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Jugendliche zwischen Elternhaus, Schule u Medien Wi(e)der die neue Einfachheit in der Pädagogik PD Dr. Wassilis Kassis Abteilung Pädagogik an der Universität Basel und Forschungszentrum Diversity, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz Tagung ‚Chatten, gamen, zappen’ an der Paulus-Akademie Zürich, 14. April 2007

Jugendliche zwischen Elternhaus, Schule und Medien Wi(e)der die neue Einfachheit in der Pädagogik PD Dr. Wassilis Kassis Abteilung Pädagogik an der Universität

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Jugendliche zwischen Elternhaus, Schule und Medien

Wi(e)der die neue Einfachheit in der Pädagogik

PD Dr. Wassilis KassisAbteilung Pädagogik an der Universität Basel undForschungszentrum Diversity, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz

Tagung ‚Chatten, gamen, zappen’ an der Paulus-Akademie Zürich, 14. April 2007

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Förderorientierte Bedeutung des Projektes

Für die Erarbeitung von wirksamen Präventionskonzepten für Jugendliche ist es unabdingbar zu verstehen, welche familiären, schulischen und gesellschaftlichen Bedingungen für Jugendliche relevant sind.

Die Entwicklung effektiver und förderorientierter Anlagen bedarf inhaltlich gültiger, empirisch geprüfter und stichprobenspezifischer Sozialisationsmodelle.

Die im Rahmen unseres Projektes zu identifizierenden Faktoren der Mediennutzung sollen eine wissenschaftliche (!!) Grundlage für den Umgang mit Risikogruppen liefern.

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Interviewbeispiel

Frage: Auso. Ja, zur erschte Frag, ehm, da dreiht sech’s so chli um dini Freizyt und dini Fründe u Kollege, und iz, chönntisch du für ä Afang ä chli beschribe, wie dini normali Wuche usgseht, aso so, was d Frejetzyt abelangt, mit wäm dass du di triffsch?

Antwort: Jo, aso, nach dr Schuel mache i äigetlech immer zersch mini Ufgabe, je nachdem wie viel dass ich han, vilech gang ich a zerscht i d Badi mit Kollege im Summer. Und denn jo, chum i äifach, nach ere gwüsse Zyt wider häi. De ga n-i a Computer und de sind dete, wider Kolleginnen u Kollege dinne, de schribi det no mit dene. Und jo, wenn’s irgendöppis wichtigs git, lüt i no äifach, dere Person a, wo mir wichtig isch, und de verzell ich ire da.

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Worum es gehen wird 1. Rückgriff auf Pestalozzi

2. Wie Jugendliche heute in der Schweiz die neuen Medien nutzen

3. Zusammenschau: Wi(e)der die neue Einfachheit in der Pädagogik

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1. Rückgriff auf Pestalozzi

„Wie kommt der Mensch dahin, dass er wirklich ist, was er ist?“ (Pestalozzi 1977 (1797), S. 171).

Das Ziel seiner Theorie und seiner Praxis war es, „den Menschen zu stärken“ und ihn dahin zu bringen, „sich selbst helfen zu können“.

Pestalozzi, J. H. (1977 (1797)). Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts.

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„So viel sah ich bald: Die Umstände machen den Menschen. Aber ich sah ebenso bald: Der Mensch macht die Umstände; er hat eine Kraft in sich selbst, selbige vielfältig nach seinem Willen zu lenken.

Sowie er dies tut, nimmt er selbst Anteil an der Bildung seiner selbst und an dem Einfluss der Umstände, die auf ihn wirken. Ich suchte jetzt dieses Gemisch von Zufall und Freiheit, welches das Geschick meines Daseins auf Erden zu sein scheint ...“ (Pestalozzi 1977 (1797), S. 171).

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2. Wie Jugendliche heute in der Schweiz die neuen Medien nutzen

Wer sind die Jugendlichen? Gibt es die Jugendlichen jenseits von

Geschlecht und Nationalität? Stellen Medien-Risikoentwicklungen einzig

individuelle Merkmale dar? Sind das soziale Umfeld und das Individuum miteinander gekoppelt?

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ProjektpartnerInnen

Prof. Dr. Hansjakob Schneider, PH FHNW, Zentrum Lesen

Prof. Dr. Andrea Bertschi-Kaufmann, PH FHNW, Zentrum Lesen

Prof. Dr. Annelies Häcki Buhofer, Deutsches Seminar der Universität Basel

PD Dr. Wassilis Kassis, Abteilung Pädagogik Universität Basel und PH FHNW, Zentrum Diversity

PD Dr. Winfried Kronig, PH Bern, Zentrum für Forschung und Entwicklung

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Projektziel

Das Projekt versucht Faktoren literaler Resilienz zu ermitteln, d.h. herauszufinden, was Jugendliche mit für den Erwerb der Schriftlichkeit ungünstigen Bedingungen dazu bringt, sich im Lesen und Schreiben wider Erwarten gut zu entwickeln.

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Triangulation

SchülerIn

FragebogenSchülerIn

SMS-Befragungen

Interview zuLese- und Schreib

sozialisation

Schreibtest

Interview mitLehrperson

Lesekompetenztest

FragebogenLehrperson

IQ-Test

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Stichprobe

Es wurden im Jahr 2006 insgesamt

82 Schulklassen mit

1503 Schülerinnen und Schüler (702 ♂; 801♀) aus

4 Kantonen (Aargau 29 Kl., Bern 26 Kl, Basel Land/Stadt 27 Kl) erhoben.

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Die Nationalität macht‘s aus!Die Einsprachigen

Einspr.Mädchen

Berufstatus x

TELL 2 - Testwert X

Passive Vermeidung X

Lesemotivation, Lob X

Kompetenz neue Medien X

Gespräche mit Kollegen X

Elterliche Aufsicht X

Elterliche Unterstützung X

Fernsehen X

Support Lehrperson X

Computer (schreiben oder zeichnen)

X

Einspr.Jungen

ELFE x

Lesemotivation Freizeit x

Kompetenz neue Medien X

Gespräche mit Kollegen X

Elterliche Unterstützung X

Bücherlesen X

Computerspiele X

Computer (schreiben oder zeichnen)

X

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Die Nationalität macht‘s aus!Die Mehrsprachigen

Mehrspr.Mädchen

Lesekompetenz x

Geschlechterrollen-stereotype Lesen

x

Kompetenz neue Medien X

Emotionskontrolle X

Support Lehrperson X

DVDs/Videos X

Computer (schreiben oder zeichnen) X

Mehrspr.Jungen

Kompetenz herk. Medien X

Kompetenz neue Medien X

Fachliche Förderung durch Lehrperson

X

DVDs/Videos X

Computer (schreiben oder zeichnen) X

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Das Geschlecht macht‘s aus!Die Mädchen

Mehrspr.Mädchen

Lesekompetenz x

Geschlechterrollen-stereotype Lesen

x

Kompetenz neue Medien X

Emotionskontrolle X

Support Lehrperson X

DVDs/Videos X

Computer (schreiben oder zeichnen) X

Einspr.Mädchen

Berufstatus x

TELL 2 - Testwert X

Passive Vermeidung X

Lesemotivation, Lob X

Kompetenz neue Medien X

Gespräche mit Kollegen X

Elterliche Aufsicht X

Elterliche Unterstützung X

Fernsehen X

Support Lehrperson X

Computer (schreiben oder zeichnen)

X

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Das Geschlecht macht‘s aus!Die Jungen

Mehrspr.Jungen

Kompetenz herk. Medien X

Kompetenz neue Medien X

Fachliche Förderung durch Lehrperson

X

DVDs/Videos X

Computer (schreiben oder zeichnen) X

Einspr.Jungen

ELFE x

Lesemotivation Freizeit x

Kompetenz neue Medien X

Gespräche mit Kollegen X

Elterliche Unterstützung X

Bücherlesen X

Computerspiele X

Computer (schreiben oder zeichnen)

X

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Die Wirkungen der Schule, der Gleichaltrigenbeziehungen und der Familie auf die Medienerfahrungen der Jugendlichen bauen aufeinander auf!

Wir erhalten oft den Eindruck, dass die konkrete Mediennutzung der Jugendlichen aber nicht deren Entstehungsbedingungen angegangen werden sollten.

Wenn dem wirklich so wäre, beurteilen wir das selektive Angehen von Medienpädagogik in der Schule regelrecht als eine ‚billige‘ Lösung von Problemen, die ihren Ursprung in den Bedingungen des Aufwachsens Jugendlicher haben.

3. Zusammenschau: Wi(e)der die neue

Einfachheit in der Pädagogik

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Wer nicht nur reden, sondern auch verstehen möchte, ist gehalten, sowohl ein multifaktorielles als auch ein komplexes Denkmodell zu verwenden.

Weder Risikoentwicklungen noch Resilienz sind Charakteristika, die am Individuum allein beobachtet werden können.

Risikoentwicklungen Jugendlicher sind somit auch Risikoentwicklungen von sozialen Institutionen.

Mediennutzung Jugendlicher ist soziales Handeln und wird in sozialen Kontexten erworben.

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