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Jusos DortmundWeil der Streit in der Familie eskaliert, kommt er als 17-Jähriger in die Psychiatrie. Drei Monate weit weg. Von der Familie, von der Szene. Der notwen-dige Bruch. Seine

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Intro

Liebe Leserin, lieber Leser,

was gibt es schöneres als mit der neuen Ausgabe der „drei Ausrufezeichen“ das Ende der Sommerpause zu besiegeln? Da fällt mir nur ein Juso-Grillen im Westpark ein, was noch schöner sein könnte. Aber auch mit diesem Heft in der Hand, kann man es sich in der ab und an scheinenden Sonne gut gehen las-sen. Zumindest haben wir uns für euch ins Zeug ge-legt, um wieder eine spannende, informative und unterhaltsame Ausgabe des Juso-Magazins zusam-men zu stellen.Leider gibt es nicht nur Erfreuliches aus der Welt zu berichten: Die Nazis versuchen weiterhin Fuß in dieser Stadt zu fassen. In dieser Ausgabe wol-len wir uns mit der Frage beschäftigen, warum je-mand den braunen Demagogen auf den Leim geht. Ein Aussteiger erzählt seine Geschichte. An dieser Stelle möchten wir uns als Redaktion der „drei Aus-rufezeichen“ aufs Herzlichste beim Journalisten Alexander Völkel bedanken, der uns freundlicher-weise seinen Artikel „Mein Leben als Neonazi“ zur Verfügung gestellt hat. In unserer Rubrik „Was war das noch gleich“ stellt uns der renommierte His-toriker Philipp Hoicke die Verfolgung der Sozial-demokraten im NS-Regime vor Augen.Wie gewohnt erwartet euch ein Rück- und Ausblick über die Projekte und Aktionen der letzten Monate. Einer Aktion, die bei bestem Wetter in der City ge-laufen ist, ist ein eigener Artikel gewidmet. Die Ausbildungsaktion mit den Papp-Figuren hielt auch Einzug in die lokale Presse – schön dass die uns die Arbeit erleichtern, und vorab berichten. Die ganze Story bekommt ihr natürlich nur bei uns. Genau-so wenig könnt ihr die Juso-Comic-Reihe bei der Konkurrenz erhalten, die in dieser Ausgabe auf der vorletzten Seite startet.Zu guter letzt sei noch darauf hingewiesen, dass auf der letzen Seite des Magazins Kontakte und zahl-reiche Termine euch den Weg zu uns erleuchten. Nutzt die Möglichkeit und mischt euch ein. Auch bei der Ausarbeitung der nächsten Ausgabe der „drei Ausrufezeichen – hinter Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“.

Freundschaft!

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Der I

nhalt

Der Inhalt

Intro 1Mein Leben als Neonazivon Alexander Völkel

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Ausbildungsoffensive 2007von Marcl Götte

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In Kürze: Was war, was kommt?von Kai Neuschäfer

6

Was war das doch gleich...? Die SPD im Widerstandvon Philipp Hoicke

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Musikstadt Dortmundvon Navid Moshgbar

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Ein Dankeschön an...:von Navid Moshgbar und Kai Neuschäfer

9

Buntes: Die Dortmunder Delegation auf der LaKo der Jusos

10

Termine 11

Impressum

Redaktion: Philipp Hoicke, Florian Meijer, Navid Moshgbar, Kai Neuschäfer,

Karolina Szubart

Layout:Philipp Hoicke, Florian Meijer, Navid Moshgbar

Titelbild:Philipp Hoicke

Inhalt d. Ausgabe: Philipp Hoicke, Kai Neuschäfer, Navid Moshgbar

Die geäußerten Meinungen spiegeln nicht

zwingend die Positionen der Jusos Dortmund

wieder.

V.i.S.d.P.: Kai Neuschäfer

Herausgeber: Juso Unterbezirk Dortmund

Für Anregungen, Kommentare oder Nachfragen:

[email protected]

Infos unter:

www.jusos-dortmund.de

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Mein Leben als Neonazi

Mein Leben als Neonazivon Alexander Völkel (Jounalist)

Mit elf Jahren rutschte er in den braunen Sumpf. Mit 17 hat er sich wieder rausgezogen. Heute spricht Erik (23) über seine Jugend: Sechs verlorene Jahre als Neonazi.Es fing ganz harmlos an: „Wir haben mit Freunden Musik” gehört”, berichtet Erik (Name geändert). Sie rockte, war laut und verboten. Getauscht auf dem Schulhof, zu Hause gehört. Das Politische hat ihn nicht interessiert, aber die Musik öffnete ihm den Weg zu einer Clique. Sie wollten ihn, wichtig für einen Jungen, verunsichert und ohne Selbstbe-wusstsein.

Nach und nach lernte er Leute kennen. „Coole Typen”. Macher, so alt wie er heute, mit Auto und Kohle. „Die haben uns immer Getränke ausgege-ben. Haben uns zu Partys gefahren, uns um uns gekümmert.” „Uns” das sind Jugendliche aus den Ortsteilen. Aus Scharnhorst, Marten, Dorstfeld oder Mengede. Da wo aus der Sicht eines 13, 15 oder 17 Jahre alten Jungen nichts los ist, macht die Szene was los. „Rattenfänger” nennt Erik diese Kümmerer heute. Sie seien dafür abgestellt gewesen, mit Geld und Auto ausgestat-tet. Sie hätten dann fast täglich Treffen organisiert, Grill abende, Konzertbe-suche und Zeltlager. Erik passte sich ih-nen an, will dazu gehören. Die Haare werden kürzer und Springerstiefel gekauft. Bald trägt er Glatze. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis das mein Ding war” berichtet der Dortmunder. „Ich wurde zum Neonazi.”

Die Szene gab ihm Selbstbewusstsein und Orien-tierung. „Ich bin da langsam reingerutscht. Meine eigene Meinung ging dabei zunichte. Ich habe ihre Meinung übernommen - im Glauben es wäre meine”, beschreibt Erik die Veränderung. Die rechtsextreme Szene gab ihm den Platz zum Protest und zu der Re-bellion gegen alles. „Ich war in vielen Vereinen. Aber über das Schwimmen kann man nicht rebel-lieren.” Die braunen Kümmerer gaben ihm Rückmel-dung. „Sie hörten zu und diskutierten mit mir - ohne erhobenen Zeigefinger.” Und sie gaben ihm vor allem auch Bestätigung: „Wenn wir den ganzen Tag Plakate für Aufmärsche geklebt haben, gab es dort Lob und

zu Hause nur Gemaule. Aber in der Szene wirst Du beachtet und ernst genommen”, erinnert sich Erik. Am Küchentisch gab es nur noch Krieg. Sagen ließ er sich nichts, floh zu seinen neuen „Freunden”. Das Zeltlager wurde mit der Zeit zu einem straff orga-

nisierten para-militärischen Camp, das Abenteuerspiel zu einer regel-rechten Wehr-s po r t übung . „Wir haben mit leichten Waffen geübt,

später auch in Holland mit schweren Schusswaffen”, berichtet Erik. Sie waren bereit zum Kampf - auch rhetorisch. „Gehirnwäsche” hat seine Mutter das genannt. Diese Schulungen fanden meist in Kame-radschaftswohnungen im Dortmunder Norden statt. Dabei erwies sich Erik als brauchbar, wurde dann auch zu Wochenenden ins Ausland eingeladen. „Auf der Festung in Holland, so haben die das genannt. Es war eine Hinterhofschlosserei.” Kaderschulung.Sie hatten wohl mehr mit ihm vor. „Lass dir doch die Haare wachsen. Und Springerstiefel brauchst du auch nicht”, hätten sie ihm gesagt. Er sollte nicht mehr mit dem „Fußvolk” marschieren. Gelehrt wurde die Sicht auf das Dritte Reich. Aber immer häufiger waren es aktuelle Themen. Umweltschutz und Soziales: „Mit Protest gegen Hartz IV erreichen sie vier Millionen Menschen. Mit ihren faschistischen Parolen würde das nie gelingen.” Diese Diskussion sieht er nur noch von außen. Er ist raus aus der Szene. Den Ausstieg verdankt er mehr einem Zufall. Weil der Streit in der Familie eskaliert, kommt er als 17-Jähriger in die Psychiatrie. Drei Monate weit weg. Von der Familie, von der Szene. Der notwen-dige Bruch.Seine so gen-annten Freunde las-sen sich nicht b l i c k e n . „Zum Glück haben sie mich nicht e r r e i c h t ” , sagt er aus heutiger Sicht. Sie tauchten nach seiner Rückkehr auf. Drohungen, sie standen mit 20 Leu-

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Mein

Leben

als N

eona

zi

ten vor der Haustür. Doch mit ihnen ist er fertig. In der Therapie waren nur „alternative Mädels”. „Die waren esoterisch angehaucht und haben mir gezeigt, dass es mehr als Faschismus gibt. Doch die Geister der Vergangenheit verfolgen ihn noch heute. Wenn er ehemalige „Kameraden” sieht, wechselt Erik die Straßenseite oder das Lokal. Dennoch spricht er über seine Zeit als Neonazi. Vor Schülern, Eltern, Lehrern. Oder bei Veranstaltungen wie der des Bündnisses gegen Rechts. „Für mich ist das wichtig, wie eine Therapie.”

Hintergrund: Der Feind im HausFrüher waren sie eine ganz normale Familie in einem Dortmunder Vorort. Vater, Mutter, zwei Söhne. Eine glückliche Familie. Bis der ältere Sohn der Mayers (Name geändert) in die rechte Szene abgleitet. Mit elf Jahren und rechter Musik fing es an. Mit ihre kamen neue Freunde. Die Eltern merkten es nicht sofort. Monate vergin-gen. Sie nahmen es nicht wahr oder wollten es nicht wahrhaben. Vor den Nachbarn wurde es geleugnet. „Doch alles wussten es, weil er als Skinhead gröh-lend durch die Nachbarschaft zog.Als Erik 15 Jahre alt wurde, wurde es richtig hef tig: „Wir sind nicht zu ihm durchgedrungen, hat-ten kaum noch Einfluss”, erinnert sich die Mutter. Er gab nur noch Widerworte, kam zu spät oder gar-nicht. „Bei anderen parierte er. Dann stand er ge-schniegelt und gebügelt zum Abholen bereit.” Die „anderen”, dass waren seine neuen „Freunde”. Mit ihnen kamen Glatze und Springerstiefel. Und auch die ersten Waffen. Mit 15 ein Messer, später auch eine Schusswaffe. „Wir haben ihn zur Rede gestellt und bekamen nur eine hanebüchene Geschichte auf-getischt.” Bei einem Schulausflug kam das Messer zum Einsatz. Eine räuberische Erpressung an einem Mitschüler. Eriks Eltern drängten auf eine Anzeige, damit ihr Sohn Konsequenzen zu spüren bekommt. „Das wäre gut gewesen.” Doch die Lehrer und die Eltern des Opfers scheuten den Schritt. Als ein 16-jähriger Neonazi vor zwei Jahren einen Punker er-stach, musste Miriam sofort an ihren Sohn denken. „Das hätte früher auch meiner sein können.”

An Erik kamen sie damals garnicht mehr heran: „Ein-

mal sollte er im Garten helfen. Er beschimpfte uns nur”, berichtet die Mutter. Als dies jedoch einer der „Kümmerer” der rechten Szene mitbekam, reichte nur ein Wort und der Junge fing an zu graben. „Das war uns klar, dass wir ihn verloren hatten.” Mit der Kraft am Ende, befürworteten die Eltern den Auszug des erst 17-jährigen Sohnes. „Es ging einfach nicht mehr.”Alle ihre Bitten und Hilfeersuchen waren er-folglos. In der Schule, beim Jugendamt, bei der Aus-bildungsstelle. Überall ernteten sie nur Schuldzu-weisungen, keine Hilfe. Selbst einen Arzt zogen sie zur Rate - wegen der psychischen Probleme. Doch der Therapieplatz wurde verweigert: Einen Neonazi könnten sie nicht gebrauchen. „Wir haben nie die Hand gegen unsere Kinder erhoben. Doch an einem Abend eskalierte die Situation, der Vater drehte du-rch und schlug auf seinen Sohn ein. Das bot eine Chance: „Ich bin mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Den nur zwei Wochen zuvor verweigerten Thera-pieplatz gab es jetzt - schließlich war er jetzt kein Neonazi mehr, sondern ein Misshandlungsopfer. Die drei Monate abseits von Familie und Szene halfen zum Ausstieg. Die Familie hat daraus gelernt. „Wir müssen Grenzen aufzeigen und auch notfalls Konse-quenzen ziehen”, wüssten sie heute. Offen damit umgehen, frühere Freunde ansprechen, von denen sich der Sohn abgewendet habe.

„Viele haben sich wieder gemeldet und mit ihm geredet. „Nicht über Politik, sondern über Dinge, die junge Leute bewegen.” Eine von vielen Hilfe beim Ausstieg. Zu lange hätten sie früher weggesehen, g e s c h w i e -gen, erfolg-los Hilfen gesucht und nur Schuld-zuweisungen bekommen. Hilfe gab es nur bei „EXIT”, einem Aussteigerpro-gramm für Neonazis. Die Mayers gehörten zu den ersten Familien, die 2001 ins neu eingerichteten Elternprogramm kamen. „Wir wurden endlich ver-standen.” Die Berliner Einrichtung konnte zahlre-ichen Familien helfen. Jetzt geht das nur noch auf selbst organisierter Basis durch die Familien: Das Elternprogramm von „Exit” ist eingestellt worden - der Bund wollte Geld sparen.

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In Reih und Glied hängen sie – am Seil befestigt, zwischen Bäumen und Laternen, empfangen genau 200 Pappfiguren die Passanten vom Hauptbahnhof auf dem Weg in die City. Und sie haben was zu sagen: Es fehlen Ausbildungsplätze in dieser Stadt. Doch bevor sie Ihr Anliegen an einem Samstagnachmittag mit breiter Brust vortragen konnten, war viel Arbeit zu erledigen.

Schon seit langer Zeit gab es bei den Dortmunder Jusos die Idee, mit einer Straßenaktion die Misere auf dem heimischen Ausbil-dungsmarkt zu ver-deutlichen. Papp-männchen sollten über den Köpfen von nichts ahnenden Dortmundern und Dortmund-Besuchern hängen, um die abstrakte Problematik zu verbildlichen und das Thema greif-bar zu machen. Diese Idee wurde immer wieder an-gestoßen, doch zur Umsetzung kam es erst im Zuge der letzten Unterbezirks-Konferenz (UBK). Die Aus-bildungsaktion wurde in das aktuelle Juso-Arbeits-programm als Projekt aufgenommen – damit erhielt der neue Unterbezirks-Vorstand den Arbeitsauftrag dies umzusetzen. Bevor 200 Pappmännchen und Pappfräuleins ge-bastelt wurden informierten wir uns über die ak-tuelle Ausbildungssituation. Dass es keine rosige Sit-

uation sein würde wussten wir be-reits. 190.000 betriebliche Aus-b i ldungsp lä tze fehlen Deutsch-landweit. Aber wie stellt sich die Lage bei uns in Dortmund dar. Jens Domogalla

von der Agentur für Arbeit konnte uns informieren: Auf 2.400 Stellen kommen 4.800 Suchenden. Dabei wächst die Zahl der Ausbildungsplatz-Suchenden Jahr für Jahr durch die so genannte „Bugwelle“ weiter an. Es ist die steigende Zahl von Altbew-erbern, die keine Ausbildungsstelle gefunden haben und sich erneut be

werben müssen. Durch die Einführung von Studienge-bühren durch die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf steigt der Druck auf Ausbildungsplatz-Suchende: Immer mehr Abiturienten drängen in die betriebliche Ausbildung, anstelle zu studieren. Ein verstärkter Verdrängungswettbewerb setzt ein – zu-lasten von jungen Menschen mit Haupt- oder Real-schulabschluss.

Diese prekäre Situation musste den Bürgern unbed-ingt nahe gebracht werden. Und zwar sichtbar und auf den Punkt gebracht. „Ich bin einer von 4.800 Ausbildungsplatzsuchenden in Dortmund“. Mit die-ser Aussage beklebt sollten die Pappfiguren auf die politische Hauptforderung der Aktion hinweisen: Die Einführung einer Ausbildungsumlage – Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten, die nicht oder nur ungenügend ausbilden, ausgenommen sind insol-vente Betriebe, sollen in einen Fonds einzahlen. Dieser soll wiederum Be-trieben zugute kommen, die überdurchschnittlich viele Auszubildende be-schäftigen. Provokante Sprüche sollten die Passanten aufrütteln: „Wer nicht ausbildet, wird umgelegt!“ und „Ohne Abi, keine Ausbildung“. Mit einer Unterschriftensammlung konnten sich Bür-gerinnen und Bürger für die Einführung der Ausbil-dungsplatzumlage stark machen. Die Liste wird dem SPD-Unterbezirksvorstand überreicht, damit dieser sich für die Umlage im Bund einsetzt.Nach einigen Stunden gemeinsamer Überzeugung-sarbeit marschierten die 200 Pappfiguren wieder ab. Jetzt heißt es wieder untereinander um die rar gesäten Ausbildungsplätze kämpfen. „Ohne Ausbil-dung, keine Zukunft“.

Ausbildungsoffensove 2007

Ausbildungsoffensive 2007 von Marcel Götte

Pappsilouetten als Symbol für

jeden Suchenden

Marcel, Philipp und Kai vor dem Stand

Eine stille Botschaft an die SPD

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Die Sommerpause ist vorbei und weiter geht es mit unseren Projekten. Wir möchten euch daher kurz über alles Wissenswerte informieren.

Die nächste Veranstaltung zum Projekt Parteige-schichte wird am 20. Oktober stattfinden. Philipp Hoicke bereitet ein Seminar über die bisherigen Grundsatzprogramme der SPD vor. Ort und Zeit wer-den über den Mail-Verteiler bekannt gegeben. Bei Fragen wendet euch bitte an Philipp ([email protected]).

Der Termin für die Gründung der SchülerInnengruppe musste leider bis nach der Sommerpause verschoben werden. Neuer Termin ist der 11. September. Ansprechpartner ist Horst Wenzel ([email protected]).

Im Rahmen des Projekts Rechtsradikalismus haben wir für den kommenden Unterbezirksausschuss (UBA) Oli Wilkes vom Bündnis Dortmund gegen Rechts eingeladen. Er wird uns über aktuelle Ent-wicklungen in der Dortmunder Nazi-Szene infor-mieren. Des Weiteren möchte der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus (nicht zu verwechseln), in dem die Jusos mitarbeiten, eine Kampagne zur Präven-tion an Schulen initiieren. Hier sollen auch der RPJ und die Bezirksschülervertretung einbezogen sein. Es werden noch MitstreiterInnen gesucht. Meldet euch diesbezüglich bei Kai ([email protected]).

In Kü

rze

In Kürze: Was war, was kommt?von Kai Neuschäfer

Der nächste Stammtisch richtet sich ganz gezielt an Migrantinnen und Migranten. Er findet am 12. September statt und soll ein Forum für einen er-sten Austausch bieten. Auf welche Schwierigkeiten stoßen Minderheiten und wie können sie in der Ge-sellschaft mitwirken? Solche und ähnliche Fragen stehen in einer lockeren Runde zur Diskussion. Der Migranten-Stammtisch findet in der Kneipe “youni-co” am Sonnenplatz statt. Alles weitere kommt in Kürze über den Verteiler. Zuständig hierfür ist Navid ([email protected]).

Im Rahmen des Projekts Ausbildung fand im Juli die große Innenstadt-Aktion inklusive Unterschrif-tensammlung statt (siehe Artikel). Außerdem wurde über den SPD-Unterbezirksbeirat ein Änderungsan-trag für den Bildungsantrag des SPD-Landesvorstands zum Landesparteitag gestellt, der nochmals auf die Einführung von Umlagesystemen zur Ausbildungs-finanzierung zielt. Ansprechpartner: Marcel Götte ([email protected]).

Die Mitglieder des Projekts Nordstadt haben ein kleines Maßnahmenpaket für die Nordstadt entwick-elt, das insbesondere auf junge Menschen abge-stimmt ist. So wurden verschiedene Projektvor-schläge unterbreitet, die von einem Busshuttle zur Uni über einen Kneipenführer bis hin zu einer Nord-stadt-Card ohne Einkommensbeschränkung reichen. Ansprechpartner: Florian Meyer ([email protected]).

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Die SPD kann in ihrer Geschichte auf eine lange Tradition des Kampfes gegen rechte Strömungen zurückblicken. Bereits während der Weimarer Re-publik engagierten sich viele Sozialdemokraten und linke Bewegungen gegen nationalsozialistische und andere rechte Kräfte in Deutschland.

Durch die wirtschaft-lichen Probleme zu Be-ginn der 1930er Jahre erstarkten die extremen Kräfte und die Bewe-gung um die National-sozialisten gewann im-mer mehr an Macht. Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler und versuchte durch das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Vaterland“, dem so gen-annten Ermächtigungs-gesetz, Gesetzte und

Verordnungen am Parlament vorbei durchzusetzen. Die SPD widersetzte sich nach dem Ausschalten der KPD durch die Nazis als einzige Partei dieser Gesetz-esvorlage. Der damalige SPD-Vorsitzende Otto Wels ging mit seiner letzten Rede in der Berliner Kroll-oper in die Geschichte ein, in der er die Haltung der SPD gegen das Gesetz vorbrachte:“Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos.

Gewiß, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel, aber, daß dieser Versuch der Ehrabschneidung ein-mal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, da es nicht un-sere Ehre ist, die bei dieser Welttragödie zugrunde geht, das ist unser Glaube bis zum letzten Atemzug. Freiheit und Leben

kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Nach den Verfolgungen, die die sozialdemokratische Partei in

der letzten Zeit erfahren hat, wird niemand von ihr billigerweise verlangen und erwarten können, daß sie für das hier eingebrachte Er-mächtigungsgesetz stimmt.”Jedoch konnte die SPD alleine das Gesetz nicht verhindern, so dass es im März 1933 in Kraft trat. Nach der Machter-greifung der Nationalsozial-isten setzte sich der Terror gegen die Sozialdemokraten und andere politische Geg-ner weiter fort. Viele wur-

den inhaftiert und in Gefängnissen und Konzentra-tionslagern misshandelt und ermordet. Wiederum andere flüchteten ins Ausland, so auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt. Sie versuchten durch den Exil-Parteivorstand (SoPaDe) in Prag und später in London eine Führungsstruktur aufrechtzuerhalten und Widerstandszirkel zu organisieren und zu unter-stützen. Im Widerstand gegen das NS-Regime versuchte die SPD zunächst ihre Kräfte durch das Prager Manifest von 1934 zu bündeln und zum Kampf gegen die Na-zis aufzurufen. Mit welcher Entschlossen-heit Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften wie Julius Leber und Wil-helm Leuschner sich am Widerstand engagierten, zeigt auch die Teilnahme und die Planungen am Attentat und zum versuchten Staatsstreich vom 20. Juli 1944 - die wohl stärksten Äußerungen des deut-schen Widerstands. Dies betraf allerdings nur einen kleinen Kreis von Sozialdemokraten. Die Meisten ergaben sich zwar nicht der NS-Ideologie, waren aber kaum oder gar nicht an Widerstandsaktivitäten beteiligt.

Was war das doch gleich...? Die SPD im Widerstandvon Philipp Hoicke

Was war das noch gleich ...?

Otto Wels: “Wir sind wehrlos,

aber nicht ehrlos.”

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Die führenden Magazine für alternativen Rock und Metal kommen aus Dortmund: „Visions“ und „Rock Hard“ erscheinen Bundesweit mit Auflagen von weit über 30.000 Exemplaren. Laut einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie arbeiten rund 4.000 Menschen in über 200 Unternehmen der Musikwirt-schaft. Diese setzten jährlich 213 Millionen Euro um. Das sind beachtliche Zahlen, und dennoch gilt Dortmund nicht als Musik-Stadt – trotz der harten Fakten die dafür sprächen. Denn imageprägend sind vor allem Live-Angebote: Dort wo die Rock und Pop-Größen auftreten und wo Newcomer-Bands in kleinen Clubs und Kneipen auftreten wähnt man die Musikstadt. Da sieht es für Dortmund und das gesamte Ruhrgebiet nicht rosig aus – die Pottbe-wohner machen es der heimischen Musikwirtschaft auch nicht gerade leicht. Wer etwas erleben will der müsse nach Köln oder Düsseldorf pilgern. Diese Ein-stellung hat sich bei vielen Feierwütigen im Ruhr-pott festgesetzt. Denn da ist immer was los, so der Eindruck. Würde dort der Bär auch steppen, wie in der Party-Metropole Berlin, wenn die erlebnishun-grigen „Ruhris“ nicht hinfahren würden?Dabei ist hier in Dortmund ein Riesenpotential eine richtige Musikstadt zu werden. Nachwuchsbands gibt es zuhauf. Was fehlt sind bezahlbare Probe- und Auftrittsmöglichkeiten. Der Booker Steve Way-mouth ist sich sicher, dass es auch an der Mentalität der Menschen liegt, warum es mit der Entwicklung zur Musikstadt noch hapert. In Deutschland spart man sich das ganze Jahr über das Geld zusammen, um einmal im Jahr auf ein Festival zu fahren, um von 200 Meter Entfernung 30min seine Lieblings-band zu sehen. In England geht man viel lieber das ganze Jahr über in kleine Schuppen und hört sch für wenig Geld, manchmal sogar kostenlos, gute Nach-wuchsbands an. „In Deutschland heißt es nach den ersten Takten, die können doch nix“, ist sich der Wahl-Dortmunder sicher. Auch der regionale Touch der von Leid geprüften Pottbewohner hemmt eine ungezwungene Entfaltung der Musik-Szene. Hier un-terschätzt man gerne, beteuert Dieter Gorny, Direk-tor für Kreativwirtschaft bei der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 GmbH. Einen Abend vor der Love-Parade haben sich Vertreter der Musikwirtschaft, der Politik, der Wirtschaftsförderung auf einem Symposium für Musikwirtschaft im Ruhrgebiet in der Essener West-stadthalle ausgetauscht. Der Ex-Viva-Chef Dieter Gorny füllte nicht nur mit seiner Statur den Abend

beinahe alleine. Mit markigen Sprüchen appelliert er an die Chancen der „Creative Industries“ – häufig nur unzureichend mit Kulturwirtschaft übersetzt. In Großbritannien ist es bereits solider Bestandteil der Volkswirtschaft geworden, in dem rund sieben Pro-zent der Beschäftigten arbeiten. Wobei eine genaue Bezifferung schwierig fällt, da es an einer klaren De-finition von „Kreativwirtschaft“ mangelt. Neben der Musik werden häufig Film, Medien, Design, Werbe-wirtschaft und Software dazu gerechnet. Teilweise Branchen die im Ruhrgebiet, ganz besonders in Dort-mund und in Essen gut aufgestellt sind. Kein Wunder, dass die Namen der beiden größten Ruhrstädte auf dem Symposium am häufigsten fallen. Zwei andere Städtenamen fallen allerdings noch häufiger – Berlin und Köln. Man vergleicht sich gern mit den Großen. Zu Recht, wie Dieter Gorny findet: „Die Popkomm wäre im Ruhrgebiet gelaufen, wenn wir hier damals soweit gewesen wären“. Gorny war an der Konzep-tion der Fachmesse selbst beteiligt. Die Popkomm ist inzwischen von Köln nach Berlin gezogen. Stat-tdessen hat sich in Köln mit der „c/o pop“ eine neue Musikmesse, spezialisiert auf elektronische Musik, etabliert. Das unterstreicht die Vitalität der krea-tiven Szene dieser Stadt.Doch was kann Dortmund tun, um aus seinem Po-tential zu schöpfen? Denn Potential ist vorhanden, wie die Studie zur Musikwirtschaft gezeigt hat – nur so richtig sichtbar ist es im Stadtbild nicht. An an-geboten mangelt es kaum. Was fehlt sind konkrete Anlaufpunkte, die junge Besucher aus dem Umland gezielt ansteuern können. Tagsüber in Plattenläden und im Instrumentenhandel – abends in Kneipen und Clubs mit Live-Musik. Eine Möglichkeit diesem Man-gel Abhilfe zu schaffen ist das Projekt Music-Mall. Aus dem Westfalenforum könnte eine Art Themen-Kauf-haus für Musik werden: Auf bis zu 10.000 qm wäre Platz für Plattenläden, Instrumentenhandel, Labels und Verlage. Von der Konzentration würden alle Profitieren, ist Ideengeber Manfred Tari überzeugt. Bei einem Tokio-Aufenthalt beeindruckte ihn das Musik-Viertel Shibuya ungemein. Man findet alles, egal wie ausgefallen der Musikgeschmack ist. Mit seiner Idee ist Tari auf die Stadt zugekommen. So ist es auch zur Musikwirtschaft-Studie gekommen, die Dortmunds Potential zum ersten Mal in Zahlen fasst. Jetzt kommt es drauf an, etwas aus diesen Zahlen zu machen.

Musik

stadt

Dortm

und

Musikstadt Dortmundvon Navid Moshgbar

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Dankeschön an...:

Dankeschön an...:

Didi Stahlschmidt Frauke Hetz

Anfang August ging sozusagen eine Ära zu Ende. Didi Stahlschmidt, ehemaliges Mitglied des Juso-Unterbezirksvorstands sowie des Juso-Landesvor-stands, gibt nach fünf Jahren den Vorsitz des Rings Politischer Jugend (RPJ), der Dachorganisation der Dortmunder Partei-Jugendverbände, ab. Zuvor war er schon als Geschäftsführer im RPJ aktiv gewesen. Sein Nachfolger wird Jens Peick, ehemaliger Vor-sitzender der Dortmunder Jusos.Der studierte Raumplaner Stahlschmidt hat sich vor allem in der Kulturpolitik hervorgetan. Als Sachkun-diger Bürger berät er Ratsmitglieder in Sachen Jugend und Kultur. Bei den Jusos initiierte er das Projekt „Kulturoffensive“. Seinen Sachverstand als Raumplaner brachte er über Jahre in der SPD-Arbe-itsgemeinschaft Städtebau mit ein. Während seines Studiums an der Uni Dortmund engagierte er sich in der Juso-Hochschulgruppe, die er in Dortmund mit-gründete. Den Jusos leistete er nach seiner aktiven Vorstandszeit im Präsidium zahlreicher Unterbez-irkskonferenzen treue Dienste. Legendär sind die von Didi organisierten Partys, wie beispielsweise die „Haarschneider-Party“, die im Rahmen des Bun-destagswahlkamps 2002 in einem Friseursalon im Kreuzviertel stattfand.

Frauke Hetz, Mitglied des Juso-Unterbezirksvor-stands und des Landesvorstands, wird aus persön-lichen Gründen unseren Unterbezirk verlassen. Die Studentin (Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) zieht nach Bochum und wird sich dort weiter bei den Jusos engagieren. In Dortmund konzipierte sie zusammen mit Alexander Wuttke die Bildungsreihen: die Infor-mations- und Diskussionsabende „Tagesthemen“, die „Themenreihen“ in der ein Thema an mehreren Terminen näher beleuchtet wurde (vor der Sommer-pause die Sozialpolitik) und die „Methodenschulun-gen“ zur effektiven Vorstandsarbeit und Rhetorik. Besonders am Herzen lagen Frauke, die zuvor schon bei den Bochumer Jusos aktiv war, die Ruhrgebiets-Jusos. Auch in den zahlreichen Wahlkämpfen der letzten Jahre zeichnete sie sich durch ihr großes En-gagement aus. Unserem Unterbezirk bleibt sie als Regio-Betreuerin des Landesvorstands erhalten.

An dieser Stelle möchte sich die Redaktion der „Drei Ausrufezeichen“ ganz herzlich bei Didi und Frauke für ihre lange und engagierte Mitarbeit bedanken.

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Bunte

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Die Dortmunder Delegation auf der LaKo der Jusos:

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KontaktTreffpunkt Juso-LadenGroße Heimstraße 7244137 Dortmund

Im [email protected]

PostanschriftJuso-Unterbezirk DortmundBrüderweg 10-1244135 DortmundTel.: 0231 - 5856-0

Jusos vor OrtAG Innenstadt Florian Meijer ([email protected])

AG Hörde Christian Renno ([email protected])

AG Hombruch-LütgendortmundMarcel Götte ([email protected])

AG Mengede Benjamin Bannach ([email protected])

AG Brackel Robert Litschke ([email protected])

Juso Hochschulgruppe Eylül Seven ([email protected])

Termine, Termine, Termine

10. September 19.00 Uhr

Juso-Unterbezirksvorstand Juso-Laden

12. September Migranten-Stammtisch Kneipe Younico

15.-16. Sept. Seminar des Juso-Landesverbands Thema: Rechtsextremismus

Paderborn

19. September 19.00 Uhr

Unterbezirksausschuss „Rechtextremismus in Dortmund“

AWO Klosterstraße

5.-7. Oktober Verbandswochenende der NRW-Jusos

10. Oktober19.00 Uhr

Juso-Unterbezirksvorstand Juso-Laden

20. Oktober Projekt Parteigeschichte„Grundsatzprogramme der SPD“

7. November19.00 Uhr

Juso-Unterbezirksvorstand Juso-Laden