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Johanna Backhaus, Andrea Bogatz, Petra Hanke Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen im Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule - Die Perspektive der Eltern Wirkungen von Formen und Niveaus der Kooperation von Kita und Grundschule auf Erzieherinnen und Erzieher, Lehrpersonen, Eltern und Kinder (Projekt WirKt) Projektleitung Prof. Dr. Petra Hanke Institut für Allgemeine Didaktik und Schulforschung Projektmitarbeiterinnen Johanna Backhaus & Andrea Bogatz +49(221) 470-8631 oder -1838 [email protected] [email protected] Tel.: e-mail: Problemstellung Übergang in die Grundschule als wichtiges Ereignis im Leben von Kindern und Eltern, Fachkräfte als kooperierende Bildungsbegleiterinnen (Griebel/Niesel 2004; 2011). In der früh- und grundschulpädagogischen Forschung wird zumeist von der normativ gesetzten Annahme der Wirksamkeit der Kooperation zwischen Kinderta- geseinrichtung und Grundschule auf die Bewältigung des Übergangs ausgegangen. Bedeutung der Bildungsdokumentation im Übergang als Möglichkeit der institutionenübergreifenden Bildungsbegleitung bzw. Kooperationsanlass bislang we- nig untersucht (Strätz u.a. 2007). Projektziel Erkenntnisgewinn über den Ist-Zustand der Kooperation und der Bildungsdokumentation in Nordrhein-Westfalen. Untersuchung von (eingeschätzten) Wirkungen der Kooperation zwischen Kindertageseinrichtung, Grundschule und Elternhaus beim Übergang von der Kinder- tageseinrichtung in die Grundschule auf alle daran Beteiligten. Untersuchung der Bildungsdokumentation im Übergang zur Grundschule aus der Perspektive aller Beteiligten. Eröffnung von Perspektiven zur Weiterentwicklung einer gemeinsamen Gestaltung des Übergangs in die Grundschule. Untersuchungs- design Theoretischer Hintergrund Transitionsmodell (Griebel/Niesel 2011) Die Studie basiert auf dem in Deutschland vorherrschenden Transiti- onsmodell von Griebel und Niesel (2004; 2011), welches u.a. auf dem ökosystemischen Modell nach Bronfenbrenner beruht. Übergänge werden als bedeutsame Veränderungsprozesse für Kinder und ihren Familien hervorgehoben. In diesem Sinne müssen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern den Übergang aktiv bewältigen. Den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen und Lehrpersonen der Grundschulen kommt dabei die Aufgabe zuteil, den Übergangs- prozess zu moderieren und begleiten. Kooperationsmodell (Backhaus/Bogatz/Hanke) in Anlehnung an Gräsel/Fußangel/Pröbstel 2006 Kooperation wird verstanden als ein Prozess der Zusammenarbeit zwi- schen Personen, bzw. Akteursgruppen verschiedener Institutionen,als eine Form sozialer Interaktion, die auf Vertrauen basiert, einen gewis- sen Grad an Autonomie beansprucht und das Verfolgen gemeinsamer Ziele und Aufgaben ermöglicht. (Spieß 2004; Maag Merki 2009; Hanke/ Rathmer 2009) Kooperation kann in Anlehnung an Gräsel, Fußangel und Pröbstel (2006) auf verschiedenen Kooperationsniveaus erfolgen: Wechselseitiger Aus- tausch von Informationen und Materialien, Arbeitsteilung oder Kokon- struktion. Nach Griebel/Niesel 2004 Basiert auf Gräsel/Fußangel/Pröbstel 2006; Spieß 2004 Teilbereich I: Kooperation im Übergang zur Grundschule (Andrea Bogatz) Problemstellung und aktueller Forschungsstand Eltern müssen den Übergang ihrer Kinder in die Grundschule bewältigen. Sie erfahren eine Rollenveränderung von der Rolle als Eltern eines Kita-Kindes zu der Rolle der Eltern eines Schulkindes. (Griebel, Niesel 2004; 2011) Eltern gestalten den Transitionsprozess aktiv mit und fungieren als wichtige Unterstützung der Kinder im Übergang. Der Um- gang mit dem Kind im Übergang wird hierbei von ihren eigenen Gefühlen beeinflusst. (ifP Bayern, o.J.) Ein erfolgreich bewältigter Übergang kann unterstützt werden durch gemeinsamen Einsatz von Schule und Eltern. Informierte Eltern können ihre Kinder besser im Übergang unterstützen. (Margetts 2002) In der qualitativ angelegten Untersuchung von Graßhoff u.a. zeigte sich, dass die meisten Übergangs-Praktiken an die Kinder und nicht an die Eltern gerichtet sind. (Graßhoff u.a. 2013) Die Perspektive der Eltern im Übergangsprozess wurde bisher nur selten berücksichtigt. (Fabian/Dunlop 2006; Graßhoff u.a., 2013; Griebel/Niesel 2011) Teilbereich II: Bildungsdokumentationen im Übergang zur Grundschule (Johanna Backhaus) Eingeschätzte Wirkungen der Kooperation auf die Bewältigung des Übergangs durch die Eltern Ausgewählte Ergebnisse Cluster I - traditionell informatives Kooperationssetting hauptsächlich Kooperationsformen, die ein Kennenlernen ermöglichen eher wenige Kooperationsformen Kooperation basiert hauptsächlich auf einem Austausch an Informationen Cluster II - variantenreich informatives Kooperationssetting Kooperationsformen sehr vielfältig Kooperation basiert hauptsächlich auf einem Austausch an Informationen Cluster III - intensives Kooperationssetting Kooperationsformen sehr vielfältig Kooperation basiert sowohl auf einem Austausch an Informationen als auch auf Arbeitsteilung und Kokonstruktion Weitergabe der Bildungsdokumentation durch die Eltern an die Grundschule Fragestellungen Wie schätzen die Eltern die Wirkungen verschiedener Kooperationspraktiken auf die eigene Bewältigung des Übergangs ein? Wie zufrieden sind die Eltern mit der Kooperation zwischen Kindertageseinrichtung und Grundschule? Zusammenfassung Im Durchschnitt stimmen die Eltern den positiven Wirkaspekten bzgl. der eigenen Bewältigung des Übergangs ihrer Kinder zur Grundschule eher zu. Je höher die Kooperationsintensität und -vielfalt, desto höher die Zustimmung der Eltern zu posi- tiven Wirkaspekten. Je höher die Kooperationsintensität und -vielfalt, desto geringer ist die Zustimmung der Eltern aus Kita und Grundschule zu negativen Wirkaspekten Die Zufriedenheit mit dem Angeboten im Übergang von Kita und Grundschule gemeinsam steigt über die drei Cluster an. Zusammenfassung Obwohl nahezu alle Eltern am Ende der Kita-Zeit vorhaben, die Bildungsdoku- mentation an die Grundschule weiter- zugeben, geben weniger als ein Drittel der Eltern Anfang der Grundschule an, diese tatsächlich weitergegeben zu ha- ben. Bei den Gründen, warum die Bildungs- dokumentation nicht weitergegeben worden ist, zeigt sich, dass viele Eltern entweder mangelnd informiert waren, nicht dahin gehend beraten wurden oder auf fehlendes Interesse in der Schu- le gestoßen sind. Ein weiterer wichtiger Grund scheint zu sein, dass die Eltern möchten, dass die Lehrpersonen unvor- eingenommen an ihre Kinder herantre- ten. Werden die Bildungsdokumentationen weitergegeben, sind die Eltern auch im Nachhinein noch zufrieden mit der Ent- scheidung zur Weitergabe, allerdings schätzt lediglich ca. die Hälfte ein, dass die Lehrerin die Bildungsdokumentati- on auch in vollem Umfang genutzt hat. Literatur Ahtola A., Silinskas G., Poikonen P.-L., Kontoniemi M., Niemi P. & Nurmi J.-E. (2011). Transition to formal schooling: Do transition practices matter for academic performance? In: Early Childhood Research Quarterly 26 (295-302). Bronfenbrenner, U. (1989). Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Frankfurt am Main: Fischer. Bronfenbrenner, U./Morris, P.A. (1998). The ecology of developmental processes. In: Damon, W./Lerner, R.M. (Hrsg.): Handbook of child psychology. “Theoretical models of human development”, Band 1 (S. 993- 1029), 5. Auflage. New York: John Wiley. Carr, M. (2012). Making a borderland of contested spaces into a meeting place: The relationship from a New Zealand perspective. In: Moss, P. (Ed): Early Childhood and Compulsory Education. Reconceptualising the relationship.(92-110). Eckerth, M./Hanke, P./Hein, A.K. (2013). Schutzfaktoren zur Unterstützung der Übergangsbewältigung von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule - Ergebnisse aus dem FiS-Projekt. In: Pohlmann-Rother, S. & Franz, U. (Hrsg.) (2012). Kooperation von Kita und Grundschule. Eine Herausforderung für das pädagogische Personal. Köln: Wolters Kluwer. (57-70). Dunlop, Aline-Wendy and Fabian, Hilary (2007). Outcomes of good practice in transition processes for children entering primary school. Working paper. Bernard van Lee Foundation, The Hague. Faust, G. (2012). Zur Bedeutung des Schuleintritts für die Kinder - für eine wirkungsvolle Kooperation von Kindergarten und Grundschule. In: Pohlmann-Rother, S. & Franz, U. (Hrsg.) (2012). Kooperation von Kita und Grundschule. Eine Herausforderung für das pädagogische Personal. Köln: Wolters Kluwer. (11-21). Graßhoff, G., Ullrich, H., Binz, Ch., Pfaff, A., Schmenger, S. (2013). Eltern als Akteure im Prozess des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule. Wiesbaden: Springer VS. Gräsel, C., Fußangel, K., Pröbstel, C. (2006). Lehrkräfte zur Kooperation anregen – eine Aufgabe für Sisyphos? In Zeitschrift für Pädagogik. 52. Jg. Heft 2/2006 (205-219). Griebel, W., Niesel, R. (2011). Übergange verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen Verlag. Griebel, W., Niesel, R. (2004). Transitionen. Fähigkeiten von Kindern in Tageseinrichtungen fördern, Veränderungen erfolgreich zu bewältigen. Weinheim und Basel:Beltz Verlag. Hanke, P., Rathmer, B. (2009). Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen im Kontext der Sprachstandsdiagnose Delfin 4 – Konzeption des TransKiGs-Projektes NRW (Phase II). In Mini- sterium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MGFFI) (Hrsg.). Kinder bilden Sprache – Sprache bildet Kinder. Sprachentwicklung und Sprachförderung in Kinderta- gesstätten. Münster/New York/München/Berlin. (57-69). Hanke, P./Backhaus, J./Bogatz, A. (2013). Den Übergang gemeinsam gestalten. Kooperation und Bildungsdokumentation im Übergang zur Grundschule. Münster o.a.: Waxmann. IFP-Bayern (o.J.). Eltern im Übergang zu Eltern eines Schulkindes – ein Entwicklungsschritt im Leben Erwachsener. Online: http://www.ifp.bayern.de/projekte/laufende/Schul-Eltern.html [09.07.2013] Maag Merki, K. (Hrsg.) (2009). Kooperation und Netzwerkbildung. Strategien zur Qualitätsentwicklung in Schulen. Seelze: Klett-Kallmeyer. Margetts, K. (2002) Planning transition programs. In H. Fabian, A.-W. Dunlop (2002). Transitions in the Early Years: Debating continuity and progression for children in early education. RoutledgeFalmer: London. (156-179). Mitchell, L. (2008). Assessment practices and aspects of curriculum in early childhood education. Results of the 2007 NZCER national survey for ECE services. Wellington: NZCER. Nickel, H. (1990). Das Problem der Einschulung aus ökologisch-systemischer Perspektive. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, (217-227). Spieß, E. (2004). Kooperation und Konflikt. In Schuler, H. (Hrsg.), Organisationspsychologie – Gruppe und Organisation. Bern: Huber. (193-247). Strätz, R./Solbach, R./Holst-Solbach, F. (2007). Bildungshäuser für Kinder von drei bis zehn Jahren. Expertise. Berlin. Problemstellung und aktueller Forschungsstand Kindertageseinrichtung und Grundschule sollen institutionenübergreifend zusammenarbeiten um die fortlaufenden Bil- dungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder zu unterstützen und das Lernen in der Kita in der Grundschule aufzugreifen. Inwiefern Bildungsdokumentationen in der Zusammenarbeit dafür genutzt werden (können), den Übergang für Kinder und Eltern institutionenübergreifend zu begleiten und zu unterstützen, ist bislang wenig untersucht worden. Die Ergebnisse einer finnischen Längsschnittstudie zu Kooperationspraktiken im Übergang zeigen, dass die Weitergabe von Informationen zwischen Kita- und Grundschule einer der stärksten Prädiktoren für positive schulische Leistungen ist. Die Er- gebnisse legen nahe, dass die Weitergabe von Informationen nützlich ist, zumindest, wenn die Informationen umfassend und für die wiederholte Verwendung dokumentiert sind. (Ahtola u.a. 2011) Die Arbeit von Carr zeigt, dass Portfolios im Übergang als Grenz-Objekte angesehen werden können, die Möglichkeiten zum Dialog zwischen Fach- und Lehrkräften, Kindern und Familien bieten (Carr 2013). Nationale und internationale Ergebnisse zur Weitergabe der Bildungsdokumentation zeigen, dass nur ca. ein Drittel der Bildungsdokumentationen an die Grundschule weitergegeben werden (Hanke u.a. 2013; Eckerth u.a. 2013; Mitchell 2008; Ahtola u.a. 2011). Aus datenschutztrechtlichen Gründen liegt die Entscheidung zur Weitergabe in Deutschland bei den Eltern. Als Gründe für die fehlende Weitergabe werden in aktuellen Studien Datenschutzaspekte benannt und die Sorge der Eltern, dass die Lehrpersonen nicht unvoreingenommen an die Kinder herantreten können (Faust 2013). Fragestellungen Inwiefern werden Bildungsdokumentationen im Übergang von den Eltern zur Weitergabe an die Grundschule genutzt? Sofern die Bildungsdokumentation an die Grundschule weitergegeben wird, wie wird die Weitergabe im Nachhinein von den Eltern bewertet? Was sind die Gründe der Eltern gegen eine Weitergabe an die Grundschule?

Johanna Backhaus, Andrea Bogatz, Petra Hanke Zusammenarbeit … · 2014. 6. 25. · Johanna Backhaus, Andrea Bogatz, Petra Hanke Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und

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Page 1: Johanna Backhaus, Andrea Bogatz, Petra Hanke Zusammenarbeit … · 2014. 6. 25. · Johanna Backhaus, Andrea Bogatz, Petra Hanke Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und

J o h a n n a B a c k h a u s , A n d r e a B o g a t z , Pe t r a H a n k eZusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen im Übergang von der Kindertageseinrichtung in die

Grundschule - Die Perspektive der ElternWirkungen von Formen und Niveaus der Kooperation von Kita und Grundschule auf Erzieherinnen und Erzieher, Lehrpersonen, Eltern und Kinder (Projekt WirKt)

ProjektleitungProf. Dr. Petra HankeInstitut für Allgemeine Didaktik und SchulforschungProjektmitarbeiterinnenJohanna Backhaus & Andrea Bogatz+49(221) 470-8631 oder [email protected]@uni-koeln.de

Tel.:e-mail:

Problemstellung• Übergang in die Grundschule als wichtiges Ereignis im Leben von Kindern und Eltern, Fachkräfte als kooperierende Bildungsbegleiterinnen (Griebel/Niesel 2004;

2011).• In der früh- und grundschulpädagogischen Forschung wird zumeist von der normativ gesetzten Annahme der Wirksamkeit der Kooperation zwischen Kinderta-

geseinrichtung und Grundschule auf die Bewältigung des Übergangs ausgegangen.• Bedeutung der Bildungsdokumentation im Übergang als Möglichkeit der institutionenübergreifenden Bildungsbegleitung bzw. Kooperationsanlass bislang we-

nig untersucht (Strätz u.a. 2007).

Projektziel• Erkenntnisgewinn über den Ist-Zustand der Kooperation und der Bildungsdokumentation in Nordrhein-Westfalen.• Untersuchung von (eingeschätzten) Wirkungen der Kooperation zwischen Kindertageseinrichtung, Grundschule und Elternhaus beim Übergang von der Kinder-

tageseinrichtung in die Grundschule auf alle daran Beteiligten.• Untersuchung der Bildungsdokumentation im Übergang zur Grundschule aus der Perspektive aller Beteiligten.• Eröffnung von Perspektiven zur Weiterentwicklung einer gemeinsamen Gestaltung des Übergangs in die Grundschule.

Untersuchungs-design

Theoretischer HintergrundTransitionsmodell (Griebel/Niesel 2011)

• Die Studie basiert auf dem in Deutschland vorherrschenden Transiti-onsmodell von Griebel und Niesel (2004; 2011), welches u.a. auf dem ökosystemischen Modell nach Bronfenbrenner beruht.

• Übergänge werden als bedeutsame Veränderungsprozesse für Kinder und ihren Familien hervorgehoben.

• In diesem Sinne müssen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern den Übergang aktiv bewältigen.

• Den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen und Lehrpersonen der Grundschulen kommt dabei die Aufgabe zuteil, den Übergangs-prozess zu moderieren und begleiten.

Kooperationsmodell (Backhaus/Bogatz/Hanke) in Anlehnung an Gräsel/Fußangel/Pröbstel 2006

• Kooperation wird verstanden als ein Prozess der Zusammenarbeit zwi-schen Personen, bzw. Akteursgruppen verschiedener Institutionen,als eine Form sozialer Interaktion, die auf Vertrauen basiert, einen gewis-sen Grad an Autonomie beansprucht und das Verfolgen gemeinsamer Ziele und Aufgaben ermöglicht. (Spieß 2004; Maag Merki 2009; Hanke/Rathmer 2009)

• Kooperation kann in Anlehnung an Gräsel, Fußangel und Pröbstel (2006) auf verschiedenen Kooperationsniveaus erfolgen: Wechselseitiger Aus-tausch von Informationen und Materialien, Arbeitsteilung oder Kokon-struktion.

Nach Griebel/Niesel 2004 Basiert auf Gräsel/Fußangel/Pröbstel 2006; Spieß 2004

Teilbereich I: Kooperation im Übergang zur Grundschule (Andrea Bogatz)

Problemstellung und aktueller Forschungsstand• Eltern müssen den Übergang ihrer Kinder in die Grundschule bewältigen. Sie erfahren eine Rollenveränderung von der Rolle

als Eltern eines Kita-Kindes zu der Rolle der Eltern eines Schulkindes. (Griebel, Niesel 2004; 2011)• Eltern gestalten den Transitionsprozess aktiv mit und fungieren als wichtige Unterstützung der Kinder im Übergang. Der Um-

gang mit dem Kind im Übergang wird hierbei von ihren eigenen Gefühlen beeinflusst. (ifP Bayern, o.J.)• Ein erfolgreich bewältigter Übergang kann unterstützt werden durch gemeinsamen Einsatz von Schule und Eltern. Informierte

Eltern können ihre Kinder besser im Übergang unterstützen. (Margetts 2002)• In der qualitativ angelegten Untersuchung von Graßhoff u.a. zeigte sich, dass die meisten Übergangs-Praktiken an die Kinder

und nicht an die Eltern gerichtet sind. (Graßhoff u.a. 2013)• Die Perspektive der Eltern im Übergangsprozess wurde bisher nur selten berücksichtigt. (Fabian/Dunlop 2006; Graßhoff u.a.,

2013; Griebel/Niesel 2011)

Teilbereich II: Bildungsdokumentationen im Übergang zur Grundschule (Johanna Backhaus)

Eingeschätzte Wirkungen der Kooperation auf die Bewältigung des Übergangs durch die Eltern

Ausgewählte Ergebnisse

Cluster I - traditionell informatives Kooperationssettinghauptsächlich Kooperationsformen, die ein Kennenlernen ermöglicheneher wenige KooperationsformenKooperation basiert hauptsächlich auf einem Austausch an InformationenCluster II - variantenreich informatives KooperationssettingKooperationsformen sehr vielfältigKooperation basiert hauptsächlich auf einem Austausch an InformationenCluster III - intensives KooperationssettingKooperationsformen sehr vielfältigKooperation basiert sowohl auf einem Austausch an Informationen als auch auf Arbeitsteilung und Kokonstruktion

Weitergabe der Bildungsdokumentation durch die Eltern an die Grundschule

Fragestellungen• Wie schätzen die Eltern die Wirkungen verschiedener Kooperationspraktiken auf die eigene Bewältigung des Übergangs ein?• Wie zufrieden sind die Eltern mit der Kooperation zwischen Kindertageseinrichtung und Grundschule?

Zusammenfassung• Im Durchschnitt stimmen die Eltern den positiven Wirkaspekten bzgl. der eigenen Bewältigung des Übergangs ihrer Kinder

zur Grundschule eher zu. Je höher die Kooperationsintensität und -vielfalt, desto höher die Zustimmung der Eltern zu posi-tiven Wirkaspekten.

• Je höher die Kooperationsintensität und -vielfalt, desto geringer ist die Zustimmung der Eltern aus Kita und Grundschule zu negativen Wirkaspekten

• Die Zufriedenheit mit dem Angeboten im Übergang von Kita und Grundschule gemeinsam steigt über die drei Cluster an.

Zusammenfassung• Obwohl nahezu alle Eltern am Ende der

Kita-Zeit vorhaben, die Bildungsdoku-mentation an die Grundschule weiter-zugeben, geben weniger als ein Drittel der Eltern Anfang der Grundschule an, diese tatsächlich weitergegeben zu ha-ben.

• Bei den Gründen, warum die Bildungs-dokumentation nicht weitergegeben worden ist, zeigt sich, dass viele Eltern entweder mangelnd informiert waren, nicht dahin gehend beraten wurden oder auf fehlendes Interesse in der Schu-le gestoßen sind. Ein weiterer wichtiger Grund scheint zu sein, dass die Eltern möchten, dass die Lehrpersonen unvor-eingenommen an ihre Kinder herantre-ten.

• Werden die Bildungsdokumentationen weitergegeben, sind die Eltern auch im Nachhinein noch zufrieden mit der Ent-scheidung zur Weitergabe, allerdings schätzt lediglich ca. die Hälfte ein, dass die Lehrerin die Bildungsdokumentati-on auch in vollem Umfang genutzt hat.

Literatur • Ahtola A., Silinskas G., Poikonen P.-L., Kontoniemi M., Niemi P. & Nurmi J.-E. (2011). Transition to formal schooling: Do transition practices matter for academic performance? In: Early Childhood Research Quarterly 26 (295-302).• Bronfenbrenner, U. (1989). Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Frankfurt am Main: Fischer.• Bronfenbrenner, U./Morris, P.A. (1998). The ecology of developmental processes. In: Damon, W./Lerner, R.M. (Hrsg.): Handbook of child psychology. “Theoretical models of human development”, Band 1 (S. 993-

1029), 5. Auflage. New York: John Wiley. • Carr, M. (2012). Making a borderland of contested spaces into a meeting place: The relationship from a New Zealand perspective. In: Moss, P. (Ed): Early Childhood and Compulsory Education. Reconceptualising

the relationship.(92-110).• Eckerth, M./Hanke, P./Hein, A.K. (2013). Schutzfaktoren zur Unterstützung der Übergangsbewältigung von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule - Ergebnisse aus dem FiS-Projekt. In: Pohlmann-Rother,

S. & Franz, U. (Hrsg.) (2012). Kooperation von Kita und Grundschule. Eine Herausforderung für das pädagogische Personal. Köln: Wolters Kluwer. (57-70).• Dunlop, Aline-Wendy and Fabian, Hilary (2007). Outcomes of good practice in transition processes for children entering primary school. Working paper. Bernard van Lee Foundation, The Hague.• Faust, G. (2012). Zur Bedeutung des Schuleintritts für die Kinder - für eine wirkungsvolle Kooperation von Kindergarten und Grundschule. In: Pohlmann-Rother, S. & Franz, U. (Hrsg.) (2012). Kooperation von Kita

und Grundschule. Eine Herausforderung für das pädagogische Personal. Köln: Wolters Kluwer. (11-21).• Graßhoff, G., Ullrich, H., Binz, Ch., Pfaff, A., Schmenger, S. (2013). Eltern als Akteure im Prozess des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule. Wiesbaden: Springer VS.

• Gräsel, C., Fußangel, K., Pröbstel, C. (2006). Lehrkräfte zur Kooperation anregen – eine Aufgabe für Sisyphos? In Zeitschrift für Pädagogik. 52. Jg. Heft 2/2006 (205-219).• Griebel, W., Niesel, R. (2011). Übergange verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen Verlag.• Griebel, W., Niesel, R. (2004). Transitionen. Fähigkeiten von Kindern in Tageseinrichtungen fördern, Veränderungen erfolgreich zu bewältigen. Weinheim und Basel:Beltz Verlag.• Hanke, P., Rathmer, B. (2009). Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen im Kontext der Sprachstandsdiagnose Delfin 4 – Konzeption des TransKiGs-Projektes NRW (Phase II). In Mini-

sterium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MGFFI) (Hrsg.). Kinder bilden Sprache – Sprache bildet Kinder. Sprachentwicklung und Sprachförderung in Kinderta-gesstätten. Münster/New York/München/Berlin. (57-69).

• Hanke, P./Backhaus, J./Bogatz, A. (2013). Den Übergang gemeinsam gestalten. Kooperation und Bildungsdokumentation im Übergang zur Grundschule. Münster o.a.: Waxmann. • IFP-Bayern (o.J.). Eltern im Übergang zu Eltern eines Schulkindes – ein Entwicklungsschritt im Leben Erwachsener. Online: http://www.ifp.bayern.de/projekte/laufende/Schul-Eltern.html [09.07.2013]• Maag Merki, K. (Hrsg.) (2009). Kooperation und Netzwerkbildung. Strategien zur Qualitätsentwicklung in Schulen. Seelze: Klett-Kallmeyer.• Margetts, K. (2002) Planning transition programs. In H. Fabian, A.-W. Dunlop (2002). Transitions in the Early Years: Debating continuity and progression for children in early education. RoutledgeFalmer: London.

(156-179).• Mitchell, L. (2008). Assessment practices and aspects of curriculum in early childhood education. Results of the 2007 NZCER national survey for ECE services. Wellington: NZCER.• Nickel, H. (1990). Das Problem der Einschulung aus ökologisch-systemischer Perspektive. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, (217-227).• Spieß, E. (2004). Kooperation und Konflikt. In Schuler, H. (Hrsg.), Organisationspsychologie – Gruppe und Organisation. Bern: Huber. (193-247).• Strätz, R./Solbach, R./Holst-Solbach, F. (2007). Bildungshäuser für Kinder von drei bis zehn Jahren. Expertise. Berlin.

Problemstellung und aktueller Forschungsstand• Kindertageseinrichtung und Grundschule sollen institutionenübergreifend zusammenarbeiten um die fortlaufenden Bil-

dungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder zu unterstützen und das Lernen in der Kita in der Grundschule aufzugreifen.• Inwiefern Bildungsdokumentationen in der Zusammenarbeit dafür genutzt werden (können), den Übergang für Kinder und

Eltern institutionenübergreifend zu begleiten und zu unterstützen, ist bislang wenig untersucht worden.• Die Ergebnisse einer finnischen Längsschnittstudie zu Kooperationspraktiken im Übergang zeigen, dass die Weitergabe von

Informationen zwischen Kita- und Grundschule einer der stärksten Prädiktoren für positive schulische Leistungen ist. Die Er-gebnisse legen nahe, dass die Weitergabe von Informationen nützlich ist, zumindest, wenn die Informationen umfassend und für die wiederholte Verwendung dokumentiert sind. (Ahtola u.a. 2011) Die Arbeit von Carr zeigt, dass Portfolios im Übergang als Grenz-Objekte angesehen werden können, die Möglichkeiten zum Dialog zwischen Fach- und Lehrkräften, Kindern und Familien bieten (Carr 2013).

• Nationale und internationale Ergebnisse zur Weitergabe der Bildungsdokumentation zeigen, dass nur ca. ein Drittel der Bildungsdokumentationen an die Grundschule weitergegeben werden (Hanke u.a. 2013; Eckerth u.a. 2013; Mitchell 2008; Ahtola u.a. 2011). Aus datenschutztrechtlichen Gründen liegt die Entscheidung zur Weitergabe in Deutschland bei den Eltern.

•Als Gründe für die fehlende Weitergabe werden in aktuellen Studien Datenschutzaspekte benannt und die Sorge der Eltern, dass die Lehrpersonen nicht unvoreingenommen an die Kinder herantreten können (Faust 2013).

Fragestellungen• Inwiefern werden Bildungsdokumentationen im Übergang von den Eltern zur Weitergabe an die Grundschule genutzt?• Sofern die Bildungsdokumentation an die Grundschule weitergegeben wird, wie wird die Weitergabe im Nachhinein von den

Eltern bewertet?• Was sind die Gründe der Eltern gegen eine Weitergabe an die Grundschule?