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JOHANN SEBASTIAN BACH »Weihnachtsoratorium« Kantaten I-IV TON KOOPMAN, Dirigent CHRISTINA LANDSHAMER, Sopran WIEBKE LEHMKUHL, Alt TILMAN LICHDI, Tenor MICHAEL VOLLE, Bass PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN Donnerstag 07_12_2017 20 Uhr Freitag 08_12_2017 20 Uhr Samstag 09_12_2017 19 Uhr

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JOHANNSEBASTIANBACH»Weihnachtsoratorium« Kantaten I-IV

TON KOOPMAN, DirigentCHRISTINA LANDSHAMER, SopranWIEBKE LEHMKUHL, AltTILMAN LICHDI, TenorMICHAEL VOLLE, Bass

PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN

Donnerstag 07_12_2017 20 UhrFreitag 08_12_2017 20 UhrSamstag 09_12_2017 19 Uhr

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119. Spielzeit seit der Gründung 1893

VALERY GERGIEV, ChefdirigentZUBIN MEHTA, Ehrendirigent

PAUL MÜLLER, Intendant

JOHANN SEBASTIAN BACH»Weihnachtsoratorium«

BWV 248

Kantate I»Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage«

Kantate II»Und es waren Hirten in derselben Gegend«

– Pause –

Kantate III»Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen«

Kantate IV»Fallt mit Danken, fallt mit Loben«

TON KOOPMAN, DirigentCHRISTINA LANDSHAMER, Sopran

WIEBKE LEHMKUHL, AltTILMAN LICHDI, TenorMICHAEL VOLLE, Bass

SARAH NEWMAN, Echo-SopranPHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN,

Einstudierung: Andreas Herrmann

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VERKEHRTE WELT

Dies natalis. Die am 25. Dezember, dem rö-mischen Fest der »Unbesiegbaren Sonne«, begangene Weihnacht feiert den Geburts-tag aller Geburtstage: die Ankunft des gött-lichen Kindes, des kindlichen Gottes, des brüderlichen Königs und dienenden Herrn, von dem die Weihnachtslieder aller Länder und Zeiten singen und sagen. Ein »toller Tag«, eine verkehrte Welt: »Er stößt die Ge-waltigen vom Thron und erhebt die Niedri-gen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen«, singt Ma-ria, fast selbst noch ein Kind, im Glücksge-fühl der Verheißungen. Aber vor die Erfül-lung hat die Kirche das Warten gesetzt. Auf alle Prophetie und Verkündigung folgt zu-nächst einmal die Prüfung der Geduld, das Abwarten, Erwarten, Erhoffen. Der Glaube?

»Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,/ Rühmet, was heute der Höchste getan!« Können wir uns die Adventszeit und die Weihnachtsfeiertage überhaupt noch vor-stellen ohne die Musik Johann Sebastian Bachs? Das »Weihnachtsoratorium« ist längst zum populärsten Werk des Leipziger Tho-maskantors geworden, und nur mit Verwun-derung liest man, dass die Nachwelt diese

Komposition erst vergleichsweise spät »entdeckte«: 1857 veranstaltete die Berliner Singakademie unter ihrem damaligen Leiter Eduard Grell die erste Wiederaufführung nach Bachs Tod. Ursprünglich war dieses (vom Komponisten selbst so bezeichnete) Oratorium natürlich nicht für den Kon-zertsaal, sondern für die Kirche, für den Gottesdienst gedacht. Seine Vollendung im Jahr 1734 geschah in Hinblick auf eine ganz bestimmte Sonn- und Feiertagsfolge. Die ersten drei Teile erklangen an den drei Weih-nachtstagen in den Haupt- bzw. Nachmit-tagsgottesdiensten »zu St. Nicolai und St. Thomae«, den beiden Leipziger Hauptkirchen. Sie umfassen die vertraute Weihnachts-geschichte aus dem zweiten Kapitel des Lukasevangeliums. Der dritte Teil weicht deshalb vom Evangelium des dritten Fest-tages (Johannes 1, 1-14) ab, um die Kontinu-ität der lukanischen Erzählung zu wahren, wie es der Tradition der Weihnachts-Histo-rien entsprach: Man denke nur an Heinrich Schütz’ »Historia von der Geburt Jesu Chris-ti«. Der vierte Teil wurde an Neujahr musi-ziert, das nach lutherischem Verständnis als Fest der Beschneidung und Namensgebung Jesu gefeiert wurde. Am Sonntag nach Neu-jahr führte Bach Teil V auf (Matthäus 2, 1-6: Die Weisen aus dem Morgenland kommen

»Das ist das Universum, in dem

es mir behagt«JOHANN SEBASTIAN BACH: »WEIHNACHTSORATORIUM«

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

Elias Gottlob Haußmann: Johann Sebastian Bach (1746)

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

nach Jerusalem; der alarmierte König Hero-des versammelt die Hohepriester und Schriftgelehrten). Mit dem Epiphaniasfest am 6. Januar endete der sechsteilige Zyklus des »Weihnachtsoratoriums« mit der Fortset-zung der Geschichte von den drei Weisen (Matthäus 2, 7-12), die das Kind in der Krippe zu Bethlehem anbeten. Ein prachtvoller Schlusschoral krönt und besiegelt das mo-numentale Werk: »Nun seid ihr wohl gero-chen / An eurer Feinde Schar, / Denn Chris-tus hat zerbrochen / Was euch zuwider war.«

VON HERKULES ZUM HEILAND

Von den insgesamt 64 Sätzen des »Weih-nachtsoratoriums« gehen 19 auf (nicht sehr viel) ältere Huldigungs- und Glückwunsch-kantaten sowie auf eine verschollene Kir-chenkantate zurück. Bach versah sie nicht allein mit neuen Texten (als deren Autor der Leipziger Gelegenheitsdichter Christian Friedrich Henrici vermutet wird, ein unter dem Pseudonym Picander publizierende Ober-Postcommissarius), er prüfte und ver-änderte auch ihre musikalische Gestalt. In Heinrich Christoph Kochs »Musikalischem Lexikon« von 1802 lesen wir: »Wenn zu ei-nem schon vorhandenen Singstücke ein anderer Text, es sey nun in eben derselben Sprache, oder in einer andern, verfertigt, und dem Tonstücke untergeleget wird, so nennet man diesen dem Tonstücke aufs neue untergelegten Text eine Parodie.« In der Musikgeschichte zählte das Parodiever-fahren lange Zeit zum erprobten Hand-werkszeug der Komponisten (und der um ihre Aufgabe nicht zu beneidenden Text-dichter). Bach gewann mit dieser zeitspa-renden Methode »neue« Kantaten aus alten: »Ich bin deine, / Du bist meine, / Küsse mich, / Ich küsse dich«, hieß ursprünglich der zweifelsfrei weltliche Wortwechsel, den Bach für ein Duett der Kantate »Herkules auf

dem Scheidewege« vertonte. Im Jahr darauf aber übernahm er diesen Zwiegesang in sein »Weihnachtsoratorium«, indem er die musikalische Fassung anpasste und mit ei-nem neuen, unbestreitbar geistlichen Text bedachte: »Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen / Tröstet uns und macht uns frei.« Noch an-dere Sätze mehr wechselten damals von Herkules zum Heiland, etwa das Wiegenlied »Schlafe, mein Liebster«, das im Original von der allegorischen Figur der Wollust ange-stimmt wird, im Oratorium aber von der Jungfrau Maria. Bach hat sich folglich selbst zitiert, aus welchen kräfteschonenden Mo-tiven oder künstlerischen Erwägungen auch immer: Er hat sich selbst parodiert.

JOHANN SEBASTIAN BACH »Weihnachtsoratorium« BWV 248 Kantaten I-IV

Lebensdaten des Komponisten:geboren am 21. März 1685 in Eisenach; gestorben am 28. Juli 1750 in Leipzig

Entstehung: 1734

Textvorlage: aus dem zweiten Kapitel des Lukas- Evangeliums; Kirchenliedstrophen von Paul Gerhardt, Martin Luther, Johann Rist und Christoph Runge; freie Dichtung ver-mutlich von Christian Friedrich Henrici

Uraufführung: am 25. Dezember 1734 in der Leipziger Nikolaikirche (Teil I); am 26. Dezember 1734 in der Leipziger Thomaskirche (Teil II); am 27. Dezember 1734 in der Nikolai-kirche (Teil III); am 1. Januar 1735 in der Thomaskirche (Teil IV) jeweils unter der Leitung des Komponisten

BLICK INS LEXIKON

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

DIE HEIMAT DER MUSIK

Die Bach-Bewunderer späterer Zeiten sahen sich durch die Parodien des »fünften Evan-gelisten« vor eine harte Prüfung gestellt, denn dieser Tauschhandel zwischen Wer-ken und Welten schien nur schlecht verein-bar mit der Würde und Einzigartigkeit der Bachschen Kunst. Die Parodie widersprach dem Ideal der einmalig geglückten Wort-Ton-Beziehung und erschütterte zu-gleich den fundamentalen Glauben, dass Bachs Musik bis ins letzte Detail der christ-lichen Verkündigung diene. Wie ließ sich dieser Widerspruch ertragen – oder hinweg argumentieren? Der Musikhistoriker Philipp Spitta versuchte es im 19. Jahrhundert mit einer Klarstellung, als er behauptete, der Bachsche Stil sei immer und grundsätzlich der kirchliche. Spitta zog daraus die Schlussfolgerung: »Seine weltlichen Gele-genheitsmusiken waren vielmehr unweltlich, als solche erfüllten sie ihren Zweck nicht und der Componist gab sie ihrer eigentli-chen Heimath zurück, wenn er sie zu Kir-chenmusiken umwandelte.«

Dass strenggenommen alle Musik Gottes-dienst sei, nicht nur die liturgisch definierte, hatte freilich schon Bach seinen Schülern eingeschärft. Im Unterricht »zum vierstimmi-gen Spielen des General-Baß« diktierte er ihnen als Vorschrift und Ermahnung diese drastischen Worte in die Feder: »Und soll wie aller Music also auch des General Bas-ses Finis und End Uhrsache anders nicht als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Ge-müths seyn. Wo dieses nicht in acht genom-

men wird da ists keine eigentliche Music sondern ein Teuflisches Geplerr und Ge-leyer.« Soli Deo Gloria: Gott allein zu Ehren sollte die Musik sich hören lassen, in der Kirche wie in der Kammer, an hohen Festen wie im Alltag. Wahre Musik konnte niemals weltlich sein, ein Oratorium an Weihnachten, eine Kantate in der Leipziger Thomaskirche, ein Präludium daheim auf dem Clavichord – alles diente demselben Zweck, der allein die Mittel heiligte.

DIE WEISHEIT GOTTES

Form und Aufbau der ersten drei Teile (wie des gesamten »Weihnachtsoratoriums«) fol-gen einer ebenso schönen wie sinnerfüllten Symmetrie. Teil I und Teil III beginnen und schließen jeweils mit Chorsätzen in D-Dur, denen überdies die festlich-glanzvolle Or-chesterbesetzung mit Pauken und Trompe-ten gemeinsam ist. Teil II steht in G-Dur, der Tonart der Unterdominante zu D-Dur. Dass mit dieser Tonarten-Wahl die Menschwerdung Gottes, die Erniedrigung Christi im Stall von Bethlehem hörbar und fühlbar symbolisiert werden soll, zeigt sich überdeutlich an dem weiteren »Abstieg« im zweiten Teil, der über das a-Moll der Evangelistenworte (»Und das habt zum Zeichen«) zur zweiten Unterdomi-nante C-Dur hinabführt, der Tonart der zen-tralen Choralstrophe »Schaut hin, dort liegt im finstern Stall, / Dess’ Herrschaft gehet überall«. Das strahlende C-Dur als »Tiefst-punkt«, das bedeutet nichts anderes als eine musikalische Versinnbildlichung und emotionale Vergegenwärtigung der weih-nachtlichen Botschaft vom Licht, das in die Finsternis der menschlichen Winternacht herableuchtet.

Das Prinzip der Symmetrie, das auch den Grundriss der einzelnen Teile des Bach-schen Oratoriums beherrscht, ist uns be-

»Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen!«

Ludwig van Beethoven

ZITAT

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

kannt aus der Architektur, der Altarkunst, der barocken Gartengeometrie. Für Johann Sebastian Bach und seine gelehrten Zeitge-nossen war die Musik ein tönendes Gleich-nis der göttlichen Ordnung, des harmoni-schen Schöpfungsplanes. »Weil nun die Music ein ordentliches und deutliches We-sen und solcher Gestalt nichts anders als ein Formular und Ordnung der Weisheit Gottes ist«, schrieb Andreas Werckmeister, einer der bedeutendsten Musiktheoretiker des Barockzeitalters, »so muß ja ein Mensch, wenn er nicht einer grimmigen Bestie gleich ist, billig zur Freude bewogen werden, wann ihm die Ordnung und Weisheit seines güti-gen Schöpfers durch solche Numeros sono-ros ins Gehör und folgends in Herz und Ge-müte geführet wird.«

HIMMLISCHE UND IRDISCHE KANTOREI

Der instrumentale Einleitungssatz des zwei-ten Teiles, die Sinfonia, greift den Gedanken abermals auf, dass unsere irdische Musik an den Himmel reicht und uns empfänglich wer-den lässt für die Freude des Weihnachtsge-schehens. Das Engelkonzert im sanft wie-genden Siciliano-Rhythmus, den Streichern und Flötisten anvertraut, alterniert mit der Pastorale der Hirten, deren Instrumente die Oboi d’amore und Oboi da caccia sind. Aber die musikalischen Sphären bleiben nicht streng und unnahbar getrennt, sie nähern sich einander an, wenn die Oboen nach und nach in den himmlischen Reigen einzustim-men wagen. Am Schluss des zweiten Teils ist die irdische Kantorei dann vollends mit der himmlischen vereint: Engel, Hirten und Gemeinde – die Gemeinden an allen Orten und zu allen Zeiten – begegnen sich im ge-meinsamen Gotteslob. Diesem Schlusscho-ral, »Wir singen dir in deinem Heer«, liegt dieselbe Weihnachtsmelodie zugrunde, die auch zu den Worten »Schaut hin, dort liegt im finstern Stall« gesungen wird – »Vom Him-mel hoch, da komm’ ich her«. Unüberhörbar leuchtet die weihnachtliche Botschaft aus diesen musikalischen Querbezügen. Die Lie-be Gottes, die am Ende gepriesen wird, sie ist offenbar geworden in der Schutzlosigkeit des Kindes, von der zuvor jener andere Cho-ral spricht: Gottes Herrlichkeit erstrahlt auch in der tiefsten Erniedrigung.

MEIN LIEBSTES LEBEN

»Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name ge-nennet Jesus, welcher genennet war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe emp-fangen ward.« Dieser eine, einzige Bibelvers

OBOE D’AMOREDie Oboe d’amore ist um eine kleine Terz tiefer gestimmt als die Oboe und deckt somit die Mezzosopranlage ab. Ähnlich wie beim Englischhorn mündet der Corpus der Oboe d’amore nicht in einen Schalltrichter sondern in ein birnenförmiges Fußstück, das »Liebesfuß« genannt wird. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Englischhorn ist das gebogene Metallrohr, der S-Bogen, auf das das Doppelrohrblatt (kurz: Rohr) aufgesteckt wird. Im Barock war das Instrument noch sehr beliebt, geriet aber während der Klassik vor allem durch den zunehmenden Einsatz von Klarinette und Horn in Vergessenheit. Bei der Wiederent-deckung von Bachs Musik Mitte des 19. Jahrhunderts führte dies dazu, dass die Stimme der Oboe d’amore häufig für Oboe bzw. Englischhorn transponiert werden musste.

BLICK INS LEXIKON

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

(Lukas 2, 21) bildet das erzählerische Schar-nier des vierten, am Neujahrstag musizier-ten Teiles, der im Wechsel zwischen Kate-chismus und Konfession, zwischen Glau-benslehre und Glaubensbekenntnis ganz um den Aspekt der Namensgebung kreist und sich gar nicht genugtun kann im verzückten Lob des »süßen Wortes«. Eingangschor und Schlusschoral werden diesmal nicht von Trompeten überstrahlt, sondern von zwei Corni da caccia getragen. Jagdhörner im Gottesdienst, freie Natur und fromme Be-trachtung, wie passt das zusammen? Bes-tens – im Barock wurde das kirchliche Gast-spiel der schmetternden Signalinstrumente sogar ausdrücklich begrüßt. »Die lieb-lich-pompeusen Wald-Hörner«, so heißt es in zeitgenössischen Schriften, »sind bey

jetziger Zeit sehr en vogue kommen, so wohl was Kirchen- als Theatral- und Cam-mer-Music anlanget, weil sie theils nicht so rude von Natur sind, als die Trompeten, theils auch, weil sie mit mehr Facilité können tractirt werden«.

Der vierte Teil des »Weihnachtsoratoriums« ist in sich wiederum symmetrisch austariert: mit den beiden hörnergestützten Chorsät-zen am Anfang wie am Ende, dem Evange-listenwort hier und der als vierstimmigen Fuge durchdachten Tenorarie dort. Und mit dem zweigeteilten »Recitativo con Chorale« als innerem Rahmen um die zentrale Echo-Arie: Der Bass singt und repräsentiert die »gläubige Seele« im Rezitativ; der Solo-sopran intoniert eine Choralstrophe des norddeutschen Pastors und Liederdichters Johann Rist, mit der zu Weihnachten schon der Karfreitag heraufbeschworen wird, der Hinrichtungstod am Kreuz, die letzte, bit-terste, radikalste Konsequenz der Mensch-werdung Gottes: »Jesu, du mein liebstes Leben, / Meiner Seelen Bräutigam, / Der du dich vor mich gegeben / An des bittern Kreuzes Stamm!« In der Mitte aber steht das

Thomaskirche Leipzig (1749)Leipziger Nikolaikirche (1749)

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Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium«

Herzstück, die Echo-Arie, eine Sopranarie mit obligater Oboe, bei der allerdings nicht wie in der antiken Mythologie (und in Bachs Kantate »Herkules auf dem Scheidewege«) das Echo als Orakel um Weg und Weisung befragt wird: in der vielmehr der Heiland, Christus, der Erlöser, um das segnende, be-freiende Wort gebeten wird. Um die Ant-wort, die von fern herüberklingt, von jen-seits, aus dem Leben hinter dem Leben, der Wahrheit hinter der Wirklichkeit.

»Mir war, als sei alles, was mir Musik zu ge-ben vermag, darin enthalten«, notierte der Schriftsteller Julien Green 1965 in seinem Tagebuch, nachdem er Bach gehört hatte. »Die formale Schönheit hat hier ihren aller-höchsten Grad erreicht, und der ganze Glau-be spricht daraus. Das ist das Universum, in dem es mir behagt. Man kann noch so viele Fehler begangen haben, immer ist da jene Freude Gottes spürbar, die hindurch weht wie der Wind durch die Bäume.«

Wolfgang Stähr

Auch der berühmte Eingangschor »Jauch-zet, frohlocket, auf, preiset die Tage« stammt ursprünglich aus einer weltlichen Kantate, die Bach als musikalischen Glück-wunschgruß zum Geburtstag von Maria Josepha Kurfürstin von Sachsen kompo-niert hatte. Dort lautet der Text »Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!«. Daher rührt die entsprechende Einsatzfolge von zunächst Pauken und dann Trompeten zu Beginn des »Weihnachtsoratoriums«. Das Parodieverfahren wendete Bach übrigens nur für weltliche Werke an, die er zu geistlicher Musik umschrieb – niemals umgekehrt!

ÜBRIGENS...

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»Weihnachts- oratorium«

GESANGSTEXTE

KANTATE I

»JAUCHZET, FROHLOCKET, AUF, PREISET DIE TAGE«

ChorJauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, Rühmet, was heute der Höchste getan!Lasset das Zagen, verbannet die Klage,Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,Lasst uns den Namen des Herrschers verehren!

Rezitativ (Evangelist)Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot Von dem Kaiser Augusto ausging, Dass alle Welt geschätzet würde. Und jedermann ging, Dass er sich schätzen ließe, Ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, Aus der Stadt Nazareth, In das jüdische Land zur Stadt David, Die da heißet Bethlehem; Darum, dass er von dem Hause

Und Geschlechte David war, Auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, Seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, Dass sie gebären sollte.

Rezitativ (Alt)Nun wird mein liebster Bräutigam,Nun wird der Held aus Davids StammZum Trost, zum Heil der ErdenEinmal geboren werden.Nun wird der Stern aus Jakob scheinen,Sein Strahl bricht schon hervor.Auf, Zion, und verlasse nun das Weinen,Dein Wohl steigt hoch empor.

Aria (Alt)Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,Den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!Deine Wangen müssen heut viel schöner prangen,Eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!

ChoralWie soll ich dich empfangen,Und wie begegn’ ich dir?O aller Welt Verlangen,O meiner Seelen Zier!

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GesangstexteGesangstexte

O Jesu, Jesu, setzeMir selbst die Fackel bei,Damit, was dich ergötze,Mir kund und wissend sei.

Rezitativ (Evangelist)Und sie gebar ihren ersten SohnUnd wickelte ihn in WindelnUnd legte ihn in eine Krippen, Denn sie hatten sonst keinen Raum In der Herberge.

Choral (Chorsopran) und Rezitativ (Bass)Er ist auf Erden kommen arm,Wer kann die Liebe recht erhöhn,Die unser Heiland vor uns hegt?Dass er unser sich erbarm,Ja, wer vermag es einzusehen,Wie ihn der Menschen Leid bewegt?Uns in dem Himmel mache reichDes Höchsten Sohn kömmt in die Welt;Weil ihm ihr Heil so wohl gefällt,Und seinen lieben Engeln gleich.So will er selbst als Mensch geboren werden.Kyrieleis!

Aria (Bass)Großer Herr, o starker König,Liebster Heiland, o wie wenigAchtest du der Erden Pracht!Der die ganze Welt erhält,Ihre Pracht und Zier erschaffen,Muss in harten Krippen schlafen.

ChoralAch mein herzliebes Jesulein,Mach dir ein rein’ sanft’ Bettelein,Zu ruh’n in meines Herzens Schrein,Dass ich nimmer vergesse dein!

KANTATE II

»UND ES WAREN HIRTEN IN DERSELBEN GEGEND«

Sinfonia

Rezitativ (Evangelist)Und es waren Hirten in derselben GegendAuf dem Felde bei den Hürden, Die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herren Engel trat zu ihnen, Und die Klarheit des Herren leuchtet um sie, Und sie fürchten sich sehr.

ChoralBrich an, o schönes Morgenlicht,Und lass den Himmel tagen!Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,Weil dir die Engel sagen,dass dieses schwache KnäbeleinSoll unser Trost und Freude sein,Dazu den Satan zwingenUnd letztlich Frieden bringen!

Rezitativ (Evangelist, Engel)Und der Engel sprach zu ihnen:Fürchtet euch nicht, siehe, Ich verkündige euch große Freude, Die allem Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, Welcher ist Christus, der Herr, In der Stadt David.

Rezitativ (Bass)Was Gott dem Abraham verheißen,Das lässt er nun dem HirtenchorErfüllt erweisen,Ein Hirt hat alles das zuvorVon Gott erfahren müssen.

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Gesangstexte

Und nun muss auch Hirt die Tat,Was er damals versprochen hat,Zuerst erfüllet wissen.

Aria (Tenor)Frohe Hirten, eilt, ach eilet,Eh’ ihr euch zu lang verweilet,Eilt, das holde Kind zu sehn!Geht, die Freude heißt zu schön,Sucht die Anmut zu gewinnen,Geht und labet Herz und Sinnen!

Rezitativ (Evangelist)Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind In Windeln gewickelt Und in einer Krippe liegen.

ChoralSchaut hin, dort liegt im finstern Stall,Dess’ Herrschaft gehet überall!Da Speise vormals sucht ein Rind,Da ruhet jetzt der Jungfrau’n Kind.

Rezitativ (Bass)So geht denn hin, ihr Hirten, geht,Dass ihr das Wunder seht;Und findet ihr des Höchsten SohnIn einer harten Krippe liegen,So singet ihm bei seiner WiegenAus einem süßen TonUnd mit gesamtem ChorDies Lied zur Ruhe vor!

Aria (Alt)Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh,Wache nach diesem vor aller Gedeihen!Labe die Brust, empfinde die Lust,Wo wir unser Herz erfreuen!

Rezitativ (Evangelist)Und also bald war da bei dem Engel Die Menge der himmlischen Heerscharen,Die lobten Gott und sprachen:

Chor (Die Engel)Ehre sei Gott in der Höhe Und Friede auf Erden Und den Menschen ein Wohlgefallen.

Rezitativ (Bass)So recht, ihr Engel, jauchzt und singet,Dass es uns heut so schön gelinget!Auf denn! Wir stimmen mit euch ein,Uns kann es, so wie euch, erfreu’n.

ChoralWir singen dir in deinem HeerAus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,Dass du, o lang gewünschter Gast,Dich nunmehr eingestellet hast.

KANTATE III

»HERRSCHER DES HIMMELS, ERHÖRE DAS LALLEN«

ChorHerrscher des Himmels, erhöre das Lallen,Lass dir die matten Gesänge gefallen,Wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!Höre der Herzen frohlockendes Preisen,Wenn wir dir jetzo die Ehrfurcht erweisen,Weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!

Rezitativ (Evangelist)Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, Sprachen die Hirten untereinander:

Chor (Die Hirten)Lasset uns nun gehen gen Bethlehem Und die Geschichte sehen,Die da geschehen ist,Die uns der Herr kundgetan hat.

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Gesangstexte

Rezitativ (Bass)Er hat sein Volk getröst’, Er hat sein Israel erlöst,Die Hülf aus Zion hergesendetUnd unser Leid geendet.Seht, Hirten, dies hat er getan;Geht, dieses trefft ihr an!

ChoralDies hat er alles uns getan,Sein groß Lieb zu zeigen an;Dess’ freu sich alle ChristenheitUnd dank ihm dess’ in Ewigkeit.Kyrieleis!

Duett (Sopran, Bass)Herr, dein Mitleid, dein ErbarmenTröstet uns und macht uns frei.Deine holde Gunst und Liebe,Deine wundersamen TriebeMachen deine VatertreuWieder neu.

Rezitativ (Evangelist)Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, Dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, Breiteten sie das Wort aus,

Textbuch zum Weihnachtsoratorium aus dem Jahr 1734

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Gesangstexte

Welches zu ihnen von diesem Kind Gesaget war. Und alle, für die es kam, Wunderten sich der Rede, Die ihnen die Hirten gesaget hatten. Maria aber behielt alle diese Worte Und bewegte sie in ihrem Herzen.

Aria (Alt)Schließe, mein Herze, dies selige Wunder,Fest in deinem Glauben ein!Lasse dies Wunder, die göttlichen Werke,Immer zur Stärke deines schwachen Glaubens sein.

Rezitativ (Alt)Ja, ja, mein Herz soll es bewahren,Was es an dieser holden ZeitZu seiner SeligkeitFür sicheren Beweis erfahren.

ChoralIch will dich mit Fleiß bewahrenIch will dir leben hier,Dir will ich abfahren,Mit dir will ich endlich schwebenVoller Freud, ohne ZeitDort im andern Leben.

Rezitativ (Evangelist)Und die Hirten kehrten wieder um, Preiseten und lobten Gott um alles, Das sie gesehen und gehöret hatten, Wie denn zu ihnen gesaget war.

ChoralSeid froh dieweil, dass euer HeilIst hier ein Gott und auch ein Mensch geboren,Der, welcher ist der Herr und ChristIn Davids Stadt, von vielen auserkoren.

ChorHerrscher des Himmels, erhöre das Lallen,Lass dir die matten Gesänge gefallen,Wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht.Höre der Herzen frohlockendes Preisen,Wenn wir dir jetzo die Ehrfurcht erweisen,Weil uns’re Wohlfahrt befestiget steht!

KANTATE IV

»FALLT MIT DANKEN, FALLT MIT LOBEN«

ChorFallt mit Danken, fallt mit Loben,Vor des Höchsten Gnadenthron!Gottes Sohn will der ErdenHeiland und Erlöser werden.Gottes Sohn dämpft der Feinde Wut und Toben.

Rezitativ (Evangelist)Und da acht Tage um waren, Dass das Kind beschnitten würde, Da ward sein Name genennet Jesus, Welcher genennet war von dem Engel,Ehe denn er im Mutterleibe empfangen ward.

Rezitativ und Choral (Bass und Sopran)Immanuel, o süßes Wort!Mein Jesus heißt mein Hirt,Mein Jesus heißt mein Leben,Mein Jesus hat sich mir ergeben,Mein Jesus soll mir immerfortVor meinen Augen schweben.Mein Jesus heißt meine Lust,Mein Jesus labet Herz und Brust.

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14

Gesangstexte

Jesu, du mein liebstes Leben,Meiner Seelen Bräutigam,Der du dich vor mich gegebenAn des bittern Kreuzes Stamm!Komm! Ich will dich mit Lust umfassen,Mein Herze soll dich nimmer lassen,Ach! So nimm mich zu dir!

Auch in dem Sterben sollst du mirDas Allerliebste sein;In Not, Gefahr und UngemachSeh ich dir sehnlichst nach.Was jagte mir zuletzt der Tod für Grauen ein?Mein Jesus! Wenn ich sterbe,So weiß ich, dass ich nicht verderbe.Dein Name steht in mir geschrieben,Der hat es Todes Furcht vertrieben.

Aria (Sopran mit Echo)Flöst, mein Heiland, flöst dein Namen,Auch den allerkleinsten SamenJenes strengen Schreckens ein?Nein, du sagst ja selber nein! (Nein!)Sollt ich nun das Sterben scheuen?Nein, dein süßes Wort ist daOder sollt ich mich erfreuen?Ja, du Heiland sprichst selbst ja! (Ja!)

Rezitativ und Choral (Bass und Sopran)Wohlan, dein Name soll allein,In meinem Herzen sein.So will ich dich entzücket nennen,Wenn Brust und Herz zu dir vor Liebe brennen.Doch Liebster, sage mir:Wie rühm ich dich, wie dank ich dir?

Jesu, meine Freud’ und Wonne,Meine Hoffnung, Schatz und Teil,Mein Erlöser, Schutz und Heil,Hirt und König, Licht und Sonne,Ach! wie soll ich würdiglich,Mein Herr Jesu, preisen dich?

Aria (Tenor)Ich will nur dir zu Ehren leben,Mein Heiland, gib mir Kraft und Mut,Dass es mein Herz recht eifrig tut!Stärke mich, deine Gnade würdiglichUnd mit Danken zu erheben!

ChoralJesus richte mein Beginnen,Jesus bleibe stets bei mir,Jesus zäume mir die Sinnen,Jesus sei nur mein Begier,Jesus sei mir in Gedanken,Jesu, lasse mich nicht wanken!

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Die Künstler

DIRIGENT

Ton Koopman

Ton Koopman, 1944 im niederländischen Zwolle geboren, studierte Orgel, Cembalo und Musikwissenschaft in Amsterdam und schloss seine Ausbildung mit dem Prix d’Excellence ab. Von Beginn an standen historische Instru-mente und die authentische Aufführungs-praxis im Mittelpunkt seiner Arbeit. 1979 grün-dete Ton Koopman das Amsterdam Baroque Orchestra, 1992 dann den Amsterdam Ba-roque Choir.

Im Verlauf seiner langjährigen Karriere war er an allen bedeutenden Konzerthäusern und Festivals der Welt zu Gast. Als Organist und Cembalist spielte er auf den wertvollsten his-torischen Instrumenten Europas. Zwischen

1994 und 2004 erarbeitete Ton Koopman eine Gesamteinspielung aller Kantaten Johann Se-bastian Bachs; das ehrgeizige Projekt wurde mit dem ECHO Klassik und dem Prix Hector Berlioz ausgezeichnet. Für seine Forschungs-tätigkeit über die Bachschen Kantaten und Passionen wurde er obendrein mit dem Ehren-doktortitel der Universität Utrecht sowie der Bach-Medaille der Stadt Leipzig gewürdigt. Um den Komponisten Dietrich Buxtehude machte sich Ton Koopman ebenfalls verdient: 2014 schloss er die Aufnahme des Gesamt-werks Buxtehudes ab, der er sich seit 2005 intensiv gewidmet hatte.

Als Gastdirigent arbeitete Ton Koopman u. a. mit den Berliner und den New Yorker Philhar-monikern, dem Royal Concertgebouworkest, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Tonhalle-Orchester Zürich und dem Orchestre Philharmonique de Radio France zusammen. Von 2011 bis 2013 war er »artist-in-residence« beim Cleveland Orches-tra.

Ton Koopman ist Professor an der Universität von Leiden, Ehrenmitglied der Londoner Ro-yal Academy of Music und künstlerischer Leiter des französischen Festivals Itinéraire Baroque.

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Die Künstler

SOPRAN ALT

Christina Landshamer

Wiebke Lehmkuhl

Die gebürtige Münchnerin studierte an der Hochschule für Musik und Theater München bei Angelica Vogel sowie anschließend in der Liedklasse von Konrad Richter und in der So-listenklasse bei Dunja Vejzović an der Staatli-chen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Heute ist sie eine weltweit gefragte Konzert-, Opern- und Liedsängerin. Ihre Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Dani-el Harding, Kent Nagano oder Riccardo Chail-ly führt Christina Landshamer zu den interna-tional bedeutenden Orchestern. Bei den Salz-burger Festspielen gab sie 2012 ihren Einstand als Frasquita in »Carmen« (Simon Rattle/Ber-liner Philharmoniker). Mit Christian Thielemann war sie in der Dresdner Silvestergala an der Seite von Anna Netrebko und als Ännchen in der Jubiläums-Neuproduktion von Webers »Freischütz« zu erleben. 2015 debütierte sie an der Bayerischen Staatsoper als Pamina. In der letzten Saison gab die Sopranistin ihr US-Debüt an der Lyric Opera of Chicago als Sophie im »Rosenkavalier«.

Die aus Oldenburg stammende Altistin Wiebke Lehmkuhl erhielt ihre Gesangsausbildung bei Ulla Groenewold und bei Hanna Schwarz an der Hochschule für Musik und Theater in Ham-burg und schloss ihr Studium mit Auszeich-nung ab. 2012 debütierte sie bei den Salzbur-ger Festspielen unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Weitere bedeutende Engage-ments führten sie u. a. mit dem »Ring des Ni-belungen« unter der Leitung von Philippe Jordan an die Opéra de Bastille in Paris sowie an die Bayerische Staatsoper München, wo sie in der »Götterdämmerung« unter Kent Na-gano sang. Außerdem ist Wiebke Lehmkuhl regelmäßig zu Gast bei den Bayreuther Fest-spielen. Auf den internationalen Konzertpodi-en singt sie mit renommierten Orchestern, wie dem Tonhalle-Orchester in Zürich, dem Ge-wandhausorchester Leipzig, den Berliner Phil-harmonikern und dem Orchestre de Paris. Auch bei den wichtigsten Festivals ist sie ge-fragt, darunter das Schleswig-Holstein Musik Festival und das Lucerne Festival.

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Die Künstler

TENOR BASS

Tilman Lichdi

Michael Volle

Der Tenor Tilman Lichdi studierte zunächst Trompete bei Günther Beetz in Mannheim und wechselte 1999 zum Gesangsstudium nach Würzburg zu Charlotte Lehmann. Von 2005 bis 2013 war er Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Inzwischen hat er sich als bedeutender Lied- und Bachinterpret etabliert, wobei er besonders als Evangelist in den Bachschen Oratorien und Passionen gefeiert wird. Wichtige Stationen der vergan-genen Jahre waren neben der »Johannes-passion« mit dem Chicago Symphony Or-ches tra unter der Leitung von Bernard Laba-die auch das Debüt mit den New Yorker Phil-harmonikern (»Messias«) ebenso wie das Australiendebüt mit dem Melbourne Symph-ony Orches tra und Haydns »Schöpfung«. Am Châtelet in Paris sang er in einer Neuproduk-tion eine Bühnenfassung des Mozartschen »Messias« unter der Leitung von Hartmut Haenchen. 2016 arbeitete Tilman Lichdi zum ersten Mal mit Herbert Blomstedt und den Bamberger Symphonikern zusammen und veröffentlichte mit »Die schöne Müllerin« sei-ne erste Lied-CD.

Nach seinem Studium bei Josef Metternich und Rudolf Piernay erhielt Michael Volle ers-te Engagements an den Opernhäusern von Bonn, Düsseldorf und Köln. Zwischen 1999 und 2007 war er Ensemblemitglied des Opernhauses in Zürich; von 2007 bis 2011 gehörte er dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper an. Gastverträge führten ihn u. a. an das Royal Opera House Covent Garden, an die Opéra National de Paris, die Mailänder Scala, die Metropolitan Opera New York und zu den Salzburger Festspielen. Im Rahmen einer umfangreichen Konzerttätigkeit ist Mi-chael Volle mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Michel Plasson, Charles Dutoit, Ingo Metzmacher, Helmuth Rilling und Valery Gergiev sowie mit dem Israel Philharmonic Orchestra, den Bamberger Symphonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Orchester der Mailänder Scala auf-getreten. 2007 gab er sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 2017 bril-lierte er in dieser Wagner-Oper wiederum in Bayreuth als Hans Sachs.

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Die Künstler

Der Philharmonische Chor München ist einer der führenden Konzertchöre Deutschlands und Partnerchor der Münchner Philhar-moniker. Er wurde 1895 von Franz Kaim, dem Gründer der Münchner Philharmoniker, ins Leben gerufen. Seit 1996 wird er von Chor-direktor Andreas Herrmann geleitet.

Sein Repertoire erstreckt sich von barocken Oratorien über a cappella- und chorsympho-nische Literatur bis hin zu konzertanten Opern und den großen Chorwerken der Ge-genwart. Der Philharmonische Chor Mün-chen musizierte u. a. unter der Leitung von Gustav Mahler, Hans Pfitzner, Krzysztof Penderecki, Herbert von Karajan, Rudolf Kempe, Sergiu Celibidache, Zubin Mehta, Mariss Jansons, James Levine, Christian Thielemann, Lorin Maazel und Valery Ger-giev.

In den vergangenen Jahren haben Alte und Neue Musik an Bedeutung gewonnen: Nach umjubelten Aufführungen Bachscher Passi-onen unter Frans Brüggen folgte die Einla-dung zu den Dresdner Musikfestspielen mit Bachs h-Moll-Messe. Äußerst erfolgreich wurde auch in kleineren Kammerchor- Besetzungen unter Dirigenten wie Christo-pher Hogwood, Thomas Hengelbrock und zuletzt Ton Koopman gesungen. Im Bereich der Neuen Musik war der Philharmonische Chor München mit seinen Ensembles bei Ur- und Erstaufführungen zu hören, wie zum Beispiel der Münchner Erstaufführung der

»Sieben Zaubersprüche« von Wolfram Bu-chenberg und der Uraufführung von Jan Müller-Wielands »Egmonts Freiheit – oder Böhmen liegt am Meer«, eine Auftragskom-position der Münchner Philharmoniker, un-ter der Leitung des Komponisten. Neben dem Spektrum des gesamten Konzertchor-repertoires ist der Chor auch ein gefragter Interpret von Opernchören und setzt die mit James Levine begonnene Tradition konzer-tanter Opernaufführungen nun auch unter dem aktuellen Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, fort.

Neben zahlreichen Radio und TV-Übertra-gungen ist die Arbeit des Chores in vielen Einspielungen bei allen großen Labels doku-mentiert. Die Veröffentlichung von Karl Goldmarks romantischer Oper »Merlin« mit der Philharmonie Festiva unter Gerd Schaller gewann Ende 2010 den »Echo Klassik« in der Kategorie »Operneinspielung des Jahres – 19. Jahrhundert«. In den Jahren 2014 und 2016 war der Chor jeweils mit den CD-Ein-spielungen von Franz von Suppés »Re-quiem« und Johann Ritter von Herbecks »Große Messe e-Moll« für den International Classical Music Award (ICMA) nominiert. Zu-letzt wirkte im September 2015 der Philhar-monische Chor München bei der Aufnahme des Antrittskonzertes von Valery Gergiev als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker mit Gustav Mahlers 2. Symphonie mit.

Philharmonischer Chor München

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Die Künstler

Andreas Herrmann unterrichtet als Professor an der Hochschule für Musik und Theater in München im Hauptfach Chordirigieren. Zehn Jahre lang dirigierte er den Hochschulchor und leitete in dieser Zeit Oratorienkonzerte, Opernaufführungen und a cappella-Pro-gramme in allen musikalischen Stilrichtun-gen. Seine vielfältigen Konzertprogramme, von Alter Musik bis hin zu Uraufführungen mit zeitgenössischem Repertoire, wurden festgehalten in Rundfunk-, CD- und TV-Auf-nahmen.

CHORDIREKTOR

Pädagogische Erfolge erzielt Andreas Herr-mann weiterhin mit der Ausbildung junger Chordirigenten in verschiedenen Meister-kursen sowie im Herbst 2016 als Gastprofes-sor am College Conservatory of Music der University of Cincinnati, Ohio, USA.

Als künstlerischer Leiter des Philharmoni-schen Chores München realisierte Andreas Herrmann zahlreiche Einstudierungen für Dirigenten wie Valery Gergiev, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Kent Nagano, Christian Thie-lemann, James Levine und viele andere. Über sein Engagement bei den Münchner Philharmonikern hinaus entfaltet Andreas Herrmann eine rege Konzerttätigkeit: Kon-zertreisen als Chor- und Oratoriendirigent führten ihn u. a. nach Österreich, Frankreich, Italien, Bulgarien, Ägypten, in die Schweiz, die USA und die Volksrepublik China.

Die mit dem »Echo Klassik« ausgezeichnete BR-Klassik-Produktion »Merlin« von Carl Goldmark, bei der Andreas Herrmann für die Choreinstudierung verantwortlich war, viele weitere Aufnahmen sowie die erfolgreiche Zusammenarbeit mit verschiedensten Or-chestern, Ensembles und Rundfunkchören dokumentieren die internationale Reputati-on seiner musikalischen Arbeit.

Andreas Herrmann

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BOB ROSS VERABSCHIEDET SICH IN DEN RUHESTAND

Bye-bye Bob!

Sollten Sie, liebes Publikum, erwarten, dass zu Bob Ross’ Abschied eine besonders lustige Hommage im Programmheft erscheint, muss ich Sie leider enttäuschen. Der Versuch, sich mit seinem schottischen Humor zu messen, würde vermutlich sowieso scheitern, daher habe ich mich entschieden, einen anderen Weg zu wählen. Lassen Sie mich von seinem Leben am vierten Horn berichten – von unse-rem gemeinsamen Leben, denn in der zweiten Reihe der Hörner ist man mit Ausnahme von wenigen Stücken (beispielsweise Beetho-vens »Eroica«) immer im Doppelpack vertre-ten. Wie ist das also, wenn man so viele Jahre – 24 sind es bei Bob und mir – nebeneinander im Orchester spielt?

Er war schon 14 Jahre bei den Philharmonikern als ich 1993 meine Position neben ihm ein-nahm. Unweigerlich entsteht in so einem Zeit-raum eine Verbindung, die nicht ganz alltäglich ist. Gemeinsam geht man durch gute und schlechte Zeiten, durch Höhen und Tiefen. Man wird gemeinsam älter, erfahrener und reifer. Jeder kennt die Eigenheiten des ande-ren, merkt, wenn es ihm nicht gut geht oder wenn eine Laus den Weg über die Leber ge-sucht hat. Lustige und ernste Gespräche wer-den geführt, manchmal gibt es Konflikte – viel häufiger aber sind schöne Erlebnisse. Ja, lie-ber Leser, Sie haben Recht, irgendwie hat das viele Ähnlichkeiten mit einer Ehe.

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Neues aus dem Orchester

Um Ihnen unsere gute Zusammenarbeit an einem Beispiel zu veranschaulichen, plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen und verrate Ihnen ein kleines Geheimnis, das sie aber auf keinen Fall weiter erzählen dürfen: »Zwei Hörner können leiser spielen als eines«. Der Hintergrund ist folgender: Auf dem Horn sind einzelne, vor allem leise Töne oft sehr heikel. Allzu leicht kann der Ton aufgrund des empfindlichen Ansatzes wegbleiben oder »daneben« gehen. Bob und ich haben aus diesem Grund oft nach oben genannter Devi-se gehandelt und uns das Leben im Orchester ein klein wenig erleichtert. Ja, ich weiß, das ist nicht ganz Partitur-gerecht und ein wenig geschummelt, aber ich bin sicher, Sie werden uns das verzeihen – sofern Sie es überhaupt bemerkt haben.

In einer Horngruppe zu spielen ist etwas Be-sonderes. Sensibel muss man aufeinander eingehen, in erster Linie intuitiv, soll ein ge-meinsamer Wohlklang erzeugt werden. Auf den kleinsten Impuls des Nebenmannes oder der Nebenfrau muss unmittelbar und schnell reagiert werden. Nur wenn wirklich alle Mit-glieder einer Horngruppe diese Fähigkeiten besitzen, wird sie harmonieren. Bei Bob waren

alle diese Qualitäten vorhanden und er stellte sie immer wieder unter Beweis. Proben moch-te er nicht wirklich gerne und Dirigenten, die als Schulmeister auftraten, brachten ihn auf die Palme. Bobs Welt ist das Spontane, das Unmittelbare, deshalb waren Wochen mit ei-nem Dirigenten, der wenig Probenzeit in An-spruch nahm, seine liebsten (mehr darüber in seinem so eben erschienenen Buch »Dirigen-ten und andere Katastrophen«). Vielleicht blitzt hier der sparsame Schotte durch, der zumindest in Bezug auf das Proben den Geiz liebt, den er im sonstigen Leben nicht kennt.

Sie sehen: Mit Bob Ross geht nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern auch ein liebenswerter und humorvoller Kollege!

Danke, lieber Bob, für die gemeinsame Zeit!

Ulrich Haider

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Tiroler Festspiele Erl Winter26. Dezember 2017 - 7. Januar 2018

ERÖFFNUNGSKONZERT

Brahms - Doppel I26. Dezember 2017, 18 Uhr

JOHANNES BRAHMSSymphonie Nr. 1 c-Moll op. 68Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73

ABSCHLUSSKONZERTBrahms - Doppel II7. Januar 2018, 11 Uhr

JOHANNES BRAHMSSymphonie Nr. 3 F-Dur op. 90Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Atemberaubende Akustik im modernen Festspielhaus.Nur eine Autostunde von München entfernt.

PREISE: € 80,00 (KAT. I), € 50,00 (KAT. II)

Karten und Infos:T 0043 5373 81000 20

[email protected]

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Neues aus dem Orchester

Tiroler Festspiele Erl Winter26. Dezember 2017 - 7. Januar 2018

ERÖFFNUNGSKONZERT

Brahms - Doppel I26. Dezember 2017, 18 Uhr

JOHANNES BRAHMSSymphonie Nr. 1 c-Moll op. 68Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73

ABSCHLUSSKONZERTBrahms - Doppel II7. Januar 2018, 11 Uhr

JOHANNES BRAHMSSymphonie Nr. 3 F-Dur op. 90Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Atemberaubende Akustik im modernen Festspielhaus.Nur eine Autostunde von München entfernt.

PREISE: € 80,00 (KAT. I), € 50,00 (KAT. II)

Karten und Infos:T 0043 5373 81000 20

[email protected]

Herzlich willkommen im

Orchester!JOHANNA ZAUNSCHIRM

Neues aus dem Orchester

Johanna Zaunschirm wurde in Hamburg geboren und wuchs in der Nähe von Salzburg auf. Sie begann mit ihrer musikalischen Aus-bildung im Alter von sechs Jahren bei Pavla Kinzl am Musikum Obern dorf. 2002 wurde sie von Bruno Stein-schaden in den Vorberei-tungslehrgang der Univer-sität Mozarteum aufgenom-men. Zwei Jahre später wechselte sie zu Harald Herzl, bei dem sie 2008 auch ihr Bachelorstudium begann. Für das darauf folgende Magister-studium ging sie an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zu Christian Altenburger, wo sie 2016 mit einstimmiger Auszeichnung abschloss.

Als begeisterte Kammermusikerin konzer-tiert Johanna Zaunschirm regelmäßig im In- und Ausland, z. B. beim Edingburgh Festi-val, bei den Salzburger Festspielen, im Lin-zer Brucknerhaus und bei den Gmun d ener

Festwochen. Sie ist Preis-trägerin des Concorso Rug-giero Ricci, des Gradus ad Parnassum und des Stefa-nie Hohl Wettbewerbes so-wie Stipendiatin der Hübl- Stiftung und des Wissen-schaftsministeriums Öster-reich.

Wichtige musikalische Im-pulse erhielt die österrei-chische Geigerin in Meis-terkursen bei Nora Chas-tain, Pavel Vernikov, Liana Issakadze, Rainer Schmidt

und Kurt Sassmanshaus.

Seit 2010 ist Johanna Zaunschirm Substitu-tin der Camerata Salzburg. In den Jahren 2010 und 2014 nahm sie an der Angeli-ka-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker teil. In der Saison 2016/17 hatte sie einen Zeitvertrag bei der Sächsi-schen Staatskapelle Dresden. Seit Oktober 2017 ist sie Mitglied der 2. Violinen bei den Münchner Philharmonikern.

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VorschauVorschau

Barbara Hannigan zu Gast

Selten genug stehen Frauen am Dirigenten-pult – eine Dirigentin, die neben der Orches-terleitung auch noch als Gesangssolistin auftritt, ist mehr als außergewöhnlich! Die Künstlerin, die dieses Alleinstellungsmerk-mal trägt, ist Barbara Hannigan. Bereits zweimal war sie bei den Münchner Philhar-monikern zu Gast als dirigierende Sängerin bzw. singende Dirigentin.

Für die Konzerte am 14. und 15. Januar 2018 hat Barbara Hannigan ein abwechslungsrei-ches Programm zusammengestellt. Nach dem Eröffnungsstück »Syrinx« von Claude Debussy für Flöte solo (Solist: Herman van Kogelenberg) singt und dirigiert Barbara Hannigan Jean Sibelius’ »Luonnotar«. Diese symphonische Dichtung, die von der Entste-hung der Welt nach der finnischen National-dichtung »Kalevala« erzählt, erklingt nur selten in den Konzertsälen – ein Grund dafür mag das extrem anspruchsvolle Sopransolo sein. Joseph Haydns Symphonie Nr. 96 und Arnold Schönbergs »Verklärte Nacht« bieten dem Orchester die Möglichkeit, seine Ver-siertheit in unterschiedlichen Stilen und Epochen unter Beweis zu stellen.

Am Ende des Programms folgt mit einer Sui-te aus dem Musical »Girl Crazy« von George Gershwin ein Ausflug in die glitzernde Welt des New Yorker Broadway. Das Arrangement von Bill Elliott und Barbara Hannigan kreist um die drei berühmtesten Songs aus »Girl Crazy«: »But Not For Me«, »Embraceable You« und »I Got Rhythm«. Während der Song »But Not For Me« lyrisch und gefühlvoll an-mutet, liefert das schnellere »Embraceable You« mehr rhythmischen Drive und zudem eine überraschende Pointe, bei der sich die Orchestermusiker von einer ganz anderen Seite präsentieren können. Der jazzige Song »I Got Rhythm« sorgt für einen swingenden Abschluss.

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Vorschau

Sonntag17_12_2017 11 Uhr

3. KAMMERKONZERTFestsaal im Münchner Künstlerhaus

»Philharmonische Weihnacht«

ARCANGELO CORELLIConcerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 8»Weihnachtskonzert«ANTONIO VIVALDIKonzert für Streicher und Basso continuod-Moll RV 128JOHANN SEBASTIAN BACHAir aus der Orchestersuite Nr. 3 D-DurBWV 1068GIOVANNI BATTISTA PERGOLESIConcertino Nr. 2 G-Dur für vier Violinen,Viola und Basso continuoCARL PHILIPP EMANUEL BACHSymphonie Nr. 3 C-Dur Wq. 182/3GEORG FRIEDRICH HÄNDELConcerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 6HWV 324CHARLES AVISONConcerto grosso Nr. 6 D-Dur nachSonatensätzen von Domenico Scarlatti

SRETEN KRSTIČViolineODETTE COUCHViolineANA VLADANOVIC-LEBEDINSKIViolineVLADIMIR TOLPYGOViolineWOLFGANG BERGViolaTHOMAS RUGEVioloncelloSHENGNI GUOKontrabassROBERT SCHRÖTERCembalo

Dienstag19_12_2017 20 Uhr fMittwoch20_12_2017 20 Uhr a

RODION SHCHEDRIN»The Enchanted Wanderer«Konzert-Oper für Mezzosopran, Tenor,Bass, Chor und Orchester

VALERY GERGIEVDirigentEKATERINA SERGEEVAMezzosopranANDREI POPOVTenorSERGEJ ALEXSASHKINBassPHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHENEinstudierung: Andreas Herrmann

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Das Orchester

1. VIOLINENSreten Krstič, KonzertmeisterLorenz Nasturica-Herschcowici, KonzertmeisterJulian Shevlin, KonzertmeisterOdette Couch, stv. KonzertmeisterinClaudia SutilPhilip MiddlemanNenad DaleorePeter BecherRegina MatthesWolfram LohschützMartin ManzCéline VaudéYusi ChenIason KeramidisFlorentine LenzVladimir TolpygoGeorg Pfirsch

2. VIOLINENSimon Fordham, StimmführerAlexander Möck, StimmführerIIona Cudek, stv. StimmführerinMatthias LöhleinKatharina ReichstallerNils SchadClara Bergius-BühlEsther MerzKatharina SchmitzAna Vladanovic-LebedinskiBernhard Metz

Die MünchnerPhilharmoniker

Namiko FuseQi ZhouClément CourtinTraudel ReichAsami YamadaJohanna Zaunschirm

BRATSCHENJano Lisboa, SoloBurkhard Sigl, stv. SoloDakyung Kwak, stv. SoloMax SpengerHerbert StoiberWolfgang StinglGunter PretzelWolfgang BergBeate SpringorumKonstantin SellheimJulio LópezValentin Eichler

VIOLONCELLIMichael Hell, KonzertmeisterFloris Mijnders, SoloStephan Haack, stv. SoloThomas Ruge, stv. SoloHerbert HeimVeit Wenk-WolffSissy SchmidhuberElke Funk-HoeverManuel von der NahmerIsolde Hayer

CHEFDIRIGENT VALERY GERGIEVEHRENDIRIGENT ZUBIN MEHTA

Das Orchester

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Das Orchester Das Orchester

Sven FaulianDavid HausdorfJoachim Wohlgemuth

KONTRABÄSSESławomir Grenda, SoloFora Baltacıgil, SoloAlexander Preuß, stv. SoloHolger HerrmannStepan KratochvilShengni GuoEmilio Yepes Martinez Ulrich von Neumann-Cosel

FLÖTENMichael Martin Kofler, SoloHerman van Kogelenberg, SoloBurkhard Jäckle, stv. SoloMartin BeličGabriele Krötz, Piccoloflöte

OBOENUlrich Becker, SoloMarie-Luise Modersohn, SoloLisa OutredBernhard BerwangerKai Rapsch, Englischhorn

KLARINETTENAlexandra Gruber, SoloLászló Kuti, SoloAnnette Maucher, stv. SoloMatthias AmbrosiusAlbert Osterhammer, Bassklarinette

FAGOTTERaffaele Giannotti, SoloJürgen PoppJohannes HofbauerJörg Urbach, Kontrafagott

HÖRNERJörg Brückner, SoloMatias Piñeira, Solo

Ulrich Haider, stv. SoloMaria Teiwes, stv. SoloRobert RossAlois SchlemerHubert PilstlMia Aselmeyer

TROMPETENGuido Segers, SoloFlorian Klingler, SoloBernhard Peschl, stv. SoloMarkus Rainer

POSAUNENDany Bonvin, SoloMatthias Fischer, stv. SoloQuirin Willert Benjamin Appel, Bassposaune

TUBARicardo Carvalhoso

PAUKENStefan Gagelmann, SoloGuido Rückel, Solo

SCHLAGZEUGSebastian Förschl, 1. SchlagzeugerJörg HannabachMichael Leopold

HARFETeresa Zimmermann, Solo

ORCHESTERVORSTANDMatthias AmbrosiusKonstantin SellheimBeate Springorum

INTENDANTPaul Müller

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Impressum

IMPRESSUM

Herausgeber:Direktion der MünchnerPhilharmonikerPaul Müller, IntendantKellerstraße 481667 MünchenRedaktion:Christine MöllerCorporate Design und Titelgestaltung:Geviert, Grafik & TypografieMünchengeviert.comGraphik: dm druckmedien gmbhMünchenDruck: Gebr. Geiselberger GmbHMartin-Moser-Straße 23 84503 Altötting

TEXTNACHWEISE

Einführungstext: Wolfgang Stähr. Zitat: Alexander Wheelock Thayer, Ludwig van Beethovens Leben, Band 5, Berlin 1879. Nicht namentlich gekennzeich-nete Texte und Infoboxen: Christine Möller. Künstler-biographien: nach Agentur-vorlagen. Alle Rechte bei den Autorinnen und Auto-ren; jeder Nachdruck ist seitens der Urheber geneh-migungs- und kostenpflich-tig.

BILDNACHWEISE

Abbildungen zu Johann Se-bastian Bach: Werner Neu-mann (Hrsg.), Bilddoku-mente zur Lebensge-schichte Johann Sebastian Bachs, Kassel 1979; Werner Felix, Johann Sebastian Bach, Leipzig 1989; wikime-dia commons. Künstlerpho-tographien: Marco Borg-greve (Koopman, Landsha-mer) SoundPictureDesign (Lehmkuhl), Jutta Missbach (Lichdi), Winfried Hoesl (Volle), privat (Ross, Zaun-schirm), Elmer de Haas (Hannigan).

Gedruckt auf holzfreiem und FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt

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Christoph Well und Musiker der Münchner Philharmoniker gestalten einen musikalisch- kabarettistischen Start in das Neue Jahr.

Freitag19_01_2018 18 Uhr Festsaal im Münchner Künstlerhaus

mphil.de089 54 81 81 400Karten: 30 €

Mit � eundlicher Unters� tzung der Münchner Künstlerhaus-S� � ung

Neujahrs-kammerkonzert

710412_0_FuF_Neujahrskonzert_148x210_ANZ_Z0.indd 1 24.10.17 15:01

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