8
6-2007 KAPUZINER – FRANZISKANERINNEN VON REUTE I Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und die Fähigkeit in den „Pilgern und Fremdlingen“ dieser Welt Jesus Christus selbst zu erkennen. Danke für Ihre Treue, für Ihr Gebet und für Ihre finanzielle Unterstützung! Ihre Franziskanerinnen von Reute und Kapuziner von Münster Foto: Br. Yustinus Waruwu ofmcap Weihnachten 2007 Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht, habt Vertrauen, der Tag bricht an. Christus hat der Welt das Licht gebracht, hebt die Augen und schaut ihn an. Schaut ihn an, der als „Pilger und Fremdling“ in dieser Welt war, schaut ihn an und erkennt ihn – im Kollegen, der mit euch den Alltag teilt – in der Verkäuferin hinterm Ladentisch – im dunkelhäutigen Jungen auf seinem Schulweg – im ukrainischen Nachbarn – in der Unruhe eures eigenen Herzens – in jedem Menschen, der mit euch auf dem Weg ist als „Pilger und Fremdling“ durch diese Welt – bis zur Herberge, die Gott denen bereitet hat, die ihn nach ihm fragen und die ihn suchen. in Deutschland, Indonesien, Mexiko, Brasilien Franziskanerinnen MÜNSTER REUTE Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente • 6-2007 Kapuziner

Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

  • Upload
    lenhan

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

6-2007 KAPUZINER–FRANZISKANERINNENVONREUTE • I

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und die Fähigkeitin den „Pilgern und Fremdlingen“ dieser Welt Jesus Christus selbst zu erkennen.

Danke für Ihre Treue, für Ihr Gebet und für Ihre finanzielle Unterstützung!

Ihre Franziskanerinnen von Reute und Kapuziner von Münster

Foto:Br.YustinusWaruwuofmcap

Weihnachten 2007Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht,habt Vertrauen, der Tag bricht an.Christus hat der Welt das Licht gebracht,hebt die Augen und schaut ihn an.

Schaut ihn an, der als „Pilger und Fremdling“ indieser Welt war, schaut ihn an und erkennt ihn

– im Kollegen, der mit euch den Alltag teilt– in der Verkäuferin hinterm Ladentisch– im dunkelhäutigen Jungen auf seinem Schulweg– im ukrainischen Nachbarn– in der Unruhe eures eigenen Herzens– in jedem Menschen, der mit euch auf dem Weg ist als „Pilger

und Fremdling“ durch diese Welt – bis zur Herberge, die Gott denenbereitet hat, die ihn nach ihm fragen und die ihn suchen.

in Deutschland, Indonesien, Mexiko, Brasilien

FranziskanerinnenMÜNSTER REUTE

D ie Be i l age I h re r Ordensgeme ins cha f t im M i ss i onsmagaz i n kon t i nen te • 6 -2007

Kapuziner

Page 2: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

II • FRANZISKANERINNENVONREUTE–KAPUZINER 6-2007

INDONESIEN

Fotos:Br.YustinusWaruwuofmcap

Gunung Sitoli – eine der Kreis-städte von Nias – ist ein Teil derDiözese Sibolga. Am 28. März2005 wird diese Stadt von einemErdbeben von der Stärke 8,2 derRichterskala erschüttert. Zahlrei-che Gebäude stürzen ein und vie-le Bewohner flüchten.Zur Zeit gibt es noch zwei Flücht-lingslager in Gunung Sitoli: in Si-falaete und in Lasara. Dort sindimmer noch die Opfer des Erdbe-bensuntergebracht – 42Familien.Nun hat die Caritas des BistumsSibolga an beiden Stellen für dieFlüchtlinge provisorische Häusergebaut. Diese Häuser haben eineWohnfläche von sechs mal vierMeter. Das Dach besteht aus be-tonartigen Platten, Fußboden undWände sind aus Holz.

WirsinddankbarEiner der Flüchtlinge, der sich als

Sprecher der Menschen im Lagervon Sifalaete versteht – Pius Bul-ölö – lebt hier schon zwei Jahre.Er ist dankbar für das vorläufigeHaus, denn davor waren sie inZelten untergebracht. Er sagt:„Wir sind der Caritas sehr dank-bar für diese provisorischen Häu-ser.“Das gleiche äußert auch ein ande-rer Flüchtling, Paulus Farasi. Erlebtmit seiner fünfköpfigenFami-lie in dem kleinen Haus. In denvergangenen Wochen hat er hiersogar einen kleinen Laden eröff-net.Das selbe empfinden auch dieFlüchtlinge von Lasara, wie Fe-bruari Sarumaha und Rabina Ne-he bestätigen. „Das vorläufigeHaus ist viel besser, als die Zeltefrüher,“ meint Rabina. „Als wirnoch im Zelt hausten, warenmei-ne Kinder oft krank. Jetzt in denvorläufigen Häusern ist es ganzanders geworden.“Wie der Kapuziner P. RaymondLaia, der für dieses Hausbau-Pro-gramm verantwortlich ist, sagt,hat er vor, allen Flüchtlingen vonGunung Sitoli zu helfen, ein Hausaus Steinen zu bauen. Der stell-vertretende Caritasdirektor ist ge-radedabei, Land für die Flüchtlin-ge zu besorgen, denn diese besit-zen inGunungSitoli keineGrund-stücke. „Aber sie selber könnenden Ort bestimmen. Wenn derPlatz gut ist, wird die Caritas ih-nenhelfen,“ sagt P.Raymond.DieCaritas möchte aber auch, dasssich die Leute beim Bau der Häu-

ser nach ihren Möglichkeiten be-teiligen.Neben dem Hausbau-Projekt vonGunungSitoli verantwortet dieCa-ritasderzeitnochweitereProjekte:den Bau von 50 Häusern in Sirom-bu und von einer Hängebrücke inHiliaurifa, den Bau eines Mehr-zweckraumes in Gidö und nocheinige andere Projekte auf Nias.

Glück imUnglückDie Katastrophen von Nias – so-wohl der Tsunami als auch dasErdbeben – haben die Aufmerk-samkeit der indonesischen Regie-rung, ja der ganzen Welt, auf dieInsel Nias und auf ihren Wieder-aufbau gelenkt. Bis zu dieser Zeitwurde Nias als arme und rück-ständige Insel betrachtet. Nebender Hilfe, die die Opfer direkt er-hielten, wird jetzt auch damit be-gonnen, die Infrastruktur zu ver-bessern: Straßen, Schulen und

Polikliniken werden gebaut. P.Raymond nennt diese Tatsache:„Glück im Unglück!“. VieleNicht-Regierungsorganisationen(NGO’s) auf der ganzen Weltwetteifern, um nach Nias zukommen.Der Einsatz dieser Organisatio-nen hat aber auch Nebenwirkun-gen für die Einwohner von Nias,vor allem für ihre Ökonomie. Umihre Projekte ausführen zu kön-nen, bilden die Organisationenviele Einheimische für die Arbeitaus, die die Leute ausführen sol-len. Außerdem bezahlen sie hoheLöhne.Aberweil dasEinkommenderLeutesteigt,werdenalleGüterteuerer, vor allem auch die Dinge,

Immer noch leben in Gunung Sitoli zahlreicheMenschen in Flüchtlingslagern.

IN DIESER AUSGABE

Br. Martinian Grützner50 Jahre Kapuziner S. V

Interview:Auf eigenen Beinen stehen S. VI

Neue Gut-BethaPilgerstätte in Reute S. VII

Informationen / Termine S. VIII

Mazlerinnen: Mitleben,Mitbeten, Mitarbeiten S. VIII

WIEDERAUFBAU – INSELNIAS (INDONESIEN)

Wir könnenwieder hoffenDie Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht an jenemMittag in Gunung Sitoli auf der Insel Nias. DieStraßen sind überfülltmit Autos,Motorrädern undBecaks. An den Straßenrändern siehtmanwiederzahlreiche kleine Läden. Es ist kurz nach Schulschluss – überall lachendeKinder.Wer vermutet da, dassdiese Stadt vor zwei Jahren von einemErdbeben fast vollständig zerstört wordenwar.

Page 3: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

6-2007 KAPUZINER–FRANZISKANERINNENVONREUTE • III

NACHRICHTEN

Goldenes ProfessjubiläumWährend ihres Heimaturlaubeskonnte in diesemJahr Sr. Johan-na Timmer (aus Coesfeld) imKloster der Klarissen-Kapuzine-rinnen in Senden ihr GoldenesProfessjubiläum feiern.

Zusammenmit Sr. Ruth Neuhausund Sr. Gisela Oster war sie imOktober 1976 nach Indonesienaufgebrochen, nachdem sich dieSchwestern entschieden hatten,auch auf der Insel Nias die kon-templative Lebensweise der hl.Klara einzupflanzen. In GunungSitoli hatte P. BarnabasWinklermit den Brüderkandidaten desOrdens eine neue Heimat für dieSchwestern errichtet, dasKloster „St. Klara“.Schon baldmeldeten sich die er-sten Kandidatinnen und bereitsnach zwölf Jahrenwar „St. Kla-ra“ ein lebendiges Klarissenklo-stermitmehr als 30 Schwestern.Die Zeit war reif für eine weitereGründung. So packten die dreiSchwestern aus Senden im Jahr1992wieder ihre Bündel und zo-genmit siebenweiteren indone-sischenMitschwestern in einneues Kloster in Sikeben bei Me-dan (Nordsumatra). Inzwischensind aus dem kleinen Anfang vorgut 30 Jahren vier Klöster er-wachsenmit etwa 80 einheimi-schen Schwestern.Wir danken Sr. Johanna für ihrGebet undwünschen ihr GottesKraft und Beistand.

dieman fürdas täglicheLebenbe-nötigt. Ebenso verändert sichlangsamdie Lebensweise der Ein-heimischen. Jetzt siehtmanüber-all viele Motorräder. Diese wer-den aber nicht bezahlt, sondernauf Kredit gekauft. DeshalbmeintP. Raymond: „Für mich ist dieserscheinbare Fortschritt nur eineTäuschung.“Der Pfarrer von „St.Maria“ in Gu-nung Sitoli und Dekan von Nias,Pastor Michael To, glaubt sogar,dass es zu einer großenArbeitslo-sigkeit kommenwird,wenn dieseNicht-Regierungsorganisationendie Insel wieder verlassen haben:„Das gibt wieder neue Problemehier!“

Hilfe zurSelbsthilfeWenndieseunruhigeAufbaupha-se vorbei ist, will die Caritas vonSibolga ihr Augenmerk auf ande-re Dinge richten. Den Leuten sollgezeigt werden, wie man sichselbst helfen kann. Ihnen sollenWege aufgezeigt werden, wie siefriedlicher zusammen leben kön-nenundwiemandasEinkommenderFamilievergrößernkann.Wei-tere Themen sind die Gleichbe-rechtigung der Geschlechter, wiesich die Frauen gegenseitig stär-ken können und die Begleitungvon behinderten Kindern sowie

die Einrichtung einer Studienbör-se. Auch hat P. Raymond vor, einKulturzentrum zu bauen, wo dieKinder studieren und das Internetgebrauchen können. „Ich hoffe,es gelingt mir, dass die besser ta-lentierten Kinder die schwäche-ren anlernen und dass dadurchdie Solidarität unter den Kinderngefördert wird.“

Um diese Ideen verwirklichen zukönnen, will die Caritas Sibolgaeng mit den bestehenden Pfar-reienzusammenarbeiten.DieCa-ritas möchte sich öfters mit denPfarrern treffen. Leider sind der-zeit alle Beteiligten so sehr be-schäftigt, dass kaum Zeit bleibt,

sich zu treffen und etwas gemein-sam zu planen.P. Raymond hofft, dass die Men-schendieCaritasSibolganichtnurals eine Organisation für denWiederaufbau sehen, sonderneher als eineOrganisation, dieHil-fe zur Selbsthilfe vermittelt unddie aufzeigt, wie die Pfarreien aufeigenen Beinen stehen können.

DiePfarreiensollenselbständigwerdenDas Bistum Sibolga hat schon einProgramm entwickelt, das auf-zeigt, wie Pfarreien selbständigwerden können.Pastor Matias Kuppens OSC er-zählt, dass in der Pfarrei „Heilig

Ähnlichwie auf ganzNiaswurden auch in GunungSitoli, derHauptstadt derInsel, etwa 80Prozent derGebäude durch dasErdbeben zerstört.

SofernBaumaterial vorhanden ist, geht derWiederaufbau zügig voran.

Page 4: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

Kreuz“ in Sirombu – ungefähr 65Kilometer von Gunung Sitoli ent-fernt – schon mit dem Selbstän-digwerden der Pfarrei begonnenwurde. Wie Pastor Matias betont,ist der Einfluss der Katholischen

Frauenbewegung (WKRI) sehrwichtig bei diesem Prozess. „Vorallem die Frauen helfen einander,glückliche Familien zu gründen,beraten in der Kindererziehung,vermitteln gegenseitig verschie-dene Kenntnisse – z.B. im Ge-sundheitswesen – bis hin zumrichtigen Gebrauch des Geldes inder Familie“. Pastor Matias hat 17

Jahre lang diese Entwicklung inSirombu genau beobachtet.Auch in Teluk Dalam (Südnias)versucht man in der Pfarrei „Ma-riaBintangLaut“ („MariaMeeres-stern“) über die Frauen die Pfarr-gemeinde zu mehr Selbständig-keit zu bringen. „JedenMonat or-ganisieren sie einen Fortbildungs-tag für die Frauen der Pfarrei, dieaus entlegenen Dörfern kom-men“, erzählt Pastor Aloysius Te-laumbanua OFMCap.In Mandrehe, das zur Pfarrei Si-rombu gehört, versucht die Ge-meinde – so Kaplan AntoniusSuntoyo – die Pfarrei über eineKreditunion (CU) immer selb-ständiger zumachen. Über Darle-hen mit niedrigen Zinsen könnendie Mitglieder der CU z.B. einHaus bauen oder ein Feld kaufen,ohne Sorge haben zu müssen,dass sie durch überhöhte Zinsen„Haus und Hof“ verlieren.

DieTradition verhindertdieEntwicklungPastor Matias meint, das alteBrauchtum und die überlieferteTradition (Adat) sei oft ein großes

IV • FRANZISKANERINNENVONREUTE–KAPUZINER 6-2007

INDONESIEN

Fotos:Br.YustinusWaruwuofmcap

Hindernis speziell bei der Bil-dung von Selbsthilfegruppen. Erschlägt vor, die Adat zu überden-ken und neu festzulegen. „DieNiasser halten sehr an ihrer Adatfest. Dieses alte Brauchtum istschon vor Hunderten von Jahrenentstanden und müßte jetzt derheutigen Zeit angepasst wer-den.“ Pastor Matias ist der Mei-nung, dass die Niasser das selbsttun müssen. Obwohl er immerwieder zahlreiche Hindernisseerlebt, ist er doch optimistischund hofft, dass sich die Insel Ni-as in den kommenden Jahrenständig besser entwickelt.

DieDingeselbstindieHandnehmen„Nicht nur die Adat ist ein Hin-dernis für die Entwicklung“, er-läutert Pastor Suntoyo, „son-dern auch die Erziehung, diemangelnde Infrastruktur unddie Finanzen.“ Das Bewußtsein,dass die Einheimischen selbstihr Dorf aufbauen müssen, istnoch sehr gering. „Die Leutehoffen, dass die Regierung hilftund den Aufbau übernimmt.Und deswegen tut sich über-haupt nichts. Die Dorfbewohnermüssen die Dinge selbst in dieHand nehmen!“

DieDiözesehatwiedereinen„Kopf“Die Motivation der Menschen isteine der Hauptaufgaben für dieZeit nach dem ersten Wiederauf-bau.Manhofft, dassdieKirche ih-ren Teil dazu beiträgt. Es brauchteine Führungspersönlichkeit, dieeine klare Sicht hat und die diederzeitige Situation versteht.Am 20. Mai dieses Jahres wurdeeine solche Führungspersönlich-keit „geboren“. An diesem Tagwurde nämlich der Kapuziner Dr.Ludovicus Simanullang zumneu-en Bischof von Sibolga geweiht.Er wird Mgr. Dr. Anicetus Sinaga,der jetztKoadjutorderErzdiözeseMedan ist, ersetzen.Möge unter der Führung des neu-en Hirten die Insel Nias wiederaufblühen. Und zwar nicht nurdurch die vielen Fahrzeuge, diejetzt überall zu sehen sind, son-dern durch die Menschen, die ihrSchicksal selbst in die Hand neh-men.

Vor allemdie Frauen sind es, dieeinen entscheidendenBeitragleisten zumSelbständigwerdeneiner Pfarrgemeinde.

Br. Raymond Laia.

Überall auf Nias entstehen neueHäuser für die Opfer des Erdbebens.

Quelle: HIDUP (katholischeWochenzeitschrift der DiözesenIndonesiens).Ausgabe vom 20.05.2007Übersetzung:P. BarnabasWinkler ofmcap

Page 5: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

6-2007 KAPUZINER–FRANZISKANERINNENVONREUTE • V

JUBILÄUM–SIBOLGA (INDONESIEN)

In Berlin geboren trat BruderMartinian am 18. November1957 in den Kapuzinerorden ein.In Bensheim a. d. Bergstr. erlern-te er auf dem Fideliskolleg derKapuziner den Malerberuf. 1961

legte er seine ewige Ordenspro-feß ab. Im Jahr 1966 wurde ernach Indonesien ausgesandt.Von 1967 bis 1982 verwaltete erdie finanziellen Mittel des Or-dens für Sumatra, Nias und dieBatuinseln. Zugleich war er„Hausvater“ im Yoaneum, demGästehaus der Kapuziner in derBischofsstadt Sibolga.

Baumeister auf NiasAb 1982 ist das Tätigkeitsfeldvon Br. Martinian die Insel Nias.Von 1987 bis 1992 war er verant-wortlich für die KatholischeSchulstiftung in Gunung Sitoliund tätig als Ökonom der Reli-gionslehrerschule.Verdientmachte er sich vor allemals Baumeister. So errichtete erSchwesternhäuser in Gunung Si-

toli und in Teluk Dalam. Seingrößtes „Bauunternehmen“ aberwar die Errichtung der großenKirche „Santa Maria“ in GunungSitoli, der Kon-Kathedrale desBistums. Durch die solide Bau-weise haben alle drei Gebäudedas große Erdbeben im Jahr 2005ohne größeren Schaden über-standen.

Wiederaufbauarbeit nachTsunami undErdbebenDrei Jahre langwar Br. MartinianHausoberer des Klosters Lavernaoberhalb des Hafens von Gu-nung Sitoli. Jetzt lebt er im Klo-ster „Santu Felix“ in Mela bei Si-bolga. Hier fertigt er Altäre undandere Gegenstände an, die inKirchen und Kapellen ihren Platzfinden. Nach den großen Natur-katastrophen der vergangenenJahre ist Br. Martinian amWiederaufbau beteiligt. Zur Zeitentstehen unter seiner Regie inTeluk Dalam (Süd-Nias) zweiSchulen – eine Grundschule undein Gymnasium.Durch seine Bautätigkeiten hatBr. Martinian vielen MenschenArbeit verschafft und dadurchden Lebensunterhalt für zahlrei-che Familien gesichert. Bis vorkurzem verwaltete er auch denFond für Arme, Kranke undMen-schen in Not, den die Kapuzinerder Provinz Sibolga gegründethaben.

Wir gratulieren ihm zu seinemJubiläum und danken ihm fürseinen unermüdlichen Einsatzfür die Menschen im Bistum Si-bolga.

Br.Martinian Grützner – 50 JahreKapuzinerBr.Martinian (69 J.) feiert imNovember sein 50-jähriges Ordensjubiläum. Seit 41 Jahren ist erMissionar auf Sumatra undNias.Seine Arbeit und den größten Teil seines Lebens hat er für den Aufbau des Bistums Sibolga und für dieMenschen dort eingesetzt.

Zerstörte Schulen aufNias – für denUnterricht nichtmehr brauchbar.

ImGesprächmit der Direktorin der Grundschule in TelukDalam (Südnias).

Die neueGrundschule in TelukDalamkann baldwieder eröffnetwerden.�

Page 6: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

Was werden Ihre erstenSchritte nach der Bischofs-weihe sein?Zunächst werde ich die Strukturdes Bistums aufmerksam beob-achten. Ichmöchte die einzelnen

Pfarreien besuchen und viele Ge-spräche führen. Dies soll mir hel-fen, den derzeitigen Zustand zuerkennen. Ich werde mich genauinformieren, bevor ich die erstenEntscheidungen treffe.

Welche Besonderheiten gibtes imBistumSibolga?Amwichtigsten scheintmir, dassunser Bistum von zwei verschie-denen Kulturen geprägt ist: vomVolk der Niasser (Insel Nias) undvom Volk der Batak (Sumatra).Beide Kulturen sind sehr aktivund lebendig. Um also hier imBistum arbeiten zu können,mussmanbeideKulturenund ih-re Sprachen kennen.

Gibt es für den WiederaufbauvonNias Pläne desBistums?Für den Wiederaufbau war bisjetzt der bisherige Administrator

P. Barnabas Winkler OFMCapverantwortlich. Er wird vermut-lich auch weiterhin die Aufbau-arbeiten leiten. Damit ist dieseAufgabe in guten Händen undich bin sicher, dass alle notwen-digen Maßnahmen, die zur Nor-malisierung der Wohn- und Le-bensverhältnisse führen, in An-griff genommen werden.

Nach dem Erdbeben hat dasBistum eine Caritas-Organi-sation aufgebaut.Wie sieht esdamit in Zukunft aus?Die „Caritas Sibolga“ wird dasweiterführen, was bereits begon-nen wurde. Die Caritas hat dieAufgabe, die Menschen anzulei-ten und damit zur Weiterentwik-klung in sozialer und ökonomi-scher Hinsicht beizutragen. Indiesen Prozess wird die Caritasdie einzelnen Pfarreien immermehr mit einbeziehen.

Gibt es imBistum noch unter-entwickelte Gebiete? WelcheRolle spielt hier die Kirche?

Das Engagement der Kirche er-folgt mit Hilfe verschiedener In-stitutionen. Die Kommission„PSE“ ist für den Aufbau undAusbau der Sozialökonomie zu-ständig. „Perdakhi“ arbeitet aufdem Gebiet des Gesundheitswe-sens. Sehr wichtig für die Ent-wicklung sind die Priester mit ih-ren Pfarrverbänden sowie die re-ligiösen Kongregationen und Or-densgemeinschaften. Sie haltenKurse zur Weiterbildung, eröff-nen Credit Unionen, unterhaltenInternate oder geben Beihilfenfür Schüler und Studenten. Lei-der sind die finanziellen Mitteldes Bistums für diese Arbeit sehrbegrenzt.

WelcheHindernissesehenSiefür die Entwicklung in ihremBistum?Wir haben viel zu wenig Diöze-sanpriester. Immer noch sindviele Ordenspriester in unserenPfarreien tätig. In letzter Zeitwerden einige Pfarreien immeraktiver. Dafür brauchen wir

Priester. Das bedeutet, wir müs-sen ein gutes Umfeld für Priester-berufungen schaffen und einegute Ausbildungsstätte bereit-stellen.Ein weiteres Hindernis ist dieökonomische Situation. DasBistum Sibolga gehört zu den„Zu-Kurz-Gekommenen“. EinigePfarreien können ihre laufendenKosten nicht bezahlen und ha-ben zu wenig Mitarbeiter. Siemüssen ständig finanziell undpersonell unterstützt werden.

Was erhoffen bzw. erwartenSie von derBevölkerung?Ich hoffe, dass die Laien immermehr eingebunden werden kön-nen – durch Übernahme von Po-sten in der Finanzverwaltung,durch Einbeziehung in den wei-teren Aufbau des Bistums unddurch verantwortliche Mitarbeitin den einzelnen Pfarreien. Des-halb müssen wir in die Ausbil-dung von Laien investieren.Ich wünsche mir eine gute kolle-giale Verbindung zwischen Bi-schof und Priestern und eine en-ge Zusammenarbeit zwischenPriesternundGläubigen. Ichhof-fe, dass unser Bistum Sibolga im-mer mehr zu einer selbständigenOrtskirchewird – imHinblick aufden Glauben, aber auch in finan-zieller und personeller Hinsicht –damit wir gemeinsam das ReichGottes verwirklichen können.

VI • FRANZISKANERINNENVONREUTE–KAPUZINER 6-2007

INDONESIEN

Fotos:Br.YustinusWaruwu(2),FotoarchivKlosterReute(3)

Bischof Ludovicuswill zunächst dieSituation imBistumgenau erkunden.

Wo eswenig Priester gibt, ist die Ausbildung der Laien ein dringendesAnlie-gen. AlsMitarbeiter können sie einen Teil der Verantwortung übernehmen.

INTERVIEW–SIBOLGA (INDONESIEN)

Auf eigenenBeinen stehenGleich nach derWeihe am20.Mai 2007 erschien in HIDUP, der katholischenWochenzeitschrift derDiözesen Indonesiens, ein Interviewmit demneuenBischof von Sibolga Ludovicus Simanullang. Themensind die besondere Situation der Diözese und derWiederaufbau nach Tsunami und Erdbeben.

Übersetzung:P. Kristof Jansen ofmcap

Page 7: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

6-2007 KAPUZINER–FRANZISKANERINNENVONREUTE • VII

DEUTSCHL AND

KLOSTERREUTE (DEUTSCHLAND)

Ein lang gehegterWunsch ging inErfüllung mit der Eröffnung derPilgerstätte. Sie soll ein Ort desKennenlernens sein – nämlichdes Lebens undWirkens der Gu-ten Beth – aber auch ein Ort derVerehrung, die sechs Jahrhun-derte hindurch angehalten hat.

Werwar die GuteBeth?„Sie ist eine bescheidene Heilige,die nicht viel aus sich macht und

dennoch eine treue Anhänger-schaft hat. Sie ist Franziskanerinund Mystikerin. Sie ist unseregroße Schwester und sie machtnachdenklich.Eine Frau –verehrt vomVolk, dasihr auch den Namen gibt, der sieauszeichnet: «die Gute».In einem Buch von 1855 ist zu le-sen: Täglich wuchs die Achtungund die Verehrung der Hochbe-gnadeten bei Hoch und Nieder;

ihr Name war in aller Mund. Fürdie vielen Wohltaten, welchenicht wenigen an Leib und Seeleauf ihren Rat und ihr Gebet hinzuteil geworden sind, hieß sie inder ganzenUmgebung geradezu:«die Gute Beth».Der Name blieb ihr – die «Gute» –das meint Nähe, Wärme,Menschlichkeit und Verstehen,meint seelische Größe und Ab-sichtslosigkeit“, so beschreibtGeneraloberin Sr. Paulin Link dieSelige bei der Feier zur Eröffnungder Pilgerstätte.

Das Leben derGutenBethAm 25. November 1386 wurdeElisabethAchler inWaldsee gebo-ren. Mit 14 Jahren trat sie in denDritten Orden des hl. Franziskusein und erlernte bei einer Drittor-densschwester dasWeben.17-jährig zog sie mit vier weite-ren Frauen in das neu erbauteKlösterchen in Reute ein. Sie leb-te dort mit ihren Mitschwesternzurückgezogen in Gebet, Arbeitund Armut. Gott schenkte ihr be-sondere Zeichen der Liebe: Sieempfing die Wundmale ihresHerrn Jesus Christus, lebte zwölfJahre ohne leibliche Speise, ohnedie Stärkung des Schlafes und er-lebte in Visionen Wunderbares.Sie starb am 25. November 1420.Im Jahr1766 wurde sie seligge-sprochen.

Waskannman in derPilgerstätte finden?Hier kann man– sich inWort und Bild einen Ein-

druck verschaffen über das Le-ben der Guten Beth– einen Einblick bekommen inihre Verehrung seit über 600 Jah-ren.– sich informieren über die Ge-schichte des Klosters und derUmgebung seit 1403– vor allem aber kann man an-kommen, innehalten, Kraftschöpfen – im Wort Gottes, aber

auch: sich erfrischen mit demGut-Betha-Wasser und dann ge-stärkt weiterziehen.

NeueGut-Betha Pilgerstätte in ReuteAm6. Juli 2007wurde imKlosterReute die neueGut-BethaPilgerstätte eingeweiht. ZudiesembesonderenAnlasswarenGäste ausPolitik undKirche, die anderBaumaßnahmebeteiligtenFirmen,Mitarbeiter,Schwestern sowieFreundeundBekannte eingeladen.DiePilgerstätte bietet Raum für 70Personen.

Bei der Eröffnung: Prozession von derKirche zur neuenPilgerstätte.

Brunnen im Innern der Pilgerstätte.

Die GuteBethmit Kreuz undEvange-lium. (Glasfenster an der Eingangs-türe zur Pilgerstätte)

ÖffnungszeitenSamstag:von 13.30 Uhr - 16.30 UhrSonntag:von 13.30 Uhr - 17.00 Uhr(in denMonatenMai bis Oktober)

InformationenFranziskanerinnen von ReutePilgerstätteKlostergasse 688339 BadWaldsee

Tel. 07524 / 708-211eMail:[email protected]:www.kloster-reute.de

Page 8: Kapuziner Franziskanerinnen - kontinente-media. · PDF fileTradition(Adat) seiofteingroßes IV ... en Hirten die Insel Nias wieder aufblühen. Und zwar nicht nur durch die vielen Fahrzeuge,

VIII • FRANZISKANERINNENVONREUTE–KAPUZINER 6-2007

INF ORMATIONEN / TERMINE

Fotos:Privat

MAZLERINNEN–BISTUMSIBOLGA (INDONESIEN)

Mitleben,Mitbeten,MitarbeitenSeit August 2007 sind – nach einer Pause aufgrund von Tsunami und Erdbeben –wieder drei junge Frauenals „Missionarinnen auf Zeit“ (MAZ) imBistumSibolga (Indonesien) imEinsatz.

Einsatzorte sind die Einrichtun-gen der Franziskanerinnen vonReute im Bistum Sibolga.Der Einsatzort von KarinaBrüstle ist das neu errichtete

Säuglings- und Kleinkinderheimim Areal des Kinderdorfes Hili-weto (Nias).Christine Seemann und CorinnaSchmuker sind tätig in Pangari-

buan (Sumatra) in Poliklinik undKindergarten.Wir wünschen den Dreien undallen, mit denen sie zusammensind, eine gute, gesegnete Zeit!

KarinaBrüstle- 18 Jahre- aus Schallstadt- Abiturientin

Corinna Schmuker- 20 Jahre- aus Schelklingen-Hausen- Industriekauffrau

Christine Seemann - 26 J.-aus Schemmerberg-Pharmazeutisch-techni-scheAssistentin

Magazin-Beilage derKapuziner -ReuterFranziskanerinnen

Verantwortlich:Br. Gerhard Lenz, Br. EphremRapp,Sr. Margot Spinnenhirn,Missionsprokur, Kapuzinerstr. 27/29,48149Münster, Tel.: 02 51/9 27 61 80

Verlag: kontinente-Missionsverlag

GmbH, Postfach 10 2164, 50461 Köln

Preise:Jahresbezugspreis 10,80 Euro.

Nicht abbestellter Bezug gilt alserneuert

BestellungundZahlung:Kapuziner:

kontinente Kapuziner,48149MünsterDarlehnskasseMünster eG,Kto-Nr. 3 023 400, BLZ 400 602 65

Franziskanerinnen vonReute:KreissparkasseBadWaldsee,SK „Mission”, Kto-Nr. 62324717,BLZ 650 501 10

Litho undDruck:LiO Limburger Offsetdruck,Senefelderstraße 2, 65549 Limburg.

Objekt 20/21

IMPRESSUM

Liebekontinente-LeserInnen!

BeachtenSie bitte denbeigefügten Zahlschein!Diesen Zahlschein finden Sie in den kontinente-Ausgaben 1und 6. Sie können damit – sofern noch nicht geschehen – IhrAbonnement für 2007 und gleichzeitig auch für 2008 bezahlen.

Jahresbezugspreis: 10,80EURBitte vergessen Sie nicht Ihre Adresse und Ihre Kundennummeranzugeben. (Ihre Kundennummer finden Sie über Ihrer Adresseauf der Rückseite von kontinente)

HerzlichenDank für jedeHilfe undUnterstützung!

IhreKapuziner/MünsterFranziskanerinnen/Reute

Zwischenden Jahren…Du bist 16 oder darüber? Dann bist du eingeladen über SilvesterundNeujahr Tage imKloster zu verbringen. Vom 27.12.2007 -01.01.2008 bietenwir für junge Frauen dieMöglichkeit anunserem Tagesablauf teilzunehmen,mit uns zu beten, zu arbeitenund zu leben.

Ferienmal anders?Vom 02. - 06.01.2008 ladenwirMädchen ab 14 Jahren ein unsereGemeinschaft, unser Leben kennen zu lernen.Austausch und Begegnung, Arbeit und Gebet, Erholung undKreatives, leben teilen…, sind Elemente beider Termine.

Info undAnmeldung: Schwester ChristaM. Kneißle,Kloster Reute, 88339 BadWaldsee-Reute, Tel. 07524 / 708-199;e-mail: [email protected]

TERMINE