Johann Frohner Bericht

  • Upload
    fbsgj

  • View
    4.439

  • Download
    8

Embed Size (px)

Citation preview

1

Johann Frohner

Portrait aus dem Historischen Gang des Hotel Imperial, Wien

Hotelier, Gutsbesitzer, Sportsmann und Kunstmzen 1829-1894Verfasst im August 2011 durch: Dkfm. Dr. Karl Frohner und Ing. Josef Frohner

2

3

Johann Frohner

Unter den vielen Mitgliedern der Sippschaft der Frohner gibt es wohl manche tchtige Leute, ein bestimmt ganz tchtiger darunter, der eine gleichsam amerikanische Karriere durchlaufen hat, ist der Hotelier Johann Frohner, welcher das Wiener Hotel Imperial auf seine traditionelle Hhe gebracht hat und es 2 Jahrzehnte lang betrieben hatte. Er war der Bruder unseres Urgrovaters Anton Frohner und war fr uns seit frher Jugend ein irgendwie prsenter Verwandter aus folgenden Grnden: Unser Grovater Rupert Frohner war einer seiner Neffen und die Gromutter erzhlte gelegentlich vom Hotel-Onkel und das mit Respekt und einer Art Ehrfurcht. Sie wusste, dass er ein bedeutender Mann war; sie wusste auch, dass seine zweite Ehe unglcklich war, seine zweite Frau bse und verschwenderisch gewesen sein soll, wie sie sagte. Das Gemeindehaus in Gro Inzersdorf ist das FrohnerStiftungshaus. Diese Gemeinschaftsanlage fr die Gemeinde, wo sich die Gemeindekanzlei und das Sitzungszimmer des Gemeinderats befanden, wo das Feuerwehrdepot untergebracht war und ist, wo sich die Stallungen fr den Gemeindestier und die Gemeindeeber befanden und auch die Dienstwohnung des Halters war, des Betreuers dieser Tiere, nebst anderen Einrichtungen (Hebammen-Wohnung, spter: Gendarmerie-Posten), ist ein Geschenk des Hotel-Onkels fr seine Heimatgemeinde gewesen und sollte das allgemeine Wohl in dieser Gemeinde frdern. Die Gemeinde ihrerseits erwies ihre Dankbarkeit durch die Verleihung der Wrde eines Ehrenbrgers und die Anbringung einer Marmortafel im Stiegenhaus des Stiftungshauses, wo dieser Dank den hochherzigen Spendern und Erbauern dieser Wohlttigkeits-Anstalt, nmlich Johann und Caroline Frohner, dem Hotel-Onkel und seiner ersten, guten Frau, ausgedrckt wurde. Schon als kleine Buben konnten wir das dort lesen!

4

Gedenktafel im Stiegenhaus des Frohner-Stiftungshauses

Schlielich gab es in der gesamten Verwandtschaft diverse Schriftstcke, wo Bezug genommen wird auf einen aus dem 30jhrigen Krieg stammenden vermeintlichen Adel und einer Herkunft der Frohner aus Wrttemberg, die auf Nachforschungen zurckgehen, welche der Hotel-Onkel veranlasst hatte. In der Anlage I ist der Text eines gedruckten Berichts enthalten, welchen die Groeltern besessen hatten. Unsere ber 400 Jahre zurckreichende, lckenlose Ahnenforschung erbrachte keinerlei Hinweis auf eine solche Herkunft, geschweige denn auf irgend eine Art von Adel oder Auszeichnung. Nach dem Tod des Hoteliers Johann Frohner 1894 zog sich die Abhandlung der Verlassenschaft wegen der Minderjhrigkeit des Universalerben und der in Ungarn errichteten Vormundschaft bzw. einer Nacherben-Regelung, welche die Neffen und Nichten des HotelOnkels , darunter unseren Grovater, betraf, bis 1913 durch insgesamt 18 Jahre hin, womit auch Reste des damaligen behrdlichen Schriftverkehrs in der Verwandtschaft vorhanden waren und teils auch als Kuriositt aufbewahrt wurden. Auch darin war der Hotel-Onkel gleichsam prsent.

Wir mchten also mit dieser schriftlichen Zusammenfassung des Lebens und Wirkens des Hoteliers Johann Frohner, soweit uns dafr Unterlagen zugnglich waren, fr ihn ein Andenken auf seriser Basis sicherstellen und

5

diesem bedeutenden Verwandten Respekt erweisen und damit auch der Familiengeschichte dienen.

Der Lebenslauf des jungen Johann FrohnerDer sptere Hotelier Johann Frohner wurde am 24. Juni 1829 im Hause Gro Inzersdorf Nr. 140 geboren und am 26. Juni 1829 in der Pfarrkirche Gro Inzersdorf getauft auf den Namen Johann Baptist. Seine Eltern waren der Bauer (Halblehner) Georg Frohner (getauft am 6. 5. 1795 in Gro Inzersdorf) und dessen Frau Theresia, eine geborene Frohner (getauft am 26. 9. 1796 in Gro Inzersdorf) aus einer anderen Linie der damals schon weitverzweigten Sippschaft der Frohner. Die Mutter Theresia ist vergleichsweise sehr alt geworden und am 21. 9. 1869 in Gro Inzersdorf gestorben. Sie muss jedenfalls die damals bereits vorhandenen Erfolge ihres in der Gastronomie in Ungarn ttigen Sohnes verfolgt haben. Der Vater hingegen ist in Ungarn einem Raubmord zum Opfer gefallen. Im Totenbuch der Pfarre Gro Inzersdorf ist er anfangs als in Ungarn verschollen eingetragen, danach wurde die Ergnzung hinsichtlich des RaubmordOpfers angebracht. Jedenfalls wurde er nicht in Gro Inzersdorf bestattet, hchstwahrscheinlich wurde sein Leichnam gar nicht aufgefunden. In Anlage II ist die genealogische Einordnung der hier genannten Personen dargestellt. ber diese Raubmord-Angelegenheit kann man heute nur spekulieren. Es ist jedoch evident, dass die wirtschaftlichen Verbindungen des stlichen Weinviertels damals ber die March hinber in die heutige Slowakei sehr viel intensiver waren, als wir uns das heute vorstellen. Die Slowakei gab es damals nicht, das war Oberungarn! Die Grenze an der March war eine primr administrative, weniger eine konomische, da seit der Schlacht bei Mohacs 1526, wo der Knig Ludwig II. aus dem Geschlecht der Jagiellonen ohne leibliche Nachkommen gegen die Trken gefallen war und die Habsburger als Knige von Ungarn nachfolgten, in sterreich und Ungarn dieselben Herrscher regierten. Die Binnenzollgrenze zu Ungarn bestand zwar bis 1860, als sie von Kaiser Franz Josef beseitigt wurde, doch war sie kein real ins Gewicht fallendes Handelshindernis. Es wurde so in erster Linie Wein ber die March geliefert, jedenfalls bis Preburg. Umgekehrt bezogen die Weinviertler Holz aus den Kleinen Karpaten, besonders fr die Herstellung von Fassdauben und Weinstecken, aber auch als Bau- und Brennholz. berdies waren viele Arbeitskrfte aus der heutigen Slowakei herben ttig, sei es als fix angestellte Knechte und Mgde oder vor allem als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft. Dies war sogar der Fall bis 1938, erst das Grodeutsche Reich unterband diese alte Arbeitsteilung. Man kann damit annehmen, dass damals der Ururgrovater Georg Frohner mit einer Weinlieferung unterwegs war und man ihm am Rckweg Geld und Fuhrwerk geraubt hat und er dabei erschlagen worden ist. Oder er wollte Holz kaufen und man raubte ihn vorher aus und er kam dabei um. Jedenfalls war dies ein enormer Schicksalsschlag fr seine Frau Theresia Frohner und die fnf ihrer Kinder, die dann das Erwachsenenalter erreichen sollten. Sie muss an dieser Last schwer getragen haben, denn sie bergab

6

die Bauernwirtschaft mit dem Haus Gro Inzersdorf Nr. 140 an ihren Sohn Anton, unseren Urgrovater, im Jahr 1849, als dieser eben 18 Jahre alt geworden war, anscheinend zum frhest mglichen Zeitpunkt. Die Eintragung in die Liste der Besitzer des Hauses und der zugehrigen Bauernwirtschaft Gro Inzersdorf Nr. 140 fr die fragliche Zeit zeigt dies deutlich: 1814 1819 1849 1852 1891 1930 Georg Frohner, ledig, Georg Frohner und Theresia, geborene Frohner, Anton Frohner, ledig, Anton Frohner und Elisabeth, geborene Ertl aus Eichhorn, Rupert Frohner und Maria, geb. Hinnerth, aus Dobermannsdorf, Alois Frohner und Anna, geborene Veit.

Das Haus und die zugehrige Wirtschaft gingen in der Folge (1964) ber an unsere Cousine Anna, die Johann Braun aus Zistersdorf ehelichte und heute ist diese Bauernwirtschaft in den Hnden von deren Sohn Erwin Braun. Fr Georg Frohner wurde diese Bauernwirtschaft 1814 offenbar erworben durch dessen Vater Matthias Frohner, der aber seinerseits mit seiner Ehefrau Theresia, geborene Weindl, ansssig war in Gro Inzersdorf Nr. 124. Die Eltern der Theresia Frohner, Johann Michael Frohner und dessen Frau Anna Maria, geborene Lackner wohnten in Gro Inzersdorf Nr. 58. Diese ungewhnlichen familiren Umstnde in seiner frhen Jugend waren sicher auch eine groe Belastung fr den jungen Johann Frohner, den spteren Hotelier. Er hatte 2 ltere Schwestern und zwei nur 2 Jahre jngere Brder, die Zwillinge waren (Anton und Ferdinand). Er besuchte die Volksschule in Gro Inzersdorf, denn seit dem Reichsvolksschulgesetz aus der Zeit Maria Theresias bestand die Schulpflicht vom 6. bis zum 12. Lebensjahr. In Gro Inzersdorf gab es damals noch kein Schulhaus, der Unterricht wurde im Wirtshaus erteilt. Die Lehrer waren in der Regel sehr bemhte Respektspersonen von groem Ansehen. Soweit wir von unserem Groonkel Alois Altmann, geboren 1872 in Gro Inzersdorf, direkt wissen, war der Unterricht qualitativ recht gut, was jedenfalls die Ausstattung mit dem entsprechenden Grundwissen der gngigen Kulturtechniken anbelangt (Lesen, Schreiben, Rechnen; weiters Geographie, Heimatkunde, Musik, Religion). Es ist wohl einleuchtend, dass die erfolgreiche Laufbahn des Hoteliers Johann Frohner es nahelegt, dass schon seine VolksschulAusbildung in Gro Inzersdorf entsprechend gut war. Nach Beendigung der Volksschule 1841 kam der junge Johann Frohner nach Preburg (seit 1924 Bratislava, ein spter erfundener Kunstname ohne jede Tradition) zu einem Gastwirt in die Lehre. Ob das gleich mit 12 Jahren war oder etwas spter, wissen wir nicht. Jedenfalls war er als ganz junger Mensch gleich weit weg von zu Hause. Der betreffende Gastwirt kann durchaus ein langjhriger Weinkunde der Weinviertler Eltern des Johann Frohner gewesen sein. Eine Verbindung muss es gegeben haben, denn sonst geht man in die unmittelbare Nachbarschaft in die Lehre. Ein so junger Lehrling wurde damals in die Familie des Lehrherrn aufgenommen, wie wir das vom bereits zitierten Groonkel Alois Altmann wissen, der selbst eine

7

gastronomische Lehre etwa 1885 begonnen hatte. Es muss aber der junge Johann Frohner ein strebsamer Lehrling gewesen sein und Preburg war fr seine Ausbildung auch kein schlechter Boden. Die Stadt war deutschsprachig hinsichtlich der brgerlichen Einwohner, die Dienstboten waren teilweise slowakisch, doch war Deutsch die dominante Sprache fr Geschft, Unterhaltung und Bildung. Zu dieser Zeit um 1845 begann der ungarische Staat bereits die magyarische Sprache als Amtssprache zu forcieren. In Preburg hatte 1825 Graf Stefan Szchenyi seine berhmte Rede im ungarischen Landtag nicht lateinisch, wie damals blich (Amtssprache in Ungarn bis 1848), sondern auf ungarisch gehalten, um zu demonstrieren, dass die magyarische Sprache die fr Ungarn angemessene offizielle Sprache wre (worber er in der Folge ein Streitgesprch mit seinem Freund Franz Grillparzer abgefhrt hatte). Es hat also wohl der junge Johann Frohner bald auch die schwierige magyarische Sprache gelernt. Diese hat er sicher bereits bentigt, als er in einem Preburger Hotel 1848 als Kellner angestellt war. Darauf war er im Hotel Munsch in Wien ttig. Eine weitere Stufe seines beruflichen Aufstiegs war dann die Position eines Oberkellners im Hotel Zum schwarzen Adler in Budapest.

Johann Frohner als gastronomischer UnternehmerIn Budapest wurde Johann Frohner zum Unternehmer, als er die BahnhofsRestauration am Staatsbahnhof, dem heutigen Ostbahnhof, der funktional der Budapester Hauptbahnhof ist, als Pchter bernommen hat. Wir wissen nicht exakt, wann das war. Aber die Eisenbahn war noch ganz neu. In Ungarn wurde 1846 die erste Bahnstrecke zwischen Pest und Waitzen/Vc am Donauknie erffnet. 1847 konnte man per Bahn nach Osten bis Cegld in die Tiefebene fahren. Praktisch zur selben Zeit war 1848 Wien ber Gnserndorf via Marchegg mit Preburg verbunden. Bereits 1851 war nrdlich der Donau ber Preburg und Vc die Verbindung von Wien nach Budapest hergestellt und damit der EisenbahnFernverkehr nach Budapest mglich und zwar exakt zu diesem Bahnhof, dem Staatsbahnhof. Budapest als einheitliche Grostadt gab es damals noch nicht. Pest, die Stadt links der Donau war das wirtschaftliche Zentrum und der Bereich, wo die Expansion stattfand, wo die Fabriken sich ansiedeln konnten. Rechts der Donau war Buda (Ofen), die politische Hauptstadt auf den Hgeln mit der Knigsburg und den mtern der Beamten, sowie Obuda (Altofen) mit der Schiffswerft der DDSG. Erst 1872 wurden die drei Stdte Buda, Obuda und Pest zu Budapest zusammengelegt. Wo die Entwicklung und der Fortschritt stattfanden, das war in Pest und zwar beim Bahnhof! Ob der Johann Frohner das so sah, wie hier dargestellt, wissen wir zwar nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich anzunehmen. Er muss eben ein Gefhl fr diese Entwicklung und ein entsprechendes Kalkl gehabt haben und das hat offensichtlich eingeschlagen! Bahnhfe dieser Art wurden nicht nur vom reisenden Publikum frequentiert, sondern waren auch das Ziel von Leuten,

8

die einfachen Zeitvertreib suchten und nur Schauen wollten. Die Konsumenten als Kunden einer Bahnhofs-Restauration waren also zahlreich vorhanden. Die Grundlage fr das Vermgen des Johann Frohner wird dort gelegt worden sein. Auch wird er dort, wo der moderne Verkehr sich entwickelt hat, im tglichen Geschft fast automatisch seine Verbindungen und Kontakte aufgebaut haben, die er fr seinen weiteren Aufstieg bentigte und dann nutzen konnte.

Der Staatsbahnhof in Budapest 1847

Whrend er noch das Restaurant am Staatsbahnhof betrieb, bernahm er 1859 auch das Hotel Stadt Paris, ebenfalls in Pest. Die heutige Adresse wre: Budapest, Bajcsi Zsilinszky t 25, eine zentrale Lage nchst der Sankt Stefans Kirche. Das Hotel hatte 48 Zimmer, es war von mittlerem Standard und ebensolcher Preislage. Zu erwhnen ist auch, dass Ungarn unmittelbar vor der fraglichen Zeit eine politisch turbulente Periode durchgemacht hat. Nachdem im Revolutionsjahr 1848 zuerst in Mailand (die Lombardei war damals Teil des sterreichischen Kaiserstaates), dann in Wien und Prag Aufstnde mit dem Ziel der Erlangung grerer politischer Freiheiten ausbrachen, entstand in Ungarn eine nationale Erhebung, die sich gegen die staatliche Einheit mit sterreich richtete und welche in der Absetzung der Habsburger als Herrscherhaus in Ungarn kulminierte. Nachdem Feldmarschall Radetzky in Norditalien den Aufstand niedergeworfen und die eingedrungenen Piemontesen vertrieben hatte, wurde durch Frst Windischgrtz zuerst der Aufstand in Prag und im Oktober 1848 der Aufstand in Wien, bereits mit Hilfe kroatischer Verbnde unter Banus Jellasich, niedergeworfen. Darauf begannen Windischgrtz und Jellasich in Ungarn die aufstndischen Krfte niederzuringen, was im Laufe

9

des Jahres 1849 unter Mithilfe russischer Truppen endgltig erledigt wurde. Ungarn wurde darauf unter eine strenge militrische Verwaltung gestellt, der zuerst Frst Windischgrtz vorstand, spter dann der nicht minder rigorose General Haynau. Es regierte als Herrscher bereits der junge Kaiser Franz Josef, bis 1860 als absoluter Herrscher ohne die alten fderalen Parlamente (Landtage). 1860 wurden auf Grund einer neuen Verfassung (Oktoberdiplom, ergnzt um das Februarpatent von 1861) die Landtage wieder einberufen, auch in Ungarn und es gab dort wieder eine zivile Verwaltung. Die wirtschaftliche Entwicklung setzte sich trotz der Militrverwaltung fort. Das Eisenbahnnetz wurde weiter entwickelt und da in Ungarn alle Fernstrecken auf Budapest zuliefen, entstand sehr rasch in der ungarischen Hauptstadt eine hohe konomische Konzentration, wie es vergleichsweise nur in Frankreich mit Paris als Zentrum der Fall war. In sterreich dagegen gab es keine derartig eindeutige Konzentration auf Wien als Hauptstadt, sondern die bedeutende dezentrale industrielle Entwicklung in Nordbhmen, in Mhren, in der Steiermark und in Norditalien. Ob der junge Johann Frohner, frisch zugewandert aus sterreich, durch die Ablehnung der sterreichischen Militrverwaltung in Ungarn und eine sogar von den ungarischen Behrden betriebene antisterreichische Stimmung in seinem Aufstieg behindert wurde, wissen wir nicht, jedoch spricht der Augenschein dagegen. Es ntzte ihm ganz offensichtlich dieser auf Budapest konzentrierte Wirtschaftsaufschwung! Auch anderen mit Frohner befreundeten Zuwanderern gelang zur gleichen Zeit in Budapest eine gastronomische Karriere: Johann Gundel mit einer Abstammung aus Ansbach in Bayern kam 1857 mit 13 Jahren nach Budapest, wurde Konditor und grndete die noch heute bestehende berhmte Konditorei Gundel in Buda nchst der Knigsburg. Die auf ihn zurckgehenden Gundel-Palatschinken stehen immer noch im besten Ruf! Gundel wurde alt und starb 1915 in Budapest. Weitere Freunde waren Ernst Kammer und Franz Kommer, die beide bekannte Hotelbesitzer in Budapest wurden. Johann Frohner soll dann in den 1860er Jahren als Pchter von der Bahnhofs-Restauration am Staatsbahnhof in Budapest zur Redoute bergewechselt sein. Das Redoute-Gebude befand sich am Pester DonauUfer in reprsentativer Lage und war ein Veranstaltungsort fr Konzerte, Ballveranstaltungen und diverse Festivitten. Nhere Daten dafr kennen wir nicht.

10

Das Redoutengebude in Pest 1845

Johann Frohner trat darauf endgltig ins Hotelgeschft ein. Er erwarb das Eckhaus Alte Ndor Strae/Johann Arany Strae (Arany Jnos ut) in bester Lage im Pester Stadtteil nchst dem Donauufer und der Kettenbrcke und setzte diesem Haus 1864 ein drittes Stockwerk auf. Im gleichen Jahr wurde hier das Hotel Frohner erffnet. Es hatte 100 Fremdenzimmer, die uerst modern und komfortabel ausgestattet waren, denn sie besaen einen Wasserleitungsanschluss fr Kalt- und Warmwasser, Bad bzw. Dusche und, wie ausdrcklich angemerkt wurde, einen Zimmer-Telegraph, was auch auf ungarisch so genannt worden ist. Das gerumige Kaffeehaus des Hotels verfgte ber mehrere gemtliche Salons und es gab dort auch einen Salonteil fr Stammgste, der Frohner Longe hie. Ob damit die englische Sitte der Clubs kopiert wurde, ist nicht ganz klar, doch wird das wohl etwas hnliches gewesen sein. Die Kche muss ausgezeichnet gewesen sein, weil bekannte Feinschmecker regelmig zum Speisen kamen, wie eine uns zugngliche ungarische Quelle ausdrcklich anmerkt. Jedenfalls war das Hotel Frohner ein Etablissement, welches fr Budapest der letzte Schrei auf diesem Sektor war und die ungarische vornehme Gesellschaft wertete die Tatsache, dass es so etwas in Budapest gab, als Anschluss an die groe Welt, wie man sie in Paris und London sah und wie

11

dies weitgereiste, reiche ungarische Aristokraten ja auch persnlich kannten und bewunderten. Fr Leute von Stand, die etwas auf sich hielten, war es einfach ein Muss in so einem vornehmen Hotel, wie dem Hotel Frohner in Budapest, abzusteigen oder wenigstens dort zu speisen. So konnte man sich vom brigen Publikum wirkungsvoll abgrenzen und, so man aus der Provinz angereist kam, dort zu Hause auch von den wunderbaren Dingen in der Hauptstadt erzhlen und entsprechend angeben. Es mag auch sein, dass man meinte, in dieser Beziehung auch einen Vorsprung vor Wien zu besitzen, denn es begann Budapest gegenber Wien aufzuholen und den gewaltigen Entwicklungsrckstand, der auch fr den grten Teil Ungarns galt und der durch die praktisch 200 Jahre dauernde Trkenherrschaft verursacht war, in zunehmendem Tempo zu verringern. Es war der alte Nationalstolz der Magyaren, der in dieser Entwicklung seine Nahrung und Besttigung fand. Nicht minder drfen wir aber annehmen, dass die Umstrze der Vergangenheit im Zuge der Revolution von 1848/49 und der nachfolgenden Militrherrschaft, wo alte Vermgensstrukturen, besonders innerhalb des Adels, durch Enteignung, Verurteilung und Entmachtung zerstrt wurden und neue Besitzer sich etablieren konnten, eine Schicht Neureicher hervorbrachte, die ihren Status in jeder Beziehung demonstrieren wollte. Ein Vergleich mit den Verhltnissen in Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion seit dem Untergang des Kommunismus, wo auch rasch eine Schicht Neureicher entstand, denen das reine Geldausgeben Selbstzweck zu sein scheint, wird da nicht unangebracht sein. Jedenfalls ging aus all diesen Grnden das Hotel Frohner in Budapest sehr gut und man kann nur das marktforscherische Gespr seines Grnders bewundern, der diesen Bedrfnissen entsprechend ein Angebot zu erstellen in der Lage war. Noch mehr aber muss man es dem nun wohletablierten Hotelier Johann Frohner zur Ehre anrechnen, dass er sein Hotel Frohner mit seinen Salons auch zum Treffpunkt von Knstlern gemacht hat. Dabei handelte es sich um Literaten, die im Hotel Frohner ihren literarischen Klub Petfi domiziliert hatten, aber auch um darstellende Knstler, von denen Johann Frohner ganz offensichtlich die Maler am meisten schtzte. Jedenfalls wurde aus dem einstigen Volksschler aus Gro Inzersdorf nach und nach ein Kunstkenner und schlielich ein Gemldesammler. Im zur sterreichischen Akademie der Wissenschaften gehrigen Institut sterreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation, wo seit 1815 wichtige Persnlichkeiten mit ihrer Lebensgeschichte aus allen Kronlndern des ehemaligen Kaiserstaates erfasst sind, ist auch Johann Frohner mit einer Eintragung vertreten. Es heit dort in einer Passage seines Lebenslaufes: In Budapest fhrte er in der Folge die Restauration am Budapester Staatsbahnhof sowie das Hotel Zur Stadt Paris. 1864 bernahm er das sptere Hotel Frohner, das er zu einem der renommiertesten Hotels in Budapest ausgestaltete. Das besttigt auch, dass er das Hotel zur Stadt Paris vor der Einrichtung des Hotel Frohner fhrte oder besa, ber lngere Zeit sogar parallel zum gepachteten Restaurant am Staatsbahnhof. Es htte auch eine gewisse Logik, dass er im Hotel Zur Stadt Paris die Leitung eines Hotels nher kennen gelernt hat. Er war aber andererseits bereits in Preburg und danach in Budapest (Hotel zum Schwarzen Adler) als Angestellter in Hotels

12

beschftigt und wusste damit von damals in der Hotelsparte Bescheid. Schlielich pachtete er zusammen mit seinem Branchenkollegen Ernst Krammer 1867 das Hotel Jgerhorn in Budapest, also 3 Jahre nach der Erffnung des Hotel Frohner, auch dieses Hotel war eines der gehobenen Klasse. Mit dem Hotel Frohner gestaltete er jedenfalls das Muster eines innovativen, vornehmen Hotelbetriebs. Johann Frohner kmmerte sich auch um ergnzende unternehmerische Aktivitten, die offensichtlich fr das Gedeihen seiner Hotels in Budapest und deren Gastbetriebe wichtig waren. So war die Versorgung mit Bier damals ein Problem, weil Bier nur sehr eingeschrnkt lagerfhig war und nicht weit transportiert werden konnte. Erst die sptere Erfindung des untergrigen Lagerbiers durch Anton Dreher, womit er seine Schwechater Brauerei gro gemacht hat, hat dieses Problem behoben. So grndete Johann Frohner die Brauerei Promontor in Budafok, einem sdlichen, rechts der Donau befindlichen Vorort von Budapest (heute der XXII. Bezirk von Budapest), wohl um die Versorgung mit Bier in Budapest zu verbessern. Im Jahr 1867 wurde die Brauerei durch Frohner an Karl Hagenmacher verkauft. Spter gelangte der Betrieb an Anton Dreher. Jedenfalls besa Anton Dreher um 1900 drei groe Brauerei-Standorte: Schwechat, Budapest und Triest (Birra Dreher). In Budapest wurde die Brauerei Dreher in der weiteren Folge an einen neuen Standort in Kbnya verlegt, wo sie sich noch heute befindet und das Bier der Brauerei Dreher gilt weiterhin als qualitativ besonders gut. Obwohl zur Verbindung der Stadtteile zu beiden Seiten der Donau in Budapest die Kettenbrcke (Lnchd) bereits seit 1849 diente, eine Brcke, welche auf Initiative des Grafen Stefan Szchenyi, des groen Erneuerers von Ungarn, errichtet wurde, war die Verbindung ber die Donau um 1860 noch immer ein praktisches Problem. Um hier eine bessere Versorgung zu gewhrleisten, wurde von Johann Frohner zusammen mit dem General Trr eine Fhrgesellschaft gegrndet. Dieses Unternehmen, die sogenannte Propeller-Gesellschaft, betrieb einen fahrplanmigen Dienst mit kleinen, motorisierten Booten zur Verbindung bestimmter Anlegestellen an beiden Donauufern der Stadt Budapest. Auch an der Grndung der ersten innerstdtischen Omnibusverbindungen in Budapest war Johann Frohner beteiligt, wie er berhaupt bemht war um in der ungarischen Hauptstadt grostdtische Einrichtungen ins Leben zu rufen. (Nachruf im Wiener Fremdenblatt vom 7. Juni 1894 nach Frohners Ableben). Aus der bisherigen Darstellung ergibt sich das Bild einer imponierenden unternehmerischen Leistung des Johann Frohner. Es scheint aber ziemlich sicher zu sein, dass an dieser Leistung seine erste Ehefrau Karoline, geborene Wimmer, einen entscheidenden Anteil gehabt hat. Karoline Wimmer war eine Ungarndeutsche, vermutlich aus Westungarn. Den genauen Herkunftsort kennen wir nicht, doch hatten die Einwohner der Lnder der Stefanskrone (neben dem heutigen Ungarn, die Slowakei, Siebenbrgen, Kroatien und Slawonien, die Voijvodina und die KarpatoUkraine) bei der Volkszhlung um 1870, also vor dem spteren Druck der Magyarisierung, zu 9 % Deutsch als Muttersprache angegeben. Es gab verschiedene geschlossene deutsche Sprachgebiete: neben dem heutigen

13

Burgenland das Gebiet fast bis Raab (Gyr), am Donauknie, in Sdungarn in der Batschka und im Banat, die Siebenbrger Sachsen und die Deutschen in der Zips im Norden der heutigen Slowakei. Kleinere Sprachinseln gab es westlich des Bakony-Waldes. Viele dieser Sprachinseln mitten in Ungarn gehen auf die Rekultivierung und Wiederbesiedlung des Landes nach der Befreiung von den Trken zurck, wo Adelige aus allen Lndern der Habsburger groe Lndereien in Ungarn geschenkt erhielten mit der Verpflichtung, dort Leute anzusiedeln und das entvlkerte Land wieder zu kultivieren. Diese Adeligen brachten vielfach Siedler aus ihren Stammgebieten in Deutschland nach Ungarn. Da viele Siedler aus den vordersterreichischen Gebieten in Sddeutschland, das damals vergleichsweise sehr dicht besiedelt war, also aus Schwaben, kamen, bezeichnen die Ungarn alle Deutsch-Sprechenden bis heute als Schwaben (Schwob). Wir kennen nicht das Datum der Eheschlieung von Johann und Karoline Frohner. Die Jahre der Geburt ihrer Kinder, ebenfalls mit den Namen Johann und Karoline, sind 1856 und 1857. Es wird die Ehe also 1855 oder etwas vorher geschlossen worden sein. Es war dies die Zeit der unternehmerischen Aufbauarbeit im Restaurant des Budapester Staatsbahnhofs. Dass hier eine fleiige und umsichtige Ehefrau eine wichtige Rolle innehatte, wei jeder, der solche Betriebe kennt und das Einsatzerfordernis ihrer Inhaber. Von den Kindern wurde Karoline nur 14 Jahre alt, sie verstarb am 27. 1. 1871. Der Sohn Johann wurde grojhrig und bernahm noch recht jung die Leitung der Hotelbetriebe in Budapest, als sein Vater 1874 nach Wien ging, um hier das Hotel Imperial zu pachten. Der Sohn Johann war sicherlich fr die Fhrung der Budapester Hotelbetriebe durch den Vater gut vorbereitet worden. Es wird von ihm berichtet, dass er besonders im Kreise der Stammkunden beliebt und angesehen war. Er hatte offensichtlich auch ein sehr positives Verhltnis zu den Knstlern, die im Hotel Frohner verkehrten. In einer Nummer der Caf- und Gasthaus-Zeitung, Jahrgang 1877, steht dazu zu lesen: Ist nun Frohner Vater Grnder des Budapester Hotels, so hat sein wrdiger Sohn nichts verabsumt, ein ebenso achtungsgebietender Nachfolger zu werden. Des Vaters Segen hat das Haus gegrndet, die Tchtigkeit und Thtigkeit, die Liebenswrdigkeit und der hohe Bildungsgrad des ebenbrthigen Sohnes befestigen dasselbe bis in die Grundsulen. Herr Frohner jun. erfreut sich nicht nur als Hotelier der grten Hochachtung der Budapester vornehmen Gesellschaft, auch der Privatmann gilt als hochintelligenter, gebildeter Mann, weshalb es leicht erklrlich ist, da er in dem Dichter- und Knstlerconventikel, welches in seinem Htel abgehalten wird, nicht nur der freundliche Hotelwirth ist, sondern da er ein angesehenes Mitglied desselben, ja sogar als Gromeister verehrt wird. Erwhnen wir noch, da Herr Frohner jun. viel gereist ist und mit Verstndni gereist hat, die Eindrcke und Erfahrungen, die er gesammelt, in seiner jetzigen Stellung verwerthet, so glauben wir, unseren Lesern das Musterbild eines Hteliers, wie er sein soll, vorgefhrt zu haben. Umso schlimmer muss auf seine Eltern sein Tod am 3. 8. 1878 gewirkt haben. Im Buch ber das Hotel Imperial in Wien schreibt dessen Autor

14

Andreas Augustin dazu: Nachdem er (Johann Frohner, der Vater) 1874 nach Wien bersiedelt war, hatte sein hochtalentierter Sohn das Hotel in Pest bernommen. Tragischerweise starb der junge Mann am 3. August 1878 im Alter von 22 Jahren. Die vorher bereits zitierte Caf- und Gasthaus-Zeitung schreibt dazu: Am 1. August (unrichtiges Datum!) ist der Sohn des in den weitesten Kreisen Wiens und Budapests hochgeachteten und verehrten Hteliers Frohner gestorben. Ein hoffnungsvoller, intelligenter junger Mann, in dem jugendlichen Alter von 22 Jahren, mute er in der Vollkraft seiner Jugend dem Leben Valet sagen und tiefbetrbte, schwerbekmmerte Eltern, trauernde Freunde und Bekannte zurcklassen. Wenn man im allgemeinen von dem Todten nur Gutes sagen mu, so knnte man in diesem Falle nichts Anderes berichten. Frohner jun. war ein Mann von seltener Begabung und auerordentlichen Talenten, Beweis hiefr liefert seine Thtigkeit in Budapest, wo er in einem so jugendlichen Alter einem so bedeutenden Htelwesen, wie das Htel Frohner in Budapest eines ist, mit vollen und ganzen Erfolgen vorstand. Frohner jun. war auch in den besten Theilen der Gesellschaft, in der Schriftstellerwelt eine geachtete Persnlichkeit, berhaupt ein Mann von achtenswerthen und schtzenswerthen Eigenschaften, welche ihm berall Achtung und Ansehen verschafften. Wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel traf die Nachricht vom pltzlichen Hinscheiden des allerorts geachteten und beliebten Mannes, gro und tiefempfunden war die Trauer der zahlreichen Freunde und Bekannten. Die Leichenfeier zeigte dies am deutlichsten, wie viele wahre Freunde und wahre Verehrer der Hingeschiedene hatte. Wenn die arg betroffenen Eltern Eines bei dem schweren Verluste trsten knnte, so ist es eben die allgemeine Theilnahme an ihrem speziellen Schmerze, und diese ist ihnen in unbeschrnktester Weise geworden. Mgen die trauernden Hinterbliebenen in dem schnen Andenken des Hingeschiedenen einige Linderung ihres Schmerzes finden und mge dem Verblichenen die Erde leicht sein!

Johann Frohner als SportsmannDer Hotelier Johann Frohner besa, wenn man den Nachrufen nach seinem Tode folgt, eine Leidenschaft, nmlich den Pferde-Rennsport. So schreibt die prominente Neue Freie Presse in der Nummer vom Donnerstag den 7. Juni 1894 in einem ausfhrlichen Nachruf auch: Im sogenannten Carolinenhofe in Budapest befindet sich ein werthvoller Rennstall Frohners. Er hat sich seit Jahren in verschiedenen Rennen unter dem Pseudonym Captain Violet betheiligt und betrieb die Pferdezucht fr den Rennsport mit einer wahren Leidenschaft, ohne jedoch die gewnschten Erfolge zu erzielen. Im Nachruf der sterreichischen Volkszeitung wird unter anderem vermerkt: Herr Frohner, der vor Jahren aus Budapest nach Wien bersiedelt ist, erfreute sich hier eines groen Ansehens und gehrte zu unseren passioniertesten Sportsmen. Schon zu Ende der Fnfziger-Jahre legte er auf seiner Besitzung Karolinenhof bei Neupest ein Gestt an. Seit dem Jahr 1875 lie er seine Pferde unter dem Turfnamen Captain Violet laufen. Das Wiener Tagblatt vom 10. Juni 1894 berichtet von der Einsegnung des Pchters des Hotel Imperial und Rennstallbesitzers Johann Frohner in der Hof- und

15

Stadtpfarrkirche St. Augustin, die unter auerordentlicher Beteiligung am 9. Juni 1894 nachmittags stattfand und es wird der Ablauf genau geschildert. Als Trauergste in der Kirche wurden u. a. auch angefhrt Oberst Graf Auersperg, Moriz Graf Esterhzy, Regierungsrat Dr. v. Thalloczy und der Sekretr des Ungarischen Jockeyclubs Sarkany. Alles das hat einen deutlichen Bezug zum Pferdesport! Man muss berlegen, wie der Bauernbub Johann Frohner aus Gro Inzersdorf, der von frhester Kindheit einen Kontakt zu Pferden hatte, allerdings nur zu schweren Ackergulen, zu dieser Rennsport-Affinitt gekommen ist. Der Schlssel dazu liegt sicher in Ungarn, in der auch historisch begrndeten hohen Wertung der Reitkunst dort. Als die Ungarn im 10. Jahrhundert als wildes Nomadenvolk aus dem Osten in Europa einbrachen, da hatten sie nur einen Vorzug: die berlegene Reitkunst auf ihren kleinen, schnellen Pferden! Damit verbreiteten sie allenthalben Schrecken auf ihren ausgedehnten Raubzgen, die sie bis zur Nordsee, quer durch Westeuropa bis Nordspanien, in Italien bis Apulien und am Balkan bis vor Konstantinopel gebracht hatten. Noch heute sind die Ungarn stolz auf diese Zeiten, wo sie von allen gefrchtet wurden. Selbst Attila, den wsten Hunnenknig, betrachten sie als verehrungswrdigen Ahnherrn, was ganz ins Bild passt. Als nach der Trkenzeit Ungarn wieder Bedeutung erlangte, lebte das naturgem alles wieder auf: die wild reitenden Rebellen der Haijduken wurden verehrt, die stolzen Husarenregimenter paradierten in ihrer fast asiatischen Montur, aber auch die Pferdezucht wurde gekonnt betrieben. Die Grafen Festetics in Keszthely am Sdende des Plattensees betrieben in ihrer privat gegrndeten Agrarhochschule Georgikon die Pferdezucht wissenschaftlich und die Aristokraten, die auf sich hielten, eiferten ihnen nach. Das berhmteste ungarische Gestt Babolna bei Komorn/Komarom am Weg von Raab/Gyoer nach Tata lag in der Monarchie rufmig gleichauf mit Lipizza in Krain und Kladrupy in Bhmen, alles unter Pferdekennern weltberhmte Zuchtanstalten. Der Hotelier Johann Frohner hatte wahrscheinlich schon in seiner Zeit als Restaurant-Inhaber am Staatsbahnhof in Budapest Kontakte zu diesen aristokratischen Reiterkreisen, ganz sicher aber war dies der Fall, als er das Hotel Frohner fhrte, wo gerade diese Kreise nachweislich intensiv verkehrt haben. Als arrivierter Mann, der auch gesellschaftlich etwas darstellte, kann leicht der Wunsch entstanden sein, auch auf diesem fr Ungarn so typischen und wichtigen Sachgebiet zu ressieren. Als er reich wurde und es sich leisten konnte, wird er eingestiegen sein. Er grndete das nach seiner ersten Frau so benannte Gestt Karolinenhof. Wir wissen allerdings nicht, wo dieser Karolinenhof lag. Aus familiren Erzhlungen der Groeltern war zu entnehmen, dass der eigentliche Pferde-Fachmann und Teilhaber des Gestts ein Rittmeister war (mit Namen Sllinger, wie wir eruieren konnten). Darin liegt eine fast zwingende Logik, denn der Hotelier Frohner konnte sicher auf diesem Gebiet der Pferdezucht und der Abrichtung von Rennpferden nicht mit dem in Ungarn damals herrschenden Standard irgendwie mithalten. Er brauchte also einen erstrangigen Fachmann, das wird der besagte Rittmeister gewesen sein. Ihn am Gestt zu beteiligen, war motivatorisch sicher vernnftig. Im Nachruf des Wiener Fremden-Blattes vom 7. Juni 1894 wird Johann Frohner in dieser Beziehung folgendermaen

16

charakterisiert: Er gehrte zu unseren ltesten und grten Rennstallbesitzern. Er war kein spekulativer Rennmann, der immer und immer nur hohe Preise gewinnen wollte, sondern er hatte eine groe Passion fr das edle Pferd und sein grter Stolz war, mit den Pferden eigener Zucht Erfolge auf dem Turf (= Rennbahn) zu erringen. In der Verlassenschaftsabhandlung wird bei der Vermgensschtzung der in Ungarn liegenden Werte vom Notar Dr. Daniel Jeszensky in Budapest eine nachtrgliche Korrektur angebracht dergestalt, dass von 4 Grundstcken in der Stadtgemeinde Totis (= Tata in Westungarn) dem verstorbenen Johann Frohner jeweils nur die Hlfte gehrt habe. Es wre nun mglich, dass die zweite Hlfte dem Rittmeister, dem Gesttsteilhaber gehrt hat. Damit wre der Karolinenhof in Tata gelegen, in der Nhe von Babolna und auch von Kisber, wo laut testamentarischer Verfgung die Rennpferde des verstorbenen Rennstallbesitzers Johann Frohner in der Pferdelicitation versteigert werden sollten und auch wurden. Mglicherweise liegt dort in der Nhe auch der Heimatort der Karoline Frohner, den wir auch nicht kennen. Soweit unser ungengender Wissenstand dazu! Der Hotelier Johann Frohner war aber insoferne ein echter Sportsmann, weil er unter dem Pseudonym Captain Violet tatschlich persnlich an Rennen teilnahm und nicht nur als Zuschauer bzw. Besitzer von Rennpferden auftrat. Der bereits zitierte Nachruf im Wiener Fremden-Blatt beschftigt sich ausfhrlicher mit dem verstorbenen Johann Frohner als Pferdezchter. Es werden Namen seiner Pferde genannt, die damals unter Kennern berhmt waren, wie Cambrian und Abonnent. Von letzterem glaubte man beinahe ein unbesiegbares Pferd vor sich zu haben (Zitat). Das Frohnersche Pferd Biro gewann den Budapester Staatspreis in Hhe von 10.000 Francs. Aber es muss nach Schilderungen auch groe Enttuschungen und zeitweise Versager gegeben haben. Jedenfalls entsteht doch der bestimmende Eindruck, dass der Rennstallbetrieb per saldo kein finanzieller Erfolg gewesen ist. Zu seinen letzten Erfolgen auf diesem Gebiet kennen wir aus einer ungarischen Quelle einen Fall: Das im Jahr 1892 im Gestt Frohners geborene Vollblut-Rennpferd Tokio! Es war sehr erfolgreich und nahm auch am Derby in Wien teil, was ausdrcklich erwhnt wird. Es wurden offensichtlich auch gelegentlich stolze Preise gewonnen, doch, wie bereits zitiert (Nachruf in der Neuen Freien Presse), betrieb er die Pferdezucht fr den Rennsport mit einer wahren Leidenschaft, ohne jedoch die erwnschten Erfolge zu erzielen. Noch vor seinem Tod verkaufte Frohner die beiden Rennpferde Tokio und Paratlan (Zitat Fremden-Blatt) um die hohe Summe von 70.000 Gulden an Herrn von Pechy. Als Geschftsmann wird er RenditeErwartungen gehabt haben, aber so exklusive Hobbies kosten Geld und bringen selten etwas netto ein! Der Rennsport drfte noch eine andere Auswirkung gehabt haben. Unter den aristokratischen Rennkollegen mit ihren stolzen, alten Titeln als Grafen und Barone wirkte der einfache Johann Frohner wahrscheinlich etwas drftig. Man wird ihm da wohl nahe gelegt haben etwas zu unternehmen, um eine Nobilitierung zu erreichen. So lie er nachforschen und dabei wurde vorgeblich entdeckt, dass die Frohner aus Wrttemberg abstammen, ein Frohner sich im 30-jhrigen Krieg nach der Schlacht am Weissen Berg in

17

Prag (1620) dadurch verdient gemacht habe, dass er den geschlagenen Kurfrsten Friedrich von der Pfalz (Winterknig in Bhmen) auf dessen Flucht bis Holland verfolgt habe und dafr von Kaiser Ferdinand II. geadelt worden sei (Siehe Anlage I !). Wir kennen unsere Vorfahren durch unsere Ahnenforschung in geschlossener Reihe bis etwa 1600 zurck, jedenfalls bis vor den Beginn des 30-jhrigen Krieges (1618). Es ist kein Adeliger darunter, alle waren sie Bauern oder sogar Knechte (famulus rusticus) und sie waren alle aus Gro Inzersdorf im Weinviertel, niemand aus Wrttemberg! Die von Johann Frohner offensichtlich angestrebte Besttigung eines angeblich vorhandenen Adels ging jedenfalls nicht durch. Im sterreichischen Staatsarchiv, wo wir unter den Akten des damals fr Adelssachen zustndigen Innenministeriums nachgeforscht haben, liegt nichts vor. Die dortigen kundigen Archivare sind aber sicher, dass dafr die ungarischen Behrden zustndig waren (Ungarischer Staatsbrger, Lebensmittelpunkt damals in Ungarn). Bisher ist auch dort (Ungarisches Staatsarchiv/Magyr Orszgos Leveltr) nichts aufgetaucht, so dass wir nicht wissen, wie Johann Frohner in dieser Sache argumentiert hat.

Johann Frohner als Kunstsammler und MzenIm Hotel Frohner in Budapest verkehrten regelmig Knstler. Der Hotelier Johann Frohner baute zu diesen Personen offenbar ein ganz persnliches Verhltnis auf und es muss dadurch auch sein Kunstverstndnis besonders gefrdert worden sein. Jedenfalls wurde er ein Verehrer der Malerei und er begann nach und nach Bilder zu erwerben und eine Sammlung anzulegen. In seiner Zeit danach in Wien wurde das fortgesetzt. Gegen Ende seines Lebens besa er sowohl in Wien, wie in Budapest, wie aus seinem Testament hervorgeht, je eine Bildersammlung. Auch waren seine Wohnungen, selbst im Stiftungshaus in Gro Inzersdorf oder im Herrenhaus des Gutes Neuhaus in der Untersteiermark, mit wertvollen Bildern ausgestattet. Der ungarische Teil der alten Donaumonarchie hatte durch die Trkenzeit in vielerlei Hinsicht einen groen Rckstand. Whrend der fast 200 Jahre Trkenherrschaft machte Ungarn die brige europische Entwicklung fast berhaupt nicht mit, entsprechend gro war danach der Nachholbedarf. Dies betraf auch die Kunst. Hatte man in den brigen europischen Lndern lngst Museen und Bildergalerien, angelegt von kunstsinnigen Frsten oder blo reprsentationsschtigen Regenten, wie der Zarin Katharina II. in Russland, so fehlte dies in Ungarn fast vollstndig. Um hier aufzuholen, wurde ein staatliches Kunstmuseum gegrndet, das Museum der bildenden Kunst, das seit 1906 sein klassizistisches Gebude am Heldenplatz beim Milleniumsdenkmal in Budapest hat. Fr dieses Museum sollten Bilder gespendet werden. Eine ungarische Quelle nennt unter diesen Spendern (innerhalb eines ungarischen Textes) Erny Mihly, Eltz Mria grfn, Trkny Bla, Bikkessy Lszl, Frohner Jnos. Es wird hier als Mzen des Museums neben der in Slawonien rund um Vukovar sehr begterten rheinlndischen Gfin Maria Eltz und anderen Adeligen auch unser Johann

18

Frohner genannt! Ein Teil seiner Donation ist auch bekannt. Es handelt sich um Portrts des Kaisers Franz I. (Franciscus I. Rex Hungariae et Bohemiae, Archidux Austriae) und des Feldherrn der letzten Trkenkriege, des Herzogs Josias von Sachsen-Koburg. Auerdem wurde ein Antipendium, also eine Altardecke, von Frohner gestiftet, welche fr Maria Zell bestimmt war und die in Brokatstickerei die gesamte Familie von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz Stefan samt allen Kindern zeigt, eine Weiheinschrift trgt und von Balthasar Moll entworfen worden ist.

Auch in seinem Testament hat Johann Frohner dem Ungarischen Nationalmuseum 20 Gemlde vermacht, welche das Museum nach eigener Wahl aus der Frohnerschen Bildersammlung auswhlen durfte.

19

Das Hotel Imperial in WienDas Hotel Imperial in Wien wurde als Palais eines Hochadeligen erbaut. Der Mnchner Architekt Arnold Zanetti entwarf den Plan fr das Ringstraenpalais des Prinzen Philipp von Wrttemberg, der sterreichischer Feldmarschall war und mit der ltesten Tochter des Erzherzogs Albrecht verheiratet war, der Erzherzogin Maria Theresia. Erzherzog Albrecht ist bekannt durch sein Denkmal als Reiterstandbild auf hoher Rampe vor seinem Palais, der Albertina. Er war Feldherr, der Sieger von Custozza 1866 und der lteste Sohn des Siegers von Aspern ber Napoleon (1809), Erzherzog Karl. Dieser wieder war Erbe des kinderlosen Ehepaars Herzog Albert von Sachsen-Teschen und der Erzherzogin Maria Christina, der Lieblingstochter der Kaiserin Maria Theresia. Dieses reiche, kinderlose Ehepaar, unermdliche Kunstsammler, machte mit seinem Erbe den Erzherzog Karl und seinen Stamm zu den reichsten Habsburgern ber Generationen. Fr den Prinzen Philipp von Wrttemberg war die Erzherzogin Maria Theresia sicher das, was man eine gute Partie nennt. Ganz standesgem sollte auch das groe Palais an der Ringstrae (Krntner Ring Nr. 16) sein. 1865 war der Rohbau fertig, es begann die Ausgestaltung, auen und innen. Doch der Prinz von Wrttemberg verlor die Freude an dem Prachtbau, denn er wollte damit einen Garten bis zum Wienfluss verbinden, den ihm die Stadtplanung aber verwehrte. Dort sollte der Karlsplatz entstehen und das Musikvereinsgebude hinkommen, was schlielich auch so geschah! Der Prinz von Wrttemberg bezog sein Palais nicht, er wollte es verkaufen. Das war aber nicht so einfach. Erst 1871 gelingt der Verkauf an die beiden Brder Horatius und Franz, Ritter von Landau. Die beiden sind Financiers oder Developer (ProjektEntwickler), wie man heute sagen wrde. Sie wissen, dass in Wien 1873 die groe Weltausstellung stattfinden wird und dass es in der Stadt zu wenige Hotelunterknfte, vor allem der gehobenen Art, gibt. Sie bauen das Palais in ein vornehmes Hotel um. Die hohen, vornehmen Rumlichkeiten wren als Hotel nicht so aufwendig gebaut worden. Schlielich gibt es 100 Fremdenzimmer der verschiedenen Art. Das Hotel kann am 28. April 1873 erffnet werden, die Weltausstellung wird am 1. Mai 1873 feierlich vom Kaiser erffnet. Gleich vom Anfang an kommt bei den hohen Besuchern der Weltausstellung, Herrschern und Potentaten, das Hotel sehr gut an. Doch ein Hotel zu managen, das haben die Brder Landau nicht gelernt, was sich nach der Weltausstellung bald herausstellt. Folgerichtig suchen sie einen geeigneten, versierten Pchter. Als solcher wird Johann Frohner gefunden, der in Budapest gezeigt hat, was er auf diesem Gebiet zu leisten vermag. Er kann sich dieser Herausforderung auch stellen, weil er das Budapester Hotel Frohner seinem Sohn zur Leitung bergeben kann. 1874 bernimmt Johann Frohner als Pchter das Hotel Imperial in Wien. Die Jahrespacht betrgt die stolze Summe von 90.000 Kronen. Frohner engagiert auch gleich einen Hoteldirektor, Gustav von Rhling, der bis ins nchste Jahrhundert fr Kontinuitt im Haus sorgt.

20

Frohner geht nach seinen Budapester Erfahrungen vor und sorgt in exquisiter Weise fr das Wohl seiner Gste, er verschafft dadurch dem Hotel Imperial seinen internationalen Ruf. Die Kche des Hotels ist europische Spitze und hat einen hervorragenden Ruf. Das Haus geht ausgesprochen gut, vor allem ist es die auslndische Kundschaft und darunter wiederum Herrscher und Hochadel, aber auch Spitzenknstler, welche bevorzugt dieses Hotel frequentieren. So residiert der Komponist Richard Wagner 1875 mit seiner Familie durch Wochen in sieben Zimmern des Imperial, um Auffhrungen seiner Werke in der Hofoper zu berwachen. Bismarck war wiederholt im Hotel Imperial. Es gefllt ihm sehr gut und er signiert den Fcher der Frau Karoline Frohner mit Dankesworten. Beim Aufenthalt 1879 im Imperial wird Bismarck ausgezeichnet durch den Besuch des Kaisers Franz Josef im Hotel. Im Bemhen Frohners um ein mglichst umfassendes Angebot fr seine Gste im Hotel Imperial baut er ein umfassendes Lager an Weinen aus allen bekannten Weinlndern, von Likren und Cognacs auf, welche dann auch an andere Kunden geliefert werden. Daraus entsteht ein spezieller Weinhandelsbetrieb mit entsprechend vorzglichem Ruf. Fr diese Ttigkeit strebt Johann Frohner den Titel eines Hoflieferanten an. Nach dem Tod seines Sohnes Johann in Budapest sieht er sich veranlasst, das Hotel Frohner in Budapest zu verkaufen, weil er nicht beide Hotels persnlich fhren konnte. Der Verkauf des Budapester Hotels wird so abgeschlossen, dass der Kufer die Kaufsumme zur Hlfte sofort zu bezahlen hatte, die zweite Hlfte aber nach einer bestimmten Zeit spter fllig sein sollte. Der Kufer machte aber in der Zeit zwischen den beiden Zahlungsterminen Konkurs und Frohner fiel um die zweite Hlfte dieser Summe komplett um. Das brachte ihn in betrchtliche finanzielle Bedrngnis, weil er mit dem ganzen Verkaufserls gerechnet hatte und entsprechende Dispositionen getroffen waren. Es hat sich sicher dabei um eine hohe Summe Geldes gehandelt. Gerade in dieser Zeit berprfte wegen der Zulassung als

21

Hoflieferant die Polizei im Auftrag des k. u. k. Obersthofmeisteramtes den Ruf und finanziellen Status des Johann Frohner. Es wurde festgestellt, dass er in finanzieller Bedrngnis wre. Auch wird das Engagement im PferdeRennsport nicht sehr gnstig bewertet. Jedenfalls kommt es nicht zur Verleihung des begehrten Titels. Das Budapester Hotel Frohner kommt 1883 an einen weiteren Besitzer, Georg Holzwart, der es dann umbenennt in Hotel Continental. Vom Bestreben, dem Gast im Hotel Imperial jede Bequemlichkeit zu geben und Service von hohem Niveau zu bieten, zeugt auch die Tatsache, dass Johann Frohner eine eigene Stellwagen- und Fiakerfirma in Wien grndete, damit seine Gste mit den entsprechenden Befrderungsleistungen stets gut versorgt werden konnten. Das Kaffeehaus, welches im Hotel Imperial betrieben wurde, war und ist ein beliebter Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Das Buch Hotel Imperial in Wien von Andreas Augustin, Teil der Reihe Die berhmtesten Hotels der Welt, ist voll von den vielen prominenten Gsten, die im Hotel Imperial abgestiegen sind, und von den Geschichten, die sich auch um diese Gste hier abgespielt haben. Whrend seiner ganzen Wiener Zeit, von 1874 bis zum Tod 1894, hat Johann Frohner seinen Wiener Wohnsitz im Hotel Imperial gehabt. Bis zu ihrem Tod 1885 hat auch Karoline Frohner dort gewohnt.

Dass das Hotel Imperial das absolute Spitzenhotel der ganzen Monarchie war, das darf man Johann Frohner und dem von ihm bestellten Direktor Rhling, die ein kongeniales Leitungsteam darstellten, als persnliches Verdienst zuschreiben. In der Folge konnte dieser Rang gehalten werden, auch in republikanischen Zeiten. Dass whrend der Besatzungszeit 1945 bis 1955 das Hotel Imperial Sitz des sowjetischen Hochkommissars war, hat zwar den Schauder aller hervorgerufen, die dorthin zitiert wurden und wovon gar nicht wenige (nach Sibirien) verschwunden sind, aber danach konnte das Hotel wieder den alten Ruf herstellen und bis heute residieren dort die hohen Staatsbesucher der Republik sterreich.

22

Im Jahr 1913 ging das Hotel Imperial an eine Aktiengesellschaft ber, die dann in den 1930er Jahren in den Bereich der Beteiligungen der Creditanstalt-Bankverein kam. Nach der Besatzungszeit wurde daraus eine Hotelgesellschaft fr Nobelhotels gebildet, die Imperial Hotels Austria AG, welcher die beiden Wiener Hotels Imperial und Bristol und das Salzburger Hotel Goldener Hirsch angehren. 1987 bertrgt die Creditanstalt 47,4 % der Anteile der Imperial Hotels Austria AG an die amerikanische CIGAGruppe, welche auch das Management der Hotels bernimmt. Diese Anteile gelangen 1995 an die Hotelgruppe Sheraton und schlielich bernimmt diese Anteile und den Betrieb der Hotels 1998 die amerikanische Hotelkette Starwood Hotels & Resorts. Nach bereits geschlossenen Vertrgen kommt das Hotel Imperial in Wien und das Hotel Goldener Hirsch in Salzburg am 30. September 2011 auch in den kompletten Besitz von Starwood, whrend das Hotel Bristol an die Hotel Sacher-Gesellschaft der Familie Grtler geht.

Johann Frohner als GutsbesitzerMit dem Verkauf des Hotel Frohner in Budapest hat sich der Lebensmittelpunkt des Johann Frohner endgltig nach Wien verlagert, wenngleich das Gestt in Ungarn weiterhin in seinem Besitz verblieb und er in Budapest eine Wohnung samt der dortigen Bildersammlung und einen bedeutenden Immobilienbesitz unterhielt. Seine emotionale Bindung an Ungarn blieb jedenfalls vollgltig aufrecht, was auch magebliche ungarische Politiker so sahen. So wohnten die politischen Delegationen der ungarischen Regierung, welche die gemeinsamen Staatsangelegenheiten in Wien auszuhandeln hatten, besonders die schwierigen Finanzverhandlungen, im Hotel Imperial unseres Frohner, wie man sich ausdrckte, und sie lobten die vorzgliche Kche und deren ungarischen Einschlag. Nach dem Tod seiner ersten Frau Karoline am 4. 2. 1885 ging Johann Frohner eine zweite Ehe ein. Wir kennen nicht das Heiratsdatum. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Roman Franz Frohner, der am 29. 2. 1888 geboren wurde. Die zweite Ehefrau Josefine Ccilie, geborene Tichtl von Tutzingen, wurde geboren am 19. 3. 1862 in Szatmrnmeti (heute: Satu Mare in Nordwest-Rumnien) als Tochter des am 21. 1. 1880 in Budapest gestorbenen Friedrich Tichtl von Tutzingen und dessen Ehefrau Ludovika, geborene Dolinovszka, die in Budapest am 2. 1. 1908 verstorben ist. Die zweite Ehefrau war also adelig, das Prdikat weist aber auf einen eher jungen Beamten- oder Militradel hin. Der Name ist deutsch, aber die vorhandenen Lebensdaten beziehen sich allesamt auf Ungarn. Diese Ehe muss sehr unglcklich verlaufen sein und sie wurde noch im Jahr der Geburt des Sohnes Roman Franz geschieden! Warum ein erfolgreicher Mann, dessen Erfolge auch ein entsprechendes Ma an Menschenkenntnis und Urteilsvermgen zur Voraussetzung haben, eine Frau heiratet, die 33 Jahre jnger ist und welche laut den sprlichen mndlichen Berichten unserer Groeltern keine gute war, wissen wir nicht. Ob der Adel da geblendet hat, der ja schlielich ein niederer war, ist

23

schwer vorstellbar, aber keinesfalls auszuschlieen. Der Wortlaut des Testaments, ber das noch zu berichten sein wird, ist diesbezglich ein erschtterndes Zeugnis! Zum Gutsbesitzer und ausgedehnten Immobilien-Inhaber wurde Johann Frohner erst im fortgeschrittenen Alter und zwar in erster Linie in sterreich. Am 30. 8. 1889 kaufte er das Gut Neuhaus im Bezirk Cilli in der Untersteiermark, Katastralgemeinden Dobrna und Zavreh, mit einem reprsentativen Herrenhaus. Die Baulichkeit geht zurck auf den Freiherrn Franz Xaver Augustin von Dienersberg aus 1772. Zum Besitz gehrte eine Thermalquelle, die 1847 veruert wurde. 1851 wurde der ganze Besitz verkauft an Franz Anton Graf KolovratLiebsteinsky, 1864 erwarb es Johann Ritter von Ressingen, dem Adolf Ritter von Layritz folgte. Die weiteren Besitzer waren ab 1882 Adolf Kogan und ab 1887 Adolf Dub, der an Johann Frohner verkaufte. Das von einem Park umgebene Herrenhaus, das in der 2. Hlfte des 19. Jahrhunderts modernisiert und mit Ecktrmen versehen wurde, ist noch heute ein beachtliches Gebude, in welchem ffentliche Einrichtungen (Kindergarten und hnliches) untergebracht sind. Die zugehrigen Flchen des Gutes kennen wir nicht im Einzelnen, wohl aber den Wert, der in der Vermgensaufstellung enthalten ist. Johann Frohner drfte Neuhaus besonders geschtzt haben wegen des Herrenhauses und hatte dort auch von ihm persnlich geschtzte Bilder. Das Gut ist in der Landtafel des Herzogtums Steiermark eingetragen. Die Landtafel war das Verzeichnis der adeligen Besitzungen, mit denen gewisse Rechte verbunden waren, etwa seinerzeit ein Sitz in der Adelsfraktion des Landtages.

Herrenhaus von Gut Neuhaus

24

Villen in Dornbach: Im 17. Wiener Gemeindebezirk/Hernals erwarb Johann Frohner drei Villen mit ausgedehnten Grten, wo auch exotische Bume angepflanzt waren (z. B. 2 Mammutbume) an den Adressen Andergasse 12, Andergasse 14 und Pointengasse 11. Zumindest eine der Villen (die in der Pointengasse) wurde am 14. 4. 1891 gekauft. Diese Villen wurden entsprechend ausgestattet vermietet und bildeten eine private Erwerbsquelle.

Dominikanerhof in Markgrafneusiedl mit Fresken am Erker ber dem Einfahrtstor

Das Gut Markgrafneusiedl im Marchfeld wurde am 22. 6. 1892 gekauft. Dieses Gut ist in der Landtafel des Erzherzogtums sterreich unter der Enns eingetragen. Das Gut bestand aus einem groen Wirtschaftshof mit betrchtlichem Viehstand (70 Rinder, 24 Pferde, 10 Zugochsen etc.) und einer modernen maschinellen Ausstattung (z.B. ein Lokomobil, Dreschmaschine, Milchseparator und Milchkhlanlagen usw.). Wegen der Nhe zur Grostadt Wien drfte hier eine recht ertragreiche Milchwirtschaft unterhalten worden sein. Dafr gab es damals berhmte Vorbilder, beispielsweise die Mustergter des Erzherzogs Friedrich, Herzogs von Teschen (Erbe des vorher unter dem Hotel Imperial erwhnten Erzherzogs Albrecht) in Ungarisch Altenburg (heute Mosonmagyarovr), wo ein ganzer Komplex von Gutshfen beiderseits der heutigen sterreichisch/ungarischen Grenze unter Einschluss des Seewinkels am Neusiedler See bestand. Die Produkte dieser Milchwirtschaft waren so bekannt und qualitativ hochstehend, dass noch heute der Begriff Teebutter existiert, welcher mit dem Tee als Getrnk nichts zu tun hat, sondern TEE war ein Markenzeichen und stand als Abkrzung

25

fr: Teschen, Erzherzogliches Erzeugnis. Daneben gab es in Markgrafneusiedl den traditionellen Ackerbau, aber auch diesen mit modernen Methoden, wobei mit einem Lokomobil geackert wurde oder die Dreschmaschine angetrieben worden ist. Das Gut drfte etwa 40 Leuten einen Dauerarbeitsplatz geboten haben, neben den Saisonarbeitern zur Erntezeit. In Anlage III ist der Hauptteil des Fundus instructus, also des lebenden und toten Inventars des Gutes Markgrafneusiedl enthalten, so dass der landwirtschaftlich etwas bewanderte Leser sich ein Bild von der Ausstattung dieses Gutes machen kann. Der Erwerb dieser Liegenschaften ist in relativ kurzer zeitlicher Abfolge durchgefhrt worden und die Finanzierung erfolgte teilweise durch Hypothekarkredite der Boden-Creditanstalt bzw. der Niedersterreichischen Hypothekenanstalt. Zum Todeszeitpunkt des Besitzers waren diese Realitten mit etwa 40 % ihres Wertes hypothekarisch belastet. Es hat dies den Anschein, dass Johann Frohner mit dieser Gestaltung seiner Vermgenszusammensetzung eine Art Altersversorgung aufbauen wollte oder fr seinen sehr jungen Sohn eine solide Einkunftsquelle unabhngig vom Hotelgeschft schaffen wollte. Jedenfalls wurde diese VermgensUmschichtung in aufflliger Weise ausschlielich in sterreich vollzogen, obwohl auch nach dem Verkauf des Hotel Frohner in Budapest dort noch ein betrchtlicher innerstdtischer Realittenbesitz vorhanden war.

Johann Frohner als ungarischer StaatsbrgerDurch den Ausgleich mit Ungarn im Jahr 1867 wurde der sterreichische Kaiserstaat zur Doppelmonarchie sterreich-Ungarn. Diese Staatsbezeichnung wurde erst spter von Kaiser Franz Josef verfgt, weil sie einfacher war als die im Ausgleich fixierte Bezeichnung, nmlich fr sterreich: Die im Reichsrat vertretenen Knigreiche und Lnder und fr Ungarn: Die Lnder der heiligen Stephanskrone. Da Johann Frohner 1867 seinen Lebensmittelpunkt in praktisch jeder Beziehung in den Lndern der Stephanskrone hatte, wurde er automatisch ungarischer Staatsbrger und er blieb dies auch bis an sein Lebensende, obwohl sein Lebensmittelpunkt nach 1874 (bernahme des Hotel Imperial als Pchter) immer mehr in sterreich gelegen war. Die Grnde fr diese Beibehaltung der ungarischen Staatbrgerschaft werden vielfltig gewesen sein: Sein beruflicher und gesellschaftlicher Aufstieg erfolgte in Ungarn. Dort kam er zu Vermgen und Ansehen. Dadurch entstand wahrscheinlich ein Gefhl der Dankbarkeit Ungarn gegenber. Sein familires Umfeld in Ungarn zusammen mit seiner ersten Frau und deren Kindern war glcklich. Seine Passion fr die Reiterei, die Pferdezucht und den Rennsport muss eine krftige Klammer zu Ungarn gewesen sein, zu der Nation, in welcher diese Sparten besonders hoch geschtzt wurden, wo von alters

26

her diese Disziplinen durch ausgesprochene Spitzenleistungen hervorgestochen haben. Wahrscheinlich haben ihn seine vielen hochgestellten Freunde aus der Zeit des Hotel Frohner in Budapest und aus der Pferdesport-Szene auch gefhlsmig sehr an Ungarn gebunden. Schlielich wurde in Ungarn in dieser Zeit eine Aufbruchsstimmung erzeugt, die auch auf den Hang der Ungarn als Adelsnation und Herrenvolk zurckzufhren ist, die eigene Bedeutung zu berschtzen, was aber im Aufwrtstrend immer imponierend wirkt.

Eigentlich war Johann Frohner der Prototyp eines Angehrigen des Kaiserstaates, der gleichermaen in beiden Reichshlften verankert und buchstblich zu Hause war. Der Ausgleich war auf einer Art Paritt aufgebaut und es sollten auch in beiden Reichshlften die jeweiligen Minderheiten zu ihren vollen Rechten kommen. Ferenc Dek, der fr Ungarn den Ausgleich mit dem Kaiser ausgehandelt hatte (die Kaiserin Elisabeth hat, entgegen einer weitverbreiteten Ansicht, dabei real keine Rolle gespielt), hatte die Ungarn nach der erfolgten Lsung ausdrcklich gewarnt, die gemeinsamen Angelegenheiten des Gesamtstaates, nmlich Militr, Finanzen und die Auenpolitik, ja nicht irgendwie schmlern zu wollen. Er hatte seine Landsleute auch davor gewarnt, den gemeinsamen Staat zu schwchen oder gar verlassen zu wollen, denn dann msste sich Ungarn dazu bequemen, zwischen dem Deutschen Reich, Russland und der Trkei ein unbedeutender Kleinstaat zu werden. Leider haben die Ungarn spter dieses Vermchtnis von Dek nicht beachtet. Sie verweigerten nach und nach immer mehr die Minderheitenrechte und betrieben eine aggressive Magyarisierungspolitik, was besonders die Slowaken, Rumnen und Kroaten aufbrachte (und stimmungsmig bis heute nachwirkt!). Das Militr wurde geschwcht indem die Reservearmee auf massive ungarische Forderung hin geteilt wurde in die ungarischen Honved und die sterreichische Landwehr. Schlielich wurde ber die Finanz- und Steuerpolitik dauernd hingebungsvoll gestritten. Der Nationalismus trieb auch sonst seine Blten, etwa der bittere Schulstreit um die jeweilige Unterrichtssprache in Bhmen (was in Mhren 1905 ganz einfach und logisch geregelt wurde). Schlielich proklamierte in den 1890er Jahren Graf Julius Andrssy der Jngere ganz offen den Anspruch der Ungarn auf Suprematie in der gesamten Monarchie. Auf die Spitze getrieben wurde diese Gromannssucht durch ein Memorandum an die ungarische Regierung 1915, also bereits im Ersten Weltkrieg, in welchem die Ansprche Ungarns nach einem Sieg in diesem Krieg deklariert wurden. Der ungarische Historiker Krisztin Ungvry referierte am 22. Mrz 2011 im Institut fr die Wissenschaft vom Menschen in Wien zum Thema Der Rechtsradikalismus in Ungarn und seine geistigen Wurzeln und erzhlte vom Inhalt dieses Memorandums. Danach sollte Ungarn die Herrschaft ber den gesamten Balkan zustehen und ber alle Lnder des Ottomanischen Reiches bis Sdarabien inklusive gypten (damals britisch) und Libyen (italienische Kolonie), ferner ber Persien und alle turanischen Lnder (heute Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und von China Sinkiang mit seiner turanischen Bevlkerung der Uiguren). Dem Deutschen Reich wre die Dominanz in Nord- und Westeuropa sowie in bersee zugekommen und fr

27

sterreich war vorgesehen, dass es Galizien an Polen abtreten drfe und dafr einen Erzherzog als dortigen Knig nominieren htte knnen. Man mag das als Skurilitt werten, was es ja auch ist, aber, wie Professor Ungvry darlegte, haben magebende Kreise in Wirtschaft und Politik in Ungarn so gedacht. Umso drastischer war der Absturz 1919 durch den Frieden von Trianon! Johann Frohner hat sicherlich als wacher Geist bis zum Ende seines Lebens diese Entwicklung verfolgt. Er wird darber nicht glcklich gewesen sein. Die bertreibungen gegen Ende der Monarchie hat er nicht erlebt. Als realistisch denkender Zeitgenosse htte er dies sicherlich abgelehnt. Er blieb aber staatsrechtlich Ungar und er bestimmte testamentarisch, in Budapest begraben zu werden. Auch seine Verlassenschaft wurde mageblich in Ungarn abgehandelt, die von ihm bestellten Vormnder seines minderjhrigen Sohnes Roman Franz waren Ungarn und dieser wuchs auch in Budapest auf.

Johann Frohner und seine Heimatgemeinde Gro InzersdorfSeinem Heimatort Gro Inzersdorf blieb Johann Frohner zeitlebens gewogen. Er ging als Jugendlicher bereits frh weg nach Preburg. Wahrscheinlich war in dieser Zeit prgend, dass nach dem Verschwinden des Vaters in der heutigen Slowakei und dem dann besttigten Tod durch den Raubberfall die Ortsbewohner der dadurch schwer getroffenen Familie in solidarischer Weise Beistand geleistet hatten. So etwas vergisst man nicht! Sein Kontakt nach Hause wird von Preburg und Budapest aus in erster Linie ein postalischer gewesen sein. Als er ab 1874 in Wien war, gab es sicherlich hufigere Besuche in Gro Inzersdorf. Jedenfalls hatte er dort nicht nur Kontakt zu den Verwandten, er hatte auch Freunde in Gro Inzersdorf, nmlich den Weinhndler Georg Brbaum und den Brgermeister Franz Lieberth. Der Weinhndler Georg Brbaum hatte ebenfalls eine bemerkenswerte Karriere zu verzeichnen. Die Inzersdorfer Weinbauern lieferten Wein hauptschlich an Gastwirte in Wien, zu denen relativ fixe Geschftsverbindungen bestanden. Die Lieferung erfolgte durch die Bauern per eigenem Pferdefuhrwerk mit Fuhrfssern zu 750 l. Zwei dieser Fsser passten auf einen Weinwagen, mit dem auf einer Tour von 2 Tagen nach Wien frei Haus geliefert wurde. Mit einer derartigen Lieferung war Brbaum unterwegs, als im Oktober 1848 Frst Windischgrtz die Revolution in Wien niederschlug und seine Soldaten die Stadt plndern durften. Brbaum kam nicht durch zu seinem Wirt, seinem Kunden. Er schenkte nun stattdessen den Wein direkt vom Fuhrfa an die Soldaten aus, die mit Plnderungsgut zahlten. So wurde er den Wein los und im Futtersack, mit welchem der Hafer fr die Pferde mitgefhrt wurde, befand sich dann bei der Rckkehr nach Gr. Inzersdorf manche Kostbarkeit, welche die Soldaten in Zahlung gegeben hatten. Dieser abenteuerliche

28

Weinverkauf lieferte das Startkapital fr einen umfangreichen Weinhandel und die Errichtung der Kellerei, welche heute die Winzergenossenschaft besitzt. Unsere Groeltern berichteten, dass der Hotel-Onkel, so wie das unter Verwandten blich war, jedenfalls zum Kiritag, dem Kirchweihfest, zu Besuch kam. Dieses Fest, das 2 Tage dauerte, fand Sonntag und Montag nach dem Tag der Hl. Rosalia, dem 4. September, statt. Die heilige Rosalia ist die Kirchenpatronin von Gro Inzersdorf. Als Johann Frohner ein reicher Mann war, kam es schon auch vor, dass er beim Tanz im Wirtshausgarten eine Handvoll Mnzen unter eine Schar Buben warf und zusah, wie die sich um die Geldstcke balgten. Seine positive Beziehung zu seinem Heimatort Gro Inzersdorf bekrftigte Johann Frohner durch die Errichtung des Frohner-Stiftungshauses im Jahr 1883, das er seiner Heimatgemeinde schenkte. Dieses Haus sollte verschiedenen Zwecken dienen: 1. Es sollte Sitz der Gemeindeverwaltung sein (Gemeinde-Kanzlei). Vorher waren die administrativen Angelegenheiten der Gemeinde im Haus des jeweiligen Brgermeisters abgewickelt worden, wo auch die entsprechenden Belege, Schriftstcke und die Gemeindekassa aufbewahrt wurden. 2. Gemeinschaftsdienste der Gemeinde sollten dort ihre Unterkunft haben. So gab es den Stall fr den Gemeindestier und die Zuchteber der Gemeinde und die Wohnung fr den Halter, welcher zur Betreuung dieser Tiere angestellt war, im Stiftungshaus. 3. Es diente der Hebung der Gesundheit durch die Einrichtung von 2 Badezimmern. So heit es im Stiftungsbrief: Die im Stiftungshause eingerichteten zwei Badezimmer sind von der Gemeinde Gro Inzersdorf in Stand zu halten und die Bentzung derselben gegen Entrichtung eines von der jeweiligen Gemeinde-Vertretung in Gro Inzersdorf nach ihrem Ermessen zu bestimmenden, geringen Entgeltes den nach Gro Inzersdorf zustndigen Brgern und deren Familien zu bewilligen. 4. Es war eine Wohnung fr einen Arzt vorgesehen und dazu sagt der Stiftungsbrief: Die im Stiftungshause fr einen Arzt eingerichtete Wohnung, rcksichtlich die Rumlichkeiten derselben sollen einem Arzte unter der Bedingung unentgeltlich zur Bentzung berlassen werden, da derselbe seinen Aufenthalt in dieser Wohnung thatschlich nehme und sich verpflichte, die im Stiftungshause wohnenden Armen in Erkrankungsfllen unentgeltlich zu behandeln und ihnen auch unentgeltlich die nothwendigen Arzneimittel zu liefern. Falls kein Arzt aufgetrieben werden knne, durfte die Gemeinde diese Wohnung anderweitig verwerten, muss aber in diesem

29

Fall die Kosten fr die Behandlung der erkrankten Armen bernehmen. Tatschlich wohnte im Stiftungshaus bis 1946 kein Arzt, sondern Lehrer und auch eine Hebamme. Im Zuge der Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem 2. Weltkrieg kam ein Verwandter des damaligen Brgermeisters Karl Frohner, unseres Vaters, als Arzt nach Gro Inzersdorf und machte im Stiftungshaus seine Ordination auf. Es war dies Dr. Heinrich Mocker mit seiner Familie aus Kaaden in Nordbhmen. Seine Frau Therese war die Enkelin der Theresia Frohner, Schwester unseres Grovaters Rupert Frohner und Nichte des Hoteliers Johann Frohner, die am 7. 8. 1888 den Bcker Felix Engel aus Drnkrut geheiratet hatte. 5. Es diente als sogenanntes Armenhaus. Der Stiftungsbrief sagt dazu aus: Dieses Stiftungshaus hat in erster Linie die Bestimmung, armen, nach Gro Inzersdorf zustndigen vorbergehend oder bleibend erwerbsunfhigen Personen ohne Unterschied des Geschlechtes, Alters, Standes und der Religion ein unentgeltliches Asyl fr die Dauer ihrer Erwerbsunfhigkeit zu beschaffen, das heit ihnen in diesem Hause Wohnung fr die Dauer ihrer Erwerbsunfhigkeit zu gewhren, ferner den in dem Armenhause domizilierenden Armen im Erkrankungsfalle unentgeltlich rztliche Behandlung, Pflege und Arznei im Armenhause selbst zu Theil werden zu lassen. Weiters bezieht der Stiftungsbrief in den Kreis der Begnstigten noch ein das Gesinde bzw. die Dienstboten, die in Gro Inzersdorf beschftigt sind, auch wenn diese selbst persnlich nicht nach Gro Inzersdorf zustndig sein sollten. ber diese Flle sollte die Gemeinde-Vertretung entscheiden, ebenso ber die Entfernung von Begnstigten, welche sich der Ordnung nicht fgen. 6. Das Ehepaar Johann und Karoline Frohner besa auch eine Wohnmglichkeit im Stiftungshaus fr seinen eigenen Bedarf. Es heit dazu im Stiftungsbrief: Die Eheleute Herr Johann und Frau Karoline Frohner behalten sich fr ihre Lebenszeit das Recht der unentgeltlichen Bentzung der zwei im Stiftungshause eingerichteten Fremdenzimmer vor, und erlangt die Gemeinde Gro Inzersdorf erst nach dem Ableben des Herrn Johann und der Frau Karoline Frohner das Recht, ber diese beiden Fremdenzimmer zum Nutzen der Stiftung oder der Gemeinde zu verfgen. Die beiden Zimmer waren eingerichtet als Wohnsalon und als Schlafzimmer mit vornehmen Mbeln und kostbaren Bildern. Interessanterweise blieben die Zimmer in ihrer ursprnglichen Form samt Einrichtung, offenbar aus Respekt, erhalten bis 1938. Erst die bernahme der Gemeindeverwaltung durch die Nationalsozialisten bewirkte, dass der Wohnsalon zum Sitzungszimmer des Gemeinderats umgewandelt wurde. Die Mbel und Bilder wurden auf den Dachboden geschafft. Als die Stadtgemeinde Zistersdorf nach der Eingemeindung von Gro

30

Inzersdorf das dortige Gemeindeeigentum bernahm, wurde auch der Dachboden des Stiftungshauses aufgerumt. Die Zistersdorfer Gemeindearbeiter schafften die unansehnlich gewordenen Mbel zur Entsorgung weg. Das gleiche sollte mit den 6 vorhandenen Bildern geschehen. Doch schritt hier Herr Johann Schwarzmann ein. Er wollte mit Walter Blisa zusammen ein Dorfmuseum in Gr. Inzersdorf einrichten und besa fr diesen Zweck bereits etliches Material. Er brachte die Bilder fr diesen Zweck an sich und rettete sie so vor dem Mllhaufen! Spter setzte er sich mit dem Amtsdirektor der Stadt Zistersdorf, Mikowitsch, ins Einvernehmen und die Bilder wurden dem Amtsdirektor bergeben. Als ein Beamter des Bundesdenkmalamtes in Zistersdorf zu tun hatte, sah er zufllig die Bilder und erkannte zwei davon als recht wertvoll. Der Brgermeister Dr. Rudolf Streihammer, von Beruf Gymnasialprofessor und ausgebildeter Historiker, wurde verstndigt und im Stadtrat die Sache besprochen. Der Stadtamtsdirektor Mikowitsch ersuchte nun den Lehrer und als Maler rtlich anerkannten Franz Rauscher sich dieser Bilder anzunehmen, der in der Folge mit den beiden als wertvoll bezeichneten Bildern nach Wien ins Dorotheum fuhr, um diese dort beurteilen zu lassen. Ein Fachmann im Dorotheum erkannte nach kurzer Untersuchung, dass die beiden auf Holz gemalten Landschaftsbilder das Werk eines flmischen Meisters des 17. Jahrhunderts wren, aber dringend restauriert werden sollten, bevor man sie verwerten knne. Als Restaurierungskosten wurden 150.000 Schilling pro Bild angegeben. Die beiden Bilder aus Gro Inzersdorf blieben vorlufig im Dorotheum und der Zistersdorfer Gemeinderat qulte sich lange mit der Entscheidung hinsichtlich der Restaurierung. Niemand hatte ein einschlgiges Fachwissen und 300.000 S Kosten waren kein Kleingeld. Schlielich gab man den Auftrag zur Restaurierung. Es wurde spter im Mrz 1988 ein Gutachten erstellt durch Fr. Dr. Margaretha Krmer als vom Dorotheum nominierte Expertin und die beiden Bilder konnten eindeutig dem Maler Anton Mirou zugeordnet werden, der 1586 in Frankenthal in der Pfalz geboren wurde und ein Schler des niederlndischen Malers Gillis van Coninxloo war, der 1544 in Antwerpen geboren wurde und als Reformierter 1585 aus dem katholischen Antwerpen nach Frankenthal in die damals kalvinistische Pfalz emigriert war und dort eine Schule der reinen Landschaftsmalerei nach dem flmischen Stil begrndete. Beide Bilder sind signiert mit dem Monogramm AM und datiert mit 1618 und 1619. Mirou lebte bis 1661 und seine Bilder sind heute zu sehen in den Museen von Wrzburg, Mnster, Braunschweig, Hamburg, Magdeburg, Berlin und Riga. Matthus Merian, der berhmte Kupferstecher, hat 26 seiner Landschaftsbilder gestochen und so zur Verbreitung dieser Bilder beigetragen. Die beiden Bilder aus Gro

31

Inzersdorf wurden am 6. Dezember 1989 im Dorotheum versteigert um 1,4 Mill. und 1,5 Mill. S an je einen Kufer in der Schweiz und in Deutschland. Nun wollte aber das Bundesdenkmalamt die Bilder nicht ausfhren lassen, doch erwirkte das Dorotheum schlielich die ntige Genehmigung. Die Beschreibung aus dem Versteigerungskatalog des Dorotheums samt den Bildern ist in Anlage IV enthalten. Mit dem Erls waren die Kosten der Restaurierung hereingebracht und es war noch mglich, dass um den restlichen Erls das Stiftungshaus in Gr. Inzersdorf fr den heutigen Zweck umgebaut und baulich modernisiert wurde. Ein Restbetrag drfte noch dem Vermgen der FrohnerStiftung einverleibt worden sein. Die brigen 4 Bilder aus dem Stiftungshaus in Gro Inzersdorf hngen im Veranstaltungssaal des alten Rathauses in Zistersdorf und mssten eigentlich ebenso Teil des Vermgens der Frohner Stiftung in Gro Inzersdorf sein. Der Wortlaut des Stiftungsbriefes von 1890, betreffend das Frohner Stiftungshaus in Gro Inzersdorf, ist in Anlage V enthalten. Das Frohner Stiftungshaus in Gro Inzersdorf war fr damalige Zeiten (1883) ein moderner Bau. Schon die Bauweise in 2 Etagen war imponierend unter den niedrigen Bauernhusern rundum. Die Lage im Mittelpunkt des Ortes entsprach der Funktion. Einige Details waren geradezu exquisit! So waren die Fensterscheiben des Hauses getzt, die Fenstergitter mit Mustern versehen, die an die Gitter der frheren Wiener Stadtbahn erinnerten.

Die Musikkapelle des kath. Burschenvereins Gro-Inzersdorf vor dem Stiftungshaus um 1930

Der Eingang von der Breitseite des Gebudes an der Strae war vergleichsweise imposant. Beim Eintritt merkte man, dass dies ein besonderes Bauwerk war. Die Fassade war gegliedert in fast palastartiger

32

Manier. Der Umbau in jngerer Zeit mag zweckmig gewesen sein, aber dieser Charakter des Besonderen ist weg! Der heutige Eingang erfolgt nicht von der Straenseite her, sondern um die Ecke von nebenan. Obwohl die Baumasse gleich wie frher ist und dadurch wirkt, ist letztlich ein unbeachtlicher Allerweltsbau daraus geworden.

Frohners Stiftungshaus im Jahr 1904

Bedenkt man, dass die Villa des Weinhndlers Georg Brbaum eigentlich mutwillig durch Abbruch vernichtet wurde, dass dort, wo das Gemeindegasthaus als rtliches Veranstaltungszentrum stand, ein bauliches Loch klafft mit einer Ruine daneben und dass manch frher baulich achtbares Bauernhaus umgebaut wurde zu einer stilistisch modernen Baracke, so sieht man, wie kulturlos heute streckenweise dieses Dorf wirkt. Es ist wahrlich schade! Die beiden bereits genannten und um die Dorfgeschichte bemhten Herren Johann Schwarzmann und Walter Blisa hatten 1996 zur 100 Jahr Feier des Stiftungshauses in diesem eine Ausstellung zur Dorfgeschichte ausgerichtet. Die Feier wurde vor dem Stiftungshaus mit einer Feldmesse begangen. Der begeisterte Philatelist Walter Blisa setzte auch durch, dass die sterreichische Post zum Anlass dieser Feier im Stiftungshaus ein Sonderpostamt einrichtete, wo der SonderPoststempel 100 Jahre FrohnerStiftung Gr. Inzersdorf vertrieben wurde. Die Berechnung der 100 Jahre fr diese Feier geht vom 2. Stiftungsbrief aus, der das testamentarische Legat von 10.000 Kronen betrifft, nmlich dem Jahr 1896.

33

Sonderpoststempel "100 Jahre Frohner-Stiftung" (die Briefmarke mit dem Wert 6 S zeigt ein Werk von Adolf Frohner)

Unser Vater hat fters erzhlt, dass Johann Frohner ein baugleiches Stiftungshaus auch im ungarischen Geburtsort seiner Frau Karoline, geborene Wimmer, errichten hat lassen und dass dort dieselben Einrichtungen, wie in Gr. Inzersdorf, geschaffen wurden und der Stiftungsbrief gleichartig gewesen sein soll. Es ist uns nicht gelungen, diesen Geburtsort der Karoline Wimmer ausfindig zu machen, so dass wir das nicht berprfen knnen. In seinem Testament vom 28. Mrz 1891 hat Johann Frohner fr die Gemeinde Gr. Inzersdorf ein Legat in Hhe von 10.000 Gulden ausgesetzt.

34

Nach dem Umrechnungskurs, den die sterreichische Nationalbank verwendet, wre diese Summe heute etwa 125.000 wert. Die Gemeinde sollte diese Summe in Wertpapieren anlegen und die Zinsen sollten der Erhaltung des Stiftungshauses und der Untersttzung der Armen dienen. Der Testaments-Executor, der Advocat Gustav Lovrich in Budapest, zahlte nach Abzug von Spesen und Gebhren den Betrag von 9,451 Gulden, 26 Kreuzer aus, welchen die Gemeinde Gr. Inzersdorf im Juli 1896 in dem Stiftungszwecke vinkulierte Obligationen fruchtbringend angelegt hat. Darber wurde ein eigener weiterer Stiftungsbrief am 13. Jnner 1897 errichtet, dessen Wortlaut in Anlage VI enthalten ist. Nach der Eingemeindung von Gr. Inzersdorf in die Stadtgemeinde Zistersdorf wurde fr die Frohner-Stiftung ein neuer Stiftungsbrief vom 11. November 1986 ausgefertigt und mit Genehmigung der n.. Landesregierung der Stiftungszweck gendert. Es heit dazu nun: Der genderte Zweck der Stiftung besteht darin, sozial bedrftige N Landesbrger, die in der Stadtgemeinde Zistersdorf ihren ordentlichen Wohnsitz haben, finanziell zu untersttzen. ( 3 der neuen Stiftungssatzung). Das aktuelle Kapital der Frohner-Stiftung in Gro Inzersdorf betrgt rd. 200.000 , wovon 195.000 in Wertpapieren angelegt sind, wie aus verschiedenen Gemeinderatsprotokollen der Stadt Zistersdorf ersichtlich ist, wenn dort im Gemeinderat die Jahresabschlsse der Stiftung behandelt werden. Das Stiftungshaus selbst ist weiter Teil der Stiftung und die Stiftungsbehrde beim Amt der n.. Landesregierung bt die Aufsicht ber die Stiftung aus. Der Inhalt des aktuellen Stiftungsbriefes aus 1986 ist in Anlage VII ersichtlich!

Das Testament des Johann Frohner und die Abwicklung der VerlassenschaftJohann Frohner verstarb am 7. Juni 1894 um 9 Uhr in seiner Wohnung im Hotel Imperial in Wien. Die im Wiener Tagblatt publizierte Todesnachricht merkt dazu noch an, dass er nach lngerem, schmerzvollem Leiden und Empfang der heiligen Sterbesakramente im 65. Lebensjahre selig in dem Herrn entschlafen ist. Die Neue Freie Presse bringt im Abendblatt des 7. Juni 1894 die Nachricht: Heute frh ist nach lngerem Leiden der bekannte Pchter des Hotel Imperial in Wien, Herr Johann Frohner, im Alter von 64 Jahren gestorben. Frohner krnkelte schon seit mehreren Jahren und konnte sich an der Leitung des Hotels nicht mehr direct betheiligen. Man hoffte immer auf eine gnstige Wendung im Krankheitszustande des Mannes. In den letzten Monaten konnte er seine Hotelwohnung fast niemals mehr verlassen und die rzte sahen einen tdlichen Ausgang voraus. Zuletzt setzte ein schweres Lungenbel seinem Leben ein Ziel. Wir kennen aus diesen Formulierungen nicht die Art des Leidens, das zum Tode fhrte. Eine Lungenentzndung, ganz offensichtlich durch die lange Bettlgerigkeit hervorgerufen, drfte dann die unmittelbare Todesursache gewesen sein. Sein drittes Kind, der erst 6-jhrige Sohn Roman wurde auch an sein Sterbelager gebracht. Dazu schreibt die vorher zitierte Ausgabe der Neuen Freien Presse: Man brachte sein einziges Shnchen Roman fter zu ihm, er

35

erkannte aber in der letzten Zeit sein Kind nicht mehr. Dieses sein einziges berlebendes Kind wird bei seiner Mutter, der von Johann Frohner seit 1888 geschiedenen zweiten Frau Josefine Ccilie in Budapest aufgewachsen sein, die damals wieder verheiratet war mit dem Baron Josef Ignaz Ludwig von Villany, Rittmeister des k. u. k. Husarenregiments Wladimir, Grofrst von Russland. Der kleine Roman Frohner wird daher eigens nach Wien an das Sterbebett seines Vaters, sicher auf dessen Verlangen, gebracht worden sein. Die Aufbahrung fand offenbar zuerst im Hotel Imperial statt. Das Wiener Tagblatt vom 10. Juni 1894 meldet sodann: Unter auerordentlicher Betheiligung wurde gestern Nachmittags der Pchter des Hotel Imperial und Rennstallbesitzer, Herr Johann Frohner, zu Grabe getragen. Um 3 Uhr wurde der Sarg auf den sechsspnnigen Galaleichenwagen der Enterprise des pompes funebres gehoben und nach der Hof- und Stadtpfarrkirche zu St. Augustin gebracht. Vor, neben und hinter dem Sarge schritten Bedienstete des Hotel Imperial und Deputationen der Bediensteten anderer Hotels, an deren Spitze der Direktor des Hotels, v. Rhling, und die Beamten gingen. Der Bericht zhlt zahlreiche und prominente Trauergste in der Kirche auf und weist hin auf die Anwesenheit der Standesvertreter des Wiener Gastwirteverbands, fast smtlicher Wiener Hoteliers und Restaurantbesitzer, sowie einer Deputation des Konvents der Barmherzigen Brder. Die Parte, auch enthalten im Wiener Tagblatt vom 8. Juni 1894, gibt ferner bekannt, dass die irdische Hlle des Johann Frohner nach der feierlichen Einsegnung in der Augustinerkirche in Wien, sodann nach Budapest berfhrt und auf dem Kerepeser Friedhofe in der Familiengruft zur Ruhe beigesetzt wird.

36

Die Beisetzung in Budapest findet Erwhnung im Wiener Tagblatt vom 11. Juni 1894: Aus Budapest wird uns unter dem Gestrigen (10. 6. 1894) telegraphiert: Heute Nachmittags fand unter allgemeiner Theilnahme die Bestattung des Wiener Hoteliers Frohner in der Familiengruft statt, in welcher schon seine erste Gattin bestattet ist. Smtliche Hoteliers, zahlreiche Sportsleute und der Vorstand der Fiaker-Genossenschaft waren zum Leichenbegngnisse erschienen. Die ungarischen Frohner unter Fhrung von Ing. Frohner Gyrgy kmmern sich nun um das Grab am Kerepeser Friedhof, nachdem sie durch unsere Ahnenforschung ihre Abstammung aus Gro Inzersdorf dokumentiert erhalten hatten und auch Kenntnis von diesem tchtigen und Ungarn sehr verbundenen Frohner erhielten.

Grabmal des Johann (Janos) Frohner am Kerepeser Friedhof in Budapest

Das am 28. 3. 1891 errichtete letztgltige Testament ist ein erschtterndes Dokument. Wir besitzen es im vollen Wortlaut in der Abschrift, die das Wiener Handelsgericht zur Abwicklung des Nachlasses in der sterreichischen Reichshlfte und zwar als untersttzende Behrde fr das Budapester Gericht bentzt hat, welches die eigentliche Abwicklung des Nachlasses zu besorgen hatte. Dieses Testament ist samt den Erledigungsvermerken des k. k. Handelsgerichtes im vollen Wortlaut in der Anlage VIII enthalten. Das Testament setzt den kleinen sechsjhrigen Sohn Roman Franz Frohner zum Universalerben ein. Etwa ein Drittel des Textes beschftigt sich jedoch

37

mit der Mutter dieses Kindes, der zweiten Frau des Johann Frohner, Josefine Ccilie, geborene Tichtl von Tutzingen und damals wiederverheiratete Baronin Villany. Diese Frau sollte in keiner Weise Zugriff auf das in der Verlassenschaft befindliche Vermgen erlangen, auch nicht in kleinen Dingen! Es wird ihr jede Einmengung bei der Abwicklung der Verlassenschaft ausdrcklich untersagt, ebenso irgendeine Einflussnahme auf die Verwaltung des hinterlassenen Vermgens. Ausdrcklich wird verfgt, dass der erbende Sohn ab seinem 7. Lebensjahr seiner Mutter vollkommen entzogen werden solle, was vom Vater noch beim Waisenamte in Budapest beantragt worden ist. Dem Sohn und Erben wird sogar (ab dem 7. Lebensjahr) jeder Kontakt mit seiner Mutter untersagt. Die diesbezgliche testamentarische Verfgung heit: Es ist mein ernster letzter Wille, dass mein Sohn Roman Franz Frohner nie mit dieser Frau verkehren darf, sonst wird sein Leben verdorben oder verwirkt, da sie ihn aus eigenntzigen Motiven zu allem Schlechten zu bewegen im Stande wre. Weiters formuliert der Erblasser: Nicht Ha wegen erlittener Unbilden leitet mich zu dieser Verfgung, sondern der tief verachtungswrdige Charakter der von mir geschiedenen Frau, deren Denkweise ich kennen zu lernen das Unglck hatte. Nicht aus wahrer Zuneigung und mtterlicher Liebe nimmt sie Antheil an dem Schicksale meines Sohnes, sondern einfach darum, weil er der Besitzer meines nicht unbedeutenden Vermgens wird, dessen Nutznieung sie sich zu sichern wnscht. In der Folge wird noch von dieser unmoralischen Frau gesprochen und dem strikten Auftrag alle Mittel anzuwenden, da diese meine Verordnung auf das Pnktlichste respectiert und mein Sohn dem schdlichen Einflusse dieser Frau entzogen werde. Also eine frchterliche Situation, eine testamentarische Verdammung! Was muss das fr eine Frau gewesen sein und was war da alles vorgefallen? Dort liegt auch ein Grund fr die sehr komplizierte und bis Februar 1913 dauernde Abwicklung des Nachlasses. Da der Erbe minderjhrig war, setzt der Vater zwei Vormnder ein, die auch die Verwalter der Verlassenschaft bis zum 24. Lebensjahr des Erben sein sollen. Es sind dies die Herren: Ladislaus Siptz, Prsident des Waisenamtes in Budapest, also als Vormund sicher ein Fachmann, aber offenbar auch ein Verwandter der ersten Frau des Erblassers, Karoline Wimmer, wie man aus dem Punkt V des Testaments (Ersatzerben) schlieen kann; Gustav Lovrich, Advocat in Budapest, ein juristischer Experte.

Mit der Einsetzung von 2 Vormndern und Vermgensverwaltern sollte das 4 Augen-Prinzip etabliert werden, also eine gegenseitige Kontrolle, da nur beide zusammen handlungsfhig waren. Das Testament enthlt sogar die Bitte an die Vormnder an meinem Kinde Vaterstelle zu vertreten. Weiters besteht die Anordnung ber sein (des Sohnes) geistiges und krperliches Fortkommen zu wachen und ihm eine seinem Stande und Vermgen angemessene Erziehung angedeihen zu lassen. Sogar die musikalische Ausbildung wird verfgt. Die beiden Vormnder sind dem Waisenamte in Budapest gegenber Rechenschaft schuldig. Die Konstruktion ist eine sehr vorsichtige, aber auch

38

relativ komplizierte und es wird ausdrcklich bestimmt, dass die Vormundschaft und Vermgensverwaltung erst nach erreichten 24.ten Lebensjahr meines Sohnes erlsche, bis zu welchen Zeitpunkt die Verwaltung meines Nachlasses denselben auch nicht entzogen werden kann, wenn mittlerweile mein Sohn grojhrig gesprochen wurde, da es mein unumstlicher Wille ist, da mein Sohn das Verfgungsrecht ber meinen Nachla erst nach Erreichung seines 24.ten Lebensjahres, das heit, zu einer Zeit erlange, wo er die Consequenzen seines Thuns und Lassens schon zu beurtheilen im Stande sein wird. Man kann diese strenge Vorgehensweise nur verstehen, wenn man die Sorge in Rechnung stellt, dass die leibliche Mutter bei zu frhem Antritt der Erbschaft doch noch zu einem Einfluss bzw. Zugriff auf die Erbschaft htte kommen knnen. Allerdings gab es auch Pannen auf Grund dieser komplizierten Konstruktion. So wre es 1 Jahr nach dem Tode Johann Frohners fast zum Ablauf der Konzession fr das Hotel Imperial in Wien gekommen, weil die durch den bewhrten Hoteldirektor Rhling, welcher das Hotel sehr erfolgreich weiter fhrte, bei der Stadt Wien beantragte Konzessionsverlngerung, fr die auch der Konsens des Hausbesitzers Baron Landau erforderlich war, vorerst vom Budapester Waisenamt aus spitzfindigen juristischen Grnden abgelehnt wurde. Es ging darum, ob die Konzession dem minderjhrigen Roman Frohner oder, wie die Budapester Waisenbeamten es wollten, der Vormundschaft erteilt werden sollte. Auch bei der Verlngerung des Pachtvertrages fr das Hotel Imperial mit dem Hauseigentmer Landau gab es ein langwieriges Entscheidungsverfahren des Budapester Waisenstuhls, das der ungeduldige Landau durch Setzung eines Ultimatums, nach dessen Ablauf er das Hotel anderweitig verpachten wollte, wirkungsvoll abgekrzt hat, wie das Neue Wiener Tagblatt vom 9. 11. 1895 berichtet. Das Testament trifft auch eine Regelung fr den Fall, dass der Sohn Roman Franz Frohner das Erbe nicht antreten kann (z. B. weil er vor dem 24.ten Lebensjahr stirbt). In diesem Fall sollte das Erbe bergehen an: Die Nachkommen der 3 Geschwister der ersten Gemahlin Karoline in Hhe einer Gesamtsumme von 100.000 Gulden (Substitutionslegat); Fr das restliche Vermgen sind die Geschwister des Erblassers als Universalerben (Substitutionserben) vorgesehen. Auch hier handelt es sich um 3 Stmme, nmlich: o Die Kinder der lteren Schwester Maria Frohner, verwitwete Burger: Karl Burger, Hoteldirektor in Budapest, Irma Burger, verehelicht mit Stefan Helein in Budapest, Lina Sarolta Burger, verehelicht mit Carl Weisel in Budapest. o Die Kinder des Bruders Anton Frohner, unseres Urgrovaters: Anton Frohner jun. (Deutschmeister), Bauer in Gr. Inzersdorf, Georg Frohner, Bauer in Hobersdorf, Rupert Frohner, unser Grovater, Bauer in Gr. Inzersdorf, Theresia Frohner, verehelicht mit Felix Engel, Bcker in Drnkrut,

39

Rosalia Frohner, verehelicht mit Carl Falmbigl, Bauer in Gr. Inzersdorf. o Die Kinder des Bruders Ferdinand Frohner, nmlich Fr. Elisabeth Frohner, verehelichte Wolfert, Restaurateurin in Wien XX. Nordwestbahnhof. Hinsichtlich dieser Regelung mit den Ersatzerben (Substitutionserben) gab es einen umfangreichen Rechtsstreit, welchen der Vormund Gustav Lovrich in Budapest anstrengte und zwar nicht hinsichtlich der Begnstigung der Verwandtschaft der Karoline Wimmer (100.000 Gulden), sondern nur hinsichtlich der Weinviertler Ersatzerben. Vielleicht wollte man die Verwandten der Karoline Wimmer nicht attackieren, weil sie auch enge Verwandte des Vormunds Siptz waren. Jedenfalls kam es in Budapest zur Klage des Vormunds Gustav Lovrich auf teilweise Aufhebung dieser Substitutionsanordnung und es hat der knigliche Gerichtshof in Budapest mit Urteil vom 31. Jnner 1899 folgendes zu Recht erkannt: Die im Punkt V b des durch Johann Frohner in Budapest am 28.ten Mrz 1891 errichteten Privattestaments enthaltene Verfgung wird theilweise fr ungltig erklrt, das Erbrecht der dort ernannten Nacherben auf die Hlfte der Verlassenschaft beschrnkt und auf die andere Hlfte das gesetzliche Erbrecht des descendenten Erben festgestellt. Jedenfalls hat dieser Prozess, der sich auch ber lngere Zeit hingezogen hat, etlichen amtlichen Schriftverkehr (auf ungarisch und deutsch) nach sich gezogen, der sich in den betroffenen Familien teilweise bis zur Gegenwart erhalten hat, gleichsam als Erinnerung an den Hotel-Onkel der Groeltern. Das grte Stck davon hat der Bindermeister Josef Presl aus Hobersdorf vor der bereit