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Von der Arbeit ______________

KAP Magazin #2

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KAP Magazin is published by the KAP Forum communication platform, a joint venture of the companies Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn and Zumtobel Licht. The magazine conveys the multifaceted subject matter of the KAP Forum relating to architecture, urban planning and design. It explores these topics in depth, reinterprets them and presents them for discussion to a wide audience. The magazine's second issue, bearing the title "Arbeit" (Work), includes contributions by Prof. Priddat, Burmeister, Prof. Dr. Henn and Dr. Habil Ternes. Its design transposes this topic in the form of its paperboard cover, recycled paper, typewriter lettering and stringent raster orientation.

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KAP Magazin für Architektur Technologie Design / #2 2008 / 5 Euro_________________________________________________________________

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... sagt Philosoph Bernd Ternes. Denn seit im19. Jahrhundert Stahl, Kohle und Dampfma-schine die Industrialisierung einläuteten,dreht sich die Welt im Dekadenschritt einenZacken schneller. Nach der Automatisierungder Industrie hat vor allem die digitaleRevolution die Welt grundlegend verändert.Jeder ist mit jedem im weltweiten Datennetzverbunden und von jedem Ort der Welt auserreichbar. Das Zauberwort lautet Globali-sierung. Was dem einen eine Welt unbegrenzterMöglichkeiten offeriert, bedeutet für denanderen einen gnadenlosen Wettbewerb und dasEnde jeder lokalen Identität. Wie stets lösengroße Veränderungen Ängste aus. Ängste, diees ernst zu nehmen gilt, weil eine Verände-rung ohne Kursbestimmung ins Nirwana derGeschichte führt.

Die Zukunft? In Arbeit!_______________________––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Die Globalisierung von Produktion und Ar-beit, der Weg in die Wissensgesellschaft des21. Jahrhunderts erfordern neue Antwortenund Strategien für jeden Menschen und jedesUnternehmen. Eine ganz besondere Heraus-forderung stellt sich für den Mittelstand,für Führungskräfte, Kreative und Selbst-ständige. Wie verändern sich unsere Kommu-nikations- und unsere Büro- und Arbeits-strukturen? Wie werden wir der Zukunft imSinne von Nachhaltigkeit gerecht? Was sinddie Geschäftsmodelle der Zukunft? WelcheRolle haben Partnerschaften und Netzwerke?Welche Werte und Regeln bestimmen die Arbeitder Zukunft? Wie sehen die Qualifikationenfür morgen aus? Wie können wir auf die Zu-kunft und auf den globalen Wettbewerb nichtnur passiv reagieren, sondern Zukunft anti-zipieren, sie aktiv gestalten?

Fragen, die den thematischen Kern des KAPForums bilden. Die wir laufend mit unserenKAP Partnern, Gästen und Besuchern diskutie-ren. Für das vorliegende KAP Magazin habenwir Architekten, Wissenschaftler, Philosoph-en, Unternehmer, Zukunftsforscher und Kreati-ve gefragt: Wie können wir voneinander lernenund uns gemeinsam auf die Zukunft vorbereiten?»Die neue Kultur der Arbeit ist ihre trans-formatorische Qualität,« antwortet unser Autor,Professor Birger Priddat. »Aus einer Sphärein die andere etwas mitnehmen zu können, wasdie andere noch nicht kennt.« Die Zukunft derArbeit? Ist in Arbeit! - um Sie zu inspirieren.

Ihr Andreas Grosz, Leiter KAP Forum

Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht,

Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn,

Zumtobel Licht––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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S.06 ARBEIT ALS HERAUSFORDERUNGChallengevon Prof. Birger Priddat––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-S.12 PERSPEKTIVEN DER ARBEITSGESELLSCHAFTVon Holger Glockner und Klaus Burmeister,Z_punkt GmbH The Foresight Company––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.28 BÜROZELLE ADÉInterview: Das traditionelle Office hatausgedient, meint Dr. Wilhelm Bauer vomFraunhofer Institut für Arbeitswirtschaftund Organisation.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.34 DIE ZUKUNFT? IN ARBEIT!So viel offene Zukunft war noch nie. Tun sichhier Kräfte auf, die philosophisch auf dieGesellschaft und den Menschen an sich wirken?von Dr. habil Bernd Ternes

S.42 PSSST: DIE GROSSE STILLEInterview: Hohe Geräuschpegel minimierendie Arbeitsleistung. Jens-Michael Baumannhilft die Konzentration wiederzufinden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.46 OFFICE OHNE NADELSTREIFENAlles andere als ein typischer Bürobau: Pa-lestra in Südlondon setzt neue Maßstäbe.von Jochen Wittmann––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.50 DURCHBLICKWie wir Nanotechnologie heute schon im Büroder Zukunft nutzenvon Sylvia Leydecker––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.58 GRUNDLEGENDE TATSACHENBodenhaftung im zeitgemäßen Bürovon Thomas Trenkamp

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S.63 ZUKUNFT HEISST OFFICE-SHARINGInterview mit Monika Lepel über Marketingund Firmenkultur.Von Inken Herzig––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.68 WOHIN WIRD SICH DAS ARBEITSLEBENENTWICKELN?Wir fragen: Prof. Dr. Gunter Henn, Architek-tin Swantje Kühn, Architekt Thomas Willemeit––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.74 BÜRO-ORTESoftware muss in der Internet-Welt einfachund schön sein – so wie die Bürohäuser, inder sie entwickelt wird––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.80 WER BIN ICH?WAS MÖCHTE ICH WIRKLICH TUN?von Dr. Claus Otto Scharmer

S.86 G’BAUT IS!Der Süddeutsche Verlag, ein Münchner Tradi-tionsunternehmen, gestaltet die Zukunft––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.88 FRISCHER WIND IN MADRIDDas Büro der Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy in Madrid soll vor allem eins:den Mitarbeitern Spaß machen!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.93 BUCHTIPPWie entstehen exzellente Kommunikations-räume?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.94 IMPRESSUM––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.96 PROGRAMMHIGHLIGHTS

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Arbeit als Herausforderung__________________________

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von Birger P. Priddat_____________________

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Früher wurden Unternehmer und Manager durchStatus belohnt, neben dem Einkommen. DieHerren Wirtschaftskapitäne hatten dickeBäuche und Zigarren in der Hand. Sie stan-den, wenn sie sich photographieren ließen,in stark holzgetäfelten Herrenzimmern undhatten etwas erreicht. Das sah man.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ihre Arbeit wurde durch sozial akzeptiertenAufstieg belohnt.Die Enttäuschung über Unternehmer und Mana-ger, die heute durch Umfragen deutlich wird,liegt daran, dass sie diesem Status-Bildnicht mehr entsprechen. Die Leute betrach-ten sie nach alten Kategorien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unternehmer und Manager selber sehen sichanders: Nicht mehr der Status ist wichtig,sondern, neben den erhöhten Einkommen, dieHerausforderung. Hier hat sich etwas Ent-scheidendes geändert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Herausforderung: challenge ist individuali-sierter Status.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Status ist eine Gruppenzuweisung: Wer Sta-tus hat, gehört einer gehobenen Gruppe an.Individualisiert der Status, bleibt dieMitgliedschaft fragil: Nur die Erfolgreich-en sind Mitglied. Nicht die, sie sich ihrenStatus hart und lange erarbeitet haben.Manager in Konkurrenz wollen zeigen, was sieindividuell besser können als andere. DieZuweisung zu einer Statusgruppe ist ihnenviel zu kollektivistisch. Sie wollen indi-viduell glänzen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Modell des Managements ist eher das Extrem-bergsteigen. Man will unbekannte Steilwändeerklimmen, zeigen, dass man etwas erreicht,was andere noch nicht erreicht haben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Gut und routiniert zu arbeiten ist kein Zielmehr; das bleibt denen, die die Karrierennicht schaffen. Sie sind der Untergrund derUnternehmensorganisationen. Man fühlt sichdurch den halben Aufstieg nicht mehr be-

lohnt, hat dadurch keinen Statusgewinn. Manist gefühlsmäßig degradiert, hat es nichtgeschafft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Solche Organisationen kennen nur ›oben‹ alsErfolg. Sie setzen Maßstäbe der Arbeit, dieviele nicht erfüllen können. Die es nichtschaffen, bleiben nicht zufrieden mit ihremLos; sie fühlen sich als Verlierer, sindtendenziell demotiviert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In diese Lücke hinein entfaltet sich einneues Führungsproblem. Die, die Heraus-forderungen bewältigen wollen, sehen nachvorne, nicht nach unten. Unten muss es lau-fen, aber sie sorgen weniger dafür. Sie sindeher self-managers als Manager, die andereführen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Idee, um gut zu führen, auch die mitzu-führen, die neben einem sind, ist abhandengekommen. Neben einem sind Konkurrenten,mit denen man im Wettbewerb steht, gegen-einander. Die Arbeit vieler Manager bestehtzu einem Gutteil darin, ihre Konkurrentenauszuhebeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nun sind Organisationen aber sui generiskollektive Veranstaltungen: Kooperations-nexus. Allein schafft keiner eine Firmenbi-lanz.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neue Anforderungen an die Arbeit der Unter-nehmen entstehen: Management als Koordina-tion von Kooperation. Manager, die damit be-schäftigt sind, sich gegenseitig Konkurrenzzu machen, um nach oben zu gelangen, sindkeine guten Vorbilder für Kooperation nochmental darauf eingestellt, das nach unten zuhandhaben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hier ist ein Maß verloren gegangen:Kooperationsmaße, Ausgleichungen, Förde-rungen des Unternehmensganzen. Was man vonder Organisation erwartet, wird selbernicht praktiziert. Führung wird zu einem Va-kuum: im Sinne von good governance.

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Jetzt macht sich bemerkbar, dass die Umstel-lung von Status auf ›Extrembergsteigen‹ ei-ne einschneidende Wende ist. Sie hat aberviele positive Seiten. Manager und Unter-nehmer lieben, mehr als zuvor, die Heraus-forderung. Deshalb wechseln sie auch häufigdie Unternehmen, aus Unterforderung (oderum ihre Fehler anderen aufzuhalsen, die die-se nach ihnen bereinigen müssen).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Doch hat das Wechseln auch andere Gründe.Die individualisierteren Manager leben inNetzwerkwelten. Die Netzwerke informierensie über Herausforderungen woanders. Manbekommt ständig Angebote. Allein der Wech-sel ist eine Herausforderung. Gefragt zusein ist ein entscheidender Indikator (undman darf nicht zu lange nicht antworten).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Sie leben in zwei Milieus: in dem ihres Un-ternehmens, in dem sie aktuell jeweils tätigsind, und in ihren Netzwerkkontakten, diesie über Alternativen versorgen, über span-nende Projekte, über Erfolge anderer etc.Die Bindung ›an die Firma‹ ist gesunken,gegenüber früher.Moderne Arbeit, vornehmlich die der highlevel workers, also auch der Manager, istnetzwerkeingebettet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das kann man nicht beklagen, sondern nuranalysieren. Was ist hier anders? ModerneArbeit ist kein Beruf mehr, den man lebens-lang ausübt. Sondern eine Serie von Heraus-forderungen. Viele Unternehmen bieten dasnicht: Ihr Arbeitsangebot ist routineträch-tig und linear. Gute Leute gehen. Die Alter-nativen sind mächtig, wenn man im aktuellenUnternehmen nicht erwarten kann, herausge-fordert zu werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Herausforderung ist nicht automatisch mitKarriere verbunden. Vielmehr mit Anerken-nung. Gute Mitarbeiter in Führungsposi-tionen zu befördern, die sie nicht aushal-ten, weil sie exzellente Fachkräfte sind,ist ebenso fehlerhaft wie ausschließlich

die Karrierekonkurrenz zu fördern (›Bullen-rennen‹), die die Anerkennung für wenige mitder Aberkennung für viele einkauft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hier lassen sich andere Konstellationen den-ken: Managern als ›Intrapreneurs‹ eigene Ent-scheidungswelten zuerkennen, die ihnen Her-ausforderungen bieten, die in hierarchischenOrganisationen oft nicht vorgesehen sind.Das unternehmerische Moment ist zu fördern:eine relative Freiheit im Unternehmen.Die Kultur der Herausforderung ist nicht,wie man es heute praktiziert, durch Prämienund Optionen anzureizen. Sondern durch eineGovernance, die die Herausforderungen an-reizt und durch welche die Freiheit, ihnenfrei zu begegnen, prämiert wird. Freiheitist die Prämie der Anerkennung unternehme-rischer Kompetenz.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die oberste Führung beschränkt sich auf Su-pervision und Monitoring. Man lässt den kom-petenten Mitarbeitern und Managern Raum,ihre Kompetenz zu entfalten. Die Hierarchieemanzipiert sich.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dann lassen sich auch die Netzwerke nutzen:Man tauscht Erfahrungen aus, Kompetenzenund Wissen. Diese Freiheit muss ein Unter-nehmen seinen Managern und high level wor-kers lassen. Man bindet sie, indem man ihnendie Freiheit gibt, über die Unternehmens-grenzen hinaus zu kommunizieren. Wenn sie imUnternehmen Anerkennung bekommen für ihreNetzwerkkompetenz, entstehen Bindungen, diesie nicht sogleich wechseln lassen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Arbeit bekommt – auf diesem Level – ein an-deres Profil. Es ist ein Profil der Arbeitin der Wissensgesellschaft. Um gut zu sein,bedarf es in ihr Oszillation – von innennach außen und umgekehrt. Um nicht persön-lich zu wechseln, muss man sich im Netzwerkaustauschen können. Die Disposition, wech-seln zu können, muss gefördert werden, umüber Anerkennungen in der Organisation ge-nau dies zu vermeiden.

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Erst wenn sich das klären lässt, ist die Ko-operation im Unternehmen fruchtbar. Konkur-renz, als rein individualisierter Modus,ist unproduktiv, wenn sie nicht eingebettetist in einen Kooperationsmodus. Das abermuss ebenso anerkannt werden – nicht nurdurch Lob, nicht nur durch finanzielle Prä-mien, sondern durch die Anerkennung der Kom-petenz in praktischer Hinsicht: sie ausübenzu können ohne hierarchische Restriktionen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist die größte Herausforderung an diemoderne Arbeit: Wieweit sie den unternehm-erischen Impuls in die Organisationen auf-nehmen kann, ohne ihre Führungsfähigkeit zulädieren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Hereinnahme der Herausforderung in dieArbeit ist ein Moment ihrer Verlebendigung.Sie wirkt der Demotivation entgegen. Wennman durch Arbeit nicht mehr sozial aufstei-gen kann – das alte Pflichtethos, das auchdie Arbeiterbewegung aufgenommen hatte –,brauchen wir eine Kultur des Wechsels ausgutem Grund: aus neuer Herausforderung.Die neue Kultur der Arbeit ist ihre trans-formatorische Qualität: Aus einer Sphäre indie andere etwas mitnehmen zu können, wasdie andere noch nicht kennt – innovativeImpulse (für die andere Unternehmung wie füreinen selbst). Und dafür anerkannt zuwerden.

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PROF. DR. BIRGER P. PRIDDAT, Jahrgang 1950,seit 2007 Präsident der privaten Univer-sität Witten/Herdecke und Inhaber des Lehr-stuhls für Politische Ökonomie.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Er studierte Volkswirtschaft, Philosophieund Arbeitspsychologie an der UniversitätHamburg bis 1979. 1991 Berufung auf denLehrstuhl für Volkswirtschaft und Philoso-phie an der Wirtschaftsfakultät der Univer-sität Witten/Herdecke bis 2004.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Von 2004–2007 Lehrstuhl für Politische Öko-nomie der Zeppelin University in Fried-richshafen. Veröffentlichungen zu Themender institutional economics, PolitischenPhilosophie, Politischen Ökonomie, Wirt-schaftsethik, Theoriegeschichte der Ökono-mie und Modernisierungsprozessen.

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PerspektivenderArbeitsgesellschaft

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Holger Glockner und Klaus Burmeister––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die moderne Arbeitsgesellschaft befindetsich im Zustand permanenten Wandels. Das Endedes Normalarbeitsverhältnisses, Brasiliani-sierung der Arbeit, die Zunahme prekärer Le-benslagen, Flexibilisierung, kreative Ökono-mie, Wissensgesellschaft sind einige derSchlagwörter, die die öffentlichen Debattenbestimmen. Auffällig ist, dass sich die Dis-kussionen stark auf Aspekte der Wissensarbei-ter und die prekären Beschäftigungsverhält-nisse fokussieren: den Teil der Arbeitswel-ten, die hochgradig in die neue globale Ar-beitsteilung integriert sind, und den Teil,der ausgeschlossen oder von Ausschließung be-droht ist. Weitgehend ausgeblendet bleibt derMittelbau der Beschäftigung, wie personenge-bundene Dienstleistungen im Gesundheitssek-tor, die öffentliche Verwaltung oder dasHandwerk.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was früher Kontinuität, Stabilität sowieStolz auf die eigene Arbeit ausdrückte undden Wert des Einzelnen in der Gesellschafterst definierte – der langfristig sichere undfeste Vollzeitjob –, scheint heute zum Aus-laufmodell zu werden. Wachsende Anforderun-gen der Unternehmen treffen dabei verstärktauf neue Ansprüche der Arbeitnehmer. Einer-seits sehen sich die Arbeitnehmer mit stei-genden Qualifikationsanforderungen, der Auf-gabe des lebenslangen Lernens und verstärkteminterdisziplinärem und interkulturellem Ar-beiten konfrontiert. Andererseits schlagensich die Bedürfnisse nach einer Work-Life-Balance, abwechslungsreichen Tätigkeiten undeiner flexiblen Arbeitsorganisation zuneh-mend in der Wahl des Arbeitsplatzes nieder.Die aktuellen Tendenzen werden aber vermut-lich zu einer stärkeren Spaltung in den Ge-sellschaften führen. Für viele Menscheneröffnen die neuen Arbeitswelten auch neueMöglichkeiten und Gestaltungsspielräume,während andere eine restriktive Beschränkungihrer Handlungsoptionen erleben.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DAS ENDE DER ALTEN ARBEITSWELT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bei der Frage nach der Zukunft der Arbeits-welt ist es sinnvoll, sich zunächst ein Bildvon der Gegenwart zu machen. Viele derzukünftigen Bedingungen auf dem Arbeitsmarktsind bereits heute erkennbar.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Eine Analyse der globalen Arbeits- und Wirt-schaftsstrukturen macht deutlich, dass einnationalökonomisch verengter Blick den Ver-änderungen im Arbeitssektor nicht mehr ge-recht wird. Erst in der Perspektive einerglobalen Ökonomie und einer damit einherge-henden neuen internationalen Arbeitsteilungwerden die Umbrüche deutlich. Der globaleSiegeszug des Kapitalismus und die damit ver-bundene Öffnung der ehemals kommunistischenStaaten des Ostblocks, aber auch Chinas undIndiens, haben eine neue globale Arbeitstei-lung beschleunigt. Dank Outsourcing, also derAuslagerung von Tätigkeiten aus einem Unter-nehmen, um eine höhere Effektivität durch dieFokussierung auf Kernkompetenzen zu erzie-len, und dank Offshoring, also der Verlage-rung von zumeist produzierenden Tätigkeitenvor allem in asiatische Länder, um Kosten zusparen und neue Märkte zu erschließen, kommtes zunächst zu einer Vernichtung von Ar-beitsplätzen in den entwickelten westlichenVolkswirtschaften. Durch komplexe Rückkopp-lungseffekte werden aber auch wieder Ar-beitsplätze in den hiesigen Gesellschaftengesichert und neue geschaffen, vorwiegend imBereich höherwertiger, wissensintensiverDienstleistungen. Der Strukturwandel der Ar-beit erfährt in den 90er Jahren im Zuge desGlobalisierungsdrucks eine erhebliche Be-schleunigung. Das anfängliche Muster zeigt,vereinfacht ausgedrückt, die Entwicklungs-und Schwellenländer als billige Rohstofflie-feranten, China als Werkbank der Welt, Indienals das kommende Dienstleistungszentrum undden Westen als Produzenten von Ideen und In-novationen.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im Weiteren entsteht ein zunehmend globalerArbeitsmarkt. Der Strukturwandel besitztauch quantitativ eine historische Dimension.Allein durch die Öffnung Chinas, Indiens unddes Ostblocks drängten rund 1,2 MilliardenMenschen auf einen globalisierten Arbeits-markt. Die Kosten der Arbeitskräfte liegenerheblich unter dem Niveau des Westens. Durchden Bevölkerungsboom in den Schwellen-undEntwicklungsländern sind in den letzten 10Jahren nochmals 400 Millionen Menschen aufden Arbeitsmarkt gestoßen und hunderte wei-terer Millionen warten sehnsüchtig auf ihreChance. Der Arbeitsmarkt in Europa undDeutschland sowie die Arbeitsbedingungen derMenschen, seien es Arbeiter, Angestellte oderSelbstständigkeit bleiben davon nichtunberührt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es wird auch künftig zu weiteren dramatischenVerschiebungen im globalen Maßstab kommen.Die aufstrebenden Industrien aus den Schwel-lenländern treten an, den westlich dominier-ten Regeln einer globalisierten Ökonomie Kon-kurrenz zu machen. Die Autoren Sirkin, Hemer-ling und Bhattacharya haben bereits eine Pha-se der Globalität ausgerufen, in der eineneue, schärfere Wettbewerbsintensität zutagetritt. Neue, innovative Antworten in den Be-reichen Produktentwicklung, Logistik und Ver-trieb oder Kundenansprache sind gefordert,um auf den zukünftigen Wachstumsmärkten inden Schwellenländern den Absatz zu stimulie-ren. Hierfür angepasste Lösungen zu finden,um auch den Nachholbedarf der dritten Weltund einer sich herausbildenden globalen Mit-telschicht gerecht zu werden, wird maßgeblichdarüber entscheiden, wo ein Großteil der Ar-beitsplätze von morgen entstehen wird. Derindische Wirtschaftsprofessor C. K. Prahaladweist seit einigen Jahren auf die riesigenPotenziale am unteren Ende der ökonomischenPyramide – bestehend aus ca. 4 MilliardenMenschen – für westliche Unternehmen hin.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neben diesen globalen Verschiebungen, die vorallem durch die Fortschritte in den Informa-

tions- und Kommunikationstechnologien, imTransport- und Mobilitätssektor und den po-litischen Freihandelsbestimmungen, aber auchdurch ein erheblich verbessertes Bildungsni-veau vorangetrieben wurden, zeichnen techno-logische Umwälzungen in der Industrie für denWegfall zahlreicher Arbeitsplätze in den ent-wickelten Volkswirtschaften verantwortlich.Menschliche Arbeitskraft wird, der Logik desKapitals folgend, entweder durch billigeremenschliche Arbeitskraft oder durch maschi-nelle Arbeitskraft ersetzt. Durch die Auto-matisierung der Arbeitsprozesse sind nebenden Rationalisierungseffekten aber auch mas-sive Effektivitäts- und Produktivitätsfort-schritte zu verzeichnen. Heutzutage sind oftnicht mehr die konjunkturellen Wellen ent-scheidender Auslöser von Effekten auf dem Ar-beitsmarkt, sondern strukturelle Aspekte wiedie Fortschritte in der Automatisierung, diezur Einsparung menschlicher Arbeitskraftführen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist historisch gesehen nichts Neues. Neuist aber, dass dieser Prozess zunehmend auchden Service- und in naher Zukunft auch denWissenssektor erfassen wird. Dies stellt eineneue quantitative und qualitative Herausfor-derung für die Arbeitswelt dar. Wenn es, wievorhergesagt, in Zukunft automatisierte di-gitale Fabriken und letztlich auch Formen au-tonomer und sich selbst reproduzierender Ro-boter geben wird, dann fällt auch eine letzteBastion des Menschen als »Homo faber«. DieErkenntnisse der Neurowissenschaften, derRobotik und der Entwicklungen zu einem seman-tisch strukturierten Netz der Dinge (Web 3.0)weisen bereits den Weg in eine automatisierteWissensproduktion. Dies ist keine Zukunfts-musik, aber die Entwicklungen werden erst inlängerfristiger Perspektive wirksam werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Wissensintensivierung der Beschäftigungist auf den technischen Fortschritt und dieenormen wissenschaftlichen Erkenntnisfort-

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schritte zurückzuführen. Aufgrund der skiz-zierten Entwicklungen erfolgt in den etab-lierten Volkswirtschaften die Wertschöpfungbereits zu 70% im tertiären Sektor. Davonentfallen in den OECD-Ländern ca. zwei Drit-tel auf wissensbasierte Tätigkeiten. Im Ge-gensatz dazu zeigt sich in China und Indiennoch ein gewaltiger Unterschied. Landwirt-schaft und Industrie tragen hier noch 50 %oder mehr zur Wertschöpfung bei. In einerglobal arbeitsteiligen, hoch technisiertenArbeitswelt sind postindustrielle Gesell-schaften wie Deutschland daher stark auf wis-sensbasierte Innovationen angewiesen. Siesind im erheblichen Maße für ein spürbaresund nachhaltiges wirtschaftliches Wachstumverantwortlich. Dagegen finden die hohenWachstumsraten in China, Indien oder anderenaufstrebenden Märkten auf einem nach wie vorerheblich geringeren Niveau statt. So hatChina im letzten Jahr Deutschland als dritt-größte Wirtschaftsmacht abgelöst, wobei 2007das BIP pro Kopf in China – als eine ent-scheidende Kennzahl – erst knapp 6 % von demin Deutschland erreicht hat. Nach Schätzungenvon Ökonomen wird es auch noch einige Jahr-zehnte dauern, bis China das Pro-Kopf-Einkommen westlicher Ökonomien erreicht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wissen, Kreativität und Innovation erschei-nen unter den Vorzeichen einer wissensbasier-ten Ökonomie als die zentralen Produktivi-tätsfaktoren. Unter dieser Bedingung sind de-mokratisch verfasste Gesellschaften einewichtige Voraussetzung zur Entfaltung einerinnovationsorientierten Wirtschaft. Europaund Deutschland verfügen damit über gute Kar-ten, wenn sie ihre historisch bewährtenTrümpfe gezielt ausspielen: Rechtsstaatlich-keit, Demokratie, Versammlungs- und Ver-tragsfreiheit, geschützte Eigentumsrechteund das Vertrauen in die Freiheit des Einzel-nen sowie seine individuellen Fähigkeiten,Probleme zu lösen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nichtsdestotrotz werden auch in den wissen-sintensiven Beschäftigungsbereichen gerade

China und Indien erheblich aufholen, alleindie überwältigenden Zahlen an Hochschulab-solventen sprechen eine deutliche Sprache.Somit wird es langfristig gesehen zu einerAnnäherung des Lebensstandards kommen und so-mit auch zu einer Relativierung bzw. gerech-teren Verteilung des Wohlstands in der Welt,allerdings nicht ohne erhebliche Verwerfun-gen in der ersten Welt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GESPALTENE GESELLSCHAFTEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die genannten Aspekte bilden die Grundstei-ne einer Neuordnung der Arbeitslandschaft.Gewandelte und gestiegene Anforderungenhinsichtlich Flexibilität und Mobilität,der Drang zu mehr Eigenverantwortung, einewachsende Bedeutung von Bildung und Ausbil-dung, aber auch ein Verlust an Sicherheitund sich ausweitende Ungleichheiten sinddie zentralen Begleitphänomene dieses Wan-dels. Flexibilität und Eigenverantwortunggelten einerseits als Verheißung einer par-tizipativen, selbstständigen Lebensführung,während darin andererseits der Ausdruckeiner zunehmenden Übertragung von ökonomi-schen und sozialen Risiken auf die Indi-viduen zu sehen ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Arbeit determiniert weiterhin die ökonomi-schen, sozialen und kulturellen Chancen derIndividuen. Teilnahme und Teilhabe am gesell-schaftlichen Leben erfahren in einer globa-lisierten Welt aber eine Neubewertung. DieProduktivitätsfortschritte und damit Wohl-standszuwächse sind mit immer weniger Arbeit-nehmern möglich. Es stellt sich eine neue so-ziale Frage. Einige Vertreter der Soziologiewie Zygmunt Baumann und Ulrich Beck sprechendaher auch nicht mehr von den Ausgebeuteten,wie es noch zu Beginn der Industrialisierunglautete, als sich die soziale Frage zum ers-ten Mal stellte, sondern von den Überflüss-igen der Gesellschaft. Die Frage, wie einsinngebendes Leben tendenziell ohne Arbeitermöglicht wird, wird zur Kernfrage sozialerMarktwirtschaften.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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In vielen Arbeitsbiografien – und dies isteine zentrale Erkenntnis in einer globalisier-ten Ökonomie – wird das Prekäre zum Normalen.Rasch wechselnde Arbeitsverhältnisse, peri-odische Phasen der Arbeitslosigkeit und Wei-terbildung, die Übernahme verschiedener Tä-tigkeiten im Niedriglohnsektor sind Erfahrun-gen, die immer mehr Menschen teilen. »Workingpoor«, zu arbeiten und trotzdem eine von Armutbetroffene Existenz zu führen, ist längst keinPhänomen mehr, das nur jenseits des Atlantiksin den USA zu beobachten ist. Die Zunahme vonTeilzeit, befristeter Beschäftigung und Te-learbeit/Mobile Work sind Ausdruck einer weit-gehenden Umstrukturierung der Arbeitsorgani-sation. Nach Angaben der OECD waren in derEU 2006 bereits nahezu 20 % aller Beschäftig-ten Teilzeitbeschäftigte. Flexible Arbeits-zeitregelungen gelten für nahezu die Hälftealler Beschäftigten in Deutschland. Patch-work-Biografien werden zum Standard.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neben den Wissenseliten und den am Rande desersten Arbeitsmarktes verharrenden Personenmit überschaubaren Chancen prägt die Gruppeder im personennahen DienstleistungssektorArbeitenden – u. a. Handwerker, Lehrer, Pfle-gepersonal, Verwaltungsbeamte – die zukünf-tige Arbeitslandschaft. Obwohl sie weitgehendvon den globalen Wirtschaftsprozessen entkop-pelt sind, bilden sie aus einer binnenwirt-schaftlichen Perspektive eine entscheidendeRolle, um Beschäftigung im gesellschaftlichnotwendigen Maßstab zu ermöglichen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im Ergebnis entstehen geteilte Arbeitsge-sellschaften zwischen globalisierten Wis-sensarbeitern und lokal verorteten Arbeit-nehmern mit jeweils unterschiedlichen Hand-lungsspielräumen und Lebenschancen. DieseEntwicklungen produzieren aber auch erhebli-che Risiken für Unternehmen. Die Loyalitätder Wissensarbeiter zum Arbeitgeber istflüchtig, Mitarbeiterbindung wird zur perso-nalstrategischen Herausforderung. Der Be-griff der Unternehmenskultur erfährt unterdiesen Vorzeichen eine wichtige neue Bedeu-

tung. Aktuelle Studien belegen, dass die Un-ternehmenskultur ein erheblicher Faktor fürden Geschäftserfolg und die Attraktivität vonUnternehmen ist. Bedenkt man den sich ver-schärfenden globalen Kampf um die Talente –selbst in China und Indien tritt bereits heu-te in einzelnen Berufsfeldern ein Arbeits-kräftemangel auf –, so kann die strategischeBedeutung der Unternehmenskultur nicht hochgenug eingeschätzt werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die gesellschaftliche Konfliktlinie machtsich dabei immer stärker an der Verfügbarkeitund dem Anwendungswissen von digitalen Tech-nologien fest. Diese digitale Kluft kann auchals Produktivitätsgrenze gelesen werden.Bildung wird dabei immer mehr zur zentralenKategorie, um aktiv am gesellschaftlichen Le-ben teilnehmen und vielfältige Ausgrenzungs-mechanismen überwinden zu können – seien siegesundheitlicher, kultureller, räumlicheroder ökonomischer Natur. Daher wird, unterden Bedingungen eines Rückzugs des Sozial-staates, die Selbstaktivierung immer wichti-ger. Den Einzelnen hierbei zu unterstützenbleibt aber eine Aufgabe des Staates, nichtnur um neue Potenziale der Eigenverantwortungund Selbstständigkeit freizusetzen, sonderninsbesondere für einen gerechten Ausgleichvon Chancen in der Gesellschaft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-KONTUREN EINER NEUEN ARBEITSWELT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Die Paradigmen der globalen Wissensgesell-schaft heißen »geteiltes Wissen«, »verbinden-de Beziehungen«, »offene Zusammenarbeit« und»globales Handeln« – so der kanadische Manage-ment-Vordenker Don Tapscott in seinem Best-seller »Wikinomics«. Sie haben zunehmend Ein-fluss auf alle Bereiche von Unternehmen, aufProduktion und Dienstleistungen genauso wieauf den Umgang mit Kunden und Wissen. EineVoraussetzung hierfür ist, dass in ZukunftInnovationskraft nicht mehr allein aus derExpertise einzelner Spezialisten geschöpftwird, sondern sich aus einem lebendigen kol-lektiven Wissen speist – ein Wissen, das sich

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selbst revidieren und ständig aktualisierenkann. Die Open-Source-Bewegung, aber auch Web-2.0-Anwendungen wie Wikipedia haben es vor-gemacht: Komplexe Wissens- und Kreativarbeitbraucht keine hierarchischen Strukturen, son-dern vor allem Freiräume für Kommunikations-flüsse. Unternehmen werden in Zukunft diesenBeispielen folgen und das Gedanken- und Ide-engut ihrer Mitarbeiter ins Zentrum stellen.Die Gestaltung von Aufgaben und internen Pro-zessen, Arbeitsbiografien sowie die räumlicheund zeitliche Organisation von Arbeit werdendavon maßgeblich geprägt werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es etablieren sich neue Formen der Arbeits-organisation. Seit dem anhaltenden Siegeszugder Computertechnologie in den 1980er Jahrendominiert ein Denken in Netzwerken. Dies be-traf sowohl soziale Beziehungen als auchFormen der Arbeitsorganisation. Es ist zuerwarten, dass dieses sozio-technische Leit-bild des Netzwerkes immer stärker von demsozio-biologischen Leitbild des Schwarms ab-gelöst wird. Schwarmverhalten ist geprägtdurch dezentrale Strukturen, autonome Indi-viduen, direkte Kommunikation, verteilte In-telligenz und kollektives Handeln. Übertra-gen auf Arbeitsstrukturen bedeutet dies,dass der Selbstverantwortung und Selbstorga-nisation in Zukunft eine wesentliche Bedeu-tung zukommt. Konkret heißt dies zum Bei-spiel, dass man sich Aufgaben, die frühervon oben nach unten delegiert wurden, in Zu-kunft selbst auftragen und aneignen muss. Esgibt nicht mehr den Chef, der einem genauerklärt, was zu tun ist. Die Aufgabenfelderder einzelnen Mitarbeiter werden wenigerstark reglementiert, wodurch schnell undflexibel auf sich verändernde Rahmenbedin-gungen reagiert werden kann. Arbeitszeitenund Arbeitsorte sind für moderne Wissensar-beiter in Zukunft nahezu frei wählbar. Obnoch anwesend im klassischen Büro, zu Hause,im Café oder am Strand, ist für viele Ar-beitsprozesse nicht mehr wichtig. Entschei-dend ist die gelieferte Leistung. In einersolchen Organisationsstruktur, wo Selbstor-

ganisation zur Notwendigkeit wird und dieArbeitsumgebung virtualisiert ist, bietet essich an, statt auf Wettbewerb verstärkt aufKooperation zu setzen, dies auch in einemunternehmensübergreifenden Kontext. EineStudie der DB Research sagt voraus, dass derWertschöpfungsanteil der Projektwirtschaftbis zum Jahr 2020 in Deutschland auf 15 %steigen wird.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schlüsselqualifikationen für den globalenArbeitsmarkt––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Interdisziplinäre und fachspezifischeKenntnisse

– Fähigkeit zum ganzheitlichen und vernetz-ten Denken

– Eigeninitiative und -Motivation, Problem-lösungsfähigkeit und Kreativität

– Teamfähigkeit und soziale Kompetenz– Führung durch Motivation, Dialog und ein-fache Regeln

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die neue Freiheit der Arbeitnehmer und dersich zunehmend verschärfende Kampf der Un-ternehmen um die besten Köpfe führt, soRichard Florida in seinem Werk über diekreative Klasse, zu einer Umkehr der klas-sischen Standortpolitik. Nicht mehr die Ar-beitnehmer gehen dahin, wo die Unternehmensind, sondern die Unternehmen müssen dahin,wo die Arbeitnehmer sind. In Deutschlandsind die zukunftsträchtigsten Standortenach einer Studie der Boston ConsultingGroup und aktuell der WirtschaftswocheMünchen, Stuttgart, Hamburg und Frankfurt,aber auch Münster, Düsseldorf und Dresden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft ist aber keine Einbahnstraße.Daher wird gleichzeitig in vielen Unterneh-men das Maß der Kontrolle, der Effizienzge-danke und der Wettbewerb - auch intern – andie Spitze getrieben. Arbeitnehmer müssensich durch ständige Verfügbarkeit und perma-nente Leistungsbereitschaft auszeichnen.Nicht umsonst steigt die Zahl psychischerErkrankungen kontinuierlich an.

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Page 25: KAP Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ARBEITSWELT 2025 – 4 SZENARIEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Krise der industriellen, auf lohnabhän-giger Beschäftigung basierenden Arbeitsge-sellschaft bringt immer wieder visionäreKonzepte hervor. Ob Ulrich Becks Bürger-arbeit, Frithjof Bergmanns Neue Arbeit oderdas bedingungslose Grundeinkommen, das inDeutschland vor allem von Götz Werner undThomas Straubhaar gefordert wird – alle die-se Konzepte setzen einen breiten Konsens despolitischen Willens voraus, der heute aberin keinem der entwickelten Volkswirtschaftenerkennbar ist. Dagegen wollen wir Zukunfts-bilder stellen, die uns aus heutiger Sichtunter Berücksichtigung zugrunde liegenderTrends und wahrscheinlicher Akteursstrategi-en als plausibel erscheinen und in sich kon-sistent sind.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Aus den vorangestellten Betrachtungen erge-ben sich für uns zwei zentrale Dimensionen,die die Arbeitswelt der Zukunft maßgeblichbeeinflussen werden. Zum einen der Einsatzvon Technologien und zum anderen die Organi-sation der Arbeit. Setzt man diese beidenDimensionen in Verbindung, ergeben sich 4alternative Szenarien, die schlaglichtartig,prototypisch und pointiert ein Bild der Zu-kunft entwerfen und im Folgenden skizziertwerden. Dabei öffnen die dargestellten Kul-turen einen Blick auf die dominanten Prägun-gen der globalisierten, wissensorientiertenArbeitswelt, lassen aber Freiraum für eineKoexistenz unterschiedlicher Arbeitswelten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 1: Open-Innovation-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Open-Innovation-Kultur unterstütztund fördert eine selbst bestimmte Arbeitsor-ganisation den kapitalintensiven und zentralgesteuerten Einsatz neuer Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Formen, in denen wirtschaftliche Akti-vitäten stattfinden, werden gegenüber heutenoch vielfältiger und volatiler. Die Grenzender Organisationsformen verschwimmen weiter.

Hybride Organisationen, zwischen verbindli-cher Rechtsform und informeller Symbiose,werden zu üblichen Bausteinen des Alltagsge-schäfts. Große, mittlere und kleine Playeragieren und kooperieren in einem offenenBusiness-Ökosystem der Wertschöpfungsbezie-hungen. Wo das eine Unternehmen anfängt unddas andere aufhört, wer Partner ist oderWettbewerber, ist unter den Bedingungen vonBeschleunigung und Komplexität kaum zu ent-scheiden. Die Suche nach Innovationen ver-läuft in kooperativen, offenen Netzwerkenvon Unternehmen, Wissenschaftlern, Lieferan-ten und Kunden. Sie werden alle als aktiveElemente der Wertschöpfung betrachtet. DieBrutstätten dieser kreativen Ökonomie sindinnovative kleine und mittlere Unternehmen,die in ihrer Blütezeit häufig von den großenSpielern der globalen Ökonomie aufgekauftwerden. Daher ist die Dominanz globaler Un-ternehmensstrukturen in weiten Teilen nochungebrochen. Dennoch entsteht eine neue wis-sensbasierte Wirtschaftsweise, die letztlicheffektiver agiert als eine rein kapitalin-tensive. Der einzelne Kreative bleibt Teileines globalen wissenschaftlich-technischenKomplexes, nutzt aber als Wissensexperteseine vorhandenen Freiheitsgrade in der Ar-beitsorganisation. In den Wertschöpfungs-Ökosystemen der Zukunft werden Aspekte wieSelbstorganisation und Umweltadaptation,Kreativität und verteilte Intelligenz imZentrum der Organisationsentwicklung stehen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Gestaltung und dem Management der kom-plexen Beziehungsnetze nach innen und außenwird daher in den Unternehmen verstärkt Be-achtung geschenkt. Es findet eine schlei-chende Transformation statt: Unternehmenwerden nicht mehr als kohärente soziale Ge-bilde geführt, sondern sie zerfallen in ei-nen komplexen Verbund von Geschäftsmodulen,die dank leistungsfähiger Vernetzung je nachBedarf und aktueller Strategie umgestaltet,ausgelagert und rekombiniert werden.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 2: Do-it-yourself-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Do-it-yourself-Kultur ist geprägt von ei-ner selbstbestimmten Arbeitsorganisation unddem dezentralen Einsatz von Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die neue Lust am Selbermachen spiegelt sichin der breiten Verfügbarkeit von technischenProduktionsmitteln. Historisch neu, liegthierin einer der wesentlichen Treiber einerneuen Arbeitswelt. Die lokalen Arbeitsstruk-turen werden vor allem durch die revoluti-onsartigen Umbrüche geprägt, die neuartigeFabbingtechnologien erzeugen. Dadurch ermög-lichen spezielle Maschinen wie 3-D-Druckerdie Fertigung vieler Ersatzteile und einfa-cher Gebrauchsgüter von zu Hause aus. NeueMaterialien und individuelle Produktion be-feuern die Kreativität im produzierenden Ge-werbe zusätzlich.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Produktion wurden bereits in denletzten Jahrzehnten von der Massenfertigungüber die Serienfertigung bis hin zur seriel-len Einzelfertigung massive Fortschritte er-zielt. Die dadurch entstandenen Mikromärktewerden zukünftig durch Selbstmärkte abge-löst. Jeder kann mit einem programmierbarenPersonal Fabricator prinzipiell die benötig-ten Geräte und Werkzeuge selber entwerfen,gestalten und produzieren. Zusätzlich wirdes für die Masse spezielle FabShops, von dengroßen Marktteilnehmern errichtete Minifab-riken geben, die man aufsuchen kann, um neueTeller und Tassen, Stühle und Tische, jasogar mit elektronischen Bauteilen verseheneGeräte fertigen zu lassen. Auch defekte Tei-le lassen sich zukünftig am Fabbing-Rechnermittels 3-D-Scanning rekonstruieren. Im In-ternet wird es Tauschbörsen für Datensätzeunterschiedlichster Produktgruppen geben,wie man es heute von der Musik kennt. Diedigitale Manufaktur optimiert die lokalenLebenswelten. Gerade in heute noch unterent-wickelten Regionen der Welt, speziell in Af-rika, erlaubt diese Technologie im Idealfalleinen enormen Entwicklungssprung.

Die industriezeitliche Trennung von Arbeits-und Wohnort sowie von Arbeits- und Freizeitwird in großen Teilen wieder aufgehobensein: Arbeit wird wieder vermehrt lokal ver-richtet, in einer hoch spezialisierten undtechnisierten Wissensgesellschaft eine wahr-scheinliche Lösung. Auch aufgrund steigenderEnergie- und Transportkosten wird die lokaleProduktion und Distribution wieder rentabel.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Aber auch in der Energieversorgung, der Fi-nanzbranche oder dem Gesundheitswesen wach-sen die Peer-to-Peer-Märkte rasch. Es ent-steht eine alternative Ökonomie, in dergroße Teile der Wertschöpfung auf neuen Se-kundärmärkten stattfinden. Über das Web alsVertriebskanal stehen den Vertretern derSelbstversorgerkultur attraktive Nischen-märkte quer über den Globus offen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der dezentrale Technikeinsatz ist zusätzlichSinnbild einer Wiedervergesellschaftung derArbeit und dient der Schaffung einer selbst-bestimmten und selbstorganisierten Ökonomie.Selbst die ehemals aus dem globalisiertenMarkt Ausgegrenzten finden – gefördert durchstaatliche Maßnahmen zur Sicherung des sozi-alen Friedens – eine neue Heimat in der Ar-beitswelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 3: Leadership-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Leadership-Kultur bedeutet den dezentralenEinsatz von Technologien unter den Vorzei-chen einer eher fremdbestimmten Arbeitsorga-nisation, die durch Führungskultur Produkti-vitätsvorteile erzielt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die vordringliche Aufgabe des Managementsbesteht im Setzen von Regeln und Zielensowie in der Moderation und Motivation derMitarbeiter. Statt Wissen zu managen wirdkünftig die Verknüpfung von individuellenKompetenzen zum Aufbau kollektiver Hand-lungsintelligenz unterstützt. Innerhalb ei-nes klar definierten Rahmens haben die Ar-beitnehmer große Freiräume in der Findung

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des richtigen Weges. Die operativen Struktu-ren und Abläufe entwickeln sich im direktenBezug auf die konkrete Aufgabenstellungdurch Selbstorganisation der beteiligtenMitarbeiter.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Arbeitnehmer werden in ihren flexiblenArbeitszeitregelungen individuell durch denEinsatz neuer Technologien unterstützt. Sokönnten biotechnologische Verfahren ange-wandt werden, um Leistungsprofile zu erstel-len und personalisierte Arbeitspläne zuerstellen: Wer ist wann und wo am leistungs-fähigsten? Neue Mensch-Maschine-Schnitt-stellen revolutionieren die Kommunikations-prozesse in Unternehmen. Der dezentraleTechnikeinsatz führt zu einem geringeren Ka-pitaleinsatz, aber auch zu komplexeren Un-ternehmensorganisationen, die wiederum durcheine neue Führungsmentalität kompensiertwerden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 4: Toyota-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Toyota-Kultur verbindet sich einefremdbestimmte Arbeitsorganisation mit demzentral gesteuerten Einsatz von Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der informatisierten Real-Time-Ökonomiedes 21. Jahrhunderts dauert es oftmals nurnoch wenige Monate, bis nach der Einführungeiner Innovation ein ernst zu nehmenderWettbewerber auftaucht. Investitionen müssensich daher immer schneller rechnen. Be-schleunigung und Komplexität sind die nichtreversiblen Begleiterscheinungen einer aufstrikte Produktivität und Effizienz getrimm-ten globalen Ökonomie. Es ist der Triumphder perfekten Organisation, dem alles unter-geordnet wird. Dem hohen Kapitaleinsatz ge-schuldet lautet das Motto: »Die Maschinenmüssen laufen.« Es kommt zu einer weitgehen-den Ersetzung menschlicher Arbeit durchTechnologien. Maschine-zu-Maschine-Kommuni-kation übersteigt die zwischenmenschliche.Es entstehen neuronale Organisationen mit-tels künstlicher Intelligenz, mit der Fähig-

keit zu autonomen Wahrnehmungs-, Erinne-rungs- und Entscheidungsprozessen. Maschinenwerden den Menschen gleichwertige Mitarbei-ter in der Wissensökonomie.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der hohe globale Wettbewerbsdruck auf denentstehenden Echtzeit-Märkten führt dazu,dass immer mehr Arbeitende auf technischeHilfsmittel zurückgreifen, um ihre individu-elle Leistungsfähigkeit zu optimieren. DenSegnungen der Nano-, Bio-, Info- und Cogno-Technologien sei Dank. Die Hoffnungen ausden Zeiten nach der Jahrtausendwende, dassin einer kreativen Ökonomie Ideen und Inno-vationen die zentralen Treiber gesellschaft-licher und wirtschaftlicher Entwicklungsind, haben sich als Trugschluss erwiesen.»Money matters«, Kapital bleibt der Treib-satz in der Ökonomie.

Toyota-Kultur

Open-Innovation-Kultur

Do-it-Yourself-Kultur

Leadership-Kultur

Organisation von Arbeit

Dezentral

Zentral

Selbstbestimmt

Fremdbestimmt

Einsatz von Technologien

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Silent Gliss entwickelt und stellt seit über 40 Jahren anspruchsvolle Sonnenschutzsysteme her. In der Zusammenarbeit mit

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bringen. Bei den neuesten Entwicklungen ließ sich Silent Gliss von der Natur inspirieren.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––HERAUSFORDERUNGEN FÜR GESELLSCHAFTUND UNTERNEHMEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Gesellschaft und Unternehmen in Deutschlandsehen sich vor dem Hintergrund der aufge-zeigten Perspektiven in den kommenden Jahrenmit strategischen Fragestellungen konfron-tiert, die mit den altbekannten Rezeptennicht steuerbar sind.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die fortschreitende Polarisierung der Ge-sellschaft mit den neuen, global orientier-ten Wissenseliten einerseits und den an denRand des Arbeitsmarktes Gedrängten , bietetenormes soziales Konfliktpotenzial. Wie kannhier ein gesellschaftlicher Ausgleich gelin-gen, ohne in den altbekannten Mustern despolitischen Parteienstreits zu versinken?Wie können die Bildungschancen und die Bil-dungsbereitschaft quer über alle Schichtenerhöht werden? Eine aktuelle OECD-Studie be-klagt die im internationalen Vergleich ex-trem niedrige Studienquote in Deutschland.Welche Maßnahmen sind auf der Ebene von Un-ternehmen und Gesellschaft notwendig, um denVormarsch der Frauen auf dem Arbeitsmarktweiterhin zu fördern und zu begleiten? Wiekönnen angesichts des demografischen WandelsÄltere in den Arbeitsmarkt integriert wer-den? Was ist im europäischen Maßstab zu tun,um Migration als wichtigen Wettbewerbsfaktorzu erkennen? Kann es zu einer Neudefinitionsozialer Arbeit unter marktwirtschaftlichenPrinzipien kommen? Der Friedensnobelpreis-träger Mohammad Yunus sagt, dass jedes sozi-ale Problem eine ökonomische Chance sei.Wenn dies in Bangladesch gilt, dann solltees auch in Europa Gültigkeit haben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dabei geht es auch um eine neue Sinnsuche:Das Selbstverständnis einer Gesellschaft,das auf der Integration von Individuen in dieArbeitswelt beruht, steht zur Disposition.Der Soziologe Gerhard Schulze hat in seinemWerk »Die beste aller Welten« die Fragebereits aufgeworfen, wie die Gesellschaft im21. Jahrhundert jenseits der bekannten Stei-

gerungslogik von Wissenschaft und Technik –hervorgerufen durch die arbeitsteiligenWirtschaftsprozesse – Einzelnen einen Sinnverleihen mag oder ob der Einzelne aus seinereigenen Kraft heraus für seine eigene Sinn-stiftung verantwortlich ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Letztlich beinhalten die Fragen nach derzukünftigen Gestaltung der Arbeitswelt so-wohl die Herausforderungen nach einem Erhaltder internationalen Wettbewerbsfähigkeit derdeutschen und europäischen Wirtschaft alsauch nach einer neuen Verfassung sozialerMarktwirtschaften, die die Beziehungen zwi-schen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, zwi-schen Selbstbestimmung und Eigenverantwor-tung sowie staatlicher Daseinsfürsorge undneuen zivilgesellschaftlichen Engagementsneu regelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Die Z_punkt GmbH The Foresight Company istein Beratungsunternehmen für strategischeZukunftsfragen mit Sitz in Köln.HOLGER GLOCKNER ist Director Foresight Con-sulting bei Z_punkt und berät Unternehmen inStrategie- und Innovationsprozessen.KLAUS BURMEISTER ist Gründer und Geschäfts-führer von Z_punkt und verantwortet Innova-tions- und Foresight-Prozesse für namhafteUnternehmen.

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Das traditionelle Officehat ausgedient, meint Dr.Wilhelm Bauer vom Fraunho-fer Institut für Arbeits-wirtschaft und Organisati-on, kurz IAO. Multimedialvernetzte Arbeitsplätzesteigern die Produktivitätvirtueller Teams. Doch da-mit verändert sich auch dieUnternehmenskultur, warntder Arbeitsforscher.

Interview mitDr. Wilhelm Bauer

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DR. BAUER, WIE WIRD SICH DIE BÜROARBEITIN DEN KOMMENDEN JAHREN VERÄNDERN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit den neuen Aufgaben und Technologien wirddas Büro zur Schaltstelle in der Wissens-gesellschaft. Wenn wir im internationalenWettbewerb bestehen wollen, dann müssen wirInnovationen in schneller Folge umsetzen.Aber Innovation entsteht nur dann, wenn dieMenschen mit den besten Arbeitsmitteln inRäumen tätig werden können, die ihre Pro-duktivität unterstützen. Natürlich müssenwir die Prozesse auch richtig managen undeine Innovationskultur aufbauen, die ein»Reizklima« für Höchstleistung schafft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE WEIT SIND WIR DAVON ENTFERNT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es ist schon merkwürdig: Während am Montage-band um jede Sekunde Zeitersparnis und jedenEuro Kostensenkung gerungen wird, bestimmenbei den sogenannten Wissensarbeitern oftnoch Papierberge, antiquierte Arbeitsplätzeund verkrustete Unternehmensstrukturen dasBild. Dabei wächst der Anteil der Erwerbstä-tigen in der Informations- und Wissensver-arbeitung ständig. Das Fraunhofer-Institutwill deshalb frischen Wind in die Bürosbringen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WAS KOMMT DABEI AUF DEN EINZELNEN ZU?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schon jetzt arbeitet eine wachsende Anzahlvon Personen in Netzwerken zusammen. Auf dieOrganisationsstrukturen in Fabrik und Bürowirkt sich das gravierend aus. In deren Mit-telpunkt rückt der Mitarbeiter mit seinerKreativität. Aber auch für die Führungs-prinzipien haben die Veränderungen Folgen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Statt durch formale Autorität zu leiten,sollte das Management Ziele und Aufgabenklar definieren und für den Einzelnen mehrFreiräume schaffen. Unternehmenskultur wirdeine wesentliche Komponente für die Arbeit

der Zukunft sein. Führungskräfte solltenden Mitarbeitern Sicherheit vermitteln, siedazu motivieren, ihre Fähigkeiten einzu-bringen und ihnen mehr Verantwortung geben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE LÄSST SICH DIESE UNTERNEHMENSKULTUR GE-STALTERISCH UND TECHNOLOGISCH UNTERSTÜTZEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das können Sie in der Praxis bereits erle-ben. In Stuttgart betreibt das FraunhoferIAO unter meiner Leitung das Fraunhofer Of-fice Innovation Center. Gleich beim Eintre-ten fällt das offene Foyer auf. Die Büroswerden nur akustisch durch Glaswände ge-trennt, sodass sich jeder Mitarbeiter alsTeil des Teams fühlt. Die Medienräume sindmit Projektionsflächen, interaktiven White-boards, Videokonferenztechnik, Mulitmedia-konsolen und Projektoren ausgestattet. Ser-ver, Internet und Beamer sind drahtlosmiteinander verbunden und lassen sich perFernbedienung steuern, um einen schnellenGedankenaustausch innerhalb des Teams zuermöglichen. Diesem nonterritorialen Bürogehört die Zukunft: Jeder arbeitet an demPlatz, der zur jeweiligen Zeit und Aufgabeam besten geeignet ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE AUSSCHLAGGEBEND IST DIE IT-AUSSTATTUNGFÜR DIE ARBEITSPRODUKTIVITÄT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unsere Office-21-Studie E-Work hat da einendirekten und stark positiven Zusammenhangaufgezeigt. Um Wissen überall zu jeder Zeitzur Verfügung zu stellen, brauchen wir Dis-plays an möglichst vielen Orten, fest einge-baute und mobile. Unverzichtbar sind aucheine Mobile-Working-Infrastruktur, einedeutlich verbesserte intuitive Benutzbar-keit der IT-Systeme – etwa über Sprach- odergestische Interaktion – sowie echtes Plugand play. Aber trotz aller Technologienmüssen wir natürlich weiter persönlichmiteinander reden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE ENTWICKLUNGEN WERDEN SICH AM EHESTENIN DEN NÄCHSTEN FÜNF JAHREN DURCHSETZEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Zellenbüros in Deutschland

Zellenbüros in den USA

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Wir werden nicht mehr an singulären Bild-schirmen, sondern in vernetzten Multimedia-umgebungen arbeiten. Große Projektions-flächen werden die Besprechungsräume prä-gen. Die Mitarbeiter können sich auch durchTelepräsenz hinzuschalten und interaktivalle Informationen bearbeiten. Eine weitereOffice-21-Studie hat gezeigt, dass vieleBesprechungsräume den heutigen Anforderun-gen nicht mehr genügen und moderne Techno-logien und Medien bislang kaum zum Einsatzkommen. Doch der durchschnittliche Wissens-arbeiter verbringt etwa ein Fünftel seinerArbeitszeit in Besprechungen, Führungs-kräfte sogar bis zu 60 Prozent. Es lohntsich also, hier wesentlich mehr zu inves-tieren.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––UND WANN AMORTISIEREN SICH DIESE AUSGABEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wenn wir mittels der Technik dazu beitragenkönnen, dass die Mitarbeiter produktiverarbeiten – und unsere Studien belegen dies– rechnen sich Investitionen innerhalb ei-nes sehr kurzen Zeitraums.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE LÄNDER VERZEICHNEN DIE GRÖSSTENFORTSCHRITTE BEZÜGLICH MODERNER BÜROWELTEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In Deutschland dominiert das Zellenbüro,obwohl es bei Studien sehr schlecht ab-schneidet. Es hat einen Anteil von rund 70Prozent an den Büroarbeitsplätzen – gegen-über 30 Prozent in den USA und 20 Prozent inGroßbritannien. In China und Japan ist esweitgehend unbekannt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ABER DIE MITARBEITER SCHEINEN SICH DARINWOHLZUFÜHLEN.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das liegt vor allem an der offensichtlichenRückzugsmöglichkeit und der möglichen Indi-vidualisierung mit persönlichen Gegenstän-den. Flexible Lösungen schließen dies je-doch nicht aus. Trotz eines nachgewiesenenZusammenhangs zwischen Wohlfühlen und Moti-vation dienen Büros mehr denn je der Inter-

aktion und nicht dem Rückzug. Es wärefalsch, Wohlfühlen allein auf die Raumformdes Zellenbüros zu reduzieren. Flexible undmoderne Bürolösungen tragen dazu bei, denderzeit sehr starken Kostendruck abzufan-gen. In manchen Branchen sind ständig bis zu40 Prozent der Belegschaft auf Dienstreiseoder sonst abwesend, sodass viele Büros leerstehen. Die braucht man nicht mehr, wenn dieMitarbeiter ohnehin von einem Schreibtischzum anderen pendeln. Deshalb setzen großeUnternehmen wie Interpolis in den Nieder-landen, Nordea in Stockholm, die DeutscheBank oder auch die Santander Bank inDeutschland zunehmend auf Flexibilität beider Büroarbeit.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Als Institutsdirektor leitet DR. WILHELMBAUER am Fraunhofer Institut für Arbeits-wirtschaft und Organisation IAO das Compe-tence Center »New Work«. Die inhaltlichenSchwerpunkte der Arbeiten sind Arbeits-forschung, Finanzdienstleistungskonzepte,Arbeits- und Bürogestaltung. Bauer verant-wortet Projekte in den Bereichen Strategie-entwicklung, Arbeitsgestaltung und ChangeManagement. Er ist Autor von mehr als 200wissenschaftlichen und technischen Veröf-fentlichungen. An den Universitäten Stutt-gart und Hannover ist er Lehrbeauftragterfür Arbeitsgestaltung

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»Der Mensch strebtdanach, in sich selbstdas Leben, die Arbeitund die Sprache zubefreien.«

Gilles Deleuze

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Dass sich in der Arbeitswelt dramatischeVeränderungen vollziehen, ist nicht zu igno-rieren. so viel offene Zukunft der Arbeitwar noch nie.Handelt es sich dabei um revolutionäre Ver-änderungen Oder tun sich hier Zukunftskräfteauf, die philosophisch AUF die Gesellschaftinsgesamt und AUF den homo sapiens sapiensals solchen WIRKEN?

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Bernd Ternes––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––I. DIE WIEDERAUFERSTEHUNG DESARBEITSBEGRIFFS––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ohne Zweifel: Im Begriff der Arbeit tut sichwieder etwas, praktisch wie theoretisch.Praktisch hat eine kürzlich erschienene, in-ternationale STUDIE ZUR ZUKUNFT DER ARBEIT1

den Nachweis erbracht, dass Experten aus Un-ternehmen, Wissenschaft und Forschung im Be-reich Arbeit VON DRAMATISCHEN FLEXIBILISIE-RUNGEN OPERATIVER ARBEIT AUSGEHEN – und diesinnerhalb der nächsten fünf Jahre. Fort-schreitende Globalisierung und Technisierungder Kommunikation, Telearbeit, virtuelle Un-ternehmen, nonterritoriale Bürokonzepte, vorallem aber »kontraktuelle Netzwerke« werden,so die Studie, zu einer Art Kulturrevolutionin den lebensbiographischen Konzepten jedesEinzelnen, aber auch in der Gestaltung sozi-aler Beziehungen führen.Theoretisch hat Maurizio Lazzarato, der überKommunikation und Informationstechnologienforscht, dazu mit dem Begriff der »immateri-ellen Arbeit« eine Sicht etabliert, in derWertschöpfungsfähigkeiten auch jenseits desMarktes als Arbeit diskutiert werden können.

Die Zukunft? In Arbeit!

DIE HETEROGENE ARBEITSWELT IST ERWACHSEN ge-worden. Sie ist in ein Stadium des gesell-schaftlichen Experiments getreten, in demglobalisierende, kommunikationstechnischeund soziale Kräfte FÜR EIN VOLUMEN AN OFFE-NER ZUKUNFT SORGEN, WIE ES NOCH VOR 25 JAHRENKAUM JEMAND FÜR DENKBAR HIELT, der ein offe-nes Ohr für neomarxistische und postmoderneTheorien hatte: Von der »Krise der Arbeits-gesellschaft« (C. Offe), vom »Abschied desProletariats« (A. Gorz), vom »Ende der Mas-senproduktion« (M. J. Piore & Ch. F. Sabel)war soziologisch die Rede. Und philosophischdavon, dass Arbeit als zentrale Denkkatego-rie durch den Begriff der Interaktion er-gänzt werden müsse (J. Habermas), weil nuneher Kommunikations- denn Produktionsver-hältnisse Aufschluss darüber geben können,wie es sich mit der Moderne verhält.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ARBEIT UND FREIZEIT, ARBEIT UND FREIHEITSCHNEIDEN SICH NICHT MEHR, so die pointierteÜberzeugung der 1980er-Jahre (H. Müller).Der arbeitende Mensch ist und bleibt drei-fach entfremdet in ihr. In ihr drücke sichkein dynamischer Prozess dialektischer Ent-wicklung des Menschengeschlechts mehr aus –vielmehr gehöre sie nun schlicht und einfachdem Wirtschaftssystem an und erzeuge nurnoch entweder arbeitsmarktpolitisches oderergonomisches Interesse. In Zukunft, so diePointe damals, beherbergt »die Arbeit« nichtmehr wichtige Anteile der Zukunft, sondernverwaltet nur noch die sozialen und psycho-logischen Begleitschäden ihrer zunehmendenAbwesenheit.Doch erste Zeichen zeigen, dass es anderskommen wird. DER ZENTRALBEGRIFF FÜR DIE WIE-DERAUFERSTEHUNG DER ARBEIT HEIßT GEGENWÄR-TIG: NETZWERK. Netzwerkarbeit erweitert undverändert auf noch unabsehbare Weise dasVerhältnis von Arbeit und Leben, vor allemvon Arbeit und Sprache. In ihr scheint einegrundlegende Entwicklung von Mensch und Ge-sellschaft wieder auf Touren zu kommen.

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II WIE VIEL ABWESENHEIT VERTRÄGTNETZWERKARBEIT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft der Arbeit wird sich durch eineenorme Technisierung von Arbeitskulturen unddurch eine mögliche Kultivierung von Arbeits-techniken auszeichnen:ARBEITSLEISTUNGEN, DIE NOCH MAßGEBEND INFACE-TO-FACE-VERHÄLTNISSEN RUHEN, SCHWÄCHENSICH AB. Dafür nehmen Kommunikationsfrequenz,coderegulierte Zugänglichkeit und digitaleIdentitätsarbeit unter Abwesenheitsbedingun-gen zu. Das erfordert neue Bemessungskriteri-en für die Güte der Arbeits leistung, dienicht mehr nur die Sache betreffen, sondernauch die anonyme Kommunikationsatmosphäreselbst.Noch steht diese Technisierung aus der Sichtdes Individuums unter negativen Vorzeichen.Denn sie beschreibt die Auflösung undVerflüssigung der Sinnlichkeit, der Bindungs-festigkeit sozialer Beziehungen, des Reflex-ionsvermögens als Folge der Anpassung des In-dividuums an die neuen Prozesse des kapitalis-tischen Wirtschaftens – und zwar auch undgerade in Netzwerken.DIE KOMMUNIKATION IN NETZEN, DIE DANK DERDIGITALEN CODIERUNG IMMER MEHR ANWESENHEITS-UNABHÄNGIGKEIT MÖGLICH MACHT, BRAUCHT RÜCK-SICHTEN auf kulturanthropologische und physi-kalische Beschränkungen der Kommunikations-verhältnisse. Doch diese Rücksichtenmedientechnologisch zu »verdinglichen«, alsoBedürfnisse »menschlichen« Sozial- undTauschverkehrs zu abstrahieren und zu durch-dringen, stellt sich als eines der erheblichs-ten Probleme gegenwärtiger Sozialtechnologiedar. Wenn man die Formatierungsmacht der neuenKommunikationsverhältnisse für die Sozialitätder Arbeit von Menschen im Auge behält – alsodaran festhält, dass die unglaubliche Ge-schichte der industriellen Moderne (mit ihrenFoci ENERGIE und MATERIE) doch nur Vorbedin-gung einer kommenden, »wirklichen« ge-schichtsträchtigen Zeit war, dann sind wir ge-genwärtig in der Zeit der Formung, Bearbeitungund Kontrolle von INFORMATION angelangt.

»In zunehmender globaler Dynamik werden dieZeiträume von idea-to-market immer kürzerund der RUF NACH INNOVATIONEN RICHTET SICHWENIGER AN DEN EINZELNEN ALS VIELMEHR AN GE-MEINSCHAFTEN«, heißt es etwa bei Medienge-stalter Peter F. Stephan, »vorteilhaft isthier eine größtmögliche interne Offenheitund Fehlertoleranz, die nur aus Vertrauenerwachsen kann. Während große Teile dertechnischen Produktion mittlerweile gut te-lematisch abgewickelt werden können, zeigtsich in der Entwicklungsarbeit, dass dasharte soziologische Kriterium von ›Inter-aktion als Kommunikation unter Anwesenden‹[...] von Bedeutung bleibt. Durch gemeinsamenKontext wird ein unsprachlicher ›Hintergrunddes Wissens‹ [...] wirksam, der medial bisherkaum vermittelt werden kann.«2

Während also kommunikationstechnologisch ei-ne Darstellbarkeit des Datenverkehrs längstkeine Probleme mehr bereitet, FEHLT EINEKULTURTECHNIK IM UMGANG MIT NICHT ANWESENDENPARTNERN, DIE EINE „NEUE“ FORM DER VERTRAU-ENSPRODUKTION GARANTIEREN MÜSSTE. Bis heuteist es vornehmlich das Kommunikationsdesign,das diese Aufgabe übernimmt: Es soll anonymVertrauen produziert werden. – Der Bedarf anVertrauen als Reduktion von Komplexitätnimmt rasant zu, zugleich aber die Situati-onen ab, in denen sie sich entwickeln kann.Es fehlt also immer noch eine Kulturtechnik,die Abwesenheitsbeziehungen nicht mehr defi-zitär bedeutete, sondern Nichtnähe als ei-genständigen Referenzrahmen akzeptierte fürdie Kreation bis jetzt unbekannter Formendes Vertrauens und des Sich-auf-jemanden-Verlassens.3

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––III. SPRACHE UND ARBEIT RÜCKEN ZUSAMMEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Von Günther Anders stammt der Gedanke, dassdas innere Band zwischen menschlicher Vor-stellung und technischer Herstellung zerris-sen sei. Eigentlich Entwickler der technisch-zivilisatorischen Welt, VERKOMME DER MENSCHZU EINER ANTIQUITÄT, DER MAN EIGENTLICH NURNOCH PFLEGLICH BEGEGNEN KÖNNE, indem man

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»In zunehmenderglobaler Dynamik werdendie Zeiträume vonidea-to-market immerkürzer und der Ruf nachInnovationen richtetsich weniger an denEinzelnen als vielmehran Gemeinschaften.«

Peter F. Stephan

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Marx lässt grüßen:Visionen der Flexibilisierung_______________________________________________

sein Gesicht wahrt und so tut, als sei er,der Mensch, unerreichbar darin, Selbstzweckzu sein – etwas, was keinem Artefakt zuge-schrieben werden kann, außer der Kunst.Gegenüber einer darauf aufbauenden posthis-torischen Sichtweise kann man aber eine an-dere Sicht geltend machen.In dieser rücken drei elementare Daseins-dimensionen des Menschen – Leben, Sprache,Arbeit – auf neue Art zusammen und bildeneine Melange aus Kultur und Technik, Lebens-welt und Rationalität, die als heißes Mediumbeschrieben werden kann:EIN MEDIUM, DAS DIE KRAFT HABEN KÖNNTE,SOZIALEN WANDEL IN SOZIALE ENTWICKLUNG, IN»SOZIALEN FORTSCHRITT« ZU TRANSFORMIEREN.Das stellt für die deutsche Geistesgeschich-te ein Novum dar, war doch in ihr die Tren-nung zwischen dem arbeitenden und dem spre-chenden Wesen namens Mensch besondersausgeprägt. Die drei Bewegungen, die dasVerhältnis zwischen Arbeit und Sprache alsunversöhnliches entworfen haben, warenRomantik, Marxismus und die Theorie derPosthistorie.Doch die einstige Aufrechterhaltung des Hi-atus zwischen Kultur (›Lebenswelt‹) auf dereinen und Technik (›Rationalität‹) auf deranderen Seite ist heute mehr als nur imFluss.ARBEIT, BISHER INBEGRIFF DES MATERIELLEN,GREIFT MEHR DENN JE INS IMMATERIELLE; dasImmaterielle, bisher Inbegriff der Sphärejenseits der Arbeit, immer mehr ins Wert-schöpfende. Produktions- und Kommunikations-kräfte werden PRAKTISCH und DYNAMISCH stär-ker voneinander abhängig und damit offen fürdie Möglichkeit, dass jetzt, nach den Sack-gassen des Idealismus und Materialismus, ei-ne neue SYNTHESIS auf dem Weg ist. Mit allenProblemen, Verletzungen und Entfremdungen,die die Geschichte bereithält. ABER AUCH MITDER AUSSICHT, DASS IN DER ZUKÜNFTIGEN„VERNETZTEN“ ARBEIT DIE ZUKUNFT DER GE-SCHICHTLICHKEIT DES MENSCHEN SICH KUNDTUT.DIE IMMER IN ARBEIT BEFINDLICHE ZUKUNFTLIEGT ALSO WIEDER: IN DER ARBEIT.

Flexibilisierung der Arbeits- und Lebensver-hältnisse, lebenslange Ungewissheit, perma-nente Offenheit und Innovationszwang: Wassich wie eine kulturpessimistische Aufzäh-lung gegenwärtiger Verhältnisse anhört undim Ausdruck des »flexiblen Individuums« im»neuen Kapitalismus« seinen Begriff gefundenhat (Richard Sennett), war im 19. Jahrhun-dert noch Zeichen dafür, dass sich die »ka-pitalistischen Verhältnisse« von sich ausüberwinden werden.Marx und Engels sahen in der sogenannten To-talität des entwickelten Individuums einenotwendige Bedingung für den freien Menschender Zukunft. An diesem entwickelten Indivi-duum arbeitet der Kapitalismus tatkräftigmit. In den Grundrissen (o.J., 79ff.) liestman, bezogen auf die Entwicklung der Indivi-dualität des Menschen, diese Sätze:»Die universal entwickelten Individuen [...]sind kein Produkt der Natur, sondern der Ge-schichte. Der Grad und die Universalität derEntwicklung der Vermögen, worin diese Indi-vidualität möglich wird, setzt eben die Pro-duktion auf der Basis der Tauschwerte vor-aus, die mit der Allgemeinheit die Entfrem-dung des Individuums von sich und vonandren, aber auch die Allgemeinheit und All-seitigkeit seiner Beziehungen und Fähigkei-ten erst produziert.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der naturwüchsigen Gesellschaft, so Marx,werde jedem die Arbeit zugeteilt, trete dieeigene Tat dem Arbeiter als fremde Machtgegenüber, »[...] während in der kommunisti-schen Gesellschaft, wo Jeder [...] sich injedem beliebigen Zweige ausbilden kann, dieGesellschaft [...] möglich macht, heute dies,morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nach-mittags zu fischen, abends Viehzucht zutreiben, nach dem Essen zu kritisieren,wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger,Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.«(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW,Bd. 3, 33).

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Umformuliert heißt das: In der kommunistischenGesellschaft könne DAS INDIVIDUUM IN UND MITEINER VIELFÄLTIGKEIT ALLES WERDEN, ALLES TUNKÖNNEN, OHNE SEIN ZU MÜSSEN, WAS SIE TUN. DasBauprinzip für die soziale Adressabilität seiunabhängig von den zurechenbaren Tätigkeitenund Arbeiten – und entspricht damit erst derTotalität der Bildung des Individuums. Diekapitalistischen Festsetzungen der Individuen(also nur etwas zu sein und anerkannt zu wer-den, wenn man was hat, nämlich Geld und Re-putation) hörten damit auf:»Dieses Sichfestsetzen der sozialen Tätig-keit, diese Konsolidation unsres eignen Pro-dukts zu einer sachlichen Gewalt über uns,die unsrer Kontrolle entwächst, unsre Erwar-tungen durchkreuzt, unsre Berechnungenzunichte macht, ist eines der Hauptmomentein der bisherigen geschichtlichen Entwick-lung, und eben aus diesem Widerspruch des be-sondern und gemeinschaftlichen Interessesnimmt das gemeinschaftliche Interesse alsStaat eine selbständige Gestaltung, getrenntvon den wirklichen Einzel- und Gesamtinter-essen, an, und zugleich als illusorische Ge-meinschaftlichkeit [...].« (ebenda, 33).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Natürlich ist es leicht, die Assoziation zwi-schen Marxens Vorstellung eines befreiten In-dividuums im Kommunismus und den gegenwärti-gen Erscheinungen des flexiblen Individuumsim globalisierten Kapitalismus abzuweisen:Im früheren Kapitalismus musste man das tun,was die Verteilung der Arbeit einem zuwies.Das, was man tat, musste man auch sein undbleiben, um nicht »die Mittel zum Leben zuverlieren«. Heute hingegen muss man, um nichtdie Mittel zum Leben zu verlieren, alles sein– flexibel und sich jeder neuen Arbeitsver-teilung und Arbeitszuteilung aufgeschlossenzeigen. Es hat sich also nichts am Struktur-prinzip des Ausgeliefertseins geändert.Dieser Kritik ist darin zuzustimmen, dass sieden Unterschied zwischen der Bedeutung vonArbeit im Kapitalismus und der Bedeutung vonArbeit im Kommunismus deutlich macht. Marxwar davon überzeugt,

»[...] daß in allen bisherigen Revolutionendie Art der Tätigkeit stets unangetastetblieb und es sich nur um eine andre Distri-bution dieser Tätigkeit, um eine neue Ver-teilung der Arbeit an andre Personen handel-te, während die kommunistische Revolutionsich gegen die bisherige Art der Tätigkeitrichtet, die Arbeit beseitigt und die Herr-schaft aller [...] Klassen mit den Klassenselbst aufhebt, weil sie durch die Klassebewirkt wird, die in der Gesellschaft fürkeine Klasse mehr gilt [...].« (ebenda, 69f.,kursiv B.T.)––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indes: Es könnte sich herausstellen, dassdie von Marx konstatierte Verflüssigungstarrer Verhältnisse kulturtechnisch bereitsim Kapitalismus passiert, wenn auch meistunter kulturpessimistischen Vorzeichen. DieVerflüssigungen (Liquidationen, Auflösun-gen), die Marx und Engels meinen, befindensich im gegenwärtigen Kapitalismus in einerPhase, in der sie erst noch kulturell undnicht allein politisch entfaltet werdenmüssen – mit allen Paradoxien, die unver-meidlich sind. »Die Geschichte ist nichtsals die Aufeinanderfolge der einzelnen Gene-rationen, von denen jede die ihr von allenvorhergegangenen übermachten Materiale, Ka-pitalien, Produktionskräfte exploitiert, da-her also einerseits unter ganz verändertenUmständen die überkommene Tätigkeit fort-setzt und andrerseits mit einer ganz verän-derten Tätigkeit die alten Umstände modifi-ziert [...].«(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW,Bd. 3, 45, kursiv B.T.)––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1 Erstellt von Wilhelm Bauer u.a. am Fraun-hofer IAO.

2 Peter Friedrich Stephan, Nicht-Wissen alsRessource ...“, in: i-com. Zeitschrift,Heft 2/2006, p4-10b, p8.

3 Siehe fürs „Tauschvertrauen“ durch neueFormalsprache Pierre Levy,www.collectiveintelligence.info/documents

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morgensjagen,nachmittagsfischen,abendsViezuchtMarxEngels

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BERND TERNES, Jahrgang 1964, Studium derSoziologie, Philosophie und Politik in Frei-burg, Frankfurt am Main und Berlin bei Dux,Habermas und Kamper. PD am Institut für So-ziologie der FU Berlin, Gründer der Arbeits-gemeinschaft »menschen formen« Berlin,Schwerpunkt Gesellschaftstheorie und Histo-rische Anthropologie, wohnhaft in Köln,arbeitet seit vier Jahren an einer kultur-anthropologischen Theorie der neuen Medienim Begriff der »technogenen Nähe«.

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Pssst: Die große Stille_______________________

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Hohe Geräuschpegel minimieren die Arbeitsleistung.Jens-Michael Baumann, einer von Deutschlands

Top-Akustikern, hilft die Konzentration wiederzufinden.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––KAP MAGAZIN: WAS IST DER AM HÄUFIGSTEN ANZU-TREFFENDE MANGEL IN BÜROGEBÄUDEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Jens-Michael Baumann: Der häufigste Mangelist noch immer die Raumakustik. Seit man dieoffenen Bürolandschaften in den 1980er-Jahren plante, den Open Space, hat sich dasProblem deutlich verschärft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES STUDIEN, NACH DENEN MENSCHENAM ARBEITSPLATZ BESONDERS SENSIBEL AUFSTÖRGERÄUSCHE REAGIEREN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das Hörzentrum in Oldenburg hat festge-stellt, dass Wort- und Satzgeräusche, dieman verstehen kann, störend sind. Sie lenkenab, denn man kann nicht weghören. Fastdreißig Prozent der Leistungsfähigkeit fal-len weg. Anders ist es bei einem konstantenGemurmel – das Gehirn kann abschalten undsich konzentrieren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE SCHAFFEN SIE ABHILFE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der erste Schritt ist die Lärmpegelmessungund die Beobachtung, wo und wie gearbeitetwird. Also: Wo braucht man Kommunikation undwo Konzentration? Danach beginnen wir mitder Akustik-Planung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE LASSEN SICH ÄSTHETISCHE GESICHTSPUNKTEMIT EINER SOLCHEN PLANUNG ZUSAMMENBRINGEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist kein Problem, wenn man von vorn-herein die Akustik miteinplant. In dieserintegrierten Planung kann man festlegen,wie das ästhetische Ergebnis ausieht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIRD DER AKUSTIK HEUTE BEI DER BAUPLANUNGMEHR BEDEUTUNG GESCHENKT ALS FRÜHER?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, aber die integrierte Planung, das heißtunser Beitrag schon von der Planung an,macht dreißig Prozent der Aufträge aus. DerGroßteil ist, akustische Nachsanierungendurchzuführen. Und die werden hinterherviel teurer. Als Beispiel: Eine integrierteAkustikplanung kostet mich rund 100 Euro proQuadratmeter. Bei einer Nachsanierung mussich mindestens vierzig Prozent mehr rechnenund man sieht es natürlich auch eher.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE PRODUKTE SETZEN SIE FÜR IHRE ARBEITEIN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ich arbeite oft mit Kvadrat-Produkten, zumBeispiel Soft Cell. Das Produkt ist ästhe-tisch, es vermittelt eine visuelle und akus-tische Behaglichkeit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ZUR ERKLÄRUNG – DAS SYSTEM SOFT CELL BASIERTAUF EINEM ALUMINIUMRAHMEN, AUF DEM GESPANN-TE TEXTILIEN DIE ABSORPTION VON GERÄUSCHENUND DIE ÜBERTRAGUNG VON LICHT UND FARBESTEUERN. WIE LÄSST SICH DAMIT BEHAGLICHKEITSCHAFFEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Behaglichkeit ist die Grundlage einerLeistungsmotivation. Ich werde gestörtdurch Blendung und Schall – das mindert En-ergie. Soft Cell ist nah am Zeitgeist, dennman kann jede Größe und jeden Stoff auf die-sen Rahmen einsetzen. Das macht unsere Ar-beit sehr flexibel. Dazu sorgt der Stoff fürWärme, Behaglichkeit und eine ansprechendeÄsthetik. Damit kommen wir unserem Zielnäher: das Wohlbefinden des Menschen in sei-ner Umgebung zu stärken.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES VORHER- UND NACHHER-RESULTATE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, diese Resultate sind exakt durch Messun-gen verifizierbar. Für mich ist ein Gebäudedann schön, wenn die Menschen darin lächeln.Bauwerke sind genauso wie Individuen: Siestrahlen von innen. Ein krasses Beispiel fürAkustik war eine Lagerhalle. Wir haben siein ein behagliches Büro verwandelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WAS BEDEUTET FÜR SIE SELBST STILLE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Stille ist zentral am intimen Arbeitsplatz.Aber nicht zu viel, ein guter Hintergrund-Geräuschpegel ist genauso notwendig, um zuaktivieren. Für mich ist wichtig, die Facet-ten von Kommunikation und Konzentrationauszupendeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––BRAUCHEN BÜROS EINE SEELE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, und die kann man schaffen. Ich plädieredafür: raus aus der Trostlosigkeit und reinin die behagliche Bürolandschaft!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Dipl.-Ing. Architekt JENS-MICHAEL BAUMANN,49 Jahre, ist einer der führenden Akustikerin Deutschland. Akkreditiertes Mitglied imArbeitsgremium des DIN Deutschen Institutsfür Normung e.V. Berlin Arbeitskreis –Schallschutz und akustische Gestaltung imBüro – VDI 2569 Planungsbüro Weber Baum.

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Office ohne Nadelstreifen_________________________

»Das oberste Ziel von SMC Alsop bestanddarin, ein einzigartiges, dramatisches

Gebäude zu entwerfen, das als Wahrzeichendienen und diesem Teil von Southwark eine

stärkere, positivere und pulsierendeIdentität verleihen sollte. Die Anordnungübereinandergestapelter Boxen bildet einenmarkanten Blickfang, insbesondere die aufdie Blackfriars Road hinausragende obersteBox. Das Gebäude stellt einen dramatischen

Abschluss von The Cut dar;es ragt unmittelbar vor den Passanten empor,

die aus der U-Bahn-Station kommen.Die Südlondoner Skyline erhält durch

das Gebäude neue Akzente.«

Will Alsop, Architekt

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Page 50: KAP Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Jochen Wittmann––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Alles andere als ein typischer Bürobau: Pa-lestra, ein 12-geschossiger Komplex in Süd-london, setzt neue Maßstäbe. Mit innovati-ver Fassadengestaltung und extravaganterFormgebung hat der britische Star-ArchitektWill Alsop die Branche überrascht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bürobauten sehen häufig so aus wie ihre Be-nutzer: ordentlich, grau, unauffällig. Ge-nau das kann man von Palestra nicht behaup-ten. Der 12-geschossige Bürokomplex im Lon-doner Stadtteil Southwark überrascht inForm und Farbe. »Wir tragen ja auch nichtjeden Tag graue Anzüge«, meint BaumeisterWill Alsop, »warum sollen wir uns mit grauenGebäuden abfinden?« Der für seine avantgard-istischen Neigungen bekannte Architekt hatmit Palestra einen neuen Typus von spektaku-lärem Bürobau geschaffen, der beim Auftrag-geber, am Markt und bei den Kritikerngleichermaßen Beifall erntete. Und daranhatte auch die Lichtlösung ihren Anteil. Beiden britischen »Lighting Design Awards2007« wurde Palestra mit einer besonderenErwähnung in der Sparte Arbeitsplatz ausge-zeichnet.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit seinen zwölf Geschossen, angeordnet umeinen zentralen Gebäudekern, bietet Palest-ra rund 28000 m2 Bürofläche, die dem Nutzerein Optimum an Flexibilität geben. Der Bau-herr wollte ein »landmark building«, einenikonischen Bau, und Alsop löste dies in dervon ihm bekannten Manier. Es ist nicht nurdie polychrome Fassadengestaltung, die dasGebäude unmittelbar ins Auge fallen lässt.Der Architekt entwarf Palestra als eine An-ordnung dreier, übereinandergestapelter Bo-xen, von denen die oberste, dreigeschossigeBox in dramatischer Weise siebeneinhalb Me-ter über den Gebäuderand auf die BlackfriarsRoad hinausragt. Die für Alsop typischen»tanzenden Säulen« am Gebäudeeingang kom-plettieren den avantgardistischen Ansatz.Durch die Tiefe des Gebäudes entstandgleichzeitig eine schwierige Belichtungssi-tuation, die eine große Herausforderung fürden Lichtplaner darstellte. Auch die Innen-ausstattung hatte höchsten Ansprüchen zugenügen, wobei in den Großraumbüros ein mi-nimaler Einsatz von Farbe und ein maximalerGebrauch von Tageslicht dominiert und so ei-ne optimale Arbeitsplatzsituation schafft.Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist diesegegeben: Alsops Leuchtenauswahl fiel aufdie energieeffiziente Einbauleuchte MildesLicht IV – rund 6000 Einheiten wurden einge-setzt –, weil sie sowohl das Tageslicht ide-al komplementiert und sich auch mit ihremminimalistischen Design nahtlos in das En-semble einfügt. Zudem sorgt Mildes Licht IVfür eine angenehme Arbeitsatmosphäre durchdie als gleichmäßig und natürlich empfunde-ne Leuchtdichte im Raum und auf dem Bild-schirm, was gerade in Großraumbüros einwichtiger Faktor ist.

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30ZnZinc 65,38

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Sylvia Leydecker––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das Büro der Zukunft ist ohne Nanotechnolo-gie nicht vorstellbar. Selbst unsere heuti-gen Computer wären ohne diese Schlüssel-technologie nicht denkbar. Als Nanotechno-logie wird heute populärwissenschaftlichdie Forschung in der Oberflächenphysik,Oberflächenchemie, der Halbleiterphysik undin Gebieten der Chemie bezeichnet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es stellt sich also nicht die Frage, ob mandiese Technologie benutzt, sondern wie mansie verwendet. Bereits 1989 manipulierteIBM einzelne Atome, was seinerzeit eine Sen-sation darstellte. Seither ist in der Nano-technologie viel passiert und beeinflusstzukünftige Office Interiors, die sich vonheutigen deutlich unterscheiden werden:Wie, das zeigen zwei kurze Szenarien: DerArbeitsplatz der Zukunft denkt mit. Hochef-fiziente Wärmedämmung, dauerhaft angenehmeLichtverhältnisse und energieeffizient ge-steuerte Raumtemperaturen beeinflussen diezukünftige Arbeitsplatzatmosphäre genausowie schadstofffreie und zudem gut riechendeRaumluft, pflegeleichte und zum Teil anti-bakterielle Oberflächen sowie foliendünneDisplays. Zugleich ist der Arbeitsplatz der

Zukunft sparsam! Deutlich reduzierter Ener-gieverbrauch zur Klimatisierung und gerin-ger Reinigungsaufwand sorgen für verringer-te Kosten im Facility Management, verrin-gerte Betreiberkosten für bessere Mietein-nahmen und damit profitablere Immobilien.Das cleane Office Interior, ökologisch kor-rekt, ökonomisch (auf der Gewinnerseite),übersichtlich, funktional, maßgeschneidert– perfekte Funktionalität, unauffällig inästhetische und emotional ansprechende In-teriors verpackt, erwartet uns.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Noch wird zu selten in entsprechenden Ge-samtkonzepten gedacht, geplant und reali-siert. Profitieren können von der zukunfts-weisenden Technologie nur jene, die sie ein-setzen und effizient nutzen. Denn Nach-haltigkeit und Energieeffizienz sind diegroßen Zukunftsthemen in der Architektur.Nanotechnologie ist als Schlüssel zur Um-setzung zu verstehen und bestimmt zukünftigauch den Bereich der Office Interiors.

Durchblick__________

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Wie wir Nanotechnologie heute schonim Büro der Zukunft nutzen

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Zehn Beispiele, um die Nanotechnologieim Büro heute schon zu nutzen:––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1. DURCHBLICK––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In die Fassaden von Bürogebäuden können pho-tokatalytisch selbstreinigende Gläser inte-griert werden. Indem durch UV-Licht einephotokatalytische Reaktion in Gang kommt,wird aufliegender organischer Schmutz zer-setzt. Er liegt nur noch locker auf und wirdvom nächsten Regen durch einen ablaufendenWasserfilm von der hydrophilen (wasser-anziehenden) Oberfläche leicht abgewaschen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––2. SONNENSCHUTZ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bei störender Sonneneinstrahlung sorgenelektrochrome Gläser der Art »EControl«, inden Fenstern für angenehme Verdunkelung.Durch eine elektrische Schaltung wird dieklare Scheibe schrittweise so weit abgedun-kelt, dass noch Durchsicht besteht. Dieursprüngliche Transparenz lässt sich durcheine weitere Schaltung wiederherstellen.Während des Vorgangs fließt kein Strom.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––3. LICHTHELL––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Angenehmes Tageslicht wird durch den Ein-satz von mit Aerogel gefüllten Verglasungenerreicht. Transluzente Glaselemente sorgen

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> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >Meetingraum im Büro 100% interior mitccflex-Wandbelag »Stardust« –einem der ersten neuen Muster aus der nochzu erwartenden 2nd edition.> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

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nicht nur für weichen und gleichmäßig ge-streuten Lichteinfall, sondern funktionie-ren gleichzeitig als Hochleistungsdämmung,bei der sowohl Heiz- als auch Kühlaufwanddeutlich reduziert sind. Das FüllmaterialAerogel besteht fast zu 100 % aus Luft undsieht nicht nur spacig schön aus – es wurdeauch bei der NASA entwickelt. Winzig kleinePoren bieten den eingeschlossenen Luftmole-külen keinerlei Bewegungsspielraum, worausdie extreme Dämmfähigkeit resultiert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––4. Energiekosten senken––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Energiebedarf durch Heiz- und Kühlauf-wand wird darüber hinaus von Phase ChangeMaterials (PCM) reduziert, die sich als Zu-schlagsstoffe in Form von Mikrokugeln z. B.in Ausbauplatten oder auch im Putz befinden.Temperaturspitzen werden durch die Wärme-speicherkapazität abgepuffert und Raumtem-peraturen gezielt gesteuert. Mikroverkap-selte Latentwärmespeicher wie »Micronal«sind in der Lage, Energie »versteckt« zuspeichern und an den Raum abzugeben oderauch aufzunehmen, sodass nur geringe Tempe-raturschwankungen erzeugt werden.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––5. RAUMLUFT VERBESSERN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Raumlufttemperatur ist eines, Raumluftqua-lität, die international zunehmend hin-sichtlich Geruchs- und Schadstoffen im Fo-kus steht, etwas anderes. Die luftreinigen-de Funktion von verschiedenen Oberflächenwie Teppich, Vorhängen, Farben und GK-Platten hilft, definierte Schadstoffe undstörende Gerüche wie evtl. in der Raumluftvorhandenes Formaldehyd oder auch Nikotinabzubauen. Die Moleküle des Stoffes werdenganz einfach aufgebrochen und damit elimi-niert. Das Sick-Building-Syndrom (SBS) undseine Folgen könnten damit eine vorüber-gehende Erscheinung gewesen sein.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––6. FOLIEN-BILDSCHIRME––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Solange es sie noch gibt, sind Screens völ-lig losgelöst vom Lichteinfall nach Lust undLaune platziert, weil eine Anti-Reflex-Beschichtung vor störenden Spiegelungenschützt. Flache OLED-Folien (organic lightemitting device/Organische lichtemittieren-de Dioden) ersetzen als energieeffizienteund großflächige brillante Displays heutigeFlachbildschirme.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––7. GROSSFLÄCHIGE BELEUCHTUNG––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im gleichen Zug werden OLED-Tapeten, die nurminimal Energie verbrauchen und gleichzei-tig großflächig und hell leuchten, die All-gemeinbeleuchtung ersetzen. Selbstverständ-lich in allen gewünschten Farben und perFernbedienung steuerbar. Andere farbigeOberflächen entstehen durch Effektpigmenteund unterliegen einem stetigen Wandel. Tem-peraturempfindliche oder auch lichtempfind-liche Farbe reagiert auf ihr Umfeld.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––8. BRANDSCHUTZ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Er erfordert keine gesundheitsunzuträgli-chen Flammschutzmittel mehr, die die Raum-luft belasten. Schwer entflammbare Materia-lien entstehen durch glasartige Ummantelungaus einer ultradünnen Beschichtung. Einschwer entflammbarer, stoß- und wasserfes-ter, dabei diffusionsoffener Wandbelag ausNanokeramikpartikeln (ccflex) ersetzt dieheute übliche Glasfaser und im Sanitärbe-reich sogar Fliesen. Dort sind sogenannteEasy-to-Clean-(ETC-)Oberflächen, die sichdurch geringe Anschmutzbarkeit und leichteReinigung auszeichnen, verbreitet. IhreOberfläche ist hydrophob (wasserabstoßend)

und lässt Wasser einfach abperlen. Um diedauerhafte Haltbarkeit zu gewährleisten,ist sie hoch kratzfest und besitzt damit ei-ne erhöhte Abriebbeständigkeit. Edelstahlo-berflächen wirken gepflegt durch eineultradünne Antifingerprint-Beschichtung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––9. BAKTERIENKILLER––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Händewaschen ist nach wie vor erwünscht –dennoch sind sämtliche Griffe und Schaltersowie PC-Tastaturen antibakteriell be-schichtet und machen sich ansiedelnden Bak-terien das Leben schwer. Sie werden zerstörtund können durch eine Antihaft-Funktionauch nicht liegen bleiben, um einen Bakteri-enleichenfilm zu bilden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––10. RESSOURCENSCHONUNG––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Sie ist von der Produktion bis zum Material-verbrauch auch beim Mobiliar von Schreib-tisch bis Drehstuhl angesagt. Ein Anfang istmit dem Stuhl »Myto« der BASF gemacht, deraus einem mit organischen Nanopartikelnversetzten Kunststoff besteht und imSpritzgussverfahren produziert wird. DasFließverhalten und die Verarbeitungstempe-ratur des neuen Kunststoffes »Ultradur

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Highspeed« wurden so beeinflusst, dassletztendlich der Energie- und Materialver-brauch deutlich reduziert ist. Die Stabili-tät wird allerdings noch durch zugesetzteGlasfasern erreicht. In weiterer Zukunftwerden generell nanotube-(CNT-)verstärkte,extrem stabile und gleichzeitig leichteKunststoffe die heutigen Kunststoffe erset-zen. Derartig leichte, aber gleichzeitigextrem stabile Materialien erlauben fili-grane Strukturen und sind äußerst ressour-censchonend.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––MÖGLICHKEITEN, DIE HEUTE SCHON DAS OFFICEVON MORGEN GESTALTEN KÖNNTEN.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schon heute würden konsequent zukunftswei-sende Materialien und Oberflächen die neuenArbeitsplätze prägen – doch noch arbeitenwir in der Spanplatten-Steinzeit. Funktio-nale Oberflächen und Hightech-Materialiensind greifbare Zukunft. Architekten und In-nenarchitekten haben es in der Hand, Bauher-ren auf die konkreten Möglichkeiten und diedamit verbundenen Vorteile aufmerksam zumachen und darüber hinaus produzierendenFirmen Anstöße für Entwicklungen zu lie-fern. Die Basis kommt aus der im Idealfallanwendungsbezogenen Forschung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Alle zusammen formen das Future Office Inte-rior. Kommunikation macht den Anfang – ange-sichts der ständigen Debatten um Nachhal-tigkeit und Energieeffizienz ist Handelngefragt!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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SYLVIA LEYDECKER, Dipl.-Ing. Innenarchitek-tin BDIA, studierte in Wiesbaden und Jakartaund ist Autorin des Birkhäuser-Buchs »Nano-materialien in Architektur, Innenarchitek-tur und Design«. In ihrem Kölner Büro »100 %interior«, das sie 1997 gründete, konzipiertsie kommunikative Räume, die die Unterneh-mensidentität im Sinne der Corporate Iden-tity widerspiegeln. Sylvia Leydecker istSpezialistin für den Einsatz innovativerMaterialien und Techniken.

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26FeIron 55,845

33 AsArsenic 74,244

82 PbLead 207,2

79 AuGold 196,97

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Thomas Trenkamp––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wohltuendes Interieur steigert Motivationund Effizienz in der Arbeitswelt. Eine alteWeisheit, die an Aktualität nichts eingebüßthat. Doch was tut wohl und wie gelingt dieEinrichtung in einer Zeit, die sich an Ge-schwindigkeit und Informationsvielfalt stän-dig zu überholen scheint? Eine Frage, diesich jeder Hersteller von Büroeinrichtungenimmer wieder stellt, die jeden Architektenund Designer bewegt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schnelle Datenleitungen, gut verpackte Me-dientechnik, wechselnde Arbeitsplätze undmobile Möbel organisieren mehr und mehr denArbeitsalltag. Für diese virtuell undschnell werdende Welt den passenden Boden zubieten, verlangt vor allem Gespür für Hand-werk und Qualität. Denn hier, auf dem Bodender Bewegung, liegt die Wurzel des Tuns. Ei-ne Herausforderung, die mit gutem Design undausgewähltem Material allein heute nichtmehr zu bewältigen ist. Mehr denn je sindEigenschaften gefragt, die Belastung undTempo reduzieren, die Gesundheit fördern undfür Entschleunigung im Alltag sorgen.So folgt die Entwicklung eines Teppichbodensnicht nur dem internationalen Maß an Design,sondern vor allem dem menschlichen Maß. Wirerleben derzeit ein Revival an Natürlichkeitund Wärme. Ein Trend, der den Einsatz vonWebteppichböden in Büros begünstigt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DESIGN UND GEFÜHL––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hat die Moderne im 20. Jahrhundert vor allemharte Materialien und klare Formen ins Zen-trum von Architektur und Interieur gerückt,so ist heute längst klar, dass im Spiel ausYing und Yang die Spannung zur Bewegung er-wächst. Hart und weich, Ruhe und Tempo, Lo-gik und Emotionalität ergänzen einander fürausgewogene Verhältnisse – im Leben wie imInterieur. Der Wunsch nach organischer Ge-staltung gehört als Gegenpol schon immer zurSachlichkeit. Denn warme, natürliche Ober-

flächen vermitteln ein angenehmes Gefühl.Als Grenzgänger zwischen Industrie und Ro-mantik, Klarheit und Sinnlichkeit bringt derWebboden ein Wohlgefühl mit seinen Texturenund Farben. Hier setzt Carpet Concept mitseiner Designentwicklung an. Gewebte Struk-turen, hergestellt mit innovativen Techni-ken, sowie fließende Dessins und sensibleMuster zeichnen den Stil der Kollektionenaus. Die Herausforderung für zeitgemäßes Bo-dendesign besteht darin, authentischen Char-me mit einer Überraschung auf den zweitenBlick zu verbinden: unaufdringlich undselbstverständlich auf der einen Seite undAusstrahlung einer ganz individuellen Hal-tung auf der anderen Seite.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Moderne hat uns mit der Vertreibung desOrnaments eine neue Gestaltungswelt ge-schenkt: Sobald nicht mehr Dekoration imVordergrund steht, erfindet man zwangsläufigein neues Produkt. Modische Teppiche gab esgenug. Intelligente, nützliche und moderneBodenbeläge jedoch fehlten. Gutes Designentsteht dabei auf der Basis intelligenterund technischer Konstruktion. Das Nachvoll-ziehbare ist häufig einfach, aber schwer zumachen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––HANDWERK UND NUTZEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Weben gehört zu den ältesten Verfahren, umTeppichböden herzustellen. Zwei Fäden, dielängs laufende Kette und der quer laufendeSchuss, verkreuzen sich in einem Winkel von90 Grad. Damit der Teppichflor entsteht,wird zu diesem Grundgewebe ein Polfadensenkrecht eingearbeitet. Dieser synthetischeoder Wollfaden bildet eine Schlingenoberf-läche oder wird zum Velours aufgeschnitten.Heute lebt das über Jahrhunderte bewährteWebhandwerk durch neue Materialien und Me-thoden der Fertigung sowie durch industriel-le Logistik. Computergesteuerte Webstühlebringen Präzision und Geschwindigkeit. DasGeheimnis guter Webböden besteht jedoch nachwie vor in handwerklicher Meisterschaft.

Grundlegende Tatsachen

Ideen für Webteppichbödenim zeitgemäßen Büro

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Der Nutzen für eine ergonomisch sinnvolleund gesunde Einrichtung ist vielfältig, da-her beweist der Teppichboden in Büros undObjekten mehr denn je seine Tauglichkeit.Teppichböden steigern den Komfort und för-dern die Gesundheit. Dank dichten Materialssteigt die gefühlte Temperatur um bis zuzwei Grad gegenüber Räumen mit Hartbodenbe-lag. So sinken die Heizkosten. Zudem leistensie einen wirksamen Beitrag zur gesundenRaumluft, da sie durch die eingesetzten Ma-terialien die Feinstaubbildung reduzieren.Luftdurchlässige Klimamodule, patentiertdurch Carpet Concept, dienen der Akustik-und Wärmeregulierung. Ihre Fähigkeit zurSchallabsorption übersteigt die aller Hart-böden um ein Vielfaches. In der hoch bean-spruchten Arbeitswelt Büro tragen gute Web-böden zur Schonung von Wirbelsäule und Ge-lenken bei. Sie sind antistatisch und haltendurch ihre Konstruktion größten Belastungenstand.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––QUALITÄT UND WERT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was ein Boden sein Leben lang leistet, ent-scheidet die Herstellung. Hochwertige Mar-kenfasern sichern die Widerstandsfähigkeitund eine lange Lebensdauer. Das veredelteMaterial kann selbst starker Sonneneinstrah-lung widerstehen. So bleibt die Farbigkeitdauerhaft erhalten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Für den ästhetischen Wert sorgt die konse-quente Produktentwicklung. Klassisch moder-nes Design sichert weltweit die gestalteri-sche Langlebigkeit der Kollektionen. Die soentstehenden Produkte sind authentisch imDesign und dauerhaft im Charakter.

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THOMAS TRENKAMP, geschäftsführender Gesell-schafter, gründete 1993 das UnternehmenCarpet Concept.

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< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <Carpet Concept verbindet innovative Materi-alien und überraschendes Design. Davon zeugtauch der Webteppichboden Ply im Design vonCarsten Gollnick. Ply überrascht mit plasti-scher Gestaltung am Boden. Die Kombinationverschiedener Webarten modelliert geometri-sche und amorphe Formen. Der Boden vereintdie Eleganz der Schlinge mit dem Charme desVelours. Durch den partiellen Verzicht aufgewebte Noppen tritt der Fond zutage undwird selbst zum gestaltenden Element. NeueWebtechnik und Bindung gewährleisten dieStabilität.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <In der Carpet-Concept-Teppichfabrik imThüringischen Münchenbernsdorf ist die tex-tile Seele von Carpet Concept zuhause. Hierwird entworfen, geprüft, korrigiert, produ-ziert und konfektioniert.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <

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Zukunft heißt Office-SharingInterview mit Monika Lepel____________________________

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»Wer baut, gestaltet Zukunft«, sagt MonikaLepel, Innenarchitektin. Das Büro derZukunft repräsentiert für sie nichtSelbstzweck, sondern kluges Marketing undFirmenkultur.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST DAS BÜRO HEUTE WIEDER EIN PLATZ FÜREMOTIONALITÄT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Monika Lepel: Büros waren immer ein Platzfür Emotionalität. Heute steht man mehr dazuund erkennt, dass Emotionen für einen dauer-haften Erfolg wichtig sind. Oft wirkt dieEmotionalität im Büro jedoch aufgesetzt –für das eigene Erleben und Denken bleibt we-nig Raum. Uns beschäftigt deshalb die Frage:Wie schaffe ich Räume, die es meinen Mitar-beitern erlauben sich mit ihren eigenenIdeen und Möglichkeiten kulturell und emoti-onal zu verankern––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE BEDÜRFNISSE SPIELTEN DAMALS,SPIELEN HEUTE EINE ROLLE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was sich ganz stark verändert hat: Frühergab es Bekenntnisse. Zum Beispiel zu einemGroßraum kontra Einzelbüro, sie kamen meistvon dem Unternehmer selbst. Heute ist esdifferenzierter, wir suchen die Mitarbei-ter-Beteiligung. Die Frage, die ich zu Be-ginn immer wieder stelle: Wie sind die Ar-beitsmethoden? Ohne ein Organigramm könnenwir gar nicht anfangen. Das hilft uns, Auf-gabenverteilung und Kommunikationsbeziehun-gen zu verstehen. Zentral ist doch: Werbaut, gestaltet Zukunft: Welchen Arbeits-formen bieten wir Raum? Wie möchten Unter-nehmen in Zukunft von innen und außen wargenommen werden?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE GEHEN DIE ARCHITEKTEN HEUTE MIT DEMFAKTOR EMOTIONALITÄT UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indem wir uns mit dem Bauherren austauschen.Welche Persönlichkeit hat das Unternehmen?Die »persona« im antiken Theater war dieMaske, die nicht nur die Rolle festlegte,sondern auch die Stimme verstärkte, so dasssie im ganzen Theaterrund zu hören war. Wirversuchen, durch Räume etwas von dieser Per-sönlichkeit abzubilden. Die Idee ist, In-nenarchitektur als Marketing, als Werkzeugzu begreifen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST DAS WERKZEUG FÜR RÄUME AUCH DESIGN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Vielleicht. Aber unser Ziel ist es ja nicht,uns selbst darzustellen. Nicht jedes Bürodarf ein Feuerwerk von Ideen sein, die sichaufdrängen und später zur Belastungen wer-den. Es geht eher um die Polarität: Auf dereinen Seite das Werkzeug und Marketing, aufder anderen Seite Träume wahr zu machen. De-sign bedeutet für uns mit Proportionen, Ma-terialien Licht und Klang Räumen unverwech-selbares Leben einzuhauchen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DIE NONTERRITORIALEN FLÄCHEN, DIE SCHWIM-MENDEN ARBEITSPLÄTZE SPIELEN HEUTE IM BÜROEINE GROSSE ROLLE. WIE GEHEN SIE DAMIT UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das Bedürfnis nach Differenzierung iststärker geworden. Das permanente Exponiert-sein wird nicht mehr toleriert. Gebäude undBüros werden heute systemgemischt, so istdie Veränderung von Anfang an geplant. Ver-änderung als Teil der Entwicklung zu be-trachten, ist ein großer Schritt nach. Wirversuchen Freiräume zu geben, um Arbeit inwechselnden Konstellationen sichtbar zu ma-chen und zu fördern.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FREIRÄUME – JENE FELDER, DIE KEINEM ZWECKZUGEORDNET SIND – WIE EIN KOPIER- ODER KAF-FEEPLATZ GEHÖREN JA OFT ZU DEN ERFOLGREICHS-TEN MEETING-PLÄTZEN. WAS ZEICHNET DIESEKOMMUNIKATIONSBEREICHE DER ZUKUNFT AUS?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese Freiräume sind Dreh- und Angelpunkte,an denen Kommunikation und Identifikationstattfinden. Sie werden heute immer wichti-ger, denn dort erleben wir Inspiration undvisuelle Belebung. Wir legen nicht nur sehrviel Wert auf die Gestaltung, sondern auchauf die Lage dieser Räume. Man trifft sichdort, wo sich Wege kreuzen. Was muss da pas-sieren? Man darf keine Tür zumachen. Es mussein Bereich sein, der verschiedene Situati-onen zulässt. So wie ein Bahnhof – da mussman anhalten. Ein Boxenstopp - man unterhältsich zunächst privat, dann arbeitsbezogen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES IN DEN FIRMEN GENUG MUTZU FREIRÄUMEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist eine Frage der Firmenkultur. Ent-scheider geben mit dem Mut zu Freiräumen Si-gnale an ihre Mitarbeiter. Bei unserer Pla-nung für den Kabelnetzbetreiber Unitymediahaben sehr viel Wert auf die Meetingpointsgelegt und strategisch geplant, wie die An-eignung gelingen kann. Aufenthaltsqualitätwird dort nicht nur durch eine Espressoma-schine definiert, sondern dadurch, dass aufallen Ebenen vermittelt wird: »Es ist ok,dass Du hier stehst.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WER SICH AM ARBEITSPLATZ WOHL FÜHLT,IST NACH DEM FRAUNHOFER INSTITUT UM RUND54 PROZENT PRODUKTIVER. WIE KANN MAN DIESEBEREICHE NOCH WEITER STÄRKEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ein Meetingpoint kann so gut sein, wie erwill, wenn sich darüber hinaus keiner Gedan-ken macht, ob ich beispielsweise an meinemHauptarbeitsplatz mit dem Rücken zur Türsitze, wird meine Produktivität trotzdemnoch eingeschränkt sein. Wichtig ist, sichdie Abläufe im Büro vor Augen zu halten.Noch sind zum Beispiel die Retreats, dieRückzugsgebiete, bei Firmen eher selten.Sie sind aber ein kommender Schritt.Doch schon heute ist zentral, technischeNeuerungen zu berücksichtigen und einzu-gliedern. Ein Beispiel: Früher konnte einMitarbeiter im Büro nur über die Zentraleerreicht werden, heute nehmen die meistenihre Handys mit und können jederzeit angeru-fen werden. Wenn ich das als Unternehmen to-leriere, muss ich auch die Plätze dazuschaffen. Eine offene Bürostruktur mussdann mit Geschlossenheit konterkariert wer-den, mit Rückzugsgebieten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––BRAUCHEN FRAUEN UND MÄNNER EIGENTLICH UN-TERSCHIEDLICHE FORMEN VON BÜROEINRICHTUNGUND SITUATION?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Frauen organisieren sich anders als Männer.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Männer nehmen Büro als Lebensraum an undidentifizieren sich stärker mit dem Arbeits-platz. Frauen richten ihr Büro eher persön-lich ein, oft gleicht es einem Wohnzimmer.Wenn wir zum Kern oder der Persönlichkeiteines Unternehmens vorrücken, ist es jedochnicht mehr von Bedeutung, ob Frau oder Mannhier arbeiten, dann funktioniert es fürbeide.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ETWA 85% DER DEUTSCHEN ARBEITEN IM SITZEN.VIELE KRANKHEITSFÄLLE RESULTIEREN DARAUS.MEDIZINER RATEN, IM STEHEN ZU ARBEITEN – WIESETZEN SIE DAS UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indem wir uns an den nordeuropäischenNachbarn orientieren und höhenverstellbareArbeitsplätze empfehlen. Im mittlerenManagement ist in der Regel bereits einSteh-Arbeitsplatz vorhanden. Ein zweiterFaktor ist: Durch Planung der Räume Bewegungzu integrieren; Unterlagen in gemeinsamenArchivbereichen unterzubringen, sodass manaufstehen muss, um sie zu holen. Wirarbeiten seit über fünf Jahren in dieserForm. Dazu gehört auch, Treppenhäuser sozu gestalten, dass man Lust hat sie zubenutzen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST »THINKING GREEN« AUCH EIN THEMA FÜRDAS BÜRO DER ZUKUNFT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Green Office heißt für mich: strahlungsarmeGeräte, emissionsarme Rohstoffe, vernünf-tiges Klima. Schade ist nur, dass man»green« in der Regel nicht sieht. Auch dasThema Nachhaltigkeit ist für mich sehr»green«. Das heißt Qualität –und bedeutetfür mich, mehr Angebote zu machen für Men-schen, die ökologisch denken. Zum Beispielmindestens so gute Fahrradabstellplätze zuschaffen, wie es Autostellplätze gibt. Dazueine Dusche und Umkleidekabine im Haus anzu-bieten. »Green Building« würde für michheißen, durch das Gebäude Anlass zu geben,den Energieverbrauch neu zu denken und umzu-wandeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >Mut tut gut – für die Kantine des Kabel-netzbetreibers Unitymedia wählten Lepel &Lepel leichte Möbel, kontrastierten sie mitriesigen Lampen und verliehen dem Raum soeigenen Charme und Witz. Die Mitarbeiterwissen es zu schätzen – immer mehr buchenden Raum für Feiern und Feste.> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE KÖNNTE FÜR SIE DAS OFFICE DER ZUKUNFTAUSSEHEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Für mich ist die Zukunft das Office-Sharing.Man kann es wie ein Carsharing begreifen –als Kooperationsmodell und zugleich alsstrategische Vernetzung der Arbeitsfelder.Mein Credo ist: Die Bürowelt fungiert wieein Stadtgrundriss. Es gibt einen Markt-platz, eine Kirche und Magistrate. Die Of-fice-Sharing-Themen werden sich rund um denMarktplatz ansiedeln. Dort werden interdis-ziplinäre Berufsfelder strategisch mitein-ander vernetzt. So entsteht Neues und wirerleben Inspiration.

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MONIKA LEPEL führt zusammen mit ihrem MannReinhard Lepel seit 1994 das Büro Lepel &Lepel Architektur, Innenarchitektur inKöln. Unter dem Leitgedanken „Beziehungenbauen“ widmen sie sich insbesondere demrichtigen Auftritt von Unternehmen. Durchdie Zusammenarbeit von Architekten und In-nenarchitekten entstehen für unlösbarscheinende Projekte ganzheitliche undüberraschend neue Gedanken.

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< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <Bild vorherige Seite:Frischer Wind in altem Traditionsunterneh-men – für das Bauunternehmen Friedrich Was-sermann Anton Bausinger in Köln gestaltetedas Büro »Lepel & Lepel« den Besprechungs-raum neu: Ein transparentes Oval inszeniertden Raum, den schon zwei Generationen derBausingers benutzten. Sie präsentieren dieneuen Ideen Anton Bausingers des Junior-chefs und unterstreichen mit leichten Mö-beln, Licht und einem theatralischen Bodensein markantes und eigenständiges Profil.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <

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Wohin wird sichdas Arbeitsleben entwickeln?___________________________________________

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sagt Gunter Henn––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Forschung ist Teamarbeit, ihre Ergebnissesind eine gemeinschaftliche Leistung vonForscherpersönlichkeiten mit unterschiedli-chen Aufgaben, Spezialisierungen und Inter-essen. In dieser Zusammenarbeit steckt einPotenzial, das sich nur dann voll freisetzenlässt, wenn die Forschergruppe ihre Beweg-lichkeit ausspielen kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese Beweglichkeit besteht in drei Punkten:Zunächst einmal gruppieren sich einzelneForscher um ein Thema, jeder leistet seinenBeitrag, kommuniziert ihn und reagiert aufandere Forscher. Durch die Vernetzung ist esmöglich, hochkomplexes Wissen zu erzeugenund für andere bereitzuhalten. Diese sehraktive Bewegung innerhalb der Forschergruppeist eine Sammlung auf ein Thema hin. Zurgleichen Zeit ist eine so konzentrierte For-schergruppe permanent auf der Suche nachIdeen, Informationen und Anregungen vonaußen. Ständig fließt Information in dieForschergruppe ein oder wird an andere Teamsweitergegeben. Man könnte von Diffusionsbe-wegungen sprechen. Gerade die Formation alsForschungsteam bietet den Vorteil einervergrößerten Angriffsfläche für den produk-tiven Informationsfluss nach innen undaußen. Schließlich muss es leicht möglichsein, dass sich eine Forschergruppe auflöstund neu formiert, falls ein neues Thema die-se Umorganisation verlangt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die architektonische Gestaltung des Raumsaktiviert genau diese für eine effektive Zu-sammenarbeit notwendige Beweglichkeit. DerRaum ist nicht mehr bloß eine Unterbringungfür Einzelne, die nur dem Namen nach ein Teambilden. Vielmehr »bewegt« der architektoni-sche Raum die Forscher dazu, sich zu sam-meln, auszutauschen und – wenn nötig – neuzu formieren. Der Raum bietet ganz klarPunkte an, wo sich Forscher zur konzentrier-ten Forschungsarbeit um ein Thema gruppierenkönnen. Der architektonische Raum macht je-

dem einzelnen Forscher den gegenwärtigenStand des kollektiven Denkprozesses verfüg-bar. So hat er Angriffspunkte für seineIdeen und kann aktiv an der Entwicklung ei-nes Produkts teilnehmen. Der Raum schafftPlatz für die freie Suche nach Information.Jeder Forscher braucht den Dialog, die Be-gegnung mit anderen Forschern, die ihm neueIdeen einbringt oder seine Arbeit neu ver-stehen lässt. Die architektonische Gestal-tung eröffnet ihm Foren für seine Ideen undFragen. Ist die Arbeit an einem Thema abge-schlossen, erleichtert der Raum durch einenicht zu strenge räumliche Zuordnung dasFinden einer neuen Organisationsform. DieKonzentrationspunkte im Raum bieten bei derNeuformierung eine Orientierungshilfe, denndort zeichnet sich die Gesamtbewegung derForschungsarbeit ab.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Forschung braucht den Wechsel von Konzentra-tion und Kommunikation. Die architektonischeLösung gibt dem Forschungsteam die größt-mögliche Bewegungsfreiheit, dadurch kann dieLeistung jedes einzelnen Forschers in dieZusammenarbeit eingehen und voll zur Geltungkommen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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PROF. DR. GUNTER HENN studierte Architektur-und Bauingenieurwesen in München und Berlin,promovierte an der TU München; 1979 eröffneteer das Büro Henn Architekten, heute in Münchenund Berlin. Schwerpunkte sind Bauten für For-schung und Lehre, Produktion und Entwicklung,Verwaltungsbau und Corporate Architecture.Er ist Professor an der TU Dresden.

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Forschung ist eine kollektive Leistung______________________________________ 69

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the SPIRITof WATER

Bei SYMETRICS bilden nicht die einzelnen Armaturen den Mittelpunkt, sondern der Raum als Ganzes. Er wird durch ein festes Raster definiert, an dem alle SYMETRICS Armaturen und Accessoires ausgerichtet sind. Dadurch gibt es keine willkürliche Anordnung sondern strukturierte Planungssicherheit. Mit Modulen und Komponenten für eine Vielzahl von Anwendungen im Bad. Das SYMETRICS Programm wurde von Sieger Design gestaltet. Den SYMETRICS Prospekt erhalten Sie bei Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Köbbingser Mühle 6, D-58640 Iserlohn, Telefon +49 (0) 2371 433-0, Fax +49 (0) 2371 433-232, E-Mail [email protected], www.dornbracht.com

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Fragt sich Swantje Kühn––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit dem Übergang von der Industriegesell-schaft zur Mediengesellschaft hat sich dieArbeit grundlegend geändert. Aus dem linearenund prozessorientierten Schaffensprozess derModerne ist in der Nachmoderne eine kyberne-tische Kommunikationsstruktur entstanden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Für den Erbringer von Arbeit hat dies weit-reichende Bedeutung, der Solist von einstist heute Teil eines Teams, dessen Qualitäterst durch den Gleichklang aller Akteure de-finiert wird. Galten früher Teamfähigkeit,fremdsprachliche Begabung und Medienkompe-tenz noch als Sonderfähigkeiten, so sinddiese heute Basisvoraussetzungen für jedeBeteiligung an der Wertschöpfungskette einermodernen Dienstleistungsgesellschaft. Das»Team of Stars«, in dem jeder der Hauptdar-steller sein möchte, ist weitgehend dem Ver-ständnis von einem »Star Team« gewichen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Den weitaus stärksten Einfluss auf diesegeänderte Arbeitswelt übt dabei die Com-putertechnologie aus, erst sie lässt uns om-nipotent und omnipräsent werden. Vielschneller als jede andere Technologie in derVergangenheit ändert sie unser Leben und un-ser Verhalten, der Hebel der Entwicklungs-schübe ist exponential. Sie ändert damitauch unsere Arbeit und ihre Prozesse, Ge-sellschaften werden asynchron und verkehrenmiteinander in einem neuen und globalen Vo-kabular des WWW.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit unseren Handlungsspielräumen verlagernsich aber konsequenterweise auch die Orteunserer Handlungen, neben etablierten Märk-ten der Architekten liegen die Zentren unse-res Schaffens heute zunehmend in den Schwel-lenländern, in China, dem Nahen Osten und inRussland.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Doch nicht nur der Ort unseres Handelns,sondern die Größe und Komplexität der ein-zelnen Aufgaben scheinen mit der Entfernung

zu wachsen. Die Kommunikationssysteme ermög-lichen dabei, mit dieser Entwicklung Schrittzu halten, ja – sie beschleunigen selbst dieAbläufe immer weiter. Das Büro des Architek-ten reagiert durch neue Strukturen:Aus der klassischen, top-down-dirigierten,hierarchisch gegliederten Kommandostrukturentsteht eine flach gegliederte Organisati-onseinheit, die als kollektive Intelligenzin der Lage ist, die neuen Aufgabenstellun-gen für die Zukunft neu zu lösen.Gibt es dann in dieser Struktur noch Platzfür den Solisten, als der wir doch alle an-gefangen haben? In steigendem Maße!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nach außen erscheint er nämlich umso mehrgefragt, als die Mediengesellschaft nach er-kennbaren Individuen sucht, sind es doch inder Flut verfügbarer Informationen und Da-ten gerade die Persönlichkeiten, die pola-risieren und Orientierungshilfe geben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Und nach innen? Bezogen auf den Solistenselbst?Auch hier entstehen neue Freiräume, geradedurch die neue Art zu arbeiten. Allein dieVernetzung erlaubt den Solisten, sich aufWeniges und Wesentliches zu beschränken,wegzuschneiden, was andere besser können,zum Einfachen zurückzukehren und sich aufdie eigenen Stärken zu besinnen: unseren Op-timismus und die Gabe, in allen Dingen dasPotenzial für Verbesserung zu entdecken; dieGabe, Räume zu entwerfen, die noch Generati-onen später das Leben bereichern. Und dieGabe, die eigene Arbeit als Ausdruck inners-ten Wollens und Werdens zu empfinden.

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SWANTJE KÜHN, Prof. Dipl.Ing. Architektin,ist Professorin an der Hochschule Ostwestfa-len-Lippe für Architekturtheorie/Entwurf,zugleich Partnerin des ArchitekturbürosGKK+Architekten in Berlin, die national undinternational tätig sind.

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Is the future long or is it wide?_________________________________ 71

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Thomas Willemeit beschreibt, warum.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wir leben in einer Zeit, in der die indivi-duelle Identität eines jeden zunehmend be-einflusst wird von einem letztlich unvorher-sehbaren und gänzlich unkontrollierbarengesellschaftlichen globalen Umfeld. Im glo-balen Kontext ist daher ein wachsendes Spek-trum zwischen zwei sehr verschiedenen, imFolgenden skizzierten Arbeitsrealitäten an-zutreffen:––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Während der Archetypus von Arbeit im »Opfernvon Lebenszeit und Arbeitskraft gegen Be-zahlung« als etwas deutlich oder zumindesttendenziell Negatives subsumierbar ist, ver-schiebt sich das Ideal von Arbeit in westli-chen Gesellschaften schrittweise hin zu ei-nem »Meistern von Herausforderungen alsWerkzeug für die individuelle Weiterent-wicklung«. Schon sprichwörtlich erfordertlebenslang erfüllende Arbeit »LebenslangesLernen« und im Idealfall treffen gesell-schaftliche Bedürfnisse auf persönliche In-teressen. Die Beziehung zwischen beidenscheint jedenfalls offensichtlich zu sein.Persönliche Neugier und ein Umfeld von Chan-cengleichheit scheinen dafür die wesent-lichsten Konstanten zu sein. In der Ausein-andersetzung mit verschiedenartigen lokalensowie globalen Einflüssen, angereichertdurch neue Begrifflichkeiten aus wechselndenLebensräumen und den Medien, werden gesell-schaftliche Herausforderung und die Iden-tität, das Image von Arbeit fortlaufendtransformiert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Auch die Umstände und Rahmenbedingungen fürdas, was wir Arbeit nennen (die auf einen be-stimmten Zweck hin ausgerichtete Lebenszeit),lösen sich mehr und mehr von ihren fest ver-zweigten Wurzeln; durch technologischen Fort-schritt sind wir weniger an Raum gebunden,durch verstärkt interdisziplinäre Netzwerkeweniger an Zeit und somit in der Lage, schnell,flexibel und doch gezielt auf entsprechendeHerausforderungen reagieren zu können.

Mit Blick auf diese tägliche Arbeitspraxisstellen wir daher die traditionellen Grenzenimmer stärker infrage, sind es doch geradedie interdisziplinären Arbeiten und Metho-den, welche in der Lage sind, sich den Her-ausforderungen der Zeit zu stellen. Daherbesteht unsere Arbeit vor allem aus der Ideeder Kollaboration und Synergie, bei der un-terschiedliche Einflüsse, Stile und Wege,Geschmäcker und Kulturen, die im Dialog undder Analyse zu immer neuen Erkenntnissen undBeziehungen führen, zu den entscheidendenMotoren werden. Ein »Infragestellen«, dieKultur der Thesen und Gegenthesen, scheintin einem Umfeld vielschichtiger Fragestel-lungen immer noch am besten geeignet, Syn-these und qualitative Komplexität zu ermög-lichen. Der Reichtum eines solchen Prozesseserlaubt es erst, das Meistern von Einzel-phänomenen zu einem Ganzen zu fügen; so ver-schmilzt im besten Fall das Individualphäno-men (das Individuum) mit einer neuen, ein-zigartigen Form – Arbeit, entstanden ausihren Umständen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es ist dieses Ergebnis und gerade der Weg,der dorthin führt, der GRAFT fortwährend an-treibt; sich weiterzuentwickeln und neu zudefinieren. Wir sind stets erneut auf derSuche nach der nächsten Inspiration, demnächsten »high«, verweigern uns den traditi-onellen, virtuellen und wirklichen Grenzenin der Arbeitswelt, um so in der Lage zusein, eine sich ständig ausdehnende Palettean Lösungen in unserer Arbeit zu erzielen.

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GRAFT ist ein renommiertes Architekturbüro,das 1998 von Thomas Willemeit, LarsKrückeberg und Wolfram Putz in Los Angelesgegründet wurde.Die drei BDA-Architekten, die 2007 den Inte-rior Design Awards gewonnen haben, konntenschon viele große Projekte in den USA, Asienund Europa realisieren.

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GRAFT-Architekten setzen auf:Interdisziplinäres Arbeiten________________________________________________________

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Walldorf ist ein Ort, der sich erst auf denzweiten Blick erschließt. Das teilt er miteinem seiner größten Sprösslinge: JohannJakob Astor wanderte von hier aus im 19.Jahrhundert in die USA aus, um später mitdem Hotel Waldorf-Astoria in New York einImperium zu gründen.

Ein Imperium gründete auch ein anderes Un-ternehmen: SAP, der größte deutsche Softwa-re-Konzern, baute am südlichen Ortsrandhinter grünen Feldern seinen Zukunfts-Campus. Heute arbeiten in der »SAP-City«Walldorf in Nordbaden 3000 Entwickler anSoftware für die betriebliche Steuerung.Ihr Sitz: Ein Bürogebäude, das die Häussler-GmbH aus Stuttgart realisierte. Mit rund2100 Büroarbeitsplätzen, 24 Konferenzräumenund einem Casino für 1500 Menschen. Auch derneue Komplex Campus II ist inzwischen Wahr-zeichen der Stadt. Er nimmt jeweils zweisternförmig angeordnete Bürohäuser ein.Der Name Campus ist übrigens Programm. SAPpflegt eine enge Zusammenarbeit mit den Uni-versitäten und stellt für Forschungs- undLehrzwecke Software-Lizenzen kostenlos zurVerfügung. An der Universität Karlsruhe,der Humboldt-Uni Berlin und der TU Dresdenhat SAP sogar Existenzgründer-Lehrstühleeingerichtet.

Büro-Orte

Software muss in der Internet-Welt einfachund schön sein – so wie die Bürohäuser,in denen sie entwickelt wird

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Hinter den Bürotüren im kleinen Walldorfwerden dagegen weltumspannende Netzwerkegeknüpft: Die Computerprogramme von SAPsind zum internationalen Standard für be-triebswirtschaftliche Steuerung und Planungvon Großunternehmen in der ganzen Welt ge-worden. Für die Programmentwickler selbstwurde deshalb der höchste Bürostandard ein-gefordert. Zentral waren ein gutes Raumkli-ma, eine vernünftige Raumakustik und eineflexible Raumaufteilung. Um die Balancezwischen Wohlgefühl und Arbeitskomfort aus-zutarieren, lieferte die Firma Silent Glisseinen ästhetischen Sicht- und Blendschutz,der die großen Glasfronten im Arbeitsbe-reich zu einem einheitlichen Bild ver-schmelzen lässt. Darüber hinaus setzte derSchweizer Spezialist für Beschattung einFaltpaneel-System für die Konferenzräumeein, das den Blick nach außen flexibel er-möglicht oder auch verschwinden lässt.So entsteht mehr Konzentration und Intimi-tät für ein boomendes Software-Unternehmen,das sich durch zukunftsorientierte und fle-xible Arbeitsplätze in der 14 000 Einwohnerzählenden Stadt nahe Heidelberg auszeich-net. »Das Herz der SAP-Entwicklung schlägtin Walldorf«, sagt Firmensprecher MarkusBerner. »Hier setzt sich keiner mehr ins

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––stille Kämmerlein und kommt nach Monaten miteinem Ergebnis heraus. Die Art von Software,die wir erstellen, braucht die direkte,schnelle Kommunikation an einem Ort.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Komplexität der SAP-Software und dasstetige Wachstum des Unternehmens hatinzwischen nicht nur zur Entstehung zahl-reicher Beratungsgesellschaften geführt,sondern auch eine Erweiterung im Auge. Imsaarländischen St.Ingbert soll der Neubaueines weiteren SAP-Campus entstehen. DasSoftware-Unternehmen investiert zurzeitelf Millionen Euro in ein zweigeschossigesBürogebäude, das im Herbst 2009 fertigge-stellt werden soll. Vielleicht schlägt dannder Beat der Internetwelt nicht mehr inSilicon Valley, sondern bei Walldorf oderSt.Ingbert – made in Germany!

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Blickpunkte setzen - ein weiteres Beispielfür neue Sichtschutz-Lösungen von SilentGliss: die Zeppelin Werke in Garching. Glas,Aluminium und klare Linien prägen den Neu-bau, der standesgemäß am Graf-Zeppelin-Platz 1 angesiedelt ist, 14 000 QuadratmeterBruttogeschossfläche umfasst und Platz fürbis zu 420 Mitarbeiter bietet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Gewünscht war bei der Büroplanung die Schaf-fung von Freiräumen, Moderne, Licht und At-mosphäre in der Arbeitswelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das Konzept dazu: Abgerundete CI-Farben.Stoffe, die den Sicherheitsvorschriften fürGebäude entsprechen. Dazu ein designter Sicht-und Blendschutz für die großen Glasfrontenim Arbeitsbereich––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Wer bin ich?Was möchte ich wirklich tun?________________________________________

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Diese beiden Fragen beschäftigen Claus OttoScharmer vom MIT in Boston seit 16 Jahren.Zukunft ist für ihn kein Erwartungs–, son-dern ein Gestaltungsprozess. Wie man von derZukunft lernen, neue Möglichkeiten entdeckenund ausschöpfen kann, beschreibt der renom-mierte Forscher im KAP Magazin.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Claus Otto Scharmer––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Lässt sich von einer im Entstehen begriffe-nen Zukunft lernen?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Eine meiner elementaren Erkenntnisse ist,dass es zwei unterschiedliche Quellen desLernens gibt: Lernen aus den Erfahrungen derVergangenheit und Lernen aus der im Entstehenbegriffenen Zukunft. Der erste Lerntyp, Ler-nen aus der Vergangenheit, ist gut bekanntund breit erforscht. Er ist die Basis vielerrelevanter Lernmethodologien.1 Im Gegensatzhierzu ist der zweite Lernansatz, wie aus demEntstehen der Zukunft heraus gelernt werdenkann, im Wesentlichen unbekannt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In meiner Forschung habe ich festgestellt,dass diejenigen Praktiker, die mich am meis-ten beeindruckten, seien es Mitarbeiter,Führungskräfte oder Unternehmer, jene waren,von denen man annehmen konnte, dass sie voneinem anderen Kernprozess aus arbeiteten,nämlich von einem Prozess, der uns in ent-stehende Zukunftsmöglichkeiten hineinzieht.Diese Beobachtung hat mich zu der Fragegeführt: Wie können wir eine zukünftige Mög-lichkeit, die entstehen will, besser wahr-nehmen und uns mit ihr verbinden?2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dieses Handeln aus der werdenden Zukunftheraus, also während des Prozesses ihresEntstehens, bezeichne ich als Presencing.3

Presencing (VerGegenwärtigen oder Anwesend-werden) ist die Verschmelzung von zwei Be-griffen: »presence« (Anwesenheit) und »sen-sing« (spüren).Presencing heißt, sein eigenes höchstes Zu-kunftspotenzial zu erspüren, sich hineinzie-hen zu lassen und dann von diesem Ort aus zuhandeln – d.h. ein Anwesendwerden im Sinneunserer höchsten, zukünftigen Möglichkeit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unser Handeln und Denken basiert häufig aufdem »Runterladen« gewohnheitsmäßiger Muster.Ein vertrauter Stimulus löst eine gewohnteReaktion aus. Um jedoch zukünftige Möglich-keiten wahrzunehmen und aus einer entstehen-den Zukunftsmöglichkeit heraus zu handeln,bildet dieses Runterladen ein Hindernis, daes zu einem ständigen Wiederholen von Mus-tern aus der Vergangenheit führt. Die demPresencing zugrunde liegende Frage lautet:»Wie können wir aus der im Entstehen begrif-fenen Zukunft heraus handeln, wie aktivierenwir die tieferen, mehr schöpferischenSchichten eines sozialen Feldes?«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dieser Frage bin ich in den letzten 16 Jah-ren nachgegangen und aus dieser Forschungs-tätigkeit ist ein Prozess entstanden, denich als U-Prozess oder Presencing bezeichnethabe und der auf der Beobachtung beruht,dass das wichtigste Führungswerkzeug dasSelbst ist und dass wir nicht »eins«, son-dern »zwei« sind. Jeder Mensch ist dasSelbst oder die Person, die er oder sie auf-grund eines Lebensweges, der in der Vergan-genheit stattfand, geworden ist. Das giltauch auf kollektiver Ebene für Gruppen oderOrganisationen. Das zweite Selbst ist diePerson oder die Gemeinschaft, die wir in derZukunft werden können. Dieses Selbst oderdiese Person ist unsere höchste Zukunftsmög-lichkeit. Diese zwei Personen oder »Selbst«begegnen sich im Moment des Presencing, alsoim tiefsten Punkt des U-Prozesses.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––An dieser Stelle soll festgehalten werden,dass die Begegnung dieser zwei »Selbst« ei-nen Schritt über eine Schwelle oder einenSchritt durch ein Nadelöhr voraussetzt. Ohnediesen Schritt bleiben Veränderungsbemüh-ungen oberflächlich. Sie berühren nicht denwesentlichen Kern unserer höchsten Zukunfts-möglichkeit. In diesem Schritt werden unserEgo und unser Gewohnheits-Selbst fallen ge-lassen, damit unser Zukunftspotenzial oderunser höheres Selbst realisiert werden kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wenn »Selbst1« und »Selbst2«, das alltägli-che und das höhere Selbst, beginnen mit-einander zu kommunizieren, baut sich einezarte, aber sehr reale Verbindung zu unsererzukünftigen Möglichkeit auf. In Innovations-und Veränderungsprojekten habe ich beobach-tet, dass viele Mitarbeiter in Organisatio-nen diese tieferen Ebenen des U aus ihrereigenen Erfahrung her kannten, die Organisa-tionen, Institutionen und größeren Systemejedoch ausschließlich auf Ebene 1 oder 2operierten. Warum? Es fehlt uns eine sozialeTechnik, die diese unteren Ebenen zugänglichmacht. Ohne diese Kapazität bleiben Prozessein den Strukturen der Vergangenheit. VieleInitiativen zur »Restrukturierung« oder des»re-engineering« bieten Beispiele, dielediglich zu größerer Frustration und Zynis-mus bei den Beteiligten führen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Zugang zu den unteren Ebenen bedarf derEntwicklung einer neuen Art der sozialenTechnik, die auf drei Sensorien basiert, diejeder von uns schon besitzt – ein Öffnen desKopf-Denkens, ein Öffnen des Herz-Denkensund ein Öffnen der Willens-Kapazitäten, dienicht nur auf der individuellen Ebene, son-dern auch auf der kollektiven Ebene ausge-bildet und kultiviert werden müssen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DIE ERSTE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zurÖffnung des Kopf-Denkens, basiert auf unse-rem Vermögen, analytisch und intellektuellsauber zu arbeiten. Häufig wird der Graddieser Fähigkeit mit IQ gemessen. Dies er-

möglicht es uns, mit Zahlen und Fakten umzu-gehen.DIE ZWEITE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zurÖffnung des Herz-Denkens, beschreibt unsereFähigkeit, unsere emotionale Intelligenz(EQ) zu gebrauchen. Emotionale Intelligenzbeschreibt unsere Kapazität, mit anderenmitzufühlen, sich in andere Kontexte hinein-zufinden und aus der Perspektive einer ande-ren Person heraus wahrzunehmen.DIE DRITTE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zurÖffnung des Willens, hängt mit unserem Ver-mögen zusammen, das alte Ich und die altenIntentionen loszulassen und das neue, wer-dende (oder höhere) Ich und die neue Inten-tion anwesend werden und kommen zu lassen.Diese Form der Intelligenz wird manchmalauch als Sinn oder spirituelle Intelligenz(SQ) bezeichnet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Jedes dieser drei Instrumente kann sowohlfür die individuelle (subjektiv) als auchfür die kollektive (intersubjektive) Ebeneausgebildet werden. Am tiefsten Punkt des U-Prozesses, dem Punkt, den ich als Presencingbezeichne, findet eine Verbindung zur Quelledes inneren Wissens statt. Bevor es gelingt,zu diesen tieferen Quellen der Kreativitätund des Wissens vorzudringen, muss ein inne-rer Weg beschritten und eine innere Schwelleüberschritten werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Um mehr über diesen Weg zu erfahren, inter-viewte ich Michael Ray, der einen Kurs überKreativität im Management an der StanfordBusiness School entwickelt hatte. Ich hatteschon öfter mit Teilnehmern dieses Kursesgesprochen, die davon sprachen, wie der Kursihr Leben verändert hat. Ich wollte wissen,wie dieser, laut Fast Company »kreativsteMann in Silicon Valley« Managern hilft, sichmit den Quellen ihrer Kreativität zu verbin-den.4 So begann ich dann auch das Interview:»Wie machen Sie das? Was tun Sie, was denLeuten tatsächlich hilft, kreativer undschöpferischer zu werden?« Ray antwortete:»Eigentlich mache ich in meinen Kursen immer

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das Gleiche. Ich schaffe ein Umfeld, das esden Leuten ermöglicht, die zwei Kernfragender Kreativität zu stellen und daran zu ar-beiten.“ Er machte eine Pause und fuhr fort:»Wer bin ich? (Who is my Self?) – Was istmeine Aufgabe, was will ich wirklich tun?(What is my Work?)«Ray bezieht sich hier nicht auf das gegen-wärtig gewordene Selbst (»self«), sondernauf das zukünftig werdende Selbst (»Self«),d.h. auf unsere höchste zukünftige Möglich-keit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Aufforderung »Erkenne dich selbst«taucht in allen großen Weisheitstraditionenauf. In den Lehren von Gandhi heißt es: „Dumusst selbst die Veränderung leben, die duerhoffst in deinem Umfeld zu erwirken.“ DerSatz »Erkenne dich selbst« ist auch an derEingangspforte des alten griechischen Tem-pels in Delphi eingeschrieben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese zwei Fragen leiten den Schritt durchden Umstülpungsprozess am tiefsten Punkt desPresencing. Sie helfen uns, sich mit derQuelle der im Entstehen befindlichen Zukunftzu verbinden. An diesem Punkt löst sich dieGrenze zwischen den drei Formen von Anwesen-heit auf:(1) die Anwesenheit der Vergangenheit (das

gegenwärtige Feld),(2) die Anwesenheit der Zukunft (das entste-

hende Feld der Zukunft)(3) die Anwesenheit des eigenen werdenden

Selbst.In dem Verschmelzen dieser drei Formen derAnwesenheit verlagert sich der Ort, aus demheraus wir handeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft der Arbeit heißt für mich, In-frastrukturen zu entwickeln, um die im Ent-stehen begriffene Zukunft wahrzunehmen undvon dieser her beginnend zu handeln.Die Zukunft der Arbeit kommt, wenn über-haupt, nur dadurch in die Welt, dass ich michauf einen inneren und äußeren Weg begebe,indem es mir gelingt, anders auf die Dinge

um mich herum zu hören. Keiner hat diese Hal-tung der Achtsamkeit besser ausgedrückt alsMartin Buber: »[... der freie Mensch] lauschtdem aus sich Werdenden, dem Weg des Wesensin der Welt; nicht um von ihm getragen zuwerden: um es selber so zu verwirklichen,wie es von ihm, dessen es bedarf, verwirk-licht werden will, mit Menschengeist undMenschentat, mit Menschen leben und Men-schentod.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1 Siehe Argyris, 1993; Argyris und Schön,

1995; Senge, 1990; Senge et al., 1990;Schein, 1987.

2 Scharmer, 2000a.3 Scharmer, 2000b, 2000c.4 Peter Ross, »The Most Creative Man in

Silicon Valley«, Fast Company, June 2000,S. 274.

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PROF. DR. CLAUS OTTO SCHARMER, Dozent am MIT– Massachusetts Institut of Technology, Bos-ton, USA, repräsentiert mit seinem Ansatzvon »VerGegenwärtigung« (Presencing) einevöllig neue integrale Entwicklung in allengesellschaftlichen Bereichen: die Verbindungdes eigenen Herzens mit Transzendenz, kol-lektiver Weisheit und kluger Technologie.Seine »Theorie U« (2007) ist ein fundierterWegweiser für unsere Wandlung in Richtung»Zukunft jetzt«.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Seit seiner Gründung in der Nachkriegszeitist der Süddeutsche Verlag ein Traditions-unternehmen, das sich inzwischen zu einemder großen deutschen Medienhäuser entwi-ckelt hat.Neben der Süddeutschen Zeitung gehörenTochterunternehmen aus den Bereichen Fach-informationen, Regionalzeitungen und elek-tronische Medien zur Mediengruppe Süd-deutscher Verlag. Um der Modernität und Zu-kunft des Unternehmens Rechnung zu tragen,wurde auch der Neubau des Verwaltungsgebäu-des eine Besonderheit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Insgesamt besteht der von Architekt OliverKühn, GKK+Architekten aus Berlin, entworfe-ne Gebäudekomplex aus dem 100 Meter hohenarchitektonisch prägnanten Hochhaus, einemFlachbau sowie einem lichtdurchfluteten At-rium, das mit einer Breite von 24,3 Meternden kommunikativen Eingangsbereich bildetund die beiden Bürogebäude erschließt.Hinter der transparent leichten Glasfassadegibt es 27 Bürogeschosse für die gesamteVerwaltung des Süddeutschen Verlages sowieein seitlich angelagertes Konferenz-, Kan-tinen- und Ausstellungsgebäude.Ein Gebäudeensemble für 1850 Mitarbeiter,das sich mit schlanker Schmalseite zur Alt-––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––stadt präsentiert und von den Längsseitenaus das Panorama des Umlandes bis zu den Al-pen einfängt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In den Räumen, in denen die erstklassige pu-blizistische, gestalterische und unterneh-merische Qualität der Süddeutschen Zeitunggesichert wird, war auch höchste technischeQualität mit Designanspruch gefragt. DerVerlag entschied sich in den Büros für einbesonders übersichtliches Raumbedienungs-gerät der Firma GIRA: den Gira Tastsensor TS2plus 5fach, ein Multifunktionstastsensormit LCD-Display. Er garantiert heute dieschnelle und unkomplizierte Handhabung vonBelüftung, die individuelle Bedienung vonSonnenschutz, die Temperaturregelung unddas Beleuchtungsszenario. An- und Abwesen-heit im Büro kann durch eine schnelle Prä-senztaste bedient werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Inzwischen sind nicht nur die Büroräume,sondern auch das Gebäudeensemble komplettausgestattet und setzt in der landwirt-schaftlich geprägten Struktur des Gebieteseinen neuen, klar strukturierten Akzent.Ein sonniger Platz als gemeinsames Zentrumdes Süddeutschen Verlages und einer licht-vollen Zukunftsgestaltung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

G’baut is!

Der Süddeutsche Verlag, ein MünchnerTraditionsunternehmen, gestaltet ein StückZukunft im Städtebau

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Page 90: KAP Magazin #2

Frischer Wind in Madrid_______________________

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Das Büro der WerbeagenturGrupo Bassat-Ogilvy

in Madrid soll vor allem eins:den Mitarbeitern Spaß machen!

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wer Spaß am Arbeitsplatz hat, ist motivierter,leistet mehr und kommt gern zur Arbeit – Grundgenug für die Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy –mit 400 Angestellten eine der größten in Madrid– ihre Mitarbeiter in die Büroplanung eng miteinzubeziehen.Rund zwanzig Angestellte suchten Stühle, Tische,Farben und Materialien für ihr Büro aus.Ganz oben auf der spanischen Wunschliste standen:mehr Farben fürs Office. Dazu gehörten witzigeComic-Stripes an den Wänden, bunte Sitzpolsteroder informelle Treffpunkte – ebenfalls mit Mutzur Farbe und markiert durch kirschrote Stühle anStehtischen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Page 93: KAP Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der zweite Wunsch: Transparenz und Licht. DieEinrichtung ist vorwiegend in Weiß gehalten, dazuwurden passende Stühle und Arbeitstische ausge-wählt. Ergonomie war das Schlagwort bei der Suche– ein Muss, wenn man bis zu 16 Stunden auf einemStuhl verweilt. Weil jeder gleichberechtigt mit-bestimmen durfte, haben sich die Werber für denStuhl Modus von Wilkhahn entschieden, der mitseiner markanten Taillenform bereits zum Klassi-ker avanciert. Vom Empfang bis zum Präsidenten –heute sitzen alle gleichwertig. Fürs kreativeBrainstormen gibt es passend dazu den Timetable.Einen mobilen Tisch – ob für Projekt-Arbeits-plätze oder die nächsten spannenden Projekte derKreativen in Madrid.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Page 94: KAP Magazin #2

Öffnungszeiten der Showrooms: Mittwoch, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr, Samstag 10.00 – 16.00 Uhr Deutz-Mülheimer-Str. 22a, 50679 Köln, Telefon: 0221 690 650

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Page 95: KAP Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die weltweite Vernetzung, die rasante Ent-wicklung neuer Kommunikations- und Medien-technologien, die Flexibilisierung der Ar-beits- und Organisationsprozesse, steigendeGebäude- und Energiekosten und nicht zuletztdie zunehmende Bedeutung des »Faktors Mensch«in der Wissensgesellschaft – all das hattief greifende Auswirkungen auf die Nutz-ungskonzeption, Planung und Ausstattungzukunftsfähiger Bürogebäude.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Vor diesem Hintergrund entwickeln die Auto-ren Professor Guido Englich und BurkhardRemmers eine umfassende, analytische undpraxisorientierte Darstellung der modernenFace-to-Face-Kommunikation in der Arbeits-welt. Ob Besprechungs- und Konferenzräume,Seminar- und Workshopbereiche, Hörsäle undSchulungszentren, Kombi-, Projekt- undGruppenbüro oder Kundenhallen, Lounges undinformelle Pausenzonen – das Buch zeigt auf,wie sich die Arbeitswelt wandelt und wie ei-ne differenzierte Raum- und Einrichtungs-planung unterschiedliche Kommunikationspro-zesse zielgerichtet fördern kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ob für Neubauten oder Bauen im Bestand –fast 100 idealtypische Raum- und Einrich-tungsbeispiele und kompakt zusammengefass-

te, anschaulich illustrierte Planungs- undEinrichtungsgrundlagen geben praktischeHinweise und vielfältige Anregungen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Prof. Dr. Gunter Henn: »Die Gestaltung unse-rer Welt, unserer Gesellschaft und unsererselbst durch Architektur und Interieurs er-folgt in Möglichkeitsräumen, die wir uns alsBewegungsräume denken müssen. Welche archi-tektonischen Gesten aber entsprechen denBedürfnissen einer Konferenz, eines Sympo-siums, eines Workshops, einer Schule, einesArbeitsraumes im Hinblick auf ihre Denk-,Lern- und Wissensprozesse? Das Planungs-handbuch für Konferenz- und Kommunikations-räume gibt dazu detailliert ausgearbeiteteund wichtige Antworten.«

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GUIDO ENGLICH, BURKHARD REMMERS: PLANUNGS-HANDBUCH FÜR KONFERENZ- UND KOMMUNIKATIONS-RÄUME – CONFERENCE. EXCELLENCE.Herausgeber Wilkhahn, Birkhäuser Verlag2008, leinengebunden, mit einem Vorwort vonProf. Gunter Henn; 304 Seiten mit ca. 100Planungsbeispielen, zahlreichen Illustra-tionen und farbigen Abbildungen; 59,90 EUR

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Buchtipp:

Wie entstehen exzellenteKommunikationsräume?

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Page 96: KAP Magazin #2

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Page 97: KAP Magazin #2

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Gestaltung

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Tobias Groß

Layout:

Martin Schüngel

Illustration:

Dominik Kirgus

www.grossgestalten.de

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Fotos

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S.12: photocase, jadon

S.14: photocase, kollege_o

S.20: photocase, smartinka

S.50/51: Redshift Photography

S.55: Karin Hessmann

S.64/66: Anja Schlamann

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Druck

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Asmuth Druck, Köln

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Herausgeber

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KAP

Forum für Architektur,

Technologie, Design

Andreas Grosz

Agrippinawerft 28,

Rheinauhafen

D-50678 Köln

www.kap-forum.de

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Redaktionelle Leitung

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Inken Herzig

www.inken-herzig.de

Lektorat:

Lydia M. Behnke

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KAP Forum

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Das KAP Forum ist Netzwerk-

und Kommunikationsplattform

der Unternehmen Alape, BASF,

Carpet Concept, Dornbracht,

Gira, Kvadrat, Silent Gliss,

Wilkhahn und Zumtobel Licht.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Das KAP Forum ist ein krea-

tives Chamäleon: hier kommen

Experten aus Architektur,

Technologie und Design mit

einer interessierten Öffent-

lichkeit zusammen. Die viel-

fältigen Ausstellungen, Sym-

posien, Vorträge und Seminare

eröffnen einen aktiven Dialog

über Architektur und Städte-

bau, Kommunikation und

Design, Wirtschaft und Kultur.

Impressum_________

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Page 98: KAP Magazin #2

KAPForum für Architektur, Technologie, DesignProgrammhighlights

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Dienstag, 04. November 2008, 14.00–19.00 Uhr

LEBENSZYKLUSKOSTENKAP Akademie / Herzschlag Haus

Eine Veranstaltung von:KAP Forumagn Niederberghaus & Partner GmbHRotonda Business-Club––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Mittwoch, 19. November 2008, 19.00 Uhr

THEMENABEND »VON DER ARBEIT«Your Office. Your Life:Best Of Office Architecture Award 2008Ausstellung, Statements, Diskussion,Networking

Statements von:Klaus Burmeister,z_punkt the forsight company,Monika Lepel,Lepel & Lepel Architekten und Innenarchitekten,Michael Müller-Berg,Microsoft Deutschland GmbH (angefragt)

Ort: Design Post Köln

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mittwoch, 19. November 2008, 14.00–18.00 Uhr

MEDIENARBEIT FÜR ARCHITEKTENKAP Akademie / Strategien für Architekten––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Freitag, 28. und Samstag 29. November 2008

FARBPLANUNG MIT SYSTEMVerleihen Sie Ihrem Wissen Farbe!

Workshop Farbwahrnehmung und -gestaltung inder Architektur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mittwoch, 03. Dezember 2008, 19.00 Uhr

KÖLN 2020DER STÄDTEBAULICHE MASTERPLAN FÜR KÖLNWie geht es weiter mit der Domstadt?

Teilnehmer:Michael Heller, Geschäftsführer, AlbertSpeer & Partner GmbH,Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer Stand-ortpolitik, Verkehr, Unternehmensförderung,IHK Köln,Bernd Streitberger, Dezernent für Stadt-entwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mehr unter: www.kap-forum.de

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grossgestalten.de

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