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Bauhaus-Universität Weimar Entwerfen und Baukonstruktion Bearbeiter: Birke Schwesinger Markus-Christian Kutz John Pawson Calvin Klein Stores 1 Calvin Klein Stores von John Pawson Calvin Klein Store TOKYO 1994 Calvin Klein Store NEW YORK 1995 Calvin Klein Store SEOUL 1996 Calvin Klein Men´s Store PARIS 1998 CK Jeanswear BLUEWATER 1999 CK Jeanswear HAMBURG 1999 CK Jeanswear DUBAI 1999 Calvin Klein Store FUKUOKA 1999 Calvin Klein Store TAIPEI 2000 Calvin Klein Collection Store PARIS 2002 John Pawson Office in London Calvin Klein wandte sich Ende der 80er Jahre an John Pawson, mit der Bitte, ihm bei der Konzepterarbeitung für seine „Flagship Stores“ zu helfen. Hieraus entstand 1994 die erste Zusammenarbeit zwischen dem Modemacher und dem Architekten, der noch viele, weitere folgen sollten. Bis in die 90er Jahre verkaufte Klein seine Mode an unabhängige Einzelhandelsketten. Erst mit der Eröffnung seines ersten Ladens bot sich Klein die Gelegenheit seine Produkte in einem speziellen Umfeld voll zu entfalten, und damit zu einem Ganzen werden zu lassen. Für Klein ist die Idee der Moderne zu einem Lebensstil geworden, seine Kleidung, die Verpackung, die Visualisierung, die Werbung und nicht zuletzt die gesamte Verkaufsstrategie vereinigen sich in John Pawsons Architektur, und bilden somit eine Synthese, die CK zu einer einzigarti- gen Marke werden lässt. „Its kind of modern, kind of sexy, it´s about a new idea of luxury“ Calvin Klein

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Bauhaus-Universität WeimarEntwerfen und Baukonstruktion

Bearbeiter: Birke Schwesinger Markus-Christian Kutz

John PawsonCalvin Klein Stores

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Calvin Klein Stores von John Pawson

Calvin Klein Store TOKYO 1994Calvin Klein Store NEW YORK 1995Calvin Klein Store SEOUL 1996Calvin Klein Men´s Store PARIS 1998CK Jeanswear BLUEWATER 1999CK Jeanswear HAMBURG 1999CK Jeanswear DUBAI 1999Calvin Klein Store FUKUOKA 1999Calvin Klein Store TAIPEI 2000Calvin Klein Collection Store PARIS 2002

John Pawson Office in London

Calvin Klein wandte sich Ende der 80er Jahre an John Pawson, mit der Bitte, ihm bei der Konzepterarbeitung für seine „Flagship Stores“ zu helfen. Hieraus entstand 1994 die erste Zusammenarbeit zwischen dem Modemacher und dem Architekten, der noch viele, weitere folgen sollten.Bis in die 90er Jahre verkaufte Klein seine Mode an unabhängige Einzelhandelsketten. Erst mit der Eröffnung seines ersten Ladens bot sich Klein die Gelegenheit seine Produkte in einem speziellen Umfeld voll zu entfalten, und damit zu einem Ganzen werden zu lassen. Für Klein ist die Idee der Moderne zu einem Lebensstil geworden, seine Kleidung, die Verpackung, die Visualisierung, die Werbung und nicht zuletzt die gesamte Verkaufsstrategie vereinigen sich in John Pawsons Architektur, und bilden somit eine Synthese, die CK zu einer einzigarti-gen Marke werden lässt.

„Its kind of modern, kind of sexy, it´s about a new idea of luxury“ Calvin Klein

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Calvin Klein Store New York 1995

Die Ähnlichkeit zwischen dieser Boutique und einer Kunstgalerie ist nicht zufällig. Es kommen auch nicht die üblichen Verkaufsstrategien zur Anwendung, vielmehr wird der Besucher zu einem Spaziergang durch die Räumlichkeiten eingeladen, in denen ein persönlicher Stil in Eleganz und Luxus seinen Ausdruck findet. Der Laden liegt in den vier ersten Geschossen eines Gebäudes mit klassischer Fassade, in dem früher die Bank J. P Morgan zu finden war. Das Innere wird durch ein Steinpflaster, weiße Wände und vor allem die sorgfältige Anordnung der Gegenstände geprägt. Man beabsichtigt nicht wie in den meisten Läden, den Kunden zu lenken, einzuweisen oder zu leiten, sondern will im Gegenteil, dass sich die Besucher in Ruhe und ohne Eile bewegen, sich privilegiert fühlen und an der dem Ort eigenen Atmosphäre teil-haben. Die spezielle Ausstattung des Geschäfts bietet ihnen Anhalts-punkte zur Orientierung.Die gesamte Grundfläche des Ladens mit seiner bis zu 6 m hohen De-cke beträgt 1.860 m². Das Erdgeschoss ist den Accessoires für Damen gewidmet, das Obergeschoss der Damenbekleidung und die Etage darüber der Herrenmode. Im Untergeschoss befindet sich die Ausstel-lung der Haushaltsgegenstände, die auf separate Räume für Bad-, Küchen- und Esszimmerzubehör verteilt sind.Calvin Klein Store NY | Strassenansicht Madison Anenue

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Calvin Klein Store NY | Innenraum

Grundriss EG Grundriss OG

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Calvin Klein Store TOKYO 1994

Der erste Shop, den Pawson für Calvin Kleins Modewelt verwirklichte, war der in Tokyo. Diesem sollte in den nächsten Jahren noch eine gan-ze Serie solcher Stores folgen.Der Neubau ist inmitten des so genannten „Modeviertels“ von Tokyo gelegen und nimmt dort heute einen - sowohl städtisch als auch mo-disch gesehen - wichtigen Platz ein.Die Innenwelt des Gebäudes soll einen bewussten Kontrast zu seiner Außenwelt darstellen. So will Pawson das „visuelle Chaos“ des heuti-gen Japans ausgrenzen und durch seinen neu geschaffenen ruhigen, weißen Raum den hier ausgestellten Kleidern und Accessoires die Möglichkeit geben, sich ohne äußere Störung gebührend zu präsentie-ren.Sein behutsamer Gebrauch von Stein und natürlichem Licht verleihen dem Shop einen Hauch von dezentem Luxus, der auf einer Einfachheit im Umgang mit Material und Form, aber ohne jegliche Zurschaustel-lung beruht.

Calvin Klein Store TOKYO | InnenraumCalvin Klein Store TOKYO | Innenraum

Grundriss EG Grundriss OG

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Calvin Klein Store SEOUL | Strassenansicht

Calvin Klein Store SEOUL 1996

Der koreanische Flagshipstore ist, ungewöhnlicherweise, ein freiste-hender Neubau, durch welches es möglich war, beide Welten, also die Innen- und die Außenwelt des Shops zu kreieren. Zwar sind alle Calvin Klein stores dem (auch modischen) Grundprinzip der Einfachheit und Klarheit unterworfen, dennoch trägt jeder einzelne seine eigene Note. So wurden hier alle Wände und Decken weiß gehalten, während der Boden mit grauen Steinen bedeckt wurde. Hiermit wollte Pawson „die Straße von Außen im Shopinneren weiterführen“, und neben dem sinnbildlichen, auch den visuellen Kontrast zwischen Innen und Außen verdeutlichen.Das Gebäude selbst wurde mit dem selben Stein verkleidet, der im In-nenraum auftaucht, und symbolisiert somit das „graue Stadttreiben“.Die glatte, in sich ruhende Fassade wird nur durch den darauf aufge-setzten Calvin Klein - Schriftzug und ein einzelnes Schaufenster durch-brochen, welches dem Passanten einen kleinen Einblick in Pawsons kreierte Welt der Mode gewährt.

Calvin Klein Store SEOUL | Innenraum

Grundriss EG Grundriss 1.OG Grundriss 2.OG

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Calvin Klein Store Paris 2002

Wie der Calvin Klein Store in New York bietet auch der Store in Paris seinen Kunden die gesamte Kollektion an CK Artikeln. Der ca. 2000 m² große Laden liegt im Herzen von Paris in der Avenue Montaigne. Auf-grund der knappen Grundfläche musste Pawson auf die Integrierung von zweigeschossigen Elementen verzichten. Dennoch gelang es ihm, durch die Verwendung von gezielt aufeinander abgestimmten Materia-lien und Details einen fließenden Raum über mehrere Etagen zu kreie-ren. Neben weißen Wänden und der minimalistischen Formensprache verwendete er - anders als in den drei zuvor gezeigten Shops - Holz zur Verkleidung des Bodens und der Verkaufsboxen. So enstanden spartanische, sensible, weiße Räume, die perfekt proportioniert und ausgeleuchtet sind, um die in ihnen ausgestellten Produkte von Calvin Klein einfach, modern und luxuriös zu präsentieren.

Calvin Klein Store PARIS | Innenraum Calvin Klein Store PARIS | Innenraum

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John PawsonCalvin Klein Stores

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Store conceptDer Schlüssel der neuen Verkaufsstrategie beruhte auf räumlicher Qualität. Wenn die Raumqualität sich hoch und dennoch dezent dar-stellen würde, würde die darin ausgestellte Kleidung gut wirken und der Kunde entspannt und zufrieden sein. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Menschen von einem Termin zum anderen hetzen, sollte der Verkaufsraum einen starken Kontrast zu seiner Außenwelt bilden. Er sollte seinen Besucher durch zurückhaltende Eleganz und Stille ein-fangen, den hektischen Alltag ausblenden und ihn auf das darin aus-gestellte sensibilisieren. Er selbst bezeichnet seine Entwürfe für Calvin Klein als „eine Neudefinition des modernen Luxus“.Hierfür arbeitet Pawson mit einer begrenzten Palette von Materialien und dezenten Farben und lässt dadurch eine ungewöhnliche Klarheit im Innenraum entstehen. Durch sehr sorgfältig ausgearbeitete, zurück-haltende Details – beispielsweise in der Beleuchtung - schafft er es, das Gesamtbild noch zu verstärken.

Calvin Klein Store PARIS | Innenraum

Calvin Klein Store PARIS | Innenraum

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ContainmentLaut Pawson erfüllt jedes Haus seine Bestimmung und eigene Aufgabe. Die erste Rolle eines Gebäu-des ist es, uns vor den Elementen zu schützen. So ist der instinktive Wunsch des Menschen nach ein-facher Geborgenheit wohl in erster Linie nicht sehr unterschiedlich zu dem eines wilden Tieres: beide suchen in der Wildnis Schutz. Doch die Architektur sollte einem Gebäude eine größere Bedeutung zumessen, als die des bloßen Wetterschutzes. So bezeichnet John Pawson beispielsweise den Eingang zu seinem Calvin Klein Shop in Tokio als „Dekompressionsraum“, der dem Käufer erlaubt, von der geschäftigen Straße durch eine „Schleuse“ ins Innere zu gelangen und sich dort auf die ruhige und luxuriöse Kleidung und deren Umgebung zu konzentrieren.

Volume„Ohne vorsichtige Betrachtung des Programms und der Nutzung, vermittelt bloßes Volumen wenig.“ Der Calvin Klein Store in New York ist in einem Raum untergebracht, der früher eine Bank beher-bergte und wird komplett von Wölbungen durchzo-gen. John Pawson öffnete die Straßenseite mit der größten Glasscheibe, die in den USA erhältlich war und verwandelt die gesamte Fassade somit in ein riesiges Schaufenster. Dann verlegte er im Inneren einen Mezzanine - Fußboden der dezent von der Fassade zurücktritt.Heraus kommt ein lichtgefüllter Raum, dessen Herrlichkeit auf einem vorsichtigen Wechselspiel zwischen Ebenen und Volumen basiert.

Light„Wer hat nicht schon einmal die verführerische An-ziehungskraft einer Pfütze aus Sonnenlicht auf dem Fußboden gespürt?“Licht gibt uns nicht nur die Fähigkeit, einen Gegen-stand von anderen zu unterscheiden, es erlaubt uns auch, die dreidimensionale Welt besser zu verste-hen und uns von ihm erwärmen zu lassen. Wir verbinden es mit Wohlbefinden und preisen es fast vor allem anderen in der Architektur. Schon für die Inkas, deren Kosmologie die natürliche Welt mit religiösen Bedeutungen belegte, besaß Tageslicht die stärkste Reinigungswirkung. Sie glaubten, dass es die Seele reinigte und charakterliche Defekte heilte, die den geregelten Zusammenhalt ihrer Ge-sellschaft bedrohten.Der Architekt muss bei der Arbeit mit Licht allerdings einiges beachten. Ungeschützt, überschwemmt sei-ne Helligkeit unsere Sichtfelder und zerstört unsere Fähigkeit zwischen einzelnen Elemente im physi-schen Bereich zu unterscheiden, verwischt alle Far-ben und verursacht Schmerz bei unserem Sehnerv, bis dieser vielleicht sogar seine Funktion verliert.In John Pawsons Händen werden natürliches und künstliches Licht zu Werkzeugen, zu einem Teil seines architektonischen Arsenals das ihm erlaubt, Aufmerksamkeit zu fokussieren und das Bewusst-sein zu erhöhen.

Material„Respekt für die zugehörigen Qualitäten der Materi-alien ist eines der entscheidendsten Elemente in der Kreation von ausdrucksstarker Architektur.“ Pawson zieht es vor, wenn möglich die gleichen Materialien nach innen und außen zu benutzen. Das zu tun vermeidet die Verbindung zwischen einem Material und dem anderen, was das Auge stoppen würde. Im Calvin Klein store in New York benutzt Pawson Stein als nahtlose Oberfläche. Durch seine enorme Haltbarkeit und Belastungsfähigkeit, verrin-gert Pawsons Wahl des York Steines die Notwendig-keit von weiteren, unterschiedlichen Materialien und den unbeholfenen Verbindungen zwischen diesen, da der Stein nicht nur zum Schmuck, sondern auch als konstruktive Befestigung genutzt werden kann. So steigen beispielsweise die langen Steinplatten im Innenraum auf, und wirken fast monolithisch, wie Verlängerungen des Fußbodens.

Expression„Architektur und Design sprechen ohne Worte. Als gesellschaftliche Kunstprodukte erklären sie uns et-was über unsere Geschichte und Wirtschaft. Doch Architektur kann zusätzlich eine große Klarheit und Ausdrucksstärke darüber besitzen, uns zu ver-deutlichen, wie unser Leben ist und wie wir es uns wünschen.“

MassDie Idee des Zelebrierens der Qualität von Masse ist ein wesentlicher Teil John Pawsons Annäherung zur Architektur. Egal, ob am Maßstab eines architektonischen Ge-genstandes betrachtet - wie einem Waschbassin, das aus einem einzigen Block des weißen Carrara Marmors gehauen wurde - oder am Maßstab eines kompletten Gebäudes - wie des Calvin Klein Stores in Seoul, mit seiner geplatteten Fassade, deren Stein ebenfalls im Fußboden- und Eingangsstufen-belag wiederkehrt. So scheint der Calvin Klein Shop in Seoul fast aus dem Boden heraus zu steigen, als ob es einer geo-logischen Anordnung folgt, die der Unbeständigkeit auszuweichen versucht, welche die unabdingbare Begleitung der Modeszene darstellt. Es ist ein Ge-bäude, das von der Außenseite einen vollkommenen Gegenstand darstellt, einer, der es nicht nötig hat, Passanten zu verführen. Stattdessen überzeugt das Gebäude, durch seine raffinierten Attraktionen, wie Proportion, Beschaffen-heit und seiner bloßen Anwesenheit.

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Essence„Bei jeder Erfahrung, jedem Gegenstand und jeder Idee gibt es einen Punkt, dem nichts mehr hinzuge-fügt oder weggenommen werden kann, ohne seine Intensität zu vermindern.“ Diesen Punkt zu finden ist keine einfach Angelegen-heit. Man muss sehr sorgfältig arbeiten, um diesen Punkt der natürlichen Harmonie zu erreichen, in dem die Summe größer ist, als jedes einzelne Teil und in dem diese Elemente sich zu einem Ganzen vereinen und ihre eigene Identität verlieren. Kein Raum oder Gegenstand ist dementsprechend nur er selbst. Nehmen wir beispielsweise seine für die „When Ob-jects Work“ – Kollektion entworfene Vase. Grob be-trachtet ist sie ein durchsichtiges Acrylvolumen, das eine Metallhülle innerhalb seines Kernes beherbergt. Bei näherer Betrachtung verkörpert diese einfache Vase jedoch viel mehr als „Eleganz“.Je nach Blickwinkel des Betrachters fängt die Sicht-barkeit des inneren Behälters an, sich zu verändern. So illustriert das Design der Vase den genauen Punkt der idealen Begrenzung für einen Behälter von Blumen, und soll durch ihre Form klar und ein-fach auf das Wesentliche der natürlichen Schönheit hinweisen.

Quellenangaben

Anita Moryadas, Alison MorrisJohn Pawson Themes and ProjectsLondon: Phaidon Press Limited, 2002

Deyan Sudjic John Pawson WorksLondon: Phaidon Press Limited, 2000

Deyan Sudjic Minimum John PawsonLondon: Phaidon Press Limited, 1996

Francisco Asensio CerverZeitgenössische ArchitekturKöln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000

Calvin Klein WerbungJohn Pawson Vase 2001

ResümeePawsons architekturphilosophischer Anspruch manifestiert sich nicht zuletzt im Aufbau der von ihm aufgestellten Grundsätze. Er inszenierte sie als einen japanisch inspirierten Lehrpfad, der den Leser durch eine immateriell weisse Raumsequenz führt. Hier werden Themen wie Contain-ment, Material, Light, Expression, Mass, Volume und Essence anhand von Photographien seiner wichtigsten realisierten oder aber auch nur kon-zipierten Werke abgehandelt. Diesem Initiationsweg antworten - gleichsam auf einem didaktisch und architektonisch konventioneller gestalteten Nebenpfad - Bauten und Projekte, die mit Plänen, grossen Modellen, Computerbildern und Photographien veranschaulicht werden.

Genau wie Calvin Klein lässt Pawson allerdings seine Werke lieber für sich sprechen, anstatt sie durch große Worte zu überschallen oder gar kaputtzureden. So findet man in der Literatur auch nur wenig konkrete Texte über Pawsons Werke, oder seine Person, denn das wichtigste für ihn ist die Wirkung seiner Architektur selbst.So soll diese einen puren und dennoch starken Eindruck hinterlassen, den er durch die Veröffentlichung von perfekt inszenierten Photos noch verstärkt. Doch nicht nur auf dem Papier, sondern auch im realen Zustand scheint Pawsons Luxus-Minimalismus durch formale und materielle Perfektion, durch Sensibilität und Klarheit sowie durch die Harmonie von Proportion, Licht und Raum zu überzeugen.So sagte beispielsweise Klein zu Pawson, nach der Eröffnung seines ersten Shops in Tokyo:„I visit the shop every day, and it always makes me feel good.“

Für einen Architekten gibt es wohl kein besseres Kompliment als die vollkommene Zufriedenheit seines Auftraggebers.