2
Kongressaviso Jubiläum: 40 Jahre Internationales Pädiatrisches Symposium Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum St. Pöl- ten – Lilienfeld und des Internationalen Pädiatrischen Symposiums, blickt mit uns zurück und in die Zukunft. Wir gratulieren zum 40. Jubiläum! Hat Ihre Jubiläumstagung ein Haupt- thema? Seit 40 Jahren thematisiert das Inter- nationale pädiatrische Symposium Aspekte der Präventiven Pädiatrie, lange bevor das Thema Präventivme- dizin von anderen Fachgruppen Beach- tung gefunden hat. Es mag vielleicht eine pädiatrische Besonderheit sein, dass es gerade diese Mediziner sind, die Entwicklungen quasi im Zeitraffer beobachten, wenn ein Individuum he- ranwächst, auch sehr früh das Potential der Vorbeugung, der Prophylaxe, der Beeinflussbarkeit durch frühe Maßnah- men erkannt haben. Feine Veränderun- gen, die aber doch den Lauf der Ent- wicklung entscheidend beeinflussen und sogar prägen können. In all den Jahrzehnten des Sympo- siums waren es daher diese präventiv- medizinischen Themen, die im Zentrum des Interesses und im Fokus der Be- trachtung standen. Was wäre daher näherliegend, als ein wenig Bilanz zu ziehen, einen Blick zurück zu machen, gleichzeitig aber auch natürlich und vorwiegend in die Zukunft zu schauen, auf die Aufgaben zu blicken, die uns in der sich so rasch ändernden Gegenwart sich ergeben. Haben die vier Jahrzehnte den Tagun- gen jeweils verschiedene Schwer- punkte nahegelegt? Schwerpunktmäßig waren es natürlich immer die brennenden Fragen der Wis- senschaft, die angesprochen worden sind: Zahnvorsorge, in den 80er Jahren die heißen Diskussionen um die Aller- gieprävention mit hypoallergenen Nahrungen, ich selbst habe in den frü- hen 90er Jahren die damals noch völlig unbekannten Arbeiten von Barker the- matisiert, seine bahnbrechenden Arbeiten zur „metabolischen Program- mierung“. Aber immer wieder waren es Ernährungsthemen, die angesprochen worden sind und Themen der Vakzino- logie, einem Paradebereich der Präven- tion. Ist Ihre Veranstaltung der Wissen- schaft näher als der Praxis? Keine Praxis ohne wissenschaftlich fun- diertem Hintergrund und umgekehrt auch keine rein theoretische Beschäf- tigung mit für die Praxis irrelevanten Themen – das war und ist die Maxime in der Programmzusammenstellung der Themen des Symposiums. Je nach Themenschwerpunkt steht gelegent- lich der theoretische Aspekt mehr im Vordergrund, aber der praktische Bezug darf nie verloren gehen und muss im- mer mitbedacht werden. Aus diesem Spannungsfeld heraus ergeben sich für ein und dasselbe Themen durchaus unterschiedliche Diskussionsaspekte und Betrachtungsweisen. Als Konse- quenz sind sowohl die Teilnehmer, aber vor allem auch die eingeladenen Dis- kutanten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, ist es die Interdiszipli- narität, die das Symposium prägt. Aus den verschiedensten medizinischen, aber auch nicht-medizinischen Berei- chen setzen sich die Referenten zusam- men, die damit eine möglichst umfas- sende Betrachtungsweise einbringen sollen. Gibt es ein Thema/Themen der Jubi- läumstagung, das/die Sie besonders hervorheben möchten? Zum 40 Jahre Jubiläum stellen wir Er- folgsstorys der Pädiatrischen Präventiv- medizin zur Diskussion, wie z.B. die Errungenschaften um die Vorbeugung des SIDS, die dramatischen Verände- rungen im Bereich Hämophilie durch neue Behandlungsmöglichkeiten, aber natürlich auch das heute oft unter- schätzte Potential von Impfungen und das oftmals unbemerkt ablaufende Neugeborenenscreening. Neben den Erfolgsstorys werden aber medizini- sche Maßnahmen sehr kritisch beleuchtet, wie die doch sehr unbefrie- digenden Fortschritte in der Allergie- prophylaxe, die alles andere als erfolg- reich bisher ist. Themen wie Epigenetik und metabolische Programmierung fehlen ebenso wenig wie Dauerbrenner wie Stillen, Adipositas, Zöliakie und Vitamin D. Einer der Schwerpunkte des Jubilä- umssymposiums ist die Neuropräven- tion bei Frühgeborenen, Möglichkeiten zur Verhinderung von langfristigen Schädigungen der neuronalen Struk- turen von Frühgeborenen durch unter- schiedliche Ernährungs- und Pflege- maßnahmen. Gibt es Programmpunkte oder Mög- lichkeiten, die Sie bei Ihrer Tagung in Zukunft neu einführen möchten? 40 Jahre Pädiatrisches Symposium sind auch mehr als eine Generation lebhaf- ter Diskussionen, interdisziplinäres Vor- denken und wissenschaftlicher Ausei- nandersetzung. Das Grundkonzept des Symposiums hat sich sicher bewährt, dennoch überdenken wir im wissen- schaftlichen Beirat für die nächsten Jahre die Rahmenbedingungen neu und werden im nächsten Jahre einige Anpassungen durchführen, die ich aber heute noch nicht verraten möchte. Vielen Dank! Das Gespräch führte Dr. Renate Höhl. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer © Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer 12 | Pädiatrie & Pädologie 6 · 2013 interview

Jubiläum: 40 Jahre Internationales Pädiatrisches Symposium

Embed Size (px)

Citation preview

Kongressaviso

Jubiläum: 40 Jahre Internationales Pädiatrisches SymposiumUniv.-Prof. Dr. Karl Zwiauer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum St. Pöl-ten – Lilienfeld und des Internationalen Pädiatrischen Symposiums, blickt mit uns zurück und in die Zukunft.

Wir gratulieren zum 40. Jubiläum! Hat Ihre Jubiläumstagung ein Haupt-thema?Seit 40 Jahren thematisiert das Inter-nationale pädiatrische Symposium Aspekte der Präventiven Pädiatrie, lange bevor das Thema Präventivme-dizin von anderen Fachgruppen Beach-tung gefunden hat. Es mag vielleicht eine pädiatrische Besonderheit sein, dass es gerade diese Mediziner sind, die Entwicklungen quasi im Zeitraffer beobachten, wenn ein Individuum he-ranwächst, auch sehr früh das Potential der Vorbeugung, der Prophylaxe, der Beeinflussbarkeit durch frühe Maßnah-men erkannt haben. Feine Veränderun-gen, die aber doch den Lauf der Ent-wicklung entscheidend beeinflussen und sogar prägen können.

In all den Jahrzehnten des Sympo-siums waren es daher diese präventiv-medizinischen Themen, die im Zentrum des Interesses und im Fokus der Be-trachtung standen. Was wäre daher näherliegend, als ein wenig Bilanz zu ziehen, einen Blick zurück zu machen, gleichzeitig aber auch natürlich und vorwiegend in die Zukunft zu schauen, auf die Aufgaben zu blicken, die uns in der sich so rasch ändernden Gegenwart sich ergeben.

Haben die vier Jahrzehnte den Tagun-gen jeweils verschiedene Schwer-punkte nahegelegt?Schwerpunktmäßig waren es natürlich immer die brennenden Fragen der Wis-senschaft, die angesprochen worden sind: Zahnvorsorge, in den 80er Jahren die heißen Diskussionen um die Aller-gieprävention mit hypoallergenen Nahrungen, ich selbst habe in den frü-hen 90er Jahren die damals noch völlig unbekannten Arbeiten von Barker the-

matisiert, seine bahnbrechenden Arbeiten zur „metabolischen Program-mierung“. Aber immer wieder waren es Ernährungsthemen, die angesprochen worden sind und Themen der Vakzino-logie, einem Paradebereich der Präven-tion.

Ist Ihre Veranstaltung der Wissen-schaft näher als der Praxis?Keine Praxis ohne wissenschaftlich fun-diertem Hintergrund und umgekehrt auch keine rein theoretische Beschäf-tigung mit für die Praxis irrelevanten Themen – das war und ist die Maxime in der Programmzusammenstellung der Themen des Symposiums. Je nach Themenschwerpunkt steht gelegent-lich der theoretische Aspekt mehr im Vordergrund, aber der praktische Bezug darf nie verloren gehen und muss im-mer mitbedacht werden. Aus diesem Spannungsfeld heraus ergeben sich für ein und dasselbe Themen durchaus unterschiedliche Diskussionsaspekte und Betrachtungsweisen. Als Konse-quenz sind sowohl die Teilnehmer, aber vor allem auch die eingeladenen Dis-kutanten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, ist es die Interdiszipli-narität, die das Symposium prägt. Aus den verschiedensten medizinischen, aber auch nicht-medizinischen Berei-chen setzen sich die Referenten zusam-men, die damit eine möglichst umfas-sende Betrachtungsweise einbringen sollen.

Gibt es ein Thema/Themen der Jubi-läumstagung, das/die Sie besonders hervorheben möchten?Zum 40 Jahre Jubiläum stellen wir Er-folgsstorys der Pädiatrischen Präventiv-medizin zur Diskussion, wie z.B. die Errungenschaften um die Vorbeugung

des SIDS, die dramatischen Verände-rungen im Bereich Hämophilie durch neue Behandlungsmöglichkeiten, aber natürlich auch das heute oft unter-schätzte Potential von Impfungen und das oftmals unbemerkt ablaufende Neugeborenenscreening. Neben den Erfolgsstorys werden aber medizini-sche Maßnahmen sehr kritisch beleuchtet, wie die doch sehr unbefrie-digenden Fortschritte in der Allergie-prophylaxe, die alles andere als erfolg-reich bisher ist. Themen wie Epigenetik und metabolische Programmierung fehlen ebenso wenig wie Dauerbrenner wie Stillen, Adipositas, Zöliakie und Vitamin D.

Einer der Schwerpunkte des Jubilä-umssymposiums ist die Neuropräven-tion bei Frühgeborenen, Möglichkeiten zur Verhinderung von langfristigen Schädigungen der neuronalen Struk-turen von Frühgeborenen durch unter-schiedliche Ernährungs- und Pflege-maßnahmen.

Gibt es Programmpunkte oder Mög-lichkeiten, die Sie bei Ihrer Tagung in Zukunft neu einführen möchten?40 Jahre Pädiatrisches Symposium sind auch mehr als eine Generation lebhaf-ter Diskussionen, interdisziplinäres Vor-denken und wissenschaftlicher Ausei-nandersetzung. Das Grundkonzept des Symposiums hat sich sicher bewährt, dennoch überdenken wir im wissen-schaftlichen Beirat für die nächsten Jahre die Rahmenbedingungen neu und werden im nächsten Jahre einige Anpassungen durchführen, die ich aber heute noch nicht verraten möchte.

Vielen Dank!Das Gespräch führte Dr. Renate Höhl.

Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer

© U

niv.

-Pro

f. D

r. Ka

rl Zw

iaue

r

12 | Pädiatrie & Pädologie 6 · 2013

inter view

Fachkurzinformation siehe Seite 59