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80 Katholisches Couleurstudententum in Waidhofen an der Ybbs von Roland Jaritz Im Jahre 1992 feierte die katholische Studentenverbindung „Norika“ (im MKV) ihr 69. Gründungsfest unter anderem mit der Teilnahme an der Heiligen Messe in der Stadtpfarrkirche in Waidhofen/Ybbs. Nach alter studentischer Sitte ist es der Brauch, dass ihre Mitglieder dabei Band und Mütze tragen, der Vereinsvorstand präsidiert dabei in den alten studentischen Uniformen, Wich- sen genannt. Als sich vor der Pfarrkirche der Festzug formierte, ging ein offen- bar unwirscher Besucher der Messe an den aktiven und ehemaligen Studenten mit den Worten „Was tun denn die Nazis hier?“ vorbei. Als damaliger Philis- tersenior – Obmann der Absolventen – versuchte ich natürlich sofort, diesen etwa 25- bis 30-jährigen Protestierer über den Sinn und Zweck der Verbindung aufzuklären. Ich merkte sofort, die Mühe war vergeblich. Unser Verbindungsseelsorger Msgr. Helmut Peter ging bei seiner Festpredigt in seiner wortgewaltigen, unnachahmlichen Art unter anderem auch auf un- sere vier Prinzipien ein: Katholizismus, Vaterlandsliebe, Studium und Bun- desbrüderlichkeit. Festmesse beim 69. Stiftungsfest in der Stadtpfarrkirche

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Katholisches Couleurstudententum inWaidhofen an der Ybbs

von Roland Jaritz

Im Jahre 1992 feierte die katholische Studentenverbindung „Norika“ (imMKV) ihr 69. Gründungsfest unter anderem mit der Teilnahme an der HeiligenMesse in der Stadtpfarrkirche in Waidhofen/Ybbs. Nach alter studentischerSitte ist es der Brauch, dass ihre Mitglieder dabei Band und Mütze tragen, der

Vereinsvorstand präsidiert dabei in den alten studentischen Uniformen, Wich-sen genannt. Als sich vor der Pfarrkirche der Festzug formierte, ging ein offen-bar unwirscher Besucher der Messe an den aktiven und ehemaligen Studentenmit den Worten „Was tun denn die Nazis hier?“ vorbei. Als damaliger Philis-tersenior – Obmann der Absolventen – versuchte ich natürlich sofort, diesenetwa 25- bis 30-jährigen Protestierer über den Sinn und Zweck der Verbindungaufzuklären. Ich merkte sofort, die Mühe war vergeblich.Unser Verbindungsseelsorger Msgr. Helmut Peter ging bei seiner Festpredigtin seiner wortgewaltigen, unnachahmlichen Art unter anderem auch auf un-sere vier Prinzipien ein: Katholizismus, Vaterlandsliebe, Studium und Bun-desbrüderlichkeit.

Festmesse beim 69. Stiftungsfest in der Stadtpfarrkirche

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Bei fast allen Messbesuchern konnte ich Verständnis und wohlwollendes undzustimmendes Nicken für diese „Aufklärung“ feststellen. Als die Festteilneh-mer nach der Messe vor der Kirche wieder Aufstellung nahmen, hielt ichAusschau nach dem vorhin geschilderten ungläubigen Messbesucher. Ich warmir ja ganz sicher, dass die Worte des allseits geschätzten Priesters Msgr.Peter mich in meiner Bemühung um Aufklärung bestens unterstützt hätten.Mein langes Gesicht kann ich mir heute noch deutlich vorstellen, als mir der„ungläubige“ Messbesucher auf meine Frage, ob die Predigt zur Klarstellungbeigetragen hätte, antwortete: „Nazis seids ja trotzdem!!!“Dass die katholischen Verbindungen immer wieder mit den „schlagenden“Korporationen in einen Topf geworfen werden und dass sie die Entwicklungder NSDAP vor 1938 (und einige wenige auch in der Nachkriegszeit) maß-geblich förderten, ist leider heute noch die irrtümliche Ansicht in breiten Be-völkerungskreisen – selbst bei Journalisten angesehener Tageszeitungen.Für die Mitglieder der katholischen Verbände (MKV, ÖCV, ÖKV) ist diesumso schmerzlicher, haben doch viele Verbandsbrüder in der Verbotszeit von1938 bis 1945 ihre berufliche Grundlage verloren (oder wurden zurückge-setzt, durften nicht mehr unterrichten, viele Priester erhielten Predigtverbot,so wie Norikas Verbindungsseelsorger Msgr. Brauneis), viele wurden von derGestapo verfolgt und inhaftiert, in KZs eingewiesen. Allein 45 Mitgliederdieser Verbände sind beim Widerstand gegen das Naziregime oder bei Ver-folgungen als Opfer der Gewalt gestorben.1))

Die meisten Verbindungen des MKV haben, zum Unterschied zu anderen an-gesehenen (nicht nur studentischen) Vereinen, bereits 1933 die gleichzeitigeZugehörigkeit zu Verbindung und Nationalsozialismus als unvereinbar be-schlossen.

Entwicklung der Studentenverbindungen

Schon seit dem Mittelalter sind studentische Vereinigungen in verschiedens-ten Formen bekannt. Unbestritten allerdings ist es, dass sich fast alle Korpo-rationen an Universitäten oder Hochschulen, aber auch an Mittelschulen, obklerikal oder schlagend, auf die Wurzeln der „Urburschenschaft“, gegründetam 12. Juni 1817 in Jena in der Folge der Befreiungskriege gegen Napoleon,zurückführen lassen. Beim ersten allgemeinen Burschenfest am 17.10.1817auf der Wartburg bei Eisenach wurde noch neben dem Wahlspruch „Ehre,Freiheit, Vaterland“ die christliche Weltanschauung der Burschenschaftdurch das Feiern eines Festgottesdienstes dokumentiert. Erst im Laufe derEntwicklung der heute unter dem Namen Burschenschaften bekannten Kor-

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porationen wurde das erste Prinzip „Gott“ gestrichen. Dies war unter ande-rem auch ein Grund, dass ab etwa 1840 katholische und evangelische Verbin-dungen gegründet wurden.In und um Waidhofen/Ybbs sind hauptsächlich Mitglieder folgender katholi-scher Organisationen beheimatet:l MKV Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbentragenden

Studentenkorporationen Österreichsl ÖCV Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbin-

dungenl ÖKV Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer

Vereinigungen ÖsterreichsAlle Korporationen dieser Verbände, aber auch die national freiheitlichenBünde, sind Männerbünde und haben das Lebensprinzip, d.h. Mitgliedschaftbis zum Tod.

Couleurstudententum in Waidhofen/Ybbs

Die ersten couleurgeschichtlichen Spuren in Waidhofen/Ybbs findet man erstum 1890:Die Vertreter von 23 farbentragenden wehrhaften Vereinen aus Wien, Graz,Leoben und Innsbruck trafen sich im Gemeinderatssaal zur Gründung des„Waidhofner Verbandes der farbentragenden wehrhaften Vereine deutscherStudenten“ mit den Grundsätzen: 1. Deutschnationale Gesinnung,2. Antisemitismus als Wesensteil deutschnationaler Weltanschauung,3. Zweikampf auf Säbel, Verwerfung des Schlägers…Unentwegtes Festhalten an (Georg von) Schönerer.2))

Dieser Verband machte Waidhofen/Ybbs durch den am 11. März 1896 aller-dings in Wien gefassten Beschluss bekannt:l Den jüdischen Studenten wird die Satisfaktion (Genugtuung für eine Be-

leidigung) mit der Waffe verwehrt, „da sie deren nicht würdig sind“ undden jüdischen Studenten als solchen, weil sie ja keine Deutschen seien, istdie Ehre abzusprechen. („Waidhofener Prinzip“).3))

In der Folge schlossen sich fast alle nationalfreiheitlich deutschnationalenKorporationen Österreichs, nicht aber die Prager Burschenschaften, diesemBeschluss an. (Unter dem Begriff nationalfreiheitlich deutschnationale Korporationen wer-den Burschenschaften, Sänger-, Jäger- und Landsmannschaften sowie akade-mische Turnvereine, Vereine Deutscher Studenten und die diversen Corps zu-sammengefasst. Diese „Lebensbünde“ unterscheiden sich von den katholi-

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schen Verbindungen durch ihren Deutschnationalismus, ihre Skepsis gegen-über der liberalen Parteiendemokratie, ihr Verhältnis zum Nationalsozialis-mus und durch das weitgehende Festhalten am schlagenden Prinzip – Pflicht-mensur.)4))

Sehr gerne hielten sich die Mitglieder des „Waidhofner Verbandes“ in unse-rer Stadt zu Beratungen und studentischen Feiern auf, so auch 1891, 1894,1900, 1928, 1929 und 1930.Unter „Studentenhistorikern“ in Österreich, aber auch im ganzen deutsch-sprachigen Raum, ist Waidhofen/Ybbs nicht nur durch den Begriff „Waid-hofener Beschlüsse“ bekannt, sondern auch wegen des „1. Mittelschülerstrei-kes in der österr.-ungar. Monarchie“. In diesem Artikel sei nur festgestellt,dass „die Vorgänge an der n.-ö. Landes-Oberrealschule“, wie sie im Sonder-abdruck aus dem „Boten an der Ybbs“ im März 1912 in einer Broschüre zufinden sind, die Sichtweise der freisinnigen Bevölkerung darstellen. Sicherist, dass jene beiden Hauptakteure, die schlussendlich von der Realschule re-legiert wurden, beim „Bund zur Unterstützung deutsch-nationaler Vereine“waren. Anzunehmen ist, dass einige der handelnden Schüler einer geheimen,damals verbotenen Mittelschulkorporation (Rhenania) angehörten. Damitwäre auch eine couleurgeschichtliche Verknüpfung gegeben. Von der katholi-schen „Marianischen Kongregation“, die vielfach als ein Auslöser der politi-schen Ränkespiele um die Geschehnisse des Mittelschülerstreikes angegebenwird, kann nicht behauptet werden, dass es sich um einen Verein oder umeine Korporation handelte. Die Darstellungen zum Mittelschülerstreik undEntgegnungen zu vielen Anschuldigungen von Seiten der Christlich-Sozialenfindet man in den Ausgaben der „Ybbstalzeitung“ von März und April 1912.Dass sich die auslösende „schreckliche Tat“ der Weitergabe eines Zettels aneinen Mitschüler während des Unterrichtes so entwickelte, dass Darstellun-gen der folgenden Geschehnisse und die „Zustände“ in Waidhofen in langenZeitungsfehden, sogar über Waidhofen hinaus, breitgetreten wurden, liegtauch darin begründet, dass es Mittelschülern laut Erlass des Ministers fürUnterricht aus dem Jahre 1849, Erneuerung des Erlasses 1873, generell ver-boten war, Vereinen anzugehören oder solche zu bilden. Dieses Verbot hattebis 1919 Gültigkeit! Erst danach war es für Mittelschüler möglich, Verbin-dungen und Vereinen ohne Drangsalierungen von Seiten der Lehrer oder Di-rektoren der Schulen oder Schulausschlussdrohungen zu gründen.1907 wurde in Aschbach von Mitgliedern schlagender akademischer Verbin-dungen die Ferialverbindung „Ostmark“ gegründet, ab 1910 übersiedeltediese Ferialverbindung deutscher Hochschüler nach Waidhofen/Ybbs (die Ta-gungen und Veranstaltungen fanden nur während der Ferien statt).

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Die Mitglieder der „Ostmark“ waren weltanschaulich gesehen dem „Waid-hofener Prinzip“ zugehörig. Die Verbindung war in der freiheitlichen Bevöl-kerung der Stadt sehr angesehen. Nach der erzwungenen Pause durch den I. Weltkrieg gedieh die Korporation gut und konnte eine Reihe von beachtetenKommersen und rau-schenden Bällen ver-anstalten. Mit Beginnder 30-er Jahre er-losch das Interesse ander „Ostmark“ zuneh-mend. 1936 wurde,obwohl es fast keinenBetrieb mehr gab, derletzte Vorstand ge-wählt. Die offizielleAuflösung der Ferial-verbindung wurdemit dem Bescheid desAmtes der Landesre-gierung vom 16. Nov.1939 vollzogen. Nach dem II. Weltkrieg konnte diese Verbindung nicht mehrreaktiviert werden.

Katholisches Studententum

Auf der Basis der katholischen Weltanschauung ist die älteste ÖCV-Verbin-dung in Österreich die 1864 gegründete „Austria“ in Innsbruck. Ebenfalls inTirol wurde 1876 die älteste katholische Verbindung an Höheren Schulen(Mittelschulverbindung), die „Teutonia“ Innsbruck, gegründet.Jene Mitglieder des katholischen Cartellverbandes (ab 1933 ÖsterreichischerCartellverband - ÖCV), die in und um Waidhofen/Ybbs wohnen oder ihreArbeitsstätte haben, werden, egal welcher CV-Verbindung sie angehören, seit1904 im CV-Zirkel zusammengefasst. Anfänglich war es der „Zirkel oberdem Wienerwald“ mit seinem Sitz in Amstetten mit über 70 Mitgliedern.(Das Wort Zirkel hat in diesem Fall die Bedeutung „Runde“).Nach dem II. Weltkrieg wurde der CV-Philisterzirkel Waidhofen/Ybbs ge-gründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde OStR. Alois Ender (FerdinandeaPrag) gewählt.

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Couleurkarte der Ferialverbindung Ostmark vonakad. Maler Robert Leitner

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Seit damals finden dieZirkelveranstaltungen re-gelmäßig an jedem drittenDienstag im Monat imGasthaus Pillgrab-Stum-fohl/Zacharias statt.Kompetente Vortragendereferieren über Themenzu den Prinzipien desÖCV (religio, patria,scientia und amicitia), derWirtschaft, Forschung,Wissenschaft, Politik,Kultur, Gesellschaft undzu jeweils aktuellen The-men. Kulturelle Veran-staltungen wie Besuchvon Theater und Lesun-gen werden durchgeführt, Ausflüge und Reisen (unter anderem auch Ybbs-talbahnfahrten) werden unternommen.Der Kontakt zur ortsansässigen MKV-Verbindung Norika ist traditionell sehrgut. Seit 1994 – Zirkelvorsitzender Mag. Dir. Dr. Otto Mayrhofer - nehmenregelmäßig in und um Waidhofen wohnende Alte Herren Norikas als außer-

ordentliche Mitglieder auch an den Veranstaltungendes CV-Zirkels teil. Der Weihnachtskommers und dievorweihnachtliche Feier werden schon seit dem De-zember 1985 gemeinsam vom CV-Zirkel und derNorika in feierlicher Form durchgeführt.Der derzeitige CV-Zirkelvorsitzende ist HR Dr. Mat-thias Settele (Franco-Bavaria Wien).

National-liberale Verbindungen in Waidhofen/Ybbs

Bevor es 1923 zur Gründung der ersten katholischenVerbindung in Waidhofen/Ybbs, der kath.österr. Stu-dentenverbindung „Norika“, kam, bestanden inWaidhofen schon eine Reihe national-liberaler Kor-porationen.Fast mit der Errichtung der Oberrealschule in Waid-hofen entstand die cV (conservative Verbindung)

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Übergabe der Spenden von S 10.000,- aus derSammlung beim Weihnachtskommers des CV-

Zirkels und der Norika 1991 an den Herrn Bür-germeister Vetter zu Gunsten der Flüchtlinge aus

Jugoslawien durch den Zirkelvorsitzenden Dr. Otto Mayrhofer

OStR Dr. Anton Pill-grab, langjähriger

Vorsitzender des CV-Zirkels

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„Amelungia“ (1905 bis 1914). Ihre Mitglieder trugen violett-rot-goldeneBänder und lila Tuchmützen. Amelungia war 1908 Mitglied des ADC [Allge-meiner Delegierten Convent, dieser bestand von 1906 bis 1922]Am 10.April 1905 wurde die DV (deutsch-völkische Verbindung) „Rhena-nia“ gegründet. Zunächst wurde zur grünen Schulmütze ein grün-weiß-gol-denes Band getragen. Die Schulmütze, wie sie damals von allen Mittel-schülern getragen wurde, hatte für Oberrealschüler einen grün-goldnen, fürRealschüler einen grün-weißen Randstreifen. Später hatte man eigene,gleichfarbene Deckel (=Mützen). Rhenania befand sich seit 1911 im „Grün-schwarzen Kartell“ (Zusammenschluss von Verbindungen mit gleichenGrundsätzen) mit B (Burschenschaft) „Gothia“Wien. Im selben Jahr nahmRhenania am Burschentag in Linz teil (Vorgespräche zur Gründung derp.B.d.O - „Pennale Burschenschaft der Ostmark“).Am 22.Oktober 1910 kam es zur Gründung des „Bundes zur Unterstützungdeutsch-nationaler Vereine“ (BzUdV), deren Aufgabe es war, von den Mit-gliedern und Freunden des Bundes Geld zu sammeln und es den deutschenSchutzvereinen und anderen deutschen Vereinen zuzuwenden. Ihre Mitglie-der trugen schwarz-rot-goldene Steckabzeichen, ihr Wahlspruch lautete:„Durch Kampf zum Sieg!“Während des Krieges entstand „Lützow“: schwarz-rot-goldenes Band undschwarze Tuchmütze.1915 wurde Lützow in den ADC (Allgemeiner Delegierten Convent) aufge-nommen. Zu dieser Zeit (28. Oktober 1918) entstand die einzige heute noch

bestehende national-liberale Korporation in Waidhofen, diep.B! (pennale Burschenschaft) „Silesia“. Ihre Burschen tra-gen ein schwarz-blau-goldenes Band auf blauem Grund undeine kornblumenblaue Samtmütze mit goldenem Vorstoß,weiches Format. Ihr Wahlspruch lautet: „Ehre, Freiheit, Va-terland!“, der Sinnspruch: „In Treue fest!“. Die Konventzeiten der „Lützow“, die bei der „Henne“ inKrailhof abgehalten wurden, waren für Konviktschüler aufDauer nicht einzuhalten. Zwei Mitglieder derselben (ErwinAlfonsus und Suren von Wartpatrikoff, gerufen Surl) spran-

gen daher aus der Lützow ab, und es kam zur Gründung der pennalen Bur-schenschaft „Silesia“ (=Schlesien). Der Kampf um die Erhaltung Schlesiensfür Deutschland war damals, also zur Zeit des Endes des I.Weltkrieges, hoch-aktuell. Der erste Sprecher nach der Gründung war Erwin Alfonsus.Die Silesen waren eine reine Konvikts- und Realschulpennalie, da im Kon-vikt nur Realschüler waren. Externisten wurden keine aufgenommen.

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Zirkel der pB„Silesia“

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Nach langwierigem Kampf errangen die Mittelschüler die Koalitionsfreiheit.Mit Erlaß des Unterstaatssekretärs für Unterricht Otto Glöckel vom 30. Juli1919 wurde den Landesschulräten eröffnet, dass der Teilnahme von Mittel-schülern der Oberklassen an Vereinen seitens der Schulbehörde kein Hinder-

nis in den Weg zu legen ist.Am 5. Dezember 1919 vereinigten sich die beiden Bur-schenschaften „Rhenania“ und „Lützow“ zur B! „Bis-marck“.Diese übernahm das schwarz-rot-goldene Band vonLützow und die grüne Mütze von Rhenania.1921 schloss Silesia mit der pennalen Burschenschaft„Franko Cherusker“ Wien (gegründet 1883, schwarz-rot-goldenes Band und kornblumenblauer Deckel) das „BlaueKartell“.

Ebenfalls 1922 bestand in Ybbsitz eine Ferialverbindung namens „Rugia“(schwarz-weiß-rot, hellblaue Tuchmützen).Im Wintersemester 1922 bestand nur kurze Zeit eine B! „Germania“. Darausentstand am 18.1.1923 die B! „Teutonia“ (grün-weiß-gold, kirschroteTuchmütze).Teutonia unterhielt Beziehungen zur national-freiheitlichen Ferialverbindung„Althaus“ Amstetten (gegründet 1912, schwarz-rot-gold, weiße Tuchmützen).Bei der Gründung der „Pennalen Burschenschaft der Ostmark“ (PBdO) am 9. Juni 1919 waren Rhenania, Lützow und Silesia Mitglieder derselben.Am 1. Mai 1922 fand der Allgemeine Pennälertag in Waidhofen/Ybbs statt,gleichzeitig war dies die Gründungsversammlung des „Deutschen Pennäler-ringes“.1923 wurde der 5. Burschentag (BT) zum ersten Male seit dem Bestand desPBdO in Waidhofen abgehalten. Der Bund umfasste damals 61 national-liberale Korporationen. Silesia und Bismarck bildeten 1923 einen örtlichenDelegierten-Convent.Nach der endgültigen Annahme der Satzungen der PBdO am 6. BT im Jahre1924 in Klagenfurt schieden Teutonia und das „Blaue Kartell“ aus dem Ver-bande aus.Laut Waas „Die Pennalie“ bestand 1923 in Zell/Ybbs eine Ferialverbindung„Gothia“. Möglicherweise war diese ident mit einer „Gothia“, 1925-27(?),bei der angeblich auch Lehrlinge aktiv waren („Rauchfangkehrer - Burschen-schaft“). Jedenfalls wurde 1939 eine (deutsch-völkische) freie Burschen-schaft Gothia in Zell a/d Ybbs behördlich aufgelöst.

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Zirkel der B!„Bismarck“

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1924 Vertagung (=Auflösung) der B! „Bismarck“Der 13. Bundestag der PBdO zu Ostern 1931 fand wieder in Waidhofen statt. 1931 Vertagung der B! „Teutonia“.1932 wurden die Altherren-Verbände der Kartellburschenschaften endgültigvereinigt.Am 31.4.1933 wird Silesia behördlich aufgelöst.1934 Vertagung der Silesen.1955-56 Wiedergründung der pB. „Silesia“.1958 wurde die erste Schlägermensur geschlagen.1970-73 Kümmerlicher Betrieb, der von Wien aufrecht erhalten wird.1978-79 Versuch der Reaktivierung mit Hilfe Mitglieder des Kremser und St. Pöltener Bundes.1982-83 Große Reaktivierungsanstrengungen besonders von Prok. Ing. FritzRübig und Ronald Friesenegger, die von Erfolg gekrönt wurden.1990/91 erwarb Silesia ein eigenes Haus in der Wiener Straße (die alte Budewar in der Ybbsitzerstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zur Norika-Bude).5))

Entstehungsjahre der köStV. „Norika“

Obwohl schon 1905, ein Jahr nach Errichtung der Realschule in Waid-hofen/Ybbs, bereits eine nationalliberale Korporation („Amelungia“) gegrün-det wurde, kam es zur Gründung einer katholischen Pennalverbindung erstim Jahre 1923.Begeisterte Realschüler und zwei Stiftsgymnsiasten aus Seitenstetten, einigedavon waren bereits Mitglieder der Ferialverbindung „Ybbsgau“ in Amstet-

ten, heute „Ostarrichia“, gründeten nach vielen Vorbe-sprechungen und gut vorangekommener Keilung (Aufnah-mewerbung) am 1. Dezember 1923 offiziell eine neueVerbindung, der man den Namen „Norika“ gab. (Der Name wird vom keltischen Königreich bzw. von derrömischen Provinz „Noricum“ südlich der Donau vomUnterlauf des Inns bis zum Wienerwald hergeleitet).Der Zirkel, den sich Norika erwählte, erinnert an die Ge-heimschrift der studentischen Orden des 18. Jahrhunderts.Etwa ab 1785 werden die Buchstaben „V, F und C“ („Vi-vant fratres coniuncti“ = Es lebe der Kreis der Brüder) in-

einander verschlungen. Dazu kommt das „N“ von „Norika“. Das Rufzeichenbedeutet, dass die Verbindung Farben trägt. (In neuerer Zeit deutet man dieBuchstaben - bei katholischen Verbindungen zusätzlich „G“ - mit Gott, Ehre,

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Zirkel der köStV.„Norika“

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Freiheit, Vaterland). Heute wird der Zirkel jeder Unterschrift mit dem Cou-leurnamen (jedes Mitglied wählt sich bei seiner Reception – Beitritt zur Ver-bindung – einen „Spitznamen“) beigefügt. Er ist auch im Wappen, auf derFahne und auf vielen Gebrauchsgegenständen zu finden.6))

Vom Anfang an schon wurden die jungen Noriker tatkräftigst unterstützt vonden CV-ern Religionsprofessor Msgr. Rudolf Brauneis (Alpenland Wien) undProf. Alois Ender (Ferdinandea Prag), und dem Ehrenmitglied Norikas undspäteren Vizebürgermeister von Waidhofen Buchhändler Karl Dittrich, derauch als Philistersenior (Vorsitzender der Altherrenschaft) Norikas bis zurAuflösung 1938 fungierte.Als Wahlspruch wählte man „Im Glauben stark, treu bis ins Mark!“, „Grün-Rot-Gold“ mit violettem Vorstoß (= Grund) wurden die Farben des Bur-schenbandes, der Deckel (= die Mütze) war aus violettem Samtstoff imHalbsteifformat mit goldenem Durchbruch (= Biese), und als Band für dieFüchse (= zirka für ein Jahr probeweise aufgenommene Neumitglieder) wur-den die Farben „Grün-Rot“ mit violettem Vorstoß eingeführt.Am 28. März 1924 wurde die „Vereinsbildung vom Magistrat nicht unter-sagt“.

In den Statuten wird als Zweck der Verbindung u.a. angeführt:

1) Die Verbindung heißt: Katholisch–deutsche Studentenverbindung Norikain Waidhofen an der Ybbs (KdStV Norika).

2) Als solche bezweckt sie Wahrung und Hebung der katholischen Überzeu-gung, werktätige Liebe zum deutschen Volke; Pflege des Studiums, wahrerLebensfreundschaft und studentischen Frohsinns.

3) Jedes Mitglied hat die kirchlichen Satzungen zu befolgen und das Prinzipder Katholizität offen zu bekennen.

4) Die Teilnahme an einem Duell oder an einer Mensur wird mit „dimissio inperpetuum“ (Ausschluss auf Lebenszeit) bestraft.

5) Wissenschaft pflegt die Verbindung vor allem dadurch, dass sie ihre Mit-glieder zur Erfüllung ihrer Studienpflichten anhält.

6) Politischen Verpflichtungen steht die Verbindung fern.

Das Vaterland des katholischen Pennälers war bis zum Ende des Ersten Welt-krieges das Habsburger-Reich im weiteren Sinn und die von einer deutsch-sprachigen Bevölkerung bewohnten Gebiete im engeren Sinn. Alle Verbin-dungen verstanden sich als „katholisch-deutsch“ und es gab unbestritten auchbei ihnen eine gewisse Sympathie oder gar Sehnsucht nach einem größerenReich, aber das war mehr ein „Träumen vom Heiligen römischen Reichdeutscher Nation“. Mit dem Ende der Monarchie und der Gründung der Re-

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publik Deutsch-Österreich hatten die katholischen Pennalien keine Problememit dem Grundsatz der Demokratie der neuen Staatsform. Demokratie war jaimmer schon ein Grundpfeiler der katholischen Verbindungen.7))

Naturgemäß kam es bald zu Meinunungsverschiedenheiten mit den drei imJahre 1924 bestehenden schlagenden Korporationen in Waidhofen/Ybbs. Dasrasche Erstarken Norikas (durchwegs 20 bis 30 Aktive) war sicher ein Garantdafür, dass man bald zur Einsicht kam, dass weltanschaulich verschiedenausgerichtete Verbindungen durchaus nebeneinander in Waidhofen existierenkönnen.Ein gesellschaftliches Ereignis war bereits das Publikationsfest im Dezember1924 im Braugasthof Jax (heute Fa. Marcik), bei dem Dir. Dr. Antengruberdie Festrede hielt. Eine Reihe von Mitgliedern andere katholischer Verbin-

dungen, aber auchMänner der katholi-schen Öffentlichkeit,wurden zu Ehrenper-sonen der jungen Ver-bindung ernannt.1925 wurde Norika als60.Verbindung in denV.P.V. (Verband der ka-tholischen Pennalver-bindungen) aufgenom-men. Diesem Verbandgehörte Norika aller-dings nur zwei Jahrean.Im gleichen Jahrwurde in Seitenstetten

die KdStV. „Udonia“ gegründet. Zur Nachbar-Verbindung entwickelten sichin der Folge beste freundschaftliche Beziehungen.Enge Kontakte pflegte Norika auch zur „Ybbsgau“ in Amstetten. Viele Realschulabsolventen Norikas bevorzugten damals bei einem Studiumin Wien den Beitritt zur CV-Verbindung „Danubia“ (nach dem II.Weltkriegsollte es lange Zeit „Alpenland“ sein).Dass Norika schon in der I. Republik eine geachtete und angesehene Verbin-dung war, beweist die Liste der Festredner bei Stiftungsfesten, u.a. derspätere Freiheitskanzler Ing. Julius Raab (1891 - 1964), damals Nationalrat,

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Norikas vielbeachtetes Publikationsfest im Dezem-ber 1924 (sitzend links außen: der langjährigePhilistersenior der Verbindung Karl Dittrich)

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Dr. Emmerich Czermak (1885 – 1965), Unterrichtsminister von 1929 bis1932 und Prof. Pater Blasius Schwammel aus Seitenstetten.Anfangs der 30-er Jahre schloß sich Norika gemeinsam mit einigen anderenVerbindungen dem KDSB (Katholisch-deutscher Studentenbund) an. Deshalbist es auch erklärlich, warum Norika dem 1933 gegründeten Nachfolgerver-band des VPV., dem Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV), noch nichtbeitrat.

Norika hatte bis zur Zwangsauflösung 1938 konti-nuierlich Betrieb mit 10 bis 20 aktiven Mitgliedern(= Studierende). Die aktiven Burschen und Füchsewaren zu dieser Zeit hauptsächlich Fahrschüler, ab1934 durften auch Konviktisten zur Verbindung.Wesentlichen Anteil am Verbindungsleben hatte, inder Hinsicht hat sich bis heute nur wenig geändert,ein kleiner Teil der (ortsansäßigen) Altherrenschaft.Am 11. März 1938 wurde die Bude Norikas durchHJ-Angehörige geplündert. Wichsen (couleurstu-dentisches Festkleid), Schläger, alle Dokumente,Protokolle von Konventen und Aufzeichnungenwurden beschlagnahmt und gingen so für die Ver-bindung verloren. Offiziell wurde Norika durch Be-scheid der NS-Gauleitung am 17.Mai 1939 als Ver-ein gelöscht.Die bedeutungsschweren und entscheidenden Stun-

den des März 1938 schildert Sepp Kräftner v. Wieland, in die Norika aufge-nommen 1936: „An der Schule (Bundesoberrealschule Waidhofen) gab es zahlreiche natio-nale Elemente, da die Stadt Waidhofen richtig verseucht war. Die Angehöri-gen der Verbindung waren großteils Auswärtige oder Konviktisten.Bereits in jener Zeit kam es zu Auseinandersetzungen mit den Nationalen.Der Lehrkörper war überwiegend vaterländisch eingestellt, wenn auch - wiesich im März 1938 zeigte - sieben Professoren illegal waren. Da die meistenNorikaner nicht in Waidhofen sesshaft waren, konnte am 11. März die Budenicht mehr aufgesucht werden, um dort Wichsen, Schläger oder sonstiges Ma-terial sicherzustellen. Noch in der gleichen Nacht wurde die Bude geplündert.Das war das Ende der Verbindung. Bereits am 16.März wurde ich, da ich derKassier Norikas war, bei der Polizei vorgeladen, um das Vermögen der Ver-bindung abzuliefern. Ich erinnere mich noch genau an den Betrag: S 4,36.“

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Couleurkarte Norikas(um 1930, Holzschnitt,

handkoloriert)

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In einem Fragebogen der NSDAP versuchte der vor-bildliche Bundesbruder Norikas, Msgr. RudolfBrauneis, durch „Notlügen“ seine Norikaner vorVerfolgungen durch die NSDAP zu schützen:„…Ich war nicht aktives Mitglied Norikas, sondernals Religionsprofessor der Realschule WaidhofenYbbs geistlicher Beirat der genannten Verbindung…Der Mitgliederstand war nie hoch, ungefähr 10 - 15Burschen aus der Umgebung der Stadt. Aus derStadt selbst traten selten Studenten bei. Aufgenom-men wurde jeder, der um Aufnahme bat. Eine ei-gentliche Schulung fand nicht statt. Ich als ihr geist-licher Beirat kam nur ganz selten zu ihren Zusam-menkünften. Öfter als 3 mal im Jahr war ich nichtauf der Bude. Ungefähr 1 oder 2 mal im Jahr fandein Kommers statt. Ob die Verbindung einem Dach-verband angehörte, weiß ich nicht. Die Liste desletzten Mitgliederstandes ist mir nicht bekannt undich kann sie daher nicht angeben. Ob ein Exemplar der Satzungen noch vor-handen ist, glaube ich kaum. …Viel Geld war bestimmt nicht vorhanden,denn gewöhnlich hatte die Verbindung Schulden. Das weiß ich, weil die Ver-bindungsmitglieder unter Berufung auf ihre Schulden nicht selten pumpenkamen. Ob die früheren Mitglieder der Verbindung heute alle in der Parteimitarbeiten, ist mir nicht bekannt. Aber ich habe die feste Überzeugung, dasssie ihre Pflicht gegen Staat, Volk und Partei erfüllen werden. Ich selbst habeseit dem Umbruch mit keinem Studenten über die aufgelöste Verbindung ge-sprochen und habe jetzt jeden Kontakt mit den Schülern verloren, da ich desDienstes an der hiesigen Schule enthoben wurde. Eine Versammlung der ehe-maligen Verbindungsmitglieder herbeizuführen, ist mir ganz unmöglich. Ichwerde aber versuchen einen Herrn, der über Norika näheres weiß, zu spre-chen und werde ihn bitten, Ihnen zu Diensten zu stehen. (Anm.d.Chronisten:Der Herr wurde aber nicht gefunden!!). Waidhofen a.Ybbs, 6. Juli 1939“.Ein weiteres tragisches Schicksal eines Bundesbruders Norikas, OStR. AloisEnder (02.02.1882 – 18.12.1959):„…. 8 Kinder, der einzige Sohn (geboren 1926), kehrte aus dem ZweitenWeltkrieg nicht mehr heim….. Gemäß Erlass vom 23.1.1939 wurde er nachvorausgegangener Dienstenthebung (März 1938) nach der nationalsozialisti-schen Machtergreifung infolge seiner bekannten antinationalsozialistischen

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Mitbegründer undlangjäriger Verbin-

dungsseelsorger Nori-kas: Msgr. Rudolf

Brauneis

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Einstellung in den dauernden Ruhestand mit halbem Ruhegenuss versetzt.Mir diesem halben Ruhegenuss war es ihm nicht möglich, seine zahlreichenFamilienmitglieder zu erhalten. Er musste daher in dieser Zeit zusätzlich inseiner Heimat Tirol die verschiedensten Arbeiten annehmen (Dreherarbeiten– hier legte er sogar die Gesellenprüfung ab, Übersetzungen, Schneefor-schungs- und Vermessungsarbeiten…)Bundesbruder Ender war mit 18 Jahren Mitgründer der drittältesten MKV-Verbindung, der „Cimbria“ Innsbruck. Matura 1903, Studium an der Techni-schen Hochschule in Prag, 1909 Lehramtsprüfung aus Mathematik und Dar-stellende Geometrie, ab diesem Jahr Professor an der Oberrealschule inWaidhofen.8))

11 Bundesbrüder haben auf den Schlachtfeldern Europas ihr Leben lassenmüssen.

Entwicklung Norikas nach dem II. Weltkrieg

Im Wintersemester des Jahres 1948 fassten, aus der Zeit vor 1938 bereitsbestens bewährte Bundesbrüder den Entschluss, die geliebte Norika wiederzu reaktvieren. Es waren dies vor allem Rel. Prof. Msgr. Brauneis und Vzbgm. Karl Dittrich,die Professoren am Gymnasium, Eduard Claucig und Oskar Brandis undAdolf Sengseis, der erst 1950 als Ehrenmitglied aufgenommene Leiter desArbeitsamtes. Diese reichten auch beim Magistrat Waidhofen/Ybbs den An-trag auf Bildung des Vereines und die Satzungen ein. Gustav Brandl, später Oberst beim Bundesheer, war es, der zusätzlich nochdie (Wieder-) Gründung Norikas bei der russischen Kommandantur anzeigenmusste.Nachdem man am 29.10.1948 den „Nicht-Untersagungs-Bescheid“ von derNÖ-Sicherheitsdirektion erhielt, konnte man bereits am 13. November 1948bei der Reaktivierungssitzung den Chargenkonvent (Vereinsvorstand), gebil-det ausschließlich von Alten Herren, wählen. Es waren dies:X (Obmann): Gustav Brandl XX (Stellvertreter): Karl Dittrich XXX (Schriftführer): Granzer Theodor XXXX (Kassier): Eduard Claucig FM (Fuchsmajor = Erzieher der neu aufgenommenen Mitglieder): JosefWeymelka Die Vereinspolizei des Magistrates holte von den neu gewählten Chargen(außer FM) bei der Sicherheitswache Auskünfte ein, ob gegen die GenanntenAusschließungsgründe vorliegen, mit dem Ergebnis:

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„.... genießen einen guten moralischen und politischen Leumund und warkeiner der Genannten Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen.“Der neue Titel der Verbindung lautete: „Katholisch-österreichische Mittelschulverbindung Norika Waidhofen a. d.Ybbs“ (KMV.), später wurde der volle Titel auf „Kath. - österr. Studentenver-bindung Norika“ geändert („KöStV.). Die Reaktivierungschargen konnten am 30. September 1949 ihr Amt in dieHände „echter“ Aktiver (Schüler des Gymnasiums) legen.

Mit Beschluß der 7. Kartell-Versammlung vom 4. Juni 1949 in Innsbruck wurde Norika probeweisein den 1945 wiedererstandenen Mittelschüler-Kar-tell-Verband (MKV), beim Kartellrat anläßlich des 9.Pennälertages zu Pfingsten 1951 in Melk als vollbe-rechtigte Verbindung in den MKV aufgenommen.Der erste aktive Senior der Nachkriegszeit schildertedie Stimmung in der Verbindung:„Dass aus der Zeit der Russenbesatzung nicht sehrviel geschrieben und vermerkt wurde, ist vielleicht

verständlich: wir hatten, wie man so schön sagt, ein flaues Gefühl in der Ma-gengegend, denn jede Veranstaltung musste bei der Kommandantur gemeldetwerden ... sehr oft haben wir keine Meldung gemacht.“Auch damals litten die Aktiven unter andauerndem Geldmangel:„Programme und Einladungen waren meist nur abgezogene Schriftblätteroder überhaupt nur handgeschrieben. Druckkosten konnten wir uns nicht lei-sten.“So ist es nicht verwunderlich, dass man Abhilfe schaffen wollte – wie ein Ar-tikel des „Ybbstaler Wochenblattes“ (Nr. 22 / 03.06.1949) beweist:Begeisterung für das Theater (die treibende Kraft dafür war sicherlich Ehren-mitglied Adolf Sengseis)

„Ein heiterer Abend der Mittelschulverbindung Norica.Fast zwei Stunden Heiterkeit und Lachen für Jung und Alt, das ist unter allenUmständen der Rede wert und verdient vermerkt zu werden. Und zwei solcheStunden verdanken wir der Theatergruppe der katholischen Mittelschulverei-nigung Norica und dem von ihr am Samstag dem 28. Mai in Inführs Saal ge-spielten dreiaktigen Lustspiel von G. Belly „Musjö Herkules“.Bemerkenswert ist es jedenfalls, dass diese Lustspiel beim Publikum derartgut angekommen ist, dass am Sonntag der darauffolgenden Woche die öffent-liche Aufführung wiederholt werden musste.

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Emblem des MKV

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In vorbildlicher Weise unterstützten die Chargen der Altherrenschaft (Mit-glieder des Altherren-Vorstandes), allen voran die Philistersenioren (Alther-ren-Vorstände) Vizebürgermeister Karl Dittrich (+1978), Hofrat Oskar Bau-

mann (+1979), HofratJosef Kornmüller(+1994) und DirektorMag. Alfred Bäck(+24.12.1987) die jun-gen Studierenden derNorika.Tüchtige Senioren lei-teten die Geschicke derVerbindung:Rudolf Fischer, KarlBöttcher, Hans Pulker,Othmar Graf, KurtReitmayr, HelmuthHienerth, Hans JörgSchmitt, Wilhelm Ma-thes, Klaus Raidl,Heinz Lukaschek, HansTeufel, Albert Welser,Walter Labuda, Fritz

Hofbauer, Alexander Göttlinger, Reinhard Klapf, Emmerich Tauber, RobertZöchling, Helmut Kern, Wolfgang Mayer, Peter Feldbacher, August Loibl,Wolfgang Pflügl, Johannes Riedl, Günther Buchegger, Gerhard Heilingbrun-ner, Bruno Bernreitner, Johann Sauprigl, Klaus Glaser, Karl Thanhofer, Jo-hann Friedl, Peter Gumpinger, Andreas Höbarth, Franz Fahrleitner, Anton

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HR. Mag. Oskar Baumann Dir. Mag. Alfred Bäck HR. Josef Kornmüller

Matthes Wilhelm, Hans Jörg Schmitt und WilfriedEgger vor dem Kommers zum 35. Stiftungsfest im

Hotel Inführ

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Honeder. Mag. Christoph Traunmüller, Roman Eder, Peter Winter, Walter Ja-ritz, Markus Holzinger, Gerald Eisenbauer, Thomas Studener, AlexanderMasaryk, Markus Wolfslehner, Bernhard Schauer, Matthias Kern, BernhardNiemetz, Jürgen Eishold, Florian Wieser, Raphael Steiner und Lukas Huber.(Norika-Senioren ab 1949 bis heute)Seit 1959 befasste man sich, da erstmals auch HTL-Schüler bei Norika auf-genommen wurden und durch verschiedene Studierzeiten und Stunden in denSchulen die zeitliche Planung von Konventen schwer wurde, bereits mit derÜberlegung, an der HTL, zumal die Aktivenzahlen hoch waren, eine Tochter-verbindung zu gründen.Schließlich wurde mit tatkräftiger Mithilfe Norikas am24. Juni 1961 Norikas Tochterverbindung „Ferronia“(Farben „Rot-Hellblau-Gold“ mit grauem Vorstoß undperlgrauem Deckel) gegründet. Die Ferronen fühlten sich vom Anfang an als MKV-er.Beim Publikationskommers, dies war gleichzeitig derWeihnachtskommers Norikas im Dezember 1961,wurde es als selbstverständlich erachtet, die MKV-Hymne zu singen. In ihrer jugendlichen Unbekümmert-heit hatten die Aktiven Ferronias es übersehen, dassman für die Aufnahme in einen Verband auch umfang-reiche schriftliche Ansuchen zu tätigen hatte. Erst durch die Anregungen und

Vorarbeiten des Ver-fassers dieses Artikelsund die Gründungeines Altherrenver-bandes (zum Vorsit-zenden der Alther-renschaft wurde HR.DI. Hans Schlagradl,+1975, gewählt) wares möglich, dass Fer-ronia 1965 probe-weise und zu Pfing-sten 1967 als vollbe-rechtigte Korporationin den MKV aufge-nommen wurde.

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Zirkel „Ferroniae“

Der Verbindungsseelsorger Prof. Norbert Wenda unddie Senioren Johann Teufel (Norika) und Fritz Klein-

bauer (Ferronia) beim Publikationsfest Ferronias

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Anfangs gedieh Ferronia sehr gut. Zu den Technikern der HTL gesellten sichalsbald eine Reihe von Handelsakademikern. Wurde Norika 1968/69 bedingt durch starke Aktivenjahrgänge auch nach derReaktivierung 1948 als landesvorsitzende Verbindung in Niederösterreich(NÖLV) über die Grenzen Waidhofens hinaus bekannt, waren es zu dieserZeit Ferronen, die unsere Stadt zu einer wichtigen MKV-Größe machten:Norbert Nagl war für die Finanzen der Gesamt-MKV-Altherrenschaft zustän-dig, Landessenioren (höchstes Amt des Landesverbandes der Aktivenschaft)waren Johann Mitterer in Niederösterreich und Gerd Pichler in der Steier-mark und HR. Dkfm. Helmut Martin Neu war stellvertretender NÖ. Landes-vorsitzender.1969 richtete Norika das Landestreffen des Niederösterreichischen Landes-verbandes in Waidhofen/Ybbs aus. Herausragend waren im Rahmen diesesFestes ein Empfang beim Bürgermeister InspRat Franz Kohout für die etwa30 Vertreter der nö. Verbindungen und nach den Tagungen der abendlicheFestkommers mit zahlreichen Chargierten und hochrangigen Ehrengästen imHotel Inführ. Dozent Dr. Helmut Schattovits sprach dabei in Vertretung desHerrn Bundesministers für Unterricht Dr. Alois Mock über „Jugend – Schule– Demokratie“.Ab den 70-er Jahren traten Keilschwierigkeiten auf und im Juni 1975 mußtedie Sistierung der Aktivitas Ferroniae beschlossen werden. 1984 ging Ferro-nia wieder in ihrer Mutterverbindung Norika auf.Zum Gedenken an die ehemalige Tochterverbindung Ferronia werden heutenoch die Fuchsenbänder Ferronias von der Fuchsia Norikas getragen: „Rot-Hellblau-Rot“ auf grauem Grund.1970 wurde durch einen feierlichen Bändertausch zwischen Ostarrichia undNorika die langjährige Freundschaft der beiden Korporationen besiegelt. Einweiterer Tausch von Freundschaftsbändern zwischen Ferronia, ÖtscherlandScheibbs und Norika fand 1975 in Scheibbs statt. Seit damals trägt der jewei-lige Senior neben dem Norikaband auch die Burschenbänder der Freund-schaftsverbindungen.Ebenso wie in der Zwischenkriegszeit haben hervorragende Persönlichkeitender Öffentlichkeit viele Veranstaltungen, hauptsächlich Kommerse zum Stif-tungsfest, durch ihre Vorträge ausgezeichnet: Der Präsident des NÖ. Landesschulrates Hofrat Adolf Stricker sprach überSchulpolitik, Dr. Gerhard Heilingbrunner erregte vor über 20 Jahren, noch vorder „Aubesetzung“, mit seinen Vorstellungen über Umweltschutz bei vielenTechnikern besondere Aufmerksamkeit (bei manchen auch Kritik), Festreden

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über die Geschichte Norikas in persönlicher Erinnerung und auch humorvollgewürzt gestalteten Hofrat Josef Kornmüller und Oberst Rudolf Bild, der Se-kretär des Vizekanzlers Dr. Riegler, Dr. Walter Labuda, verglich die Verbin-dung mit ihren demokratischen Grundsätzen mit dem Staat Österreich, OStR.Mag. Rudolf Müller behandelte wieder aktuelle Probleme des Studiums,schließlich brachte uns Bgm. Mag. Wolfgang Mayr das Thema „Student –Technik“ näher.Die „68-er Bewegung“ machte auch vor den beiden gut funktionierenden ka-tholischen Korporationen in Waidhofen/Ybbs nicht Halt. Es war plötzlichnicht mehr modern, einer Verbindung anzugehören.Im Wintersemester 1973 mussten wieder Alte Herren Chargen übernehmen,da nach vielen starken Jahrgängen plötzlich nur noch ein Bursch und 4Füchse übrigblieben. Das Chargenkabinett (Vorstand) im Wintersemester1975 war wieder das erste, das nur von Aktiven gebildet wurde.1980 wird der langjährige verdienstvolle Philistersenior Noricae, Mag. Al-fred Bäck v. Ali durch die Promotion zum Doctor cerevisiae (dies ist diehöchste studentische Auszeichnung) geehrt.Nachdem 1985 der letzte Aktive aus dem Gymnasium maturiert hatte, warNorika lange Zeit nur noch in der HTL vertreten. Der traditionelle KeilbodenNorikas ging somit vorläufig verloren. Lange Zeit gelang es leider nurschwer, im Gymnasium und auch in der Handelsakademie wieder Fuß zu fas-sen.Das rege Budenleben 1995 wurde nicht nur von vielen Gästen geprägt, son-dern auch von zahlreichen studierenden Mädchen, die alsbald Gefallen amVerbindungsleben bekundeten. So war es nicht verwunderlich, dass bald derWunsch nach Aufnahme in die Norika laut wurde.Da eine Aufnahme von Mädchen laut Kartell-Gerichtsordnung des MKVnicht möglich ist, zogen die Couleurdamen alsbald in Erwägung, selbst eineVerbindung für Mädchen zu gründen. Bei diesem Vorhaben wurden sie bes-tens unterstützt von der Vorsitzenden des VfM – „Verband farbentragenderMädchen“ Mag. Gertrude Polnitzky. Die neue Mädchenverbindung wähltesich den Namen „Caelestis“ („die Himmlischen“).Als Farben wurden die der CV-Verbindung „Kristall“ Leoben gewählt: Blau-Silber-Schwarz, Kopfbedeckung: ein blaues Hinterhaupt-Tönnchen. Statuten wurden erarbeitet: Es sollten nur katholische (christliche), studie-rende Mädchen aufgenommen werden.Als erste Vorsitzende (Seniora) im Juni 1995 wurde Erika Jadrnicek gewählt.Für den 22. September 1995 war der Publikationskommers geplant. Dazu

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kam es letztendlich nicht mehr - Meinungsunterschiede ließen das von No-rika begrüßte Vorhaben leider scheitern.Durch gezielte Keilaktionen war es aber immer wieder möglich, junge Stu-dierende für die Ideen des katholischen Farbstudententumes zu gewinnen.Wohl eines der schönsten Feste dürfte Norika 1998 zum 75. Gründungsfestveranstaltet haben. Zwar wurden anfänglich die Vorbereitungen etwas ge-trübt: Wegen der vielen zu erwarteten Gäste kam in Waidhofen für den Fest-

kommers nur dasneue Schloss in Zellin Frage. Trotz Zu-sage und der Forde-rung eines namhaf-ten Betrages für dieSaalmiete wurde imletzten Moment einÄrztekongress derNorika vorgezogen.So musste der Waid-hofener Bürgermeis-ter Mag. WolfgangMayr die 25 Char-gierten und weit

über 200 Festteilnehmer quasi auf „fremden Territorium“, im „Goldenen Hir-schen“ in Ybbsitz, willkommen heißen. Zu diesem Anlass wurde schriftlich durch S. Exzellenz Nuntius ErzbischofDr. Squiccarini der Apostolische Segen von Papst Johannes Paul II. übermit-telt.Die eindrucksvollen Worte, die Vorst.Vors. Dkfm. Klaus Raidl in seiner Fest-rede fand, überzeugte die Anwesenden, dass es auch möglich ist, in wirt-schaftlich schwierigen Zeiten erfolgreich zu agieren, wenn man das mitSelbstbewusstsein, Mut, Augenmaß und der erforderlichen Sorgfalt und Um-sicht tut.Die guten Kontakte zu den Nachbarverbindungen wurden ausgebaut, dieszeigt sich auch durch häufige gemeinsame Veranstaltungen (mit OstarrichiaAmstetten wurden sogar drei Stiftungsfestkommerse gemeinsam veranstal-tet). Auch die Beziehungen zur „Lamberg“ in Steyr sind sehr intensiv, diesesbesondere kartellbrüderliche Verhältnis wurde 2005 durch den Tausch derFreundschaftsbänder dokumentiert.

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Festkommers zum 75. Stiftungsfest in Ybbsitz

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1989 erhielten die Aktiven nach einer Generalsanierung der beiden Buden-räume ein repräsentatives, wohnliches Heim (Bude) in der Ybbsitzerstraße,das von Aktiven und vielen Gästen bevölkert wird (wurde). Wenn junge Stu-denten zusammensitzen,diskutieren, singen undmoderne Musik hören,kann es naturgemäß abund zu etwas lauter wer-den. Die Lärmentwick-lungen führten allerdingsmit den Mitbewohnernzu Unstimmigkeiten. Mitgutem Willen von beidenSeiten konnte das ge-deihliche Zusammenle-ben im Haus der Ge-meinde immer wiederhergestellt werden.

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Norikas Aktivitas im Wintersemester 2006/07

Das Heim (die Bude) Norikas seit 1948 im ehe-maligen Gasthof „Zum Goldenen Löwen“

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Infolge des Verkaufes des Hauses Ybbsitzerstraße 18, in dem sich vor dem II.Weltkrieg das Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“ befand und seit der Wieder-gründung im Jahre 1948 die Bude (das Heim) Norikas befindet, von der Ge-meinde Waidhofen/Ybbs an die NÖ. Brandschadenversicherung, wurden dieVerantwortlichen Norkas vor eine beinahe unlösbare Situation gestellt: Eine Räumungsklage wurde uns zugestellt – innerhalb kürzester Zeit sollteNorika die uns lieb gewordenen Räume verlassen. Nur durch die besondereUnterstützung unseres Bundesbruders RA Dr. Bruno Bernreitner konnte beiGericht bewirkt werden, dass sich die Verbindung in Ruhe mit dem Problem,wo gibt es die Möglichkeit, geeignete und auch finanzierbare Räume langfri-stig als Norikabude anzumieten, auseinandersetzen kann.Dank besonderer Zuvorkommenheit und Ratschläge unseres Bundesbruders,Verbindungsseelsorger Mag. Martin Herz, wird es für Norika vielleicht mög-lich sein, ab 2007 in für uns neu adaptierte Kellerräumlichkeiten im Kolping-heim (Eingang Durstgasse) umzuziehen. Voraussetzungen dafür werden tat-kräftige Mithilfe der aktiven Burschen und die verstärkte fianzielle Unter-stützung aller Alten Herren, aber auch von hoffentlich vielen Sponsoren seinmüssen.So wie es in der 5. Strophe der über 200 Jahre alten studentischen Hymnelautet:

„….Vivat nostra civitas, ….es lebe unsere Bürgerschaft,maecenatum caritas, die Liebe der Mäzene (Gönner),quae nos hic protegit!“ die uns hier beschützt!

Die eventuell neue Bude in der Durstgasse möge auch, wie bisher das Heimin der Ybbsitzerstraße, ein Ort für harmonisches Zusammenleben auf Grundunserer Prinzipien „Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland“, für ehrliche Diskussio-nen, Frohsinn und studentischen Gesang sein.Als vordringlichste Aufgaben für die Zukunft müssen die verstärkte Keilung,vor allem wieder im Gymnasium und in der Handelsakademie, Mitarbeit inder Pfarre und Gemeinde und vermehrte Öffentlichkeitsarbeit betrachtet wer-den. Die Verantwortlichen Norikas sind fest davon überzeugt, dass die Um-setzung christlich-sozialer Ziele und Werte für die heutige Gesellschaft vongrößter Bedeutung ist.Der Wunsch aller katholisch Korporierten in und um Waidhofen sollte daherlauten: „Vivat, crescat, floreat, Norica!“

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QUELLENANGABEN:

Hauptquelle: Roland Jaritz, „Chronik der köStV. Norika“, Manuskript im Be-sitz des Verfassers, 1995 begonnen

ANMERKUNGEN

1 „1938 – 1945, Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung“, Wien 1988, S. 3

2 „Bote von der Ybbs“, Nr.23, 23.05.1930, S. 3

3 Harald Seewann, „Zirkel und Zionstern“, Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademi-

schen Boden, Graz 1990, Band I, S. 21 ff.

4 Aus: http//:www.vvn-bda.de/freising/bursch.htm

5 Quellen zu National-liberale Verbindungen: Oskar Waas, „Die Pennalie“,1967, Aula Verlag Graz

und persönliche Mitteilungen von Ronald Friesenegger, Mitglied der pB.Silesia

6 „Der Comment“, im Eigenverlag des MKV, Wien 1980, S. 23

7 Heinrich Obermüller „Aufbruch und Untergang“, Band 2 – Teil I, Von 1918 bis 1945, S. 37

8 Brief des BRG. Waidhofen/Ybbs, Auszug aus den Dienstakten von OStR. Alois Ender,

10.01.2007

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