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Jahrgang 6/Ausgabe Nr. 1, März 2002 Patientenzeitung Anfang April wird Ministerpräsident Teufel ein neues Schmuckstück auf dem Schnarrenberg eröffnen: die neue HNO-Klinik. Damit liegt ein schweres Stück Arbeit hinter den Planern und Architekten des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes Tübingen. Vom Platz- mangel auf dem Schnarrenberg zu einer verdichteten Bauweise gezwungen, durfte das neue Gebäude nicht zu hoch und keinesfalls breiter als 25 m werden, um die Kaltluftströme ins Tal nicht zu behindern. Alle Dachflächen mussten begrünt werden und die Funktionsflächen im Gebäude sind bereits für eine spätere gemeinsame Nutzung mit der noch zu bauenden Augenklinik ausgelegt. Trotz all dieser Vorgaben und Sachzwänge ist ein rundum gelungener Neubau entstanden. Weg von der vielbefahrenen Straße am Rande der Altstadt wurde das Gebäude neben die neuen Institute auf dem Schnarrenberg verlagert, mit direktem Zugang zu den benachbarten Streuobstwiesen. Ein Patientenweg, seitlich am Gebäude entlang, mit Blick auf die Alb, lädt zum Spazieren gehen und entspannen ein. Und wenn die Sicht klar ist, sieht man von ganz oben die Wurmlinger Kapelle und den Hohenzollern, den Roß- berg sowie hangaufwärts im Grünen den Steinen- bergturm. Vorbei sind die Zeiten der altertümlichen Sechs- bis Achtbettzimmer ohne Nasszelle und Toilette: Die neuen, freundlichen Ein- oder Zweibettzimmer sind alle mit Dusche und WC, Telefon, DV-Anschluß und kosten- losem TV ausgestattet. Für Arzt- und Patientenge- spräche, die aus Platzmangel notgedrungenen auf dem Flur stattfanden, stehen künftig eigene Räume zur Verfügung. Das sechsstöckige Gebäude ist in einen Forschungs- und Lehrbereich und in einen Krankenversorgungsbereich gegliedert. Auf allen Ebenen, ja sogar auf dem Dach, laden Kunstwerke zum Betrachten ein. Ebene 0, das Kellergeschoss, beherbergt den Versor- gungstrakt mit dem Bahnhof der automatischen Waren- transportanlage und der Müllsauganlage. Von hier aus fahren die Transportcontainer ferngelenkt durch einen unterirdischen Versorgungskanal bis zum Versorgungs- zentrum. Auf Ebene 1 sind im Tageslichtbereich Labor- und Forschungsräume angesiedelt, im hinteren Teil der Ebene, die im Hang liegt, ist der Technikbereich unter- gebracht. Dort befindet sich auch ein modernes Blockheizkraftwerk zum Heizen, Küh- len und zum En- ergiegewinn, das neben der HNO auch die naheliegenden Institute versorgt. Ebenfalls hier unten sind die extrem schallgedämmten Akustikkabinen untergebracht, die in der Hörforschung benötigt werden. Ebene 2 teilen sich das Personal, die Forscher und die Studenten. Ein um den Seminarraum erweiterbarer Hörsaal mit separatem Eingang für die Studenten ist mit allen modernen Medien ausgestattet. 100 oder – erweitert – 150 Hörsaalplätze warten hier auf die angehenden Mediziner. Ebenfalls auf dieser Ebene befinden sich Kursräume sowie das Video-, Grafik- und Fotolabor. Wer Waren anliefern möchte, ist hier ebenfalls richtig: seitlich am Gebäude liegt die Zufahrt für die Warenanlieferung. Die Eingangsebene 3 ist ganz für die Krankenver- sorgung da. Vorteilhaft für die Patienten: alle Ein- richtungen von der Patientenaufnahme, der Diagnose bis zur Therapie sind hier auf einer Ebene untergebracht. Notfallaufnahme und Liegendkrankeneinfahrt sind einfach zu finden. Vom Haupteingang geht’s über die Pforte (mit Gepäckaufgabe!) zur zentralen Aufnahme und von dort gleich weiter auf Station oder in die helle und freundliche Poliklinik, die über einen extra Kinderbereich verfügt. Dort wartet z.B. ein Wickelplatz und der Kinder- spielbereich auf kleine Patienten. Neben den großzügigen Behandlungs- und Untersuchungsräumen ist auf Ebene 3 auch die neue Cafeteria mit Kiosk untergebracht. 32 Sitzplätze, drinnen und draußen auf der Terrasse laden zu einer Kaffeepause ein. E X T R A DIE NEUE HALS-, NASEN- UND OHRENKLINIK Tag der offenen Tür Am 23. März findet ein Tag der offenen Tür in der neuen HNO auf dem Schnarrenberg statt. Dazu laden wir herzlich ein! Fortsetzung Seite 2 UKT-Forum_01/02 17.07.2003 13:09 Uhr Seite 1

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Page 1: Jahrgang 6/Ausgabe Nr.1, März 2002 Patientenzeitung...Jahrgang 6/Ausgabe Nr.1, März 2002 Patientenzeitung Anfang April wird Ministerpräsident Teufel ein neues Schmuckstück auf

Jahrgang 6/Ausgabe Nr. 1, März 2002 Patientenzeitung

Anfang April wird Ministerpräsident Teufel ein neuesSchmuckstück auf dem Schnarrenberg eröffnen: dieneue HNO-Klinik. Damit liegt ein schweres Stück Arbeithinter den Planern und Architekten des StaatlichenVermögens- und Hochbauamtes Tübingen. Vom Platz-mangel auf dem Schnarrenberg zu einer verdichtetenBauweise gezwungen, durfte das neue Gebäude nicht zuhoch und keinesfalls breiter als 25 m werden, um dieKaltluftströme ins Tal nicht zu behindern. AlleDachflächen mussten begrünt werden und dieFunktionsflächen im Gebäude sind bereits für einespätere gemeinsame Nutzung mit der noch zu bauendenAugenklinik ausgelegt. Trotz all dieser Vorgaben undSachzwänge ist ein rundum gelungener Neubauentstanden. Weg von der vielbefahrenen Straße amRande der Altstadt wurde das Gebäude neben die neuenInstitute auf dem Schnarrenberg verlagert, mit direktemZugang zu den benachbarten Streuobstwiesen. EinPatientenweg, seitlich am Gebäude entlang, mit Blick aufdie Alb, lädt zum Spazieren gehen und entspannen ein.Und wenn die Sicht klar ist, sieht man von ganz oben dieWurmlinger Kapelle und den Hohenzollern, den Roß-berg sowie hangaufwärts im Grünen den Steinen-bergturm.

Vorbei sind die Zeiten der altertümlichen Sechs- bisAchtbettzimmer ohne Nasszelle und Toilette: Die neuen,freundlichen Ein- oder Zweibettzimmer sind alle mitDusche und WC, Telefon, DV-Anschluß und kosten-losem TV ausgestattet. Für Arzt- und Patientenge-spräche, die aus Platzmangel notgedrungenen auf demFlur stattfanden, stehen künftig eigene Räume zurVerfügung.

Das sechsstöckige Gebäude ist in einen Forschungs- undLehrbereich und in einen Krankenversorgungsbereichgegliedert. Auf allen Ebenen, ja sogar auf dem Dach,laden Kunstwerke zum Betrachten ein.

Ebene 0, das Kellergeschoss, beherbergt den Versor-gungstrakt mit dem Bahnhof der automatischen Waren-transportanlage und der Müllsauganlage. Von hier ausfahren die Transportcontainer ferngelenkt durch einenunterirdischen Versorgungskanal bis zum Versorgungs-zentrum.

Auf Ebene 1 sind im Tageslichtbereich Labor- undForschungsräume angesiedelt, im hinteren Teil derEbene, die im Hang liegt, ist der Technikbereich unter-gebracht. Dort befindet sich auch ein modernes

Blockheizkraftwerkzum Heizen, Küh-

len und zum En-ergiegewinn,

das neben derHNO auch

die naheliegenden Institute versorgt. Ebenfalls hierunten sind die extrem schallgedämmten Akustikkabinenuntergebracht, die in der Hörforschung benötigt werden.

Ebene 2 teilen sich das Personal, die Forscher und dieStudenten. Ein um den Seminarraum erweiterbarerHörsaal mit separatem Eingang für die Studenten ist mitallen modernen Medien ausgestattet. 100 oder –erweitert – 150 Hörsaalplätze warten hier auf dieangehenden Mediziner. Ebenfalls auf dieser Ebenebefinden sich Kursräume sowie das Video-, Grafik- undFotolabor. Wer Waren anliefern möchte, ist hierebenfalls richtig: seitlich am Gebäude liegt die Zufahrtfür die Warenanlieferung.

Die Eingangsebene 3 ist ganz für die Krankenver-sorgung da. Vorteilhaft für die Patienten: alle Ein-

richtungen von der Patientenaufnahme, derDiagnose bis zur Therapie sind hier auf einerEbene untergebracht. Notfallaufnahme undLiegendkrankeneinfahrt sind einfach zufinden.

Vom Haupteingang geht’s über die Pforte(mit Gepäckaufgabe!) zur zentralen Aufnahmeund von dort gleich weiter auf Station oder indie helle und freundliche Poliklinik, die übereinen extra Kinderbereich verfügt. Dort wartetz.B. ein Wickelplatz und der Kinder-spielbereich auf kleine Patienten.

Neben den großzügigen Behandlungs- undUntersuchungsräumen ist auf Ebene 3 auchdie neue Cafeteria mit Kiosk untergebracht.32 Sitzplätze, drinnen und draußen auf derTerrasse laden zu einer Kaffeepause ein.

E X T R ADIE NEUE HALS-, NASEN- UND OHRENKLINIK

Tag der offenen Tür

Am 23. März findet ein Tag der offenen Tür in der neuen HNO auf dem Schnarrenberg statt. Dazu laden wir herzlich ein!

Fortsetzung Seite 2

UKT-Forum_01/02 17.07.2003 13:09 Uhr Seite 1

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Der Patient steht im Mittelpunkt!Die Abteilung von Professor Zenner stellt sich vor

EXTRA – DIE NEUE HNO-KLINIK2

Die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde mag sichgrundlegend gewandelt haben, in einem jedoch ist siesich seit ihren Anfängen im 18. Jahrhundert treugeblieben: Anders als man vermuten könnte, strebt sieerst in zweiter Linie danach, beeinträchtigte Körper-funktionen wiederherzustellen. Dagegen besteht ihrHauptanliegen ganz elementar darin, Leben zu retten.Gewechselt hat dabei freilich der Wirkungskreis: Biszum 2. Weltkrieg konzentrierten sich die Anstrengungenvor allem auf Infektionen, etwa die chronische Mittel-ohrentzündung, eine häufige Todesursache deshalb, weildie Erreger bis ins Gehirn vordringen können; nochheute sterben in Afrika und Asien Millionen Menschendaran. Seit Entdeckung der Antibiotika jedoch nimmt –in den reichen Ländern jedenfalls – die Behandlung vonTumoren den Spitzenplatz ein. Das spiegelt sich auch inder Arbeit der Tübinger HNO-Klinik wider: „Sie ist inerster Linie eine Klinik für tumorkranke Patienten”, stelltProfessor Hans-Peter Zenner fest, GeschäftsführenderDirektor der Klinik, dessen Abteilung für AllgemeineHals-, Nasen- und Ohrenheilkunde den größten Umfangeinnimmt.

Laut Prof. Zenner hat sich seit den 50er Jahren dieHäufigkeit der Tumoren in Kehlkopf, Rachen und Mundmehr als versechsfacht – der Preis des Rauchens.Erschreckend ist vor allem der steigende Anteil anFrauen: „Vor 14 Jahren, als ich hier anfing, kamen nochkaum Krebspatientinnen. Heute nimmt ihre Zahlexplosionsartig zu: Es sind die heute Fünfzigjährigen, diesich mit 15 die ersten Zigaretten angesteckt haben”,berichtet Zenner. Seine Prognose: In zehn Jahrenwerden die Krebskranken bis zu drei Viertel derRessourcen beanspruchen – dabei haben sie schon heutemehr als die Hälfte inne.

Eine Klinik für krebskranke Patienten also – freilicheine mit dem Schwerpunkt Chirurgie. Daher bedeutetKrebstherapie hier in erster Linie Operation. Operiertwerden zum Beispiel die an der Schädelbasis gelegenenTumoren des inneren Gehörgangs. Da es sich um einenschwierigen Eingriff handelt, den weltweit nur wenigeKliniken beherrschen, kommen die Patienten sogar ausdem Ausland. Dank modernster Laser können heuteOperationen vermieden werden, die früher etwa denKehlkopf zerstörten. Zum Aufgabenbereich der HNO-Chirurgen gehört außerdem die vordere Schädelbasismit der Nase und ihren Nebenhöhlen. Dort auftretendeTumoren entfernen sie minimal-invasiv, was den Vorteilhat, dass kein einziger Schnitt das Gesicht verunstaltet.Dasselbe gilt auch für die Operationen von Entzün-dungen, die im Arbeitsalltag der Abteilung den zweitenPlatz belegen.

Erst auf Rang drei folgen Eingriffe zur Verbesserungdes Hörvermögens. Sie werden mikrochirurgisch vor-genommen, das heißt mit einem Mikroskop, das

ursprünglich für derartige Operationen erfunden wurde,und zwar 1950 in Würzburg. Tübingen hat dieseErrungenschaft schnell übernommen und ist seitJahrzehnten eines der führenden Zentren auf demGebiet. Beispiele für Anwendungen: das Einsetzen vonhier entwickelten künstlichen Gehörknöchelchen ausTitan, von implantierbaren Hörgeräten bei Innenohr-schwerhörigkeit oder von Cochlear-Implantaten (Im-plantat der Ohr-Schnecke) bei vollständiger Taubheit.Jährlich kommen viele in- und ausländische Ärzte, um inTübingen die modernen hörverbessernden Operations-techniken zu lernen.

Wichtig ist ferner die Behandlung von Kopf- oderHalsverletzungen: Bei Knochenbrüchen im Gesichtwerden die einzelnen Knochenstückchen mit Mini-platten aus Titan zusammengeschraubt, so dass die

äußere Form des Gesichts wiederhergestellt ist. Dabeilegt die Berufsordnung fest, für welche Teile des KopfesHNO- oder Augenärzte, Kiefer- oder Neurochirurgenzuständig sind; nicht selten arbeiten am UniklinikumTübingen alle Spezialisten zusammen. Ebenso ist auchdie Chirurgie von Missbildungen geregelt, wie sie zumBeispiel nach der Contergan-Affäre vorkamen: DasSchlafmittel hatte bei vielen Kindern nicht nur dieKnochen in Armen und Beinen geschädigt, sondernauch die Gehörknöchelchen. Unfälle, Missbildungen,Zerstörungen durch Tumoren: Große Erfahrungenhaben die Spezialisten der HNO-Klinik in der wieder-herstellenden und kosmetischen Chirurgie des Gesichts

Baudaten

Nutzfläche 7615 qmGesamtbaukosten 78,7 Mio. DMErstausstattung (medizinische Geräte, Mobiliar) 25 Mio. DM

Bauzeit (1998–2002) 3,5 JahreSpatenstich 18. 9. 98Richtfest 18. 11. 99Einzug 26.–28. 3. 02Offizielle Einweihung durch Ministerpräsident Erwin Teufel 11. 4. 02

Bauherr, Planung und Bauleitung: Land Baden-Württemberg, vertreten durch dasStaatliche Vermögens- und Hochbauamt Tübingen

Gleich daneben befindet sich der überkonfessionelleAndachtsraum, der ebenfalls allen Patienten undBesuchern zur Verfügung steht.

In Ebene 4 – die charakteristische Brandschutzwand imMittelbereich ist hier zartgrün – sind die fünfOperationssäle untergebracht. Einer davon kann – unddas gab’s bisher noch nicht – für ambulante OPs genutztwerden. Gleich daneben liegen die Räume der Tages-klinik für ambulante OP-Patienten und für Tinnitus-Patienten. Zwei Operationssäle sind speziell dafürgerüstet, Operationen über Videokameras direkt in denHörsaal zu übertragen.

Der nach Süden gelegene Teil der 4. Ebene ist für dieonkologischen Patienten reserviert. 16 Ein- und Zwei-bettzimmer mit begehbaren Terrassen nehmen die Ost-und Westseite des Stockwerks ein, je nach Lage also mitMorgen- oder Abendsonne.

Ganz oben in Ebene 5 sind weitere 22 Betten fürErwachsene und die Kinderstation mit 10 Betten unter-gebracht. Auch hier liegen die Patientenzimmer auf den„Schokoladenseiten“: nach Osten, Süden oder Westen,teilweise mit herrlichem Blick.

Ebenfalls in Ebene 5 befinden sich eine Bettenzentrale,die Zimmer der Pflegedienstleitung, Arztdiensträumeund die Räume für den Bereitschaftsdienst und denSozialdienst.

Nach der Medizinischen Klinik, den CRONA-Klinikenund der Kinderklinik ist die HNO die vierte Klinik, dieauf den Schnarrenberg umzieht. Sie wird später durchdie Augenklinik ergänzt. Das neue Leit- und Beschil-derungssystem, das den Patienten und Besuchern dieOrientierung erleichtern soll, wird hier zum ersten Malin die Praxis umgesetzt.

Jedes Patientenzimmer hat eine eigene Dusche und Toilette. Farbenfroh:

die neuen Einbauschränke über den Waschbecken.

Meergrün mit Aussicht ... Fortsetzung von Seite 1

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und des Halses. Deshalb hat sie die Ärztekammer auchzum Weiterbildungszentrum für Plastische Chirurgiegemacht.

Das zweite große Arbeitsfeld neben der klinischenTätigkeit bildet die Lehre: Sämtliche Studierenden derMedizin und Zahnmedizin werden hier in die HNO-Heilkunde eingewiesen, außerdem Studierende derSonderpädagogik, die später Schwerhörige und Ertaubteunterrichten. Auch die angehenden Logopädinnen ler-nen ihr Handwerkszeug an der zur Klinik gehörendenFachschule für Logopädie.

Praxisnahe Wissenschaft

Ein großer Aufgabenbereich der Abteilung ist dieForschung. Naheliegend, dass ein Mittelpunkt die Krebs-forschung ist: Wie streuen Tumoren Tochtergeschwulsteaus, und wie kann man diese Mechanismen unter-drücken? Welche Moleküle an der Oberfläche von Krebs-zellen eignen sich als Angriffspunkt für Medikamente?Können Humane Papillomviren, die bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen wurden, imErwachsenenalter Rachen- und Kehlkopfkarzinomeauslösen?

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung ist denPrionen gewidmet, jenen winzigen Eiweißteilchen, die

BSE beim Rind und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheitbeim Menschen verursachen. Längst bevor das Leidenausbricht, besiedeln sie schon massenweise dasLymphsystem, darunter die Mandeln. Beunruhigend wardarum die Erkenntnis, dass Operationsinstrumente, diemit diesem Gewebe in Kontakt gekommen sind, sich mitden gängigen Sterilisationsmethoden nicht ausreichendreinigen lassen. Deshalb tragen gerade Tübinger HNO-Ärzte zu verbesserten Verfahren bei und es gibt amTübinger Klinikum ein spezielles Prionensterilisations-programm.

Und schließlich beschäftigen sich die Wissenschaftlermit Robotik: Die Maschinen sollen ein Computer-tomogramm „sehen”, indem sie dessen EDV-Datenverarbeiten, und dann, gesteuert von einer speziellenNavigationstechnik, Handgriffe gemäß der Zielvorgabenerledigen. Dadurch dass sie Gegenstände halten oderverschieben, erlauben sie bei Operationen ein besonderszügiges, präzises Arbeiten. Gerade bei vielstündigenmikrochirurgischen Eingriffen, etwa an der Schädel-basis, bei denen ein zweiter Arzt nur unter Schwierig-keiten lange assistieren kann, wären solche Roboter vongroßem Wert.

Neben diesen aktuellen Themen gibt es aber auch einganz traditionelles Forschungsprogramm. Es widmetsich der Frage: Wie funktioniert Hören? Wie setzt derKörper ein mechanisches Schallsignal in einenelektrischen Reiz um? Dieser so offenbar grundlegende

Vorgang ist nämlich bis heute nicht geklärt. Außerdemwird untersucht, wie sich das Hörorgan zu Beginn desLebens bildet und ob sich Hörsinneszellen bei Er-wachsenen regenerieren. Weiterhin stehen heuteweltweit Produkte für Diagnostik und Behandlung zurVerfügung, die ihren Ursprung in Tübingen haben,darunter Höruntersuchungsgeräte mittels Laser oderHörimplantate für Patienten mit Mittelohr- undInnenohrschwerhörigkeit. Das erfolgreiche Hör-forschungsprogramm der HNO-Klinik ist eingebettet indas Hörforschungszentrum der Medizinischen Fakultät.

as

Noch verpackt: der künftige Operationssaal.

Die Warentransportanlage verbindet die HNO mit dem Versorgungs-

zentrum Schnarrenberg.

Schon auf der Baustelle zu erkennen: die hellen Hölzer aus Kanadisch

Ahorn geben der neuen HNO ein freundliches Gesicht.

Professor Hans-Peter Zenner

Ärztlicher Direktor der Abteilung

Allgemeine Hals-, Nasen- und

Ohrenheilkunde mit Poliklinik

Elfriede-Aulhorn-Str. 5, 72076 Tübingen

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Die Odyssee der HNOEXTRA – DIE NEUE HNO-KLINIK4

So wie man früher die Kleider der älteren Geschwistererbte, erbte die HNO immer wieder Klinikgebäude, diefür andere erbaut worden waren. Nach 119 Jahrenbekommt die HNO jetzt erstmals eine nur für siegeplante und gebaute Klinik.

1846 bezogen die Medizinische und ChirurgischeKlinik gemeinsam ein neu erbautes Krankenhaus an derSilcherstraße (die heutige HNO). Dieses älteste Kranken-haus im damals neuen Klinikviertel ging nach Auszugder Inneren Medizin 1848 ganz in den Besitz derChirurgen über. Für die „Krankheiten des Ohres“,damals der Chirurgie zugehörig, entstand dort im April1883 eine eigene Abteilung für Ohrenkranke in Formeiner Poliklinik. Als Tochteranstalt der ChirurgischenKlinik wurde sie in einem Zimmer im ehemaligenSektionshaus (neben der heutigen Pathologie) unter-gebracht. Seit 1885/86 verfügte die kleine Spezialdis-ziplin über einen eigenen Etat und wurde als selb-ständiges Universitäts-Institut geführt.

Damals wie heute war das Raumproblem schon akut,so dass 1887 die Mittel für eine stationäre Klinik fürOhrenkranke bewilligt wurden. Im Herbst 1888 wurdedann die erste „richtige“ HNO-Klinik in den oberenRäumen des Sektionshauses mit 4 Betten für Er-wachsene und 2 für Kinder, eröffnet. Prof. J. Wagen-häuser, damals Vorstand der Ohrenklinik, erwähnt 1889„über 500 zur Untersuchung und Behandlunggekommene Ohrenkranke“.

Als 1914 Prof. Walter Albrecht berufen wurde, fand ersehr einfache Verhältnisse vor. Die Ohrenklinik warimmer noch in dem kleinen Häuschen neben demPathologischen Institut untergebracht, das ursprünglichals Seuchenhaus gebaut worden war und im Volksmundden ominösen Namen „das Totenhaus“ führte. Albrechtrückblickend: „ Es fehlte eigentlich alles, was zu einerKlinik gehört. Wir hatten keine Küche: das Essen wurdeuns von der Medizinischen Klinik überlassen; wir hattenkein Laboratorium: wer pathologisch arbeiten wollte,durfte einen Platz im Pathologischen Institut benützen;wir hatten keinen Röntgenapparat: die Röntgenauf-nahmen wurden in der Chirurgischen Klinik angefertigt;wir hatten keinen Hörsaal: die Vorlesungen wurden indem ganz unzureichenden Raum der Ambulanz gehal-ten. Die Patienten waren in zwei kümmerlichen Arme-leutestuben untergebracht, in denen es ständig modrigroch.“

Die Übersiedlung der Klinik 1920 in die gemeinsameHaut- und Ohrenklinik an der Liebermeisterstraßewurde daher als eine Erlösung empfunden. Aber dieZusammenarbeit der verschiedenen ärztlichen Diszi-plinen war auch schon damals nicht einfach. Albrecht:„Wohl war uns bewusst, dass eine Klinik für zwei ver-schiedene Fächer unter zwei Direktoren keine sehrglückliche Lösung war.“ Auch die Raumproblemewiederholten sich. Laut Prof. Albrecht waren „die Ver-

hältnisse im Jahre 1925, also 5 Jahre nach dem Einzug indie Klinik, untragbar. Jedes Bett war im Voraus aufMonate hinaus belegt, und wenn ein Patient mit einernicht sehr dringlichen Operation etwa im Januar zu unskam, so hatte er vielleicht Aussicht, im April ein freiesBett zu finden.“

Als der Plan für eine neue Chirurgische Klinik (dieheutige „alte“ Chirurgie) erwogen wurde, lag der Ge-danke nahe, die HNO aus der Hautklinik in die frei-werdende Chirurgische Klinik an der Silcherstraßezurückzuverlegen. Der Gebäudekomplex wurde beidieser Gelegenheit zwischen der HNO und demHygiene-Institut aufgeteilt. Der ursprüngliche Bau derChirurgie an der Silcherstraße hatte bereits 1903 einengroßen Anbau längs der Liebermeisterstraße erhalten.Beide Gebäudeteile wurden für die „neue“ HNO durcheinen Zwischenbau verbunden und ergaben das En-semble, wie es heute noch zu besichtigen ist. Am 26. Februar 1938 wurde das Gebäude feierlich an dieHNO und das Hygiene-Institut übergeben.

Von hier aus wird die HNO im Frühjahr 2002 in ihrneues Domizil auf dem Schnarrenberg aufbrechen.Sozusagen in die „vierte“ neue HNO!

Geschichte eines Umzugs

1883 Erstmals eigene Abteilung für Ohrenkrankein der Chirurgischen Klinik an derSilcherstraße

1885/86 Eigener Etat und selbständiges Universitäts-Institut

1888 Erste „richtige“ HNO-Klinik in den oberenRäumen des Sektionshauses mit 4 Betten für Erwachsene und 2 für Kinder

1920 Gemeinsame Haut- und Ohrenklinik in derLiebermeisterstraße

1938 HNO-Klinik und Hygiene-Institut beziehenneurenoviertes und umgebautes Gebäudeder Chirurgie an der Silcherstraße (heutigerStandort)

2002 HNO bezieht in ihr neues Domizil auf dem Schnarrenberg Sozusagen die Keimzelle der Tübinger HNO: Das Sektionshaus auf dem

Gelände der Pathologie (heute überbaut).

Postkartenansicht des Klinikgeländes oberhalb der Rümelinstraße.

Unten rechts die erste Chirurgische Klinik mit seitlichem Anbau an der

Liebermeisterstraße.

Übersichtsplan. Rechts die

ursprüngliche Chirurgische

Klinik (10) mit Baracke,

Sommerbaracke und

neuem OP-Anbau,

noch ohne seitlichen

Anbau. Dahinter das

Seuchenhaus (13).

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Beispielhafte Forschung

Schwerpunkt: Sprache

Die zehnjährige Sabrina ist ein aufgewecktes Kind,besucht die Regelschule und spricht beinahe so gut wieihre Klassenkameraden. Der gleichaltrige Max jedochhört ganz offensichtlich schlecht, und was er sagt, istkaum zu verstehen, so dass seine Eltern ihn für eineSchwerhörigenschule angemeldet haben. Trotz allerUnterschiede teilen beide Kinder das gleiche Schicksal:Bei beiden wurde eine Innenohrtaubheit festgestellt, undals Dreijährige bekamen sie in die Schnecke (Cochlea)ein Implantat eingesetzt. „Die Sprachentwicklungverläuft bei diesen Kindern ziemlich unberechenbar, vonbefriedigend bis völlig mangelhaft – ein eigenartigesPhänomen, das ein wichtiges Forschungsthema derAbteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie darstellt“,sagt Ärztlicher Direktor Prof. Ralf Arold. Ziel sei es,Anhaltspunkte für eine Prognose zu bekommen und dieFörderung zu verbessern. Dafür werden die bisher an derTübinger HNO-Klinik operierten 30 bis 40 Kinder be-reits seit Jahren medizinisch beobachtet.

Das Kernstück des Cochlea-Implantats ist ein Sprach-prozessor: Er zerlegt den Schall in elektrischeImpulse und überträgt sie zu den vielen Elektroden,die ihrerseits den Hörnerv reizen und dadurcheinen Höreindruck erzeugen. Weil ein Kind zuverlässlichen Angaben noch nicht imstande ist,werden Sprachprozessor und Elektroden bislangnur nach seinen Reaktionen eingestellt. Aus-schlaggebend ist der Eindruck des Arztes: Mitdieser Geräuschintensität ist das Kind zufrieden.Unklar bleibt dabei, welche Hörempfindung dieElektroden zusammen ergeben und wie gut dasSprachverständnis ist. Daher suchen Arold undseine Mitarbeiter nach objektiven Kriterien zurEinstellung des Sprachprozessors, um den Klangder Sprache zu verbessern und Störgeräuscheweitgehend auszuschalten. Zu diesem Zweckwollen sie zunächst Erfahrungen mit Erwachsenen

sammeln und die gewonnenen Einsichten dann aufKinder übertragen.

Von großem Einfluss auf die Sprachentwicklung istweiterhin, wie die Eltern mit dem schwerhörigen Kindumgehen. Dies ist daher ebenfalls Thema eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstütztenProjekts. Auf dem Prüfstand stehen Verhaltensweisenwie: Beschäftigt sich bei gemeinsamen Spielen jeder eherfür sich oder entspinnt sich eine wechselseitige Kom-munikation? Sind die Eltern in ihrem Spielverhaltenaktiv oder passiv?

Schwerpunkt: Onkologie

Eine ganz andere Art von Kommunikation ist einForschungsschwerpunkt an der Abteilung für Allge-meine Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (ÄrztlicherDirektor Prof. Hans-Peter Zenner): die Kommunikationzwischen Molekülen. Von Interesse ist sie hier für dieOnkologen und deren Zukunftsvision, die häufigenPlattenepithelkarzinome in Mund, Rachen oder Kehl-kopf wirksam zu bekämpfen. Denn diese Tumorart

wächst recht aggressiv: Fünf Jahre nach der Diagnoselebt nur noch jeder zweite Patient. Schon die Therapie istbeschwerlich, aber immerhin sind danach die Chancengut, „geheilt“ nach Hause zu gehen. „Siedeln sich aberspäter irgendwo Metastasen an, sieht es schlecht aus: EinRückfall verläuft fast immer tödlich“, berichtet Dr.Simon, Mitarbeiter von Prof. Hans-Peter Zenner. Alsowäre es ein Glücksgriff, ließe sich die Abwanderung vonTochterzellen aus der Muttergeschwulst verhindern –was so schwierig eigentlich gar nicht sein dürfte, denndiese Streuung ist ein komplizierter und deshalbstöranfälliger Prozess: Die Tumorzelle muss durchUmbau ihres Zellskeletts Füßchen ausbilden, in dasumgebende Bindegewebe Löcher fressen und Trenn-wände durchbrechen, um in Lymph- und Blutgefäßeeinzudringen.

Als sachgerechte Werkzeuge dienen dabei Enzyme mitdem sperrigen Namen Matrix-Metalloproteinasen, kurzMMP, die in vielen Karzinomen überreichlich vor-kommen: Sie zerschneiden eine Kollagenart in den zu-unterst liegenden Membranen von Schleimhäuten. WieTierexperimente ergaben, erlahmt die Wanderfreudig-

keit von Tumorzellen, wenn man die bio-chemischen Scheren abstumpft. Doch dazu mussman bis in die Schaltzentrale der Zellmaschinerievordringen, dort wo die Produktion der Enzymeabläuft: in den Genen. Das Startsignal, MMP zubilden, erreicht die Gene von der Zelloberflächeher über Kaskaden von biochemischen Reaktio-nen, ähnlich wie Kinder beim Spiel „Flüsterpost“ein Wort von einem zum anderen weitersagen.Schon haben Simon und seine Kollegen Teil-abschnitte der molekularen Nachrichtenkettenaufgeklärt und damit mögliche Angriffspunkte füreine Blockade gefunden. Diese Art der Therapieist kein allzu ferner Zukunftstraum mehr: GegenMagenkarzinome sind ähnliche Hemmstoffebereits in der klinischen Erprobung.

as

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E T H I K I N D E R M E D I Z I N

Klinische Ethik am Runden Tisch

Wenn die Kommunikation zwischen Menschen behindert istDie Abteilung von Professor Arold stellt sich vor

„Es war an einem schönen Frühlingstag, die Fensterstanden weit offen, als der Wind mit lautem Knall eineTür zuschlug. Ich fuhr zusammen, so dass mir das GlasLimonade, das ich in der Hand hielt, zu Boden fiel undklirrend zerbrach. Manuel jedoch, 17 Monate alt, saß mitdem Rücken zu mir ruhig am Tisch und spielte mitseinen Tierfiguren, als wäre nichts geschehen. Zumersten Mal kam mir der Verdacht, dass mit ihm etwasnicht stimmen könnte …” So schildert eine Mutter, wiesie den hochgradigen Hörschaden ihres Sohnesentdeckte. Rat und Hilfe in der darauffolgenden tiefenKrise bekamen die beiden an der Tübinger HNO-Klinik,genauer gesagt in der Abteilung für Phoniatrie undPädaudiologie.

Kinder wie Manuel werden dort zusammen mit ihrenEltern stationär aufgenommen zur ausführlichenDiagnostik und Anpassung eines Hörgeräts – „eineverantwortungsvolle Aufgabe, denn einerseits muss dieVerstärkung hoch sein, andererseits kann Lärmzusätzlichen Schaden anrichten”, so der ÄrztlicheDirektor dieser Abteilung Prof. Ralf Arold. Es gibtdigitale, analoge und programmierbare Geräte, aberindividuelle Besonderheiten sind oft maßgeblicher alsausgeklügelte Technik. Entscheidend freilich ist dieFörderung, die ebenfalls hier beginnt, und zwar durchBeratung der Eltern, denn sie sind neben denausgebildeten Fachkräften wichtige Therapeuten. Wiesich die Kommunikation zwischen ihnen und dem Kindauf dessen Sprachentwicklung auswirkt, ist außerdemForschungsthema.

Das A und O besteht nach wie vor darin, die Störungfrühzeitig – schon in den ersten Lebensmonaten – zuentdecken, doch viele Kinder sind bei der Erstdiagnoseschon drei, vier oder gar fünf Jahre alt. Deshalb hat Aroldsich in Baden-Württemberg für ein Früherkennungs-programm eingesetzt. „Der Anteil zu spät bemerkterHörstörungen hat dadurch bereits abgenommen”,berichtet er. Folglich wachsen zugleich die Chancen, dassimmer mehr dieser Kinder Regelschulen besuchen – einHauptanliegen der Pädaudiologen.

Manchmal ist der Innenohrschaden so ausgeprägt, dassein Hörgerät nichts mehr auszurichten vermag. Dann istein Cochlea-Implantat (Schnecke des Innenohrs) dieletzte Rettung. Allerdings ist es mit dem Einsetzen –möglichst im ersten Lebensjahr – nicht getan, denn dieEinstellgrößen müssen regelmäßig überprüft werden,was ebenfalls in einer Spezialsprechstunde geschieht.

Einer Hörstörung können selbstverständlich auch„bloß” Schwachstellen in der Schallleitung zugrundeliegen. Sie haben den Vorteil, dass sie meist durch kleineOperationen zu beseitigen sind, etwa das Entfernen derRachenmandeln. Diese Kinder und ihre Eltern könnensich gleichfalls in einer eigens für sie eingerichtetenSprechstunde beraten lassen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung vonKindern mit Störungen der Sprachentwicklung. Beimanchen ist die Ursache eine zentrale Hörstörung: Das

Gehör selbst funktioniertgut, aber das Gehirn kannGesagtes nicht richtig ver-arbeiten – mit Folgen wiemangelhafte Reaktion aufAnsprechen, Lernschwächeoder Hyperaktivität. Die

Diagnose ist derzeit noch aufwendig, weil es keineanerkannte Testbatterie gibt, doch widmet sich eineArbeitsgruppe dem Versuch, dieses Manko zu be-seitigen.

Die Erwachsenen, die hier behandelt werden, leidenmeist an Stimmstörungen. Zu den Ursachen gehörenKrankheiten, etwa Tumore, derentwegen der Kehlkopfganz oder teilweise entfernt werden muss. Bei Personen,die im Lärm arbeiten und automatisch ihre Stimmeerheben, ebenso bei Berufssprechern – Lehrern, Er-ziehern, Sängern – entstehen Probleme mit der Stimme– meist Heiserkeit – durch Fehl- oder Überbelastung.Weiterhin können die Schwierigkeiten Ausdruck vonpsychosomatischen Konflikten oder Stress sein. DieFunktionsstörungen bewirken am Kehlkopf manchmalorganische Veränderungen, zum Beispiel Knötchen anden Stimmlippen. Solchen Patienten zu helfen gehörtins Aufgabengebiet der Phonochirurgie.

Auch das Alter setzt der Stimme zu. So kommt es vor,dass die Schleimdrüsen im Kehlkopf, die die Stimm-lippen elastisch halten, plötzlich zuviel Sekret produ-zieren, was einen Räusperzwang heraufbeschwört. MitUrsachen und Gegenmaßnahmen beschäftigt sichebenfalls eine Forschergruppe: Erst kürzlich schloss siedurch biochemische Analysen von Schleimproben aufeine schwelende Entzündung.

Weitere Krankheitsbilder bei Erwachsenen, die be-handelt werden, sind Sprachstörungen, meist die Folgenvon neurologischen Krankheiten wie Schlaganfall, fernerdie durch fehlerhafte Artikulation entstehenden Sprech-und Redeflussstörungen, wie Stottern.

Wegen der steigenden Krebshäufigkeit sind in denvergangenen Jahren vermehrt Schluckstörungen hinzu-gekommen. Geschwulste können nämlich bewirken,dass sich der Kehlkopf beim Schlucken nicht richtig

schließt, so dass Nahrung in die Atemwege gelangt – ein lebensbedrohlicher Zustand. Ab-hilfe schaffen Schluckübungenbei speziell geschulten Logopä-dinnen. as

Prof. Ralf Arold, Ärztlicher Direktor

der Abteilung für Phoniatrie

und Pädaudiologie

Elfriede-Aulhorn-Str. 5, 72076 Tübingen

EXTRA – DIE NEUE HNO-KLINIK6

Ungefähr zwanzig Erwachsene sitzen umeinen großen Tisch und machen sichGedanken über ein Baby. Klinisch-ethische Gesprächsrunde heißt ihr Kreis,und das Baby heißt Marc, ist gerade vierWochen alt, leidet an einer seltenenErbkrankheit und liegt, künstlich be-atmet, mit einem Herzfehler und wei-teren Organschäden ungewissen Schwere-grads auf der Intensivstation. Wohin wirdsich sein Schicksal wenden? Wird es inein paar Jahren fröhlich herumspringen?Oder körperlich und geistig schwer be-hindert dahinsiechen? Oder hat es garvon vornherein keine Überlebenschance?Alles scheint offen, und doch müssen derKinderkardiologe Prof. Michael Hofbeckund seine Mitarbeiter Entscheidungentreffen: Biopsie, Reanimation, Behand-lung von Infektionen, eine riskanteOperation – ja oder nein? „Die tragendeIdee ist, dass Kliniker einmal im Monataktuelle oder exemplarische Fälle ausihrem Alltag vortragen und sie unterethischen Gesichtspunkten mit derGesprächsrunde diskutieren“, erläutertProf. Urban Wiesing vom Lehrstuhl fürEthik in der Medizin, der die Veran-staltung vor dreieinhalb Jahren ins Lebengerufen hat. 130 Einladungen pro Monatverschickt seine Sekretärin – an jene, die

auf der Adressenliste stehen, darunterauch Pfarrer, Psychologen und Pflege-kräfte, sowie an alle Klinikchefs undOberärzte, stets verbunden mit der Bitte,die Nachricht weiterzugeben. Amhäufigsten und quer durch alle Fach-bereiche beschäftigt sich das Dis-kussionsforum mit dem Problem, wanneine Behandlung nicht mehr fortgesetztwerden sollte, weitere brisante Themensind Lebendspenden oder Dreierkon-flikte zwischen Patient, Arzt undAngehörigen. „Die ethischen Grund-sätze, nach denen der Arzt handeln soll,haben eine alte Tradition, doch siestoßen auf die neuen Möglichkeiten derTechnik“, so Wiesing. Die erste Fragelautet meist: Was will der Patient? Dadies oft nicht zu ermitteln ist, bekommtdie zweite Frage Gewicht: Was tut ihmgut, was fördert sein Wohl? Die Antwortist eine Sache sorgfältigen Abwägens,denn meist lässt sich der Nutzen nur umeinen hohen Preis erkaufen. Der Ton derGespräche ist immer respektvoll, nieversteigen sie sich zu boshaften Kon-troversen, obwohl durchaus einmalunterschiedliche Meinungen aufeinan-dertreffen. Nach einer Stunde trenntman sich wieder – jeder um ein paarIdeen reicher. as

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Sie haben einen Operationstermin in denTübinger Kliniken auf dem Schnarren-berg? Oder werden aus anderen Gründenstationär aufgenommen? Dann haben Siees jetzt einfacher, sich zurecht zu finden:Ende 2001 öffnete die Zentrale Patienten-aufnahme ihre Pforten. Diese erste An-laufstelle für stationäre Patienten ist jetzt

im Haupteingangsbereich des CRONA-Gebäudes gleich neben der Patienten-information leicht zu finden.

Vier Mitarbeiterinnen kümmern sichtäglich von 7.00 bis 16.00 Uhr um dieNeuzugänge, nehmen persönliche Datenauf, klären anhand der Überweisung, woder Patient genau hin muss und sorgenfür einen reibungslosen Verwaltungs-ablauf. Unbedingt mitbringen sollte manals Patient seine Versichertenkarte unddie Einweisung. Mit den Unterlagen wirddann die Krankenakte neu angelegt oderaktualisiert. Rund 65 Patienten werdentäglich in der neuen Zentrale aufge-nommen.

F R E U N D L I C H E R S E R V I C E

Zentrale Aufnahme für Patienten

I N S T I T U T F Ü R P A T H O L O G I E K I N D E R K L I N I K

Raum zum Abschiednehmen, Platz für Trauer

Zentrale Patientenaufnahme derKliniken auf dem Schnarrenberg

(außer Medizinische Klinik, HNO und Kinderklinik)Mo. bis Fr. von 7.00 bis 16.00 Uhr

Kliniken auf dem SchnarrenbergCRONA-Gebäude, Haupteingang Hoppe-Seyler-Straße 3 72076 Tübingen Tel. 0 70 71 / 29 8 32-51, -52, -53, -54

Wenn eine vorzeitige Geburt mit demTod ineinander fällt, dann stirbt bei denEltern die Vorfreude auf hellwacheKinderaugen und viele neugierigeFragen. Doch müssen sie nicht nur mitdem Schicksalsschlag fertig werden,sondern sich auch der Entscheidungstellen, was mit der Fehlgeburt ge-schehen soll. Vor dem Gesetz ist derSachverhalt klar: Wiegt ein Fötus nachder Scheidung vom Mutterleib wenigerals 500 Gramm und lässt kein Lebens-zeichen erkennen, ist er in den meistenBundesländern, darunter auch in Baden-Württemberg, nicht bestattungspflichtig;stattdessen ist er „hygienisch einwandfreiund dem sittlichen Empfinden ent-sprechend zu beseitigen”. Das gilt eben-falls für Leibesfrüchte nach Schwanger-schaftsabbruch. Im Klartext heißt das:Die Föten werden zusammen mit Organ-abfällen verbrannt.

Nachdem Bremen als erstes Bundes-land im Februar 2001 eine Gesetzes-änderung vollzogen und die Bestattungaller Föten angeordnet hatte, schlossensich viele Kliniken in anderen TeilenDeutschlands an. Am Universitätskli-nikum Tübingen hatte es schon geraumeZeit vorher eine solche Initiative gege-ben, deren treibende Kräfte Dr. SusanneHaen und Dr. Heidemarie Kendziorravom Institut für Pathologie waren,zusammen mit Dr. Eva Neeser und An-tonia von Bose, beide Universitäts-Frauenklinik, sowie Ingrid Karl von derRechtsabteilung der Klinikumsverwal-tung. Am 9. März 1999 stimmte derKlinikumsvorstand zu, die nicht bestat-tungspflichtigen Föten in einem gemein-

samen anonymen Urnengrab beisetzenzu lassen und die Kosten dafür zuübernehmen.

Hauptsächlicher Beweggrund für denTübinger Vorstoß war nach HaensWorten, dass die früheren Gepflogen-heiten „nicht unserem sittlichen Empfin-den entsprachen“. Haarsträubend zumBeispiel ein Bericht des ARD-Magazins“Report”, die Asche von Föten aus Ber-liner Krankenhäusern sei zu Granulat fürStraßenbeläge verarbeitet worden. ObTatsache oder nicht – eine Beklommen-heit blieb, zumal die Föten ja bereits wiesehr kleine Kinder aussehen. Zu denkengab außerdem ein Missverhältnis: Le-bendgeborene Frühchen werden mitallen Finessen der Intensivmedizin hoch-gepäppelt, und da sollten gleichaltrigeFehlgeburten im Klinikmüll landen?

„Seit die neue Regelung gültig ist,bekommen die Eltern ein Merkblatt mitden verschiedenen Möglichkeiten zumBeispiel ob sie ihr Kind mit anderen

zusammen einäschern und bestattenlassen wollen und ob sie über den Be-stattungstermin informiert werden möch-ten”, schildert Haen den Gang der Dinge.Obwohl es den Eltern nach wie vorfreisteht, ihr Kind auf eigene Kosten zumBeispiel im Familiengrab zu beerdigen,entscheiden sich die meisten für dasSammelbegräbnis. Ebenso stimmen diemeisten einer Obduktion und einerGewebe-Entnahme für Gentests zu, lässtsich doch dadurch oft die Ursache desfrühen Todes und das Wiederholungs-risiko für weitere Schwangerschaftenfeststellen. Das Institut für Pathologiebewahrt die Föten namentlich gekenn-zeichnet auf, so dass die Eltern lange Zeithaben, einen Entschluss zu fassen. ImMai jeden Jahres werden die Föten danngemeinsam im Krematorium der StadtReutlingen eingeäschert. Ein TübingerBestatter übernimmt kostenlos die Über-führung zum Bergfriedhof, wo die öku-menische Beisetzungsfeier stattfindet.Etwa die Hälfte der rund 150 Eltern ist zu-gegen. Das neue Angebot begrüßen alleeinstimmig, denn damit erhalten sieeinen Raum zum Abschiednehmen,einen Platz für ihre Trauer. as

„Hilfe für kranke Kinder“

In der Tübinger Unikinderklinik gibtes einen Verein, der alle kranken Kinderin der Klinik und deren Familienunterstützt. Den Vereinsmitgliedern istes wichtig, dass Kindern und ihrenFamilien trotz der Erkrankung dasseelische Gleichgewicht bleibt, dassextreme Belastungen einer chronischenoder lebensbedrohlichen Krankheit dieFamilie nicht zerbricht, und dass dieFamilie und das Kind nicht aus ihremsozialen Umfeld ausgeschlossen werden.

Manchmal sind es kleine Dinge, beidenen der Verein hilft: Kann sich eineFamilie zum Beispiel eine Telefonkarte,

das Fahrgeld für Besuchsfahrten, Klei-dung oder Nachhilfeunterricht für dasKind nicht leisten, dann springt „Hilfefür kranke Kinder“ – Verein zur Förde-rung und Unterstützung kranker Kinderder Kinderklinik Tübingen e.V. ein! Aberauch Maßnahmen, die den Kindern undFamilien helfen, Krankheit oder Tod zubewältigen, werden unterstützt.

Der Verein wurde von Mitarbeiter-innen und Mitarbeitern des psycho-sozialen Dienstes der Kinderklinik ge-gründet. Er ist aus der psychosozialenArbeit und Erfahrung heraus entstanden,mit dem Ziel, Spendengelder zu sam-meln, um Familien zu helfen, die durchdie Krankheit ihres Kindes in eine Not-lage gekommen sind.

Freundlich und hilfsbereit: Unsere Patientenauf-

nahme.

Kontakt: 0 71 21 / 24 05 33 oder0 70 71 / 29-8 13 70

Spenden sind willkommen!„Hilfe für kranke Kinder“Kreissparkasse TübingenKontonumer 55 48 55

Medizinische Klinik Um- und Neubau

Die Medizinische Klinik wurde zwischen 1955 und 1961 gebaut undbestand damals aus den Bettenbauten A und B, dem Lehr- undForschungsbau und dem Behandlungsbau mit seinen künstlerischgestalteten Innenhöfen. 1966 kam der Betten- und Laborbau C dazu,1988 wurde der Komplex durch einen Erweiterungsbau mit Poliklinik,Notaufnahme, Haupteingang und Liegendkrankeneinfahrt ergänzt.Inzwischen ist der Altbau in die Jahre gekommen, Diensträume,Lagerflächen und ganz besonders moderne Sanitäreinrichtungen für Patienten fehlen. Ein Gesamtsanierungskonzept entstand, mit dem die MedizinischeKlinik zwischen 2002 und 2010 in mehreren Stufen neu gebaut sowieteilweise grundsaniert werden soll. Vier Bauphasen von 2000 bis 2010sind geplant. Der Um- und Neubau bei laufendem Betrieb ist für alleBeteiligten eine große Herausforderung und wir bitten Patienten,Besucher und Mitarbeiter um Verständnis für die durch die Baumaß-nahmen entstehenden Belastungen.

A Bettenbau A, erbaut 1961, derzeitSanierung der Stationen, 2008 bis 2010 Abriss

B Bettenbau B, erbaut 1961, Abriss und Neubau 2003 bis 2005

C Betten- und Laborbau C, erbaut 1966,bereits saniert

D Containerbau D (provisorischerBettenbau), erbaut 2000

E Erweiterungsbau E für Intensivmedizin,erbaut 2000

L/F Lehr- und Forschungsbau, erbaut 1961,Hörsäle saniert, weitere Sanierung 2007

U/B Behandlungsbau, erbaut 1961, teilsaniert,2005 bis 2007 Neubau des mittleren undsüdlichen Teils

P Poliklinik P (Ambulanzen), erbaut 1988,Oberflächensanierung 2008 bis 2010;

O übergangsweiser Containeranbau für dieOnkologische Tagesklinik

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Z A H N K L I N I K

F R A U E N K L I N I K

Hormone – Nutzen oder Gefahr?Soll ich oder soll ich nicht? fragen vieleFrauen ihren Frauenarzt oder ihre besteFreundin bei den ersten Anzeichen derWechseljahre. Hormonersatz -Therapie –Nutzen oder Gefahr?

1963: In den USA begannen Frauen vor,in und nach den Wechseljahren die alsJungbrunnen hochgejubelten Östrogenein Mengen zu futtern, um fit und knackigbis ins hohe Alter zu bleiben. Doch schonbald hörte man Stimmen, die vor demPreis dieses ersten Anti-Aging-Boomswarnten.

2002: Noch immer werden Vorteile undRisiken der Hormonersatztherapie (HRT)unter Wissenschaftlern und Ärztendiskutiert. Ins Feld geführt werden:

• für die HRT vor allem Prävention:Schutz vor Herzinfarkt, Osteoporose(Knochenschwund), Alzheimer undWechseljahrsbeschwerden.

• gegen die HRT: erhöhtes Risiko fürBrustkrebs und Gebärmutterschleim-hautkrebs, Gefahr von Thrombosen undLungenembolie.

Das Problem ist, dass man noch immerzu wenig über die Zusammenhänge vonHormonen und der Entwicklung bös-artiger Tumoren weiß, sagt PrivatdozentDr. Alfred O. Mueck, der sich an derTübinger Universitätsfrauenklinik schwer-punktmäßig mit Menopause undEndokrinologie und in seiner wissen-schaftlichen Tätigkeit mit eben dieserFrage beschäftigt. Man ist also bei derBeurteilung von Risiken auf epidemio-logische Untersuchungen angewiesen.

Daran besteht kein Mangel. Mueck: „Esgibt kein Therapiekonzept auf der Welt,

Am 19. Oktober 2001 wurde das neu-renovierte klinische Studentenlabor inder Tübinger Uni-Zahnklinik eingeweiht.Damit ist ein wesentlicher Baustein beider Gesamtrenovierung der Zahnklinikfertiggestellt. Der Umbau der neuenLaborräume dauerte 9 Monate, die Bau-kosten betrugen rund 850 000 DM, zu-züglich 1 Mio. Mark für Geräte- und Aus-rüstung. 55 moderne Laborarbeitsplätzestehen ab jetzt für die Studenten zurVerfügung.

für das so viele Risiko-Untersuchungengemacht wurden wie für Hormonsub-stitution und Pille.“

Die Crux mit den Sexualhormonen ist,dass man sie nicht nur zum Kinder-kriegen braucht. Mueck: „Wenn siefehlen kommt es zu sogenannten Alte-rungen, etwa der Haut, der Brüste,Schleimhäute, zu Störungen im vegeta-tiven und zentralen Nervensystem sowieim Stoffwechselhaushalt.“ Da die körper-eigenen Hormone aber bereits um das50. bis 55. Lebensjahr schlapp machen,können Organe und Herz-Kreislaufsys-tem nicht mehr auf sie zählen.

Viele Frauen wollen aber lieber diesenNachteil in Kauf nehmen, weil sie dasRisiko von Brustkrebs oder möglicheandere Gefahren durch eine Hormon-therapie fürchten. Der Tübinger Expertedazu:

1. „Östrogene sind keine karzinogenenStoffe – sie machen keinen Brustkrebs.Aber sie können bereits zehn, zwanzigJahre schlafende bösartige Zellen stimu-lieren, aufwecken.“

Die größte Analyse, die je gemachtwurde – über 50 der wichtigsten Brust-krebsstudien bis 1997 wurden zusam-mengeführt und nachanalysiert – ergab,dass Östrogensubstitution das relativeBrustkrebsrisiko jährlich um 2,3 Prozenterhöht. Mueck: „Wenn man bei 1000fünfzigjährigen Frauen fünf Jahre langeine Hormonsubstitution durchführt,stellt man bis zum 70. Lebensjahr zweiBrustkrebsfälle mehr fest als bei Frauenohne diese Substitution“ (65 gegenüber63).

Bei den hormonbeeinflussten zusätz-lichen Brustkrebsfällen handelt es sich,so Mueck, um weniger aggressive, meistläppchenförmige Tumoren, die an sichschon eine viel bessere Prognose haben

und zudem durch die regelmäßigenHRT-Kontrollen häufig in einem frühenStadium entdeckt werden. „Die Sterblich-keit wegen Brustkrebs nimmt deshalbnicht zu, sondern ab“, sagt Mueck undverweist auf eine langjährige Studie mitfast 450 000 Frauen.

2. Als gesichert gilt, dass die Hormon-ersatz-Therapie einen durch Östrogen-mangel verursachten Knochenmassever-lust (Osteoporose) auf Dauer verhindert,wenn sie ausreichend lange durchgeführtwird.

3. Eine Substitution nur durch Östro-gene verbessert zwar den Fettstoff-wechsel, senkt das Cholesterin bis zu 30Prozent, strafft Haut und Bindegewebe,erhöht aber auch das Risiko an Gebär-mutterkrebs zu erkranken. Der lässt sichaber sicher verhindern durch einenZusatz von Progesteron (Gelbkörper-hormon).

4. „Absolut gesichert“ ist laut Mueckauch, dass Östrogen, allein gegeben, dieGebärmutterschleimhaut stimuliert. „Des-halb muss, solange diese Schleimhautnoch stimulierbar ist, unbedingt einGelbkörperhormon zugesetzt werden.“

5. Östrogene können zu Venenthrom-bosen führen, vor allem bei Frauen, dieschon eine Thrombose hatten oder in

PD Dr.

Alfred O. Mueck

Universitäts-

Frauenklinik

Schleichstr. 4

72076 Tübingen

deren Familie Thrombosen vorkamen.Desgleichen haben Frauen mit einemHerzinfarkt ein hohes Thromboserisiko.

6. Östrogene wirken sich positiv aufdas Herz-Kreislauf-System aus. Geradebei Frauen nach den Wechseljahrenstehen diese Erkrankungen mit Abstandan der Spitze. „Wenn Gefäße oder Stoff-wechsel bereits Veränderungen zeigen,sollte die Dosis des zugesetzten Gelbkör-perhormons möglichst niedrig gehaltenwerden.

Grundsätzlich gilt es, so Mueck, beijeder Hormonsubstitution den einzelnenAspekt im Kontext möglicher andererAuswirkungen individuell nach Nutzenund Risiko zu entscheiden.“ Ro

P A T I E N T E N S E R V I C E

G E R I A T R I S C H E S Z E N T R U M

Waren Sie schon drin?

Infotelefon: Alter und KrankenhausSuchen Sie Rat undHilfe zum ThemaKrankenhaus undAltersmedizin (Ge-riatrie)? Da könnenIhnen die Sozial-

arbeiterinnen des Geriatrischen Zent-rums am Uniklinikum weiterhelfen:

Unter der neuen Telefonnummer0 70 71/29-8 65 28 geben sie von Montagbis Freitag zu den normalen BürozeitenAuskünfte zu allgemeinen Problemen inder Betreuung von alten Menschen,beantworten Fragen zu Krankheiten, ver-mitteln Ansprechpartner im Bereich derAltenhilfe und vieles mehr.

Jetzt renoviert: Das klinische Studentenlabor Studenten des klinischen Studienab-schnittes Zahnmedizin lernen hier abdem 7. Semester, was heute in einermodernen Zahnarztpraxis auf dem Ge-biet der Zahnprothetik gefragt ist undstellen selbst verschiedene Formen desZahnersatzes z.B. Kronen, Brücken undProthesen her. Auch Studenten der kieferorthopädi-schen und konservierenden Kurse kön-nen die Arbeitsplätze für ihre Praktikanutzen.

Demnächst können Sie in den Klinikenauf dem Schnarrenberg mit der Pa-tiententelefonkarte der Firma Siemens(HIMED-Karte) im Internet surfen. Aufder Ebene A4, gegenüber der Cafeteria,im CRONA-Gebäude werden die beidenInternet-Terminals eingerichtet. Ein mul-tifunktionales Gerät zum Faxen undSurfen steht Ihnen schon jetzt imEingangsbereich des CRONA-Gebäudes,Ebene A4, bei den öffentlichen Tele-fonzellen zur Verfügung. Dafür benö-tigen Sie eine Telefonkarte der Deut-schen Telekom.

Kunst, Natur und Technik

fügen sich an der Mauer vor dem E-Bau der Medizinischen Klinik in Form von drei Wandgemälden,drei Pflanzen und einer Beton-wand zusammen. Von DavidBaur, Kunststudent aus Stuttgart,stammt die Kunst an der Wand.Ein attraktiver „Hingucker“ für Patienten, Besucher undMitarbeiter.

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Alle drei Jahre flattert sie den An-gestellten des Universitätsklinikums(und der Universität) ins Büro, ins Labor,ins Schwesternzimmer: die Einladungzur gesetzlich vorgeschriebenen betriebs-medizinischen Untersuchung. Alle dreiJahre sucht im allgemeinen jeder vonihnen – Wissenschaftler und Pförtner,Assistentin und Pflegekraft – das nie-drige, ziemlich versteckt neben der„Alten Chirurgie“ gelegene Gebäude auf.Je nach Arbeitsbedingungen können dieAbstände allerdings auch mal länger oderkürzer sein, viele Beschäftigte in gen-technischen Labors zum Beispiel kom-men jährlich. Für alle nimmt sich einerder sechs Betriebsärzte ausreichend Zeit,um die Gesundheitspflege am Arbeits-platz durchzusprechen, denn eine regel-rechte Checkliste will systematisch abge-hakt sein. Ganz obenan steht der Schutzvor Infektionen, wie Dr. Dagmar Ndhlovu,leitende Betriebsärztin beim Betriebs-und personalärztlichen Dienst des Uni-versitätsklinikums Tübingen berichtet.An zweiter Stelle befinden sich berufs-bedingte Hautkrankheiten. Dabei ist eswichtig zu überlegen: Wie häufig des-infizieren Sie sich die Hände, wie oftcremen Sie sich ein? Ein weiterer kri-tischer Punkt ist der Schichtdienst: Wieist er eingeteilt, wie liegen die Pausendazwischen, wie ist bei Nachtarbeit dieVerpflegung, wie die familiäre Situation?Auch Wirbelsäule und Gelenke sind eindringliches Thema: Wie oft müssen Sieheben oder tragen? Benutzen Sie tech-nische Hilfen? Sind diese Sachverhalte

abgeklärt, folgt eine körperliche Unter-suchung, eventuell noch Zusatzkon-trollen wie Messen der Lungenfunktionoder ein Stempeltest auf Tuberkulose.Solchen Terminen sowie Impfungen istmeist der Vormittag gewidmet, derNachmittag dagegen der Beratung ein-zelner Mitarbeiter, Unterweisungen inErster Hilfe, Unfallschutz oder Hand-habung von Zytostatika, ferner Recher-chen zu Gefahrstoffen – und den Papier-bergen: Alle Befunde dokumentieren die

B E T R I E B S - U N D P E R S O N A L Ä R Z T L I C H E R D I E N S T

Partner der Gesundheit am ArbeitsplatzBetriebsärzte schriftlich, zudem stellensie jedem Untersuchten eine Beschei-nigung aus, ob gesundheitliche Beden-ken vorliegen oder nicht. Eventuellempfehlen sie ihm, zur ausführlichenDiagnostik und Behandlung einen Fach-arzt aufzusuchen.

Denn Betriebsärzte behandeln Krank-heiten nicht selbst, vielmehr ist es ihreAufgabe, von vornherein zu verhüten,dass es überhaupt zu Krankheiten oderArbeitsunfällen kommt. So impfen sieÄrzte und Schwestern gegen Hepatitis B,Zoologen, die mit Fledermäusen zu tunhaben, gegen Tollwut, Gärtner gegen dievon Zecken übertragene Meningitis. UmArbeitnehmer an modernen Arbeits-plätzen zu betreuen, sind Organisations-talent und technisches Wissen gefragt.Daher stehen auf dem Tagesplan derBetriebsärzte regelmäßig Begehungen,die dazu dienen, den Ort des Geschehenssamt seinen Abläufen kennen zu lernenund Mängel festzustellen. Oft handelt essich um Schwerpunktaktionen: Mal sinddie gentechnischen, mal die histologi-schen, mal die zahnmedizinischen Laborsan der Reihe. Ein wichtiges Tätigkeitsfeldist ferner die Bildschirmarbeit: Die Be-triebsärzte beraten den Einkauf bei derBeschaffung geeigneter Bürostühle unddie Mitarbeiter beim Aufstellen vonTastatur und Monitor. Darüber hinauspochen sie darauf, dass Maßnahmen zurGesundheitsvorsorge tatsächlich einge-halten werden. Etwa der Mutterschutz:Schwangere müssen den Umgang mitStrahlen, Krankheitserregern und Ge-

fahrstoffen sowie das Heben schwererLasten meiden. Solche Einschränkungenzu akzeptieren fällt manchmal nicht nurden Vorgesetzten schwer, sondern auchden werdenden Müttern selbst. as

Das Team des Betriebs- undPersonalärztlichen Dienstes erreichen sie in der Calwerstraße 7/3 72076 Tübingen Tel. 0 70 71 / 29-8 35 29.

Unter http://www.zit.med.uni-tuebingen.de/pages/persrat/betriebs_dienst.html finden Sie nähere Informationen, z.B. zur „Unfallmeldung online“.

„Akute Notfälle – Erkennen und richtigbehandeln“, Marcus Rall und Jörg Zieger,Reihe „Via medici“, Thieme VerlagStuttgart

Fast ohne „Fachchinesisch“ werden diewichtigsten Sofortmaßnahmen in lebens-bedrohlichen Situationen dem Leser er-klärt; 170 Abbildungen stellen derenDurchführung praxisnah dar.

Nachzulesen sind die neuesten Stan-dards zur Herz-Lungenwiederbelebung,zusätzlich gibt es noch Tipps und Tricksaus dem notfallmedizinischen Alltag.

B U C H T I P P S

„Scheiden tut weh“, Gunther Klosinski,Michael Günter und Michael Karle(Hrsg.), Attempto Verlag TübingenWas geht in Kindern vor deren Elternsich scheiden lassen? Elf Portraitsschildern die psychischen Schwierig-keiten, unter denen Kinder leiden kön-nen, wenn ein Elternteil auszieht, eineneue Familie gründet oder der Kontaktzu einem Elternteil untersagt wird. DieBeiträge dokumentieren die kindliche Weltder Hassliebe, der Sehnsucht nach Elternund die trotz allen Leids bedingungsloseLiebe der Kinder zu ihren Eltern.

UKT-Forum_01/02 17.07.2003 13:11 Uhr Seite 9

Page 10: Jahrgang 6/Ausgabe Nr.1, März 2002 Patientenzeitung...Jahrgang 6/Ausgabe Nr.1, März 2002 Patientenzeitung Anfang April wird Ministerpräsident Teufel ein neues Schmuckstück auf

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N E U A M U N I K L I N I K U M

Aus dem Klinikumsvorstand

Heinrich Haasis, Präsident des Spar-kassen Verbands Baden-Württembergwurde als Nachfolger von Jörg MennoHarms als externer Sachverständiger derWirtschaft in den Aufsichtsrat berufen.

Im Rahmen der Krankenversorgungs-schwerpunktförderung am Klinikum(SIP) wurden die Anträge des „Zentrumsfür gastrointestinale Onkologie (ZGO)“und des „Interdisziplinären Zentrumsfür Hauttumore“ positiv bewertet. Diefinanzielle Förderung ist für 2 Jahrebewilligt.

Die endoskopischen Bereiche der Klinikfür Allgemeine Chirurgie (ÄrztlicherDirektor Prof. Horst Dieter Becker) undder Abteilung Innere Medizin I (Ärzt-licher Direktor Prof. Michael Gregor)wurden zu einer eigenständigen me-dizinisch-wissenschaftlichen Einheit zu-sammengeführt. Die Umsetzung erfolgtezum 1. Januar 2002.

Das Institut für Medizinische Mikro-biologie wurde unter Einbindung desBereiches Klinikhygiene (Prof. PeterHeeg) umbenannt in „Institut für Medi-zinische Mikrobiologie und Kranken-haushygiene“ (Ärztlicher Direktor Prof.Ingo Autenrieth).

Ende Oktober 2001 wurde ein unter-haltsamer 12minütiger Informationsfilmüber das Universitätsklinikum Tübingenfertiggestellt, welcher in erster Linie fürPatienten und Besucher geeignet ist.Alternativ gibt es einen 3minütigenImagefilm über das Klinikum in Deutschund Englisch, der z.B. auf Kongressen

N A M E N & N A C H R I C H T E N

gezeigt werden kann. Beide Filme sindkostenlos über die Abteilung für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit zu beziehen.

Prof. Christian Poets trat zum 1. Februar2002 die Nachfolge von Prof. ChristianSpeer als Ärztlicher Direktor der Ab-teilung Kinderheilkunde IV der Universi-tätsklinik für Kinderheilkunde und Ju-gendmedizin an und hat damit dieLeitung der Abteilung Neonatologie über-nommen.

Prof. Nikolaus Wülker hat den Ruf aufdie C4-Professur für Orthopädie ange-nommen. Er leitet seit 1. Februar 2002

die beiden Abteilungen der Ortho-pädischen Universitätsklinik (AllgemeineOrthopädie mit Poliklinik und Tech-nische Orthopädie mit Biomechanik).

Zum 1. April 2002 wird Prof. ArnulfStenzl die Nachfolge von Prof. Karl-HorstBichler als Ärztlicher Direktor der Uni-versitätsklinik für Urologie übernehmen.

PD Dr. Bernd Antkowiak erhielt den Rufauf die C3-Professur als Leiter der Sektion„Experimentelle Anaesthesiologie“ an derAbteilung Anaesthesiologie (ÄrztlicherDirektor Prof. Klaus Unertl).

Das frühere Institut für Toxikologiewurde als Abteilung in das bestehendeInstitut für Pharmakologie integriert. DieLeitung der Abteilung Toxikologie wurdeProf. Michael Schwarz übertragen. DerAufsichtsrat hat damit verbunden derUmbenennung in „Institut für Pharma-kologie und Toxikologie“ zugestimmt.

Bis zum Abschluss des Berufungs-verfahrens für die Neubesetzung derProfessur und der Klinikleitung derUniversitäts-Hautklinik wird die Leitungder Hautklinik weiterhin von Prof.Gernot Rassner kommissarisch über-nommen.

Prof. Gerhard Buchkremer übernahmzum 1. Januar 2002 als kommissarischerLeiter die Abteilung Psychoanalyse,Psychosomatik und Psychotherapie.

Nachdem Prof. Hans-Hermann Dick-huth den Ruf nach Freiburg ange-nommen hat, wurde PD Dr. ThomasHorstmann zum 15. Februar 2002 diekommissarische Leitung der Abteilung

Sportmedizin an der Medizinischen Uni-versitätsklinik übertragen.

Zum neuen Vorsitzenden der Arznei-mittelkommission wurde Prof. KarlJaschonek (Abteilung Innere Medizin II)bestellt.

Seit 1. Januar 2002 leitet Brigitte Steinleden Bereich für Medizinische Infor-mationstechnologie (MIT). Sie tritt damitdie Nachfolge von Dr. Ronald Fröhlichan.

Der Klinikumsvorstand gratuliert Prof.Michael Bamberg (Universitätsklinik fürRadioonkologie) zur Verleihung desJohann-Georg-Zimmermann-Wissen-schaftspreises 2002. Dieser Preis wird anWissenschaftler vergeben, die sich durchhervorragende Leistungen auf demGebiet der Krebsforschung ausgezeich-net haben.

Das Zentrum für gastrointestinaleOnkologie (ZGO) am InterdisziplinärenTumorzentrum erhielt den Forschungs-und Entwicklungspreis 2001 des Krebs-verbands Baden-Württemberg. Der Vor-stand gratuliert hierzu sehr herzlich.

Manuela GerberichGeschäftsstelle Aufsichtsrat und Vorstand

Die onkologisch-hämatologische Tagesklinik wird

während des Umbaus der Medizinischen Klinik über-

gangsweise in einen zweigeschossigen Container-

anbau mit insgesamt 825 qm Nutzfläche verlegt. Die

Container wurden Ende Januar angeliefert.

Prof. Dr. med.Olaf Rieß

Vergangenen September trat Prof. Dr.med. Olaf Rieß die C4-Professur fürMedizinische Genetik der UniversitätTübingen an. Darüber hinaus übernahmer die kommissarische Leitung der Ab-teilung für Allgemeine Humangenetik.

Prof. Rieß studierte Medizin an derHumboldt-Universität zu Berlin und pro-movierte 1989 am Institut für Medi-zinische Genetik der Humboldt-Uni-versität. Nach einem zweijährigen For-schungsaufenthalt in Kanada kehrte er1992 nach Deutschland an die Ruhr-Universität-Bochum zurück, wo ihm1994 die Lehrbefähigung und die VeniaLegendi für das Fach Humangenetikerteilt wurden. Prof. Rieß, der vor seinemAmtsantritt in Tübingen seit 1999 dieAbteilungsleitung und die C3-Professurfür Medizinische Genetik der UniversitätRostock innehatte, sieht in Tübingensehr gute Perspektiven für die Schwer-punkte Syndromologie, genetische Dia-gnostik und Forschung. Im Neubau derFrauenklinik, seinem künftigen Domizil,werden er und seine MitarbeiterInnenEltern und Patienten bei genetischenErkrankungen im Kindesalter, geneti-schen Tumorerkrankungen, neuro-degenerativen Erkrankungen sowie beianderen seltenen genetisch-bedingtenErkrankungen beraten. Dazu gehören dievor- und nachgeburtliche Chromosomen-analyse, z.B. bei Auffälligkeiten im Ultra-schall, ebenso wie die molekulargene-tische Diagnostik genetischer Ursachenvon neurodegenerativen und onkologi-schen Erkrankungen.

Schwerpunkt in der Forschung werdendie neurodegenerativen Erkrankungen,z.B. Morbus Parkinson, sein. Wir wün-schen Prof. Rieß einen guten Start inTübingen und viel Erfolg.

Das Gebäude war als Provisorium ge-plant, es sollte all jenen ein Dach überdem Kopf bieten, die rasch einen Kaffeetrinken und ein belegtes Brötchen essenwollten, bis das neue Kasino der Klinikenauf dem Schnarrenberg fertig sein wür-de. Als Bauplan reichte deshalb einebehelfsmäßige Bleistiftskizze der Archi-tektin völlig aus; noch heute hängt sieneben dem Eingang an der Wand, wieum die Kluft zwischen Absicht undWirklichkeit zu illustrieren. Denn als dashübsche rote, zentral zwischen Kinder-klinik und Kasino gelegene Bretter-häuschen dann tatsächlich ausgedienthatte und leer stand, da dachte niemandmehr ans Abreißen, da wurde es allent-halben zum Objekt von Begehrlichkeiten.Das Rennen machte, unterstützt vonStudiendekanat und Klinikum, der Ar-beitskreis ‚Bau‘ von der FachschaftMedizin mit seinen Plänen, dort einInformationszentrum für Studierendeeinzurichten: Im Oktober 2001 wurde esnach fast zwei Jahre langem Tauzieheneröffnet, Name: m@d. Seitdem kannman dort wieder Kaffee trinken, freilichbloß aus dem Automaten, denn dasEigentliche sind die 13 Terminals, wo sichjeder Studierende der Medizin mit denneuen Medien vertraut machen, aktuelleForschungsdaten herunterladen, Lehr-und Lernprogramme nutzen oder E-Mails abrufen kann.

„Dass am Universitätsklinikum überdie Nutzung nachgedacht wird, hat dieFachschaft damals rein zufällig erfah-ren”, erzählt Daniel Dürr, dessen Initia-tive das Internetcafe hauptsächlich zu

F A C H S C H A F T M E D I Z I N

Komm, wir gehen ins m@d!verdanken ist. Für die Fachschaft, diesich in zahlreichen Arbeitskreisen fürstudentische Anliegen engagiert unddamit das Programm der Universitäterweitert, war das Gebäude von Anfangan besonders attraktiv. Denn schon alsBaustellenbistro hatte es sich zu einemZentrum studentischen Lebens ent-wickelt – so günstig wie es gelegen warim Schnittpunkt vieler Wege zu denumliegenden Hörsälen. Außerdem eröff-nete sich damit die einmalige Gelegen-heit, ein offensichtliches Manko zubeheben: Auf dem ganzen Schnarren-berg gab es keine Computerarbeitsplätzefür die insgesamt 2300 Medizinstu-denten. „Dabei gehören Internetzugängeheute doch längst zum internationalenStandard”, meint Dürr, der gerade sein

Praktisches Jahr absolviert und dabeiauch ein paar Monate Erfahrungen imAusland gesammelt hat. Wo könne mansich schließlich aktuelle Publikationen,die für fachliche Entscheidungen und alsErgänzung zu Vorlesungen notwendigseien, schneller beschaffen als imInternet? Aber auch an vielen deutschenFakultäten sind moderne Informations-technologien für Studierende bereitsgang und gäbe. Mit m@d liegt nun auchdie Fakultät in Tübingen im Trend derZeit. Eines Tages so die Fachschaftler,könnte sie sogar an dessen Spitze stehen:wenn das geplante große Lehr- und Lern-gebäude mit Bibliothek, Mediathek undPC-Räumen verwirklicht werden sollte.Dann wäre das rote Bretterhäuschen dochtatsächlich nur ein Provisorium gewesen.

Damals noch Baustellenbistro, heute m@d.....

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Sie haben sich seit dreißig Jahren nichtmehr impfen lassen? Sie machen sichGedanken, dass Ihr Kind durch dieempfohlenen Schutzimpfungen Schadenleiden könnte? Sie fürchten, sich beiIhrer beruflichen Tätigkeit mit Hepatitisoder Grippe anzustecken? Wer einedieser Fragen mit ja beantwortet, wersonst einen kompetenten Rat zumImpfen braucht oder sich impfen lassenmöchte, der findet hier geeignete An-sprechpartner: bei der Impfsprech-stunde, die am Institut für MedizinischeMikrobiologie und Krankenhaushygieneeingerichtet wird. Diese Form derVorsorge sollte niemand vernachlässigen,denn sie ist von immenser Tragweite:„Kaum eine andere medizinische Maß-nahme – außer die Verbesserung derHygiene – hat die Krankheitssterblichkeitso entscheidend gesenkt wie dasImpfen”, erläutert Prof. Ingo Autenrieth,der Ärztliche Direktor des Instituts. DiePocken zum Beispiel konnten auf dieseWeise weltweit ausgerottet werden, unddie Kinderlähmung (Poliomyelitis) kommtheute in Deutschland so gut wie nichtmehr vor.

Seit einigen Jahren jedoch sind vieleschon auf dem Rückzug geglaubtenInfektionskrankheiten wieder auf demVormarsch. Ursachen sind nicht nur dieGlobalisierung mit dem zunehmendenReiseverkehr, sondern auch eine gras-sierende Impfmüdigkeit: Nicht einmalein Drittel der Erwachsenen besitzt hier-zulande einen vollständigen Impfschutz.Die Gefahr, die von krankheitserre-genden Bakterien oder Viren ausgeht,

N E U

Die Impfsprechstundewird schlicht unterschätzt. Diese Be-drohung wieder ins Bewusstsein zu rufenist ein Anliegen der Ärzte im Inter-disziplinären Zentrum für Infektions-medizin, die ab März die Impfsprech-stunde anbieten. Jeder kann dorthinkommen: ob Student, Pflegekraft oderArzt am Klinikum, ob Bürger aus Stadtund Umgebung, und zwar jeden Freitagzwischen 14 und 17 Uhr; eine Voran-

Kunst im Treppenhaus der Mikrobiologie und

Virologie.

meldung ist nicht erforderlich. ImBlickpunkt stehen dabei weniger Krank-heiten, die man sich beim Urlaub inexotischen Ländern zuziehen kann, son-dern Infektionen, die auch in unserenBreiten üblich sind: etwa Hepatitis A undB, Tetanus, die von Zecken übertrageneFrühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)oder die immer wieder auftretende Diph-therie.

Für die Impfsprechstunde melden Siesich bitte an der Pforte des Instituts fürMedizinische Mikrobiologie und Kran-kenhaushygiene, Elfriede-Aulhorn-Str. 6,72076 Tübingen. as

Prof. Johannes Giehl (rechts, links Mirko

Boksic): „Das Gemälde bringt für die Patienten

und Mitarbeiter des Klinikums Anregung und

Farbe in unsere Orthopädische Poliklinik.“

Künstler schenkt KlinikumGemäldeGroß (140 x 200 cm) und farbenfrohist das Gemälde in Acryl aufLeinwand, das der Nagolder KünstlerMirko Boksic dem Uniklinikumgeschenkt hat. Er weiß aus eigenerErfahrung wie wichtig Kunst imKrankenhaus ist. Boksic wurde in derOrthopädischen Klinik in Tübingenerfolgreich an der Wirbelsäuleoperiert. Deshalb freut es ihnbesonders, dass sein Gemälde dortaufgehängt ist.

IMPRESSUM „KLINIK FORUM“ Patientenzeitung des UniversitätsklinikumsTübingen

Herausgeber: Universitätsklinikum Tübingen

Redaktion: Dr. Ellen Katz (verantw.) Dr. Angela Speth (as), Rosemarie Greiner (Ro),Barbara Kögel (bk) Fotos: Marie-Luise Koschowsky; StaatlichesVermögens- und Hochbauamt Tübingen; wir danken dem Universitätsarchiv Tübingen für die Überlassung der Aufnahmen (Seite 4).

Redaktionsanschrift: UniversitätsklinikumTübingen, Geissweg 3, 72076 Tübingen

Anzeigen: Günther J. Straub, Tel. (0 71 52) 4 89 30,Fax (07152) 4 17 48

Layout und Satz: Heller – Grafik & Illustration.Druck: Deile Druck GmbH

Nächste Ausgabe: Mai 2002

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Autsch, das hatte weh getan! Die Fahrtauf der großen Freibad-Rutsche endeteim Becken mit heftigem Bluten im Mund– und einem fehlenden Schneidezahn.

Der Zwölfjährige und sein Freundradelten in die Tübinger Zahnklinik, wodie erste Frage lautete: Und wo ist derZahn? Da ist der unbeschädigte Knabeauf dem Rad zurückgeflitzt, der Bade-meister ließ sich vom Ernst der Lageüberzeugen, Badegäste sprangen hilfs-bereit ins Becken und einer – man glaubtes kaum, aber die Geschichte ist nicht er-funden! – fand tatsächlich das winzigeweiße Zähnchen.

Inzwischen sitzt der Ausgerissenewieder fest an seinem Platz. Noch vor einpaar Jahren hätte es geheißen: Da kannman nichts machen. Doch „heute könnenwir ausgeschlagene oder ausgerisseneZähne wieder zurücksetzen, vorausge-setzt, Patient und sachgerecht verwahrter

Zahn kommen so schnell wie möglichzum Zahnarzt oder in die Klinik“, so Dr.Daniela Schmidt, Zahnmedizinerin ander Poliklinik für Zahnerhaltung derTübinger Universitätsklinik für Zahn-,Mund- und Kieferheilkunde.

Weil Freund, Bademeister und Bade-gäste nicht lang fragten, sondern einfachhalfen, hatte der Junge von der Freibad-Rutsche noch einmal Glück, obwohl dieNotfallversorgung nicht unbedingt nachallen Regeln des „Zahnlückenmanage-ments“ (siehe „Was tun?“) ablief. Beikomplett ausgerissenem Zahn kann esnämlich kritisch werden, weil die voneinem Zahnzementhäutchen umhüllteZahnwurzel sehr empfindlich ist. Des-halb, so Schmidt, „darf man den Zahnnur an der Krone, nie aber an der Wurzelanfassen, weil sonst dieses Häutchenverletzt wird mit Folgen für die Einhei-lung“. Wenn das Häutchen an derZahnwurzel kaputt ist, kann es sein, dassdie Wurzel sich auflöst. Aus dem selbenGrund darf man auch nicht versuchen,einen aus dem Dreck gefischten Zahn zusäubern.

Der optimale Transporter für Zahnoder Zahnteile ist die kleine Zahnret-tungsbox, die es in der Apotheke rezept-frei gibt (Haltbarkeit zwei bis drei Jahre).Wenn keine zur Hand ist, geht es auch ineinem kleinen Gefäß mit H-Milch. Imschlimmsten Fall kann man Wassernehmen, oder wenn alle Stricke reißen(dies aber nur für ältere Kinder) den

Zahn unter die Zunge legen oder in deneigenen Speichel – „nur nicht trockenlagern und befördern, etwa im Geld-beutel oder in der Hosentasche!“

Sind Zahn und Patient angekommen,wird der Zahn wieder in seine Taschezurückgesetzt und mit einer Schienesieben bis zehn Tage lang befestigt. So-lange das Wurzelwachstum noch nichtabgeschlossen ist, können die Gefäßeohne Nachhilfe von selbst wieder in denausgebrochenen Zahn einsprossen.Schließlich wird der Zahn noch ein Jahrlang engmaschig kontrolliert.

„Mit 55 bis 75-prozentiger Wahrschein-lichkeit werden die reimplantierten Kin-derzähne noch fünf bis zehn Jahre langfunktionsfähig bleiben“, sagt die Endo-dontologin. Und dieser Zeitgewinn ist beiKindern wichtig, denn: „Wir könneneinen bleibenden Ersatz frühestens imAlter von 16 Jahren implantieren – dasKind muss dazu ausgewachsen sein!“

Jedes zweite bis dritte Kind, soSchmidt, erleidet im Laufe der Zeit einenUnfall „mit Zahnbeteiligung“, im Ver-kehr, im häuslichen Umfeld, beimSpielen, Sturz gegen die Tischkante,beim Toben mit anderen im Freien,neuerdings spielt der City-Roller mit -man fliegt eben mal schnell über dieBordsteinkante. Beim Sport verlierenviele, oft mehrfach, einen Zahn. In denUSA, berichtet die Zahnmedizinerin,gelten etwa Baseball, Eishockey, aberauch Skaten diesbezüglich als Mund-

Z A H N K L I N I K

Der Zahn auf dem SchwimmbadbodenWie er dahin und wieder zurück in den Kiefer kam

schutz bedürftiger Hoch-Risikosport. BeimFußballspielen übrigens verunfallen zahn-mäßig ohne Mundschutz 32 Prozent, mitnur 0,8.

Jungen verlieren übrigens fast doppeltso häufig unfallbedingt einen Zahn wieMädchen, beide sind zwischen zwei undvier sowie acht und elf Jahren am ge-fährdetsten. Ro

Zahn ab – was tun ?

– Bei starker Blutung in der Mund-höhle auf sauberesStofftaschentuch beißen lassen(Druckverband)

– alle Zahnteile mitnehmen – Zahn nur an der Krone, ja nicht an

der Wurzel anfassen – nicht reinigen– in Zahnrettungsbox, H-Milch oder

Kochsalzlösung lagern–sofort zum eigenen Zahnarzt oder

in die Klinik bringen– klären, ob Tetanusimpfung nötig

ist

So sieht eine

Zahnrettungsbox

aus.

Da fehlt was ... Lea in der Zahnklinik bei Dr. Daniela

Schmidt.

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