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JAPAN SHINKANSEN Sicher und schnell ARCHITEKTUR Modernes Tokyo GÄRTEN Philosophische Gartenkunst TEEZEREMONIE Der Weg des Tees BAEDEKER WISSEN

JAPAN...e M Ein glasklarer, riesiger Kratersee, um-M Akan-Nationalpark Um drei einzigartige Seen er-strecken sich im Osten der Insel Hokkaido subarktische Urwälder, die besonders

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JAPA

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JAPAN

SHINKANSEN Sicher und schnell

ARCHITEKTUR Modernes Tokyo

GäRTEN Philosophische Gartenkunst

TEEZEREMONIE der Weg des Tees

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WIS

SE

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a Architektur der SuperlativeDie klassische japanische Festungs-anlage muss man sich wie die Burg von Himeji vorstellen. Weiß leuchtend thront sie seit Jahrhunderten unbeschadet auf einem Hügel mit-ten in der Stadt. Seite 278

i SumoBeim Sumo-Ringkampf, der ältesten Sportart Japans, treten bis zu 200 kg schwere Sumotori gegeneinander an. Doch ist das wirklich japanisch? Und vor allem: Ist das sportlich?Seite 138

o Der Weg des TeesPrinzipiell gibt es drei Möglichkei-ten, eine Teezeremonie zu erleben: auf persönliche Einladung in einem klassischen Teehaus, in einer Teeschule oder in entsprechenden Cafés und Workshops.Seite 126

p Nuklearkatastrophe von Fukushima

Am 11. März 2011 um 14.46 Uhr erschütterte eines der stärksten je gemessenen Erdbeben einige Teile Japans. Es löste einen Tsunami aus, der das am Meer liegende Atomkraftwerk von Fukushima traf und das schwerste Atom unglück seit der Reaktorkatas-trophe von Tschernobyl 1986 zur Folge hatte.Seite 216

Baedeker Wissen

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Baedeker Wissen... zeigt noch mehr von Japan, etwa wie Philosophie und Garten-bau zusammenpassen, warum man ein japanisches Thermalbad besuchen sollte und wie man den Weg des Tees beschreiten kann.

e SankeiDrei berühmte Landschaften kennt nahezu jeder Japaner. Sie erfüllen die Idealvorstellung einer perfekten Harmonie zwischen Land und Meer. Seite 404

r Japanische BadekulturNahezu überall in Japan gibt es heiße Quellen (»onsen«). Daraus hat sich eine ganz eigene Badekultur entwickelt, die man auch als Tourist vielerorts erleben kann. Seite 222

t Tokyo Metropolitan Government Building

In Tokyos Stadtteil Shinjuku entstand 1988–1991 das von Tange Kenzo entworfene Rathaus. Vom 45. Stock der beiden Türme genießt man eine sensationelle Aussicht. Seite 568

u Philo sophische Gartenkunst Die japanische Gartenkunst ist tief verwurzelt in der Geschichte und Philosophie des Landes. Seite 482

Baedeker Wissen

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JAPAN

Verlag Karl Baedeker

www.baedeker.com

e M M Akan-NationalparkUm drei einzigartige Seen er-strecken sich im Osten der Insel Hokkaido subarktische Urwälder, die besonders zur Herbstzeit in allen Farben leuchten. Seite 196

r M M Daisetsuzan- Nationalpark

Zum größten Nationalpark Japans gehören 2000 m hohe Bergriesen, die ihm den Namen »Dach von Hok-kaido« eingetragen haben. Seite 243

t M M Towada-Hachimantai-Nationalpark

Ein glasklarer, riesiger Kratersee, um-ringt von dichten Wäldern, heißen Quellen und VulkankegelnSeite 587

u M M HiraizumiDas einstige »Kyoto des Nordens« ist heute ein verträumtes Dorf mit einem berühmten Tempel. Seite 280

i M M MatsushimaDie märchenhafte Bucht mit Hunderten von mit Kiefern be-wachsenen Felsinseln zählt zu den drei berühmtesten Landschaften Japans.Seite 403

Top-ReisezieleJapan ist ein fernes, Europäern rätselhaft anmutendes Land, reich an alten Tempeln, Schreinen und kulturellen Schätzen. Dazu kom-men historische Städtchen und eine landschaftliche Vielfalt von bizarren Vulkanmassiven über weite Ebenen voller Kirschbäume bis zu Inselketten mit stillen Buchten.

2 INHALT Top-Reiseziele

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o M M Chubu-Sangaku- Nationalpark · Japanische Alpen

Im Sommer ist die Bergwelt ein viel besuchtes Wanderparadies, im Winter garantiert reichlich Schnee ungetrübten Pistenspaß. Seite 235

p M M NikkoNikko lockt mit prachtvollen Mausoleen in einem Meer von Zedern, der Nationalpark westlich der Stadt mit landschaftlicher Schönheit. Seite 466

a M M TakayamaDie reizvolle Kleinstadt in den Japanischen Alpen ist ein tradi-tionsreiches Kunsthandwerks-zentrum, das an das alte Japan erinnert. Seite 533

s M M Fuji-sanDer höchste Berg des Landes ist ein Heiligtum und das Ehrfurcht gebie-tende Wahrzeichen Japans. Seite 247

d M M TokyoDie Hauptstadt Japans zählt zu den größten Städten der Welt, ist Trendsetterin und unbestrittenes Zentrum des Landes. Seite 538

f M M KamakuraDank seiner zahlreichen Tempel und Schreine mit wertvollen Kunst-schätzen zieht die Stadt Ströme von Besuchern an. Seite 311

g M M MatsueFriedvolles altes Burgstädtchen am Japanischen MeerSeite 397

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Top-Reiseziele INHALT 3

: M M KyotoDie einstige Hauptstadt ist das kulturelle Herz Japans und hat – obwohl Millionenstadt – viel alte Atmosphäre bewahrt. Zahllose Tempel, Museen und Kulturschätze machen Kyoto zum bedeutendsten Reiseziel des Landes.Seite 357

; M M HimejiDie klassische japanische Burg – in Himeji kann sie im Original bewun-dert werden. Seite 276

< M M NaraDie Wiege der japanischen Kultur gab einer ganzen Epoche den Namen und zieht mit ihrem außergewöhnlichen Reichtum an kulturellen Sehenswürdigkeiten heute Scharen von Touristen an. Seite 441

= M M HiroshimaAn diesem Ort wurde ein dunkles Kapitel der Weltgeschichte ge-schrieben – heute ist er eindrucks-volles Mahnmal und zugleich moderne Großstadt.Seite 284

> M M KurashikiDer malerische, von Kanälen durchzogene Ort mit sehenswerten Museen hat noch weitgehend den Charakter vergangener Zeiten bewahrt. Seite 353

? M M Inlandsee · Setonaikai

Zwischen den Hauptinseln Honshu, Shikoku und Kyushu erstreckt sich die Inlandsee – eine reizvolle Insel-landschaft mit kleinen Fischerdör-fern und verträumten Buchten.Seite 293

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4 INHALT Top-Reiseziele

{ M M Kotohira, Kompira-sanÜber Hunderte von Stufen erklimmt man den Schrein, bedeutendstes Pil-gerziel für Seefahrer und Reisende. Seite 531

y M M Yoshino-Kumano- Nationalpark

Die Landschaft des National-parks umfasst Berge, Schluchten, Wasserfälle und jede Menge Kirschbäume.Seite 612

z M M Koya-sanZwischen Berggipfeln liegt der buddhistische Klosterkomplex mit einladenden Tempelherbergen. Seite 346

Y M M Aso-Kuju- Nationalpark

Der Nationalpark umfasst bizarre Bergmassive, weite fruchtbare

Ebenen – und einen der größten Krater der Welt.Seite 207

Z M M BeppuJapans berühmtester Kurort verdankt seinen Ruf zahllosen heißen Quellen und brodelnden Höllenteichen. Seite 219

( M M NagasakiDie farbenfrohe Hafenstadt mit ih-rem chinesischen und europäischen Erbe gilt als eine der am schönsten gelegenen des Landes.Seite 424

) M M OkinawaMildes Klima, Korallenriffe und eine subtropische Vegetation machen die Inselgruppe zum exotischen Reiseziel auch für Japaner. Seite 484

)

Top-Reiseziele INHALT 5

Lust auf …… formvollendete Gärten, atemberaubende moderne Architektur, Trendiges und Traditionelles in Japans Einkaufsparadiesen, trut-zige Burgen oder buddhistisches Kulturerbe? Dann finden Sie nachfolgend einige Anregungen für ihre Reise durch Japan.

GäRTEN• Kenroku-en (Kanazawa) ▶

Der größte der »drei berühmten Gärten« Japans ist zu jeder Jahres-zeit bezaubernd.Seite 325

• Katsura-Villa (Kyoto)Der elegante Garten einer kaiserli-chen Villa bei Kyoto vereint so typi-sche Elemente wie Teehäuser, Hügel, Brücken und Laternen.Seite 384

• Sankei-en (Yokohama)Landschaftsgarten eines reichen Kaufmanns der Meiji-Zeit, der dort-hin auch ältere Palastgebäude und Teehäuser rettete.Seite 611

MOdERNE ARCHITEKTuR ◀ Miho-Museum

Ein Meisterwerk von I.M. Pei aus Glas, Stahl und beigem Kalkstein, eingebettet in die Berge Honshus nordöstlich von Kyoto Seite 230

• Jiyu Gakuen Myonichikan Mädchenschule (Tokyo)Sowohl die Entwürfe für das Ge-bäude als auch für die Innenein-richtung stammen von Frank Lloyd Wright.Seite 570

• Ginza (Tokyo)Schmale Grundstücke und kühne Entwürfe prägen das Einkaufs- und Geschäftsviertel. Seite 571

6 INHALT Lust auf ...

BuddHAS• Kamakura ▶

Berühmter freistehender BronzebuddhaSeite 319

• Sanjusangen-do (Kyoto)1000 goldene Kannon-StatuenSeite 370

• Schatzhaus des Horyuji (Nara)Einige der ältesten und beeindru-ckendsten Boddhisattva-FigurenSeite 458

SHOppING• Takayama

Traditionshandwerk und Kulinari-sches aus den BergenSeite 533

• daikanyama (Tokyo) ▶Angesagtes Trendviertel mit Cafés und EdelboutiquenSeite 546

• Kappabashi (Tokyo)In puncto Küchenbedarf bleiben keine Wünsche offen. Wie wäre es mit Plastikimitaten von Lebensmitteln?Seite 579

JApANISCHE BuRGEN ◀ Himeji

Die »Burg des Weißen Reihers« gilt als klassisches Beispiel einer japani-schen Festungsanlage. Zu ihr gehö-ren 38 Gebäude und 21 Tore.Seite 276

• MatsumotoIn der schwarzen »Krähenburg« gibt es einen Balkon zur kontemp-lativen Mondbetrachtung.Seite 400

• InuyamaDie einzige Burg in privater Hand hat nunmehr schon fast 500 Jahre ohne Zerstörung überdauert.Seite 440

Lust auf ... INHALT 7

HINTERGRuNd14 Rätselhaftes Reich

16 Fakten17 Natur und Umwelt26 Infografik: Japan auf

einen Blick28 Willkommen im Alltag30 Bevölkerung · Politik ·

Wirtschaft

40 Geschichte41 Im Reich der aufgehenden

Sonne

54 Religion55 Vielfalt im Glauben 58 Special: Zen und der Weg

der Samurai

66 Kunst und Kultur67 Kunsthistorischer Überblick76 Künste und Kunstfertigkeiten84 Special: Bildergeschichten91 Architektur98 Theater

101 Teezeremonie105 Geishas

106 Berühmte persönlichkeiten

109 Special: Missionare im Auftrag der Medizin

ERLEBEN uNd GENIESSEN

118 Essen und Trinken119 Das Auge isst mit121 Special: Fingerfertigkeit

gefragt123 Typische Gerichte –

Traditionell und modern interpretiert

126 Infografik: Der Weg des Tees

128 Special: Sake – Großer Geschmack aus kleinen Bechern

130 Feiertage ∙ Feste ∙ Events

131 In der Tradition verankert134 Special: Mit viel

Geschichte und Tamtam138 Special: Sumo – Kampf

der Giganten

142 Mit Kindern unterwegs

143 Nicht nur Plastikroboter

148 Shopping149 Ein Stück Japan für zu

Hause

154 Übernachten155 Klein, aber fein158 Special: Ryokan –

Japanische Hotelspezialität

PREISKATEGORIENRestaurants (Preis für ein Hauptgericht, ohne Getränk)A A A A = 4200 ¥ A A A = 2100–4200 ¥ A A = 1000 – 2100 ¥ A = unter 1000 ¥Hotels (Preis für ein DZ)A A A A = 20 000 ¥ A A A = 12 000–20 000 ¥ A A = 7000–12 000 ¥ A = unter 7000 ¥

HinweisGebührenpflichtige Service­nummern sind mit einem Stern gekennzeichnet: *0180....

8 INHALT Inhaltsverzeichnis8

160 urlaub aktiv161 Fit bis ins hohe Alter163 Special: Die »100

berühmten Berge«

TOuREN170 Touren durch Japan172 Unterwegs in Japan174 Japans Regionen180 Tour 1: Japan einmal anders182 Tour 2: Der Berg ruft184 Tour 3: Auf Pilgerschaft186 Tour 4: Rund um die

Inlandsee187 Tour 5: Charme des Südens

REISEzIELE VON A BIS z192 Abashiri193 Aizu-Wakamatsu196 Akan-Nationalpark198 Akita199 Ama-no-hashidate 201 Aomori203 Arita206 Ashizuri-Uwakai-

Nationalpark207 Aso · Aso-Kuju-Nationalpark211 Awajishima213 Bandai-Asahi-Nationalpark216 Infografik: Fukushima –

Urgewalt aus der Tiefe219 Beppu222 Infografik: Heiße Quellen

in Japan226 Biwa-See231 Chichibu-Tama-

Nationalpark234 Chiran235 Chubu-Sangaku-

Nationalpark ∙ Japanische Alpen

239 Daisen-Oki-Nationalpark243 Daisetsuzan-Nationalpark247 Fuji-san253 Fuji-Seen · Fuji-goko255 Fukui258 Fukuoka265 Hagi267 Hakodate271 Hakone276 Himeji278 3D: Shirasagi-jo – Die

Burg des Weißen Reihers280 Hiraizumi282 Hirosaki284 Hiroshima291 Ibusuki293 Inlandsee · Setonaikai295 Ise-Shima-Nationalpark300 Izu-Halbinsel308 Kagoshima311 Kamakura323 Kanazawa327 Karatsu330 Karuizawa331 Kirishima-

Yaku-Nationalpark334 Kitakyushu336 Kobe343 Kochi346 Koya-san349 Kumamoto353 Kurashiki356 Kushiro357 Kyoto390 3D: Kinkakuji – Der

Goldene Pavillon397 Matsue400 Matsumoto 403 Matsushima404 Special: Die drei

berühmtesten Landschaften408 Matsuyama411 Mito413 Miyajima Itsukushima417 Miyazaki 419 Morioka

Inhaltsverzeichnis INHALT 9

421 Nagano424 Nagasaki432 Nagoya441 Nara464 Niigata465 Nikko470 3D: Yomei-mon: Das Tor

des Sonnenlichts475 Noto-Halbinsel477 Oga-Halbinsel479 Okayama482 Infografik: Philo-

sophische Gärten484 Okinawa491 Osaka502 Otaru504 Rishiri-Rebun-

Sarobetsu-Nationalpark505 Sado507 Saikai-Nationalpark509 Sakata510 Sapporo517 Satsunan-Inseln518 Sendai521 Shikotsu-Toya-

Nationalpark523 Shimonoseki525 Shiretoko-Nationalpark526 Shizuoka528 Takamatsu533 Takayama536 Tokushima538 Tokyo564 Special: Kampai – Prost!568 3D: Rathaus mit Aussicht572 Infografik: Moderne

Architektur 586 Tottori587 Towada-Hachimantai-

Nationalpark590 Tsuruga562 Tsuwano593 Unzen-Amakusa-

Nationalpark596 Uwajima597 Wakayama

598 Yaba-Hita-Hikosan-Quasi-Nationalpark

600 Yamagata603 Yamaguchi605 Yokohama612 Yoshino-Kumano-

Nationalpark

pRAKTISCHE INFORMATIONEN618 Adressen618 Anreise · Reiseplanung621 Auskunft622 Elektrizität623 Etikette624 Geld625 Gesundheit625 Literaturempfehlungen627 Medien628 Nationalparks628 Notrufe629 Post · Telekommunikation631 Preise · Vergünstigungen632 Reisezeit633 Sicherheit634 Sprache640 Toiletten640 Verkehr642 Infografik: Shinkansen –

Sicher und schnell645 Zeit

646 Glossar647 Japanisches Pantheon649 Register657 Verzeichnis der Karten und

Grafiken658 Bildnachweis659 atmosfair660 Impressum664 Kurioses Japan

Kirschblütenpracht am Heian-Schrein in Kyoto

10 INHALT Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis INHALT 11

Alles Wichtige über Geografie und Bevölkerung, über Kaiser, Shogune und den Weg der Samurai, was Shinto und Zen-Buddhismus ausmacht und welche Menschen die Geschicke des Landes prägten.

Hintergrund

Rätselhaftes Reich

Was haben andere Länder, was Japan nicht hätte? Alte Tempel, Volksfeste, imposante Burgen, reizvolle Landschaften, Gärten, elegante Geschäfte, Spitzenrestaurants … alles da! und noch viel mehr, was es so nur in Japan gibt, wie die shintoistischen Schreine, das klassische No-Drama oder die aus gefeilte Teeze-remonie. Doch nur Wenige wissen um diese Schätze.

Japanische Autos und Hifigeräte, Kameras, Handys und Computer-spiele haben längst den Weg in die entlegensten Winkel der Erde gefunden. Kinder begeistern sich – je nachdem, was die japanische Spielzeugindustrie gerade wieder ausgeheckt hat – für Tamagotchi, Pokémon oder Yu-Gi-Oh, Jugendliche lesen Manga. Erwachsene schwören auf Shiatsu und Reiki, schlemmen Sushi oder halten sich mit japanischen Kampfsportarten fit. Aber wer war schon in Japan? Im Vergleich zu anderen Fernreisezielen ist die Zahl westlicher Tou-risten in Japan nämlich eher gering. Auch des halb umgibt das Insel-reich bis heute eine Aura des Rätselhaften und Exotischen.

EINSAME INSEL

Vermutlich hat dieses Gefühl von Fremdartigkeit auch mit der japa-nischen Geschichte zu tun, war das Land doch über 250 Jahre von der übrigen Welt isoliert. In  dieser Zeit der Abschottung hatten die Militärherrscher ein wachsames Auge darauf, dass ihre Unter-tanen das Land nicht verließen, und beschränkten Kontakte zum Ausland auf das chinesische Viertel in Nagasaki und einen Handels-posten der Holländer vor der Küste dieser Stadt. Nach langen Bür-

gerkriegswirren herrschte dau-erhafter Frieden im Land, sodass sich in den Städten eine bürgerli-che Kultur entwickeln konnte, die typisch japanische Künste wie das Kabuki-Theater, den Holzschnitt und die Geisha-Unterhaltung zur Blüte brachte. Mit der erzwunge-nen Öffnung des Landes und der anschließenden Restauration der kaiserlichen Herrschaft 1868 be-gann eine neue Ära, die von Wis-sensdurst und großer Neugier ge-prägt war. Westliches Knowhow

14 PORTRÄT Rätselhaftes Reich

Typisch japanisch – der Besuch eines Ryokan sollte bei einer Japanreise nicht fehlen.

wurde eingeführt, ausländische Moden kopiert, und die Industria-lisierung schritt rasant voran. Da-durch nahm Japan äußerlich viele europäisch-amerikanische Züge an, aber hinter der Fassade besteht das durch jahrhundertelange Tra-dition geprägte Selbstverständnis der Japaner fast ungebrochen fort.

GEGENSäTzE zIEHEN AN

Und so fasziniert auf einer Reise durch Japan besonders der Kon-trast zwischen uralten Traditio-nen und modernem Lebensstil. In Tokyo ist man überwältigt von dem Hochhausmeer, den riesigen Kaufhäusern und dem Puls der Metropole. Auf dem Land sieht man Reisbauern, kleine Fischerboote und hölzerne Schreine. Pilger besteigen wie eh und je heilige Berge, während Autofahrer ihren Neuwagen beim Schrein einer rituellen Reinigung unterziehen, um ihn vor Unfällen zu schützen. Der kom-fortable Hoch geschwin digkeitszug Shinkansen eilt von Großstadt zu Großstadt, während Bummelbahnen mit uniformierten Schulkin-dern, dösenden Angestellten und schwatzenden Rentnern gemütlich von einem kleinen Ort zum nächsten zuckeln. Bräuche wie das Bad im Onsen, die Kirschblütenbetrachtung oder ausgelassene Volksfes-te haben bis heute überlebt, während Japan Haushaltsrobotor und Hybridmotoren entwickelt. Mag das Land geografisch auch noch so vielseitig sein, das starke Traditionsbewusstsein bei gleichzeitiger Begeisterung für alles Neue ist für das gesamte Land charakteristisch.

pROBIEREN GEHT ÜBER STudIEREN

Um die japanische Lebens- und Wesensart zu verstehen, muss man sich schon in den Flieger setzen und das Land mit eigenen Augen se-hen. Wer genau hinschaut, entdeckt zwischen viel Kitsch und Kom-merz den japanischen Schönheitssinn: Er offenbart sich beispiels-weise in der ansprechenden Verpackung eines Gegenstandes oder dem kunstvollen Arrangement einer traditionellen Mahlzeit. Wer den Kontakt zu Japanern sucht, wird ihre Unaufdringlichkeit, Anpas-sungsfähigkeit und Höflichkeit schätzen lernen und vielleicht hinter das Geheimnis der Kommunikation ohne viele Worte kommen. Auf der Reise wird sich vermutlich nicht jedes Rätsel lösen, aber das ein oder andere Klischee gerät mit Sicherheit ins Wanken.

Rätselhaftes Reich PORTRÄT 15

Kirschblüte vor dem Fuji – ganz Japan auf einem Bild

Fakten

Natur und umwelt

Aufgrund der großen Nord-Süd-Ausdehnung sind Geografie und Klima, Flora und Fauna des Landes sehr vielseitig – im-merhin reicht Japan vom gemäßigten Hokkaido im Norden bis zum subtropischen Okinawa im Süden. die enge Wechselbe-ziehung zum Meer ist jedoch überall in dem vulkanisch ge-prägten Inselland zu spüren.

Das der östlichen Festlandküste des eurasischen Kontinents bogen-förmig vorgelagerte Inselland Japan erstreckt sich von Nordosten nach Südwesten über eine Entfernung von 2790 km bei einer Breite von maximal 400 km (im Durchschnitt 230 km). Die Hauptlandmas-se (97 %) bilden die Inseln Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu, das bereits der Korea-Halbinsel gegenüberliegt. Den Rest der Land-fläche machen 3918 kleinere und kleinste, oft unbewohnte Inseln, Eilande und Klippen aus.

Durch die starke Strukturierung dieser Landmasse ergibt sich die au-ßerordentliche Küstenlänge von 29 700 km – und damit eine enge Wechselbeziehung zum umgebenden Meer: Im Norden dehnt sich zwischen der zu Russland gehörenden Insel Sachalin und der Kuri-lenkette (russisch; im Südteil von Japan beansprucht) das Ochotski-sche Meer bis zur Nordostküste von Hokkaido aus; zwischen Hon shu und dem asiatischen Festland (Russland, China, Korea) erstreckt sich das Japanische Meer; die japanischen Inseln Kyushu und Shikoku sind durch die Inlandsee von Honshu getrennt. Im Osten und Sü-den umschließt der Pazifische Ozean den Inselbogen. In ihn reichen zwei aus kleineren Eilanden gebildete Inselketten hinein: südlich von Tokyo die Nanpo-Inseln, südwestlich von Kyu shu die Nansei-Inseln, zu denen auch die Ryuku-Inseln mit der bis 1972 von den USA be-setzten Insel Okinawa gehören. Dieser Inselbogen zieht sich bis vor Taiwan und grenzt das Ostchinesische Meer gegen den Pazifik ab.

NATuRRäuMLICHE GLIEdERuNG

Die japanische Inselkette ist die Gipfelflur eines Gebirges, das vom Japangraben (8412 m u. d. M.) bzw. vom Boningraben (10 340 m u. d. M.) aus dem Pazifischen Ozean steil aufsteigt, mehrfach gefaltet Höhen von über 3000 m ü. d. M. erreicht und durch die 3000 m tiefe

Inselland

Vom Meer umgeben

Geologie

Natur und umwelt HINTERGRUND 17

da Japan in vulkanisch aktivem Gebiet liegt, sprudeln überall im Land heiße Quellen, so auch diese Mineralquelle in Beppu.

Senke des Japanischen Meeres vom asiatischen Festland getrennt ist. Den nördlichen, der Insel Sachalin vorgelagerten Bogen quert die von Vulkanen erfüllte Fossa Magna, die mit ihren Randgebieten das Landschaftsbild Mitteljapans prägt. Die Inselkette war ursprünglich mit dem Festland verbunden; ihre Loslösung erfolgte im Untermio-zän (Aquitan, vor 20 – 23 Mio. Jahren) durch allmähliches Absin-ken des Japanischen Meeres. Die einstige Verbindung Japans mit dem Festland, welches seine Entwicklung vielfältig beeinflusst hat, ist noch heute zu erkennen: Hokkaido liegt nur 45 km von Sachalin entfernt und von Kyushu zur Korea-Halbinsel sind es nicht mehr als 200 km Luftlinie.

Japan zeigt sich topografisch als ausgesprochenes Gebirgsland, des-sen Gesamtfläche zu rund 70 % von waldreichen Bergmassiven ein-genommen wird. Etwa 7 % des Landes gelten gar als unzugängliche Gebiete. Trotz einiger verhältnismäßig weitläufiger Niederungen sind nur rund 18 % der Landfläche dauerhaft kultivierbar, 11 % Wie-sen und Weideland; und nur etwa 3 % bilden den eigentlichen Sied-lungsraum. Im Zentralgebiet von Honshu, das vom Graben bruch der Fossa Magna durchteilt wird, sind die höchsten und steilsten Gipfel aufgefaltet (darunter der 3776 m hohe Fuji-san, höchster Berg und Wahrzeichen des Landes); sanftere Kuppen und Hänge finden sich vornehmlich auf Hokkaido, das von den Bewegungen der Erdkruste in geringerem Maße betroffen war.

Berge (-yama, -sen,

-san, -zan, -dake, -take,

-mine)

Herbstidyll im Oirase-Tal in Tohoku

18 HINTERGRUND Natur und umwelt

Japan liegt in der zirkumpazifischen Erdbebenzone und zeigt als relativ junge Landformation anhaltende Aktivität. Von den insge-samt 245 Vulkanen Japans sind seit 1900 immerhin 48 ausgebro-chen. Neue Vulkanbildungen konnten ebenfalls beobachtet werden, wie u. a. das Beispiel des 1944/1945 entstandenen Vulkans Showa-Shinzan auf Hokkaido zeigt. Größter und bekanntester Vulkan ist der 3776 m hohe erloschene Fuji, der zuletzt 1707 ausbrach. Als beson-ders aktiv gelten die Vulkane Asama (Zentral-Honshu), Aso (Zent-ral-Kyushu), Sakurajima bei Kagoshima (Süd-Kyushu) und Mihara auf Oshima. Erst 2014 starben bei einem Ausbrauch des Ontake in den Nordalpen 54 Wanderer. Von besonderer Schönheit sind der Fuji mit seiner klassischen Kegelform – viele kegelförmige Vulkane in an-deren Landesteilen sind nach ihm benannt, z. B. Satsuma-Fuji – und der als größter Vulkan der Welt angesehene Aso mit den in seinem alten Kraterrand gelegenen reizvollen Ebenen und Dörfern. Dichte Wälder, Kraterseen und unzählige heiße Quellen, in deren Umkreis zauberhafte Orte liegen, prägen das Bild der ausgedehnten Bergwelt.

Die enormen Bergketten Japans lassen dem Flachland wie der Kanto- und der Nobi-Ebene (Honshu), der Tsukushi-Ebene (Kyushu) so-wie der Ishikari- und Konsen-Ebene (Hokkaido) wenig Raum; das Flachland der Küstenregionen ist meist nur ein schmaler Streifen zwischen den Ausläufern des zentralen Berglands und dem Meer. An den Unterläufen der Flüsse sind fruchtbare Ebenen anzutreffen, die landwirtschaftlich genutzt werden (Reisanbau). Größte Becken des Landes sind das Yamagata-Becken (Nord-Honshu) mit der gleich-namigen Stadt, das Kofu-Becken (Zentral-Honshu) mit der Stadt Kofu sowie das die Stadt Kyoto umgebende Kyoto-Becken. Die zahl-reichen Hochebenen gehören vom Frühsommer bis zum Herbst zu den attraktivsten Erholungsgebieten Japans.

Gemäß der geringen Breitenausdehnung (durchschnittlich 230 km) und dem Gebirgscharakter des Landes ist der Lauf der Flüsse relativ kurz und von starkem Gefälle. Dies sowie massive Geröllablage-rungen und jahreszeitlich bedingte Schwankungen in  der Wasser-führung (Schneeschmelze im Frühjahr, Taifune im Herbst) machen sie auf weiten Strecken unschiffbar. Andererseits bieten sich dadurch zahlreiche Gelegenheiten zu Bootsfahrten durch Stromschnellen und Schluchten, die herrliche tiefe Wälder und bizarre Felslandschaften durchziehen. Am bekanntesten sind die Stromschnellen der Flüsse Kiso (bei Nagoya), Hozu (Kyoto), Tenryu (Präfektur Shizuoka) und Kuma (Präfektur Kumamoto); zu den schönsten Schluchten (-kyo) gehören die Kurobe-kyo, Tenryu-kyo (Zentral-Honshu), die Soun-kyo (Hokkaido) und die Takachiho-kyo (Kyushu). Von den drei größ-ten Flüssen – Shinano, Tone (beide Zentral-Honshu) und Ishikari (Hokkaido) – bildet der letztgenannte die weiteste Ebene.

Ebenen (heiya), Becken (bonchi), Hochebenen (daichi)

Flüsse (-kawa,-gawa)

Natur und umwelt HINTERGRUND 19

Viele der meistens in Nationalparks gelegenen Seen, die vorwie-gend in der Folge vulkanischer Tätigkeit entstanden sind, weisen aufgrund mineralischer Inhaltsstoffe eine hohe Farbintensität auf. Die natürlichen Stauseen Inawa shiro (Nord-Honshu), Chuzen-ji (Nikko) sowie die fünf Fuji-Seen wurden wie viele andere durch Lavaströme gebildet, die die Flussläufe blockiert haben. Dank der Hochgebirgslage haben die meisten Seen kaum etwas von ihrer Ursprünglichkeit eingebüßt, so z. B. die Seen von Hokkaido, der als klarster See der Welt gerühmte Ma shu-See, der Akan-See und der Shikotsu-See. Neben den nördlichen Kraterseen Tazawa, dem tiefsten See Japans (425 m), und Towada sowie den zuvor ge-nannten Stauseen zählen der unweit von Tokyo gelegene Ashi-See (Hakone), eines der schönsten Feriengebiete, und der Biwa-See (bei Kyoto), der größte See Japans, zu den bemerkenswertesten Binnen-gewässern des Landes, die sich auch durch reiche Fischbestände auszeichnen.

Eine Unzahl kleiner Inseln, manche mit Raum für mehrere Städte, andere nur aus einigen baumbestandenen Felsen bestehend, umla-gert die vier Hauptinseln oder schiebt sich als Inselkette über Hun-der te von Kilometern in pazifische Gewässer vor. Zu den größten Nebeninseln zählen die Insel Sado im Japanischen Meer, die Inseln Awaji und Shodo-jima in der Inlandsee, die zwi-schen Südjapan und Korea gelegenen Tsushima-Inseln, die westlich von Kyushu gelegenen Amakusa-Inseln, die Inseln Tanegashima und Yakushima sowie die Insel Okinawa. Ferner gehören zu Japan meh-rere bezaubernde Archipele wie etwa die Goto-Inseln westlich von Kyushu. Als eine der drei schönsten Landschaften Japans gelten die Inseln in der Bucht von Matsushima (Honshu). Die meisten dieser Inseln haben schöne weiße Badestrände, hier und dort von schroffen Felsformationen und steilen Brandungsklippen abgelöst. In der Inlandsee (Setonaikai), dem schmalen Meeresarm zwischen den Hauptinseln Honshu, Shikoku und Kyushu, liegen rund 1000 Inseln und Inselchen verstreut. Zu den schönsten Küstenstrichen des japanischen Hauptlands – mit ebenso eindrucksvollem Land-schaftswechsel zwischen halbmondförmigen Buchten und bizarren Rias – zählen die um Sanriku (Präfektur Iwate), Kumano (Kii-Halb-insel) sowie um die Kaps Muroto und Ashizuri (Shikoku), ferner die Küsten der Shima-Halbinsel (Präfektur Mie). Besonders schöne Küs-tenpartien besitzen außerdem die Halbinseln Oga (Präfektur Akita), Noto (Präfektur Ishikawa) und Sotomo (Präfektur Fukui) im Westen von Honshu am Japanischen Meer, die Inselgruppe Oki (Daisen-Oki-Nationalpark, Japanisches Meer) und die Kujuku-shima-Inseln (Saikai-Nationalpark, Kyushu). Die südlichsten Inseln (Präfektur Okinawa) sind klassische Badeparadiese mit malerischen Steilküs-ten und weißen Sandstränden.

Seen (-ko, -numa, -ike)

Küste, Große Nebeninseln,

Küsten-regionen

20 HINTERGRUND Natur und umwelt

KLIMA

Die klimatischen Unterschiede innerhalb Japans ergeben sich aus der großen Nord-Süd-Ausdehnung des Landes (20 bis fast 46 ° nördlicher Breite) sowie durch lang gestreckte Gebirgsketten in seiner Längsach-se. Zum Japanischen Meer bzw. zum Kontinent gewandt liegt Ura-Japan (Hinterjapan), zum Pazifik hin Omote-Japan (Vorder japan). Es gibt vier klar differenzierte Jahreszeiten, die mit jenen Mitteleuropas vergleichbar sind: mit recht konstanten Wetterverhältnissen wäh rend der Sommer- und Wintermonate bzw. stärkeren Wetterschwankun-gen während der Übergangszeiten Frühjahr und Herbst.

Der Winter beginnt fast gleichzeitig im ganzen Land etwa Mitte De-zember, wenn kalte sibirische Luftmassen von Nordwesten her über-greifen. Dauer und Intensität nehmen von Norden nach Süden ab. Zwischen Nordjapan (Hokkaido) mit strenger Kälte und Südwest-japan (Okinawa), wo die Temperaturen ganzjährig über dem Ge-frierpunkt bleiben, besteht eine beträchtliche Temperaturdifferenz.

Ab Mitte Februar steigen die Temperaturen allgemein an. Im März beginnt im südlichen Kyushu und Shikoku mit der Kirschblüte schon der Frühling, während in Hokkaido und Ura-Japan noch kalte und unbeständige Witterung herrscht. Bis Ende April hat die Kirschblüte auch den Norden der japanischen Hauptinsel Honshu erreicht. Die weitere Erwärmung macht den Mai zu einem angenehmen Monat mit Temperaturen, wie sie im Sommer in Mitteleuropa herrschen.

Klima-faktoren

Winter

Frühling

Natur und umwelt HINTERGRUND 21

Raues Japan an der Felsenküste bei Jodogahama auf Honshu

Ab Ende Mai beginnt die sommerliche Hauptregenzeit (tsuyu). Sie ist an die Front maritim-tropischer Luftmassen geknüpft, die von Süden her kommend die polaren Luftmassen nach Norden und Westen zu-rückdrängen. Dementsprechend setzen diese Regen im Süden früher ein, dauern dort länger und sind auch ergiebiger (Okinawa: zweite Maihälfte; südliches Kyushu: erste Junihälfte; Tokyo: zehn Tage spä-ter; Hokkaido: Juli). Während der Regenzeit ist es drückend schwül, fast windstill, der Himmel bewölkt, die Luftfeuchtigkeit hoch, der Regen fein und durchdringend; Leder, Papier und andere organische Stoffe beginnen leicht zu schimmeln. Etwa Mitte Juli hört der Regen auf, stabile tropische Luftmassen beherrschen ganz Japan. Es überwiegt schönes, heißes Wetter, das nur gelegentlich von Gewittern und Taifunregen unterbrochen wird. Auch der Norden ist jetzt warm, sodass selbst in Hokkaido Reis an-gebaut werden kann. Die zweite Julihälfte bis in den August hinein wird vielfach als drückend heiß empfunden. Es sind die Hundstage mit hohen Temperaturen (max. ca. 35 °C) bei relativ hoher Luftfeuch-tigkeit, vor denen, wer kann, gerne in die kühleren Sommerfrischen und Badeorte der Bergregionen Mitteljapans flieht. Mitte September geht der Sommer zu Ende. Kältere, vom Kontinent kommende Luft-massen drängen die maritim-tropischen Luftmassen allmählich wie-der nach Süden zurück. Trotzdem gibt es in Japan bis Ende November oft warme Tage, an denen es tagsüber durchaus ausreichend ist, ein T-Shirt zu tragen. Von Ende August bis Mitte September ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Taifune, die Okinawa aus südöstlicher Richtung errei-chen und dort in nordöstliche Richtung umschwenken, über Japan hinwegziehen. Die meisten der etwa 30 Wirbelstürme, die jedes Jahr im Nordwestpazifik entstehen, treffen allerdings Japan nicht direkt. Doch bringt in Südwestjapan ein Taifun etwa 300 mm Niederschlag, in Zentraljapan 150 mm und weiter im Norden noch weniger; das sind beträchtliche Anteile am Gesamtjahresniederschlag. Sturmflu-ten, Deichbrüche und Überschwemmungen im Gefolge von Taifu-nen sind angesichts vieler tief liegender und dicht besiedelter Flächen (z. B. in Tokyo) eine reale Gefahr.

Der Oktober ist der Herbstmonat mit häufig klarem Wetter, bunter Laubfärbung und gelegentlichen Nachtfrösten. Im Bergland Mittel-japans fällt der erste Schnee. Mitte Dezember beginnt der Winter.

pFLANzEN uNd TIERE

Die Ausdehnung über 25 Breitengrade und damit über mehrere Klimazonen, regenreiches ozeanisches Klima und die unterschied-lichen Höhenlagen der Bergketten bescheren Japan eine außerge-

Sommer

Herbst

Arten-reichtum

22 HINTERGRUND Natur und umwelt

Natur und umwelt HINTERGRUND 23

wöhnlich artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Freilich hat auch hier der Mensch durch intensive Kulturmaßnahmen stark verändernd gewirkt, sodass heute die endemische Flora nur noch in unzugäng-lichen Gebieten oder wirtschaftlich wenig entwickelten Randlagen erkennbar ist. Neben 28 Nationalparks und zahlreichen Quasi-Na-tionalparks und Schutzgebieten stehen mittlerweile vier Regionen Japans auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes: die Shiretoko-Halbinsel auf Hokkaido, die Shirakami-Sanchi-Wälder auf Honshu, die Insel Yakushima bei Kyushu, und die südlich von Tokyo liegen-den Ogasawara-Inseln.

Etwa zwei Drittel der Landesfläche sind bewaldet. Größte Ver-breitung in den Küstenregionen haben immergrüne Laubwälder der gemäßigten Zone mit Lorbeerbäumen (japanisch teriha-boku), verschiedenen Eichenarten (kashi), Eichenkastanien (shii) und Ka-melien, nach Süden hin mehr und mehr durchsetzt von Palmen, Baumfarnen, Kampferbäumen (kusunoki, yabunikkei) und in Fluss-niederungen lichtgrünen Bambushainen (u. a. auf Honshu, Shiko-ku und Teilen von Kyushu). Auf den südlichen Ryukyu-Inseln bis Okinawa herrscht immergrüner Scheinkastanien-Wald (shii) vor. Die Küsten säumen Mangrovensümpfe, denen sich landeinwärts ein

Flora

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In den kälteren Regionen haben die Rotgesichtsmakaken gelernt, in den heißen Quellen zu baden.

Dickicht aus Pandanus (adan), wilder Feige (gajumaru) und Farnpal-men (sotetsu) anschließt. In den klimatischen Übergangszonen von Nord-Honshu – zwi-schen warm-gemäßigter und subtropischer Zone – dominieren som-mergrüne Laub- und Mischwälder, die sich nach Süden in immer höhe ren Lagen fortsetzen und auf Kyushu noch in Höhen zwischen 1000 und 1500 m anzutreffen sind. Sie bestehen vor allem aus Eichen, Eichenkastanien und Kiefern (matsu), die wegen ihrer Genügsam-keit unabhängig von der Klimazone in allen Landesregionen zu fin-den sind. In den Wäldern der gemäßigten Zone ist durch künstliche Aufforstung die japanische Zeder (sugi), das bedeutendste Nutzholz in Japan, überreichlich vertreten, häufig sind ferner der zur Herbst-zeit wunderschön gefärbte Ahorn (akagi), die Japanische Zypresse (hi noki), Birken, Buchen und Paulownien (kiri). Im Norden, auf Hokkaido, breiten sich Wälder aus subarktischen Koniferen wie ins-besondere Latschen (haimatsu) aus. Oberhalb 2500 m findet sich in Zentral-Honshu im Wechsel mit dichten Wäldern aus Zwergkiefern eine ebenfalls artenreiche Al-penflora. Eine alpine Grasformation, wie man sie in Europa kennt, fehlt hingegen. Gegen Norden sinkt die Vegetationsgrenze und er-reicht auf Hokkaido eine Höhe von nur noch 1500 m. Rund 50 % der übrigen häufig vertretenen Wild- und Kulturpflanzen wurden vom asiatischen Festland eingeführt. Sie tragen dennoch sehr häufig den Beinamen »japanisch«, »japonica« oder »nipponica« (z. B. Japanische Mandel, Quitte, Kirsche u. a.).

Großer Artenreichtum zeichnet auch die Fauna aus, die sich ähn-lich der Flora nach Region und Höhenlage unterscheidet und de-ren Entfaltung durch die Vielfalt der Lebensräume, die immensen Waldflächen und das Zusammentreffen warmer und kalter Meeres-strömungen begünstigt wird. Von grundlegender Bedeutung für den Artenreichtum waren weiterhin die in Japan nur geringen Auswir-kungen der Eiszeit und die daraus resultierende Erhaltung einiger altertümlicher Tierformen. Trennungslinien zwischen den Lebens-räumen einzelner Tiergattungen wurden von den Zoologen Watase und Blakiston erkannt. Die sogenannte Watase-Linie verläuft zwischen den südlich von Kyushu liegenden Inseln Yakushima und Amami-Oshima (30° nörd-licher Breite) und stellt die Abgrenzung zur Tierwelt der südpa-zifischen Tropeninseln dar; unter den südlich dieser Linie leben-den Tieren sind besonders erwähnenswert das unter Naturschutz stehende Ryukyu-Kaninchen, die Iriomote-Katze und die Amami-Stachelmaus. Die nördliche Verbreitungsgrenze für verschiedene Tierarten ist die Blakiston-Linie in der Tsugaru-Meeresstraße zwischen Hons-hu und Hokkaido. Zur Tierwelt Hokkaidos, die mit jener Sibiriens

Fauna

Natur und umwelt HINTERGRUND 25

WIS

SEN

Japan auf einen Blick

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28 HINTERGRUND Alltagsbegegnungen

Willkommen im AlltagWer Japan nicht nur als Tourist erleben möchte, sondern den Alltag der Menschen besser kennenlernen will, der findet un-ter den Tipps der Baedeker-Redaktion sicherlich etwas für sei-nen Geschmack.

ALLTAG IN EINEM zEN-KLOSTERDurch Meditation in einem Zen-Garten zu sich selbst finden – so stellen sich viele westliche Inte-ressenten die fernöstliche Praxis vor. Doch der Alltag in einem Zen-Kloster sieht meist anders aus: harte Arbeit und stundenlanges Sitzen kombiniert mit einem straff reglementierten Tagesablauf. Wer es trotzdem gerne mal auspro-bieren möchte, kann sich z. B. im Syoganji-Tempel bei Oita anmel-den. Auch im Engakuji-Tempel in Kamakura (“S. 319) werden regel-mäßig kürzere offene Zen-Medita-tionen abgehalten (Meditationser-fahrung oder Japanischkenntnisse sind empfehlenswert). http://zenretreathome.wordpress.com

TAIKEN»Selbermachen« (Taiken) heißen die Programme, bei denen sich (überwiegend japanische) Touris-ten an der Zubereitung regionaler Spezialitäten und an unterschied-lichen traditionellen Künsten versuchen können. Ob man nun Nudeln walkt oder Reiscracker grillt, Sakefläschchen töpfert oder traditionelle Strohsandalen flicht, beim Taiken ergibt sich schnell Kontakt mit den anderen Teilneh-mern – und das funktioniert auch ohne Japanisch. Versuchen Sie es doch mal im Freilichtmuseum von Takayama (“S. 535) oder im Ryu-kyu Mura auf Okinawa (“S. 488). Oder lassen Sie sich in Kyoto als Maiko (Geisha-Anwärterin) ver-kleiden und im Kimono fotogra-fierenhttp://www.maiko-henshin.com