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Kanton St.Gallen Bildungsdepartement Amt für Volksschule Beratungsdienst Schule

Kanton St.Gallen Bildungsdepartement Amt für … · Hilfreiche Kommunikation in angespannten Situationen im Klassenzimmer 5 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 2 ... wenn sie

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Kanton St.Gallen

Bildungsdepartement

Amt für Volksschule

Beratungsdienst Schule

Herausgeber

Kanton St.Gallen

Amt für Volksschule

Beratungsdienst Schule

Davidstrasse 31

9001 St.Gallen

058 229 24 44

[email protected]

www.bds.sg.ch

St.Gallen, Januar 2018

2. unveränderte Ausgabe

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Inhalt

Beziehungsgestaltung als Basis für erfolgreiches Unterrichten 4

Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 1

Hilfreiche Kommunikation in angespannten Situationen im Klassenzimmer 5

Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 2

Kinder mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten unterrichten 6 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 3

Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern im Schulalltag lösen 7 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 4

Früherkennung und Frühintervention bei Verhaltensauffälligkeiten bei Schülerinnen und Schülern 8 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 5

Arbeiten Sie nie härter als Ihre Schüler 10

Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 6

10 Merkmale guten Unterrichts 11 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 7

9 Tipps fürs Gesundbleiben im Lehrberuf 12 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 8

Burnout - zwischen Herausforderung und Stress 13 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 9

Kurzfristige Strategien zur Stressbewältigung 15 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 10

Sitzungsleitung – effizient und zielgerichtet 16 Unterricht kurz - knapp – konkret Nr. 11

Kontakt 17

4

Beziehungsgestaltung als Basis für erfolgreiches Unterrichten

«Es kommt in erster Linie nicht auf die Handlung, sondern auf die Haltung in zwischen-

menschlichen Beziehungen an, wenn sie wirklich förderlich sein soll.» R. Miller

«Damit eine gute Beziehung zum Lehrer entstehen kann, muss sich ein Schüler als

Mensch angenommen fühlen. Unterricht ist nie allein Wissensvermittlung – vielmehr ist er

in erster Linie Beziehung.» Glasser

So kann Beziehungsarbeit gelingen – 21 Ansätze

- Ich achte die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern.

- Ich traue meinen Schülerinnen und Schülern etwas zu.

- Ich zeige Interesse am Leben der Schülerinnen und Schüler.

- Ich habe Zeit.

- Ich versuche Schülerinnen und Schüler in ihren Stärken zu fördern und zu bestätigen.

- Ich pflege einen respektvollen Umgang.

- Ich versuche gerecht und konsequent zu sein.

- Ich kann Verantwortung übergeben.

- Ich bin als Person authentisch.

- Ich pflege einen wertschätzenden Umgang.

- Ich lobe.

- Ich kann Humor mit der Klasse teilen.

- Ich versuche, den Unterricht mit Inhalten aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler zu bereichern.

- Ich biete klare Strukturen und kann Grenzen aufzeigen.

- Ich kann mit Widerständen umgehen.

- Ich reagiere auf Geburtstage und mache Komplimente (Haarschnitt, Kleidung, …).

- Ich organisiere Klassenfahrten, Exkursionen, Lager, ….

- Ich kann auf Aktuelles reagieren.

- Ich kann als Lehrperson auch Fehler zugeben.

- Ich lasse die Schülerinnen und Schüler mitreden und mitgestalten.

- Ich kann mich zusammen mit den Schülerinnen und Schülern freuen.

Quellen: Miller, Reinhold (2005) 99 Schritte zum professionellen Lehrer. Seelze: Kallmeyer

Eichhorn, Christoph (2012) Classroom-Management. Stuttgart: Klett-Cotta

Zur Vertiefung: Mobbing in der Schule

5

Hilfreiche Kommunikation in angespannten Situationen im Klassenzimmer

Es kommt sehr darauf an, wie die Lehrperson in einer schwierigen Situation eine Aussage

macht. Klare Äusserungen können deeskalierend und klärend wirken. Auch nonverbale

Äusserungen können unterstützend sein.

Klare Aussagen

- Ich sage das, was ich meine (nicht primär das, was ich nicht möchte).

- Kurze, klare, knappe Sätze, einen Punkt setzen (langes Reden schwächt die

Gesamtaussage).

- Eine klare Aussage machen, was ich vom Gegenüber möchte, erwarte. ICH sagen,

wenn ich ICH meine (sich nicht hinter ‚Man’ oder ‚Wir’ verstecken).

- Zuerst den Namen nennen, dann meine Aussage machen (vor allem, wenn es um

einzelne Kinder geht). Kinder sind auf diese Weise direkter angesprochen; meine

Chance, ihre Aufmerksamkeit zu haben, ist höher als wenn ich die Klasse anspreche.

Beispiele:

„(Name), ich möchte, dass du für dich schaust.“ „(Name), ich möchte / will, dass du an

deinen Platz gehst.“ „(Name), es stört mich, dass du drein sprichst. Ich möchte, dass du

aufhältst.“

Nonverbale Kommunikation bewusst einsetzen

- Die Kinder nicht zu lange mit den Augen fixieren („...sie sollen merken, dass ich mit

etwas nicht einverstanden bin.“ Dies kann für die Kinder verwirrend sein: „Was meint

der Lehrer / die Lehrerin wohl?“). Unterstützender ist: Das Kind anschauen und sagen,

was ich möchte, auch mit Nachdruck, und dann den Blick bewusst anderweitig

ausrichten. Ein bohrender Blick wirkt unangenehm und kann je nach Alter unnötig

provozieren.

- Den Augenkontakt möglichst als positive Kontaktaufnahme einsetzen, ein

aufmunternder Blick begleitet von einem Nicken, Lächeln.

- Es muss nicht immer zu allem etwas gesagt werden: auch einmal nur mit Gestik und

Mimik reagieren. Hilfreich ist es, wenn die Signale eindeutig sind.

Öfter mal anders...

- Kinder kennen die Reaktionsweisen ihrer Lehrpersonen sehr rasch, darum öfter einmal

nicht vorhersehbar, überraschend, anders reagieren..., und auch mit einem

Schmunzeln. Die Kinder wissen wahrscheinlich, was die Lehrperson in der Situation

sagen würde, im Sinne von „(Name), du weisst bestimmt, was ich jetzt sagen würde... “

(statt zum x-ten Mal dasselbe zu sagen).

- In einer sehr angespannten Situation klar zum Ausdruck bringen, dass ein Verhalten

nicht in Ordnung war, ohne gerade eine Konsequenz anzukündigen, sondern sagen,

dass darüber zu einem späteren Zeitpunkt ein Gespräch stattfinden wird. Dies kann

Druck wegnehmen, sofort eine passende Konsequenz finden zu müssen.

Quellen: Rosenberg, Marshall B. (2003). Gewaltfreie Kommunikation. Paderborn:

Junfermann

Langjährige Unterrichts- und Lebenserfahrung verschiedener Lehrpersonen

6

Zur Vertiefung: Schulstress muss nicht sein! Kinder mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten unterrichten

- Möglichst viele Routinen im Unterricht geben den Kindern Orientierung und Sicherheit

- Komplexe Aufgabenstellungen auf Kernanforderungen zurückführen

Anweisungen so einfach und klar wie möglich geben, kurze Sätze machen,

anschauliche Beispiele für Fragestellungen geben

- Unmittelbare und eindeutige Rückmeldungen auf Beiträge oder Verhalten während des

Unterrichts geben, auch kleine Fortschritte loben, das Kind mit Namen ansprechen und

Blickkontakt halten, Rückmeldungen in knappen Worten geben

- Kritische Übergänge im Voraus planen

Übergänge zu einer anderen Aktivität mit dem Kind besprechen und das gewünschte

Verhalten für diese Situation festlegen, z.B. nach der Pause sofort zurück ins

Schulzimmer gehen, sich an den Platz setzen

- Den richtigen Arbeitsplatz für das Kind wählen

der beste Platz ist in der Nähe der Lehrperson, kein anderes Kind mit ähnlicher

Problematik daneben setzen

- Selbststrukturierung des Kindes fördern

ein Mittel sind Erinnerungskärtchen bei Aufgabenstellung: gut zuhören – überlegen,

was ich tun muss – Schritt für Schritt vorgehen – überprüfen

- Bewegungsdrang des Kindes kanalisieren

Einbau regelmässiger Bewegungssequenzen oder Arbeiten im Stehen oder auf dem

Boden erledigen lassen oder das Einverständnis geben, dass die Kinder sehr

verschieden auf dem Stuhl sitzen dürfen, und grosszügig mit dem Bewegungsdrang

sein

- Mit der Klasse allgemein gültige Regeln festhalten

eindeutige Verhaltensregeln gemeinsam mit der Klasse erstellen, Regeln mit

angemessener Belohnung und mit Konsequenzen verbinden, diese möglichst

unmittelbar im Falle des Nichteinhaltens durchführen

Quellen: Hamburger Arbeitskreis ADS/ADHS (Hrsg.) (2004): Leitfaden ads/adhs im Alltag, Informations-

broschüre des Hamburger Arbeitskreis. Hamburg: Hamburger Arbeitskreis ADS/ADHS; Download

Schulpsychologischer Dienst, Kanton Zug (Hrsg.),(o.J.): Unterricht von Kindern mit Aufmerksamkeits-

störungen. Zug: SPD; Download

7

Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern im Schulalltag lösen

«Keine Suche nach Schuldigen» ist die Grundlage dieser Methode. Voraussetzung ist,

dass alle Beteiligten zur respektvollen Konfliktlösung bereit sind. Manchmal ist die Lösung

schnell erreicht, manchmal braucht es mehr Zeit. Die Lehrperson übernimmt die

Gesprächsleitung.

1. Einverständnis für die Regeln einholen

Respektvoll sprechen und einander aufmerksam zuhören.

2. Die Parteien schildern den Streit

So wie es die Betroffenen erlebt haben, schildern sie nacheinander das Erlebte. Die

einen reden, die anderen hören zu. Unterschiedliche „Wahrheiten“ werden benannt

und dürfen nicht gewertet werden!

3. Die Parteien schildern ihre Gefühle

In dieser Runde schildern die Beteiligten, wie es ihnen bezüglich ihrer Gefühle

während des Streites ergangen ist und wie es ihnen jetzt beim Erzählen geht.

Vorgehen wie bei Punkt zwei.

4. Lösungen finden

Nun machen die Parteien Lösungsvorschläge. Während des Sammelns werden die

Vorschläge nicht bewertet. Dann entscheiden sich die Parteien gemeinsam für die

passende Lösung: Jetzt geht es entweder sehr schnell oder eine Lösung muss

ausgehandelt werden.

5. Abmachungen treffen

Friedensangebote werden bekräftigt und evtl. nötige Folgeschritte als verbindlich

erklärt.

Nach einer bestimmten Zeit fragt die Lehrperson nach, ob die Abmachungen

eingehalten wurden.

Quelle: abgestützt auf Mediationsverfahren aus der amerikanischen Wirtschaft

Zur Vertiefung: Schule und Gewalt

Gewaltprävention in der Schule

8

Früherkennung und Frühintervention bei Verhaltensauffälligkeiten bei Schülerinnen

und Schülern

Allgemeiner Leitfaden

Grundlage für Veränderungen sind Krisen und Konflikte, sie gehören zum Leben und sind

notwendig. Auch Kinder und Jugendliche durchleben solche Krisen und Konflikte. Wenn

sich Schülerinnen und Schüler in eine problematische Richtung entwickeln, brauchen sie

besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung, damit sich die ungünstige Entwicklung nicht

verfestigt und zum Problem für die weitere Entwicklung wird.

Im Rahmen von Früherkennung und Frühintervention geht es darum, koordiniert und

geplant dafür zu sorgen, dass die positive Entwicklung gewährleistet bleibt oder wieder

hergestellt werden kann. Der Schule und ihren Beteiligten kommt hier eine wichtige

Funktion zu, damit Kinder und Jugendliche in den schwierigen Zeiten nicht allein sind und

bei Bedarf professionelle Unterstützung durch Beratungs- und Fachstellen in Anspruch

nehmen können.

Früherkennung

Auffälligkeiten und Signale von Veränderung(en) wahrnehmen, erkennen und

festhalten

sich mit weiteren Lehrpersonen über die Beobachtung(en) austauschen, umso mehr

Sicherheit für die Situationsbeurteilung zu gewinnen

Gesamtsituation der Schülerin / des Schülers beurteilen

eigene Möglichkeiten sowie Möglichkeiten der Schule für ein hilfreiches Vorgehen

abwägen

sich für ein an die Situation und das Kind / den Jugendlichen angepasstes Vorgehen

entscheiden

Frühintervention

weiteres Vorgehen mit anderen beteiligten Personen (weitere Lehrpersonen,

Schulsozialarbeiter/-in, Schulleitung, evtl. Beratungspersonen von Fachstellen)

besprechen und festlegen

sich gezielt und umfassend auf die Intervention(en) vorbereiten

schrittweise nach dem von der Schule festgelegten Interventionsmodell1 vorgehen

und angepasst an die aktuelle Situation und das Kind / den Jugendlichen

intervenieren

Vereinbarungen mit dem Kind / dem Jugendlichen und / oder den Eltern / Erziehungs-

verantwortlichen treffen

1 mögliche Interventionsmodelle: Fünf-Schritt-Interventionsmodell in «step by step» (siehe ZEPRA), Vier-

Schritt-Interventionsmodell in «Schule und Cannabis» (siehe Sucht Schweiz) oder Drei-Schritt-

Interventionsmodell in « Cannabiskonsum bei Lernenden. Wie reagieren? Leitfaden für

Berufsbildnerinnen und Berufsbildner» (siehe Sucht Schweiz)

9

Vereinbarungen begleiten und auswerten

je nach Entwicklung näheres Umfeld (z.B. Eltern / Erziehungsverantwortliche) in den

nächsten Schritt einbeziehen

je nach Entwicklung Beratungs- und Fachstellen beiziehen

je nach Entwicklung weiteres Umfeld (z.B. Schulbehörde, Kinder- und

Erwachsenenschutzbehörde (KESB), Sozialdienste) in den nächsten Schritt

einbeziehen

Zur Vertiefung: Schule und Gewalt

Gewaltprävention in der Schule

10

Arbeiten Sie nie härter als Ihre Schüler

Stellvertretend eine Liste von Aufgaben, die eine Lehrperson nicht übernimmt:

- Nicht Probleme für die Schülerinnen und Schüler lösen, sondern sie zu deren

Bewältigung anleiten.

- Nicht das Verhalten der Schülerinnen und Schüler kontrollieren, sondern ihnen

aufzeigen, wie sie ihr Verhalten besser steuern können.

- Nicht Familienprobleme zu lösen versuchen, sondern den Schülerinnen und Schülern

ermöglichen, im Unterricht mitzuhalten, trotz ausserschulischer Schwierigkeiten und

Zwänge.

- Nicht den Schülerinnen und Schülern das Denken abnehmen, sondern ihnen Zeit

geben für Denkprozesse und ihnen Strategien für das Lernen aufzeigen.

- Nicht nur Fragen stellen, deren Antworten man als Lehrperson vorgängig erarbeitet

hat, sondern offene Fragen stellen, deren Antworten man als Lehrperson selber noch

nicht weiss.

Ideen, wie Schülerinnen und Schüler in der Übernahme von Eigenverantwortung

Erfahrungen machen:

- Den Schülerinnen und Schülern sinnvolle Pflichten übertragen: Klassenraum

dekorieren und pflegen, abwesenden Schülerinnen und Schülern als Ressource zur

Verfügung stehen, Tickets für die Schulreise besorgen...

- Die Schülerinnen und Schüler an der Unterrichtsvorbereitung teilnehmen lassen:

Einheit für Aufwärmübungen im Turnen vorbereiten, Übungssequenzen ausdenken

lassen...

- Die Schülerinnen und Schüler Checklisten abhaken lassen, bevor sie eine Arbeit

abgeben dürfen.

- Statt Strichlisten für Vergessenes erstellen, einen von Schülerinnen und Schülern

betriebenen Leihservice einrichten: Gegen ein Pfand erhalten die Schülerinnen und

Schüler z. B. den vergessenen Massstab und können ohne Aufhebens weiter arbeiten.

- Schülerinnen und Schüler finden anhand ihres von der Lehrperson korrigierten Testes

heraus, was zu verbessern und zu lernen ist und schlagen der Lehrperson

eigenständig vor, wie sie dieses Ziel erreichen werden.

Quelle: Jackson, Robyn R. (2009) Arbeiten Sie nie härter als Ihre Schüler. Weinheim: Beltz

Zur Vertiefung: Stressmanagement im Schulalltag

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10 Merkmale guten Unterricht

1: Klare Strukturierung des Lehr-Lernprozesses

Unterricht ist dann klar strukturiert, wenn sich ein für Lehrperson und Schülerschaft

gut erkennbarer "roter Faden" durch die Lektion zieht.

2: Intensive Nutzung der Lernzeit

Echte Lernzeit ist die von Schülerin / Schüler tatsächlich aufgewendete Zeit, während

der an der gestellten Aufgabe gearbeitet wird.

3: Lernförderliches Unterrichtsklima

Es umfasst die menschliche Qualität der Beziehungen zwischen Lehrperson –

Schülerin / Schüler und zwischen den Schülerinnen und Schülern.

4: Inhaltliche Klarheit – Begriffsklärung und Erläuterung

Die Aufgabenstellungen sind verständlich und die Ergebnissicherung ist klar und

verbindlich geregelt.

5: Sinnstiftendes Kommunizieren

Die Schülerinnen und Schüler geben im Austausch mit der Lehrperson den Lehr-

Lernprozessen und seinen Ergebnissen eine persönliche Bedeutung.

6: Methodenvielfalt

Sie liegt vor, wenn alle verfügbaren Inszenierungstechniken genutzt, die

Sozialformen variiert und die Grundformen des Unterrichts praktiziert werden.

7: Individuelles Fördern

Sie ist gegeben, wenn sich die Lehrperson emotional der Schülerin / dem Schüler

zuwendet und auf die individuellen Lernbedürfnisse und Interessen der Kinder und

Jugendlichen eingeht.

8: Intelligentes Üben

Individuelle, passgenaue Übungsaufgaben, die methodisch variiert werden und

Bezüge zum Alltag herstellen, sichern den Lernerfolg. Sie bauen auf

übungsfreundlichen Rahmenbedingungen, die Lernstrategien bewusst werden

lassen. Übung dient so der Vertiefung und Weiterentwicklung von Wissen und

Handlung.

9: Transparente Leistungserwartungen

Klar ausformulierte Leistungserwartungen erhöhen den Lernerfolg. Sie sind

Mitteilungen und Vereinbarungen über Lernziele, Aufgabenstellungen, Methoden und

Niveau der Zielerreichung des Unterrichts.

10: Vorbereitete Umgebung

Die Klassenräume sind vorbereitet, wenn sie funktional eingerichtet sind,

brauchbares Lernwerkzeug bereit steht und ein gute Ordnung herrscht, so dass

erfolgreich gearbeitet werden kann.

Quelle: Meyer, Hilbert (2011) Was ist guter Unterricht? Berlin: Cornelsen

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9 Tipps fürs Gesundbleiben im Lehrberuf

Tipp 1: Entdecken und pflegen von Ressourcen – im Alltag

Ich nehme mir täglich mehrmals mehrere Minuten Zeit, um …. (eigene Tätigkeit

oder Übung notieren, die Freude macht und für einen persönlich eine Ressource

ist)

Tipp 2: Spannung und Entspannung – Prinzip des Lebens

Wenn ich von innen oder aussen zur Eile gedrängt werde, besinne ich mich kurz

und atme einige Male tief ein und aus.

Tipp 3: Ermutigen statt hemmen – Denkmuster verändern

Ich wandle negative Bewertungsmuster in ermutigende und hilfreiche um, so

dass ich mich Aufgaben und Herausforderungen positiv zuwende.

Tipp 4: Selbstsicheres Verhalten – Nein sagen stärkt

Nicht vorschnell Ja sagen. Das Ja und Nein kurz abwägen: «Worum geht es

genau? Möchte ich überhaupt? Habe ich die Zeit, Lust, Kraft dazu?» Bei

Unsicherheit sich Bedenkzeit ausbedingen: «Ich sage es dir bis...»

Tipp 5: Engagement und Distanz – Herausforderndes Balancieren

Statt mich über die Schwächen und Fehler von mir oder anderen zu ärgern,

betrachte ich solche Situationen mit Humor, denn der Mensch und das Leben

sind nicht perfekt.

Tipp 6: Schwächen – Achillesfersen kennen und darauf achten

Es ist hilfreich, wenn ich meine Schwächen oder personale und

arbeitsplatzbedingte Gefährdungen kenne. Ich kann sie einschätzen und mich

auf sie einstellen.

Tipp 7: Stärken – das persönliche Tut-mir-gut-Konto pflegen

Ich lasse mir von drei verlässlichen Menschen aus meiner beruflichen und

privaten Umgebung berichten, was meine Stärken sind.

Tipp 8: Unterstützung – Tell oder Stauffacher?

Ich hole mir in meinem beruflichen und privaten Umfeld die Unterstützung, die

ich brauche, und ich biete anderen meine unvoreingenommene Unterstützung

an.

Tipp 9: Coping – mit Belastung gut zusammen wohnen

In belastenden Situationen bleibe ich gesund und handlungsfähig, weil ich fähig

bin mit zum System gehörigen Problemen umzugehen.

Quelle: LCH (Hrsg.) (2007) Balancieren im Lehrberuf. Zürich: Verlag LCH

Zur Vertiefung: Stressmanagement im Schulalltag

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Burnout - zwischen Herausforderung und Stress

Begriff Burnout

Es gibt bis heute keine allgemein akzeptierte, wissenschaftliche Definition von Burnout.

Burnout ist ein äusserst komplexes Phänomen, das sich je nach Person unterschiedlich

zeigt und dessen Verlauf individuelle Unterschiede aufweist.

Erscheinungsformen

Burnout ist keine Krankheit mit einer eindeutigen Diagnosestellung. Charakteristisch sind

die drei Dimensionen «Emotionale Erschöpfung», «Depersonalisierung» und «Reduzierte

Leistungsfähigkeit». Nur wenn in allen drei Dimensionen Symptome auftreten, wird von

Burnout oder Burnout-Gefährdung gesprochen.

Emotionale Erschöpfung

- sich überfordert und ausgelaugt fühlen

- sich den Anforderungen nicht gewachsen fühlen

Depersonalisierung

- unter negativen Empfindungen gegenüber Menschen leiden, mit denen man bei der

Arbeit zu tun hat

Reduzierte Leistungsfähigkeit

- sich weniger erfolgreich und kompetent fühlen

- sich weniger flexibel und kreativ erleben

Alarmzeichen im Schulalltag ernst nehmen

z.B.: - Teamzimmer meiden

- unklare krankheitsbedingte Absenzen

- am Morgen oder nach der Pause wiederholt zu spät kommen

- den Fragen nach der Arbeit ausweichen

- ungeduldig und genervt sein mit den Kindern

- wenig oder nicht mehr mit ihnen lachen

- keine Freude an der täglichen Arbeit

Frühzeitig Unterstützung holen

Je früher Symptome von Burnout erkannt und dazu geeignete Massnahmen ergriffen

werden, umso besser lässt sich Burnout und seine Folgen bewältigen.

Es gibt keine eindeutigen Ursachen von Burnout

Auslöser sind persönliche Faktoren

arbeitsbezogene Faktoren

übergeordnete und gesellschaftliche Faktoren

Burnout verhindern persönliche Risiken minimieren

Arbeitsalltag in der Schule gesundheitsförderlich gestalten

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Selbstsorge eigenes Frühwarnsystem installieren

ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit umsetzen

sorgsam mit dem eigenen Körper umgehen

soziales Netzwerk pflegen

sich Zufriedenheitserlebnisse schaffen

Probleme aktiv angehen

Nein sagen

Vorsorgen als Teammitglied Wertschätzung zeigen

sich gegenseitig unterstützen

Probleme ansprechen

sich als Team für die eigenen Bedürfnisse einsetzen

Stärken des Teams einsetzen

Unterstützung der Schulleitung Führungsrolle ernst nehmen

Kultur der Wertschätzung pflegen

offenes Ohr für Anliegen der Lehrpersonen haben

Zusammenarbeit fördern

Mitarbeitergespräche führen

Unterstützung der Schulbehörde bei Entwicklungsvorhaben Stand der Schule

berücksichtigen

bei Veränderungen an der Schule Tempo beachten

politisches Umfeld für Schulanliegen gewinnen

Quelle: Gesundheitsamt Kanton Zug (Hrsg.) (2010) Burnout in der Schule, Informationen für Lehrpersonen,

Schulleitungen und Behörden. Zug: Gesundheitsamt

Zur Vertiefung: Stressmanagement im Schulalltag

15

Kurzfristige Strategien zur Stressbewältigung

Zur Stressbewältigung gibt es eine Vielfalt von Anregungen und Massnahmen. Sie

reduzieren Belastungen oder Stressoren und dienen dem Aufbau von Ressourcen. Die

folgenden Techniken eignen sich bei akuten Stresssituationen und sind zur

Sofortentspannung gedacht. Sie helfen kurzfristig ansteigende Erregung zu stoppen, die

Dauer des Stresserlebens zu verkürzen oder unerwünschte Stressreaktionen zu

vermeiden.

Ablenkung:

Aktivitäten wie aufräumen, ein Telefon mit Freunden machen, Blumen giessen usw.

helfen Erregung abklingen zu lassen. Aufwühlende Gedanken und Gefühle können durch

bewusstes Stoppen unterbrochen werden: Sich selbst stoppen mit Hilfe eines

visualisierten Signals oder indem man an etwas Schönes oder Bereicherndes denkt. Auch

ein bewusster Blick nach draussen kann helfen.

Bewegung:

Da unser Denken, Verhalten und Fühlen zusammenhängen, kann eine anstrengende

körperliche Tätigkeit (Joggen, Schwimmen, Gartenarbeit) dazu beitragen, die Gedanken

abzuschalten. Das Abreagieren der Anspannung lässt sich beispielsweise durch

schwungvolles Treppensteigen oder fünfminütiges zügiges Gehen unterstützen.

Gefühle und Gedanken neutralisieren:

Unangenehme Gefühle oder Gedanken führen zu Anspannung, Gereiztheit und

blockieren uns. Die Aktivierung der Thymusdrüse kann solche Blockierungen auflösen.

Sie befindet sich am Brustbein, etwa auf der Höhe der zweiten Rippe. Zum Aktivieren

klopft man mit den Fingerspitzen einer Hand ungefähr 10-15 Mal leicht auf diesen Punkt.

Rückzug in die Stille:

Nach hektischen und geräuschvollen Situationen schaffen einige Minuten Stille Abstand,

sei dies draussen auf dem Pausenplatz oder in einem freien, ungenutzten Raum. Die

Wirkung von stillen Momenten kann durch Atemübungen verstärkt werden. Bereits das

bewusste tiefe Ein- und Ausatmen kann ein erster Schritt zur Atemberuhigung sein.

Einfach anzuwendende Atemübungen lassen sich unter www.stressnostress.ch finden.

Quellen: «sicher!gsund!» (Hrsg.) (2013) Stressmanagement im Schulalltag. St.Gallen: «sicher!gsund!»

www.stressnostress.ch

Zur Vertiefung: Stressmanagement im Schulalltag

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Sitzungsleitung – effizient und zielgerichtet

«Eine Sitzung ist eine Veranstaltung, bei der viele hineingehen, aber wenig heraus-

kommt.» Werner Frick

Vor der Sitzung

- Vorbereitung auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

- Ziele – Traktanden erstellen und zustellen (I Information, D Diskussion, M Meinungs-

bildung, E Entscheid) – Prioritäten setzen.

- Vom Ist- zum Soll-Zustand – Was wollen wir, was will ich bis wann erreichen? Besteht

ein Fahrplan?

Während der Sitzung

Phase 1: Eröffnung

- pünktlich beginnen

- freundliche Atmosphäre schaffen (Begrüssung, Einstieg, …)

Phase 2: Problemstellung

- Vom Ist-Zustand zum Soll-Zustand

- Je klarer den Teilnehmenden die Diskrepanz zwischen dem Ist- und dem Soll-

Zustand wird, desto klarer wird der Handlungsbedarf. Es wird für alle einfacher, das

anvisierte Ziel zu erreichen.

Phase 3: Diskussion/Argumentation

- Der Sitzungsleiter oder die Sitzungsleiterin leitet und moderiert

- beim Thema bleiben

- die Kunst des Fragens – Fragetechniken beachten

- Gemeinsamkeiten aufzeigen, zusammenfassen

- Überprüfen, ob alle Sitzungsteilnehmenden einverstanden sind

Phase 4: Abschluss

- Zusammenfassung machen

- Ergebnisse formulieren

- Termine, Aktionen, Aufgaben (weiteres Vorgehen) festhalten

- die Kunst des Delegierens beachten – Wer ist wofür zuständig?

- Feedback zur Sitzung einholen

- Dank aussprechen

- Mit einer positiven Bemerkung die Sitzung beenden

- pünktlich abschliessen

Nach der Sitzung

Phase 5: Follow-up

- allfällige Unstimmigkeiten mit Teilnehmenden im persönlichen Gespräch bereinigen

- Selbstkritik üben

- Lehren ziehen

- Protokoll anfertigen und verteilen

Quellen: Naef, Dieter (2010) Personalführung im Alltag – Souverän in der Praxis. Bern: Haupt

Müller, Josef (2003) Sitzungen – Top oder Flop. o.O.: Josef Müller Verlag

Schmid, Eugen W. und Fritz, Stefan (2010) Meeting for Success. o.O.: Verlag executive-coach.ch

Baldegger, Rainer (2003) Ergebnisorientierte Sitzungsleitung. Aarau: Baldegger Verlag

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Kontakt

Leitung

Barbara Metzler

058 229 24 44

[email protected]

www.bds.sg.ch

direkte Kontaktnahme bei einer Beratungsperson aus dem Beratungsteam

Amt für Volksschule

Beratungsdienst Schule

Davidstrasse 31

9001 St.Gallen