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Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig 1 / 2015 Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters Journal 1 / 2015 Richard ist Leipziger … C hristian Thielemann erhält den Richard- Wagner-Preis der Leipziger Richard- Wagner-Stiftung. Der Berliner Dirigent schlägt quasi eine Brücke zwischen den beiden sächsischen Musikmetropolen. Und plötzlich geht es mit dem Brückenschla- gen zwischen Leipzig und Dresden ganz einfach. Völlig frei von Missgunst, Neid und Konkurrenz zwischen bürgerlicher Bewegt- heit und residenzstädtischem Stillstand. Wagner macht‘s möglich! Der war ja auch schon in beiden Städten zugange. 1813 in Leipzig geboren und 1849 als Hofkapellmeis- ter aus Dresden geflohen. Seinen Schatten wirft der Dichter-Komponist nicht nur am Leipziger Ring vom bronzenen Balkenhol-Denkmal, sondern auch dank der regen Arbeit des Richard-Wagner-Verbandes seiner Geburtsstadt. Diesmal reicht er bis an die Elbe, der Schatten. So lichtvoll wie nie. Und bis an die Spree, respektive die Havel. Ein leuchtendes Beispiel. Denn der in Dresden als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle wirkende und in Potsdam lebende Berliner Christian Thielemann erhält in diesem Jahr den Richard-Wagner-Preis der Leipziger Richard-Wagner-Stiftung. Thomas Krakow, unermüdlicher Vorsitzender der Stiftung, würdigte Thielemann als »herausragendsten zeitgenössischen Wagner-Dirigenten«, der in seiner Person »derzeit das tiefste Verständnis und die höchste künstlerische Kompetenz in Sachen Richard Wagner« vereine. »Wir möchten den Entwicklungsweg des Dirigenten zu Richard Wagner und seine nie endende Durchdringung des Leipziger Komponisten würdigen. Dass uns das gerade im Jahr 2015 und damit zum 1000-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs gelingt, freut uns ganz besonders.« Damit ist gewiss kein Seitenhieb auf Dresden gemeint, von dem während der ersten beiden Leipziger Jahrhunderte ja noch gar keine Rede war und das kritische Zeitgenossen heute gern als »das Potsdam von Leipzig« bezeichnen. Nein, Wagner schlägt Brücken und Thiele- mann bekommt Ende Mai an der Pleiße den mit 10.000 Euro verbundenen Preis. Damit tritt er die Nachfolge von Ewa Michnik an, die sich als Intendantin der Oper Wroclaw sowie als Dirigentin ebenfalls sehr in den Dienst von Wagners Schaffen gestellt hat. Thielemann, omnipräsenter Wagnerianer nicht nur auf dem Grünen Hügel in Bayreuth, sondern erst jüngst sogar in der Wüstenstadt Al Ain (als Erstaufführer des Siegfried-Idyll!) in den Vereinigten Arabischen Emiraten – er hat sich diesen Preis redlich verdient. Sowieso mit einer umfangreichen Wagner- Diskografie sowie dem lesenswerten Buch »Mein Leben mit Wagner«. Michael Ernst, Musikjournalist, Dresden Der Artikel erschien erstmalig bei »Musik in Dresden«. Wagner verbindet

Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig de/journal... · Richard Wagners Biografie. Große Schilder weisen auf der Autobahn 4 zwischen Weimar und Jena darauf hin, dass es hier

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Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig

1  / 2015Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters

Journal 1  / 2015Richard ist Leipziger …

Christian Thielemann erhält den Richard-Wagner-Preis der Leipziger Richard-

Wagner-Stiftung. Der Berliner Dirigent schlägt quasi eine Brücke zwischen den beiden sächsischen Musikmetropolen.Und plötzlich geht es mit dem Brückenschla-gen zwischen Leipzig und Dresden ganz einfach. Völlig frei von Missgunst, Neid und Konkurrenz zwischen bürgerlicher Bewegt-heit und residenzstädtischem Stillstand. Wagner macht‘s möglich! Der war ja auch schon in beiden Städten zugange. 1813 in Leipzig geboren und 1849 als Hofkapellmeis-ter aus Dresden geflohen.

Seinen Schatten wirft der Dichter-Komponist nicht nur am Leipziger Ring vom bronzenen Balkenhol-Denkmal, sondern auch dank der regen Arbeit des Richard-Wagner-Verbandes seiner Geburtsstadt. Diesmal reicht er bis an

die Elbe, der Schatten. So lichtvoll wie nie. Und bis an die Spree, respektive die Havel. Ein leuchtendes Beispiel. Denn der in Dresden als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle wirkende und in Potsdam lebende Berliner Christian Thielemann erhält in diesem Jahr den Richard-Wagner-Preis der Leipziger Richard-Wagner-Stiftung. Thomas Krakow, unermüdlicher Vorsitzender der Stiftung, würdigte Thielemann als »herausragendsten zeitgenössischen Wagner-Dirigenten«, der in seiner Person »derzeit das tiefste Verständnis und die höchste künstlerische Kompetenz in Sachen Richard Wagner« vereine. »Wir möchten den Entwicklungsweg des Dirigenten zu Richard Wagner und seine nie endende Durchdringung des Leipziger Komponisten würdigen. Dass uns das gerade im Jahr 2015 und damit zum 1000-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs gelingt, freut uns ganz besonders.«

Damit ist gewiss kein Seitenhieb auf Dresden gemeint, von dem während der ersten beiden Leipziger Jahrhunderte ja noch gar keine Rede war und das kritische Zeitgenossen heute gern

als »das Potsdam von Leipzig« bezeichnen. Nein, Wagner schlägt Brücken und Thiele-mann bekommt Ende Mai an der Pleiße den mit 10.000 Euro verbundenen Preis. Damit tritt er die Nachfolge von Ewa Michnik an, die sich als Intendantin der Oper Wroclaw sowie als Dirigentin ebenfalls sehr in den Dienst von Wagners Schaffen gestellt hat.

Thielemann, omnipräsenter Wagnerianer nicht nur auf dem Grünen Hügel in Bayreuth, sondern erst jüngst sogar in der Wüstenstadt Al Ain (als Erstaufführer des Siegfried-Idyll!) in den Vereinigten Arabischen Emiraten – er hat sich diesen Preis redlich verdient. Sowieso mit einer umfangreichen Wagner-Diskografie sowie dem lesenswerten Buch »Mein Leben mit Wagner«. Michael Ernst, Musikjournalist, Dresden

Der Artikel erschien erstmalig bei »Musik in Dresden«.

Wagner verbindet

BerichtSeiten 2 / 3

Dieses Jahr versammelten sich die Mit-glieder unseres Verbandes wieder am

»alten« Versammlungsort: dem »Ratskeller« der Stadt Leipzig, unserem korporativen Mit-glied. Nach gelungener Renovierung infolge eines Brandes empfing uns die Versamm-lungsstätte in frischem Ambiente.

Der Vorsitzende Thomas Krakow begrüßte 80 Mitglieder, die trotz Grippewelle nicht nur aus Leipzig und Umgebung erschienen waren.

Im Jahresbericht des Vorstandes konnte er auf eine positive Entwicklung der Mit-gliederzahl auf 353 Mitglieder verweisen. Als Höhepunkte der Verbandsarbeit im »Nach-Wagner-Jahr« wurden die Vorträge, Veranstaltungen sowie die Verbandsreisen hervorgehoben und den zahlreichen Helfern gedankt, besonders unserem Ehrenmitglied Frau Streller für ihr Engagement bei den von ihr organisierten bewährten »Opernreisen«. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit waren vor allem die Facebookaktivitäten zu erwäh-nen, mit denen es gelungen ist, ein jüngeres Publikum zu erreichen.

Den Aktivitäten des Vorstandes zur Erhal-tung und Besetzung der Geschäftsstelle galt ein weiterer Schwerpunkt. Der Spen-denaufruf des Verbandsmitglieds Frau Becker wurde besonders genannt und allen Spendern ausdrücklich gedankt. Dank der Spendenbereitschaft der Mitglieder konnte die Geschäftsstelle zum 02.02.2015 wieder besetzt werden.

Herr Lochner berichtete ergänzend über die Aktivitäten des Vorstandes, um die Zusammenarbeit mit der Richard-Wagner-Gesellschaft 2013 e.V. und der Kulturstiftung Leipzig zu intensivieren. So konnte ein erster Schritt erfolgen, indem die Richard-Wagner-Gesellschaft 2013 das Angebot annahm, in unseren Verbandsjournalen mit Beiträgen vertreten zu sein (3/2014 und 1/2015). Als Schatzmeister stellte Herr Lochner detailliert den Jahresabschluss und die Einnahmen-/Ausgabenrechnung für das abgelaufene Jahr 2014 sowie die Planung für das Jahr 2015 vor, die ein ausgeglichenes Ergebnis vorsieht.

Nach dem Bericht der Kassenprüferinnen wurden Vorstand und Kassenprüfer von der Versammlung entlastet.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Ersatzwahl eines Vorstandsmitgliedes, nachdem der bisherige kooptierte Stellv. Vorsitzende aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Mehrheitlich wurde Herr Prof. Dr. Falko Ihme in dieses Amt gewählt.

In seinem Schlusswort ging der Verbandsvor-sitzende auf die Schwerpunkte im bevorste-henden Jahr ein und verwies besonders auf die vom Verband organisierten Veranstal-tungen im Rahmen der Wagner-Festtage: die Konzerte am 21./27. Mai in der Philippuskir-che bzw. Michaeliskirche sowie die traditio-nelle Geburtstagskaffeetafel am 22. Mai 2015 auf dem Richard-Wagner-Platz.

Für die zügige Durchführung der Versamm-lung muss vor allem der Versammlungsleiterin Frau Wiegand-Striewe gedankt werden. kh

Jahresmitgliederversammlung des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig am 25.02.2015

Aufmerksam Versammlungsleiterin Ariane Wiegand-Striewe

Richard ist Leipziger … Journal 1  / 2015

Es ist schon zur guten Tradition gewor-den, dass der Leipziger Richard-Wagner-

Verband alljährlich am 13. Februar, dem To-destag des großen Meisters, zum öffentlichen Gedenken an der Richard-Wagner-Büste am Schwanenteich hinter dem Opernhaus einlädt. So konnte Thomas Krakow, der Vor-sitzende des RWV Leipzig und Präsident des RWV International e.V., auch in diesem Jahr wieder Verbandsmitglieder und Freunde der Musik Wagners begrüßen – Leipziger Bürger als Vertreter der nunmehr 1000-jährigen Stadt -, die sich versammelt hatten, um einen der berühmtesten Söhne Leipzigs mit einer feierlichen Kranzniederlegung zu ehren.

Der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig, Herr Dr. Andreas Creuzburg, würdigte in seinen Gedenkworten Richard Wagner vor allem als

Opernkomponisten, dessen Werk auf Dauer zum kultu-rellen Besitz der Menschheit gehören wird und sprach über das Verhältnis und die Verbin-dung Richard Wagners und seiner Werke zum Gewand-haus.

Im Februar 1832 wurde dort die Konzertouvertüre d-Moll des knapp 29-Jährigen aufgeführt. Im März 1855 erklang erstmals in Leipzig die Holländer-Ouvertüre. Im Novem-ber 1862 folgte unter Wagners Leitung die Uraufführung des Meistersinger-Vorspiels, das wegen der enormen Begeisterung der – wenigen! – Zuhörer wiederholt werden musste.

Arthur Nickisch, der am 22.Mai 1872, Wagners 59. Geburtstag, als Geiger an der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie unter Wagners Leitung im Markgräflichen Opern-haus anlässlich der Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses mitwirkte, wurde als Gewandhauskapellmeister zum Bewun-derer und Förderer der Werke Wagners und setzte diese regelmäßig auf den Spielplan des

Gewandhauses, obwohl es auch Widerstände der Gewandhausdirektion gab.Wagner polarisierte damals und polarisiert heute, was aber der Bedeutung seines gigan-tischen Werkes keinen Abbruch tut.

Für die musikalische Umrahmung der Gedenkstunde sorgte in bewährter Weise der Hornist Ehrenfried Wagner mit Richard Wagners »Stehe still!«, einem der fünf Wesendonck-Lieder, »Davids Johannislied« aus den »Meistersingern« und einer eigenen Komposition, dem Zwischenspiel aus seiner Oper »Engelbert«. ca

Im Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und Theater » Felix Mendelssohn

Bartholdy« Leipzig fand am 13. Februar 2015 anlässlich des Gedenkens zum 132. Todes-tag von Richard Wagner das traditionelle Konzert der Bayreuth-Stipendiaten statt, mit Integrierung des diesjährigen Preisträgers des 14. Lortzing-Wettbewerbes.

Begrüßt wurden die zahlreichen Gäste durch den Vorsitzenden unseres Verbandes und Präsidenten des RWV International e.V., Thomas Krakow sowie die Stipendiatenbe-auftragte, Prof. Alexandra Röseler.

Das anspruchsvolle Konzertprogramm wurde einfühlsam durch Sophie Keiter (Violine) und Francesco Greco (Klavier) mit dem melancho-lischen Stück »La lugubre Gondola« von Franz Liszt eröffnet. Im zweiten Programmpunkt brillierte der Lortzing-Preisträger Felix-Till-mann Groth (Bassbariton) mit der berühmten Arie von Johann Sebastian Bach »Endlich, endlich wird mein Joch« aus der Kantate »Ich

will den Kreuzstab gerne tragen«, am Klavier von Michelle Bernard (Studentin der HMT Leipzig) be-gleitet. Der folgende Zyklus »Lieder eines fahrenden Gesellen« von Gustav Mahler wurde ausdrucks-stark und mit klaren klanglichen Differen-zierungen von dem koreanischen Bariton Daehyn Ahn vorgetragen. Es folgten im Programm Kompositionen von Hector Berlioz, Albert Lortzing und Louis Spohr.

Den Höhepunkt bildete die berühmte Arie aus Richard Wagners »Tannhäuser«: »O du mein holder Abendstern«, die Daehyn Ahn mit klarer Linienführung und einem weichen, fließenden Gesamtklang, wieder von Francesco Greco ebenbürtig am Klavier begleitet, interpretierte.

Diese Arie und die folgende Romanze für Violine und Klavier (bearbeitet von August Wilhelmj) ermöglichten einen Einblick in die anmutige Seite des Musikdramatikers Richard Wagner.

Die eindrucksvollen Leistungen der jungen Künstler wurden mit viel Applaus bedacht.Der besondere Dank der Stipendiaten und des begeisterten Publikums für diesen stim-mungsvollen Konzertabend galt dem RWV und der HMT Leipzig. ar

Wagner-Ehrung zum 132. Todestag

Konzert der Bayreuth-Stipendiaten

Alle Jahre wieder Richard, Fans

Stehen hinter Wagner Thomas Krakow, Alexandra Röseler, Stipendiaten

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Mitglieder der Richard-Wagner-Verbände Leipzig und Frankfurt/M.,

Hannover und Magdeburg besuchten Ende November 2014 Venedig. Mit mehr als 40 »Reisefreudigen« ging es in die märchen-hafte, morbide Stadt mit ihren 150 Kanälen und über 400 Brücken.

Eine erste Erkundung mit Arianna Gambri-asi brachte uns bei Regen zum Markusplatz mit angrenzendem Dom, Campanile di San Marco, der Seufzerbrücke, dem Dogenpalast und dem Torre dell‘ Orologio, dem Vorbild des Leipziger Kroch-Hochhauses. Mit dem Motorboot erreichten wir am nächsten Tag die in der nördlichen Lagune gelegenen In-seln Murano und Burano und staunten über Inselflair ohne Touristentrubel. Wir bestaun-ten die Kunst der Glasbläser aber auch Tiepo-los »Kreuzigung« in San Martino Vescora mit dem sehr schiefen Campanile oder Bellinis Votivbild von 1488 in San Pietro Martire. Zwei beeindruckende Opernbesuche im

Teatro La Fenice boten den künstlerischen Höhepunkt. Nach dem letzten Brand und der Instandsetzung (2002) des 1792 eröffneten Hauses leuchtet im Inneren alles im wun-derbaren Glanz. »La Traviata« und »Simone Boccanegra« überzeugten mit italienischem Operntemperament auch unsere Ohren.

Richard Wagner weilte sechsmal in Vene-dig. Letztmalig kam er 1882 und wohnte im Palazzo Vendramin Calergi, heute Sitz der Spielbank. Stück für Stück findet eine museale Wiedereinrichtung statt. Nach der gemeinsamen Besichtigung der Richard-Wagner-Gedenkräume übergab der lang-jährige Präsident des RWV International und Vorsitzende des Freiburger RWV, Josef Lienhart, weitere Teile seines Vorlasses an Prof. Alessandra Althoff-Pugliese.

Im großen Saal des Hauptgebäudes fanden ab dem 21. November 2014 die alljährli-chen Wagner-Tage (Giornate Wagneriane a

Venezia) statt. Kernpunkt war ein Sympo-sium mit dem Schwerpunkt auf den Kompo-nisten Verdi, Wagner und Richard Strauss.

Zum Ende hin ereilte uns dann doch höhere Gewalt. Erst kam Hochwasser, dann sollte ein Pilotenstreik unseren Rückflug verhin-dern. Dank dem exzellenten Krisenmanage-ment unserer Reiseleiter Dirk Jenders und Thomas Krakow brachte uns ein Bus bei Dauerregen nach Triest, von wo aus wir nach München flogen und den ICE nach Leipzig gerade noch erwischten. Wenn einer eine Reise tut …! eb

Verbandsreise nach Venedig

Magdala? Den Ort kennt man auch ohne Richard Wagners Biografie. Große

Schilder weisen auf der Autobahn 4 zwischen Weimar und Jena darauf hin, dass es hier in den kleinen Ort geht, der oft genug auch im Verkehrsfunk genannt wird. Ein Ort, der in den gefährlichsten Tagen für Richard Wagners persönliche Sicherheit nach dem gescheiterten Dresdner Maiaufstand 1849 ein Ort der Zuflucht wurde und an dem er mit seiner nachgereisten Ehefrau Minna still seinen 36. Geburtstag beging.

Über die Begleitumstände und die betei-ligten Personen kann man mehr erfahren im Beitrag »Richard Wagner in Magdala« des damaligen Pfarrers an St. Johannis in Magdala, Martin Krautwurst, den dieser für den Text-Bildband »Richard Wagner in Mitteldeutschland« schrieb, der 2013 von Ur-sula Oehme und Thomas Krakow im Auftrag der Richard-Wagner-Verbände Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens herausge-geben wurde. Das war ein Beitrag von Martin Krautwurst, um im Einklang mit den Inter-

essen seiner Gemeinde und des Städtchens Magdala die Erinnerung wach zu halten an ein kurzes, aber spannendes Kapitel in Wagners Leben. Anlässlich des 150. Jubilä-ums der Uraufführung des »Lohengrin« in Weimar besuchte Richards Enkel Wolfgang Wagner, der damalige Bayreuther Festspiel-leiter, am 28. August 2000 auch Magdala.

Mit einer spontanen Kollekte wurde die Idee zur Tat, die marode und defekte Kirchenorgel des Baumeisters Johann August Poppe von 1830, an der auch Richard Wagner damals gespielt hatte, zu sanieren. Das dauerte elf Jahre und bedurfte immer neuer Spen-denaufrufe, denen auch der Richard-Wagner-Verband International und der Ortsverband Weimar folgten. Dieses war nur einer der Erfolge von Martin Krautwurst, der seit 1998 in seiner Gemeinde vor allem in den Herzen angekommen war. Am 27. August 2014 wurde er in einem Entsendungs-

gottesdienst, der nicht enden wollende 29 Programmpunkte umfasste, nach Südtirol verabschiedet. Und selbst danach hätten die Hunderte Besucher in der völlig überfüllten Kirche ihn und seine Familie nicht ziehen lassen wollen, flossen Tränen, wie man es selten sieht. Auch die Landespolitik war anwesend. Ein Menschenfischer im besten Sinne des Wortes hatte wirksame Strukturen aufgebaut und Fußspuren hinterlassen, in die ein Nachfolger erst einmal passen muss. Aber jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, für alle – Pfarrer Krautwurst, seinen Nachfolger und die Gemeinde. tk

Ecce homo

Spüren den Genius loci Josef Lienhart, Luciana Constantini-Schustek, Thomas Krakow

Abschied mit gutem Gewissen Martin Krautwurst  Gemeindemitglieder

Foto. Candida Höfer

Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH | Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt Tel. 034635 905472 | Fax 034635 782-22 | E-Mail: [email protected] | www.goethe-theater.com

DIE ERSTE WAGNER-OPER*

Goethe-Theater Bad Lauchstädt

Saison von April bis September

*1834 dirigierte Richard Wagner Mozarts „Don Giovanni“ im Goethe-Theater Bad Lauchstädt und gab sein Kapellmeisterdebüt.

Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Eintrittskarten: bundesweit an allen cts-eventim-Verkaufsstellen Besucherzentrum Goethe-Theater Tel. 034635 905472 Anfragen: [email protected]

Foto. Candida Höfer

Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH | Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt Tel. 034635 905472 | Fax 034635 782-22 | E-Mail: [email protected] | www.goethe-theater.com

DIE ERSTE WAGNER-OPER*

Goethe-Theater Bad Lauchstädt

Saison von April bis September

*1834 dirigierte Richard Wagner Mozarts „Don Giovanni“ im Goethe-Theater Bad Lauchstädt und gab sein Kapellmeisterdebüt.

Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Eintrittskarten: bundesweit an allen cts-eventim-Verkaufsstellen Besucherzentrum Goethe-Theater Tel. 034635 905472 Anfragen: [email protected]

Foto. Candida Höfer

Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH | Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt Tel. 034635 905472 | Fax 034635 782-22 | E-Mail: [email protected] | www.goethe-theater.com

DIE ERSTE WAGNER-OPER*

Goethe-Theater Bad Lauchstädt

Saison von April bis September

*1834 dirigierte Richard Wagner Mozarts „Don Giovanni“ im Goethe-Theater Bad Lauchstädt und gab sein Kapellmeisterdebüt.

Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Eintrittskarten: bundesweit an allen cts-eventim-Verkaufsstellen Besucherzentrum Goethe-Theater Tel. 034635 905472 Anfragen: [email protected]

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Ein Freund Wagnerscher Musik hört es gern, wenn gesagt wird, dass die

Geschichte deutscher Musik von Gluck über Marschner, Mozart, Weber und Beethoven zu Wagner führt und von Wagner weiter einerseits zu Schönberg und andererseits zu Mahler und Richard Strauss. Welche Rolle Christoph Willibald Gluck dabei spielt, bleibt ihm allerdings eher im Dunkeln.

Dem konnte im November 2014 der Vor-trag unseres Verbandsmitgliedes Dr. Frank Piontek (Bayreuth) auf unterhaltsame Weise abhelfen. Der Titel »Wagners Gluck« war mit Bedacht gewählt, denn es ging nicht um Gluck und dessen Einfluss auf Wagner schlechthin, sondern um das, was Wagner bei Gluck fand, was Wagner kritisierte, was er übernahm.

Beide verband – wenn auch lebenszeitlich weit voneinander entfernt – die Tatsache, Musik-, insbesondere Opernreformer zu sein. Piontek schilderte die lebenslange Beschäf-tigung Wagners mit Gluck und ging beson-ders auf dessen »Iphigenie in Aulis« ein, die

erst kürzlich eine Neuaufnahme durch Christoph Spe-ring erfahren hat. Eine solche in der Fassung Wagners aus dem Jahre 1847 – durch den Wegfall reiner Instrumen-talteile konzentriert, mit Gluck’schem »Material« in Über-leitungen ergänzt, der inneren Handlung verpflichtet, das Orchester romantisch verdichtet.

Der Vortrag war gelungen, auch weil der Vortragende seine Worte humorvoll setzen konnte und im rechten Moment mittels Musikbeispielen der Kopfarbeit musikalische Emotion entgegenzusetzen vermochte.Und: über den Titel hinaus verwies er auf den 300. Geburtstag Glucks, der 1714 in der Oberpfalz geboren wurde und 1787 in Wien verstorben ist. Gluck gehört damit zu jener beinahe vergessenen Generation deutscher

Musiker, die zwischen Bach und Mozart das Geschehen prägten. Ich denke an Philipp Emanuel Bach und an Gottfried August Homilius, beide wie Gluck vor 300 Jahren geboren, beide ehedem hoch geschätzt und nun wie Gluck so gut wie fast vergessen. Ihnen ging es wie der ganzen Epoche der Frühaufklärung. Wer kennt noch Christian Fürchtegott Gellert, den führenden Kopf jener Zeit? Der wird 2015 auch 300 Jahre alt. Von Gluck bis Gellert: Da hilft nur aufklären. Für Gluck hat das Frank Piontek mit seinem Vortrag beglückend geleistet. ho

Zum Ende des Richard-Strauss-Jahres 2014 lud unser Verband in die Leipziger

Stadtbibliothek ein, natürlich bei freiem Eintritt.

Der in Leipzig seit langem als Referent sehr geschätzte Rüdiger Pohl, seit 2000 Vorsit-zender der Deutschen Richard–Wagner–Ge-sellschaft in Berlin, deren Mitteilungen er herausgibt, wurde vom Verbandsvorsitzenden Thomas Krakow herzlich begrüßt. Er nahm seinen Vortrag zum Anlass, den Dirigenten Strauss zu würdigen und für die Wagner-Stadt Leipzig speziell den Wagner-Dirigenten.

Die »Tristan«- Partitur erschloss dem jungen Musiker den Wagnerschen Kosmos. Strauss besuchte bereits 1882 die Bayreuther Bühnenfestspiele, wo er 1889 als Assistent

und ab 1894 als Dirigent in Erscheinung trat, letztmalig 1934. Er unterhielt enge Beziehun-gen zum »Haus Wahnfried«, insbesondere zu Wagners Witwe Cosima, hatte aber auch Zeiten der Abstinenz. In Sachen Wagner wirkte Strauss auch als Hofkapellmeister in Weimar. Zeitlebens setzte er sich mit den Anforderungen von Wagners Werken an die Dirigenten auseinander.

Zahlreiche Zitate aus Schriften und Briefen wurden vom Vortragenden ebenso mit einbe-zogen wie die wenigen, erhaltenen Tondoku-mente. Pohl ging ausdrücklich auch auf den Dirigentenwechsel in Bayreuth nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ein. Er warnte ausdrücklich davor, Toscaninis Rolle und den Grund der Absage nur im Politi-schen zu sehen. Auch in jener Zeit spielten Künstlereitelkeiten und zwischenmensch-liche Differenzen, aber auch die Höhe der Gagen und daraus entstehende Meinungsver-schiedenheiten eine Rolle. Es dürfe auch an dieser Stelle nicht einseitigen Betrachtungs-weisen gefolgt werden.

Rüdiger Pohl wurde 1960 in Berlin geboren und studierte an der Freien Universität seiner Heimatstadt Germanistik, Kunstge-schichte und Musikwissenschaft. Er kann auf eine langjährige Vortragstätigkeit in den deutschsprachigen Ländern und im europä-ischen Ausland verweisen, auf Werkseinfüh-rungen während der Bayreuther Festspiele und Mitwirkung bei wissenschaftlichen Wagner-Seminaren, u. a. in Russland sowie Tätigkeiten für den Rundfunk und auf Ver-öffentlichungen in verschiedenen Presseor-ganen. tk

Wagners Gluck

Nachgefragt Frank Piontek (r.), Zuhörer

Richard Strauss als Wagner-Dirigent

Konzentriert Rüdiger Pohl

AnzeigeRichard ist Leipziger … Journal 1  / 2015

Prof. Dr. Falko Ihme (fi): Herr Karlström, seit der Spielzeit 2000/2001 sind Sie Ensemblemitglied der Leipziger Oper. Welche Eindrücke hatten Sie damals von Stadt und Oper?Dan Karlström (dk): Eine ganz schöne Stadt. Aber es hat sich natürlich sehr viel seitdem getan, wenn man z.B. an die Plattenbauten in Zentrum denkt. Die Oper war grösser als ich es in Darmstadt gewohnt war, aber ich habe mich dennoch schnell zurechtgefunden.

fi: Sie haben ein sehr umfangreiches Repertoire. Wie gelingt es Ihnen, sich auf die jeweilige Rolle zu fokussieren?dk: Normalerweise gehe ich die Partie, die ich am folgenden Tag singen werde, musi-kalisch durch und lasse am Vorabend das Ganze szenisch im Kopf ablaufen.

fi: Wie bereiten Sie sich auf die Rolle des Mime, den Sie in Leipzig bereits das zweite Mal singen, vor?dk. Ich beschäftige mich immer wieder mit der Partie, höre auch verschiedene Aufnah-men, z.B. beim Spazierengehen, und lasse das auf mich wirken. Dann kommen mir Ideen, was man szenisch machen könnte oder wie Mime in verschiedenen Situationen reagiert. Wie es dann bei den Proben wird, muss man abwarten.

fi: Hilft Ihnen die Mystik der finnischen Wälder bei der Interpretation von Wag-nerfiguren?

dk: Nicht unbedingt, aber die Natur hat natürlich eine große Rolle bei meinem Aufwachsen gespielt. Ich komme ja von einer Insel. Insofern hat mir das Meer immer mehr bedeutet als der Wald.

fi: Was verbindet Sie mit Ihrem genialen Landsmann Jean Sibelius? dk: Ich habe viele Lieder und auch Chormu-sik von ihm gesungen. Bei den Liedern fällt mir immer wieder auf, welch gute Texte er ausgesucht hat. Es ist auch interessant, die Lieder von Sibelius mit denen von Strauss zu vergleichen, der ja nur ein Jahr älter war. Ich werde wahrscheinlich im Herbst einen Liederabend in Leipzig geben. Die sympho-nischen Werke kenne ich, mit den Liedern verglichen, nicht so gut.

fi: Haben Sie manchmal Heimweh nach Finnland? dk: Schon, besonders im Frühling. Ich sehne mich nach der frischen Luft, dem Meer, auch nach Familie und Freunden. Dazu muss ich aber sagen, dass Deutschland inzwischen wie ein zweites Heimatland geworden ist.

fi: Kann sich der Künstler im Regietheater noch richtig entfalten?dk: Das kommt immer auf den Regisseur an. Glücklicherweise habe ich in den letzten Jahren fast nur gute Erfahrungen gemacht. Ein guter Regisseur benutzt ja auch die Ideen der Künstler, das heißt, die guten und macht diese zu seinen eigenen. Diese Dynamik

macht großen Spaß. Wenn ein Regisseur sich in seinem Konzept aber festgebissen hat und dann festgestellt, dass der Sänger nicht gut reinpasst, weil er z.B der »falsche Typ« ist oder wenn er »Marionettentheater« machen will, ist es weniger lustig. Naja, dann muss man professionell weiterarbeiten. Ich finde, dass wir in Leipzig momentan viele sehr gelungene Inszenierungen haben, und ich freue mich, in Abenden wie z.B. »Frau ohne Schatten«, »Rheingold« oder »Rake‘s Progress« mitwirken zu können.

fi: Nerven Sie die Wagnerianer manchmal? dk: Die Wagnerianer, die ich bis jetzt getrof-fen habe, waren alle sehr nett.

fi: Sie sind auch ein gefragter Konzertsän-ger. Können Sie sich vorstellen, die Oper ganz zu Gunsten der Konzertauftritte aufzugeben?dk: Ich würde gerne mehr Konzerte machen. Aber ich genieße es sehr, auf der Bühne zu sein und würde das nie aufgeben wollen.

fi: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Ist die Sequenz »Die Sachsen sind gemütlich, aber ‚hemtücksch‘ « zutref-fend? dk: Gemütlich schon, »hemtücksch« nicht. Wissen Sie übrigens, dass Deutschland und Deutscher auf Finnisch »Saksa« und »Saksa-lainen« heißen?

Der finnische Tenor Dan Karlström ist auf der Inselgruppe Åland geboren. Nach einem Abschluß in Betriebswirtschaft studierte er bei Anssi Hirvonen an der Sibelius Aka-demie in Helsinki. Dan Karlström hat mit Dirigenten wie Esa-Pekka Salonen, Chris-tian Thielemann, Marc Ahlbrecht, Asher Fisch, Sakari Oramo und mit Regisseuren wie Peter Sellars, Claus Guth, Robert Car-son, und Dietrich Hilsdorf gearbeitet. Sein umfangreiches Repertoire umfaßt zahlreiche Partien aus Oper, Operette und Musical: u.a. David in »Die Meistersinger,« Mime in »Rheingold« und »Siegfried«, Steuermann in »Fliegender Holländer«, Truffaldino in »Liebe zu den drei Orangen«, Tamino in »Die Zauberflöte«, Judas in »Jesus Christ Super-star«. Als Konzertsänger war Karlström u.a. in Bachs Weihnachtsoratorium und Matthä-uspassion, Beethovens 9. Sinfonie, Händels Messias, Mozarts Requiem, Rossinis Stabat Mater und Verdis Requiem zu hören.

Engagements in Helsinki, Gelsenkirchen und Darmstadt führten ihn nach Leipzig, wo er mit Frau – einer schwedischen Sopranistin – und Kindern (2; 4 Jahre) lebt.

Im Interview: Dan Karlström – der Tenor von einer finnischen Insel

Leipziger Mime, Siegfried Dan Karlström, Tristan Nolte

Mit einer interessanten CD-Einspielung unter dem Titel »Ein Wagner-Abend

in Graupa« macht die im Jahre 2012 gegrün-dete Elbland Philharmonie Sachsen auf sich aufmerksam. Dass dieses von GMD Christian Voß geleitete Orchester seine erste Tonträger-veröffentlichung Richard Wagner widmete, ist sehr erfreulich und dankenswert.

Die CD enthält Kompositionen, die keine opulente Orchesterbesetzung verlangen. So wird der Hörer gleich zu Beginn in die zarten »Träume« entrückt, von Wagner selbst als Geburtstagsständchen für Mathilde Wesen-donck für Solovioline und kleines Orchester arrangiert. Im Zentrum des »Wagner-Abends« steht das friedvolle »Siegfried-Idyll«, ebenfalls eine Geburtstagsgabe Wagners, in diesem Falle für seine Frau Cosima.

Der »Clou« der Platte aber sind zwei Weltersteinspielungen. Engelbert Hum-

perdinck, Wagners Freund und Assistent bei der Uraufführung des »Parsifal«, hatte bereits einige Jahre zuvor das Vorspiel zu »Tristan und Isolde« für Streichsextett und Klavier arrangiert. 1884 vollendete er eine Bearbeitung von »Parsifal«-Ausschnitten für ein kleines Orchester und zwei Klaviere. Diese Bearbeitungen sind nun erstmals auf CD zu hören, allerdings jeweils in größerer Streicherbesetzung, so dass sie dem Wagner-schen Originalklang zwar näherkommen als die Humperdinck-Fassungen, dafür aber an Authentizität verlieren.

Das Ungewohnteste im Klang dürfte die Einbeziehung des Klaviers sein, ein Instru-ment, das im Wagnerschen Orchester nicht vorkommt. Von Humperdinck – besonders im »Tristan«-Vorspiel – offensichtlich als kammermusikalischer Partner des Streichs-extetts konzipiert, erscheint das Klavier in der vorliegenden Aufnahme gegenüber dem Streichorchester eher als Fremdkörper, was durch die Tontechnik noch besonders akzen-tuiert wird.

Das »Tristan«-Vorspiel erfuhr durch Hum-perdinck eine drastische Kürzung, dafür aber einen von ihm neu komponierten Konzert-schluss. Dass damit dem Stück mehr als

Gewalt angetan wurde, kann man nicht der Elbland Philharmonie anlasten.

Insgesamt bietet diese CD so viel bemer-kenswert Anderes und Neues, dass sie für jeden Wagner-Kenner und -Liebhaber eine anregende Bereicherung sein kann. Darüber hinaus zeigt sie jedem Musikfreund, dass Wagner fernab vom ihm immer wieder un-terstellten lärmenden Pomp einfach gute, zu Herzen gehende Musik geschrieben hat. rp

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»Bischof Eid von Meißen kehrte im De-zember 1015 mit Geschenken reich beladen aus Polen zurück und machte erschöpft in der Siedlung Leipzig Rast. Hier übergab er dem Herrn am 20. Dezember seine Seele.« So sinngemäß kann man es in einem der bedeutendsten Geschichtsbücher des Mit-telalters lesen, der Chronik der Ottonen des Bischofs Thietmar von Merseburg, an der er bis zu seinem Tod 1018 schrieb. Vor 1000 Jahren wurde Richard Wagners Geburtsstadt Leipzig somit erstmals schriftlich erwähnt. Ein halbes Jahr zuvor hatte Bischof Thietmar neben der bedeutenden Pfalz von Deutsch-lands erstem König Heinrich den Grundstein für einen Kaiserdom gelegt, der der Bedeu-tung seines Bistums entsprechen sollte, die Kaiser Heinrich II. bei seinen häufigen Besuchen mit Kaiserin Kunigunde und dem gesamten Hof immer wieder unterstrich. Mit der Einrichtung des Erzbistums Magdeburg 968 hatte Kaiser Otto der Große die Bis-tumsgrenzen im heutigen Mitteldeutschland

neu gezogen und Merseburg gelangte über Jahrhunderte zu großer Bedeutung. Dieser wechsel-, aber glanzvollen Geschichte kann man sich in der Dauerausstellung im Schloss und bei immer neuen Jubiläumsausstellun-gen (s. S.9) nähern.

Aber was hat das alles mit Richard Wagner zu tun? Lange Zeit stand das kleine Leipzig im Schatten des beeindruckenden Merse-burg, dem es kirchenrechtlich unterstand und dessen Bischof bis zum Wirken der Reformation 1543 auch der Kanzler der Universität Leipzig war. Es ist nicht be-kannt, ob Richard Wagner beim Besuch von Schulfreund Guido Theodor Apel im nahen Ermlitz mit Merseburg in Berührung kam. Die Stadt hatte nicht mehr die alte Bedeu-tung, war aber immerhin Sitz der Provinzi-alständeversammlung (Parlament) der nun preußischen Provinz Sachsen geworden. Als Richard Wagner aber im Sommer 1834 bei der Bethmannschen Theatertruppe aus Magdeburg seine erste Kapellmeisterstelle antrat, gastierte diese im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt, unmittelbar hinter Mer-seburg. Was lag näher, als die Merseburger Musikanten als musikalische Verstärkung für die Aufführungen zu engagieren. Das war

nicht immer einfach, wie sich aus Wagners Korrespondenz erschließt. Einfach ist es aber, beide Orte zu besuchen. Und es lohnt sich mit Gewinn. tk

Ein Wagner-Abend in Graupa

In Urbe Libzi

Grundsteinleger Bischof Thietmar von Merseburg

www.merseburg2015.de

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Vielleicht erinnern sich Wagnerfreunde an den Auftritt René Kollos als Tann-

häuser in der Oper Leipzig im November 1992. Danach schwor er sich, »keinen Fuß mehr in diese Stadt zu setzen«, nachdem er keinerlei Aufmerksamkeit der damaligen In-tendanz erfahren hatte, obwohl er ohne Gage sang. So schreibt er in seiner Autobiografie. Und war nun doch wieder in Leipzig!

Er ließ seinen Vorsatz fallen, denn es ging um das von ihm verehrte Genie Richard Wagner, dem er sein neues Buch Richard Wagner …dem Vogel, der heut sang gewidmet hat. Am 7.Februar 2015 fand auf Einladung unseres Verbandes die Buchvorstellung statt, die durch den diesjährigen Sieger des Nach-wuchswettbewerbs der Richard-Wagner-Stif-tung Leipzig, den Posaunisten Carl Philipp Kaptain, begleitet von Christian Hornef (Klavier; Oper Leipzig) mit zwei Stücken aus den »Meistersingern« eröffnet wurde und damit Bezug zu René Kollo als Wagner-Tenor herstellten.

So ganz scheint Kollo mit Leipzig noch nicht im Reinen zu sein. Denn er beklagte gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass es für ihn unverständlich sei, wenn zur Gedenkveran-staltung zum 25. Jahrestag der Friedlichen

Revolution im Gewandhaus kein einziges Stück vom »revolutionären Sohn der Stadt« Richard Wagner erklang.

Kollos Anliegen ist, das über viele Jahrzehnte falsch informierende Bild über Richard Wag-ner endlich zu korrigieren. So nimmt er in seinem Vortrag zu drei Vorurteilen Stellung: Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Verschwendungssucht Wagners.

Er begründet, weshalb Wagners Sichtweise über die Juden nur aus dem Zeitgeist des 19.Jh. verstanden werden könne und nicht mit der nach zwei Weltkriegen und dem Holocaust im 20. Jh.

Wagners Frauenbild sei durch den Erlösungs-gedanken getragen. Maria sei die eigentliche Erlöserin, indem sie Jesus in die Welt setzte. Das beschäftigte Wagner sein Leben lang. Was sei daran frauenfeindlich, fragt Kollo? Zur vorgeworfenen Verschwendungssucht ist Kollo der Auffassung, dass die Unterstützer zu Wagner gekommen seien; Wesendonck ebenso wie Ludwig II. Er habe sehr gern ge-nommen, um unabhängig für sein Werk sein zu können, und er habe Schulden gemacht in der Hoffnung, sie zurückzuzahlen, wenn seine Werke gespielt werden, was allerdings

erst am Ende seines Lebens aufging.In der sich anschließenden angeregten Diskussion wurden Kollos Thesen weiter hin-terfragt. Schließlich war man sich einig, dass Wagner als Musiker ein Werk hinterlassen hat, das ewig ist. Die von René Kollo vertretenen Thesen regen zum weiteren Nachdenken an und können ausführlich im vorgestellten Buch nachgele-sen werden. kh

René Kollo: Richard Wagner … dem Vogel, der heut sang …, Lau-Verlag Reinbek 2014, ISBN 978-3-95768-139-3

Rene´ Kollo wurde insbesondere durch seine Tenor-Partien in den Wagner-

Opern bekannt. Er hat im Laufe seiner Kar-riere alle Wagner-Partien seines Fachs gern, oft und richtungweisend auf allen maßgebli-chen Bühnen der Welt von Berlin, München, Frankfurt, Mailand, Lissabon, Wien bis Tokio oder der Met in New York sowie Covent Garden in London interpretiert.

In Leipzig sang er bereits vor seinem Tann-häuser an der Oper am 1. November 1975 in

der Kongresshalle am Zoo in der legendären Einspielung des »Parsifal« für die Schall-platte mit dem Rundfunksinfonieorchester Leipzig unter Herbert Kegel die Titelpartie. Auch das ist vielen Leipziger Wagner-Freun-den unvergesslich geblieben.

In Anbetracht der herausragenden sängeri-schen Verbreitung des Werkes Richard Wag-ners hat der Vorstand des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig beschlossen, dem Sänger René Kollo die Ehrenmitgliedschaft unseres Verbandes zu verleihen, die dieser dankend annahm.

In seinen Dankesworten heißt es: »… natür-lich fühle ich mich sehr geehrt über die von Ihnen vergebene Ehrenmitgliedschaft. Und das auch noch in der Geburtsstadt Wagners! Herzlichen Dank …. Grüßen Sie ganz herz-lich alle Mitglieder, und ich denke doch, dass wir uns bald einmal wiedersehen«. kh

René Kollo in der Alten Handelsbörse in Leipzig

Ehrenmitgliedschaft im RWV Leipzig für René Kollo

Engagiert für Wagner René Kollo

Angeregtes Gespräch René Kollo, Dr.  Armin Conradt

Ehrenmitglied René Kollo

… und bisher nicht zu fragen wagten

Gesprächskonzert mit Elias Corrinth und Stefan Lochner zur Premiere vom » Siegfried«

Die Neuinszenierung des »Rings« in Leipzig ist die Gelegenheit, Neugierige dafür zu in-teressieren. Mit dieser Idee kreierten Stefan Lochner und Elias Corrinth ein Gesprächs-konzert, das am 11. März 2015 stattfand, mit dem Versprechen: Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!

Getreu diesem Motto gab Stefan Lochner einen kurzen Überblick über das faszinie-rende Leben Richard Wagners, bevor er einiges zur Entstehung und Konzeption des »Rings« vortrug, dem großartigen aber auch größenwahnsinnigen Werk, an dem Wagner 26 Jahre arbeitete und das passende Theater dazu baute. Auch oft gehörte Urteile zur Mu-sik von Wagner kamen zur Sprache: zu laut – zu lang. Gerade aber der »Siegfried« zeigt, wie differenziert Wagner über weite Strecken das große Orchester einsetzt, um der Musik viele Farben zu geben. Ja, seine Opern sind lang und fordern durchaus etwas Beschäfti-gung, bevor sie Ihre Zauberkraft entfalten.

Auf die folgende Zusammenfassung der Handlung vom »Rheingold« und der »Walküre« – von der Erschaffung der Erde

bis zu Mimes Schmiede – übernahm Elias Corrinth, Träger des Nachwuchspreises 2014 der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig und ab Sommer Kapellmeister in Oldenburg, am Flügel. Am Vorspiel zum ersten Auf-zug demonstrierte er, was die Musik schon alles verrät, ehe sich der Vorhang öffnet. Er erläuterte die Handlung anhand von Musik-beispielen und stellte sehr anschaulich und lebendig Leitmotive und ihre Verwandlungen vor. Besonders gut vorstellbar wurde das Mu-siktheater, als er einige Stücke auch sanglich begleitete. Seine Begeisterung für Wagners Musik wurde im Raum greifbar.

So schloss sich der »Ring«: vom Überblick bis zur Verdeutlichung der Tiefe, mit der der »Ring« von Wagner geschmiedet wurde. Der stürmische Applaus nach dem Konzert zeigte, dass dem Publikum dieser professio-nelle und leidenschaftliche Vortrag außeror-dentlich gut gefallen hat.

Im Opernprogramm 2015/2016 sind bereits die nächsten Termine von »Den Ring ent-decken…« angekündigt: am 13.4.2016 zur »Götterdämmerung« und zur Eröffnung der Richard-Wagner-Festwoche 2016 am 19.05.2016 dann zum kompletten »Ring«. sl

Richard Wagner redete gern und viel über sein Werk, über sich selbst sowie

Gott und die Welt. In der Selbstinszenierung entstand mit der Zeit die Marke Wagner. Noch heute könnte man viel von ihm und seinem Selfmade-Marketing lernen: exzessiv, egozentrisch und erfolgreich. Marke war Heinrich I., Sachsens Herzog und Deutschlands erster König aus dem Hause der Ottonen sicher nicht, als er 929 die Mark-grafschaft Meißen gründete, in deren Namen gebender Hauptstadt auch das Zentrum eines Bistums war. Dessen Bischof Eid starb

1015 in Leipzig, was zu vermerken war und mit dem Eintrag in der Ottonen-Chronik des Thietmar von Merseburg Leipzig aus dem Dunkel der Geschichte ins Licht holte. 1000 Jahre ist das her. Heinrich war 90 Jahre zuvor militärisch und politisch erfolgreich gegen die plündernden und mordenden Un-garn. Grund genug für den Leipziger Richard Wagner, dem kühnen König Heinrich in sei-ner romantischen Oper »Lohengrin« ein mu-sikalisches Denkmal zu setzen. So verband

die Kunst Namen und Orte miteinander.Auch für Meißen steht heute eine Marke, exemplarisch wie assoziativ. Europas ältestes Porzellan wurde 1708 für Sachsens Kurfürs-ten und Polens König August den Starken bei Experimenten erfunden. Es war »nur« weißes Gold, dessen Verkauf auf dem Markt-platz bei der Leipziger Messe ab 1710 dem Landesherrn das ersehnte Gold einbrachte. Im Alten Rathaus am Markt befindet sich heute das Fachgeschäft für Meissener Por-zellan von Bodo Zeidler. Er brachte Meißen und Wagner in Leipzig wieder zusammen. Nach den Meissner Wagner-Medaillen 2006 und 2009 entstand 2013 eine Konfektschale mit Wagners Schriftzug. Comic-Zeichner Schwarwel entwarf »seinem« Verband nun das Motiv für eine zweite Schale, die pünkt-lich zur »Siegfried«-Premiere der Oper Leip-zig am 12. April 2015 entstand. Es ist, siehe oben, »Lohengrin«. Mein lieber Schwan! tk

Was Sie schon immer über den »Ring« wissen wollten

Begeisterten das Publikum Elias Corrinth, Stefan Lochner

Sachsens starke Marken

Markenbewusst sächsisch Meissener Porzellan, Leipziger Wagner

Richard ist Leipziger … Journal 1  / 2015

StiftungsbriefSeiten 12/ 13

Das Jahr muss schon etwas Besonderes aus-strahlen, in dem Leipzig den 1000. Jahrestag seiner Ersterwähnung feiert. Und tatsächlich fanden die Aktivitäten der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig ihr und dem Jahr würdige Repräsentanten. Die Empfänger des Richard-Wagner-Preises 2015 und des Nachwuchsprei-ses strahlen schon den außergewöhnlichen Impetus des Namensgebers aus. 2015 ist in der jungen Geschichte des Preises ein ganz beson-derer Jahrgang.

Kategorie Musik/Publizistik: Christian Thielemann

Am 4. März 2015 wurde bekannt gegeben, dass der Dirigent Christian Thielemann den dies-jährigen Richard-Wagner-Preis der Leipziger Richard-Wagner-Stiftung in der Kategorie Musik/Publizistik erhält.

Mit dem Preis würdigt die Stiftung das heraus-ragende Engagement von Musikschaffenden wie auch von Publizisten für die Pflege und die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen und gesellschaftspolitischen Werk und Wir-ken Richard Wagners.

Das tiefe Verständnis für das Leben und die hohe künstlerische Kompetenz für das Werk Richard Wagners prädestinieren Christian Thielemann hervorragend für diesen Preis.

»Wir freuen uns, mit Christian Thielemann, den herausragendsten zeitgenössischen Wagner-Dirigenten auszeichnen zu können«, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Thomas Krakow die Entscheidung. »Schon zum 200. Geburtstag Wagners im Jahr 2013 krönte Thielemann seine Verdienste um Richard Wagner selbst, einerseits durch seine künstlerische Arbeit bei den Richard-Wagner-Festspielen Bayreuth, andererseits als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle in der Nachfolge Richard Wagners, der das damals noch als Hofkapellmeister bezeichnete Amt von 1843 bis 1849 innehatte.

Neben seinen großartigen musikalischen Leistungen widmete Thielemann seinem Lieblingskomponisten mit ‚Mein Leben mit Wagner‘(*) dazu noch ein ganzes Buch.«

Auch Sachsens Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange gratulierte: „Ich freue mich, dass Christian Thielemann mit dieser bedeutenden Auszeichnung geehrt wird und gratuliere ihm sehr herzlich. Christian Thielemann hat sich nicht nur als großartiger Dirigent der Werke Wagners einen international bekannten Namen gemacht, sondern hat sich auch als Autor des Buches ‚Mein Leben mit Wagner‘ mit dessen Werk auseinandergesetzt. Die Auszeichnung mit dem Richard-Wagner-Preis hat er mehr als verdient.“

(*) Christian Thielemann: Mein Leben mit Wagner, 2., durchges. Aufl., C. H. Beck-Verlag, München 2012

Chefdirigent der »Wunderharfe« Christian Thielemann Der Richard-Wagner-Preis

Leipziger Richard-Wagner-Preise 2015 – ein besonderer Jahrgang!

Stiftungs-Brief der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig

Kategorie Nachwuchspreis: Carl Philipp Kaptain

Mit dem Richard-Wagner-Nachwuchspreis der Stiftung werden junge Nachwuchskünstler geehrt, die ihr überdurchschnittliches Können mit intellektuellem Zugang zum Werk und der Ideenwelt Richard Wagners unter Beweis gestellt haben. Der Internationale Wettbewerb dazu fand in Kooperation mit dem Klinger Fo-rum am 22. und 23. Januar 2015 in der Klinger Villa mit Kandidaten aus acht Ländern statt. Die Jurymitglieder des Nachwuchs-Wett-bewerbes waren die Opernregisseurin und Hochschullehrerin Jasmin Solfaghari (Vorsitz), Operndirektorin Franziska Severin, Oper Leipzig, Prof. Alessandra Althoff-Pugliese, Ve-nedig, Dr. Cynthia Dyre-Moellenhoff, Austin/Texas, Peter Korfmacher, Musikjournalist und Kulturressortleiter der LeipzigerVolkszeitung. Ihr Votum fiel knapp, aber deutlich für den aus Zeitz (Sachsen-Anhalt) stammenden 24jähri-gen Posaunisten Carl Philipp Kaptain aus, der den mit 5000 Euro dotierten nun 3. Internati-onalen Richard-Wagner-Preis in der Kategorie

Nachwuchs erhält. »Technisch wie musika-lisch, interpretatorisch und als Persönlichkeit hat uns Carl Philipp Kaptain sehr überzeugt. Auch als Persönlichkeit nahm er die Jury direkt für sich ein und begeisterte mit seiner boden-ständigen, unprätentiösen Art und »Gewandt-heit«, so die Juryvorsitzende.

Kaptain studiert z.Z. im Masterstudium Posaune an der HMT »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig bei Helge von Niswandt.

Beide Preisträger werden die Auszeichnung im Rahmen eines Festaktes zu den Richard-Wagner-Festtagen am 28. Mai 2015 in der Oper Leipzig entgegennehmen.

Ein Stipendium für Bayreuth erhielt der aus dem Iran stammende Pianist Arash Rokni (21), der im Juryvotum nur knapp hinter dem Preisträger lag. Die in Kasachstan geborene Sopranistin Anna Neufeld (32) und der Bariton Insu Hwang (32) aus Süd-Korea qualifizierten sich ebenfalls für ein Bayreuth-Stipendium.

Hochzufriedene Jury Althoff-Pugliese, Solfaghari, Severin, Korfmacher, Dyre-Moellenhoff

Sopranistin Anna Neufeld

Pianist Arash Rokni

Bariton Insu Hwang

Lässt Posaunen singen Carl Philipp Kaptain

Stiftungs-Brief der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig

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Wenn Leipzig auf seine schriftlich belegbare 1000jährige Geschichte

zurückblickt, haben die Bürger allen Grund, auch ihre Musikstadt zu feiern, die sie sich mit wirtschaftlicher Stärke und exzellentem Kunstsinn selbst erschufen. Im 19. Jahrhun-dert war Leipzig, beginnend mit dem Wirken Mendelssohns und durch das glückliche Zusammenspiel vieler Faktoren, unange-fochten Deutschlands Musikhauptstadt und galt neben Wien und Paris gar für einige Zeit als das musikalische Zentrum Europas. Zahlreiche Werke der romantischen Musik wurden hier komponiert und uraufgeführt. Leipziger Musikkritiker, allen voran Robert Schumann, prägten den Musikgeschmack einer ganzen Epoche. In aller Welt spielte man auf Instrumenten von Leipziger Instru-mentenbauern und nach Noten aus Leipziger Musikverlagen.

Mit der beginnenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert hatte sich das Bürgertum emanzipiert und enorme wirtschaftliche Kraft entwickelt. In Leipzig finanzierte man damit nicht nur den Eisenbahnbau, den Suezkanalbau u.v.a., sondern die Bürger stifteten große Summen für Konzert, Theater und bildende Kunst und schufen sich so ihre Stadt mit einzigartiger künstlerisch-

kreativer Atmosphäre, die bis heute die Großen der Kunst anzieht. Und sie schufen eine eigene Architektur – die Industriearchi-tektur mit faszinierender Ästhetik. Die Uni-versität Leipzig mit Universitätsmusik und Institut für Musikwissenschaft, die Richard Wagner Gesellschaft Leipzig 2013 e.V., Leip-ziger Vereine, die Leipziger Kulturstiftung, die Evangelisch-reformierte Gemeinde und die Komponistenhäuser haben auf Anregung von UMD David Timm ein gemeinsames Programm erarbeitet, um im Jahr 2015 beim »Festival Leipziger Romantik« nicht nur die Musik dieser Epoche aufzuführen, sondern explizit auf diese Zusammenhänge aufmerk-sam zu machen – das Zusammenwirken von emanzipierten Bürgern, Wirtschaft, Kunst und Kultur. Da die Richard Wagner Gesell-schaft Leipzig 2013 eines ihrer Ziele erreicht hat – die Oper Leipzig veranstaltet ab diesem Jahr die von der Gesellschaft begründeten und seit 2006 jährlich durchgeführten »Wag-ner Festtage« –, kann sich der Verein nun auch für die anderen Leipziger Romantiker öffnen – bis hin zu Universitätsmusikdirek-tor und Hochschulprofessor Max Reger, der 1916 in Leipzig verstarb. Doris Mundus

Programmübersicht Festival-Leipziger Romantik: www.LeipzigerRomantik.com

Werner Wolf 90 JahreWerner Wolf, Senior der deutschen Wag-nerforscher, feierte am 15. März in Leipzig seinen neunzigsten Geburtstag.

Dass er einmal als ungemein vielseitiger und produktiver Musikwissenschaftler geschätzt würde, konnte der Zwanzigjährige 1945 nach kaufmännischer Lehre und Kriegsteilnahme nicht ahnen. Und auch als Tanzkapellenpia-nist und Klarinettenstudent schien ihm ein anderer Lebensweg vorgezeichnet. Dennoch qualifizierte sich Wolf beharrlich als Wissen-schaftler und Musikpropagandist.

Richard Wagner und sein Werk standen und stehen dabei im Zentrum. Zwei Dissertati-onen, zahlreiche Beiträge in Zeitschriften, Textbüchern und Klavierauszügen künden davon. Vor allem aber ist Wolfs Verdienst, ab 1967 die Herausgabe von Wagners Briefen

als gesamtdeutsches Gemeinschaftswerk begründet, wissenschaftlich begleitet und die ersten fünf Bände vorgelegt zu haben in einer Zeit, als die deutsche Einheit weit entfernt schien.

Werner Wolf auf Wagner zu beschränken, greift freilich zu kurz - auch wenn er 1983 mit einer internationalen Wagner-Konferenz und bis heute als unermüdlicher Streiter und Ehrenvorsitzender im Richard-Wagner-Verband solches fokussiert. Sein wissen-schaftliches Wirken ist ungleich vielseitiger. Ob Aufführungspraxis (etwa die Relevanz von Beethovens Metronomangaben), das Schaffen zeitgenössischer Komponisten (Schostakowitsch bedankte sich 1974 mit einem herzlichen Brief für die Leipziger Konferenz zu seinem Werk) oder Fragen der Operngeschichte betreffend – Wolfs Ziel war stets Wirken hinein in die Musikpraxis.

Dies gilt auch für seine jahrzehntelange Tä-tigkeit als Musikkritiker und –propagandist, vor allem jedoch als Hochschullehrer. Seine Studenten und Doktoranden, die er an Leip-zigs Universität, an Musik- und Theaterhoch-schule betreut hat, zehren (nach vielfältigem eigenen Bekunden) bis heute von Werner Wolfs breitem Wissens- und Methodenspekt-rum, welches ihnen derzeit in der Praxis eine erfolgreiche Arbeit ermöglicht. Dies, scheint mir, ist die wichtigste Anerkennung, die man sich erwerben kann. Udo Klement

Der Richard-Wagner-Verband Leipzig gratuliert seinem Ehrenvorsitzenden

Plaudernd Nike Wagner, Werner Wolf

Gastbeitrag der Richard Wagner Gesellschaft Leipzig 2013 e. V.

Festival Leipziger Romantik 14. bis 17. Mai 2015

In Aktion David Timm, Mendelssohn-orchester

BAYERISCHELANDESSTIFTUNG

Verschiedenes/Impressum

bin erstaunt, welch vielfältiges Angebot Sie in der Geburtsstadt Richard Wagners einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.«

Wir müssen auch leider mitteilen, dass unser Mitglied Herr Dr. Volker Geist aus Schell-horn verstorben ist.

Verbandsreisen

Achtung: Der Termin der Reise zum »Flie-genden Holländer« in Breslau musste erneut verschoben werden und findet nun vom 04. – 07.06.2015 statt.

Eine weitere Reise nach Königsberg/ Kaliningrad wird für die 2. September-hälfte vorbereitet. Interessenten melden sich bitte in der Geschäftsstelle.

Impressum

© Richard-Wagner-Verband Leipzig e. V.Richard-Wagner-Platz 1, 04109 Leipzig

Vorsitzender Thomas KrakowPräsident Richard-Wagner-Verband International e. V.gs@wagner-verband-leipzig.dewww.wagner-verband-leipzig.dewww.facebook.com/Richard.Wagner.VerbandTelefon +49 (0)341 30 86 89 33Fax +49 (0)341 30 86 89 35

Redaktionsteam Thomas Krakow (v.i.S.d.P.), Christa Asperger, Prof. Dr. Karla Henschel, Stefan Lochner

Texte Christa Asperger (ca), Dr. Eberhard Budde (eb), Prof. Dr. Karla Henschel (kh), Thomas Krakow (tk), Stefan Lochner (sl), Ha-rald Otto (ho), Prof. Reinhard Pfundt (rp),a.o. Prof. Alexandra Röseler (ar). Gastbei-träge sind mit vollem Namen genannt.

Fotografien M. Creutziger, G. Hopf, Funkturm-Verlag Berlin, Kreil, A. Kühne, S. Lochner, K. Nijhof, R. Raithel, M. Ranft, S.de Vries

Redaktionsschluss 11. März 2015

Gestaltung Manja SchiemannDruck Merkur GmbH Leipzig

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Veranstaltungen

15.04.2015 — Mi 19:00 UhrStadtbibliothek, Veranstaltungsraum » Huldreich Groß«, 4. OG, Wilhelm-Leuschner-Platz 10, 04107 LeipzigDie Ruhestätten der Familie Wagner auf dem Alten Johannisfriedhof zu LeipzigVortrag und Gespräch mit Ursula Oehme, Machern

25.04.2015 – Sa 15:00 Uhr Café Wagner, Richard-Wagner-Platz 1, 04109 LeipzigWagner – Weber – FreischützJasmin Solfaghari stellt ihre Fassung »Der Freischütz für Kinder« vor

22.05.2015 - Fr 14:00 - 16:00 UhrRichard-Wagner-Platz 1, 04109 LeipzigGroße Kaffeetafel zum 202. Geburtstag Richard Wagners

17.06.2015 – Mi 19:00 UhrStadtbibliothek, Veranstaltungsraum »Huld-reich Groß«, 4. OG, Wilhelm-Leuschner-Platz 10, 04107 LeipzigSiegfried Wagner – Leben und Werk Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Peter P. Pachl – Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e. V.

Ausstellungen

08.05.2015 – 01.10.2015HAGER Partnerschaft Rechtsanwälte, Floßplatz 4, 04107 LeipzigAusstellung »Wagner–laweia«Karikaturen zu Richard Wagners Werken von Peter Klier, BayreuthAusstellungseröffnung am 07.05.2015

29.04.2015 bis 05.07.2015Oper Leipzig, Augustusplatz 12, 04109 LeipzigDie Fotografin Katrin Bemmann fotografier-te Wagner-Denkmale und übergab anlässlich des Bayreuth-Stipendiatenkonzertes ein großformatiges Foto an unseren Verband. Die Fotografien sind im o.g. Zeitraum in der Oper Leipzig zu sehen.

Mitte April bis Mitte Juni, Lehmanns Buch-handlung, Grimmaische Straße: Stand des RWV Leipzig mit Publikationen/Verkaufsartikeln

Premieren

12.04.2015, So, 16:00 UhrOper Leipzig, Augustusplatz 12, 04109 LeipzigSiegfriedZweiter Tag des Bühnenfestspiels »Der Ring des Nibelungen«Richard Wagner

16.05.2015, Sa – 19:00 Uhr Musikalische Komödie, Dreilindenstr. 30, 04177 LeipzigDer Freischütz für KinderCarl Maria von Weber

Geschäftsstelle erhalten

Dank der Spendenbereitschaft von Mit-gliedern ist Herr Josef Hauer seit dem 02.02.2015 wieder in der Geschäftsstelle tätig. Der Vorstand dankt an dieser Stelle allen »großen« und »kleinen« Spendern, die dazu beigetragen haben, dass die überaus erfolgreiche Tätigkeit weiter fortgesetzt werden kann. Die Öffnungszeiten der Geschäftsstelle sind: Mo, Di, Mi, Fr 10:00 – 12:00 Uhr, 13:00 – 16:00 UhrDo 13:00 – 18:00 Uhr

Personalien

Der Vorstand gratuliert Herrn Manfred Schweska und Herrn Dr. Hartmut Dickwach zum 75. sowie Herrn Prof. Dr. Reichelt und Herrn Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg zum 80. Geburtstag.

Der Vorstand gratuliert Frau Eva Wagner-Pasquier zu ihrem 70. Geburtstag, den sie am 14. April begeht.

Uns erreichte die traurige Nachricht, dass im 100. Lebensjahr Herr Dr. Werner Lierow, Bad Reichenhall, der immer regen Anteil an un-serem Verbandsleben nahm, verstarb. Noch kürzlich schrieb er: »Ich habe das letzte Heft wieder mit großem Interesse gelesen und