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Page 1: JL - ZS - 17789522- Seite: 130-131/ ganze 01.12.2010 ... · mand einen doofen Spruch reißt, werde ich zickig - undärgere mich hinterher, dass ich nicht coolgenug gekontert habe

ARISTON petra-

petra (Pocketformat)

01.12.2010 Ausgabe: Jan.Publikumszeitschrift / monatlich

Anzeigenäquivalenz:Seite: 130-131/ ganze Seite

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Page 2: JL - ZS - 17789522- Seite: 130-131/ ganze 01.12.2010 ... · mand einen doofen Spruch reißt, werde ich zickig - undärgere mich hinterher, dass ich nicht coolgenug gekontert habe

"Warum falleneinem die gutenSprüche immer

erst hinterher ein?"

E

~

I!

Der nächste fteie Platzin einer'Maschine genSüden gehört mir. Kla-

motten? Kaufe ich dort,wo ich lande. Unterkunft? Zur Not schla-fe ich am Strand. Nette Leute? Lerne ichdort schon kennen - wenn ich denn je-mals verwirklichen würde, was ich mirseit etwa zehn jahren vornehme: näm-lich einen Flug ins Blaue zu unter-nehmen. Spontan-Urlaub, sozusagen.Aber ich muss mirehrlicherweise ein-gestehen: Wäre ich 'spontan, hätte ichdie Reise längst hin-ter mir. jetzt-zehn jahre später-mit ei-nerTochter, die ohne Gute-Nacht-Ritualnicht einschlafen kann, am Flughafenvon Bora Bora zu stehen, gern zu späterStunde, kein Taxi weit und breit, ohnePeilung - aber total spontan, das mussauch nicht sein... Nein, ich plane meine.Ferien lieber. Genauso wie ich mir zwei-mal überlege, ob ich mir den Rock wirk-lich kaufen soll. Und unangekündigtenBesuch finde ich auch ziemlich blöd.Damit passe ich in die Zielgruppe vonRalfSc;,hmittuIIdTorsten Voller, Autorendes Buchs "Ich bin total spontan - wennman mir rechtzeitig Bescheid gibt". Derstudierte Pädagoge und der TV-Warm-upper schauspielern am Hamburger Im-provisationstheater "Steife Brise" undveranstalten Business-Impro-shows fürsteife Manager, die lieber locker wären.Oder - wie heute Abend - für spezielleSponti-Killer wie mich.Esgeht schon gutlos. Schmittkündigt an,sich als Partner fM seine Übungen immerjemanden von uns herauszupicken; amliebsten den, der angestrengt wegguckt.Ich verkrampfe mich - spontan. DasWichtigste, sagt er, sei es, das "Kanin-chen-Feeling" in den Griff zu bekommen.Bedeutet: Man steht mitten im Schein-werfer-Licht, während jemand auf einenzu rast, und weiß 'nicht mehr, wo links

und rechts ist, statt sich entschlossen zurSeite zu schmeißen - oder dem Gegenübereinen Spruch um die Ohren zu hauen. Mitder Schlagfertigkeit ist es nämlich so eineSache, wenn man nicht spontan ist.Das kommt mir bekannt vor. Wenn je-mand einen doofen Spruch reißt, werdeich zickig - und ärgere mich hinterher,dass ich nicht cool genug gekontert habe.Neulich meinte so ein Typ zu mir: "Ach,Sie arbeiten für die PETRA. Das ist dochdieses Strick-Magazin?" Storno-Blick undspitze Lippen meinerseits statt ein locker-süffisantes: "Nein, wir sind ein Magazinfür Trendsetter. Aber nichts fürungut - Sie

zählen eh nicht zuunserer Zielgruppe"Warum fallen einemdie guten Spriicheimmer erst mit 15-minütiger Verspä-tung ein? "Weil uns

solche verbalen Attacken aus der Fassungbringen und wir uns erst mal wieder sam-meln müssen", sagt Voller. Genauso gehtes uns, wenn wir uns von (vermeint-lichen) Erwartungen anderer ausbremsen-lassen. Sowie bei der Übung gleich am An-fang des Seminars, als wir jeder einenspontanen Satz auf ein Zettelchen schrei-ben sollten. Wie jetzt? Irgendeinen Satz?Wofür denn? Und was passiert dann?

Tipp1 DenkenSiesichBiografienfLjrIhreTischnachbarnim Restaurantaus;sokommtmanspontanerzueigenenEinschätzungen.

Tipp2 WerfenSieallePlänefLjrsWochenendeüberdenHaufenG-machenSiedasGegenteil.

Tipp3 BelauschenSieIhr Umfeld,statt im-mer Kopfhörerzu tragen. DasschultdieSinne.

Tipp 4 MachenSieAlltagspannenundFehlermit IhremFacebook-StatusöffentlichundlernenSie,mitanderendarüberzulachen.Tipp5 UnterhaltenSiesichjedenTagmitjemandem,denSiebishernochnichtkannten.

Einfach mal machen. Überraschen las-sen. ja sagen. Schmitt schlägt uns vor,mal einen ganzen Nachmittagjedem mit"ja" zu antworten. "Sie werden sichwundern, wie spaßig und spontan daswird." JA, klar komm ich nach der Arbeitnoch mit was trinken. JA, ich nehm gernnoch einen Sekt. Nein, ich unterhaltemich sonst nicht mit Taxifahrern - aber:JA, es ist spannend, dass Sie gestern denLagerfeld im Auto hatten und in Namen-kunde promoviert haben.Ich hingegen bin eine Koryphäe auf demGebiet der "Zirkulografie" - jedenfallsbeiIIl.}lächsten Rollenspiel, für das ich(obwohl'i,ch angestrengt hin- und nichtweggeguckt habe!) herhalten muss. Ichsoll lernen, offen für den Moment zusein, und dem "Publikum" von eirMimaginären Wissenschaft berichten - imWort-für-Wort-Wechsel mit einem ande-ren Teilnehmer. "Die -' Zirkulografie -ist - die - Lehre - von - Clowns - mit - zu-

nehmenden - Depressionen", denke ich ., "mir aus und kichere. ,..'""Lachen ist gut", sagt Stimmungsma-cher Schmitt. Weil man dann wenigergriibelt und nicht so gehemmt ist; undsich was traut, statt Fehler zu fürchten.Üben sollen wir auf Partys (spontan alsErste auf die Tanzfläche gehen), beiDates(spond.n die Initiative ergreifen) oderBahnfahrten (spontan den Sitznachbarnanquatschen). Was kann schon großpassieren, außer, dass man flexibler undlässiger wird - und für weitaus wichti-gere Situationen gewappnet ist: z. B.,wenn mitten in der Präsentation 'derBeamer ausfallt, in Berlin-Zentrum dasNavi versagt oder die Liebe des Lebens aneinem vorbeihuscht. .Noch harmloser lässt sich das Improvi-sieren im Alltag trainieren. UnsereHausaufgaben: Mal einen alternativenWeg zur Arbeit nehmen, den Stamm-Supermarkt wechseln, ohne Rezept ko-chen, ein Risiko eingehen. oder imnächsten (gebuchten!) Urlaub mit demMietwagen für einen Tag ins Blaue fah-ren. Das wäre doch mal eine Überlegungwert, beschließe ich.

petra 01.2011 1131