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FACETTENtrekkingtrekking

Text: Silke RommelBilder: omas Rathay

Für alle, die sich gerne auf unterschiedlichen Wegen in

der Natur bewegen, ist das Kanu-Trekking ein tolles

Tandem. Die Verbindung von Wandern und Paddeln

bietet die Chance, Regionen und Landstriche aus ver-

schiedenen Perspektiven zu genießen und dabei di-

verse Muskelpartien zu beanspruchen. Beim

Kanu-Trekking werden Wanderungen zu Fuß kombi-

niert mit Fluss- oder Seequerungen per Kanu. Ob dabei

das Wandern oder Kanufahren im Vordergrund steht,

hängt sowohl von der Region als auch den Vorlieben

der Aktiven ab. Silke Rommel und Thomas Rathay

haben sich mit dieser Outdoor-Facette beschäftigt.

Perspektivenwechselin der Natur

Kanu-Trekking

Planung im VorfeldNeben der geeigneten Ausrüstung für die

Wanderung, die Kanufahrt sowie die möglicheÜbernachtung im Freien, erfordert es eine ge-wisse Planung, um eine ansprechende Tourzusammenzustellen.

Hilfreich ist es, sich eine passende Gewäs-serregion auszuwählen und dann dort auch

eine attraktive Wanderroute zu planen. Wer mitdem eigenen Kanu paddeln möchte, musseinen günstig gelegenen Parkplatz für das Automit einplanen. Einfacher ist es, zumindest anden gängigen deutschen Gewässern wie z.B.Donau, Müritz oder Wiesent, auf Kanuverlei-her zurückzugreifen, die sich neben dem Ver-leih der erforderlichen Ausrüstung auch auf die

Transportlogistik der Materialien und Kanuteneingestellt haben.

Fast unerschöpflicheviele Möglichkeiten

Kanu-Wanderungen sind hinsichtlich ihrerzeitlichen Ausdehnung sehr individuell gestalt-bar. Zum Einstieg bietet sich eine Wochenend-

tour mit einer Übernachtung an. Je länger die Tour, desto einfacher ist es,die Zivilisation hinter sich zu lassen und echtes Outdoor-Feeling zu erle-ben. Beispielha sei dies im Folgenden anhand einer mehrtägigen Kanu-Trekking-Tour in der schwedischen Provinz Värmland veranschaulicht,die mit ausgewählten Reiseanbietern (z.B. »Rucksack-Reisen« aus Müns-ter) auch als Komplettpaket buchbar ist.

Erlebnisreiches Kanu-Trekking in SchwedenDas Lagerfeuer knistert, Funken hüpfen aufgeregt auf die Erde. Rund-

herum satt von den am offenen Feuer gebackenen Dampfnudeln mitBlaubeeren, macht sich eine wohlige Trägheitbreit und wir genießen den Blick in die Flam-men bei abendlicher Stille. Die »Warmlauf-Etappe« mit knapp acht Kilometern auf unserermehrtägigen Kanu-Trekking-Tour im westli-chen Schweden haben wir geschafft. Wir sitzenvor dem Feuer an der Schutzhütte am SeeHerstjärn, die wir uns gemeinsam mit einigenSpinnen als Nachtquartier teilen. Generell gilt

bei der Belegung der Schutzhütten: Wer zuerst da ist, darf sie für ein biszwei Nächte nutzen.

Tourenstart mit schwerem GepäckGestartet sind wir – eine bunt gemischte Gruppe, bestehend aus Natur-

liebhabern, Schwedenfans und »Outdoor-Novizen« – mit einem Tourguideam Nachmittag in Stömne. Zuvor wurden Küchenausstattung und Le-bensmittelvorräte für die kommenden Tage auf uns verteilt. Mit meinemrund 18 Kilogramm schweren Rucksack fühle ich mich wie ein wandeln-der Tante-Emma-Laden.

Der Wanderweg führt uns von der AltenSchule bergauf zur ersten Aussicht von derRuine Fornborg mit traumhaem Blick bis zumGlafsorden, dem größten See nahe des Natur-reservats Glaskogen. Auf dem Wanderweg mitdem orangefarbenen Wandersymbol gelangenwir zum Stömnesjön, der trotz des rostbraunenWassers mit seinem flachen Ufereinstieg zueinem erfrischenden Bad einlädt. Baden soll in

Für den unbeschwertenAufenthalt im rund 28.000 ha

großen Reservat ist eineBesucherkarte, die »Glaskogen

Kort«, erforderlich.trekkingmagazin4/2013trekkingmagazin 4/2013

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Daten und Fakten

Naturreservat Glaskogen (Schweden)Der Glaskogen liegt in Westvärmland, nordwest-lich des Vänern, dem größten Gewässer Schwe-dens. Dieses Wildnisgebiet mit seinen weitgestreckten Wäldern, den zahlreichen Flüssen,den beiden großen Seen Stora Gla und Övre Glasowie den zahlreichen kleinen Seen ist eines derschönsten in ganz Värmland. Weitere Infos:www.glaskogen.se/tyram.htm

An- und AbreisePer Fähre mit der »Vogelfluglinie« von Scandlinesüber Dänemark oder mit »Stena Line« von Kielnach Göteborg über Nacht. Arvika ist auch gut mitBus und Bahn zu erreichen. Der Reiseanbieter»Rucksack-Reisen« aus Münster bietet sowohlBusmitfahrten ab Münster, Bremen und Hamburgan als auch Komplettpakete dieser so genanntenWaldläufertour.

Kanuverleih»Arvika Kanot & Turistcenter« in Arvika bietetKanu- und Ausrüstungsverleih und Transportsowie eine komplett durchorganisierte siebentä-gige Kanutour im Glaskogen Gebiet an. »OldénsKanotuthyrning« in Glava Glasbruk (Kontakt überArvika Tourist Information Centre, Storg 22, SE-67181 Arvika, Tel. +46 570 817 90; tu-rist@arvika.se)

Eintritt in das Naturreservat GlaskogenEs ist die Glaskogen Kort erforderlich. Es gibt dieOption, eine Tageskarte (ca. 40 SEK/Person) odereine Jahreskarte (ca. 550 SEK/Person oder 800SEK/Familie) zu erwerben. Das Eintrittsgeldkommt dem Erhalt und der Pflege des Naturreser-vats sowie dessen Einrichtung zugute. Die Glas-kogen Kort ist in diversen Geschäften, Tankstellenund Touristenbüros erhältlich.

Beste JahreszeitIm Juni kommt man in den Genuss der langenTage durch die erst sehr spät untergehendeSonne. Die Sommerferien beginnen in SchwedenMitte Juni und enden Mitte August, so dass indieser Zeit relativ viele einheimische Outdoorerunterwegs sein können. Ab Ende August kommtman in den Genuss von noch immer angenehmenTemperaturen, nur noch vereinzelten Mücken undwenigen Touristen.

ÜbernachtenIm Naturreservat Glaskogen ist das »wilde« Zeltenfür ein bis zwei Nächte grundsätzlich erlaubt.Feuer darf jedoch nur an den dafür vorgesehenenFeuerstellen entzündet werden. Im Reservat gibtes eine Vielzahl von Schutzhütten. Diese sind je-doch nicht für einen Daueraufenthalt konzipiert.Zusätzlich gibt es mitten in Lenungshammar einenoffiziellen Zeltplatz und komplett eingerichteteHütten.

EinkaufenArvika ist die nächst gelegene größere Stadt mitSupermärkten für den Einkauf des Startproviants.In Lenungshammar gibt es eine Informationszen-trale des Naturreservats Glaskogen am Camping-platz, ein Minigeschäft, Café, Kanu- undFahrradverleih, Sanitäranlagen sowie Spielplatz.

Karten»Kanuwanderkarte Glaskogen« (Maßstab 1:50.000)mit Kanu-Trails, Wanderwegen, Schutzhütten usw.Erhältlich vor Ort oder zu bestellen unter www.glas-kogen.se. Für die große Rundtour mit Glafsfjordenist die »Gröna Kartan« (Maßstab 1:50.000) Nr. 11cSV und Nr. 10c NV empfehlenswert.

den kommenden Tagen zu einem willkomme-nen Ritual werden, denn die Region ist mit einerVielzahl von Seen durchzogen.

Blaubeeren sattZurück auf dem Wanderpfad entdecken wir

Sträucher, die uns prall gefüllt mit Blaubeeren ma-gisch anziehen. Wo wir Mitte August Beeren sam-meln, finden sich schon wenige Wochen späterdelikate Pfifferlinge. Durch die meditative Beeren-sammelei entlang des Wegs kommen wir wesent-lich langsamer, aber umso entspannter an derVerbindung der beiden Seen Tängtjarn und Herst-järn an, wo sich unsere Schutzhütte befindet.

In den zweiten Tag starten wir mit einemrustikalen Outdoor-Frühstück aus Milchpul-ver-Müsli und Lagerfeuer-Kaffee. Wie auch amVortag, sind wir auf menschenleeren Wander-wegen unterwegs, genießen die ruhige Stim-mung und die warme Sonne des schwedischenSpätsommers. Angenagte Baumstämme undfrische Spuren im Matsch wecken die Hoff-nung, einen Biber oder gar einen Elch zu ent-decken. Diese Vorstellung trägt zuHochgefühlen bei. Unser heutiges WanderzielDammarna liegt im Naturschutzgebiet Glasko-gen (der glänzende Wald). Für den unbe-schwerten Aufenthalt im rund �8.000 ha

großen Reservat ist eine Besucherkarte, die»Glaskogen Kort«, erforderlich.

Umsteigen aufs KanuIn Dammarna, an der Kanueinsatzstelle auf

den Stora Gla, ist Ausrüstungswechsel angesagt:Wir nehmen Kanus, Paddel, Schwimmwesten,Bootswagen und wasserfeste Tonnen in Emp-fang. Unser Gepäck für die nächsten Tage aufdem Wasser steht bereit, die Wanderschuhe tau-schen wir jetzt gegen wasserfeste Sandalen. DerStora Gla, mit seiner Fläche von ca. �� Quadrat-kilometern, ist einer der beiden großen Seen imGlaskogen-Reservat, daneben gibt es noch rund80 kleinere.

Der Tourenguide gibt eine praktische Einwei-sung in den Umgang mit den neuen Arbeitsgerä-ten Kanu und Paddel. Die glatte Wasseroberflächedes klaren Sees macht es Anfängern jedoch leicht,Stabilität zu gewinnen und vorwärts zu kommen.So friedlich sich der See uns zeigt, birgt er dochauch Gefahrenstellen: Dicht unter seiner Oberflä-che befinden sich häufig glatt geschliffene Felsen.Um das Auflaufen auf Felsen zu vermeiden, istneben dem Genießen der malerischen Landschavorausschauendes Paddeln wichtig – sonst heißtes raus ins Wasser und das Boot vom Felsen schie-ben oder ziehen.

Der Stora Gla bereitet nicht nur unerfahrenenKanu-Wanderern großes Paddelvergnügen. Ge-übte Kanuten finden ideale Voraussetzungen,ihre Sehnsucht nach unberührter Natur bei

Das erste Ziel, die Schutzhütte am Herstjärn,ist nicht mehr weit (oben).

Auch allein im Canadier lässt sich eineKanu-Trekking-Tour unternehmen (links).

Das Kochen am Lagerfeuer mit Blick in den Sonnen-untergang macht in Gemeinschaft doch mehr Spaß.

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einer mehrtägigen Paddel-Tour zu stillen. Innerhalb des Glaskogen-Ge-biets ist das Übernachten in den Schutzhütten und auch das »wilde Zelten«erlaubt. Somit besteht viel Freiraum bei der Routenwahl und Verweildauer– solange der Essensvorrat reicht.

Paddeln und PortagierenDer erste komplette Kanutag beginnt mit einer rund vier Kilometer lan-

gen Überführung inklusive Gepäck und Kanu auf einem Schotterweg mit-ten durch den Wald, der Bootswagen ist hierfür Gold wert. Das Kanu wirddarauf mit Spanngurten befestigt, das Gepäck im selben verstaut und so istder Transport des sperrigen Gefährts doch einigermaßen komfortabelmöglich – bergab sogar sehr temporeich. Zurück auf dem Wasser warteteine Paddelpassage durch eine spektakuläre kleine Schlucht am nordöst-lichen Ende des Glaåkern, bevor diese den Blick in die Abenddämmerungüber dem klaren See frei gibt.

Tagesanbruch und AbschiedsstimmungAuch die letzte Etappe beginnt mit einer weiteren Portage zum Stora

Lesjön. Paddelnd landen wir am mit Kiosk bestückten Zeltplatz von Söljean. Nach einer letzten Schiebepassage setzen wir in den unteren Teil desGlafsorden, den Söljeflagan, ein. Auf diesem geht es zurück zum Start-punkt nach Stömne. Die knapp drei Kilometer geradeaus gehende Fahrtbietet dem Auge einen fixen Orientierungspunkt, die üppige Brücke derReichsstraße 1�5 – die Zivilisation hat uns wieder! ■

Auf schmalen, abwechslungsreichen Pfaden gehtes durch die Natur zum Tagesziel.

Tourentipps in Deutschland

Baden-WürttembergRouteAuf dem Qualitätsweg Donau-Zollernalb-Weg nach Hausen im Tal undvon dort zurück nach Sigmaringen mit dem Kanu.

Wandertour1. Tag: Sigmaringen nach Gutenstein (ca. 12 km)2. Tag: Gutenstein nach Hausen i.T. (ca. 15 km)

KanutourHausen i.T. nach Sigmaringen1. Tag: Hausen i.T. bis Thiergarten oder Gutenstein2. Tag: weiter bis SigmaringenGesamtlänge ca. 21 km, Paddelzeit ca. 6–7 Stunden

Weitere Infoswww.donautal-touristik.dewww.wandern-suedwestalb.de

Bayern/FrankenRoutePaddeltour auf der Wiesent von Waischenfeld nach Ebermannstadt,zurück wandern entlang der fränkischen Brauereien.

KanutourWaischenfeld nach Ebermannstadt1. Tag: Waischenfeld nach Gössweinstein2. Tag: Gössweinstein nach EbermannstadtGesamtlänge ca. 28 km

Wandertour1. Tag: Ebermannstadt nach Gössweinstein (ca. 19 km)2. Tag: Gössweinstein nach Waischenfeld (ca. 15 km)

Weitere Infoswww.leinen-los.de/kajakverleih.htmlwww.wandern-im-coburger-land.de/bierwanderung2010.html

SachsenRouteZschopautal-Wanderweg bis zur Kriebstein-Talsperre, paddeln auf derTalsperre und Wanderung an der Zschopau zurück.

Wander-Kanu-Tour1. Tag: Wanderung Technitz nach Kriebstein (ca. 15 km)2. Tag: Paddelrundtour auf der Talsperre Kriebstein (ca. 17 km)3. Tag: Wanderung Kriebstein nach Technitz (ca. 15 km)Alternativ: Paddeln mit eigenem Kanu von Technitz nach Kriebstein, dorteinen Tag auf der Talsperre paddeln, zurück wandern und mit dem Auto dasKanu abholen.

Weitere Infoswww.kriebsteintalsperre.dewww.wanderkompass.de/Sachsen/zschopautal-wanderweg.html

Mecklenburg-VorpommernRoutePaddeln von Feldberg nach Fürstenberg/Havel – Wanderung zurück

KanutourFeldberg nach Fürstenberg/HavelGesamtlänge ca. 40 km, 2–3 Tage

WandertourFürstenberg/Havel nach FeldbergGesamtlänge ca. 30 km, 1–2 Tage

Weitere Infoswww.flussinfo.net/feldberger-seen-kuestriner-bach-lychener-gewaesser/uebersicht/www.nordlicht-kanu.de/index.php?mode=kanuvermietung&item=14

trekkingmagazin 4/2013