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KAUKASUS ARMENIAN STATE SYMPHONY ORCHESTRA 28. MÄRZ 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

KAUKASUS ARMENIAN STATE SYMPHONY … · tenzither Kanun, der Laute Kemençe und der Duduk – einer Art Oboe, die als ... ryan zu komponieren. Ich war sehr glücklich, denn das traf

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KAUKASUS ARMENIAN

STATE SYMPHONYORCHESTRA

28. MÄRZ 2018ELBPHILHARMONIEGROSSER SAAL

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Mittwoch, 28. März 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung mit Klaus Wiegmann im Großen Saal

ARMENIAN STATE SYMPHONY ORCHESTRA NAREK HAKHNAZARYAN VIOLONCELLO DIRIGENT SERGEY SMBATYAN

Eduard Hayrapetyan (*1949) Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 4Auftrag von Armenian State Symphony Orchestra und Elbphilharmonie Hamburg

ca. 35 Min.

Pause

Aram Khatschaturian (1903–1978)

Sinfonie Nr. 2 Andante maestosoAllegro risolutoAndante sostenutoAndante mosso – Allegro sostenuto. Maestoso

ca. 50 Min.

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Der Kaukasus gehört zu den interessantesten und vielseitigsten Regionen der Welt – ethno-grafisch, sprachlich, vor allem aber kulturell. Grund genug also, der Musik aus den Ländern Georgien, Armenien und Aserbaidschan ein eigenes Festival zu widmen. Das heutige Auf-taktkonzert gestaltet das Armenische Staats-orchester, das bis vor kurzer Zeit als Jugend-orchester firmierte und inzwischen erwachsen geworden ist. Auf dem Programm steht die Uraufführung eines neuen Cellokonzerts von Eduard Hayrapetyan; nach der Pause folgt mit Aram Khatschaturian der wohl bedeutendste klassische Komponist des Landes, der noch viel mehr zu bieten hat als seinen berühmten Säbeltanz.

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Berg-Karabach

FASZINIERENDE VIELFALT

Die Länder und Musikstile des Kaukasus

»Kein ferner, sondern ein fremder Osten, 70 Jahre abgeschnitten von der west-lichen Welt, geprägt von der hellenistischen, der byzantinischen, der persischen Kultur, von Russland, von der Sowjetunion. Schnittstelle, Nahtstelle, Nord und Süd, Grenzland also, Durchgangsland, Anfang und Ende. Kein einfaches Land, ungeeignet für Kategorien und klare Verhältnisse.« So berichtet der deutsche Schriftsteller Clemens Eich in seinen Aufzeichnungen aus Georgien (1999). Und was für Georgien gilt, trifft erst recht auf die gesamte Kaukasus-Region zu.

Das Kaukasus-Gebirge erstreckt sich über 1100 Kilometer zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Durch seine bis zu 5000 Meter hohen Gipfel ist es in viele kleine Täler und Lebensräume zerklüftet, was zu einer ent-sprechenden ethnischen Fragmentierung führte: Auf beiden Seiten des Gebirgs-zuges leben etwa 30 Millionen Menschen, die sich auf gut 50 Völker und fast ebenso viele Sprachen verteilen. Ethnografisch zählt der Kaukasus daher zu den interessantesten Gebieten der Welt – kulturell so vielseitig wie die Natur, die von eisigen Gletschern bis zu warmen Meeres stränden reicht.

Höchste Zeit also, den von Eich beschriebenen »fremden Osten« zu entdecken – und zwar über die Musik. Das Elbphilharmonie-Festival »Kaukasus« porträtiert die drei südkaukasischen Länder Georgien, Armenien und Aserbaidschan, indem es ein Panorama unterschiedlichster Musikstile nachzeichnet: von liturgischen Gesängen aus den Anfängen des Christentums bis zu klassischer Orchester-musik, von traditioneller Volksmusik bis zum Jazz.

Georgien wird aufgrund seiner Lage auch »Balkon Europas« genannt; für Russen ist es das, was für uns Italien ist. Hier treffen Spuren antiker Kultur, frühes Christentum, postsowjetische Relikte und die Aufbruchsstimmung einer westlich orientierten jungen Generation aufeinander. Schon in vorchristlicher Zeit wurden die Georgier für ihren mehrstimmigen Gesang gerühmt, der sie nicht nur von den stets einstimmigen Musikstilen anderer Kaukasus-Völker unterschei-det, sondern auch deutlich älter ist als die westeuropäische Vokalpolyphonie. »Was die Georgier singen, ist wichtiger als alle Neuentdeckungen der modernen Musik«, erkannte schon Igor Strawinsky. Ihre Harmonie setzt sich nicht wie bei uns aus Halbtonschritten, sondern aus Viertel- und sogar Achteltönen zusam-men. »Es ist unvergleichlich. Ich habe nie etwas Besseres gehört.«

Vor über 1700 Jahren machte Armenien als erstes Land überhaupt das Christen-tum zur Staatsreligion. Davon zeugen Bauten wie das im 4. Jahrhundert in einer Felsschlucht errichtete Kloster Geghard, dessen Chor den Abschluss des Fes-tivals gestaltet. Einst reichte das Gebiet bis zum Mittelmeer, fiel aber großteils an das Osmanische Reich bzw. die Türkei, die die armenische Bevölkerung mit Gewalt vertrieb. Die Volksmusik des Landes blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie ist geprägt von uralten Tonsystemen und Instrumenten wie der Kas-tenzither Kanun, der Laute Kemençe und der Duduk – einer Art Oboe, die als armenisches Nationalinstrument gilt. Der westlichen Tonsprache hat sich das Land erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts geöffnet. Berühmtestes Beispiel: Aram Khatschaturians auf der ganzen Welt bekannter Säbeltanz.

Schließlich Aserbaidschan. Über Jahrhunderte prägten die engen Beziehun-gen zum persischen und arabischen Raum die Kultur des Landes, denn schon im 6. und 7. Jahrhundert verbreiteten Eroberer den Islam. Krass ist heute vor allem der Kontrast zwischen entlegenem Hinterland und der Ölindustrie rund um die glitzernde Hauptstadt Baku. Die traditionelle Musik heißt Muğam. Hochvirtuos, komplexen Regeln folgend und ausschließlich mündlich überliefert, gehört die Gesangskunst heute zum Unesco-Weltkulturerbe. Und mit Alim Qasimov kommt gleich der größte Muğam-Meister der Gegenwart zum Kaukasus-Festival.

DER KAUKASUS

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PORTRÄT EINES WAHREN CELLOMEISTERS

Eduard Hayrapetyan: Cellokonzert Nr. 4

Eduard Hayrapetyan wurde 1949 in Jerewan geboren, der Haupt-stadt Armeniens. Von 1966 bis 1973 studierte er Komposition, zuerst am Melikian Music College unter dem armenischen Komponisten und Musikpädagogen Grigor Akhinian, dann am Jerewan State Conservatory bei Grigor Yeghiazarian. 1976 trat er der Armenischen Komponisten-Vereinigung bei.

Hayrapetyan schrieb zahlreiche klassische Werke, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Darunter finden sich der Liederzyklus nur ein kurzes Trennen nach Texten von Joseph von Eichendorff, die Kammersinfonie Narcissus (beide ausgezeich-net mit dem Preis der Armenischen Komponisten-Vereinigung), ein Doppelkonzert für Violine, Viola und Streichorchester (Preis der Vahan-Tekeyan-Kulturgesellschaft) sowie drei frühere Cello- konzerte. 2009 erhielt er die Goldmedaille des Kulturministe-riums der Republik Armenien.

Obwohl der Name Eduard Hayrapetyan den meisten Konzert-besuchern hierzulande nicht geläufig sein dürfte, wurden seine Werke doch in vielen Ländern Europas gespielt. Seit Ende der 80er Jahre war er zudem regelmäßig bei Musikfestivals in Zag-reb, Schweden, Griechenland und Odessa präsent.

Über sein neues Cellokonzert schreibt Eduard Hayrapetyan: »Eines schönen Tages machte mir Sergey Smbatyan, der Leiter des Armenian State Symphony Orchestra, den Vorschlag, ein Cellokonzert für den herausragenden Solisten Narek Hakhnaza-ryan zu komponieren. Ich war sehr glücklich, denn das traf sich mit meinem eigenen heimlichen Wunsch, ihm ein groß angeleg-tes Werk zu widmen, nachdem ich schon meine Erste Sonate für Cello und Klavier Monologue für ihn geschrieben hatte. Auch meine Zweite Cellosonate hat er oft aufgeführt.

Eduard Hayrapetyan

Vahan Tekeyan (1878–1945) war ein armenischer Dichter und sozialer Aktivist, der als »Prinz der armenischen Dichtkunst« Berühmtheit erlangte.

Die Meisterschaft, mit der er spielt, bewundere ich zutiefst. Sein lyrisches Spiel und sein leidenschaftlicher Ausdruck ziehen das Publikum in einen geradezu dramatischen musikalischen Kampf hinein. Ein Werk für einen Solisten zu erschaffen bedeutet für mich immer, ein musikalisches Porträt von ihm anzu-fertigen, seine Sprache und Bewegungen auf der Bühne zu visualisieren und in seine Gefühlswelt einzudringen. Dass das Konzert auf deutschem Boden urauf-geführt wird, gar in der Hamburger Elbphilharmonie, ist für mich zugleich eine große Ehre, eine hohe Verantwortung – und ein riesiges Glück.«

ÜBERSETZUNG: DR. BURKHARD SCHÄFER

DIE MUSIK

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MEHR ALS NUR SÄBELRASSELN

Aram Khatschaturian: Sinfonie Nr. 2

One-Hit-Wonder gibt es in der Popmusik zuhauf. Aber auch im klassischen Teil der Musikgeschichte stößt man auf den ein oder anderen Komponisten, dem, frei nach Andy Warhol, nur 15 Minuten Ruhm vergönnt waren. Bei Aram Khatschaturian waren es zu Lebzeiten zwar einige Minuten mehr, doch im kul-turellen Gedächtnis – zumindest dem unserer Breitengrade – hat sich lediglich sein schwungvoller Säbeltanz gehalten. Als eine der beliebtesten Zugaben für Orchester überhaupt sorgt er dafür, dass der sowjetisch-armenische Komponist hierzulande zumindest ab und zu auf den Konzertpodien zu hören ist. Und zu einem der berühmtesten Klassik-Hits aller Zeiten wurde das schmissige Stück nicht zuletzt durch Verwendung in Filmen, von Billy Wilders Komödie Eins, Zwei, Drei (1961) bis zu Woody Allens Scoop (2006). Dabei gerät allerdings in den Hintergrund, dass die knapp drei Minuten Musik eigentlich Teil eines ganzes Balletts sind (nämlich Gayaneh aus dem Jahr 1942), und dass das umfas-sende Œuvre des Komponisten sehr viel mehr zu bieten hat.

Als Sohn einer armenischen Buchbinderfamilie wuchs Aram Khatschaturian in der georgischen Hauptstadt Tiflis auf, wo er sich schon früh von der armenischen, georgischen und aser-baidschanischen Musik seiner Umgebung angezogen fühlte. Die kaukasische Volksmusik sollte denn auch seine späteren Kom-positionen maßgeblich beeinflussen. 1922 zog er nach Moskau, wo er zunächst Biologie studierte. Doch schon nach wenigen Monaten wechselte er an das berühmte Gnessin-Institut, wo er zunächst in die Cello- und später in die Kompositionsklasse eintrat. 1926 ging seine erste Komposition in Druck, ein Tanz für Violine und Klavier. Anschließend studierte Khatschaturian noch einige Jahre am Moskauer Konservatorium; 1934 erschien als Diplomarbeit seine Erste Sinfonie.

Sein Klavierkonzert von 1936 bedeutete den Beginn von Khatschaturians inter-nationaler Karriere, die mit dem Violinkonzert noch weiter an Fahrt aufnahm. Letzteres widmete er dem großen sowjetischen Geiger David Oistrach, für den auch Komponisten-Größen wie Dmitri Schostakowitsch und Sergej Prokofjew Violinkonzerte schrieben. Spätestens jetzt hatte sich Khatschaturian den Ruf als einer der wichtigsten sowjetischen Komponisten seiner Zeit erarbeitet.

Das spiegelt sich auch in zahlreichen Ämtern und Ehrungen wider, mit denen der Komponist Zeit seines Lebens bedacht wurde. Unter anderem amtierte er von 1939 bis 1948 als stellvertretender Vorsitzender des Organisationskomitees des Komponistenverbandes der UdSSR. Doch zuweilen lag er auch quer mit der staatlichen Macht und dem von Moskau aus streng zentralistisch gelenkten Imperium. So wurde Khatschaturian – wie sein Kollege Dmitri Schostakowitsch – Opfer der Anti formalismus-Kampagne, die es auf allzu selbstbewusst agierende Künstler und Wissenschaftler abgesehen hatte und politisch motivierte Musik zum höchsten Ziel erklärte. Obowohl er einen sehr eigenen Kopf hatte und zeit-weilig seine Ämter verlor, versuchte er den offenen Bruch mit der Regierung zu vermeiden. Stattdessen zog er aus seiner zwiespältigen Situation die Inspira-tion für sein künstlerisches Schaffen. Und wie Schostakowitsch wurde er später rehabilitiert und konnte wieder als Figur der Öffentlichkeit in Erscheinung treten.

Aram Khatschaturian

Legendär: Liselotte »Lilo« Pulver tanzt in Billy Wilders Film Eins, Zwei, Drei zum Säbeltanz

Das Orchester widmet die heutige Aufführung der Zweiten Sinfonie von Aram Khatschaturian dem 115. Geburtstag des Komponisten.

DIE MUSIK

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So unterrichtete er in den 1950er Jahren einerseits selbst an seinem ehemaligen Studienort, dem Gnessin-Institut, andererseits trat er zunehmend als Dirigent eigener Werke in Erscheinung – nicht nur in der UdSSR, sondern in zahlreichen Ländern in Europa, in den USA, Kanada und lateinamerikanischen Staaten.

Heute gilt Khatschaturian als erster klassischer armenischer Komponist von Weltrang, der gekonnt die europäische Musiktradition mit der seiner Heimat ver-band. »Man erkennt seine Handschrift buchstäblich in jedem Takt seiner Werke«, urteilte einst Schostakowitsch über seinen Zeitgenossen. Und so stellt seine Musik eine gelungene Synthese aus westlicher und orientalischen Kultur dar, eine ganz eigene, zwischen schroff und einnehmend pendelnde Klangsprache.

Die Zweite Sinfonie aus dem Jahr 1943 – komponiert mitten im »Großen Vater-ländischen Krieg« – spiegelt nun exakt jenen Konflikt zwischen Anpassung und individueller Gestalt wider, dem sich Khatschaturian ausgesetzt sah. Denn genau wie einige Sinfonien von Schostakowitsch oder Sergej Prokofjew (beispielweise jeweils ihre Fünfte) wurde auch dieses Werk gern vordergründig als patriotisch-heroisch verstanden. Immerhin mischen sich in den spätromantischen Klang allerlei vermeintlich glorifizierende Elemente wie Schlachtenlärm und kriege-rische Märsche.

von links: Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Khatschaturian

Doch das Pathos der Sinfonie ist höchstens vordergründig auf den »sozialen Auftrag« zurückzuführen. Vielmehr scheint die Musik ganz generell die Stimmung der Kriegstage aufzugreifen, ohne sie in irgendeiner Form zu verherrlichen. Schließlich gibt es auch leise Passagen, die eine unsichere Ruhe ausstrahlen. Und selbst die Fortissimo-Passagen lassen sich auch ganz anders verstehen: Der Komponist selbst beschrieb sein Werk später als »ein Requiem voller Zorn, als Protest gegen Krieg und Gewalt«.

Die Sinfonie beginnt mit einem Glockenmotiv, das ganz am Ende erneut auftauchen wird und ihr den inoffiziellen Beinamen Glockensinfonie einbrachte. Gleich im Anschluss schwenkt die Musik jedoch in einen armenisch-volksmusikalischen Gestus, der Khatschaturians ganz ureigene Klangsprache offenbart. Vorangetrieben vor allem durch die Streicher, schwillt die Musik zu einem immer dramatischer werdenden Klangmassiv an, das auch melancholische Passagen einschließt und schließlich in einen lang angelegten Fade-Out mündet.

Rhythmisch stark und vorwärtsdrängend geht es im leben-digen Allegro risoluto an zweiter Stelle weiter, das sehr viel weniger unheimlich als die übrigen Sätze daherkommt. Ihm folgt jedoch mit dem Andante sostenuto der tragischste Satz der ganzen Sinfonie, der am ehesten dem von Khatschaturian beschriebenen Requiem-Charakter entspricht. Mit seinem unterschwelligen rhythmischen Puls weist er Züge eines Trauer - marsches auf, über den sich eine von armenischer Volksmusik gefärbte Melodie zunächst in den Bläsern, dann in den Strei-chern erstreckt. Khatschaturian selbst berichtete, dass er wäh-rend der Komposition des Andante die Gräueltaten der »Nazi-Monster« vor dem inneren Auge vorbeiziehen sah.

Bohrende Blechbläser-Fanfaren eröffnen den vierten Satz, der von vermeintlichen Jubelstürmen durchzogen ist. Die Musik steigert sich stetig, bis sie schließlich das erwähnte Glockenmotiv erreicht. Doch in die Triumphmusik mischen sich scharfe Dissonanzen. Kriegseuphorie klingt anders …

SIMON CHLOSTA

DIE MUSIK

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NAREK HAKHNAZARYAN VIOLONCELLO Als »Phänomen der Saison« bejubelte die Washington Post den Armenier Narek Hakhnazaryan, als er 2011 im Alter von 22 Jahren sowohl den Ersten Preis als auch die Goldmedaille beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb gewann. Dass aus dem einstigen Phänomen längst einer der herausragenden Cellisten seiner Generation geworden ist, hat er in den letzten Jahren bewiesen.

1988 in Jerewan geboren, studierte Hakhnazaryan am Moskauer Konserva-torium und wurde von Mstislav Rostropowitsch gefördert. Neben den Preisen beim Tschaikowsky-Wettbewerb erhielt er auch den Ersten Preis bei den Young Concert Artists International Auditions 2008.

Seither spielt Hakhnazaryan auf den großen Bühnen weltweit, darunter in der Carnegie Hall und im Lincoln Center New York, im Concertgebouw Amsterdam und der Londoner Wigmore Hall. Er konzertiert mit renommierten Orchestern wie dem London, dem Chicago und dem Baltimore Symphony Orchestra, dem hr-Sinfonieorchester und dem Konzerthausorchester Berlin und ist bereits mit Dirigenten wie Valery Gergiev, Paavo Järvi und Ingo Metzmacher aufgetreten. 2014 bis 2016 war er Künstler des BBC-Programms »New Generation Artist«. Zudem ist der Cellist Artist-in-Residence beim Malta Philharmonic Orchestra. Kürzlich erschien die erste CD seines Klaviertrios Z.E.N. mit Werken von Brahms und Dvořák.

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DIRIGENT SERGEY SMBATYAN

Der armenische Dirigent Sergey Smbatyan ist Gründer, Künst-lerischer Leiter und Chefdirigent des Armenian State Symphony Orchestra, ehemals State Youth Orchestra of Armenia. Das Sin-fonieorchester rief er im Alter von nur 18 Jahren ins Leben.

Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen Konzerte mit dem Sinfonieorchester des Mariinsky-Theaters in St. Peters-burg, der Moskauer Philharmonie, dem Deutschen Symphonie- Orchester Berlin, der Dresdner Philharmonie und der War-schauer Philharmonie. Im Seoul Arts Center trat er gemeinsam mit dem Hollywood-Schauspieler John Malkovich und dem Korean Chamber Orchestra auf. Die Zusammenarbeit mit diesem Orchester wurde später mit namhaften Solisten wie Pinchas Zukerman in Moskau, Boston und in der New Yorker Carnegie Hall weitergeführt. Darüber hinaus dirigierte Sergey Smbatyan das London Symphony Orchestra und trat auf Einla-dung von Prinz Charles bei einem Galakonzert mit dem eben-falls in London ansässigen Philharmonia Orchester im Schloss Windsor auf.

Höhepunkte der vergangenen Saison waren Auftritte in Abu Dhabi (mit dem Komponisten und Pianisten Stephan Moccio und den LGT Young Soloists) und den Münchner Symphonikern. Zudem trat er mit seinem Armenian State Symphony Orches-tra im Rahmen des Beethoven-Osterfestivals in Warschau auf.

2015 verlieh ihm die französische Kultusministerin den Titel »Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres«. Als leidenschaft-licher Unterstützer zeitgenössischer armenischer Musik ist Smbatyan Mitbegründer des Armenian Composers’ Art Festival und Gründer und künstlerischer Leiter des Khachaturian Inter-national Festivals.

DIE KÜNSTLER

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DIE KÜNSTLERDIE KÜNSTLER

Im Jahr 2005 als State Youth Orchestra of Armenia gegründet, versammelt das heutige Armenian State Symphony Orchestra talentierte Nachwuchsmusiker des Landes. Mit seinem Gründer, künstlerischen Leiter und Chefdirigenten Sergey Smbatyan ist es auf den großen nationalen und internationalen Bühnen zu Gast.

Neben Konzerten in so bedeutenden Häusern wie der Opera Garnier Paris, dem Konzerthaus Berlin oder dem Palais des Beaux-Arts in Brüssel tritt das Armenian State Symphony Orchestra regelmäßig bei internationalen Festivals wie dem Moskauer Osterfestival und dem Young Euro Classic in Berlin auf. Zudem gastierte es bereits bei Wettbewerben wie der Aram Khachaturian Inter-national Competition in Jerewan oder beim Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau.

In seiner noch jungen Geschichte hat das Ensemble bereits mit renommier-ten Dirigenten wie Valery Gergiev, Krzysztof Penderecki und Vadim Repin zusam-mengearbeitet. Beständig rufen die ambitionierten Musiker neue musikalische Projekte ins Leben, darunter das seit 2010 jährlich veranstaltete Armenian Com-posers’ Art Festival unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten Sersch

Sargsjan und seit 2013 das ebenfalls einmal im Jahr in Jerewan stattfindende Khachaturian International Festival. Auch die Reihe »Master Creates Masters«, in deren Rahmen regelmä-ßig weltbekannte Dirigenten wie Valery Gergiev und Zakhar Bron Meisterkurse leiten, hat das Orchester initiiert.

Das breitgefächerte Repertoire des Armenian State Sym-phony Orchestra reicht genreübergreifend von traditioneller bis hin zu zeitgenössischer Musik. Hörbar wird dies auch auf der 2011 veröffentlichten ersten CD des Orchesters Music is the Answer mit Werken von Tschaikowsky, Schostakowitsch und dem auch heute Abend gespielten armenischen Komponisten Eduard Hayrapetyan.

ARMENIAN STATE SYMPHONY ORCHESTRA

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BESETZUNG

VIOLINE IErik ManukyanSona Manukyan Rima MirzoyanLiana KhandkaryanVeronika VardpatrikyanAnzhela HovhannisyanEmma LalayanArevik MinasyanMonika MkhitaryanNune VardanyanJulfayan Meri Lusine Shahazizyan

VIOLINE IIAraks PoghosyanAni AdikyanLilit RushanyanAram AbrahamyanLusine HarutyunyanArusyak KarapetyanLuiza GhazaryanDavit GaboyanSasha AtanyanZhanna Hakobyan

VIOLARoza HayrapetyanArmen TorosyanMeri DolmazyanSose SedrakyanArevik KosyanAnahit MatevosyanAni YeghiazaryanLilit VardanyanDiana SrapyanNarek Asatryan

VIOLONCELLOAnush YavrumyanSipan ToroyanArevik GalyanRomina ZurabovaDavit PichikyanVarduhi MirzoyanArakel MaghakyanTaron Balyan

KONTRABASSLusine HayrapetyanSargis BalbabyanNune HayrapetyanHrant HarutyunyanAvetis NavasardyanLilit Dumanyan

FLÖTEGevorg AvetisyanRuzanna Tovmasyan Iren Pichikyan

OBOETigran VardanyanRobert AbramyanPoghos Barseghyan

KLARINETTEDavit GyulamiryanAvetik GhazaryanSergey AbrahamyanTelman Mkhoyan

FAGOTTNikolay PoghosyanVigen Harutyunyan

HORNArmen KaragyanArtyom VardyanArsen GrigoryanParuyr Sahakyan

TROMPETETigran AvagyanHayk GurgenyanTigran Harutyunyan

POSAUNEVahram DavtyanKarapet HarutyunyanTigran Hakobyan

TUBAHarutyun Hajinyan

PAUKE & SCHLAGWERKEduard PapoyanAzat GrigoryanArtashes PepanyanArman ArushanyanHarutyun Mkrtchyan

HARFEArpine Babayan

KLAVIERLilit Zakaryan

HÖHEPUNKT IM KONZERTKALENDER»Utopie« – dieses Motto hat sich das Internationale Musikfest Hamburg in seiner dritten Ausgabe auf die Fahne geschrieben. Mit insgesamt 61 Konzerten stellt das Festival wieder einen Höhepunkt im Kulturkalender dar. Es vereint die führenden Hamburger Orchester und hochklassige Gast-Ensembles und Solisten. Die Konzerte laden nicht nur in Elbphilharmonie und Laeiszhalle ein, sondern auch in weitere Hamburger Spielorte. Zur Eröffnung erklingt Beethovens »Missa solemnis«, dirigiert von NDR-Chef Thomas Hengelbrock. Ein besonderer Schwer-punkt ist Karlheinz Stockhausen (Foto) gewidmet, dem wohl größten Utopisten der modernen Musik.

27.4.–30.5.2018 | alle Konzerte unter www.musikfest-hamburg.de

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung:Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura EtspülerLektorat: Reinhard HellingGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISEduard Hayrapetyan (unbezeichnet); Aram Khatschaturian (Bibliothèque Nationale de France); Lilo Pulver in »Eins, Zwei, Drei« (United Artists); Khatschaturian, Prokofjew und Schostakowitsch (unbezeichnet); Narek Hakhnazaryan (Marco Borggreve); Sergey Smbatyan (Lusi Sargsyan); Armenian State Symphony Orchestra (unbezeichnet); Karlheinz Stockhausen (Jürgen Schwarz)

VORSCHAU

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAPJulius Bär

FÖRDERSTIFTUNGENKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens Stiftung

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRicolaRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergCommerzbank AGDG HYPGALENpharmaHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur VersicherungsgruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKRAVAG-VersicherungenM.M.Warburg & CO

ELBPHILHARMONIE CIRCLE

ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.

ES IST DAS BESONDERE, DAS WELLEN SCHLÄGT.

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