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Caroline Harrop
Frank Morherr
John Rawls
Eine Theorie der
Gerechtigkeit
Einführung in die
Entscheidungs- und
Spieltheorie
Proseminar: John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
Leitung: W. Zitterbarth
Wintersemster 2009/10
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Gliederung
1. Einführung in die Entscheidungs- und
Spieltheorie
2. Die vier Prinzipien
2.1 Die Maximin- Regel
2.2 Die Pareto- Optimalität
2.3 Das Unterschiedsprinzip
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeit
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
1. Einführung in die
Entscheidungs- und
Spieltheorie die Entscheidungstheorie ist Zweig der
Wissenschaftstheorie, der mathematischen Statistik und der theoretischen Ökonomie
bindet die Rationalität von Entscheidungen an logisch-mathematische Verfahren
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Anwendungsgebiete von
Entscheidungstheorien
Individualentscheidung Gruppenentscheidung
Normative
Theorien
Neoklassische
Ökonomie
Statistische
Entscheidungstheorie
Moralphilosophie
Spieltheorie
Wohlfahrtsökonomie
Organisationstheorie
Deskriptive
Theorien
Experimentelle
Entscheidungsstudien
Lerntheorie
Untersuchung von
Wahlverhalten
Sozialpsychologie
Politische
Wissenschaft
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Maximiere den Nutzen!
Vorteile als
positive
Kosten
Verluste
oder Nach-
teile als
negative Kosten
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Elementare Spieltheorie
Spieltheorie beschäftigt sich mit
Modellierung und Analyse von
Entscheidungsprozessen zwischen
mehreren Parteien bzw. Spielern
Prozesse reichen von üblichen
Gesellschaftsspielen bis hin zu
ökonomischen Abläufen
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Bsp.: Einfache Spielstrategie
Zwei Leute dürfen abwechselnd 1,2 oder
3 sagen, die Zahlen werden addiert.
Gewonnen hat, wer zuerst die 30 erreicht.
Frage:
Gibt es eine Strategie, dass man immer
gewinnt und wenn ja, wer gewinnt?
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Lösung:
Erreicht Spieler 1 die Zahlen 29, 28 oder 27, dann verliert er, da Spieler 2 dann 1,2 oder 3 sagen kann.
Folglich gewinnt, wer die Folge
2,6,10,14,18,22,26,30
erreicht.
Der anfängt, kann also immer gewinnen, wenn er mit der 2 beginnt und immer die Zahl des anderen auf 4 ergänzt.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Der faire Würfel
Ein Würfel ist fair, wenn jede der Zahlen
1,2,3,4,5,6 mit derselben
Wahrscheinlichkeit 1/6 fällt:
P({i})=1/6 , i=1,2,3,4,5,6
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Das faire Spiel
Ein Spiel heißt fair, wenn der Erwartungswert E über Einsatz und Gewinn gleich Null ist.
Bsp: Würfeln mit fairem Würfel. Einsatz für einen Wurf 1€. Gewinn bei sechs 6€.
E=(-1-1-1-1-1)*1/6+(6-1)*1/6=0
Im Schnitt verliert und gewinnt man nichts.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Das unfaire Spiel
Ein Spiel heißt unfair, wenn der Erwartungswert E über Einsatz und Gewinn ungleich Null ist.
Bsp: Würfeln mit fairem Würfel. Einsatz für einen Wurf 1€. Gewinn bei sechs 5€.
E=(-1-1-1-1-1)*1/6+(5-1)*1/6=-1/6
Der Budenbetreiber gewinnt im Schnitt bei sechs Würfen 1€.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Gliederung
1. Einführung in die Entscheidungs- und
Spieltheorie
2. Die vier Prinzipien
2.1 Die Maximin- Regel
2.2 Die Pareto- Optimalität
2.3 Das Unterschiedsprinzip
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeit
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
„Die Maximin- Regel ordnet die
Alternativen nach ihrem schlechtesten
möglichen Ergebnissen:
man soll diejenigen wählen, deren
schlechtestmögliches Ergebnis besser ist
als das jeder anderen.“
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S.178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
„Unter der Maximin- Regel versteht man
für gewöhnlich eine Regel für
Entscheidungen unter großer
Unsicherheit,... .“
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 13 S.104)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Umstände
Entscheidungen B1 B2 B3
A1 -7 8 12
A2 -8 7 14
A3 5 6 8
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 26 S. 178)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.1 Die Maximin- Regel
Unsicherheit bei der Entscheidung zu
allgemeingültigen Gerechtigkeitsgrundsätzen „Schleier des Nichtwissens“ (veil of ignorance) schließt jede Kenntnis von
Wahrscheinlichkeiten aus
Ausgleich durch die Maximin- Regel
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Gerechtigkeitsgrundsätze § 11
1. Jedermann soll gleiches Recht auf das
umfangreichste System gleicher Grundfreiheiten
haben, das mit dem gleichen System für alle anderen
verträglich ist.
2. Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so
zu gestalten, daß (a) vernünftigerweise zu
erwarten ist, daß sie zu jedermanns Vorteil
dienen, und (b) sie mit Positionen und Ämtern
verbunden sind, die jedem offen stehen.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.2 Das Optimalitätsprinzip/
Pareto- Optimalität
„Das Prinzip erklärt einen Zustand für
optimal, wenn man ihn nicht so
abändern kann, daß mindestens ein
Mensch besser darsteht, ohne daß
irgendjemand schlechter dasteht.“
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 12 S.87f)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Pareto-optimale Grundstruktur
„...wenn es nicht möglich ist, (...), das Schema der Rechte
und Pflichten so umzubauen, daß sich die Aussichten
mindestens einer (...) Person verbessern, ohne daß
sich die irgendeiner anderen Person verschlechtern.“
2.2 Das Optimalitätsprinzip/ Pareto- Optimalität
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 12 S.90f)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.2 Das Optimalitätsprinzip/ Pareto- Optimalität
Problematik
Beispiel der Sklavenhaltergesellschaft (§ 12 S. 91)
Nach wem soll das Maximum der Optimalität bestimmt werden?
Diese extremen Maxima seien optimal, „doch gewiss können sie nicht alle gerecht sein.“
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.2 Das Optimalitätsprinzip/ Pareto- Optimalität
Reines Effizienzprinzip
Beurteilung wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Verhältnisse im Urzustand
Bei Anwendung dürfen die
Gerechtigkeitsgrundsätze nicht verletzt werden.
Führt nicht automatisch zu einer gerechten
Verteilung
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.3 Das Unterschiedsprinzip
„Der intuitive Gedanke ist der, daß die
Gesellschaftsordnung nur dann
günstigere Aussichten für Bevorzugte
einrichten und sichern darf, wenn das den
weniger Begünstigten zum Vorteil
gereicht.“
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 13 S. 69)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.3 Das Unterschiedsprinzip
Bestimmung der Position, zur Beurteilung
gesellschaftlicher und wirtschaftlicher
Ungleichheiten in der gesellschaftlichen
Grundstruktur
Ausgleich der Unbestimmtheit des
Optimalitätsprinzips
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeit
„Der intuitive Gedanke ist der, das
Gesellschaftssystem so zu gestalten, daß
immer nur etwas Gerechtes
herauskommt, mindestens solange es
sich in einem bestimmten Rahmen hält.“
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
(§ 14 S.106)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Grundgedanken der
Verfahrensgerechtigkeit
ohne moralische Appelle, etwa an Genügsamkeit, Selbstlosigkeit oder Nächstenliebe auszukommen
den Menschen so zu nehmen, wie er ist, mit all seinen Eigeninteressen
durch die Anwendung der richtigen Verfahrensregeln Gerechtigkeit herstellen
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Schleier des Nichtwissens
Situation, in der die Menschen die
Grundgesetze ihrer Gesellschaft
festlegen, ohne zu wissen, in welcher
Weise sie selber künftig von diesen
Regeln betroffen sein werden
Schleier des Nichtwissens Konsequenzen
alle werden in die
gleiche Lage versetzt
niemand gerät in Versuchung,
sich Gesetze auszudenken,
die ihn bevorzugen
Ergebnis
man kann davon ausgehen,
dass die Vorschriften, die auf
diese Weise zustande kommen,
fair und gerecht sind
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
2.4 Die reine Verfahrensgerechtigkeit
Korrektheit bzw. Fairness des Ergebnisses liegen in der Befolgung der korrekten bzw. fairen Regeln
Beispiel Gemeinschaftsspiele
Sieg und Niederlage sind gerecht, wenn man nach den Regeln gespielt hat!
KEIN unabhängiges Kriterium für das richtige Ergebnis.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Anwendungsgebiet:
Güterverteilung
Umsetzung:
Gerechtes System von Institutionen
Unparteiische Anwendung
2.4 Die reine Verfahrensgerechtigkeit
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Die vollkommene Verfahrensgerechtigkeit
Das Verfahren ist so beschaffen, dass ein
gerechtes Ergebnis garantiert wird, z.B. etwas
gerecht teilen
WICHTIG: Es gibt ein unhabhängiges Kriterium
dafür, ob das Resultat gerecht ist. Gerecht
teilen, jeder eine Hälfte weil gleich groß
Ist nur in einfachen oder idealisierten Fällen
möglich
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Einen Kuchen gerecht in zwei
Hälften teilen
Wie teilt man einen Kuchen gerecht unter zwei Leuten, so dass sich jeder fair behandelt fühlt?
Einer schneidet, der andere sucht sich sein Stück aus. Der Schneidende wird natürlich versuchen, die Stücke möglichst gleich zu machen, denn er bekommt ja das Kleinere.
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Die unvollkommene Verfahrensgerechtigkeit
es existiert kein Verfahren, keine
Prozedur, die mit Sicherheit zu einem
gerechten Ergebnis führt (Beispiel
Strafverfahren)
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Individuum/
Gesellschaft
Regeln/
Verfahren
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeiten
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Individuum/
Gesellschaft
Regeln/
Verfahren
Das richtige Ergebnis
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeiten
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Individuum/
Gesellschaft
Regeln/
Verfahren
Das richtige Ergebnis
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeiten
vollkommen
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Individuum/
Gesellschaft
Regeln/
Verfahren
Das richtige Ergebnis
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeiten
vollkommen unvollkommen
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Individuum/
Gesellschaft
Regeln/
Verfahren
Das richtige Ergebnis
2.4 Die Verfahrensgerechtigkeiten
vollkommen
unvollkommen
Das faire Ergebnis
reine Verfahrensgerechtigkeit
Caroline Harrop
Frank Morherr 04. November 2009
John Rawls
Eine Theorie der Gerechtigkeit
Quellen
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtgkeit, Frankfurt a.M. 1975.
Insbesondere § 11-14, 26
Otfried Höffe: Strategien der Humanität,
Frankfurt a.M. 1985.
Spektrum Verlag: Lexikon der Mathematik,
Heidelberg 2002.