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Nr. 2 Juni 2011 Getestet unter realen Bedingungen Sony PMW-F3 Regisseur und Kameramann Richard Ladkani bei Dreharbeiten zu seinem aktuellen Dokumentarfilm Gas Monopoly in Istanbul. Monografie

Juni 2011 Monografie - Richard Ladkani

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Nr. 2Juni 2011

Getestet unter realen Bedingungen

Sony PMW-F3

Regisseur und KameramannRichard Ladkani bei Dreharbeiten zu seinem aktuellen Dokumentarfilm Gas Monopolyin Istanbul.

Monografie

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Unterwegs mit Martin Leidenfrost:Gas Monopoly – ein Film von Fischer Film

www.fischerfilm.comWie kommen wir an das Gas, das wir so bitter benötigen?

Wer versorgt uns in naher Zukunft? Wir stellen die einfachsten Fragen und stoßen auf die schmutzigsten Deals der Welt,

auf Männer, Mächte und Monopole.

Das TeamProduzent, Idee Markus Fischer Buch und Reportage Martin LeidenfrostRedaktion, Recherche Simone BrunnerRegie, Kamera Richard LadkaniSecond-Unit-Kamera Bertram HellermannKameraassistenz Gerhard Kaiser, Ina Fischer, Jamal Atakishiyev,

Umut SerbetciTon Roland Winkler Schnitt Oliver NeumannProduktionsleitung Sandra KrampelhuberFilmgeschäftsführer Peter DonkeSekretariat Karin Rudle Drehzeit November 2010 bis Juli 2011Fertigstellung November 2011Produktion Fischer Film GmbHCo-Produzent ORF, Redaktion Franz Grabner, Christian RiehsFörderer Europäische Kommission / PRINCE 2009 EU27

Filmfonds Wien Fernsehfilmförderung,Fernsehfonds Austria

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Gas Monopoly ist irgendwie ein besondererFilm. Es geht um etwas Unsichtbares, Ungreif-bares, Unfühlbares, um etwas, von dem wir inEuropa alle abhängig sind: Es geht um Gas.Nicht nur um den Rohstoff, die Pipelines unddie Bohrtürme, sondern um die Menschen, dievom Gas, mit dem Gas und für das Gas leben.Die wenigen großen Player, die Entscheidun-gen über Milliarden und für Jahrzehnte treffen,Politiker, Lobbyisten und Oligarchen, die amGashahn drehen, die Brüsseler Eurokraten, diefür 500 Millionen Europäer entscheiden, vonwem das Gas gekauft wird, und die »kleinenLeute« im Schatten der Schaltzentralen. »Gotthat uns das Gas gegeben, damit wir Aserbai-dschaner ein gutes Leben haben«, sagt ein An-wohner des kaspischen Gashubs Sangachal. EinAnwohner des mitteleuropäischen GashubsBaumgarten äußert sich anders: »Gas hat dreiBuchstaben, und die sind in Angst enthalten.Wir haben immer Angst vor dem Gas gehabt.«

Erzählt wird Gas Monopoly von Martin Lei-denfrost, einem renommierten Reporter undBuchautor, dessen Ziel es ist, diese verschlos-sene Welt zu verstehen. Durch seine Augenentdecken wir das Leben hinter den Kulissendieser Multi-Milliarden-Dollar-Industrie. Lei-denfrost plant ein neues Buch zum Thema,seine Recherche ist unser Film. Die Reise führtans Kaspische Meer, in das »Land des Feuers«Aserbaidschan, in die sibirischen Gasfelder

von Gazprom, in die Brüsseler Glaspaläste derEU, ins »zweite Rom« Istanbul und ins »dritteRom« Moskau, zu den Flüssiggasfeldern vonQatar und nach Devínska Nová Ves, in die slo-wakische Plattenbausiedlung auf der Naht desEisernen Vorhangs, in der Leidenfrost lebt undschreibt und seine Gas-Monopoly-Komman-dozentrale betreibt.

Der 90-Minuten-Film soll im Herbst 2011 fertiggestellt und nach einer Festival-Auswertung imORF ausgestrahlt werden. Produziert wird ervon der österreichischen Fischer Film. Umdem Film einen einzigartigen, investigativenKinolook zu verleihen, hat Regisseur und Kameramann Richard Ladkani beschlossen,den Film mit der PMW-F3 zu realisieren. EinExperiment, das sich gelohnt hat.

Das ProjektAnfang des Jahres begann Richard Ladkani mit den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm, und zwar mit der brandneuen Sony F3 als Hauptkamera. In dieser Monografie beschreibt er die Besonderheiten der Kamera und welches Zubehör er eingesetzt hat.

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Die PMW-F3 von Sony bietet mit dem ExmorSuper35-CMOS-Sensor einen großen Sensor(23,6 x 13,3 mm) mit S35-ähnlichen Abmes-sungen; einen Mount, an dem mit Hilfe einesAdapters PL-gefasste Objektive angeflanschtwerden können und intern eine Aufzeichnungim Format XDCam-EX (also MPEG-2, 4:2:0, 8 bit mit einer maximalen Bitrate von 35 Mbps)auf zwei SxS-Karten.

Mit Hilfe eines externen Rekorders kann aucheine höhere Bildqualität aufgezeichnet werden.Die Kamera liefert zum einen am HD-SDI-Aus-

gang und am HDMI-Ausgang ein 720p- oderein 1080i-Signal mit 4:2:2 und 10 bit. Intern arbeitet sie aber mit einer noch höheren Datenrate und kann auch 1080p ausgeben.Dazu dienen zwei weitere HD-SDI-Buchsen ander Geräterückseite, hier liefert die F3 dann ein Dual-Link-HD-SDI-Signal zur Zeit mit 1,5Gbps.

Die Kamera: Basics

Abmessungen: 151mm x 189 mm x 210mmGewicht: ca. 2,4 kg (nur der Kamerabody)

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Software-Upgrades werden künftig die Auf-zeichnung noch höherwertigerer Signale er-möglichen. RGB 4:4:4 und S-LOG-Ausgängesind dann über das optionale Board CBK-RGB01 verfügbar. Es ermöglicht auch das Um-schalten zwischen Dual-Link und 3G-SDI. VierLUT-Tabellen sowie fünf Anwender-LUT-Tabellen sind zur Überwachung im S-LOG-Modus bereits vorinstalliert. Auch eine Meta-daten-Planungsfunktion wird dann vorhandensein. Ebenfalls noch für dieses Jahr kündigtSony eine 3D-Link-Option an: Die CBK-3DL01soll über ein Firmware-Update und eine 10polige Kabelverbindung verfügbar sein. Siebietet dann eine synchrone Steuerung für zweiF3-Kameras über nur eine Fernbedienung mitGenlock, Timecode und Kamerasteuerung. DieAufnahme läßt sich per Fernbedienung startenund stoppen.

Ganz besonders interessant wird diese Kameranatürlich dadurch, dass sie ohne Objektiveeinen Listenpreis von nur 13.800 Euro hat.Sony bietet für den Camcorder zur Zeit dreiPrimes mit den Brennweiten 35, 50 und 85mman. Die maximale Öffnung liegt bei allen bei T 2.0, der Filterdurchmesser beträgt 95 mm.Ein Kit aus Camcorder und den drei Sony-Primes kostet 19.665 Euro.

Für die PMW-F3 wird es bald aus dem HauseSony auch zwei weitere Objektive geben: dasPL-Mount-Weitwinkelobjektiv SCL-P11X15 PLmit 1,5-fach-Zoom, einer Brennweite von 11 –16mm und T 3.0 sowie das FZ-Mount-ObjektivSCL-Z18X140 mit 14-fach-Zoom, einer Brenn-weite von 18 – 252mm und T 3,8. Und natür-lich lassen sich an der Kamera mit demPL-Adapter auch die Primes und Zooms anderer Hersteller nutzen, dazu später mehr.Warum die Kamera selbst allerdings nichtgleich einen PL-Mount hat, bleibt unklar.Von der Bedienung her ähnelt die F3 den Sony-Camcordern EX1 und EX3; wer schon mit die-sen Camcordern gedreht hat, wird sich schnellzurechtfinden.

Das heißt, die F3 zielt durch die Möglichkeit, filmisch mit der Schärfentiefe umzugehen,und durch die hohe Signalqualität klar in den Bereich der szenischen Produktion und eignetsich auch für Dokumentationen mit hohen Ansprüchen. Und genau darum soll es nungehen… red

Die drei Sony-Optiken:

35, 50 und 85mm

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Als mich Ende 2010 Markus Fischer fragte, obich Interesse hätte, die 90-Minuten-Doku GasMonopoly als Regisseur und Kameramann zudrehen, zögerte ich nicht lange und sagte zu.Der Grund: Das Thema Energieversorgungklang sehr spannend, und der Film hatte keineredaktionellen Vorgaben weder hinsichtlichder Machart, noch der Erzählform, noch imHinblick auf die verwendete Kameratechnik.Alles war möglich, solange ich das Budget undden doch sehr engen Drehplan nicht über-fordern würde. Im Zeitalter des formatiertenFernsehens sind solche Projekte rar gewordenund ich freute mich darauf, nach insgesamtdrei Jahren Arbeit an dem Dokumentarfilm Vatikan – die verborgene Welt mich einem sokomplett anderen Thema widmen zu dürfen.

Der Film erzählt die persönliche Reise einesJournalisten durch die verborgene geopoliti-sche Welt der Gas-Oligarchen, Brüsseler Euro-kraten und Pipeline-Wüsten, und ich dachtesofort an einen besonderen Look. Schnell wardie Idee, den Film mit der brandneuen PMW-F3 mit ihrem S35-Sensor zu drehen, geboren.Doch es war durchaus ein Wagnis, einen unge-scripteten, nicht planbaren Roadmovie-Doku-mentarfilm unter extremsten Bedingungen mit

einer S35-Kamera zu drehen. Denn man musssich natürlich überlegen: Wie komme ich miteinem aufwendigen Kamera-Setup, Wechsel-objektiven und dem Schärfeverhalten von S35bei einem so ab wech slungs reichen Film zu-recht? Wir drehen in den Gasfeldern Sibiriens,auf den Offshore-Plattformen im KaspischenMeer, im Moloch von Istanbul, in der GluthitzeKatars. Kann ich mir bei so einem Film wirk-lich die Zeit nehmen, die ich bei so einem Kamera-Setup brauche? Komme ich mit dieserKamera wirklich in allen Situationen zurecht,ohne dass dies auf Kosten der Geschichte oderdes Drehpensums geht? Die Antworten aufdiese Fragen sind nicht mal schnell in ein paarWorte zu fassen. Deshalb dieser doch sehr um-fangreiche Artikel.

Aber gehen wir zunächst einen Schritt zurück:Was macht eigentlich die F3 so interessant?Nun, im Moment ist sie im S35-Segment eineder günstigsten, mal abgesehen von DSLR-Kameras, und das macht sie interessant fürDokus, aber auch als Zweitkamera, nebeneiner Red oder einer Alexa. Sie kostet nicht an-nähernd so viel, man muss nicht so lange dis-kutieren, ob man sie sich leisten kann, und sieist mittlerweile doch schon recht verbreitet.

Entstehungsgeschichte des Projekts

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Doch dann stellt sich natürlich die Frage: Wiekann man mit der F3 arbeiten und wie verhältsie sich im Qualitätsvergleich mit anderen S35-Kameras? Lässt sich der Output einer F3 mitdem Material einer Red-MX oder Alexa oderanderen S35-Kameras problemlos verschnei-den? Kann man die F3 wirklich als Haupt-kamera nehmen, um damit einen ganzen Filmzu drehen? Wenn ja, welches Zubehör braucheich; denn so wie sie aus dem Karton kommt,kann ich sie als Hauptkamera natürlich nichteinsetzen. Um vernünftig zu arbeiten, braucheich einen Followfokus, eine Mattebox, Hand-griffe, eine Lösung für den Sucher (der meinerAnsicht nach leider nicht an der richtigen Stellesitzt), und ich brauche einen externen Rekor-der, um die Datenraten zu erhöhen und dieKompressionen zu verbessern. Will man die F3als Hauptkamera einsetzen, um damit einevollwertige HD-Produktion, ein internationalverkaufbares Produkt, einen für die große Lein-wand tauglichen Film zu realisieren, hat mannur eine Möglichkeit: Man muss diese Kameraganz ordentlich »pimpen«. Man kann viel ausdieser Kamera herausholen, wenn man sievollwertig aufrüstet, aber dadurch wird sie natürlich auch schwerer, größer, komplexerund unvermeidlicherweise auch anfälliger fürProbleme. Mit der Thematik des »Pimpens«,muss man sich sehr früh auseinandersetzen,

denn unvorbereitet kann diese Kamera einemsonst schnell »das Genick brechen«.

Genau das habe ich nun mehrere Monatewirklich intensiv getan: Ich habe Lösungengesucht und auch gefunden, habe die ver-schiedensten Zubehörteile ausprobiert, ge-testet, sie unter den extremsten Bedingungeneingesetzt, und die Kamera in den verschie-densten Drehsituationen ans Limit gebracht.Meine Erfahrungen werde ich im folgendenText erläutern.

Es beginnt damit, was die Kamera eigentlichkann aber auch nicht kann, was mir an Beson-derheiten aufgefallen ist und wo die Schwach-stellen sind. Vernachlässigen werde ich dabeidie Informationen, die man auch in der Bedie-nungsanleitung nachlesen kann. Außerdemwerde ich von den Dreharbeiten selbst berich-ten, von besonderen Situationen und auchschwierigen Szenen. In der digitalen Versiondieser Monografie sind dann auch erste Auf-nahmen zu sehen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch sehrherzlich bei Sony Deutschland und Band Probedanken, die mir Kamera und Objektive fürdiesen doch sehr einzigartigen Film zur Verfü-gung gestellt haben. Band Pro hat sich insbe-

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sondere auch bei Zeiss für mich eingesetzt, sodass ich als einer der ersten den brandneuenLWZ.2-Zoom und auch Compact Primes nut-zen konnte. Darüberhinaus haben sie auchKontakte zu weiteren Herstellern und Ent-wicklern geknüpft, die mir sehr weitergeholfenhaben. So gilt mein Dank auch all jenen Fir-men, die mich mit wertvollem, teils noch imEntwicklungsstadium befindendem Zubehörausgestattet haben. So zum Beispiel O’Connor(Mattebox, Followfokus und Handgriffe), Pan-

ther (VaccuRig), Gruppe 3 (Kamera-Akku-Plattemit Sidemount, Spezial-Kabel, Small-HD-Monitor) und auch MBF, die mir eine geeigneteSchulterstütze bauten.

Betonen möchte ich, dass ich diesen Berichtnicht für Sony oder andere Sponsoren schrei -be. Ich gebe einfach ganz neutral meine Erfah-rungen wieder und berichte von den Vor- aberauch den Nachteilen dieser Technik aus derSicht des Praktikers.

Soll die F3 als Haupt-kamera eingesetzt werden, braucht man zusätzlich noch einiges an Zubehör.

Besonderheiten der PMW-F3Der SensorBeginnen wir mit dem Sensor der Kamera. Eshandelt sich um einen S35-Sensor, der um einVielfaches größer ist als zum Beispiel der einerEX3. Doch was bringt dieser Größenunter-schied?

Das erste, was einem in den Sinn kommt, istnatürlich das Thema Schärfentiefe. Ich kann

zum Beispiel bei einer Blende F2 sehr schönmit der Schärfenebene spielen, es sieht da-durch sehr schnell nach Spielfilm aus.

Aber was bringt es noch? Durch den größerenSensor wird die Kamera extrem lichtstark – unddas ist wirklich ein heraus ragendes Merkmaldieser Kamera. Ich würde sogar so weit gehenzu sagen, dass das der allergrößte Pluspunkt

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dieser Kamera überhaupt ist. Sony gibt den Ba-siswert mit 800 ASA an, was sich mit meinenErfahrungen deckt. Damit ist man beim glei-chen Basiswert wie bei einer Red MX oder einerArri Alexa und die PMW-F3 ist außerdem nochunglaublich rauscharm. Ich habe das direktmit den Bildern einer EX3 verglichen und musssagen, dass bei der F3 tatsächlich fast kein Rau-schen sichtbar ist. Das ist natürlich besondersvorteilhaft, wenn man das Signal verstärkenmuss – 6 dB braucht man ja schnell mal. Wennman das zuschaltet, glaubt man zunächst, dassetwas nicht stimmt. Denn ein verstärktes Rau-schen ist auch bei 6 dB kaum sichtbar. Es isteinfach nur heller geworden im Bild. Das heißt,man kann eigentlich ohne Bedenken 6 dB zu-schalten, hat zwei Blenden mehr, und keinerwird das sehen. Laut Sony soll es mit demnächsten (leider kostenpflichtigen) Firmware-Upgrade sogar noch besser werden, da erhältman S-Log und soll dann sogar 1600 ASA errei-chen. Das heißt, die F3 wird also schon baldnoch lichtstärker. Und wenn S-Log auch nurannähernd dem Log-C-Modus der Alexa ent-

spricht, dann wird das nochmals ein echterQuantensprung.

Lange LaufzeitenEin Vorteil ist auch, dass ich mit der F3 sehrlange drehen kann, wenn ich auf die internenSxS-Karten aufzeichne. Mit zwei 64-GB-Kar-ten, die im Moment jeweils etwa 600 Euro kos-ten, kann ich bis zu acht Stunden aufzeichnen,allerdings nur in der internen 35Mbs-Signal-qualität. Darauf komme ich später nochmalszurück, denn für eine »echte« HD-Produktionreicht das leider nicht aus.

Rolling ShutterDieses Problem beschäftigt viele, da es bei denDSLR-Kameras ja ein echtes Problem ist, aberauch bei einer Red oder einer EX3 sichtbar ist.Der Rolling Shutter ist für mich während derDreharbeiten mit der F3 bisher nicht sichtbargewesen. Jedenfalls ist er mir in keiner einzi-gen Einstellung als störend aufgefallen. Fairer-weise muss ich aber sagen, dass ich nichtspeziell auf Rolling-Shutter-Probleme getestet

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habe. Das heißt, eine genauere Analyse stehtda noch aus. Sony selbst behauptet jedenfalls,dass im Vergleich zu einer EX1/EX3 das Pro-blem deutlich reduziert wurde.

Die ObjektiveSony bietet die Kamera mit drei Objektiven an:35mm, 50mm und 85mm. Verglichen mitCompact Primes sind sie rund 50 Prozent grö-ßer, aber mit 800 Gramm gleich schwer. Vergli-chen mit Ultra Primes sind sie zwar ungefährgleich groß, wiegen aber deutlich weniger. Daist natürlich weniger Glas im Spiel, das ist klar.Macht die Optik deshalb ein schlechtes Bild?Keineswegs. Das Bild ist vielleicht nicht soscharf wie bei Ultra Primes, aber zum Beispielmit einer Compact Prime kann die Sony-Optikgut mithalten. Nur bei extremen Lensflares binich etwas skeptisch geworden. Die sehen ziem-lich elektronisch aus. Mit hochwertigeren Objektiven sahen sie besser aus; aber da derLensflare sehr stark von den Lichtverhältnis-sen und der Blende abhängt, ist es hier schwer,ein abschließendes Urteil zu fällen.

Ein Nachteil der Sony-Objektive ist jedoch,dass sie nicht gleich groß sind. Denn dadurchmuss bei einem Optikwechsel das gesamte Zu-behör angepasst werden. Außerdem sind dreiBrennweiten einfach zu wenig. Bei jedem nochso kleinen Projekt braucht jeder Kameramann

mindestens fünf. Da fehlen eben noch ein18mm und ein 25mm.

Wenn ich also die Objektiv-Reihe ausbaue, binich gezwungen, Objektive zu mischen, was ichpersönlich jedenfalls nur sehr ungern tunwürde. Man versucht ja eigentlich immer beieiner Serie zu bleiben. Ich würde daher in diesem Preissegment eher auf Compact Primeszurückgreifen. Die sind gleich groß, gleichschwer und als 5er- beziehungsweise 7er-Serieerhältlich. Außerdem könnten natürlich dieZooms, die Sony noch rausbringen will, eineinteressante Ergänzung werden.

Meinem Assistenten Gerhard Kaiser ist auchgleich aufgefallen, dass auf der dem Kamera-mann abgewandten Seite leider überhauptkeine Distanz- oder Blendenbeschriftungenvorhanden ist. Das beeinflusst natürlich die Arbeit am Set. Denn wenn der Assistent vonder rechten Seite fokussieren will, muss er sichextra einen Schärfenring anlegen, ihn durch-messen, beschriften, und bei jedem Objektiv-wechsel ebenfalls wechseln. Bei Spielfilm undWerbung mache ich das am Kamera-Check-Tag, aber im Doku-Bereich ist das so eine Klei-nigkeit, die stört. Aufgefallen ist uns auch, dasssich die Objektive am Schärfenrad unglaublichleicht drehen lassen. Da heißt, ich habe mitdem Followfokus-System sehr wenig Wider-stand beim Schärfeziehen. Wenn man nur mitden Sony-Objektiven dreht, ist das kein Pro-blem, man gewöhnt sich eben dran. Aber einCompact Prime ist ungefähr doppelt so schwerzu ziehen wie ein Sony-Objektiv, und wennman mischen muss, ist das sehr gewöhnungs-bedürftig. Man hat dann bei der CompactPrime zunächst das Gefühl, dass da irgend -etwas klemmt.

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Soviel zu den Primes. Besonders spannend fürden Dokubereich sind aber eigentlich dieZooms. Zooms sind zwar schwerer als Primes,aber ich erspare mir unglaublich viel Zeit beimDrehen. Schon während der ersten paar Dreh-tage hat sich für mich schnell herauskristalli-siert, dass man eine Doku eigentlich kaumohne Zoom drehen kann. Es fehlt einfach dieZeit, um eine Szene entsprechend aufzulösen,wenn das Objektiv mehrmals gewechselt wer-den muss. Das geht dann auf Kosten der Geschichte und unterbricht den natürlichenFluss der Handlung.

Bei meiner Suche nach dem geeigneten Zoomhat mich Band Pro sehr unterstützt und mirschließlich den brandneuen LWZ.2-Zoom vonZeiss zur Verfügung gestellt. Es handelt sich umeinen Leichtzoom, mit etwas über zwei Kilo-gramm, der den Brennweitenbereich von 15,5 –45mm mit einer durchgängigen Blende vonT2.6 abdeckt. Ich muss ehrlich sagen, dass ichohne diesen Zoom keine Chance gehabt hätte,diesen Film mit einer S35-Kamera durchzuzie-hen. Nun hatte ich endlich die Flexibilität, eine

Szene mit Handkamerain nur einem Durchgangkomplett abzudecken.Manchmal wechselteich noch auf das 85mm,aber das reduzierte sichauf vielleicht ein bis zweiMal pro Tag. Auch dieQualität der Bilder, dasheißt Schärfe und De-tailzeichnung waren beidiesem Objektiv wirklichhervorragend. EinzigesProblem: der Zoom kos-tet etwa 21.000 Euro,

während ein komplettes 5er-Set Compact Primes etwa 13.100 Euro kostet. Die Frage, wel-che Optik man hernimmt, ist damit leider aucheine finanzielle.

An dieser Stelle muss ich noch hinzufügen,dass wir bei unserem Film fast immer einenzweiten Kameramann dabeihatten, der mirhalf, die extrem spontanen Szenen auch wirk-lich einzufangen. Er drehte mit einer EX3 mitStandardoptik und konzentrierte sich vorallem auf Naheinstellungen. Bei Nahen siehtman den Unterschied zwischen den beidenKameras nicht so stark. Mit der F3 als Haupt-kamera drehte ich meistens die eher totalerenBilder, bei denen man bei offener Blende den35mm-Schärfeneindruck auch wirklich wahr-nehmen kann.

Ebenfalls sehr spannend ist die Option, mitFoto-Objektiven arbeiten zu können. Mit denentsprechenden Adaptern kann man hier aufdie eigene Fotoausrüstung zurückgreifen, dieja oft Zooms mit langen Brennweiten beinhal-tet. Zu Bedenken ist jedoch, dass Kleinbild-objektive hier einen Faktor von x1,5 haben. Dasheißt, ich komme weit in den Telebereich, wasim Vergleich zu teuren Zooms oder Primes einesehr gute Alternative ist, wobei der Weitwin-kelbereich mit den Foto-Objektiven natürlichnicht abgedeckt werden kann.

AufzeichnungsformateMan hat bei der F3 die Möglichkeit, intern aufSxS-Karten aufzuzeichnen, aber leider nur in4:2:0 und maximal 35 Mbs. Nun sehen 35 Mbsfürs Auge schon ziemlich gut aus. Ich habe fürden Kinofilm Jane’s Journey viel mit der EX3gedreht, und es sah auf der Leinwand absolutsolide aus. Mit einem guten Grading kann man

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da viel rausholen. Aber das Ganze wird zumProblem, wenn man mit Sendern zu tun hatwie zum Beispiel National Geographic, BBC,Discovery Channel, Arte, ZDF oder ORF: dieverlangen als Minimum nämlich alle 4:2:2/50Mbs, um es als HD-Produktion gelten zu las-sen. Da können die Bilder noch so exklusiv seinund eigentlich auch gut aussehen, man hat aufjeden Fall große Probleme bei der technischenAbnahme, wenn mehr als 20 Prozent des Filmsnicht im 4:2:2/50Mbs-Modus gedreht wurden.Das heißt, damit scheiden zum Beispiel eineF3 eine EX3 oder eine EX1 einfach aus. Da habeich dann mit Optiken und Zubehör unter Umständen 40.000 Euro ausgegeben und habeaber eine Kamera, mit der ich eigentlich nichtauf Sendung gehen kann. Sony hätte der F3 intern einfach 50Mbs in 4:2:2 spendieren müssen. Punkt!

Um trotzdem über die Runden zu kommen,muss man die Kamera eben noch etwas mehr

»pimpen«. Dank des SDI-Ports, der ein 10bit-4:2:2-Signal ausgibt, kann man extern glückli-cherweise eine viel höhere Qualität aufzeich -nen. Nachteil: Noch mehr Kabel, noch mehrZubehör, noch mehr Gewicht, und das Pro-blem der Stromversorgung dieser Peripherie-geräte muss gelöst werden. Dazu später mehr.

Gamma und HypergammaHypergamma kennen viele bereits von derPMW500, 700 oder 800. Es handelt sich umeine sehr effiziente Form, den eingeschränk-ten Blendenumfang besser in den Griff zu be-kommen, da man die Gammakurve am oberenEnde abflachen kann. Diese Funktion steht beider F3 im Moment noch nicht zur Verfügung,soll aber eine der Erweiterungsoptionen desUpgrades sein.

Mit den verfügbaren Gamma-Optionen derKamera sollte man sich auf jeden Fall intensivbeschäftigen. Meine ersten Drehtage habe ich

Bessere Signalqualitätdank externem Rekorder.

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zunächst im Standard-TV-Setting STD5-R709gedreht. Leider ein Fehler, denn beim erstemSichten entdeckte ich, dass doch in so man-chen Highlight-Situationen das Weiß zu frühgeclipt war. Die Farben waren zwar schön, aberdie Kontraste zu sehr auf Fernsehen ausgelegt.

Sehr gute Erfahrungen habe ich später mitCine 2 und Cine 3 gemacht. Im Grunde geht eseinfach darum, den Knee-Point abzusenkenund die Gammakurve nach oben hin flacher zudrehen. Dafür sind die Cine-Settings schon vielweicher gerechnet als die Standard-Settings.Das heißt, selbst wenn ich im Standard5-Setting R709 den Knee-Point absenke, ist dieKurve nicht so rund wie beim Cine-GammaSetting. Beim Cine-Gamma habe ich dann natürlich ein viel flaueres Ausgangsbild. Dasheißt, eine Farbkorrektur ist hier unabkömm-lich. Von einem ultraflauen Bild, wie man es bei

einer Alexa oder einer Red MX gewohnt ist, istman jedoch auch hier noch weit entfernt.

Picture ProfileEin weiteres wichtiges Feature ist Picture Pro-file. Man kennt das auch schon von der EX1oder EX3. Es erlaubt, relativ schnell zwischenverschiedensten Bildsettings wie zum Beispielder Farbtemperatur zu wechseln. Das PictureProfile erlaubt mir bis zu zehn verschiedeneEinstellungen, die dann schnell mit einemDrehrad wahlweise zu aktivieren sind. DieseKameradaten können auch auf die interne SxS-Karte gespeichert werden, was vor allem nacheinem Reset sehr hilfreich ist, da es ansonstendoch etwa 20 Minuten dauern kann, bis die Kamera wieder vollständig konfiguriert ist.

Ein Tipp: Wenn man die Videodaten der SxS-Karten nach dem Dreh kopiert hat, sollte

Das Arbeiten bei MinusgradenGrundsätzlich zeichneten wir immer auchauf die internen SxS-Karten als Backup auf.Sehr wichtig ist das bei Kälte. Der Nanoflashwird bei Minusgraden nämlich sehr unzu-verlässig. Verliert er zum Beispiel bei einemAkkuwechsel kurz Strom, lässt er sich meh-rere Minuten nicht mehr hochfahren. Daskann auch mal während der Aufnahme pas-sieren. Hierfür hatten wir zwei Lösungen:Die internen Backups auf SxS und eine eigens von meiner Nachbarin StephanieWolfsteiner genähte Thermotasche aus her-kömmlichen Isomatten. Diese Thermo-tasche, gefüllt mit Handwärmern, war eineideale Lösung, um den Nanoflash und denKameraakku vor extremer Kälte zu schützen.

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man die Karten nicht frisch formatieren, son-dern nur mit der Funktion »Clips All Delete« löschen, ansonsten sind die benutzerdefinier-ten Kamerainformationen auch verloren.

Picture-Cache-FunktionAuch ein interessantes Feature vor allem beiTierfilmern: Ich kann intern bis zu 15 Sekun-den Pre-Roll einstellen. Das heißt, wenn ichzum Beispiel vor einem Erdloch stehe und darauf warte, dass der Fuchs rauskommt, kannich die Kamera erst dann einschalten, wenn ertatsächlich auftaucht.

Slow MotionWie schon die PMW-EX3 kann auch die F3Slow Motion. Auffällig ist aber, dass sie leidernur 50fps aufzeichnen kann. Die EX3 konnte60fps. Das ist deshalb schade, weil man eine

Zeitlupe von 60 Bildern viel stärker als Zeitlupewahrnimmt als 50 Bilder. Ich hatte das mal vor einigen Jahren mit einemTestpublikum getestet das 50, 60 und 75 Bilderpro Sekunde einer S-16-Kamera zu sehenbekam. 60 Bilder konnten die meisten von 75Bildern pro Sekunde kaum unterscheiden.Doch die 50B/s wurden sofort identifiziert,denn da musste man schon genauer hin-schauen, ob es sich überhaupt um Slow Motion handelt oder nicht.

ND-FilterradEin sehr großer Vorteil ist das interne ND-Filter-Rad der PMW-F3. Was bei normalen Schulter-camcordern schon selbstverständlich ist, suchtman zum Beispiel bei einer Red MX oder Alexavergeblich. Dieses interne ND-Filterrad der F3ist dann ein Riesenvorteil, wenn ich zum Bei-spiel Gegenlicht-Situationen habe, wo mir dieSonne direkt ins Objektiv strahlt. Ein Beispiel:Ich drehe bei strahlendem Sonnenschein inder grellen Wüste. Ich habe eine Arri Alexadabei, deren Belichtungsnennwert bei 800 ASA

liegt, will aber mit einer Blende 2 drehen.Um dies zu ermöglichen, müsste ich etwazwei ND9-Glasfilter vor das Objektiv set-zen. Wenn ich dann aber direkt in die

Sonne drehe, kommt es sehr häufig zu einerinternen Spiegelung. Dann sehe ich plötzlich

Die zusätzliche Onboard-Tonaufnahme kannmanchmal hilfreich sein.

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zwei bis drei Sonnen im Bild. Sehr nervend, vorallem wenn man während einer Handkamera-Szene unter Druck steht und die ganze Zeitweiß: »Wenn es jetzt zu einer Spiegelungkommt, kann ich den Take wegwerfen.« Mitdem zweifachen, internen ND-Filter der F3 istdieses Problem in den meisten Fällen gelöst,denn er befindet sich hinter dem Sensor, dieSonne hat also keine Möglichkeit, sich im Glaszu spiegeln.

Tonaufzeichnung OnboardMan kennt das natürlich von EB-Kameras oderden kleinen Kameras: die Möglichkeit, auchTon aufzuzeichnen. Aber im S35-Segment,etwa bei der Red MX gibt es das nicht, und beider Alexa nur mit teurem Zubehör. Dabei gibtes durchaus immer wieder Situationen, wo soein Onboard-Mikro hilfreich sein kann. ZumBeispiel bei Steadicam oder wenn sich meh-rere Protagonisten sehr nah vor der Kameraaufhalten und der Tonmeister mit seinem

Richtmikrofon gerade jenes Gespräch verfolgt,das nicht im Fokus ist.

Genau so eine Situation hatten wir schon amzweiten Drehtag: Da saßen sieben Leute umeinen Tisch und 30 Zentimeter vor der Linsesaß ein alter Mann im Anschnitt, und der hatimmer wieder dazwischen geredet; TonmannRoland Winkler war aber zwei Meter weiterhinten und hat das Gespräch am anderenEnde des Tisches verfolgt. Das heißt, der Tonvon dem alten Mann wäre über die Angel nichtzu hören gewesen. Ohne das Onboard hättenwir diesen Ton verloren.

Sorgenkind SucherDer Sucher ist leider das größte Problem der F3,und es gibt bis heute noch immer keine be-sonders gute Lösung dafür. Die Entwickler vonSony haben sich bei der F3 wohl etwas zu sehran der EX1 orientiert, den Sucher am hinterenEnde montiert und dabei nicht bedacht, was

Das Thema Sucher istbei der F3 noch nicht befriedigend gelöst.

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diese Kamera drehfertig wiegt und wie man sieentsprechend halten muss. Der Sucher hätte inetwa auf der Höhe plaziert werden müssen, wosich der Objektivmount befindet – da wo erauch bei allen anderen Schulterkameras zu finden ist. Auch ist das Sucherbild viel zu kleinund man kann die Schärfe nicht beurteilen –ein extremer Nachteil bei einer S35-Kamera.Deshalb habe ich diesen Sucher auch an kei-nem einzigen der bislang 30 Drehtage auchnur einmal benutzt.

Zusätzlich gibt es noch einen seitlichen LCD-Flip-out-Monitor, der die Situation schon umeiniges verbessert, aber auch keine ganz be-friedigende Lösung ist. Denn auch der LCDliegt eigentlich zu weit hinten. Außerdem zeigt

er die Bilder leider um etwa eine Blende dunkler an als ein über SDI angeschlossenerReferenzmonitor. Dies führt unter stressigenDrehbedingungen schnell dazu, dass man vorallem bei sehr dunklen Situation dazu tendie-ren würde, viel zu früh die Verstärkung zuzu-schalten. Ich habe von Kollegen gehört, die denLCD mit einer Sucherlupe benutzen wollen,wie man es auch bei DSLR-Kameras macht. Obdas jedoch rein technisch funktioniert, kannich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

Unser Setup sah schließlich so aus, dass wireinen externen Sucher der Firma Cineroidüber HDMI angeschlossen hatten, der ur-sprünglich für DSLR-Kameras entwickeltwurde. Dies schien zunächst eine gute Lösung,doch erwies sich die HDMI-Verbindung alssehr instabil. Immer wieder kam es zu Bild-ausfällen. Außerdem ist die Qualität des Bildesnicht besonders hochwertig. Der Blendenum-fang ist sehr eingeschränkt und die Schärfe nurbei großer Konzentration zu erkennen. Einebessere Lösung wäre hier sehr wünschenswert.Im Idealfall sollte der Sucher über SDI an dieKamera angeschlossen werden können, sehrhochauflösend sein und den vollen Blenden-umfang der Kamera wiedergeben können.

Die Anschlüsse Die Kamera hat auf der Rückseite insgesamtdrei SDI-Ausgänge, zwei davon sind SDI-Dual-Link-Anschlüsse. Sobald Sony ein entspre-chendes Upgrade zur Verfügung stellt, kannman über die Dual-Link-Ausgänge zwei Kame-ras miteinander für 3D-Aufnahmen verlinken.Außerdem bietet einem das natürlich die Mög-lichkeit, zusätzlich externe Monitore anzu-schließen, sofern der Haupt SDI-Port bereitsbesetzt ist.

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Bei unserer Kamera gab es da allerdings nocheinen kleinen Bug: Wenn man die Kamera im25p-Modus betreibt, dann deaktivieren sichautomatisch die beiden Dual- Link-Ausgänge.Nach weiteren Tests stellte ich fest, dass diebeiden Dual-Link-Ausgänge nur ein 50i-Signalausgeben. Für progressive Bilder sind diesePorts daher noch unbrauchbar. Der Haupt-SDI-Port funktioniert bereits ohne Probleme,und über den habe ich zum Beispiel auch meinen externen Nanoflash-Rekorder vonConvergent Design gespeist. Mehr dazu unter»Externe Rekorder.«

Aufgefallen ist uns auch, dass man sich bei der PMW-F3 bisher zwischen einem SDI- und einem HDMI-Videoausgang entscheidenmuss. Beides gleichzeitig ist leider nicht mög-lich. Dies ist vor allem dann ein Problem, wennman zum Beispiel ein SDI-Bild an den Moni-tor ausgeben und gleichzeitig mit einem Cine-

roid-Sucher über HDMI arbeiten will. Die ein-zige Lösung ist, das Videosignal über ein exter-nes Gerät zu splitten. Der Nanoflash zumBeispiel ermöglicht ein simultanes Bild überSDI und HDMI. Dies ist auch gar nicht soschlecht, da man auf diese Weise das Videobilddurch den Nanoflash schleifen kann und somitauch gleich das Bild kontrolliert, welches derNanoflash aufzeichnet – eine Art Hinterband-kontrolle. Natürlich erlauben auch andere Geräte das Durchschleifen des Signals, dochsollte man sich darüber schon lange vor Dreh-beginn entsprechende Gedanken machen.

Mit dem Upgrade, das Mitte Juni kommen soll,werden diese Probleme nach Aussage vonSony behoben sein. Dann kann man zumeinen den SDI- und HDMI-Ausgang gleich-zeitig nutzen. Auch soll am Dual Link dann1080/25p zur Verfügung stehen.

Auf dem Weg nach oben ab und zu einen Blick in den werfen!

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Foto

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Onboard-MonitorSehr hilfreich um die Schärfe besser beurteilenzu können, ist ein Onboard-Monitor. Davonhabe ich mir zwei angesehen, den TV LogicVFM-056W und den Small HD. Ausführlich ge-testet habe ich bei unserer Produktion nur denSmall HD, der mir von Gruppe3 freundlicher-weise zur Verfügung gestellt wurde. Der TVLogic, den es zum Beispiel bei Band Pro zukaufen gibt, wäre aber auch eine sehr gute Alternative gewesen, da er im Gegensatz zumSmall HD auch über eine Waveform-Funktionverfügt – bei der Bestimmung der richtigenBlende ein großes Plus.

Der Small HD war aber in fast allen Situatio-nen ein großer Helfer. Er ist leicht, verfügt übereine große Sonnenblende und ist leicht zu be-dienen. In vielen Situationen in denen ich mit

dem Cineroid-Sucher zu kämpfen hatte, derauch mal mitten in einer Szene wegen schlech-ter Akku- oder HDMI-Verbindung ausgefallenwar, rettete mich der Onboard-Monitor. Auchwenn einmal der Fokus über den Cineroidnicht mehr zu bestimmen war, gab es mir Sicherheit, das Bild auch mal auf einem 5,6-Zoll-Monitor überprüfen zu können.

StromversorgungDie Kamera verfügt im Gegensatz zur EX3 übereinen 4-pol-XLR Stecker für die externe Strom-versorgung. Das muss man berücksichtigen,wenn man zum Beispiel, so wie ich, Swit-Akkus mit integriertem D-Tap-Ausgang für dieEX3 besitzt. Diesen D-Tap benötigt man bei-spielsweise für die Stromversorgung eines On -board-Monitors, eines Nanoflash oderauch eines Tonempfängers.

Essentiell für professionelleDreharbeiten: Weiteres Zubehör

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Normalerweise erlaubt der Swit-Akku über einkleines Kabel, die EX3 mit Strom zu speisen.Dieses Stromversorgungskabel funktioniertaber mit der PMW-F3 nicht mehr, und manmuss sich den neuen Swit-Akku S-7210Ubesorgen, um mit der F3 problemlos drehen zukönnen. Zu Beginn unserer Dreharbeiten gabes diesen Akku noch nicht, und wir mussten eigene Kabel löten, um Kamera und externeGeräte über D-Tap zu speisen. Das heißt, wirmussten vom D-Tap-Ausgang über einen Split-ter einmal auf XLR für die Stromversorgung derF3 gehen und dann zum Beispiel auf einenHighrose-Adapter für den Nanoflash. An die-ser Stelle möchte ich Gruppe3 in Münchendanken, die mir unmittelbar vor Drehbeginn

diverse Kabel löteten, um das Problem derStromversorgung zu lösen.

Mattebox, Handgriffe, FollowfokusDa man bei einer S35-Kamera ohne vernünfti-ges Zubehör kaum effizient arbeiten kann, warmir dieser Punkt besonders wichtig. RainerHercher von Band Pro München empfahl mirein von O’Connor ganz neu entwickeltesSetup, das ich zum Teil noch im Prototypen-Status einsetzen konnte. Die Handgriffe vonO’Connor heißen O-Grips. Erkennbar an denroten, drehbaren Knöpfen, sind sie mehrfachmodular ausbaubar und ideal für die verschie-densten Drehsituationen einsetzbar. Natürlichmuss man sich an die drehbaren Griffe zu-

Die Topsite der KameraDie F3 hat oben insgesamt vier ¼-Zoll-Gewinde und einen Blitzschuh. Da haben die Ent-wickler gleich bedacht, dass man mit sehr viel Zubehör arbeiten wird. Da der Blitzschuh aufden ersten Blick am stabilsten wirkt, haben wir hier unseren SmallHD-Monitor mit einemNoga-Arm befestigt. Ein Fehler. Das Problem ist, dass der Blitzschuh nicht für rund ein hal-bes Kilo Gewicht mit seitlichem Hebel gemacht ist. Nur vier kleine Schräubchen sichern ihnan der Kamera. Zu wenig. Schon am zweiten Drehtag lockerte sich der Blitzschuh, und derMonitor kam mir während einer Handkamera-Szene plötzlich entgegen. Die ¼-Zoll-Gewinde erwiesen sich als deutlich stabiler.

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nächst etwas gewöhnen, aber schon nach einigen Arbeitstagen lagen sie gut in der Hand.Sie sind sehr flexibel einsetzbar und schnell in die verschiedensten Richtungen drehbar.Man kann sie an den Kompendiumrohren an-bringen und auch an der O’Connor Mattbox(O-Box) selbst. Ich habe sie sicherheitshalberimmer an den Kompendiumrohren ange-bracht, da wir unser Kompendium immer inder Klemmvariante benutzt haben, um einennicht zu großen Hebel aufs Objektiv auszu-üben. Für leichtere Kameras, zum BeispielDSLRs, könnte das Anbringen der Griffe direktan der Mattebox aber von Vorteil sein.

Der Followfokus CFF1 ist ebenfalls sehr varia-bel einsetzbar. Ich empfehle auf jeden Fall ein System dieser Größe, da die Objektive doch sehr groß sind und kleine Followfokus-Systeme, wie man sie bei DSLR-Kameras häufig benutzt, überfordert wären.

Von Vorteil ist, dass man die Übersetzungs-ringe auch unterhalb der Optik anbringenkann. Dies ermöglich es, das Schärferad sehr

nah an die Optik zu schieben, wenn man mitdem Gesicht oder der Nase schnell mal zunahe dran klebt, vor allem bei Handkamera.Wichtig ist hier, dass man die Schärfenräderganz einrasten lässt, um ein unnötiges Hand-spiel am Schärferad zu vermeiden. Ich habe bei Gas Monopoly die Schärfe größ-tenteils selbst gezogen. Man braucht dafürschon ein wenig Übung und Fingerspitzen-gefühl, aber es ist durchaus machbar. Jeden-falls gab es beim Sichten des Materials bislangkeine bösen Überraschungen. Wichtig ist dabeiein Sucher, mit dem man die Schärfe auchwirklich beurteilen kann. Hier gibt es mit Sicherheit für Zulieferer noch viel zu tun. Istman sich aber unsicher, ob man die Schärfe beioffener Blende noch ziehen kann, ist es ja inden meisten Fällen möglich, die Blende um einpaar F-Stops zu schließen. Man braucht alsokeine große Angst davor zu haben, mit der35mm-Schärfe nicht zurechtzukommen. BeiTageslicht kann man zum Beispiel problemlosauch mit einer Blende 11 drehen. Nur bei sehrdunklen Situationen kann es heikel werden. Inso einem Fall empfehle ich einen externen

Als die Dreharbeitenbegannen, gab es nochvon keinem Zubehör-hersteller eine auf dieF3 optimierte Schulter-stütze. Deshalb wurdevon MBF eine Vocas-Stütze passend gemacht.

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Monitor mit Fokus Assist, wie einen Small HD,TV Logic oder auch Marshall, um sicher sein zukönnen, dass die Schärfe auch wirklich da liegt,wo man sie haben möchte.

Die ganz neue Bridgeplate von O’Connor istsehr hilfreich, wenn man die Rohre mal absen-ken muss. Diese Bridgeplate ermöglich es, dieKompendiumstangen auf einer Schiene vonetwa 7cm Länge nach oben oder unten zu justieren. Sehr vorteilhaft bei größeren Objek-tiven, wie auch unserem LWZ.2-Zoom, beidenen der Spielraum unterhalb der Optik sehrhilfreich ist. Als Nachteil sehe ich aber, dass dasgesamte Setup bei Handkamera dann dochsehr hoch wird. Da kann man schnell ins horizontale Schwanken kommen. Jim Elias,Chefentwickler von O’Connor, empfiehlt in soeinem Fall, die Rohre der Bridgeplate einfachauf die optimale Länge zu kürzen.

Man muss auch bedenken, dass wir mit demLWZ2 von Zeiss und dem Nanoflash am hin -teren Teil der Kamera doch sehr lang wurden.

60 cm lange Kompendiumrohre waren nötig,um das gesamte Zubehör auch wirklich sicheranzubringen. Arbeitet man mit Primes, reichennatürlich auch kürzere Rohre. Leider hatte ichwährend der Dreharbeiten keine Gelegenheit,neueste Zubehörsysteme, wie es sie zum Bei-spiel von Arri, Denz oder Vocas gibt, zu testen. Voll aufgerüstet wiegt die ganze Kamera samtZubehör durchaus 15 kg. Bei längeren Hand-kamerasequenzen kann dies schnell ermüden.Fitness und Ausdauerkraft sind bei so einemGewicht sicherlich ein nicht zu vernachlässi-gendes Thema.

Eine passende Schulterstütze, wie man sie beiHandkamera braucht, gab es zu Beginn derDreharbeiten noch von keinem Anbieter. Zu-sammen mit der Firma MBF in Berlin ent-wickelten wir aber eine Lösung, die sich imNachhinein als sehr effizient erwies. Wir modi-fizierten eine Schulterstütze von Vocas, so dass sie auf zwei 8cm langen 15mm-Schellenan den Kompendiumrohren montiert werdenkonnte. Bei Handkamera lag die Schulterstütze

Wenn es eng wird, hatman mit der F3 auchmal seine Probleme.

Voll aufgerüstet ist sieeinfach nicht mehrklein. Hier auf dem

Rücksitz eines Autosmit einer Sony-Optik.

Die O-Grip-Handgriffevon O’Connor halfenauch beim Stabilisie-ren mit einem Cine-saddle. Die Schärfe

zog ich hier mit demCFF1-Followfokus und

einem SmallHD-Monitor.

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dann direkt auf der Bridgeplate auf und konntebei Einstellungen vom Stativ, schnell wegge -zogen oder weggeklappt werde. Auch konnteman die Schulterstütze an den Kompendium-rohren nach vorne oder hinten schieben.Enorm wichtig, da sich ja bei jedem Setup derSchwerpunkt der Kamera verschob.

Als die F3 auf den Markt kam, gab es noch dasweitverbreitete Denken, dass eine Schulter-stütze ähnlich wie bei DSLR-Kameras weit hinter der Kamera sinnvoll sei. Das ist bei derPMW-F3 eine Fehleinschätzung. Der Schwer-punkt des Kamera-Setups lag bei uns immerenorm weit vorne, da die Kamera selbst nur 2,3kg wiegt, Optik, Handgriffe, Followfokus undO-Box in Summe aber schnell mal 6 bis 8 kg ergeben. Um das Gewicht dann nicht mit denOberarmen auffangen zu müssen, muss ebendie Schulterstütze an der richtigen Stelle sitzen.Zusätzlich montierten wir am hinteren Teil derKamera auf einer IDX-Platte, unterhalb desNanoflashs noch einen schweren V-Mount-Akku, um das Gesamtgewicht besser zu vertei-len und die Stabilität zu verbessern.

Im Dokubereich ist es außerdem enorm wich-tig, dass der Umbau zwischen Stativ und Hand-kamera so schnell wie möglich abläuft. JedeSekunde zählt. Wir hatten viele Drehsituatio-nen, wo wir auf diesen schnellen Umbau ange-wiesen waren. So zum Beispiel beim Interviewdes türkischen Energieministers in Istanbul, wowir übrigens intensiv vom dort ansässigenSony-Händler und Verleiher Probis unterstütztwurden. Alles war extrem knapp. Der Politikerließ sich nur auf ein 30minütiges Gespräch mituns ein. Doch wollten wir die Begrüßung unseres Hauptprotagonisten mit dem Ministerebenso einfangen wie das anschließende Inter-view. Dazwischen lagen nur wenige Minuten.Ein flexibles Setup bei dem man zwischenHandkamera und Stativ-Shot keine unnötigeZeit verliert, ist da enorm wichtig. O’Connorbaut gerade an einer geeigneten Schulterstütze,die diesen Anforderungen entsprechen soll.Testen konnte ich sie aber noch nicht.

Externe RekorderLeider zeichnet die Kamera ja intern nur in4:2:0 bei einer maximalen Datenrate von

Der externe Rekorder – hier einNanoflash – ist wich-tig, um eine besserebeziehungsweiseüberhaupt erst ausreichende HD- Qualität zu erreichen.Trotzdem ist es sinnvoll, immer ein Backup auf die SxS-Karten mitlaufen zu lassen.

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35Mbs auf. Das ist zu wenig für die von TV-Sendern festgelegte Mindestanforderung einerHD-Produktion, nämlich 4:2:2 bei 50Mbs.

Da die F3 wie auch schon die EX1/EX3 überihren SDI-Port ein 4:2:2 Signal in 10bit ausgibt,kann man durch externe Rekorder die Qualitätder Bilder drastisch erhöhen.

Bei Gas Monopoly benutzten wir einen Nano-flash Rekorder von Convergent Design. Manhat hier die Wahl zwischen dem I-Frame- oder Long-GOP-Codec. Wir zeichneten wannimmer möglich im I-Frame-Modus mit einerBitrate von 180Mbs auf. I-Frame tastet die Bil-der ähnlich wie bei Filmkameras im VollbildModus ab, das heißt jedes einzelne Frame wirdeinzeln komprimiert. Meiner Ansicht nach istdie Qualität im Vergleich zur Long-GOP-Kom-

pression im I-Frame-Modus besser. Long-GOPkomprimiert im 25p-Modus nur 12b/s die rest-lichen werden nur als Referenzbilder abge-speichert. Laut Convergent Design entsprichtdie Qualität von 100Mbs Long-GOP zwar tech-nisch gesehen 180Mbs I-Frame; der Look ist jedoch ein anderer. Die I-Frame-Bilder er-scheinen mir persönlich schärfer und klarer,die Long-GOP-Bilder eher etwas verschmiert.Am Ende ist es aber Geschmacksache, undauch die benötigte Speichermenge ist beiLong-GOP aufgrund der reduzierten Datenratevon 100Mbs niedriger, was bei langen Dreh -tagen von Vorteil sein kann.

Das Arbeiten mit einem externen Rekorder wieeinem Nanoflash – oder auch einem Rekorderanderer Anbieter wie AJA Kipro Mini, Side-kickHD und viele andere mehr – hat jedoch zur

Das Problem bei dem vielen Zubehör sind die vielen Verbindungskabel. Wird auch nur eines davon brüchig, oder gibt es auch nur einen Wackelkontakt, bricht das ganze System zusammen. Die nervenaufreibende Suche nach der Fehlerquelle kann wertvolle Zeit kosten.

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Konsequenz, dass die Fehlerquote deutlichhöher liegen kann. Das liegt vor allem an derVielzahl zusätzlich benötigter Verbindungs -kabel. Ist etwa das SDI-Kabel brüchig oder fällt die Stromversorgung aus, dann ist auchdas aufgenommene Bild unbrauchbar. Daherempfehle ich immer als Backup auch auf dieinternen SxS Karten aufzunehmen. Wir hattenzahlreiche Situationen, in denen der Nanoflashausfiel oder aber mitten im Interview eineKarte voll war. Da war es schon sehr hilfreichein Backup zu haben.

In den vergangenen sechs Monaten kamenzahlreiche neue externe Rekorder auf denMarkt, die bereits in 10 bit und auch im AppleProRes Codec aufzeichnen können. Eine deut-licher Sprung nach oben im Vergleich zu unse-rem 8bit-Nanoflash.

FazitEine Doku mit der F3 zu drehen ist mit Sicher-heit eine sehr große Herausforderung, aberwenn man es hinter sich hat, kann man sichüber einen für Dokumentarfilm doch sehr ungewöhnlichen Kino-Look freuen. Ich mussaber gestehen, dass ich das Abenteuer nichtohne meine PMW EX3, bestückt mit einem Teleobjektiv, gewagt hätte. In Stress-Situatio-nen war ein Objektivwechsel an der F3 zumeistnicht möglich gewesen, und viele Eindrücke,die ein Teleobjektiv erfordert hätten, wären fürimmer verlorengegangen. Wir arbeiteten alsoähnlich wie Sportfotografen: zwei Kameras –eine für Weitwinkel- und Standard-Situatio-nen, die andere für den Telebereich.

Da aber der Hauptteil des Films mit der F3 ge-dreht wurde, ist sie für den Look maßgebend.

Einer der größten Pluspunkte der Sony F3 ist ihre hohe Lichtempfindlichkeit bei gleichzeitig geringemRauschen. Dadurch gelingen auch sehr außer gewöhnliche Aufnahmen, wie hier am Feuerberg in Aserbeidschan.

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Wie gut sich die verschiedenen Kameras nunvereinen lassen, wird sich in der Farbkorrekturzeigen. Ich bin jedenfalls nach einigem Sichtenjetzt schon sehr glücklich mit dem Ergebnisund bereue keine Sekunde, mich für die F3entschieden zu haben. Die Bildqualität über-zeugt und der Look hebt den Film auf eineneue Ebene. Klar ist aber, dass man sich schonsehr genau überlegen muss, ob einem dieserLook den Aufwand wert ist. Es gibt keinen Un-terschied mehr zu einer digitalen S35-Produk-tion auf Red oder Alexa. Im Gegenteil, aufgrundder viele Extras wie externem Sucher, externemRekorder, externer Stromversorgung et ceteraist vieles sogar noch aufwendiger und anfälli-ger. Kaum jemand wird die F3 wie eine kleineEX1 benutzen und ohne Zubehör drehen.Dafür ist S35 einfach nicht ausgelegt.

Insgesamt stellt sich natürlich auch die Bud-get-Frage, kostet doch die Kamera mitsamt be-nötigtem Zubehör und entsprechendenObjektiven im Verleih mit Sicherheit mehr alszum Beispiel ein PMW-700-HD-Setup. Dasliegt vor allem an den Objektiven, am Rekordersowie dem gesamten Zubehör. Man bewegtsich schon eher im unteren Bereich eines Red-MX-Budgets. Es spielen also viele verschiedeneFaktoren eine Rolle, ob die PMW-F3 die geeig-nete Kamera für ein Projekt ist oder nicht. EinePauschal-Antwort gibt es nicht.

Zum Abschluss noch ein sehr wichtiges Argu-ment für die F3. Die Kamera hat alle Strapazendieses Films ohne einen einzigen Ausfall über-standen. Wir haben im Januar bei minus 15Grad begonnen, bewegten uns kurze Zeit spä-ter bei 30 Grad plus durch die Steppen Aser-beidschans, drehten in salziger Meerwasserluftam Schwarzen Meer, auf wackeligen, verstaub-

ten Strassen in der Türkei, es gab nie ein einzi-ges Problem. Dies wäre mit einer anfälligenRed sicher ganz anders verlaufen. Allein die beider Red so häufigen Software-Abstürze hättenunseren Drehplan durcheinandergewirbeltund auch die Kälte und Hitze hätten der Redsehr stark zugesetzt. Dies ist ist nicht unerheb-lich und spricht für die F3.

Trotz aller Strapazen bin ich insgesamt sehrglücklich, dass ich Gas Monopoly mit der F3drehen durfte. Meiner Ansicht nach hat derFilm dadurch unglaublich gewonnen, nichtnur durch die technische Qualität der Bilder,sondern auch durch den doch sehr hochwerti-gen S35-Look, der diesen Dokumentarfilm aufdas optische Niveau eines Kinofilms gehobenhat.

Richard Ladkani

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Der AutorRichard Ladkani, bvk, ist mehrfach preisgekrönter Regis-seur und Kameramann. Nach Ausbildung und mehrjäh-riger Tätigkeit in den USA kehrte er vor zehn Jahren nachEuropa zurück und realisierte seither über 40 Dokumen-tarfilme, zahlreiche Commercials sowie einen Spielfilm.Wenn es die Projektbedingungen erlauben, arbeitet ergerne in der Doppelfunktion als Regisseur und Kamera-mann, wie auch bei seinem aktuellen Dokumentarfilm Gas Monopoly, bei dessen Dreharbeitendie Erfahrungen, die in dieser Monografie wiedergegeben werden, gemacht wurden.Zu seinen Projekten der jüngeren Vergangenheit gehören Jane’s Journey, ein sehr persönliches Kinoporträt der renommierten Primatenforscherin Dr. Jane Goodall, das er als Kameramanndrehte und das kürzlich mit dem »Care for Freedom Award« ausgezeichnet wurde. Als Regisseurund Kameramann (Kamera zusammen mit Volker Tittel, bvk) realisierte er zuletzt Vatikan – Dieverborgene Welt, eine 90minütige Primetime-Doku, die im Januar in der ARD ausgestrahlt wurdeund im Juni den »Bayerischen Fernsehrpreis« für Regie und Kamera erhielt. Ladkani arbeitet beiseinen Projekten gerne mit verschiedensten Formaten und Kameras: Das fing bei Flucht über den Himalaya und The Devils Miner mit Mini-DV an; Vatikan beispielsweise wurde auf HDCam undEX3 gedreht, ebenso Jane’s Journey. Im vergangenen November arbeitete Ladkani in Island fürdie Primetime-Doku Wettlauf zum Südpol bei sehr extremen Wetterbedingungen mit einer RedMX, und drei Imagefilme für den Emir von Katar entstanden unlängst mit einer Alexa. red

Weitere Informationen unter www.richardladkani.com

ImpressumDie Monografie Sony PMW-F3 erscheint als Sonderpublikation der Zeitschrift FILM & TV KAMERAMANN. Alle Rechte vorbehalten.

Anschrift: I. Weber Verlag, Film & TV Kameramann, Ohmstr. 15, 80802 München (DE), [email protected]: Karlstraße 41, 89073 Ulm (DE)

Geschäftsleitung: Martin MetzgerVerlagsleitung: Evelyn Voigt-MüllerChefredaktion: Evelyn Voigt-MüllerRedaktion: Philipp von Lucke, Franziska Kirchberger (Ass.)freie Mitarbeit: Richard LadkaniAnzeigenleitung: Carola FrommerAnzeigenverkauf: Brigitte BuschAbonnement, Einzelheftbestellungen: www.kameramann.de/shopDruckvorstufe und Druck: C. Maurer Druck und Verlag, Schubartstr. 21, 73312 Geislingen/Steige (DE)

FILM & TV KAMERAMANN erscheint einmal monatlich als Fachzeitschrift für Produk tion und Post produktion in Film, TV und Video im I. Weber Verlag, Zweigniederlas sung der Ebner Verlag GmbH & Co. KG. Geschäftsführer sind Gerrit Klein, Florian Ebner und Eberhard Ebner.

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12 Ausgaben pro JahrJahrbuch KameraMonografieniPad-AppAbonnements

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Das 35mm-Format gilt als die Königs klasse der Kinoproduk-tion: Atembe raubend vitale Farben, große Tiefenschärfe und eine unglaubliche Bild-dynamik vermitteln den gewünsch ten Filmlook. Sony erweitert die erfolgreiche 35mm-Camcorderfamilie um ein effizientes Einsteigermo-dell: Der neue Camcorder PMW-F3 liefert ein überzeu-gendes Bild ab. Ein unschlag-bares Preis-Leistungs-Verhält-nis ermöglicht selbst kleineren Produktionen den echten Hollywood-Effekt. Der PMW-F3 arbeitet mit XDCAM EX-Work-flow und einem hoch empfind -lichen Super 35mm-CMOS-Sensor. Ein PL-Mount-Adapter gibt dem Anwender die Möglichkeit, verschiedenste Objektive zu verwenden.

Faszinierender Filmlook dank 35mm-Technologie von Sony Professional

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