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A uf der ständigen Su- che nach Neuem – so könnte man die Unternehmens-Philoso- phie von Theurl Leimholzbau, Assling, beschreiben. Seit 13 Jahren beliefert Theurl die euro- päische Möbelindustrie mit hoch- wertigen Produkten. Zum Tannen- und Kiefern- Spezialisten entwickelt. Waren es in den Anfangsjahren keilge- zinkte Leisten aus Fichte und Buche auf die man sich speziali- sierte, so konzentriert sich das Osttiroler Unternehmen derzeit hauptsächlich auf Tanne und Kie- fer. Verwendung findet heimische Kiefer aus guten Provenienzen. „Aufgrund der Feinfasrigkeit und der Elastizitäts- sowie Festig- keitseigenschaften eignet sich diese besonders gut zur Leisten- produktion“, ist Geschäftsführer Mag. Michael Theurl überzeugt. In Zukunft soll die Menge an Kiefer weiter gesteigert werden, deshalb sucht man leistungsfä- hige Lieferanten. Das Wesentli- che dabei ist der kernfreie Ein- schnitt. „Wir haben eine Marktni- sche entdeckt, wo speziell durch Keilzinkung auch mittlere bis schlechtere Qualitäten insbeson- dere Schwarzastigkeit verarbei- tet werden. Unser Vorteil ist, dass wir die Kiefer kontinuierlich verarbeiten können, weil wir im Sommer keine Ansprüche hin- sichtlich der Verbläuung stellen“, erläutert Theurl. Hochwertige Fertigele- mente. „Wir sind einer der größ- ten Tannenverarbeiter zu hoch- wertigen Fertigelementen. Dies wurde auch deshalb möglich, weil wir über die notwendigen Trocknungskapazitäten und das entsprechende Know-how verfü- gen. Um die Qualität des Endpro- duktes zu gewährleisten, wird vor der Verarbeitung jeder Zenti- meter auf Holzfeuchtigkeit über- prüft. Nur dadurch kann Tanne überhaupt verarbeitet werden“, so Theurl. Wettbewerbsfähig durch Nischenpolitik. „Die Tropenhöl- zer sind zu unserem Produkt kei- ne Konkurrenz mehr“, erläutert der Geschäftsführer. Ein wesentlicher Erfolgsfak- tor ist die laufende Weiterent- wicklung der Produkte sowie der Verarbeitungstechnologie. 2003 wurde Combiwoodtec, eine Leis- te aus Massivfichte mit Laubholz- anleimer auf den Markt gebracht. 17.000 m 3 /J Schnittholz werden in Assling verarbeitet. Eingekauft wird fast ausschließlich bei öster- reichischen Sägewerken. Eigenentwicklungen am laufenden Band. Die Schnittwa- re wird auf die vom Kunden spe- zifizierte Feuchtigkeit getrocknet und anschließend im klimatisier- ten Trockenlager gestapelt. Nach der vollautomatischen Aufgabe erfolgt die Vermessung von Feuchtigkeit und Dimension im Durchlauf. Dabei wird die gesam- te Brettlänge kontrolliert. Die automatische Fehlerer- kennung ist eine kooperative Ent- wicklung mit Microtec, Brixen/ IT. Eine Eigenentwicklung – die automatische Überwachung von Keilzinkung und Beleimung – si- chert eine kontinuierlich hohe Qualität der Zinkenverbindung. Die Leisten erhalten durch das Kalibrierungsverfahren eine besonders verleimfähige Ober- fläche. In der anschließenden Endkontrolle überprüfen Mitarbei- ter die Fertigware nach vorgege- Tiroler Erfindergeist Laufende Innovationen und Eigenentwicklungen Holzkurier-Eigenbericht aus Assling/T JKHK0532Di_Theurl-Assling.qxd 2 Schnittwarenlager in Assling: Spezialisiert hat sich Theurl auf Kiefer und Tanne Produktionshalle für die Leimhölzer – am Unternehmensgelände gibt es noch Platz für Erweiterungen Klimatisierte Halle für die Fertigware, die für den Abtransport bereit ist Theurl Leimholz- bau-Facts Gegründet: 1992 Geschäftsführer: Mag. Michael Theurl Schnittholzverbrauch: 17.000 m 3 /J Holzarten: Tanne, Kiefer, Fichte Produktion: 12 Mio. lfm/J Fertigware Produkte: Keilgezinkete Ware, Wood-Plastic-Composites, MDF-Zuschnitte Export: 98% EU Mitarbeiter: 30

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Page 1: JKHK0532Di Theurl-Assling.qxd 2 Tiroler Erfindergeist ... Erfindergeist... · Qualität der Zinkenverbindung. Die Leisten erhalten durch das Kalibrierungsverfahren eine besonders

Auf der ständigen Su-che nach Neuem – so könnteman die Unternehmens-Philoso-phie von Theurl Leimholzbau,Assling, beschreiben. Seit 13Jahren beliefert Theurl die euro-päische Möbelindustrie mit hoch-wertigen Produkten.

Zum Tannen- und Kiefern-Spezialisten entwickelt. Warenes in den Anfangsjahren keilge-zinkte Leisten aus Fichte und

Buche auf die man sich speziali-sierte, so konzentriert sich dasOsttiroler Unternehmen derzeithauptsächlich auf Tanne und Kie-fer. Verwendung findet heimischeKiefer aus guten Provenienzen.„Aufgrund der Feinfasrigkeit undder Elastizitäts- sowie Festig-keitseigenschaften eignet sichdiese besonders gut zur Leisten-produktion“, ist GeschäftsführerMag. Michael Theurl überzeugt.

In Zukunft soll die Menge anKiefer weiter gesteigert werden,

deshalb sucht man leistungsfä-hige Lieferanten. Das Wesentli-che dabei ist der kernfreie Ein-schnitt. „Wir haben eine Marktni-sche entdeckt, wo speziell durchKeilzinkung auch mittlere bisschlechtere Qualitäten insbeson-dere Schwarzastigkeit verarbei-tet werden. Unser Vorteil ist,dass wir die Kiefer kontinuierlichverarbeiten können, weil wir imSommer keine Ansprüche hin-sichtlich der Verbläuung stellen“,erläutert Theurl.

Hochwertige Fertigele-mente. „Wir sind einer der größ-ten Tannenverarbeiter zu hoch-wertigen Fertigelementen. Dieswurde auch deshalb möglich,weil wir über die notwendigenTrocknungskapazitäten und dasentsprechende Know-how verfü-gen. Um die Qualität des Endpro-duktes zu gewährleisten, wirdvor der Verarbeitung jeder Zenti-meter auf Holzfeuchtigkeit über-prüft. Nur dadurch kann Tanneüberhaupt verarbeitet werden“,so Theurl.

Wettbewerbsfähig durchNischenpolitik. „Die Tropenhöl-zer sind zu unserem Produkt kei-ne Konkurrenz mehr“, erläutertder Geschäftsführer.

Ein wesentlicher Erfolgsfak-tor ist die laufende Weiterent-wicklung der Produkte sowie derVerarbeitungstechnologie. 2003wurde Combiwoodtec, eine Leis-te aus Massivfichte mit Laubholz-

anleimer auf den Markt gebracht.17.000 m3/J Schnittholz werdenin Assling verarbeitet. Eingekauftwird fast ausschließlich bei öster-reichischen Sägewerken.

Eigenentwicklungen amlaufenden Band. Die Schnittwa-re wird auf die vom Kunden spe-zifizierte Feuchtigkeit getrocknetund anschließend im klimatisier-ten Trockenlager gestapelt. Nachder vollautomatischen Aufgabeerfolgt die Vermessung vonFeuchtigkeit und Dimension imDurchlauf. Dabei wird die gesam-te Brettlänge kontrolliert.

Die automatische Fehlerer-kennung ist eine kooperative Ent-wicklung mit Microtec, Brixen/IT.

Eine Eigenentwicklung – dieautomatische Überwachung vonKeilzinkung und Beleimung – si-chert eine kontinuierlich hoheQualität der Zinkenverbindung.

Die Leisten erhalten durchdas Kalibrierungsverfahren einebesonders verleimfähige Ober-fläche. In der anschließendenEndkontrolle überprüfen Mitarbei-ter die Fertigware nach vorgege-

Tiroler ErfindergeistLaufende Innovationen und EigenentwicklungenHolzkurier-Eigenbericht aus Assling/T

JKHK0532Di_Theurl-Assling.qxd 2

Schnittwarenlager in Assling: Spezialisiert hat sich Theurl auf Kieferund Tanne

Produktionshalle für die Leimhölzer – am Unternehmensgelände gibtes noch Platz für Erweiterungen

Klimatisierte Halle für die Fertigware, die für den Abtransport bereitist

Theurl Leimholz-bau-Facts

Gegründet: 1992Geschäftsführer:

Mag. Michael TheurlSchnittholzverbrauch:

17.000 m3/JHolzarten: Tanne, Kiefer, FichteProduktion:

12 Mio. lfm/J FertigwareProdukte: Keilgezinkete Ware,

Wood-Plastic-Composites,MDF-Zuschnitte

Export: 98% EUMitarbeiter: 30

Page 2: JKHK0532Di Theurl-Assling.qxd 2 Tiroler Erfindergeist ... Erfindergeist... · Qualität der Zinkenverbindung. Die Leisten erhalten durch das Kalibrierungsverfahren eine besonders

benen Qualitätskriterien. Die miteiner Schutzfolie versehene Fer-tigware wird schließlich terminge-recht in ganz Europa ausgelie-fert. „Kundenorientierte Betreu-ung steht für uns im Vorder-grund“, so VertriebsmitarbeiterJack Reynolds.

Zahlreiche weitere Innova-tionen aus Assling. Bei den Tro-ckenkammern wurde die Steue-rung mitentwickelt. „UnsereÜberlegung war – wenn wir effizi-ent trocknen möchten – müssendie aktuellen Zustände in derTrockenkammer kontrolliert wer-den. Wir sind an Mühlböck her-angetreten und wollten eine dy-namische Messung haben, dienicht nur Temperatur und Holz-feuchtigkeit sondern auch dieLuftgeschwindigkeit in der Tro-ckenkammer misst“, erläutertder Geschäftsführer.

Derzeit sind eine Secea- undvier Mühlböck-Kammern im Ein-satz. Die Wärme dafür liefert ein2 MW Urbas-Heizwerk.

Weiters wurde der erste Pro-totyp zur Qualitätserkennung vonMicrotec in Assling erprobt. Ers-te Röntgenversuche mit Holzführte Theurl in einem Kranken-haus durch. Parallel dazu wurdebereits 1996 ein Farbkamera-system mit Intel-Prozessorenentwickelt. „Damals haben nochalle gelacht und gemeint, dasgeht nie. Zu dieser Zeit habenwir nur einen Fehler gemacht.Wir haben unser Know-how beider Röntgentechnologie und denFarbkameras mit Intel-Prozesso-ren nicht patentieren lassen. Seitzwei Jahren ist das neue Micro-tec-System in Betrieb. Beson-ders gute Arbeit leistete dabei DIAbdolmajid Ranjbar, Entwick-lungsleiter bei Microtec“, erläu-tert Theurl.

Gesamte Palette – neuesProdukt für Europa. Wood-Pla-stic-Composites (WPC) – dieserHolzwerkstoff mit einem hohenAnteil an Holzfasern, kombiniertmit Kunststoffen, sind die opti-male Ergänzung zu Massivholz-produkten und MDF-Ware“, soTheurl.

Dabei setzt man auf WPC auslangen Holzfasern, um bessereFestigkeitseigenschaften zu errei-chen. „Mit unserem Verfahren, ha-ben wir um bis zu 50% bessereWerte und sind somit konkurrenz-fähig zu MDF“, berichtet der fin-dige Osttiroler.

Erstmals ist es gelungen, einVerfahren zu entwickeln, mit demdie Fasern richtig dosiert werdenkönnen. „Dr. Wolfgang Stadl-bauer, Leiter des Transfercen-ters der Upper Austria Researchin Wels hat den Durchbruch ge-schafft“, freut sich Theurl. In

enger Zusam-menarbeit mitStadlbauer inWels hat Theurleinen Werk-stoff entwickelt, der ein-en über 70% Holzfaseranteil auf-weist und zudem zu 100% recyc-lingfähig ist.

Hochwertige Profile undSpritzgussteile können somit alsErgänzung zur bestehenden Pro-duktpalette angeboten werden.Fertigungsanlagen in Oberöster-reich sind vorhanden und die ers-ten Profile wurden bereits er-zeugt. „Diese bestätigen dietechnischen Eigenschaften. Her-gestellt werden die WPC aus70% Holzfasern und 30% Poly-propylen“, erläutert Theurl.

Die endlosen Extrusionspro-file und Spritzgussteile zeichnensich durch hohe Feuchtigkeits-

beziehungsweise Wasserbestän-digkeit und hohe Festigkeit aus.

Blick über den großenTeich – großes Potenzial. InAmerika werden WPC bereits seit20 Jahren erfolgreich eingesetzt.Diese haben sich etabliert undwerden als Ersatz beispielsweisefür imprägniertes Holz einge-setzt. Der Verbrauch liegt inAmerika bei 800.000 t/J, inEuropa erst bei 80.000 t/J.

„Österreich spielt bei der Ent-wicklung eine Vorreiterrolle undwir sehen großes Potenzial fürdieses Produkt, da sehr komple-xe Profile angefertigt werdenkönnen“, erklärt Reynolds. JK

Erstmals ist es gelungen, aus langen Holzfasern ein Holz-Kunststoff-granulat herzustellen, welches leicht dosierbar ist

Theurl Leimholzbau verfügt über ausreichende Trocknungskapazitä-ten

Zahlreiche Anlagen wurden mitentwickeltFOTOS: KANZIAN

Vertriebsmitarbeiter Jack Reynolds zeigt einExtrusionsprofil aus WPC