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V ogelwelt Die 139. Jahrgang 2019 Beiträge zur Vogelkunde Heft 2 AULA-Verlag Themenheft Rotmilan

Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt 2019: Evaluation … · 2019. 11. 13. · improving food availability is that the measures are implemented on a sufficiently large area

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VogelweltDie

139. Jahrgang 2019Beiträge zur Vogelkunde Heft 2

AULA-Verlag

Themenheft

Rotmilan

Page 2: Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt 2019: Evaluation … · 2019. 11. 13. · improving food availability is that the measures are implemented on a sufficiently large area

Aula-Verlag GmbH, Industriepark 3, D-56291 WiebelsheimPostvertriebsstück 1D1894 Entgelt bezahlt

ISSN 0042-7993

Editorial ................................................................................ 69

Die „Forschungsinitiative Rotmilan“: Gemeinsam Wissen schaffen! ........................................... 70

Originalbeiträge

Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt:Evaluation von Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes für den Rotmilan Milvus milvus in intensiv genutzten Agrarlandschaften ....................... 71

Bischofberger, I., M. J. Kamrad, N. Wasmund, L. Sindl, R. Bayoh, J. Katzenberger, A. Laux, B. Müller, B. Horchler, F. Helms, F. Beining, P. Michels, V. Stricker, M. H. Krämer & E. Gottschalk:Werden junge Rotmilane Milvus milvus satt? – Nahrungsmengen und Nahrungszusammensetzung in drei Regionen Deutschlands ........................................ 87

Grüneberg, C. & J. Karthäuser:Verbreitung und Bestand des Rotmilans Milvus milvus in Deutschland – Ergebnisse der bundesweiten Kartierung 2010–2014 ........................... 101

Katzenberger, J.:Verbreitungsbestimmende Faktoren und Habitat-eignung für den Rotmilan Milvus milvus in Deutschland ....................................................................... 117

Brune, J., O. Krüger, E. Hippauf, S. Rösner & J. Katzenberger:Eine nichtinvasive Methode für Populationsstudien beim Rotmilan Milvus milvus: Molekulargenetische Individualerkennung anhand von Mauserfedern ...... 129

Kolbe, M., B. Nicolai, R. Winkelmann & E. Steinborn:Totfundstatistik und Verlustursachen beim Rotmilan Milvus milvus in Sachsen-Anhalt ................ 141

Gottschalk, E., R. Bayoh, M. Kamrad & N. Wasmund:Sterblichkeit junger Rotmilane Milvus milvus im Nest – Ausmaß und Ursachen ........................................ 155

Spatz, T., D. G. Schabo, N. Farwig & S. Rösner:Raumnutzung des Rotmilans Milvus milvus im Verlauf der Brutzeit: Eine Analyse mittels GPS-basierter Bewegungsdaten ............................................... 161

Katzenberger, J. & E. Gottschalk:Abhängigkeit des Erstbrutalters von der Populations dichte: Eine Integration in Populations-modelle für den Rotmilan Milvus milvus ..................... 171

Editorial ................................................................................ 69

Original Papers

Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt:Evaluation of agri-environmental schemes to enhance prey availability for the Red Kite Milvus milvus in intensively used agricultural landscapes ...... 71

Bischofberger, I., M. J. Kamrad, N. Wasmund, L. Sindl, R. Bayoh, J. Katzenberger, A. Laux, B. Müller, B. Horchler, F. Helms, F. Beining, P. Michels, V. Stricker, M. H. Krämer & E. Gottschalk:Enough food for the brood? Prey mass and prey composition in Red Kites Milvus milvus – video-recording in three regions in Germany ............... 87

C. Grüneberg & J. Karthäuser:Distribution and abundance of the Red Kite Milvus milvus in Germany – results of the nationwide survey 2010–2014 ........................................ 101

Katzenberger, J.:Modelling distribution and habitat suitability for the Red Kite Milvus milvus in Germany ....................... 117

Brune, J., O. Krüger, E. Hippauf, S. Rösner & J. Katzenberger:Genetic fingerprinting from moult feathers: A non-invasive method for population studies with the Red Kite Milvus milvus ..................................... 129

Kolbe, M., B. Nicolai, R. Winkelmann & E. Steinborn:Mortality statistics and causes of mortality of the Red Kite Milvus milvus in the federal state of Saxony-Anhalt ................................................................... 141

Gottschalk, E., R. Bayoh, M. Kamrad & N. Wasmund:Mortality of nestlings in Red Kites Milvus milvus – magnitude and causes ...................................................... 155

Spatz, T., D. G. Schabo, N. Farwig & S. Rösner:Space use of Red Kites Milvus milvus during breeding season – a GPS-approach using movement patterns ........................................................... 161

Katzenberger, J. & E. Gottschalk:Integrating density-dependent age of first breeding into population models for the Red Kite Milvus milvus ..................................................................... 171

Inhalt Contents

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VOGELWELT 139 (2019) 69

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Rotmilan-Forschung hat in Deutschland eine lange Tradition und bereits einen erheblichen Wissensschatz angehäuft. Kein Wunder – schließlich geht es um unse-ren „heimlichen Wappenvogel“, für dessen Erhaltung und Schutz wir Deutschen eine ganz besondere Verant-wortung tragen, da hierzulande mehr als die Hälfte der Weltpopulation brütet. Faktoren, die die Populations-dynamik im Zentrum des Verbreitungsgebietes unmit-telbar oder mittelbar beeinflussen, wirken sich maßgeb-lich auf den Erhaltungszustand und den Gesamtbestand dieses echten Europäers aus. Deshalb stehen seit jeher auch naturschutzrelevante Fragestellungen im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit. Ganz in diesem Sinne präsentieren wir Ihnen in der vorliegenden Ausgabe der Vogelwelt in neun Originalbeiträgen brandneue Ergebnisse aus der aktuellen Rotmilan-Forschung.

Ob sich die Nahrungssituation für Greifvögel in der intensiv genutzten Agrarlandschaft durch Maßnahmen der Agrarförderung verbessern lässt, ist eine der zen-tralen Fragestellungen des Verbund-Vorhabens „Rot-milan – Land zum Leben“ (www.rotmilan.org). Gleich mehrere Beiträge dieses Heftes fußen auf langjährigen Untersuchungsreihen, die mit Mitteln aus dem Bundes-programm Biologische Vielfalt gefördert wurden. Eine wichtige Erkenntnis: Rotmilanfreundliche Landwirt-schaft ist machbar. Und davon profitieren sogar viele andere Arten. Aber: In der Fläche lassen sich solche Maß-nahmen nur umsetzen, wenn die Förderinstrumente der Landwirtschaft entsprechend angepasst werden.

Wie enorm wichtig das Engagement einer Vielzahl von ehrenamtlich aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern bei der Erhebung von Bestandsdaten ist, zeigen beispielhaft zwei Beiträge zur Bestandssituation und zur Brutverbreitung des Rotmilans in Deutschland.

Aber auch die moderne Technik hat längst Einzug in die Rotmilan-Forschung gehalten, zum Beispiel der Einsatz von GPS-Telemetriesendern zur Ermittlung zeitlich und räumlich hochaufgelöster Bewegungsmuster ein-zelner Individuen, die molekulargenetische Individual-erkennung anhand von Mauserfedern im Rahmen von Populationsstudien oder der Einsatz von Nestkameras zur Überwachung des Brutgeschehens und der Nah-rungsversorgung der Nestlinge. Von besonderem Inte-resse sind auch die Beiträge über Rotmilan-Totfunde und Nestlingsmortalität, denn die Populationsdynamik einer Art wird neben dem Bruterfolg, der Zu- und der Abwanderung auch maßgeblich von der Sterblichkeit bestimmt.

Die vielen verschiedenen Arbeiten in diesem Themen-heft geben einen aktuellen, breit gefächerten Überblick über neueste Ergebnisse, Methoden und auch offene Fragen in der Rotmilan-Forschung in Deutschland – und darüber hinaus. Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Jakob Katzenberger, Stefan Fischer und Christoph Sudfeldt

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70 Die „Forschungsinitiative Rotmilan“: Gemeinsam Wissen schaffen!

Der Rotmilan ist als geschützter Greifvogel eine der Flaggschiffarten des Vogelschutzes in Deutschland – gleichermaßen sympathisch wie planungsrelevant. Wegen der besonderen Verantwortung für den Schutz der heimischen Brutvorkommen dieses imposanten Greifvogels werden derzeit zahlreiche Forschungsar-beiten zum besseren Verständnis seiner Ökologie geför-dert. Träger der Forschungsprojekte sind universitäre Arbeitsgruppen, Naturschutzverbände, Institutionen oder Privatpersonen. Dabei kommen zunehmend auch moderne freilandökologische Methoden wie etwa die GPS-Satellitentelemetrie zur Anwendung.

Eine Vielzahl an Themen wird bereits bearbeitet und ausgewertet: • Wie entwickelt sich die Population langfristig? • Welche Einflussgrößen bedingen den Bruterfolg oder

die Überlebenswahrscheinlichkeiten der Art?• Wie und wo nutzt der Rotmilan seine Brut- und Nah-

rungshabitate in welcher Intensität?• Welche Landbewirtschaftung und -nutzung sind för-

derlich für die Art?• Verändern sich die Zugwege und Überwinterungs-

gebiete der Art im Zeichen des Klimawandels?

Was liegt näher, als diese vielen Aktivitäten zusammen-zuführen und miteinander zu vernetzen? Wir laden alle Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Forschung sowie die Träger von Vorhaben und Projek-ten zum Schutz des Rotmilans zu einem ersten infor-mativen Treffen der „Forschungsinitiative Rotmilan“ im Rahmen der diesjährigen Jahresversammlung der

Die „Forschungsinitiative Rotmilan“: Gemeinsam Wissen schaffen!

Deutschen Ornithologen-Gesellschaft am 27.09.2019 von 12:45 bis 15:30 Uhr in den Hörsaal 00/0070 der Universität Marburg ein. Wir möchten aktuellen For-schungsbedarf identifizieren, Erfassungsstandards diskutieren und Anregungen zur regionen- und/oder themenübergreifenden Bearbeitung geben, um bereits vorhandenes Wissen bündeln und noch nicht gehobene Datens(ch)ätze gemeinsam heben zu können. Darüber hinaus wollen wir beraten, wie wir die Zusammenarbeit langfristig verstetigen können.

Haben auch Sie Interesse an der Mitarbeit? Gerne kön-nen Sie sich uns wenden – auch wenn Sie nicht an vor-genannter Auftaktveranstaltung teilnehmen können. Gemeinsam lässt sich mehr erreichen!Kontakt: Jakob Katzenberger, [email protected]

Dachverband Deutscher Avifaunisten DDA e. V. (Jakob Katzenberger, Christoph Sudfeldt);

Philipps-Universität Marburg, AG Naturschutz (Nina Farwig, Sascha Rösner, Dana Schabo und Theresa Spatz);

Georg-August-Universität Göttingen, Conservation Biology, Workgroup on Endangered Species (Eckhard Gottschalk);

Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (Wolfgang Fiedler);

concepts for conservation (Marion Gschweng); Rotmilanzentrum am Museum Heineanum

(Martin Kolbe)

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VOGELWELT 139: 71 – 86 (2019) 71

Evaluation von Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes für den Rotmilan Milvus milvus in intensiv genutzten Agrarlandschaften

Johanna Karthäuser, Jakob Katzenberger & Christoph Sudfeldt

Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt 2019: Evaluation of agri-environmental schemes to enhance prey availability for the Red Kite Milvus milvus in intensively used agricultural landscapes. Vogelwelt 139: 71 – 86.In order to improve the food supply for Red Kites in the agricultural landscape and prevent seasonal bottlenecks in food availability, various agri-environmental schemes were implemented in close cooperation with local farmers in nine project areas in seven federal states as part of a nationwide Red Kite conservation project in Germany. These included the extensive cultivation of grassland, the cultivation of perennial fodder crops, the creation of fallow fields and flower strips and the planting of trees and hedges. The implementation of these schemes was aimed at increasing the populations of small mammals and farmland birds – as the main components of Red Kite food – and to improve the accessibility of the prey for Red Kites. Key questions were: Can the availability of small mammals and farmland birds and thus the food supply for the Red Kite be optimised by appropriate agri-environmental schemes? And do Red Kites make use of an improved food supply on these areas?

Our results show that the activity density of both farmland birds and small mammals was on average significantly higher over all years on Red Kite-friendly fields than on control fields. In order to demonstrate the preference for or avoidance of certain areas by Red Kites, we analysed the time Red Kites searched for food above areas where measures were implemented and above control areas. Hence we were able to show that Red Kites seeking food clearly preferred fodder crops, extensive grassland, fallow fields and flower strips to control fields even outside farming operations. During mowing on grassland or fodder crops, Red Kites used these areas ten to twenty times more intensively than areas where no farming operations took place. In the following days however, the use by Red Kites of the areas which had just been mown dropped significantly again. The hunting success during mowing and on the first following day was also substantially higher than on areas where no farming operations took place. In order to guarantee a stable food supply and good food availability for Red Kites in intensively used agricultural landscapes, a mosaic of different crops and stages of harvesting (strip-wise mowing) including hedges, flowering strips and perennial fallow fields is essential as refuges for small mammals and farmland birds as well as sufficient forests, shrubs and tree rows as breeding sites for the kites. Absolutely crucial for improving food availability is that the measures are implemented on a sufficiently large area. In this way, positive effects for both the Red Kite population and biodiversity in the agricultural landscape can be achieved.

Key words: Red Kite Milvus milvus, prey availability, prey accessibility, home range use, agri-envi ronmental schemes

1. Einleitung Der Rotmilan ist ein ausdauernder Segler und unter-nimmt beim Nahrungserwerb weite Jagdflüge. Er geht bei der Nahrungssuche ausgesprochen opportunistisch vor (Glutz von Blotzheim et al. 1989, Aebischer 2009). Aas, Kleinsäuger und Singvögel machen den Großteil des Nahrungsspektrums aus. Daneben wer-den auch Fische, Reptilien, Amphibien und Wirbellose erbeutet (Nicolai 2012, Mammen et al. 2014, BirdLife International 2019, Bischofberger et al. 2019). Das Nahrungsspektrum einzelner Paare unterscheidet sich

dabei sowohl zwischen den beobachteten Jahren als auch bei benachbarten Paaren innerhalb eines Jahres stark (Wasmund 2013).

Nach den Daten, die für den bundesweiten Brutvogel-atlas 2005–2009 und für die bundesweite Rotmilankar-tierung 2010–14 erhoben wurden, brüteten in Deutsch-land im genannten Zeitabschnitt zwischen 14.000 und 16.000 Rotmilanpaare (Gedeon et al. 2014, Grüneberg & Karthäuser 2019). Das entspricht etwa der Hälfte der insgesamt 25.200–33.400 Brutpaare (BirdLife

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72 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

dern, wurden im bundesweiten Rotmilan-Schutzpro-jekt „Rotmilan – Land zum Leben“ (www.rotmilan.org) in neun Projektgebieten in sieben Bundesländern verschiedene Maßnahmen der Agrarförderung beraten und von den teilnehmenden Landwirten umgesetzt. (Abb. 1). Dabei handelte es sich um Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) der Bundesländer sowie sogenannte Greening-Maßnahmen im Zuge der EU-Agrarförderung (Deutscher Verband für Land-schaftspflege 2014, Deutsche Wildtier Stiftung 2016). Das Projekt „Rotmilan - Land zum Leben“ ist Teil des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, mit dem die Bundesregierung Vorhaben unterstützt, die eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung haben und dem Schutz, der nachhaltigen Nutzung und der Entwicklung der Biologischen Vielfalt dienen (Bun-desamt für Naturschutz 2019a).

In den Projektgebieten berieten verschiedene Akteure aus der Landschaftspflege die vor Ort ansässigen land-

International 2015) umfassenden Weltpopulation. Bis in die 1970er Jahre gingen die Bestände vermutlich aufgrund von Vergiftung und Abschüssen europaweit stark zurück, konnten sich anschließend aber teilweise wieder erholen und nahmen sogar in einigen Staaten im Zeitraum zwischen den 1970er und 1990er Jahren zu (Aebischer 2017). Wachsende Bestände u. a. in Großbritannien (dort mehrere erfolgreiche Wiederan-siedlungsprojekte), Schweden, Polen und der Schweiz wogen die Rückgänge in den Kernbrutgebieten in Spa-nien, Frankreich und Deutschland aber nur zum Teil wieder auf (Knott et al. 2009). In den letzten Jahren nehmen die Bestände weiter zu (Aebischer 2017). In Deutschland jedoch verläuft die Entwicklung unein-heitlich: die Bestände nehmen in den von Rotmilanen vergleichsweise dicht besiedelten Gebieten im nord-östlichen Tiefland ab, während sie in westlichen und südwestlichen Mittelgebirgen zunehmen (Gedeon et al. 2014, Grüneberg & Karthäuser 2019).

Abwechslungsreiche, offene Landschaften, die durch ein Mosaik aus Gehölzen und landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen charakterisiert sind, stellen geeigneten Lebensraum für die Art dar (Glutz von Blotzheim et al. 1989, Bauer et al. 2005). Doch seit Jahrzehnten führen Veränderungen der landwirtschaft-lichen Nutzung, wie beispielsweise größer werdende Ackerschläge, eine Verengung der Fruchtfolgen, der Verlust extensiv genutzten Grünlands und/oder der Einsatz von Pestiziden zu einer ökologischen Verar-mung der Agrarlandschaft (u. a. Storkey et al. 2012, Wesche et al. 2012, Bundesamt für Naturschutz 2017). Ein Zusammenhang zwischen der Intensivie-rung der Landwirtschaft und dem Wegfall geeigneter Lebensräume und damit verbundenen Populations-rückgängen ist für viele Vogelarten belegt (Donald et al. 2001, 2006, Butler et al. 2010, DO-G & DDA 2011, Hallmann et al. 2014) und wird auch für den Rotmilan vermutet (Bauer et al. 2005). Auch für Kle-insäuger geben mehrere Studien Hinweise auf Bestan-drückgänge infolge der Intensivierung der Landwirt-schaft (Kostrzewa & Kostrzewa 1993, Nechay 2000, Meinig et al. 2014). Rückgänge der Kleinsäuger- und Vogelpopulationen in der Agrarlandschaft lassen eine Nahrungsverknappung für Top-Prädatoren wie Greif-vögel und Eulen erwarten (Butet & Leroux 2001, Mammen et al. 2014, Roulin 2015). Hinzu kommt, dass höhere Düngergaben Mais, Raps und Winterge-treide im Mai und Juni, also zur Zeit der Brut und der Aufzucht des Rotmilans, so schnell und dicht aufwach-sen lassen, dass Kleinsäuger als Beute für Suchflugjäger wie den Rotmilan schwer zugänglich sind (Nachti-gall et al. 2010, Mammen et al. 2013, 2014). Selbst wenn potentielle Beutetiere vorhanden sind, können die Greifvögel sie in den hoch und dicht aufwachsen-den Kulturen nicht entdecken.

Um das Nahrungsangebot für Rotmilane in der Agrarlandschaft zu verbessern und jahreszeitliche Engpässe in der Nahrungsverfügbarkeit zu verhin-

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Abb. 1: Projektgebiete des bundesweiten Artenschutzpro-jektes „Rotmilan – Land zum Leben“ in denen Beratung für Rotmilan-freundliche Maßnahmen erfolgt: 1. Schleswig-Holstein, 2. Sternberger Endmoräne, 3. Mecklenburger End-moräne, 4. Uckermark, 5. Bergisches Land, 6. Göttingen, 7. Weimar, 8. Nordsachsen und 9. Ostsachsen. Geländearbeiten zu den hier präsentierten Ergebnissen fanden in 1, 3, 6, 7, 8 und 9 statt. – Study areas of the Germany-wide species conser-vation project „Rotmilan – Land zum Leben“:1. Schleswig-Hol-stein, 2. Sternberger Endmoräne, 3. Mecklenburger Endmoräne, 4. Uckermark, 5. Bergisches Land, 6. Göttingen, 7. Weimar, 8. Northern Saxony and 9. Eastern Saxony. Field work for results presented in this paper took place in 1, 3, 6, 7, 8 und 9.

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wirtschaftlichen Betriebe, um sie für die Umsetzung der Maßnahmen zu gewinnen. Zu den Maßnahmen zählten die extensive Bewirtschaftung von Grünland, der Anbau mehrjährigen Feldfutters, die Anlage von Brachen und Blühstreifen sowie die Pflanzung von Bäumen und Hecken zur Verbesserung des Bruthabitats (detaillierte Übersichten: Deutscher Verband für Landschafts-pflege 2014, Deutsche Wildtier Stiftung 2016).

Im vorliegenden Artikel präsentieren wir Ergebnisse zu folgenden Fragestellungen: • Lassen sich die Verfügbarkeit von Kleinsäugern und

Singvögeln und damit das potentielle Nahrungsange-bot für den Rotmilan durch geeignete Maßnahmen der Agrarförderung erhöhen?

• Nutzen Rotmilane ein verbessertes Nahrungsangebot auf den speziell für die Art bewirtschafteten Flächen?

2. Material und Methoden 2.1 Untersuchungsgebiet und FlächenauswahlDie Geländearbeit erfolgte in den Jahren 2014 bis 2018 in sechs Projektregionen in fünf Bundesländern (Abb. 1). Die für die vorliegende Untersuchung relevanten Projektgebiete waren Göttingen, Schleswig-Holstein, Nordsachsen, Ost-sachsen, Weimar und Mecklenburger Endmoräne. Sechs der insgesamt neun „Land zum Leben“-Projektgebiete wurden im Norddeutschen Tiefland eingerichtet, da dort die Rotmilan-Bestände in den letzten drei Jahrzehnten stark zurückgegangen und Arterhaltungsmaßnahmen als beson-ders wichtig erachtet wurden. Die Größe der Projektgebiete wurde durch die Praxispartner festgelegt. Dies waren meh-rere Landschaftspflegeverbände, eine Biologische Station, ein Förderverein und eine private Naturschutz-Stiftung. Viele landwirtschaftliche Betriebe in den Projektgebieten wurden hinsichtlich der Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz des Rotmilans beraten. Insgesamt konnten deutschlandweit seit

Projektbeginn im Herbst 2013 bis Ende 2018 mindestens 39.164 ha Agrarfläche (Deutsche Wildtier Stiftung 2019) Rotmilan-freundlich bewirtschaftet werden.

Für die Analysen zu Nahrungsangebot, Nahrungsverfüg-barkeit und Flächennutzung wurden folgende Maßnahmen-typen untersucht: mehrjährige Feldfutterflächen (kleinkör-nige Leguminosen, Rotklee, Luzerne, ggf. Ackergras), einjäh-rige und mehrjährige Brachen, einjährige und mehrjährige Blühstreifen und Blühflächen, extensives Grünland sowie artenreiches Grünland (s. Tab. 1–3, Deutscher Verband für Landschaftspflege 2014, Deutsche Wildtier Stif-tung 2016). Als extensives Grünland wurden spät (meist erst im Juni) gemähte und ohne Düngung und Pflanzen-schutzmittel bewirtschaftete Flächen definiert. Artenreiches Grünland enthält bestimmte naturschutzfachlich wertvolle Zielpflanzenarten (Thüringer Landesanstalt für Land-wirtschaft 2008).

Zu jedem Maßnahmentyp wurde eine benachbarte (in 100 bis 500 m Entfernung) Kontrollfläche ausgewählt, die sich in wichtigen Parametern wie Größe und der sie umgebenden Landschaftsstruktur (Nähe zu Gehölzen) möglichst nicht von den Maßnahmenflächen unterschied (Abb. 2). Die mittlere Flächengröße der Maßnahmenflächen lag bei 9,94 ha und die der Kontrollflächen bei 9,82 ha. Kontrollflächen bestan-den aus Wintergetreide-, Mais- und Rapsäckern sowie aus intensiv genutztem Grünland. Als Maßnahmen- und Kon-trollfläche wurden immer ganze Felder bzw. Ackerschläge betrachtet.

2.2 MethodenDie Geländearbeit zur Ermittlung von Nahrungsverfügbar-keit und Flächennutzung sowie die Kartierung der Flächen-nutzung führten Umweltplanungsbüros und freiberufliche Kartierer aus. Zur Untersuchung des Nahrungsangebotes und der Nahrungsverfügbarkeit wurde in den Projektgebieten das Vorkommen von Kleinsäugern und Vögeln auf Maßnahmen- und Kontrollflächen untersucht. Die Erfassung der Kleinsäu-ger erfolgte in den Jahren 2014 bis 2018, die Erfassung der Vögel in den Jahren 2014 bis 2017.

Tab. 1: Anzahl und Maßnahmenart der von 2014–2018 hinsichtlich des Auftretens von Kleinsäugern untersuchten Flächen in den Projektgebieten. –Numbers and types of control plots in the study areas where small mammal surveys took place in the period 2014–2018.

Jahr – year Projektgebiet – study area Untersuchungsumfang – survey effort2014 Göttingen 1 Blühstreifen und 1 Feldfutterfläche mit je 1 Kontrollfläche2015 Göttingen 1 Blühstreifen und 1 Feldfutterfläche mit je 1 Kontrollfläche2015 Schleswig-Holstein 1 Kleegrasfläche (gemulcht) und 1 Kleegrasfläche (gemäht und abgetragen)

mit je 1 Kontrollfläche2016 Schleswig-Holstein 3 Kleegrasflächen mit jeweils 1 Kontrollfläche2016 Nordsachsen 1 Blühstreifen, 1 Feldfutterfläche, 1 Brache und 1 x extensives Grünland mit

jeweils 1 Kontrollfläche2016 Ostsachsen 1 Brache mit 1 Kontrollfläche2017 Weimar 1 Brache mit 1 Kontrollfläche2017 Ostsachsen 1 Brache und 1 x extensives Grünland mit jeweils 1 Kontrollfläche2017 Nordsachsen 1 Brache und 1 x extensives Grünland mit jeweils 1 Kontrollfläche2017 Meckl. Endmoräne 1 x extensives Grünland mit 1 Kontrollfläche2018 Ostsachsen 2 Brachen und 2 mehrj. Blühflächen mit jeweils 1 Kontrollfläche2018 Weimar 2 x artenreiches Grünland mit jeweils 1 Kontrollfläche2018 Meckl. Endmoräne 2 x extensives Grünland mit jeweils 1 Kontrollfläche

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74 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

2.2.1 KleinsäugererfassungenDie Untersuchung der Kleinsäuger erfolgte mittels Lebend-fallen (Shearman Folding® und Ugglan®). Auf jeder Maßnah-men- und Kontrollfläche wurden jeweils drei Fangdurch-gänge durchgeführt, einmal Anfang bis Mitte Mai, dann Ende Mai bis Anfang Juni und erneut Mitte bis Ende Juni (Tab. 1). Pro Durchgang wurden 20 Lebendfallen entlang zweier Tran-sekte mit jeweils 10 Fallen im Abstand von 10 m ausgebracht. Jeder Fangdurchgang umfasste drei aufeinanderfolgende Fangnächte, während derer die Fallen abends und morgens kontrolliert wurden (sechs Kontrollgänge pro Durchgang). Es wurde keine Unterscheidung von Erst- und Wiederfängen vorgenommen. Die Transekte wurden so gewählt, dass sich

die Fallen in den einzelnen Flächen in vergleichbarer Entfer-nung vom Feldrand befanden. Die Position der Fallen wurde mit Markierungsstäben gekennzeichnet. In jede Falle wurde die gleiche Ködermenge platziert. Als Köder wurden in Pflan-zenöl angebratene bzw. getränkte Mischungen aus Hafer-flocken, Früchtemüsli und Nüssen verwendet. Der Köder wurde ersetzt, wenn er aufgebraucht oder durch Taunässe und Regen feucht geworden war. Um eine Vergleichbarkeit mit ähnlichen Untersuchungen zu gewährleisten, wurde die Kleinsäugerhäufigkeit als Anzahl Kleinsäuger/100 Fallen auf der Maßnahmen- oder Kontrollfläche normiert.

Tab. 2: Anzahl und Maßnahmenart der von 2014–2017 hinsichtlich des Auftretens von Brutvögeln untersuchten Flächen in den Projektgebieten. – Numbers and types of control plots in the study areas where bird surveys took place in the period 2014–2017.

Jahr – year Projektgebiet – study area Untersuchungsumfang – survey effort

2014 Göttingen 11 Blühstreifen und 12 Feldfutterflächen sowie jeweils gleiche Anzahl Kontrollflächen

2015 Göttingen 10 Blühstreifen und 10 Feldfutterflächen sowie jeweils gleiche Anzahl Kontrollflächen

2015 Schleswig-Holstein 10 Kleegrasflächen und gleiche Anzahl Kontrollflächen2016 Schleswig-Holstein 10 Kleegrasflächen und gleiche Anzahl Kontrollflächen2016 Nordsachsen 2 Blühstreifen, 3 Feldfutterflächen, 3 Brachen und 2 x extensives Grünland

sowie jeweils gleiche Anzahl Kontrollflächen2016 Ostsachsen 5 Brachen mit 5 Kontrollflächen2017 Weimar 10 Brachen mit 10 Kontrollflächen2017 Meckl. Endmoräne 10 x extensives Grünland mit 10 Kontrollflächen2017 Nordsachsen 10 Brachen und 10 x extensives Grünland sowie gleiche Anzahl Kontrollflächen2017 Ostsachsen 10 Brachen und 10 x extensives Grünland sowie jeweils gleiche Anzahl

Kontrollflächen

Tab. 3: Anzahl und Maßnahmenart der von 2014–2018 hinsichtlich der Rotmilanpräsenz untersuchten Flächen in den Projekt-gebieten. – Numbers and types of control plots in the study areas where Red Kite-presence was surveyed in the period 2014–2018.

Jahr – year Projektgebiet – study area Untersuchungsumfang – survey effort2014 Göttingen 14 Blühstreifen und 8 Feldfutterflächen mit jeweils gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2015 Göttingen 14 Blühstreifen und 6 Feldfutterflächen mit jeweils gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2015 Schleswig-Holstein 5 Kleegrasflächen (gemulcht bzw. gemäht und abgetragen) mit gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2016 Schleswig-Holstein 5 Kleegrasflächen (gemulcht bzw. gemäht und abgetragen) mit gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2016 Nordsachsen 3 Blühstreifen, 4 Feldfutterflächen, 4 Brachen und 4 x extensives Grünland mit

jeweils gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen2016 Ostsachsen 5 Brachen mit gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen2017 Weimar 15 Brachen mit gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen2017 Meckl. Endmoräne 12 x extensives Grünland mit gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen2017 Nordsachsen 10 Brachen und 10 x extensives Grünland mit jeweils gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2017 Ostsachsen 7 Brachen und 4 x extensives Grünland mit jeweils gleicher Anzahl

benachbarter Kontrollflächen2018 Weimar 14 x artenreiches Grünland mit gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen2018 Meckl. Endmoräne 7 x extensives Grünland mit gleicher Anzahl benachbarter Kontrollflächen

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2.2.2 Erfassung von Vögeln als potentielle BeuteZur Ermittlung der Abundanz von Vögeln als potentielle Rotmilanbeute erfolgte eine Erfassung revieranzeigender Vögel und Nahrungsgäste auf je einem Flächenpaar mit und ohne Maßnahme an sechs Tagbegehungen zwischen Ende März und Ende Juni nach den Empfehlungen von Südbeck et al. (2005) (Tab. 2). Da die Maßnahmenflächen teilweise sehr klein ausfielen (z. B. Blühstreifen), war eine ursprüng-lich geplante Revierkartierung nach Südbeck et al. (2005) nicht zielführend. Daher wurden in jedem Durchgang alle Vogelindividuen (auch unbestimmte) in den Flächen, über den Flächen und in einer Zone von 50 Metern um die Flä-chen notiert. Dabei wurden drei Kategorien unterschieden: 1. mit Flächenbezug (der Vogel befand sich auf der Fläche bzw. nahrungssuchend oder revieranzeigend darüber), 2. ohne Flächenbezug (der Vogel überflog die Fläche oder befand sich neben der Fläche), 3. Revier (es wurden auch Reviere gewertet, wenn revieranzeigendes Verhalten neben der Fläche beobachtet wurde und die Fläche offensichtlich im Revier lag). Vogelarten mit Reviergrößen, die ein Vielfaches der vorliegenden Flächengröße überstiegen, wurden nicht als „Revier“ gewertet. Das Vorkommen der Vögel wurde als Anzahl Vögel/ha dargestellt.

2.2.3 Ermittlung der Nutzung von Maßnahmenflächen durch Rotmilane

Die Nutzung der Maßnahmenflächen (zeitliche Präsenz von Rotmilanen über Maßnahmenflächen und Normalland-schaft) wurde von 2014 bis 2018 auf allen Maßnahmen- und Kontrollflächen an den Tagen, an denen die Fläche bearbeitet wurde (bei Mahd und Ernte) und an zwei Folgetagen (im Fol-genden als ‚Mahd+1‘ usw. angegeben) visuell erfasst (Tab. 3). Nach Kontaktaufnahme mit den Landwirten zwecks Abspra-che der Bearbeitungszeitpunkte verfolgten die Beobachter von einem außerhalb der Fläche gelegenen Aussichtspunkt die im Gelände anwesende Rotmilane während 90-minütiger Beobachtungseinheiten mit Fernglas bzw. Spektiv. Da sich jedoch die Abstimmung von Bearbeitungsterminen in der praktischen Umsetzung schwierig gestaltete, erfolgten die

Kontrollen weitestgehend willkürlich während sowie außer-halb der landwirtschaftlichen Bearbeitung. Die Beobachter notierten den Flächenzustand und maßen sekundengenau mit einer Stoppuhr, wie viel Zeit Rotmilane auf der Fläche oder in geringer Höhe darüber fliegend zur Nahrungssuche verbrachten. Die Flächennutzung wurde als Suchflugzeit eines Rotmilans in sec/ha*h ausgedrückt. Außerdem wurde soweit möglich die Anzahl Nahrungsaufnahmen erfasst.

2.2.4 Statistische AuswertungDie statistische Auswertung erfolgte, sofern nicht anders angegeben, durch die Berechnung von Mittelwerten und 95 % Konfidenzintervallen der untersuchten Stichproben. Daher können sowohl Effektstärke als auch statistische Signifikanz (bei Nichtüberlappung der Fehlerbalken p < 0,05) anhand der Darstellungen beurteilt werden. Die Berechnung des 95 % Konfidenzintervalls erfolgte mit einem nichtparametrischen Bootstrap-Verfahren mit 5000 Replikationen im Paket Hmisc mit R Version 3.5.2 (R Core Team 2018).

Die Auswertung der Kleinsäugerhäufigkeit erfolgte mit statistischen Regressionsmodellen. Aufgrund der hohen Variabilität der Kleinsäugerhäufigkeit behandelten wir in der Auswertung Maßnahmen- und Kontrollflächen jeweils als gepaarte Stichprobenflächen. Mit einem einseitigen, gepaar-ten t-Test testeten wir so die Hypothese, dass die Kleinsäu-ger häufiger auf der Maßnahmenfläche als auf der gepaarten Kontrollfläche vorkommen. Um Unterschiede in der Klein-säugerhäufigkeit auf verschiedenen Maßnahmentypen zu überprüfen, verwendeten wir ein generalisiertes lineares gemischtes Modell im R-Paket glmmTMB. Hierbei wurde die Gesamtanzahl gefangener Individuen eines Fangdurch-gangs als Funktion von Fangdurchgang und Maßnahmentyp modelliert. Beide Parameter wurden als feste Effekte (fixed effects) behandelt. Die Anzahl fangfähiger Fallen (Gesamt-zahl abzüglich Blindgänger) ging als offset in das Modell ein, um für einen unterschiedlichen Fangaufwand zu korrigie-ren. Die Probeflächenpaarung wurde im Modell als Zufalls-Effekt (random intercept) behandelt. Wegen einer festgestell-ten Überdispersion (Overdispersion) wurde eine Negative

Abb. 2: Maßnahmenfläche (mehrjährige Brache, links) und Kontrollfläche (Wintergetreide, rechts) im Projektgebiet Ost-sachsen. Rechts im Bild sind Stäbe zur Markierung der Lebendfallen zur Kleinsäuger-Erfassung sichtbar. – Red Kite-friendly managed perennial fallow (left) and reference plot in winter grain (right) in the study area in Eastern Saxony. On the right, the sticks marking live traps for catching small mammals are visible. Fotos: M. Schimkat (links) und S. Siegel (rechts)

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Kontrollen –reference plots

Maßnahmen –managed plots

Anz

./100

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– no

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0 tr

aps

n =28 n = 28

mittl. Diff.: -4,05p = 0,018gepaarter t-Test (einseitig)

Abb. 3: Mittlere Kleinsäuger-Fangraten (Anzahl Kleinsäuger pro 100 Fallen) aus 3 Fangdurchgängen auf Maßnahmen- und Kontrollflächen von 2014–2018. Fehlerbalken zeigen ein 95 % Konfidenzintervall für den Vergleich aller Gebiete und Jahre, die Stichprobengröße (Anzahl Flächen) ist auf der Nulllinie angegeben. Der eingesetzte Kasten beschränkt den Vergleich auf die jeweilige gepaarte Stichprobenfläche. – Mean small mammal abundance (animals per 100 traps) over 3 trap sessions on Red Kite-friendly managed plots and on refer-ence plots from 2014–2018. Error bars show a 95 % confidence interval comparing all study areas and years, numbers refer to sample size. Box inset shows a one-tailed paired t-test, com-paring each managed plot only with the paired reference plot.

Abb. 4: Erwartete mittlere Kleinsäugerhäufigkeit (Anz. pro 100 Fallen) auf Maßnahmen- und Kontrollflächen (Winter-getreide) von 2014–2018 je Fangdurchgang aus einem gene-ralisierten linearen gemischten Modell. Der 1. Durchgang erfolgte Anfang/Mitte Mai, 2. Durchgang Ende Mai/Anfang Juni, 3. Durchgang Mitte/Ende Juni, Fehlerbalken zeigen ein 95 % Konfidenzintervall. Im Modell wurde eine Negative Binomialverteilung angenommen sowie ein Zufalls-Effekt der Probeflächenpaarung und ein offset der Anzahl fangfä-higer Fallen zur Korrektur verwendet. – Model predictions of small mammal abundance (animals per 100 traps) on Red Kite-friendly managed plots and reference plots (winter grains) per trap session in 2014–2018. The 1st trap session was done beginning/mid-May, the 2nd trap session end May/beginning June, the 3rd trap session mid/end June, error bars show a 95 % confidence interval. In the model we assumed a negative bino-mial distribution and random effects of the plot pairing as well as an offset regarding numbers of working traps for correction.

0

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Kontrollen – reference plots

Maßnahmen –managed plots

n = 17 n = 99n = 25 n = 12 n = 26 n = 51 n = 43

Abb. 5: Mittlere Vogeldichte (Brutvögel und Nahrungsgäste aus 6 Begehungen pro Fläche) pro Hektar und Maßnahmentyp/Kontrollfläche von 2014–2017. Fehlerbal-ken zeigen ein 95 % Konfidenzintervall, die Stichprobengröße (Anzahl Flächen) ist auf der Nulllinie angegeben. –Mean bird den-sity (breeding and foraging) per hectare on various Red Kite-friendly managed plots and reference plots between 2014 and 2017. Error bars show a 95 % confidence interval, numbers refer to sample size.

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Binomialverteilung als Fehlerverteilung angenommen. Die Modellvalidierung wurde mit dem R Paket DHARMa anhand der Residuen vorgenommen.

3. ErgebnisseIm Mittel über alle Jahre und Gebiete zeigte sich, dass die Kleinsäugerhäufigkeiten auf den Maßnahmenflä-chen etwa 55 % höher lagen als auf den untersuchten Kontrollflächen (Abb. 3). Allerdings war dieser Unter-schied bei einem Vergleich aller Jahre und Gebiete, bedingt durch die hohe Variabilität in der Kleinsäu-

gerhäufigkeit, nicht signifikant nachzuweisen. Da die Kleinsäuger-Fänge jedoch jeweils auf einem Flächen-paar, bestehend aus einer Maßnahmen- und einer Kon-trollfläche im unmittelbaren Umfeld, erhoben wurden, konnte der Vergleich auch nur auf die jeweilige gepaarte Probefläche bezogen werden. Probeflächenscharf ließ sich statistisch absichern, dass die Kleinsäugerbestände auf den Maßnahmenflächen deutlich höher lagen als auf den Kontrollflächen (gepaarter t-Test, einseitig, p = 0,018, Abb. 3).

Vom 1. bis zum 3. Fangdurchgang stiegen die Klein-säugerhäufigkeiten auf allen Maßnahmen- und Kon-

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RingeltaubeCommon wood pigeon

StarCommon starling

WachtelCommon quail

FeldsperlingEurasian tree sparrow

GrauammerCorn bunting

RebhuhnGrey partridge

BraunkehlchenWhinchat

ElsterEurasian magpie

FeldlercheEurasian skylark

AaskräheCarrion crow

AmselBlackbird

BluthänflingCommon linnet

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Kontrollen – reference plots

Maßnahmen – managed plots

Abb. 6: Anteil Begehungen mit Nachweis ausgewählter Vogelarten (Brutvögel und Nah-rungsgäste) pro Maßnahmentyp bzw. Kontrollfläche von 2014–2017. Die Stichprobengröße (Anzahl Begehungen) ist auf der Nulllinie angegeben, die Skalierung der y-Achse variiert. – Proportion of visits with records of selected bird species (breeding and foraging) on Red Kite-friendly managed plots and reference plots between 2014 and 2017. Numbers above the x-axis are sample sizes per category, please note different scaling.

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78 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

trollflächen an (Abb. 4). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Flächentypen waren jedoch nicht signifikant (Abb. 4). Brachen und Feldfutterflächen verzeichneten die stärksten Populationszuwächse über die Fangsai-son, auf extensivem Grünland blieben die Bestände dagegen gering.

Die Dichte brütender und nahrungssuchender Vogelarten auf Maßnahmenflächen war ebenfalls deut-lich höher als auf den Kontrollflächen. Im Mittel war die Vogeldichte pro Hektar dort mehr als doppelt so hoch als auf den Kontrollflächen. Blühstreifen beher-bergten die höchsten Vogeldichten und auch Brachen, extensives Grünland sowie Feldfutterflächen wiesen deutlich höhere Vogeldichten auf als die Kontrollflä-chen (Abb. 5). Zeigte sich hinsichtlich des Maßnah-mentyps Brachen über alle Stichproben gesehen ein recht variables Bild mit einer breiten Streuung, fiel bei einer Aufgliederung der Brachen in einjährige und mehrjährige Nutzung auf, dass besonders mehrjäh-rige Brachen höhere Vogeldichten aufwiesen (Abb. 5).

Für Rotmilane wichtige Nahrung wie z. B. Jungvö-gel von Star, Amsel, gelegentlich auch Ringeltaube, Aaskrähe oder Elster erreichten auf Maßnahmenflä-chen deutlich höhere Abundanzen als auf Kontroll-flächen (Abb. 6). Vergleicht man das Vorkommen (Anteil Begeh ungen mit Nachweis eines Vogels) von Vogelarten über die einzelnen Maßnahmentypen hin-weg, so fällt auf, dass Agrarvogelarten mit negativen Bestandsentwicklungen wie Bluthänfling, Braunkehl-chen, Grauammer, Rebhuhn und Wachtel deutlich häufiger auf Maßnahmenflächen beobachtet wurden als auf Kon trollflächen (Abb. 6).

Um die Bevorzugung oder Meidung bestimmter Flächen durch nahrungssuchende Rotmilane nach-zuweisen, wurde die Suchflugzeit der Greifvögel über Maßnahmenflächen und über in der Nachbarschaft befindlichen Kontrollflächen verglichen. Maßnah-menflächen, die zum Zeitpunkt der Beobachtung nicht landwirtschaftlich bearbeitet wurden (auf denen also keine Mahd, Wenden usw. erfolgte), nutzten Rotmilane

signifikant fast doppelt so lange zur Nahrungssuche als Kontrollflächen (Abb. 7). Für diesen Vergleich wurden auch Kontrollflächen in intensivem Grünland berück-sichtigt, das durch die im Vergleich mit Mais, Raps und Wintergetreide niedrigere Wuchshöhe generell attrak-tiver für Rotmilane ist. Es zeigte sich, dass Rotmilane bei der Nahrungssuche aktuell nicht landwirtschaft-lich bearbeitete Flächen wie Feldfutter, extensives Grünland, Brachen und Blühstreifen gegenüber den Kontrollflächen (intensives Grünland, Mais, Raps und Wintergetreide, Abb. 7) präferierten.

Während der Mahd von Grünland oder Feldfutterflä-chen stieg die Nutzung dieser Flächen durch Rotmilane sprunghaft an. Die Präsenz über den Flächen lag am Tag der Mahd im Mittel um das 10- bis 20-fache höher als ohne Bearbeitung (Abb. 8). Der starke Effekt der Mahd auf die Präsenz der Rotmilane wurde sowohl für die Maßnahmentypen Feldfutter und extensives Grün-land, als auch für den Kontrolltyp intensiv genutztes Grünland nachgewiesen. In den Tagen nach der Mahd sank die Rotmilan-Präsenz auf allen Flächentypen wie-der auf ein signifikant niedrigeres Niveau ab. Allerdings war die Anwesenheit von Rotmilanen in den ersten Mahd-Folgetagen auf Feldfutterflächen teilweise noch deutlich erhöht (Abb. 8).

Ein ähnliches Ergebnis zeigte die Auswertung der Nahrungsaufnahmen durch Rotmilane, die während der Beobachtungseinheiten festgestellt wurden. Rotmilane machten auch außerhalb der Mahd Beute auf Maßnah-menflächen, während sie auf den Kontrollflächen ohne stattfindende landwirtschaftliche Bearbeitung kaum Nahrung fanden (Abb. 9). Eine Ausnahme stellten Mais-äcker dar, auf denen Rotmilane allerdings Regenwürmer (Lumbricidae) aufsammelten (Abb. 9), also sehr kleine Beuteobjekte. Die Effizienz des Beuteerwerbs (Anzahl Nahrungsaufnahmen pro Stunde) war deutlich höher während der Mahd. Sowohl auf Maßnahmenflächen als auch auf intensivem Grünland steigerte sich die Anzahl der Nahrungsaufnahmen um ein Vielfaches. Auch am ersten Tag nach der Mahd machten Rotmilane weiter-hin deutlich mehr Beute auf den gemähten Flächen als auf Flächen ohne landwirtschaftliche Bearbeitung. Ab dem zweiten Tag nach der Mahd wurde kein wesentlich erhöhter Jagderfolg mehr nachgewiesen (Abb. 9).

0

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Kontrollen – reference plots

Maßnahmen – managed plots

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Abb. 7: Rotmilan-Präsenz (Sekunden pro Hektar und Stun-de) aus Flächenbeobachtungen ohne landwirtschaftliche Be-arbeitung auf Maßnahmen und Kontrollen 2014–2018. Kon-trollflächen beinhalten auch intensiv genutztes Grünland, Fehlerbalken zeigen ein 95 % Konfidenzinterval, die Stich-probengröße (Anzahl Flächen) ist auf der Nulllinie angege-ben. – Red Kite presence (seconds per hectare and hour) from timed fixed-site visits on reference plots and Red Kite-friendly managed plots on which no agricultural operations took place between 2014 and 2018. Reference plots include intensively managed grassland, error bars show a 95 % confidence interval, numbers refer to sample size.

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2105 3188930 551816279 4547 120

Maßnahmen – managed plots Kontrollen – reference plots

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Mahd+1

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mowing+1

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mowing+3

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Flächenbearbeitung –agricultural operations

species-rich grassland

Abb. 8: Rotmilan-Präsenz (sec pro ha * h) aus Flächenbeobachtungen während der Mahd und in den Folgetagen (Mahd+1 usw.) zwischen 2014 und 2018. Fehlerbal-ken zeigen ein 95 % Konfidenzinterval, die Stichprobengröße (Anzahl Flächen) ist unter der Nulllinie angegeben. – Red Kite-presence (sec per ha and h) according to timed fixed-site visits during agricultur-al operations and during the following days (Mahd+1 etc.) between 2014 and 2018. Error bars show a 95 % confidence interval, numbers refer to sample size.

Abb. 9: Anzahl Nahrungsaufnahmen pro Stunde von Rotmilanen während und au-ßerhalb landwirtschaftlicher Bearbeitung auf Maßnahmen- und Kontrollflächen in den Jahren 2014 und 2018. Auf den Maisflächen wurden ausschließlich we-nig nahrhafte Regenwürmer aufgenom-men. Die Stichprobengröße (Anzahl Flä-chen) ist unter der Nulllinie angegeben. – Number of food uptakes per hour of Red Kites during and apart from agricultural operations observed on Red Kite-friend-ly managed plots and on reference plots during timed fixed-site visits between 2014 and 2018. On maize only earthworms with an unfavourable relation between nutri-tional value and prey size were collected. Numbers refer to sample size.

5 10 6 35 2 30 9 8 8 6 14 10 10 17 5 4 12 9 90

artr. G

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species-rich grassland

Maßnahmen – managed plots Kontrollen – reference plots

Keine Bearb.no operation

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Mahd+1mowing+1

Mahd+2mowing+2

Flächenbearbeitung –agricultural operations

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80 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

4. DiskussionAuf Flächen in den Projektgebieten, auf denen Maß-nahmen zur Förderung des Rotmilans durchgeführt wurden, stellten wir eine deutlich höhere Abundanz potentieller Beutetiere fest. Maßnahmenflächen wur-den deutlich häufiger und länger von Rotmilanen genutzt als Kontrollflächen ohne Maßnahmen. Die Art der landwirtschaftlichen Flächennutzung hat also einen wesentlichen Einfluss auf die lokale Abundanz von in der Agrarlandschaft lebenden Vogelarten und Kleinsäugern und ihren Prädatoren.

Eine wesentliche Rolle im Nahrungsspektrum des Rotmilans spielen Kleinsäuger (Ortlieb 1989, Was-mund 2013, BirdLife International 2019). Die Unterschiede in der Kleinsäugerhäufigkeit, die sich zwischen den Maßnahmentypen zeigten, konnten allerdings nicht signifikant nachgewiesen werden. Vermutlich maskierten die für die Artengruppe typi-schen enormen jährlichen Populationsschwankungen die Unterschiede der Kleinsäugerhäufigkeit auf ein-zelnen Flächentypen zu stark, um sie mit der, wegen des hohen Aufwands, begrenzten Stichprobenzahl sig-nifikant nachweisen zu können. Wie an den großen Fehlerbalken in Abb. 4 abzulesen ist, sind endgültige Aussagen zur Entwicklung der Kleinsäugerbestände auf den untersuchten Maßnahmentypen vermutlich aufgrund der relativ geringen Stichprobengröße nicht möglich.

Populationszunahmen im Jahresverlauf (Abb. 4) sind bei Kleinsäugern zu erwarten und wurden auch in anderen Studien festgestellt (Watzke & Mensch 1998, Butet & Leroux 2001, Aschwanden et al. 2007). Die in unseren Untersuchungen ermittelten hohen Kleinsäu-gerhäufigkeiten für die Maßnahmentypen Blühfläche, Brache und Feldfutter stimmen mit den Ergebnissen weiterer Studien überein. Buntbrachen in der Schweiz boten hervorragende Lebensbedingungen für Klein-säuger und waren essentiell, um stabile Kleinsäuger-Populationen in der Agrarlandschaft aufrecht zu erhal-ten (Briner et al. 2005). Buntbrachen sind mehrjährige, mit einheimischen Wildkräutern angesäte Flächen auf Ackerschlägen oder nach einer Dauerkultur (AGRI-DEA 2019). In der Uckermark, Brandenburg, wiesen selbstbegrünte mehrjährige Ackerbrachen im Sommer mehr als doppelt so hohe Kleinsäugerdichten (insbeson-dere der Feldmaus) auf als Getreideschläge (Watzke & Mensch 1998). Ackerwildkrautsäume beherbergen eine große Diversität an Kleinsäugerarten (Aschwanden et al. 2007), die vor allem in mechanisch unbearbeiteten Flächen, wie z. B. mehrjährigen Ackerwildkrautfluren, Brachen oder Grünland wichtige Refugien vorfinden (Fischer & Wagner 2016, Apolloni et al. 2017). Nach Arlettaz et al. (2010) war die Artenvielfalt an Kleinsäu-gern in Buntbrachen am höchsten und Schlaich et al. (2015) stellten die höchste Kleinsäugerdichte in Brachen im Vergleich mit Grünland und Winterweizen fest.

In unserer Studie war die Vogeldichte auf Maßnah-menflächen bis auf eine Ausnahme (einjährige Bra-chen) signifikant höher als auf den Kontrollflächen, wobei Blühflächen, extensives Grünland und teilweise mehrjährige Brachen besonders hohe Aktivitäts-dichten aufwiesen (Abb. 5). Innerhalb der einzelnen Maßnahmentypen unterschied sich die Vogeldichte auf Blühstreifen signifikant von jener auf einjähri-gen Brachen und Feldfutter. Wie wichtig Blühstreifen und Brachen für die Biodiversität und insbesondere für die Vogelartenvielfalt in der heutigen, intensiv genutzten Agrarlandschaft sind, wurde bereits in ver-schiedenen früheren Studien deutlich. Henderson et al. (2000), Neumann & Dierking (2013) und Joest (2018) stellten die große Bedeutung von Brachen für unterschiedliche Vogelgilden in der Agrarlandschaft dar. Vickery et al. (2009) zeigten, dass Blühstreifen durch ihren hohen Anteil an Samen und Wirbello-sen die effektivsten Nahrungshabitate für Vögel in der Agrarlandschaft sind. Im Gegensatz zu unseren Ergebnissen stellten Henderson et al. (2000) allerdings fest, dass insbesondere Rotationsbrachen ein optimaler Lebensraum für Feldvögel sind, da sich in ihnen nicht so viel pflanzliches Material ansammelt, das den am Boden nach Nahrung suchenden Vogelarten hinderlich werden könnte. Die vergleichsweise niedrige Vogel-dichte auf einjährige Brachen in unserer Studie rührt wahrscheinlich daher, dass in der Kategorie Brachen auch Grünbrachen eingeordnet wurden, die nicht viel Vegetationsstruktur bieten. Entscheidend ist außer-dem, dass neben genügend Nahrungshabitaten für Feldvögel stets auch ausreichend Nistmöglichkeiten, z. B. Hecken, vorhanden sind (Vickery et al. 2009).

Die Abundanz ausgewählter Vogelarten war in unse-rer Studie auf Maßnahmenflächen deutlich höher als auf den Kontrollflächen (Abb. 6). Aaskrähe, Feldsper-ling, Ringeltaube und Star wurden neben Maßnahmen-flächen auch häufig auf intensiv genutztem Grünland beobachtet; ebenfalls die Feldlerche, die neben Blüh-streifen am häufigsten auf Wintergetreide angetroffen wurde (Abb. 6). Wahrscheinlich boten die aufwach-senden Getreidefelder zu Beginn der Brutsaison noch relativ gute Brut- und Nahrungsbedingungen. Doch könnte es sich hier, wie Kuiper et al. (2015) zeigen, um eine ökologische Falle handeln: das Gewicht heran-wachsender Feldlerchenküken ist auf Getreidefeldern, vermutlich durch die niedrigeren Beutetierdichten, signifikant niedriger als auf Grünland und Luzerne.

Der Anteil an Brachen und Blühstreifen bzw. Bunt-brachen pro Betrieb ist entscheidend für den Erhalt der Vogelartenvielfalt in der Agrarlandschaft (Henderson et al. 2012). Den Berechnungen der Autoren zufolge beherbergten Betriebe mit weniger als 3 % dieser Flä-chen signifikant weniger Vogelarten als Betriebe mit mehr als 10 % solcher Flächen. Meichtry-Stier et al.

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(2014) kamen zu dem Schluss, dass die Vogelarten-vielfalt in der Agrarlandschaft des Schweizerischen Unterlandes mit einem Anteil von 14 % an Flächen mit hochwertigen Agrarumweltmaßnahmen, Bra-chen oder seminatürlichen Habitaten wie Hecken pro landwirtschaftlichem Betrieb erhalten werden kann. Neben Brachen bieten auch Feldfutterflächen vielen Agrarvogelarten gute Nahrungs- und Brutbedingun-gen. Eraud & Boutin (2002) stellten in Frankreich in Luzerne hohe Siedlungsdichten und einen guten Bru-terfolg für die Feldlerche fest. Den Autoren zufolge war die Revierdichte in Feldern mit niedriger, lückiger Vegetation am höchsten und nahm mit zunehmen-der Flächengröße ab, was möglicherweise auf einen Effekt der Anbauvielfalt auf Landschaftsebene hinweist (Eraud & Boutin 2002). Kuiper et al. (2015) fanden für die Feldlerche in den Niederlanden ebenfalls die höchste Reproduktionsraten in Luzerne, die zweimal im Jahr gemäht wurde und während der Brutsaison ausreichende Deckung bot. Allerdings wirken sich zu häufige Mahden (3 bis 4x im Jahr) auf Feldfutterflä-chen negativ auf Bodenbrüter aus (Stein-Bachinger & Fuchs 2012). Auf regelmäßig gemähtem Grünland stellten Kuiper et al. (2015) die geringste Überlebens-wahrscheinlichkeit für Feldlerchennester fest.

Der positive Effekt der Mahd-Maßnahmen auf die Nahrungsverfügbarkeit des Rotmilans scheint vor allem in der besseren Zugänglichkeit der Kleinsäuger zu liegen – der Großteil der aufgenommenen Mäuse wurde bei der Mahd getötet. Auch nach Wasmund (2013) und Gottschalk et al. (2015) ist gemähtes Grünland für Rotmilane sehr attraktiv: Die Suchin-tensität der Rotmilane war dort während der Mahd 300 Mal höher als über der umgebenden Landschaft. Nach-bearbeitungen der Flächen wie Wenden oder Abfahren des Mähgutes wirkten ebenfalls anziehend auf Rotmi-lane. Die Bedeutung landwirtschaftlicher Bearbeitung für nahrungssuchende Rotmilane beschrieben bereits Ortlieb (1989) und Nachtigall et al. (2010). Pfeif-fer & Meyburg (2015) zeigten, dass einzelne Rotmi-lane auf Nahrungssuche in seltenen Fällen mehr als 34 km zu frisch gemähtem Grünland zurücklegten. Trierweiler et al. (2010) und Schlaich et al. (2015) stellten fest, dass Wiesenweihen in den Niederlanden bevorzugt über frisch gemähtem Grünland bzw. Bra-chen und Luzerne-Feldern jagten. Trierweiler et al. (2010) konnten darüber hinaus zeigen, dass die Wei-hen dort auch erfolgreicher Beute machten als über nicht gemähten Flächen. Das deckt sich gut mit den festgestellten Anzahlen an Nahrungsaufnahmen über verschiedenen Maßnahmen- und Kontrollflächen im Rahmen unserer Untersuchungen (Abb. 9).

Den Ergebnissen der vorliegenden Studie zufolge war die Suchintensität über den gerade gemähten Flä-chen in den Tagen unmittelbar nach der Mahd zumin-dest teilweise immer noch um ein Vielfaches höher als über anderen Flächen. Dieses Verhalten zeigten auch

die von Trierweiler et al. (2010) und Schlaich et al. (2015) untersuchten Wiesenweihen in den Niederlan-den. Wasmund (2013) und Gottschalk et al. (2015) machten diese Beobachtungen ebenfalls für den Rot-milan im Raum Göttingen. In der vorliegenden Arbeit (Abb. 8) wie auch in den beiden letztgenannten Studien sind die Ergebnisse zu Rotmilan-Beobachtungen wäh-rend der Mahd mit einer hohen Variabilität behaftet. Die Anziehungskraft gemähter Flächen auf Rotmilane ist von vielen Parametern abhängig, u. a. ob und in welcher Entfernung gerade weitere Flächen gemäht werden. Trotz dieser relativ hohen Unsicherheit lassen sich statistisch belastbare Unterschiede anhand unserer Ergebnisse ableiten.

Wie wichtig angepasstes Grünland-Management für den Schutz von Greifvögeln in der Agrarlandschaft ist, machten Garratt et al. (2012) deutlich. In experimen-tellen Mahdversuchen untersuchten sie das Auftreten von Kleinsäugern in einem Grünland-Naturschutz-gebiet in Nordostengland. Laut den Autoren dieser Studie sind Vegetationshöhe und zurückbleibendes Mahdgut als Deckung für die (Wieder-) Besiedelung durch Kleinsäuger entscheidend. Ihren Untersuchun-gen zufolge verblieben sogar 20–27 % der Kleinsäuger auf den frisch gemähten Flächen, solange dort Mahd-gut als Deckung belassen wurde.

Ungemähte Flächen können Rückzugsräume für Kleinsäuger bieten und dadurch die Wiederbesied-lung ungünstiger kurzgemähter Bereiche fördern (Bu tet & Leroux 2001, Aschwanden et al. 2007). Aus den Ergebnissen von Aschwanden et al. (2005) geht hervor, dass Turmfalke und Schleiereule bei der Jagd frisch gemähte Flächen in direkter Nachbarschaft zu Blühstreifen bevorzugten. Demnach scheinen sich Kleinsäuger von Blühstreifen, Brachflächen, Buntbra-chen u. ä. aus mit dem Aufwachsen der Vegetation in der Umgebung auf andere Flächen wieder auszubrei-ten und können dort wichtige Nahrungsressourcen für Greifvögel darstellen.

Für futtersuchende Greifvögel ist nicht allein die vor-handene Nahrungsmenge auf einer Fläche entscheidend, sondern auch die Zugänglichkeit der Beute (Aschwan-den et al. 2005, Arlettaz et al. 2010, Schlaich et al. 2015, Apolloni et al. 2017). Diesen Studien zufolge spielt die Vegetationsstruktur bei der Auswahl der Jagdgebiete von Turmfalke, Wiesenweihe, Waldohreule, Schleiereule und Steinkauz eine wichtigere Rolle als die Kleinsäu-gerdichte. Die meisten Kleinsäuger hielten sich in dicht und hoch bewachsenen Buntbrachen bzw. Brachen auf, während die Greifvögel und Eulen bevorzugt über abge-ernteten Getreidefeldern und gemähtem Grünland jag-ten und Buntbrachen und andere hoch aufwachsende Anbaukulturen mieden. Hochstehende Vegetation ver-hindert Greifvögeln möglicherweise den Zugriff auf die in Brachen, Blühstreifen etc. vorhandenen Beutetiere, weshalb jagende Greifvögel diese Bereiche trotz hoher Beutedichte eher meiden.

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82 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

Nach Gottschalk et al. (2015) kann die Unregel-mäßigkeit in der Verfügbarkeit favorisierter Beute wie Mahdopfer und Aas für den Bruterfolg bei Rotmilanen problematisch sein. Anhand von Videoaufnahmen an 18 Rotmilannestern zwischen 2009 und 2014 mach-ten die Autoren deutlich, dass in Zeiten knapper Nah-rung (v. a. im Mai, wenn die Kleinsäugerpopulationen noch nicht so stark angewachsen sind) junge Singvögel eine wichtige Nahrungsquelle für Rotmilane darstell-ten (Gottschalk et al. 2015, Bischofberger et al. 2019). Die Flächenbeobachtungen zur Ermittlung der Suchflugzeit wurden von Gottschalk et al. (2015) auch über Ortschaften durchgeführt. Dabei fanden die Autoren heraus, dass nahrungssuchende Rotmilane Dörfer im Vergleich zur umgebenden Agrarlandschaft doppelt so häufig überflogen und dort vor allem Aas und entlang von Baumhecken Singvögel erbeuteten. Diesen Schluss legen auch kombinierte Telemetrie- und Nestkamera-Untersuchungen nahe (Laux 2016, Karthäuser et al. 2017). Gärten und Grünanlagen in Siedlungen bieten den Greifvögeln anscheinend teil-weise mehr Nahrung als die umgebende, ausgeräumte und intensiv genutzte Agrarlandschaft.

Um Zielkonflikte zwischen dem Rotmilanschutz und dem Schutz anderer Agrarvogelarten zu vermeiden, muss die Umsetzung von Maßnahmen stets gut überlegt sein (Joest 2018). In intensiv bewirtschafteten Agrar-landschaften, in denen Grünland und Feldfutterflächen häufig gemäht werden, könnte die Anlage mehrjähri-ger Schonstreifen, die neben Ackerwildkräutern auch bedrohte Vogelarten wie Rebhuhn, Feldlerche und Insektenarten fördern (Niedersächsisches Ministe-rium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz 2018), auch geeignete Habitate für Kleinsäuger schaffen

und damit für ein gutes Nahrungsangebot für Rotmilane sorgen. Wie wichtig ein angemessenes Management auf Feldfutterflächen für den Rotmilan und andere Greifvö-gel ist, zeigten Luque-Larena et al. (2018). Den Auto-ren zufolge böten Feldfutterflächen den Greifvögeln zwar oft ein gutes Nahrungsangebot, doch brächten die Landwirte aufgrund der vermehrten Kleinsäuger-populationen verstärkt Rodentizide aus, die neben den Kleinsäugern auch vielen Greifvögeln durch Sekundär-vergiftungen zum Verhängnis werden. Um Rotmilane und andere Greifvögel zu schützen, sollte der Einsatz von Rodentiziden bei der Bewirtschaftung von Feldfut-terflächen daher unbedingt vermieden werden.

Großflächiges, intensiv bewirtschaftetes Grünland und schnell aufwachsende Anbaukulturen wie Mais, Raps und Wintergetreide stellen für Kleinsäuger und Vögel unbeständige Lebensräume dar. Für ihren Schutz und damit auch den von Greifvögeln in der Agrar-landschaft ist ein Mosaik unterschiedlich genutzter landwirtschaftlicher Flächen mit verschiedenen Vege-tationshöhen wichtig, in dem neben den Greifvögeln auch ihre Beutetiere genügend Lebensraum finden (Aschwanden et al. 2005, Aschwanden et al. 2007, Garratt et al. 2012, Apolloni et al. 2017). Arlettaz et al. (2010) schlagen daher vor, durch Mähen offene Flächen oder einige Meter breite Korridore in oder nahe Buntbrachen zu schaffen, um den Greifvögeln so die Suche nach Kleinsäugern in der Agrarlandschaft zu erleichtern. Um die Erreichbarkeit der Kleinsäuger zu erhöhen, aber nicht zu viel Nahrung auf einmal zur Verfügung zu stellen und so die Kleinsäugerpopula-tion zu gefährden, empfehlen Trierweiler et al. (2010) und Mammen et al. (2014) Staffelmahd. Garratt et al. (2012) empfehlen neben gestaffelten Mahdtermi-

Foto 1: Die Umsetzung geeigneter Maß-nahmen der Agrarförderung verbessert das Nahrungsangebot für Rotmilane in intensiv genutzten Agrarlandschaften. – The implementation of appropriate agri-environmental schemes improves food supply for Red Kites in intensively used agricultural landscapes. Foto: Pröhl/fokus-natur.de

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nen außerdem, stellenweise Mahdgut auf der Fläche als Schutz für die dort lebenden Kleinsäuger zu belassen. Schlaich et al. (2015) entwickelten mit den sogenann-ten „Vogelfeldern“ eine neue Agrarumweltmaßnahme speziell für Wiesenweihen, die in den Niederlanden und Belgien bereits erfolgreich umgesetzt wird und die in Anbetracht unserer Ergebnisse wahrscheinlich auch für Rotmilane gut geeignet sein könnte. Bei der Maßnahme wird ein Feld teilweise als Brache und teil-weise mit Feldfrüchten, z. B. Luzerne, bewirtschaftet. Die Luzerne wird mehrmals im Jahr geerntet, wodurch die in den Bracheflächen lebenden Kleinsäuger auf den frischgemähten Feldfruchtflächen für die Greifvögel zur leichten Beute werden (Schlaich et al. 2015).

Geeignete Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen können wertvolle Nahrungshabitate und ein gutes Nah-rungsangebot für den Rotmilan in intensiv genutzten Agrarlandschaften bieten. So zeigen unsere Ergebnisse, dass die Nahrungsverfügbarkeit für Rotmilane gestei-gert und weitere positive Effekte für die Biodiversität in Agrarlandschaften erreicht werden können. Aller-dings müssen die Maßnahmen großflächig (>10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche) angeboten und durch eine individuellen Beratung der Landwirte begleitet werden (Henderson et al. 2012, Meichtry-Stier et al. 2014, Gottwald & Stein-Bachinger 2016). Die Flächen- und Maßnahmenauswahl sollte stets in enger Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Akteuren aus der Landschaftspflege erfolgen. Bei der Umsetzung von Mahdflächen zur Optimierung der Nahrungsver-fügbarkeit von Rotmilanen und anderen Greifvögeln in intensiver Agrarlandschaft ist es von größter Bedeutung, flankierend stets Maßnahmenflächen zu etablieren, auf denen sich die Bestände der potentiellen Beutetiere der Greifvögel (z. B. Feldhasen) wieder regenerieren können (Aschwanden et al. 2005, Aschwanden et al. 2007, Garratt et al. 2012, Apolloni et al. 2017).

AusblickUm Artenschutz in intensiver Agrarlandschaft erfolg-reich umzusetzen, ist die Programmierung geeigneter Maßnahmen der Agrarförderung essentiell. In den ein-zelnen Bundesländern gibt es bei der Ausgestaltung und Umsetzung dieser Maßnahmen momentan aller-dings große Unterschiede. Längst nicht alle Bundes-länder bieten eine große Palette verschiedener AUKM an, aus denen Landwirte die für sie und ihren Betrieb geeigneten Maßnahmen auswählen können (Röder et al. 2019). Außerdem sollten sogenannte „dunkelgrüne“ Maßnahmen, die einen echten Mehrwert für die biolo-gische Vielfalt haben, besonders honoriert werden, so dass Landwirte eher geneigt sind, solche Maßnahmen umzusetzen. Bisher machen diese insgesamt gesehen jedoch nur einen geringen Anteil von der Gesamtför-derung aus (Bundesamt für Naturschutz 2019b). Maßnahmen, die kaum oder gar keinen Nutzen für die Biodiversität mit sich bringen, sollten dagegen abgewertet oder abgeschafft werden. Entscheidend für

den Erfolg der AUKM und Greening-Maßnahmen ist ebenso eine Beratung der Landwirte bei der Umsetzung geeigneter Maßnahmen. So kann für jeden Standort die optimale Auswahl getroffen werden.

Mit der vorliegenden Studie haben wir gezeigt, dass es durch geeignete Maßnahmen der Agrarförderung gelingen kann, Vogelarten wie den Rotmilan in inten-siver Agrarlandschaft zu fördern. Der Gewinn dieser Maßnahmen für den Naturschutz wird übrigens ver-vielfacht, denn es profitiert nicht nur der Rotmilan selbst, sondern neben ihm viele weitere Agrarvogel-arten, Kleinsäuger und Insekten.

Dank. Die vorliegende Studie erfolgte im Rahmen des Vor-habens „Rotmilan – Land zum Leben“ (www.rotmilan.org), das der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), die Deutsche Wildtier Stiftung, der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und neun Praxispartner gemeinsam durchführen. Der DVL ist für die Gesamtkoordination, die Deutsche Wildtier Stiftung für die Öffentlichkeitsarbeit, der DDA für die Evaluation der umgesetzten Maßnahmen und die Praxispartner für die naturschutzfachliche Beratung der Land-nutzenden und die Erfassung des Brutbestandes zuständig. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms Biologische Vielfalt (https://biologischevielfalt.bfn.de/), mit dem die Bundesregie-rung Vorhaben zum Schutz und der Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten unterstützt, für die Deutschland international eine besonders große Verantwortung trägt.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Der DDA bedankt sich außerdem bei der Stiftung Naturschutz Thü-ringen und bei allen Rotmilan-Paten für die Förderung der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen.

Wir danken allen Landwirten, die bereit waren, Flächen für die Maßnahmenumsetzung zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus danken wir unseren Projektpartnern vom Deutschen Verband für Landschaftspflege und der Deut-schen Wildtier Stiftung für die gute Zusammenarbeit. Für die Koordination und fachliche Anleitung der Praxispartner danken wir U. Lerch (DVL). Für die Auswahl und Bereit-stellung geeigneter Untersuchungsflächen danken wir den Praxispartnern vor Ort: M. Bormann und K. Woldt (Land-schaftspflegeverband Mecklenburger Endmoräne), P. Soll-untsch (Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen), W. Nachtigall, S. Siegel, K. Eils und M. Schimkat (Förder-verein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz), J. Apel und A. Bauer (Landschaftspflegeverband Mittelthüringen), U. Grothey (Landschaftspflegeverband Landkreis Göttingen) sowie C. Gasse (Schrobach-Stiftung). Unseren Werkvertrag-nehmern danken wir für die im Auftrag des DDA durchge-führten Feldarbeiten: S. Wolff; S. Koschkar, S. Stübing, J. Sommerfeld und M. Korn vom Büro für faunistische Fachfragen; W. Nachtigall, S. Siegel und M. Schimkat vom Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz; P. Meffert von Corvus; M. Ritz sowie M. Schulze und J. Wehrmann von RANA. C. Grüneberg danken wir für die Mitarbeit am Projekt von 2013–2016. E. Gottschalk und der AG Naturschutzbiologie an der Universität Göttingen danken wir für Methodendiskussion und Datenbereitstel-lung. J. Kamp und S. Fischer danken wir für die Durchsicht des Manuskriptes und wertvolle Hinweise.

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84 J. KARTHÄUSER et al.: Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan

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5. Zusammenfassung Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt 2019: Evaluation von Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungs angebotes für den Rotmilan Milvus milvus in intensiv genutzten Agrarlandschaften. Vogelwelt 139: 71 – 86.

Um das Nahrungsangebot für Rotmilane in der Agrarland-schaft zu verbessern und jahreszeitliche Engpässe in der Nah-rungsverfügbarkeit zu verhindern, wurden im Rahmen eines bundesweiten Rotmilan-Schutzprojektes in enger Zusam-menarbeit mit Landwirten vor Ort in neun Projektgebieten in sieben Bundesländern verschiedene Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen sowie Greening-Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählten die extensive Bewirtschaftung von Grünland, der Anbau mehrjährigen Feldfutters, die Anlage von Bra-chen und Blühstreifen und die Pflanzung von Bäumen und Hecken. Durch die Umsetzung der Maßnahmen sollten die Populationen von Kleinsäugern und Feldvögeln, als Haupt-komponenten der Rotmilan-Nahrung, gesteigert und die Zugänglichkeit der Beute für Rotmilane verbessert werden. Zentrale Fragestellungen waren: Lassen sich die Verfügbar-keit von Kleinsäugern und Singvögeln und damit das Nah-rungsangebot für den Rotmilan durch geeignete Maßnahmen der Agrarförderung optimieren? Und nutzen Rotmilane ein verbessertes Nahrungsangebot auf diesen Flächen?

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Aktivitätsdichte sowohl von Feldvögeln als auch von Kleinsäugern im Mittel über alle Jahre gesehen deutlich höher auf Maßnahmen- als auf Kontrollflächen war. Um die Bevorzugung oder Meidung bestimmter Flächen durch Rotmilane nachzuweisen, analy-

sierten wir die Suchflugzeit über Maßnahmen- und Kontroll-flächen. Dabei zeigte sich, dass nahrungssuchende Rotmilane Feldfutterflächen, extensives Grünland, Brachen und Blüh-flächen auch außerhalb landwirtschaftlicher Bearbeitung gegenüber Kontrollflächen klar bevorzugten. Während der Mahd auf Grünland- oder Feldfutterflächen nutzten Rot-milane die in Bearbeitung befindlichen Flächen zehn- bis zwanzigmal so intensiv als Flächen ohne Bearbeitung. In den Folgetagen fiel die Nutzung durch Rotmilane auf den bearbeiteten Flächen allerdings auch wieder deutlich ab. Der Jagderfolg war während der Mahd und am ersten Folgetag ebenfalls deutlich höher als über nicht bearbeiteten Flächen. Um für Rotmilane in intensiv genutzten Agrarlandschaften ein stabiles Nahrungsangebot und eine gute Nahrungsver-fügbarkeit zu gewährleisten, ist ein Mosaik unterschiedlicher Anbaukulturen und Nutzungsstadien (Staffelmahd) inklusive Hecken, Blühstreifen und mehrjährigen Brachflächen als Refugien für Kleinsäuger- und Feldvögel sowie ausreichend Wäldern, Feldgehölzen und Baumreihen als Brutstandorte für die Milane essenziell. Voraussetzung für die Verbesse-rung der Nahrungsverfügbarkeit ist, dass die Maßnahmen auf einer ausreichend großen Fläche umgesetzt werden. So können positive Effekte für den Rotmilanbestand und die Biodiversität in der Agrarlandschaft erreicht werden.

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Johanna Karthäuser, Jakob Katzenberger, Christoph Sudfeldt, Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V, An den Speichern 6, 48157 Münster; E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Manuskripteingang: 13. Mai 2019Annahme: 22. Juli 2019