Qualität aus unserer Sicht definiert werden muss. Im Moment ist es ja noch so, dass jeder Träger weitgehend (d.h. unter Einhaltung von Mindeststandards) selbst definieren kann, was aus seiner Sicht Qualität im Betreuten Wohnen ist. Noch schwieriger ist es, die Qualität zu überprüfen. Wir haben in der Initiative...e.V. Vorstellungen und Hypothesen entwickelt, was Qualität im Betreuten Wohnen ausmacht. In den letzten Jahren wurde unser – wie ich finde – sehr gutes QM System, weiterentwickelt. Gerade aus der Steuerungsgruppe des QM heraus haben wir in 2012 Qualitätsziele für das Betreute Wohnen aufgestellt. Um unsere Hypothesen zu überprüfen, werteten wir die NutzerInnenbefragung aus 2011 aus, vereinheitlichten die Dokumentation und verpflichteten unsere MitarbeiterInnen, diese im EDV-Programm mit sonic boom zu erheben. Wir haben eine Kooperationspart-nerInnenbefragung durchgeführt und Thesen aufgestellt, was Qualität im Betreuten Wohnen ausmacht. Im Rahmen der AG Qualität des Landespsy-chiatrieausschusses waren wir mit Heidi Mergner und Jörg Utschakowski in dieser Arbeitsgruppe vertreten.

Wir sind davon überzeugt, dass die Gender Leitlinien umgesetzt werden müssen, besonders nachdem wir die geschlechtsspezifischen Erhebungen im Rahmen der Auswertung des Betreuten Wohnens zum zweiten Mal durch-führten und intensivierten. Es ergeben sich interessante Fragen und Inter-pretationen. Warum variieren die Diagnosen zwischen Frauen und Männern so stark? Warum gehen so viel mehr Frauen bei Krisen für einige Tage ins

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Krankenhaus? Warum nutzen ausschließlich Frauen die Rückzugsräume der Gapsy? Warum ist der diagnostizierte Betreuungsumfang in den Regionen Süd und Nord für Frauen signifikant geringer als für Männer? Die hier fest-gestellten geschlechtsspezifischen großen Unterschiede interpretieren wir vorsichtig so, dass es wohl auf Seiten der GutachterInnen und BehandlerIn-nen geschlechtsabhängige Rollenbilder gibt, die sich in Diagnose, Kranken-hausaufenthalt oder Betreuungsumfang abbilden. Nach wie vor appellieren wir hier an andere Träger, Einrichtungen und die Steuerungsstelle, diese geschlechtsspezifischen Auswertungen vorzunehmen und sich mit uns dar-über auszutauschen. Wichtig ist, diese Daten gemeinsam zu interpretieren, um, entsprechend den Genderleitlinien, geschlechtsspezifische Benachteili-gungen abzubauen und bedarfsgerechte geschlechtsspezifische Diagnosen und Angebote vorhalten zu können.Nun folgt ein Überblick über die Aktivitäten des Jahres 2012.

Betreutes Wohnen

Die Nachfragesituation, die in 2011 generell eingebrochen war, hat sich im Jahr 2012 in allen Bereichen gesteigert. Konzeptionell haben wir die Teams 11 + 17 ( Drogen konsumierende Frauen und junge Drogenabhängige) weiter entwickelt und personell zusammen-geführt. Dies ist nötig geworden, da beide Teams sehr klein waren (2-3 MitarbeiterInnen) und so ein geregelter Teamablauf in Krankheits- und Vertretungssituationen kaum mehr möglich war. So ist es gelungen, das frauenspezifische Wohnangebot in der Frielinger Straße aufrecht zu erhal-ten, jedoch auch männliche Betreuer einzusetzen. Dies hat sich nachhaltig bewährt, da so eine längere Anwesenheitszeit der MitarbeiterInnen vor Ort gewährleistet werden kann und Männer in diesem Betreuungsbereich gut akzeptiert werden. Für den Bereich der jungen drogenabhängigen Menschen konnten wir ein Büro in der Nähe der Frielinger Straße anmieten, um dort Beratungsgesprä-che durchzuführen.Der Jugendhilfebereich (Team 13) ist in diesem Jahr gewachsen und wir konn-ten 3 neue MitarbeiterInnen einstellen.

Nachdem der erste Durchgang der NAT Weiterbildung abgeschlossen war, haben sich organisationsübergreifende (Initiative...e.V., SFC, Gapsy, BWG) Regionalgruppen gebildet, wo MitarbeiterInnen der Organisationen den NAT Ansatz üben.

Jahresbericht 2012

Vorstandsbericht

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Jahresbericht 2012

VorstandsberichtSupervision/Fortbildung

Für alle Teams bestand die Möglichkeit, Supervision zu erhalten, und alle Teams haben dies auch genutzt.Mit F.O.K.U.S. haben zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der kollegialen Fortbildung stattgefunden und die Netzwerkfortbildung wurde im Juni mit einer Präsentation abgeschlossen. Auch der erste Durchgang der modularen NAT Weiterbildung, an der 8 MitarbeiterInnen teilgenommen haben, wurde in 2012 beendet.Darüber hinaus fand ein zweimoduliges Gendertraining für alle Mitarbeite-rInnen statt.

Tagungen/Fachveranstaltungen

Am 30.05. führten wir in Kooperation mit den KollegInnen der Gender AG den Fachtag „Was macht Herr Gender in der Psychiatrie?“ durch, an dem über 100 Menschen teilgenommen haben.Ein Workshop zum Thema „Dissoziative Identitätsstörung“ wurde von Mit-arbeiterInnen des BW, von F.O.K.U.S. und von dem Leiter des BW organisiert, fand am 03.09. statt und war ebenfalls ausgebucht.Die Initiative...e.V. hat die Woche der seelischen Gesundheit mit organisiert, die VA „Psychopharmaka – Mitgestaltung der eigenen Behandlung“ durchge-führt und sich an der VA Psychoshit und dem Abschlussfest beteiligt.

Gruppenangebote/Freizeitaktivitäten:

Im Mai wurde die neue, von Jörn Petersen/IRRTURM sehr ansprechend gestaltete Broschüre der Freizeitaktivitäten aufgelegt und fand bisher unter den NutzerInnen reißenden Absatz. Wir haben auch im Jahr 2012 ein umfang-reiches Freizeitangebot für unsere NutzerInnen vorgehalten. Besonders hervorzuheben sind hier neben den wöchentlichen Aktivitäten aller Gruppen folgende Ereignisse:

• Vom 26.05. – 02.06. ist die Segelgruppe in Dänemark gesegelt.• 13. – 15.06. haben wir den 5. Bremer River Cup mit internationaler Beteili-

gung im Sportgarten veranstaltet • Der AC Matti war im September für 5 Tage in Italien/Prato eingeladen

und hat am dortigen Sportturnier teilgenommen.• „Ein mal ich“ war eine Ausstellung des Ateliers am Freitag, (der Mal-

gruppe des MGB Bereichs), die am 18.11. eröffnet wurde. Foto: Initiative...e.V., Freizeit-angebot Reiten

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Jahresbericht 2012

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Vorstandsbericht IRRTURM/F.O.K.U.S.

Der IRRTURM hat, neben zahlreichen, auch inklusiven Lesungen, sein 24. Pressefest am 22.11. im Wallsaal der Stadtbibliothek Bremen gefeiert. Darüber hinaus gab es eine Sonderausgabe zum Thema „Zwang“, die ebenfalls auf großes, überregionales Interesse gestoßen ist.F.O.K.U.S. hat in mehreren Städten die EX-IN Ausbildung durchgeführt und sich wieder an zahlreichen Projekten beteiligt. Als eine Besonderheit kann der Forschungsauftrag des Klinikum Reinkenheide aus Bremerhaven gesehen werden. Hier arbeitet Jörg Utschakowski eng mit der EXPA und der Psychi-aterin Luciana Degano-Kieser zusammen und erforscht die Versorgung der PatientInnen unter den Veränderungen: Einstellung von ExpertInnen durch Erfahrung und der Ambulantisierung. Fokus hat am Weltkongress für Rehabi-litation in der Psychiatrie in Mailand teilgenommen und eine Delegation aus Bulgarien zu Gast gehabt.

Inklusionsprojekt

Unser Antrag bei der Aktion Mensch für das Vorlaufprojekt „Türen öffnen“ wurde bewilligt und wir konnten am 15.03. damit beginnen. Als Projektkoor-dinatorin haben wir Monika Möhlenkamp gewinnen können. Sie hat sowohl dieses Vorlaufprojekt erfolgreich durchgeführt als auch den Antrag für das große Anschlussprojekt vorbereitet.

Inklusive Sportprojekte

Ende des Jahres wurden noch zwei „kleine“ EU Anträge für die Projekte „Insport“ und „Foolish Learning“ bewilligt. Die Mitarbeiter, die den AC Matti betreuen, insbesondere Jörg Tapking, werden diese Projekte in 2013 umsetzen.

Wohnraum

Im Berichtsjahr wurde ein Haus der Initiative...e.V. in der Moorstraße in drei Apartmentwohnungen umgebaut. Dar-über hinaus mussten wir für das betreute Jugendwohnen Apartments anmieten, um junge Menschen betreuen zu können. Leider ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt weiterhin angespannt, sodass die NutzerInnen, die bei der Schufa gemeldet sind oder denen man ansieht, dass sie in ihrer Teilhabe beeinträchtigt sind, wenig Chancen haben, eine Wohnung zu finden. Deshalb kooperierten wir auch weiterhin mit dem Wohnprojekt Bunte Berse in Gröpelingen und mit der WabeQ.Foto: Initiative...e.V. Betreute Wohngemeinschaft

Foto: F.O.K.U.S.

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Jahresbericht 2012

VorstandsberichtWas brauchen wir in der Zukunft?

An dieser Stelle hat sich im Vergleich zu 2011 nichts verändert, deshalb ist der Text nahezu identisch. Als Vorstand haben wir im Jahr 2012 mit Sorge die Leistungskürzung in den Rahmenverträgen bewertet. Als Anbieterin von Betreuten Wohnen und von ambulanten Betreuungsangeboten (seit unse-rer Vereinsgründung stärken wir den Ambulanten Bereich), unterstützen wir Menschen, die nicht nach „Kassenlage“ ihren Hilfebedarf verändern. Die Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist geprägt von hoher Professionalität, großem Engagement und ständiger Weiterentwicklung. Wir beschäftigen ausschließlich Fachkräfte, bilden diese intern und extern weiter und entlohnen nach BAT und TV-L. Wir bieten unseren Nutzerinnen dadurch sehr gute Betreuungsleistungen an und unseren MitarbeiterInnen eine Bezahlung nach Tarif. Dadurch steigen jedoch auch unsere Kosten wesent-lich stärker, als die Einnahmen durch Entgelte. Wir appellieren erneut an die Politik in Bremen und im Bund, die Hilfen für Menschen mit Behinderung nicht weiter zu kürzen, sondern im Sinne von Beschäftigung/Tagesstruk-tur, Inklusion - Empowerment/Selbstermächtigung und „Gender“ weiter zu entwickeln und das dafür notwendige Budget bereitzustellen. Eine Erhöhung der Entgelte für Eingliederungshilfe in Bremen entsprechend der tariflichen Steigerungen, die Umsetzung der Hilfebedarfsgruppen und ein eigener Leis-tungstyp Arbeit/Beschäftigung ist aus unserer Sicht dafür unabdingbar und sollte schnellstens umgesetzt werden. Gerne beteiligen wir uns auch weiter-hin an der fachlichen Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe in Bremen und bringen unsere Kompetenzen, Ideen und Erfahrungen ein.

Falls Sie zu diesem Bericht Fragen haben oder Anregungen/Kommentare an uns weiterleiten möchten, schreiben Sie uns gerne eine Mail an [email protected].

Für den Vorstand

Heidi Mergner

Foto: Kristin Blank

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Jahresbericht 2012

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Betreutes Wohnen 2. Betreutes Wohnen

2.1 Fazit - Zusammenfassung

In verkürzter Form sind die Ergebnisse des Jahresberichtes 2012 in der folgen-den Darstellung zusammengefasst.

Die Berichte zum Betreuten Wohnen für junge drogenabhängige Erwach-sene und dem Betreuten Wohnen Jugendwohnen nach SGB VIII sind in dieser Zusammenfas sung nicht enthalten, sie finden sich am Ende des Berichtes in komprimierter Form.

Die Daten dieses Berichtes sind überwiegend nach Geschlechtern erhoben. Wir fol gen damit den Gender Leitlinien für die psychiatrische Versorgung im Lande Bremen.

Der Begriff Platzzahl ist in ambulanten Wohnangeboten nicht ganz passend, weil es hier keine Plätze wie in der stationären Versorgung gibt. Dennoch verwenden wir den Begriff, weil er eingeführt ist und damit die durchschnitt-liche Nutzung unserer Angebote ausgedrückt wird (Abrechnungstage /365).

Über alle Bereiche des Betreuten Wohnens verzeichnen wir einen Anstieg der Platzzahl gegenüber 2011 um 5,2 %. Insgesamt nutzten 423 Personen das Betreute Wohnen, wovon 53 % Männer und 47 % Frauen waren.

Nach einem nahezu ausgeglichenen Verhältnis zwischen Aufnahmen und Beendigungen im Vorjahr gab es im Berichtsjahr mehr Aufnahmen als Been-digungen, die insbesondere im Psychiatriebereich stattfanden.

Ob das Betreuungsende als Erfolg der Maßnahme bewertet werden kann, ist recht schwer zu beantworten. Einige Indikatoren wie beispielsweise eigene Wohnung legen die Interpretation als erfolgreiche Beendigung nahe. Den-noch werden wir im Rahmen der Qualitätssicherung die verbesserte Beant-wortung dieser Frage angehen.

Mit 8 Personen, die in 2013 verstarben, haben wir an dieser Stelle einen trau-rigen Rekord.

Veränderungen des Durchschnittsalters sind nur über relativ lange Zeiträume er kennbar. Auffällig ist, dass Männer im Drogenbereich durchschnittlich 6 Jahre älter sind als Frauen. Im Bereich der Betreuung von Menschen mit geis-tiger Behinderung ist es genau umgekehrt.

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Jahresbericht 2012

Betreutes WohnenIm Drogenbereich erreichten wir eine etwas längere Betreuungsdauer. Die Zahl der sehr kurzfristigen Betreuungen von unter 6 Monaten ging deutlich zurück. Dies bewerten wir als Erfolg, weil dieser Betreuungsbereich ansons-ten mit einer hohen Fluktuation arbeitet. In den übrigen Bereichen gab es kaum Veränderungen bei der Betreuungsdauer.

Im zweiten Berichtsjahr erheben wir Diagnosen für den Bereich Psychiatrie aus dem Gesamtplan. Nennenswerte Veränderungen gegenüber 2011 gab es dabei nicht. Sehr auffällig ist, dass von den betreuten Frauen fast doppelt so viele die Diagnose Persönlichkeits- und Verhaltensstörung bekamen, als bei den Männern. Ähnlich ver hält es sich bei den affektiven Störungen.

Der Betreuungsumfang wird nach wie vor mit Hilfe des eher groben Rasters von Be treuungsschlüsseln vorgenommen. In den Bereichen Psychiatrie und Sucht wird Männern durchschnittlich ein etwas höherer Betreuungsbedarf attestiert. Im Drogenbereich ist es umgekehrt. Untersucht man die Daten des Psychiatriebereiches weiter, erkennt man, dass es für die NutzerInnen nicht unerheblich ist, welche Diagnose sie bekommen und vor allem in welcher Region sie wohnen.

Hinsichtlich der Arbeitssituation der NutzerInnen befassten wir uns in 2012 mit drei Themenkomplexen:

•Verbesserung unseres Fortbildungsangebotes zu den Fragen Motivation, An gebote und Vermittlung

•Kontinuierliche Dokumentation der Arbeitssituation der NutzerInnen •Veränderung des Betreuungsbedarfes bei Aufnahme einer Arbeit

Zur Abgrenzung der Leistungen im Wohn- und Arbeitsbereich wäre ein eige-ner Leis tungstyp Arbeit und Beschäftigung sehr sinnvoll.

Die psychiatrische Klinik ist noch immer der meist genutzte Ort zu Krisen-begleitung außerhalb der eigenen Wohnung. Seit einigen Jahren gibt es allerdings eine rückläu fige Tendenz der von den NutzerInnen in der Klinik verbrachten Tage. In 2012 waren es 3,6 %. Hintergrund dazu könnte der Druck der Kostenträger in den Kliniken sein. Knapp ¼ der NutzerInnen im Psychi-atriebereich nutzte die Klinik in 2012. Relativ ge sehen war der Frauenanteil deutlich höher. Sie hatten häufigere und kürzere Aufenthalte.

Die Rückzugsräume der GAPSY wurden als alternative zur Klinik leider nur von einer kleinen Gruppe der NutzerInnen in Anspruch genommen, bis auf eine Ausnahme waren dies Frauen. Wir werden hier unsere Bemühungen ver-stärken, den NutzerInnen dieses Angebot zugänglich zu machen.

Die psychiatrische Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigte uns auch in 2012. Nach einem Besuch des Staatsrates bei den Regionalkonferenzen brachten wir dieses Thema in den Fachausschuss

Foto: Kristin Blank, Arbeit und Beschäftigung im Betreuten Wohnen

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen

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Allgemeinpsychiatrie ein, der daraufhin eine Arbeitsgruppe einsetzte, die Vorschläge zur verbesserten psychiatrischen Versorgung dieser BürgerInnen erarbeiten soll.

In 2011, wurden von den 58 betreuten Personen diesen Bereiches 26 kontinu-ierlich mit Psychopharmaka behandelt.

Die Organisationsstruktur des Betreuten Wohnens veränderte sich 2012 vorwiegend im Drogenbereich. Zwei sehr kleine Teams wurden zusammen-gelegt und in der Frie linger Str. angesiedelt. Den Standort in der Stresemann-straße gab dieses Team auf und bezog für die Betreuung von jungen absti-nenzorientierten Drogenabhängigen einen Beratungsraum in der Göttinger Str. Dieses Team erarbeitete ebenfalls eine neue Konzeption für die Betreu-ung von drogenabhängigen Frauen in der Frielinger Str.

Die Wohngemeinschaftsplätze wurden in 2012 deutlich besser ausgelastet als noch vor einem Jahr.

Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt erschwert Personen, die aus einer stationären Einrichtung kommend in eine Einzelbetreuung und damit in die eigene Wohnung wechseln wollen, den Übergang. In Einzelfällen mie-teten wir Wohnraum in derartigen Situationen an.

Die Zahl der NutzerInnen, die im Appartementwohnen leben möchte, nimmt weiter zu. Demzufolge bauten wir ein Haus in der Moorstr. von 4 WG Plätzen in drei Appartementwohnungen um. Ein ähnlicher Umbau wird in der bishe-rigen Wohngemeinschaft Grenzstr. erfolgen.

Zum 31.12.2012, waren im Betreuten Wohnen zwei MitarbeiterInnen mehr tätig als noch vor einem Jahr, was auf die gestiegene Nachfrage zurückzufüh-ren ist.

Das durchschnittliches Lebensalter und die durchschnittliche Betriebszuge-hörigkeit der MitarbeiterInnen stiegen in 2012 weiter an. Geschlechtsspezifi-sche Unterschiede sind dabei kaum vorhanden.

Die Zahl der MitarbeiterInnen, die an Fortbildungen teilnahmen, hat wei-ter zugenommen, was im Hinblick auf die qualitative Weiterentwicklung unseres Angebotes sehr erfreulich ist. Dazu beigetragen hat auch die relativ umfangreiche Fortbildung zur Implementierung des NAT (bedürfnisange-passte Behandlung). Die Fortbildung wird in 2013 erneut angeboten. Dabei geht es auch darum, dieses Angebot verstärkt bei den Menschen anzuwen-den, die bereits seit längerer Zeit an einer psychischen Erkrankung leiden.

Bernd Knies(Leiter des Betreuten Wohnens)

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen2.2 NutzerInnen

Im Betreuten Wohnen begleiten wir Menschen mit

• psychischer Erkrankung• Suchterkrankung• Drogenabhängigkeit• geistiger Behinderung

im Rahmen der Eingliederungshilfe nach dem SGB XII.

Das ambulante betreute Jugendwohnen nach SGB VIII ist ein weiterer Arbeitsbereich unseres Betreuten Wohnens. Diese Arbeit stellen wir am Ende des Jahresberichtes in einem gesonderten Kapitel vor.

Ebenfalls in einem Extrakapitel stellen wir die Arbeit mit jungen erwachse-nen Menschen mit Drogenabhängigkeit am Ende dieses Berichtes vor. Dies ist auf die geringe Größe dieses Bereiches zurückzuführen.

2.2.1 Anzahl der NutzerInnen

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen

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Der Bereich des Betreuten Wohnens für Menschen mit psychischer Erkran-kung war mit durchschnittlich 211 belegten Plätzen auch im Jahr 2012 der größte Arbeitsbereich. Gegenüber dem Vorjahr gab es hier eine Steigerung um 4,4%.

Mit 37 Plätzen verzeichnete der Drogenbereich einen Anstieg um 8,8%.Die Anzahl der durchschnittlich betreuten suchtkranken Menschen erhöhte sich um 8%..In der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung stieg die Platzzahl um 3,8% oder zwei Plätze übers Jahr 2012.Über alle Bereiche des Betreuten Wohnens gerechnet stieg die Platzzahl um 5,2%.Die Zahl der Menschen über alle Bereiche, die unsere Unterstützung in 2012 in Anspruch nahm, liegt bei 423 Personen, was einem Anstieg gegenüber 2011 um 2,9% entspricht.

2.2.2 Anzahl der NutzerInnen nach Geschlecht

Auffällig ist die Konstanz in der Anzahl betreuter Männer und Frauen. Ledig-lich im Sucht- bzw. Drogenbereich gab es geringe Abweichungen, die im Drogenbereich auf die erhöhte Auslastung in der Frielinger Str. zurückgeht.

Verteilung der NutzerInnen auf die Betreuungsbereiche

Psychiatrie Sucht Drogen MGB2011 2012 2011 2012 2011 2012 2011 2012

Belegte Plätze 202 211 37 40 34 37 52 54NutzerInnen Gesamt 243 260 55 54 58 51 55 58

Prozentuale Verteilung der NutzerInnen nach Geschlecht jeweils zum 31.12. eines Jahres

Psychiatrie Sucht Drogen MGB GesamtGeschlecht M W M W M W M W M W

2009 50 50 70 30 35 65 65 35 53 47

2010 46 54 77 23 53 47 63 36 53 47

2011 42 58 77 23 59 41 69 31 53 47

2012 42 58 79 21 56 44 69 31 53 47

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen2.2.3 Aufnahmen und Beendigungen im Betreuten Wohnen

Nachdem wir in 2011 ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen Auf-nahmen und Beendigungen hatten, gab es im Berichtsjahr 2012 wieder mehr Aufnahmen.Die Frage nach dem Grund für die Beendigung von Maßnahmen so zu beant-worten, dass daraus erkennbar wird, ob es sich um eine erfolgreiche Maß-nahme handelt, ist komplex und mit unserer Datengrundlage nicht ausrei-chend zu erklären. Da diese Daten einen weiten Interpretationsspielraum ermöglichen, ist hier ohne die Befragung der ausscheidenden NutzerInnen keine brauchbare Aussage möglich. Gespräche zu dieser Frage erfolgen in der Regel am Ende der Betreuung, werden aber bisher noch nicht in auswertbarer Form erfasst.

Aussagen zur Zufriedenheit der NutzerInnen mit der Betreuung sind über die Ergebnisse der durchgeführten Befragung zu erfahren.

Auffällig ist mit 8 Personen die hohe Zahl der verstorbenen NutzerInnen aus allen Bereichen. Dies mag auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass neben der psychischen Verfassung die körperliche Gesundheit für viele der von uns betreuten Menschen ein ernsthaftes Problem ist.

Bezieht man die Kündigungen durch NutzerInnen mit ein, so konnten wir im Psychiatriebereich siebzehnmal die Betreuung vermutlich erfolgreich been-den. Fehlende Mitwirkung führte in diesem Bereich achtmal zur Beendigung. Fünfmal wechselten NutzerInnen in intensivere Betreuungsformen. Die übrigen Gründe waren: Umzug in andere Region oder Stadt, Therapieantritt, Wechsel zu anderem Anbieter.Die Gründe für Beendigungen im Sucht- und Drogenbereich ähneln sich: Wechsel in intensivere Betreuungseinrichtungen, Kündigung durch die Initiative...e.V., Therapeiantritt, Kündigung durch NutzerIn.

Im MGB-Bereich sind zwei Personen verstorben, eine Person zog in eine andere Stadt und in einem weiteren Fall war die Betreuung von vornherein als Begleitung bei dem Zuzug aus einer anderen Stadt zeitlich begrenzt.

ohne Klammer 2012( ) 2011

Aufnahmen Beendigungen

Psychiatrie 58 (43) 42 (40)Sucht 16 (17) 11 (17)

Drogen 15 (22) 15 (24)MGB 7 (6) 4 (4)

Gesamt 96 (88) 72 (86)

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen

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2.2.4 Altersstruktur der NutzerInnen

Die Analyse der Altersverteilung bringt von einem Jahr aufs andere kaum Erkenntnisse. Über einen längeren Zeitraum sind jedoch Tendenzen in den Altersgruppen sichtbar. Der Einfluss des Psychiatriebereiches ist in dieser Grafik, die alle NutzerInnen abbildet, allerdings deutlich sichtbar. So hat dort der Anteil der über 60-jährigen seit 2000 um 14% abgenommen und in der mittleren Altersgruppe kann man einen Anstieg von fast 20% registrieren.

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Betreutes WohnenBei der Ansicht des Durchschnittsalters ist die herausragende Stellung des Suchtbereiches auffällig. Das erhöhte Durchschnittsalters hat sich über die letzten 10 Jahre kontinuierlich entwickelt. Da bereits das Aufnahmealter rela-tiv hoch ist, kann man diese Entwicklung nicht auf einzelne ältere Menschen, mit sehr langen Verläufen, zurückführen.

Diese Begründung ist eher auf die Entwicklung im MGB-Bereich anzuwen-den. Hier gibt es viele Menschen mit sehr langen Betreuungszeiten, die gewissermaßen im Betreuten Wohnen alt werden. Die Angabe zum Alters-durchschnitt bei Aufnahme ist hier von begrenztem Aussagewert, da wir hier eine relativ geringe Anzahl von Aufnahmen (7) hatten.

Einen kontinuierlichen Anstieg des Durchschnittsalters gab es auch im Dro-genbereich, was vermutlich im Zusammenhang mit der deutlich gestiegenen Lebenserwartung von Menschen mit Drogenabhängigkeit zusammenhängt. Hier liegt auch der größte Altersunterschied zwischen Männern und Frauen. Männer sind durchschnittlich um sechs Jahre älter als Frauen. Umgekehrt verhält es sich im MGB-Bereich. Dort sind die Frauen um ca. fünf Jahre älter. In den anderen Bereichen sind kaum Unterschiede vorhanden.

2.2.5 Dauer der Betreuungen

Die Betreuungsdauer im Drogenbereich veränderte sich in Richtung auf län-gere Verläufe. Der Anteil der Personen mit über zwei Jahren Betreuungsdauer erhöhte sich gegenüber 2011 um gut 10%. Nennenswerte Veränderungen in den übrigen Bereichen sind nicht erkennbar.

Unterschiede in der Betreuungsdauer zwischen Männern und Frauen liegen darin, dass Frauen, mit Ausnahme des MGB-Bereiches, die Betreuung kürzer

Dauer der Betreuungen in %Psychiatrie Sucht Drogen MGB

< 6 Monate 13,6 % 24,0 % 21,5 % 7,0 %6 Monate bis < 1 Jahr 9,0 % 13,0 % 19,6 % 3,5 %

1 Jahr bis < 2 Jahre 15,0 % 11,1 % 15,7 % 8,6 %2 Jahre < 5 Jahre 27,7 % 20,4 % 29,4 % 20,6 %

5 Jahre und mehr 34,6 % 31,5 % 13,7 % 60,3 %Durchschnittliche Betreuungsdauer 4,6 Jahre 4,0 Jahre 2,4 Jahre 8,1 Jahre

Altersdurchschnitt bei Aufnahme in 2012; in Klammern () 2011Psychiatrie Sucht MGB Drogen38,0 (39,5) 46,0 (46,0) 42,0 (26,4) 41,2 (36,3)

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in Anspruch nehmen. Insbesondere drogenabhängige Frauen haben eine um 1,4 Jahre geringere Dauer als Männer. Frauen mit geistiger Behinderung befinden sich im Durchschnitt 6 Monate länger in Betreuung.

Die vor allem im Drogenbereich vorkommenden sehr kurzen Betreuungsver-läufe von unter 6 Monaten konnten gegenüber dem Vorjahr von 9 Personen auf 5 Personen reduziert werden. Die Werte der übrigen Bereiche sind nahezu unverändert: Psychiatrie 6, Sucht 4, MGB 1.

2.2.6 Verteilung der NutzerInnen nach Diagnosen

F20 - F29 Schizophrenie, wahnhafte StörungF60 - F69 Persönlichkeits- und VerhaltensstörungenF30 - F39 Affektive StörungenF40 - F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen

Die Mehrzahl der NutzerInnen des Bereiches Psychiatrie bekam auch im Jahr 2012 eine Diagnose nach F 20 – F 29. Frauen sind in dieser Gruppe mit abneh-mender Tendenz vertreten. Dafür sind sie allerdings in den beiden anderen Diagnosegruppen deutlich in der Mehrzahl. Die geringen Veränderungen zum Vorjahr ergeben keine besonderen Erkenntnisse. Da wir erst in 2011 mit dieser Erhebung begonnen haben, sind noch keine Trends auszumachen. Auffällig ist der auch in 2012 hohe Anteil von Personen aus dem Bereich Per-sönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Die Wirksamkeit und Notwendigkeit der Hilfen wird bei dieser Diagnose von den GutachterInnen immer wieder angezweifelt.

Die Diagnosen wurden ausschließlich dem Gesamtplan nach § 58 SGB XII entnommen.

Prozentuale Verteilung der NutzerInnen nach Diagnose,Bereich Psychiatrie, bezogen auf 2011 und 2012

2011 2012

Frauen Männer Frauen Männer

F 20 - F 29 44,6 % 55,4 % 45,5 % 54,5 %

Summe (von Gesamtgruppe) 52,6 % Summe (von Gesamtgruppe) 51,7 %

F 60 - F 69 65,5 % 34,5 % 64,8 % 35,2 %

Summe (von Gesamtgruppe) 23,9 % 23,0 %

F 30 - F 48 66,7 % 33,3 % 69,5 % 30,5 %

Summe (von Gesamtgruppe) 23,5 % 25,2 %

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Betreutes Wohnen2.2.7 Entwicklung der Betreuungsschlüssel

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Betreuungsschlüssel über die vergange-nen 10 Jahre. Die bereits vor dieser Zeit beabsichtigte Umstellung auf Hilfebe-darfsgruppen hat es auch in 2012 nicht gegeben, so dass wir weiter mit einem eher grobmaschigen Einstufungssystem von Betreuungsschlüsseln arbeiten.

Im Psychiatriebereich setzte sich die seit Jahren vorhandene Entwicklung der Absenkung von Betreuungsschlüsseln weiter fort, wenn auch nur in gerin-gem Maße.

Im Suchtbereich wurden einige NutzerInnen im Umfang des Schlüssels 1:4 betreut, was zu einer leichten Anhebung des Durchschnittsschlüssels führte.

Im Dogenbereich gab es ebenfalls eine leichte Tendenz in Richtung 1:4.

Im Betreuten Wohnen für Menschen mit geistiger Behinderung wurden die Betreuungsschlüssel landesweit bis Ende 2013 eingefroren. Die leichte Verän-derung wurde durch Neuaufnahmen mit 1:4 verursacht.

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Dass psychisch kranken Frauen auch in 2012 ein geringerer Betreuungsum-fang attestiert wurde, zeigt die obige Grafik. Erklärungen dafür können wir zum Teil den folgenden Tabellen entnehmen. Wenn die Annahme zutrifft, dass vorhandene Rollenbilder einen Einfluss auf diese Entwicklung haben, so sollten diese als Teil des individuellen Faktors in der Begutachtungspraxis verstanden werden. Dieser individuelle Faktor unterliegt allerdings nicht nur dem Einfluss der begutachtenden Person, sondern muss im Kontext des gesamten Begutachtungsprozesses gesehen werden. Dazu zählen regionale Einflüsse ebenso wie diagnostische Zuordnungen.

Weitere Erklärungen für die regionalen Unterschiede insbesondere zwischen Männern und Frauen sind nicht erkennbar. Den deutlichsten Unterschied gab es hier in der Region Süd. Frauen wurden dort um den Wert 1,0 geringer begutachtet als Männer. Den Grund für die geringeren Betreuungsumfänge in der Region Nord kann man nur erahnen: in der Region Nord haben wir nur sehr wenige Wohngemeinschaftsplätze. Menschen in dieser Wohnform wird tendenziell ein höherer Hilfebedarf zugestanden.

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Betreuungsschlüssel nach Region und Geschlecht für den Bereich Psychiatrie, Vorjahreswerte in Klammern ( )

Frauen Männer

Nord 7,5 (6,9) 6,9 (5,9)

Süd 6,9 (6,2) 5,9 (5,7)

West 5,8 (5,7) 5,7 (5,9)

Betreuungsschlüssel nach Diagnose und Geschlecht, Bereich Psychiatrie

2011 2012

Frauen Männer Frauen Männer

F 20 - F 29 6,9 6,0 6,8 6,0

6,2 6,3

F 60 - F 69 5,8 6,0 5,9 7,2

5,9 6,2

F 30 - F 48 6,2 6,7 6,4 6,2

6,3 6,3

Über beide Geschlechter betrachtet gab es 2012 keine diagnosespezifischen Unterschiede in der Betreuungsdichte. Nach Geschlechtern betrachtet ist es auffällig, dass Männer mit einer Schizophrenie intensiver betreut wurden als Frauen, wohingegen die Frauen, wenn sie eine Persönlichkeitsstörung hatten, intensiver betreut wurden. Diese Beobachtung konnten wir ebenfalls in 2011 machen.

Bei einer Diagnose nach F 30 – F 48 gab es eine Angleichung im Betreuungs-umfang zwischen Männern und Frauen.

Entwicklung der Betreuungsschlüssel nach GeschlechtSucht Drogen MGB

Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer2009 6,9 7,7 4,7 5,8 3,0 3,12010 8,0 8,0 4,8 4,7 3,3 3,32011 8,0 7,9 4,7 4,9 3,4 3,22012 8,0 7,6 4,5 4,9 3,3 3,3

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Im Drogenbereich gab es insgesamt etwas intensivere Betreuungsschlüssel, was vorwiegend auf den erhöhten Frauenanteil zurückgeht. Warum Frauen in diesem Arbeitsbereich mehr Betreuung zugestanden wird, lässt sich anhand der Zahlen nicht erkennen und muss demzufolge individuellen Ursa-chen sowohl bei den NutzerInnen als auch bei den GutachterInnen zugeord-net werden.

2.2.8 Rechtsstatus der NutzerInnen

Im Psychiatriebereich hat sich die Tendenz der letzten Jahre eines abneh-menden Anteils von NutzerInnen mit Rechtsbetreuung weiter fortgesetzt. Dass der Anteil insgesamt leicht zunahm, liegt an der gestiegenen Anzahl im Suchtbereich und bei Menschen mit geistiger Behinderung.

2.2.9 Arbeitssituation der NutzerInnen

Die Verbesserung der Arbeitssituation der NutzerInnen im Betreuten Woh-nen stellt für uns nach wie vor ein wesentliches Ziel unseres Angebotes dar. Unsere Bemühungen gelten dabei sowohl dem Aufbau von Arbeitsgelegen-heiten in der Initiative…e.V. selbst als auch in den Tochtergesellschaften. Die Vielfalt von Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen veranlasste uns dazu, in Fortbildungen ebenfalls die verschie-denen Angebote und den Zugang dazu in den Blick zu nehmen, damit wir zusammen mit den NutzerInnen ein möglichst passgenaues Angebot finden.

Intensiv haben wir uns in 2012 mit der Frage beschäftigt, wie es gelingen kann, mithilfe der Einbindung der NutzerInnen in ein Arbeitsangebot den Betreuungsaufwand im Betreuten Wohnen zu reduzieren. Dieses insbeson-dere vom Leistungsträger in die Diskussion gebrachte Argument ist im Sinne einer kostenbewussten und an der Notwendigkeit der Leistungen orientier-ten Hilfeplanung plausibel. In den Gesprächen zur Erstellung des Gesamt-plans werden diese Effekte durchaus in den Blick genommen und bewertet. In etlichen Fällen führt dies auch im Sinne einer Begrenzung der Hilfen zur Reduzierung des Betreuungsumfangs. Ebenso stellen wir immer wieder fest, dass die Aufnahme und der Erhalt einer Arbeit für die NutzerInnen ein

% - Anteil der NutzerInnen mit RechtsbetreuungPsychiatrie Sucht Drogen MGB Gesamt

2008 52,3 % 38,0 % 3,0 % 63,8 % 47,5 %2009 53,5 % 35,8 % 6,4 % 61,8 % 46,2 %2010 49,4 % 34,8 % 5,3 % 59,2 % 42,7 %2011 48,6 % 38,2 % 5,2 % 65,5 % 42,4 %2012 47,3 % 40,7 % 4,0 % 67,2 % 44,0 %

Foto: Kristin Blank, Beschäfti-gung in der Gartengruppe der Initiative...e.V.

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Betreutes Wohnenintensiver Schritt ist, der sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Wohnbe-treuung Begleitung benötigt. Hinzu kommt, vor allem in Krisensituationen, eine enge Kooperation mit dem Arbeitsplatz. Um dieser Frage strukturell zu begegnen wäre es sinnvoll, einen eigenen Leistungstyp für Arbeitsangebote zu etablieren. Dies würde die Abgrenzung zwischen Wohnen und Arbeit deutlich verbessern, was insbesondere hilfreich ist, wenn diese Leistungen von unterschiedlichen Anbietern erbracht werden. Die Abgrenzung zwi-schen ambulanten und stationären Wohnangeboten würde sich im Hinblick auf die Arbeitsangebote deutlich durchlässiger gestalten.

Die Dokumentation der Inanspruchnahme von Arbeitsmöglichkeiten durch die NutzerInnen konnten wir in 2012 soweit vorbereiten, dass sie in 2013 als verbindlicher Bestandteil der Leistungsdokumentation erfolgt und damit auswertbar wird. Eine rückschauende Abfrage zur Inanspruchnahme von Arbeitsangeboten ergab im Wesentlichen ähnliche Ergebnisse wie im Vorjahr.Die folgende Tabelle zeigt, wie die wichtigsten Angebote genutzt wurden.

Nutzung der Arbeitsangebote

Bereich innerhalb der Initiative...e.V.

Art des Angebots Psychiatrie Sucht MGB Drogenbereich

§ 11 (3) SGB XII 23 - 2 -

In-Job SGB II 4 5 - 11

WfBM 26 4 24 -

Angebot der Initiative...e.V.

15 4 6 -

Minijob 6 3 - -

Ausbildung 2 - - -

Praktikum 2 - 1 -

1. Arbeitsmarkt 4 1 - -

Sonstiges 20 3 - 1

Die Werkstatt für behinderte Menschen (WFbM) wird in allen Bereichen von relativ vielen NutzerInnen besucht. Der geringe Anteil von Personen des Psychiatriebereiches bei den In Jobs gibt den geringen Anteil von Leistungs-berechtigten nach SGB II wider und zeigt ebenfalls, dass etliche NutzerInnen mit den Anforderungen dieses Angebotes oftmals überfordert sind. Gerade niedrigschwellige Arbeitsgelegenheiten, wie sie die Tagesstätte oder auch

Foto: Kristin Blank

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das Angebot der Initiative…e.V. vorhält, sind hier gefragt und sollten weiter ausgenbaut werden.

Im Bereich der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung steigt die Anzahl der NutzerInnen, die nur sehr schwer für eine regelmäßige Arbeits-aufnahme zu motivieren sind. Die besten Erfolge werden dort erzielt, wo zwischen Wohnbetreuung und Arbeitsbetreuung kein Unterschied besteht. Das bedeutet, das Zwei-Millieu-Prinzip aus Arbeit und Wohnen, welches aus Normalisierungsgründen zu bevorzugen ist, kann nicht in jedem Fall als das Optimum gesehen werden.

Im Drogenbereich finden etliche NutzerInnen den Zugang zu Arbeitsmöglich-keiten im Rahmen eines In Jobs. Seit längerer Zeit ist hier der geringe Anteil von Frauen auffällig. Ob die von uns vermuteten Gründe, die sich vorwiegend in den Lebensumständen der Frauen finden, zutreffen, sollte Gegenstand unserer Kooperationsgespräche mit dem übrigen Drogenhilfesystem sein. Eine Veränderung dieser Situation ist in jedem Fall wünschenswert.

2.2.10 Klinikaufenthalte

Mit 3,6% hat der Anteil der Kliniktage an den Betreuungstagen weiter abge-nommen., wie aus der untenstehenden Grafik ersichtlich ist.

Die Anzahl der Aufenthalte war in 2012 leicht rückläufig; über einen längeren Zeitraum betrachtet steigt sie etwas mehr an als die Anzahl der NutzerIn-nen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer war mit 28 Tagen um drei Tage länger als im Vorjahr.

Anzahl und Dauer der Klinikaufenthalte Bereich Psychiatrie

Foto: Kristin Blank, Werkstatt der Beschäftigungsgruppe

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Betreutes WohnenVon den 260 NutzerInnen, die übers gesamte Jahr im Psychiatriebereich betreut wurden, hatten 59 mindestens einen Klinikaufenthalt, das entspricht einem Anteil von 23 %, wobei ein großer Teil (62%) aller Behandlungen vor Ablauf von 25 Tagen beendet war.

Die Auswertung der Daten nach Geschlecht für den Bereich Psychiatrie ergibt einen Anteil Kliniktage an den Betreuungstagen von 4,5% bei den Frauen und 2,5% bei den Männern. Darin enthalten sind auch Aufenthalte von bis zu 150 Tagen, die in 2012 bei Frauen häufiger vorkamen als bei Männern. Ohne diese Aufenthalte verringert sich der Abstand etwas aber es bleiben immer noch deutlich mehr Kliniktage bei den Frauen als bei den Männern.

Frauen hatten 63% aller Klinikaufenthalte, ihr Anteil an den NutzerInnen insgesamt betrug 58%.

6 Frauen hatten 3 und mehr Klinikaufenthalte übers Jahr, bei den Männern waren es 3 Personen, die mindestens dreimal die Klinik aufsuchten.Ohne Berücksichtigung der sehr langen Klinikaufenthalte von über 100 Tagen liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei den Frauen bei 25 Tagen, Männer verbrachten durchschnittlich 21 Tage in der Klinik. Gegenüber 2011 verkürzte sich vor allem die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei den Männern.Frauen nutzen die Klinik offenbar häufiger aber kürzer. Aufenthalte, die noch vor Ablauf von 14 Tagen beendet wurden, gab es 45 mal. Davon waren 28 Aufenthalte den Frauen und 17 den Männern zuzuordnen.

Anzahl und Dauer der Klinkaufenthalte Bereich Psychiatrie

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Diese Daten werden von uns im zweiten Berichtsjahr erhoben. Gegenüber dem Vorjahr gibt es zum Teil sehr unterschiedliche Entwicklungen, wie bei-spielsweise der deutlich gestiegene Anteil von Kliniktagen bei Frauen, für die es bisher noch keine Erklärung gibt. Wir werden diese Daten weiter erheben und auswerten. Dabei wird sich zeigen, ob Trends und Erklärungen erkennbar werden.

Die Rückzugsräume der Gapsy im Bremer Westen wurden weniger genutzt als noch vor einem Jahr. Auffällig ist, dass dieses Angebot in 2011 ausschließ-lich von Frauen genutzt wurde und 2012 sich dieses Nutzungsverhalten bis auf eine Ausnahme weiter fortsetzte. Bemerkenswert ist ebenso, dass es sich um eine überschaubare Gruppe von Frauen handelt, die mehrere Aufenthalte hatten. Man könnte auch von einer Insider-Nutzung sprechen. Dies wird auch dadurch untermauert, dass Frauen aus dem Norden die Rückzugsräume im Westen nutzen, nachdem diese im Norden geschlossen wurden.

Wir werden in Zukunft wieder mehr darauf achten müssen, den NutzerInnen das Angebot der Rückzugsräume nahe zu bringen.

NutzerInnen mit einer Suchterkrankung nutzten das Krankenhaus in ganz ähnlicher Weise wie im Jahr zuvor. Mit einer durchschnittlichen Aufebthalts-dauer von 12 Tagen handelt es sich vorwiegend um Kurzzeitinterventionen zum Zweck der Entgiftung. 28 % aller NutzerInnen oder 6 Frauen und 11 Männer waren auf diese Hilfen angewiesen. Dabei kam es insbesondere bei einigen Frauen mit bis zu 11 Krankenhausaufnahmen zu einem intensiven Nutzungsverhalten.

Der Anteil der Kliniktage an den Betreuungstagen betrug 3,1 % und ist damit ähnlich dem des Vorjahres. Von diesen 3,1 % gingen 58,2 % auf Frauen zurück, was vor allem deshalb erwähnenswert ist, weil sie mit ca. 20 % nur einen geringen Anteil der NutzerInnen dieses Bereiches ausmachen.

Im Drogenbereich waren die Kliniktage vorwiegend auf kurzzeitige Entgif-tungsbehandlungen zurückzuführen. In der Regel folgte darauf keine weitere therapeutische oder psychiatrische Behandlung. Aufgrund des relativ hohen Anteils von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Drogenbereich ist dies ein Hinweis darauf, dass diese Personen vom psychiatrischen Hilfesys-tem nicht erreicht werden.

Betrachtet man den Bereich nach Zahlen ist der Anteil der Kliniktage an den Betreuungstagen leicht angestiegen gegenüber 2011. Die Quote lag bei 3,3% (2,6 % in 2011). Fast 70 % aller Kliniktage gehen auf Frauen zurück, obwohl sie insgesamt mit 44 % den geringeren Teil der NutzerInnen ausmachen. Von den 18 Personen, die mindestens einen Klinikaufenthalt hatten, waren 11 weiblich. Konzentrationen auf wenige Personen gab es hier nicht.

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Betreutes WohnenMit 17 Tagen durchschnittlicher Aufenthaltsdauer haben wir einen Wert, der etwas über dem Vorjahr liegt. Frauen neigen hier zu eher kürzeren Aufenthal-ten mit bis zu 10 Tagen.

Fünf Personen, die dem Betreuungsbereich Menschen mit geistiger Behin-derung zugeordnet sind, hatten in 2012 einen Klinikaufenthalt, wobei ins-gesamt 66 Kliniktage zu registrieren sind. Davon waren nahezu 50 Tage auf eine Person zurückzuführen, bei der voraussichtlich eine Suchterkrankung und nicht eine geistige Behinderung den Hilfebedarf verursacht.

2.2.11 Betreuung und Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung

Die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung war auch in 2012 ein wichtiges Thema für den MGB-Bereich.

Die bereits in 2011 aufgenommenen Aktivitäten zur inhaltlichen Aufbereitung der Thematik im Rahmen der Regionalkonferenzen führte im Januar 2013 zu einem Gesprächstermin mit VertreterInnen der Regionalkonferenzen und dem Staatsrat, Herrn Horst Frehe. Dabei wurde deutlich, wie sehr die Ver-säulung der Eingliederungshilfe nach dem SGB XII in geistiger Behinderung, psychischer Erkrankung und Suchterkrankung in der Praxis einer klientenori-entierten Leistungserbringung im Wege steht.

Die oftmals unzureichende medizinisch/psychiatrische Versorgung wird Thema eines Gremiums sein, welches sich mit konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Land Bremen befasst (TEEK).

Die während des gesamten Prozesses in 2011 und 2012 erkennbar geringe bis ausbleibende Beteiligung von VertreterInnen der psychiatrischen Versorgung ist umso unverständlicher, wenn Experten von einem 3-4 fach erhöhten Risiko geistig behinderter Menschen von einer psychischen Erkrankung oder schweren Verhaltensauffälligkeit betroffen zu sein ausgehen. Unsere Initia-tive das Thema in den Fachausschuss Allgemeinpsychiatrie einzubringen hat dazu geführt, einen Arbeitskreis des Fachausschusses zu etablieren, der sich mit der Frage einer verbesserten psychiatrischen Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung befasst. Dieser Arbeitskreis wird in 2013 erste Ergebnisse vorlegen.

Im Betreuungsalltag waren die KollegInnen des Bereiches mit zum Teil recht hohen Anforderungen konfrontiert. Wir wurden offenbar aufgrund unserer Aktivitäten zu diesem Thema von vermittelnden Diensten vermehrt wegen weiterer Aufnahmen von Personen mit dieser Doppelproblematik angesprochen.

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Foto: Krstin Blank

Unter den von uns betreuten NutzerInnen spielt die psychiatrische Versor-gung über die Behandlungszentren nur eine untergeordnete Rolle. Relativ wenig Krankenhausaufenthalte und Kontakte zu den psychiatrischen Insti-tutsambulanzen lassen darauf schließen. Anhand der Verordnung von Psy-chopharmaka ist jedoch sichtbar, dass die niedergelassenen PsychiaterInnen relativ häufig aufgesucht werden. Von den 58 betreuten NutzerInnen nah-men 26 Personen regelmäßig ärztlich verordnete Psychopharmaka, 24 davon erhielten diese über eine Nervenarztpraxis.

Wünschenswert und notwendig ist der Ausbau psychotherapeutischer Ange-bote und deren Finanzierung. TherapeutInnen, die sich mit dieser speziellen Problematik befassen, sind oftmals nicht bei den Krankenkassen zugelassen und die Finanzierung über Sozialhilfemittel kann auch nur dann erfolgen, wenn eine Kassenzulassung vorliegt.

2.3 Organisation und Angebotsstruktur des Betreuten Wohnens

2.3.1 Organisationsstruktur

Die Organisation des Betreuten Wohnens folgte im Wesentlichen den Struk-turen der Vorjahre. Eine Ausnahme bildet der Drogenbereich. Neben dem Team Roonstraße gab es hier bis zum Jahresbeginn zwei weitere Teams, die aufgrund ihrer geringen Größe von zwei MitarbeiterInnen insbesondere zu Urlaubs- und Krankheitszeiten recht schnell an ihre Kapazitätsgrenze kamen. Die bereits in 2011 begonnene Neustrukturierung in Form der Verschmelzung beider Teams wurde zu Beginn des Jahres vollzogen. Es folgte eine konzep-tionelle Neuausrichtung, die vor allem das Haus Frielinger Straße, in dem dro-genabhängige Frauen betreut werden, betraf. Siehe dazu Kapitel Frielinger Str.

Im Psychiatriebereich wurden die Leistungen des Betreuten Wohnens von insgesamt acht Teams erbracht. Davon waren vier im Westen, zwei im Nor-den und zwei im Süden tätig. In den Regionen Süd und Nord unterhalten wir eigene Betreuungsbüros, die so ausgestattet sind, dass dort auch NutzerIn-nen betreut werden können und teilweise Gruppenangebote durchgeführt werden.

Im Suchtbereich gibt es ein Schwerpunktteam, welches im Westen sein Büro hat und auch im Süden Betreuungen übernimmt. Im Bremer Norden werden Menschen mit Suchterkrankung auch von den Psychiatrieteams betreut. Dieses hat sich in der Mehrzahl der Fälle bewährt, weil die Trennung bei etlichen NutzerInnen eher formale als inhaltliche Gründe hat: Viele NutzerIn-nen mit der Diagnose Suchterkrankung leiden an einer weiteren psychischen

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Betreutes WohnenErkrankung. Da der Anteil dieser Personen sowohl im Sucht- als auch im Dro-genhilfebereich zunimmt, werden hier voraussichtlich weitere strukturelle Veränderungen notwendig sein.

Die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung wurde von vier Teams geleistet. Eines davon hat seinen Standort in Bremen Nord, die übri-gen drei arbeiten im Westen.

In wöchentlichen Teamsitzungen wird die Arbeit organisiert und reflektiert. Für den teamübergreifenden Austausch, der auch die Bereiche der Initiative…e.V. außerhalb des Betreuten Wohnens einbezieht, gibt einmal monatlich eine MitarbeiterInnenversammlung.

Darüber hinaus finden vierteljährliche Bereichstreffen statt. Ebenfalls vier-teljährlich tagt das Zukunftsgremium, welches den MitarbeiterInnen die Chance zur Beteiligung an der perspektivischen Planung und Entwicklung bietet.

2.3.2 Konzeptionelle Veränderungen in der Betreuten Wohn gemeinschaft Frielinger Straße

Die betreute Wohngemeinschaft Frielinger Str. wird ausschließlich von drogenab hängigen Frauen, die substituiert werden, bewohnt. Drogenkon-sum ist in den Zimmern der Nutzerinnen möglich. Die Organisation dieses Arbeitsbereiches wurde bis zum Jahresanfang 2012 von zwei Kolleginnen getragen.

Parallel dazu gab es das mit zwei MitarbeiterInnen ebenfalls sehr kleine Team zur Betreuung von jungen drogenabhängigen Menschen mit Abstinenzorientierung.

Diese Ausgangssituation war für beide Teams eher schwierig, weil personelle Eng pässe zu Urlaubs-, Krankheits- und Fortbildungszeiten oftmals nur mit Unterstützung aus anderen Teams bewältigt werden konnten. Teamarbeit war unter diesen Bedin gungen sehr schwer zu realisieren. Hinzu kam eine stagnierende Nachfrage, die uns zu einer konzeptionellen Neuorientierung führte.

Im Januar kam es dann zu der bereits in 2011 vorbereiteten Zusammenlegung der Teams. Das Teambüro wurde in der Frielinger Str. angesiedelt und der bis dahin für die jungen drogenabhängigen Menschen vorgehaltene Standort in der Stresemann straße konnte zur Mitte des Jahres ganz aufgegeben und durch einen kleinen Bera tungsraum in der Göttingerstr. ersetzt werden. Die-ser befindet sich in räumlicher Nähe zur Frielinger Str., ebenfalls in Finndorff. Lange Wegezeiten zwischen den Büro´s wurden auf diese Weise vermieden.

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Mit Hilfe eine Projektsupervision konnte das Zusammenwachsen beider Teams so wie die konzeptionelle Neuausrichtung gut vorangebracht werden.

Die Grundhaltung der neuen Konzeption besteht darin, den NutzerInnen vermehrt die Chance zur Verantwortungsübernahme bei der Gestaltung des Zusammenlebens zu bieten, sie dabei zu ermutigen und zu unterstützen. Die Gestaltung des Wohnraums gehört ebenso dazu, wie die Auseinanderset-zung über Fragen des eigenen Umgehens mit Regelverstößen im Haus. Diese Herausforderung auch in kleinen Schritten anzunehmen erfordert viel Mut und die Bereitschaft, gewohnte Verhaltensweisen aufzugeben. Die Unter-stützung dabei braucht einen langen Atem und die Bereitschaft der Betreue-rInnen sich gemeinsam mit den NutzerInnen darauf einzulassen. Erleichtert und auch gestärkt wird dieser Prozess durch die gemeinsame Arbeit im Team.

Der Betreuungsrahmen wurde durch zeitlich erweiterte Präsenszeiten, Wochenend besuche sowie ein verbessertes Gruppenangebot ergänzt. Zum Herbst 2012 war dieser Prozess so weit vorangeschritten, dass wir unser neues Konzept in der Initiati ve...e.V. und den KooperationspartnerInnen vor-stellen konnten.

Begleitet wurde die konzeptionelle Arbeit von umfangreichen Renovierungs-arbeiten im Haus. Der deutlich verbesserte Zustand der Immobilie unter-stützte den Elan des Veränderungsprozesses sehr.

Positive Rückmeldungen der in der Frielinger Str. lebenden Frauen sowie der Koope rationspartnerInnen und nicht zuletzt eine verbesserte Auslastung der Plätze machen uns Mut, diesen Weg weiter zu gehen.

2.3.3 Wohngemeinschaften – Einzelbetreuungen

Prozentuale Verteilung der NutzerInnen auf die AngebotsformenPsychiatrie Sucht Drogen MGB

EB gesamt 69 % 68 % 55 % 79 %WG gesamt 31 % 32 % 45 % 21 %

Prozentuale Verteilung nach Angebotsform und GeschlechtPsychiatrie Sucht Drogen MGB

Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen MännerEB 62 % 38 % 27 % 73% 43 % 57 % 35 % 65 %

WG 44 % 56 % 12 % 88 % 61 % 39 % 33 % 67 %

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Betreutes Wohnen Im Psychiatrie- und Suchtbereich war das Verhältnis zwischen Einzelbetreu-ungen und Wohngemeinschaften im Vergleich zum Vorjahr stabil. In den übrigen beiden Bereichen gab es einen leichten Anstieg bei den Wohnge-meinschaftsbetreuungen, was auf eine verbesserte Auslastung der verfügba-ren Plätze beruht.

Der Frauenanteil ist in der Wohnform Wohngemeinschaft in allen Bereichen leicht rückläufig bzw. stagniert. Im Suchtbereich lebten 2012 lediglich zwei Frauen in einer WG. Vermehrt wird von Frauen jedoch das Angebot der Ein-zelbetreuung genutzt.

Die Auslastung der Wohngemeinschaftsplätze konnten wir in 2012 gegen-über 2011 deutlich verbessern. Insbesondere im Drogenbereich kam es zu einer verbesserten Belegung. In der Frielinger Straße wurde die Platzzahl von 8 auf 7 reduziert, dies wurde erforderlich, um wegen der steigenden Mitar-beiterInnenzahl zusätzlichen Büro- und Besprechungsraum zu schaffen.

In der Moorstraße wurden die Wohngemeinschaftsräume zu Appartements umgebaut und konnten im Mai bezogen werden.. Dabei reduzierte sich die Anzahl der dort lebenden Menschen von 4 auf 3. Dieser Schritt war notwen-dig, weil diese Angebotsform zunehmend von den Menschen im Betreuten Wohnen nachgefragt wird.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich in den letzten Jahren insbeson-dere für die von uns betreuten Menschen deutlich verschärft. In Einzelfäl-len führte dies dazu, dass neue Betreuungen nicht aufgenommen werden konnten, weil die BewerberInnen keine Wohnung fanden. Mehrfach kam es deshalb dazu, dass die Iniitiative…e.V. als Hauptmieter fungierte und die Wohnung dann über Untermietverträge weiter vermietet wurde. Die politisch gewollte und fachlich sinnvolle Ambulantisierung der Hilfen stößt hier jedoch schon an basale Grenzen. Es wäre deshalb wünschenswert und notwendig, wenn die Politik hier auch den zweiten Schritt tun würde und steuernd bzw. gestaltend auf den Wohnungsmarkt einwirken würde.

Foto: Kristin Blank

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Betreutes Wohnen

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2.3.4 Regionale Verteilung der Angebote

Die obige Tabelle berücksichtigt die absolute Zahl der NutzerInnen des jewei-ligen Jahres, also keine Plätze.

Gegenüber 2011 stieg die Zahl der Betreuten Personen um knapp 3%. Vorwie-gend ist dies auf die Zunahme der NutzerInnen im Bereich Psychiatrie in der Region West und Mitte zurückzuführen.

Bei Menschen mit geistiger Behinderung hatten wir eine um drei Plätze gesteigerte Nachfrage.

Die in den letzten Jahren zu beobachtende Rückgang der Anzahl von Nut-zerInnen mit einer Drogenabhängigkeit in der Region West setzte sich in 2012 fort. Gleichzeitig steigt die Zahl in der Region Mitte. Verfügbarkeit und Preisniveau von Wohnraum sollten eigentlich eine umgekehrte Entwicklung erwarten lassen.

In den übrigen Bereichen bzw. Regionen gab es nur geringfügige Veränderungen.

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen2.3.5 Kooperation

Die enge Zusammenarbeit mit den am Betreuten Wohnen beteiligten Diensten und Einrichtungen ist uns ein besonderes Anliegen. Dazu zählen insbesondere:

• Klinikum Bremen-Ost• Behandlungszentren (BHZ)• Steuerungsstelle kommunale Psychiatrie und Drogenhilfe• Amt für Soziale Dienste• Jobcenter• RechtsbetreuerInnen• verschiedene Beschäftigungsträger• WfB• niedergelassene Ärzte• Pflegedienste• Comeback• JVA• Notunterkünfte• ADHB• AMEOS-Klinik

Bei Koop-PartnerInnen, mit denen wir regelmäßig fallbezogen kooperieren, streben wir Koop-Treffen an, um sowohl einzelfallbezogen als auch im Hin-blick auf Organisation und Struktur der Zusammenarbeit eine hohe Qualität zu erreichen bzw. zu erhalten.

Koop-Treffen gab es 2012 mit folgenden PartnerInnen:

• AfSD West, wirtschaftliche Hilfen und Sozialdienst Erwachsene• AfSD Süd, wirtschaftliche Hilfen• Behandlungszentrum Nord• Behandlungszentrum West• Behandlungszentrum Süd

Wünschenswert sind derartige Treffen zudem mit den RechtsbetreuerInnen, da sie dazu beitragen können, das Arbeitsverständnis und den jeweiligen Auftrag besser aufeinander abzustimmen. Da diese Berufsgruppe keine über-geordnete Struktur aufweist und es sich überwiegend um „EinzelkämpferIn-nen“ handelt, ist es vermutlich wenig aussichtsreich hier zu Veränderungen zu kommen.

In der Zusammenarbeit mit den Jobcentern stellen wir immer wieder fest, dass die Erreichbarkeit besser sein müsste und, dass Absprachen oftmals schlecht transportiert werden.

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Betreutes Wohnen

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Die Netzwerkfortbildung West, bei der MitarbeiterInnen aller an der psych-iatrischen Versorgung beteiligten Dienste und Einrichtungen teilnahmen, wurde 2012 im Rahmen einer Präsentation abgeschlossen. Dabei stellte sich heraus, dass mithilfe dieser Fortbildung das gemeinsame Arbeitsverständnis sehr gefördert wurde und damit die Zusammenarbeit deutlich verbessert wird. Hier lag auch der Auftakt zur Verabredung verbindlicher gegenseiti-ger Hospitationen, v.a. zwischen SGB V und SGB XII Leistungserbringern. Diese Absicht wird in 2013 in die Vereinbarung über die Zusammenarbeit im gemeindepsychiatrischen Verbund aufgenommen.

Im Drogenbereich implementierten wir eine regelmäßige Kooperation mit der Comeback GmbH.

2.3.6 Dokumentation der Betreuungsleistungen

Die Dokumentation unserer Betreuungsleistungen ist ein wichtiger Teil der Qualitätssicherung. Die seit September 2011 eingeführte verbindliche Doku-mentation aller face-to-face-Kontakte sowie wichtiger Kooperationskontakte wurde in 2012 um die Dokumentation von Betreuungsleistungen im Rahmen der Freizeitgruppen erweitert.

Die Umstellung auf eine elektronische Fallakte konnte in 2012 ein gutes Stück vorangebracht werden und wird in 2013 abgeschlossen sein.

Über das Dokumentationsprogramm werden die BetreuerInnen zukünftig aufgefordert, eine halbjährliche schriftliche Reflexion der Arbeit mithilfe eines an den BHP bzw. HMBW angelehnten Instruments zu erstellen. Diese Arbeit wird Teil der Teamsitzungen sein und somit Vielstimmigkeit fördern. Außerdem soll sie der Neigung, einige wenige NutzerInnen immer wieder zu reflektieren, während einige andere eher wenig Raum in den Teamsitzungen finden entgegenwirken.

2.3.7 BewerberInnen für das Betreute Wohnen

Menschen, die sich für die Leistungen des Betreuten Wohnens interessieren, bieten wir eine Beratung an. Voraussetzung für eine Antragstellung ist in der Regel eine Präindikation durch das zuständige Behandlungszentrum oder die mit der Begutachtung beauftragte Stelle in den Bereichen MGB und Drogen.

Das intensivste Beratungsgeschehen gab es mit 122 Vorgängen im Bereich Psychiatrie. Davon kam es in 104 Fällen zu einem persönlichen Beratungsge-spräch. Bei 58 Neuaufnahmen in 2012 kann man davon ausgehen, dass ein großer Teil der hier geleisteten Arbeit mit Information über unsere Leistun-gen aber auch Information über das psychiatrische Angebot erbracht wird und von den Betroffenen zur Orientierung genutzt wird.

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Betreutes WohnenDa die meisten InteressentInnen von einem anderen Dienst auf unser Angebot aufmerksam gemacht werden, ist es für uns von Interesse, welche Dienste das sind. Vor allem das Klinikum Bremen Ost und die Gapsy schi-cken ihre PatientInnen zu uns. Auffällig ist nach wie vor der geringe Anteil von InteressentInnen, die über die Behandlungszentren kommen, wobei die Region Nord hier eine Ausnahme bildet. Möglicherweise lkiegt das daran, dass dort sowohl stationäre, als auch ambulante Leistungen vom BHZ erbracht werden. Die große Mehrheit der Menschen in Beratung kommt jedoch auf sehr unterschiedliche Weise zu uns. RechtsbetreuerInnen, andere Kliniken, Mund-zu-Mund-Empfehlungen, soziale Dienste der Justiz sind nur einige Beispiele für die Vielfalt der KooperationspartnerInnen.

Anzumerken bleibt noch, dass sich die beabsichtigte zentrale Begutachtung für Neuaufnahmen durch das Hauptgesundheitsamt in der Horner Straße nicht durchgesetzt hat. Ein solcher Schritt hätte die Arbeit der MitarbeiterIn-nen, die Beratungen vorwiegend durchführen, erheblich verändert.

Im Bereich Sucht gab es 25 Ratsuchende, wovon 21 zu einem persönlichen Beratungsgespräch zu uns kamen und 16 davon aufgenommen wurden. Ein Schwerpunkt bei den zuweisenden Diensten ist nicht erkennbar.

Im Drogenbereich haben wir 2012 damit begonnen, die Beratungstätigkeit PC gestützt zu dokumentieren. Insgesamt gab es hier 26 Beratungen, die in 15 Fällen zur Aufnahme führte. In der Regel waren die Interessierten in der Drogenhilfe bereits bekannt.

Im MGB-Bereich gab es 12 Beratungen und 7 Neuaufnahmen. Der Sozial-dienst Erwachsene des Amtes für soziale Dienste war in den meisten Fällen an der Vermittlung beteiligt. Hinzu kommt, dass in diesem Arbeitsbereich die RechtsbetreuerInnen eine wichtige Rolle spielen.

2.4 Wohnraum für NutzerInnen

Die angespannte, von hohen Preisen und knappem Angebot bestimmte Lage auf dem Immobilienmarkt hat unsere Bemühungen, Wohnraum für Nut-zerInnen zu akquirieren, deutlich erschwert. Hinzu kam, dass auf den Woh-nungsmarkt drängende Doppeljahrgänge von StudienanfängerInnen das Angebot von bezahlbarem Einzelwohnraum weiter verknappte.

Somit war es auch in 2013 für Menschen mit Beeinträchtigungen recht schwierig, bezahlbaren und geeigneten Wohnraum zu finden. Hinzu kommt, dass die Suche nach geeignetem Wohnraum immer häufiger bei den Betreu-ungszielen zu finden ist. Etliche der von uns betreuten Menschen leben unter absolut verbesserbaren Wohnbedingungen und für Menschen, die von einer Wohngemeinschaft in eine eigene Wohnung ziehen wollen ist die Woh-nungssuche ohne Unterstützung durch die BetreuerInnen nicht zu schaffen.

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Die dabei notwendige Ausdauer und Frustrationstoleranz überfordert biswei-len sowohl die BetreuerInnen als auch die NutzerInnen. Diese Lage spitzt sich weiter zu, wenn noch weitere Anforderungen an den Wohnraum wie etwa bestimmte Lage, barrierefrei oder behindertengerecht gestellt werden.

Vor diesem Hintergrund haben wir auch in 2013 Wohnraum angemietet, wenn die Eigentümer nicht bereit waren, an die NutzerInnen direkt zu vermieten. Die Zunahme dieser Zahl von Wohnungen bedeutet neben der Akquise auch einen erhöhten Aufwand in der Verwaltung.

Im Juni 2012 konnte eine neue Wohngemeinschaft in der Waller Heerstraße in der Nähe der Geschäftsstelle bezogen werden.

Eine zunehmende Anzahl von NutzerInnen möchte im Appartementwohnen leben. Diese Wohnform bietet das Zusammenleben mit anderen NutzerIn-nen, ohne sich auf die verbindlichere Gemeinschaft einer WG einlassen zu müssen. Gerade bei Menschen, die von Isolation und Vereinsamung bedroht sind, ist diese Wohnform ein geeigneter Mittelweg zwischen Wohngemein-schaft und Einzelbetreuung.

Das in der Moorstraße in Bremen Gröpelingen zu Appartements umgebaute Haus wurde im Mai 2012, nach einer längeren Umbauphase, bezogen. Wei-teren Wohnraum konnten wir für dieses Angebot leider nicht schaffen. In der Grenzstraße trafen wir in 2012 die Vorbereitungen für den Umbau einer Wohngemeinschaft mit vier Plätzen in Appartements, die in 2013 bezugsfer-tig sein werden.

In Zahlen stellt sich die Situation zum 31.12.12 so dar:

• 12 angemietet Einzelwohnungen über Untermietverträge vermietet• 3 Paarwohnungen über Untermietverträge vermietet• 122 Wohngemeinschaftsplätze in 27 Immobilien, davon 10 angemietet

und 17 im Besitz der Initiative...e.V.• 15 Wohnungen in Appartementhäusern, im Besitz der Initiative...e.V.• 8 Plätze in der Roonstraße, über Amt für soziale Dienste vermietet

Foto: Kristin Blank

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen2.5 MitarbeiterInnen im Betreuten Wohnen

Im Betreuten Wohnen ist die Zahl der MitarbeiterInnen zum 31.12.12 um zwei Personen gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Im Jahresdurchschnitt besetz-ten wir 1,5 Stellen mehr als im Vorjahr.

Das durchschnittliche Lebensalter ist auch in 2012 weiter angestiegen und lag zum 31.12.12 bei 44,5 Jahren. Zum Vergleich: 2005 betrug das Durchschnittsal-ter 40 Jahre.

Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit hat mit 9,2 Jahren ihren seit Jah-ren ansteigenden Trend weiter fortgesetzt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei Betriebszugehörigkeit und Lebensalter nur in geringem Maße feststellbar. Dass Männer im Schnitt um 0,6 Jahre länger bei der Initiative…e.V. tätig sind als Frauen ist vermutlich auf die klassische familiäre Rollenverteilung zurückzuführen.

In 2012 gab es sieben Neueinstellungen und fünf Beendigungen von Arbeits-verhältnissen, die viermal auf eigene Kündigungen der ArbeitnehmerInnen und einmal auf das Renteneintrittsalter zurückgingen.

MitarbeiterInnen im Betreuten Wohnen31.12.2011 31.12.2012

Anzahl 78 80Frauen 47 47Männer 31 33Lebensalter 44,1 44,5Betriebszugehörigkeit 8,8 9,2Verhältnis Vollzeit/ Teilzeit 19 VZ / 59 TZ = 3,1 20 VZ / 60 TZ 0 3,1

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Betreutes Wohnen 2.5.1 Fortbildung der MitarbeiterInnen

Die Zahl der MitarbeiterInnen, die in 2012 an Fortbildungen teilnahm ist weiterhin gestiegen. Vermutlich machen sich hier die in den letzten beiden Jahren unternommenen Anstrengungen zur Verbesserung der Fortbildung bemerkbar. Dazu zählt die Verabschiedung unseres neuen Fortbildungs-konzeptes in 2011, ein nach wie vor qualifiziertes Fortbildungsangebot über F.O.K.U.S. sowie die individuelle Unterstützung durch die Leitung bei der Analyse und Auswahl von Fortbildungsangeboten.

Die Fortbildung zum Ansatz der bedürfnisangepassten Behandlung (NAT), an der zwei Teams an achtmal zwei Tagen teilnahmen, wurde in 2012 abgeschlossen.

Ebenso abgeschlossen und im Rahmen einer Abschlusspräsentation vor-gestellt wurde die Netzwerkfortbildung im Rahmen der Zusammenarbeit aller Leistungserbringer im Bremer Westen (s.a. Kooperation). Als besonders fortbildungswirksam wurde dort das Mittel der gegenseitigen Hospitation beschrieben. Nachdem wir in 2011 dieses Mittel recht intensiv nutzten, konn-ten wir in 2012 nicht daran anknüpfen. Wir werden in Zukunft wieder mehr darauf achten, die Gelegenheit, unseren KooperationspartnerInnen über die Schulter zu gucken, zu nutzen.

2.5.2 Fortbildung und Implementierung der bedürfnis- angepassten Behandlung (NAT)

Die Implementierung des NAT-Ansatzes wurde in 2012 weiter vorange-trieben. Ein wichtiger Meilenstein dazu war der Abschluss der ersten NAT-Fortbildung mit 40 MitarbeiterInnen verschiedener Träger (GAPSY, BWG, SFC, Klinikum Bremen-Ost, Initiative...e.V.). Weiterhin gab es drei monatlich stattfindende Regionaltreffen (2x West, 1x Nord) in denen dieser Ansatz in Rollenspielen und Training vertieft und geübt wurde. Koordiniert und ange-leitet wurden diese Treffen von AbsolventInnen der ersten NAT-Fortbildung.

Auf der mittleren Leitungsebene, die sich aus Leitungskräften des SFC, der GAPSY, der BWG und der Initiative...e.V. zusammensetzt, wurde daran gear-beitet, konkrete alltagsbezogene Abläufe zu identifizieren, bei denen die Anwendung des NAT-Ansatzes sich anbietet. Dazu zählt z.B. die Aufnahme in den Rückzugsräumen von NutzerInnen des Betreuten Wohnens oder die Übergabe von NutzerInnen bei einem Trägerwechsel.

Die in 2012 abgeschlossene NAT Fortbildung wird in 2013 erneut stattfinden. Bereits in 2012 wurde daran gearbeitet, das Curriculum auch auf die Bedarfe der Menschen im Betreuten Wohnen anzupassen. Kritisiert wurde an dem bisherigen Konzept, dass dieser Ansatz in seiner ursprünglichen Form nicht

Foto: Kristin Blank

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Jahresbericht 2012

Betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen gedacht war, die bereits seit vielen Jahren erkrankt sind, wie wir sie im Betreuten Wohnen antreffen.

Dabei sind die Grundprinzipien des NAT-Ansatzes wie konsequente Ressour-cenorientierung, Transparenz, respektvoller Umgang und Partizipation gän-gige Arbeitsgrundsätze, die gerade auch bei chronifiziert psychisch erkrank-ten Menschen wichtig sind.

2.6 Betreutes Wohnen für Suchtkranke, vornehmlich drogen-abhängige junge Erwachsene

Dieser Arbeitsbereich richtet sich an junge drogenabhängige Erwachsene im Alter von 18 – 27 Jahren. Voraussetzung für die Aufnahme ist die Bereitschaft, den Drogenkonsum zu reduzieren und an der eigenen Lebensperspektive zu arbeiten. Diese Leistungen werden in Form von Einzelbetreuungen erbracht.

Als besondere Herausforderung stellt es sich dar, die jungen Erwachsenen dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Dies bedeutet oftmals eine erhebliche Vorleistung in der Heranführung an die Betreuung. Eine Kosten-übernahme erfolgt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da der weitere Verlauf noch unklar ist. Nach einer recht intensiven Phase in 2011 hinsichtlich Auf-nahmen und Beendigungen von Betreuungen verzeichnen wir in 2012 eine Konsolidierung. So hat sich die durchschnittliche Betreuungsdauer von 6 auf 12 Monate verdoppelt und die Zahl der NutzerInnen insgesamt ist in 2012 auf 11 Personen zurückgegangen; im Vorjahr waren es 14. Das Durchschnittsalter ist mit 24,6 Jahren konstant.

Mit 9 Männern und 2 Frauen haben wir eine ähnliche Geschlechterverteilung wie im Vorjahr. Auch wenn es sich hier um ein sehr deutliches Verhältnis zugunsten der Männer handelt, ist dies nicht untypisch für die Suchtkran-kenhilfe. Es wäre allerdings zu fragen, wie eine verbesserte Erreichbarkeit für Frauen hergestellt werden kann. Wir werden bei der Präsentation unseres Angebotes bei den KooperationspartnerInnen diese Frage weiter verfolgen.

Wie bereits im Kapitel über das Angebot in der Frielinger Straße angespro-chen, kam es in 2012 zur Zusammenlegung des in diesem Bereich ursprüng-lich tätigen Teams mit dem Team der Frielinger Str. Damit abstinenzorien-tierte Personen einen drogenfreien Raum vorfinden, verfügt das Team über einen Beratungsraum in der Göttinger Straße. Dieser liegt in fußläufiger Nähe zur Frielinger Str., so dass mit kurzen Wegen in beiden Bereichen gearbeitet werden kann. Insgesamt ist dieses Angebot jedoch sehr an den Lebenswelten der NutzerInnen orientiert und unsere Leistungen werden zum großen Teil dort erbracht, wo die NutzerInnen sie benötigen (Wohnung, Sub-stitutionsstellen, Ämter, Ärzte).

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Betreutes Wohnen

NutzerInnen gesamt 17 davon 12 Männer und 5 Frauen

Betreuungstage 3763 entspricht 10,3 Plätze

Neuaufnahmen 9

Beendigungen 5

Ø Alter am 31.12.12 oder bei Beendigung 21,1 Jahre

Ø Alter bei Aufnahme 19,6 Jahre

Ø Betreuungsdauer 1,6 Jahre

2.7 Betreutes Jugendwohnen nach SGB VIII – Zusammenfas-sende Darstellung

In der folgenden Zusammenfassung wird dieser Arbeitsbereich anhand eini-ger Zahlen dargestellt.

2.7.1 Anzahl der NutzerInnen

Das Betreute Jugendwohnen nach § 36,41 SGB VIII wird im Betreuten Woh-nen der Initiative...e.V. von einem Arbeitsteam angeboten.

Dass in diesem Team auch Menschen nach dem SGB XII im Rahmen der Eingliede rungshilfe begleitet werden, hat sich bewährt, weil von den jungen Menschen ein großer Teil an einer psychischen Erkrankung leidet und der Wechsel in die Maßnah me nach SGB XII ohne Beziehungsabbruch geschehen kann.

Allerdings kam es in 2012 wie auch in den Jahren zuvor an der Nahtstelle zwischen Jugendhilfe und Eingliederungshilfe immer wieder zu recht schwie-rigen Übergängen. Psychische Erkrankungen, die in einigen Fällen bereits ambulant behandelt wurden, lösen für die Jugendhilfe die Überleitung in den Erwachsenenbereich aus. Von dort wird dann bisweilen die Auffassung ver-treten, dass die Hilfen nach SGB VIII auszu schöpfen sein und mit der Überlei-tung die Gefahr einer frühen Psychiatrisierung ver bunden sei. Insbesondere bei Personen mit einer Persönlichkeitsstörung kommt es an dieser Nahtstelle zu Problemen. Bisher ist es jedoch in allen Fällen, trotz mancher zäher Ver-läufe auf der Arbeitsebene, gelungen, einen Weg zu finden. Der Clearingaus-schuss wurde im keinem Fall angerufen. Vermittlung der Jungen Menschen

Die überwiegende Zahl der von uns begleiteten jungen Menschen erhielt bereits Un terstützung in anderen Einrichtungen der Jugendhilfe, bevor sie zu uns kamen. Mit Erreichen des 18. Lebensjahres werden die Hilfen nach dem

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Jahresbericht 2012

Betreutes WohnenSGB VIII für junge Voll jährige durch uns weiter geführt. Zunehmend kam es in 2012 zu Aufnahmen aus wei testgehend ungeregelten sozialen Verhält-nissen. Keine eigene Wohnung, brüchige oder sehr ambivalente Beziehun-gen zum Elternhaus, emotional instabile Persönlich keiten und indifferente Erreichbarkeit durch das Hilfesystem prägen das Bild.

2.7.2 Wohnungsvermietung

Da in diesen Fällen das Wohnungsproblem oftmals vorrangig zu lösen ist und die bisherigen Bemühungen der jungen Menschen selbst eine Wohnung anzumieten nicht erfolgreich waren, entschieden wir uns in einigen Fällen dazu, Wohnraum anzu mieten und diesen über Untermietverträge weiter zu vermieten. Problematisch wurde dies, wenn das Wohnverhalten der jungen Menschen wegen verursachter Schäden und oder sozialer Auffälligkeiten im Wohnumfeld kaum noch tragbar war. Überwie gend war es jedoch so, dass die Stabilisierung der Wohnverhältnisse sich positiv auf die Gesamtentwick-lung auswirkte.

2.7.3 Problemlagen der Jungen Menschen

Besondere Veränderungen bei den Problemen der jungen Menschen gab es in 2012 gegenüber dem Vorjahr nicht. Herauszustellen ist jedoch eine gewisse Per spektivlosigkeit, die vor allem mit geringen Chancen bei der Ausbildungs- und Ar beitsplatzsuche zu tun hat. Arbeits- bzw. Beschäftigungsangebote des SGB II (In jobs) stehen den jungen Menschen nicht offen, so lange sie Hilfe nach dem SGB VIII beziehen. Zudem sieht diese Hilfe die volle Anrechnung von Prämien auf die Unterstützung zum Lebensunterhalt vor, wodurch der finanzielle Anreiz vollständig fehlt.

In zwei Fällen leiteten wir in 2012 eine Maßnahme der Jugendberufshilfe ein. Einsatzort war das Café Brand, ein gemeinnützig betriebenes Café. Mit den Zielen Berufsorientierung, Eingliederung in die Arbeitswelt und soziale Integration hatte diese Maßnahme im Einzelfall durchaus motivierende Wir-kung. Wir werden uns darum bemühen, derartige Angebote auch auf andere Branchen auszudehnen.

2.7.4 Kooperation

Über die letzten Jahren entwickelte sich eine zuverlässige, verbindliche Zusammen arbeit zu etlichen FallmanagerInnen des Amtes für Soziale Dienste. Die enge Kooperation vor allem in schwierigen Fällen bei Krisen der jun-gen Men schen ist uns sehr wichtig, damit es hier zu einer effizienten Hilfe kommen kann. Wünschenswert ist aus unserer Sicht eine noch bessere

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Betreutes Wohnen Einbeziehung der Fallmana gerInnen in das Lebensumfeld der jungen Men-schen. So könnten beispielsweise Hil feplangespräche auch in der Wohnung des/der NutzerIn stattfinden.

Zur Weiterführung unserer Arbeit im Betreuten Jugendwohnen haben wir einen An trag auf „Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISE)“ gestellt. Hintergrund ist, dass wir Aufnahmeanfragen ablehnen müssen, weil wir den notwendigen Be treuungsumfang nicht erbringen können, unser Erreichbarkeitsrahmen nicht ausreicht und in einigen Fällen noch keine Woh-nung vorhanden ist.

Foto: Arne Augustin, (Arbeit in der Gartengruppe der Initiative...e.V.)

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Jahresbericht 2012

Qualitätsmanagement3. QMS Jahresbericht 2012

3.1 Das QMS der Initiative...e.V.

Wie bereits in den letzten Jahren beschrieben, bildete auch im Jahr 2012 eine enge Zusammenarbeit der Qualitätsmanagementbeauftragten mit dem Vor-stand der Initiative...e.V., dem Leiter des Betreuten Wohnens (LBW) und dem Leiter von F.O.K.U.S. und IRRTURM (L-FIT), die Grundlage für die Pflege und Weiterentwicklung des QMS.MitarbeiterInnen aller Betreuungsbereiche beteiligten sich in der Steuerungs-gruppe QMS und weiteren Unter-Arbeitsgruppen. Interne Audits wurden kollegial durchgeführt.

Die Arbeitsinhalte der Steuerungsgruppe QMS waren:

• Formulierung von Qualitätszielen für alle Arbeitsbereiche, Berichte im Verlauf des Jahres

• Auswertung einer NutzerInnenbefragung, die im Jahr 2011 durchgeführt wurde

• Auswertung des internen Gremienwesens• Fortbildungsaktivitäten: FB-Konzept, Einführungs-FB, NAT (need adapted

treatment), trägerübergreifende Netzwerk-FB• Vorbereitung, Durchführung, Auswertung einer Befragung von

KooperationspartnerInnen• Vorbereitung der Zertifizierung von F.O.K.U.S. nach AZAV (Träger und

Maßnahme)• Managementbewertung am Jahresende• Planung von drei internen Audits: Dokumentation im Betreuten Woh-

nen, Vorbereitung und Durchführung einer EX-IN-Ausbildung, Nahtstelle Betreutes Wohnen und Mietverwaltung

Steuerungs- gruppe QMS

AGQualitäts- standards

AG FIV(Fürsprache, Information,

Verbesserung)

AGDokumentation

Organisation interner Audits/

AuditorInnentreffen

Foto: Kristin Blank

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Qualitätsmanagement Berichte aus den Unter-AGs• AG Dokumentation: Vervollständigung der Dokumentationsmasken,

Erfahrungsaustausch, Rückmeldung nach Durchführung des Audits "Dokumentation im Betreuten Wohnen"

• AG Interne Information und Kommunikation: Diese AG wurde Anfang 2012 ausgesetzt.

• AG Qualitätsstandards: Diese AG wurde Mitte 2012 eingesetzt und befasste sich mit den Standards, die wir im Betreuten Wohnen zu den Themenkomplexen "Arbeit, Beschäftigung, Tagesstruktur, Gesundheit, Wohnen und Gender Mainstreaming" anbieten müssen und wollen.

• AG FIV (Fürsprache, Information, Verbesserung): In 2012 gab es im Bereich Fürsprache personelle Umbrüche.Als Konsequenz aus den gemachten Erfahrungen wurde beim Bewer-bungsverfahren zur Neubesetzung der Stellen einerseits eine abgeschlos-sene EX-IN Ausbildung als bindende Voraussetzung formuliert, weiterhin wollten wir möglichst keine krisenerfahrenen Menschen einstellen, die noch in einem Vertragsverhältnis als NutzerInnen des Betreuten Woh-nens mit der Initiative...e.V. stehen. Im Sommer 2012 wurde die Fürsprache an die Arbeitsbereiche F.O.K.U.S./IRRTURM angegliedert und damit in den Bereich der Initiative...e.V. einge-bunden, in dem die Beschäftigung von Psychiatrie- und Krisenerfahrenen Menschen bereits langjährig praktiziert wird.In 2012 hat die LAG den Auftrag an F.O.K.U.S. und die EXPA erteilt, ein Konzept für eine unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie (ambulante und stationäre Angebote) für das Land Bremen zu entwickeln. Dieses Upsy (Unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie) genannte Konzept soll dem Fachausschuss Allgemeinpsychiatrie 2013 vorgestellt werden.

3.2 NutzerInnenbefragung

Im Jahr 2011 wurde eine NutzerInnenbefragung, wie schon in den Jahren 2007 und 2009, in Kooperation von F.O.K.U.S. und der EXPA (Experten Part-nerschaft), durchgeführt. Die Auswertung erfolgte in 2012.Anonym und schriftlich befragt wurden bereichsspezifisch alle NutzerIn-nen des Betreuten Wohnens, die MitarbeiterInnen der EXPA hatten ihre

Foto: Kristin Blank, QMS - Managementbewertung 2012

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Jahresbericht 2012

QualitätsmanagementUnterstützung bei der Bearbeitung des Fragebogens angeboten.Wir hatten uns bei der Entwicklung eines Fragebogens an dem "Stockholmer Recovery Fragebogen" orientiert, dieser war mit Beteiligung der Fürspreche-rInnen für unsere Zwecke bearbeitet worden.Die angesprochenen Themenkomplexe waren:• Lebenszufriedenheit• Selbstwirksamkeit• Betreuungsqualität• Medikation• Entwicklung

Zu den Ergebnissen der NutzerInnenbefragung

Lebenszufriedenheit55% der Befragten bewerten ihre Lebensumstände (Wohnen, Geld, soziale Orte, Freundeskreis, Problemverständnis) mit "ziemlich gut" bis "absolut gut", ¼ der Befragten bewerten ihre Lebenssituation als "eher schlecht" bis "schlecht".Einzelergebnisse (Auszüge):25% der Befragten gaben an, wenig bis keine Freunde zum Reden zu haben, ebenso viele gaben an, aus ihrem sozialen Umfeld wenig bis keine praktische Unterstützung zu erhalten, 1/5 der Befragten fühlt keine Übereinstimmung im Problemverständnis mit der Umwelt.Mangelnde soziale Eingebundenheit ist eines der Hauptprobleme!Unter den Fragestellungen zur Lebenszufriedenheit gibt es die negativsten Antwortwerte der gesamten Befragung. Hier sollte über die Möglichkeiten der Verbesserungen durch die Betreuung nachgedacht werden.

Selbstwirksamkeit65% der Befragten schätzen ihre Selbstwirksamkeit als "gut" bis "sehr gut" ein, 13% als "schlecht" bis "sehr schlecht". 84% gaben an, für andere "sehr gut" bis "gut" hilfreich zu sein, niemand gab an, für niemanden hilfreich sein zu können. Interessant ist hierbei: Mehr Menschen schätzten ein, für andere hilfreich sein zu können, als in der Lage zu sein, sich selbst helfen zu können.

BetreuungsqualitätVon der Initiative...e.V. betreute Menschen sind zu 78% "absolut" oder "ziem-lich gut" zufrieden mit den BetreuerInnen, 5% sind "eher nicht" oder "gar nicht zufrieden".Am wenigsten gut hat der Bereich "die BetreuerInnen scheinen zu glauben, dass die Dinge gut mit mir ausgehen werden" abgeschnitten. Wobei hier noch immerhin 70 % der Befragten empfinden, dass die BetreuerInnen ihnen mit einer optimistischen Grundhaltung begegnen.

Foto: IRRTURM, Frauenin Bewegung

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Jahresbericht 2012

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96% der Befragten empfinden praktische Unterstützung durch die Betreuung als "sehr gut" oder "gut".

MedikationDer eigene Einfluss auf die Medikamenteneinnahme (81%) und das Gefühl, dass die Medikamente helfen (81%), wird jeweils als sehr hoch bewertet.

EntwicklungDer überwiegende Teil der Befragten bewertete die Veränderung seit dem Vorjahr als "neutral" (23%) bis "leicht positiv" (48 %).Sehr wenige erwarten eine Verschlechterung, 27% erwarten keine Verände-rungen, 52% glauben an eine leichte Verbesserung.

RückschlüsseDie Angaben zu den Lebensumständen zeigen Handlungsbedarf. Insbeson-dere zeigt sich, dass ein Ziel der Betreuung sein muss, soziale Kontakte herzu-stellen, denn 25% bewerten diesen Bereich mit "sehr schlecht" bis "schlecht". Dabei kann das Inklusionsprojekt hilfreich sein, indem Türen zwischen Stadt-teilangeboten und Betreutem Wohnen geöffnet werden. Weiterhin könnten spezielle Aufgaben für GenesungsbegleiterInnen entwickelt werden, die die besondere Qualität von Peer-Arbeit nutzen.Die Betreuungsleistungen, die von den MitarbeiterInnen der Initiative...e.V. erbracht wurden, werden als sehr positiv beurteilt, am wenigsten gut hat der Bereich „optimistische Haltung der BetreuerInnen“ abgeschnitten. Hier kann die Beschäftigung mit Recovery-Grundsätzen hilfreich und förderlich sein.

Anmerkungen zur DurchführungDie Beteiligungsquote lag bei 20% der NutzerInnen. Die erreichte Zahl der Rückmeldungen lässt zwar Rückschlüsse zu, aber für die nächste NutzerIn-nenbefragung (2013) sollte eine höhere Quote realisiert werden. Erfahrungen zeigen, dass eine aktive Unterstützung beim Bearbeiten des Fragebogens Unsicherheiten entgegenwirkt und zu einer Erhöhung der Rückgabequote führt. Diese Aufgabe haben in der Vergangenheit aktive Erfahrene aus der EXPA übernommen, dieses Modell ist bewährt und soll zukünftig im Sinne einer Neutralität der InterviewerInnen beibehalten bzw. intensiviert werden.Auffälliges Ergebnis der Befragung war, dass die Antworten aus den unter-schiedlichen Betreuungsbereichen nahe beieinander lagen, bereichsspezifi-sche Rückschlüsse ergaben sich daher nicht.Eine erneute Befragung sollte wieder mit Hilfe des eingesetzten Fragebogens erfolgen, um einen Vergleich der Werte anstellen zu können, allerdings sollte eine Auswertung nach Gender-Gesichtspunkten ermöglicht werden.Zusätzlich könnten vertiefende Einzelinterviews geführt werden, auch um Vorschläge für Lösungsmöglichkeiten/Verbesserungen zu erfragen.

Qualitätsmanagement

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Jahresbericht 2012

Qualitätsmanagement3.3 Befragung der KooperationspartnerInnen

Die Qualität der Kooperationsbeziehungen hat innerhalb eines komplexen Versorgungssystems aus unserer Sicht eine besondere Bedeutung. Um diesen Teil unserer Arbeit im Sinne des Qualitätsmanagement zu validieren, haben wir im Jahr 2012 erstmalig eine systematische Befragung von Kooperations-partnerInnen durchgeführt. Weiter ging es uns darum, eine externe Quali-tätseinschätzung unserer Leistungen durch die KooperationspartnerInnen zu bekommen.Der dazu erstellte Fragebogen berücksichtigte qualitative und quantitative Einschätzungen.

Der Fragebogen wurde gerichtet an:• die Steuerungsstelle Psychiatrie• die Behandlungszentren West, Nord und Süd• die Steuerungsstelle Drogenhilfe• an das ADHB-Drogenhilfezentrum Mitte und die comeback GmbH• das Amt für Soziale Dienste, MitarbeiterInnen mit Zuständigkeiten für

die Bereiche "Betreutes JugendWohnen" und "Menschen mit geistiger Behinderung"

Da der Rücklauf eher knapp war, stellt das Ergebnis einen Ausschnitt der Bewertung durch unsere KooperationspartnerInnen dar und hat daher kei-nen Anspruch auf Vollständigkeit.Unser Gesprächsangebot zur Beantwortung der Fragen wurde genutzt von der Steuerungsstelle Psychiatrie/Frau Nawroth-Stier, dem Amt für Soziale Dienste West/Herrn Nowack und dem Behandlungszentrum Süd/Leitungs-runde. Eine ausführliche schriftliche Rückmeldung erhielten wir von der comeback GmbH.Wir sind sehr erfreut darüber, dass die Bewertung unserer Arbeit zum ganz überwiegenden Teil positiv ausfiel. Im Besonderen wurde dabei genannt:• Bedarfsgerechter Auf- und Ausbau der Leistungen im Betreuten Wohnen• gute Kooperation bei der Gestaltung der psychosozialen Versorgung• Aufnahme schwieriger KlientInnen• Auf der Ebene der alltäglichen Zusammenarbeit: Fachliche Kompetenz,

Erreichbarkeit, Verbindlichkeit und Bearbeitungszeit

Kritisch wurde vor allem das Expansionsverhalten der Initiative...e.V. bewer-tet, dies insbesondere vor dem Hintergrund der gerade in Bremen leeren öffentlichen Kassen.

Annette Baeßler (Qualitätsmanagementbeauftragte)

Foto: Initiative...e.V., bedarfge-rechter Ausbau des Betreuten Wohnens, Appartements in Blumenthal

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Jahresbericht 2012

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F.O.K.U.S. 4 F.O.K.U.S.

4.1 Fortbildungen

F.O.K.U.S. hat in 2012 die bewährten Fortbildungsangebote weitergeführt. Hierzu zählen die 200-Stunden-Kurse für Ambulante Psychiatrische Pflege, die in Kooperation mit dem Institut für Berufs- und Sozialpädagogik in Bre-men durchgeführt wurden. Im Herbst 2011 startete bereits der 6. Durchlauf dieser zweijährigen berufsbegleitenden Zusatzqualifikation.

Die Weiterbildung psychiatrische Fachkrankenpflege für Psychiatrie mit 780 Std. wurde erneut in Kooperation mit der PMG/Berlin durchgeführt. Der 5. Fachpflegekurs läuft.Nach dem 5. Kurs wird F.O.K.U.S. die Fachbereichsleitung und damit auch die Kursleitung bei der PMG aufgeben, weil der Reiseaufwand für eine kontinu-ierliche Kursbetreuung zu hoch ist.

Einen besonderen Platz unter den Fortbil-dungen nimmt EX-IN ein. Seit 2005 führen wir Kurse zur Qualifizierung von psychiatrie-erfahrenen Menschen zu Genesungsbeglei-terInnen und DozentInnen durch.Der Grund- und Aufbaukurs zum/zur Exper-tIn aus Erfahrung wurde von F.O.K.U.S. in Bremen, Berlin, Oldenburg und Hannover durchgeführt. In Bremen hat in 2012 bereits der sechste Kurs erfolgreich abgeschlossen.F.O.K.U.S. begann 2012 für die Caritas Mainz einen EX-IN Kurs anzubieten. Daneben begann der 4. Kurs zur „Ausbildung für AusbilderInnen“ für angehende Lehrkräfte im EX-IN-Kurs in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Es gibt einen steigenden Bedarf an DozentInnen für EX-IN-Kurse, da es viele Anfragen bundesweit und darüber hinaus (Österreich, Schweiz, Polen, Bulgarien) nach der Installation von EX-IN-Kursen in den verschiedenen Regionen gibt. Um diesen Prozess zu unterstützen, hat F.O.K.U.S. sich zu vielen Kooperationsgesprächen in den verschiedenen Bundesländern getroffen.

Besonders stolz sind wir darauf, dass der EX-IN Kurs seit Oktober 2010 an der Foto: F.O.K.U.S., EX-IN Tagung 2012 in Sofia, Bulgarien

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Jahresbericht 2012

F.O.K.U.S.Fachhochschule Bern als DAS (Diploma of advanced studies) – Studiengang angeboten wird. F.O.K.U.S. koordiniert die inhaltliche Gestaltung und führt verschiedene Module in Bern durch. Der 2. Durchlauf des Studienganges startete 2012.

Desweiteren sind KollegInnen von F.O.K.U.S. als DozentInnen tätig für Einzel-veranstaltungen bei verschiedenen Trägern. Neben somatischen und psych-iatrischen Pflegediensten gehörten dazu auch Behörden, Rehabilitationsein-richtungen und Kliniken im gesamten Bundesgebiet. Auch auf Tagungen und Kongressen fanden die Angebote von F.O.K.U.S. gro-ßes Interesse. Vorträge wurden unter anderem gehalten bei• BFLK Tagung in Münster• Klinikum „zum guten Hirten“ in Ludwigshafen• 1. Kongress zur Forschung in der Sozialpsychiatrie, Genf• World Association for Rehabilitation in Psychiatry, Mailand

4.2 Forschung

Für die Initiative...e.V. wurde gemeinsam mit der EXPA (ExpertInnenpartner-schaft) eine Forschung über die Lebenszufriedenheit der NutzerInnen der Initiative...e.V. durchgeführt. Mit Beteiligung der FürsprecherInnen wurde der praxisbewährte "Stockholmer Recovery-Fragebogen" auf die Bedarfe der Initiative...e.V. angepasst. Über die Auswertung lesen sie ab Seite 44 (QMS).

Seit September 2011 führen wir eine Forschung für das Klinikum Reinken-heide/Bremerhaven durch, um die Veränderung der Versorgungsqualität durch die Umstrukturierung des Klinikums, die Beschäftigung von EX-IN MitarbeiterInnen und die Einführung neuer Methoden zu messen.2012 wurden psychiatrie-erfahrene ForscherInnen der EXPA geschult, damit diese sich an der Forschung beteiligen können. Zudem wurden Kontextinter-views im Klinikum geführt und Fragebögen an die Leitung, alle Mitarbeite-rInnen und KlientInnen, sowie an die Angehörigen verteilt. Der Rücklauf war sehr groß was zu einem großen Teil der Beteiligung der EXPA KollegInnen zu verdanken ist. Das Forschungsdesign, sowie die ersten Ergebnisse wurden auf den internationalen Psychiatriekongressen in Mailand und Genf vorgestellt.

Foto: F.O.K.U.S. Forschung in Bremerhaven, 2012

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F.O.K.U.S. 4.3 Internationale Projekte

Piloting the concept of Experts by Experience in BulgariaIn dem einjährigen Programm unterstützt F.O.K.U.S. die bulgarische Partner-organisation GIP (General Initiative for Psychiatry) bei der Einführung des EX-IN Konzeptes in Bulgarien. Zu den Aufgaben gehörte u.a. die Erarbeitung eines Implementierungshandbuches mit rechtlichen und inhaltlichen Grund-lagen. Im November begrüßten wir in Bremen eine Delegation bulgarischer PolitikerInnen, VertreterInnen von Ministerien und Bildungsverantwortli-chen, die die Bremer Psychiatrie kennenlernen wollten.

4.4 Netzwerkarbeit

Netzwerkfortbildung

In 2012 wurde die auf 2 Jahre angelegte Netzwerkfortbildung zur Stärkung der Kooperation der Psychiatrischen Akteure im Bremer Westen mit Mitar-beiterInnen des Klinikums Bremen Ost, der Bremer Werkgemeinschaft, des Sozialwerk der Freien Christen, der GAPSY GmbH und der Initiative...e.V. abgeschlossen.

Foto: F.O.K.U.S., Verkehrsregelung in Mailand, manchmal sind Hürden zu überwinden, um in Kontakt miteinander zu kommen

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Jahresbericht 2012

F.O.K.U.S.NAT

Im Februar 2012 wurde die Fortbildung NAT (Need adapted treatment/Bedürfnisangepasste Behandlung) abgeschlossen. An der von Volkmar Ader-hold und F.O.K.U.S. gemeinsam durchgeführten Fortbildung nahmen ca. 40 TeilnehmerInnen der Bremer Werkgemeinschaft, des Sozialwerks der freien Christen, der GAPSY, des Klinikums Bremen Ost und der Initiative teil. Die Fortbildung soll dazu beitragen, die Kooperation der Träger zu verbessern und eine bessere NutzerInnen- und Gemeindeorientierung zu realisieren.

4.5 Fortbildungskoordination Initiative zur sozialen Rehabili- tation e.V.

Im Rahmen der Fortbildungskoordination organisiert F.O.K.U.S. die Fortbil-dungen für die Initiative...e. V. Neben den kollegialen Fortbildungen, die gemeinsam mit der Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste mbH (Gapsy) und der Bremer Werkgemeinschaft (BWG) durchgeführt werden, organisiert F.O.K.U.S. auch eine einjährige Einführungsfortbildung für neue MitarbeiterInnen der Initiative...e.V.

Gemeinsam mit dem Leiter des Betreuten Wohnens der Initiative...e. V. werden Fortbildungsgespräche mit MitarbeiterInnen geführt. Hier werden individuelle Fortbildungsbedarfe festgestellt und berufliche Weiterentwick-lungen geplant.

Foto:Astonishing/Quelle:Photocase/NAT Flyer-Motiv

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IRRTURM 5. IRRTURM 2012

5.1 Einführung

Das Jahr 2012 war im Arbeitsbereich IRRTURM von vielfältigen Aktivitäten geprägt. Durch die Lesereise (siehe unten) wurden viele Menschen in den Bremer Tagesstätten erreicht und in der Folge waren in 2012 und 2013 zum Teil über 20 Krisen- und Psychiatrie-Erfahrene in den Redaktionssitzungen am Mitt-woch anwesend.Mithilfe der Sonderausgabe Zwangsweise (s.u.) ist es gelungen, ein psychia-triepolitisch brisantes Thema aufzugreifen, und den IRRTURM wieder stärker in den (anti-)psychiatrischen Diskurs zu platzieren.Im Mai 2012 sind acht RedakteurInnen auf dem Behindertenprotesttag mit-marschiert und haben mit Plakaten auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht.Im Laufe des Jahres hat der IRRTURM eine Lesung im Krankenhaus-Museum und eine Lesung in der Paracelsus-Schule angeboten, beide für Auszubil-dende in sozialen Berufen.Im Rahmen des von Aktion Mensch geförderten Inklusions-Vorlaufprojektes „Türen öffnen“ der Initiative...e.V. konnte der IRRTURM eine Lesung in der ehemaligen Buchhandlung Bacheratz, einem leerstehenden Geschäftsraum im Walle Center zum Thema „Inklusion“ machen. Damit hat der IRRTURM, wie auch bei der Lyrik-Lesung im Rahmen der Zwiesprache Lyrik einen Schritt raus aus der Psychiatrie-Szene gemacht, rein in den Stadtteil.Es wurden Menschen erreicht, die sonst nicht mit dem IRRTURM in Kontakt kommen.

5.2 Sonderausgabe Zwangsweise

Das Jahr 2012 stand für den IRRTURM aus der Perspektive des Koor-dinators ganz im Zeichen der Repolitisierung.Durch die Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Zwangsbehandlung in der Psychiatrischen Versorgung gab es ein aktuelles Thema mit konkret greifbarer Relevanz. Eine ganze Anzahl von IRRTURM RedakteurInnen und Psychiatrie-Erfahrenen, die nicht in der Redaktion engagiert sind, waren bereit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. (24 AutorInnen und KünstlerInnen waren beteiligt).

Inhaltlich wurde die Ausgabe gefüllt mit:• Berichten von Betroffenen, die zum Teil in Form von einge-reichten Texten und zum Teil durch Interviews, die transkribiert und dann in Auszügen veröffentlicht wurden;• Einem Interview im Klinikum Bremen Ost, an dem sowohl die

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IRRTURM

ärztliche Leitung (Prof. Zimmermann, Herr Mauer), als auch die Beauf-tragte für die Öffentlichkeit, Frau Theil, und einem Pfleger von der Akut-station des Sektors Bremen-West, Herr Treichel;

• Darüber hinaus dokumentierten wir die Position des Landesverbandes der Psychiatrie-Erfahrenen in Auszügen;

• Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden von mir erläutert; So gelang es, am 29.11. 2012 die erste Sonderausgabe „Zwangsweise“ vorzule-gen auf der ExpertInnen Anhörung zur UN-Behindertenrechts-Konvention in der bremischen Bürgerschaft, veranstaltet von den Grünen und der DGSP am 29.11. 2012.Die Sonderausgabe ist als pdf-Version auch über den externen Mailverteiler der Initiative...e.V. versandt worden und hat damit über Multiplikatoren wie DGSP und weitere Multiplikatoren bundesweit LeserInnen gefunden. Die inhaltliche Herangehensweise an das Thema war bewusst nicht einsei-tig oder dogmatisch gewählt. Es sollten sowohl Psychiatrie-Erfahrene, von Zwangsbehandlung Betroffene zu Wort kommen. Genauso sollten aber die in der Psychiatrie tätigen Fachkräfte interviewt und aus Betroffenensicht befragt werden, um so ein möglichst breites Bild zu zeichnen und umfassend zu informieren.

5.3 Lesereise und weitere Lesungen

Zusammengenommen hat der IRRTURM in 2012 mit den zwölf verschiede-nen Lesungen über 300 Menschen erreicht. Diese Vielzahl der öffentlichen Veranstaltungen hat zu einer Zunahme der TeilnehmerInnen in der Redakti-onssitzung geführt, die eine Gruppengröße entstehen ließ, die zum Teil fast zu groß war (auf einigen Sitzungen 25 Personen, eine Gruppengröße, bei der sich nicht mehr alle trauen, zu sprechen, gemeinsame Gespräche und Dis-kussionen fast nicht mehr möglich sind, ein sehr hohes Maß an Disziplin bei allen erforderlich ist, um die Gruppe arbeitsfähig zu halten). Sollte sich diese

Foto: Jürgen Schäfer, Pressefest 2012

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IRRTURM Entwicklung stabilisieren oder gar verstärken, braucht es auf die Gruppen-größe eine organisatorische Antwort (z.B. Teilung der Gruppe).Gleichzeitig hatte der IRRTURM durch die vielen Veranstaltungen eine gute Medienpräsenz in Bremen, viele Menschen haben das Buch gekauft, viele wurden für die Interessen und die Anliegen Psychiatrie-Erfahrener interessiert.

Als erstes sind da die fünf Lesungen in den Bremer Tagesstät-ten zu nennen (Café Klatsch, Klamottenkaffee, Villa Wisch, Wichernhaus und Tagesstätte Nord). Hier hat der IRRTURM zu fünf verschiedenen Themen Lesungen veranstaltet:

a.) Depression, b.) Wer bist du –wer bin ich, c.) Recovery, d.) Angst, e.) Was ist hier normal?

Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf Genesung, Empowerment und Bewältigung. Auf diesen Veranstaltungen wurden fokussiert auf ein Thema ganz unter-schiedliche Texte und Sichtweisen präsentiert. Durch diese Herangehens-weise wurden die TeilnehmerInnen eingeladen, sich intensiver mit einem inhaltlichen Schwerpunkt zu beschäftigen. Dies stieß auf sehr positive Reso-nanz bei den ZuhörerInnen.Mit musikalischer Begleitung durch Thomas Breithaupt und künstlerischen Darstellungen, die über Beamer projiziert wurden, sind die Veranstaltungen in einen vielfältigen Rahmen gefasst worden. Dadurch sind kleine Kooperationsbeziehungen mit den Tagesstätten ent-standen und der IRRTURM ist unter den NutzerInnen weiter bekannt gewor-den. In ähnlicher Weise hat der IRRTURM in Syke eine Lesung in der dortigen Awo-Trialog Tagesstätte angeboten.

Die Lesung im Walle Center verdient eine besondere Erwähnung. Durch die von Monika Möhlenkamp angebahnte Kooperationsbeziehung mit dem Centermanagment des Walle Centers war es möglich, quasi als Zwischen-nutzer einen leerstehenden Laden kostenfrei zu nutzen für eine Lesung. Durch diese besondere Veranstaltung, die am belebtesten Ort von Walle stattfand, konnten andere Menschen erreicht werden, die eine IRRTURM Lesung wahrscheinlich sonst nicht ohne weiteres besucht hätten. Wir hoffen, im Rahmen des mittlerweile gestarteten (Haupt-)Projektes „Türen

Foto: IRRTURM, Lesung Café Klatsch

Foto: Peter, Lesung Walle Center

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IRRTURMöffnen,“ mit dreijähriger Laufzeit weitere Veranstaltungen anbieten zu kön-nen, an „inklusiven“ Orten, mit einem ebensolchen Publikum.Eine ähnliche Veranstaltung war die Lesung im Rahmen von Zwiesprache Lyrik im café brand. Dort haben IRRTURM RedakteurInnen gemeinsam mit Lyrik-AutorInnen aus dem Bremer Westen eine Lesung anlässliches des Welt-lyrik-Tages veranstaltet. Das Publikum war bunt gemischt und die Veranstal-tung fand in angenehmer Atmosphäre und mit guter Resonanz statt.

Lesungen für AuszubildendeIn 2012 hat der IRRTURM zwei Lesungen mit AutorInnen-Gespräch durchgeführt.Eine in der Paracelsus Schule für HeilpraktikerInnen, Bereich Psychotherapie und psychologische Beratung und eine Lesung und Diskussion mit HeilerziehungspflegeschülerInnen der Geschwister-Scholl-Schule aus Bremerhaven, (im Krankenhausmuseum im Klinikum Bremen Ost) durchgeführt.Die an die Lesung anschließenden Diskussionen waren bei beiden Veranstal-tungen geprägt von Lebendigkeit und Interesse und von großer Wertschät-zung von seiten der Auszubildenden geprägt. In dieser Richtung kann der IRRTURM seine Angebote weiterentwickeln.

5.4 Ausgabe 24 – Aus der Reihe tanzen und Pressefest

In der 24.- Ausgabe haben 41 AutorInnen Texte veröffentlicht und 21 Künst-lerInnen Bilder beigesteuert. Die kreative Arbeit hilft ihnen, ihre Krisen und belastenden Erlebnisse zu verarbeiten. Es werden kritische Positionen formuliert, die eine Gegenöffentlichkeit her-stellen zum Psychiatrischen Diskurs in der Fachwelt (Themen wie Zwangsbe-handlung, Medikamente, Diagnosen und Stigmatisierung.)Viele Texte lösen sich auch von dem direkten Blick auf Krankheit und Psychi-atrie hin zu allgemeinen Themen. Eine psychische Krise erlebt zu haben wird in vielen Texten nicht mehr als Defizit sichtbar, sondern mehr als ein Erlebnis, das den Blick auf die Welt verändert/erweitert.Außerdem ist in der Ausgabe 24 ein Genesungsratgeber enthalten. Auf 10 Seiten informiert der IRRTURM aus NutzerInnensicht über Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Bremen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).Auf dem Pressefest haben sich die Redaktionsmitglieder mit ihren eigenen Texten der Öffentlichkeit gestellt. Dieser Schritt bedeutet für viele - beson-ders beim ersten Mal - einen qualitativen Sprung:Es ist der Schritt, sich mit seiner eigenen Geschichte nicht mehr zu verste-cken, sondern sich selbstbewusst der Öffentlichkeit zu zeigen. Das Pressefest wurde im vergangenen Jahr im Wallsaal der Stadtbibliothek veranstaltet und konnte durch die zentrale Lage eine höhere BesucherInnenzahl als in den letzten Jahren erreichen (ca. 130 Personen).

Foto: Jürgen Schäfer,

Foto: Jürgen Schäfer,

Foto: Jürgen Schäfer,

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IRRTURM

5.5 Öffentlichkeitsarbeit in der Initiative...e.V.

Die Teilnahme an der AG-Öffentlichkeitsarbeit und die Erstellung von Bro-schüren und Faltblättern für die Initiative...e.V. gehört zu den Aufgaben des Arbeitsbereiches IRRTURM.In 2012 gestaltete der Arbeitsbereich IRRTURM die Broschüre Gruppenange-bote, Freizeit, Beschäftigung, Arbeit.Diese Broschüre gestaltete Silke Wouters im Rahmen ihres In-Jobs bei der Initiative...e.V. Unterstützend und beratend begleitet wurde sie durch Jörn Petersen.Ebenso wurde in 2012 der Newsletter und der Jahresbericht der Initiative...e.V. im IRRTURM gestaltet.

Jörn Petersen

Foto: IRRTURM, Lesung Zwiesprache Lyrik 2012

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